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Fanfiction

Vertrauen - Mein Leben mit Harry Potter - Die neuen Helden

von rodriquez

Arm in Arm, mit einem traurigen Blick schauten sowohl Harry, als auch ich, dem Hogwarts – Express hinterher. Unsere freien Arme waren zum Winken erhoben.
Ein seltsames GefĂĽhl, den Zug mit allen unseren Kindern davonfahren zu sehen.
Soeben war auch unser jĂĽngster Spross zu seiner Jungfernfahrt eingestiegen.
FĂĽr James Sirius begann in diesem Augenblick, ein sehnsĂĽchtig erwarteter Tag, seit seine Schwester Lily vor zwei, und Teddy vor drei Jahren zum ersten Mal eingestiegen waren.
Etwas sehnsĂĽchtig schaute ich unseren Kindern hinterher, und schniefte traurig.
„Für Lily beginnt schon das dritte Jahr“, schniefte ich in ein Taschentuch, mit dem ich kurz zuvor noch gewunken hatte.
„Eigentlich unfassbar“, murmelte Harry. „Erinnerst du dich an unser drittes Jahr?“
„Wie könnte ich je unsere erste Begegnung mit meinem Vater vergessen. Einem zotteligen Grimm im schwachen Licht der Straßenlaternen.“
„Ich weiß gar nicht was ihr habt“, mischte sich Ron höchst qualifiziert ein. „Ich habe immer noch zwei zu Hause. Ich würde Luftsprünge machen, wenn die endlich auch mitfahren dürften.“
Ich bemerkte ein leichtes Zucken in Harrys Mundwinkeln, und wusste sofort, was er damit ausdrĂĽcken wollte.
„Nein im Ernst“, plapperte Ron weiter. „Natürlich bin ich froh, wenn die Racker, wieder zu Hause sind. Es geht doch aber nichts über ein paar Minuten besinnlicher Ruhe, und einem endlich vollen Kühlschrank. Halbzeit sozusagen, mit den Zwillingen gehen ja gleich zwei auf einmal, also stehen die Chancen schon erheblich besser, im Kühlschrank noch was vorzufinden, wenn ich spät abends von der Arbeit nach Hause komme.“
„Ich werde wohl nie verstehen, wie man den ganzen Tag nur ans Essen denken kann“, schnaufte Lavender. „Die fressen mir noch die Haare vom Kopf“, ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. „Fünf Jungs, die alle den Appetit ihres Vaters geerbt haben ... Das ist die Höchststrafe“.
„Gehen wir noch was essen, bevor wir nach Hause gehen?“, fragte der jüngste Weasleyspross, was eine Grimasse in Rons Gesicht, und ein Schlag vor die Stirn, bei Lavender hervorrief.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so bestraft werden würde, als ich dich so unfair behandelt habe“, seufzte Rons Frau.
„Das ist lange her, und ich bin nicht nachtragend“, lächelte ich.
„Ihr habt’s echt gut“, sagte Ron neidisch. „Alle Kinder außer Haus. Wisst ihr eigentlich noch wie das ist?“
„Wie was ist?“ fragte ich schmunzelnd.
„Genügend Essen im Haus, ungestörten Sex in der ganzen Wohnung...“
„Ron!“ schrie Lavender empört. „Du würdest das doch körperlich gar nicht mehr verkraften.“
„Na hör mal!“, muckte Ron auf. „Ich bin ein potentes Kerlchen“, und deutete auf die verbliebenen zwei Kinder.
„Ja!“ lachte Lavender. „Aber nur solange du nicht gerade beim futtern bist, und du futterst seit Jahren unaufhörlich, und danach wird geschnarcht.“
„Was willst du damit behaupten?“
„Das sie seit Jahren keinen guten Sex mehr hatte...“, prustete Harry.
In diesem Augenblick verschwand der letzte Zipfel des Hogwarts – Express hinter einer Kurve.
„Jetzt!“, rief er grinsend, lockerte die Umarmung, griff nach meiner Hand, und begann den südamerikanischen Liebesgottregentanz, falls es den geben sollte.
Übermütig tänzelte er vor und zurück, nach links und nach rechts. „Tschaka – Tschaka – Tschaka – U – U“, säuselte er, verdrehte die Augen, und machte seltsame verrenkte Bewegungen mit seinem Oberkörper.
„Sturmfrei!“
„Und was bedeutet das jetzt?“ fragte Ron mit einem gewissen Grinsen.
„Endlich gehört der Fernseher mir“, rief Harry, und reckte siegreich die Faust in die Luft. „Nie mehr Spongebob. Nie mehr Hannah Montana. Nur noch die Premier League...“.
„Hast du ein Bierchen kalt?“, fragte Ron mit leuchtenden Augen.
„Männer!“
Lavender schĂĽttelte ihren Kopf, und zum ersten Mal war sie mir wirklich sympathisch.
Der Tag war also gekommen. Wir hatten unser Zuhause fĂĽr uns Alleine.
Wie schnell doch die Zeit vergeht.
Meine Mom sagte immer: „An deinen Kindern siehst du, wie du alt wirst!“
Sie hatte Recht. Sie hatte immer Recht. Fast schon unheimlich.
Und Harry hatte natürlich ein Späßchen auf meine Kosten gemacht, aber kaum war die Haustür hinter ihm geschlossen, versuchte der böse Junge mich zu verführen.
Noch im Flur fiel er über mich her, küsste mich leidenschaftlich, und drängte mich gegen die Wand. Empört stieß ich ihn zurück und klopfte auf seine Finger. „Du wolltest doch die Premier League einschalten?“, fragte ich empört.
Harry legte einen Schmollmund auf, aber widmete sich mit treudoofen Augen sofort wieder seiner jäh unterbrochenen Leidenschaft.
Leidenschaft gleich Hermine.
Versteht sich wohl von selbst, oder?
FuĂźball musste warten.
Oder doch nicht?

„Na, wenn das so ist“, hauchte er frech, seine flinken Finger regten bereits unter meiner Bluse die heißesten Fantasien an. „Dann gehe ich halt ins Wohnzimmer...“
„Untersteh dich“, spielte ich die Empörte. „Erst beendest du, was du begonnen hast, und lässt mich hier nicht schmachtend stehen.“
Mit Spitzbubenaugen griff er mit einem Arm um meine Schulter, und mit dem Anderen in meine Kniekehlen. Unter flammenden Küssen trug er mich auf Händen zu unserem Liebesnest im oberen Stockwerk.
Doch wer jetzt glaubt, dass wir wirklich die Ruhe weg hatten, und das nächste halbe Jahr nur unendliche Liebesspiele auskosteten, den muss ich enttäuschen.
Bereits am nächsten Abend, dem ersten richtigen Schultag unseres Jüngsten, musste Harry in Hogwarts bei Gonni antanzen.
Ob es doch ein Fehler war ihn James Sirius zu nennen?
Mit einem sehr ernsten Gesicht kam mein Liebster wieder aus Hogwarts zurĂĽck, aber insgeheim sah ich den Stolz, der sich in seinen Augen widerspiegelte.
Ungeduldig erwartete ich eine Antwort, doch Harry setzte sich erst einmal genĂĽsslich auf die Couch, und bedeutete mir Platz zu nehmen.
„James hat einem Slytherin einen Zehennagelfluch aufgehalst, weil der ihn einen Hasenfuß nannte. Problem war nur, dass unser Sohn...“
„Dein Sohn“, unterbrach ich empört.
„...den Fluch nicht mehr rückgängig machen konnte.“
„Sag ich doch, dein Sohn!“
„Immer wenn er etwas anstellt, ist es plötzlich mein Sohn“, schnaufte Harry.
„Meine Tochter hätte den Gegenfluch gekannt“, grinste ich.
„Gonni hatte äußerste Mühe, mir den Vorgang zu schildern, ich hatte das Gefühl, dass sie mich am liebsten hätte mit nachsitzen lassen.“
„Warum nur?“
Es sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass wir in die Schule gerufen wurden.
Die regelmäßigen Besuche beinhalteten das volle Pottersche Repartoir, beginnend mit Levicorpus, bis hin zu Trainingsunfällen im Quidditch, denn wie könnte es anders sein, so wurde auch James Sirius bereits in seinem ersten Jahr ins Quidditchteam berufen.
So was gelingt eben nur einem Potter, also doch zweifellos: Harrys Sohn.
Die nächsten Wochen und Monate vergingen, wie im Flug.
Ich hatte es endlich, nach Jahren geschafft, ein neues Elfengesetz zum Abschluss zu bringen, und die Ausarbeitung dessen, nahm sehr viel Zeit in Anspruch.
Harry arbeitete neue Trainings- und Einsatzpläne für die Auroren aus, und schneller als wir uns versahen, stand auch schon die Weihnachtszeit vor der Tür.
Gemeinsam mit Harry erwartete ich die RĂĽckkehr unserer Kinder in Kings Cross.
Uns erwartete eine Ăśberraschung.
„Wo habt ihr denn Teddy gelassen?“, staunte Harry, und sah sich suchend um.
Lily zog ihre Nase hoch und ĂĽberging provokativ die Frage ihres Vaters.
O – O, dachte ich, dicke Luft.
„Teddy muss Weihnachten in Hogwarts verbringen“, erwähnte James beiläufig. „Fast hätte ich auch bleiben dürfen...“
„Dürfen oder müssen?“, schmunzelte Harry.
„Ich kann nichts dafür. Dieses Mal war ich wirklich unschuldig“, beschwerte sich der jüngste Potter.
„Was war es dieses Mal?“, fragte Harry und verdrehte seine Augen.
„Pudding“.
„Pudding?“, stutzte Harry.
„...Im Gesicht von Professor McGonagall.“
Während Harry urplötzlich prustenden Hustenanfall simulierte, hatte ich irgendwie genau diese Antwort erwartet.
„War eigentlich für Cynthia Spinnet bestimmt, aber die blöde Zicke schaffte es sich zu ducken...“
„Und warum wirfst du überhaupt mit Pudding?“
„Sie hat mir die Zunge streckt“, erwähnte unser Sprössling, als wäre es die normalste Sache der Welt für Zungenraustrecken Vergeltung zu üben, „und zudem meinte sie, ich würde mich das sowieso nicht trauen. Tja, Pech gehabt...“
„Das Pech war wohl eher auf deiner Seite, oder auf der von Professor McGonagall…“
Ich verdrehte meine Augen, und wandte meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Tochter.
Wortlos schritt Lily neben uns her, gedanklich war sie wohl noch in Hogwarts.
Mit wohl den gleichen stolzen Augen, mit denen Harry seinen Sohn ansah, begutachtete ich meine Tochter.
Meine … Tochter.
Lily hatte sich in diesem halben Jahr enorm verändert.
Noch deutlicher wurde mir das bewusst, als ich eine Stunde später, zuhause in der offenen Tür ihres Zimmers lehnte, und die ganze Szene mich irgendwie an meine eigene Mom und mich erinnerte.
„Ein Gespräch unter Frauen“, lächelte Mom damals.
Lily war dreizehn, fast vierzehn, so wie damals bei mir.
Und auch sie wirkte unzufrieden, hatte ihre Tasche lustlos auf ihr Bett geworfen, als erstes, einige Poster von einer Hannah Montana von der Wand gerissen, und ihre Hogwartskleidung abgelegt.
Nur mit Unterhemd und Unterhose bekleidet, stand sie vor dem Spiegel und inspizierte ihren Körper.
Unverkennbar waren die Wölbungen unter ihrem Unterhemd.
Meine Tochter ist zur Frau geworden, dachte ich, fast schon traurig.
Sie war so in Gedanken vertieft, dass sie mich noch nicht bemerkt hatte. Gerade ging sie zu ihrem Kleiderschrank, und schien verzweifelt nach passender Kleidung zu suchen.
Einige Shirts nahm sie mit vor den Spiegel, und hielt sie vor ihren Körper.
Mit einem NasenrĂĽmpfen landeten sie unbefriedigt auf ihrem Bett.
„Wenn du möchtest, könnten wir nach den Feiertagen einen Shoppingtag einlegen“, machte ich mich bemerkbar. „Nur wir Beide.“
Ich spĂĽrte, dass meine Tochter nicht ganz bei der Sache war. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung. Ich musste den GrĂĽnden ihrer Nachdenklichkeit auf den Grund gehen.
Auf ihrem Bett stapelten sich mittlerweile immer mehr unpassende Klamotten: Zu enge T-Shirts, Röcke, die nicht mehr über ihre Hüften wollten. Blusen in unpassenden, kindlichen Farben.
Nachdenklich erforschte sie sich im Spiegel. Ein Shirt von dem sie dachte, es könnte passen, schien sie zu zwicken, und spannte sich bedrohlich über ihrer Brust, die nun nicht mehr zu leugnen war.
Unbequem quälte sie sich wieder aus dem T-Shirt heraus, es krachte, und die Naht unter dem Ärmel platzte auf.
Ein Schmunzeln schlich auf mein Gesicht. Langsam schritt ich auf sie zu, nahm eine HaarbĂĽrste von ihrem Schminktisch, und begann Sorgsam und in Erinnerungen schwelgend, ihre Haare zu bĂĽrsten.
„Möchtest du reden?“, fragte ich vorsichtig. „Was bedrückt dich, Schatz?“
Eine einzelne nostalgische Träne eroberte meine Augen. „Ich befürchte meine Kleine wird langsam erwachsen“. Lily drehte fragend ihren Kopf in meine Richtung, „und ich bekomme es nicht einmal mit“, fügte ich noch trauriger hinzu.
„Jetzt weiß ich, wie sich deine Granny gefühlt hat, als sie mich in ähnlicher Situation vorfand. Ich war meinem Kleiderschrank entwachsen. Damals brachte mich ein Einkaufsbummel auf andere Gedanken. Nur sie und ich.“
„Ich bin die Beste in Hogwarts“, antwortete Lily mit einer gleichgültigen Tonlage, als hätte sie mir gar nicht zugehört.
„Das war ich auch Schatz“, lächelte ich. „Und das macht mich stolz.“
„Ich meine, ich bin wirklich gut. Ich bin eine Streberin.“
Wieder lächelte ich, weil ich den eigentlichen Grund ihrer Aussage, noch nicht erkannte.
„Das hast du eindeutig von mir.“
„Na, hör mal. Ich war auch nicht gerade doof“. Harry betrat unaufgefordert das Zimmer.
Das erste Mal, dass ich ihn hätte verfluchen können.
„Ja!“, sagte ich mit scharfem Ton. „Nur warst du stinkefaul!“
Giftpfeile schossen aus meinen Augen, und trafen Harry mit Lichtgeschwindigkeit.
Bei einem Frauengespräch hatte der Herr absolut nichts zu suchen, und ich war ganz kurz davor, dass sich mir Lily öffnen würde.
„Ich … ich geh dann mal“, wiegelte Harry, sichtlich beeindruckt ab. „Ich geh dann mal … noch ein dringendes Weihnachtsgeschenk besorgen.“
Und bevor er sich wegdrehte, flüsterte Harry in mein Ohr: „Wenn du willst, dass sie sich dir öffnet, dann musst du sie auch verstehen.“
Fragend sah ich ihm ins Gesicht. „Unsere Tochter hat Liebeskummer, und sie ist einsam. Ein Streber hat keine, oder nur wenige Freunde.“
Ich schluckte schwer, denn mir wurde schlagartig klar, dass Harry den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, versuchte ich wieder auf Lily einzugehen, doch sie kam mir zuvor. „Ein Streber hat keine Freunde, Mom.“
„Du fühlst dich einsam? Aber du hast doch Teddy…“
Traurig senkte sie ihren Kopf, und ich dachte: O – O! Die Wurzel des Übels.
Ich drehte sie an ihrer Schulter in meine Richtung, so dass ihr Gesicht meinem gegenüber war. Wir waren fast schon auf Augenhöhe.
Ganz fest drĂĽckte ich sie in meine Arme.
„Ach, Mom“, seufzte sie und ich spürte ihre nassen Tränen in meinem Genick.
Sie war kurz davor auszubrechen. „Ich habe meine Periode schon seit dem Frühjahr.“
Erst jetzt, so nahe bei mir, sah ich dass mein Mädchen ganz dünn Lippgloss aufgetragen hatte, einen leichten Lidschatten trug, und sie sich Ohrlöcher hatte stechen lassen.
„Ich habe es noch nicht einmal im Sommer bemerkt, es tut mir leid Schatz, dass ich nicht für dich da sein konnte, aber Hogwarts ... ist so weit weg.“
„Das ist mein geringstes Problem, Mom“, lächelte sie traurig.
„Hast du dich mit Teddy gestritten?“, erinnerte ich mich an eine eventuelle unglückliche Liebe. „Ist das der Grund, warum er dieses Weihnachten nicht nach Hause kommt?“
Neuerliche Tränen eroberten ihre Augen. „Ich habe nur noch Jamie“, schluchzte sie.
Jamie?
Ausgerechnet Jamie, wie sie schon immer liebevoll ihren kleinen Bruder nannte.

„James?“
„Ja!“, antwortete sie mit einem bitteren Lachen. „Ausgerechnet Jamie. Ohne ihn wäre ich verloren.“
„Willst du mir davon erzählen?“ Ich deute auf ihr Bett. „Komm setz dich zu mir.“
„Ich weiß immer alles besser, und muss das auch noch laut von mir geben. Damit macht man sich keine Freunde“, begann Lily.
„Das war bei mir nicht anders Schatz. Ich hatte jahrelang nur zwei Freunde, und das waren auch noch Jungs, dumme, kleine Jungs.“
„Und jetzt verstecke ich mich auch noch hinter meinem kleinen Bruder“.
„Wie meinst du das?“
„Nun, du weißt ich liebe meinen Bruder, aber es ist nicht gerade förderlich, dass er mich jetzt auch verteidigt.“
„Das verstehe ich nicht?“, gab ich ehrlich zu.
„Er hat euch nichts erzählt? Ihr habt … nichts erfahren?“, erstaunt sah sie mich an. „Er ist einfach unglaublich.“
Sie schüttelte unter weiteren Tränen, aber einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen, ihren Kopf.
„Bei unserer Ankunft, wurde ich von einem dummen Slytherineinfallspinsel blöd angemacht, doch bevor schlimmeres geschah, war James zur Stelle, stellte sich vor mich, und belegte ihn mit dem Zehennagelfluch, und das an seinem ersten Tag in Hogwarts“
„Er wurde bestraft, weil er dir geholfen hat?“ staunte ich.
Lily nickte.
„Aber warum…“
„James nahm alles auf sich. Er wollte niemanden sagen, warum er es getan hatte, und ich bat ihn nichts in der Schule weiter zu erzählen, damit ich nicht noch mehr Schwierigkeiten bekomme. Whitcomp, der blöde Slytherin würde bestimmt nicht damit prahlen, dass er von einem Frischling verflucht wurde.“
„Ein echter Potter, dein Bruder, und wahrlich deines Vaters Sohn. Harry war genauso, und immer für mich da, wenn ich ihn brauchte, wenn ich Not war. Er hätte alles für mich getan, aber was hat das alles mit Teddy zu tun, ihr habt euch doch immer so gut verstanden?“
„Ich kam lange nicht an ihn heran“, seufzte Lily. „Er steht unter der Fuchtel von Victoire.“
„Unsere Victoire? Victoire Weasley? Bill und Fleurs Tochter?“
“Schon im Hogwarts – Express hat sie mich aus dem Abteil gedrängt, dabei bin ich immer mit Teddy im Abteil mitgefahren. Ich sollte verschwinden, wäre zu klein und zu jung für ihre Gesellschaft.“
„Teddy hat sich das gefallen lassen? Irgendwie kann ich das nicht glauben, das passt nicht zu ihm.“
„Doch. Er wollte schon. Aber schließlich ist er doch verstummt. Sie hat ihn die ganze Zeit belabert, und die Anderen im Abteil haben ihr zugestimmt. Ich bin dann freiwillig gegangen. So lief das ganze Halbjahr, ich kam gar nicht mehr an ihn heran. Immer war sofort Victoire zur Stelle, und hat mich verhöhnt, und Teddy weggedrängt.“
„Und Teddy hat das zugelassen?“. Ich wollte es einfach nicht glauben, dass Teddy so was tun würde. Nicht, nachdem er ein identisches Vertrauen zu Lilly, wie Harry zu mir hatte. Niemandem außer ihr, hatte er sich anvertraut, wenn er traurig war, oder etwas auf dem Herzen hatte. Lily richtete ihn auf, indem sie ihm zuhörte.
„Er ist ihr verfallen, glaub ich.“
„Das glaube ich nicht“, energisch schüttelte ich meinen Kopf. „Victoire hat Veela – Gene in ihren Adern. Selbst dein Vater wäre fast, wegen Veelas von einer Tribüne gesprungen.“
„Sie hat ihn zu meinen Ungunsten beeinflusst, hat mich bei jeder Gelegenheit schlecht gemacht, hat ihm ihre Schönheit, ihr perfektes Aussehen vor Augen gehalten. Da kann ich nicht mithalten…“
„Es kommt nicht auf Äußerlichkeiten an, und das weiß mit Sicherheit auch Teddy. Und rede dir nur nicht einen solchen Quark ein. Du bist ein sehr hübsches Mädchen.“
„Aber nicht neben Victoire“, erwiderte sie traurig. „Sie muss auch Lügen über mich verbreitet haben, glaubwürdige Lügen. Ich weiß es, kann es aber nicht beweisen.“
„Wenn sie so was tut, dann sieht sie in dir eine ernsthafte Konkurrenz, du hast doch nicht etwa aufgegeben?“
Herausfordernd sah ich sie an. Lily antwortete nicht. „Schatz, aber das ist es nicht allein. Was ist noch geschehen? Deswegen bleibt Teddy nicht so einfach alleine in Hogwarts.“
„Sie ist auch geblieben, aber vielleicht sollte ich dir der Reihenfolge nach erzählen“, schniefte Lily.
„Ja, das wäre vielleicht keine schlechte Idee, Schatz.“

Ich bin also ahnungslos in den Hogwarts – Express eingestiegen. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch in Ordnung. Teddy hat mir sogar noch meinen Koffer bis in den Gang getragen, doch schon zu diesem Zeitpunkt drängte mich Victoire beiseite, mit einem zornigen Blick im Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, also habe ich ihr sogar verlegen zugelächelt, immerhin kennen wir uns ja.
Sie packte Teddy am Arm, und zog ihn mit sich mit.
„Komm Teddylein“, säuselte sie, „suchen wir uns ein Abteil.“
Einen kurzen Augenblick kĂĽmmerte mich noch um Jamie, was allerdings nicht lange dauerte, denn schon im dritten Abteil fand er einen Platz bei Fred und Georgie. Du kennst doch Onkel Rons Zwillinge?
Danach habe ich die übrigen Abteile nach Teddy abgesucht. Fast im letzten Abteil fand ich ihn schließlich auch. Fünf Plätze waren besetzt, alles Schüler aus seinem Jahrgang. Teddy saß am Fenster und starrte mich lächelnd an, als ich die Abteiltür öffnete. Der Platz neben ihm war noch frei, Victoire saß ihm gegenüber am Fenster. Sie funkelte mich an, und ging, wie eine Furie in die Höhe, drängte mich nach draußen, und zog die Tür vor meiner Nase wieder zu. „Lass sie doch“, hörte ich Teddy rufen. „Wir haben etwas zu besprechen, schon vergessen?“, echauffierte sich Victoire. „Wir können keine Babys dabei gebrauchen.“
„Sie ist doch kein Baby…“, verteidigte mich Teddy. „Sie war schon immer in unserem Abteil.“
„Dieses Mal eben nicht, sie soll sich zu ihren eigenen Klassenkameraden setzen. Wir können sie hier nicht gebrauchen, sieh dir doch das flachbusige Kind an. Außerdem, wird sie wieder alles besser wissen, und uns wahrscheinlich direkt bei McGonagall verpfeifen.“
Ich bin freiwillig gegangen, weil ich spürte, dass ich keine Chance bekommen würde, und weil ich Ärger aus dem Weg gehen wollte. Die hörte nicht auf, redete immer weiter auf Teddy ein, sogar als ich die Abteiltür zuzog, und den Gang entlang davon lief konnte ich noch ihre Hetze hören.
SchlieĂźlich fand ich einen Platz, auf einem der Notsitze im Gang.


„Du hast dich allein in den Flur gesetzt? Warum denn das?“
„Vielleicht, weil ich die Hoffnung hatte, doch noch in Teddys Abteil zu können, wenn sie das Wichtigste besprochen hätten?“
Lily senkte ihren Blick und gab kleinlaut einen weiteren Grund an. „Vielleicht auch, weil ich mich nicht traute, weil ich zu niemandem sonst Kontakt habe. Ich war von Anfang an, immer in Teddys Umfeld.“

Nach etwa zwei Stunden stand Teddy tatsächlich vor mir, und sah mich schockiert an. „Warum sitzt du denn hier draußen?“
„War alles belegt“, log ich.
„Das glaube ich dir nicht. Bist du traurig?“
„Nein“, schwindelte ich, aber meine Antwort kam wohl etwas zu schnell. Teddy sah mich forschend an, griff nach meiner Hand. „Komm…“
Gerade als ich aufstehen wollte, ertönte wieder ihre liebliche Stimme. „Teddylein, was willst du denn schon wieder mit der? Du wolltest doch zur Toilette?“
„Wir unterhalten uns doch nur“, antwortete Teddy, und klang etwas ungehalten.
„Merkst du denn nicht, dass das Biest absichtlich hier sitzt, um dich abfangen zu können? Und du fällst natürlich darauf rein.“
Mit einem grinsenden Gesicht in meine Richtung, zog sie Teddy von mir weg.
Erst in der großen Halle, zum offiziellen Empfang habe ich Teddy wiedergesehen. Ich hatte mich damit abgefunden unerwünscht zu sein, und rechnete eigentlich schon nicht mehr damit, dass Teddy sich wie gewöhnlich neben mich setzen würde.
Mit einem gequälten Lächeln, dass ich-möchte-mich-bei-dir-entschuldigen-traue-mich-aber-nicht ausdrückte, saß er plötzlich neben mir. Fast erschrocken blickte ich ihn an. Tief in mir drinnen flatterten einige Dinge wild durcheinander. Ein Gefühl, dass ich so, noch nie gekannt hatte.


„Du hast die Liebe entdeckt, Schatz“, unterbrach ich lächelnd.
„So habe ich das noch gar nicht gesehen“, nachdenklich sah mich Lily an. „Glaubst du wirklich?“

Das seltsame GefĂĽhl rechnete ich eher in die Kategorie Angst.
Angst, wieder erniedrigt zu werden.
Angst, wieder verstoĂźen zu werden.
Angst, dass es zwischen Teddy und mir, nie mehr so sein könnte, wie es zwischen uns mal war.
Die Angst war begründet, wie ich nur wenig später erfahren musste.
„Hast du noch ein Abteil gefunden“, fragte Teddy.
Ich nickte ihm nervös zu.
„Dein Platz war jedenfalls verlassen, als ich später noch einmal vorbeikam. Wo warst du?“
„Bei…“, wollte ich gerade antworten, als ich unsanft mit einem schmerzhaften Griff unter meine Achseln hochgezerrt wurde. „Verschwinde von meinem Platz!“ fauchte Victoire, und stieß mich zurück.
„Ich habe mich zu ihr gesetzt, du tust ihr Unrecht“, verteidigte mich Teddy.
„Sie hat hier nichts verloren … verschwinde auf die andere Seite“, spie sie mir ins Gesicht, und gab mir einen kräftigen Stoß gegen meine Schulter. Ich wankte rückwärts, verlor das Gleichgewicht, und kollidierte mit Whitcomp, dabei trat ich ihm auf die Zehen, und mein Ellenbogen knallte in sein Gesicht.
„Kannst du nicht aufpassen, du dumme Pute“.
Seine Faust ballte sich, und krachte mit voller Wucht gegen meine Schulter, weil ich mich reflexartig zur Seite bewegte. Trotzdem taumelte ich rückwärts, wurde aber von Teddy aufgefangen, und landete mit meinem Hintern auf seinem Schoß. In diesem Augenblick sprang Jamie vor mich, mit erhobenem Zauberstab und wütendem Gesicht. Whitcomps Zehennägel wuchsen sofort an, und er riss sich unter Schmerzen die Schuhe von den Füßen. Leider wurde dadurch McGonagall auf uns aufmerksam. „Was ist hier los?“
„Die haben mich verhext“, sagte Whitcomp mit schmerzverzerrtem Gesicht, und zeigte in meine und Teddys Richtung. McGonagalls Blicke wanderten fragend zwischen Teddy und mir hin und her. „Ich war es“, rief James und trat mutig vor sie hin. „Ich. Allein. Lily hat nichts damit zu tun.“
„Potter?“, fragte die Professorin mit geweiteten Augen. „James … Sirius … Potter?“
„Ja, Mam … so heiße ich.“
„Womit habe ich das verdient“, seufzte die alte Dame. „Was habe ich verbrochen, um so bestraft zu werden?“
„Mam…?“
„Jetzt wundert mich gar nichts mehr. So schnell kam nicht einmal ihr Vater zu seiner ersten Strafe.“
„Er kann nichts da…“, versuchte ich Jamie zu Hilfe zu kommen. “Er wollte nur…“
„Ich habe es getan“, erwiderte Jamie und brachte mich mit seiner Hand, die er auf meinen Arm legte zum Schweigen. „Kein Wort wegen dem warum zu irgendjemanden, vor allem nicht zu Mom und Dad“, flüsterte er mir energisch zu.
„In mein Büro, Potter. Sofort nach dem Ende der Zeremonie.“
„Du warst spitze Jamie“, sagte Teddy mit leuchtenden Augen. „Und mit dir alles klar?“ Besorgt legte er seine Hand auf meine Schulter und sah mich ängstlich an.
Ich konnte nicht einmal mit „Ja“ antworten, schon bekam ich wieder einen kräftigen Schubs von der … der urplötzlich bescheuerten Victoire. „Verschwinde jetzt endlich von hier. Merkst du denn nicht, dass du nur Ärger bringst?“, und an Teddy gewandt: „Sag mal Teddy, merkst du eigentlich auch nichts? Die macht nur Ärger, sogar ihr kleiner Bruder muss sie beschützen, und weil sie zu feige war, zu sagen, dass alles ihre Schuld war, wird der Zwerg auch noch bestraft. Halte dich fern von der, die bringt dir nur Scherereien.“
Und mit einem hämischen Blick zurück auf mich, fügte sie hinzu, „aber es hatte schon was reizvolles. Einfach spitzenmäßig, wie die durch die Luft flog. Die Tussi ist so blöd, dass sie brummt.“
Ich habe mich erst gar nicht mehr hingesetzt, sondern bin direkt, tränenaufgelöst in den Gemeinschaftsraum gestürmt.
„Red Bull verleiht Flügel“, höhnte Victoire, und schwang lachend ihre Arme auf und ab.


„Mom hat sie wirklich Recht?“
„Mit was soll sie Recht haben?“
„Dass ich sogar zu feige war, um die Schuld zu zugeben?“
„Jamie wollte es nicht, und du kennst deinen Bruder, daher denke ich nicht, dass es feige war.“
„Trotzdem, ich hätte es Professor McGonagall erklären müssen. Ich habe mich feige hinter meinem Bruder versteckt.“
„Dein Bruder hätte das nicht zu gelassen, und das weißt du ganz genau. Er ist wie dein Vater, es hätte ihn beleidigt, wenn du das getan hättest. Mach dir deswegen keinen Kopf. Du bist nicht feige. Ich verstehe nur nicht, warum er deine Hilfe ablehnte.“
„Ich habe es getan, warum zwei bestrafen?“
Erschrocken starrten wir zur TĂĽr. James schaute nachdenklich herein.
„Keine Sorge“, winkte er ab. „Ich stehe hier erst seit einer Minute, und bin auch gleich wieder weg. Wo ist Dad?“
„Der wollte noch ein Geschenk besorgen“, antwortete Lily.
„Lily hat mir Leid getan, alle haben sie verstoßen. Sie hat sogar im Schlaf geweint.“
„Wann habe ich geweint?“, fragte Lily erschrocken.
„Du bist im Hogwarts – Express eingeschlafen. So habe ich dich noch nie erlebt. Und ich wollte nicht, dass du auch noch zusätzlich Ärger bekommst.“
„Das war ehrenhaft von dir“, antwortete ich und bewunderte meinen Sohn.
„Ich habe Lily noch nie weinen sein, und ich spürte, dass ihr Teddy fehlte. Sie ist immer so ernst, niemand hat es verdient alleine zu sein.“
Mit einem gequälten Lächeln schlich James wieder aus dem Zimmer, und ich kam nicht umhin, einen elfjährigen Jungen zu bewundern.
Einen elfjährigen Jungen mit einem großen Herz.
Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor…
Auch Lily sah ihm bewundernd hinterher, sie gab sich keine Mühe, die Tränen in ihren Augen zu verstecken.
„Er ist unglaublich, oder Mom?“

Auch in den folgenden Tagen und Wochen änderte sich nichts an meiner Situation.
Victoire schaffte es immer wieder Teddy von mir fern zu halten. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie würde ihn an einer unsichtbaren Leine führen, an deren Ende sich eine Glocke befindet, und die zu schellen beginnt, wenn ich mich ihm näherte.
Aber komischerweise hatte ich immer, wenn ich ihn zu sehen bekam, das GefĂĽhl, dass er selber nicht glĂĽcklich mit der Situation war.
Es war als würde er unsere Gespräche vermissen. Natürlich kann es Einbildung gewesen sein, aber sein Gesicht und vor allem seine Augen verrieten mir sein Unwohlsein. Victoire schien doch nicht die Person zu sein, der er sich anvertrauen wollte. Aber dann dachte ich, ich würde mir das vielleicht auch nur einreden.
Nach ein paar Tagen gründeten sie einen geheimen Club, dem wir Kleinen zunächst nicht beitreten durften. Niemand wusste, was sie eigentlich taten, und warum sie es taten, oder wo sie sich heimlich trafen.
Teddy bekam ich noch weniger zu sehen, nicht einmal auf den Gängen oder in der großen Halle war er noch anzutreffen.
Mir genügte es schon, wenn ich ihn wenigstens beim Frühstück ein Auge auf ihn werfen konnte. Er lächelte immer, wenn er mich bemerkte. Ein so warmherziges, liebevolles Lächeln, aber auch ein gequältes Lächeln.
Ich versuchte mich abzulenken, hielt mich immer öfter in der Bibliothek auf, oder beobachtete Jamie beim Quidditch. Er hatte es tatsächlich geschafft, als Erstklässler im Quidditchteam aufgenommen zu werden.


Ich spĂĽrte, wie Lilys Worte immer schwerer wurden.
Ganz fest drĂĽckte ich sie an mich, um ihr die Angst zu nehmen.
Tränen schossen aus ihren Augen.

Die nächste Zeit würde ich gerne aus meinem Leben streichen, aber es gelingt mir einfach nicht.
Die Bilder kommen immer wieder zurĂĽck.
Bilder, von denen ich nicht einmal weiß, ob sie echt waren, oder nur ein Traum. Ein böser Traum.
Nie hätte ich gedacht, dass mir das alles so nah gehen würde. All meine Gedanken drehten sich nur noch um Teddy, Victoire. Wut und Schmerzen. Liebe und Hass. Ich weiß nicht, wie oft ich Victoire in dieser Zeit geschlagen, sie mit Flüchen belegt, ja, sogar den Avada Kedavra gegen sie benutzt habe.
Aber immer wieder stand sie putzmunter vor mir, also mussten es Träume gewesen sein.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, Teddy einfach vor ihren Augen zu küssen, genoss dabei ihre Blicke, genoss es wie sie wütend davon rannte.
Teddy fehlte mir, mir fehlten die Gespräche mit ihm, mir fehlte sein warmherziges Lächeln, mir fehlte seine Gegenwart.



Wieder legte Lily eine Pause ein. Nur noch schluchzende Worte kamen ĂĽber ihre Lippen.
„Du hast die Liebe entdeckt“, versuchte ich ihr zu erklären. „Aus Gewohnheit wurde Liebe, das ist dir schmerzlich bewusst worden. Dein Körper hat sich verändert. Du hast dich verändert. Du bist dem Kind entschlüpft.“
Beschämt schaute sie zur Seite.
„Das ist keine Schande, Schatz. So was ist völlig normal. Mir ging es mit deinem Vater ähnlich.“
Lily sah überrascht auf, was mir ein schmunzeln entlockte. „Auch bei uns gab es schwierige Zeiten. Zeiten, in denen ich mir die Frage stellte, ob ich ihm zu wenig Vertrauen entgegen bringe. Aus Angst habe ich einen brandneuen Besen, den er von einem unbekannten Freund geschenkt bekam, untersuchen lassen. Mit dem Ergebnis, dass er wochenlang konfisziert wurde. Wir haben wochenlang nicht miteinander geredet. Er war enttäuscht von mir, und wurde von Ron noch darin bestärkt. Ich fragte mich, ob sie vielleicht Recht hatten, ob ich wirklich einen Vertrauensbruch begangen hätte. Aber ich tat es nur um ihn zu schützen.“

Eines Abends stand Teddy wahrhaftig vor mir, im Gemeinschaftsraum.
„Lily?“, hörte ich seine sanfte Stimme, und lächelte still vor mich hin. „Lily? Träumst du?“
Ja, ich träumte. Träumte, Teddy würde vor mir stehen, mich anlächeln, mich küssen….
Erschrocken öffnete ich meine Augen, und Teddy lehnte tatsächlich über mir. Eine Hand auf meiner Schulter, und mit der Anderen stützte er sich auf dem Buch in meinem Schoss ab.
„Ich muss wohl eingeschlafen sein“, murmelte ich verlegen.
Traurig und unsicher setzte er sich zu mir auf einen Sessel vor dem Kamin.
Das Feuer knisterte, und wir saĂźen einige Augenblicke verlegen und schweigend nebeneinander.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
Ich nickte schwach, ohne ihn anzusehen.
„Du siehst in letzter Zeit müde und immer so traurig aus.“
Es waren die ersten Worte seit Wochen, und es sollten auch die Einzigen bleiben
Ein Gespräch kam nicht zu stande.
„Teddy?“, wie eine Furie kam Victoire angerauscht. „Was machst du denn schon wieder bei dieser Miss – ich – weiß – alles – besser?“
„Ich werde doch wohl noch mit ihr reden dürfen?“
„Über was willst du mit der denn reden? Barbiepuppen?“, ein höhnisches Lachen entwich ihrer spitzen Zunge. „Komm, wir haben Besseres zu tun. Schau mal, jetzt versuchst sie dich schon wieder mit Tränen einzulullen. Du wirst doch nicht etwa auf dieses Getue hereinfallen?“
Mit einem Ruck riss sie Teddy aus dem Sessel hoch und hinter sich her.
Warum ich mich nicht gewehrt habe?
Nun. Es war wohl die Angst, Teddy endgĂĽltig zu verlieren.
Irgendwie hatte ich trotz allem die Hoffnung, es könnte sich alles wieder einrenken.
Ich starrte den Beiden hinterher. Sah, wie ihr Teddy unsicher folgte. Sah aber auch, wie sie ihre makellose Pranke um seine HĂĽfte schlang.
Ein weiterer Stich in mein angeknackstes Herz.
„Sind das etwa Tränen, die ich da in den hübschen Augen meiner Lieblingsschwester sehe?“
Jamie wirkte plötzlich so erwachsen.
Zumindest einer, der sich positiv verändert hatte.
Er schien wirklich besorgt um mich, und er tat etwas fĂĽr das ich ihn immer bewundern werde.
Aber zu diesem Zeitpunkt, war ich noch völlig ahnungslos.
Ich war nicht in der Lage, ihm zu antworten.
„Ich habe auch Tränen bei Teddy gesehen“, sagte er plötzlich. „Aber ich musste ihm versprechen, es niemandem zu sagen.“
„Warum tust du es dann?“
„Vielleicht weil es dir dann besser geht, oder weil ich es nicht mit ansehen kann, wenn meine Schwester leidet.“
„Das ist lieb von dir, aber sei mir nicht böse…“
„Du willst jetzt alleine sein?“ Jamie hatte verstanden. Er lächelte traurig, griff nach meinem Geschichte von Hogwarts Buch, das noch immer auf meinem Schoß lag, und sagte: „Du solltest es nicht auf dem Kopf stehend lesen“, dann legte er es wieder zurück in meinen Schoss. „Ich würde ein wenig darin lesen, das hat dich schon immer auf andere Gedanken gebracht“, sagte er lächelnd, bevor er sich endgültig entfernte.
In Gedanken sah ich mich, Teddy im Eiltempo nachrennen, Victoire in den Hintern treten, und ihn an mich zu drĂĽcken.
Ich erschrak über mich selbst. Solche Gedanken, Gefühle hatte ich noch nie: Ich schlang einfach meine Arme um seinen Hals, neigte meinen Kopf auf seine Schulter und schluchzte, während er über meine Haare streichelte, meinen Kopf anhob, und eine Träne unter meinem Auge wegwischte. Ein solches warmes Gefühl erfüllte meinen Körper, doch es war nur ein Wunschtraum. Schwer atmend nahm ich das Buch in meine Hände, und begann darin zu blättern. Eine handgeschriebene Notiz segelte auf meinen Schoß. Mit zitternden Händen las ich die Botschaft:

Komm heute Abend, 7 Uhr in die Bibliothek.
Nimm den Tisch vor den magischen Tierwesen.

Eine Botschaft von Teddy? Nervös sah ich mich um, ob nicht zufällig wieder Victoire neben mir stehen würde.
Der Tisch in der hintersten Ecke, schwer einzusehen, dachte ich, und blickte auf meine Uhr.
Achtundzwanzig Minuten und dreiunddreiĂźig Sekunden stellte ich ungeduldig fest.
Überpünktlich und übernervös betrat ich die Bibliothek.
Der Treffpunkt war ideal gewählt, und der Platz war wirklich frei. Ich zog provisorisch, aber blind ein Buch aus dem Regal, legte es vor mich auf den Tisch und setzte mich hin, hoffend, dass die Botschaft wirklich von Teddy war.
Von wem sollte sie sonst sein?
Die Handschrift war nicht zuordenbar.
Victoire, um mich lächerlich zu machen?
Aber auch wenn einer der Möglichkeiten eingetreten wäre, die Bibliothek war ein unschuldiger Zufluchtsort.
„Hallo Lily“, ich hatte gerade den Stuhl zurechtgerückt, als Teddy leibhaftig hinter einem Bücherregal hervortrat.
„Hi, Teddy“, grüßte ich lächelnd zurück, musste aber provokativ eine Zusatzbemerkung hinzufügen: „Dieses Mal ohne deinen Schatten?“
Teddy lächelte nervös, indem er mehrfach mit den Mundwinkeln zuckte, doch er schien das, was er gleich erwähnen würde zu genießen.
„Einfach war es nicht. Ich musste mir schon eine gute Ausrede einfallen lassen, als ich deine Botschaft fand.“
„Meine Botschaft?“, fragte ich erstaunt.
Teddys Augen zuckten nervös über mich, und im Anschluss durch die Bibliothek, bis sie starr auf dem Eingang der Bibliothek klebten. „Ist das etwa nicht von dir?“, fragte er und hielt mir einen Zettel unter die Nase.
Die gleiche unleserliche Schrift, die gleiche Nachricht, wie bei meiner Botschaft.
Ich schüttelte schmunzelnd meinen Kopf. „Aber ich glaube, ich weiß, von wem sie sein könnte.“
„James!“ Teddy schloss die Augen, und lachte auf, während er meine identische Botschaft entgegennahm. „Was will er damit bezwecken?“
Beschämt mied ich den Blickkontakt. „Er wollte mir wohl einen Gefallen tun.“
„Einen Gefallen?“, fragte Teddy verwundert, hielt inne, und schien eine Eingebung zu haben. „Warum wehrst du dich nicht?“
„Warum verteidigst du mich nicht?“, rutschte mir unbedacht über meine Lippen.
Teddy zuckte.
„Das ist nicht so einfach“, erwiderte Teddy. „Ich bin auf ihre Hilfe angewiesen.“
Fragend sah ich ihn an.
„Wir haben einen Verteidigungsclub ins Leben gerufen. So wie es damals die DA gab. Wir wollen uns nicht weiter von den Slytherins unterdrücken lassen.“
„Aber warum gebt ihr nicht auch anderen die Chance die Verteidigung zu lernen?“
„Wollen wir ja. Aber erst brauchten wir einen Plan, und vor allem einen Raum.“
„Dann seid ihr jetzt soweit?“
Mit einem weiteren Blick hin zum Eingang, veränderte sich sein Blick. Es schien fast als hätte er Angst. „Bitte, pass auf dich auf Lily. Nur wer eine Mutprobe über sich ergehen lässt, darf dem Club beitreten.“
„Eine Mutprobe? Wie soll die aussehen?“
„Das wird kurzfristig festgelegt. Niemand weiß, was geschehen wird … schau mich bitte nicht so an, es war nicht meine Idee“, fügte er in folge meiner vorwurfsvollen Blicke hinzu.
„Wir wollen nur mutige Schüler, vertrauenswürdige Schüler dabei haben. Und ich weiß genau, dass ich dich nicht davon abbringen kann. Nicht auszudenken, wenn … sie wird dich zum aufgeben zwingen.“
„Es steht schon fest?“ staunte ich.
Teddy nickte. „Manipulierter, nicht nachweisbarer Losentscheid. Pass auf dich auf, denn ich weiß auch, dass du nicht freiwillig aufgeben wirst.“
„Sie kommt!“, aufgeschreckt von Victoires wütendem Erscheinen, griff ich nach Teddys Arm, und zwang ihn dadurch hinter dem Bücherregal zu verschwinden. Mit Röntgenaugen sah sie sich um, und in Lichtgeschwindigkeit stand sie vor mir, nachdem sie mich erkannte. „Ein Aufklärungsbuch“, lachte sie lauthals, „das passt so was von perfekt zu dir, du Mauerblümchen. Da lernst du endlich, wie das mit den Bienchen und den Blümchen funktioniert.“
Immer noch suchend blickte sie sich um. „ Ich gebe dir einen guten Rat, wenn ich dich noch einmal in Teddys Nähe erwische, mache ich dich fertig.“
„Ist er dir etwa davon gelaufen?“, höhnte ich erstmals zurück.
„Pass auf was du sagst, und präge dir meine Worte sehr gut ein!“
„Wie willst du das verhindern? Teddy wohnt bei mir, wenn du das vergessen haben solltest. Spätestens in den Weihnachtsferien wirst du das nicht mehr kontrollieren können.“
„Das werden wir noch sehen!“
Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt, als sie hinter das Bücherregal spähte, aber unverrichteter Dinge rückte sie wieder ab.


Meine große Tochter gönnte sich eine Atempause. Ich stand sie ihr zu. Nur zu gut verstand ich ihre Probleme. Am eigenen Leib musste ich ähnliches erfahren.
Mit dreizehn Jahren über eine unglückliche Liebe zu sprechen, zugeben zu müssen, dass man eigentlich keine Freunde hatte, dazu gehört sehr viel Mut.
Aber noch mehr Respekt hatte ich davor, wie sie damit umging.
„Es kommt noch schlimmer, befürchte ich?“
Lily schluckte schwer, und nickte schwach.

Man erlaubte uns tatsächlich eine Schnupperstunde im privaten Verteidigungskurs.
Ein weiterer Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn ich schaufelte sozusagen an meinem eigenen Grab, ĂĽberspitzt gesagt.
Mir gelang es mit einem Stupor, ausgerechnet Victoire unsanft auf die Bretter zu schicken.
Sie tobte vor Wut, und sann nach Rache.
Rache fĂĽr die Schmach, die ich ihr bereitete.
Teddy zog mich beiseite, und voller Angst hauchte er mir ins Ohr. „Du gehst jetzt besser. Bitte, sei vorsichtig. Pass auf dich auf. Ich werde versuchen zu retten, was eigentlich nicht zu retten ist.“
Victoire bemerkte natürlich, dass mich Teddy beiseite nahm, und schäumte noch mehr. „Ich habe keine Angst!“, raunte ich Teddy zu. „Das hat nichts mit Mut oder persönlicher Courage zu tun. Geh jetzt bitte.“
Fortan rechnete ich minütlich mit einem Angriff, oder zumindest einer Handlung seitens der in der Ehre gekränkten Schnepfe, aber nichts geschah.
Wie Teddy mir verheißen hatte, hielt ich Augen und Ohren offen, den Zauberstab immer griffbereit in meiner Hand. Ich vermute, dass es Teddy gelungen war, sie zu beruhigen, jedenfalls bekam ich in den nächsten Tagen niemanden von ihnen länger als ein paar Sekunden zu sehen. Teddy mied sogar den Blick in meine Richtung, vermutlich um mich zu schützen, so redete ich mir ein.
Stunden vergingen. Aus Stunden wurden Tage und Wochen.
Eine Zeit, in der ich mich nach jedem Geräusch umdrehte. Schließlich hatte ich den Vorfall fast vergessen. Doch dann kam der 31.Oktober, und das Unglück nahm seinen Lauf.


„Halloween?“, fragte ich, und rümpfte meine Nase. „Auch bei mir war Halloween, immer ein schwarzer Tag. In meinem ersten Jahr versteckte ich mich in einer Toilette, weil ich, so wie du, mir allein und verlassen vorkam. Harry, mein Held kam und rettete mich vor einem riesigen Bergtroll.“
„Ich kenne die Geschichte, Mom. In und auswendig“, lächelte Lily.
„Aber?“
Ihre Augen starrten nachdenklich durch mich hindurch, ich verstand. „Eigentlich solltest du mir nicht davon erzählen, weil ich mich nicht beunruhigen soll. Was ist geschehen?“
„Ich erzähle es dir, aber ich möchte nicht, dass du irgendjemand damit konfrontierst. So schlimm es dir auch vorkommen mag. Es ist einzig mein Problem, und einzig ich muss damit umgehen.“
„Das stimmt nicht, Schatz. So habe ich auch einmal gedacht. Aber natürlich respektiere ich deinen Wunsch.“

Das Halloweenbankett verlief fĂĽr mich genauso trostlos, wie die ĂĽbrigen Tage.
Ich hatte das unwahrscheinliche GlĂĽck, genau gegenĂĽber von Teddy und Victoire zu sitzen.
Es war schon ekelhaft, wie sie ihn ohne Scham anmachte, über seine Haare streichelte, sich auf seinen Schoß setzte, sogar versuchte ihn zu küssen. Teddy versuchte krampfhaft sie abzuwehren. Seine Wangen zitterten, sein Gesicht färbte sich knallrot, und seine Haare zeigten ein tiefes, dunkles Purpur. Ich kenne diese Farbe nur zur Genüge. Er trägt sie immer, wenn er sich schlecht fühlt. Angestrengt versuchte er sich mit seinem Tischnachbarn zu unterhalten, warf immer wieder einen nervösen Blick über den Tisch zu mir.
„Was glotzten so blöd?“, fauchte Victoire, als sie ihr Interesse auf mich legte. „Schau dir mal die spröde Kuh an, die glaubt sie kann sich bei mir was abschauen“, lachend stieß sie ihre Freundin Tracy an. „Dauert nur noch ein paar Jahre“, grinste sie hämisch. „Irgendwann bekommst du dann Möpse und unten wachsen dir Haare. Aber erst musst du lernen ohne Windeln aufs Klo zu gehen.“
„Kannst du sie nicht einmal in Ruhe lassen?“, fragte Teddy genervt.
„Nein, kann ich nicht!“, fauchte sie zornig. „Die soll gefälligst woanders hingaffen. Ich mag das nicht, wenn sie meinem Freund begafft.“
„Deswegen brauchst du sie nicht zu beleidigen. Und das wichtigste ich bin ein Freund, aber nicht dein Freund!“
Victoire fiel der Kiefer herunter. Ihr Mund sprang sperrangelweit auf, und wollte sich nicht mehr schlieĂźen.
„Und wenn sie wirklich noch Windeln tragen würde, dann brauchst du dir ja keine Sorgen zu machen.“
„Teddylein!“
„Nichts Teddylein. Ich sage dir das jetzt zum letzten Mal: LASS SIE IN RUHE!“
„Danke, Teddy“, versuchte ich zu beschwichtigen. „Aber ich kann mich schon selber verteidigen. Ich trage nämlich heute keine Windeln, ich bin nämlich stubenrein, sonst würdest du in deinem Schlafraum einen Erstickungstod sterben, wenn ich es nicht wäre.“
Victoire giftete mich an.
Es ist für mich völlig unverständlich, wie sich eine mir bekannte Person, mit der ich sogar schon als Kleinkind gespielt habe, sich so feindlich verhalten kann.
Ich habe ihr nichts getan, und trotzdem verhöhnst sie mich und geht sogar so weit, dass sie mich verletzten würde.
Erschrocken zog ich meine Hand zurĂĽck, mit der ich unbewusst Teddys Arm berĂĽhrte.
Beschämt schaute ich zur Seite, stand auf, und verließ die große Halle.
Meine Schritte wurden immer schneller. Tränen schossen in meine Augen. Ich rannte durch die Vorhalle, die Marmortreppe nach oben. Blind durch einige Gänge und Seitengänge hindurch, bis ich völlig außer Atem, mich gegen eine Wand lehnte, und erschöpft, daran zu Boden rutschte.
Es war für mich ein schlimmer, trauriger Moment, auch wenn ich eigentlich glücklich hätte sein müssen: Teddy hatte sich erstmals auf meine Seite geschlagen.
Aber ich wusste der Gefahr, die daraus resultierte.
Victoire wĂĽrde alles daran setzen, um die verzwickte Situation wieder zu ihren Gunsten zu Recht zu rĂĽcken, und das wĂĽrde nicht lange auf sich warten lassen.
Wie lange ich dort verharrte, weiĂź ich nicht mehr, es war mir auch egal.
Irgendwann beschloss ich in den Gemeinschaftsraum zurĂĽckzukehren.
Dort traf ich ĂĽberraschend auf Teddy.
Ich war so perplex, dass ich kein Wort herausbekam. Auch er starrte mich nur an.
Ein komisches neuartiges GefĂĽhl beschlich mich. Ich kann es nicht beschreiben, es war seltsam fremd. Ein befremdetes GefĂĽhl. Ohne ein Wort, ging er an mir vorbei, und schlĂĽpfte durch das Portraitloch nach drauĂźen.
Das hatte er nicht verdient, sagte ich mir. Er hat mich verteidigt. Ich hätte ihm wenigsten einen kleinen Dank entgegenbringen müssen, auch wenn ich wütend war, und ich momentan nichts empfinden konnte.
So beschloss ich zu folgen. Vielleicht würde sich endlich eine Gelegenheit auf ein Gespräch ergeben.
Mehrfach rief ich seinen Namen, doch er dachte nicht daran stehen zu bleiben. Seine Schritte wurden immer schneller. Ăśberrascht musste ich feststellen, dass er das Schloss durch die Vorhalle verlieĂź.
Wo will er hin? Fragte ich mich panisch.
Er rannte hinunter Richtung Hagrids HĂĽtte, bog aber dann Richtung Verbotener Wald ab.
„Teddy!“, rief ich verzweifelt. „Teddy. Bitte. Bleib doch stehen. Rede mit mir“
Entweder er hörte mich nicht, oder er wollte mich nicht hören.
„Teddy. Bitte. Sie werden dich bestrafen, wenn sie dich erwischen.“
Verzweifelt und voller Angst rannte ich immer weiter hinter ihm her. Mittlerweile hatte ich den Waldrand erreicht, und musste feststellen, dass er Teddy verschluckt hatte.
Alleine stand ich in einem dunklen Wald, und sah die Hand nicht mehr vor Augen. Das Knacken von einigen Ästen führte mich zurück, aus dem Wald heraus. Angestrengt versuchte ich zu lauschen, und folgte meinem Gehör. Und tatsächlich, Teddy hatte den Wald wieder verlassen, offensichtlich wollte er mich in die Irre führen.
Ich konnte gerade noch die Umrisse eines FlĂĽchtenden erkennen.
Wo will er nur hin?
Erst in der Nähe der Peitschenden Weide kam ich wieder zum Halt. Völlig außer Atem sah ich mich fragend um. Alles war ruhig, selbst die Weide stand still, trotz des Windes, der unaufhörlich mein Gesicht streifte.
Sollte er etwa das Versteck seines Vaters aufgesucht haben?
Wollte er seine Ruhe? Alleine sein? Sollte er sogar mich ausschlieĂźen wollen?
Ich könnte es ihm nicht verübeln.
Meine barsche Antwort tat mir Leid.
Dennoch ĂĽberwand ich meine Zweifel und schlĂĽpfte in den offenstehenden Tunnel, dem Zugang zur Heulenden HĂĽtte.
Mit einem Kribbeln im Bauch rutschte ich Meter für Meter voran. Immer wieder die Bilder vor Augen. Bilder aus Erzählungen meiner Eltern. Bilder meiner Großväter, Bilder meiner Eltern.
Immer weiter kroch ich voran, der Tunnel nahm einfach kein Ende, und wirkte selbst auf eine kleine Person, wie mich bedrückend eng. Ich konnte kaum glauben, dass meine Eltern hier sogar gebückt durchlaufen konnten. Das Kriechen auf Händen und Knien trieb mir Tränen in die Augen, meine Schulter schmerzte höllisch unter der Anstrengung. Der Tunnel nahm einfach kein Ende, und in Gedanken stellte ich mir vor, wie Teddy in einem Raum sitzen würde, die Hände aufgestützt auf seinen Knien.
WĂĽrde er weinen?
Ob er sich traurig dabei fĂĽhlt? Die Gedanken an seinen Vater gerichtet?
Hat er sich vielleicht schon öfter hierher zurückgezogen?
So viel ging mir durch den Kopf.
Ich ächzte, ich stöhnte mich voran, angetrieben von Gedanken an Teddy, und dem unendlichen Willen, ihm helfen zu müssen.
Endlich, ein leichter Anstieg, der in ein Biegung mĂĽndete. Ich rang nach Atem, schnaufte erst einmal durch, beim Anblick eines schwachen Lichtscheins.
Ich erreichte ein schäbiges, staubiges Zimmer, von den Wänden hingen Tapetenfetzen in langen Stücken herunter, der Teppich war völlig verschmutzt, mit Flecken versehen, die Möbel beschädigt, ein Wunder, dass sie überhaupt noch aufrecht stehen konnten.
Überall waren große Risse zu erkennen, als hätte ein riesiges Ungeheuer seine Krallen daran gewetzt.
Ein Ungeheuer namens Remus Lupin, Teddys Dad, ob er bei diesem Anblick auch er daran dachte?
Vorsichtig sah ich mich um, der Raum, der vor mir lag, war menschenleer.
Meine Augen erfassten eine offene Tür, die in einen dunklen, düsteren Flur führte, dann sah ich die vernagelten Fenster. Überall lagen herausgerissene Holzstücke und Späne, doch Teddy konnte ich nirgends sehen.
Mein Blick wanderte zur Decke, im Stockwerk über mir knarrte der Holzboden, etwas bewegte sich. So leise wie möglich, schlich ich die morsche Treppe nach oben, im dicken Staub, der die Treppe verzierte, waren vereinzelte Schuhabdrücke zu erkennen.
Am Ende der Treppe stand ich vor einer angelehnten Tür. Vorsichtig drückte ich sie auf, und trat ein, ein Windzug streifte mein Gesicht. Mit einem lauten Knall, der die unheimliche Stille wie ein Schuss durchbrach, fiel die Tür hinter mir wieder ins Schloss. Ängstlich zuckte ich zusammen, widerstand dem Bedürfnis „Teddy“ zu rufen und näherte mich im Dunkeln einer Couch, einem Bett wie sich herausstellte. Wenn Teddy wirklich hier wäre, dann schaffte er es mich zu verblüffen. So ruhig kann sich eigentlich niemand verhalten. Eigentlich müsste ich ihn doch spüren? Seine Nähe, seine Anwesenheit fühlen?
Doch nichts dergleichen. Wenn er nicht hier war, wo zum Teufel steckte er dann?
Ich musste Ruhe bewahren, so viel war mir klar. Vielleicht war er doch eben an mir unbemerkt vorbeigehuscht, und war schon lange wieder auf dem Rückweg. Ich erhob meinen Zauberstab, murmelte Lumos und sah mich angestrengt um. Kurz bevor ich einen alten morschen Kleiderschrank erreichte, entdeckte ich etwas auf dem Fußboden. Direkt vor der Kleiderschranktür. In der schmutzigen braunen Farbe des Teppichbodens schwer zu erkennen. Mein Blut gefror in meinen Adern. Ein Fleck, nicht größer als der Durchmesser einer Kaffeetasse. Ich musste schlucken, kniete vorsichtig nieder, und legte meinen Zeigefinger darauf. Die Feuchtigkeit ließ mich erneut zusammenzucken. Ich betrachtete meinen Finger, und rieb ihn an meinem Daumen. Es bestand kein Zweifel.
Klebrig und rot. Blut.
Frisches Blut.
Langsam wanderte mein Blick ĂĽber den staubigen, alten Teppich. Ich entdeckte einen zweiten Fleck, kleiner als der Erste, dann noch einen, und noch einen. Blutstropfen aneinander gereiht. Sie ergaben eine Blutspur.
Bitte nicht. Bitte nicht Teddy. Nicht mein Freund, mein bester Freund, ein Junge, der nie jemanden etwas zuleide tun könnte. Alles, bitte nur das nicht. „Bleib ruhig!“, befahl ich mir. „Keine Panik!“ Mein Verstand war kurz davor durchzudrehen. „Bleib ruhig!“ Laut diesmal.
Die Blutspur fĂĽhrte direkt von der KleiderschranktĂĽr weg. Sie stand einen Spalt weit offen, aber dahinter schien alles dunkel zu sein. Ich konnte auf den ersten Blick nichts erkennen, neigte leicht meinen Kopf zur Seite, und versuchte aufmerksam zu lauschen und zu schauen. Wie gespannt starrte ich nach wie vor in den dunklen Spalt, und versuchte jegliche kleinste Bewegung auszumachen.
Mein Herz pochte wie wild, auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, ausgelöst durch unendliche Angst um meinen besten Freund. Meinen besten Freund, den ich vielleicht mit Worten verletzt, und in diese Gefahr getrieben hatte. Warum sonst, sollte er vor mir fliehen?
Bilder vor meinen Augen zeichneten immer wieder die Blutspur.
Immer wieder. Immer wieder. Regelrecht erstarrt stand ich auf der Stelle.
Eine Blutspur vor Augen und am Ende dieses Alptraumes fand ich einen leblosen Körper.
Plötzlich begann meine Armbanduhr zu piepsen, und ich erwachte aus einem Traum, den ich mit offnen Augen erlebte.
Ich schüttelte mich, um die Gedanken zu verlassen, es war nicht meine Uhr, sie gehörte jemand anderem, diese hier klang ungewöhnlich fröhlich. Und die Klänge kamen von hinter dieser Schranktür. Und es war auch nicht Teddys Uhr. Den Klang seiner Uhr kannte ich in und auswendig.
Dann hörte es auf. Die eintretende Stille war so erdrückend, dass ich sie förmlich auf mir spüren konnte. Das gefrorene Blut in meinen Adern begann zu brodeln. Es war unerträglich. Meine Instinkte rieten mir zur Flucht. Nur weg von hier. Was aber, wenn es doch Teddy war, der da drin verblutete, der meine Hilfe benötigte. Nein, ich konnte nicht einfach abhauen, ohne die Gewissheit nicht alles für Teddy getan zu haben. Es war nicht seine Uhr, soviel wusste ich. Doch das bedeutete nicht, dass er nicht doch hinter dieser Tür sein könnte.
Mutig machte ich einen Schritt vorwärts. Geführt nur von der Angst um Teddy. Doch abrupt stoppte ich wieder ab. Ich war unbewaffnet, hatte nur meinen Zauberstab in meiner Hand. Was um Himmels willen sollte ich tun, wenn sich mir jemand entgegenstellte, mit einem Messer, oder sonst einer Muggelwaffe. Ich brauchte Hilfe. Sofort. Nur konnte ich hier nicht weg, bis ich durch den Tunnel zurückgekrochen wäre, könnte es für Teddy zu spät sein. Und der Weg durch den Hauptzugang wäre noch zeitaufwendiger gewesen, und noch dazu würde mich außerhalb des Schlosses befinden.
Im nächsten Augenblick flog die Tür auf, es krachte und polterte fürchterlich. Eine dunkle Gestalt in einem schäbigen, dunkelfarbigen, mit Flecken übersäten Overall, einer alten schwarzen Motorradhaube und schwarzen Handschuhen baute sich vor mir auf. In der Hand hielt sie einen Zauberstab, aber auch ein Messer mit einem kurzen hellen Griff und einer langen geraden Klinge, ähnlich einem Springmesser, wie ich es schon in Dads Werkzeugkasten gesehen hatte.
Die gefährlich blitzende Spitze gefärbt von Blut.
Für den Bruchteil einer Sekunde musterten wir uns bewegungslos. Da die Gestalt nur etwa zwei Meter von mir entfernt stand, blieb mir gar keine Zeit, um mich zu Fürchten. Stattdessen durchfuhr mich ein einziger alptraumhafter Schock, der mich bewegungsunfähig verharren ließ. Bis die Gestalt plötzlich auf mich zustürmte, mit entschlossenen Schritten, das Messer bedrohlich erhoben. Instinktiv warf ich mich zur Seite, griff nach einem Buch, das auf der Couch lag, und warf es meinem Gegner entgegen.
Dann drehte ich mich einfach um und rannte los. Doch in meiner Panik schlug ich im Flur die falsche Richtung ein und hatte statt der Treppe nach unten eine weitere vernagelte Fensterfront vor Augen.
Zurück konnte ich nicht, die Gestalt war unmittelbar hinter mir, deshalb rannte ich weiter auf die Fenster zu, seinen Atem im Nacken und das unstete Stampfen seiner Füße auf dem alten morschen Holzboden in den Ohren. Kurz bevor ich die Fensterreihe erreichte tauchte ein alter Schemel an der Wand auf, ich packte ihn und zerrte ihn hinter mir zu Boden. Ich hörte wie mein Verfolger ihn rammte, und ins Straucheln kam, und wie er dabei ein ächzendes Fluchen ausstieß. Das ganze Manöver hatte mir vielleicht eine Sekunde Vorsprung eingebracht. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, sondern konzentrierte mich darauf, die Fenster zu erreichen. Immer näher kamen sie auf mich zu, und ich hatte mir fest vorgenommen zu springen, und hoffte, dass das Holz morsch genug war, und nachgeben würde. Ich befand mich im ersten Stock, dürfte also nicht tiefer als drei Meter fallen, doch das spielte keine Rolle, ich musste hier raus.
Etwa einen Meter vor Erreichen des Fensters setzte ich zum Sprung an.
Hinter mir näherten sich die Schritte meines Verfolgers. Während ich abhob, fuhr ich herum, und da war er auch schon, und versuchte mit der einen Hand mich zu greifen, die andere Hand in Hüfthöhe mit dem Messer, mit vollem Karacho sauste diese Hand meinem Gesicht entgegen. Bereit mich aufzuschlitzen.
Ich spürte ein scharfes Brennen, aber keinen Schmerz auf der Wange, als ich die morsche Bretterwand durchstieß. Dafür jagte viel zu viel Adrenalin durch meine Adern. Glas und Holz splitterte. Ich biss die Zähne zusammen, registrierte am Rande, während ich waagrecht durch die Luft flog, dass Blut auf den Kragen meiner Bluse sickerte.
Das Holz gab erfreulicherweise nach, und unter mir schimmerte das nasse Gras in der dunklen Nacht auf. Rote Tropfen erreichten vor mir den Boden, in Zeitlupe sah ich die Tropfen fallen. Vor Schmerzen schrie ich auf. Der Boden sauste mir entgegen, und ich prallte mit einem improvisierten Handstand auf. Schmerz schoss mir in die Handgelenke, und meine Beine zappelten grotesk in der Luft. Unsanft verlor ich das Gleichgewicht und schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Es war doch höher als ich gedacht hatte, verfügte aber noch über genügend Geistesgegenwart um einem riesigen Stein auszuweichen, bevor ich mir daran meine Rippen zertrümmert hätte.
Kaum lag ich der Länge nach da, prasselten Glas und Holzsplitter über mir hernieder. Mit meinen Händen schützte ich mein Gesicht vor den Splittern. Erneut schrie ich auf, weil die Splitter sich in das Fleisch meiner Hände bohrten. So schnell ich konnte rappelte ich mich wieder hoch und begann zu rennen. Gerade noch rechtzeitig, denn schon hörte ich das dumpfe Aufschlagen seiner Füße in dem weichen Gras. Er musste mir nachgesprungen sein. Die Wirklichkeit des Geschehens traf mich mit voller Wucht. Ich kämpfte um mein Leben. Das war kein Spaß. Die Gestalt versuchte mich ernsthaft zu verletzten, wenn nicht sogar zu töten. Außer unserem Keuchen herrschte Totenstille. Er versuchte sich mit seinem Bein bei mir einzuhaken, um mich zu Fall zu bringen, verfehlte aber nur knapp mein Schienbein, und fiel der Länge hinter mir zu Boden. Schwer atmend blieb ich einen Moment lang stehen, starrte die keuchende Person am Boden an, dann trat ich zu, und meine Schuhspitze knallte mit voller Wucht in sein verdecktes Gesicht. Ein fürchterliches Knacken von menschlichen Knochen ertönte. Ich sah, wie sich seine Maske sofort rot färbte, ich hatte ihm wohl die Nase gebrochen.
Ächzend wälzte er sich auf dem Boden. Und ich begann wieder zu rennen, und spürte einen neuerlichen stechenden Schmerz, in der Wade. Es war, als wäre ich in einem Albtraum gefangen. Die Schmerzen brachten mich um den Verstand, doch ich schleppte mich weiter durch die Dunkelheit, weg von der Gefahr. Mein Bein brannte wie Feuer, doch ich hatte den eisernen Willen zu entkommen, zu überleben. Dieser Wille besiegte den Schmerz. Das Keuchen der Gestalt wurde immer schwächer. Schließlich konnte ich gar nichts mehr hören. Ich hatte ihn abgeschüttelt. Dennoch wollte ich ganz sicher gehen, und schob mich immer weiter voran, ich spürte warme Flüssigkeit meine Wade hinunterlaufen, und die bereits eine Pfütze in meinem Schuh hinterließ. Noch einmal drehte ich mich um. Er war weg.
Ich hatte es geschafft. Ich hätte vor Freude laut schreien können, doch dann spürte ich keinen Boden mehr unter meinen Füßen. Ich fiel. Und vor meinen Augen wurde alles schwarz.


An dieser Stelle stoppte meine Tochter ihre Erzählung. Atemlos und erschöpft und zitternd.
Und noch immer spĂĽrte ich die Angst, die Todesangst die sie empfunden hatte.
Am liebsten hätte ich selbst geschrien, wäre sofort nach Hogwarts abgereist, und hätte McGonagall und der Lehrerschaft meine Meinung gegeigt.
„Du hast mir versprochen nichts zu unternehmen“, erinnerte mich Lily an mein Versprechen.
Ich schluckte meine Wut hinunter, und erinnerte mich an meine eigene Jugend. Erinnerte mich an die Gefahr in der ich und Harry schwebten. Meine Eltern wären vor Angst gestorben, hätten sie von den Gefahren gewusst, den ich ausgesetzt war.
Lily hatte Recht. Aber als Mutter, sieht man das alles aus einer anderen Perspektive.
Harry hatte keine Eltern mehr, meine waren ahnungslos. Die Weasleys aber. Sieben Kinder, sieben Leben in größter Gefahr. Molly und Arthur kann man gar nicht genug Respekt entgegenbringen. Mir reichte schon ein Kind, um wahnsinnig vor Angst zu werden. Und diese Angst war größer, als Alles, was ich je erlebt hatte, je erfahren musste. Und meine Sorgen könnten noch größer werden. Für Harrys Double hatte die Schule gerade erst begonnen.
Lily zitterte am ganzen Körper. Ich beschloss ihr ein paar Minuten Ruhe zu gönnen, brühte für uns zwei Tassen Tee auf, und zehn Minuten später kam Lily herunter, und wir setzten uns ins Wohnzimmer, zu den Geschenken und der weihnachtlichen Dekorierung.
Sie hatte sich umgezogen, trug eine enganliegende Bluse, die ihre Weiblichkeit noch mehr betonte, dazu hatte sie ihre Haare nicht unattraktiv hochgesteckt, und ihre Augenlider nachgezogen.
Meine Tochter ist kein Kind mehr, dachte ich erneut, als ich mit einer heiĂź dampfenden Vanille-Kirche Teemischung zurĂĽckkam.
Vorsichtig nippte Lily an der heiĂźen FlĂĽssigkeit.
„Tut gut“, strahlte sie. Nach einem weiteren Schluck lächelte sie plötzlich. „Mom – Du starrst mir auf den Busen.“
„Ich bewundere deinen Körper, Schatz. Und ich bin unendlich traurig, dass ich dir in dieser schwierigen Phase deines Lebens nicht genügend helfen kann.“
„Aber da müssen doch alle Zauberer durch, und vielleicht will ich die Hilfe gar nicht?“
„Das dachte ich auch immer, aber manchmal wäre ich schon froh gewesen, wenn ich mir bei meiner Mom einen Rat hätte einholen können.“
Lilys Schweigen gab mir Recht.
„Aber in den Ferien, haben wir das alles nachgeholt. Sie hat mir trotzdem viele Tipps geben können. Aber manchmal war sie mir auch einfach peinlich. Vor allem, wenn sie mir eine Frage stellte, die mich auf die Palme brachte. Es war immer dieselbe Frage.“
„Welche?“, fragte Lily neugierig.
„Wie geht es deinem Teddy?“
„Er ist nicht mein Teddy“, echauffierte sich Lily, und zwang mich zu einem Lachen.
Mit großen Augen sah sie mich erschrocken an, doch dann schien ihr ein Licht aufzugehen, und sie lachte herzhaft mit. „Mütter.“
„Also wie geht es deinem Teddy, denn nun wirklich? Deine Geschichte ist noch längst nicht am Ende angekommen?“
„Ich hoffe es geht ihm gut. Und ja, du hast Recht, das Martyrium geht noch weiter.“

Langsam öffneten sich meine Augen, das Neonlicht einer Lampe über meinem Kopf, blendete meine Augen. Nur verschwommen konnte ich zunächst erahnen, dass ich mich im Krankenflügel befand.
„Lily? Du bist wach. Wie geht es dir?“, hörte ich eine vertraute Stimme.
„Teddy?“
„Nein!“
„Teddy, was ist mit Teddy? Ist er okay?“
„Vorhin saß er noch putzmunter im Gemeinschaftsraum“, lächelte Jamie erleichtert.
„Was ist...? Wie lange...?“, stammelte ich.
„Knapp zwanzig Stunden ist es her, dass wir dich gefunden haben. Was ist geschehen? Lily, warum bist du an diesem Ort gewesen?“
„Ich bin Teddy gefolgt...“
„Bist du nicht.“
Fassungslos starrte ich meinen Bruder an.
„Wir standen uns im Gemeinschaftsraum gegenüber. Ich bin ihm hinterher, weil ich mich entschuldigen wollte.“
„Das war nicht Teddy.“
„Woher willst du das wissen?“
Nervös blickte sich Jamie um, holte ein Pergament aus seiner Jackentasche und breitete es auf meinem Bett aus. „Dann pass mal auf“, lächelte er, sah sich nochmals vorsichtig um, holte seinen Zauberstab hervor, berührte damit das Pergament und sagte, „ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.“
Von der Stelle, wo Jamie das Blatt mit seinem Zauberstab berĂĽhrte, zogen sich dĂĽnne Striche, wie ein Spinnennetz auseinander.
Eine große, grüne, verschnörkelte Schrift erschien auf dem Deckblatt.

DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONEY,
WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE
HILFSMITTEL FĂśR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH
PRÄSENTIEREN STOLZ
DIE KARTE DES RUMTREIBERS


„Du hast Dad die Karte der Rumtreiber abgeluchst?“
„Na, hör mal. Denkst du etwa, Dad würde sich etwas so einfach abluchsen lassen?“


„Das hätte ich mir denken können“, schmollte ich, und unterbrach meine Tochter.
„Was meinst du?“
„Typisch dein Vater. Anstatt, dass er seinem Sohn seine Standpauke hält, unterstützt er ihn auch noch. Männer!“, schnaufte ich.
„Du kennst Dad ziemlich genau?“
„Besser als er sich selbst“, lachte ich, die Wut vergessend.
„Erkennt man daran die Liebe, wenn man jemanden so genau zu kennen scheint?“
„Du denkst dabei an dich und Teddy?“
Lilys Gesicht färbte sich jetzt doch leuchtend rot.
„Es ist sicherlich kein unwesentlicher Aspekt.“
Das Leuchten ihrer roten Wangen, war in ihre Augen gewandert. Sie strahlte, und ich fühlte mich bestätigt.
„So wie ich deinen Vater kenne, hat er deinem Bruder nicht nur die Karte überlassen, sondern den Tarnumhang noch gleich dazu.“
Lilys Augen strahlten noch mehr, sie glänzten im Licht der Weihnachtskerzen, die im Adventskranz auf dem Tisch flackerten.

Auf der Karte des Rumtreibers suchte ich sofort Teddys Namen. Ich fand ihn im Gemeinschaftsraum, im Kreis der üblichen Verdächtigen.
„Jedenfalls war es nicht Teddy, dem du hinterher gelaufen bist. Ehrlich gesagt wunderte ich mich schon darüber. Teddys Name fand ich wie schon so oft in der Heulenden Hütte.“
„Dorthin bin ich ihm ja gefolgt.“
„Verstehst du denn nicht. Er war schon dort, als du dich noch im Gemeinschaftsraum befandest.“
„Das verstehe ich nicht. Wie kam er da hin, und wem bin ich dann gefolgt?“
„Teddy hat die Heulende Hütte verlassen, als du sie betreten hast.“
„Wie konnte er ungesehen an mir vorbei ... kom ... Moment mal...“
„Dad hat mir auch seinen Tarnumhang überlassen. Ich habe ihn Teddy geliehen. Er hat doch das gleiche Recht ihn zu benutzen, wie wir. Schließlich gehört er doch zu unserer Familie?“
„Ja, natürlich.“ Nahm ich ihm die Unsicherheit. „Natürlich hat er das.“
Jamie wollte zuerst von mir erfahren, was in der Heulenden Hütte vorgefallen war, ich erzählte es ihm, in kurzen Sätzen. Danach schien er einen Moment zu überlegen, und versuchte wohl logisch die Puzzelteile zusammenzusetzen.
Nachdenklich begann er seine Vermutung zu offenbaren:
„Du bist Victoire gefolgt.“ Beschwichtigend hob Jamie seine Hand. „Warte erst einmal ab.“
„Aber, ich stand doch Teddy im Gemeinschaftsraum quasi gegenüber?“
„Das dachte ich zunächst auch. Ich war im Schlafraum, als ich erste Geräusche aus dem Gemeinschaftsraum vernahm. Glaub mir ich habe vielleicht neugierige Augen gemacht, als ich dich und Teddy sah. Ein sehr selten gewordenes Bild. Neugierig, wie ich nun einmal bin, habe ich euch also sofort auf der Karte verfolgt. Den Punkt, den du verfolgtest, war unzweifelhaft Victoire. Die Karte lügt nie! – Dads Worte, der damals auch unglaubhaft Peter die Ratte gesehen hatte. Meine Augen kreisten ungläubig über das Gelände, auf der Suche nach dem wahren Teddy. Ich fand den Punkt mit seinem Namen, wie schon gesagt, in der Heulenden Hütte.“
„Das alles ergibt doch keinen Sinn“, zermarterte ich mir meinen Kopf.
„Victoire und Teddy hielten sich kurzzeitig in einem Raum auf, zeitweise waren die Punkte sogar übereinander. Dann tauchte dein Name auf, und Teddy verschwand, auf dem Weg, den du gekommen warst. Einige Zeit konnte ich erkennen, dass du Victoire gegenüberstandest, dann bewegten sich die beiden Punkte schnell vorwärts. Dann wart ihr beide draußen, und du schienst dich von ihr zu entfernen. Ich sah gebannt zu, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was da vor sich ging. Victoire bewegte sich zurück zum Schloss, sie nahm den Weg den du gekommen warst. Nur dein Name bewegte sich nicht mehr von der Stelle. Ich wartete noch einen kurzen Augenblick, doch als nichts geschah, bekam ich es mit der Angst, und bin dir entgegen, unterwegs traf ich auf Hagrid. Der hat mir dann geholfen. Er hat dich hoch ins Schloss getragen, du warst ohne Bewusstsein, und hast immer nur gestöhnt: Teddy ist noch in der heulenden Hütte. Ich muss ihn rausholen. Er ist verletzt. Madam Pomfrey hat Professor McGonagall informiert, und die ließ nach Teddy suchen...“
Etwas an Jamies Art störte mich. Es war, als hätte er mir nicht alles gesagt. „Was noch?“ hakte ich besorgt nach. „Teddy hat Strafarbeit und Nachsitzen bekommen.“
„Was hat er?“
„Sie brauchten nicht lange zu suchen. In der Eingangshalle stieß er förmlich mit McGonagall zusammen. Er leugnete auch gar nicht, dort gewesen zu sein. Eigentlich hat er gar nichts gesagt. Eine blutende Wunde an seinem Arm hatte ihn sowieso verraten.“
„Aber auch Victoire, wenn sie es war, müsste verletzt sein, ich habe ihr zumindest die Nase gebrochen.“
Jamie schüttelte seinen Kopf, und verzog seinen Mund. „Nach Victoire hat niemand gesucht, weil sie nie erwähnt wurde. Sie war also außen vor. Und eine gebrochene Nase...“
„..bekommt man mit einem einfachen Episkey wieder hin“, vervollständigte ich enttäuscht.
„Mach dir keinen Kopf. Hauptsache ist doch, dass du okay bist. Die wird so was nicht noch einmal versuchen. Das Risiko wäre zu groß, doch noch erwischt zu werden.“
„Schön, dass es ihnen wieder besser geht“.
Erschrocken registrierte ich, dass die Schulleiterin den KrankenflĂĽgel betreten hatte.
„Mrs. Potter, ich wünsche genauestens von ihnen unterrichtet zu werden, was ihnen widerfahren ist.“
„Ich … geh dann … mal“, schluckte Jamie, und schlich davon.
Professor McGonagall baute sich bedrohlich vor meinem Bett auf. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Adern auf ihrer Stirn pulsierten.
„Was wollten sie zu der verbotenen Stunde in der Heulenden Hütte?“
Sie begann mich mit Fragen zu bombardieren, ich hatte kaum die Möglichkeit ihr zu antworten.
Offensichtlich erwartete sie LĂĽgen oder AusflĂĽchte, und wollte mich mit ihrem Auftreten einschĂĽchtern.
„In … in … der heulenden Hütte?“
So weit es mir möglich war, versuchte ich einen unschuldigen, ahnungslosen Blick aufzusetzen. Mehr schlecht als Recht, denn ich hörte meine eigene Stimme zittern.
„Ich … ich war noch nie in der Heulenden…“
McGonagall unterbrach mich mit einem stechenden Blick.
„Ich kann mich an nichts erinnern“, schob ich schnell hinterher.
Aber auch das, war wohl etwas ungeschickt gesprochen.
„Warum nur glaube ich ihnen nicht?“
„Ich war noch nie in der Heulenden Hütte“, wiederholte ich, etwas glaubhafter, zumindest ich empfand das so.
„Was hatten sie dort zu suchen?“
Die Professorin blieb unbeeindruckt.
„Ich sagte ihnen doch, dass ich nichts weiß. Ich kann mich an nichts…“
„Sie haben Schnittwunden im Gesicht und an den Händen, dazu schwerste Schnittverletzungen an der Wange und am Bein, wie von einem Messer.“
„Ich…“
„…Passend dazu befinden sich Blutflecken, frische Blutflecken wohlgemerkt, am mehreren Stellen in der Heulenden Hütte.“
„Ich…“
„…eine Glasscheibe wurde zerstört, eindeutig durch einen Sprung.“
„…“
„…Madam Pomfrey hat ihnen Glas- und Holzsplitter aus Gesicht und Händen entfernt. Identisch zu dem Fensterglas aus der Heulenden Hütte. Wie erklären sie sich das Phänomen?“
„Ich habe keinerlei Erinnerung“.
„…Was suchten sie dort?“
„Ich…“
„…Was ist ihnen dort widerfahren?“
Ich kam einfach nicht zu Wort. Sie versuchte mich einzuschĂĽchtern.
„…Suchten sie nach Mr. Lupin?“
„…“
„…oder waren sie etwa gemeinsam dort?“
„Teddy…“
„…hatten sie ein heimliches Rendezvous?“
„Nein!“
„…Haben sie sich gestritten?“
„Nein! Teddy war nicht…“
„…War er es? Hat er sie verletzt?“
„Teddy würde mir nie etwas antun!“
„…Auch er hat eine Schnittverletzung, könnte vom gleichen Messer stammen. War er es?“
„Nie würde mich Teddy verletzen, oder ich ihn!“
Meine Stimme hallte durch den KrankenflĂĽgel.
„Was ist geschehen?“
Ich drehte mich wĂĽtend zur Seite und zeigte ihr damit eindeutig, dass sie keine Antwort bekommen wĂĽrde.
Madam Pomfrey rauschte herein, aufgeschreckt von meinem Urschrei.
„Sie braucht noch Ruhe! Ich sagte eindeutig, sie sollen sie nicht aufregen!“
„Ich würde Teddy nie verraten, oder ihm auch nur ein Haar krümmen“, seufzte ich leiser, hielt aber meinen Rücken ihr zugewandt.
„Sie haben den gleichen Dickkopf, wie ihre Mutter“, sagte McGonagall, erheblich ruhiger. „Und was noch erschwerend hinzukommt, dass sie ihres Vaters Tochter sind. Eine Mischung aus Granger und Potter, ein Albtraum wird Wirklichkeit. Ihr Vater versuchte auch immer ehrenhaft jeden anderen Idioten zu verteidigen.“
„Teddy ist kein Idiot, und er war auch nicht dort!“
„Das einzige was ich ihnen glaube, ist die Tatsache, dass sie und Mr. Lupin ein Herz und eine Seele sind. Auch er gab die gleiche identische Antwort. Aber gut, wie sie wollen. Wenn sie den Krankenflügel verlassen können, erwarte ich sie ohne Umwege in meinem Büro.“
Ein angenehmer warmer Luftzug begleitete ihren Abgang, und streifte mein Gesicht, meine Haare. „Teddy, bist du das?“
Ich hörte ein leises „Pssssssst“, gefolgt von einem Klicken, der zufallenden Tür.
Aus dem Nichts erschien eine Hand vor meinen Augen, und ein Finger legte sich auf meine Lippen. Als nächstes folgte sein Gesicht, sein Kopf.
Ja, er war es. Er war es wirklich. Ich war so glücklich ihn zu sehen. Ein nie geglaubtes Gefühl erfasste meinen Körper, beim Anblick seines warmherzigen Gesichtes.
„Ich darf eigentlich gar nicht hier sein“, flüsterte er. „Nachsitzen im Kerker, Karteikarten mit Untaten anderer Schüler sortieren.“ Ein flüchtiges Lächeln eroberte seine Lippen. „Du würdest dich wundern, wie oft dein Vater oder auch Meiner darin verewigt ist.“
Das Lächeln war aber nur von kurzer Dauer, sofort wurde er wieder ernst. „Ich habe mich einfach unter dem Tarnumhang davongeschlichen. Ich musste dich einfach sehen. Wie geht es dir? Bist du okay?“
„Ich habe dich nicht verraten, Teddy“, überging ich seine Frage.
„Beruhige dich“, lächelte er. Seinen Finger hatte er erst gar nicht von meinen Lippen gelöst.
Es kribbelte in meinem Körper. Tausende von Schmetterlingen flatterten wild durcheinander, und jeder schien dabei mein Herz mit seinen Flügeln zu streifen. „Das weiß ich doch längst.“
Zum ersten Mal hatte ich das dringende BedĂĽrfnis Teddy zu kĂĽssen. Ein wunderbares neues GefĂĽhl. So neu. So fremd. So stark.
Doch dann erfasste mich ein Blitz. Beschämt zuckte ich zusammen, und drehte meinen Kopf zur Seite.
Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich schrecklich aussehen musste. Mein Gesicht völlig entstellt.
Die Haut unter meinen Augen spannte, und gab mir einen unangenehmen Vorgeschmack auf das, was Teddy anstarren musste. Ein Monster.
„Es ist mir egal, wie du aussiehst“, lächelte er gequält, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Du bist meine Lily, und wirst immer meine Lily sein.“
Die Haut in meinem Gesicht spannte jetzt noch mehr. „Würdest du mir einen Spiegel reichen?“
Teddy nickte, kramte auf dem Nachttisch neben meinem Bett nach einem kleinen Spiegel und hielt ihn mir vors Gesicht.
Wieder zuckte ich zusammen. Und dieses Mal ziemlich heftig. Meine Haare waren völlig zersaust, als hätte Edward mit den Scherenhänden ein neues Antikunstwerk erschaffen. Mein Gesicht legte die Vermutung nahe, dass man damit den Boden einer Metzgerei aufgewischt, und gleich die Gewürze hinzu gemischt hätte. Es war mit Blutflecken, Dreck, Schweiß und Diptamsalbe verschmiert. Blutrinnsale an meinem Hals und meiner Wange waren angetrocknet, und zeugten davon, dass die Blutung immer noch nicht ganz gestillt war. Meine Augen wirkten eingefallen, und meine Pupillen kaum größer als Stecknadelköpfe. Kurzum ich war potthässlich, und sah in etwa so aus, wie ich mich fühlte, wäre da nicht Teddy gewesen.
„Narben vergehen“, flüsterte er behutsam. „Morgen erinnert schon nichts mehr daran, was dir angetan wurde.“
In dem kleinen Spiegel verfolgte ich den Weg seines Zeigefingers, der sich vorsichtig über die große, tiefe Schnittwunde entlang bewegte, und dann versuchte die verkrusteten Rinnsale, die sich wie dünne Spinnweben über meine Wange schlängelten, wegzuwischen. Als das nicht gelang, benetzte Teddy den Finger mit seinen Lippen.
„Lily, wer hat dir das angetan?“
Ich glĂĽhte.
„Ich … kann mich an nichts erinnern“, versuchte ich auch ihm klar zu machen.
Doch zu meiner Überraschung erwiderte er sofort: „Ich bin nicht Professor McGonagall“.
„Wie lange bist du schon hier?“, fragte ich erschrocken, von einer Vorahnung getrieben.
„Lange genug um zu verstehen, was ich schon längst wusste.“
„Warum warst du in der Heulenden Hütte?“
Teddy schluckte. „Ich war nicht zum ersten Mal dort. Sie ist zu einem Zufluchtsort für mich geworden. Ich bin dort meinem Dad so nahe.“
Ich griff beruhigend nach seiner Hand, deren Finger immer noch meinen Lippen berĂĽhrte.
„Du hast vorhin zu Jamie gesagt, du wärst mir hinterher gelaufen? Das verstehe ich nicht.“
„Ich verstehe es auch noch nicht. Wie kam es zu deiner Verletzung?“
Teddy zuckte und starrte auf seinen verletzten Arm. „Ich hörte, dass sich jemand näherte, dann warf ich mir schnell den Tarnumhang über. Gerade noch im letzten Moment. Doch es war dunkel, ich konnte niemand erkennen, und dann ist die Gestalt mit mir zusammengeprallt, hat ein Messer gezückt, und hat mit blinder Wut mehrfach ins ungewisse gestochen. Als ich eine weitere Person kommen hörte, bin ich abgehauen.“
„Das war ich, und ich fand Blut auf dem Boden. Ich konnte nur noch an dich denken, und dass du in Gefahr sein könntest, verletzt sein könntest. Die Gestalt versteckte sich im Schrank, Es kam zu einem Handgemenge, und ich bin geflohen. Durch die Diele, durch das Fenster, über das freie Gelände. Ich bin dann wohl einen Abhang runtergestürzt.“
„Aber Victoire?“
„Ich konnte es ja auch nicht glauben.“
„Sie ist eifersüchtig auf dich. Sie ist grausam zu dir…“
„…und ich habe sie vor deinen Augen gedemütigt.“
„Schon, aber ob sie wirklich so einen perfiden Plan entwickeln könnte? Und vor allem, wie hat sie es angestellt?“
Ich schĂĽttelte ahnungslos meinen Kopf.
„Denkst du, es könnte meine Mutprobe gewesen sein?“
„Deine Mutprobe?“, reagierte Teddy geschockt. „Bekommst du denn gar nichts mehr mit?“
„Ehrlich gesagt, war mir in letzter Zeit, so ziemlich alles egal. Ich war traurig, dass wir uns kaum noch sahen, und vermisste unsere Gespräche.“
„Mir ging es genauso“, antwortete Teddy traurig. „Die Mutproben erwiesen sich als untauglich. Bereits der erste Versuch ging so was in die Hose.“
Ein stilles Schmunzeln huschte über Teddys Gesicht. „Wir haben gelost, und Wood freute sich einen Erstklässler zu triezen. Tja, der Schuss ging leider nach hinten los. Man fand Wood, mit den Beinen an der Decke hängend, und Schnecken spuckend.“
„Levicorpus?“, schluckte ich. „Bei einem Erstklässler ... da kommt nur einer in Frage.“
„Nur blöd, dass diese Fähigkeiten auch bei McGonagall bekannt waren.“
Schwer seufzend schloss ich meine Augen.
„Die zweite Strafe in nicht einmal zwei Monaten Hogwarts. Jamie geht noch in die Analen ein, und stellt bereits jetzt seine Großväter in den Schatten.“
„Da war es noch die Zweite...“, murmelte Teddy kleinlaut. „Seine Großväter waren wohl wirklich Waisenknaben. Obwohl er eigentlich nicht wirklich Schuld war. Am ersten Tag hat er sich für dich geopfert, Wood. Das war eigentlich Notwehr. Und Victoire...“
„Was hat er mit Victoire angestellt?“ schrie ich entsetzt auf.
„Er hat unabsichtlich beabsichtigt, im Quidditchtraining ihre Nase mit dem Quaffel verwechselt, um es vorsichtig auszudrücken.“
„Er hat das Treibholz in ihrer hübsche Visage zertrümmert?“
„Wohl eher ihre Nase ... McGonagall war hellauf begeistert.“
„Dieser Idiot“, stöhnte ich entsetzt. „Ich will nicht, dass er wegen mir rausfliegt. Wir können uns ja nicht einmal sicher sein, dass sie es war. Wir haben keine Beweise, außer ihrem Namen auf der Karte des Rumtreibers. Das ist weniger als Nichts wert.“
„Ich verspreche dir, ich werde es herausbekommen. Wenn sie es war, werde ich es erfahren. Von ihr selbst. Und sie wird dafür bluten.“
„Bitte keine weitere Gewalt, wir sind schon auffällig genug. Die werfen uns noch alle raus.“
„Ich meinte damit kein körperliches Bluten, keine Sorge.“
Einen kurzen Moment starrte mir Teddy in die Augen. „Bitte vertraue mir. Egal, was geschieht.“
Ich nickte ihm zu. „Was hast du vor?“
„Ich kann und werde es nur tun, wenn du mir versprichst, dass du mir vertraust.“
Ein Blick in seine Augen genĂĽgte ihm zur Antwort.
Er nickte.
„Ich muss zurück, bevor mich Jemand vermisst.“
„Danke Teddy“, wisperte ich. „Danke, dass es dich gibt“, dachte ich.
Er neigte sich über mich und küsste mich auf die Wange. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hätte vor Freude schreien können. Meine Augen waren geschlossen. Als ich sie wieder öffnete, warf sich Teddy den Tarnumhang über.
„Lily?“, hörte ich nochmals seine flüsternde Stimme.
Wie er meinen Namen aussprach.
Ich seufzte still vor mich hin.
„Teddy?“
„Würdest du mich auf den Weihnachtsball begleiten?“
Ich traute meinen Ohren nicht, dachte an diesem Tag noch an Herzstillstand zu sterben.
„Wäre das nicht zu gefährlich?“
„Ist das ein Nein?“, seine Stimme wankte.
„Victoire?“, reagierte ich erschrocken. „Wie würde sie erst nach dieser Schmach reagieren?“
„Das wäre mir egal.“ Nach einer kurzen Pause fügte er fragend hinzu: „Du willst also nicht?“
„Ob ich nicht will?“, lachte ich mit Freudentränen auf. „Ob ich nicht will? Und ob ich will. Und wie ich will!“
„Dann ist es also fix. Ich nehme dich beim Wort!“


„Eine Einladung zum Weihnachtsball?“, seufzte ich. „Zum Tanzen?“
„Was ist daran so Besonders?“ staunte Lily.
„Ich warte heute noch auf diese Einladung deines Dad…“
Lily schmunzelte.
„Aber eigentlich müsste das doch eine schöne Angelegenheit sein. So romantisch stelle ich mir das vor“, ich seufzte vor Schwärmerei. „Ich verstehe deine Traurigkeit nicht?“
„Warte doch erst einmal ab. Aber komm, bevor Dad oder Jamie hier auftauchen. Gehen wir wieder in mein Zimmer…“

Am nächsten Tag konnte ich den Krankenflügel verlassen. McGonagall brummte mir die gleiche Strafarbeit, wie Teddy auf. Karteikarten sortieren, und ohne magische Hilfe leserlich gestalten.
Als sie meine leuchtenden Augen erblickte, raunte sie. „Vergessen sie diese Vorstellung mal ganz schnell wieder. Sie werden Mr. Lupins Arbeit fortführen. Aber ihre Stunden werden getrennt stattfinden!“
Die offizielle Bekanntgabe des Weihnachtsballes löste Hektik und Unruhe aus.
Nur scheinbar geschätzte zwei Personen behielten die Nerven und amüsierten sich köstlich, über die nervösen Bestrebungen der Anderen.
„O mein Gott, ich kann gar nicht tanzen. O mein Gott, wen soll ich fragen…“
Vor allem Victiore wurde von Tag zu Tag nervöser und unruhiger.
Teddy wollte sie einfach nicht auffordern. So was aber auch...
Die nächsten Tage und Wochen vergingen wie im Flug. Ich fühlte mich erheblich besser, und ging jede Aufgabe positiv an. Auch das Lernen fiel mir wieder einfacher. Und ich wurde zutraulicher. Gelegentlich kam ich sogar mit anderen Schülern aus meinem Jahrgang ins Gespräch.
Sie häuften sich. Ich fand Freunde.
Alles schien sich zum Guten zu wenden. Ich konnte jetzt sogar lächeln, wenn mich Victoire giftig anfunkelte, weil mir dann jedes Mal Teddy einen aufmunternden Blick zuwarf.
Gelegentlich blieb er sogar bei mir stehen, und wir wechselten einige Worte. Unbedeutende Worte, aber sehr bedeutend für unsere Gefühle. Noch immer stand natürlich Victoire sofort auf der Matte und versuchte mir ans Bein zu pinkeln. Doch sowohl von mir, als auch von Teddy bekam sie plötzlich Gegenwind, und das schmeckte ihr offensichtlich überhaupt nicht.
Ich konnte nicht ahnen, dass sie schon die nächste Gemeinheit aushecken würde.
So kam der vorletzte Schultag des Jahres, der Tag vor dem Weihnachtsball.
Wie so üblich, saß ich bereits am Frühstückstisch, als Teddy mit seinen Freunden in die große Halle einfiel. Natürlich mit Victoire im Schlepptau. Ekelhaft, wie sie sich an ihn anschmiegte, seinen Arm, seine Schulter, seine Wange tätschelte. Ich ertappte mich dabei, immer wieder verstohlen zu den Beiden hinzuschauen.
„Was glotzten schon wieder so blöd?“, fauchte sie mich an. „Wenn’s dich stört, schau einfach woanders hin.“
„Ach weißt du, ich ziehe dein gluckenhaftes Verhalten vor. Ich amüsiere mich köstlich.“
Für einen Moment schien sie die Beherrschung zu verlieren, ihr Gesicht leuchtete krebsrot, ihre Augen blitzten. Doch dann besann sie sich, versuchte die Überlegene raushängen zu lassen. Frei nach dem Motto: Dir zeig ich’s!
„Teddylein, was ist denn nun?“, flötete sie laut, damit ich es auch ja mitbekomme. „Morgen ist der Weihnachtsball, wann gedenkst du mich endlich zu fragen? Ich habe genügend Anfragen, habe mich extra für dich freigehalten.“
„Dann nimm eines dieser Angebote an“, antwortete Teddy, mit einer sensationellen Gleichgültigkeit, das ihr Kiefer aufklappte, und sich nicht mehr schließen wollte.
„Wenn ich mit dir dahin gehen wollte, hätte ich dich schon längst gefragt.“
„Heißt das, du gehst nicht auf den Ball? Ach, komm, das kannst du mir nicht antun, das wird bestimmt ganz lustig!“
„Spreche ich irgendwie undeutlich?“
„Komm, gib dir einen Ruck, ich habe mir extra für dich ein Traumkleid in himmelblau besorgen lassen.“
„Du raffst es nicht, oder?“
„Teddylein, ach komm“, sie machte auf traurig und schnurrte wie eine Katze. „Ich habe mich so darauf gefreut mit dir den Abend zu verbringen. Hör mal, wie mein Herz hämmert, wenn es in deiner Nähe ist.“ Ohne Vorwarnung griff sie nach seiner Hand, und presste sie auf ihre Melonen. „Hörst du es? Bumm .... Bumm...“
Teddy riss sich von ihr los. „Ich werde nicht mit dir zum Ball gehen, weil ich schon vor Wochen ein anderes Mädchen gefragt habe.“
Wieder klappte Victoires Mund auf, die Kaffeetasse fiel scheppernd aus ihrer Hand und zersprang in viele kleine Teile beim Aufprall auf dem Boden der großen Halle. Ein hallendes Geräusch, das etliche Aufmerksamkeit auf sich zog.
Ihr Gesicht leuchtete wie ein Vulkan.
„Wer ist es?“, keifte sie, und blickte wissend in meine Richtung. Ich schmunzelte nur genüsslich vor mich hin, und zuckte mit der Schulter: Vielleicht, vielleicht auch nicht.
„Das braucht dich nicht zu interessieren“, höhnte Teddy. „Ich frage dich ja auch nicht, wer der nächste in der Warteschlange wäre.“
Empört sprang sie von seinem Schoss, stolperte fast über ihre eigenen Füße, und mit hochrotem, dampfendem Kopf stolzierte sie davon.
Die Kacke war wahrlich am dampfen!
Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie zum Gegenschlag ausholen wĂĽrde.
Teddy nickte mir aufmunternd zu. Er hatte meine besorgten Blicke bemerkt, die ihrem Watschelgang folgten. Sie drehte ihren Arsch, dass einem schwindelig wurde.
„Jetzt verstehe ich dich voll und ganz“, flüsterte Eloise, meine neugewonnene Freundin in mein Ohr. „Ich habe mich immer gefragt, warum du so traurig wirkst, und immer alleine unterwegs warst. Jetzt verstehe ich dich. Die macht einem gewaltig Angst. Die ist ja so was von sich eingenommen, eine Furie ersten Grades.“
„Ehrlich gesagt“, murmelte ich. „Ganz wohl ist mir nicht bei der Sache. Die lässt sich mit Sicherheit etwas einfallen.“
„Wenn du willst, richte ich dir deine Haare. Ich würde das gerne tun. Damit du ihr auch optisch Paroli bieten kannst.“
„Das würdest du tun?“, staunte ich angenehm überrascht.
„Ich kann das“, lächelte sie stolz. „Meine Mom hat ein Friseurgeschäft, und in den Ferien darf ich ihr immer helfen. Sie wird vor Neid platzen, wenn sie dich mit Teddy sieht.“
Eloise hat das wirklich ganz toll hingekriegt, fast zwei Stunden hatte sie zu tun, aber es bereitete ihr sichtlich SpaĂź meine Haare hochzustecken, und mit mindestens 10 Tuben Seidenglatts Haargel in Form zu bringen.
Zu meiner Überraschung wirkten sie überhaupt nicht mehr buschig, sondern geschmeidig und glänzend. In meinem Nacken verschlangen sich meine Haare zu einem eleganten Knoten.
Dazu trug ich ein Traumkleid in Blau, das mir wohl jemand heimlich eingepackt hatte, ĂĽber dem Stuhl hing noch ein Umhang aus einem immergrĂĽn-blauen Stoff.
Genau zwei Minuten vor sieben Uhr machte ich mich auf den Weg in die groĂźe Halle, gefĂĽhrt am Arm von Eloise, die stolz neben mir hermarschierte.
Auch ihr war das GlĂĽck hold, und ein Ravenclaw Junge aus der vierten Klasse hatte sie gefragt.
Teddy erwartete mich bereits sehnsĂĽchtig.
„Küss die Hand gnädige Frau“, verbeugte er sich galant vor mir und küsste meine Hand. Seine Augen leuchteten und strahlten. „Ich wusste schon immer, dass du wahnsinnig hübsch bist. Aber heute übertriffst du alle.“
Ich strahlte mit ihm um die Wette und auch Eloise platzte vor Stolz.
Teddy reichte mir seinen Arm, und ich hakte mich bei ihm ein. Ich schwebte auf einer Wolke davon. Meine FĂĽĂźe fĂĽhlten sich so leicht an. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so glĂĽcklich.
Mein Körper begann zu zittern, und Teddy zog mich näher an sich heran, und gab mir den Halt, den ich benötigte.
Wir standen im Halbkreis um die Tanzfläche und applaudierten einigen Siebtklässlern, die den Eröffnungstanz ausführen mussten.
Ich spürte die tödlichen, neidvollen Blicke meiner Rivalin, und ich fühlte mich gut dabei.
Victoire war in Bekleidung von Wood erschienen, der allerdings nicht gerade glücklich wirkte, als sie ihn auf die Tanzfläche zerrte.
Wir tanzten fast ununterbrochen, alles wurde zur Nebensache. Es gab nur noch Teddy und mich...


Ich bin Mutter einer dreizehnjährigen Tochter, und sollte eigentlich nicht angetan sein von einer möglichen Liebesgeschichte. „Dafür bist du eigentlich noch zu jung!“, hätte ich ihr sagen müssen.
Aber was hätte es geändert?
Ich sehe sie nur noch in den Ferien. Was sie in Hogwarts tut liegt nicht in meiner Verantwortung.
Doch Teddy war mir lieber, als jeder Andere. Ich gönnte ihr dieses Glück.
Das unendliche Glück, das bei mir erst sechs Jahre später beginnen konnte.
Meine Tochter ist mir sechs Jahre voraus.
Und wieder kam mir ein Gedanke: Das hätten Harry und Ich sein können.
Weitere sechs Jahre, die man uns gestohlen hatte.
Aber ich will mich nicht beklagen. Ich hatte mein Glück trotzdem gefunden, wenn auch verspätet, und eigentlich hatte ich es doch immer schon bei mir.
Ein Tanz mit Teddy, könnte der jetzt schon so romantisch, so erotisch für meine Tochter sein, wie ein Tanz zwischen Harry und mir?
Ein Tanz auf unserer Hochzeit?
Eng umschlungen. Die Arme hinter seinem Nacken verschränkt. Seine Hände auf meinem Hintern. Mein Gesicht auf seiner Schulter, für alle von meinen Haaren verdeckt, damit niemand meine saugenden Lippen auf seiner Haut bemerkt. Seine erregte, pochende Männlichkeit an meinem Bauchnabel. Die Millionen Schmetterlinge in meinem Bauch, die alle gleichzeitig losflattern. Meine schwebenden Beine. Meine weit aufgerichteten Brustwarzen. Das Gefühl jeden Augenblick, den Boden unter den Füssen zu verlieren, zu schweben, zu fliegen.
Das Gefühl durchzudrehen, wenn ich nicht sofort seine Finger, seine Hände auf meinem nackten Körper spüren würde. Ihn vielleicht sogar in mir spüren wollte.
Sollte meine Tochter, das alles auch gefühlt haben. Eine Dreizehnjährige?
Noch wagte ich nicht daran zu denken. Aber das Gefühl wünschte und gönnte ich ihr trotzdem. Ihren Erzählungen hörte ich absichtlich, an dieser Stelle nicht zu. Ich machte mir lieber aus gesundheitlichen Gründen meine eigenen Gedanken.


„Mom?“ aus einem Traum aufgeschreckt, lächelte ich verlegen. „Träumst du?“
„Ein bisschen“, antwortete ich ihr ehrlich. „Ich schwelgte ein klein wenig in Erinnerungen.“
„Du bist mir nicht böse, dass Teddy und ich ... so liebevoll...?“
„Keineswegs, Schatz. Ich könnte mir keinen Lieberen als Teddy an deiner Seite vorstellen. Aber in manchen Dingen solltet ihr dennoch etwas warten...“
„So schnell schießen die Preußen jetzt auch wieder nicht“, antwortete sie aufgeregt.
„Wo hast du denn diesen Spruch her.“
„Flitwick“, erwähnte sie beiläufig. „Mom, was denkst du denn von mir? Wir haben nur getanzt, stundenlang getanzt, voll bekleidet. Mein Kleid zugeknöpft, du kennst es, du hast es ausgesucht?“
„Also ... so zugeknöpft ist es nun auch wieder...“
„Mom! Bis zu diesem Punkt haben wir uns noch nicht einmal geküsst!“
„Bis zu diesem Punkt?“, fragte ich schmunzelnd. „Dennoch verstehe ich deine Trauer nicht. Du hattest einen wunderschönen Abend. Einen tollen Jungen in deinen Armen. Den Jungen, den du liebst.“
„Der Abend war noch nicht zu Ende…“, schluckte Lily. „Und der Kuss sollte auch noch folgen. Ein Kuss mit Folgen…“

Wir tanzten den ganzen Abend, verließen die Tanzfläche nur, wenn die Band eine Pause einlegte.
Dann kühlten wir unsere erhitzten Körper mit einem eiskalten Getränk.
Begleitet wurden wir immer von den neidischen, tödlichen Blicken eines gedemütigten Mädchens.
Ich erwartete minĂĽtlich ein Erdbeben. Aber noch hatte sie sich im Griff.
Ein Glück, dass ich auf der Tanzfläche in einer anderen Welt spazierte. Alles um mich herum wurde zur Nebensache. Es gab nur Teddy und mich. Alle Anderen wurden zu Statisten in einem wunderschönen Traum. Ein Traum, der, so hoffte ich, nie zu Ende gehen würde.
„Ihr seid so ein tolles Paar“, bewunderte mich Eloise in einer der Atempausen.
Es war schon einige Minuten nach Mitternacht.
Nicht viele Schüler hatten so lange durchgehalten. Leider gehörte auch Victiore zu diesen Überlebenden. Voller Hass starrte sie schamlos in unsere Richtung.
„Lass uns rausgehen. Ich ertrage das nicht“, stöhnte Teddy, und griff provokativ nach meiner Hand.
Hand in Hand verlieĂźen wir den Ballsaal.
Victoires Blicke brannten in meinem RĂĽcken, wie glĂĽhendheiĂźe Nadelstiche.
„Was wollen wir tun?“, fragte Teddy. Er war stehen geblieben, und hielt mich an der Hand fest. Sachte führte er mich so, dass wir uns unmittelbar gegenüberstanden. Nase an Nase. Na, ja, fast. Ein bisschen größer ist er schon…
Ich schluckte.
„Eigentlich habe ich gar keine Lust mehr zurückzugehen, und mich weiter begaffen zu lassen.“
Teddy lächelte liebevoll, seine Augen leuchteten, so wie schon den ganzen Abend.
Er legte seine linke Hand an meine Schulter, und presste seine Rechte genĂĽsslich auf meine HĂĽfte.
„Dann tanzen wir doch einfach hier.“
Ich fĂĽhlte mich in seinen Armen so leicht, selbst das Tanzen ohne Musik fiel mir leicht.
Wir drehten uns langsam im Kreis.
„Potty und Lupi! Lupi lüübt Potty! Potty lüüüüüüüüübt Lupi!”
Über unseren Köpfen schwebte Peeves, der Poltergeist und höhnte in den schrillsten Tönen.
Panisch erkannte ich unmittelbar über unseren Köpfen einen Mistelzweig.
Mein Blick ging zurĂĽck auf Teddy. Meine heiĂźen Wangen brannten wie Feuer.
„Dieser Peeves“, lächelte Teddy verlegen. Seine Augenbrauen zuckten nervös.
„Weihnachtstraditionen soll man nicht brechen“, schluckte ich, und näherte mich seinen Lippen.
Unsere Nasen berĂĽhrten sich wirklich, wobei die meinige immer noch etwas tiefer lag, meinen rasanten Herzschlag spĂĽrte ich ganz oben in den Spitzen meiner Haare.
Schmetterlinge vollführten in meinem ganzen Körper alle Tänze der Welt.
Ich schloss einfach meine Augen, stellte mich auf die Zehenspitzen und … wir vereinigten unsere Lippen. Es war unbeschreiblich schön. Er schmeckte nach Coke und Schweiß. Eine Mischung, die mich wahnsinnig werden ließ. Unsicher führte er seine Hand zu meinen Haaren, und begann ganz sanft über sie zu streicheln. Seine andere Hand war ganz fest um meine Taille geschlungen. Ich hing frei an seinem Körper, ein Bein neunzig Grad nach hinten abgewinkelt.
Ein unbeschreibliches Gefühl, das jäh unterbrochen wurde.
Ich spürte einen kräftigen Stoß in meinen Rippen und flog einige Meter von Teddy weg, verlor das Gleichgewicht und taumelte zu Boden.
Ich rappelte mich wieder auf, und musste mit ansehen, wie Victoire an der Stelle verharrte, an der ich gerade meine Contenance verlor.
Sie presste ihre fetten, aufgedunsenen Lippen in Teddys Gesicht und schleckte ihn wie ein Hund ab. Die Augen geöffnet, und lachend in meine Richtung.
Teddy löste sich von ihr, und starrte panisch in meine Richtung. „Vertrau mir“, las ich von seinen Lippen ab. Es war als hätte er auf diesen Augenblick gewartet.
Es war das letzte Mal, das ich ihn gesehen habe.
Am nächsten Morgen, hieß es, er würde in Hogwarts bleiben.


„Vertraust du ihm?“ fragte ich besorgt, vielleicht auch um sie zu provozieren.
Sie schaute verlegen zur Seite.
„Er hat dich darum gebeten. Hofft auf dein Vertrauen. Du solltest es ihm entgegenbringen.“
„Was aber“, schluchzte meine Tochter, „wenn ihm mein Kuss nicht gefallen hat. Was, wenn er sich überrumpelt fühlte. Was, wenn er doch nicht mehr als seine Schwester in mir sieht?“
„Seine Schwester lädt man nicht auf einen Weihnachtsball ein“, erwiderte ich. „Und seine Schwester küsste man nicht so intensiv auf den Mund.“
„Ich habe ihn geküsst!“
„Und so, wie du es mir geschildert hast, hat er den Kuss erwidert. Ich spürte die Leidenschaft in deinen Worten, deinen Gesten, deinen Augen“, ich legte meine Hand auf ihr Herz, „…deinem Herzen.“
„Aber warum ist er heute nicht mit nach Hause gefahren?“
„Du zweifelst an ihm?“
„Ich zweifle nicht. Ich bin mir sicher, was ich will. Aber ich bin vielleicht zu unerfahren, um es zu verstehen.“
„Das bist du nicht.“
„Warum hat er mich nicht mehr aufgesucht? Warum hat er sich nicht wenigstens heute Morgen, von mir verabschiedet?“
„Weil er heute morgen in McGonagalls Büro antanzen musste…“
Erschrocken blickten wir zur offenen Zimmertür, wo Harry stand und ein grausames Lächeln aufgelegt hatte.
Grausam, weil Lily nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Und nicht nur sie…
„Ich habe noch ein letztes Weihnachtsgeschenk abgeholt“, Harrys Lächeln wurde breiter, er drehte sich um, griff in die dunkle Diele und zauberte das wohl schönste Weihnachtsgeschenk hervor, das unsere Tochter je bekam, und wohl auch je bekommen wird.
Fast eins-siebzig groß, schätzungsweise fünfundsechzig Kilo schwer, smaragdgrüne Haare, und ein verängstigtes Leuchten in den Augen.
Nervös blieb er, wie angewurzelt neben Harry stehen.
Meine Tochter war aufgesprungen, starrte Teddy einen Augenblick nur an, dann lief sie mit tränenden Augen auf ihn zu.
„Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe“, schluchzte sie, und küsste Teddy vor meinen, vor Harrys Augen. Dieses Mal erfuhr Teddy einen Stoß in die Rippen, der ihn ins Schwanken brachte. „Wenn du sie unglücklich machst, kastriere ich dich“, ließ Harry den besorgten Vater einer noch nicht Vierzehnjährigen heraushängen.
„Dad!“
„Alles wird gut“, hauchte Teddy, Lily zu.
„Komm!“ ich griff schmunzelnd nach Harrys Arm und zog ihn hinter mir her.
Zum ersten Mal in unserem gemeinsamen Leben, sträubte er sich mir zu folgen.
„Nun komm schon, wir sind hier jetzt überflüssig.“
„Eben“, polterte er, zuckte allerdings schwach mit seinen Mundwinkeln.
Noch einmal drehte er sein Gesicht in Lilys Zimmer. „Und bevor ich es vergesse, die nächsten fünfzehn Jahre bleibt diese Tür geöffnet, oder ich hänge sie aus.“
„Gilt das auch für Teddys Tür?“, grinste Lily überschwänglich.
„Pass auf Fräulein, nicht frech werden, sonst bringe ich ihn eigenhändig wieder zurück.“
Lily kam auf ihren Vater zu gelaufen.
In ihren Augen standen Tränen. „Danke Dad. Ich liebe dich“.
Harry drĂĽckte sie ganz fest in seine ausgebreiteten Arme.
Angetrieben von brennender Neugier, was ich natürlich nie zugeben würde, gelang es mir Harry ins Wohnzimmer zu schleifen. Um meine Anspannung zu verbergen, legte ich erst einmal etwas Holz im Kamin nach, brühte zwei weitere Tassen Tee auf, während Harry auf der Couch seine Füße hochlegte.
Der Schuft machte es sich bequem, während ich vor Neugier gestorben wäre.
Genüsslich bemerkte ich, wie er mich aufmerksam beobachtete. Ein Schmunzeln legte sich auf sein Gesicht. Mit größter Mühe konnte er ein lautes Lachen unterdrücken.
Und ich?
Ich war kurz davor zu explodieren, meinen Zauberstab zu zĂĽcken, und lauthals Oppugno zu schreien.
Ich blitzte ihn an.
Er bedeutete mir mit seiner Hand, neben ihm Platz zu nehmen, und ich folgte seiner Einladung.
Gelangweilt stierte er seine Fingernägel an, und pfiff leise vor sich hin.
„Harry!“, drängelte ich, äußerst unaufdringlich.
„Bist du schon ganz oben?“
„Was? Wo?“
„Auf der Palme“, prustete Harry. „Du bist so süß, wenn du vor Neugier platzt…“
Seine freche Antwort bereute er nur Sekunden später.
Eine Hermine auf hundertachtzig wĂĽnsche ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind.
Schwer atmend begann Harry unter Todesqualen endlich zu erzählen, was ich wissen wollte.
„Ich … ich … ich … war in Hogwarts“, schnaufte er, von meiner Kitzelattacke noch nicht ganz erholt.
„Ich vermute du hast die Geschichte bis zum Kuss auf dem Weihnachtsball erfahren?“
Ich nickte ihm bestätigend zu. „Während du wohl die Geschichte aus einer anderen Sichtweise servierst bekamst…“
„Direkt nach meiner Ankunft in Hogwarts suchte ich Minerva auf. Ich wollte erst einmal von ihr erfahren, was vorgefallen ist. Sie fragte mich als Erstes, was sie uns angetan habe, weil wir ihr unsere Kinder überlassen. Kinder, die unser beider Gene geerbt haben, und weil das scheinbar noch nicht genug war, auch noch Teile ihrer unschuldigen Großväter mit sich spazieren führen. Was habe ich nur verbrochen, um so bestraft zu werden? Ich versprach ihr die Angelegenheit diplomatisch aufzuklären, wenn ich mit Teddy sprechen dürfte.“
„Wollte sie dich etwa nicht zu ihm lassen?“ Ich war jetzt doch überrascht. „Aus welchen Gründen? Ich dachte seine Strafe war abgesessen?“
„War sie auch. Nur kamen neue erschwerte Umstände hinzu. Aber der Reihe nach.“
Harry nahm einen Schluck seines Tees. „Victoire hatte Lily erneut verletzt. Seelisch verletzt, vermute ich mal. Und unsere Tochter dürfte an Teddy gezweifelt haben?“
„Korrekt“, bestätigte ich. „Nicht, dass sie ihm nicht mehr vertraute, aber sie zweifelte. Mehr an sich selbst, als an Teddy.“

Teddy musste das Vertrauen von Victoire gewinnen, ging zum Schein auf sie ein, und sie verplapperte sich. Sein Plan schien aufzugehen. Die Worte, die sie für unsere Tochter in petto hatte, möchte ich nicht wiederholen. Jedenfalls brachte Teddy sie dazu, zuzugeben, dass sie Lily eingeheizt hatte.
„Die ist vor mir davongerannt wie ein Hase vor einem Wolf“, prahlte sie ahnungslos.
Zu Teddys EkelgefĂĽhlen ihr gegenĂĽber kam jetzt auch noch Wut und Zorn.
„Du selten dämliche Kuh, was denkst du dir eigentlich? Glaubst du allen Ernstes, ich würde ein abgrundtief böses Wesen Lily vorziehen?“
„Teddy?“ säuselte sie. Victoire raffte überhaupt nichts. Sie war absolut gefühlskalt. „Aber ich liebe dich doch. Ich bin unsterblich in dich verliebt.“
„Mein Vater war ein Wolf. Was bildest du dir eigentlich ein? Ich liebe dich nicht. Du bist absolut gefühlskalt“, Teddy schüttelte seinen Kopf und entfernte sich von ihr. Lily war verschwunden und er hoffte, dass sie ihm das Vertrauen entgegenbrachte, die er von ihr erhoffte. Er freute sich auf zu Hause, freute sich auf Lily.
Doch am nächsten Morgen war seine Freude zerstört. McGonagall zitierte ihn in sein Büro, noch vor dem Frühstück, noch vor der Abfahrt.
„Mr. Lupin“, sagte sie in einer beängstigenden Tonlage. „Ich kann ihnen leider nicht erlauben nach Hause zu fahren. Es hat sich ein Zeuge gemeldet, der sie mehrfach in die Heulende Hütte hat gehen sehen. Bevor sie mich also nicht von dem Gegenteil überzeugen, muss ich dem Zeugen glauben schenken, und davon ausgehen, dass doch sie es waren, der Lily schwer verletzt hat.“
„Ich würde lieber sterben, bevor ich Lily auch nur ein Haar krümmen würde, das wissen sie genau.“
„Es ist aber nicht von Bedeutung, was ich weiß, solange sie mir nicht helfen, ihnen zu helfen.“
„Es tut mir leid, ich kann das nicht tun.“
„Sie schützen eine Person, die es nicht im Geringsten stört, geliebte Menschen zu vernichten. Sie haben den gleichen unpassenden Ehrenstolz, wie ihr Pflegevater.“
„Ich vermute, sie werden mir nicht sagen, wer ihr plötzlicher Zeuge ist?“
„Da gehen sie Recht in der Annahme.“
„Kann ich gehen? Ich bringe meine Tasche zurück auf mein Zimmer.“
Die groĂźe Halle war fast menschenleer, aber eben nur fast.
Victoire schien auf ihn gewartet zu haben, als wäre nichts geschehen. „Kommst du? Können wir gehen?“
Teddy wusste es, aber er wollte den Beweis.
„Ich kann nicht.“, antwortete er. „Jemand hat mich verraten. Ich darf nicht nach Hause.“
„Dann bleibe ich hier bei dir“, säuselte sie. „Wer war es? War sie es? Bestimmt war sie es, sie hat es nicht verkraftet, dass du sie wegen mir verlassen hast. Ich wusste es, sie ist ein falsche Schlange. Sie hat dich nur benutzt, die ganze Zeit. Ich wusste es. Wann hat sie es getan?“
„Würdest du mir bitte etwas zu trinken holen?“ fragte Teddy, von einer plötzlichen Idee getrieben.
„Ich hole uns etwas zu trinken!“ strahlte Victoire und legte die Betonung auf das „uns“.
Und Teddy nutzte die sich bietende Gelegenheit, und durchwühlte, während ihrer Abwesenheit in letzter Verzweiflung ihre Handtasche.
Er konnte sein Glück kaum fassen, dass seine Suche erfolgreich war. Er fand etwas, dass ihm Hoffnung machte. Er stellte die Tasche so zurück, wie sie war, und begab sich noch einmal zum Büro der Schulleiterin, doch sie war schon weg. Erst gegen Abend, wäre sie wieder zurück, erklärte ihm Flitwick, den er auf dem Rückweg in die große Halle angesprochen hatte.
Bis zum Abend musste er sich also gedulden, und sich unauffällig gegenüber Victoire verhalten.
„Wo warst du denn?“ fragte sie, bei seiner Rückkehr. „Ich musste zu Flitwick“, schwindelte er.


„Ihr glaubt nicht, mit welchen Hass- und Ekelgefühlen ich ihr gegenübertrat.“
Unsere Kinder betraten das Wohnzimmer. Teddy voran. Lily folgte ihm, gefĂĽhrt von seiner Hand.
Und sie wiederum fĂĽhrte James an ihrer Hand. Sie bildeten eine glĂĽckliche Kette.
„Ihr könnt gar nicht glauben, wie verzweifelt ich war“, erzählte Teddy weiter.
James platzierte sich neben mir auf der Couch. Teddy suchte sich den Sessel zu Harrys Linken aus, und Lily setzte sich ungeniert auf Teddys Schoss. Ihre Beine ließ sie seitlich herunterbaumeln, und sie schien mit offenen Augen zu träumen. Ein verliebtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es entlockte mir ein genießerisches Schmunzeln. „Es war die reinste Hölle“, Teddys Gesicht verfinsterte sich. „Vor mir stand Victoire, und ich wusste in diesem Moment, was und wie sie es Lily und mir angetan hatte, konnte aber nichts unternehmen, weil ich nicht in der Lage war, klar zu denken. Victoire hier vor mir, und Lily, von der ich mich nicht einmal verabschieden konnte im Zug nach Hause.“
Tröstend legte Lily ihren Arm um seinen Hals, und neigte ihren Kopf gegen seine Schulter.
„Würde sie mir vertrauen? Immerhin musste sie mitansehen, wie mir Victoire ihre ekelhaften nassen Lippen ins Gesicht presste. Welch krasser Gegensatz nach der geraden wunderschönen Erfahrung mit Lily. Ich wusste einfach nicht was ich jetzt weiter tun könnte, überlegte mir eine Ausrede mit Strafarbeit bei Hagrid, nur um das Biest nicht weiter sehen zu müssen. Erst gegen Abend traute ich mich zurück. Auf leisen Sohlen schlich ich mich in den Gemeinschaftsraum und ging sofort auf mein Zimmer, dort wartete Harry auf mich. Ich war so glücklich ihn zu sehen. Und ich habe ihm alles erzählt. Alles.“
„Ich sah es Teddy an. Ich spürte seine Verzweiflung, seine wahren Gefühle gegenüber Lily“, übernahm Harry. „Dann kam mir eine Idee.“
„Jetzt musst du mir vertrauen, sagte Harry zu mir, und führte mich zu McGonagall. Endlich konnte ich mich öffnen. Ich erzählte ihr alles. Alles was ich wusste, und dass ich es nicht nachweisen könnte.“
„Dann kam mir die Idee mit der Konfrontation: Wir sollten sie dazuholen, vielleicht würde sie sich verraten“, ergänzte Harry.
„Sie hat alles perfekt eingefädelt, und selbst jetzt schafft sie es, Lily als die Schuldige hinzustellen, erwiderte ich traurig.“
Auch jetzt noch war Teddy die Verzweiflung im Gesicht abzulesen.
„Dann müssen wir einen radikalen Weg einschlagen, und sowohl Teddy, als auch Gonni sahen mich fragend an. Minerva, lassen sie Bill herkommen. Ich werde mit ihm reden, und schätze ihn so ein, dass er ehrenhaft das Problem versteht. Und vielleicht kommen wir sogar alle heil aus dieser Sache heraus. Auch Victoire.“
„Du hast Bill hinzitiert?“, staunte ich.
„Ich erwartete ihn in Gonnis altem Büro. Bill sollte das Flohnetzwerk benutzen. Und während ich ihm schilderte was in Hogwarts um seine Tochter vorging, zitierte Minerva, Victoire in ihr Büro.“

„Ich hatte so was schon befürchtet“, antwortete Bill nachdenklich. „Sie hat sich im letzten Jahr so verändert. Nicht einmal Fleur kam an sie heran. Tagelang schloss sie sich in ihrem Zimmer ein, und wenn wir sie mal zu sehen bekamen, dann nur mit mürrischem Gesicht und schnippischen Antworten. Es tut mir leid Harry, wenn sich das wirklich alles, als wahr herausstellen sollte.“
„Deswegen habe ich nach dir rufen lassen. Denn ist es wahr, dann hat deine Tochter ein schweres, fast unlösbares Problem.“
„B … Bill“, begrüßte Victoire stotternd ihren Dad mit Vornamen. „Was hast du getan, Vici?“
„Nichts. Ich habe nichts getan. Dem seine Tochter“, sie zeigte schamlos auf Harry. „Hat das ganze Jahr gegen mich intrigiert. Sie wollte mich von meinem Teddy wegdrängen. Sie konnte es nicht sehen, dass Teddy und ich glückl…“
„Du sollst nicht lügen!“, unterbrach Bill mit barscher Stimme. „Was hast du getan, Schatz? Du brauchst Hilfe. Lass mich dir helfen, das bist nicht du.“
Victoire wankte, sie zitterte am ganzen Körper. „Ich bin unschuldig. Das waren alles die!“
Mit ihrem Finger beschuldigte sie jetzt sogar Teddy, nur um ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen. Der Schlinge, die sich längst zugezogen hatte.
„Ja.“ Gab Teddy zu. „Ich war in der Heulenden Hütte. Ich wollte meinem Vater nahe sein. Es war ein Ort, an dem ich ein paar Augenblicke bei ihm sein konnte, nur mit ihm. Bei ihm. Bei meinem Vater. An diesem Halloweenabend bekam ich Besuch. Zunächst eine vermummte Gestalt, später kam dann noch Lily. Sie war dieser Gestalt gefolgt, weil sie glaubte, die Gestalt wäre ich.“
„Die Gestalt wären sie?“, fragte McGonagall ungläubig. Teddy nickte. „Ich wusste lange nicht, wie sie es geschafft hatte. Lily versicherte mir, sie wäre meinem Körper gefolgt. Aber dann, heute Morgen fand ich das hier“. Teddy griff ungeniert nach Victoires Tasche. „Hey, was soll das? Das geht dich nichts an!“
Doch Teddy hatte den Verschluss schon geöffnet, und reichte McGonagall eine kleine Phiole entgegen, halb gefüllt mit einer hellen Flüssigkeit.
„Vielsafttrank“, stammelte McGonagall. „Victoire, was haben sie getan? Sie haben Lily fast getötet.“
„Ich wollte das alles doch gar nicht, so sollte es nicht verlaufen. So war das nicht geplant.“ Victoire brach weinend zusammen. Ihr Spiel war aus. Vorbei. Endgültig vorbei, und sie wusste das.
„Ich liebe Teddy, doch der hatte seine Augen, trotz meiner Schönheit, immer nur auf dieser Unscheinbaren. Ich verstand das nicht. Warum? Ich bin doch tausendmal hübscher als dieses Mauerblümchen.“
„Weil es nicht nur auf äußere Schönheit ankommt“, antwortete ihr Teddy. „Lily hat etwas, das nur wenige Menschen haben. Sie versteht mich. Ich kann ihr alles anvertrauen. Unsere Seelen sind Eins. Für mich, ist sie die Schönste.“
„Ich wollt ihr eins auswischen, wollte Teddy zeigen, dass ich die Richtige für ihn bin, dass sie ihn nicht verdient. Also hatte ich einen Plan entwickelt. Und das nachdem sie mich auch noch gedemütigt hatte, mich im Duell besiegt hatte, vor Teddys Augen. Ich sah wie er sie bewunderte. Ich musste das mit ansehen. Das war zuviel. Er sollte merken, dass sie ihn verraten würde. Ich verwandelte mich in Teddy, und wartete auf sie, aber sie kam lange nicht. Dann stand sie mir gegenüber im Gemeinschaftsraum. Ich wollte sie in den verbotenen Wald locken, ihr Angst machen, oder mich einem Mädchen um den Hals werfen, sie einfach abknutschen. Aber sie war hartnäckiger als ich dachte. Sie blieb an mir dran. Gerade als ich auf den verbotenen Wald zusteuerte bemerkte ich erschrocken, dass der Vielsafttrank schon an Wirkung verlor. Als habe ich die Richtung geändert. Die Heulende Hütte war mein nächstes Ziel, ich musste mich verstecken, sie durfte mich nicht erkennen. Aber sie blieb eisern an mir dran. Und als ich die Heulende Hütte betrat, stieß ich in der Dunkelheit mit etwas unsichtbarem zusammen. Ich bekam Panik, griff nach meinem Messer und stach blind zu. Ich wollte mich wirklich nur verteidigen. Und dann hörte ich wie sie kam. Ich versteckte mich im Schrank, doch sie fand mich. Ich war nur noch besessen von dem Gedanken, sie würde mich erkennen. Also versuchte ich sie zu attackieren, um sie los zu werden. Aber sie kämpfte, wie ein Berserker, sprang durch ein vernageltes Glasfenster, brach mir die Nase. Es tut mir leid. Ich wollte niemanden verletzten, aber ich kam aus dieser Situation nicht mehr heraus, verrannte mich immer mehr. Und dann als Krönung und unendliche Schmach: Teddys Abservierung zum Weihnachtsball. Bis zum letzten Tag hatte ich gehofft…“
Zum ersten Male klangen ehrliche Worte aus ihrem Mund, und fast tat sie mir leid.
„Mir tut es leid, mir tut alles so leid. Ich wollte das wirklich nicht“, schluchzte sie.


„Wir sind rehabilitiert“, fügte Teddy hinzu. „Unser unerlaubtes Betreten der Heulenden Hütte ist mit den bereits abgesessen Strafen abgegolten. Und wir gehen hoffentlich ruhigen Zeiten entgegen. Harry überraschte mich wieder einmal mit einer seiner ehrenhaften Gesten.“
„Minerva sollte Victoire nicht bestrafen“, antwortete ich spontan. Und Harry sah mich verliebt an. Wie gut ich meinen Mann doch kannte.
„Victoire ist gestraft genug. Minerva, sehen sie von einer Strafe ab. Lassen sie sie nach Hause zu ihren Eltern. Ich denke sie haben einiges zu bereden“, wiederholte Harry, die er benutzt hatte. „Bill war sichtlich getroffen. Er griff seelenruhig nach meinem Arm, und offenbarte schließlich einen Lösungsvorschlag, mit dem alle einverstanden waren, auch seine Tochter: Victoire wird nicht nach Hogwarts zurückkehren. Sie wird ihre Schule in Beauxbatons beenden.“


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