von Ron-la-Mione
Es waren bereits einige Tage vergangen, in denen sich Harry, Ron und Hermine umgesehen hatten, und herausgefunden, wo sie waren. Hermine lag bereits seit Stunden in ihrem Bett, neben Ron, und starrte an die weiß bestrichene Zimmerdecke, die voller Weben war. Ihre Finger glitten immerzu über Rons Hand, spielten mit seinen oder kitzelten ihn sanft in der Innenseite. Der Rotschopf bekam von all dem nichts mit und schlief einfach nur ruhig und selig, wie ein kleines Kind nach einem langen, anstrengendem Tag, doch statt des Tages hatten sie eine lange Nacht hinter sich. Albträume und Erinnerungsszenen von ihrer Ankunft in diesem kleinen Dorf, plagten Hermine und zerfraßen ihre Vernunft. Es grenzte bereits an Wahnsinn, denn hatte sie sich nur schwermütig unter Kontrolle. Immer zu versteckte sie die Tränen, hielt sie zurück, doch ihre Gedanken kreisten um das, was ihr angetan wurde. Immer zu schluckte sie schwer, saß ihr ein unzerbrechlicher Kloß im Hals, der schmerzte, und ihr die Tränen in die Augen trieb. Ron und Harry gingen des Öfteren auf sie ein, doch schwieg sie. Schwieg, als würde sie dafür getötet, wenn sie etwas verraten würde. Schwieg, als würde ihr Leben davon abhängen. Schwieg, weil sie nicht wusste, ob sie noch jemanden vertrauen konnte. Bei Rons Bewegungen, Berührungen und besorgtem Dasein, wurde Hermine unruhiger. Alles erinnerte sie an diese Typen, die ihr so weh taten, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Leise schnarchte der Rotschopf, und die junge Hexe zuckte leicht zusammen. Dann stieß sie die Decke mit den Füßen von sich und setzte sich auf. Ihr Blick fiel auf Ron und haftete eine Weile an seinen Lippen. Schmerzen durchzogen Hermines Glieder. Schmerzen, die man nicht vermeiden konnte. Wunden, die schmerzten... Wunden, die man nicht heilen konnte. Schließlich schüttelte sie sich und stieg aus dem Bett.
Nach Dem Frühstück waren sie gleich aufgebrochen, um noch rechtzeitig zum Grimmauldplatz zu kommen. "Harry, was machen wir denn mit ihr? Wenn sie sich weiterhin weigert was zu essen, wird sie noch von ihren Knochen fallen, und wenn sie sich weiterhin weigert, uns was zu erzählen, zerbrech ich noch daran! Nicht nur aus Neugier, sondern auch aus Sorge.", murmelte Ron seinem besten Freund zu, der verständlich nickte, und der vorangehenden Hermine auf den Rücken starrte. Sie hatte eine sehr merkwürdige Haltung: Nicht mehr gerade und aufrecht, sondern eingeknickt und unaufrichtig. Was ist nur mit ihr passiert? Harry fuhr sich übers Kinn, wo einige Bartstoppeln zu wachsen begannen.
Er überlegte und grübelte. Hermine war immer wie eine Schwester für ihn gewesen, und diesen Anblick konnte er einfach nicht ertragen. Schon immer hatte er einen Helfersyndrom bei ihr verspürt, der nun stärker denn je war. Als sie an einem sicheren Ort ankamen, erfassten sie erneut einander die Hände und disapparierten. Zu ihrem Glück, kamen sie nur wenige Meter vom Grimmauldplatz entfernt an. Hastig liefen sie auf die Mauern von Nummer 11 und Nummer 13 zu, und warteten ab. Die Wände schoben sich zurück und bildeten den Eingang zu Nummer 12.
Kreacher verbeugte sich vor Harry, Ron und Hermine und geleitete sie ihn die Küche. Sie setzten sich an den Tisch und zauberten sich Brot und einige Beläge aus den Vorratsschränken herbei und begannen zu essen, nur Hermine nicht. Sie war kreidebleich im Gesicht, ihre Finger trommelten nervös auf der Tischplatte rum, ihr Bein, dass über ihr linkes geschwungen war, wippte leicht umher. Die Augen Hermines, leuchteten in einem Nussbraun auf, und trugen einige Gelbpikmente in sich. Im Allgemeinen, würde man sie für tot erklären, ohne jegliches Wissen darüber, warum sie noch am Tisch saß und ins Leere starrte.
Ron, der gerade in sein Marmeladenbrot biss, schluckte nur schwer und legte den Kopf schief. Schaudernd musterte er seine Freundin, natürlich auch voller Besorgnis darüber, warum sie einer Leiche auf bewundernswerte Art so ähnelte. "Hermine? Hey? Hallo Hermine? Hermine Granger?!", Ron fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. "Hä? Was?", die junge Hexe schreckte zusammen und sah Ron irritiert an. "Alles klar bei dir? Du isst nichts. Ach man, Hermine, wir wollen endlich wissen was passiert ist. Du isst nichts, du schläfst kaum, du redest nicht mit uns und bist zur Zeit total depressiv drauf. Sag bitte was los ist. Du weißt genau, dass du uns vertrauen kannst! Hermine?", noch immer sah Ron sie besorgt an. "Nein, das weiß ich nicht! Ich weiß nicht ob ich euch vertrauen kann. Ich weiß nicht, was gut oder böse ist, richtig oder falsch oder wem ich trauen kann. Nichts von alldem, weiß ich noch. Ich will nur, dass ihr mich in Ruhe lasst!", in ihren Augen hatten sich Tränen angesammelt, die sich zu einer großen vereint hatten, und nun ihre Wange herab glitten.
Schuldbewusst legte Ron einen Arm um sie und zog sie zu sich. Vorerst drückte Hermine sich etwas von ihm weg, doch ließ sie seinen Trost zu und kuschelte sich schluchzend an ihn. "Hermine? Bitte sag endlich was los ist. Ich komme um vor Sorge.", drängte er mit sanfter Stimme, doch das war Hermine zu viel. Abrupt schob sie Ron von sich weg und wollte aufstehen, doch gerade als sie stand, hielt der Rotschopf sie am Handgelenk fest. "Bitte erzähl es mir, Hermine!" - "Warum?", fauchte Hermine giftig. "Weil... Hermine...", Ron sah sie traurig an, doch geduldig wartete sie auf seine Antwort. Ron holte tief Luft und sagte zittrig: "Weil ich dich liebe!"
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