von Quendolin
Es war irgendwann in tiefster Nacht. Harry, Ron und Hermine hatten die Hölle durchgemacht. Es war nur wenige Stunden her, das sie von Todessern überwältigt und nach Malfoy Manor gebracht worden waren. Dort geschah schließlich das, wovor Ron schon die gesamte Zeit über, während ihrer doch sehr risikoreichen Jagd nach den Horkruxen Angst hatte. Sie hatten sich Hermine geschnappt und gequält. Bellatrix LeStrange hatte versucht etwas aus ihr heraus zu bekommen und sie immer und immer wieder mit dem Crutiatus-Fluch belegt. Noch immer hallten ihre Schreie in Rons Ohren. Sie waren auch der Grund, warum er nun weit nach Mitternacht in der dunklen Küche von Bill und Fleur saß. Er konnte nicht schlafen. Wie auch? Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, hörte er Hermines qualvolle Schreie. Er konnte es nicht ertragen. Immer hatte er versucht, sie zu beschützen, doch dieses eine Mal konnte er nichts machen. Sie hatten ihn und Harry in den Keller gesperrt, alles was ihm blieb, war hilflos mit anzuhören, wie Hermine litt. Genau in diesem Moment der Hilflosigkeit, spürte er es am deutlichsten, das was sich bereits Wochen und Monate vorher angedeutet hatte, er liebte Hermine. Die physischen Schmerzen, die sie durch diese Schlange LeStrange erfahren musste, teilte Ron psychisch. Er litt wie ein Tier, nichts machen zu können. Er stand sprichwörtlich Kopf, er konnte keinen klaren Gedanken fassen, so hatte er sogar versucht, ohne Zauberstab zu apparieren. Wie lächerlich - eigentlich. Doch dieses unsagbar starke Gefühl, welches sich in ihm aufbäumte, durch jeden Schrei größer und größer zu werden, förmlich aus ihm heraus zu brechen schien, ließ ihn einfach auf solche Ideen kommen. Nachdem ihm bewusst wurde, das es keine schnelle Lösung für sein Problem gab, ihn die Erkenntnis mit der Kraft einer Abrissbirne traf, schien sein Herz zu brechen. Er konnte nichts tun, er war völlig hilflos und Hermine ganz auf sich gestellt. Auch jetzt Stunden später, lastete dieser Gedanke unsagbar schwer auf seinen Schultern. Ihm war klar, das er nicht der Schuldige war, schließlich waren es die Todesser, allen voran Bellatrix Lestrange, die sich einen Spaß daraus machten, Hermine zu quälen. Doch hatte er sich immer geschworen auf seine beste Freundin auf zu passen. Ihr zu helfen, wo er nur konnte. Nachdem er sie bereits zuvor schäbig im Stich gelassen hatte (wobei ein gewissen Horkrux nicht ganz unschuldig daran war), wollte er einen solchen Fehler nie wieder begehen. Und doch war es geschehen. Ron rieb sich die bereits brennenden Augen. Er war müde, doch traute er sich nicht sich hinzulegen, viel zu groß war die Angst, wieder und wieder ihre Schreie zu hören. Auch wenn er wusste, das sie nun sicher oben im Gästezimmer von Bill und Fleur lag. Es machte keinen Unterschied. Er stützte sein Kinn in beide Hände und starrte in die Dunkelheit. Es waren noch Stunden, bis die Sonne aufging. Ron wusste zwar nicht wie, doch musste er diese Zeit irgendwie rumkriegen. Immer an Hermines Leid zu denken, machte es ihm nicht wirklich leichter. Er hasste sich dafür, diese Gedanken nicht verdrängen zu können. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht. Irgendwie empfand er es als gerechte Strafe, das sie ihn nun quälten, wie die Todesser es mit Hermine machten, weil er ihr nicht helfen konnte. Klar, war es völliger Unsinn, doch konnte er nicht anders. Langsam bahnte sich eine Träne ihren Weg über seine Wange. Mit dem Ärmel seines T-Shirts wischte er diese weg und seufzte laut. Wie sollte er nur über all das hinweg kommen? Er hatte das Gefühl, Hermines Schreie für immer und ewig im Ohr zu haben, nie würde er das Vorgefallene im Malfoy Manor vergessen, dessen war er sich sicher.
Unbemerkt von Ron war eine weitere Person diese Nacht auf den Beinen. Hermine war nach einem fürchterlichen Alptraum schweißgebadet aufgewacht und in ihre Decke gehüllt nach unten gegangen. Sie hoffte durch eine Erfrischung aus der Küche, wieder in den Schlaf zurück zu finden. Doch als sie die Treppe leise hinab gestiegen war, hörte sie Geräusche, eben aus diesem Raum. Sie stellte sich an die offen stehende Tür und blickte durch den schmalen Spalt. Nur durch den Mond erhellt, konnte Hermine nicht viel erkennen. Nach einiger Zeit, in der sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war sie sich sicher, das es nur Ron sein konnte. Ein kurzen Moment überlegte Hermine, ob sie einfach in die Küche gehen sollte, doch dann vernahm sie weitere Schritte auf der Treppe. Schnell, so gut es ihre körperliche Verfassung zu ließ, schlüpfte sie um die nächste Ecke und stand nun in völliger Dunkelheit. Die Schritte bahnten sich ihren Weg in die Küche. Die Person knipste das Licht an und ließ einen lauten Schnaufer hören.
"Mensch, Ronald, du kannst doch nicht einfach hier im Dunkeln sitzen. Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen."
"`Tschuldige", murmelte Ron, ohne jedoch aufzublicken.
Bill, Rons ältester Bruder, setzte sich neben ihn und blickte neugierig, jedoch auch besorgt auf das Häufchen Elend, das vor ihm saß.
"Kannst nicht schlafen, was?"
Ron schüttelte nur seinen Kopf.
"Hey, du weißt ganz genau, das du mit mir über alles sprechen kannst. Vielleicht geht es dir ja dann besser." Aufmunternd stieß Bill seinen Bruder am Arm.
Ron, immer noch den Blick gesenkt, reagierte zunächst nicht. Doch Bill war klug genug, ihn nicht weiter zu drängen, so saßen die beiden still und vor sich hinblickend in der nun hell erleuchtenden Küche. Nach einigen Minuten räusperte sich Ron schließlich und begann mit belegter Stimme zu sprechen.
"Ich höre sie immer schreien." Weiter sagte er nichts.
Bill nickte nur stumm mit seinem Kopf, obwohl Ron immer noch auf den Küchentisch starrte.
"Kaum schließe ich meine Augen, hallen sie durch meinen Kopf. Laut und qualvoll. Es ist nicht zum Aushalten." Endlich blickte er auf, starrte jedoch stur gerade aus. Bill konnte deutlich gerötete Augen erkennen. Das Ganze musste Ron höllisch nah gegangen sein. Obwohl sein eigener Bruder, war Ron in dem Tumult, nach Harrys, Hermines und seiner Ankunft in Shell Cottage irgendwie untergegangen. Zunächst musste Hermine versorgt werden, dann Dobby... Nach Rons Befinden hatte Bill eigentlich nie richtig gefragt. Er schien sehr stark, kümmerte sich um alle, vor allem um Hermine.
"Es muss furchtbar gewesen sein. So etwas verdaut man nicht einfach von heut auf morgen. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis du die ganze Sache verarbeitet hast. "
"Lange halt ich das aber nicht aus. Ich will nicht immer wieder ihre Schreie hören. Es war so... so." Ron brach ab, er wusste kein Wort, welches seine Schmerzen und Qualen in diesem Moment hätte genau beschrieben.
"Ich weiß, Ron. Ich kann es mir zumindest denken. Hermine ist jetzt aber in Sicherheit. Sie liegt oben und erholt sich sehr gut. Das sollte dir Kraft geben."
"Tut es aber nicht." Ron reagierte trotzig. Er saß mittlerweile über vier Stunden hier und war sehr wohl von ganz allein darauf gekommen, das alles gut gegangen war, was zu mindestens Hermine betraf und doch... Im schwersten Moment ihres Lebens konnte er ihr nicht helfen und das machte ihn wütend. Vor allem auf sich selbst. Doch wie sollte das sein Bruder auch verstehen? Er war nicht dabei gewesen, er hatte die Schreie nicht gehört.
"Weißt du wie ich mich gefühlt hab, als ich nichts für sie tun konnte? Ich bin bald gestorben, allein bei ihrer Folter zuhören zu müssen und ihr nicht helfen zu können. Bill, ich konnte nichts machen. Sie haben sie weggenommen und mich eingesperrt. Ihr sollte nie was passieren. Wie kann ich mir denn selbst noch ins Gesicht schauen? Ich hab versagt, ich konnte sie nicht beschützen, ich..." Die letzen Worte gingen in einem unterdrückten Schluchzen unter. Schnell wand Ron seinen Blick wieder nach unten. Er war nicht der Typ, der weinte, schon gar nicht vor anderen, auch wenn Bill ihm so nah stand.
Sein Bruder rückte mit seinem Stuhl näher und legte seinen Arm um Rons Schultern.
"Ron, du bist nicht Schuld an dem Ganzen. Du brauchst dir doch keine Vorwürfe zu machen. Du hast sie hier her geholt und sie lebt. Das ist, was zählt. Klar, die nächste Zeit wird es schwer werden, für euch alle drei, ihr habt so viel durchlebt, wie andere in ihrem gesamten Leben nicht. Doch es wird besser werden, das verspreche ich dir. Mach das, was du schon immer gemacht hast, kümmere dich um sie, hilf ihr durch diese schwere Zeit, das sind deine Aufgaben als Freund."
"Sie lässt sich doch gar nicht helfen. Sie pocht immer darauf, alles allein machen zu können. Wie soll ich mich denn da einbringen? Ich wette, sie steht zum Frühstück wieder auf der Matte, und tut so, als wäre alles in Ordnung, auch wenn sie Schmerzen hat. Und gerade da, wo ich ihr hätte helfen können, konnte ich es nicht." Ron blickte hilfesuchend zu seinem Bruder.
"Da mach dir mal keine Sorgen. Wenn sie Hilfe braucht, dann stehst du bereit, darauf kommt es an und das wird sie dir hoch anrechnen, glaub es mir." Bill konnte nur schwer einen herzhaften Gähner unterdrücken.
"Ich glaub, ich geh wieder zurück zu Fleur, sonst macht sie sich noch Sorgen. Du kommst klar?"
Ron nickte unmerklich. "Ich denke schon. Danke." Ein recht schmales Lächeln verzog seine Lippen, doch es verschwand so schnell, wie es gekommen war. Bill klopfte seinem Bruder ein letztes Mal auf die Schulter und verließ dann, das Licht noch löschend, die Küche. Ron stützte wieder sein Kinn in beide Hände und starrte gerade aus.
Hermine stand völlig regungslos in ihrer kleinen Nische. Tränen rannen stumm über ihre Wangen. Sie schüttelte stetig ihren Kopf. Das es Ron so nah gegangen war, das hätte sie nicht vermutet. Er wirkte immer so stark... Wenn sie nicht unfreiwillig gelauscht hätte, wären ihr seine Gefühle wahrscheinlich ewig verborgen geblieben. Ron war nicht gerade der Gesprächigste, wenn es darum ging. Das er so gelitten hatte, als sie... Nur schwerlich konnte sie einen Schluchzer runterschlucken, sie wollte sich jetzt auf keinen Fall verraten.
"Oh Ron." Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, was ein völlig unsinniges Unterfangen war, da bereits die nächsten aus ihren Augen quollen. Wie konnte er sich nur die Schuld an ihrer Misere geben? Er war doch der letzte, der ihr je etwas schlimmes wollte. Und gerade die Person, die ihr in den letzten Stunden den meisten Halt gegeben hatte, durch ihre Stärke, durch ihre bloße Anwesenheit, saß nun völlig fertig und gebrochen im Raum nebenan. Er fühlte sich hilflos. Für einen kurzen Moment lächelte sie sanft. Wie genau er sie kannte. Natürlich wäre sie heute früh aufgestanden und trotz Schmerzen mit gestrafften Schultern in die Küche gelaufen. Es war nicht ihre Art Schwäche zu zeigen. Sie hatte sich seit jeher bei Jungs durchsetzen, gegen das Böse kämpfen müssen, da konnte sie sich Schwäche nicht leisten. Und nun, musste sie hören, das gerade ihre Sturheit und Verbissenheit ihm so zu schaffen machte. Genau in diesem Moment fühlte sie eine Verbundenheit, ein Gefühl der tiefen Zuneigung für den Jungen, der sich nichts mehr wünschte, als ihr Wohlbefinden und der sich so sehr strafte, dafür, das er ihr dieses nicht sichern konnte. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt, ihre so schon wackligen Knie, schienen gleich einzuknicken. Nie hatte sie so für Ron empfunden, wie sie es nun tat. Ein Gefühl der Liebe durchfuhr sie, das bereits seit einiger Zeit in ihr schlummerte, doch nun bereit war, sich zu offenbaren. Wieso hatte er nicht schon vorher gesagt, was ihn so quält? Gewiss aus demselben Grund, wie sie nie zugeben könnte, vor Schmerzen kaum Laufen und des nachts vor Alpträumen nicht schlafen zu können. Leise lauschte sie noch einige Minuten nach nebenan, dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Treppe und hinauf in ihr Zimmer.
Am nächsten Morgen wachte Hermine relative früh auf. Trotzdem sie noch lange wach gelegen hatte, war sie wieder in einen tiefen Schlaf gefallen. Doch nun konnte sie nicht mehr liegen. Ihr Rücken schmerzte höllisch. Sobald sie ihre Arme und Beine bewegte, durchzuckte es sie, das sie die nächste Minute ganz ruhig verharrte. Was sollte das nur für ein Tag werden? Langsam und recht vorsichtig erhob sie sich und zog sich den geliehenen Morgenmantel von Fleur über. Dann ging sie gebrechlich wie eine alte Frau zum nahe stehenden Stuhl und kramte in ihrem Umhang. Irgendwo müsste doch ihre Perlentasche sein? Endlich fühlte sie sie und zog sie heraus. Darin herumwühlend, fand sie, wonach sie suchte und stand schließlich in frischen Jeans und Pullover mitten im Raum. Obwohl die ganze Prozedur nur wenige Minuten gebraucht hatte, fühlte sich Hermine, als hätte sie ein ganzes Beet umgegraben. Schwankend suchte sie sich ihren Weg zum Bett, um darauf kurz zu verschnaufen. Plötzlich klopfte jemand an ihrer Tür.
"Hermine, kann ich reinkommen?", drang Rons vorsichtige Stimme von draußen. Zunächst wollte Hermine ihm entgegen laufen, und selbst die Tür öffnen, doch nachdem schon die kleinste Bewegung schmerzte, rief sie ihn herein.
Ron stand bleicher als sonst vor ihr. Er schien die restliche Nacht nicht mehr geschlafen zu haben. Wieder bildete sich ein Kloß in Hermines Hals.
"Wie geht es dir?" Ron kam langsam auf sie zugelaufen. Sie hatte bereits ihren Mund geöffnet, um wie immer `gut` zu sagen, doch dieses eine Mal schluckte sie ihren Stolz herunter und seufzte nur merklich.
"So schlecht?" Ron erschrak. "Dann leg dich besser wieder hin. Ich kann dir etwas zum Frühstück hoch holen, wenn du willst."
"Nein nein. Ich möchte und kann auch nicht die ganze Zeit liegen. Ich komm mit runter. Wenn du mir helfen könntest?" Sie reichte ihm ihren Arm und lächelte ihn zaghaft an. Deutlich war in seinem Gesicht eine Entspannung zu bemerken. Er lächelte zurück und griff nach ihrer Hand. Vorsichtig zog er sie auf die Beine und führte sie langsam aber sicher in die Küche. Dort angekommen, stand nur noch Fleur am Herd und rührte, mit dem Zauberstab in der Luft schwenkend, das Ei in der Pfanne um.
"Ahh, `Ermine, schön disch zu sehn. Wie geht es dir. Isch hoffe, du hast etwas Appetit." Fleur nahm die Pfanne vom Herd und stellte sie inmitten auf den kleinen hölzernen Küchentisch. Ron geleitete Hermine zu einem Stuhl und nahm ihr gegenüber Platz.
"Danke, Fleur." Erwiderte Hermine, sich den Teller füllend. Während des Essens, blickte sie immer wieder verstohlen auf Ron, der nur mühsam wenige Gabeln Ei aß. Erst jetzt fielen ihr die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. Er tat ihr so leid. Was konnte sie nur machen, damit es ihm besser ging. Offensichtlich hatte er sich vorhin über ihr Angebot ihr zu helfen sehr gefreut. Er wollte ihr helfen, sich kümmern, und dazu sollte er heute die Gelegenheit haben. Mal davon abgesehen, das es ihr wirklich noch nicht so gut ging. Als sie das Frühstück beendet hatten, räumte Ron die Teller ab und blickte fragend zu Hermine.
"Soll ich dich wieder nach oben begleiten?"
Hermine schüttelte den Kopf. "Nein, ich würde viel lieber nach draußen gehen. Ein wenig frische Luft schnappen. Wenn du... ich meine, wenn du Lust hast, vielleicht kannst du mich begleiten? Ich fühl mich noch nicht so sicher auf meinen Beinen." Wieder entdeckte sie die Freude in seinem Gesicht. Und das sanfte Lächeln auf ihren Lippen, war nichts in dem Vergleich zu dem breiten Grinsen, welches sich nach innen zeigte.
Kurze Zeit später standen beide vor der Tür und wurden von einem kühlen Lüftchen umweht. Die Sonne stand noch tief am Horizont, doch war ihre Wärme bereits deutlich zu spüren. Für einen Frühlingstag, war es eindeutig zu warm, doch nach dem letzten unsäglichen Winter eine Genugtuung. Langsam, auf Rons Arm gestützt, bahnte sich Hermine ihren Weg zu den nicht weit entfernten Klippen. Schon als sie aus dem Haus traten, konnte man das Meer rauschen hören. Als sie einige Minuten später am Rande der Klippe ankamen, schloss Hermine ihre Augen und genoss einfach den so schönen Moment. Hier schien alles so friedlich. Das Meer tobte um die kleinen Felsen am unteren Ende der Klippen, mehrere Vögel flogen über ihnen hinweg. Nur wenige Wolken säumten den Weg der Sonne. So sicher und geborgen, wie sich Hermine nun fühlte, lehnte sie sich etwas zu Ron. Dieser vermutete zunächst, das ihr schwindelig geworden war, so legte er einen Arm um ihre Schulter und hielt mit der anderen Hand, weiterhin ihren Arm. Hermine kuschelte sich nun noch intensiver an ihn. So standen sie einige Minuten, bis Ron das Wort erhob.
"Wollen wir uns nicht einen Moment setzen?" Er blickte auf sie herab und Hermine öffnete wieder ihre Augen. Sie blinzelte kurz gegen das helle Licht und schaute ihm dann direkt in die Augen. Für nur wenige Sekunden schien die Welt still zu stehen. Erst jetzt realisierte sie, wo genau sie sich befand und mit wem. Eine Welle des Glücks überfiel sie und Hermine wäre nun am liebsten Ron um den Hals gefallen. Doch ließen das zum Einen ihre schmerzenden Glieder, als auch ihre verdammte Schüchternheit nicht zu. Hermine machte schon Anstalten sich zu setzen, als Ron sie davon abhielt.
"Warte." Er zog seinen Zauberstab aus der Jeanstasche und rief: "Accio Decke." Darauf kam durch das kleine Küchenfenster die rot-schwarz karierte wollene Decke geflogen, die sonst immer auf der Rückenlehne des Sofas lag. Als die Decke vor ihnen schwebte, griff Ron zu und breitete sie auf dem Boden aus. Nachdem er Hermine geholfen hatte Platz zu nehmen, setzte er sich neben sie. Hermine ließ sich sofort auf den Rücken fallen, sitzen war noch unangenehmer als liegen. Ron blickte sich zu ihr um und wieder trafen sich ihre Augen.
"Du siehst müde aus, leg dich doch mit hin." sagte Hermine etwas schüchtern. Ron schien für einen Moment zu überlegen, doch dann ließ er sich rücklings fallen und streckte zusätzlich noch seine Arme und Beine.
"Ja, müde bin ich wirklich."
Hermine drehte ihren Kopf in seine Richtung. "Nicht so gut geschlafen?"
Ron schüttelte nur seinen Kopf. Der Ausdruck in seinem Gesicht bekam harte, schmerzliche Züge. Dieses Mal handelte Hermine bevor sie nachdachte. Sie rückte ein wenig näher und griff nach seiner Hand.
Überrascht blickte Ron zu ihr. Dann entspannten sich sowohl seine Gesichtszüge, als auch sein ganzer Körper.
"Vielleicht solltest du jetzt ein wenig schlafen? Ich könnte auch noch Ruhe gebrauchen." Damit schloss sie ihre Augen. Ron, immer noch auf Hermine blickend, seufzte leise und schloss ebenfalls, ihre Hand in seiner haltend, die Augen.
Etwa eine Stunde später machte sich Fleur auf die Suche nach den beiden. Sie wollte ihnen Bescheid geben, das es sehr bald Mittagessen geben würde. Als sie an den Klippen ankam, erblickte sie die beiden schlummernd auf ihrer Sofadecke liegend. Ron war auf die Seite gerollt, Hermine lag, dicht an ihn geschmiegt, direkt hinter ihm. Ihr Arm um seinen Brustkorb geschlungen, die Hand mit der seinen verknotet. Fleur lächelte auf die beiden herab, und schlich, als wäre es notwendig, auf leisen Sohlen davon. Als die beiden zwei Stunden später aufwachten, fühlten sich Hermine, trotz der etwas unbequemen Lage und Ron, dank eines traumlosen Schlafs, besser als vorher.
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