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Fanfiction

Vertrauen - Mein Leben mit Harry Potter - Der Gesang des Phönix

von rodriquez

In dem Augenblick, als es geschah lag tatsächlich ein Lächeln auf meinem Gesicht, aber es war nur der Geschmack von Kirschen, den ich auf meinen Lippen spürte, und der Gedanke an ein anderes Mädchen, das sich wünschte in seinen Armen zu liegen.
Der Moment war also gekommen, und es tat mehr weh, als ich je zu träumen wagte.
Aus, vorbei. Die erste Entscheidung war gefallen, es schmerzte so sehr, dass ich mich die nächsten Tage größtenteils in der Bibliothek versteckte.
Wenigstens waren Harry und Ginny so taktvoll und hielten sich in Anwesenheit von mir, oder Ron zurück.
Aber ihre Liebe war überall zu spüren, und das Glücksgefühl zierte ihre Gesichter.
Ich sollte mich glücklich fühlen, denn das was ich mir immer für Harry wünschte war eingetreten. Er wirkte glücklich, war ein anderer Mensch, mit anderen Gedanken, anderen Gefühlen, etwas dass er wohl so noch nie erlebt hatte.
Dennoch blieb dieser gewisse Stich unter der linken Brust zurück, ein Stich, der schlimmer und schmerzhafter war, als ich mir je gedacht hatte, als ich je vermutet hatte.
Natürlich fragte ich mich woran das lag, dem richtigen Gedanken erlaubte ich nicht an die Oberfläche zu kommen.
Fatal, ein fataler Fehler, doch ich redete mir ein, dass ich daran nicht mehr ändern konnte, nichts mehr ändern wollte.
Und es waren nur wenige Tage und Wochen, genau wie Mom wieder einmal richtig prophezeite, an denen sie ihr Glück genießen konnten.
Niemand konnte wissen, dass die Uhr unerbittlich tickte.
Unerbittlich gegen ein paar unbeschwerte, wenige glückliche Tage, die ich Harry eigentlich hätte gönnen sollen, und die ich ihm unter bestimmten Umständen auch gegönnt hätte.
Ginnys ZAG – Prüfungen rückten unweigerlich näher, so dass ich mich dabei ertappte, Harry erneut zu ermahnen, er solle Ginny nicht von ihren Prüfungen ablenken.
Böse Zungen könnten behaupten, dass ich ein anderes Ziel damit verfolgte, dem war nicht so.
Ihre Treffen wurden noch seltener als bisher, weil Ginny oft in die Bibliothek verschwand um für ihre Prüfungen zu lernen, und an einem dieser Abende passte ich Harry im Gemeinschaftsraum ab, mit einer Information, die ich seit einigen Tagen mit mir herumschleifte.
Ich beschloss mich zusammenzureißen und wieder in alte Gepflogenheiten zurückzukehren, auch wenn es nur noch allgemeine Gesprächsthemen zwischen Harry und mir geben würde.
Keine heimlichen Küsse in einem kleinen, verträumten Cafe, oder einem Badezimmer, kein Liebesgeflüster, keine Ratschläge in diese Richtung.
Ich vermisste diese Gespräche, ich vermisste ihn, obwohl er noch immer in meiner Nähe war, so nah, und doch so weit entfernt, greifbar und doch unerreichbar.
Oder sollte ich mich getäuscht haben, und alles ist schlimmer als ich gedacht habe?
„Ich muss mit dir reden, Harry“, fasste ich neuen Mut.
Ginny hatte sich, wie erwähnt in die Bibliothek verdrückt und Harry saß völlig in Gedanken vertieft am Fenster des Gemeinschaftsraumes.
Seine Augen waren aus dem Fenster gerichtet, und doch sah er nicht das, was er hätte sehen müssen, offensichtlich durchlebte er gerade noch einmal eine besonders glückliche Stunde.
„Worüber?“ fragte er argwöhnisch.
Nicht über uns!
Ich gab ihm den gleichen argwöhnischen Blick zurück.
„Über den sogenannten Halbblutprinzen.“
„Oh, nicht schon wieder“, stöhnte Harry. „Hörst du bitte mal auf damit?“
„Nein, ich hör nicht auf“, antwortete ich entschieden, „bis du mich mal ausreden lässt. Also, ich habe ein wenig nachgeforscht, wer sich möglicherweise ein Hobby daraus gemacht haben könnte, schwarzmagische Zauber zu erfinden…“
„Er hat sich kein Hobby daraus gemacht…“
„Er, er – wer sagt, dass es ein Er ist?“
„Prinz, Hermine, Prinz nicht Prinzessin!“
„Richtig!“ bestätigte ich lächelnd, und mit einem nervösen Leuchten meiner Augen zog ich einen uralten Zeitungsabschnitt aus meiner Tasche und knallte ihn vor Harry auf den Tisch. „Schau dir das an! Schau dir das Bild an!“
Das Bild zeigte ein hageres Mädchen in etwa unserem Alter. Sie war nicht hübsch, sondern wirkte eher mürrisch und trotzig, und hätte eine Schwester der Maulenden Myrte sein können.
Eileen Prince, Kapitänin der Koboldsteinmannschaft von Hogwarts, lautete die Überschrift.
„Na und?“ fragte Harry gelangweilt, und drehte das Blatt wieder in meine Richtung.
„Ihr Name war Eileen Prince. Prinz, Harry.“
Harry sah mir einen Moment in die Augen. Eine lange nicht gespürte innere Unruhe erfasste mich, doch dann begann Harry schallend zu lachen.
„Auf keinen Fall.“
„Was?“ fragte ich ungläubig.
„Du glaubst, sie war der Halbblut…? Ach, hör doch auf.“
„Warum eigentlich nicht? Es gibt in der Zaubererwelt keine echten Prinzen, Harry! Das ist entweder ein Spitzname, ein erfundener Titel, den sich jemand selbst gegeben hat, oder es könnte der tatsächliche Name sein, richtig? Nein, pass auf! Angenommen, ihr Vater war ein Zauberer, der mit Nachname Prince hieß, und ihre Mutter Muggel, dann würde das bei ihr einen Halbblutprinzen ergeben.“
„Ja, sehr findig, Hermine…“
„Aber das stimmt doch! Vielleicht war sie stolz, ein halber Prinz zu sein!“
„Hör zu, Hermine, ich weiß, dass es kein Mädchen war. Ich weiß es einfach.“
„In Wahrheit glaubst du nur nicht, dass ein Mädchen dafür schlau genug gewesen wäre“, erwiderte ich trotzig und wütend.
Wieder sah mir Harry tief in die Augen, das Kribbeln kam sofort zurück. „Wie könnte ich fünf Jahre lang mit dir rumhängen und immer noch nicht glauben, dass Mädchen schlau sind? Es ist die Art, wie er schreibt. Ich weiß einfach, dass der Prinz ein Typ war, ich spüre das. Dieses Mädchen hat nichts damit zu tun. Wo hast du das überhaupt her?“
„Ich fand den Artikel in einer Sammlung alter Propheten in der Bibliothek.“
Wir wurden von Jimmy Peakes aus den Gedanken gerissen, der plötzlich neben uns auftauchte und Harry ein Pergament entgegen hielt.
Harry sollte so schnell wie möglich in Dumbledores Büro kommen.
„Ob es um einen Horkrux geht?“ fragte mich Ron leise, kaum war Harry aufgebrochen.
„Könnte gut sein“, murmelte ich. „Immerhin war diese Nachricht eilig, sonst hat Dumbledore seine Stunden immer frühzeitig angekündet.“

„Was will Dumbledore?“ fragte ich aufgeregt.
Eine knappe halbe Stunde später kam Harry eilig zurück.
„Harry, alles okay mit dir?“
Er war völlig außer Atem, blass und wirkte sehr aufgewühlt.
„Mir geht’s gut!“ erwiderte er knapp und rannte an uns vorbei in den Schlafsaal.
Nur Sekunden später tauchte er wieder auf, immer noch in Eile, immer noch hektisch.
Verdutzt sah ich ihn an.
„Ich habe nicht viel Zeit“, keuchte er. „Dumbledore glaubt, dass ich meinen Tarnumhang hole. Hört zu! Er wartet auf mich. In fünf Minuten muss ich in der großen Halle sein, daher nur kurz. Auf dem Weg zu ihm traf ich Trelawney, die scheinbar gerade unsanft aus dem Raum der Wünsche geflogen ist, irgendjemand hatte darin gefeiert, ich denke Malfoy, behaltet ihn im Auge! Sie erzählte mir dass es Snape war, der damals das Gespräch im Eberkopf belauscht hatte. Hört ihr Snape! Es war Snape, und so was darf hier unterrichten! Dumbledore hat tatsächlich einen Horkrux ausfindig gemacht, und wir gehen jetzt dahin. Er sei in einer Höhle am Meer, in der er als Kind zwei anderen Waisenkindern Angst gemacht hatte. Mir ist nicht wohl dabei, deswegen wollte ich nochmals hierher, zu euch.“
Ich stieß ein entsetztes Keuchen aus, auch ohne Harrys Erklärung hatte ich verstanden.
Dumbledore würde heute Nacht nicht hier sein, nicht hier in Hogwarts.
„Ich weiß, dass es Malfoy war, der im Raum der Wünsche gefeiert hat. Hier…“
Er drückte mir die Karte des Rumtreibers in die Hand. „Ihr müsst ihn überwachen, und Snape auch. Spannt sämtliche Leute von der DA ein, die ihr auftreiben könnt. Hermine, diese Galleonen, die alle benachrichtigen, funktionieren doch immer noch, oder? Dumbledore sagt, er hat die Schule mit zusätzlichem Schutz versehen, aber wenn er das mit Snape abgesprochen hat, weiß Snape, worin Dumbledores Schutz besteht und wie er ihn umgehen kann – aber dass ihr auf dem Posten seid, wird er nicht erwarten, stimmt’s?“
„Harry…“, begann ich vorsichtig, die Angst ließ mich erzittern.
Doch ich spürte, dass ich ihm vertrauen musste.
„Ich hab keine Zeit zu diskutieren“, sagte er schroff. „Das hier nehmt ihr auch…“. Er drückte Ron die Socke mit dem Felix Felicis in die Hand. „Teilt es euch und gebt auch Ginny davon. Grüße sie von mir. Ich muss mich beeilen, Dumbledore wartet…“
„Nein!“ schrie ich auf, während Ron die Flasche auswickelte. „Wir wollen es nicht, nimm du es, wer weiß, was dich erwartet!“
„Mir wird schon nichts passieren, Dumbledore ist ja bei mir“, sagte Harry und legte gefühlvoll seine Hände auf die Meinigen. „Ich will nur sichergehen, dass mit euch alles okay ist … Guck nicht so, Hermine, wir sehen uns später…“
„Denkst du?“ fragte Ron besorgt, nachdem Harry durch das Portraitloch verschwunden war.
„Ja, Ron, ich denke … wir sollten ihm vertrauen, und wachsam sein. Behalte du die Karte und beobachte Snape und Malfoy. Ich überlege, wie und wann wir die Anderen informieren, wir müssen sie warnen, aber dürfen sie nicht voreilig verunsichern.“
„Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!“ murmelte Ron und tippte mit seinem Zauberstab auf die Karte. „Da ist Harry … er kommt gerade in die Vorhalle … und da ist Dumbledore … jetzt sind sie weg … Snape ist in seinem Kerker … und Malfoy kann ich nirgends erkennen, er scheint wirklich im Raum…“
„Dann sollten wir handeln, aber nicht unüberlegt, wenn wir alle DA – Mitglieder alarmieren, könnte eine Panik ausbrechen, wir sollten zunächst nur ein paar wenige informieren.“
„Vielleicht die, die auch im Ministerium dabei waren, Ginny, Neville und Luna“, schlug Ron vor.
„Gute Idee Ron, sieh du zu, dass du Neville findest, ich kümmere mich um Ginny und Luna. Wir treffen und dann in der Bibliothek.“
Ich lag mit meiner Vermutung richtig, Ginny und Luna traf ich beim gemeinsamen Lernen in der Bibliothek, schon bei meinem Eintreten erkannten sie mein besorgtes Gesicht.
In Harrys Worten erklärte ich ihnen die Lage, ich hatte gerade geendet, als Ron mit Neville ankam.
„Wir können nicht die ganze Zeit auf die Karte starren“, seufzte Ginny. „Wir sollten uns aufteilen. „Ein Teil sollte den Raum der Wünsche bewachen, die Anderen vor Snapes Kerker Wache stehen.“
Luna erklärte sich bereit mit mir in die Kerker zu gehen, während Ron, Neville und Ginny den Raum der Wünsche im Auge behalten wollten.
„Hier“, hielt ich alle zurück, bevor wir uns aufteilten. „Es war Harrys Wunsch, dass jeder einen Schluck Felix Felicis zu sich nehmen soll. Er wird uns beschützen.“
Gemeinsam mit Luna nahm ich eine sichere Position in der Nähe von Snapes Büro ein.
Die Zeit verging, ohne dass etwas geschah, ohne zu wissen, was oben los war.
Die Stimmung im Kerker war erdrückend, und unaufhörlich tickte die Uhr.
Mittlerweile zeigte sie kurz vor Mitternacht, endlich hörten wir Schritte, die in den Kerker hinuntereilten. Es war Flitwick, der schon von weitem schrie. „Todesser sind im Schloss. Professor Snape – schnell, kommen sie, wir brauchen sie.“
Flitwick rannte an uns vorbei und stürmte in Snapes Büro. „Kommen sie bitte mit Severus, wir brauchen sie“.
Es folgte ein lauter, dumpfer Schlag, die Tür ging auf, und Snape kam herausgestürmt.
„Was machen sie denn hier?“ rief er Luna und mir zu. „Aber wenn sie schon hier sind, kümmern sie sich bitte um Professor Flitwick, er ist hatte einen Zusammenbruch, scheinbar die Nerven, kümmern sie sich um ihn, und bringen ihn in den Krankenflügel, ich werde beim Kampf gegen die Todesser helfen.“
Luna und ich taten wie geheißen, fanden den bewusstlosen Flitwick vor und schleiften ihn in den Krankenflügel.
„Wir können nur warten“, sagte ich, während Poppy sich um Flitwick kümmerte.
In diesem Augenblick erschienen immer mehr Personen. Lupin, Tonks, sie trugen einen verletzten Bill Weasley herein, er sah furchtbar aus, sein Gesicht schrecklich entstellt.
Greyback, der Werwolf habe ihn angefallen, aber er wäre nicht verwandelt gewesen, deswegen könnte Bill Glück im Unglück gehabt haben. Kurze Zeit später kam Ron mit dem leicht verletzten Neville an.
Nur Harry und Ginny fehlten noch.
Wo ist Harry?
Wo bleibt Ginny?

Erneut ging die Tür zum Krankenflügel auf.
Ginny führte einen völlig verstörten Harry herein.
Er stand völlig neben sich.
Was ist geschehen?
Ich konnte mich nicht mehr halten, und rannte direkt auf ihn zu, und drückte ihn in meine Arme.
Auch Lupin kam näher heran.
„Alles in Ordnung mit dir, Harry?“
„Mir geht’s gut … was ist mit Bill?“
Niemand antwortete.
Harry blickte über meine Schulter hinweg, und erkannte ein Gesicht, das so übel zerschnitten und aufgerissen war, dass es grotesk aussah.
Lupin erklärte Harry, dass Bill wohl kein echter Werwolf werden würde, aber die Narben bleiben würden.
„Aber vielleicht weiß Dumbledore etwas das wirkt“, sagte Ron verzweifelt. „Wo ist er? Bill hat auf Dumbledores Befehl gegen diese Wahnsinnigen gekämpft, Dumbledore sollte ihm dankbar sein, er kann ihn nicht in diesem Zustand lassen…“
„Ron“, sagte Ginny behutsam, und alle Augen richteten sich auf sie. „Dumbledore ist tot!“
Dumbledore … ist?
Nein!

Alle Augen blickten zu Harry, der still Ginnys Worte mit einem schwachen Nicken bestätigte.
Noch immer krallte sich Harry an Ginnys Hand fest, sein Blick verharrte traurig und entsetzt auf Bill.
Wie gerne wäre ich es gewesen, die ihn getröstet hätte, aber diese Aufgabe war jetzt Ginny zu teil.
„Wie ist er gestorben?“ flüsterte Tonks. „Was ist geschehen?“
„Snape hat ihn getötet“, sagte Harry. „Ich war dabei, ich hab es gesehen. Als wir zurückkamen, sind wir auf dem Astronomieturm gelandet, weil dort das Dunkle Mal war … Dumbledore war krank, er war schwach, aber ich glaube, ihm wurde klar, dass es eine Falle war, als wir schnelle Schritte auf der Treppe hörten. Er hat mich gelähmt, ich konnte nichts tun, ich war unter dem Tarnumhang – und dann kam Malfoy durch die Tür und hat ihn mit einem Zauber entwaffnet.“
Ich schlug entsetzt meine Hände vor den Mund.
Harry hatte Rechte gehabt, hatte mit seiner Vermutung, seiner Besessenheit, immer Recht gehabt!
Und ich habe ihm nicht vertraut!
Mein Fehler, alles mein Fehler.
Meine Schuld!
Ich bin Schuld am Tod von Dumbledore!
O – Mein – Gott!

Ich hörte gar nicht mehr richtig zu, war den Tränen nahe.
Nur noch Wortfetzen schlugen wie ein Dampfhammer gegen meinen Kopf.
„…dann kamen noch mehr Todesser – und dann Snape – und Snape hat es getan. Mit dem Avada Kedavra.“
Unaufhörlich starrte ich mit traurigen Augen Harry an, der sich von Ginnys Hand gelöst, und seine Hände in den Taschen vergraben hatte.
Irgendeinen Gegenstand ließ er durch seine Hände gleiten.
Ein Horkrux?
Hatten sie einen gefunden?

„Snape hat Dumbledore getötet“, immer wieder wiederholte Harry diese Tatsache.
Draußen erklang der Gesang von Fawkes dem Phoenix, ein unbeschreiblich trauriger, aber schöner Klang, Gänsehaut bedeckte meinen Körper, als wäre die Musik in mir. Die Tränen schossen aus meinen Augen, und kullerten über meine Wangen.
Und ich wusste, es war kein Traum, Dumbledore war wirklich von uns gegangen.
Dumbledore hatte uns verlassen.
Wir wären von nun an auf uns gestellt.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir alle dastanden und dem Gesang lauschten.
McGonagall und Mr. & Mrs. Weasley erschienen im Krankenflügel, und erneut wiederholte Harry seine traurigen Worte: „Snape hat Dumbledore getötet“.
Immer noch prallten die Geschehnisse gegen meinen Kopf, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Es war Draco Malfoy, der den Todessern mit einem reparierten Verschwindekabinett über den Raum der Wünsche, den Zugang zu Hogwarts ermöglichte.
Warum habe ich nur nicht auf Harry gehört?
Warum nur?
Nicht Harry war besessen, sondern ich!

Ron, Ginny und Neville haben zwar den Raum bewacht, konnten aber nichts tun: Draco hat mit Hilfe von Instant - Finsternispulver und seiner Hand des Ruhms die Todesser im Schutz undurchdringlicher Dunkelheit an ihnen vorbeigeführt.
Der Todesser Gibbon war sofort auf den Astronomieturm gerannt, um als Falle für Dumbledore das Dunkle Mal über der Schule heraufzubeschwören. Kaum zurückgekehrt hatte er versehentlich von einem seiner eigenen Leute einen Todesfluch abbekommen.
Snape hatte Flitwick magisch betäubt, und Luna und mich getäuscht.
Warum ließ ich mich so einfach überrumpeln?
Warum habe ich nie Harrys Befürchtungen bezüglich Snape geglaubt?
Warum?
Warum?
Warum?
Nein, ich habe Harry nicht verdient, ich habe sein Vertrauen missbraucht.

Während McGonagall Harry zu einem Vieraugengespräch in ihr Büro zitierte, gab es noch als Randerscheinung, eine Versöhnung zwischen Mrs. Weasley und Fleur.
Wie nicht anders zu erwarten war der Gemeinschaftsraum bei unserer Rückkehr völlig überfüllt.
Jeder wollte wissen, was geschehen war, und alle warteten auf Harry.
Mucksmäuschenstill wurde es, als er endlich herein kam, aber ohne auf irgend jemanden zu achten, durchschritt er den Raum, vorbei an Dean und Seamus, vorbei an mir und auch vorbei an Ginny, ging die Treppen nach oben und verschwand im Jungenschlafsaal, wo nur Ron auf ihn warten würde.
Ich konnte es ihm nicht verübeln, und fühlte mich schuldig, schuldig, weil ich ihm nicht genügend Vertrauen entgegenbrachte.
Enttäuscht über mich selbst, verließ ich den Gemeinschaftsraum, und zog planlos durch die Korridore.
Mein Weg führte mich zum Ort des Geschehens, nach oben in den Astronomieturm, überall lagen Steinbrocken, die aus den Wänden gesprengt wurden. Blutspritzer, denen ich ausweichen musste.
Ich wollte nicht in das Blut eines Freundes treten, es gab zwar außer Dumbledore nur einen weiteren Toten, einen Todesser, aber der Gedanke, das Blut eines Freundes an den Schuhen kleben zu haben, war als ich hätte ich es selbst vergossen.
Ich hatte Schuld auf mich geladen!
Schuld, weil ich Harry nicht vertraut hatte.
Weil ich zu sehr auf mich konzentriert war.

Es war, als würde ich die grausamen Geschehnisse nacherleben, obwohl ich hier nicht selbst dabei war.
Ich spürte Flüche um meine Ohren fliegen, und wie sie alle ganz knapp an mir vorbeizischen würden, dank Felix Felicis.
Wieder eine lebensrettende Idee.
Wieder hatte Harry Leben gerettet.

Ich unterdrückte die Angst, das unbehagliche Gefühl, überwandt die innere Unruhe, und stieg immer weiter nach oben, an den eigentlichen Schauplatz des Schreckens.
Es war still, unheimlich still, dort ganz oben.
Ängstlich sah ich mich um, und suchte nach jedem kleinen Hinweis, was sich hier vor einigen Minuten abgespielt haben könnte.
Ein kalter Wind erfasste mich, und lies mich erschaudern.
Ein unheimlicher Wind, der mit einem Schrillen pfeifen durch den Astronomieturm rauschte.
Ich ging in eine Ecke des Turms und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand.
„Hier müsste Harry gelegen haben, und bewegungslos den Geschehnissen zugeschaut haben“,
dachte ich laut. „Warum habe ich ihm nur nicht vertraut?“
Ich begann bitterlich zu weinen, und rutschte an der Wand entlang nach unten, meine Hand berührte ein Stück weichen, samtigen Stoff.
Ich griff danach, und hielt Harrys Tarnumhang in meinen Händen, ganz fest presste ich mein Gesicht auf den Tarnumhang, meine Tränen durchweichten den samtigen Stoff.
Eine weiche, beruhigende Hand berührte meine Haare, und strich sanft darüber.
Ich wagte nicht meinen Kopf anzuheben, und spürte wie sich Harry neben mich hinkniete.
Warum habe ich ihm nicht vertraut?
Es konnte nur Harry sein, wer sonst könnte ein solches Gefühl in mir erzeugen?
Eine brennendheiße Träne verirrte sich in meinen Haaren, und trieb mir eine Gänsehaut über den Rücken.
Auch jetzt noch in dieser Situation, in meiner großen Schuld, verzieh er mir und versuchte mich zu trösten.
Nein, das habe ich nicht verdient!
„Ich habe das nicht verdient, Harry. Ich verdiene deinen Trost nicht, weil ich dir nicht genügend vertraut habe.“
Seine Hand hörte nicht auf über meine Haare zu streicheln, langsam spürte ich wie alles in mir immer weiter zusammenbrach.
Nein, das habe ich nicht verdient!
Er presste seine Hand ganz fest auf meinen Kopf, und verharrte für einen kurzen Moment.
„Sag das nicht, Hermine. Du hast soviel für mich getan, du hast soviel für mich aufgegeben. Ich kann das niemals wieder gutmachen.“
„Es ist eigentlich meine Aufgabe, dich zu trösten, dich vor unbedachten Handlungen zu bewahren.“
Ich hatte meinen Kopf leicht erhoben und starrte mit versteinerter Miene in sein Gesicht, vermeid aber den direkten Kontakt mit seinen smaragdgrünen Pupillen.
„Das hast du doch getan. Ich habe mich in die Sache mit Malfoy verrannt und hätte ihn fast getötet, weil ich nicht auf dich hören wollte.“
„Aber du warst doch im Recht?“
„Es spielt keine Rolle mehr, ob ich Recht hatte oder nicht, Dumbledore hat es im Endeffekt nicht geholfen.“
Mit Tränen in den Augen rutschte er entlang der Wand abwärts, bis er unmittelbar neben mir saß.
„Und dabei war alles umsonst“, stöhnte er leise.
„Umsonst?“
Harry fingerte in seiner Hosentasche herum und hielt mir ein Medaillon unter die Nase.
„Das Medaillon? Ihr habt es gefunden?“
„Alles umsonst – mach es auf.“
Automatisch, ohne recht nachzudenken, öffnete ich das Medaillon und fand ein Stück Pergament darin vor. Ich faltete es auseinander und begann zu lesen:

An den dunklen Lord
Ich weiß, ich werde tot sein, lange bevor du dies liest,
aber ich will, dass du weißt, dass ich es war,
der dein Geheimnis entdeckt hat.
Ich habe den echten Horkrux gestohlen und ich will
Ihn zerstören, sobald ich kann.
Ich sehe dem Tod entgegen in der Hoffnung,
dass du, wenn du deinen Meister findest,
erneut sterblich sein wirst.
R.A.B.


„R.A.B.“ murmelte ich, „wer soll das sein?“
„Keine Ahnung“.
„Eines ist mir immer noch nicht klar“, murmelte ich, „wie ist es Malfoy gelungen, Katie das Halsband zu geben, wenn er doch bei McGonagall...“
Harry lachte bitter. „Mit einem Trick, den er sich bei dir abgeschaut hat.“
„Was?“ stammelte ich.
„Madam Rosmerta stand unter dem Imperiusfluch ... ihre Anweisungen bekam sie über eine verzauberte Münze.“
„Und wieder hatte Mom Recht! Ich muss wirklich noch viel lernen.“
„Scheint eine kluge Frau zu sein, deine Mom“, lächelte Harry traurig. „Wirst du da nicht neidisch oder wütend, weil sie besser als du...“
Weiter kam er nicht, ich funkelte ihn zornig an, dennoch zuckte sein Mund. „Der Prinz war übrigens wirklich ein Mann. Snape war der Prinz. Er hat es mir bei seiner Flucht zugerufen, du wagst es meine eigenen Zauber gegen mich einzusetzen? Gegen mich, den Halbblutprinzen...“
„Snape?“
Fassungslos schüttelte ich meinen Kopf.
„Was wirst du jetzt tun, Harry?“
Nervös und verlegen spielte er mit seinen Fingern, drückte fest mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand jeden einzelnen Finger seiner rechten Hand, bis die Knochen knackten.
„Harry! Hör auf, das tut doch weh!“
„Das was ... was ich tun werde, wird noch viel mehr wehtun.“
Ich glaubte zu wissen, was er meinte.
„Ginny?“
Harry nickte und senkte seinen Kopf.
Ich fasste seine Hand um die Schmerzen, die er sich selbst antat zu unterbinden, energisch riss ich seine Hände auseinander, ließ aber nicht los.
„Harry!“ flüsterte ich sanft. „Sie wird…“, auf dich warten, aber ich brachte den Satz nicht zu Ende.
„Es war eine wunderbare Zeit, ich war noch nie so glücklich.“
„Komm Harry“, sagte ich und zog ihn an der Hand mit mir hoch, „lass uns wieder nach unten gehen, hier oben ist alles so trist, es macht mich noch trauriger, als es schon ist.“
Erwartungsvoll sah ich ihn an, doch Harry war starr stehen geblieben und starrte auf die Zinnen. „Genau hier stand Malfoy, und da Dumbledore, er hatte kaum noch Kraft. Er schaffte es nicht einmal mal mehr zu apparieren, ich musste es für ihn tun. Und dann kam Malfoy herein“, Harry zeigte auf die Tür. „Expelliarmus, und Dumbledores Zauberstab flog durch die Luft, ich hatte zunächst gar nichts verstanden, wie konnte ich durch einen Expelliarmus gelähmt sein?“
„Komm Harry ... komm mit!“ erneut zerrte ich an seiner Hand, bereitwillig folgte er.
„Snape!“ fauchte er, „hätte mich Dumbledore nur nicht gelähmt!“
Tja, dieses Schicksal haben wir gemeinsam Harry. Du musstest tatenlos zusehen wie Dumbledore starb, und ich empfand das Gleiche bei Sirius.
Bei unserer Rückkehr in den Gemeinschaftsraum waren immer noch einige wenige Schüler auf den Beinen, eine von ihnen war Ginny.
Harry ging auf sie zu, umarmte und küsste sie und ging anschließend direkt die Stufen nach oben in seinen Schlafsaal.
„Ihr wart nochmals auf dem Turm“, fragte Ginny und sank erschöpft in den Sessel zurück.
Ich nickte. „Ich wollte mich umschauen, plötzlich stand er neben mir.“
„Ich denke du weißt, was er tun wird“, Ginny senkte ihren Kopf. „Er wird mich verlassen, sich von mir trennen, und ich kann und will ihn nicht aufhalten.“
„Wirst du auf ihn warten? – egal, wie lange es dauert?“
„Ich liebe ihn, und ich werde auf ihn warten“, nickte sie, klang aber nicht überzeugt.
„Aber?“
Ginny atmete schwer durch. „Es wird kein aber geben, wenn er nach der Entscheidung zu Ruhe kommen sollte.“
„Was lässt dich zweifeln?“
„Ich weiß nicht, ob er bereit sein wird, ein ruhiges Leben zu führen, und ich weiß nicht, ob ich bereit sein werde ein Unruhiges zu führen.“
„Das ist nicht gut“, erwiderte ich, „er braucht einen Grund, der ihn vorantreibt, und dazu ist es von Nöten zu wissen, dass zuhause Jemand auf ihn wartet.“
„Hermine, was denkst du denn von mir? Ich – werde – auf – ihn – warten! Das habe ich dir doch gerade erklärt. Versprich mir, dass ihr immer gut auf ihn aufpassen werdet.“
„Sprecht ihr von Harry?“ Ron kam langsam angetrabt. „Konnt nich schlafen, andauernd wird einer aus dem Zimmer geholt. Seamus hat ein Riesentheater gemacht, weil seine Eltern ihn abholen wollten, und Parvati und ihre Schwester sind vorhin schon abgereist.“
„Die Schule ist offiziell zu Ende“, bestätigte Ginny. „Wir könnten rein theoretisch alle nach Hause, keine Prüfungen finden mehr statt, es brauchen nur die hier zu bleiben, die Dumbledores Beerdigung beiwohnen wollen.“
„Was ist jetzt?“ fragte Ron. „Was ist mit Harry?“
„Er wird mich verlassen, Ron.“
Ron sah sie ungläubig von oben bis unten an, „du glaubst wirklich, er wird mit dir Schluss machen, und dir damit wehtun?“
„Ja, Ron, das wird er, und er muss es schnell tun, wenn er mich schützen will. Wenn die Leute wissen, dass ich seine Freundin bin, werden sie denken ich wüsste wo er ist, wo er hingeht, und sie werden auch denken, dass ich weiß, was geschehen ist und was geschehen könnte.“
„Du denkst allen Ernstes, er wird sich von dir trennen, obwohl er dich liebt, und er dir damit Schmerzen zufügt?“ Ron schaute sie immer noch fassungslos an.
„Weil, Ron, weil er mich liebt.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Er denkt, er schützt mich dadurch. Ihr geht weg, ich bleibe, was denkst du, was sie mit
mir tun würden, wenn sie mich erwischen sollten?“
R.A.B. – in der Bibliothek war absolut nicht brauchbares zu finden, ich ging davon aus, dass es sich um ein Namenskürzel handeln müsste.
Dafür fand ich aber etwas anderes.
Harry hatte in nicht allem Recht.
Der Halbblutprinz war eigentlich doch ein Mädchen.
Die von mir schon erwähnte Eileen Prince, war die Mutter von Severus Snape.
Der Augenblick vor dem sich Ginny so fürchtete, kam während der Beerdigung von Dumbledore.
Ein großer Mann, vielleicht der größte Zauberer aller Zeiten, und unser Freund wurde zu
Grabe getragen.
Ein weinender Hagrid trug den Leichnam Dumbledores heran, ganz langsam schritt er den Gang zwischen den Stühlen hindurch. Er schluchzte und weinte, versuchte zwar ganz still zu sein, aber er konnte es nicht verbergen, sein Gesicht glänzte vor Tränen, Dumbledore auf seinen Armen, eingehüllt in violetten, mit goldenen Sternen besetzten Samt.
Zentauren zollten ihren Respekt, die Wassermenschen sangen ein Abschiedslied.
Eine Gedenkrede ging an meinen traurigen Gedanken vorbei.
Rings um Dumbledores Leichnam und um den Tisch auf dem er lag, loderten helle, weiße Flammen auf, sie stiegen immer höher und verdeckten seinen Körper.
Nachdem sie erloschen waren, umschloss ein riesiger weißer Marmorblock den Tisch.
In dem aufsteigenden Rauch erkannte man kurz die Gestalt eines Phönixes.
Fawkes flog endgültig davon. Traurig sah ich hinter ihm her. Nicht nur Dumbledore war gegangen, sondern auch sein Phönix, der Phönix der Harry einst das Leben gerettet hatte, wegen absoluter Treue.
Treue und Vertrauen, etwas, das ich in diesem Jahr zeitweise meinem Freund verweigert hatte.
Der Phönix war verschwunden, und ich wusste in diesem Augenblick, dass er Hogwarts für immer verlassen hatte, wie auch Dumbledore die Schule verlassen hatte ... uns verlassen hatte.
Wir saßen zu viert nebeneinander am Ende einer Stuhlreihe, ziemlich nahe beim Seeufer.
Dicke Tränen tropften in meinen Schoß.
Ich lehnte meinen Kopf gegen Rons Schulter, und zu meiner Überraschung wandte er sich mir zu, legte seinen Arm um meine Schulter, und tröstete mich, unbeholfen streichelte er in unregelmäßigen Abständen mit einem Finger seiner fest aufgelegten Hand über meine feuchte Bluse.
Ich bemerkte wie Harry auf meiner anderen Seite sich urplötzlich verkrampfte, seine Hand war zu einer Faust geballt, und er drückte sie fest, dass an seinen Knöcheln nur noch weiße Farbe zu erkennen war.
Gleich ist es soweit, gleich würde er Ginny zurücklassen.
Für einen kurzen Augenblick blickte er zu Ron, der das Gesicht verzogen hatte, als würde ihn das Sonnenlicht blenden, dann zu mir, ich konnte seinen Blick nicht erwidern, und zum Schluss wanderte sein Gesicht nach links.
Ginny hatte aufgehört zu weinen.
Sie wusste es.
Da sie den Moment kommen sah, musste sie den Augenblick gespürt haben.
Sie erwiderte seinen Blick.
Harrys Lippen bewegten sich, er flüsterte ihr die Worte ins Ohr, die ich niemanden wünschen würde, obwohl ich sie nicht verstand, konnte ich sie mit empfinden.
Er hätte sie auch zu mir gesagt.
Ich darf nichts mehr mit dir zu tun haben!
Wir dürfen uns nicht mehr treffen.
Wir können nicht zusammen sein.
Diese letzten Wochen mit dir, die waren einzigartig, wunderschön.
Noch nie hatte ich so etwas Schönes erlebt.
Aber es geht nicht, es darf nicht sein.

Ginny weinte nicht, sie sah ihn nur an, dann wandte sie sich von ihm ab, und blickte über den See.
Eine weitere tiefe Traurigkeit erfasste mich, Ron schien es bemerkt zu haben, er nahm mich in den Arm, streichelte über meine Haare, und ich schluchzte an seiner Schulter.
Mit einer traurigen Geste stand Harry auf, wandte Ginny, aber auch uns den Rücken zu und ging hinüber zum Seeufer, wo er sich einige Schritte von uns entfernte.
Nur kurze Zeit später hinkte ihm Minister Scrimegour hinterher, gestützt auf seinen Gehstock.
Als sich der Minister mit grimmigem Gesicht wieder von Harry abwandte, stand ich auf, und Ron tat es mir gleich.
Vorbei an Percy, den wir keines Blickes würdigten, vorbei an Hagrid und Grawp, der sich bravourös ruhig verhielt, vorbei an Lupin und Tonks, deren Haare endlich wieder einen satten, tollen Farbton, ein leuchtendes Rosa hatten, und die Hand in Hand vor uns standen, und uns auf die Schulter klopften, bis wir endlich bei Harry ankamen.
„Was wollte Scrimegour?“ flüsterte ich.
„Das Gleiche, was er an Weihnachten wollte“, erwiderte Harry mit gleichgültiger Stimme. „Dass ich ihm vertrauliche Informationen über Dumbledore liefere und der neue Vorzeigejunge des Ministeriums werde.“
Ron zuckte bedenklich, dann sagte er so laut, dass ich zusammenzuckte. „Hör mal, lass mich zurückgehen und Percy eine reinhauen!“
„Nein!“ erwiderte ich ängstlich und griff nach seinem Arm.
„Danach fühle ich mich besser!“
Harry rang es ein Lächeln ab. Selbst mir huschte ein Lächeln über das Gesicht, das aber sofort wieder verblasste, als ich zum Schloss hochblickte. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass wir vielleicht nie mehr hierher zurückkehren. Wie kann Hogwarts nur schließen?“
„Vielleicht passiert es ja gar nicht“, meinte Ron. „Wir sind hier nicht in größerer Gefahr als zu Hause, oder? Es ist jetzt überall das Gleiche. Ich würde sogar sagen, dass Hogwarts sicherer ist, es sind mehr Zauberer da, die es verteidigen können. Was meinst du Harry?“
Harrys Augen lagen auf Ginny, die sich gerade mit Luna unterhielt, und andauernd in unsere Richtung blickte.
„Ich komme nicht zurück, selbst wenn Hogwarts wieder öffnet“, sagte er ohne die Augen von Ginny zu lassen.
„Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber was willst du denn tun?“
Seine Augen hatten den roten Punkt in der Menge verlassen und kehrten zu uns zurück. „Ich geh noch einmal zu den Dursleys zurück, weil Dumbledore es so wollte, aber das wird nur ein kurzer Besuch sein und dann bin ich endgültig weg von dort.“
„Aber wo willst du hin, wenn du nicht in die Schule zurückkommst?“
Ich wusste es, ich wusste es schon lange, genau wie Mom, aber es jetzt zu hören – es war nicht einfach für mich, weil ich wusste, dass ich ihn nicht allein lassen würde.
„Ich dachte, ich könnte vielleicht nach Godrics Hollow zurückkehren“, murmelte er. „Für mich hat es dort angefangen, diese ganze Geschichte. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich dort hingehen muss. Und ich kann die Gräber meiner Eltern besuchen, das würde ich gerne.“
„Und was dann?“ fragte Ron.
„Dann muss ich die restlichen Horkruxe aufspüren, oder?“
Dabei richtete Harry seine Augen auf das weiße Grabmal, das sich im Wasser auf der anderen Seite des Sees spiegelte.
„Er wollte, dass ich das tue, deshalb hat er mir alles über sie erzählt. Wenn Dumbledore Recht hatte – und ich bin sicher, er hatte Recht, sind immer noch vier davon dort draußen. Ich muss sie finden und sie zerstören, und dann muss ich mich auf die Jagd nach dem siebten Stück von Voldemorts Seele machen, dem Stück, das immer noch in seinem Körper ist, und ich bin derjenige, der ihn töten wird. Und wenn ich unterwegs auf Severus Snape stoße, umso besser für mich, umso schlechter für ihn.“
Ein langatmiges Schweigen legte sich um uns, unter dem ich beobachtete, wie die Menge sich zerstreute, einige Nachzügler machten einen großen Bogen um den gewaltigen Grawp, der Hagrid herzlich knuddelte, dessen Trauer immer noch Lautstark über den See schallte.
„Wir werden dort sein, Harry“, brach Ron das Schweigen.
„Wie bitte?“
„Im Haus von deiner Tante und deinem Onkel, und dann werden wir mit dir gehen, wo auch immer du hingehst.“
„Nein!“ sagte Harry rasch, und starrte mich entsetzt an.
Aus eben diesem Grund hatte er Ginny verlassen!
„Du hast einmal zu uns gesagt“, erklärte ich ihm leise, „dass noch Zeit sei umzukehren, wenn wir wollten. Wir hatten Zeit, stimmt’s?“
Und ich habe nicht umsonst meine Gefühle unterdrückt, nicht umsonst mein Herz versteckt!
„Wir sind bei dir, was auch immer geschieht“, nahm mir Ron die Worte aus dem Mund. „Aber, Mann, du musst erst mal bei meinen Eltern vorbeischauen, ehe wir sonst wo hingehen, selbst wenn es Godrics Hollow ist.“
„Warum?“
„Bill und Fleur heiraten, schon vergessen?“
Harry sah ihn verdutzt an.
Auch ich hatte nicht daran gedacht, nicht daran, dass es immer noch so etwas Alltägliches wie eine Hochzeit geben könnte.
Durch Dumbledores Beerdigung war das Schuljahr vorzeitig zu Ende.
Direkt nach unserem Gespräch begaben wir uns nach Hogsmeade, und bestiegen den Zug nach
Hause in eine ungewisse Zukunft.
Und das spürte man, überall im Zug war es seltsam und beängstigend ruhig. Auch in unserem Abteil war jeder in Gedanken versunken, es wurde kaum ein Wort gesprochen.
Während der ganzen Fahrt kam kein Wort über Harrys Lippen, er saß Ginny unmittelbar gegenüber, was es für Beide noch schwerer machte.
Sein Kopf lehnte an der Scheibe.
Ich kam nicht umhin ihn zu beobachten, auch Ginnys Augen wanderten immer wieder zu ihm hinüber.
Seine Pupillen wanderten hin und her, im Rhythmus der vorbeiziehenden Landschaft.
Schließlich hatte er seine Augen ganz geschlossen, ich vermute er wollte damit den Blicken, die er ohne Zweifel bemerkt hatte, ausweichen.
Kurz vor London bewegten sich erstmalig seine Lippen und er sagte etwas ganz erstaunliches.
„Wisst ihr“, murmelte er zunächst und beobachtete weiter gedankenvoll die langsam untergehende Sonne hinter den Baumwipfeln. Am Horizont erkannte man schon die Lichter der Metropole. „Eigentlich empfinde ich überhaupt keinen Groll gegen Malfoy, er tut mir sogar Leid. Er hätte es nicht getan, obwohl es wohl seine eigentliche Aufgabe war. Ich habe die Angst in seiner Stimme gehört, dort oben auf dem Turm, und er hatte seinen Zauberstab gesenkt. Ich verachte ihn zwar immer noch, weil er immer so vernarrt in die schwarzen Künste war, aber ich empfinde sogar fast ein wenig Mitleid mit ihm. Wo er jetzt wohl steckt? Wie sein Vater wird nun auch der Sohn in den Augen Voldemorts versagt haben … und vielleicht muss er sogar mit diesem Gefühl der Angst Voldemort gegenübertreten, oder ihn sogar bewirten.“
„Du denkst?“
„Malfoy Manor soll ein großes Herrenhaus sein, und könnte vielen Leuten Platz bieten.“
Mom und Dad holten mich in Kings Cross ab. Nachdem ich mich von Harry und Ron, dieses Mal kurz und knapp, verabschiedet hatte, ging ich ohne Umschweife direkt zu ihnen. Mom drückte mich ganz fest, Worte waren überflüssig.
Noch einmal drehte ich mich nach meinen Freunden um. Ron winkte ein Auf Wiedersehen, was mir ein leichtes, kurzes Lächeln entlockte.
Völlig einsam, verloren und verlassen stand Harry auf dem Bahnsteig, und starrte Ginny hinterher.
Seine Augen waren starr und leer auf sie gerichtet.
Dann fasste er sich ein Herz, und folgte mir und meinen Eltern.
Harry konnte es scheinbar nicht unterdrücken, mich noch einmal zu berühren.
Seine Hand lag auf meinem Arm.
Wortlos schauten wir uns noch einen Moment an, eine Träne rutschte aus seinem Auge, und
tropfte über meine Wange nach unten.
Ich lächelte ihm verlegen zu, und spürte, dass er meine Geste verstand, auch Mom hatte sich zu ihm umgedreht und strich behutsam über sein ungekämmtes, schwarzes Haar.
Am anderen Ende sah ich wie Ron seine Schwester in den Arm nahm, und tröstend an sich drückte.
„Wir werden dich ein Stück mitnehmen, Harry, scheinbar wissen deine Verwandten noch nicht, dass ihr heute schon angekommen würdet. Du kannst von unserer Straße aus den Bus nehmen, das ist sicherer.“
„Danke, danke für alles“, sagte er zu meiner Mom, beim Abschied vor unserem Haus. „Danke dass sie Hermine auf mich angesetzt haben, ohne sie wäre ich schon lange verloren.“
Noch einmal umarmte ich meinen Freund, der in den Bus einstieg, indem ich vor fast einem Jahr ein ungewöhnliches, schönes Erlebnis verkraften musste.
Ich winkte noch, als der Bus schon längst nicht mehr zu sehen war.
Alles Gute, Harry, wir sehen uns bald wieder.


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