Vertrauen - Mein Leben mit Harry Potter - Who wants to live forever?
von rodriquez
Vorsichtig traten wir hinaus in einen langen Korridor indem sich nichts bewegte, nur die Fackeln entlang den Wänden loderten in der Zugluft des Fahrstuhls.
Eine unheilvolle Stille umgab uns.
Harry steuerte auf eine schlichte, schwarze TĂĽr zu.
Mir war sofort klar, dass es sich hierbei um die Tür aus seinen Träumen handelte.
Die TĂĽr, die er so lange gesehen hatte, aber nie betreten konnte, und die TĂĽr hinter der etwas versteckt sein musste, dass so wichtig war, dass der Orden sie bewachen lieĂź.
Was könnte hier versteckt sein?
Welche Waffe wĂĽrden wir vorfinden?
WĂĽrden wir sie gleich erkennen?
Unmittelbar an der Tür stoppte Harry ein weiteres Mal, drehte sich um, und sah uns allen warnend, aber aufmerksam in die Augen, nach wie vor kämpfte er gegen sein Gewissen, und am liebsten hätte er uns alle an dieser Stelle zurückgelassen. Verzweifelt versuchte er ein paar von uns, als Wache einzuteilen, doch wieder war es Ginny, die ihm energisch widersprach.
„Vergiss es!“, konfrontierte sie ihn energisch. „Wir gehen jetzt da rein, und zwar alle, ob es dir passt oder nicht!“
So blieb ihm keine andere Wahl, als ganz langsam die Tür zu öffnen.
Ein groĂźer, runder Raum erschloss sich uns.
Alles in diesem Raum war schwarz, auch der Boden und die Decke.
Nachdem der Letzte die TĂĽr geschlossen hatte, begann die Wand zu rotieren, es war, als wĂĽrde man sich um die eigene Achse drehen. Ein seltsames, flaues GefĂĽhl machte sich in meinem Inneren breit.
Zwölf identisch aussehende Türen, zählte ich.
Welche sollten wir nehmen?
Verängstigt krallte ich mich wieder einmal an Harrys Arm.
Das rotieren der Wände, die einheitliche schwarze Farbe, mir war als würde sich der Boden unter mir mitdrehen. Schwindelgefühle stellten sich ein, und nicht nur bei mir. Neville war ganz weiß im Gesicht, Ginny schnappte nach Luft, ihr war offensichtlich übel. Lediglich Luna blieb regungslos, wie man sie kennt, zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass sie aufmerksam die Türen anstarrte, und dabei eine besonders im Blick behielt, jedoch konnte ich nicht erkennen, warum sie das tat.
Woher sind wir gekommen?
Wohin sollten wir gehen?
Angestrengt versuchte ich mir die Tür zu merken, durch die wir hereingekommen waren, aber alles sah absolut identisch aus, es war ohne Hilfsmittel einfach unmöglich.
„Was sollte das denn?“ fragte Ron ängstlich.
„Ich glaub, das war, damit wir nicht mehr wissen, durch welche Tür wir reingekommen sind“, murmelte Ginny.
Mir war sofort klar, dass sie Recht hatte.
„Wie kommen wir hier wieder raus?“ klang Neville besorgt.
Harry schluckte. „In den Träumen bin ich durch die Tür am Ende des Korridors, der von den Fahrstühlen wegführt, in einen dunklen Raum gegangen – das ist dieser hier – und dann durch eine weitere Tür in einen Raum, der irgendwie … glitzert. Wir sollten ein paar Türen ausprobieren.“
Er schritt direkt auf die Tür zu, die uns gegenüber lag, legte die linke Hand auf deren Oberfläche, und erhob den Zauberstab.
„Die solltest du nicht nehmen“, säuselte Luna, und erst jetzt bemerkte ich, dass sie genau diese Tür fixiert hatte. „Durch diese Tür sind wir gekommen“.
Harry schüttelte seinen Kopf, ging aber zu nächsten Tür und erhob ein weiteres Mal seinen Stab.
Sie schwang mĂĽhelos auf.
Dieser Raum war viel heller, aber es gab keine glitzernden Lichter, wie Harry sie in seinen Träumen gesehen haben wollte.
Der Raum war leer mit Ausnahme einiger Schreibtische und eines riesigen Glasbeckens mit einer grĂĽnlichen FlĂĽssigkeit.
Einige perlweiße Gegenstände schwammen träge darin herum.
„Das sind Gehirne“, schluckte ich angewidert.
Gehirne mit langen Tentakeln.
Hier waren wir definitiv falsch, also hasteten wir zurĂĽck in den kreisrunden Raum.
„Warte!“ rief ich Luna zu, als sie die Tür zu dem Raum mit den Gehirnen wieder schließen wollte.
„Flagrate!“
Mit meinem Zauberstab zog ich ein flammendes X auf die TĂĽr, ein Geistesblitz, zur Kennzeichnung.
„Gut mitgedacht“, lobte mich Harry und begab sich zur nächsten Tür.
Der nächste Raum war größer als der Letzte, schwach beleuchtet und rechteckig.
Zur Mitte hin fiel sein Boden ab und bildete eine groĂźe, etwa sechs Meter tiefe, steinerne Senke.
Wir standen auf der obersten Reihe von etwas, das aussah wie Steinbänke, die sich um den ganzen Raum zogen, wie ein Amphitheater angeordnet waren und nach unten führten.
Inmitten der Senke erhob sich ein steinernes Podium, ĂĽber das sich ein Steinbogen spannte.
Der Bogen wirkte uralt, war rissig und bröckelig. Ein Wunder, dass er überhaupt noch stand, er war mit einem zerschlissenen schwarzen Vorhang behängt, der trotz der völligen Ruhe, leicht flatterte.
„Wer da?“ rief Harry zu meiner Verwunderung.
Niemand antwortete, aber der Schleier flatterte und schwang weiter hin und her.
Harry kletterte weiter nach unten.
„Sirius?“ rief Harry in die Stille des Raumes.
„Lass uns gehen“, bat ich Harry. Gänsehaut überzog meinen Körper, dieser Raum war kalt, unheimlich, beängstigend.
Die Stille, der flatternde Vorhang, alles machte mir Angst. „Hier sind wir falsch, Harry, komm gehen wir“, bat ich erneut.
Doch Harry schien sich irgendwie magisch von dem Bogen angezogen zu fühlen, er trat immer näher an den Bogen heran.
„Harry! Gehen wir, okay!“ versuchte ich es dieses mal energischer.
Eine unwahrscheinliche Angst erfasste meinen Körper, hier war alles unheimlich.
„Okay“, erwiderte Harry verstört, gerade noch im letzten Moment.
Fast hatte ich das GefĂĽhl, er wĂĽrde jeden Augenblick durch den Schleier hindurchgehen.
Doch erneut blieb Harry stehen und rĂĽhrte sich nicht.
„Was sagt ihr da?“, schrie er so laut, dass die Worte durch den ganzen Raum hallten.
Da ist nichts Harry, hier ist es nur unheimlich still!
„Niemand redet hier, Harry!“
Wenn er jetzt nicht auf mich hört, zerre ich ihn da weg!
„Dahinter flüstert jemand!“, sagte er erneut. „Kann es sonst keiner hören?“
„Ich kann sie auch hören“, hauchte Luna, und ging jetzt auch näher nach vorne. „Da drin sind Leute!“
„Was meinst du mit da drin?“
Das ist doch nur ein Bogen mit einem Vorhang, nichts davor und nichts dahinter!
Langsam wurde ich ungehalten und wĂĽtend.
Ich will hier endlich raus!
Das war mir zu unheimlich!
„Harry, hör jetzt auf, komm weg von hier!“
Ich machte einige Schritte auf ihn zu, packte seinen Arm und zerrte kräftig daran.
Doch Harry wehrte sich.
„Sirius?“ wiederholte er.
Ich zerrte unaufhörlich und mittlerweile panisch an seinem Arm, schließlich schaffte ich es, ihn ein klein wenig wegzuzerren.
Es genügte um aus einer Trance zu erwachen, Er schüttelte seinen Kopf und sagte, „Gehen wir.“
Auf der hinteren Seite des Podiums standen Ginny und Neville und starrten ebenfalls wie in Trance auf den Schleier. Ich schnappte nach Ginnys Arm, Ron packte den Arm von Neville, dann zogen wir beide zurĂĽck und stiegen die Stufen wieder nach oben.
Erneut markierte ich die TĂĽr mit einem Flammenkreuz.
Bei der nächsten Tür hatten wir keine Chance, egal was wir versuchten, sie ließ sich nicht öffnen.
Während wir noch rätselten, wie man diese Tür öffnen könnte, war Harry schon zur Nächsten unterwegs.
„Das ist es!“ hörte ich ihn ehrfurchtsvoll rufen.
Ich drehte mich sofort um.
„Hier lang!“ rief er und lief los.
Erstaunt sah ich schöne, tanzende, wie Diamanten funkelnde Lichter.
Sie kamen von einer Kristallglasglocke am Ende des Raumes.
Stetig wurde Harry schneller, er fĂĽhrte uns durch einen engen Gang, entlang einiger Schreibtische.
„Das ist es“, rief er völlig aufgeregt, und blieb vor einer weiteren Tür stehen, wo er ein weiteres Mal und allen in die Augen sah, doch dieses Mal erzählten seine Augen Worte aus dem Mund von Mad-Eye Moody: „Immer wachsam!“
Wir alle zückten sofort unsere Zauberstäbe.
„Dahinter ist es!“ sagte er atemlos, und lehnte sich gegen die Tür.
Sie schwang auf.
Ein Raum, hoch wie eine Kirche und gefüllt mit unzähligen Regalen, die bis ganz nach oben reichten, erschloss sich uns.
Die Regale waren voller kleiner, staubiger Glaskugeln, die im Licht der Kerzen seltsam schimmerten.
Atemlos ging Harry immer weiter und suchte die Regalreihen ab.
Unter den blau glĂĽhenden Kerzen schimmerte eine silberne Ziffer:
DreiundfĂĽnfzig.
Wir schlichen vorsichtig weiter, die Zauberstäbe im Anschlag und sahen uns weiter aufmerksam um.
VierundfĂĽnfzig.
Die Regalgassen schienen kein Ende zu nehmen, deren andere Enden lagen in der völligen Dunkelheit.
FĂĽnfundsechzig.
Von manchen der Kugeln ging ein unheimliches Flimmern aus, andere wiederum waren völlig trüb und dunkel.
Wir lauschten angestrengt nach jedem kleinsten Geräusch, doch nichts.
Vierundachtzig … Fünfundachtzig.
Ganz eng rĂĽckten wir zusammen, die Anspannung stieg. Keiner wagte zu reden, jeder setzte vorsichtig einen FuĂź vor den Anderen.
Siebenundneunzig!
Dicht zusammengedrängt standen wir am Ende der Reihe und spähten die Gänge ab.
Niemand war da. Nichts rĂĽhrte sich, aus unseren flatternden Nerven.
„Er ist hier in der Nähe“, flüsterte Harry, und schien immer noch überzeugt. „Irgendwo hier … ganz nah…“
Nein, Harry. Du irrst dich.
„Harry“, versuchte ich es behutsam.
„Irgendwo gleich … hier…“
Ein Irrtum. Hoffentlich keine Falle!
Seine Stimme wurde schwächer, seine Blicke leerer.
Wir hatten das Ende der Reihe erreicht.
Hier war Niemand.
Um uns herum nur eine unheimliche Stille.
Sieh es ein Harry, hier ist Niemand, alles war Umsonst.
Wir haben uns völlig umsonst in Gefahr gebracht.
„Er könnte…“, Harrys Stimme versagte, er klang heiser und spähte in den nächsten Gang. „Oder vielleicht…“.
All seine Bewegungen hatten etwas Panisches, Hektisches.
„Harry?“ versuchte ich es erneut, äußerst behutsam. „Ich glaube nicht, dass Sirius hier ist.“
Niemand sprach.
Mir wir klar, dass es fĂĽr Harry nicht einfach sein wĂĽrde, seinen Irrtum zuzugeben, immerhin hatte er uns alle damit in Gefahr gebracht.
Er rannte den Gang am Kopfende entlang und starrte ĂĽberall hinein, rannte wieder zurĂĽck, dann wieder in eine andere Richtung, und vermied es, irgendeinen von uns anzusehen.
Nirgends ein Zeichen von Sirius oder auch nur die kleinste Spur eines Kampfes.
„Harry?“ Dieses Mal war es Ron.
Harry wollte nicht hören, ihn nicht einmal ansehen.
Ich tat es, und sah, wie Ron mit offenstehendem Mund in eines der Regale starrte.
„Hast du das gesehen?“
„Was?“ fragte Harry immer noch voller Eifer.
„Da – da steht dein Name drauf“, murmelte Ron, und deutete auf eine der kleinen Glaskugeln, in der ein schwaches, trübes Licht glühte.
Sie wirkte staubig und wurde offenbar seit Jahren nicht mehr angefasst.
„Mein Name?“ fragte Harry verdutzt.
Im Gleichschritt mit Harry trat ich näher heran, um allerdings etwas zu erkennen musste ich meinen Hals recken.
Am Regalbord, direkt unter der Glaskugel war ein vergilbtes Schild angebracht.
Handschriftlich war ein rund sechzehn Jahre zurĂĽckliegendes Datum drauf geschrieben und darunter stand:
S.P.T. an A.P.W.B.D.
Dunkler Lord
und (?) Harry Potter
Harry streckte seine Hand nach der Kugel.
„Harry, ich glaube nicht, dass du das anfassen solltest“, mahnte ich in strengem Ton.
„Da steht mein Name drauf!“
Seine Finger schlossen sich um die staubige Kugel.
Nichts geschah, dann hob Harry die Kugel von ihrem Bord herunter und starrte sie erwartungsvoll an.
Ehrfurchtsvoll bildeten wir eine Traube, indem wir Harry ganz dicht auf die Pelle rĂĽckten.
Alle suchten an der Kugel angestrengt nach einem Hinweis.
„Sehr gut Potter. Jetzt dreh dich um, hübsch langsam, und gib sie mir.“
Eine Falle!
Wir waren in eine Falle getappt.
Aus dem Nichts tauchten zwölf vermummte Gestalten um uns herum auf, und versperrten uns den Weg.
Augen glitzerten durch Kapuzenschlitze, ein Dutzend erleuchteter Zauberstäbe zielte direkt auf unsere Herzen.
„Gib sie mir Potter!“ wiederholte die Stimme, die eindeutig Lucius Malfoy zuzuordnen war.
Mein Inneres verkrampfte, und mir wurde schlecht.
Wir saĂźen in der Falle.
FĂĽr jeden fĂĽr uns zwei Todesser!
Wie kommen wir da wieder lebend heraus?
„Gib sie mir!“ sagte Malfoy abermals, und streckte seine Hand aus.
„Wo ist Sirius?“ fragte Harry.
Einige Todesser lachten höhnisch, dabei ein besonders hässliches, ersticktes Lachen einer Frau.
„Der dunkle Lord weiß es immer!“ höhnte sie.
Ihr Lachen ging durch Knochen und Mark, Gänsehaut der Angst bedeckte meinen Körper.
„Immer“, wiederholte Malfoy. „Jetzt gib mir die Prophezeiung, Potter.“
„Ich will wissen, wo Sirius ist!“ beharrte Harry stolz, und ohne eine Spur beeindruckt zu sein.
„Ich will wissen, wo Sirius ist!“ äffte ihn die Frau noch.
Die ist wahnsinnig, völlig durchgeknallt!
„Das tleine Beeby ist vor Angst auftewacht und hat tetlaubt, was es teträumt hat, ist waahr“, höhnte die Frau mit einer schrecklichen, nachgeahmten Babystimme.
Ron zuckte nervös.
„Mach nichts“, murmelte Harry. „Noch nicht…“
Die Frau stieĂź ein heiseres, schreiendes Lachen aus.
„Hört ihr ihn? Gibt den anderen Kindern Anweisungen, als ob er vorhätte, gegen uns zu kämpfen!“
„Oh, du kennst Potter nicht, wie ich ihn kenne, Bellatrix!“ mahnte Malfoy.
Bellatrix?
Bellatrix Lestrange?
Die VerrĂĽckte?
Neville schĂĽttelte sich begierig, sein Blick erstarrte.
„Es ist an der Zeit, dass du den Unterschied zwischen Leben und Traum begreifst, Potter“, sagte Malfoy, wieder an Harry gewandt. „Jetzt gib mir die Prophezeiung oder wir benutzen unsere Zauberstäbe.“
„Dann nur zu“, lächelte Harry mutig und hob seinen eigenen Zauberstab, wir taten es ihm gleich, doch die Todesser griffen nicht an.
„Händige mir die Prophezeiung aus, dann muss keinem etwas geschehen“.
Nun war es an Harry schrill zu lachen.
„Jaah, genau!“ sagte er. „Ich gebe ihnen diese – Prophezeiung, wie sie es nennen? Und sie werden uns einfach nach Hause abhauen lassen, ja?“
„Accio Proph…“, kreischte Bellatrix ungeduldig, doch Harry war vorbereitet. „Protego!“ konterte er, bevor sie geendet hatte. Ganz leicht bewegte sich die Kugel in seiner Hand nach vorne, doch er konnte sie festhalten.
„Oh, er kennt das Spiel, das klitzekleine Baby Potter“, ihre wahnsinnigen Augen starrten durch die Kapuze. „Nun gut, also dann…“
„Nein, hab ich dir gesagt“, brüllte Malfoy. „Wenn du sie zerschlägst!“
Die Todesser wollten also unbedingt diese Glaskugel, aber sie brauchen sie unbeschädigt!
„Du musst noch ein wenig überzeugt werden?“
Bellatrix trat ungeduldig vor, nahm ihre Kapuze ab und fixierte Ginny. „Sehr schön – nehmt die Kleinste!“
Und wieder ertönte ihr schreckliches, höhnisches Gelächter. „Lasst ihn zusehen, wie wir das kleine Mädchen foltern … Ich werde es tun!“
Wir rückten noch enger zusammen, und Harry machte energisch einen Schritt zur Seite, Auge in Auge stand er Bellatrix gegenüber, die Kugel auf Brusthöhe erhoben.
„Sie werden das hier zerschlagen müssen, wenn sie auch nur einen von uns angreifen wollen“, erklärte er Bellatrix, auf deren Gesicht das Lachen verschwand.
Offensichtlich hatte sie Harry unterschätz, gewaltig unterschätzt.
Es war Harry, der in ihr Gesicht lächelte, und ich sah wie die Wut in ihr anstieg, ihre Brust begann zu beben, aber das machte sie auch unberechenbar.
„Ich glaube nicht, dass ihr Boss sich besonders freuen wird, wenn sie ohne es zurückkommen, stimmt’s?“
Sie zitterte und benetzte mit ihrer Zunge die Lippen.
„Um was für eine Prophezeiung geht es hier überhaupt?“
„Was für eine Prophezeiung?“ wiederholte Bellatrix und sie erblasste noch mehr.
„Weshalb will Voldemort sie haben?“
Die Todesser zischten.
„Du wagst es seinen Namen auszusprechen?“
Bellatrix Augen waren weit aufgerissen.
„Ja! Ich habe kein Problem damit, Vol…“
„Halt den Mund!“ kreischte Bellatrix. „Du wagst es, seinen Namen mit deinen unwürdigen Lippen auszusprechen, du wagst es, ihn mit deiner Halbblüterzunge zu besudeln, du wagst es…“
„Wusstet ihr, dass er auch ein Halbblüter ist?“ sagte Harry unbeeindruckt.
Oh Harry … Reize sie nicht zu sehr!
Fast alle Todesser starrten in Harrys Richtung, er wirkte immer noch unbeeindruckt.
„Voldemort? Ja, seine Mutter war eine Hexe, aber sein Dad war ein Muggel – oder hat er euch allen gesagt, er sei ein Reinblüter?“
„STUP…“
„NEIN!“
Ein roter Lichtstrahl sprang aus der Spitze von Bellatrix Zauberstab, wurde aber von Malfoy abgelenkt, sein Zauber bewirkte, dass der ihrige ein paar Meter links von Harry auf das Regal traf und einige Glaskugeln zerschmetterte.
„NICHT ANGREIFEN! WIR BRAUCHEN DIE PROPHEZEIUNG!“ rief Malfoy panisch, und Bellatrix kreischte, wie eine Wahnsinnige, „er hat es gewagt – er wagt es!“
„Ich treibe keine Spielchen“, beharrte Harry. „sie haben mir immer noch nicht gesagt, was es mit der Prophezeiung auf sich hat?“
„Dumbledore hat dir nie mitgeteilt, dass der Grund, warum du diese Narbe trägst, tief im Innern der Mysteriumsabteilung verborgen liegt?“ höhnte Malfoy.
„Was ist mit meiner Narbe?“
„Was?“ flüsterte ich. Harry hatte mir leicht gegen das Scheinbein getreten.
„Regale zerschmettern“, murmelte er mir zu, ohne die Lippen zu bewegen.
„Dumbledore hat es dir nie gesagt?“ wiederholte Malfoy.
„…wenn ich jetzt sage…“
„Nun, das erklärt, warum du nicht früher angerannt kamst, als er dir in deinem Traum den Ort zeigte, wo sie verborgen liegt. Er dachte, die natürliche Neugier würde in dir den Wunsch wecken, den genauen Wortlaut zu hören…“
„Tatsächlich?“ sagte Harry, während ich seine Botschaft, an die anderen weitergab.
„Warum wollte er eine Prophezeiung über mich stehlen?“
„Über euch beide, Potter, über euch beide … hast du dich nie gefragt, warum der dunkle Lord dich töten wollte, als du noch ein Baby warst?“
Hält Harry etwa die Lösung in seiner Hand?
Und es ist gar keine Waffe?
„Jemand hat eine Prophezeiung über mich und Voldemort gemacht?“ Harry hielt auch den Blicken von Malfoy stand, und schloss seine Finger noch fester um die Glaskugel in seiner Hand. Sie war kaum größer als ein Schnatz. „Und er hat mich gezwungen herzukommen, damit ich sie für ihn hole? Warum konnte er nicht selbst kommen und sie holen?“
„Sie selbst holen?“ kreischte Bellatrix.
„Also hat er euch dazu gebracht, die schmutzige Arbeit für ihn zu erledigen?“ provozierte Harry. „Wie er auch versucht hat, Sturgis dazu zu bringen, sie zu stehlen – und Bode?“
„Sehr gut, Potter, sehr gut…“, staunte Malfoy sichtlich beeindruckt. „Aber der dunkle Lord weiß, dass du nicht unintell…“
„JETZT“
Sechs jugendliche Stimmen schrien gleichzeitig: „REDUCTIO!“
Die FlĂĽche schossen in verschiedene Richtungen, und die Regale zersplitterten.
Der Regalbau schwankte, hunderte von Glaskugeln brachen auseinander, fielen zu Boden, und zerschellten in tausend Teile.
Unter dem Lärm des berstenden Glases und des splitternden Holzes gelang uns die Flucht.
Die ĂĽberraschten Todesser teilten sich auf, und nahmen die Einzelverfolgung auf.
„LAUFT!“ schrie Harry, die Regale schwankten bedrohlich, immer mehr Glaskugeln ergossen sich über dem Boden.
Harry packte mich an meinem Umhang und zog mich hinter sich her.
Unnötig. Ich hatte nur eine Person an die ich mich halten musste, an der ich dranbleiben musste.
Ein Todesser hechtete durch die Staubwolke in unsere Richtung, brach aber jaulend zusammen, als ihm Harrys Ellenbogen mitten ins Gesicht krachte.
Ron, Ginny und Luna spurteten an uns vorbei.
Eine Hand, eine abscheuliche Hand, kam hinter ihnen her, sie versuchte nach uns zu greifen.
„Stupor!“ rief ich mit erhobenem Zauberstab. Die Hand zuckte sofort wieder weg.
Neville keuchte hinter mir her, ich drehte mich nach ihm um, und trieb ihn an, damit er mit uns Schritt halten wĂĽrde.
Wir erreichten die TĂĽr, durch die wir gekommen waren, das glitzernde Licht der Glasglocke zeigte uns den Weg.
„Colloportus“, keuchte ich und die Tür versiegelte sich hinter uns.
„Wo – wo sind die anderen?“ keuchte Harry.
„Sie müssen in die falsche Richtung gelaufen sein“.
Angst kam wieder auf, als ich erkannte, dass nur Harry und Neville bei mir waren.
„Hört mal!“ wisperte Neville ängstlich.
Durch die von mir versiegelte Tür drangen Schritte und Rufe zu uns heran. „Lasst Nott, lasst ihn, sage ich – seine Verletzungen werden den Dunklen Lord weit weniger interessieren als der Verlust dieser Prophezeiung“, donnerte Malfoy.
So leise wie möglich, rannten wir weiter.
„Wir können nicht hier warten, bis sie uns finden“, keuchte Harry. „Wir müssen weg von dieser Tür!“
Wir hatten fast den nächsten Ausgang erreicht, als die letzte Tür krachend aufflog, im letzten Moment fanden wir Schutz unter den Schreibtischen.
Mit pochendem Herzen drückte ich mich ganz fest auf den Boden, Umhänge surrten in meiner Nähe. Zwei Todesser kamen eilig näher, und sahen sich hektisch suchend um.
„Vielleicht sind sie gleich weiter in die Halle gerannt“, sagte eine tiefe Stimme.
„Schau unter den Tischen nach“, rief eine andere.
Oh Nein!
Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt.
Harry griff nach meiner Hand, und drĂĽckte sie ganz fest, sie war voller SchweiĂź und zitterte.
Sein Kopf erhob sich und er streckte seinen Zauberstab unter dem Schreibtisch hervor. „STUPOR!“
Der eine Todesser flog nach hinten gegen eine Standuhr, der Zweite jedoch war zur Seite gesprungen, und richtete seinen Zauberstab direkt auf mich.
Ich konnte mich nicht rĂĽhren, und mein Ende nahte.
„AVADA…“
Ich schloss meine Augen … Mom, Dad, Harry, Sirius, alle meine Freunde winkten mir zu.
Ein lauter Knall!
Ich hörte einen Knall, tastete meinen Körper ab.
Ich lebe noch!
Mit wieder geöffneten Augen sah ich Harry sich mit dem Todesser auf dem Boden wälzen.
Er hatte mir das Leben gerettet!
„EXPELLIARMUS!“ rief Neville, wild entschlossen.
Allerdings flogen sowohl Harry, als auch dem Todesser die Stäbe aus den Händen.
Beide rappelten sich wieder hoch und jagten ihren Zauberstäben hinterher, der Todesser voraus, Harry ihm dicht auf den Fersen.
„Aus den Weg, Harry!“ schrie Neville. „STUPOR!“
Der rote Lichtstrahl verfehlte den Todesser knapp und prallte gegen die Vitrine an der Wand.
Die Vitrine fiel zu Boden und zerbrach, Stundengläser, wie ich sie in meinem dritten Jahr benutzt hatte fielen heraus, zersprangen und setzten sich wieder zusammen.
Der Todesser hatte seinen Zauberstab erreicht.
„STUPOR!“
Ich hatte mich aufgerappelt und war ihnen entgegen geeilt.
An der Brust getroffen erstarrte der Todesser, die Arme in die Luft gerissen, der Zauberstab fiel klappernd zu Boden.
Der Mann strauchelte und fiel kopfĂĽber in die Glasglocke.
„Accio Zauberstab!“ forderte ich Harrys Zauberstab auf.
Er flog aus einer dunklen Ecke, direkt in meine Hand.
„Danke“, keuchte er, nachdem ich ihm den Zauberstab zugeworfen hatte.
„Seht mal“, sagte Neville entsetzt, und starrte auf den Kopf des Todessers in der Glasglocke.
Der Kopf des Mannes schrumpfte sehr schnell, wurde kahler, die Haare verschwanden … er verformte sich zum Kopf eines Babys, der nun grotesk auf einem muskulösen Hals saß, dann begann der Kopf wieder anzuschwellen.
„Es ist die Zeit“, murmelte ich ehrfurchtsvoll.
Wir mussten weiter, doch neuerliche Schritte waren zu hören, wir hetzten zur nächsten Tür, eine Tür, bei der wir es vorhin schon probiert hatten, und die zurück in die schwarze Halle führte.
Doch auf halbem Weg erkannten wir zwei weitere Todesser, die durch den schwarzen Raum auf uns zustĂĽrmten. Harry schwenkte nach links, stĂĽrzte sich in ein kleines, dunkles BĂĽro und schlug die TĂĽr hinter uns zu.
Noch bevor ich sie magisch verschließen konnte kamen die beiden Todesser hereingestürmt, und mit einem Triumphschrei riefen beide: „IMPEDIMENTA!“
Neville wurde ĂĽber den Tisch geschleudert, ich krachte gegen einen BĂĽcherschrank und wurde ĂĽberschĂĽttet von einer Unmenge schwerer BĂĽcher, welch ein Zufall!
Für einen kurzen Moment flammten kleine Lichter vor meinen Augen auf, gefolgt von grünen Sternen, mir war völlig wirr und schwindlig zumute.
Harry knallte mit dem Hinterkopf gegen die steinerne Wand.
„Wir haben ihn“, schrie einer der Todesser.
„Silencio!“ brüllte ich und die Stimme des Mannes erstarb.
„Petrificus Totalus!“ rief Harry, als der zweite Todesser, seinen Stummen Partner zur Seite gedrängt hatte.
Seine Arme und Beine klappten zusammen, er fiel vornüber und landete mit dem Gesicht auf dem Boden, direkt vor meinen Füßen, steif wie ein Brett und unfähig sich zu rühren.
Einen Moment Unachtsamkeit!
„Gut gemacht, Ha…“
Meine Brust fĂĽhlte sich seltsam kalt an, seltsam, alles vor meinen Augen lief in Zeitlupe ab.
Ein helles violettes Licht strahlte an meiner Brust.
„Oh!“
„HERMINE!“ hörte ich Harry panische Stimme.
„Ich bin okay, Harry … nur etwas müde …“
Alle Bewegungen um mich herum, verlangsamten sich. Die Stimmen leierten, und klangen schwer und tief.
Es war als hätte jemand die Uhr langsamer gedreht.
Harry schwebte auf mich zu.
Sein Körper wurde immer größer, ich sank zu Boden.
Meine Beine … meine Arme … ich spürte sie nicht mehr.
Nur meine Ohren hörten noch verschwommen und verlangsamt was um mich herum geschah.
Harry kniete neben mir, mit Tränen in den Augen.
Tränen, die unwahrscheinlich langsam zu Boden tropften.
Neville fĂĽhlte meinen Puls.
„Ich bin okay, bringt euch in Sicherheit!“
„H – e – r – m – i – n – e – e … s – a – g … d – o – c – h … w – a – s !“
Nevilles Zauberstab brach mit einem unendlich langen Knacken entzwei.
Der Todesser trat nach Nevilles Nase, auch sei knackte bedenklich, Blut lief ĂĽber seinen Mund, alles ganz laaangsam.
Der Todesser zog seine Maske ab und grinste bedrohlich.
Antonin Dolohow!
Ich spĂĽrte Harrys warme Hand auf meiner Schulter.
Dolohow drehte sich plötzlich ganz langsam um.
„Schneller Harry!“
Harrys Arm ging nur ganz schwach und langsam nach oben. „P-e-t-r-i-f-i-c-u-s T-o-t-a-l-u-s!”
Ein Lichtstrahl entwich Harrys Stab, und nach einer für mich unendlich langen Zeit erreichte er die Brust des Todessers, der sich langsam wieder umdrehte, und dessen Augen sich noch langsamer weiteten. Dann sackte er vornüber zusammen, direkt über seinen Gefährten.
„H – e – r – m – i – n – e“, wiederholte Harry und schüttelte mich.
„Ich bin okay!“
„H – e – r – m – i – n – e … w – a – c – h … a – u – f …”
Neville tastete nach meinem Handgelenk.
„Ich bin okay!“
„S – i – e … l – e – b – t“ keuchte Harry.
Es war wie in meinem Traum, ich sprach und sie verstanden mich nicht.
Ich konnte mich auch nicht rĂĽhren.
Harry und Neville hoben mich gemeinsam auf die Beine.
„Lasst mich hier, ich bin okay. Ihr habt ohne mich eine bessere Chance!“
Sie hörten mich nicht.
Neville sollte meine Last tragen, und Harry uns verteidigen.
Nachdem sie mich auf Nevilles Schulter hievten, bemerkte ich wie die Bewegungen um mich herum sich wieder anpassten.
Auch die tiefen, hohl und dumpf klingenden Stimmen klarten wieder auf.
Aber mein Körper wollte nicht reagieren.
Vollständig gelähmt.
Neville sprach durch eine gebrochene Nase.
„Ron!“ krächzte Harry und stürzte seitlich weg.
Ich konnte meinen Kopf nicht drehen, um zu sehen, was da vor sich ging. „Ginny – seid ihr…?“
Ron hörte ich kichern und sprechen, wie ein Wahnsinniger, auch er schien von einem Fluch getroffen worden zu sein, einen Fluch, der ihn wahnsinnig werden ließ.
„Ginny!“ hörte ich Harry beklommen rufen.
Nein, bitte, nicht sie auch noch!
„Ich glaub ihr Knöchel ist gebrochen, ich hab was knacken gehört“, es war Lunas Stimme, die ich zwar hörte, aber nicht sehen konnte.
Ron kicherte unaufhörlich, plötzlich sah ich ganz nah und übergroß sein Kopf vor meinen Augen.
Sein Blick war seltsam verzerrt, mit seinem Zeigefinger tippte er mehrfach gegen meine Stirn, dabei lachte er wie ein Wahnsinniger.
„Weißt du…“, er tippte auf meine Stirn, „wer dieses Mädchen ist…“, er zeigte nach links.
„Das ist Loony…“, erneut tippte Ron auf meine Stirn.
„Hörst du?“
Tipp
„Loony…“
Tipp
„Loony Lovegood…“
Tipp
„hahaha….“
„Wir müssen hier raus“, rief Harry entschieden. „Luna kannst du Ginny helfen?“
„Das ist nur mein Knöchel, das kann ich schon selber“, hörte ich endlich die Stimme meiner besten Freundin.
Harry schulterte Ron und schleifte ihn mit sich.
Wir gaben ein trauriges Bild ab.
Neville schleppte mich, Harry stĂĽtzte Ron und Luna musste doch Ginny helfen, da diese eingeknickt war.
So schleppten wir uns zur nächsten Tür.
Doch wir hatten sie kaum erreicht als ich erneut von meiner linken Seite ein Geräusch vernahm.
„Da sind sie“, hörte ich die kreischende Stimme von Bellatrix.
Schockzauber schossen durch den Raum.
Harry krachte durch die TĂĽr vor uns, schĂĽttelte Ron ab, der zu Boden fiel, dann lief er geduckt zurĂĽck und zog Neville und mich hinterher.
Wir waren wieder in dem Raum mit den Gehirnen.
Auf Grund meiner Bewegungsunfähigkeit bekam ich nur noch Bruchstücke mit und musste mir das Geschehen zusammenreimen.
Meine Freunde versuchten die TĂĽren magisch zu verschlieĂźen, aber es waren zu viele TĂĽren.
Die Todesser stĂĽrzten herein.
Luna wurde von einem Schockzauber auĂźer Gefecht gesetzt.
Ron erledigte sich selbst, weil er in seinem Wahnsinn eines der Gehirne zu sich befahl, das ihn mit seinen Tentakeln fesselte.
Ginny lag mit ihrem gebrochenen Knöchel, wie gelähmt auf dem Boden und wurde von einem roten Lichtstrahl im Gesicht getroffen, sie kippte seitlich weg und blieb bewusstlos liegen.
Harry sah ich hinter einer TĂĽr verschwinden, seine Prophezeiung hoch erhoben ĂĽber seinem Kopf. Bellatrix hechtete hinter ihm her.
Dann wurde ich wieder hochgehoben.
„Lass mich Neville, hilf Harry!“
Doch er hörte nicht auf mich.
Stattdessen folgte er Harry, mit meinem gelähmten Körper auf dem Rücken.
Wir stolperten Steinstufen hinab, und Neville setzte mich endlich ab.
Er wirkte kraftlos und kam scheinbar nicht mehr weiter. Ich hörte seinen keuchenden Atem.
Ich konnte mich immer noch nicht rĂĽhren, und nur geradeaus starren.
Den Bogen mit dem Vorhang konnte ich vor mir erkennen.
Harry und Neville standen etlichen Todessern gegenĂĽber, wobei Harry das Podium mit dem Bogen erreicht hatte, den Zauberstab erhob, und die Prophezeiung in seiner Linken hielt.
„Potter, das Rennen ist gelaufen“, hörte ich die atemlose Stimme von Lucius Malfoy. „Nun sei ein guter Junge und gib mir die Prophezeiung.“
„Lasst – lasst die andern gehen und ich geb sie euch!“ rief Harry verzweifelt.
Ich hörte einige Todesser lachen.
„Verhandelt wird jetzt nicht mehr Potter“, rief Malfoy. „Wie du siehst, sind wir zu zehnt und du bist nur einer … oder hat dir Dumbledore nie das Zählen beigebracht?“
„Er isd nichd allein!“ rief Neville gehandicapt durch seine gebrochene Nase, und lief langsam von mir weg nach unten.
„Nein Neville!“
Wie sollten sie mich hören?
Ich war kurz davor wahnsinnig zu werden, konnte mich nicht rühren, und musste vielleicht mit ansehen, wie sie Harry töten!
Wenn ich mich doch nur rühren könnte!
Ich bemerkte SchweiĂźperlen, als Folge der Anstrengung auf meiner Stirn.
Neville versuchte vergeblich FlĂĽche zu werfen, seine Nase hinderte ihn an der korrekten Aussprache.
„Du bist Longbottom, nicht wahr?“ höhnte Malfoy. „Nun, deine Großmutter ist es gewohnt, Mitglieder ihrer Familie an unsere Sache zu verlieren … dein Tod wird kein großer Schock sein!“
„Longbottom?“ wiederholte Bellatrix. „Nun ich hatte das Vergnügen, deine Eltern kennen zu lernen, Junge.“
Diese Stimme dieser Hexe, wenn ich nur könnte, wie ich wollte.
Polier ihr die Fresse!
Liebend gern wĂĽrde ich dieser ekelhaften Kuh, das Maul stopfen!
„DAS WEISS ICH!“ brüllte Neville und kämpfte mit übermenschlicher Kraft gegen den Klammergriff eines Todessers an, der ihn festhielt.
„Schock ihn doch jemand!“ schrie der Todesser.
Bellatrix rückte in mein Blickfeld, sie vibrierte vor Erregung und schrie „CRUCIO!“
Neville schrie und es drĂĽckte ihm seine Beine gegen die Brust, fĂĽr einen kurzen Moment schwebte er frei in der Luft. In Todesqual zuckend fiel er dann zu Boden.
„Nun, Potter, entweder gibst du uns die Prophezeiung oder du siehst deinen kleinen Freund auf die harte Tour sterben!“
Ich wusste Harry hatte keine Wahl.
In diesem Augenblick hörte ich eine vertraute Stimme an meinem Ohr.
„Gott sei Dank, du lebst!“
Sirius, wie kommt Sirius hierher?
Ich spĂĽrte seinen Luftzug an mir vorbeiziehen und sah Sirius nach unten springen.
Aber es geschah noch mehr.
Ich hörte weitere Türen mit einem Krachen auffliegen.
Lupin, Moody, Tonks und Kingsley schossen an mir vorbei.
Die Luft war erfĂĽllt von einem wilden Surren und vielen bunten Lichtblitzen.
Malfoy, der gerade nach Harrys ausgestreckter Hand griff, wandte sich um und wurde von einem Schockzauber von den Beinen gerissen.
Unter den Tumulten schummelte sich Harry hin zu Neville.
Neville richtete sich gerade wieder auf, plötzlich explodierte der Steinboden zwischen ihnen, ein Fluch hatte sie knapp verfehlt, und hinterließ einen Krater, genau an der Stelle, wo sich Neville kurz zuvor erhob.
„Harry, Harry!“ rief ich ihm zu.
Ich schrie so laut ich kann, aber kein Ton kam ĂĽber meine Lippen.
Neville ging k.o., und ein Todesser packte Harrys Arm und drĂĽckte ihn am Hals von sich weg.
„Gib sie mir“, knurrte er. „Gib mir die Prophezeiung!“
Er drĂĽckte so fest gegen Harrys Hals, dass er nach Atem rang.
Warum merkt denn keiner, dass Harry in Lebensgefahr schwebt?
Verdammt, warum kann ich mich nicht rĂĽhren!
Ich spĂĽrte ein heiĂźes Kribbeln an meinem RĂĽcken, aber das war alles, was ich zustande brachte.
Zorn, unsäglichen Zorn!
Mit Tränen in den Augen, die nicht laufen wollten sah ich Sirius, etwa drei Meter von Harry entfernt kämpfen, er duellierte sich bis aufs Blut, Kingsley hatte es gleich mit zwei Gegnern zu tun, Tonks feuerte Flüche in Bellatrix Richtung.
Ich rechnete damit, dass jeden Augenblick mein Kopf vor Anstrengung platzen wĂĽrde, doch nichts geschah, dann sah ich wie sich Neville ein weiteres Mal erhob, dabei meinen Zauberstab in der Hand hielt, und ihn mit voller Wucht in den Augenschlitz der Maske des Todessers rammte.
Dieser heulte schmerzverzerrt auf und lieĂź von Harry ab.
Harry wirbelte sofort herum und keuchte: „STUPOR!“
Der Todesser kippte nach hinten und seine Maske verrutschte, ich erkannte ihn als Walden Macnair, derjenige, der Seidenschnabel hatte töten sollen.
„Danke“, hörte ich Harry keuchen, Neville nickte, und Harry rang nach Luft.
Er machte einen Schritt zur Seite, weil Sirius und sein Gegner duellierend vorbeischlingerten.
Harrys FuĂź rutschte weg, weil nur wenige Meter neben ihm Moody verletzt am Boden lag.
Dolohow, das lange bleiche Gesicht hämisch verzerrt, wandte sich drohend an Harry.
„Tarantallegra!“ rief er, den Zauberstab auf Neville gerichtet, dessen Beine sofort eine Art wilden Stepptanz begannen, und ihn neuerlich zu Boden rissen.
„Nun Potter“, keuchte Dolohow, und machte die gleiche peitschende Bewegung mit seinem Zauberstab, die er auch bei mir vollzogen hatte, im gleichen Moment als Harry „Protego!“ rief.
Ein violetter Lichtstrahl streifte Harrys Gesicht, mit solcher Wucht, dass es ihn zur Seite schlug, und er ĂĽber Nevilles Beine stolperte.
Sirius war aus dem Nichts aufgetaucht und Harry zu Hilfe geeilt.
Gebannt sah ich dem Duell zwischen Sirius und Dolohow zu, der erneut seinen peitschenden Fluch anzuwenden versuchte.
Plötzlich klappten Dolohows Arme und Beine zusammen, er kippte nach hinten weg, und landete mit einem Knall auf dem Rücken.
„Gut gemacht“, rief Sirius Harry zu, konnte aber kaum Luft holen, denn schon rauschten die nächsten Flüche auf sie zu.
Einige Meter neben ihnen sah ich, wie Tonks zusammenbrach, und die Steinstufen bewusstlos nach unten rutschte.
„Harry, nimm die Prophezeiung, pack Neville und renn!“ rief Sirius, schnellte herum und stellte sich Bellatrix in den Weg.
Harry blickte kurz in meine Richtung.
„Ich bin okay – geh!“
Wie gerne hätte ich ihm ein Zeichen gegeben.
„Leg den Arm um meinen Hals“, rief Harry zu Neville.
Der tat wie geheiĂźen, doch seine Beine zappelten immer noch wild durcheinander.
Harry musste mehrfach ausweichen, um nicht die Glaskugel aus den Händen rutschen zu lassen.
„Die Prophezeiung, gib mir die Prophezeiung, Potter!“
Lucius Malfoy war wieder auf den Beinen und drĂĽckte seinen Zauberstab in Harrys Rippen.
„Nein – lassen – sie – mich … Neville – fang sie!“
Die kleine Glaskugel flog durch die Luft.
Fasziniert folgte ich ihrem Flug, kurzzeitig leuchtete sie auf, dann erlosch ihr Licht wieder.
Neville drehte sich herum und fing die Kugel mit der Hand an der Brust auf.
Malfoy richtete seine Aufmerksamkeit auf Neville, eine Gelegenheit, die Harry ausnutzte.
„Impedimenta!“
Malfoy riss es rücklings in die Höhe, und krachte mitten auf das Podium, genau zwischen dem Duell Sirius gegen Bellatrix.
Erneut hob Malfoy seinen Stab, doch dieses Mal sprang Lupin dazwischen. „Harry, treib die anderen zusammen und Verschwinde!“
Harry packte Neville an der Schulter und hob ihn eigenhändig auf den ersten Rang.
Ein abprallender Fluch krachte zwischen Harrys Füße, Steine bröckelten, und Harry stürzte rückwärts weg. Neville sank zu Boden, seine Beine zuckten und strampelten immer noch, vorsorglich stopfte er die Prophezeiung in seine Tasche.
„Komm schon!“ schrie Harry und zerrte an Nevilles Umhang.
Der Umhang riss den ganzen Saum entlang auf.
Die kleine Glaskugel fiel aus seiner Tasche, und bevor einer der beiden, danach greifen konnte, stieĂź Neville mit einem zappelnden Bein dagegen. Sie flog wenige Meter weit weg, genau in meine Richtung.
Wie in Zeitlupe sah ich sie auf mich zufliegen, nur wenige Zentimeter vor mir zerbarst sie.
Ich hätte nur meinen Arm ausstrecken brauchen, wenn ich es gekonnt hätte.
Eine perlweiße Gestalt mit gewaltig vergrößerten Augen erhob sich in die Luft, aus einem silbrigen schimmernden Nebel. Sie begann ihren Mund zu bewegen:
Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran
… jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben,
geboren, wenn der siebte Monat stirbt …
und der Dunkle Lord wird ihn als sich EbenbĂĽrtigen kennzeichnen,
aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt …
und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben,
denn keiner kann leben, während der Andere überlebt …
der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen,
wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt…
Die Gestalt verstummte und verschwand im Nichts.
„Tut mir leid, Harry“, schrie Neville panisch. „Tut mir so leid…“
„Macht nichts!“ rief Harry. „Versuch zu stehen…“
„Dumbledore!“ rief Neville mit aufgerissenen Augen und schweißnasser Stirn.
Dumbledore?
Wir waren gerettet!
Mit schnellen Schritten kam er nach unten, sein Umhang streifte meinen Kopf.
WĂĽtend und zornig wirbelte er mit seinem Zauberstab.
Im Handumdrehen waren fast alle Todesser flucht- und kampfunfähig.
Lediglich Bellatrix und Sirius duellierten sich noch erbittert auf dem Podium mit dem Torbogen.
Ich sah wie Sirius, einem roten Lichtblitz auswich und Bellatrix auslachte.
„Komm schon, du kannst es doch besser!“ rief er und seine Stimme hallte durch den Raum.
Ich spĂĽrte es kommen.
Mein regloser Körper sträubte sich mit aller Macht, gegen das was folgen sollte.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!
Es kann nicht sein, es darf nicht sein!
Trauer, unendliche Trauer durchströmte meinen Körper.
Die Tränen der Trauer warn nicht mehr aufzuhalten.
Theres no time for us
Es gab keine Zeit fĂĽr uns
Theres no place for us
Es gab keinen Platz fĂĽr uns
What is this thing that builds our dreams yet slips away from us
Was ist dies für ein Ding das unsere Träume baut die uns jetzt entgleiten
Who wants to live forever?
Wer will schon ewig leben?
Who wants to live forever?
Wer will schon ewig leben?
Theres no chance for us
Es gab keine Chance fĂĽr uns
Its all decided for us
FĂĽr uns war alles vorbestimmt
This world has only one sweet moment set aside for us
Diese Welt hatte nur einen sĂĽĂźen Moment fĂĽr uns reserviert
Who wants to live forever?
Wer will schon ewig leben?
Who wants to live forever?
Wer will schon ewig leben?
Who dares to love forever?
Wer wagt es ewig zu lieben?
When love must die
Wenn die Liebe sterben muss
But touch my tears with your lips
Aber berühre meine Tränen mit deinen Lippen
Touch my world with your fingertips
BerĂĽhre meine Welt mit deinen Fingerspitzen
And we can have forever
Und wir können uns für immer haben
And we can love forever
Und wir können für immer lieben
Forever is our today
Unser Heute währt ewig
Who wants to live forever
Wer will schon ewig leben?
Who wants to live forever?
Wer will schon ewig leben?
Forever is our today
Unser Heute währt ewig
Who waits forever anyway?
Wer wird jedenfalls ewig warten?
(Composer & Lyrics: Brian May – Freie Übersetzung)
Der nächste Lichtblitz traf Sirius mitten auf die Brust, und mich mitten ins Herz.
Das Lachen auf seinem Gesicht war noch nicht ganz erloschen, doch seine Augen weiteten sich.
Starr mit glänzenden Augen blickte er in meine Richtung.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis er fiel.
In Zeitlupe kippte er nach hinten weg, die Augen weit aufgerissen, feucht und ohne den Blick von mir zu wenden.
Er fiel rĂĽcklings durch den zerschlissenen Schleier, der von dem Steinbogen herabhing.
Sein Gesicht wirkte zugleich angstvoll, wie ĂĽberrascht.
Ein stilles Lächeln huschte über seine Lippen, dann verschwand er vollständig hinter dem Schleier, einen kurzen Moment lang flatterte der Vorhang und kam dann völlig zur Ruhe.
Sirius tauchte auf der anderen Seite nicht mehr auf.
Jetzt konnte ich auch die Stimmenhören, die Harry vorhin beschrieben hatte, und ich wusste, Sirius wird nicht wiederkehren.
Sirius war tot.
Nein er war nicht tot.
Sirius wird immer in unseren Herzen weiterleben.
In meinem und in Harrys Herzen.
Forever
FĂĽr immer!
Zu meiner eigenen Ăśberraschung bemerkte ich, dass ich aufrecht auf den Stufen stand.
Ich weiĂź nicht, wie ich das geschafft hatte, aber es war so.
Ich stand auf meinen FĂĽĂźen und starrte auf den Torbogen und einen alten zerrissenen Vorhang, der mir gerade einen Freund genommen hatte.
Einen Freund und vielleicht meinen … Vater.
Es konnte nur mein Vater sein, denn sonst hätte es nicht so weh getan, sonst hätte ich nie diese Kraft aufgebracht. Die Kraft, die langsam wieder schwand.
Kraftlos sank ich wieder zu Boden, und alles vor meinen Augen wurde schwarz.
Von weit her hörte ich nur noch das Wehklagen meines besten Freundes.
„SIRIUS!“ schrie Harry, genauso verzweifelt wie ich.
„SIRIUS!“
Aber niemand konnte mein Herz schreien hören.
Die Stimme entfernte sich von mir, dann wurde es ganz still.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
Helena Bonham Carter