von rodriquez
In vielen Dingen hatte Mom Recht, es war bisher so, und es würde wohl auch weiterhin so sein.
Es war wirklich eine Wohltat zuhause zu sein, abzuschalten, die enttäuschten Gedanken zu verdrängen.
Auch wenn ich viel Zeit mit Lesen in meinem Zimmer verbrachte, hatte ich immerhin einen wunderschönen Heiligabend mit meinen Eltern.
Wir lachten und schwelgten in Erinnerungen.
Wie Weihnachten vor zehn Jahren, als Mom plötzlich die spleenige Idee bekam, anstatt Jingle Bells ein Live Konzert von Black Sabbath mit einem paranoiden Ozzy zu verfolgen.
Molly Weasley hätte einen Herzinfarkt bekommen…
Oder ein Jahr später, als wir spontan eine Kreuzfahrt auf einem Luxusliner gemacht hatten, rund um die warmen Kanaren.
Doch alles geht einmal zu Ende, und so rückte meine Abreise nach Hogwarts immer näher, und je näher dieser Augenblick kam, desto näher kamen auch wieder die Gedanken an Harry, Ginny und Won-Won.
Immerhin machte mir es mir schon weniger aus, diesen Namen zu hören, mit sarkastischer Ironie benutzte ich den Namen gedanklich schon selbst.
Aber in einer Sache war ich mir sicher, dass Mom sich irren würde:
Harry und ich – wir werden keine gemeinsame Zukunft haben.
Er würde mit Ginny glücklich werden, und mich vielleicht sogar vergessen, wenn ich nicht mit Ron…
Blödsinn!
Wenn ich wirklich in ihn verliebt wäre, wie Mom felsenfest behauptete, warum fühlte ich dann keine Eifersucht, wenn ich an ihn und an Ginny dachte?
Du hast dich nur damit abgefunden, weil du nicht kämpfst!
Ruhe!
Das stimmt nicht.
Du bist ein Loser!
Du kämpfst nicht.
Noch ist es nicht soweit…
Es gibt keinen Grund zu kämpfen.
Trotzdem…
Ich hatte sogar ein Glücksgefühl dabei, weil ich mir sicher war, dass die Beiden glücklich sein könnten.
Könnten! Richtig gedacht.
Könnten, nicht Können.
„Geht’s schon wieder los?“ fragte Mom, „das war aber eine kurze Auszeit.“
„Bitte nicht schon wieder!“ mahnte ich sie.
„Keine Sorge, du wirst noch oft genug an meine Worte zurückdenken!“
„Ein paar Dinge möchte ich dir noch auf den Weg geben“, erwähnte sie, nachdem ich mich bereits mit einer herzlichen Umarmung von Dad verabschiedet hatte – er erklärte mir noch mein Geburtstagsgeschenk, es handelte sich dabei um einen Gutschein für die Driving Lessons, die ich in seiner Welt erst mit Achtzehn machen könnte, außerdem würde bis dahin in der Garage ein Mini Cooper, auf mich warten.
„Nicht mehr lange bis Harry die Spur verliert, ein halbes Jahr hast du noch Zeit, einige Dinge zu klären und vorzubereiten, lasse dich in dieser Zeit nicht zu sehr von deinen Gefühlen beeinflussen“, mahnte Mom, und sah mir eindringlich in die Augen. „Es ist gut, wie du die Dinge angehst, aber zieh sie auch durch!“
„Das ist leichter gesagt, als getan“, keuchte ich.
„Deine Gefühlswelt darf dich nicht in die Irre führen, bewahre einen kühlen Kopf. Das scheint mir ein Punkt zu sein, indem Harry erheblich weiter zu sein scheint. Nehme dir nochmals die schnellen Heilermethoden vor, und vergiss vor allem nicht, rechtzeitig einige Heilende Salben wie Diptam oder Murtlapessenzen vorzubereiten. Das wird dich auch auf andere Gedanken bringen.“
Fast hatte ich das Gefühl, dass es gar kein Ratschlag von ihr war, vielmehr klang es wie ein Befehl. „Außerdem … hier“, sie reichte mir einige Münzen entgegen.
Ich zählte fünfzehn Galleonen, die sie in meine Hand legte.
„Wo hast du die denn ausgegraben?“ fragte Dad überrascht.
„Die waren noch von unserem letzten Besuch in der Winkelgasse übrig, Schatz“, erklärte Mom, ohne ihn anzusehen, und einem Augenzwinkern in meine Richtung.
„Wofür ist das?“ hakte ich nach, und ließ die Münzen in meiner Jackentasche verschwinden.
„Apparierstunden“, erwähnte sie sehr leise, „wenn alles noch so wie früher ist, werden sie direkt nach den Ferien damit anfangen, pass gut auf, du bist die erste von euch, die rechtzeitig die Prüfung ablegen darf. Harry wird außer den Übungen nichts machen können, sein Geburtstag ist in den Ferien.“ Sie sah mich eindringlich an. „Du musst ihn führen! Das heißt du musst es bis dahin beherrschen, damit du ihn mitnehmen kannst. Am besten beginnst du schon mit Überlegungen, wo ihr euch verstecken könnt.“
Ich nickte ihr zu.
„Und jetzt, alles, alles Gute, bis im Sommer!“
Ich wählte das Flohpulver, da seid Umbridges Sturz im letzten Jahr, das Flohnetzwerk der Schule wieder in Betrieb genommen wurde, und einige ausgewählte Kamine daran angeschlossen waren.
Ich warf das Pulver zu Boden und rief laut und deutlich „Hogwarts“.
Das Feuer begann sofort smaragdgrün zu leuchten, flüchtig sah ich ein letztes Mal unser Wohnzimmer und Mom und Dad, Arm in Arm mir zuwinken, dann umschlossen mich die Flammen.
Während ich sehr schnell herumwirbelte, erhaschte ich einige verschwommene Bilder von anderen Zaubererzimmern, die sofort wieder verschwanden, dann drehte ich mich langsamer und kam schließlich mitten im Kamin von Professor McGonagalls Büro zum Stillstand.
Sie saß an ihrem Schreibtisch und sah mich über ihre Brille hinweg an.
„Ah, Miss Granger. Hinterlassen sie bitte nicht soviel Asche auf dem Teppich.“
„Ja, Professor. Schönes neues Jahr, Professor.“
In voller Absicht war ich bereits nach dem Mittagessen abgereist, so hätte ich noch ein paar Stunden um mich einzugewöhnen, bevor das Unheil wieder über mich hereinbrechen würde.
Mir war klar, dass sie nicht vor dem Abend aus dem Fuchsbau zurückkehren würden.
Nachdem ich meine Sachen im Schlafraum untergebracht, und das neue Passwort zum Gemeinschaftsraum festgelegt hatte – Abstinenz, es war sehr treffend, die fette Dame hatte wohl über Weihnachten etwas zu tief ins Glas geschaut – traf ich auf dem Weg zu einem Kurzbesuch bei Hagrid und Seidenschnabel, der jetzt Federflügel heißt, auf Professor Dumbledore, der mir lächelnd, ohne weiteren Worte, ein Pergament für Harry überreichte.
„Seine nächste Stunde, Professor?“ rief ich ihm hinterher.
„Du hast es richtig erfasst, Miss Granger.“
„Darf ich sie fragen, was sie ihm dieses Mal zeigen?“
„Dürfen sie“, lächelte er. „Es wird eine getrübte Erinnerung sein, die Harry vervollständigen muss. Es wäre nicht schlecht, wenn sie ihn dabei unterstützen könnten.“
„Um was geht es?“
„Das weiß ich nicht“.
„Das wissen sie nicht?“, wiederholte ich ungläubig.
„Wenn ich wüsste, mein Kind, dann bräuchte ich Harry die Aufgabe nicht zu stellen.“
„Klingt einleuchtend“, murmelte ich, dachte aber genau das Gegenteil.
„Harry wird mit ihnen darüber sprechen, wenn er die Erinnerung gesehen hat“, er winkte mir zu und ließ mich wieder einmal, bildlich gesehen im Regen stehen.
„Harry! Ginny!“
Dick eingepackt mit Winterumhang, Hut und Handschuhen winkte ich meinen Freunden zu.
Ron ignorierte ich bewusst, alle Drei standen vor dem Portraitloch, doch die fette Dame ließ sie nicht vorbei – das neue Passwort, ihr erinnert euch?
„Ich bin vor ein paar Stunden zurückgekommen, ich war eben unten zu Besuch bei Hagrid und Seiden- ich meine, Federflügel“, atemlos und mit eiskalten Wangen schloss ich zu ihnen auf.
Ich freute mich wirklich sie zu sehen. „Hattet ihr schöne Weihnachten?“
„Jaah“, sagte Ron sofort, „war ziemlich viel los, Rufus Scrim…“
„Ich hab was für dich Harry“, unmittelbar vor Harry blieb ich stehen, ohne Ron auch nur eines Blickes zu würdigen. „Oh, Moment mal – Passwort. Abstinenz.“
Beim Durchqueren des Portraitloches kramte ich in meiner Tasche und hielt Harry die Pergamentrolle von Dumbledore unter die Nase.
„Klasse“, sagte Harry und zog sie sofort auseinander. „Morgen Abend“, las er vor. „Ich hab ihm eine Menge zu erzählen – und dir auch. Komm wir setzen uns…“
In diesem Augenblick erzitterte der Gemeinschaftsraum unter einer schrillen, unnatürlich lauten Stimme: „Won-Won!“, und schon schob Lavender ihre Massen in rasantem Tempo Richtung Ron.
„Won-Won!“ Wie eine Dampfwalze wurde er überfahren und platt gequetscht. „Mein Won-Won!“
Bei jeder Anderen hätte ich wohl von Schweben gesprochen, aber bei ihr…
„Dort drüben ist ein Tisch“, lachte ich schrill, „kommst du mit, Ginny?“
„Nein, danke, ich hab Dean versprochen, dass wir uns treffen“, antwortete sie sichtlich enttäuscht, und Harry machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
Wusst ich’s doch!
Die haben sich die ganzen Ferien über, wieder gegenseitig belauert, und wenn ich mir jetzt noch Ron dazu vorstellte … Gott sei Dank habe ich Weihnachten bei Mom und Dad verbracht.
„Und, wie waren deine Weihnachten?“ begann Harry, nachdem wir uns einsam in eine Ecke verzogen hatten.
„Oh schön“, antwortete ich. „Nichts Besonderes. Wie war’s bei Won-Won zu Hause?“
„Das erzähle ich dir gleich“, erwiderte Harry. „Hör mal, Hermine, kannst du nicht?“
„Nein kann ich nicht!“
Ich war definitiv nicht bereit, bei Ron einzulenken.
„Ich dachte, vielleicht, na ja, über Weihnachten…“
Ich schüttelte energisch meinen Kopf.
„Also fang an zu erzählen!“ forderte ich ihn auf.
„Am Besten fang ich mit der Weihnachtsparty an, du warst schon weg, also konnte ich vor deiner Abreise nicht mehr mit dir sprechen.“
„Ich musste da raus, McLaggen war nicht mehr zu ertragen, als was war noch los?“
„Filch schleppte plötzlich Malfoy an, angeblich wollte er sich zur Party einschleichen … Jedenfalls nahm ihn Snape beiseite und wollte mit ihm ein ernstes Wörtchen reden.“
„Und du hast die Gelegenheit genutzt, und bist unterm Tarnumhang hinterher, vermute ich mal.“
„Korrekt! Snape warf Draco vor, unbedacht und unvorsichtig vorzugehen, und Draco wies Snapes Vorwürfe als respektlos zurück, Snape solle sich gefälligst raushalten.“
„Aus was?“
„Snape bemerkte, dass Draco Okklumentik bei Tante Bellatrix gelernt haben musste, und verdächtigte ihn, seinem Meister etwas zu verbergen.“
„Tante Bellatrix? Seinem Meister?“ fragte ich ungläubig.
„Siehst du!“ raunte Harry. „Und du hast mir nie geglaubt!“
Sein Vorwurf prallte hart gegen meinen Kopf.
Mom! Wehe du erwähnst nur ein Wort!
„Snape bot Draco seine Hilfe an: Er habe dies seiner Mutter mit einem Unbrechbaren Schwur geschworen. Draco erwiderte aber stolz, dass er Snapes Hilfe nicht bräuchte, die Umsetzung seines Plans dauere nur etwas länger als gedacht.“
Unbrechbarer Schwur? Umsetzung seines Plans?
Sollte Mom … Harry doch Recht haben?
„Glaubst du nicht…“, dass Snape nur so getan hat, als würde er Hilfe anbieten, damit Malfoy darauf reinfällt?
„…dass er nur so getan hat, als würde er Hilfe anbieten, damit Malfoy darauf reinfällt und ihm verrät, was er vorhat?“ vollendete Harry mit fast meinen identischen Gedanken.
„Rons Dad und Lupin glauben das“, sagte Harry widerwillig.
„Ein unbrechbarer Schwur“, erklärte er weiter, „ist absolut bindend, und man muss sterben, wenn man einen solchen Schwur bricht. Snape geht sicherlich solch einen Fluch nicht leichtfertig ein.“
Womit er nicht Unrecht hatte.
„Ich weiß, was ein unbrechbarer Fluch ist!“
„Aber es beweist eindeutig, dass Malfoy irgendetwas plant, das kannst du nicht mehr bestreiten.“
„Nein, kann ich nicht“, antwortete ich langsam, nicht nachdem auch Mom in dieses Horn blies.
Harry starrte mich mit zuckendem Auge an.
„Was?“ fragte ich genervt.
„Hatte ich mich gerade verhört, oder hast du wirklich – nein, kann ich nicht – gesagt?“
„Mach dich nur lustig über mich, du fehlst gerade noch in meiner Sammlung.“
„Was ist denn nun schon wieder?“
„Erst mit meiner Mom einen Deal aushandeln, und sich dann auch noch über mich lustig machen!“ murmelte ich.
„Was? Ich einen Deal? Mit deiner Mom? Hallo? Was ist los? Irgendwas geträumt?“
Ja, das wir heiraten, du ... du ... o nein, diese Augen, diese unwahrscheinlichen, grünen Augen.
Ich neigte meinen Kopf zur Seite, ein sehr ungewöhnliches Gefühl durchströmte meinen Körper, das sich aber rasch wieder änderte.
Hätte ich meine Augen nur da gelassen, wo sie waren.
So musste ich jetzt mit ansehen, wie Lavenders überlange, ekelhafte dicke Zunge sich in Ron Ohr bohrte.
Ich schüttelte mich angewidert.
„Ja!“ fauchte ich spielerisch genervt. „Du hast dich mit meiner Mom verbündet gib’s zu! Ich sollte dir mehr vertrauen, und früher waren Voldemorts Gefolgsleute alle in unserem Alter, und außerdem soll ich dich heiraten.“
Harry verschluckte sich gehörig, ich musste ihm mehrmals auf den Rücken hauen, damit er wieder frei atmen konnte, und aufhörte zu husten.
„Ich bin unschuldig“, sich ergebend, erhob er beide Hände. „Punkte eins, du solltest auf deine Mom hören, Punkt 2...“
Ich sollte auf meine Mom hören...
„Darüber reden wir später“, grinste er hinterlistig.
„Das verrate ich aber Ginny“, versuchte ich mich zu rächen.
Kannst du nicht einmal deinen Mund halten?
Du selbst treibst ihn in ihre Arme!
Sie gehören zusammen!
Sei ehrlich, zu dir selbst!
Moms Worte dröhnten in meinen Ohren.
Ich werde noch verrückt, das soll endlich...
AUFHÖREN!
„Was hast du?“ Harry sah mich völlig verstört an.
Hatte er etwas an meinem Gesicht, meinen Augen bemerkt.
Vorsichtig sah er sich im Raum um.
„Ron?“
„Ach was“, fauchte ich. „Der macht mich krank, aber deswegen rege ich mich nicht mehr auf.“
„Sondern?“
„Darüber reden wir später“, eine gelungene Retourkutsche, begleitet von einem Kichern.
„Ginny ist zu Dean, hast du doch vorhin selbst gehört“, damit blickte er in eine andere Ecke des Gemeinschaftsraumes, in der es allerdings nicht so lustig zu zugehen schien, wie in der entgegengesetzten Ecke bei Ron und Lavender.
Ich zwang mich wegzusehen, und wechselte das Thema.
„Wie geht’s Lupin?“
„Nicht besonders“, Harry rümpfte die Nase. „Er lebt zurzeit als heimlicher Agent des Ordens unter den Werwölfen. Gegen ihren blutrünstige Anführer Fenrir Greyback traut sich keiner etwas zu unternehmen, deswegen sind auch fast alle auf Voldemorts Seite, der ihnen menschliche Opfer anbieten würde. Dieser Greyback beißt Menschen nur so zum Spaß, am liebsten sind ihm Kinder, widerlich, einfach nur widerlich, und er war es auch, der für Remus pelziges Problem verantwortlich ist. Hast du je von diesem Fenrir Greyback gehört?“
„Ja hab ich!“
In diesem Augenblick fiel es mir wieder ein.
Warum musste Mom immer Recht haben?
„Wann, in Zaubereigeschichte? Du weißt ganz genau, dass ich nie zugehört hab...“ unterbrach Harry meine Gedanken.
„Nein, nein, nicht in Zaubereigeschichte – Malfoy hat Borgin mit ihm gedroht!“
Fassungslos starrte mich Harry an. „Damals in der Nokturngasse, weißt du nicht mehr? Er meinte zu Borgin, dass Greyback ein alter Freund der Familie sei und dass er kontrollieren würde, wie Borgin vorankommt!“
Harrys Mund klappte auf.
Welch eine Genugtuung musste er in diesem Augenblick gefühlt haben.
Eine Genugtuung, die ich bremsen musste.
Auch wenn jetzt plötzlich alles plausibel klang.
„Das habe ich ganz vergessen! Aber das beweist, dass Malfoy ein Todesser ist, wie könnte er sonst Verbindung zu Greyback haben und ihm sagen, was er tun soll?“
Halt! Stopp! Nicht so schnell! Beweisen tut das immer noch nichts!
„Es ist ziemlich verdächtig“, sagte ich vorsichtig. „Außer...“
„Ach, nun hör schon auf!“ sagte Harry wütend, er hatte mich durchschaut, „das kannst du jetzt nicht auch wieder versuchen zu verdrehen!“
„Also ... es ist jedenfalls möglich, dass es eine leere Drohung war“, glaubte aber selbst nicht, was ich gerade von mir ließ.
„Du bist wirklich unglaublich“, sagte Harry und schüttelte seinen Kopf. „Wir werden sehen, wer Recht hat ... du wirst deine Worte noch bereuen, Hermine, genau wie das Ministerium. Ach ja, und einen Streit mit Rufus Scrimegour hatte ich auch noch...“.
„Dem Minister? Ron hatte vorhin schon was angedeutet?“
„Was du großzügig ignoriert hast“, erwiderte Harry. „“Nun gut ... Scrimegour kam zusammen mit Percy beim Weihnachtsessen an.“
„Percy? Er kommt wieder nach Hause?“
Harry lachte schrill. „Es war offensichtlich, dass es nur ein Vorwand war, kaum angekommen entführte mich der Minister nach draußen.“
„Also wollte Scrimegour etwas von dir?“
„Er wollte mich zum Maskottchen des Zaubereiministeriums machen, dabei versuchte er Alles, nahm kein Blatt vor den Mund, und es machte ihm noch nicht einmal etwas aus, ob ich nun tatsächlich der Auserwählte sei oder nicht, er war nicht an mir selbst, sondern nur an meinem Status interessiert, die magische Öffentlichkeit würde mich als Helden beurteilen, und mit mir auf der Seite könnte der Minister Punkte sammeln. Er bat mir als Gegenleistung sogar Vorteile bei einer eventuellen Aurorenausbildung an.“
„Du hast natürlich nein gesagt, nehme ich an?“
„Klar und deutlich! Durch und Durch Dumbledores Mann, so nannte mich der Minister und musste enttäuscht wieder abrücken, mit einem Percy, dessen Brillengläser voll mit Pastinakenpüree war.“
„Pastinakenpüree?“ lachte ich, „wie das?“
„Die Zwillinge und Ginny wollten alle gleichzeitig den Verdienst dafür in Anspruch nehmen, sehr zum Leidwesen ihrer Mom“, Harry zuckte belustigt mit der Schulter. „Vielleicht solltest du sie selber fragen, obwohl sie nicht gut auf dich zu sprechen sein dürfte“, Harry lachte laut heraus.
Fragend sah ich ihn an. „Was habe ich verbrochen?“
„Was du verbrochen hast? Nun ... ganz einfach, der Hermineersatz in ihrem Zimmer bestand aus Schleim...“
„O, nein! Die Arme!“
„Dann war sie wohl längere Zeit mit dir beschäftigt? ... wenn Schleim in ihrem Zimmer und ich nicht da war“, fügte ich nervös hinzu.
„Sagen wir’s mal so: Sie ließ nichts unversucht, schließlich habe ich mit Fleur die Betten getauscht.“
Mit fahlem, blassen Gesicht stierte ich in sein völlig ernstes Gesicht.
Seine Mundwinkel weiteten sich, schließlich prustete er laut heraus.
Test! Das war ein sogenannter Test!
Ich würde sagen glänzend bestanden!
Großartige Reaktion, Glückwunsch Hermine, du wurdest gerade neben Ron, der außer Konkurrenz startet, zum Pavian des Jahres gewählt!
„Keine Sorge, sonst wäre sie jetzt bestimmt nicht da drüben“.
Ich folgte Harrys Blicken.
„So richtig glücklich sieht das aber nicht aus, sieht eher aus als würden sie wegen dir streiten ... schau ... Die blicken dauernd hierher, mit ihren ernsten Gesichtern.“
Revanche gelungen!
Dieses Mal war es umgekehrt, mit fahlem, blassen Gesicht stierte er in mein völlig ernstes Gesicht. Meine Mundwinkel weiteten sich, schließlich prustete ich laut heraus, und Harry stimmte mit ein.
„Wer neckt hier wen?“ fragte er. „Übrigens würde ich nie die Freundschaft zu Ron aufs Spiel setzen...“
Mitten im Satz verstummte Harry, der Grund war unschwer zu erkennen, Ginny näherte sich unseren Plätzen.
„Ich geh dann mal packen“, sagte Harry rasch und stand auf.
„Packen?“ fragte Ginny erstaunt.
„Ich habe mit Lavender die Betten getauscht, ich nehm ihr’s bei Hermine und sie meines bei Ron.“
Mit fahlem, blassen Gesicht stierte Ginny in sein völlig ernstes Gesicht.
Mit einem kleinen Schlag auf Ginnys Schulter, lief er prustend davon.
„Euch scheint’s gut zu gehen?“ erkannte Ginny mit immer noch verblüfftem Gesicht.
„Wir haben uns glänzend unterhalten“, antwortete ich. „Während es bei dir nicht so lustig ausgesehen hat.“
„Ach das“, winkte sie ab. „Dean hat es nicht gefallen, dass Harry über Weihnachten bei uns war.“
Volltreffer!
„Bei dir“, korrigierte ich, „was habe ich dir gesagt?“
„Ach, da steh ich drüber. Wie waren deine Weihnachtsferien?“
„Ganz gut“, antwortete ich.
„Harry hat dir vermutlich schon alles erzählt?“
„Wenn Scrimegour und Percy mit Pastinakenpüree alles war, dann ja.“
„Das war geil! Mom hatte zwar einen Weinkrampf bekommen, aber das war es einfach wert, einfach köstlich.“ Ginny sprang direkt voller Enthusiasmus auf diese Szene an. „Sobald der Minister mit Harry nach draußen verschwand, warteten wir gespannt, wie Percy sich im Kreis der Familie verhalten würde. Wie erwartet, steif, passiv und nervös. Er legte seine zitternden Hände auf die Rücklehne von Harrys leerem Stuhl und klammerte sich daran fest, seine Finger waren vor Anspannung ganz weiß. Obwohl Harry keine roten Haare auf dem Kopf und keine Sommersprossen im Gesicht hat, ist er ein größeres Teil meiner Familie, als Percy. Wechselst du auch täglich deine Unterhosen? rief Fred plötzlich unserem Bruder zu, dessen Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten. Du hast doch immer Schwierigkeiten gehabt, dich daran zu erinnern? Ergänzte George in einer genialen Art und Weise. Percys Gesicht wurde immer bleicher. Mom zwang uns mit Blicken zur Ruhe, doch wir wollten nicht nachgeben. Willst du etwas mit uns essen, Percy? Fragte Mom besorgt, doch bevor er antworten konnte, nahm ich mein Messer in die Hand und reichte es Percy mit den Worten entgegen: Wir haben auch noch das Messer, mit dem du uns in den Rücken gestochen hast. Soll ich es für die nächste Runde schärfen? Mom stützte ihre Hände in den Hüften ab, und schrie so laut meinen Namen, dass ich zusammenzuckte. Stattdessen ließ ich heimlich meinen Stab aus der Tasche gleiten und richtete ihn auf den Tisch. Eine Ein Löffel mit Pastinakenpüree erhob sich von der Schüssel, dann komischerweise noch einer und noch einer. Drei Löffel schwebten in der Luft, kreisten kurz vor Percy, und ... zack ... volle Ladung ins Gesicht.“
„Du hast gezaubert? Du bist noch Minderjährig!“
„Och, Hermine, sei doch nicht immer so verbissen, du bist später nach der Schule wirklich beim Ministerium sehr gut aufgehoben, immer alles genau nach Plan und nur mit Erlaubnis, alles genau nach Vorschrift.“
„Was wenn sie dich drankriegen, wegen unerlaubtem zaubern außerhalb der Schule? Du bist noch Minderjährig!“
„Na und? Wie wollen sie das feststellen? Es könnte auch jemand meinen Stab benutzt haben, was in einem Haushalt, wie dem unseren nicht ungewöhnlich sein würde?“
„Aber Harry hatten sie doch sofort?“
„Weil er bei Muggeln lebte, und wer sonst hätte seinen Zauberstab benutzen können? Du erinnerst dich, es war damals Dobby, der ihn benutzt hatte, ergo liegt der Zauber auf dem Stab, nicht auf der Person.“
„Wie läuft’s zwischen Harry und dir?“ fragte ich neugierig, um von ihrer Belehrung abzulenken.
„Wie läuft’s zwischen dir und Ron?“ konterte sie mit starrem Blick. „Ich bin mit Dean zusammen, ich glaube nicht, dass du das vergessen hast. Und … Warum interessiert dich das überhaupt? Bis vor kurzem hast du mir noch Vorhaltungen gemacht, wegen Dean, du erinnerst dich?“
„Ich habe ihn lediglich ein bisschen aufgezogen, geneckt, mehr nicht“, sprach sie nach einer kurzen Pause weiter. „Es machte Spaß, ich musste ihn einfach nur andauernd irgendwo berühren, und schon zuckte er zusammen. Du hättest ihn sehen sollen, als ich ihm eine Made aus den Haaren fischte“, träumerisch verdrehte sie ihre Augen.
„Eine Made?“ rief ich angewidert.
„Ein Weihnachtsgeschenk von Kreacher ... ein Päckchen Maden“.
„Widerlich!“
„Gänsehaut hatte Harry im Nacken, aber ich befürchte, die kam nicht von der Made ... und die Zwillinge haben Ron fertig gemacht, sie wollten wissen, wie das mit Lavender passiert ist. Hatte sie vielleicht einen Unfall? Fragte George gehässig. Ron sah sie nur sprachlos an und bekam zur Antwort: Na, wie hat sie sich einen so beträchtlichen Hirnschaden zugezogen? Sein Gesicht hättest du sehen sollen!“
Den Hirnschaden hatte sie schon vorher, dachte ich für mich.
Unser Unterricht begann am nächsten Morgen mit einer Überraschung für fast alle Sechstklässler, nur ich war schon darauf vorbereitet.
Du musst ihn führen! Das heißt du musst es bis dahin beherrschen.
Über dem schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum hing ein großes Schild:
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