von rodriquez
Unmittelbar vor dem Portraitloch hatte er mich allerdings eingeholt. Ich war wohl doch zu langsam, und zu sehr in Gedanken vertieft, oder Harry hatte einfach die Abkürzung durch den ominösen Wandteppich genommen.
„Flitterkram“, sagte Harry zu der fetten Dame, das neue Passwort, passend zum Fest.
„Gleichfalls“, erwiderte sie mit einem schelmischen Grinsen, was hat die denn gedacht?
„Gemeinsam?“, fragte er vorsichtig.
Ich nickte.
Warum auch nicht?
Ron wĂĽrde es gar nicht bemerken, und Ginny ist selber schuld.
Wie erwartet bemerkte uns kein Mensch, lediglich ein Tier, ein seltsamer Kater mit einem Minimuff begrĂĽĂźte unsere RĂĽckkehr in den Gemeinschaftsraum.
Weit und breit kein Liebespaar in Sicht.
O – Mein – Gott, ich war geneigt zu denken, dass doch eines im Gemeinschaftsraum wäre.
Diese Poente hätte voll eingeschlagen, und sie wäre runtergelaufen, wie Öl.
„Kein Pärchen zu sehen“, murmelte Harry zerknirscht.
„Was hast du erwartet?“
Mit gleichgültigem Blick starrte ich zu ihm hinüber. „Du hättest den Anblick sowieso nicht ertragen.“
Tief durchatmend plumpste Harry in seinen Sessel vor dem Kamin.
„Gott sei Dank“, seufzte er, was bei mir ein Entsetzen hervorrief, weil ich den Grund glaubte zu erahnen. „Fast hätte ich einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begangen.“
Ich ließ mich im Sessel neben ihm nieder, und nickte zustimmend, immer noch mit entsetztem Gesicht. „Ich hätte mitgespielt“, murmelte ich vor mich hin. „Ohne Gegenwehr, ohne Nachzudenken … Ich hätte mich sofort darauf eingelassen.“
Harry beugte sich nach vorne, ergriff meine Hand, und streichelte vorsichtig ĂĽber meinen HandrĂĽcken.
„Wir müssen vorsichtiger sein, Hermine. Jeder Fehler aus Unbedachtheit kann unser Ende bedeuten.“
„Ich weiß“, seufzte ich schwer verständlich.
Wie erwartet wurde Harry noch am gleichen Abend von Romilda Vane angesprochen.
Dieser Moment kam schneller als erwartet, nämlich unmittelbar nachdem wir uns als Geschwister im Geiste und ohne weitere Worte voneinander lösten.
Ein Getränk konnte er gerade noch dankend ablehnen, aber eine Geschenkbox mit Schoko-Kessel, die angeblich mit Feuerwhiskey gefüllt waren, drückte sie ihm unablehnbar in die Hände.
Ich gab ihm einen was – habe – ich – dir – gesagt Blick, und rasch eilte er wieder zu mir heran.
„Hab ich’s doch gesagt!“ bemerkte ich abfällig. „Je eher du jemanden fragst, desto eher lassen sie dich alle in Ruhe, und du kannst…“
Mitten im Satz brach ich ab, mein Gesicht brannte wie Feuer, gerade hatte ich Ron und Lavender erblickt, eng umschlungen drĂĽckten sie sich durch das Portraitloch.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stürmte ich in Richtung Mädchenschlafsaal davon.
Sicherlich fragt ihr euch, wie ich es geschafft habe, mit Lavender in einem Raum zu schlafen?
Nun, das war das geringste Problem, meist schlief ich schon, wenn sie hereinkam, und ich gewöhnte mir an, auch wieder vor ihr aufzustehen, so sind wir uns kaum begegnet, darauf achtete ich akribisch.
Bis auf ein einziges Mal, am Abend nach Slughorns Party…
Der Verwandlungsunterricht am nächsten Morgen wartete mir einen weiteren Genickschlag auf mich.
Wir mussten uns vor einen Spiegel stellen, und dabei beobachten, wie wir uns selber verwandeln.
Menschliche Verwandlung war das Thema: Verpassen sie ihren Augenbrauen eine andere Farbe.
Das Ergebnis meiner, sogenannten besten Freunde erheiterte mich, nachdem es mir wieder einmal perfekt gelungen war.
Harry schaffte es immerhin eine Augenbraue zu blondieren, nur das Blond wollte nicht mehr weggehen, und jetzt lief er mit einer schwarzen und einer blonden Augenbraue umher. Er nahm es mit Humor, wenigstens etwas, im Gegensatz zu Ron, der mich wie so ĂĽblich grĂĽndlich auflaufen lieĂź.
Und ebenfalls wie so ĂĽblich, erzielte er bei einer Aufgabe ein perfektes Ergebnis, perfekt komisch eben, statt einer Augenbraue, wuchs in seinem Gesicht ein Oberlippenschnauzer, einfach sensationell.
Stellt euch das bildlich vor: Ron mit roten Haaren und einem Walrossschnauzbart.
Ich konnte einfach nicht anders.
Doch Ron fand mein Lachen gar nicht komisch, obwohl Harry noch lauter lachte.
Ron nahm unbarmherzig Rache, indem er mich nachahmte, wie ich jedes Mal, wenn McGonagall eine Frage stellte, auf meinem Platz freudig auf- und abhopste, sehr zum VergnĂĽgen seiner blondierten Dummtorte.
Ich vergas alle meine Vorsätze und rannte tränenaufgelöst aus dem Raum, direkt in die naheliegenden Toiletteräume.
Schluchzend traf ich auf Luna, die mich tröstend in den Arm nahm und wieder nach draußen führte.
„Weinst du wegen Ron? Er kann manchmal ganz schon grob sein“, bemerkte sie wieder einmal sehr treffend.
Vor der Toilette trafen wir auf Harry, der mich mit einem nachdenklichen Blick beäugte, und mir meine Sachen, die ich bei meiner überhasteten Flucht liegengelassen hatte, entgegenstreckte.
Ich konnte und wollte aber seinen tröstenden Blick in diesem Moment nicht über mich ergehen lassen.
Es wäre zuviel des Guten gewesen, ich wollte in meinem Schmerz alleine sein, so nahm ich wortlos meine Sachen entgegen und rannte erneut davon.
Rache! Das wird mir Ron bĂĽĂźen!
Und ich sollte meine Genugtuung bekommen.
„Du hättest jede mitnehmen können!“ rief Ron ungläubig Harry beim Abendessen zu.
„Jede! Und du hast Loony Lovegood ausgesucht?“
Harry hatte Luna gefragt?
Einfach perfekt und diplomatisch, und niemand anderem außer Luna, hätte ich dies gegönnt.
Ohne ihr etwas Böses zu wollen, und obwohl sie eine absolute hübsche Person war, so war sie doch nicht der Typ Mädchen, das die meisten Kerle mit einem romantischen Hintergedanken, auffordern würden.
Luna war fĂĽr Harry einfach nur eine sichere Option.
„Nenn sie nicht so, Ron!“ fauchte Ginny. „Ich bin echt froh, dass du sie mitnimmst, Harry, sie ist schon ganz aufgeregt.“
Auch Ginny sollte von Harrys Wahl beeindruckt sein, damit kam er auch ihr entgegen.
Ginny marschierte an unseren Plätzen vorbei, und ließ sich provozierend auf Deans Schoss nieder.
Ich saß in sicherem Abstand zu Ron, einige Plätze abseits am Ende des Tisches und stocherte lustlos in meinem Eintopf herum.
Mehrfach blickte Ron verstohlen in meine Richtung, Harry appellierte an ihn, sich doch mit mir zu versöhnen, nicht uneigennützig, er litt genauso unter der aktuellen Situation.
Gut gemeinter Versuch, Harry!
Aber ich war zu diesem Zeitpunkt einfach nicht bereit für ein Versöhnungsgespräch.
Der Stachel saĂź tief, die Wunde noch zu frisch.
Die doofste Kuh in Hogwarts stampfte heran, und Harry verstummte sofort.
Hilfesuchend schaute er in meine Richtung, doch ich zeigte ihm provokativ die kalte Schulter, auch wenn es Harry nicht verdient hatte.
Für mich zählte aktuell nur mein eigener Schmerz, und mein Plan stand fest, ich brauchte nur noch die richtige Gelegenheit.
Schnurstracks quetschte die Kuh ihre Euter zwischen Harry und Ron – merkt die eigentlich überhaupt noch etwas? – und sofort begann wieder das fröhliche Saugen und Schlecken.
Einfach widerlich!
Selbst ihre beste Freundin Parvati schien ihr Verhalten langsam peinlich und langweilig zu finden, während einem kurzen, scheinbar belanglosen Gespräch mit Harry entdeckte sie mich, und lächelte mir zu.
Alles Berechnung, ich hatte das perfekte Opfer fĂĽr meinen Plan auserkoren, und machte Parvati bewusst mit Blicken auf mich aufmerksam.
„Oh, hallo Hermine!“ grüßte sie mich, und schien erleichtert, dass sie sich von der Saugglocke entfernen konnte.
Harry drehte sich bei der Erwähnung meines Namens zu mir um, und ich gab beiden ein freundliches, berechnendes Lächeln zurück.
„Hi, Parvati“, erwiderte ich, ohne im Geringsten auf Ron und Lavender zu achten.
Der ideale Moment fĂĽr meine Rache war gekommen!
„Gehst du heute Abend zu Slughorns Party?“ fragte ich sie beiläufig.
„Keine Einladung“, antwortete sie abwertend. „Ich hätt aber große Lust, das klingt, als würd es richtig gut werden … du gehst hin, oder?“
Es war soweit!
Ein Auge blickte gehässig an ihr vorbei, direkt auf die Wurzel des Übels.
„Ja, ich treff mich um Acht mit Cormac, und wir…“
Natürlich etwas lauter als Normal…
Ein Geräusch war zu hören, als würde eine Saugglocke von einem verstopften Abfluss weggezogen, und unter der ganzen Masse von Lavender, war plötzlich Ron aufgetaucht.
Yeah! Rache gelungen! Mission erfolgreich!
„… wir gehen zusammen hoch zur Party“, vollendete ich, auch wenn ich von Harry einen unverständlichen – über die Abgründe der weiblichen Rache – nachdenklichen Blick bekam.
„Cormac?“ wiederholte Parvati fragend. „Du meinst Cormac McLaggen?“
„Richtig“, säuselte ich ihr entgegen. „Der, der beinahe…“, noch einmal sah ich an ihr vorbei, und legte eine volle Breitseitenbetonung in die folgende Worte, „…Gryffindor – Hüter geworden wäre.“
„Dann bist du jetzt also mit ihm zusammen?“
Parvatis Augen waren soweit aufgerissen, dass ich befürchtete sie würden jeden Augenblick aus ihren Höhlen springen und über den Boden kullern.
„Oh – ja – hast du das nicht gewusst?“
Die Krönung des Ganzen, untermalt mit einem völlig unherminehaften Kichern.
„Wow!“ staunte Parvati, „du stehst also auf Quidditch – Spieler, stimmt’s? Erst Krum, dann McLaggen…“
„Ich steh auf richtig gute Quidditch – Spieler“, korrigierte ich sie, und mein Blick verharrte unweigerlich auf Harry.
Nein! Ihr bleibt wo ihr seid! Gedanken kehrt marsch!
Lavender und Parvati steckten sofort tratschend ihre Köpfe zusammen, diese Gelegenheit nutzte Ginny, die mit besorgter Miene von Deans Schoss aufgesprungen war.
„Du hast sie doch nur verarscht, oder?“
„Ich hab eine Teilwahrheit erzählt, also nicht verarscht und damit auch nicht gelogen“, antwortete ich mit einem immer noch vergnügten Lächeln.
„Du gehst wirklich mit McLaggen…?“
„…auf die Party, ja!“ ergänzte ich.
„Na, der Hammer hat ja sein Ziel genau ins Schwarze getroffen, und ist eingeschlagen, wie eine Bombe!“ grinste sie, mit Blick auf ihren verdattert blickenden Bruder. „Ron hatte sich so schnell aus den Saugbewegungen gelöst, dass ich für einen Moment das Gefühl hatte, seine Lippen wären durch die Ansaugkraft, am Ausgangspunkt geblieben.“
„Tja!“ zuckte ich unschuldig mit meinem Oberkörper.
„Rate mal, was mir heute Morgen noch passiert ist?“
Ginnys Augen begannen unnatĂĽrlich zu leuchten.
„Keine Ahnung!“
Irgendwas mit Harry, dachte ich gelangweilt.
„Ein gewisser Zauberer wollte mit mir auf die Party, ich musste ihm aber leider absagen.“
Hundert Punkte, das wäre ihr Preis gewesen…
„Leider?“
„Wie hätte ich ihm zusagen, und meinem Freund gleichzeitig fünf Minuten vor Zwölf, das erklären sollen?“
Tja, wie wohl?
Dein Problem!
„Tja, dein Problem. Ich hatte dir meine Meinung zum Thema Dean oft genug versucht zu erklären, und ich verstehe es heute immer noch nicht, und daher habe ich beschlossen, dass es allein dein Problem ist. Mich interessiert das nicht mehr.“
„Du bist ziemlich gut gelaunt, und angriffslustig“, fixierte mich Ginny. „Deine Rache hat dir wohl gut getan?“
„Yep … Sehr gut sogar!“
Und wie!
Ich fĂĽhle mich groĂźartig!
„Na dann wünsche ich dir viel Spaß mit dem unwiderstehlichen, ich – krieg – alle – rum – Cormac“, grunzte Ginny zur Antwort.
Musste das jetzt sein?
Vielen Dank auch.
Mein HochgefĂĽhl verpuffte, allein der Gedanke an diese Jammergestalt erzeugte Brechreiz.
„Interessiert dich gar nicht, wie Harry es angestellt hatte?“
Fast enttäuscht über mein Desinteresse, verdrehte Ginny ihre Augen, gab aber keine Ruhe.
Es war wieder einmal eindeutig, dass sich Ginny offenbaren wollte.
„Wie?“
Ich hoffe es klang nicht zu genervt…
Ginny bemerkte überhaupt nichts, schmunzelte genüsslich und begann zu erzählen:
„Kurz nach dem Frühstück kam er auf mich zu, und fragte unscheinbar, ob ich rein zufällig dich getroffen hätte. Du bist es wohl auch Leid das Spektakel um Ron weiter zu verfolgen? Spielerisch schlug ich auf seinen Arm. Er verzog angewidert sein Gesicht. Ich wünschte, dass wir wieder Freunde wären, wir drei, so wie früher. Das was ich ihm darauf antwortete, brauchst du nicht zu wissen“, grinste Ginny.
Eigentlich bräuchte ich gar nichts zu wissen…
„Schließlich fragte er mich beiläufig, ob ich mit Dean zur Party gehen würde, und ich sah einen kleinen Funken Hoffnung hinter seinen Augen. Ich nickte, und ja, du hast in einem Recht, ich hasste mich dafür.“
Und was habe ich jetzt davon?
„Mit meinem Zeigefinger tippte ich auf seine Brust und meinte, es gibt eine Unzahl von Mädchen, die nur darauf warten mit dem berühmten Harry Potter auf diese Party gehen zu dürfen, hast du schon eine ins Auge gefasst?“
Mein Reden, mein Reden…
„Sein Gesicht wurde kreidebleich, doch bevor er mir antworten konnte, wurden wir peinlich unterbrochen. Weezy und Potty!“ Ginny ahmte Peeves Stimme nach.
„Peeves!“ ich verdrehte meine Augen.
Auch nicht wirklich was Neues…
„Und nicht nur das – über uns ein Mistelzweig. Weihnachtstraditionen, sollten nicht gebrochen werden! Blökte Peeves.“
Auch das nicht unbedingt etwas Neues…
„Und habt ihr?“ fragte ich neugierig, und erinnerte mich an meine nicht gebrochene Tradition zurück.
Haben sie etwa?
Ginny, du gehst immer noch mit Dean!
„Leider haben wir die Tradition brechen müssen, aber wir waren so knapp davor.“
Ich war nicht nur knapp davor, ich war ganz dicht dran…
Mit Daumen und Zeigefinger zeigte sie einen Abstand von weniger als einen Zentimeter an.
Hinter meinem RĂĽcken drĂĽckte ich die gleichen Finger ganz fest aufeinander.
„Harry sah plötzlich noch kranker aus, seine Wangen glühten wie eine überreife Tomate.“
„Und warum habt ihr nicht…?“
„Dean!“, und jetzt klang sie enttäuscht. „Harry musste mich ausgerechnet in diesem Augenblick daran erinnern…“, Ginny blickte sehnsüchtig in Harrys Richtung.
Braver Harry! Braver Junge!
„Und wenn man vom Teufel spricht … Genau in dem entscheidenden Moment kam er um die Ecke gelaufen, und alles war dahin.“
Dean sei Dank!
`tschuldigung war das ich? ZurĂĽck wo ihr hergekommen seid! Gedanken kehrt marsch!
„Wenn man vom Teufel spricht?“ entsetzt schaute ich sie an, aber sie registrierte es nicht, ihr Blick hatte sich wütend auf ihrem Lover festgebissen.
Leider war die Party fĂĽr mich ein totaler Reinfall, was aber auch nicht anders zu erwarten war, wenn man den Aspekt Cormac bedenkt.
All zu viel bekam ich nicht mit, denn bereits zu Beginn, versuchte Cormac zu grabschen, was ihm einen kräftigen Schlag auf die Finger einbrachte, nur um kurze Zeit später Peeves erscheinen zu lassen, ich vermute er wurde sogar von Cormac dafür bezahlt.
Der wollte mich tatsächlich unter dem Mistelzweig küssen!
Er hatte GlĂĽck, dass ich ihm nicht auf die Schuhe gekotzt habe.
Schnell hielt ich meine Hand vor den Mund, und ließ Mädchenunehrenhaft einen kräftigen Rülpser folgen. „`tschuldigung“, murmelte ich, „ich hole mir nur schnell was zu trinken.“
„Hermine! Hermine!“ hörte ich eine mir wohl bekannte Stimme rufen.
Harry sei Dank!
„Harry! Da bist du ja, gütiger Himmel! Hi Luna!“ begrüßte ich die Beiden völlig aufgewühlt.
Zu meiner Ăśberraschung sah Luna eigentlich wirklich ganz hĂĽbsch aus, abgesehen von ihrem silbernen Pailettenumhang, aber immerhin verzichtete sie auf ihre Radieschen-Ohrringe und auf ihr Halsband aus Butterbierkorken.
„Was ist denn mit dir passiert?“ Harry schien es zu erahnen, jedenfalls konnte er ein Lachen mit arger Not unterdrücken.
„Oh, ich bin gerade entkommen – ich meine, ich habe eben Cormac stehen lassen“, stammelte ich. „Unter der Mistel“, ergänzte ich, weil Harry mich fragend ansah.
„Geschieht dir recht, was musst du auch mit dem zusammen herkommen“, war sein ganzer Kommentar, mit einem strafendem Unterton.
„Ich dachte, der würde Ron am meisten ärgern“, gab ich kleinlaut zu.
„Und dann vorhin noch dein Ich-bin-ein-Schulmädchen-das-seinen-Freund-eifersüchtig-macht-Gekicher. Ich habe leider kein Mitleid mit dir. Das geschieht dir vollkommen Recht!“
„Er ist nicht mein Freund“, erwiderte ich trotzig.
„Ihr streitet euch, wie ein altes Ehepaar“.
Wieder einmal eine treffende und sehr direkte Analyse von Luna.
„Warum habt ihr euch eigentlich nicht gegenseitig begleitet?“
„Weil Hermine rasend vor Eifersucht blind geworden ist“.
„Ich – bin – nicht – eifersüchtig!“, keuchte ich. „Nicht auf diesen Idioten!“
„Das brauchst du auch nicht“, mit Unschuldsblicken schaute mich Luna an. „Weil du doch eigentlich zu Harry gehörst…“
„Das geht aber nicht, Luna“, unterbrach Harry mit ernster Miene.
„Wenn man wirklich will, kann man alles erreichen“, mahnte Luna. „Außerdem sehe ich euch beiden an, dass ihr das längst wisst.“
„Schön, wenn du es weißt“, erwiderte Harry. „Aber behalte es bitte für dich, das ist ganz wichtig…“
„Wegen euren Freunden, den Weasleys?“
„Nein“, schüttelte Harry seinen Kopf. „Wegen Voldemort.“
„Oh, dann müsst ihr aber die unzähligen Schlickschlupfe vor euren Köpfen verjagen, wenn ihr nicht wollt, dass man euch erwischt.“
Ich tauschte einen nervösen Blick mit Harry, und obwohl uns Luna mit ihrer ehrlichen Offenheit in Verlegenheit hätte bringen müssen, spürte ich eine gewisse Erleichterung.
Das naive Mädchen machte wirklich den Eindruck, als hätte sie den tatsächlichen Ernst der Lage erkannt.
Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge, ganz vorsichtig, und die Augen in Alarmbereitschaft, dabei fiel mir Ginny mit Dean in einer entfernten Ecke auf, einsam und sich sichtlich über die Gäste, am meisten wohl über mich, amüsierend.
„Hast du Hermine gesehen?“
Es war Cormac, der zu Ginny an den Tisch heran getreten war.
So schnell ich konnte, versteckte ich mich hinter Harrys RĂĽcken, und dann als Cormac sich abwandte, nichts wie weg!
Harry musste wohl gedacht haben, ich wäre disappariert, aber das war mir in diesem Augenblick ziemlich egal.
Für mich zählte nur noch eins, weg, und zwar so schnell, wie möglich, so verließ ich fluchtartig die Party.
Auf dem RĂĽckweg in den Gemeinschaftsraum stolperte ich ĂĽber Filch, der Malfoy am Ohr hinter sich herzog.
Malfoys Gesicht schmerzverzerrt, fast weinerlich. Er fluchte unaufhörlich.
„Ich sagte doch, ich bin zur Party eingeladen … Autsch … lassen sie mich los, sie Unwürdiger.“
Was sollte jetzt das?
Neugierig war ich stehen geblieben, und schaute den Beiden hinterher, Malfoy sträubte sich mit Händen und Füßen gegen Filchs Züchtigungsversuche.
FĂĽnf Minuten wartete ich, in der Hoffnung auf das Nachspiel, dann sah ich Malfoy mit Snape wieder herauskommen.
Schnell zog ich mich in einen nicht einsehbaren Bereich eines kleineren Korridors zurĂĽck.
Snape sah ungewöhnlich wütend aus, ging voraus und Malfoy folgte ihm mit ärgerlicher Miene hinterher.
Erst als sie an mir vorbei waren, traute ich mich wieder aus dem dunklen Korridor heraus zu treten.
Snape verschwand mit Malfoy im letzten Klassenzimmer des Hauptkorridors.
Mit schnellen Schritten folgte ich ihnen hinterher und von Neugier getrieben presste ich mein Ohr gegen die Tür. Doch dann schreckte ich von einem leisen Geräusch auf, jemand näherte sich mit langsamen Schritten, als würde jemand die Umgebung absuchen und dabei von Tür zu Tür gehen, aber ich konnte niemanden erkennen.
Mir kam ein Verdacht!
Harry unter dem Tarnumhang!
Ich wollte nicht, dass er mich bemerkt, so gab ich auf, und flüchtete um die nächste Ecke.
Eine zweite TĂĽr!
Das Klassenzimmer hatte zwei Eingänge und könnte von zwei Gängen aus erreicht werden!
Welch ein GlĂĽck fĂĽr mich.
Ich konnte dem Wink des Schicksals nicht widerstehen und presste ein weiteres Mal mein Ohr gegen eine TĂĽr.
„…Ich kann mir keine Fehler leisten, Draco, denn wenn man sie rauswirft…“
„Ich hatte nichts damit zu tun, klar?“ verteidigte sich Malfoy energisch.
Wieder näherten sich Schritte, und so gab ich meinen Lauschplan endgültig auf.
Ich hatte keine Lust, Harry Rechenschaft abzulegen, und ihm vielleicht auch Nahrung für seine besessene Malfoy – Idee zu geben.
Zurück im Gemeinschaftsraum kam es im Badezimmer zu der bereits erwähnten, unleidlichen Begegnung mit Lavender.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich mit Pyjama und ZahnbĂĽrste bewaffnet eintrat, so frĂĽh hatte ich nicht mit ihr gerechnet.
Sie stand vorm Spiegel und betrachtete ihre Brüste, drückte sie mit ihren Händen zusammen und beobachtete die veränderte Form. Dann bemerkte sie im Spiegel, dass ich hinter ihr stand.
„Da schaust du was? Schöne große, weiche Melonen, damit kannst du natürlich mit deinen Pfirsichen nicht mithalten. Ich liebe sie und Won-Won auch. Sie sind so was von Perfekt.“
„Won-Won?“
Angewidert schüttelte ich meinen Kopf, meine Gedankengänge behielt ich sicherheitshalber für mich.
Wenn du wĂĽsstest, wie fett du in Wirklichkeit bist, du dumme Pute!
Ich weiĂź gar nicht was Ron an dir findet?
Dicke Melonen können doch nicht alles sein?
Die hat noch nicht einmal eine gute Figur!
Krumme Beine, fette Oberschenkel, Zellulite am Hintern, Falten unter den Augen.
Aber immerhin gibt sie im Winter warm, und im Sommer bietet sie Schatten.
„Das sind halt Dinge von denen du noch nichts verstehst“, grinste sie, und schüttelte sich heftig mit dem Oberkörper, ihre sogenannten Melonen schwappten hin und her.
Sind es wirklich nur die Äußerlichkeiten die zählen?
Das kann es doch nicht sein?
Vierundzwanzig Stunden später stand ich selbst vor dem Badezimmerspiegel, zuhause in der Cavendish Ave. Nummer 23, und betrachtete nachdenklich meinen eigenen nackten Körper.
Die heimische Umgebung, und die Trennung von meinen Freunden brachten mich etwas zur Besinnung.
Es war nur die Wut und die Enttäuschung, die mich zu unrühmlichen Gedanken über Lavender führte.
Sie hatte groĂźe, riesige BrĂĽste im Vergleich zu den Meinigen, aber ich fand auch meine nicht unbedingt klein, zwar nicht so groĂź, wie bei ihr, aber immerhin.
Eine perfekte Handvoll, frei nach Ginny.
Zumindest wusste ich von Harry, dass es ihm nicht nur auf Äußerlichkeiten ankam.
Unser Gespräch über das Thema was ist Liebe? War aufschlussreich, aber jetzt war ich doch wieder verunsichert.
Was findet Ron an diesem Dummchen?
Mir wollte einfach kein Grund, auĂźer ihren Melonen, einfallen.
Richtiggehend ordinär!
Als nächstes kam mir Ginny in den Sinn.
Ich erinnerte mich an eine Szene zurĂĽck, in der auch sie versucht hatte mit aufreizender, tiefblickender Kleidung Harry zu beeindrucken.
Sollte etwa doch?
„Warum schaust du so skeptisch?“
Wieder einmal stand Mom in der TĂĽr, und beobachtete mich nachdenklich.
„Du bist hübsch! Mein Mädchen ist zu einer hübschen, jungen Frau herangewachsen.“
Moms Worte auf mich wirken lassend, drehte ich mich vor dem Spiegel zur Seite und wieder zurĂĽck.
„Liebeskummer?“
Erschrocken und empört drehte ich mich zu ihr um.
„Harry?“
„Warum fängst du immer wieder damit an? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir nur Freunde sind?“
„Wohl etwas mehr, als nur Freunde“, erwiderte Mum mit beruhigender Stimme. „Dieser Won?“
„Ron!“ fauchte ich.
Einige Sekunden musterte sie mich, als wollte sie herausfinden, ob es mit Ron etwas Ernstes sein könnte, doch sie ging nicht darauf ein, stattdessen fragte sie: „Was hat er dir angetan?“
„Sich auf eine fette, hässliche Kuh mit dicken Tit…, Brüsten eingelassen!“
Es folgten weitere, studierende Blicke.
„Liebst du ihn denn?“
„Ich mag ihn“.
„Warum bist du nie ehrlich zu dir?“
Ich mag ihn, war nicht gelogen!
„Ich bin ehrlich zu dir!“
„Ich sagte und meinte zu dir! Und das meine ich auch, warum bist du nicht ehrlich zu DIR! Es ist keine Schande.“
„Ich bin ehrl…“
„Bist du deswegen dieses Jahr an Weihnachten endlich mal wieder zuhause?“ Mom ließ mich nicht ausreden.
„Ich bin wegen euch zuhause!“ korrigierte ich.
„Und erneut die Unwahrheit…“.
„Na gut, teilweise“, gab ich verschämt zu. „Aber es stimmt dennoch, irgendwie … ach, ich ertrage es im Moment einfach nicht.“
„Komm her, meine Kleine“. Mom breitete ihre Arme aus. „Komm her zu deiner Mom.“
Schluchzend fiel ich in ihre Arme.
„Zieh dir was über, wir gehen in dein Zimmer, dann erzählst du deiner alten Mom erst einmal was überhaupt geschehen ist.“
In kurzen, schluchzenden Worten schilderte ich ihr wenige Minuten später, die Geschehnisse der letzten Wochen.
„Liebst du diesen Ron, oder doch Harry?“ fragte sie, nachdem mein Bericht zu Ende war.
„Und bitte sei ehrlich, nicht unbedingt wegen mir, aber zu dir“, unterbrach sie mich, noch bevor ich meinen Mund geöffnet hatte.
„Irgendwie schon.“
„Das klingt nicht überzeugend.“
„Was soll ich auf diese Frage denn sonst antworten? Ron geht mit Lavender Brown!“
„Trotzdem, wenn man liebt, dann klingt das anders.“
„Du willst mir nur wieder Harry einreden!“
„Habe ich damit etwa unrecht?“ ihre Blicke gingen wie ein Röntgengerät durch meinen Körper.
„Harry gehört zu Ginny, und niemals würde ich meine Freundschaft zu ihr, zu Ron, oder zu Harry selbst, riskieren. Niemals!“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage!“
„Ich kann dir darauf keine Antwort geben“, antwortete ich mit gesenktem Kopf.
„Weil du es nicht kannst, oder weil du nicht willst? Schatz, du antwortest weder mit Ja, noch mit Nein.“
„Dann sag du es mir! Kannst du mir die Antwort geben?“
„Du versteckst dich! … Ja … meine Antwort ist Ja.“
„Ja? Was?“
„Ja, ich kann dir eine Antwort geben, und Ja, es ist Harry für dein Herz in jeder Hinsicht schlägt.“
Schweigend erhob ich meinen Kopf.
„Warum siehst du das, und ich nicht?“
„Weil du das nicht sehen willst. Du versteckst dich, versteckst deine Gefühle, und mein Gefühl sagt mir, dass du Ron nur deswegen in den Vordergrund deiner Gedanken stellst, weil du in Harrys Nähe bleiben willst. Du hast Angst … Offensichtliche Angst!“
„Harry steht auf Ginny…“, erwiderte ich halbherzig.
„…und Ginny auf Harry, das weiß ich alles“, winkte sie ab. „Oh mein Gott, das sehe ich jetzt erst.“
„Was?“
„Du selbst! Du selbst treibst das mit Harry und Ginny voran, weil du Angst vor deinen eigenen Gefühlen hast. Schatz, sag dass das nicht wahr ist?“
Erneut neigte sich mein Kopf nach unten.
„Steh zu deinen Gefühlen!“ energisch drückte Mom meinen Kopf wieder nach oben.
Tränen bildeten sich in meinen Augen, noch immer versuchte ich mit aller Gewalt sie zu unterdrücken.
„Lass sie laufen“.
„Mom … ich … wir … es geht nicht, es darf nicht sein“, stammelte ich.
Ich fiel ihr einfach um den Hals, und weinte bitterlich.
„Du kannst das nicht für immer verstecken, irgendwann musst du Farbe bekennen, sonst zerstörst du dich selbst ... Du handelst klug, keine Frage, aber du darfst deine eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren.“
„Wenn wir ein Paar wären, würde mich Harry zurücklassen.“
„Das ist mir schon klar, aber das ist kein Grund, ihn in eine andere Beziehung zu drängen.“
„Ich brauche ihn nicht zu drängen, weil er Ginny ebenso liebt.“
„Ihr habt darüber gesprochen?“, staunte Mom. „Dann ist es offensichtlich.“
„Was meinst du nun schon wieder?“
„Harry handelt weise.“
„Mom, ich verstehe kein Wort“, schüttelte ich verzweifelt meinen Kopf.
„Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass er seine Gefühle zu dir nicht einordnen könnte? Oder, dass er genauso denkt wie du?“
Ich schluckte schwer. „Du meinst...“
„Es könnte doch sein, oder? Er weiß, dass du als seine Freundin in großer Gefahr wärst. Er wäre angreifbar.“
„Aber, ich bin seine Freundin! Nur eben anders, und das macht ihn nicht minder angreifbar.“
„Richtig! Aber erinnere dich was du gerade gesagt hast!“
„Harry würde ohne mich losziehen, wenn wir ein Liebespaar wären...“
Mom nickte. „Und so wirst du an seiner Seite sein könne, aber gleichzeitig machst du ihn angreifbar, weil du ihn zu Ginny drängst.“
Ich verstand die Zwickmühle, in die er so oder so kommen würde, und mein Bemühen wäre völlig umsonst gewesen.
„Er hat also nur zwei Möglichkeiten, wenn er und Ginny zusammen kommen sollten, entweder er nimmt sie mit, oder er trennt sich wieder von ihr...“, Mom studierte aufmerksam meine Gesten.
„Er wird sie nicht mitnehmen...“, antwortete ich zögerlich.
„Du schenkst ihnen also nur einen kurzen gemeinsamen Augenblick, einen eventuell sehr glücklichen Augenblick, aber wahrscheinlich nicht mehr, als das.“
„Und er wird denken, dass ich niemals mit ihm zusammen sein wollte, und er wird dann Ginny lieben ... aber wenn das dann so ist, dann soll es so sein.“
„Es ist aber nicht dein Wunsch, und vielleicht auch nicht der Seinige, sollte meine Vermutung stimmen, und ihr ähnlich denken solltet. Ihr legt eure Gefühle zueinander auf Eis, jeder selbst, um den anderen zu schützen, oder um weitere Freunde glücklich zu sehen, aber nicht sich selbst ... Erinnere dich an den Sommer zurück – was wäre wenn ... er dich nur küssen wollte, weil er ein komisches Gefühl zu dir, einzuordnen versuchte?“
Ich würde ihm antworten, dass er es spätestens seit diesem Moment wissen müsste.
„Genau!“ lächelte Mom. „Und bevor du weiter fragst, nein ich benutzte keine Legilimentik um das zu lesen, deine Augen haben dich verraten, und ich weiß, was ich wissen wollte.“
Aber ich befürchte, dazu ist es zu spät, ich kann und werde das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen.
„Sag was du denkst, friss es nicht in dich hinein.“
„Es ist zu spät. Ich kann und werde das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen!“
„Das musst du auch nicht.“
„Wie meinst du das?“
„Er wird sich erinnern, du wirst dich erinnern, spätestens wenn alles vorbei sein sollte, ihr einen Moment der Ruhe haben werdet, spätestens dann, werdet ihr Beide mit dem Nachdenken beginnen, und ich glaube nicht, dass ich mich täusche.“
Fragend sah ich sie an.
„Ich will neugierig klingen, auch wenn ich es natürlich bin“, lächelte sie herzerweichend. „Aber ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch gegenseitig weiter abgetastet habt?“
Woher weiĂź sie das alles?
„Sprich mit mir, Kind“
„Ich hab einen Geburtstagskuss bekommen…“
„Etwas intensiver, um es als Normal zu bezeichnen…“
„Normal?“, höhnte ich. „Heimlich, im Bad der Vertrauensschüler, und erst vor kurzem erschien ein Mistelzweig…“
„…und Traditionen dürfen nicht gebrochen werden“, lächelte Mom. „Es ging von dir aus?“
Eine Antwort war unnötig.
„Ihr werdet euch weiterhin gegenseitig testen. Jeder von euch wird wissen wollen, ob sein Gefühl noch vorhanden ist, ob sich etwas verändert hat.“
„Aber dann wird er auch das Mädchen testen, dass er verlassen hat.“
Mom bejahte mit einem Augenzwinkern. „Vielleicht … nein, sicher sogar als Erstes. Würde dich das stören?“
„Ich sehe es besteht Hoffnung!“ beantwortete sie ihre eigene Frage, mit einem aufmunternden Lächeln.
„Woher weißt du das alles? Bin ich so leicht zu durchschauen?“
„Da gehört nicht viel Wissen dazu. Ich sehe dein Gesicht, und deine Augen, durch die man bis in dein Herz sehen kann, selbst wenn du deine Gefühle im Nagel deines kleinen Zehs verstecken würdest.“
Nachdenklich streichelte ich Krummbein über sein Fell, der sich genüsslich dabei räkelte und schnurrte.
„Und warum tut es dann bei Ron auch so weh?“
„Das ist nur die Enttäuschung“, sagte Mom. „Die Enttäuschung, weil einer der Pläne nicht funktionieren könnte. Du siehst die Felle davon schwimmen. Schatz, du bist jung, genieße die Zeit, habe Spaß, aber fresse nicht alles in dich rein. Und sollte es doch Ron werden … solange du glücklich bist, werden wir hinter dir stehen, und dich unterstützen. Deinen Körper brauchst du vor Niemandem zu verstecken. Vielleicht will dich Ron nur kränken, eifersüchtig machen, weil er deine Zwiespalt spürt? Erzähl mir was es sonst noch zu Berichten gibt“.
Viel gab es da nicht, und so war ich recht schnell fertig, nachdem ich ihr von Harrys Verdacht gegen Malfoy, und den Umständen des Anschlages auf Katie Bell berichtet hatte.
„Warum glaubst du ihm eigentlich nicht?“
„Warum?“ fragte ich erstaunt. „Hat er sich etwa mit dir verbündet? Erst schwatzt du ihn mir auf...“
„Hab ich nicht“, unterbrach sie. „Das tust du ganz alleine…“
„Und jetzt bist du auch noch bei seinem unbegründeten Verdacht auf seiner Seite!“
„Bin ich auch nicht, ich fragte lediglich warum du dich so strikt dagegen wehrst, ihm zu glauben?“
„Nun, Malfoy ist erst sechzehn, und er hatte zum möglichen Tatzeitpunkt Nachsitzen bei McGonagall, darum...“
„Das Alter hat nichts zu heißen, beim letzten Mal waren viele in eurem Alter auf der Seite des dunklen Lords, und Nachsitzen bedeutet nicht unbedingt, dass er nichts damit zu tun hätte. Im Gegenteil, ein perfekteres Alibi könnte er gar nicht haben, schon mal was vom Imperius gehört?“
„Lassen wir das, es hat keinen Sinn, Harry nervt schon täglich damit.“
Mom schmunzelte. „Und schulisch, wie läuft es da? Was willst du eigentlich nach der Schule machen, du hast dich nie darüber geäußert?“
„Mein Traum wäre eine leitende Anstellung im Ministerium, vielleicht in der magischen Strafverfolgung, oder so was.“
„Deine Noten waren fast perfekt, fast zehnmal Ohnegleichen“, staunte sie.
„Fast“, wiederholte ich mit abfälliger Stimmlage.
„Und deine Freunde?“
„Harry wollte eigentlich Auror werden, bis auf Zaubertränke waren seine Noten auch okay. Doch Snape wollte ihn ausschließen, sein Glück war ein neuer Lehrer, Horace Slughorn...“
„Der alte Slugi ist wieder da? Das alte Walross?“
„Und ich bin im Slug-Club“, antwortete ich stolz.
„Tolle Leistung für eine ... Muggelstämmige.“ Bewunderte mich Mom.
„Eigentlich bin ich das ja gar nicht“, lächelte ich erstmals. „Übrigens hast du mal etwas von einem Halbblutprinzen gehört?“
„Nein, wer soll das sein?“
„Dank eines uralten Buches, das einem Halbblutprinzen gehörte, hat Harry den unverdienten Ruf eines genialen Zaubertrankmischers bekommen“, antwortete ich zornig. „Da stehen lauter handgeschriebene Notizen drin, nach denen sich Harry illegaler weise richtet.“
„Und jetzt bist du neidisch und wütend, weil er so gut, oder besser als du geworden bist.“
„Nur Dank dieses blöden Buches!“
„Du solltest es ihm gönnen, dadurch bekommt er die Chance, doch noch seinen Traum, ein Auror zu werden zu erfüllen. Und zu deiner eigentliche Frage: In der magischen Welt gibt es eigentlich keine Prinzen, aber man findet sie immer wieder, in meinem Jahrgang gab es zwei perfekte Zaubertrankmischer, einer davon war Harrys Mom, und der Andere war Severus Snape.“
Mein nachdenkliches Gesicht quittierte Mom mit einem fĂĽr den Augenblick, fĂĽr sie zufriedenstellenden Nicken.
„Du hast eine gute Wahl getroffen. Die Trennung von den Beiden wird dir gut tun. Dad und ich sind glücklich dich endlich wieder ein paar Tage bei uns zu haben. Wer weiß, wie oft das noch der Fall sein wird.“
Die Türklinke schon in der Hand, drehte sie sich noch einmal um, auf ihrem Gesicht ein hämisches Grinsen. „Hmm ... du hast mit keinem Wort erwähnt, welche Ziele Won verfolgt.“
„R-O-N!“ schrie ich und warf ihr lachend ein Kissen hinterher.
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