von rodriquez
„Willst du da Wurzeln schlagen?“ lächelte mir Mom zu. „Der Bus ist schon lange weg.“
Der Bus? Welcher Bus?
Noch einmal huschten die letzten Minuten an mir vorbei.
Unmittelbar nach Durchschreiten der Barriere von Gleis 9 ¾ ins London der Muggel hatte Harry gedankenschnell seinen Tarnumhang übergeworfen, war still, wortlos und unsichtbar an meiner Seite marschiert. Obwohl er nicht zu sehen war, wusste ich immer, wo er sich gerade befand, nämlich im Gleichschritt an meiner Seite.
Auf dem Parkplatz angekommen, öffnete ich die linke hintere Tür unseres Range Rover, und wartete mit dem Einsteigen, bis ich ein Knarren der Rücksitze hören konnte. Eine Geisterhand verformte die Rückbank. Ein Nichts drückte den Stoff nach unten. Während der ganzen Fahrt behielt Harry den Tarnumhang über seinem Körper, und verhielt sich so ruhig, dass man seine Anwesenheit nur erahnen konnte. Kurz bevor wir unser Ziel, die heimischen Cavendish Ave erreichten, spürte ich den samtigen Stoff des Unsichtbarkeitsumhanges auf meiner Hand, und nur unwesentlich danach, war auch meine Hand verschwunden. Zwei Hände suchten und fanden sich. Eine nasser vor Schweiß, als die Andere.
Sie lösten sich erst wieder, als der Wagen zum Stillstand kam.
„Jetzt kommt bestimmt wieder so ein dummer Spruch von dir ... dein Liebster, du wirst deinen Liebsten bald wiedersehen...“, äffte ich die Stimme meiner Mom nach. „Du kannst dir das sparen.“
„Du wirst mutiger, schön zu sehen – Und ja, es kommt ein Spruch...“, sie kam ganz nahe an mich heran, umarmte mich und flüsterte. „Diesen Sommer wird es keine heimlichen und heißen Sexspiele in Little Whinging geben.“
„Vorsicht!“ warnte ich spielerisch. „Ich darf jetzt Zaubern!“
„Boah“, schüttelte sich Mom. „Jetzt habe ich aber Angst.“
Arm in Arm gingen wir ins Haus, so was nennt sich gerechte Arbeitsteilung, denn zeitgleich keuchte Dad an uns vorbei, dicke Schweißperlen auf der Stirn, und mein Gepäck unterm Arm.
Ich hätte zaubern, und ihm die Arbeit erleichtern können, doch Moms Gesicht war mehr wert, als jedes Ohnegleichen.
„Wie ich sehe hattest du dich mit Harry in scheinbar perfekter Manier an die Absprache gehalten.“
Ich suchte intensiven Augenkontakt zu meiner Mutter. „Das war nicht ich. Das war einzig Harry, der sich an eine Absprache, die wir nicht getätigt haben, gehalten hat“, mahnte ich, und per Augenkontakt vertröstete ich eine Aussage auf „später“.
Nachdem diese Dinge in meinem Zimmer verstaut waren, widmete ich mich einer geheimen Sache, die vielen sehr Hermineuntypisch vorkommen wird.
„Wo hast du das her?“ fragte Mom mit aufgerissenen Augen. „Geheimnisse der dunkelsten Kunst? – Hermine, Schatz, das Buch ist Tabu!“
„Ich weiß“, antwortete ich gleichgültig, ohne aufzusehen. „Mit einem Aufrufezauber habe ich es mir heute Morgen aus dem Büro des Schulleiters besorgt.“
„Es gibt einen Grund, warum man dieses Buch verboten hat, es ist voller dunkelster Magie, wozu brauchst du das?“
„Wir müssen etwas zerstören, dass Vol – du – weißt – schon – wer, geschaffen hat, und ich brauche einfach weitere Informationen darüber, wir wissen nicht einmal, wie wir die Hor ... wie wir es zerstören können.“
„Andere Vorzeichen? Etwas, dass ich nicht wissen darf?“
Ich nickte. „Es wäre zu gefährlich, wenn du davon wissen würdest.“
Das Buch beschrieb ausführlich die Herstellung und die Zerstörung von Horkruxen:
So erfuhr ich, dass die Seele bei der Zerstörung eines Horkruxes instabil werden würde.
Die Zauber eines Horkrux müssen so stark sein, dass es allen Zerstörungsversuchen standhält. Nur mit Basiliskengift oder Dämonsfeuer könnte man sie vernichten.
„Ihr solltet auf alles vorbereitet sein, das Ministerium wird nicht mehr lange durchhalten, früher oder später wird es fallen, und ich vermute die dunkle Seite wird das Ministerium übernehmen oder auf seine Seite ziehen. Sie brauchen die Kontrolle, das heißt, sie müssen alles überwachen können. Wenn das gelingen sollte, wird es schwer Harry bei seinen Verwandten rauszuholen, noch ist er magisch durch das Blut geschützt, aber dieser Schutz endet, wenn er siebzehn wird, und ich habe gehört, er will seine Verwandten unter den Schutz des Ordens stellen, weil er befürchtet, dass man sie als erstes angreifen wird, um etwas über ihn zu erfahren.“
„Ich verstehe … das würde bedeuten, wenn Harrys Verwandte abreisen, erlischt der Schutz schon früher, weil es nicht mehr sein Zuhause wäre.“
„Gut mitgedacht. Aber gleichzeitig wird das neue, kontrollierte Ministerium angeblich zu Harrys Schutz, verbieten Harry durch Apparieren, durch einen Portschlüssel oder durch Anschluss an das Flohnetzwerk, aus dem Haus der Dursleys herauszuholen.“
„Und da er noch minderjährig ist, würde jeder Zauber in seiner Nähe auffallen…“
Mom nickte, und mir wurde der Ernst der Lage bewusst.
„Auch für dich wird es wichtig sein, bald abzureisen, die dunkle Seite weiß mit Sicherheit von eurer engen Verbindung, auch wenn ihr euch dagegen wehrt ein Liebespaar zu sein, wie du siehst es war umsonst, dich dagegen zu wehren.“
„Harry und Ginny sind ein Paar!“ muckte ich auf.
„Ach, und deswegen ist vorhin eine Hand unter seinem Tarnumhang verschwunden?“
„Du hast auch deine Augen an Orten, wo sie nichts zu suchen haben“, stöhnte ich.
„Nur, wenn es um das Wohl meiner Tochter geht.“
„Harry gehört jetzt zu Ginny“, wiederholte ich.
„Nein, - Nicht mehr, er hat sich mit Sicherheit von ihr getrennt, um sie zu schützen, und er wird mit Sicherheit auch nicht wollen, dass du ihn begleitest, und da ist es völlig belanglos, ob ihr jetzt offiziell“, Anführungszeichen durch die Finger ihrer Hände, „offiziell ein Paar seid, oder nicht, Dass ihr es nicht seit, bezweifle ich im Übrigen immer noch.“
„Ach komm, Mom, nicht schon wieder“, keuchte ich. „Warst nicht du, die Hauptperson, die mich oder uns immer vor diesem Szenario gewarnt hat?“
„Ich glaube das hast du dir eingeredet, aus Angst, er könnte dich zurücklassen“, erwiderte Mom.
Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf. „Vorhin hast du noch behauptet, das hätte ich gut hinbekommen, und ist dabei nicht sogar das Wort Absprache gefallen?“
„Du weißt genau, was ich meine…“
„Nein, Mom, weiß ich nicht!“
„Tut es so weh?“, keuchte Mom. „Mein Gott, Kind, was hast du getan?“
Mehr als ein Seufzen kam nicht ĂĽber meine Lippen.
„Hast du das wirklich getan?“, meine Mutter schüttelte ihren Kopf. „Ich glaube nicht, dass mein Kind … Um bei ihm zu bleiben, hast du ihn in die Arme eines anderen Mädchens getrieben?“
„Ich wollte, dass er glücklich ist, aber ich hätte niemals geglaubt, dass es so weh tun würde.“
„Harry ist nicht dumm, er weiß was du getan hast.“
Ich schüttelte traurig meinen Kopf. „Das bringt mir nur nicht mehr viel. Er ist glücklich. Glücklich mit Ginny.“
„Gib nicht so schnell auf“, versuchte Mom tröstende Worte zu finden. „Du warst immer schon eine Kämpferin…“
„Ich kämpfe aber nicht gegen Freunde.“
„Vielleicht musst du das auch gar nicht.“
Sie schenkte mir einige Minuten der Ruhe, bevor sie mich erneut beiseite nahm, und versuchte wichtige Dinge zu erklären.
„Für dich beginnt die Zeit des Packens, du musst dir gut überlegen was du brauchst, und was du mitnehmen willst, schrumpfe die Dinge, umso mehr kannst du mitnehmen, vergiss nicht die heilenden Salben vorzubereiten, die ich dir empfohlen habe.“
„Schon geschehen.“
„Gut … Noch was, pack die Sachen deiner Freunde und zwar rechtzeitig, es sind Jungs, auf die kannst du dich in diesen Dingen nicht verlassen. Hier...“
Mom hielt mir eine kleine unscheinbare Perlenhandtasche entgegen.
Verdutzt sah ich sie an. „Was soll ich damit?“
„Öffne sie“, nickte sie mir zu. „nimm das Buch“, Mom drückte mir eines meiner Bücher in die Hand, „und sprich Extensio!“
Zu meiner Überraschung öffnete sich der Verschluss des mickrigen Täschchens, und offenbarte einen riesigen Schlund, indem ich unseren kompletten Range Rover hätte verschwinden lassen können.
„Genial!“ staunte ich. „Von außen ist nichts Verdächtiges daran und auch gewichtsmäßig scheint sich der Inhalt nicht bemerkbar zu machen.“ Ich lachte erstaunt auf, nachdem ich ein paar Bücher darin versteckte. „Tempotaschentuch und Lippenstift, mehr sollte da nicht reinpassen.“
„Und das Beste daran“, freute sich Mom, „die angewandte Magie ist ein unaufspürbarer Ausdehnungszauber, du kannst alles darin verstauen, Rücksäcke, Kleidung, Bücher, deine Reiseapotheke, alles was ihr braucht. Die Tasche wird nicht schwerer, und du kannst sie einfach mal in deiner Socke verstecken.“
„Aber einen Haken gibt es doch immer?“
„Nun, nichts Besonderes eigentlich, wenn man es weiß: Lass die Tasche nicht fallen, denn sonst rumpelt es gewaltig, als würden alle Dinge darin kreuz und quer geschleudert.“
„Woher hast du sie?“
„Ein Freund hat sie mir vor...“, ihr Kopf senkte sich und sie verharrte einen kurzen Moment, „vor vielen Jahren geschenkt.“
„Sirius?“
Mein Herz klopfte wie wild, ich hatte eine sehr seltsame Eingebung. „Ist ... in dieser Tasche etwa einst … ein kleines Kind sicher verwahrt worden?“
Ihr Schweigen war mir Antwort genug.
„Wann gedenkst du abzureisen?“ fragte Mom vorsichtig.
„Ich bin noch nicht soweit, ein paar Tage wird es wohl noch dauern.“
„In all den Wirren und schrecklichen Nachrichten hat es auch ein erfreuliches Ereignis gegeben“, lächelte Mom verträumt. „Der alte Wolf hat geheiratet.“
„Remus? Tonks? Sie haben geheiratet. Das ist ja Toll“.
„Nur im engsten Kreis, du weißt, dass auch sie in Gefahr sind. Doras Mom, Andromeda ist eine Schwester von Bellatrix Lestrange.“
Das war wirklich einmal eine erfreuliche Nachricht in dieser schweren Zeit, und es freute mich wirklich, fĂĽr die Beiden.
In der vierten Ferienwoche hatte ich es endlich geschafft, meine eigenen Sachen um-, aus-, und wieder einzuräumen.
Ich war soweit, bereit zur Abreise.
Nur noch eines gab es fĂĽr mich zutun, und ich schob es sehr lange auf, obwohl ich es schon lange geplant hatte: Voldemort wĂĽrde gnadenlos gegen Harrys Freunde und deren Familien vorgehen.
So entwickelte ich den Plan meine Eltern auswandern zu lassen.
Das eigentliche Exil hatten sie sich ja schon lange zugelegt, und um ganz sicher zu sein, beschloss ich ihr Gedächtnis zu verändern, ihnen eine andere Identität zu verpassen, und sie so in Sicherheit, in einem weit entfernten Land unterzubringen.
Australien wäre ganz weit weg.
Ich musste sie nur noch irgendwie dazu bewegen mit gepackten Koffern den Flughafen London Heathrow anzusteuern, dort wollte ich den Gedächtniszauber anwenden, so mein ursprünglicher Plan.
Meine Frage nach dem wie, wie ich sie dazu bringen sollte, wurde mir abgenommen, was mich aber nicht wirklich verwunderte.
Umgekehrte Vorzeichen. Nachdenklich stand die Tochter in der TĂĽr zum Schlafzimmer der Eltern und sah ĂĽberrascht der Mutter beim Kofferpacken zu.
„Du packst?“
„Ja“, lächelte sie, „morgen geht’s nach Australien, wir wussten ja nicht, wann du wieder abreisen würdest.“
„Darf ich euch wenigstens bis zum Flughafen begleiten? Von dort werde ich sofort in den Fuchsbau weiterreisen.“
„Du hast alles verstaut?“
„Alles verpackt, dank deiner genialen Tasche“, nickte ich ihr zu.
„Gibst du mir mal die Tickets“, erwähnte Mom beiläufig, „auf der Kommode“, fuchtelte sie mit ihrer Hand, während sie ein weiteres Hemd von Dad in den Koffer stopfte.
„Wendel und Monika Wilkins?“ fragte ich überrascht, als ich die Namen auf dem Couvert entdeckte.
„Ach das“, murmelte Mom und winkte ohne Aufzusehen ab, „die Tickets wurden im Reisebüro zurückgegeben, haben es wohl für nicht nötig empfunden die Namen abzuändern.“
Komischerweise hielt ich zufällig die neue Identität meiner Eltern in Händen.
Wirklich zufällig?
Fassungslos schĂĽttelte ich meinen Kopf.
Müssen Reisedokumente nicht mit Identitätsausweisen übereinstimmen?
Mom überlässt nichts dem Zufall!
„Pass bitte auf, dass da nichts rausfällt ... ist alles drin, Pässe, Scheckkarte, ich habe da alles griffbereit zusammengerichtet.“
Mom, du denkst einfach an alles
Diesmal schĂĽttelte ich belustigt meinen Kopf.
Mom überlässt nichts dem Zufall.
Mit einem einzigen Schwenk meines Zauberstabs hatte ich im Nu, die Namen auf allen wichtigen Formularen angepasst.
Monika und Wendell Wilkins!
„Sieh dir das mal an“, lächelte Mom und hielt mir die aktuelle Ausgabe der Times entgegen. „Das Bild auf der Titelseite“.
Diese Erklärung war überflüssig, ich hätte es auch so gesehen.
Ein Bild des britischen Premierministers der Muggel, bei der Besichtigung eines Kinderheimes, und diskret, aber deutlich erkennbar stand ein paar Schritte hinter ihm, Kingsley Shacklebolt.
„Kingsley?“ staunte ich und erkannte noch während meiner erstaunten Frage den Hintergrund. „Abgeordnet um den Minister der Muggel zu beschützen?“
Bewundernd betrachtete ich den kräftigen, dunkelhäutigen Zauberer.
Ja, Kingsley hatte den Dreh raus, perfekt gekleidet, wie ein Muggel, und der Gedanke an seine gemächliche Art und seine tiefe eindrucksvolle Stimme gaben mir das Gefühl und die Hoffnung an eine steile Karriere dieses Mannes, er hätte das Zeug ein sehr guter Zaubereiminister zu werden.
Vielleicht eines Tages…
Mit gemischten und vor allem traurigen Gefühlen verließ ich früh am nächsten Morgen mein Elternhaus.
Monika und Wendell Wilkins und ein Kind, das es nie gegeben hatte.
Wir gaben schon ein kurioses Bild ab, meine Eltern, beide bepackt mit je einem übergroßen Koffer, und einem Rucksack auf dem Rücken, dazu ich, die lediglich ein mickriges Handtäschchen mit sich führte, indem sich aber sicherlich mehr Gepäck befand, als in den Koffern meiner Eltern zusammen.
Fast eine Stunde dauerte die Fahrt mit der U-Bahn bis zum Flughafen London Heathrow.
Es wurde eine der längsten Fahrten meines Lebens, abgesehen von einer gewissen Busfahrt im vergangenen Sommer.
Wann sollte ich es tun?
Wann könnte ich es tun?
Nervös spielte ich in meiner Jackentasche mit dem Zauberstab.
Vor der Passkontrolle!
Du musst es vor der Passkontrolle tun, sonst fallen die falschen Namen auf.
„Tschüß meine Kleine“, schluchzte Dad und umarmte mich ein letztes Mal. „Pass auf dich auf!“
Dann war Mom an der Reihe, in einer innigen tränenaufgelösten Umarmung flüsterte sie mir noch einen letzten Hinweis zu. „Wenn du nachher apparierst, pass bitte auf. Du kannst nicht mehr in den Fuchsbau apparieren, die Schutzzauber wurden erneuert und verstärkt. Du musst dir also einen Platz außerhalb der Schutzzone suchen, vielleicht hinter einem kleinen Hügel? Beeile dich, dass du schnell in den Schutz hinein gelangst.“
Sie löste sich von mir, bückte sich nach unten um ihren Rucksack wieder aufzunehmen.
Diesen Augenblick nutzte ich.
Zuerst richtete ich meinen Stab auf Dad, murmelte „Obliviate“, den Gedächtniszauber und löschte damit hoffentlich seine Erinnerungen.
Nur den Bruchteil einer Sekunde später hatte ich es auch bei Mom geschafft.
Ohne sich umzudrehen entfernten sich meine Eltern von mir, durchquerten die Passkontrolle und begaben sich Richtung Gangway.
Traurig sah ich, wie sie sich von mir entfernten.
Da laufen meine Eltern, die jetzt nicht einmal mehr wissen, dass sie eine Tochter haben.
Aber wenigstens wusste ich, dass sie sicher sein wĂĽrden.
Voldemort wĂĽrde sie nicht finden.
Ein letztes Mal sah ich Dad, dann war er im Tunnel verschwunden.
Tränen liefen über meine Wangen.
Mom war stehen geblieben, fragend sah sie sich um.
Was?
Das gibt es doch nicht!
Ihre Augen strahlten, ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, ein leichter für sie unbedeutender Wink mit dem Handgelenk, aber bedeutend für mich, und gerade so ausgeführt, dass es auch eine Illusion hätte sein können.
Sie hat mich reingelegt!
Die Hexe hat mich reingelegt!
Lachend und weinend zugleich schüttelte ich meinen Kopf, und erwiderte ihren Wink, mit einer kurzen Geste, wobei ich meine Hand auf Umwegen zu meinen Haaren führte, danach konzentrierte ich mich auf den Fuchsbau, drehte mich auf der Stelle, und alles um mich herum verschwand in einer schwarzen Sphäre.
Ein ungewisses Schicksal hatte begonnen.
Ich erkannte diese schreckliche Wahrheit, indem Augenblick, als ich die Barriere durchschritt.
Die Barriere gebildet durch unendlich viele Schutzzauber, die den Fuchsbau, wie eine unsichtbare Glocke umgab.
Und ich spĂĽrte es, als mich Remus Lupin mit misstrauischen Blicken hineingeleitete.
„Auf dem Rücken welchen Tieres konnte sich Tatze retten?“ fragte er energisch, indem er mich an meinem Arm zurückhielt, und seinen Zauberstab gegen meinen Kehlkopf drückte.
„Seidenschnabel“, antwortete ich.
„Tut mir leid Hermine, aber ich musste sicher sein, dass du es wirklich bist“, lächelte er gequält.
Spätestens in diesem Augenblick wusste ich, dass es nicht nur Harrys, oder unser Krieg war.
Unzählige weitere, unschuldige Menschen waren betroffen und schützen sich auf diese Art, oder wurden geschützt.
„Du gehst hoffentlich mit deiner eigenen Frau etwas liebevoller um“, flüsterte ich, was ein Leuchten in den Augen des alten Wolfes hervorrief.
„Wie konnte ich nur einen Moment glauben, dass so etwas geheim bleiben würde?“, lächelte Lupin.
Ein reges Treiben herrschte im Fuchsbau, und ĂĽberrascht fand ich auĂźer Lupin, noch Tonks, Mad-Eye, Kingsley, Mundungus, Hagrid, die Zwillinge und Bill und Fleur vor.
Ich platzte mitten in einer Lagebesprechung.
Die Begrüßung viel daher sehr knapp und oberflächlich aus.
Der ursprüngliche Plan, Harry abzuholen, musste geändert werden.
Verblüfft entdeckte ich im völlig überfüllten Wohnzimmer der Weasleys, sechs Eulenkäfige mit Attrappen ausgestopfter Eulen, die alle, eine große Ähnlichkeit mit Hedwig hatten.
AuĂźer den bereits genannten Personen, waren noch Mr. und eine sehr gestresst wirkende Mrs. Weasley anwesend.
Ginny lauschte unbeteiligt, mit blassem Gesicht und zitterndem Unterkiefer dem neuen Plan.
Ron nickte mir kurz begrĂĽĂźend zu, als ich mich neben ihn auf den Boden setzte.
„Alles klar bei dir?“ murmelte er ohne den Mund zu bewegen.
Meine stille Bitte um Aufklärung über die scheinbar kurzfristige Versammlung kam Mad-Eye Moody zuvor, gezeichnet vom Kampf, mit nur einem Bein und einem strahlend blauen Auge, das in seiner Höhle surrte.
„Wir mussten unseren ursprünglichen Plan ändern“, eröffnete er die scheinbar kurzfristige Zusammenkunft. „Wir benötigen dazu auch deine Hilfe“, nickte er in meine Richtung. „Sowie die Hilfe aller Volljährigen Zauberer die sich momentan hier im Raum befinden, wir müssen alle dazu einspannen.“
Tonks, die ihr kurzes Haar wieder in ihrer Lieblingsfarbe, einem knalligen Pink trug, lächelte mir auf der Sessellehne, neben ihrem frisch vermählten Ehemann sitzend zu, während Mundungus unaufgefordert seine Hand erhob, aber nicht zu Wort kam.
„Wie sah denn, der ursprüngliche Plan aus?“ fragte ich neugierig.
„Wir haben zwei Gerüchte gestreut“, erklärte Kingsley. „Zum einen wollten wir Harry ein paar Tage vor seinem Geburtstag abholen, zum anderen direkt an seinem Siebzehnten Geburtstag mit einem ganzen Trupp von Auroren.“
Es entstand ein allgemeines Gemurmel, welches ich fĂĽr einen kurzen ĂĽberraschten Blick auf Kingsley nutzte.
„Heute nicht beim Premierminister der Muggel, Kingsley?“ lächelte ich.
„Der kann auch ein paar Stunden ohne mich auskommen. Harry ist wichtiger.“
„Warum habt ihr diese Pläne verworfen?“ kam ich zurück zum ursprünglichen Thema, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war.
„Das Ministerium wird jeden Augenblick fallen“, erklärte Moody gleichgültig. „Scrimegour wurde durch eine Marionette des Dunklen Lords ersetzt, Pius Thicknesse.“
„Marionette?“ fragte ich erstaunt.
„Es ist doch offensichtlich“, übernahm Lupin. „Scrimegour wird gestürzt und direkt danach wird es zu einer strafbaren Handlung erklärt, auf die Gefängnis steht, das Haus von Harrys Verwandten mit dem Flohnetzwerk zu verbinden, dort einen Portschlüssel abzulegen oder rein- und rauszuapparieren. Alles unter dem Vorwand, Harry nur zu schützen, damit du – weißt – schon – wer nicht an Harry herankäme.“
„Ich verstehe … was natürlich Blödsinn ist, weil Harry durch das Blut seiner Tante geschützt ist.“
„Sehr richtig erkannt, Hermine“, lobte mich Mr. Weasley. „Kingsley und ich waren zu Beginn der Ferien bei ihm, und Harry bat uns um Schutz für seine Verwandten. Angehörige würden sicherlich in großer Gefahr sein, und in erster Linie natürlich diese Muggel. Wir werden sie daher, kurz bevor wir Harry holen an sichern Ort bringen. Hestia Jones und Dädalus wird diese Aufgabe zuteil. Alles muss Hand in Hand gehen, und wir dürfen keine Zeit verlieren, so wie sie den sicheren Bereich verlassen, müssen wir bereit sein.“
„Uns war klar, dass das Ministerium irgendwann überlaufen würde“, übernahm wieder Moody.
„Thicknesse ist also ein Todesser?“
„Nein!“ antwortete er entschieden.
„Imperiusfluch, ich verstehe.“
„Kluges Mädchen, ganz die…“, Lupin brach erschrocken mitten im Satz ab.
Ich verstand dennoch seine Anspielung.
„Wir haben daher die unterschiedlichen Gerüchte in Umlauf gebracht, betreffend Harrys Abholung.“
Es war Kingsley, der das nochmals erwähnte. „Dawlish ist unsere Schwachstelle, anfällig für Flüche, daher haben wir sein Gedächtnis manipuliert, und um glaubwürdig zu klingen, ihn das Datum wissen lassen, aber nicht wie wir es anstellen werden.“
„Und wann?“
„Übermorgen, also zwei Tage vor seinem Geburtstag.“
„Wenn ich also richtig verstehe“, überlegte ich laut, „würde das bedeuten, dass durch die Erlasse des Ministeriums, Voldemort…“, es entstand ein allgemeines nervöses Zucken unter den Anwesenden, „…zwar nicht reinkommt, aber Harry auch nicht sicher rauskommt.“
Ich bekam ein bestätigendes Nicken. „Das nächste Problem, Harry wäre bei seiner Abholung noch Minderjährig, das Ministerium, und damit…“, erneut fielen mir entsetzte Blicke entgegen. „ihr – wisst – schon – wer“, hatte ich ein Einsehen, „…würde wissen, weil Harry noch die Spur auf sich hätte, wenn in seiner Nähe gezaubert würde.“
„Wir können nicht warten, bis die Spur sich löst“, bestätigte Moody meine Theorie, „weil Harry dann gar keinen Schutz mehr hätte.“
„Wie sieht also der Plan aus?“
„Wir benutzen die einzigen Transportmittel, die uns bleiben, die einzigen, die von der Spur nicht ermittelt werden können, weil wir keine Zauber ausüben müssen: Besen, Thestrale und Hagrids Motorrad“, vollendete Moody.
Sirius Motorrad … wollte ich verbessern.
„Da gibt es aber ein paar Schwachstellen“, murmelte ich weiter vor mich hin, und blickte nachdenklich auf die Hedwig – Attrappen, gedanklich zählte ich mit. „Besen, Thestrale, Motorrad? Er wird von mehreren Personen abgeholt?“
„Dreizehn … Wir brauchen dreizehn Personen“, sagte Moody knapp. „Dazu komme ich gleich. Wir haben also für das Ministerium eine falsche Fährte gelegt: Die glauben, dass wir Harry nicht vor dem Dreißigsten abholen, darauf können wir uns aber nicht verlassen, immerhin haben wir es mit du – weißt – schon – wem zu tun. Er lässt sicherlich ein paar Todesser in der Nähe Patrouille fliegen, nur für den Fall. Mundungus hatte die Idee … den Plan.“
Empört blickte ich auf, doch Moody winkte ab. „Einem Dutzend Häuser haben wir sämtlichen Schutz verliehen, den wir aufbringen konnten. Sie sehen alle aus, als wären sie der Ort, an dem wir ihn verstecken würden, alle haben irgendeine Verbindung zum Orden: Mein Haus, Kingsleys, das von Mollys Tantchen Muriel, der Fuchsbau – ich sehe du verstehst.“
„Jaah“, antwortete ich zögerlich, aber noch immer sah ich einen großen Haken bei dem Plan.
„Wir bringen Harry zum Haus von Doras Eltern…“
„Nenn mich nicht Dora!“ empörte sich Tonks, und Remus lächelte ihr verschmitzt zu, noch immer schien er es zu mögen, seine jetzige Frau zu necken.
„Sobald Harry innerhalb des Schutzzaubers ist, kann er einen Portschlüssel zum Fuchsbau verwenden.“
Nach wie vor hatte ich einen skeptischen Blick, denn ich sah ein riesiges Problem auf uns zu kommen.
Dreizehn Personen … Harry würde niemals…
Allerdings schien ich der oder die Einzige zu sein, die das Problem erahnte.
„Natürlich brechen nicht alle zum Haus von Tonks Eltern auf“, beantworte Lupin meine fragenden Blicke. „Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Sieben Harrys werden durch den Himmel fliegen, jeder von ihnen mit einem Begleiter, und jedes Paar auf dem Weg zu einem anderen sicheren Haus.“
Meinem erneuten fragenden Blick kam dieses Mal Moody zuvor, er zeigte auf ein Fläschchen, dass vor ihm auf dem Wohnzimmertisch stand, mit einer Flüssigkeit, die ich sehr wohl kannte, und die wie Schlamm aussah.
Ich hatte den Sinn und der Hintergrund sofort verstanden, aber es löste immer noch nicht meine Skepsis.
„Vielsafttrank!“ staunte ich, „aber das wird nicht in Frage kommen!“
„Warum nicht?“ fragte Lupin erstaunt.
„Weil Harry niemals so viele Menschen gefährden würde. Er wird es nicht zulassen, dass sechs Leute sein Leben für ihn riskieren, oder besser gesagt Dreizehn…“
„Er wird keine andere Wahl haben. Dreizehn gegen Einen, eindeutig, oder?“ schmunzelte einer der Zwillinge.
„Trotzdem“, schüttelte ich meinen Kopf, und schnalzte mit der Zunge. „Es wird nicht einfach werden! Wer…?“
„Ron, die Zwillinge, Fleur und deine Wenigkeit!“
Ich?
Ausgerechnet ich sollte mich in Harry verwandeln?
Gänsehaut überzog meinen Körper, eine schier unglaubliche Vorstellung.
„Aber da fehlt noch einer!“ ich zählte nur Fünf.
„Ich, ich, ich will der sechste Harry sein, bitte lasst mich mit“, schrie Ginny euphorisch dazwischen.
Auch in ihr, schien allein der Gedanke Harry zu sein, unglaubliche Fantasien zu wecken, die mit Sicherheit auch erotischer Natur waren.
Wie es wohl ist, vollkommen Harry zu sein?
Eine Gänsehaut und ein wohliges Gefühl überkamen mich, bei diesem Gedanken.
„Nein!“ antwortete ihre Mom entschieden. „Du bist noch Minderjährig, auf keinen Fall wirst du dabei sein, du bleibst hier bei mir!“
„Mundungus…“, erwähnte Mad Eye-Moody mit scharfem Blick.
„Es war nie die Rede…“, entrüstete sich der Angesprochene, indem er ein weiteres Mal mahnend einen Finger ab, und nervös hin und her marschierte. Offenbar war ihm sehr wohl bewusst, dass Moody keine Ausreden dulden würde.
„Ich möchte nur noch mal erwähnen, dass das gegen meinen Willen geschieht“, resignierte der abgebrochene Gartenzwerg.
Überhaupt wirkte Mrs. Weasley die ganzen nächsten Tage äußerst angespannt und gereizt, war es die Tatsache, dass wir uns alle in Gefahr begeben würden, oder doch nur wegen der bevorstehenden Hochzeit von Bill und Fleur, ein Tag nach Harrys siebzehntem Geburtstag?
„Der echte Harry wird mit dem Motorrad von Hagrid eskortiert, während die Anderen sich aufteilen.“ Fügte Moody noch hinzu.
Das sollte es fĂĽr den Augenblick gewesen sein, noch zwei Tage warten, hieĂź es von diesem Zeitpunkt an, und obwohl die Vorstellung Harry zu sein, sehr verlockend in der Luft schwebte, hatte ich immer noch seine ablehnende Haltung wahrhaftig vor Augen.
Niemals würde Harry diesem Plan zustimmen, auch nicht bei Zwölf gegen Einen.
Allerdings bei Einer gegen Einen wird er kuschen.
Ohne Zweifel. Mein Einsatz war gefragt, so sehr ich mich auch dagegen wehrte es zu tun.
Ich musste ĂĽberzeugend sein, auch wenn Harry fĂĽr mich nicht mehr verfĂĽgbar ist.
„Ihr habt geheiratet?“ wandte ich mich nach dem offiziellen Teil an Lupin und Tonks. „Das ist großartig, ich freue mich für euch. Tut mir leid, dass ich nicht dabei sein konnte.“
„Danke dir“, lächelten die beiden gleichzeitig. „Ist nicht schlimm, wir waren nur eine traute, kleine Runde.“ Fügte Tonks hinzu, während Lupin mich am Arm packte und mich in eine einsame Ecke zog. „Deine Mom … deine Eltern?“ fragte er leise, und schaute mich besorgt an.
„In Sicherheit“, zwinkerte ich ihm zu. „Ich habe ihr Gedächtnis verändert, und sie nach Australien auswandern lassen, und ich habe gewartet bis sie an Bord waren.“
„Perfekt, du denkst einfach an alles. Harry kann stolz sein, dich zu haben.“
„Sie können sich nicht einmal erinnern, dass sie eine Tochter haben“, ergänzte ich traurig.
„Wollen wir deine Sachen nach oben bringen?“ Ron kam auf uns zu geschlurft. „Wie?“ sah er sich fragend um. „Kein Gepäck? Nur diese mickrige Handtasche und Krummbein?“
Wenn du wĂĽsstest!
„Yep“, nickte ich ihm zu.
Auch Ginny war inzwischen mit traurigem Blick heran geschlichen.
„Und du? Wie geht es dir?“
Sie zuckte nachdenklich mit ihren Schultern, noch immer schien sie sich gedanklich in Harrys Körper vorzustellen.
„Gehen wir nach oben?“ fragte Ron erneut. „ich muss dir was zeigen“, flüsterte er aufgeregt.
„Ich habe schon Vorbereitungen getroffen“, sagte er aufgelöst auf dem Weg nach oben. „Nur Krummbein abstellen“, drängte er, als ich mich wie gewöhnlich in Ginnys Zimmer begab.
„Auch nicht in mein Zimmer“, lächelte er, als ich etwas weiter oben, die Tür zu seinem Zimmer ansteuerte.
Ich folgte ihm auf den kleinen letzten Treppenabsatz nach oben, der zum Dachboden fĂĽhrte.
„Descendo“, murmelte Ron, indem er seinen Zauberstab auf die niedrige Decke richtete.
Direkt über meinem Kopf öffnete sich eine Luke, und eine Holzleiter glitt zu unseren Füßen hinab.
Ich schüttelte mich angewidert, ein schreckliches Geräusch, eine Mischung aus Schlurfen und Stöhnen kam aus der Luke, begeleitet von einem Geruch, wie aus einem Gully, der Brechreiz in mir erzeugte.
„Euer Ghul?“ fragte ich überrascht und angewidert, während ich mir die Nase zuhielt.
„Komm, schau ihn dir an!“, Rons Augen leuchteten, als ich ihm die schmalen Stufen nach oben folgte.
Nur mit Kopf und Schulter traute ich mich den winzigen Dachboden zu erkunden.
Ein, zwei Meter vor mir, lag er zusammengerollt und tief schlafend in der Finsternis.
Das Maul geöffnet, und ähnliche Töne, wie Ron von sich gebend, wenn er schlief.
„Tragen Ghule immer Schlafanzüge?“ fragte ich nachdenklich.
„Nein“, grinste Ron über beide Ohren. „Normalerweise haben sie auch keine roten Haare oder so viele Pusteln.“
Angewidert betrachtete ich dieses abscheuliche Wesen.
Es hatte Größe und Gestalt eines Menschen, und trug tatsächlich einen von Rons alten Schlafanzügen.
„Er ist ich, verstehst du?“
„Wie bitte? Er ist du?“ fragte ich ungläubig.
„Ich erklär’s dir unten“, dankbar nahm ich diese Worte auf, der Gestank war nicht mehr auszuhalten.
Wir kletterten die Leiter wieder hinunter und ich folgte ihm in sein Zimmer.
„Sobald wir weg sind, wird der Ghul nach unten kommen und hier in meinem Zimmer wohnen. Der freut sich schon richtig darauf – na gut, ist schwer zu sagen, weil er ja nur stöhnen und sabbern kann – aber er nickt begeistert mit dem Kopf, wenn ich es erwähne.“
„Ja und was soll das?“
„Er wird ich sein, wenn wir unterwegs sind, ich mit Grieselkrätze, toll, oder?“
„Ich verstehe immer noch nicht?“
Rons Gesicht veränderte sich, er wirkte richtig enttäuscht, weil ausgerechnet ich, seine kluge Freundin, nicht die Genialität seines Planes entdeckte.
„Also – sieh mal“, versuchte er genervt zu erklären. „Wir kehren nicht nach Hogwarts zurück, oder?“
„Ja?“
„Also denken alle, dass wir bei Harry sein müssten, oder?“
„Ja?“
„Was bedeutet, dass die Todesser schnurstracks auf unsere Familie losgehen würden, um rauszufinden, ob die was über uns wissen.“
„Richtig. Ich habe die Gedächtnisse meiner Eltern verändert und sie auswandern lassen, für genau diesen Fall. Viele Muggelstämmige reden davon unterzutauchen, und ich hoffe sie glauben dann, auch ich wäre mit meinen Eltern weg.“
„Genau, und deswegen verbreiten wir die Geschichte, dass ich an Grieselkrätze erkrankt wäre…“.
„Und du deshalb nicht zur Schule kannst“, ich hatte verstanden, und Ron strahlte wieder.
„Wenn jemand zu uns kommt, können Mom und Dad eindrucksvoll den Ghul mit Grieselkrätze vorzeigen, und niemand traut sich näher heran, wie an die Zimmertür.“
„Deine Mom und dein Dad wissen davon?“
„Dad schon. Er und die Zwillinge haben geholfen, den Ghul zu verwandeln. Mom … allerdings, ist nicht damit einverstanden, was wir tun wollen, und ich warne dich, sie wird sicherlich auch dich in die Mangel nehmen, um etwas über unsere Pläne zu erfahren.“
Ich entschuldigte mich kurz bei Ron, und begab mich zur Toilette, um mich etwas frisch machen, die letzten Stunden waren doch anstrengend.
Außerdem benötigte ich ein paar Minuten für mich.
Im Badezimmer füllte ich meine Hände mit frischem, kaltem Wasser und warf es in mein Gesicht.
Ich atmete bei geschlossenen Augen tief durch, bevor ich mein Spiegelbild beäugte.
Was tue ich hier?
Ron stellt mir einen stinkenden Ghul vor.
Man drängt mich in die Rolle Harry zu sein.
Ich habe seit wenigen Stunden keine Eltern mehr, und ich habe keine Ahnung, ob ich sie je wiedersehen werde.
Ich habe Ginny vor Augen, immer wieder. Es gibt keine Möglichkeit ihr auszuweichen.
Ginny, das Mädchen das Harry Potter glücklich machen würde.
Es schmerzt sie zu sehen.
Jeder Blick ein Stich unter meine Brust.
Als ich in Rons Zimmer zurĂĽckkehrte war es verlassen, so begab ich mich zurĂĽck in die KĂĽche.
Mutig schritt ich die Treppen abwärts, doch auf Höhe von Ginnys Zimmer hatte mich dieser Mut wieder verlassen.
Im ersten Stock hörte ich Stimmen aus Ginnys Zimmer, und blieb einen Moment auf Lauschposition stehen.
„Bist du okay?“ hörte ich Ron fragen.
„Du brauchst nicht täglich nachzufragen“, antwortete Ginny. „Das ändert nichts an der Tatsache und an meiner Stimmung.“
„Soll ich ihn für dich verhauen?“
„Nein“, kicherte Ginny. „Nein, Ron. Aber danke für dein Angebot.“
Durch einen schmalen Spalt, der nicht geschlossenen Tür verfolgte ich, wie Ginny ihrem Bruder schwerfällig eine Hand entgegenstreckte und Ron nahm sie an.
Ginny zog ihn näher zu sich heran und fiel ihm um den Hals.
„Müsst ihr wirklich gehen?“ fragte sie und schluchzte an seiner Schulter.
„Seit sechs Jahren kennen wir uns nun, dieser Entschluss stand seit dem Moment, als er sich im Hogwarts – Express zu mir setzte, fest. Und du weißt, was ich, und Hermine tun werden.“
„Versprich mir, dass du gut auf ihn aufpassen wirst.“
„Ich glaube nicht…“
„Versprich es mir!“ wisperte sie, „Tu es für mich.“
„Ich verspreche dir, dass ich mein Bestes versuchen werde“, antwortete Ron.
„Holst du mir bitte einen kleinen Snack?“ fragte Ginny, als sie mich in der Tür erblickte.
„Bist du okay?“ wiederholte ich meine Frage, nachdem Ron an mir vorbei nach unten ging.
„Nicht wirklich“, antwortete sie traurig. „Hast du herausgefunden wer R.A.B. ist?“
Erschrocken sah ich ihr ins Gesicht.
Woher weiĂź sie das schon wieder?
„Das Medaillon lag neben Dumbledores Leiche“, erklärte sie auf meine mahnenden Blicke. „Ich hatte einen Blick darauf geworfen, bevor Harry es einstecken konnte. Er weiß nicht, dass ich es weiß.“
Ich schĂĽttelte meinen Kopf.
„Du darfst diese Initialen nicht kennen! Auch dich könnten sie foltern um herauszufinden, was wir tun.“
„Was werdet ihr denn tun?“
Nervös ging ich hin und her, und murmelte wütende, undefinierbare Worte vor mich hin.
„Ginny, lernst du denn nie dazu? Wenn Harry will, dass du etwas weißt, dann ist das seine Sache, aber es ist seine Entscheidung, nicht meine, und ich werde mich hüten etwas zu verraten.“
Wie schon von Ron vorgewarnt, wurde ich schon wenige Zeit später von Mrs. Weasley ausgefragt. Sie versuchte ausgiebig mit mir über unseren geplanten Schulabbruch zu diskutieren, und es mir auszureden.
Es war nicht einfach ihren Fragen auszuweichen, aber schlieĂźlich hatte sie ein einsehen und gab ihr Vorhaben seufzend auf.
Doch fortan, versuchte sie alles, um Ron und mich, und später auch Harry voneinander fernzuhalten.
Sie teilte uns Arbeiten zu, die wir getrennt ausführen mussten, und erhebliche Zeit in Anspruch nahm, alle Augen auf die Hochzeit gerichtet, aber erst nach dem Plan, Harry aus der Höhle des Löwen zu befreien.
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