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Fanfiction

Vertrauen - Mein Leben mit Harry Potter - Mysteriumsabteilung

von rodriquez

Der Juni war angebrochen, und die Stimmung in der Schule änderte sich schlagartig.
Zumindest unter den SchĂĽlern des fĂĽnften Jahrganges.
Gespannt und aufgeregt erwarten wir unsere ZAG – Prüfungen.
Besonders angespannt und hypernervös … natürlich meine Wenigkeit.
Professor McGonagall erklärte uns den Ablauf der Prüfungen:
Die PrĂĽfungen wĂĽrden sich ĂĽber zwei Wochen in Folge verteilen.
Morgens Theorie und nachmittags der praktische Teil, einzige Ausnahme:
Die PrĂĽfung in Astronomie, die in der Nacht stattfinden wĂĽrde.
Unsere PrĂĽfungsunterlagen waren mit strikten Anti-Schummel-Zaubern behaftet.
Selbstantwortende Federn waren genauso verboten, wie Erinnermichs, abnehmbare Spickmanschetten und selbstkorrigierende Tinte.
Ăśber Die Ergebnisse wĂĽrden wir per Eule, irgendwann im Juli unterrichtet.

Über den Verlauf der Prüfungen möchte ich euch gar nicht groß langweilen, auch wenn sie für mich, das Non plus Ultra waren.
Die große Halle war genauso eingerichtet, wie ich es im Denkarium gesehen hatte. Wären nicht andere Personen an den Tischen gesessen, ich hätte geschworen, eine Wiederholung live zu erleben.
Übrigens erklärte mir Harry, dass er sich Verbotenerweise die Szene angeschaut und dabei von Snape erwischt wurde, was zu einer handfesten Auseinandersetzung geführt habe, und schließlich mit der Beendigung der Okklumentik beendet worden wäre.
Mit pochendem Herzen drehte ich auf Professor McGonagalls Startzeichen – sie kippte ein riesiges Stundenglas um – meine ersten Prüfungsaufgaben um.
a.) Nennen Sie die Beschwörungsformel und
b.) beschreiben sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen.

Ich sah darin keine größeren Schwierigkeiten, zunächst jedenfalls...
Zauberkunst verlief eigentlich ebenfalls sehr gut, ich war mir nur nicht sicher ob ich bei den Aufheiterungszaubern alles erwähnen sollte, und so wurde mir einfach die Zeit knapp. Und bei Gegenzauber für Schluckauf, war ich mir nicht sicher ob ich ihn richtig geschrieben hatte und bei Frage dreiundzwanzig…
Der praktische Teil lief ĂĽberraschend gut. Farbwechselzauber, Wachstumszauber und Schwebezauber, waren fĂĽr mich kein Problem.
Im gleichen Rhythmus verliefen auch die restlichen PrĂĽfungen.
Im theoretischen Teil, hatte ich seltsamerweise, immer nach der Prüfung Bedenken, die ominöse Frage dreiundzwanzig nicht richtig beantwortet zu haben.
Und als mir Harry auch noch stolz berichtete, dass er den praktischen Teil in Verteidigung gegen die dunkeln Künste, vor den Augen von Dolores Umbridge, glänzend bestanden habe, und auch noch einen Zusatzpunkt für einen Patronus bekommen hätte, brach in mir eine Welt zusammen.
Harry hatte mich in einem Fach definitiv geschlagen, wenn das in den anderen Fächern noch einigen anderen gelungen wäre, könnte ich meine Karriere begraben.
Frage dreiundzwanzig!
„Ich war ja so schlecht, und bin bestimmt überall durchgefallen“.
„Hermine, du nervst, die Beste in allen Fächern, und macht so ein Theater!“ Harry schüttelte ungläubig den Kopf.
„Aber in Verteidigung gegen die dunkeln Künste, hatte ich keine Chance gegen dich!“
„Dann gönne es mir doch! Es würde ja lediglich bedeuten, dass du in einer einzigen Prüfung nur Zweitbeste wärst, während alle Anderen unerreicht bleiben. Hermine bitte … du bist tatsächlich enttäuscht, oder?“
„Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt, und du weißt….“
„Ja, ich weiß ... Frage dreiundzwanzig hat einen Kommafehler, und bei Frage acht fehlt ein Punkt auf dem kleinen i…“
„Ach halt die Klappe, ich habe in Runen ehwaz falsch übersetzt! Das bedeutet Partnerschaft, nicht Verteidigung. Hab ich mit eihwaz verwechselt.“
„Ah, na ja“, erwiderte Ron gleichgültig, „das ist doch ein einziger Fehler, du kriegst bestimmt immer noch…“
„Das könnte der Fehler sein, der den Unterschied zwischen bestanden und durchgefallen ausmacht.“
„Aber sicher doch!“ Ron verdrehte seine Augen.
Der Hornochse, der Idiot, der hat doch keine Ahnung. Lacht mich aus, und ich könnte durchgefallen sein!
Den nächsten Schock musste ich in Zaubertränke hinnehmen.
Weil ihm Snape nicht im Nacken saĂź, lieferte Harry eine ĂĽberdurchschnittliche Leistung ab.
Könnte er mich auch da geschlagen haben?
Es war zum Verzweifeln!
Aber der größte Schock stand uns allen noch bevor, er hatte allerdings nicht viel mit den Prüfungen zu tun.
Es war schon weit nach Elf Uhr abends, eine perfekte Nacht fĂĽr Sternengucker, und die praktische PrĂĽfung in Astronomie.
Ich starrte gerade auf das Sternenbild des Orion, als ich unten vor dem Schlossportal ein hektisches Treiben bemerkte.
Angestachelt von Harrys nervösem Trippeln mit den Beinen, legte ich mein Auge auf das Teleskop.
Sein Teleskop war nach unten gerichtet, so tat ich es ihm gleich.
Hatte ich etwa was ĂĽbersehen?
In der Hand hielt ich eine Feder ĂĽber dem Pergament, einer Karte, um den Planeten Venus genau dort einzutragen, wo ich ihn erkannt hatte.
Aber da war keine Venus, ich spähte lediglich auf das düstere Gelände hinab.
Mich beschlich ein seltsames, beängstigendes Gefühl.
War es das, was Harry angeregt beobachtete?
Auf dem Gelände war jetzt eine kleine Gruppe von fünf Personen zu erkennen, die angeführt von
Umbridge in schnellen Schritten auf Hagrids HĂĽtte zumarschierten.
Es war mir ein Rätsel, warum Umbridge um Mitternacht einen Spaziergang draußen machen sollte.
Ein grausam gedämpftes Bellen folgte.
Fang!
Das war eindeutig Fang.
Was ist da los?

Als nächstes ertönte ein lauter Knall.
Keiner im Turm konzentrierte sich noch auf die PrĂĽfung, alle hatten ihr Teleskop auf Hagrids HĂĽtte gerichtet, deren TĂĽr nun offen stand.
Seine massige Gestalt brüllte und fuchtelte wild mit den Händen.
Er war umringt von sechs Personen, von denen dünne rote Lichterfäden ausgingen.
Schockzauber! Dachte ich panisch.
„Nein!“ schrie ich auf.
„Meine Liebe, das ist eine Prüfung“, ermahnte mich unser Prüfer, Professor Tofty.
Aber niemand beschäftigte sich mehr mit den Prüfungen. Immer mehr rote Lichterstrahlen flogen um Hagrids Hütte umher, doch aus irgendeinem Grund schienen sie von ihm abzuprallen.
Hagrid kämpfte. Schreie und Rufe hallten über das Schlossgelände, ein Mann rief: „Sei vernünftig, Hagrid!“
„Zum Teufel mit vernünftig, so einfach kriegst du mich nicht, Dawlish!“
Dawlish?
Umbridge ist mit Auroren bei Hagrid aufgekreuzt?
Oh – oh, das ist nicht gut, das ist gar nicht gut!

Ich konnte den Umriss von Fang erkennen, der Hagrid zu Hilfe geeilt war, indem er die Begleiter Umbridges immer wieder ansprang.
Plötzlich jaulte Fang grausam auf, und brach zusammen.
Ein Schockzauber hatte ihn getroffen. Hagrid brüllte vor Wut, hob den Täter eigenhändig vom Boden und schleuderte ihn ein paar Meter durch die Luft.
„Wie können sie es wagen!“
„Es ist McGonagall!“ keuchte ich, und beobachtete weiter wie die Professorin Hagrid zu Hilfe eilte.
„Lassen sie ihn in Ruhe! In Ruhe sage ich!“ McGonagalls Schrei hallte durch die Dunkelheit.
„Mit welchem Recht greifen sie ihn an? Er hat nichts getan, was rechtfertigen würde…“
Voller Panik musste ich mit ansehen wie nicht weniger als vier Schockzauber auf sie zurauschten.
Ich schrie keuchend auf.
FĂĽr einen kurzen Moment schien McGonagall in einem glĂĽhenden Rot zu leuchten, dann riss es sie von den FĂĽĂźen, fiel hart auf den RĂĽcken und blieb regungslos liegen.
„Würgende Wasserspeier“, schrie Professor Tofty empört auf. „Ohne jede Vorwarnung! Was für ein empörendes Verhalten!“
„FEIGLINGE!“ brüllte Hagrid wütend. „VERDAMMTE FEIGLINGE! DA, NEHMT DAS – UND DAS!“
Hagrid versetzte seinen Angreifern, kräftige Schwinger.
Plötzlich knickte er ein, erneut schrie ich fassungslos auf, aber beruhigte mich gleich wieder, er schien nur Fang aufgehoben zu haben, schulterte ihn jetzt, und stand wieder auf den Beinen.
„Pack ihn! Pack ihn!“ schrie Umbridge, doch ihre Garde schien nicht erpicht darauf zu sein, weitere Schläge einzufangen.
Hagrid schaffte es zu entkommen, und verschwand in der Dunkelheit.
Wir diskutierten noch die ganze Nacht über die Vorkommnisse, und als wir am nächsten Tag gegen vierzehn Uhr die letzte Prüfung in Geschichte der Zauberei antraten, waren alle völlig übernächtigt.
Mitten in der PrĂĽfung schreckte ich hoch, weil Harry sich schreiend auf dem Boden wandte.
Er verkrampfte und drĂĽckte seine Hand ganz fest gegen seine Narbe.
„Ich geh nicht … ich muss nicht in den Krankenflügel … ich will nicht“, jammerte er.
Die Worte klangen abgehackt und gestottert, als Professor Tofty ihm auf die Beine helfen wollte.
„Mir – mir geht’s gut“, stammelte Harry und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „…Alptraum.“
Ein Alptraum jetzt, mitten in der PrĂĽfung?
„Der Prüfungsdruck“, versuchte ihn der Prüfer zu trösten.
Harry drĂĽckte dem PrĂĽfer sein Pergament mit den PrĂĽfungsaufgaben in die Hand, und verlieĂź schwankend die groĂźe Halle.
Unmittelbar nachdem das schwere Holztor ins Schloss gefallen war, beendete auch ich meine PrĂĽfung und ging besorgt nach drauĂźen in die Vorhalle.
Aufmerksam wanderten meine Augen mehr, doch Harry konnte ich nirgends finden, und so blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis mir wenige Augenblicke später, mit ernster, nachdenklicher Miene Ron aus der Prüfungshalle folgen würde.
„Wo ist er? Weißt du was los war?“
Immer noch sah ich mich aufmerksam um, ohne auf Rons Frage einzugehen, auĂźer seinen besorgten Blick zu erwidern.
Endlich sah ich ihn.
„Harry!“ rief ich, zeigte auf den Absatz der Marmortreppe, die nach oben führte, und stürmte los.
„Was ist passiert? Alles in Ordnung mit dir? Bist du krank?“ bombardierte ich ihn besorgt, und schlitterte ihm mit hohem Tempo entgegen.
Ron hechtete, nach Atem ringend hinter mir her. „Wo warst du?“
„Kommt mit“, sagte er und schien keine Zeit verlieren zu wollen.
Er führte uns in den Korridor im ersten Stock, spähte durch einige Türen hindurch und fand schließlich ein leeres Klassenzimmer.
„Voldemort hat Sirius!“
„Was?“
Ich traute meinen Ohren nicht, und mein Herz rutschte vor panischer Angst in die Hose.
„Ich habe es gesehen. Gerade eben. Als ich in der Prüfung eingeschlafen bin.“
„Aber – aber wo? Wie?“ stotterte ich mit zitternden Knien.
Sirius?
Nein, das kann nicht sein.
Das ist unmöglich.
Nicht Sirius.
Sortiere deine Gedanken, reiĂź dich zusammen!

„Keine Ahnung wie“, erklärte Harry. „Aber ich weiß genau, wo. In der Mysteriumsabteilung gibt es einen Raum voller Regale, die mit diesen kleinen Glaskugeln voll gestellt sind, und sie sind am Ende von Reihe siebenundneunzig … er will Sirius benutzen, damit er ihm holt, was immer er von dort drin haben will … er foltert ihn … sagt, am Schluss würde er ihn töten!“
Harrys Stimme war am zittern, dicke SchweiĂźperlen bildeten sich auf seiner Stirn, seine Augen glĂĽhten vor Erregung.
„Wie kommen wir dahin?“ fragte er nach einer kurzen Verschnaufpause.
„D - dorthin?“ fragte Ron verstört.
„Zur Mysteriumsabteilung, damit wir Sirius retten können“.
STOP!
Du brauchst einen kĂĽhlen Kopf, wenigstens du!
Nichts so voreilig, versuch klar zu denken.
Aber Sirius ist in Gefahr!
Harry hat nur geträumt.
Aber du kennst seine reellen Träume!
Trotzdem, was wenn alles wirklich nur ein Traum war?

„Harry“, ich wusste, dass ich behutsam vorgehen musste.
Ich musste mir erst einen Ăśberblick verschaffen.
Und in Harrys Fiktion gab es einfach noch zu viele Ungereimtheiten.
„Wie ist Voldemort ins Zaubereiministerium gelangt, ohne dass ihn jemand bemerkt hat?“
„Woher soll ich das wissen?“ brüllte mich Harry an. „Die Frage ist, wie kommen wir dort rein!“
„Aber … Harry, überleg doch mal!“ Ich ließ mich nicht beirren und riskierte einen Blick auf meine Armbanduhr.
„Es ist fünf Uhr nachmittags…“, zeigte ich ihm mit meinem Zeigefinger und ging näher zu ihm heran.
Du musst ihn beruhigen!
Das ist deine Aufgabe
Beruhige ihn erst einmal, dann kann man immer noch sehen, was zu tun wäre.
Wir könnten den Orden informieren.
Du musst ĂĽberzeugend wirken.

„Dass Zaubereiministerium muss voller Angestellter sein … wie hätten Voldemort und Sirius reinkommen sollen, ohne dass man sie gesehen hätte?“
Ich wollte beruhigend nach seinem Arm greifen, versuchte mein Bestes um meine eigene Unruhe zu überspielen. „Harry … sie sind wahrscheinlich die beiden meistgesuchten Zauberer der Welt … denkst du, die schaffen es, unentdeckt in ein Gebäude reinzukommen, das voller Auroren ist?“
„Keine Ahnung“, erwiderte er, und drehte sich ruckartig weg. „Vielleicht hat Voldemort einen Tarnumhang benutzt!“ Er versuchte krampfhaft uns zu überzeugen, seine Bewegungen wirkten panisch und ruckartig.
Er drehte sich wieder zu mir um. “Jedenfalls war die Mysteriumsabteilung immer vollkommen ausgestorben, wenn ich…“
„Du warst nie dort, Harry“, unterbrach ich sorgsam. „Du hast davon geträumt, das ist alles.“
„Das sind keine normalen Träume“, seine Stimme steigerte sich, und er kam wieder näher zu mir heran.
Es war, als wollte er mich wach rütteln. „Wie erklärst du dir dann die Sache mit Rons Dad, was das alles sollte, woher ich wusste, was mit ihm passiert war?“
„Da hat er Recht!“ wieder einmal fiel mir Ron in den Rücken, alle Versuche waren vergebens.
„Harry, wie um alles in der Welt sollte Voldemort Sirius in die Hände bekommen, wenn er doch die ganze Zeit über am Grimmauldplatz war?“
Das hätte eigentlich jeden klar denkenden Menschen überzeugen müssen, doch Harry war kein normal denkender Mensch mehr.
Warum blieb ich nur so ruhig?
Immerhin ging es um Sirius?
Weil es deine Aufgabe ist!
Du musst seine Hand fĂĽhren, wenigstens einer muss einen klaren Kopf behalten.
Es klang logisch.
Komm zur Besinnung, Harry!

„Vielleicht ist Sirius die Geduld gerissen und er wollte einfach mal an die frische Luft.“
Wieder war es Ron, der sich unqualifiziert einmischte.
Frustriert schloss ich meine Augen.
Dieser Idiot merkte wieder einmal ĂĽberhaupt nichts!
„Aber warum, warum um Himmelswillen sollte Voldemort Sirius benutzen, um die Waffe zu kriegen oder worum es auch geht?“
Harry suchte vergeblich nach einer Lösung, einer Ausrede, bis sich erneut Rons Mund öffnete.
Ich hätte ihm den Hals umdrehen können.
„Sirius Bruder war doch ein Todesser, stimmt’s? Vielleicht hat er Sirius das Geheimnis erzählt, wie man an diese Waffe rankommt!“
Merkt der eigentlich noch was?
„Hört mal, es tut mir leid, aber was ihr beide sagt, hat weder Hand noch Fuß, für nichts davon gibt es einen Beweis, nicht mal dafür, dass Voldemort und Sirius überhaupt dort sind.“
Jetzt musste ich zwei Idioten ĂĽberzeugen, ein fast aussichtsloses Unterfangen, wie mir schnell klar wurde.
Danke Ron, schönen Dank du Arsch!
„Hermine, Harry hat sie gesehen!“ jetzt wurde ich auch noch von Ron angemotzt.
Meine Hände begannen sich zu ballen.
Wütend krallten sich meine Fingernägel in die Handinnenflächen.
Behalte einen klaren Kopf!
Mir war sofort klar, dass Harry auf den hören würde, der seine Vorstellungen unterstützt.
„Also gut“, schnaufte ich durch, und ging zum Frontalangriff über.
Wenn die so stur sind, dann muss Harry auch meine Meinung ĂĽber sich ergehen lassen!
„Ich muss dir einfach mal was sagen…“ ich lockerte meine Hände, griff nach Harrys Armen und begann ihn durchzurütteln.
„Du … das ist keine Kritik, Harry! Aber du … irgendwie“, irgendwie verließ mich wieder der Mut, als er mir direkt in die Augen sah.
ReiĂź dich zusammen!
Werd nicht schwach!

„Ich meine – glaubst du nicht, dass du so was wie – wie ein – Menschenrettungsding hast?“
Jetzt war es raus, und ich war in Erwatung eines Hagelsturms.
Er starrte mich einen Moment finster an, scheinbar hatte es ihm die Sprache verschlagen.
„Und was soll das heißen, ein Menschenrettungsding?“ fragte er ungläubig.
„Nun … du …“. Mein Herz schlug mir um die Ohren.
Mach es mir doch nicht so schwer!
O nein! Und schau mich bitte nicht so an!

„Ich meine … letztes Jahr zum Beispiel … im See … während des Turniers … da solltest du nicht … ich meine, da hättest du diese kleine Delacour nicht unbedingt retten müssen … du warst da ein wenig … übereifrig.“
Sein Gesicht zuckte bedrohlich.
Sofort bereute ich meine Worte wieder, und versuchte zu beschwichtigen.
„Ich mein, das war wirklich großartig von dir und so.“
Und so?
Ganz toll, Hermine!
Das war gequirlter Mist!

„Ist ja komisch“, Harry Stimme erhob sich zu einem leichten Erdbeben. „Zufällig weiß ich noch genau, dass Ron meinte, ich hätte meine Zeit verschwendet, um den Helden zu spielen … glaubst du, darum geht’s? Meinst du, ich würde wieder den Helden spielen wollen?“
Falscher Kurs!
Das Gespräch läuft in die falsche Richtung!
Warum kann mir Ron nicht einmal helfen?

„Das meine ich überhaupt nicht“, antwortete ich bestürzt.
„Na, dann spuck aus, was du zu sagen hast, weil wir nämlich unsere Zeit hier verschwenden!“
„Was ich sagen will, ist – Voldemort kennt dich, Harry! Er hat Ginny in die Kammer des Schreckens runtergebracht, um dich dort hinzulocken, so was sieht ihm ähnlich, er weiß, dass du die – die Art Mensch bist, die Sirius zu Hilfe kommen würde! Was, wenn er nur versucht, dich in die Mysteriumsab…“
Weiter kam ich nicht, denn Harry fiel mir ins Wort. „Hermine, es spielt keine Rolle, ob er es getan hat, um mich dorthin zu locken, oder nicht – sie haben McGonagall ins St. Mungo gebracht, in Hogwarts ist keiner mehr vom Orden, dem wir es sagen können, und wenn wir nicht gehen, ist Sirius tot!“
Ist Sirius tot!
Dabei funkelte er mich besonders an. Er appellierte an unser Geheimnis.
„Aber Harry – was, wenn dein Traum einfach – einfach das war, ein Traum?“
Harry schrie die Wut und Enttäuschung aus sich heraus.
Erschrocken wich ich zurĂĽck.
„Du kapierst es nicht! Ich habe keine Albträume, ich träume das einfach nicht nur! Wofür, glaubst du, waren all diese Okklumentikstunden, warum wollte mich Dumbledore deiner Meinung nach daran hindern, diese Dinge zu sehen? Weil sie wirklich sind, Hermine – Sirius ist gefangen, ich hab ihn gesehen. Voldemort hat ihn, und niemand sonst weiß es, und das heißt, wir sind die Einzigen, die ihn retten können, und wenn du es nicht tun willst, schön ich gehe jedenfalls, verstanden? Aber gerade von dir hätte ich das in der Situation am wenigsten erwartet!“
Ein schwerer, gemeiner Schlag!
Enttäuscht blitzte ich zurück, er ließ sich nicht beirren.
SchlieĂźlich senkte ich meinen Kopf.
„Und wenn ich mich recht erinnere, hattest du kein Problem mit meinem Menschenrettungsding, als ich dich vor den Dementoren gerettet habe…“
Könnte mir Ron nicht helfen?
Aber nein, steht dabei, als ob er nicht dazu gehört, und bewundert seine schwarzen Streifen an den Fingernägeln!

„Aber Harry, du hast es eben selbst gesagt“, ich erhob mit neuem Mut meinen Kopf, mit geballter Wut im Bauch.
Es war unfair von ihm, mich so anzugehen, und mir zu unterstellen, ich wĂĽrde mich nicht um Sirius sorgen, und das und nichts anderes wollte er damit zum Ausdruck bringen.
„Dumbledore wollte, dass du deinen Geist vor diesen Dingen abschirmen lernst. Wenn du richtig Okklumentik gemacht hättest, hättest du das nie gesehen…“
Ein Vorwurf von einem Mädchen!
Mir war klar, dass er das nicht an sich heranlassen wĂĽrde.
Ich hatte ihn gerade belehrt, als wäre ich … seine übergroße, in allen Dingen überlegene Schwester.

„WENN DU GLAUBST, ICH WÜRDE EINFACH SO TUN, ALS OB ICH DAS NICHT GESEHEN…“
Sein Schreien dröhnte in meinen Ohren, doch ich hatte es erwartet, und wusste zu reagieren.
„Sirius hat dir gesagt, es gäbe nichts Wichtigeres, als dass du lernst, deinen Geist zu verschließen!“
Mit der nächsten Belehrung.
„TJA, ICH SCHÄTZE, ER WÜRDE WAS ANDERES SAGEN, WENN ER WÜSSTE; WAS ICH EBEN…“
Mitten im Satz flog die KlassenzimmertĂĽr auf.
Mit neugieriger Miene, trat Ginny ein, gefolgt von Luna.
„Hi“, grüßte sie unsicher. „Wir haben Harrys Stimme gehört. Weshalb schreist du so?“
„Das geht dich nichts an!“ Harry war richtig in Fahrt.
Ginny zog erschrocken ihre Augenbrauen hoch.
„Diesen Ton brauchst du bei mir nicht anzuschlagen“, erwiderte sie kühl. „Ich habe mich nur gefragt, ob ich helfen könnte.“
„Nein, kannst du nicht“, wieder wurde sie von Harry abgefertigt.
„Du bist ziemlich unhöflich, weißt du“, antwortete Luna in ihrer typischen, direkten Art.
Harry begann fĂĽrchterlich zu fluchen, und drehte uns wieder den RĂĽcken zu.
Das bringt nichts, gab ich Ginny zu verstehen.
Ein Kompromiss, ich brauchte dringend eine Kompromisslösung.
Wir wären jetzt zu Fünft,
- mir kam eine Idee.
„Wart mal“, unterbrach ich Harrys Fluchen. „Wart mal … Harry, sie können helfen.“
Ich erreichte schließlich, dass Harry sich in einem Kamingespräch mit dem Grimmauldplatz Nr. 12 vergewissern könnte, ob Sirius wirklich nicht zu Hause wäre.
Umbridges Kamin sollte wieder dafĂĽr herhalten.
Es war zwar auch gefährlich, aber lieber dieses Risiko eingehen, als leichtfertig Sirius, oder sich selbst in Gefahr zu bringen.
Es könnte funktionieren.

Ron lockte Umbridge in einen entlegenen Teil des Schlossgebäudes, indem er ihr die Lüge auftischte, dass Peeves dort gerade die Verwandlungsräume verwüste. Ginny und Luna hielten die Schüler aus dem Korridor fern und bewachten somit den Gang vor Umbridges Büro, während ich selbst im Büro Schmiere stand.
Harry mochte noch so zornig und ungeduldig sein, mein Friedensangebot, ihn in Umbridges Büro zu begleiten, war eindeutig ein Zeichen der Solidarität und der Treue.
Vielleicht lieĂź er sich deswegen auch darauf ein.
Nachdem er sich in Windeseile seinen Tarnumhang holte, und die Anderen ihre Position eingenommen hatten, zerrte ich ihn an seinem Handgelenk näher zu mir heran. „Bist du sicher, dass es dir gut geht, Harry? Du bist immer noch sehr blass.“
„Schon okay“, sagte er und warf den Tarnumhang über uns.
Kurze Zeit später standen wir in Umbridges Büro.
Das Büro wirkte ruhig und verlassen, nur die grellen Kätzchen auf den Wandtellern, miauten munter vor sich hin.
Ich eilte zum Fenster und stellte mich so hin, dass man mich nicht gleich sehen konnte, mit gezücktem Zauberstab beobachtete ich das Gelände.
Im Kaminfeuer erschien nur die hässliche Gestalt von Kreacher, der voll heimtückischer Freude berichtete, Sirius sei in die Mysteriumsabteilung gegangen und würde nie mehr zurückkehren.
Dann ging alles sehr schnell.
Bevor ich bemerkte, dass sich die Tür geöffnet hatte, lag ich auch schon auf dem Boden, und hatte das Knie von Milicent Bulstrode im Genick.
„Erledigt“, rief sie Umbridge zu, die Harry triumphierend aus dem Kamin zerrte.
„Glauben sie, dass ich nach den zwei Nifflern noch so ein widerliches, schnüffelndes kleines Biest in mein Büro lasse, ohne dass ich davon erfahre?“ Umbridge legte ihr süßestes, gemeinstes, triumphalstes Lächeln auf.
Draco trat herein und sammelte, siegessicher unsere Zauberstäbe ein.
Bulstrode ließ mich aufstehen, drückte mich aber mit voller Kraft ihres massigen Körpers gegen die Wand.
Fröhlich grinsend lehnte Draco an der Fensterbank und ließ unsere Zauberstäbe durch die Finger gleiten.
Dann war von draußen ein Tumult zu hören, und weitere Slytherins traten ein, die Ron, Ginny, Luna und zu meiner Überraschung, Neville überwältigt und geknebelt hatten.
Die Luft in diesem engen Zimmer war stickig und ĂĽberfĂĽllt mit Boshaftigkeit.
Ich bekam Atemnot, und das lag nicht nur daran, dass Milicent Bulstrode mich im Schwitzkasten hatte, immer noch drückte sie mit ihrem fülligen Körpergewicht gegen meinen Hals.
„Lügner“, schrie Umbridge Harry an. „Mit wem haben sie Verbindung aufgenommen?“
„Mit niemandem!“ antwortete Harry entschieden.
Neville keuchte unter Crabbes Würgegriff, und Ginny versuchte unaufhörlich Pansy Parkinsons Füße zu malträtieren.
„Hab sie alle“, triumphierte Warrington und schubste Ron mehrmals in übelster Weise durch den Raum. „Der hier“, mit seinen dicken Wurstfingern deutete er auf Neville, „wollte mich daran hindern, die festzunehmen“, seine unförmigen Finger lagen press auf Ginnys Stirn.
„Gut, gut“, lächelte Umbridge. „Nun, es sieht ganz danach aus, als würde Hogwarts bald eine weasleyfreie Zone sein, nicht wahr?“
Umbridge sprach diese Worte mit einem solchen gehässigen Unterton, dass ich ihr liebend gern, ihr ungestaltetes Mundwerk gestopft hätte.
Gleichzeitig ertönte Malfoys künstliches Lachen, dass mich an einen dieser Affen mit den roten Hinterteilen aus dem Zoo erinnerte, den ich mit meinen Eltern, als kleines sechsjähriges Mädchen besucht hatte.
„Offenbar war es sehr wichtig, für sie, Mr. Potter, mit jemandem zu reden. War es Albus Dumbledore? Oder dieses Halbblut Hagrid? Ich bezweifle, dass es Minerva McGonagall war, wie ich höre, ist sie immer noch zu krank, um mit irgendjemandem sprechen zu können.“
Malfoy ließ erneut ein glucksendes Lachgeräusch aus seiner hässlichen Visage fallen.
Unendlicher Hass und vor allem Zorn baute sich in mir auf.
„Sehr schön, Mr. Potter … ich habe ihnen, die Chance gegeben, es mir freiwillig zu sagen. Sie haben abgelehnt. Ich habe keine andere Wahl, als sie zu zwingen. Draco – holen sie Professor Snape.“
Malfoy steckte Harrys Zauberstab in seinen Umhang und verlieĂź feixend das Zimmer.
Wie dumm wir doch waren!
Snape, warum hat niemand an Snape gedacht.
Es wäre aber wohl zu verwegen gewesen, ausgerechnet Snape, als letzten Ausweg anzugehen.
Aber leider wäre das die Lösung gewesen.
Snape war das letzte verbliebene Mitglied des Ordens in Hogwarts.

Im BĂĽro herrschte Schweigen, bis Draco mit Snape den Raum betrat.
„Ah, Professor Snape“, säuselte Umbridge. „Ich hätte gerne eine weitere Flasche Veritaserum, so schnell wie möglich bitte!“
Snapes Gesicht war ausdruckslos, weder Überraschung, noch Häme war darauf abzulesen.
„Sie haben meine letzte Flasche genommen, um Potter zu befragen“, antwortete ihr Snape kühl. „Sie haben doch sicher nicht alles aufgebraucht? Ich hatte ihnen gesagt, drei Tropfen würden reichen.“
Umbridges Gesicht verfärbte sich zornesrot. „Aber sie können doch sicher ein wenig mehr davon herstellen?“
„Gewiss“, erwiderte Snape, „es braucht einen vollständigen Mondzyklus, um zu reifen…“
„In einem Monat?“ unterbrach Umbridge und schwoll an, wie eine Kröte. „Aber ich brauche es heute Abend, Snape! Wie ich eben festgestellt habe, benutzt Potter meinen Kamin, um mit einem oder mehreren Unbekannten Verbindung aufzunehmen.“
„Tatsächlich?“ Zum ersten Mal war eine kleine Spur von Interesse auf Snapes Gesicht zu erkennen. „Nun das überrascht mich nicht, Potter hat nie viel Neigung gezeigt, die Schulregeln zu befolgen.“
Seine kalten, dunklen Augen bohrten sich in die Harrys, der erstaunlicher Weise seinen Blick erwiderte.
Harry erhoffte sich tatsächlich Hilfe von Snape, und schien sich angestrengt zu konzentrieren. Hoffte er etwa Snape würde Legilimentik benutzen, um seine Gedanken zu lesen?
„Ich wünsche ihn zu befragen!“ keifte Umbridge erneut, doch Snape zuckte nur mit seinen Schultern. „Sie sind auf Bewährung!“ kreischte sie hysterisch. „Sie verweigern mir mutwillig ihre Hilfe! Ich hätte mir mehr von ihnen erwartet, Lucius Malfoy spricht immer in den höchsten Tönen von ihnen! Verlassen sie jetzt mein Büro!“
Snape machte eine spöttische Verneigung vor ihr, die gleichen Blicke, die er sonst nur für Harry übrig hatte, und wandte sich zum Gehen.
„Er hat Tatze“, rief ihm Harry hinterher. „Er hat Tatze an dem Ort, wo sie versteckt ist!“
Snape, die Hand schon auf Umbridges TĂĽrklinke hielt inne.
Sein Gesicht konnte ich allerdings nicht sehen.
Hatte und wollte er verstehen?
„Tatze?“ schrie Umbridge und blickte begierig zu Snape. „Was ist Tatze? Wo ist was versteckt? Was soll das heißen, Snape?“
Snape drehte sich zu Harry um. Seine Miene war immer noch unergründlich. „Ich habe keine Ahnung. Potter, wenn ich will, dass man mir Unsinn an den Kopf wirft, verabreiche ich ihnen Plappertrank…“.
Kaum hatte Snape das Büro verlassen, überlegte Umbridge laut, dass ihr jetzt nur noch die Möglichkeit bliebe, Harry ein Geständnis abzufoltern.
Mir stockte der Atem.
Das ist Gesetzeswidrig!
Das kann sie nicht tun!

„Der Cruciatus – Fluch sollte ihnen die Zunge lösen!“
„Nein!“ schrie ich auf.
Doch Umbridge nahm keine Notiz von mir.
Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein heimtĂĽckischer, gieriger, erregter Ausdruck ab, den alle Mitglieder ihres Inquisitionskommandos, mit ihr teilten.
„Der Minister würde es nicht gutheißen, dass sie das Gesetz brechen“, versuchte ich es weiter.
Harry blieb bei ihrer Drohung völlig emotionslos.
„Was Cornelius nicht weiß, macht ihn nicht heiß“, säuselte Umbridge mit immer gierigeren Augen.
„Er hat nie erfahren, dass ich letzten Sommer Dementoren befohlen habe, Potter anzugreifen, und dennoch war er erfreut über die Gelegenheit, ihn rauswerfen zu können.“
„Das waren sie?“ keuchte Harry.
„Irgendjemand musste handeln“, ihre Art kotzte mich dermaßen an.
Langsam hob sie den Zauberstab und richtete ihn auf Harrys Stirn.
Ich brauche eine Idee!
Komme Hermine, lass dir was einfallen – Denk nach!

„Alle haben davon gequasselt, dass man sie zum Schweigen – Sie in Misskredit bringen müsste, aber ich war diejenige, die tatsächlich etwas dafür getan hat … bloß haben sie sich da rausgewunden, nicht wahr, Potter? Aber heute nicht, nicht jetzt“.
Sie holte tief Luft und rief. „Cruc…“
„Nein!“ schrie ich erneut.
Meine Stimme zitterte, meine Innereien verkrampften.
Mit einer unmöglichen Kraftentwicklung, die ich nicht für möglich gehalten hätte, gelang es mir mich aus dem Würgegriff der dreimal schwereren Milicent zu befreien.
„Nein – Harry – wir müssen es ihr sagen!“
„Niemals“, rief Harry und starrte mich fassungslos an.
„Wir müssen Harry, sie wird es ohnehin aus dir rauspressen, was … was für einen Zweck hat das noch?“
Meine Angst um Harry spornte mich wieder zur Höchstform an, mein Hirn arbeitete auf Hochtouren.
Ich neigte meinen Kopf und weinte spielerisch in Milicents Umhang.
Angewidert machte sie einen Schritt zur Seite.
„Schön, schön, schön“, lachte Umbridge, wie ein Triumphator. „Die kleine Miss Naseweis will uns ein paar Antworten geben! Nur zu, nur zu!“
„Er – mie – nee – nein!“ rief Ron behindert durch seinen Knebel.
Ginny starrte mich fassungslos an, aber Harry schien etwas an mir bemerkt zu haben.
Er starrte mich an, als hätte er mich gerade zum ersten Mal in seinem Leben gesehen.
Vielleicht war es die Tatsache, dass ich weinte, ohne eine Träne zu vergießen.
„Es - es tut mir leid, ihr alle. Aber – ich halte es nicht aus…“, spielte ich mein Spiel weiter.
„Nun denn … mit wem hat Potter soeben Verbindung aufgenommen?“
Umbridge hatte ich scheinbar ĂĽberzeugt.
Also ging ich es an, ihr Ende einzuleiten.
„Also“, murmelte ich mit erstickt klingender Stimme, „also, er hat versucht, mit Professor Dumbledore zu sprechen.“
Ron starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ginny hatte es aufgeben, gegen das Schienbein von Parkinson zu treten und selbst Luna schien zum ersten Mal ĂĽberrascht zu schauen.
„Dumbledore? Sie wissen wo Dumbledore ist?“ fragte Umbridge begierig.
„Nun … nein“, schluchzte ich. „Wir haben es im Tropfenden Kessel in der Winkelgasse versucht und in den Drei Besen und sogar im Eberkopf…“
„Dummes Mädchen – Dumbledore wird doch nicht in einem Pub hocken, wenn das ganze Ministerium nach ihm sucht!“ Und Enttäuschung machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Schnell, lasse dir etwas anderes einfallen!
„Aber – aber wir mussten ihm etwas sehr Wichtiges sagen!“
Ich fand mein Jammern sehr ĂĽberzeugend.
„Und was wollten sie ihm mitteilen?“
„Wir … wir wollten ihm sagen, dass sie f - fertig ist!“
„Was soll fertig sein?“
Ich hatte Umbridges Aufmerksamkeit zurück gewonnen, ihre Augen begannen wieder zu leuchten. „Die … Die Waffe“.
„Waffe? Waffe?“ schrie Umbridge, und ihre Augen schienen jeden Augenblick aus ihren Höhlen zu springen. „Sie haben etwas entwickelt, womit sie Widerstand leisten können?“
„J – J – Ja“ keuchte ich weiter, und fand selbst gefallen an dem Spektakel, „aber er musste gehen, ehe wir fertig waren, und n – n – nun haben wir sie für ihn fertig gestellt, und wir k – k – können ihn nicht finden, u – u – um es ihm zu sagen!“
„Was für eine Waffe ist das?“
„Wir v - verstehen sie nicht richtig, wir haben einfach ge – ge – getan, was P – P – Professor Dumbledore uns ge – ge – gesagt hat.“
„Führen sie mich zu der Waffe!“
JA!
Ich hatte Zeit gewonnen, und konnte weiter überlegen, was ich tun könnte.
Mir war aber auch klar, dass Harry absolut nicht wusste, was ich vorhabe.
Noch wusste ich es ja selbst nicht, und er würde mir Vorhaltungen machen, weil wir unnötige Zeit verschwendet hätten.

Mir gelang es sie zu ĂĽberzeugen, mich und Harry zu begleiten, und zwar nur SIE, mit mir und Harry, der mir freiwillig den Vortritt lieĂź.
Voller Vorfreude lieĂź sich die alte Hexe auf den Handel ein.
Ich fĂĽhrte die Beiden in den verbotenen Wald, Harry lief hinter mir und traute sich nicht mich anzusprechen.
Obwohl mir klar war, dass Umbridge als einzige einen Zauberstab hatte, führte ich uns absichtlich, und sehr geräuschvoll immer tiefer in den Wald, so dass die Zentauren alarmiert wurden und uns mit gespannten Bögen umringten.
Es kam, wie ich vermutet und erhofft hatte.
Umbridge beschimpfte und beleidigte die Zentauren und drohte ihnen mit der Autorität des Zaubereiministeriums. Als sie dann auch noch Magorian, den Anführer der Herde magisch fesselte, griffen die stolzen Wesen an.
Harry warf sich gedankenschnell auf mich und riss mich zu Boden, ĂĽbereinander kullerten wir ĂĽber den waldigen, feuchten Boden.
Mit dem Gesicht in der Erde, und Harrys Arm auf meiner Schulter durchlebte ich einen Moment des Grauens.
Hufe donnerten um uns herum, doch die vor Wut brĂĽllenden Zentauren sprangen ĂĽber uns hinweg.
„Neeeeiiin!“ hörte ich Umbridge schreien. „Nein! … Ich bin Erste Untersekretärin … ihr könnt nicht – lasst mich los, ihr Viecher, neeeeiin!“
Umbridges Schreien wurde schwächer und leiser, die Zentauren schleppten sie davon.
„Und diese hier?“ fragte einer der Zentauren mit donnernder Stimme, und ein dicker haariger Arm tauchte jäh über mir auf und riss mich von Harry los, bei dem ich mich immer noch festgekrallt hatte.
Der starke Arm des Zentauren stellte mich auf die Beine, Harry ereilte das gleiche Schicksal.
Mit panischen Augen harrten wir der Dinge.
„Sie sind jung“, ertönte eine weitere Stimme aus unserem Rücken. „Fohlen tun wir nichts!“
„Sie haben diese Frau hierher gebracht, Ronan“, antwortete der Zentaur, der Harry im Griff hatte. „Und so jung sind sie gar nicht.“
Leider brachte ich uns in Schwierigkeiten – hätte ich nur meinen Mund gehalten.
Manchmal ist Schweigen, eben doch Gold.

„Bitte“, flehte ich atemlos, „bitte, greift uns nicht an, wir denken nicht wie diese Frau, wir sind nicht vom Zaubereiministerium! Wir sind nur hierher gekommen, weil wir gehofft haben, dass ihr sie für uns vertreibt.“
Ein schrecklicher Fehler, wie der Gesichtsausdruck des Zentauren, der Harry festhielt sofort bestätigte.
„Siehst du Ronan? Sie besitzen bereits den Hochmut ihrer Rasse! Wir sollten also für euch die schmutzige Arbeit erledigen, Menschenmädchen?“
„Nein!“ meine Stimme schwankte, und nur noch ein schwaches Piepsen entfleuchte meinem Mund.
„Bitte – das habe ich nicht gemeint! Ich habe nur gehofft, ihr könntet – uns helfen…“
„Den Menschen helfen wir nicht!“
Harry blickte mich flehend an.
Bitte sei ruhig, sagten seine Blicke, du machst es nur noch schlimmer!
Der Zentaur, der Harry festhielt, verstärkte wütend seinen Griff, und kurzzeitig verlor Harry den Boden unter den Füßen.
„Wir sind eine besondere Rasse und stolz darauf“, schrie der Zentaur. „Wir werden es euch nicht gestatten, von hier fortzugehen und damit zu prahlen, dass wir euch zu Diensten waren!“
„Wir werden nichts dergleichen sagen!“ keuchte Harry, und kämpfte gegen die Gewalt an, die ihn festhielt.
Aber niemand schien ihm zuzuhören.
„Sie sind ungebeten hierher gekommen, sie müssen die Folgen tragen“, schrie ein weiterer Zentaur.
„Ihr habt gesagt, dass ihr den Unschuldigen nichts antut!“ schrie ich mit Leibeskräften, und Tränen kullerten aus meinen Augen. „Wir haben euch nichts angetan, wir haben keine Zauberstäbe benutzt oder euch bedroht, wir wollen nur zurück zur Schule, bitte lasst uns gehen…“
„Wir sind nicht alle wie der Verräter Firenze, Menschenmädchen!“
In diesem Moment war vom Rand der Lichtung ein Krachen zu vernehmen, so laut, dass alle Zentauren ihre Köpfe wandten.
Harry fiel zu Boden, und die Zentauren spannten ihre Bogen.
Auch ich fand mich auf dem Boden wieder, und Harry robbte hastig zu mir herüber, gerade als sich zwei dicke Baumstämme bedrohlich auseinander bogen und die unförmige Gestalt des Riesen Grawp dazwischen erschien.
„Hagger“, schrie Grawp.
Ich wusste nicht was Hagger zu bedeuten hatte, bemerkte aber, dass seine riesigen Füße so lang waren, wie mein ganzer Körper.
Wieder einmal krallte ich mich in Harrys Arm.
„Hagger!“ rief Grawp erneut.
„Scher dich fort hier, Riese!“ rief der Zentaur Magorian.
Doch es schien keinen Eindruck auf Grawp zu hinterlassen. „HAGGER!“ brüllte er noch lauter, und es klang für mich, wie eine abgewandelte Form von „Hagrid.“
Durch ein weiteres Keuchen machte ich Harry auf mich aufmerksam. „Harry!“ flüsterte ich. „Ich glaube er versucht Hagrid zu sagen!“
Harry griff nach meiner Hand, die immer noch in seinem Arm festgekrallt war, doch ich hatte es selbst schon gesehen. Grawp hatte uns entdeckt, senkte seinen Kopf tief nach unten und starrte mich aufmerksam an. Mir schlotterten die Knie, als Grawp erneut seinen unförmigen Mund öffnete, aber er stöhnte mit einer tiefen, polternden Stimme nur das Wort. „Hermy!“
„Grundgütiger“, erschreckte ich mich und drückte noch fester zu. Harry stöhnte vor Schmerzen auf. „Er – er erinnert sich noch!“
„HERMY! WO HAGGER?“
„Ich weiß nicht“, meine Stimme verließ mich wieder. „Tut mir leid Grawp, ich weiß es nicht!“
„GRAWP WOLLE HAGGER!“
Eine seiner massigen Hände griff in meine Richtung.
Ich stieß einen schrillen Schrei aus, riss mich von Harry los und rannte ein paar Schritte rückwärts, bis ich über eine Wurzel stolperte und der Länge nach zu Boden segelte.
Und mein Held stellte sich Grawp in den Weg, bereit, zu schlagen, zu treten, zu beißen oder was auch immer nötig gewesen wäre.
Das Alles tat er um mich zu beschĂĽtzen?
Quatsch, das hätte er auch für Ginny oder Ron getan!
Aber jetzt tat er es fĂĽr mich! Und damit war er mein Held!
Mich beschĂĽtzte er in diesem Moment, mit seinem eigenen Leben.
UneigennĂĽtzig, aber doch unbedacht.
So wie seine Mutter, ihn beschĂĽtzt hatte.

Ich fĂĽhlte mich seiner Hilfe nicht wĂĽrdig, und machte mir schwerste VorwĂĽrfe, dass ich ihm in Bezug auf Sirius nicht vertraut hatte, und es ihm stattdessen auszureden versuchte.
Aber was, wenn Grawp wirklich zugepackt hätte?
Kaum war der Gedanke befreit, tat Grawp, das, was ich befĂĽrchtet hatte, er packte zu.
Aber es war nicht Harry, sondern einen der Zentauren, den er von den Beinen schlug.
Mindestens fĂĽnfzig Pfeile surrten auf ihn zu. Grawp heulte vor Schmerz und Zorn auf.
Er schrie und stampfte mit den FĂĽĂźen und die Zentauren traten den RĂĽckzug an.
In alle Richtungen stoben sie davon.
Kieselsteingroße Blutstropfen prasselten auf uns herab, während mir Harry auf die Beine half.
Hand in Hand rannten wir, so schnell uns die Beine trugen, in den rettenden Schutz der Bäume.
Kaum dort angelangt, rangen wir nach Luft und blickten zurĂĽck.
Grawp hechtete blindlings den Zentauren hinterher.
Wir waren gerettet.
Gerettet?
Panisch musste ich mit ansehen, wie Harry erneut heftige Schmerzen an seiner Narbe erlitt.
„Schlauer Plan“, fauchte er mich an. „Wirklich schlauer Plan. Wir haben soviel Zeit vertan. Sirius ist vielleicht schon tot!“
Ohne unsere Zauberstäbe standen wir ratlos und frustriert mitten im Verbotenen Wald, allein in der Dunkelheit, die die Bäume über uns verursachten.
Aus der Ferne dröhnten immer noch, wenn auch schwächer werdend, die Hufe der davon galoppierenden Zentauren.
Was könnten wir jetzt noch tun?
Wie wĂĽrden wir aus dem Wald wieder herauskommen?

Ganz langsam, und Schritt fĂĽr Schritt versuchten wir den RĂĽckweg zu finden.
Orientieren mussten wir uns an abgebrochenen Ästen, und plattgedrückten Sträuchern.
Es schien fast ein hoffnungsloses Unterfangen zu werden.
Hinzu kam die Angst.
Angst, dass Harrys Traum doch Real sein könnte.
Was, wenn Sirius wirklich in Gefahr wäre, vielleicht tot wäre?
Nicht auszudenken.
Und alles wäre meine Schuld!
Harry würde mir nie verzeihen, wenn wir zu spät kämen, und Sirius und vor allem Mom hätte ich bitter enttäuscht.

„Nun ja, ohne Zauberstäbe können wir nichts machen“, keuchte ich hoffnungslos und richtete mich auf.
Der Waldrand war noch nicht einmal zu erahnen. „Außerdem, Harry, wie hattest du eigentlich vor, bis nach London zu kommen?“
„Ja, das haben wir uns eben auch gefragt“, ertönte eine vertraute Stimme hinter mir.
Harry rückte instinktiv näher zu mir heran.
Angestrengt versuchte ich durch die Dunkelheit etwas zu erkennen.
Dann leuchteten zwei Zauberstäbe auf, gefolgt von zwei rothaarigen Köpfen.
Ginny und Ron, gefolgt von Luna und Neville.
Als sie uns unmittelbar gegenüberstanden, lächelten sie uns schwach zu.
Erst jetzt erkannte ich, dass sie ziemlich mitgenommen aussahen.
Ginnys Wange war überzogen von etlichen langen, blutenden Kratzern, über Nevilles rechtem Auge schwoll eine große mehrfarbige Beule, Rons Lippe war dick angeschwollen und blutete unaufhörlich.
Aber sie wirkten sehr zufrieden, scheinbar ĂĽber das, was sie geleistet hatten.
Trotz seiner schmerzenden Lippe winkte uns Ron, lächelnd mit unseren Zauberstäben zu.
„Wie seid ihr da rausgekommen?“ fragte Harry verblüfft, und nahm seinen Zauberstab aus Ginnys Händen entgegen.
„`n paar Schockzauber, ein Entwaffnungszauber, Neville hat `nen echt süßen kleinen Lähmzauber hingelegt“, erklärte Ron und übergab mir meinen Zauberstab. „Aber Ginny war am besten, sie hat sich Malfoy vorgenommen – Flederwichtfluch – war Extraklasse, sein ganzes Gesicht war voll mit diesen großen Flatterdingern. Jedenfalls haben wir vom Fenster aus gesehen, dass ihr in den Wald gegangen seid, und sind euch gefolgt. Was habt ihr mit Umbridge angestellt?“
„Die ist hin und weg. Eine Herde Zentauren hat sie mitgenommen“, erklärte Harry.
„Harry, was hast du im Feuer erfahren? Hat Du – weißt – schon – wer Sirius oder…?“ fragte Ron.
„Ja“, sagte Harry, und wie auf Kommando presste er seine Faust auf seine Narbe, „und ich bin sicher, dass Sirius noch am Leben ist, aber ich habe keine Ahnung, wie wir dort hinkommen sollen, um ihm zu helfen.“
Es entstand ein angstvolles Schweigen, wir standen vor einem fast unĂĽberwindbaren Problem.
„Na ja, wir müssen eben fliegen, oder?“ sagte Luna.
Und alle Augen starrten sie entsetzt und fragend an.
Doch zwei Augen hinter einer Brille reagierten verärgert.
„Erstens tun wir überhaupt nichts, falls du dich selbst dazu zählst, und zweitens ist Ron der Einzige mit einem Besen, der nicht von einem Sicherheitstroll bewacht wird, also…“, fauchte Harry.
„Falsch! Ich habe auch einen Besen“, unterbrach Ginny.
„Schon, aber du kommst nicht mit“, offenbarte Ron Geschwisterliebe.
„Entschuldige mal, aber mir ist es genauso wichtig, wie dir, was mit Sirius passiert!“ echauffierte sich Ginny empört.
„Du bist zu…“, setzte Harry an, zog aber erschrocken und vor allem energisch unterbrochen, zurück.
Ginny funkelte Harry dermaĂźen wĂĽtend an, dass man das GefĂĽhl hatte, er wĂĽrde jeden Augenblick im Boden versinken.
„Ich bin drei Jahre älter, als du warst, damals, als du wegen dem Stein der Weisen mit Du – weißt – schon – wem gekämpft hast, und ich hab dafür gesorgt, dass Malfoy in Umbridges Büro festsitzt und riesige Flederwichte ihn angreifen…“
Ihre Augen blitzten, und ersetzten das Licht der Zauberstäbe fast vollständig.
„Schon aber…“, setzte Harry erneut an, allerdings bedeutend hilfloser.
Die nicht mehr kleine Rothaarige, die mit verschränkten Armen und bedrohlichen Blicken vor ihm stand, hatte unverkennbar eine nachhaltige Wirkung auf ihn hinterlassen.
Eine beeindruckende Leistung.
„Wir waren doch alle zusammen in der DA“, mischte sich Neville ein. „Dabei ging es doch im Grunde darum, gegen Du – weißt – schon – wen zu kämpfen, oder? Und dies ist jetzt unsere erste Chance, mal was Handfestes zu tun – oder war das alles nur Spiel oder so?“
„Nein – natürlich nicht…“, erwiderte Harry ungeduldig.
„Wir wollen helfen, und sollten dann auch mitkommen!“
Harry suchte Hilfe bei Ron, denn er wusste, dass er auch bei mir auf Granit beiĂźen wĂĽrde.
Das ist nicht nur dein Kampf, Harry!
Das geht uns alle etwas an!

„Ach, das spielt sowieso keine Rolle“, sagte er schließlich, und klang resigniert, „weil wir immer noch nicht wissen, wie wir dort hinkommen sollen…“
„Ich dachte, das hätten wir schon geklärt“, sagte Luna mit ihrem typischen gleichgültigen Ton. „Wir fliegen!“
„Ich vermute mal, wir sollen auf dem Rücken des Schrumpfschnarchlers fliegen oder wie der heißt?“
Auch bei Ron schien jetzt die Sicherung durchzubrennen, sofern ĂĽberhaupt eine vorhanden war.
Tja … Luna konnte schon sehr nervig und aufdringlich sein.
Luna lächelte und antwortete unbeeindruckt. „Der Schrumpfhörnige Schnarchkackler kann nicht fliegen. Aber die können es…“.
Luna drehte sich leicht zur Seite und zeigte auf eine kleine Lichtung, auf der nichts, absolut nichts zu sehen war. „Und Hagrid meint, sie können sehr gut Orte finden, nach denen ihre Reiter suchen.“
Harry schnellte herum und starrte auf den leeren Platz an der Lichtung.
Ich stockte … sollte etwa?
Nein, das kann nicht sein…
Nie und nimmer wĂĽrde ich auf etwas fliegen oder reiten, was ich nicht sehe!
Die spinnt doch!

Doch Harry lief schon langsam in die gezeigte Richtung, streckte begierig seine Hand aus und tätschelte einen luftleeren Raum!
Nein!
Nie und nimmer werde ich das tun!

„Sind das diese verrückten Pferdedinger?“ Ron wirkte genauso verunsichert wie ich, und starrte angestrengt in Richtung Harrys Hand. „Die man nicht sehen kann, außer man war dabei, als jemand abgekratzt ist?“
„Genau“, nickte Harry.
„Wie viele?“
„Nur zwei“, antwortete Neville.
„Nun wir brauchen drei“, antwortete ich.
„Vier, Hermine“, Ginnys Augen hatten mich erreicht, und ich verstand, wie Harry sich unter ihren Blicken gefühlt haben musste. Ich verstummte sofort.
„Ich glaub, eigentlich sind wir sechs“, sagte Luna unbeeindruckt.
„Stell dich nicht so dumm an, wir können nicht alle gehen!“ Harry unternahm einen neuerlichen Versuch, jetzt, da Ginnys Augen sich von ihm abgewandt hatten.
„Hört mal, ihr drei…“, er deutete auf Neville, Luna und … Ginny, „ihr habt nichts damit zu tun, ihr kommt nicht…“
Schwerer Fehler, in einer solchen Situation Ginny zu widersprechen!
Ihre Augen funkelten wieder, aber nicht mehr in meine Richtung.
„Okay, schön, ihr habt’s nicht anders gewollt“, sagte er mit schwacher, eingeschüchterter Stimme. „Aber wenn wir nicht mehr Thestrale auftreiben, könnt ihr nicht…“
„Oh, da werden schon noch welche kommen“, flunkerte Ginny mit immer noch wachsamen Augen.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber du und Hermine, ihr seid voller Blut“, sagte sie kühl, und fast hatte ich das Gefühl, ein triumphierendes Lächeln zu erkennen. „Und wir wissen, dass Hagrid Thestrale mit rohem Fleisch anlockt.“
Ja – aber nur, wenn man im Unterricht aufpasst!
„Also gut“, sagte Harry und ein Geistesblitz leuchtete in seinen Augen. „Ron und ich nehmen diese beiden und fliegen voraus, und Hermine kann hier bei euch dreien bleiben und noch mehr Thestrale anlocken…“
Falsch gedacht, mein Lieber!
„Ich bleib nicht zurück!“ fauchte ich ihn an.
Harry zuckte erneut eingeschĂĽchtert zusammen, immerhin hatte er es jetzt mit zwei energischen Augenpaaren zu tun.
„Ist gar nicht nötig“, lächelte Luna. „Seht mal, hier kommen noch mehr … ihr zwei müsst ja ganz schön riechen…“
Mehrzahl von nichts?
Wenn ich nur etwas sehen könnte!

„Von mir aus“, sagte Harry zornig, „nehmt euch eins, und dann los!“
Wie versteinert beobachtete ich, wie Luna graziös, Neville eher etwas unbeholfen und Harry vorsichtig auf ein Nichts aufzusitzen schienen.
Harrys Hand lag ausgestreckt vor ihm, in Brusthöhe, irgendwie schien er seine Knie hinter etwas einzuklemmen.
Unbeholfen standen noch drei Personen auf der festen Erde.
„Was ist los?“ fragte Harry.
„Wie sollen wir denn aufsitzen? Wo wir diese Dinger doch gar nicht sehen können?“ fragte Ron kleinlaut.
„Oh, das ist einfach“, säuselte Luna, glitt hilfsbereit wieder zu Boden und trat auf mich zu.
Harry tat es ihr gleich, allerdings erheblich genervter dreinschauend, und ging auf Ginny zu.
Luna nahm mich bei der Hand, und zog mich ein paar Schritte vorwärts. Sie führte meine Hand bis zu einer Stelle, an der ich Widerstand spürte.
„Fest abdrücken und das linke Bein anwinkeln“, rief mir Luna zu.
Ăśberraschenderweise klappte es problemlos, ich schwang mich hoch und saĂź, etwa einen Meter hoch ĂĽber dem Boden, unter mir sah ich nur das Laub des waldigen Bodens.
Währendessen sah ich wie Harry Ginny einfach an der Hüfte packte, und sie hochhievte.
„Beine auseinander, wie auf einem Pferd“, sagte er, und Ginny thronte auf einem Thron aus Luft und Liebe.
Nachdem auch Ron Platz genommen hatte, traute ich mich meine Hand auszustrecken, und schien die Mähne meines Thestrales zu ertasten.
Es war ĂĽberraschend leicht, meine Knie irgendwie einzuklemmen.
Nach anfänglichen Panikattacken fühlte ich mich nun doch sicher und fest im Sattel.
„Verrückt“, zeterte Ron, „wenn ich es nur sehen könnte.“
„Hoff lieber, dass es unsichtbar bleibt“, sprach Harry weise Worte. „Sind alle bereit?“
Alle nickten, und ich sah, wie sich fünf Paar Knie unter den Umhängen strafften.
„Also, Zaubereiministerium, Besuchereingang, London“, sagte Harry unsicher, etwas vorgebeugt. „Ähm … wenn du weißt … wo’s langgeht…“
Ich war auf alles gefasst, und saĂź kerzengerade und stocksteif, auf meiner unsichtbaren Kreatur.
Dann gab es einen kräftigen Ruck, der mich fast herunterriss, ich bewegte mich vorwärts, aber nur kurz, bis sich der Boden unter mir entfernte.
Ich keuchte, mein Herz rutschte in meine Hose, mein Magen drehte sich in rasender Geschwindigkeit mehrfach um die eigene Achse.
Mit einem Urschrei schloss ich meine Augen, und spĂĽrte, wie ich steil nach oben schoss.
Links und Rechts von mir krachten Äste und Blätter, streiften meinen Umhang und meine Haare.
Noch nie, war ich so schnell vom Fleck gekommen.
Vorsichtig öffnete ich, wenige Nanometer, meine Augen.
Verschwommen erkannte ich unter mir, unsere Schule und die Ländereien, so klein, wie ein Spielzeughaus.
Es war unbeschreiblich – zum einen beängstigend, zum anderen, war es ein sensationelles, freies Gefühl, aber das würde ich niemals zugeben.
Allerdings war es so gut wie unmöglich, die Augen ganz zu öffnen, der brausende, eisige Wind, schmerzte an den Lidern.
Ich lehnte meinen Kopf ganz nach vorne um dem Wind auszuweichen, und überraschenderweise, fand ich Schutz in einer Nische, wohl dem Hals oder der Mähne des Thestrals.
Schwach konnte ich, tief unter mir Berge und Wasserläufe erkennen.
Das schwache Tageslicht wich der Nacht.
Ginny schoss wagemutig an mir vorbei, eine Faust in die Luft gestreckt, und mit einer Hand irgendwo festhaltend, wie beim Rodeo.
„Waaaaaaaahnsinn!“ schrie sie. „Das ist so geil!“
Wie bei einem Wettrennen lehnte sie sich nach vorne und schloss zu Harry auf, den sie listig von der Seite fixierte.
„Das erinnert mich an ein Rennen, das du verloren hast“, rief sie ihm zu.
„Vergiss es“, schrie er zurück.
„Dann komm in den Ferien wieder in den Fuchsbau, und fordere mich zur Revanche, wenn du dich traust!“
„Ich komme gerne darauf zurück, wenn wir das hier heil überstehen sollten!“
FĂĽr einen kurzen Moment hatten wir wirklich den Ernst der Situation vergessen, und die Freiheit genossen.
Lichter von Dörfern und Städten zogen unter uns vorbei.
Ich hatte absolut keine Ahnung, in welcher Höhe wir uns befanden, aber es war sehr, sehr hoch.
Mein Gesicht begann zu schmerzen, es fühlte sich starr und kalt an, meine Beine die fest eingeklemmt zu sein schienen, fühlten sich taub an, doch ich wagte es nicht meine Sitzposition zu verändern.
Sprechen war nicht mehr möglich, das donnernde Brausen der Luft machte mich taub und mein Mund fühlte sich trocken und eisig an.
Ebenso war es unmöglich festzustellen, wie weit wir schon voran gekommen waren, all mein Vertrauen lag auf einer Kreatur, die ich nicht einmal sehen konnte.
Lichter einer Grosstadt waren vor uns zu sehen, und ich spürte wie ich langsam an Höhe verlor.
Den beleuchteten Big Ben konnte ich erkennen, die Themse, London lag zu unseren FĂĽĂźen.
Immer weiter ging es nach unten.
Wir flogen nur wenige Meter ĂĽber der Themse, unter der Tower Bridge hindurch, vorbei am Buckingham Palace, Westminster Palace, fast konnte ich Wasser unter meinen FĂĽĂźen spĂĽren.
SehnsĂĽchtig sah ich die vielen Lichter neben mir, die Lichter meiner Heimatstadt.
Irgendwo da drĂĽben, sitzen Mom und Dad, und haben keine Ahnung, dass ihre Tochter die Themse auf einem Nichts entlang fliegt.
Ausgerechnet ich, die fliegen hasst und sich nichts sehnlicher wĂĽnscht, als festen Boden unter den FĂĽssen zu haben.

Plötzlich neigte ich mich zur Seite, unser Flug verlangsamte sich, das Pflaster einer Straße kam immer näher.
Insgeheim machte ich mich auf einen jähen Aufprall gefasst, doch ich kam sanft zum Stehen.
Erleichtert stieg ich ab, und war froh, endlich wieder festen Boden unter den FĂĽĂźen zu haben.
Aber insgeheim musste ich zugeben, dass ein unglaubliches GefĂĽhl war, diese Reise gemacht zu haben.
Breitbeinig und steif vor Kälte lief ich auf Harry zu, und sah mich vorsichtig um.
Ein ĂĽberquellender MĂĽllcontainer stand unweit einer zertrĂĽmmerten Telefonzelle, beide wirkten farblos im matten Orangelicht der StraĂźenlaternen.
„Dort rüber“, rief uns Harry zu und führte uns zügig zu der demolierten Telefonzelle.
„Nun macht schon!“ drängelte er.
Zu sechst zwängten wir uns in die enge Zelle.
„Wer dem Hörer am nächsten ist, wählt sechs, zwei, vier, vier, drei“, sagte Harry, nachdem die Tür, hinter uns geschlossen war.
Ron wählte die Ziffern, die Nummernscheibe surrte zurück, und es ertönte eine kühle Frauenstimme.
„Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen sie ihren Namen und ihr Anliegen.“
„Harry Potter, Ron Weasley, Hermine Granger, Ginny Weasley, Neville Longbottom“, ratterte Harry herunter, „wir sind hier, um jemanden zu retten, es sei denn, Ihrem Ministerium gelingt das noch vor uns!“
„Vielen Dank“, sagte die Frauenstimme. „Besucher, bitte nehmen sie die Plaketten und befestigen sie vorne an ihren Umhängen.“
Ein halbes Dutzend Plaketten glitten aus einem Metallschacht, aus dem normalerweise die restlichen MĂĽnzen fallen.
Ich sammelte sie ein, und verteilte sie unter meinen Freunden.
Hermine Granger, Rettungsmission, konnte ich auf meiner Plakette lesen.
Der Boden der Telefonzelle bebte und der Gehweg stieg an den Glasscheiben vorbei nach oben.
Dunkelheit brach über unseren Köpfen herein und mit einem dumpfen Knirschen sanken wir immer tiefer.
Ein goldener Lichtstrahl, der immer breiter wurde, fiel auf unsere Füße und stieg langsam an unseren Körpern nach oben.
Dann stand unsere Zelle still.
Harry ging in die Knie und hielt seinen Zauberstab bereit, während er durch die Scheibe spähte.
Wir waren im Atrium angekommen, es schien menschenleer zu sein.
„Das Zaubereiministerium wünscht ihnen einen angenehmen Abend“, verkündete die Frauenstimmen, während wir unter einem sehr gedämpften Licht hinaus ins Zaubereiministerium traten.
Das einzige Geräusch im Atrium war das stetige Plätschern des Wassers in einem goldenen Brunnen, wo die Strahlen aus den Zauberstäben einer Hexe und eines Zauberers, der Pfeilspitze eines Zentauren, der Spitze eines Koboldhutes und aus den Ohren eines Hauselfen sich ununterbrochen in das Becken ergossen.
„Kommt mit“, trieb uns Harry an.
Und wir spurteten, Harry voran, durch die Halle, an dem Brunnen vorbei, auf ein Pult zu, das nicht besetzt schien.
„Seltsam“, murmelte Harry. „Hier müsste eigentlich jemand vom Sicherheitspersonal sitzen.“
Das ist nicht gut!
Das ist gar nicht gut!
Durch goldene Portale hindurch, steuerte Harry zu den Aufzügen hin, drückte den Abwärts – Knopf, und fast gleichzeitig tauchte ein Fahrstuhl auf, der sich ratternd öffnete.
Goldene Gitter glitten mit einem lauten Scheppern beiseite, und wir stĂĽrmten hinein.
Die Gitter schlossen sich mit einem Knall wieder, und Harry drĂĽckte den Kopf mit der Nummer Neun.
Klappernd sanken wir in die Tiefe.
Als der Fahrstuhl wieder stoppte, sagte eine erneute Frauenstimme: „Mysteriumsabteilung!“


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