von Ragnos
6. Godrics Hollow
Harry saß gelangweilt auf einem Sofa bei Mrs. Figg und las eines ihrer Bücher über Katzen. Es war Sonntag nachmittag und vor wenigen Minuten hatte er mit dieser ihr Mittagessen gehabt. Sein Buch über Animagi hatte er schon längst fertig gelesen. Er wusste nun, dass er sich zunächst einen Trank brauen musste, der ihm seine möglichen Animagus-Formen zeigen würde. Dann musste er sich für eine von diesen entscheiden und so viel wie möglich über die Eigenschaften dieses Tieres in Erfahrung bringen. Doch dies wollte er, obwohl er alle Zutaten bis auf eine, die er aber leicht beschaffen konnte, weil es sich um ein Tropfen seines Blutes handelte, in seinem verkleinerten Koffer hatte, erst später machen, um nicht von Mrs. Figg dabei erwischt zu werden, da diese Sache je nach Anzahl der potenziellen Formen bis zu sechs Stunden dauern konnte.
Doch dann wurde er durch ein Räuspern von Mrs. Figg aus seinen Gedanken geschreckt, die er gehabt hatte, während er bei dem Buch immer wieder an einer Zeile hängen geblieben war, ohne sich darauf konzentrieren zu können. "Hey, Harry, ich muss mal weg, ich bin mit einer Freundin zum Kaffee verabredet. Ich bin aber pünktlich zum Abendessen wieder da. Ich hoffe du kommst in dieser Zeit allein zurecht. Und stell mir ja nichts an!" Sagte diese daraufhin zu ihm, doch er wusste, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn diese 'Freundin' war in Wirklichkeit ein alter 'Schachspieler', der auf den Namen Albus Dumbledore hörte, denn so nannte Harry diesen immer, nachdem er erfahren hatte, dass dieser ihn wie eine Schachfigur hatte opfern wollen. Mrs. Figg sollte heute ihren wöchendlichen Bericht bei ihm abgeben. Harry erinnerte sich noch genau, wie es in seiner alten Zeitlinie gewesen war, als sich Mrs. Figg an diesem Sonntag von ihm verabschiedet hatte. Er hatte nichts zu tun gehabt und hatte daher den ganzen Tag über ein für ihn nicht wirklich interessantes Buch von Mrs. Figg gelesen. "Klar, kein Problem, Mrs. Figg, ich habe ja hier noch eine Lektüre." Antwortete er ihr, wobei er das Buch, das er in den Händen hatte, hoch hielt. "Also, dann bis später, Harry, und würdest du, bitte, den Katzen um 17 Uhr ihr Futter geben?" "Geht klar, Mrs. Figg!" "Also, tschüß, bis heute Abend" Sagte Mrs. Figg, während sie die Haustür öffnete. "Tschüß, viel Spass, Mrs. Figg!" Antwortete Harry ihr. Mit einem 'Danke, Harry, bis später." Schloss sie hinter sich die Tür. Harry, der diese Chance nutzen wollte, stand daraufhin auf, um ihr nach zu sehen. Als sie um die nächste Ecke war, zog er seinen Zauberstab, um wieder zu Heinrich Pauker zu werden. Als er fertig damit war, disapparierte er lautloser als jeder andere. Dies hatte er unter Snapes Anweisungen geübt und zur Perfektion getrieben, da es vorteilhaft war, nicht sofort durch die Apperation aufzufallen.
Harry erschien in einem Wald, der sich ganz in der Nähe von Godrics Hollow befand, denn er suchte nach dem Horcrux, den Voldemort aus dem Becher von Helga Huffelpuff gemacht hatte, nachdem er James Potter, Harrys Vater, ermordet hatte. In seiner alten Zeitlinie hatte sich dieser in dem Verlies von Bellatrix Lestrange bei Gringotts befunden. Doch Voldemort hatte diesen erst nach seiner Wiederauferstehung dort hinbringen lassen, nachdem er ihn aus dem Haus der Potters in Godrics Hollow geholt hatte, wo er ihn nebst seinem Zauberstab veloren hatte, weil er von dort hatte fliehen müssen, als er durch den von Harry zurückgeworfene Avada-Fluch aus seinem Körper gerissen war. Doch zunächst wollte er das Grab seiner Eltern besuchen, denn er hatte es bisher nur einmal in seiner alten Zeitlinie besucht.
Also verließ er den Wald und ging auf das östliche Dorfende zu, wo sich, wie er wusste, der örtliche Friedhof befand. Nach einem zehn minütigen Marsch hatte er diesen erreicht und öffnete das rostige Gatter, welches den Eingang verschloß. Da Harry von seinem letzten Besuch noch genau wusste, wo er das Grab zu suchen hatte, fand er dieses sehr schnell. Das Grab war mit Unkraut überwuchert, da sich in den letzten Jahren niemand um das Grab gekümmert hatte. Dennoch konnte Harry an dem Grab eine Schrift lesen: 'Hier ruhen Lily und James Potter, liebevolle Eltern und wahre Freunde, gestorben im Kampf für eine bessere Welt, verraten von einem Freund'. Nachdem er sich umgesehen hatte, holte er, da er niemanden entdecken konnte, seinen Zauberstab hervor und zauberte sich mit diesem zwei Blumensträuße herbei, einen mit Lilien für seine Mutter und einen mit Tulpen für seinen Vater. Er kniete sich vor das Grab und legte die Lilien auf die rechte Seite und die Tulpen auf die linke Seite. Danach wurde er von seinen Gefühlen übermannt: Sich auf alle Viere gestützt schluchzte er leise vor sich hin. Er wusste später nicht mehr, wie lange er so da gesessen und geweint hatte. Waren es nur Sekunden oder waren es Stunden gewesen? Zeit spielte für ihn in diesem Moment einfach keine Rolle. Hier war er einfach nur Kind, wiedervereint mit seiner Familie. Leise sprach er hier mit seinen Eltern, und fühlte sich so nicht mehr ganz so allein, auch wenn ihm seine Eltern nicht antworten konnte. Er redete sich seinen ganzen Frust, seine ganze Enttäuschung über Personen wie Dumbledore und seine ganze Trauer über den Verlust seiner Eltern, aber auch von seiner Liebe, Ginny, von der Seele. Langsam beruhigte er sich wieder und hörte auf zu schluchzen. Nach seiner Uhr war etwa eine viertel Stunde vergangen, seit er den Friedhof betreten hatte, es war also ca. 15 Uhr. Da er ja noch den Horcrux holen wollte, stand er auf, legte seine rechte Hand auf den Grabstein und sprach mit tiefsten Ernst: "Vater, Mutter, euer Tod wird nicht umsonst sein. Ich werde eueren Kampf fortsetzen und Voldemort töten. Dann ist der Mord an euch gerecht und eure Seelen können dann endlich ihren Frieden finden. Das schwöre ich euch hier an euerem Grab!" Nachdem er das gesagt hatte, wandte er sich von dem Grab ab und verließ den Friedhof.
Dann lief Harry also zu dem Ort, wo seine Eltern ermordet worden waren. Er begenete niemandem, da die meisten gerade ihre Teezeit abhielten. Als er bei dem Haus seiner Eltern ankam, holte er seinen verkleinerten Koffer hervor, vergrößerte ihn und holte seine Drachenlederhandschuhe daraus hervor. Er bezweifelte zwar, dass Voldemort dazu gekommen war, den Becher mit einem gefährlichen Fluch zu belegen, der zum Schutz des Horcrux dienen sollte, aber er wollte sicher gehen, da er wusste, dass die Zukunft der ganzen Zaubererwelt und sogar der Muggel-Welt in seinen Händen lag, und er mit seinem Plan nicht scheitern durfte. In dem Haus herrschte das reinste Chaos, denn der zurückgeworfene Avada-Fluch hatte eine kräftige Explosion ausgelöst, die nicht nur die eine Seite Harrys ehemaligen Babyzimmers völlig zerstört hatte, sondern auch sämtliche Dinge in der näheren Umgebung dieses Zimmers, die nicht so schwer waren oder nicht irgendwo befestigt waren, auf dem Boden verteilt hatte. Auch in dem Wohnzimmer lagen Trümmer auf dem Boden, die von der Haustür stammten, die Voldemort mit einem Bombardia-Zauber aus den Angel gesprengt hatte, um gewaltsam in das Haus ein zu dringen. Nachdem er die Handschuhe angezogen hatte, ging er auf die Suche nach dem Becher. Zunächst suchte er das chaotische Wohnzimmer ab, denn er wusste durch seine Visionen, die er hatte, wenn er Dementoren ausgesetzt war, dass dort sein Vater durch Voldemort ermordert worden war, und er dachte, dass Voldemort vielleicht nach der Herstellung des Horcrux diesen dort irgendwo hinterlegt hatte, damit er bei seiner weiteren Handlung nicht störte. Doch als dort die Suche vergeblich war, wusste Harry, dass Voldemort den Becher nicht hatte liegen lassen wollen, sondern ihn mit nach oben in sein Babyzimmer mitgenommen hatte, weil er für ihn zu wichtig war. Als stieg Harry hoch in das erste Obergeschoß, wo sich sein Babyzimmer befand. Auch hier fand er den Becher zunächst nicht, da hier das Chaos am größten war. Doch schließlich fand er diesen nach einer langen und mühsamen Suche in dem fast ganz zerstörten Raum. Er war Voldemort damals aus den Händen gefallen, als er von dem reflektierten Fluch getroffen wurde, und unter den Kleiderschrank, der sich in Harrys ehemaligen Babyzimmer befand, gerollt. Auf allen Vieren kriechend hatte er ihn letzt endlich gefunden, ihn unter dem Schrank hervorgezogen und ihn in eine extra dafür mitgebrachte Plastiktüte gepackt, die er danach in seinem Koffer verstaute, den er dann wieder verkleinert in seine Hosentasche stopfte.
Natürlich hätte er ihn auch schon vor Ort zerstören können, denn er hatte den Zauber, der Dämonenfeuer entstehen lies, welches den Horcrux neben dem Gift des Basilisken zerstören konnte, aus der Black'schen Bibliothek gelernt. Doch dies wäre mit Sicherheit das Ende seines schon halb zerstörten Elternhauses gewesen und das wollte er nicht. Also stellte er erstmal ein Duplikat her, welches er statt dem wirklichen Horcrux unter den Schrank legte, damit, falls Voldemort gegen Harrys Wissen auch in seinem jetzigen Zustand den Ort seiner Niederlage heimlich besuchte, um zu überprüfen, ob sein Horcrux und auch sein Zauberstab noch dort lag, wo er ihn verloren hatte, dieser nicht merkte, dass sein Horcrux nicht mehr da war. Dadurch konnte Voldemort nämlich auf die für ihn unmögliche Idee kommen, dass es jemanden gab, der über seine Horcruxe Bescheid wusste und begonnen hatte diese zu suchen und zu zerstören. Als Reaktion darauf, befürchtete Harry nämlich, würde Voldemort wahrscheinlich auch noch nach seinen anderen Horcruxen gucken, um sicher zu gehen, dass derjenige, der seinen Horcrux mitgenommen hatte, nicht sein Geheimnis oder zumindest nicht sein ganzes Geheimnis kannte. Wenn er dies tun würde, würde er in der Höhle das falsche Armulett von Slytherin und damit die Nachricht von Regulus finden, und das wollte Harry auf jeden Fall verhindern, da Voldemort dadurch dazu verleitet werden könnte, neben der Schlange noch weitere Horcruxe zu produzieren.
Nachdem Harry seine Suche nach dem Horcrux so erfolgreich beendet hatte und diesen dann sicher verstaut hatte, holte er per Accio-Zauber die Dinge herbei, die er bei seiner Suche gefunden hatte und als Andenken an seine Familie mitnehmen wollte. Darunter waren viele Bilder seiner Eltern und deren Freunde; es waren teils Zauberbilder, auf denen sich die Menschen bewegten, aber auch teils Muggel-Fotos. Bei allen Bildern, auf denen auch Peter Pettigrew drauf zu sehen war, riss er diesen von dem Rest des Fotos weg und verbrannte den Teil des Fotos. Unter den Fotos gab es auch eines, auf dem seine Eltern waren, die seinem jüngeren Ich dabei zusahen, wie er auf einem Übungsbesen für Kinder immer wieder durch das Bild rauschte. Dieses steckte er in seine Hosentasche, da er es immer bei sich tragen wollte. Es sollte ihn nämlich immer daran erinnern, welches Leben er gehabt hätte, wenn Pettigrew nicht seine Eltern an Voldemort verraten hatte und dieser ihm seine Familie genommen hatte. Neben den Bilder fand er auch noch einen unabgeschickten Brief an Albus Dumbledore, den Harry in einem Tresor, den seine Eltern auf eine Initiative von Harrys Mutter Lily durch Muggeltechnik im Wohnzimmer hinter einem Bild versteckt angebracht hatten und den Harry durch Zufall bei seinem Besuch in seiner alten Zeitlinie gefunden hatte, fand. In diesem stand, dass sie sich im letzten Augenblick auf Sirius Rat für einen Wechsel des Geheimniswahrers entschieden hätten und nun Peter Pettigrew dazu gemacht hätten, weil Sirius für Voldemort als erste Wahl gelte und er als Ablenkung dienen könnte. Auch diesen Brief steckte er ein, denn er würde ihm bestimmt bei der Befreiung von Sirius aus Askaban sehr hilfreich sein. Aber er würde ihm sicher auch dabei helfen, Regulus von dessen Unschuld zu überzeugen.
Als Harry alle Sachen, die er mitnehmen wollte, verstaut hatte, war es schon kurz vor 17 Uhr und er musste sich beeilen. Da er dieses Mal erwartete, jemandem auf der Straße zu begegnen, hatte er schon zuvor seinen Tarnumhang hervorgeholt. Nun zog er ihn über und rannte zu dem Wald zurück, in dem er angekommen war. Dort nahm er den Umhang ab, verstaute ihn wieder und disapperierte zu Mrs. Figgs Wohnung zurück. Gerade noch rechtzeitig war er dort angekommen, denn kaum hatte er den Katzen ihr Futter hingestellt und es sich auf dem Sofa mit einem Buch bequem gemacht, öffnete sich auch schon die Wohnungstür und Mrs. Figg betrat das Haus. "Hallo, Harry, ich bin wieder da!" Rief sie durchs Haus, kaum dass sie die Türe hinter sich geschlossen hatte. Als sie das Wohnzimmer, in dem sich Harry befand, betrat, fragte sie ihn: "Na, hast du die Katzen schon gefüttert?" "Aber, klar doch, Mrs. Figg. Und sie hatten einen schönen Tag mit ihrer Freundin?" Antwortete Harry ihr. Sie erwiederte: "Ja, war super. Und bei dir?" Harry bejahte diese Frage, und dann aßen sie gemeinsam ihr Abendessen.
Der Rest von Harrys Zeit bei Mrs. Figg war ohne weitere Ereignisse. Sie langweilte ihn nur weiterhin mit ihren Geschichten über ihre Katzen. Aber nachts überlegte Harry, was er in der nächsten Zeit machen sollte. Sollte er Dudley einen kleinen gemeinen Sreich spielen, wenn die Dursleys zurüch wären? Oder sollte er die Dursleys sogar unter den Imperius setzen, damit sie ihn in Ruhe ließen und ihm auch genug Nahrung gaben? Nun, da die Spur weg war, konnte niemand aus dem Ministerium etwas davon mitbekommen. Oder sollte er vielleicht Hermine einen Besuch abstatten, bevor sie nach Hogwartskamen? Sollte er sie auf den Kampf vorbereiten und auch auf Dumbledores Manipulationsversuche?
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