von rodriquez
Etliche vermummte Gestalten auf Besen flogen direkt am Fenster vorbei.
Harry reagierte sofort und am schnellsten, indem er sich zur Seite warf und damit Ron und mich aus der Gefahrenzone riss.
Der Schock hatte mich gelähmt, ich war unfähig zu handeln, und selbst Ron konnte lediglich mit offen stehendem Mund nicht mehr reagieren.
Immer wieder erstaunte mich Harry in Gefahrensituationen, heimlich bewunderte ich seine Fähigkeiten in Situationen der Not instinktiv die richtige Entscheidung, zu treffen.
Er behielt als Einziger von uns einen kĂĽhlen Kopf, und hatte sogar in diesem Fall den erhobenen Zauberstab von Lunas Dad bemerkt, dessen Schockzauber fast gleichzeitig mit unserem Fallen an uns vorbeizischte.
Das von Xenophilius verharmloste Horn des Erumpents, wie ich also doch richtig erkannt hatte, wurde mit voller Wucht von seinem Zauber getroffen.
Eine gewaltige Explosion erfasste das Haus, ich lag flach auf dem Boden, die Hände auf die Ohren gepresst, und der Boden unter mir erzitterte. Zersplittertes Holz, Papierfetzen, Steine, Porzellan, Glassplitter und Lehm prasselten über mich nieder.
Endlich traute ich mich aufzusehen, und sah gerade noch, wie Harry unter einer riesigen Rauch- und Staubwolke verschwand, durch die Luft geschleudert wurde und krachend zu Boden fiel.
Immer mehr Schutt und Splitter flogen wie Wurfgeschosse durch den Raum, schützend hielt ich meine Hände vor die Augen, blind von den Trümmern, die umher flogen und auf uns nieder regneten, schrie ich nach meinen Freunden. „Harry? Ron? seid ihr okay?“
Die Rauch und Staubentwicklung taten ihr ĂĽbriges, der feine Staub brannte unerbittlich in den Augen, ich musste sie zu engen Schlitzen zusammenpressen und konnte nur schemenhaft erkennen, was um mich herum geschah.
Immer wachsam!
Nach diesem Motto versuchte ich die Kontrolle ĂĽber meine Gedanken wieder zu erlangen.
Mit einem lauten Poltern, schien Lovegood die Treppe hinuntergestĂĽrzt zu sein, offenbar umgerissen von der Wucht der Explosion.
Der Rauch wurde immer dichter und drückte auf die Lungen, man konnte kaum noch atmen, geschweige denn etwas sehen. Vorsichtig tastete ich mich vorwärts, die Hälfte der Decke war eingestürzt, und das Fußende von Lunas Bett hing bedrohlich durch das Loch. Noch immer schwebten Papierfetzen durch die Luft, und der größte Teil der Druckerpresse lag umgekippt auf den Stufen der Treppe, und versperrte den Weg nach unten.
Dann ertastete ich einen Arm, eindeutig Harrys, ich würde ihn unter tausenden herausfinden, ich griff zu und zog mich näher heran.
„Alles okay mit dir?“ flüsterte er mir zu.
Von unten drangen Stimmen zu uns heran, ich presste einen Finger auf meine Lippen, und deutete Harry, ruhig zu sein, und dass ich mich nach Ron umschauen wĂĽrde.
Unaufhörlich rieselte Schutt und Asche auf uns nieder, halb unter dem Schutt begraben hörte ich laute polternde Geräusche aus dem unteren Stockwerk, krachend flog die Eingangstür auf.
„Hab ich dir nicht gesagt, dass dieser Spinner bloß wieder mal irres Zeug daherfaselt, Travers?“
Ein weiterer Knall war zu hören, gefolgt von einem schmerzverzerrten Schrei.
Offenbar hatten sie Lunas Dad geschockt.
„Nein … nein … oben … Potter!“ stammelte er.
Die Todesser glaubten dem verrückten Mann nicht, und folterten ihn immer weiter, doch sicherheitshalber überprüfte der Todesser Selwyn mit einem Aufspürzauber, ob weitere Personen im Haus wären.
„Homenum revelio!“
Ein seltsames, bedrückendes Gefühl erfasste mich, und irgendwas rauschte bedrückend über mich hinweg, ich begann zu keuchen, es war als würde mein Körper in seinen Schatten eintauchen.
„Es ist Potter, ich versichere ihnen, es ist Potter!“, schluchzte Xenophilius. „Bitte … bitte … geben sie mir Luna, lassen sie mich nur Luna wiederhaben…“
„Da ist wirklich jemand oben, Selwyn“.
„Sie können ihr kleines Mädchen haben“, sagte die zweite Stimme, „wenn sie diese Treppe hier hochgehen und mir Harry Potter runterbringen. Aber wenn das ein Hinterhalt ist, wenn es ein Trick ist, wenn sie einen Komplizen haben, der da oben wartet und uns überfallen will, dann müssen wir sehen, ob wir ein Stück von ihrer Tochter übrig lassen, damit Sie sie beerdigen können.“
Voller Verzweiflung schrie Lovegood auf, es dröhnte in meinen Ohren, und seine Stimme kam näher, hastige Schritte und ein Scharren waren auf der Treppe zu hören.
„Kommt“, flüsterte Harry, „wir müssen hier raus.“
Harry befreite sich von dem Schutt und zog auch mich darunter heraus. Ron aber, war sehr tief verschüttet, so leise es ging robbten wir zu ihm hinüber, und versuchten eine schwere Kommode von Rons Beinen wegzustemmen. Lärmend und scharrend kam Xenophilius immer näher an uns heran.
Dank einem Schwebezauber gelang es mir Ron endlich von den TrĂĽmmern zu befreien, die Kommode erhob sich und Ron rutschte schnell darunter hervor.
Und endlich konnte auch ich klar denken, ich hatte einen Plan, eine plötzliche Eingebung.
Es war auch höchste Zeit, dass ich mich besann, mich zusammenriss.
„Also gut“, hauchte ich nur noch, weil ich schon Xenophilius Atem spüren konnte, nur noch wenige Schritte war er von uns entfernt.
„Vertraust du mir, Harry?“
Mein Blick genĂĽgte, Harry nickte ohne mit dem Wimper zu zucken.
Vertrauen!
Eure wichtigste Gabe ist gegenseitiges Vertrauen!
„Dann los“, flüsterte ich weiter, „gib mir den Tarnumhang. Ron, du ziehst ihn über.“
„Ich? Aber Harry…“, stammelte er.
„Bitte Ron! Harry, halt dich an meiner Hand fest, Ron klammer dich an meine Schulter.“
Harry streckte mir seine linke Hand entgegen, nickte mir erneut zu, und Ron verschwand unter dem Tarnumhang.
Xenophilius gelang es unterdessen mit einem Wingardium Leviosa die Druckerpresse aus dem Weg zu räumen.
„Haltete euch fest“, flüsterte ich, angespannt.
Hoffentlich geht das gut, hoffentlich funktioniert es so, wie ich es mir ausgemalt habe.
„Haltet euch fest … einen Moment noch …“.
„Worauf wartest du?“, drängelte Ron ungeduldig.
Unmittelbar vor uns erschien Xenophilius kreidebleiches Gesicht.
Jetzt!
FĂĽr einen kurzen Moment drĂĽckte ich Harrys Hand ganz fest, und gab ihm dadurch das Startzeichen.
„Oblivate!“ rief ich und richtete den Zauberstab zuerst auf Mr. Lovegoods Gesicht, dann auf den Fußboden neben mir: „Deprimo!“
Ich hatte ein riesiges Loch in den Wohnzimmerboden gesprengt, und wir krachten, wie ein Felsblock hindurch. Harry klammerte sich verzweifelt an meine Hand, Rons Griff lockerte sich kurzzeitig, seine Hand rutschte von meiner Schulter, lag aber wieder fest auf, als ich begann mich in der Luft zu drehen. Die zwei Todesser versuchten auszuweichen, während Unmengen von Schutt über sie niederprasselten.
Das Haus krachte in sich zusammen, unter dem Donnern des einstĂĽrzenden Hauses verschwanden wir in der Dunkelheit.
Wir knallten unsanft in einen gras bewachsenen Untergrund, und während ich bereits die Schutzzauber einrichtete, rappelte sich Ron erst hoch und schimpfte über diesen verräterischen Dreckskerl Lovegood.
Harry hatte zwar meinen Plan verstanden, sah mir aber fassungslos zu.
Fassungslos, wohl eher bewundernd.
Meine Brust schwoll genĂĽsslich an.
Endlich hatte ich mich wieder im Griff, und mir war es mit einem Trick gelungen meine beiden Freunde zu beschĂĽtzen.
„Du wolltest, dass sie mich sehen um Luna nicht zu gefährden“, stellte Harry folgerichtig fest.
Ich wollte wirklich, dass die Todesser Harry sehen, vielleicht könnte Luna so frei kommen, immerhin schaffte ich damit den Beweis, dass Harry Potter wirklich im Haus war, und Xenophilius hätte die Wahrheit gesagt.
Ron durften sie nicht sehen, weil er ja immer noch mit Grieselkrätze zu Hause im Fuchsbau im Bett lag.
Der Versuch etwas von Mr. Lovegood zu erfahren war Zeitverschwendung, genau wie Harry prophezeit hatte, wieder waren wir, genau wie in Godrics Hollow unnötigerweise in Gefahr geraten.
Die HeiligtĂĽmer des Todes?
Wer glaubt denn so was?
Ein Märchen, wie schon der Titel verrät:
Die Märchen von Beedle dem Barden.
Selbst wenn Harrys Tarnumhang wirklich ungewöhnlich ist.
Ein Zufall, mehr nicht.
Die Peverells betreffend wusste ich aus Noblesse der Natur, dass es sich um eine der allerersten Zaubererfamilien handelte, deren männliche Linie ausgestorben war, so dass die heutigen Peverell - Nachfahren andere Familiennamen haben müssten.
Dann ĂĽberschlug sich wieder einmal Harry mit einer Idee, in die er sich verrannte.
Er erinnerte sich an eine Denkariumsszene, nervös schritt er auf und ab, wie immer, wenn er einen solchen Einfall bekam, und dachte mehr laut, als dass er erzählte.
Auf Vorlost Gaunts Ring soll angeblich das Peverell – Wappen gewesen sein.
Vorlost hätte nie kapiert, dass dieser Stein eigentlich der Stein der Auferstehung ist, jener magische Stein, der die Toten zurückholen kann. Voldemort hat den Ring mit dem Stein zu einem seiner Horkruxe gemacht und Dumbledore hatte ihn letztes Jahr zerstört und den Stein in dem Schnatz versteckt, den er dann Harry vererbt hat.
Er fantasierte weiter, dass er nun zwei der Heiligtümer in Besitz hätte, den Tarnumhang und den Stein der Auferstehung, es würde ihm also nur der Elderstab fehlen, um den Tod zu besiegen, und damit Voldemort zu trotzen, und Voldemort wäre auf der Suche nach diesem mächtigen Zauberstab.
Besessenheit!
Harry war wieder einmal besessen von einer Idee, und wieder fiel es mir schwer ihm zu glauben, wieder einmal beging ich den gleichen Fehler, wie bei der Sache mit Malfoy.
Und wieder drĂĽckte es auf die Stimmung untereinander.
Harrys Laune verschlechterte sich von Tag zu Tag.
Er spürte die Ablehnung, die ihm entgegenschlug, sowohl von Ron als auch von mir, als ich ihn, dann auch noch an seine eigentliche Aufgabe erinnern musste, ließ er Ron und mich einfach enttäuscht im Zelt stehen, und ging nach draußen vor das Zelt.
O nein, Harry!
Nicht – schon – wieder!
„Harry, das ist kein Spiel, das ist keine Übung!“ rief ich ihm verzweifelt hinterher, und war schon drauf und dran, loszurennen, nur Ron hielt mich mit einem festen Griff am Arm zurück. „Lass ihn!“
Mit einem giftigen Blick riss ich mich los, blieb aber vor dem Durchgang stehen.
„Das ist die Realität und Dumbledore hat dir ganz klare Anweisungen hinterlassen: Finde und zerstöre die Horkruxe! Dieses Symbol bedeutet nichts, vergiss die Heiligtümer des Todes, wir können es uns nicht erlauben, uns ablenken zu lassen.“
„Aber verstehst du denn nicht?“
Harry kam zurĂĽck ins Zelt, ging an mir vorbei, lief schnurstracks zu seinem Rucksack und streckte mir den Brief seiner Mutter aus Sirius Zimmer entgegen.
„Dumbledore hatte sich von meinem Vater den Tarnumhang ausgeliehen!“
Hoffnungsvoll blickte er mich an.
Ich gab ihm den Brief ohne Aufmerksamkeit zurĂĽck, so zusammengefaltet, wie er ihn mir ĂĽberreicht hatte.
Sein Blick war leer, und sie drückten seine Enttäuschung aus.
Seine Enttäuschung über jemanden, der ihm nicht das notwendige Vertrauen entgegenbrachte, das er so sehr benötigte, und es waren wie Nadelstiche in meine Haut, in mein Herz.
Wäre nur Ron nicht dagewesen!
Wenn wir alleine gewesen wären, hätte ich es ihm erklären können, hätte vielleicht tröstende Worte finden können, vielleicht hätte er meine Gründe sogar verstanden, aber Rons Ablehnung, war der zusätzliche K.O.
„Was ist das?“ fragte Ron aufgebracht.
„Lies!“ forderte ihn Harry mit schwacher Stimme auf.
Mit besorgter Miene wich Ron nicht von meiner Seite, nahm den Brief entgegen, und las, immer wieder unterbrochen mit Blicken, die er abwechselnd auf Harry und auf mich richtete.
Rons Miene besserte sich nicht, als er den Brief wieder zusammenfaltete, und ihn Harry schweigend entgegenreichte.
Enttäuscht wandte sich Harry erneut ab.
„Du glaubst auch nicht daran, oder?“ fragte ich Ron in der Hoffnung, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
Ron stimmte mir natürlich zu, wer hätte auch etwas Anderes erwartet.
„Ich weiß nicht … ich meine … teilweise passt es ja zusammen. Aber wenn man es insgesamt betrachtet…“, Ron holte tief Luft, und fühlte sich sichtlich unwohl. „Das hat uns Dumbledore aufgetragen. Vielleicht … vielleicht sollten wir diese Sache mit den Heiligtümern vergessen.“
Ich atmete auf, und hoffte Harry hätte ein Einsehen.
Plausible Worte aus Rons Mund, und ich war dankbar dafĂĽr.
„Danke, Ron“, strahlte ich, und bereitete dem Ganzen ein Ende, indem ich wortlos an Harry vorbeiging, und die nächste Wache übernahm.
Doch es war noch nicht zu Ende, nur fĂĽr den Moment musste sich Harry geschlagen geben, dessen war ich mir sehr wohl bewusst. Seine Besessenheit ĂĽber eine Idee war zurĂĽck, und es wĂĽrde ihn nicht zur Ruhe kommen lassen.
Er fügte sich in die Niederlage, aber die Enttäuschung war greifbar.
„Er behandelt mich, wie Luft, hat kein Wort geredet, liegt nur auf dem Bett und starrt die Decke an.“
Mit mürrischem Blick löste mich Ron zwei Stunden später ab, bei meiner Rückkehr ins Zelt fand ich Harry auf seinem Bett vor, nicht schlafend, aber träumend mit offenen Augen.
„Ich öffne mich zum Schluss“, murmelte er vor sich hin, ohne auf mich zu achten. „Ich öffne mich zum Schluss“.
Verdammter Ignorant!
„Besessener Knallkopf“, murmelte ich wütend und blieb provokativ vor seinem Bett stehen. „Wir sollen Horkruxe suchen, Harry!“
Schau mich an, du verdammter Ignorant.
Sprich mit mir!
Wir sind jetzt unter uns!
Er gab Zischgeräusche von sich, und drückte den Schnatz gegen seine Lippen.
Meine Kritik prallte an ihm ab.
„Du hast mir überhaupt nicht zugehört!“ zischte ich.
Mit unglaublich ignoranten Augen blickte er endlich in meine Richtung. „Keiner kann leben, während der Andere überlebt, warum versteht ihr denn nicht?“
„Harry!“
„Nicht, Harry!“ fauchte er. „Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod“, zitierte Harry weiter.
Es klang, als wĂĽrde er mich anflehen.
„Ich dachte, wir sollten gegen Du – weißt – schon – wen kämpfen?“ entgegnete ich ruhig.
„Nicht ihr – ich!“
Mit diesen Worten drehte er sich zur Seite und zeigte mir die kalte Schulter.
Habe ich das verdient?
Sollte man kontroverse Meinungen nicht akzeptieren?
Oder tat ich mich darin schwerer, als er?
Harte, wahre Worte, die er mir entgegenschleuderte.
Resignierend lieĂź ich ihm seine Ruhe.
In diesem Moment konnte ich nichts fĂĽr ihn tun, aber auch nichts fĂĽr mich.
Der Schnee war zwischenzeitlich in Regen übergegangen, die Kälte verzog sich aber nur langsam, die Wochen schlichen wieder untätig dahin.
Immer öfters nahm Harry jetzt wieder die Karte des Rumtreibers zur Hand, und beobachtete regungslos die vielen mit Namen bezeichnete Punkte.
Er suchte wohl Zuflucht, einen Halt, in der Hoffnung, dass wenigstens sie ihm zustimmen wĂĽrde, auch wenn er nur den Punkt mit ihrem Namen anstarrte.
Ginny.
Sie hätte ihm sicherlich geglaubt, so wie sie es immer getan hatte.
Aber das Leben ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, Harry!
Man muss auch Kritik vertragen können, oder die Meinung anderer akzeptieren.
Aber er hat doch die andere Meinung akzeptiert, und nur die Kritik nicht vertragen?
Hast du schon mal daran gedacht, dass er wieder einmal Recht haben könnte?
Har er daran gedacht, dass ich Recht haben könnte?
Nein … also!
Ignorant!
Oft konnte ich Harry unbemerkt ĂĽber die Schulter sehen, wenn er die Karte anstarrte. Ginnys Name tauchte entweder in einem Klassensaal, oder in ihrem Schlafraum auf, Harry hatte mich nie registriert, oder er wollte mich nicht bemerken. Gelegentlich war ihr Name aber auch komplett von der Karte verschwunden. Ich tippte auf ein geheimes Lager im Raum der WĂĽnsche.
Harry schien es nicht zu beunruhigen, also hatte er wohl ähnliche Gedanken.
Er war nur noch mit sich selbst beschäftigt, ging Ron und mir größtenteils aus dem Weg.
Es begann die Zeit, die mich und Ron näher zusammenschweißte.
Vielleicht war es das schlechte Gewissen, oder der Gedanke etwas gut machen zu wollen, jedenfalls ĂĽbernahm langsam Ron die Initiative, und versuchte uns zum Handeln zu bewegen.
„Noch drei Horkruxe“, immer wieder begann er mit dieser Aussage auf uns einzureden.
Er mĂĽsste gespĂĽrt haben, dass mich Harrys depressive Phase schwer getroffen hatte, ich litt genauso, wie er, machte mir schwere VorwĂĽrfe.
Hatte ich das Richtige getan?
Oder denkt er, dass ich ihm nicht mehr vertraue?
Aber wie kann er so was nur denken?
„Wir brauchen einen Schlachtplan, kommt schon! Wo haben wir noch nicht gesucht? Gehen wir alles noch mal durch. Das Waisenhaus…“
Die Winkelgasse, Hogwarts, das Haus der Riddles, Borgin und Burkes, Albanien…
Zum Schein ging Harry darauf ein, aber er wirkte emotionslos und gleichgĂĽltig.
Immer wieder dieselben Vorschläge, langsam kam mir der Verdacht, dass Harry sich nur auf die Überlegungen einließ, damit ich ihn in Ruhe ließ.
Ich litt wirklich unter Harrys Apartheid und seiner damit verbundenen Ablehnung gegenĂĽber mir.
Erst im März änderte sich die Lage dramatisch.
Wieder einmal war Harry wortlos aufgestanden, ohne mich eines Blickes zu wĂĽrdigen. Er stolzierte an mir vorbei, und steuerte schnurstracks ins Freie.
Nur kurze Zeit später kam Ron gähnend ins Zelt, und versuchte wie so oft in den letzten Tagen das hölzerne alte Radio zu aktivieren, das bisher aber stets stumm blieb.
Es war nervig, nur lieĂź ich mir nichts anmerken, bis auf einen gelegentlichen genervten Blick, den ich ihm zuwarf, wenn er wieder seinen Zauberstab auf das Radio klopfte, und einen Namen dazu murmelte.
Ich wollte nicht auch noch Ron gegen mich aufbringen.
An diesem Tag jedoch, stellte er das Radio nur auf den Tisch und kam stattdessen auf mich zugelaufen.
Sein Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes.
Er wirkte aufgewühlt und sehr nervös, es war offensichtlich, dass er etwas ansprechen wollte, das ihn beschäftigte.
„Hermine, kann ich dich was fragen?“ begann er unsicher.
Ich erwiderte nichts, sondern starrte ihn an und nickte mit meinem Kopf.
„Was ist das zwischen dir und Harry?“
Als er es ausgesprochen hatte, wirkte er sichtlich erleichtert, scheinbar musste er seinen ganzen Mut dafĂĽr aufbringen.
„Was soll zwischen uns sein?“ erwiderte ich gefasst, weil ich wusste, dass diese Frage irgendwann aufkommen würde.
„Nun ... ähm ... ich meine“, stotterte er.
Mit meiner coolen Antwort hatte er wohl nicht gerechnet, jedenfalls war die Unsicherheit zurĂĽck.
„Nun, was ich sagen will – Euer Verhalten … das ist doch nicht normal.“
„Wie bitte?“, wunderte ich mich – nicht wirklich. „Was meinst du damit?“
„Nun ... ähm ... du ... Harry ... also ihr – ihr verhaltet euch irgendwie seltsam, und darunter leidet die ganze Stimmung.“
„Ich verstehe den Sinn deiner Frage nicht“, ungläubig schüttelte ich meinen Kopf.
„Harry ist eingeschnappt, weil du ihm nicht glaubst, und du bist eingeschnappt, weil er sich zickig dir gegenüber verhält. Wie würdest du das nennen?“
„Meinungsverschiedenheit?“
„Hermine, ich mag zwar blöd sein, aber ich bin nicht blind. Zwischen euch ist mehr als...“
„Zwischen Bruder und Schwester?“ vollendete ich für ihn.
„Habt ihr euch etwa abgesprochen?“
„Nein, wie kommst du darauf?“
„Weil das Harry auch schon gesagt hat, nachdem ich den Horkrux zerstört habe.“
„Weil du mitansehen musstest, wie wir uns küssen?“
„Woher...?“
„Harry hat es mir erzählt.“
„Warum hast du mich nicht danach gefragt?“
„Ich dachte, Harry hat dir alles erklärt?“
„Ich bin mir aber jetzt nicht mehr sicher, ob er mir wirklich die Wahrheit gesagt hat?“
„Warum sollte er lügen?“
„Sag du es mir…“
Auffordernd, aber abwartend starrte er mich an.
„Es gibt nichts, das ich dir sagen könnte.“
„Könnte oder möchte?“
„Was soll jetzt diese Frage?“, äußerlich blieb ich cool.
„Ich meine…“, begann Ron wieder zu stammeln, „nichts, dass es zu erzählen gibt, oder nichts, dass du erzählen möchtest?“
Ich zuckte teilnahmslos mit der Schulter. „Vielleicht von Beidem etwas…“
„Ihr wart immerhin zwei Monate zusammen, und alleine …alleine in einem Zelt … nur für euch...“
„Woran wir keine Schuld tragen!“
„Sch … schon klar, das weiß ich selber, und es tut mir ja auch wirklich leid, aber...“
„Aber was?“ fragte ich, obwohl ich die Frage vorhersah.
„Aber habt ihr...?“
„Haben wir was?“
„...euch geküsst?“
„Ja, Ron, das haben wir!“
Ron zuckte zusammen, ging einen Schritt zurĂĽck, und schluckte einen sichtbaren, schweren Brocken hinunter.
Seine Verwirrung war so groĂź, dass er nicht mehr wusste wo hinten und vorne war.
„Aber bereits lange vor diesen zwei Monaten“, nahm ich ihm die Anspannung. „Es ist schon lange her, sehr lange, und ich werde dir auch nichts darüber erzählen. Aber es gab nichts mehr außergewöhnliches, seit Harry und Ginny … zusammen gehören, und auch nicht hinterher.“
„Ihr habt euch also wirklich geküsst?“
Ich nickte zustimmend, und erneut zuckte Ron zusammen.
„Aus Liebe? Ein Liebeskuss?“
Ich zuckte besänftigend meine Schulter, und bewegte dabei meine Augen, frei nach dem Motto: Such es dir selber aus!
„Eine Spielschuld? Ein Geburtstagskuss? Ein Testkuss? Ein Liebeskuss? Ich weiß es nicht, Ron. Nenn es, wie du willst, such es dir aus. Ich werde dir nicht mehr sagen, ich kann dir auch nicht mehr sagen.“
In Rons Pupillen konnte ich live mitansehen, wie Harry mich küsste, wie er mich sogar splitternackt auszog und mich dermaßen vernaschte, wie ich es mir selber nicht schöner hätte vorstellen können.
Rons Fantasien gingen mit ihm durch, und nicht nur seine.
„Was war es bei dir und Lavender?“, holte ich ihn aus einer Szene zurück, die ich nur mir selber gönnen wollte.
„Ein neues, schönes Gefühl“, antwortete Ron, wie aus der Pistole geschossen.
„Kein Liebeskuss?“
„Ich weiß es nicht … weiß es wirklich nicht“, seine Augenbraue zuckte, als er die nächste Frage stellte, „Wann?“
„Lange vor Ginny, das muss dir genügen.“
„Es genügt mir aber nicht“, erwiderte er, mit unverkennbarer Eifersucht. „Wie lange?“
„Harry liebt Ginny. Ich weiß das, und wenn sie ihn noch will, wenn wir zurückkommen, dann wird ihnen auch nichts und vor allem, niemand im Wege stehen.“
„Und wenn nicht?“
„Das liegt nicht in meinem Ermessen“, dabei sah ich ihn einfach nur mitleidsvoll an.
Er senkte seinen Kopf.
„Du liebst ihn also?“
„Ich liebe auch dich.“
„Und Viktor? Hast du ihn auch…“
„Jein“.
„Was ist das für eine Antwort?“
„Viktor war ein erzwungener Kuss, Ron. Nicht schön, das kannst du mir glauben, aber ich bin ihm deswegen nicht böse. Viktor war immer ehrlich zu mir.“
„Wo habt ihr … hast du Harry geküsst?“
„Ron, bitte, lass es. Ich werde nicht darüber reden, schon gar nicht, wenn ich nicht einmal mit Harry darüber reden wollte.“
„Wollte?“
„Wir haben nie darüber gesprochen, Ron.“
„Ihr habt … nicht?“ Rons Augen rissen weit auf. „Und was ist jetzt das für ein Spiel, das ihr hier abzieht?“
„Wir spielen kein Spiel, und schon gar nicht vor deinen Augen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich versuche ihm klar zu machen, dass seine Idee wieder einmal besessen ist, und er versteht es einfach nicht, da gibt es keinen Hintergedanken.“
Nachdenklich sah Ron einige lange Augenblicke zu Boden.
„Was wäre wenn … du – weißt – schon – wer?“
„Wenn er nicht mehr wäre?“ vollendete ich für ihn.
Langsam, wie in Zeitlupe schĂĽttelte ich meinen Kopf, und zuckte gleichzeitig mit der Schulter.
Ich konnte es in Rons Blicke sehen, er hatte verstanden, es hat Klick gemacht, ob bewusst oder unbewusst blieb mir allerdings verborgen.
„Ich bin nicht der Klügste, aber ich bin nicht blind.“
Und ich hatte keine Antwort auf seine Frage, und damit auch das Spiel verloren.
FĂĽr immer verloren?
„Ich werde Harry niemals im Stich lassen, das habe ich Sirius und meiner Mom versprochen, auch wenn du es nicht verstehst, ich habe es auch Lily versprochen, und ich habe es mir versprochen, und aus diesem Grund muss ich ihn unter anderem auch vor Fehlern schützen. Das ist es wohl, was ich im Moment tue.“
Ron zeigte Anstalten einer Erwiderung, doch ich griff nach seinem Arm und unterbrach seine Frage.
„Und noch etwas, das du vielleicht nicht verstehst. Was ich dir jetzt sage, bleibt unter uns, versprich es mir!“
Mit groĂźen Augen sah mich Ron an, und nickte zustimmend.
„Ich verspreche es.“
„Harry muss sterben, um zu überleben.“ Erneut unterbrach ich seine fragenden, skeptischen Blicke. „Ich befürchte ein Teil seiner Seele, könnte du – weißt – schon – wem gehören, und dieser Teil muss erst zerstört werden, bevor…“
„Du glaubst Harry selbst ist ein … ein Horkrux? Wie kommst du darauf?“
„Ich glaube es nicht, Ron. Ich weiß es. Seine enge Verbindung zu ihm, seine regelmäßigen Wahrnehmungen, Gefühlsausbrüche, die er spürt. Bei dem Versuch Harry zu töten, ist versehentlich ein weiterer Horkrux entstanden.“
Ich nahm das Schwert von Gryffindor in die Hand und begann es zu polieren, ich tat es um mich abzulenken, das Gespräch mit Ron, mit dem ich so noch nie gesprochen hatte, stimmte mich nachdenklich.
Was wäre wenn… es nicht nur an Voldemort liegen würde.
Es sind weitaus mehrere Aspekte.
„Albus!“ murmelte Ron und klopfte geistig abwesend auf das Radio…
„Ich hab es, ich hab es! Das Passwort war Albus! Komm rein Harry!“ schrie Ron.
Die Stimme von Lee Jordan erklang in diesem Augenblick aus dem uralten Kofferradio.
„Ich begrüße sie recht herzlich zu Radio Potterwatch.
Gleich zu Beginn müssen wir leider wieder von einigen Todesfällen berichten. Wir trauern um Ted Tonks, Dirk Cresswell sowie dem Kobold Gornok. Des Weiteren wurde in Godrics Hollow die Leiche von Bathilda Bagshot entdeckt.
Liebe Zuhörer, verweilen wir nun wieder eine Minute in der Trauer mit den Angehörigen.“
…
Es entstand eine kurze Pause, in der nur ein leises Knacken im Radio zu hören war.
„Danke für ihre Anteilnahme.
Immer noch als vermisst gelten Dean Thomas, der Kobold Griphook, der Zauberstabmacher Ollivander, sowie seit Weihnachten Luna Lovegood. Ich übergebe nun an Royal für Neuigkeiten aus dem Bereich des Ministeriums und der Gesetze.“
„Danke Stromer“, sagte die unverkennbare, tiefe Stimme von Kingsley!
„Die Muggel wissen nach wie vor nicht, wer für ihr Leid verantwortlich ist, während sie weiterhin schwere Verluste zu beklagen haben. Allerdings hören wir laufend wirklich inspirierende Geschichten von Zauberern und Hexen, die sich selbst in Gefahr bringen, um befreundete oder benachbarte Muggel zu schützen, häufig ohne dass die Muggel davon wissen. Ich möchte an all unsere Hörerinnen und Hörer appellieren, sich an ihnen ein Beispiel zu nehmen und vielleicht einen Schutzzauber über jedes Muggelhaus in ihrer Straße zu legen. Viele Leben können gerettet werden, wenn solche einfachen Maßnahmen ergriffen würden. Ich möchte daher nur kurz über die immer weiter ausgeweiteten Muggelgesetze eingehen. Das ist nichts anderes als eine einfache Methode, den Muggelgeborenen einzusperren. Wir grüßen diejenigen, die Flüchtlinge beherbergen und sie in Sicherheit gebracht haben. Das neue Regime ist nach wie vor kräftig beim Herstellen einer reinrassigen Gesellschaft. Passen sie auf sich auf. Romulus, du hast auch etwas für uns? Behauptest du immer noch, wie jedes Mal, wenn du in unserer Sendung bist, dass Harry Potter nach wie vor am Leben ist?“
„Wir wissen, dass es Lupin ist“, sagte ich lächelnd zu Ron, der es uns gerade erklären wollte.
Die Stimme von Lupin – Romulus erklang.
„Allerdings, begann er. Wie ich beim letzten Mal schon erwähnte, sind keine Nachrichten, gute Nachrichten. So auch dieses Mal. Sollte Harry Potter gefangen worden sein, hätten wir es mit Sicherheit sofort gehört, oder die Nachricht von seinem Tod hätte sich möglichst schnell verbreitet, wenn er eingetreten wäre, denn das würde die Moral all derjenigen, die dem neuen Regime Widerstand leisten, einen tödlichen Schlag versetzen. Der Junge der überlebt hat bleibt eine Symbolfigur für alles, wofür wir kämpfen: den Triumph des Guten, die Macht der Unschuld, die Notwendigkeit, weiterhin Widerstand zu leisten.“
„Und was würdest du Harry sagen, wenn du wüsstest, dass er jetzt zuhört, Romulus?“ Fragte Stromer, Lee Jordan.
„Ich würde ihm sagen, dass wir alle in Gedanken bei ihm sind … Und ich würde ihm sagen, er soll seinem Instinkt folgen, der sicher und fast immer richtig ist.“
Harry blickte mich kurz herausfordernd an, ich vermied es ihn anzusehen, und eine Träne verirrte sich in meinem Auge.
War es etwa ich, die wieder Besessen war, weil ich ihm nicht glauben wollte?
„Fast immer richtig“, wiederholte ich daher, mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Ach, hab ich’s euch nicht erzählt?“ unterbrach Ron unser heimliches Getue. „Bill meinte, Lupin würde wieder mit Tonks zusammenleben! Und offenbar wird sie schon ziemlich rund!“
„…und wie immer deine Neuigkeiten über die Freunde von Harry Potter, die wegen ihrer Treue zu ihm leiden?“ Erklang gerade wieder Lee Jordans Stimme im Radio.
„Nun, wie Stammhörer sicher wissen, sind einige der freimütigsten Anhänger von Harry Potter inzwischen im Gefängnis, darunter Xenophilius Lovegood, der ehemalige Herausgeber des Klitterers. Wir haben in den letzten Stunden auch erfahren, dass Rubeus Hagrid…“
„Hagrid?“
Wir stöhnten alle drei gleichzeitig auf, und verpassten fast den Rest von Lupins Satz.
„…der bekannte Wildhüter der Hogwarts - Schule, knapp der Festnahme auf dem Gelände von Hogwarts entkommen ist, wo er Gerüchten zufolge eine Harry Potter Freundschaftsparty veranstaltet haben soll. Hagrid wurde jedoch nicht verhaftet und ist, soweit wir wissen, auf der Flucht.“
„Ich schätze mal, dass es auf der Flucht vor Todessern hilfreich ist, wenn man einen fünf Meter großen Halbbruder hat?“ erkundigte sich Lee.
„Das verschafft einem vermutlich einen Vorteil“, stimmte Lupin zu. „Darf ich noch hinzufügen, dass wir hier bei Potterwatch zwar Hagrids Mut loben, aber selbst den treuesten von Harrys Anhängern dringend davon abraten möchten, Hagrids Beispiel zu folgen.“
„In der Tat, Romulus“, stimmte Lee erneut zu. „Und nun zum Neuesten über den Zauberer, der sich also genauso ungreifbar erweist wie Harry Potter. Wir bezeichnen ihn gerne als den Obersten Todesser, und ich möchte euch hiermit einen neuen Korrespondenten vorstellen, der uns seine Version von einigen besonders verrückten Gerüchten, die über den Obersten Todesser in Umlauf sind erzählen wird: Hallo, Nager."
„Nager?“, erklang eine verwunderte Stimme.
Fred oder George, rätselten wir.
„Ich bin nicht Nager, vergiss es, ich hab dir doch gesagt, dass ich Beißer sein will!“
„Oh, also gut. Beißer, würdest du uns bitte die verschiedenen Geschichten aus deiner Sicht schildern?“
„Ja, Stromer, gern. Wie unsere Hörer sicher wissen, es sei denn, sie haben Zuflucht am Boden eines Gartenteichs oder an einem ähnlichen Ort gesucht, erzeugt die Strategie von du – weißt – schon – wem, im Verborgenen zu bleiben, ein hübsches bisschen Panik. Wohlgemerkt, wenn alle angeblichen Sichtungen von ihm echt sind, müssten gut neunzehn du – weißt – schon – wers momentan in der Gegend rumlaufen. Beruhigt euch, die Zeiten sind schlecht genug, auch ohne dass wir noch irgendwelche Geschichten dazuerfinden. Zum Beispiel heißt es neuerdings, dass du – weißt – schon – wer mit einem einzigen Blick aus seinen Augen töten kann. Das kann ein Basilisk, liebe Hörer. Ein ganz einfacher Test: Schaut nach, ob das Ding, das euch böse anstarrt, Beine hat. Wenn ja, ist es ungefährlich, ihm in die Augen zu sehen, obwohl, wenn es wirklich du – weißt – schon – wer ist, dann ist das wahrscheinlich trotzdem eure letzte Tat.“
Zum ersten Mal seit vielen Wochen sah ich Harry herzhaft lachen.
„Nun, wer würde nicht gern einen netten Urlaub einlegen, nach all der harten Arbeit, die er leistet? Die Sache ist die, Leute, lasst euch nicht in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen, und denkt bloß nicht, er wär außer Landes. Vielleicht ist er es.“
„Vielen Dank für diese Worte, Beißer“, sagte Lee. „Liebe Hörerinnen und Hörer, damit endet ein weiteres Potterwatch. Wir wissen nicht, wann es uns erneut möglich sein wird zu senden, aber ihr könnt sicher sein, wir kommen wieder. Dreht munter an den Knöpfen. Das nächste Passwort lautet Mad-Eye. Gebt auf euch Acht und lasst nicht locker. Gute Nacht.“
Die Beleuchtung an der Senderskala erlosch.
Harry strahlte ĂĽber beide Wangen.
Vertraute Stimmen zu hören war etwas Besonderes, etwas das uns sehr lange gefehlt hatte.
„Wie viel Mut die haben“, seufzte ich bewundernd.
„Aber, ihr habt gehört, was Fred gesagt hat?“ Harry wirkte immer noch aufgeregt. „Er ist im Ausland! Er sucht immer noch nach dem Zauberstab, ich wusste es!“
Nicht schon wieder!
„Harry…“
„Komm schon Hermine, warum willst du es partout nicht zugeben? Vol…“
„Nein, Harry!“
„…demort ist hinter dem Elderstab her!“
„Der Name hat ein Tabu!“ brüllte Ron.
Doch zu spät, draußen vor dem Zelt ertönte ein lauter Knall.
„Ich hab’s dir doch gesagt, wir dürfen ihn nicht mehr aussprechen – wir müssen die Schutzzauber um uns wieder aufbauen – schnell – so finden die…“
Stimmen drangen an uns heran, die immer näher kamen.
Ron zog den Deluminator aus der Tasche und lieĂź ihn klicken, im nu war es stockdunkel in unserem Zelt.
Aufgeregt lauschten wir, was drauĂźen vor sich ging.
„Kommt mit erhobenen Händen da raus!“ rief eine furchterregende Stimme. „Wir wissen, dass ihr da drin seid! Ein halbes Dutzend Zauberstäbe ist auf euch gerichtet, und es ist uns egal, wen wir verfluchen!“
Ich sah nur noch eine Chance und richtete meinen Zauberstab auf Harrys Gesicht.
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