von rodriquez
Wunderschöne Weihnachtsferien neigten sich dem Ende entgegen.
Der Tag der Abreise, die RĂĽckkehr nach Hogwarts stand fĂĽr unsere Kinder kurz bevor.
Wir erlaubten ihnen mit dem Flohnetzwerk zu reisen. Jede freie Minute wurde somit ausgenutzt, und dennoch würden sie vor dem Hogwarts – Express ankommen.
Als erstes verschwand Lily im grünlich schimmernden Licht unseres Kamins. Nur noch ein laut und deutlich ausgesprochenes „Hogwarts“, und das Feuer hatte sie verschlungen.
WehmĂĽtig musste ich mit ansehen, wie ihr Teddy und schlieĂźlich James folgten.
Unweigerlich musste ich an meine eigene Zeit in der Schule zurĂĽckdenken.
Trotz allen Vorkommnissen, eine wunderbare Zeit, die ich nie missen wollte, und die ich nie vergessen wĂĽrde.
Und dennoch glaube ich, dass es an der Zeit ist, die Erzählperspektive zu verändern.
Harry und ich haben eine Wachablösung erfahren.
Unsere Zeit ist ruhiger geworden.
Unsere Kinder haben das Interesse geweckt, und ihnen gehört die Zukunft. Sie haben endgültig unsere Nachfolge angetreten.
Die Zukunft, die sie eigentlich in ruhigere Zeiten fĂĽhren mĂĽsste.
Eigentlich…
Doch seit wann erlebt man mit Rumtreibern keine Abenteuer?
Niemals hätte ich geglaubt, dass ich so schnell Recht haben könnte.
Teddys Augen gewöhnten sich nur schwer an die stickige Luft, die schemenhaften Umrisse, und die schnell wandernde Umgebung des Flohnetzwerkes. Seine Augen registrierten gerade einigermaßen die sich schnell veränderte Umgebung, als er auch schon unter einem grünlichen Licht dem Kamin wieder entsteigen musste. Schemenhaft erkannte er das alte Büro von Professor McGonagall.
Doch wo war Lily?
Niemand auĂźer ihm schien in diesem Raum zu sein.
Ob sie schon nach drauĂźen gegangen war?
Warum hatte sie nicht auf ihn gewartet?
Noch während er sich fragend umsah, stieg hinter ihm James aus dem Kamin, schüttelte sich Staub und Asche aus der Kleidung und murmelte, ohne aber größere Überraschung zu zeigen: „Lily hatte es wohl eilig. Und McGonagall ist auch nicht hier, um uns zu ermahnen. Verlassen sie bitte mein Büro, so wie sie vorgefunden haben. Ich möchte keinen Krümel Asche auf meinem Teppich finden“, imitierte er perfekt ihre Stimme. „…Was ist?“, fügte er staunend hinzu, als er Teddys nachdenklich wirkendes Gesicht erblickte.
„Hier stimmt was nicht“, flüsterte Teddy.
„Was meinst du damit?“
James passte sich Teddys Tonlage an, und sah ängstlich in Richtung der Tür.
„Ist nur ein Gefühl. Aber mein Körper signalisiert Alarm.“ Immer noch sah sich Teddy fragend um, und schien angestrengt zu lauschen.
„Findest du nicht, dass es hier seltsam ruhig ist? Lily ist nur Sekunden vor uns angekommen, aber keine Spur von ihr. Kein Geräusch von sich entfernenden Schritten, gar nichts. Warum hat sie nicht auf uns gewartet?“
„Vielleicht hat sie sich vor Angst in die Hosen gemacht, und schaffte es gerade noch auf den Pott?“ antwortete James grinsend. Teddy überging die hochqualifizierte Antwort. „Nein, James. Irgendwas stimmt hier nicht. Hast du die Karte bei dir?“
„In meinem Zimmer…“
„…Pssssst“. Teddy unterbrach ihn mit warnendem Blick.
James verstummte sofort, und sie begannen beide angestrengt zu lauschen.
Und tatsächlich.
Draußen auf dem Flur näherten sich schnelle, aufgeregte Schritte.
„Schnell, unter den Tarnumhang.“
Teddy hatte die Aufforderung noch nicht ganz ausgesprochen, da senkte sich auch schon die TĂĽrklinke nach unten. Im letzten Moment gelang es ihm, den Umhang ĂĽber sich und James zu werfen.
Teddy spürte jetzt doch das pochende klopfende Herz, des bisher unbekümmerten James, und verharrte in der plötzlich einsetzten, tödlich wirkenden Stille.
Weitere schnelle Schritte näherten sich.
Die Tür öffnete sich langsam und knarrend.
Mit seinen Füßen trat Teddy gegen einen kleinen hölzernen Gegenstand, der sich durch den Tritt selbständig zu machen schien. Es rollte weg. Schnell bückte er sich, und griff danach. Gerade noch rechtzeitig.
Das Knarren der TĂĽr zerfetzte seine GefĂĽhle. Der Ton schmerzte in den Ohren.
Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Quietschend öffnete sie sich Stück um Stück. Zentimeter um Zentimeter.
Schwaches Licht strömte durch den schmalen Spalt.
Dann mit einem schnellen Ruck wurde sie ganz aufgestoĂźen.
James zuckte ängstlich zusammen. Teddy griff mit seiner Hand nach James Arm und hielt ihn fest.
Das Zittern seines Körpers beruhigte sich wieder.
„Hier ist niemand“, rief eine tiefe, unbekannte Stimme.
Nur schemenhaft im Gegenlicht der schwachen Beleuchtung aus dem Gang.
Bedrohlich und riesig wirkend.
Die Gestalt blieb im TĂĽrrahmen stehen und schien das Zimmer abzusuchen.
„Dann versiegelt endlich den Kamin!“, rief eine weitere unbekannte Stimme, die schnell näher kam. „Wir können uns keine weiteren Fehler erlauben.“
„…Ich hatte ihn doch schon versiegelt.“
„…Dann hast du wohl Scheise gebaut!“
Teddy zuckte an Jamies Arm und bewegte sich langsam vorwärts.
Leise und vorsichtig an dem Unbekannten vorbei. Immer näher Richtung Tür.
James rührte sich zunächst nicht von der Stelle, hatte den Ernst der Situation erfasst, und bewegte sich dann im Gleichschritt mit Teddy leise vorwärts.
Vorbei an einer kräftigen, großen Gestalt, die langsam, sich immer noch umschauend in den Raum gelaufen kam. Der Gestank, der von dessen Körper ausging, trieb ihnen die Tränen in die Augen.
Unrasiert, ungewaschen, ein beiĂźender, stechender Gestank.
Ganz vorsichtig und langsam, mit seitlichen Schritten drängten sie sich vorbei. Nur kein Laut, nur keinen Luftzug verursachen.
Endlich hatten sie die TĂĽr erreicht.
„Auf was wartest du?“
Jamie zuckte und duckte ängstlich seinen Kopf.
Direkt hinter ihnen stand eine weitere furchteinflößende Gestalt. Nicht minder gepflegter, als die gerade erfolgreich passierte Person. Aus seinem Mund stank es genauso widerlich. Und Teddy erinnerte sich an eine Mixtour aus vergammeltem Fleisch, über dem sich schon die Schmeißfliegen austobten.
„Ich bin ja schon dabei. Mach mal keine Hektik“, erwiderte der erste Stinker.
„Gib Gas! Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ Langsam entfernte sich die zweite stinkende Gestalt in den langen, schwach erleuchteten Flur. „Nun mach schon, versiegle das Teil“, hörten sie den zweiten Mann wiederholen.
Angetrieben von der Angst um Lily wurden Teddys Schritte immer schneller. Und James schaffte es mit ihm Schritt zu halten. Dennoch wurde die Zeit bis sie das Portaitloch erreichten unerträglich lang.
Endlich standen sie vor dem Portrait der fetten Dame. Niemand war ihnen unterwegs begegnet, und auch die fette Dame schien auf Reisen zu sein. Ihr Portrait war verlassen, und gab den Zugang problemlos frei.
Eine bedrückende, beängstigende Ruhe erfasste Teddy.
Vorsichtig sah er sich in dem verlassenen Gemeinschaftsraum um.
Nichts schien darauf zu schlieĂźen, dass sich hier in den letzten Tagen Menschen aufhielten.
Das Feuer im Kamin war erloschen. Nichts als kalte, schwarze, verkohlte Asche. Gänsehaut der Angst überzog seinen Körper.
Was ist mit Lily?
Was, wenn sie diesen unheimlichen Gestalten in die Arme gelaufen war?
Was haben sie mit ihr angestellt?
Wer sind sie?
Was wollen sie?
Nur wenige Sekunden, maximal eine Minute fehlte ihm um eine Lösung zu finden. Maximal eine Minute waren sie nach Lily angekommen.
Wo ist Lily?
Wie konnte sie so schnell verschwinden?
James schlüpfte unter dem Tarnumhang hervor und rannte ohne sich weiter umzusehen in Richtung der Schlafräume.
Erst durch seine Initiative fasste Teddy neuen Mut, und begann sich zu regen.
James Schritte auf der Treppe hallten durch den verlassenen Raum. Nachdenklich streifte sich nun auch Teddy den Tarnumhang vom Körper, und begutachtete den Gegenstand in seiner Hand.
„Teddy?“, eine schwache, verängstigte Stimme erklang und Teddy starrte in die Richtung aus der er sie vermutete. Nur ganz langsam erhob sich, scheinbar versteckt hinter der Couch, ein Kopf mit langen blonden Haaren. Das makellose Gesicht von Victoire Weasley kam zum Vorschein.
Die Victoire, die ihnen fast ein halbes Jahr das Leben zur Hölle machte.
„Victoire?“, staunte Teddy. „Warum bist du noch hier?“
Er weiterer Körper erhob sich neben Victoire. Erheblich kleiner, kindlicher, aber dennoch mädchenhafter Körper. Voller Angst, zitternd, aber scheinbar froh ein vertrautes Gesicht zu sehen.
„Cynthia? – Seid ihr noch mehr? Was ist hier geschehen?“
„Ich … ich“, antwortete Victoire kleinlaut. „Ich kann erst am Ende des Schuljahres nach Beauxbatons.“
„Was ist hier los?“, bekräftigte Teddy seine Frage.
„Wir wissen es nicht“, flüsterte Victoire.
„Ich bin auch schon heute Mittag angekommen, und seit etwa einer Stunde verstecken wir uns hier.“ Fügte Cynthia hinzu.
„Was macht die denn hier?“
James kam mit der Karte in der Hand zurĂĽck in den Gemeinschaftsraum. Schnell versteckte er die Karte hinter seinem RĂĽcken.
„Hi, Jamie“, flüsterte Cynthia. Ihre Augen glänzten.
„Nur ein einziges Mädchen darf mich so nennen“, raunte James. „Und das bist nicht du.“
„Wir hörten laute Schreie und mehrere Explosionsgeräusche von überall im Schloss. Erschrocken habe ich mich im Schlafraum versteckt, und fand dort Cynthia vor. Der Mädchenschlafraum ist magisch geschützt, deswegen fühlten wir uns dort sicher. Irgendwann hörten wir auch tatsächlich Schritte im Gemeinschaftsraum. Scheinbar hat man ihn durchsucht. Nachdem wir keine Geräusche mehr hörten sind wir aus unserem Versteck heraus, und dann hörten wir wieder Geräusche. Voller Angst schafften wir es gerade noch hinter die Couch“, antwortete Victoire.
„Was sagt die Karte?“ fragte Teddy an James gewandt. Der sah sich nervös um. „Nun mach schon. „Wir müssen wissen wer sonst noch im Schloss ist.“
„Wo ist Lily?“ fragte Victoire.
„Sie ist etwa eine Minute vor uns angekommen. Sie war weg. Einfach weg.“ Schluckte Teddy.
„Was sagt die Karte?“ drängelte Teddy.
„Das ist seltsam“, murmelte James.
„Was?“ Teddy stand die Anspannung im Gesicht geschrieben. „Was ist mit Lily?“
„Sie ist noch immer in McGonagalls altem Büro“, antwortete James geschockt. „Wie kann das sein?“
„Sie lebt, Gott sei Dank“, atmete Teddy auf, der den kleinen Punkt mit Lilys Namen hin und her gehen sah. „Das ist die Hauptsache.“
„Jetzt steht sie neben McGonagall, deren Punkt sich nicht bewegt. Seltsam…“
„Und was ist daran seltsam?“, fragte Victoire überrascht.
Ein kurzen Moment starrte James sie an, frei nach dem Motto: Was-will-die-denn-überhaupt, dann reichte er ihr die Karte entgegen. „ Weil sie jetzt in einem Klassenzimmer im dritten Stock ist. Eins, zwei, drei…“, zählte James mit seinem Finger mit, und deutete jeweils auf einen Punkt mit einem Namen. „…sechzehn. Zehn namentlich benannte Personen. Schüler und McGonagall. Aber hier, drei namenlose Punkte. Und drei mir nicht bekannte Namen. Walden ….“
„Walden Macnair?“, vervollständigte Victoire fast schreiend, und schien zu überlegen. „Ich habe den Namen schon einmal gehört, und das erst kürzlich.“
Teddy und James starrten sie an. „In welchem Zusammenhang?“
„Denk nach!“ fügte Teddy hinzu.
„Kurz nach Weihnachten gab es einen Ausbruch in Askaban. Vier ehemalige Todesser und drei Muggel … Stand im Tagespropheten…“
„Muggel?“ wiederholte Teddy staunend.
„Hogwarts ist ein Hochsicherheitsgefängnis für Schwerverbrecher beider Welten“, erklärte Cynthia und näherte sich James. „Hat mir Mom erklärt.“
„Macnair, die Carrow - Zwillinge und ein Yax…“
„Yaxley?“ vervollständigte Teddy aufgebracht.
„Genau so hieß der“.
Teddy rümpfte seine Nase. „Alles Gegner von Harry, damals. Macnair arbeitete im Ministerium als Henker. Dürfte eigentlich nur noch eine Auge haben. Neville Longbottom soll ihm damals mit seinem Zauberstab ein Auge ausgestochen haben. Die Carrows waren sogar Lehrer hier in Hogwarts, die kennen sich bestens aus.“
„Und Yaxley ist ein furchteinflößender böser Zauberer, der hat sich damals an Mom drangehängt, als sie das Medaillon aus dem Ministerium herausgeholt haben. Wegen ihm konnten sie nicht mehr in den Grimmauldplatz zurück“, erwähnte James mit stolzer Brust.
Cynthia schien beeindruckt und himmelte James an.
Teddy verdrehte genervt seine Augen.
„Und die anderen Drei könnten die Muggel sein, deswegen keine Namen. Muggel kommen normalerweise nicht nach Hogwarts. Aber was wollen die hier, und vor allem wie kamen sie her?“
„Bestimmt keinen Urlaub machen“, Teddys Blicke verfinsterten sich. „James“, wandte er sich besorgt an seinen Bruder. „Behalte immer die Karte im Auge. Egal was geschieht. Und hier – nimm den Tarnumhang.“
„Was hast du vor?“ fragte James erschrocken mit weit aufgerissenen Augen. „Und woher hast du Lilys Zauberstab?“
Erst jetzt erinnerte sich Teddy an den hölzernen Gegenstand, den er in McGonagalls Büro aufgehoben hatte. Nachdenklich drehte er den Zauberstab in seinen Händen.
„Bitte verspreche mir, nicht unüberlegtes zu tun. Ich gehe in den dritten Stock. Der Umhang ist bei dir sicherer. Passt auf euch auf.“
„Teddy“, Victoire hielt ihn am Arm fest. „Ich werde mit dir gehen.“
Teddy schĂĽttelte energisch seinen Kopf.
„Bitte.“
Teddy starrte sie an.
„Bitte“, wiederholte sie. „Ich habe viele Fehler gemacht. Ich kann dir helfen, und vielleicht kann ich ein klein wenig, wiedergutmachen.“
„Also gut“, nickte Teddy. „Aber ihr bleibt hier.“ Eindringlich starrte Teddy die beiden Erstklässler an.
James nickte nur widerwillig und rümpfte seine Nase. „Ich? Allein mit der?“
„Ihr könnt ja unterdessen eine Puddingschlacht veranstalten“, antwortete Teddy gereizt.
„Ha-ha, sehr witzig.“
Nur Cynthia lächelte still und hämisch vor sich hin.
Teddy marschierte ohne Vorsicht walten zu lassen voran. „Teddy“, stöhnte Victoire, die kaum mit ihm Schritt halten konnte. „Warte doch bitte einen Moment.“
Sie griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. Teddy stoppte abrupt und funkelte sie genervt an.
„Du hast gar nicht vor etwas zu unternehmen?“, fragte sie atemlos. Wütend starrte sie ihn. „Du willst dich kampflos fangen lassen!“
„Unsere einzige Chance“, murmelte Teddy, ohne sie anzuschauen.
„Sie werden uns die Zauberstäbe abnehmen…“
„Wir haben aber auch das Überraschungsmoment auf unserer Seite … Sie rechnen nicht damit, dass wir einfach da rein spazieren.“
„Du hoffst auf Glück?“
„Hast du eine bessere Idee?“
„Glück gegen gnadenlose Muggel? Glück gegen ehemalige Todesser?“
„Ich muss zu Lily!“
„Aber doch nicht mit blindem Eifer! Du musst sie wirklich lieben, wenn du so einen selbstmörderischen Plan durchziehen willst.“
„Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen. Kehr um, wenn du Angst hast.“
Teddy streckte seinen Arm aus, und wies ihr den Weg zurĂĽck.
„Teddy!“. Victoire rüttelte an seinem Arm. „Ich habe gesagt, ich werde dir helfen, also ziehen wir das auch durch. Aber wir sollten vorbereitet sein.“
„Ich bin vorbereitet!“, schnaubte Teddy.
„Ich verstehe nicht.“
„Konzentriere dich auf die linke Seite, wenn wir da rein stürmen. Die Gefangenen waren alle auf der rechten Seite des Raumes.“
Ohne Probleme erreichten sie den dritten Stock. Die TĂĽr, Lily, war greifbar nahe.
Ein Geräusch erschreckte Teddy. Das Geräusch einer sich schließenden Tür. Instinktiv griff er nach Victoires Schulter. „Warte!“
Fragend sah sie an.
„Die Tür fiel gerade ins Schloss. Hast du nichts gehört?“
Victoire schĂĽttelte entgeistert ihren Kopf.
Nach einigen, elendlangen Sekunden, in der die unheimliche Stille an seinen Nerven zerrte, spähte er vorsichtig in den nächsten Gang.
„Bereit?“ fragte Teddy nach einigen weiteren Metern, und griff nach der Türklinke.
„Es ist deine Schwester, habe ich Recht?“
Mit leuchtenden, bewundernden Augen strahlte Cynthia in James Richtung.
„Wie … was?“, stammelte er, und blickte von der Karte des Rumtreibers auf.
Teddy und Victoire hatten erst vor Sekunden den Gemeinschaftsraum verlassen. Sofort widmete James seine Aufmerksamkeit, wieder der Karte.
„Die einzige Person, die dich Jamie nennen darf“, beantwortete Cynthia seine fragenden, ungläubigen Blicke. „Du liebst deine Schwester sehr, hab ich Recht?“
Mit hochrotem Kopf, schluckte Teddy. „Aber verrate es Niemandem weiter.“
„Warum? Es ist doch keine Schande. Es ist deine Schwester.“
„Und ein Mädchen….“
„Ich bin auch ein Mädchen…“
„…dass mich gerade in Verlegenheit bringt.“
„Ich liebe meinen Bruder auch. Auch ich würde alles für ihn tun. Würde ihn immer beschützen. Das braucht dir nicht peinlich zu sein.“
„Du hältst mich nicht für einen Hasenfuß?“
„Nein. Wie kommst du darauf?“
„Weil du immer versuchst mich lächerlich zu machen.“
„Ich?“ fragte sie ungläubig. „Das stimmt doch nicht!“
„Das traust du dich sowieso nicht“, imitierte er ihre schnippische Stimme.
Cynthia schmunzelte. „So höre ich mich an? Ich tue das doch nur, weil es Spaß macht an deinem Ego zu kratzen.“
„Ego? Meinst du damit, ich wäre ein Egoist? Oder ein Angeber?“
Erneut kicherte das Mädchen, mit den tiefsten, blauen Augen, die James, je gesehen hatte, und erschrak über diesen Gedanken. Sie warf ihre buschigen, dunkelbraunen Haare zurück, doch auch diese unstete Bewegung ließ ihn erstarren.
„Nein, ganz und gar nicht. Aber du bemerkst gerade, dass ich ein Mädchen bin, und ich finde das süß.“
James Gesicht leuchtete, wie ein Vulkan. Immer noch starrte er sie unverblĂĽmt an.
Eine Strähne ihres Haares hatte sich über ihrem rechten Auge verfangen.
„Du starrst mich schon wieder an.“
James unterdrückte mit größter Mühe, den Drang ihr diese Strähne aus dem Gesicht zu streichen.
Verlegen schĂĽttelte er sich, und lenkte sich mit einem weiteren Blick auf die Karte ab.
„…Ich finde dich süß“, hörte er unterbewusst ihren leicht veränderten, wiederholten Satz.
Die Bedeutung lag eindeutig auf „dich“. Seine gespielte Konzentration auf die Karte fiel ihm schwer. Heimlich spürte er mehrere Riesenfrösche in seinem Hals. Das Schlucken fiel ihm schwer. Nervös drehte er die Karte durch seine Finger.
„…Du brauchst dich nicht zu schämen!“
Ganz nahe war sie ihm gekommen. Der Atem, den ihre Worte in seinem Nacken verursachten brannte wie ein Vulkan in seiner Seele. Sein Herz pochte unaufhörlich.
Was geschieht mit mir?
Plötzlich spürte er ihre glühenden Finger auf seiner Hand, die immer noch nervös und unbewusst die Karte hin und her drehte.
Dabei fuhr sie nur ihrerseits mit ihren Fingern ĂĽber die dĂĽnnen Linien auf der Karte.
Jamie schüttelte sich mit Gänsehaut auf Arm und Rücken.
„…Es ist nichts Verwerfliches. Sondern etwas ganz Natürliches.“
James konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Etwas in seinem Inneren wollte ausbrechen.
Tausende von Schmetterlingen flatterten wild durcheinander.
„…Es ehrt mich, dass du mich bemerkst.“
Ich bemerke sie?
„…Dass du mich als ein Mädchen bemerkst.“
Und sie quatscht unaufhörlich…
„Mädchen sind doof.“
Erschrocken ĂĽber seine unbedachten Worte schlug er seine freie Hand auf seinen Mund. Die Andere wagte und wollte er nicht bewegen. Und wieder spĂĽrte er ihren Atem. Ein leises Kichern, das ihm die Nackenhaare aufrichtete.
„…Macho!“
„Ma-ch-o?“, wiederholte er zitternd.
„…Macho“, wiederholte sie, und schien seine Verlegenheit zu genießen. Ihm war, als würde sie ihm absichtlich ins Genick hauchen.
Auch wenn er es niemals zugeben würde, es störte ihn keineswegs. Wäre da nur nicht ihre überlegen wirkende Anwesenheit.
„…Hier sind nur wir Beide, du brauchst dich vor niemandem als Macho aufführen.“
„Hä??“, säuselte er mit krächzender Stimme.
Er spĂĽrte, wie sich seine rabenschwarzen Haare leicht hin und her bewegten. Ihr Atem hatte seine Haare erfasst.
„…Jungs sind doof“, provozierte sie ihn.
„Du bist überhaupt nicht eingebildet!“ James nahm seinen ganzen Mut zusammen, und sie schien sichtlich beeindruckt. Immerhin riss er seinen Kopf herum, und starrte in ihr Gesicht.
„…Gefalle ich dir etwa nicht?“, hauchte sie, ihre Stimme schwankte sichtlich nervöser, unsicherer, als noch vor Sekunden. „Ich hatte gerade einen anderen Eindruck gewonnen. Du hast Gänsehaut im Nacken.“
„Warum tust du das?“
„…Warum tu ich was?“
James starrte wieder nervös über die Karte hinweg, ohne auf sie zu achten. Ihre Stimme machte ihn verrückt, erzitterte seinen ganzen Körper. Gerade begann es fürchterlich in den Zehenspitzen zu jucken.
„Willst du mich wieder foppen?“
„…Glaubst du das denn? Außer uns ist niemand hier. Warum also sollte ich das tun?“
„Was siehst du dann in mir?“
„…Was siehst du in mir?“
„Ich habe zuerst gefragt. Und man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage.“
„…Aber ich bin ein Mädchen…“
„Und genau das sehe ich in dir – ein … Mädchen“. Ein hübsches Mädchen, das meine Sinne betört, unterdrückte er. „Und jetzt du…“.
Nachdem sie ihm keine Antwort gab, drehte er sich erneut zu ihr um. Ihr Blick klebte auf der Karte. „Wie findest du mich?“, ergänzte er mutig.
„Scheise…“
„Scheise?“ James Pupillen weiteten sich.
In diesem Augenblick verschmolzen vier Augenpaare miteinander. Zwei ungläubig Fragende in Smaragdgrün, und zwei Erschrockene in einem unwahrscheinlich tiefen Ozeanblau.
„Nicht du“, schluckte sie, lächelte aber dabei. „Hier – Die Karte – Was ist das?“
Nur langsam folgte er ihren Fingern auf der Karte.
Fassungslos registrierte er, was sie entdeckt hatte.
Die Karte war auf die RĂĽckseite gedreht, und zeigte die untersten Stockwerke, weit unter der Erde.
Kerker, die bis unter den See führten, und wo sich drei namentlich benannte Punkte auf das Schloss zu bewegten. „Pansy Parkinson, Millicent Bulstrode, Tracey Davis“, murmelte James fassungslos. „Wer ist das? Kennst du die?“
„Teddy und Victoire sind in großer Gefahr!“
Rasch drehte er die Karte wieder auf die andere Seite. Teddy und Victoire hatten fast das Klassenzimmer erreicht. Gerade konnte er noch sehen, wie Lily in das Klassenzimmer eintrat.
„Das verstehe ich nicht“, murmelte James. „Wie kann sie den Raum betreten, wenn sie vorhin schon in dem Raum war?“ Ohne weiter darüber nachzudenken griff er nach dem Tarnumhang, und gab Cynthia stille Anweisungen mit seinen Augen: Du bleibst hier!
„Vergiss es!“, raunte sie ihm zu. „Ich bin ein Mädchen. Aber ich werde mit dir gehen!“, griff nach seinem Arm und zog sich mit unter den Umhang. James fand keine Worte ihr zu widersprechen. Er kannte diesen Blick in ihren Augen. Schon tausend Mal, musste er diesen Blick in den Augen seiner Schwester ertragen. Und er wusste: Jeder Widerspruch zwecklos, wenn du den nächsten Tag erleben willst!
„Weiber!“, grunzte er.
„Macho!“, erwiderte Cynthia.
Cynthia war zäher als er erwartet hatte. Nicht sie, sondern er hatte Mühe mit ihr Schritt zu halten. Sie war die treibende Kraft, zog ihn immer weiter voran. James stolperte mehr, als dass er rannte, seine Seite schmerzte. Unerträgliches Seitenstechen.
„Du wirst doch nicht schlapp machen?“ raunte Cynthia, die immer kräftiger nachfassen musste. „…Du bist ein Junge, ich nur ein kleines, schwaches Mädchen…“
„Wen wegen, du verhöhnst mich nicht…“
„…Halt den Mund, das verstärkt das Stechen in deiner Seite.“
„Dass ihr Weiber immer alles besser wissen müsst…“
„…Wir denken eben logisch…“
„…und dass ihr immer das letzte Wort haben müsst.“
„Wir können halt mehrere Dinge gleichzeitig.“
„Wer quatscht denn, die ganze Zeit, ohne Luft zu holen?“
„Ich habe jedenfalls kein Seitenstechen…“
Angetrieben, es ihr beweisen zu wollen, ĂĽberging James den Schmerz der wie Nadelstiche in seine Seite stach. Vor sich erkannte er bereits den Gang der zu ihrem Ziel fĂĽhrte:
Das Klassenzimmer in das Teddy und Victoire einfallen wollten.
„Wir kommen zu spät!“ schrie Cynthia.
Teddys Hand drĂĽckte bereits die TĂĽrklinke nach unten.
Victoire nickte Teddy zustimmend zu. Mit einem kräftigen Stoß knallte die Tür auf.
„Petrificus Totalus!“
„Stupor!“
Aus beiden Kehlen ertönten die ersten Flüche.
Wie Teddy es erwartet hatte, wirkten ihre Gegner ĂĽberrumpelt.
Teddy beachtete sie nicht weiter. Seine Augen suchten und fanden Lily, die ĂĽber einer verletzten McGonagall kniete. Mit einer schnellen Bewegung warf er seiner Freundin ihren Zauberstab entgegen.
Lily griff reflexartig zu. „Petrificus Totalus!“
Ein großer, kräftiger, dunkelblonder Mann kippte wie ein nasser Sack um, und schlug mit dem Gesicht auf dem harten Boden auf.
Teddy spĂĽrte einen schwachen Luftzug, ein heller Lichtstrahl, der knapp an seinem Ohr vorbei flog.
Ăśberrascht bemerkte er, dass der Fluch aus seinem RĂĽcken geworfen wurde. Sein Kopf rauschte herum, und im letzten Moment erkannte er James und Cynthia, die sich gerade des Tarnumhangs entledigten. Beide warfen FlĂĽche in das Klassenzimmer.
„Petrificus Totalus!“, „Stupor!“, „Levicorpus!“, „Petrificus Totalus!“
Ein weiterer Gegner, ein untersetzter Mann mit einem kahlgeschorenen Kopf hing offenbar an seinem Gürtel an einem Geweih an der Wand, als hätte ihm jemand da hoch geholfen.
„Petrificus Totalus!“ „Stupor!“.
Zwei ausgeschaltet, vier bleiben noch, zählte Teddy voller Angst, als sich drei Zauberstäbe auf ihn richteten. „Expelliarmus!“, einem der gegnerischen Zauberer flog der Zauberstab aus der Hand, und knallte mehrere Meter von ihm entfernt auf den Boden. „Sectumsempra!“ hörte Teddy. Ein weiterer Zauberer, einer mit einer Augenklappe sackte zu Boden, kniete vor ihm, getroffen, wie von einem Schwert. Blut spritzte in alle Richtungen. Der Mann presste seine Faust auf die blutende Wunde, und starrte mit offenen Augen auf einen Erstklässler, der ihn zu Fall brachte.
Ein grünlicher Lichtblitz rauschte an Teddy vorbei. Avada Kedavra, dachte er panisch, der Todesfluch, und sah aus den Augenwinkeln heraus, wie James sich auf das braunhaarige Mädchen an seiner Seite stürzte und sie gemeinsam dem Todesfluch gerade so, entkommen konnte.
„Confringo!“
Eine riesige Explosion erfasste das Klassenzimmer, riss ein tiefes Loch in den Boden. Victoires Augen funkelten voller Zorn. „Den Todesfluch gegen Kinder verwenden!“ Wütend spuckte sie auf den Boden. Der Boden, der bebte, und der vor dem Mann immer weiter aufriss. Er schwankte. Dicker Rauch breitete sich aus.
James Augen blitzten. Angestaute Wut und unendlicher Zorn, drückten sie aus. Mit einem Ruck war er wieder auf den Beinen, während Cynthia ihn mit bewundernden Augen nur hinterher starren konnte.
Teddy wusste, dass James nicht mehr aufzuhalten war. Der rannte an ihm vorbei, und warf mehrere FlĂĽche hintereinander, unbeeindruckt, von den FlĂĽchen, die ihm entgegen rauschten.
„Petrificus Totalus!“ schrie Teddy aus Leibeskräften.
Ein Volltreffer. Im gleichen Moment als ein „Incarcerus“, aus Victoires Kehle, dem Mann Seile um den Körper warf und ihn fesselte. Und ein „Incendio“, von Lily seine Kleidung in Brand setzte. Der Mann schrie und schlug um sich, doch die Fesseln hinderten ihn daran, das Feuer seiner Kleidung zu löschen. James stand unmittelbar vor dem Mann, den Zauberstab drohend erhoben, und blanker Hass in den Augen.
„Protego!“ Es war Cynthia, die James davon abhielt, etwas unbedachtes, aus der Wut heraus zu tun.
„Aguamenti“, rief Lily, und Wasser löschte die Flammen, des hilflos gewordenen Mannes. Seine Schreie hallten durch den Raum. Das Feuer hatte bereits seine Haare und Teile seines Gesichtes erfasst. James kämpfte immer nach rasend vor Wut gegen den unsichtbaren Schutzschild an. „Er wollte Cindy töten – Lasst mich!“ Doch in diesem Moment fiel der Mann vornüber, und fiel durch das Loch im Boden. Voller Abscheu blickte James hinterher, sah wie der Mann, wie in Zeitlupe fiel, und mit einem dumpfen, ächzenden Geräusch ein Stockwerk tiefer auf den harten Marmorboden klatschte.
„Wir haben es geschafft“, atmete Teddy auf.
„Noch nicht!“, schrie James. „Das sind noch drei weitere Personen im Schloss!“
Teddy sah in fragend an.
„Deswegen sind wir euch gefolgt“, übernahm Cynthia mit deutlich ruhigerer Stimme. „Auf der Rückseite der Karte, fanden wir noch weitere Personen.“
Die übrigen Schüler hatten sich erhoben, nur McGonagall lag nach wie vor regungslos auf dem kalten, von Asche übersäten Boden. Der Rauch legte sich nur langsam. Vergeblich versuchte Teddy mit wedelnden Bewegungen seiner Hand etwas zu erkennen. Der Rauch brannte in den Augen. Sie tränten. Seine Augen sahen eine Mann regungslos ein Stockwerk tiefer, ein Weiterer bewegungsunfähig gefesselt. Der Dritte, eine Frau rappelte sie gerade wieder auf, wurde aber von Lily magisch betäubt und gefesselt. Einer hing immer noch strampelnd an einem Hirschgeweih über ihren Köpfen, auch er wurde von Lily betäubt und gefesselt. „Ich kann die Blutung nicht stoppen“, sagte Lily, die sich dem nächsten Gegner zuwandte, der zu verbluten schien. Zitternd vor Angst stand der einzige noch stehende Gegner mit erhobenen, sich ergebenden Händen an der Wand und zitterte vor Angst.
„Hinsetzen!“ schrie Teddy, und der Mann hörte voller Angst aufs Wort, ließ sich ohne Gegenwehr fesseln.
Plötzlich ohne Vorwarnung warf sich Victoire zur Seite, direkt vor Lily. Regungslos brach sie zusammen. Ihre Augen weit aufgerissen. Teddy riss den Kopf herum und blickte in die Augen einer wahnsinnigen Frau. Schadenfreudig und gehässig blickte sie sich um. Ihr Gesicht, das ihn an einen Mops erinnerte hatte James erblickt. „Ein Potter, wie niedlich“, höhnte sie mit einem schrillen Lachen. Wie eine Wahnsinnige schüttelte sie ihren Kopf vor Erregung. Ihr Zauberstab erhob sich. James starrte regungslos dem Tod ins Auge. Sah den Todesfluch kommen und schloss seine Augen.
„Avada Kedavra!“
Doch es war keine schrille, unbekannte Stimme, sondern eine ihm erst kĂĽrzlich vertraute.
Langsam öffnete er seine Augen und sah wie die Frau, getroffen unter der Brust, von einem grünen Lichtblitz, mit weit aufgerissenen Augen nach vorne kippte. Noch immer lag ein wahnsinniges Lachen in ihrem Gesicht.
Cynthia zitterte wie Espenlaub. Ihr Zauberstab vibrierte in ihrer erhobenen Hand hin und her.
„Scorpius“, erklang eine suchende, ängstliche Stimme aus dem Gang.
James marschierte mit pochendem Herzen auf Cynthia zu, griff nach ihrer Hand mit dem Zauberstab und hielt sie beruhigend fest. Sie starrte immer noch auf die Leiche auf dem Boden. Ihre Hand beruhigte sich, aber ihr Körper zitterte immer noch.
„Scorpius!“, rief die Stimme erneut. Teddy und Lily erhoben ihre Zauberstäbe. „Das ist mein Dad“, rief ein kleiner blonder Slytherin. „Er ist ein Auror!“
Erleichtert senkten die Beiden wieder ihre Zauberstäbe, als unter dem immer noch dichten Nebel, das Gesicht eines großen, hageren Mannes mit schütteren, blonden Haaren auftauchte. „Scorpius. Gott sei Dank!“ wandte er sich an seinen Sohn. „Ihr seid in Sicherheit“, sagte er zu den Anderen, nachdem er seinen Sohn in die Arme schloss. „Die Auroren sind schon auf dem Weg.“
„Aber da sind noch zwei…“, unterbrach Teddy.
Seite an Seite, eilten Harry und Hermine herbei.
Teddy umarmte Lily. „Bist du okay?“ Behutsam streichelte er über ihre Stirn, über eine neuerliche Blutkruste.
„Ja“, schluchzte sie. „Ich bin okay. Langsam gewöhne ich mich daran, mit einem zerstörten Gesicht herumzulaufen … Kümmere dich um Victoire“, fügte sie lächelnd hinzu, nachdem sie seine besorgten Blicke bemerkte. „Ich denke sie hat einiges wieder gutgemacht.“
Auch James hatte sich endlich ein Herz gefasst, hielt immer noch Cynthias Hand fest, und legte seinen freien Arm ĂĽber ihre Schulter. Ganz fest schloss er sie in seine Arme, drĂĽckte sie an sich. Sie schluchzte und neigte ihren Kopf auf seine Schulter.
„James, Lily, Teddy. Seid ihr okay?“ Harry rauschte herein.
„Ja, Dad!“ riefen die Drei gleichzeitig. „Professor McGonagall hat es aber böse erwischt, und Victoire…“
„Was ist mit meiner Tochter?“, rief Bill Weasley panisch. Er erreichte unmittelbar nach Harry, den Ort des Geschehens. „Ein unbekannter Fluch hat sie getroffen“, versuchte Teddy zu erklären. „Aber sie scheint nur gelähmt zu sein.“ Noch immer leuchtete ein helles violettes Licht unter ihrer Brust. „Dolohows ungesagter Zauber“, erwähnte Hermine. „Das wird wieder Bill, keine Sorge.“
Harry ging zu Teddy und drĂĽckte ihn an sich. Hermine ging auf ihre Tochter zu, die erneut bei McGonagall kniete. James zuckte.
„Geh schon“, schniefte Cynthia. „Ich verrate es keinem.“
„Draco?“ fragend wandte sich Harry an den blonden Mann.
„Bullstrode und Davis konnte ich außer Gefecht setzen. Aber Pansy war mir entwischt“, erklärte dieser Draco. „Ich habe sie hierher verfolgt. Mir blieb keine andere Wahl, als der Todesfluch.“
„Danke Draco“, sagte Harry, der verstanden hatte, und seinen Jüngsten in die Arme schloss.
Immer mehr Personen tauchten auf. Auroren, wie sich herausstellte, die sofort mit den Aufräumarbeiten begannen.
Draco sah sich staunend um. „So wie es aussieht, haben wir Neue Helden, die ehrenhaft unsere Nachfolge angetreten haben. Ich glaube, wir können uns beruhigt zur Ruhe setzen.“
James hatte sich wieder von seinem Vater gelöst und griff nach Cynthias Hand. „Das ist Cynthia, Dad. Sie hat mir wohl das Leben gerettet.“ Mit leuchtenden Augen ließ sich das Mädchen von James heranziehen. „Hallo, Mr. Potter“, lächelte sie verlegen, mit leuchtend roten Wangen.
„Mach dir keine Sorgen. Niemand wird nachforschen, wer diese Wahnsinnige getötet hat. Draco ist ein Auror. Seinem Wort wird man Glauben schenken“, flüsterte Harry dem kleinen, verstörten Mädchen zu, dass die Hand seines Sohnes fast zerquetschte.
„Es tut mir leid. Ich hatte solche Angst“, schluchzte sie. „Es tut mir so leid“, wiederholte sie. „Ich will zu meiner Mom…“
„Du hast einen Menschen getötet, aber sie hatte es verdient.“
„Woher wissen sie…“
„Deine Augen“, flüsterte Harry. „Ich sehe es in deinen Augen. Diesen Blick musste ich selber lange genug mit mir herumtragen.“
„Ich will nach Hause gehen“, wisperte sie. „Ich will zu meiner Mom“
„Es wird alles gut“, sprach Harry behutsam.
„Wie sind sie darüber hinweg gekommen?“
„Wenn du sie nicht getötet hättest, wäre vielleicht mein Sohn nicht mehr am Leben. Dafür werde ich dir immer dankbar sein. Und du wirst jederzeit in unserem Haus willkommen sein. Du bist nicht schuld. Und vielleicht war es ja doch Draco, der Auror…“
„Danke, Mr. Potter“.
„Nein, ich danke dir.“
Beschämt drehte Cynthia ihren Kopf. Tränen eroberten ihre Augen, liefen über ihre Wangen. Dann neigte sie ihren Kopf auf James Schulter, der einen kurzen Moment nervös zusammenzuckte.
„Nun drück sie schon!“, forderte ihn Harry auf. „Es ist das Geringste was du jetzt für sie tun kannst. Nicht jeder hätte das getan, was sie für dich getan hat. Sie braucht dich jetzt, sonst wird sie dieses Trauma nie vergessen.“
„Poppy kriegt Gonni wieder hin“, rief Hermine, die ihre Erstversorgung beendet hatte, und langsam auf Harry zugelaufen kam, und erstaunt mit ansehen musste, wie ihr jüngster Sohn ein Mädchen ganz dicht an sich heran zog, und ihr ganz, ganz vorsichtig über die Haare streichelte.
Das Mädchen begann hemmungslos zu schluchzen.
„Wie du siehst“, klärte Harry seinen Sohn auf, „braucht man sich für nichts zu schämen. Alles ist menschlich. Und Peinlich wäre es, wenn du sie jetzt im Stich lassen würdest. Sei für sie da. Tröste sie. Hilf ihr wieder aufzustehen.“
Harry atmete tief durch, und schloss seine Arme um Hermine. „Was war das?“ flüsterte sie fragend in sein Ohr.
„Sie heißt Cynthia“, antwortete Harry. „Sie hat unserem Sohn das Leben gerettet. Ich habe ihm gerade versucht zu erklären, dass sie ihn braucht. Nur er kann ihr jetzt Halt geben.“
„Sie hat den A…va…d…a“, stammelte Hermine. Harry nickte traurig. „Wir grausam ist denn das? Das arme Mädchen.“ Von Mutterinstinkten getrieben griff Hermine nach der Hand ihres Sohnes, und drückte sie ganz fest in Cynthias Haare. Das Mädchen sah erstaunt zu ihr hoch. Hermine lächelte ihr zu.
„Da haben wir wohl in Zukunft einen Feriengast“, lächelte sie tränenaufgelöst Harry an. „Wie früher im Fuchsbau.“
„Dein Gesicht kommt mir bekannt vor“, fügte Hermine hinzu und inspizierte das Mädchen genauer.
„Ich habe die Ähnlichkeit sofort gesehen“, flüsterte Harry. „Sie hat große Ähnlichkeit mit ihrer Mutter…“
„Alicia“, raunte Hermine. „Alicia Spinnet“.
„Sie kennen meine Mom?“
„Deine Mom war eine sehr gute Jägerin im Quidditch - Team von Gryffindor“, antwortete Harry. „Wir spielten zusammen in einem Team, und wir waren in Dumbledores Armee.“
„Victoire hat die Augen geöffnet“, atmete Bill auf.
„Dieses Mal kannst du stolz auf sie sein“, Lily blickte hinüber zu Bill und Victoire. „Sie hat ihre zweite Chance wahrlich genutzt.“ Erstaunt sah Bill in Lilys Gesicht.
„Vielleicht überdenkt ihr eure Entscheidung noch einmal. Ich glaube sie ist ein anderer Mensch und hat aus ihren Fehlern gelernt.“ Bill nickte, mit Tränen in den Augen.
Draco kramte eine handschriftliche Notiz aus seiner Jackentasche hervor, ging die Gefangenen ab und begann vorzulesen: „Doug Savant, dreiunddreißig, eins achtzig groß, kräftig, dunkelblond.“ Bei dem zweiten Mann, der, der am Hirschgeweih hing, las er vor: „Brian Peakes, vierunddreißig, eins siebenundsiebzig, untersetzt, Militärhaarschnitt. Beide sehr gefährlich und gewaltbereit. Beides Bankräuber. Vor drei Jahren Überfall auf die Bank of Scotland in Birmingham. Geiselnahme, Schusswaffengebrauch, Drei Tote.“
Draco drehte das Blatt auf die Rückseite. „Und der Dritte im Bunde: Douglas T. Howard, vierundvierzig, eins achtzig, schlank, kurze braune Haare. Räuberische Erpressung, gilt als besonders gewaltbereit und hört auf den Spitznamen, der Professor.“
„Und drei ehemalige Todesser, an denen wir uns schon die Zähne ausgebissen haben“, vervollständigte Harry. „Große Leistung, Kinder.“
Innerhalb kürzester Zeit kamen immer mehr Personen an, unter ihnen auch Poppy. Den Kindern wurde es langsam zuviel. Etwas verloren standen sie abseits des Geschehens und sahen sich gelangweilt um. Harry hatte ein Einsehen. „Lagebesprechung“, sagte er zur allgemeinen Erleichterung. „Der Minister wird auch bald eintreffen.“
„Ihr könnt das Schulleiterbüro nehmen“, murmelte McGonagall, die langsam wieder zu sich kam. „Säuredrops“, fügte sie hinzu, während sie von zwei Pflegern aus dem St. Mungo Hospital auf einer Bahre hinausgetragen wurde.
Teddy legte seinen Arm um Lily und half ihr hoch auf die Beine. Arm in Arm folgten sie Harry, Hermine und Draco hinterher. „Das gilt auch für euch“, lächelte Teddy, weil James und Cynthia etwas verlegen in ihre Richtung starrten. „Los traut euch“, lächelte auch Lily, und sah fragend Teddy an.
Teddy nickte ihr zu. Er hatte verstanden. Lily schnappte sich Cynthia, die immer noch verstört und ängstlich in James Armen hing. Ohne Vorwarnung zollte ihr Lily Respekt, indem sie sich einfach bei ihr einhakte. Das Eis brach. Fröhlich schnatternd liefen die beiden Mädchen vor den Jungs her.
„Was die wieder zu gackern haben?“ schnaufte James neugierig.
„Frauengespräche“, flüsterte Teddy.
„Frauen?“ James schüttelte sich misstrauisch.
„Immerhin hast du bemerkt, dass ich anders bin, als die anderen Jungs“, feixte Cynthia.
„Immer müssen sie das letzte Wort haben“, schnaufte James.
„Man gewöhnt sich dran. Immer schön ausreden lassen, dann fühlen sie sich glücklich und überlegen, auch wenn du anders denkst.“
„Das habe ich gehört“, rief Lily fröhlich über ihre Schulter hinweg, und Cynthia tat es ihr gleich.
Ihre tiefen blauen Pupillen leuchteten James entgegen, und sein Herz begann zu pochen.
„Denkst du, die quatschen über mich?“, fragte er ohne die Lippen zu bewegen.
„Würde dich das stören?“
Ăśberrascht drehte James seinen Kopf. Seine Wangen glĂĽhten.
„Wenn sie über dich sprechen heißt das, dass sie an dir interessiert ist“, fügte Teddy schmunzelnd hinzu.
Ganz langsam schüttelte James seinen Kopf. „Aber verrate es niemandem weiter…“
„Was soll er nicht verraten?“, wiederholte Lily.
„Dass er ein Macho ist“, ulkte Cynthia und beschleunigte ihre Schritte.
Kurze Zeit später betraten sie das Büro des Schulleiters, und standen etwas verloren in der Ecke, während der Minister eintraf, und sich ausführlich, die Geschehnisse schildern ließ.
Den ersten Part übernahm Draco: „Ich bin Pansy schon eine ganze Weile auf der Spur, konnte ihr aber bisher nie etwas nachweisen. Schon während der Schulzeit träumte sie von Ruhm und Reichtum. Vor etwa einem halben Jahr stellte ich regelmäßige Besuche in Askaban fest. Da hat sie wohl erste Kontakte geknüpft. Schon als ich von dem Ausbruch erfuhr, war mir klar, wer dahinter stecken könnte.“
„Wie haben sie es geschafft nach Hogwarts reinzukommen?“, unterbrach Kingsley.
„Ein unterirdischer Gang auf dem Grund des schwarzen Sees, mit Zugang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Potter hat es damals vorgemacht, wie man mit Dianthuskraut auf den Grund des Sees kommen kann.“
Und wie ist es dir gelungen?“ hakte der Minister nach. „Das Flohnetzwerk wurde versiegelt?“
„Verschwindekabinett“, antwortete Draco.
„Aber, das ist doch im Raum der Wünsche zerstört worden?“ wunderte sich Harry.
„Es ist ja nicht so, dass es nur ein Exemplar auf der Welt gibt“, lächelte Draco verschmitzt. „Quasi drei deiner Kinder in Hogwarts … Ich hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Und habe einige Zeit nach einem funktionierenden Verschwindekabinett gesucht. Das ich in meinem alten Gemeinschaftsraum positioniert habe, und das Gegenstück als Spind getarnt in meinem Büro.“
„Eigentlich ein cleverer Plan“, mischte sich Kingsley ein. „Zwei gefährliche Bankräuber, ein Geiselnehmer, drei ehemalige Todesser. Eine gefährliche Mischung.“
„Nur warum ausgerechnet Hogwarts?“, überlegte Hermine laut.
„Tja, doch nicht clever genug“, murmelte Harry. „Ich vermute mal ihr eigentliches Ziel war Gringotts, aber Zauberergeld war nichts für Muggel.“
„Also brauchten sie Wertsachen“, bestätigte Draco. „Gold, Schmuck, Juwelen…“
„Und in Hogwarts gab es immer genügend davon. Der Raum der Wünsche, die Kerker…“
„Wann wusstest du, dass sie hier sind?“, wollte Harry von Draco wissen.
„Kurz vor Weihnachten verlor ich Pansy aus den Augen. Scorpius sollte mir eine Nachricht schicken, weil er früher anreiste. Die Nachricht kam nicht, und ich zählte eins und eins zusammen, nachdem es mir unmöglich war ins Schloss zu gelangen. Ich habe das Ministerium informiert, und auf eigene Faust versucht rein zu kommen. Der Gedanke, mein Sohn könnte in Gefahr sein….“
„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Draco. Ich hätte genauso gehandelt“, beschwichtigte Harry.
„Bullstrode hat gestanden“.
Ein weiterer Auror, mit langen schwarzen Haaren betrat das BĂĽro.
„Sie haben von langer Hand den Ausbruch geplant. Weihnachten, wenig Personal. Kurzum, die Jahreszeit spielte ihnen in die Karten. Und als Gegenleistung erwarteten sie Hilfe beim Überfall auf Gringotts. Aber dann kam es zum Streit. Die Muggel konnten nichts mit unseren Münzen anfangen. Und die Verliese waren ihnen zu unsicher. Also hofften sie auf Gold und Juwelen in Hogwarts. Heute Vormittag sind sie hier eingefallen. Ihnen war klar, dass nur wenige Personen in Hogwarts sein würden. Mit Aufspürzaubern fanden sie ihre Geiseln, belegten die Schule mit Schutzzaubern, versiegelten die Kamine vor unerwarteten Besuchern, und wollten in maximal vier Stunden mit den Taschen voller Gold wieder hier raus sein. Aber es kam erneut zum Streit, weil sie kein Gold aufspüren konnten. Der Raum der Wünsche öffnete sich ihnen nicht. Die Frauen verschanzten sich in ihrem alten Gemeinschaftsraum, und der Rest spekulierte auf Lösegeld.“
„Danke Michael“, nickte Kingsley. „Und jetzt kommt ihr ins Spiel, Kinder“, der Minister richtete seine Aufmerksamkeit auf Teddy, Lily, James und Cynthia.
Vor allem Cynthia wurde kreidebleich im Gesicht.
„Ich habe Pansy getötet“, erwähnte Draco erneut. „Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Sie war mir entwischt, nachdem ich Bullstrode und Davis ausgeschaltet hatte. Ich bin ihr bis in den dritten Stock gefolgt.“
„Yaxley ist für immer entstellt. Die Verbrennungen können nicht mehr geheilt werden. Die Carrows sind bereits auf dem Weg nach Askaban, Macnair ist im Mungos, und Parkinson ist Tod. Getötet von einem Avada Kedavra“, zählte der langhaarige Auror auf.
Cynthia wurde immer unsicherer, ängstlicher.
James griff nach ihrer Hand, erschrak aber als alle Augen ihn anstarrten. Sein Körper zuckte. Er wollte loslassen, doch er hatte die Rechnung ohne Cynthia gemacht, die ihre Finger regelrecht mit den Seinigen verkeilte. Sie dachte überhaupt nicht daran, ihm die Peinlichkeit zu ersparen, drückte nur noch fester zu. Es wäre eher auffällig gewesen, wenn er sich gewaltsam aus dieser Situation befreit hätte. So hielt er tapfer den unzähligen Blicken stand.
„Die Muggel sind auch wieder in Askaban. Zuvor haben wir aber noch ihr Gedächtnis gelöscht. Sie wissen nicht einmal, dass sie ausgebrochen sind.“
„Kinder?“, wiederholte Harry, und Cynthia zuckte erneut zusammen.
„Ich hatte mich mit Vic … toire im Gemeinschaftsraum versteckt, bis James und Teddy kamen“, stotterte sie nervös.
„Ich war wohl die Erste von uns“, übernahm Lily, die beruhigend ihre Hand auf Cynthias Schulter legte. „Sie waren gerade dabei, die Kamine zu versiegeln, als ich ankam. Ich wusste sie würden mir den Zauberstab abnehmen, und hoffte Teddy würde ihn finden, also hab ich ihn gedankenschnell fallen lassen, dann spürte ich schon einen Schlag gegen meine Schläfe…“
„Ihr könnt auf eure Zimmer gehen“, sagte Harry, nachdem Teddy und James ihre Schilderungen beendet hatten. „Ruht euch aus. Ihr habt Großes geleistet. Ihr Alle.“
„Aber eins verstehe ich nicht“, flüsterte Teddy leise in Lilys Richtung. „Wie konntest du an mehreren Orten gleichzeitig sein?“
„Ausnahmsweise…“, lächelte Lily. „…Musst du mir jetzt vertrauen. Ich darf dir diese Frage nicht beantworten. Aber irgendwann hole ich das nach. Versprochen. Für jetzt musst du dich damit begnügen, wenn ich dir sage: Ich habe auf Zeit gespielt…“
„Auf Zeit?“, staunte James. „Du hattest nur Sekunden um zu entscheiden. In der einen Sekunde willst du die Situation erfasst haben? Deinen Zauberstab fallen gelassen haben und an zwei Orten gleichzeitig gewesen sein?“
„Ich sagte dir doch, Mädchen können mehrere Dinge gleichzeitig tun“, fasste Cynthia endlich neuen Mut, was ein Lächeln bei Lily hervorrief.
Von den Erwachsenen lächelte einzig Harry, und stieß Hermine mit seinem Ellenbogen leicht in die Rippen, die sich gerade ebenso wunderte: „Mich würde es trotzdem auch interessieren, wie du das geschafft hast?“
Fragend blickte Hermine zu Harry, und folgte seinen Blicken, die auf Lily Hals endeten.
Über ihrer Bluse glänzte im Licht der Fackeln an den Wänden, ein kleines silbernes Stundenglas an einer langen Halskette, welches sie schnell unter ihre Bluse stopfte. Ein stolzes, mütterliches Glänzen in Hermines Augen, und ihre verliebte Geste ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen, bestätigten Harrys Eindrücke. Hermine hatte die lange Leitung übersprungen.
Sie hatte den Zeitumkehrer erkannt.
„Habe ich mich eigentlich vorhin verhört, oder hast du mich im Eifer des Gefechts wirklich Cindy genannt?“, fragte das braunhaarige Mädchen, das seine Hand immer noch umklammerte, bei ihrer Rückkehr in den Gemeinschaftsraum.
„Wenn du es nicht weitererzählst“, schnaufte James.
„Es würde mich nicht stören, wenn du mich in Zukunft so nennen würdest…“, lächelte sie. „Aber nur, wenn ich dich auch Jamie nennen darf.“
„Von mir aus“, nuschelte James vor sich hin.
„Wow!“ lachte Lily. „Er hat dich gerade in den Adelsstand erhoben, und damit zugegeben, dass er dich liebt.“
„Hab ich nicht!“
„Glaub mir, hat er doch. Nur ich darf ihn Jamie nennen, und mich liebt er auch...“
„Träum weiter…“
Lily schmunzelte und ihr Lachen war ansteckend, Teddy und Cindy stimmten mit ein. „Auch wenn er es nicht zugibt. Eine größere Ehre kann es nicht geben. Aber unter uns … insgeheim ist er der liebste Bruder, der liebste Mensch, den man sich wünschen kann.“
„Was hast du da in deinen Händen?“ fragte Cindy neugierig.
„Ach das“, lächelte James hämisch. „Eine Schale mit wunderbar schwabbelnden Himbeerpudding…“
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