von rodriquez
Wenn mir der neuerliche Traum etwas gezeigt hat, dann dass ich lernen muss mich zu konzentrieren.
Konzentration auf das Wesentliche.
Und ich muss lernen zu unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit, denn sonst renne ich blind ins Verderben, und ich werde niemals eine Hilfe für Harry sein.
Jedenfalls nicht so, wie es scheinbar einige Menschen von mir erwarten.
Doch worin liegen diese Hoffnungen begründet, die Dumbledore, Sirius, meine eigene Mutter und offenbar Harry selbst in mir sehen?
Jegliche liebestollen Gefühle für Harry, die in mir schlummern müssen hinten angestellt werden, und so wie er es scheinbar lebt, tief im Innern vergraben werden.
„Ich hab die Lösung“, grinste Harry.
„Welche Lösung?“ fragte ich Gedankenversunken.
„Der Raum indem wir üben können“.
„Üben können?“
Wenn Harry wüsste, was mir gerade alles durch den Kopf wanderte…
„Dumbledores Armee … Verteidigung … Üben“, Harry half mir mit Stichworten auf die Sprünge.
„Und?“
„Der Raum der Wünsche“
„Der Raum … der was?“ fragte ich ungläubig.
„Der Raum der Wünsche. Dobby hatte mir den Tipp gegeben, als er mir vorhin die wiedergenesene Hedwig zurückbrachte.“
„Du weißt aber schon, dass Dobbys Vorhaben manchmal nicht ungefährlich sind“, mahnte ich zur Vorsicht.
„Dieser Raum ist nicht nur eine verrückte Idee von Dobby, Dumbledore kennt ihn auch, beim Weihnachtsball hat er ihn mir gegenüber erwähnt.“
„Dann ist es wohl wirklich okay“, meine Stimmung steigerte sich.
„Man nennt ihn auch den Da – und – fort – Raum, weil man ihn nur betreten kann, wenn man ihn unbedingt braucht. Manchmal ist er da, und manchmal auch nicht, aber wenn er erscheint, ist er immer ganz nach den Bedürfnissen des Suchenden eingerichtet.“
„Klingt fantastisch“.
„Sobald diejenigen, die den Raum betreten, die Tür hinter sich zuschlagen, verschwindet sie augenblicklich wieder und der Raum mit ihnen.“
„Und wo befindet sich dieser Raum?“
„Siebter Stock, gegenüber dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten. Man soll dreimal auf- und abgehen und sich dabei fest vorstellen, was man in dem Raum erwartet.“
Gesagt, getan.
Am nächsten Abend machten wir uns mit der Karte des Rumtreibers als Sicherung auf den Weg in den siebten Stock.
Wir taten, wie Dobby erklärt hatte.
Dreimal liefen wir die gleiche Strecke ab.
Ich sah, wie Harry versuchte sich zu konzentrieren, und tat es ihm gleich.
Wir brauchen einen Raum, indem wir lernen und üben können.
Gib uns einen Raum zum Üben … einen Raum wo uns niemand finden kann.
„Harry!“ rief ich euphorisch, als ich meine Augen wieder öffnete.
Eine glänzend polierte Tür war in der Wand erschienen, an einer Stelle, wo sich vor kurzem noch eine undurchdringliche Mauer befand.
Harry griff nach der Klinke, zog die Tür auf und ging voran in einen weitläufigen Raum, der von lodernden Fackeln erleuchtet war.
An den Wänden zogen sich hölzerne Bücherschränke entlang und statt Sesseln lagen große Seidenkissen auf dem Boden.
Auf einigen Regalen auf der anderen Seite des Raums standen verschiedene Instrumente wie Spickoskope, Geheimnis-Detektoren und ein großes, kaputtes Feindglas.
„Hing das nicht letztes Jahr im Büro, des falschen Moody?“ stellte ich fest.
„Die sind gut, wenn wir Schockzauber üben“, sagte Ron und trat mit seinem Fuß gegen eines der Seidenkissen.
Mich interessierten natürlich die Unmengen an Büchern, die meine letzten Skrupel endgültig beseitigten.
Begierig studierte ich einige Bücher, direkt an Ort und Stelle.
Hexen für Verhexte zog ich als Erstes heraus, ließ mich auf das nächstbeste Kissen fallen und begann zu lesen.
Nach und Nach trafen unsere Gründungsmitglieder im Raum der Wünsche ein, die wir vorab über unser Vorhaben informiert hatten.
Ein erstauntes, aber begeistertes Raunen ging durch die Reihen, bis Harry den Neuankömmlingen erklärte, wo sie sich befanden.
Nach ein paar kurzen Formalitäten - Wir bestimmten einstimmig Harry zu unserem Anführer, und nahmen Ginnys Vorschlag, Dumbledores Armee, als Namen an, begannen wir mit den Übungen.
Harrys Lehre begann mit einem Entwaffnungszauber, dem Expelliarmus, den wir alle in 2er-Gruppen übten, und dabei von Harry korrigierende Tipps bekamen.
Kurz nach Neun Uhr hatten wir das erste Treffen beendet, um nicht Gefahr zu Laufen von Filch erwischt zu werden.
Allerdings bemerkten wir bei der Suche nach dem nächsten Termin, dass das gar nicht so einfach war.
Viele Abende waren mit Quidditch belegt, und so wäre es fast sinnvoll, wenn wir eine Möglichkeit hätten, alle kurzfristig zu informieren.
Im Großen und Ganzen verlief der Unterricht sehr erfolgreich.
Ich hatte mich mit Ron zusammen getan, der natürlich keine Chance gegen mich hatte, auch wenn er das etwas anders sah.
„Hast du gesehen, wie ich Hermine entwaffnet hab, Harry?“ tönte Ron auf dem Rückweg zum Gemeinschaftsraum.
„Nur einmal“, erwiderte ich beleidigt auf Rons Wichtigtuerei.
„Ich hab dich viel öfter gekriegt als du mich...“
„Ich hab dich nicht nur einmal gekriegt, sondern mindestens dreimal...“
Oh, Ron, du bist ein armer kleiner Junge!
„Na ja, wenn du das eine Mal mitzählst, als du über deine Füße gestolpert bist und mir den Zauberstab aus der Hand geschlagen hast...“
Harry schien unser neuerliches Scharmützel wieder einmal zu nerven, mir kam es vor als hörte er gar nicht hin, und war gedanklich ganz woanders.
Vielleicht bei Cho, die während den Übungen meinte, er mache sie nervös?
Konzentrier dich auf das Wesentliche!
Wieder einmal ertappte ich mich dabei von meinen neuen Prinzipien abzuweichen.
Doch ganz konnte ich das Wesentliche noch nicht festlegen, denn immerhin musste ich ja auch noch meine Augen schulen.
Ihr Expelliarmus sah eigentlich recht gut aus, bis Harry neben ihr stand, und ihr Hilfestellung geben wollte.
Da entfleuchte ihr plötzlich ein Expellimellius, und während sie Harry verträumt anstrahlte, stand der Ärmel ihrer Freundin in hellen Flammen.
Nach anfänglichen Hemmungen, wich er nicht mehr von ihrer Seite, und sie flüsterten und tuschelten häufig miteinander.
Während ich dieses Getuschel im Auge behielt, war es Ron wirklich das einzige Mal gelungen, mich zu überrumpeln, ansonsten konzentrierte ich mich auf das Wesentliche, ich schwöre!
Nicht ganz so erfolgreich schien der Abend für eine weitere Person gelaufen zu sein.
Auch wenn ich den Eindruck hatte, dass ihr Expelliarmus absolut perfekt gelungen war.
Ginny zog ein ernstes, fast wütendes Gesicht, während der ganzen Zeit.
Ich führte ihren Ärger darauf zurück, dass sie die gleichen Wahrnehmungen, wie ich, zwischen Harry und Cho bemerkt hatte.
Doch dem war nicht ganz so.
Harry hatte schnell ein paar Meter zwischen Ron und mich gebracht und war bereits im Portraitloch verschwunden, Ron schlüpfte hinterher.
Gerade als mich daran machte ihnen zu folgen, hörte ich leise, aber nicht unbedingt fröhliche Worte.
Vorsichtig spähte ich um die Ecke, und hatte Einblick in einen kleinen, schwach beleuchteten Seitengang.
Ginny und Michael standen sich gegenüber, beide mit hochroten Köpfen, aber scheinbar aus unterschiedlichen Gründen.
Ginny trommelte mit ihren Fäusten auf Michaels Oberarme.
Eindeutig - das rothaarige Mädchen war wütend.
Mit raschen, heftigen Bewegungen löste sich Ginny von Michael und rannte blindlings los.
Ich war zu überrascht um schnell genug zu reagieren, Ginny knallte direkt in mich hinein.
Ächzend, stöhnten wir auf, Ginny keuchte schmerzverzerrt, wütend und schnappte nach Luft.
Es wunderte mich, dass alle meine Rippen heil geblieben waren.
Der Zorn war in ihr Gesicht geschrieben, schien, regelrecht eingemeißelt zu sein, und durch unser unfreiwilliges Zusammentreffen kam sie erst richtig in Fahrt.
„Hast du genug gehört?“ keifte sie los.
„Jetzt mal langsam, Ginny … ihr wart nicht gerade leise, und schon gar nicht zu ignorieren, und nein – ich kann dich beruhigen, denn ich habe nur das Ende mitbekommen, ohne zu verstehen, was zwischen euch vorgefallen ist. Ich sehe nur, dass du wütend bist.“
„Wütend ist gar kein Ausdruck!“, schrie Ginny. „Dieser Hornochse!“
„Michael oder Harry?“
„Eigentlich beide…“
„Also bist du wütend auf Harry … und auf Michael, aus ähnlichen, oder zusammenhängenden Gründen?“
„Michael weigert sich, seinen Zauberstab gegen mich zu erheben … er will mir nicht wehtun“.
Ginny rollte in extremer Weise ihre Augen, und betonte die letzten Worte, in einem besonders sarkastischen Slang.
„Michael will ein Ehrenmann sein, und hat Hemmungen, den Expelliarmus an dir zu üben?“
„Ehrenmann?“ höhnte Ginny. „Der Feigling hat doch nur Angst davor, von einem Mädchen geschlagen zu werden, das hat mit Ehre nichts zu tun, höchstens mit gekränkter Eitelkeit.“
„Und Harry?“
Das Gift sprühte unaufhörlich aus ihren Blicken, und schien beim Thema Harry in ein Gift zu mutieren, dass in Nullkommanichts zum Tode führen könnte. „Der Idiot macht sich zum Affen für dieses Häufchen Elend. Die Pute ist doch nur am flennen, wie sollte die ihm eine Stütze sein? Und der Idiot merkt das noch nicht einmal.“
„Ginny … komm mal wieder runter, und beruhige dich, bitte“.
„Ich will mich aber nicht beruhigen. Ich bin nicht zerbrechlich … Ich mag zwar klein sein, aber ich bin nicht ohne, verstehst du?“
„Vielleicht ist sie aber im Moment genau das, was Harry sucht“, murmelte ich unkontrolliert und erntete einen neuerlichen Blick des Todes.
„Er weiß doch jetzt, dass du … und … Michael, wieso sollte er also mit dir flirten, wenn Michael dabei ist?“
„Aber war das nicht genau dein Plan?“
„Mein Plan“, schrie ich empört. „Habe ich mich auf Michael eingelassen, oder du?“
„Aber hast du nicht gesagt…?“
„Wenn ich sage spring vom Astronomieturm, tust du das dann auch?“
„Was hast du dann gemeint mit ich soll mich mit Anderen treffen?“
„Es war mit Sicherheit keine Anweisung eine sofortige Liebelei in deinem Alter zu beginnen.“
„In meinem Alter?“
Ginny hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, Tränen begannen zu fließen.
„Harry hat dich bemerkt, das ist es was du wolltest, aber du kannst nicht alles in der gleichen Sekunde haben. Es ist der erste Schritt auf einem unter Umständen langen Weg.“
„Dann müsste ich also sofort mit Michael Schluss machen, wenn ich dich richtig verstehe.“
„Wo habe ich das behauptet?“
Erschrocken starrte ich sie an.
Unglaublich, was sie alles hineininterpretiert.
„Ich habe weder gesagt, dass du eine Liebelei mit einem Andern beginnen sollst, noch habe ich gesagt, dass du sie wieder beenden sollst?“
„Ach lassen wir das!“ winkte sie enttäuscht ab, und rannte tränenaufgelöst davon.
Zurück im Gemeinschaftsraum nahm ich mir Hexen für Verhexte nochmals vor, und stieß auf einen interessanten Abschnitt.
Der Proteus-Zauber:
Alle gleichartigen Gegenstände, Tätowierungen oder ähnliches, die mit dem sehr schwierigen Proteus-Zauber belegt sind, ahmen sich gegenseitig nach. Das heißt, wird einer der Gegenstände in irgendeiner Art verändert, so verändern sich alle anderen in gleicher Weise.
Dieser Zauber wird in den Oberklassen in Hogwarts gelehrt.
Das klang äußerst interessant, und brachte mich auf eine ausbaufähige Idee.
Ich überlegte mir Möglichkeiten, wie man diesen Zauber einsetzen könnte.
Und fand eine Möglichkeit, schneller als ich gedacht hatte…
Unsere nächsten Sitzungen verliefen allesamt erfolgreich, alle machten Fortschritte und waren mit Eifer dabei, sogar Neville war es gelungen, mich zu entwaffnen.
Allerdings wurde es immer schwieriger, geeignete Termine zu finden.
Immer mehr Quidditch - Training stand an, auf Grund, der demnächst stattfindenden Spiele, ob sie allerdings stattfinden würden, stand in den Sternen. Vorübergehend hatten die Proteste gegen Erlass 24 noch Erfolg. Doch Umbridge würde sich niemals geschlagen geben.
So mussten wir ernsthaft überlegen, die Treffen kurzfristig anzusetzen, nur wie?
Die Lösung kam mir beim Frühstück.
Ich hatte gerade der Posteule einige Münzen in ihr Säckchen gesteckt, um meinen Tagespropheten zu bezahlen.
Nachdenklich drehte ich eine Münze in meinen Fingern, dabei stieß ich auf ein interessantes Detail.
Eine Zahlenkombination.
„Weiß jemand, wozu diese Zahlenfolge notwendig ist?“
„Was meinst du?“ fragte Ron.
„Nun, diese Ziffern rings um den Rand der Münzen.“
„Das sind Seriennummern“, antwortete Ginny neugierig. „Wenn mich nicht alles täuscht, beziehen die sich auf den Kobold, der die Dinger geprägt hat. Warum willst du das wissen?“
„Nur eine Idee“, murmelte ich nachdenklich. „Wie könnte ich an mehrere Münzen drankommen?“
„Geld gibt es auf der Bank“, grinste Harry.
„Wenn man welches gespart hat“, ergänzte Ron missmutig.
„Wie viele brauchst du denn?“ hakte Harry nach.
„So … 40 Stück wären nicht schlecht…“
„Sickel oder Galleonen?“
„Von der Größe her, sollten es Galleonen sein.“
„Ich wäre froh, ich hätte eine einzige“, murmelte Ron. „Was willst du dir kaufen?“
„Nichts“, grinste ich.
„Nichts?“ fragte Ron ungläubig. „Wozu brauchst du dann vierzig Galleonen, wenn du dir nichts kaufen willst?“
„Ich hätte da eine Idee, an der ich arbeite, und jeder von uns würde eine Galleone bekommen.“
„Geh zu Dobby“, erwähnte Harry beiläufig. „Ich schreibe ihm eine Vollmacht, mit der er die notwendigen Galleonen aus meinem Verließ bei Gringotts holen könnte.“
Am Ende unserer vierten Stunde konnte ich bereits stolz mein Ergebnis präsentieren.
Ich sah es Harry an, dass es ihm lieber war, wenn wir die Treffen spontan festlegen könnten.
Es war auch sicherer, als durch eine eventuelle Regelmäßigkeit aufzufliegen.
So tüftelte ich ein Verfahren aus, wie wir allen Mitgliedern gleichzeitig Tag und Uhrzeit des nächsten Treffens mitteilen konnten, ohne auffällig zu wirken.
Beeinflusst wurde ich von mehreren Aspekten.
Gegen Ende dieser vierten Stunde stellte ich ein Körbchen auf den Tisch, mit den von Dobby besorgten Galleonen, und drückte jedem Mitglied, eine davon in die Hand.
Erstaunt sahen mich alle an.
Ron der Einfallspinsel, dachte natürlich allen Ernstes, ich würde Gold verschenken.
Ich erspare mir jetzt einmal, weitere Kommentare…
„Seht ihr die Ziffern rings um den Rand der Münzen?“ begann ich meine Erklärung.
Ich hielt eine der Münzen in die Höhe, damit jeder es sehen konnte.
„Auf echten Galleonen ist das nichts weiter, als eine Seriennummer. Auf diesen falschen Galleonen aber ändern sich die Ziffern und zeigen Datum und Uhrzeit unseres nächsten Treffens an. Die Münzen werden heiß, wenn sich das Datum ändert, also spürt ihr es, wenn ihr sie in der Tasche habt. Jeder nimmt sich eine. Wenn Harry das Datum des nächsten Treffens festlegt, ändert er die Ziffern auf seiner Münze, und weil ich sie mit einem Proteus-Zauber belegt habe, ahmen alle Münzen die seine nach und verändern sich.“
Ich registrierte ein verblüfftes Schweigen, das ich nicht einordnen konnte und mich verunsicherte.
„Nun – ich fand die Idee gut“, erklärte ich vorsichtig weiter. „Ich meine, selbst wenn Umbridge von uns verlangt, die Taschen auszuleeren, ist nichts Verdächtiges daran, wenn wir eine Galleone dabei haben, oder?“
Die Verblüffung der Anderen, war allerdings anderer Natur und keineswegs Ablehnend, wie ich zunächst vermutete.
„Du schaffst einen Proteus-Zauber?“ fragte Terry Boot bewundernd.
„Ja“, antwortete ich unbeeindruckt. Für mich, eine Alltäglichkeit. Nichts Besonderes.
„Aber das … das ist UTZ - Niveau, ehrlich mal“.
„Oh“, antwortete ich geschmeichelt und peinlich berührt.
Mein Gesicht brannte wie Feuer, dessen war ich mir nicht bewusst.
„Also, heißt das jetzt, wir benutzen die Galleonen?“ tastete ich mich vorsichtig vorwärts.
Ein zustimmendes Murmeln entstand, und alle, ausnahmslos, kamen zu mir heran, und holten sich ihre Münzen ab.
Harry warf mir einen bewundernden Blick zu, der sich in ein Stirnrunzeln veränderte.
„Weißt du, woran mich das erinnert?“ flüsterte er.
„Nein, woran?“
„An die Narben der Todesser. Voldemort berührt eine von ihnen, und die Narben aller fangen an zu brennen, und sie wissen, dass sie zu ihm kommen müssen.“
Ein leises Lächeln schlich auf meine Lippen. „Nun … ja, da habe ich tatsächlich die Idee her … aber sicher hast du bemerkt, dass ich mich dazu entschlossen habe, das Datum auf Metall zu gravieren und nicht auf die Haut unserer Mitglieder.“
„Ja … das ist mir allerdings lieber“, grinste Harry mit wehmütigem Blick auf seinen Handrücken.
Je näher das erste Spiel der Quidditch - Saison rückte, desto mehr Mitgefühl und Zuneigung empfand ich für Ron.
Endlich einmal, war ich geneigt über ihn nachzudenken.
Ja, Ron. Ich verschwendete Gedanken an Ron, leider waren sie von mitleidsvoller Natur.
Seine Nervosität steigerte sich täglich.
Die letzten Tage vor dem Spiel verzichtete er sogar auf sein Essen, was bei Ron große Aussagekraft hat, und am Morgen des Spiels saß er wie ein Häufchen Elend am Frühstückstisch und zitterte wie Espenlaub.
Wenn er gewusst hätte, was ihn wirklich erwarten würde, dann wäre er wohl im Boden versunken.
Ich beschloss gemeinsam mit Ginny, die geplanten Sprechchöre, Plakate und Anstecker solange wie möglich von ihm fernzuhalten.
Bereits auf dem Weg in die große Halle waren uns die Transparente aufgefallen.
Harry war gerade dabei Ron mental etwas aufzurichten, als wir an ihrem Tisch ankamen.
„Wie geht’s dir?“ fragte Ginny mitfühlend.
„Er ist einfach nervös“, antwortete Harry an Rons Stelle.
Ron starrte unentwegt in eine Milchpfütze am Boden seiner Frühstücksschale.
Fast konnte man den Eindruck gewinnen, er wolle sich jeden Augenblick darin ertränken.
Nach weiteren schweigsamen Minuten stand Ron mit wackeligen Knien auf, und schwankte Richtung Ausgang.
Ich nahm Harry am Arm und zog ihn zu mir heran. „Lass Ron bloß nicht sehen, was auf diesen Slytherin - Abzeichen steht“, mahnte ich eindringlich.
Scheinbar hatten Beide es noch gar nicht bemerkt, denn Harry sah mich fragend an, doch ich schüttelte warnend meinen Kopf.
Ron kam planlos zurückgelaufen, und schlurfte auf uns zu.
In seinen Augen stand Verzweiflung.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, stellte mich auf die Zehenspitzen, wünschte ihm viel Glück und küsste ihn auf die Wange.
„Und dir auch Harry …“.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen.
Lächelnd bemerkte ich, wie Ron mehrfach die Stelle in seinem Gesicht berührte, wo ich ihn gerade geküsst hatte.
Das Spiel war für Ron eine einzige Farce, und eine Demütigung erster Güte.
Ich hatte noch nie solchen Hass und solche Wut gegen die Slytherins gefühlt, wie in dieser Stunde … und ich hatte, solches Mitleid mit Ron.
Er tat mir leid, die ganzen hämischen Rufe und Schlachtgesänge waren einfach nicht zu überhören, und dementsprechend war auch seine Leistung.
Nicht einen einzigen Ball konnte er festhalten, er spielte unterirdisch schlecht.
Und ich hatte vollstes Verständnis dafür.
Wer würde bei solchen Schmähungen nicht menschlich reagieren?
Weasley ist unser King
Weasley fängt doch nie ein Ding,
schützt ja keinen einz’gen Ring.
So singen wir von Slytherin:
Weasley ist unser King.
Weasley ist dumm wie `n Plumpudding,
lässt jeden Quaffel durch den Ring.
Weasley sorgt für unsern Gewinn.
Weasley ist unser King.
Gott sei Dank hatten wir Harry, der Rons Leistung mit einem einzigen Griff vergessen machte.
Der Schnatz, den Harry gedankenschnell Malfoy vor der Nase wegschnappte, bescherte uns einen glücklichen Sieg, und Genugtuung.
Lediglich Ron war davon überhaupt nicht überzeugt.
Einen Tröstungsversuch meinerseits schlug er mit einem Handwedeln aus.
Mitfühlend wollte ich ihm nach dem Spiel die Hand reichen, ihn sogar in den Arm nehmen.
Er schlug meine Hand weg, als ich einen weiteren Versuch unternahm, und machte sich auf einen langen, einsamen Spaziergang, auf dem er offensichtlich allein sein wollte.
Damit muss er wohl erst selber klar kommen, dachte ich traurig, wurde aber abgelenkt durch ein Scharmützel.
Zum einen, weil Harry und George über einem auf dem Boden liegenden Malfoy einschlugen, zum Anderen, weil Ginny mit Michael im Schlepptau, einen Flederwichtfluch auf Vaisey abschoss.
Vaisey wurde von einer Unmenge von Fledermäusen attackiert, just in dem Moment erschien Umbridge auf der Bildfläche.
George und Harry wurden von Madam Hooch zurückgepfiffen und ohne Umwege in McGonagalls Büro zitiert.
Fred gleich hinterher.
Was war geschehen?
Ich war hin und her gerissen.
„Welch ein Zufall auch sie hier zu finden“, säuselte Umbridge in Ginnys Richtung, mit ihrem typischen, falschen Blick.
„Ich sah gerade einen jungen Mann von hier weglaufen. Ihm wurde offensichtlich, ein
Fluch aufgehalst.“
Umbridge lächelte grotesk, wie üblich bei ihr, und hatte ihre Stimme süßlich verstellt.
„Wer von ihnen dachte es sei witzig, einen solch gefährlichen Fluch zu verwenden?“
Ihre Blicke galten Michael und Ginny.
„Ich, Professor“, sagte zu meiner Überraschung, und wohl nicht nur zu Meiner, Michael Corner.
Ginnys Gesichtsausdruck verriet mir:
Schwerer Fehler, Michael!
Zu Ginnys Überraschung mischte sich allerdings ein enttäuschtes Gesicht von Umbridge hinzu.
Michael streckte ihr langsam seinen Stab entgegen, und fügte hinzu, „sie können es gerne überprüfen, wenn Sie wollen.“
„Nachsitzen, Corner. Jede Abend diese Woche“, flötete sie missmutig.
Umbridge rümpfte ihre Nase, machte auf dem Absatz kehrt und ging mit schnellen Schritten, Harry und George hinterher.
„Warum?“ schrie Ginny so laut in Michaels Richtung, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken lief.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen bin. Ich bin nicht zerbrechlich!“ Wütend steckte sie ihren eigenen Zauberstab zurück in ihre Robe. „Vaisey hatte es verdient, er provoziert mich schon lange, lange bevor wir anfingen miteinander zu gehen. Ich kann so etwas sehr gut alleine regeln.“
Michael nickte. „Es tut mir leid“, sagte er.
„Ich brauche einen Freund, keinen Helden“, schrie sie und rannte davon.
Nach dem für Slytherin frustrierenden Spielende schlug zunächst Crabbe einen Klatscher mit voller Wucht auf Harrys Rücken, während Madam Hooch wegen dieser fiesen Regelverletzung mit Crabbe zeterte, ließ Draco gegenüber den Weasley - Zwillingen beleidigende Sprüche über ihr Zuhause und ihre Armut los. Fred konnte von Angelina, Alicia und Katie - George von Harry davon abgehalten werden, sich sofort auf Draco zu stürzen.
Als Draco dann aber auch noch über Harrys Eltern beleidigend herzog, waren Harry und George nicht mehr zu bremsen.
Durch nichts auf der Welt.
McGonagall war natürlich außer sich vor Wut, und wollte die Beiden mit einer Woche Nachsitzen bestrafen, doch Umbridge funkte mit dem Ausbildungserlass Nummer 25, dazwischen.
Dieser neue Erlass ermächtigte sie, die Strafen anderer Lehrkräfte nachzubessern.
Auf dieser neuen rechtlichen Grundlage belegte sie mit größter Freude, Harry, George und auch gleich noch dessen Zwillingsbruder mit lebenslangem Quidditchverbot und beschlagnahmte auch noch gleich deren Rennbesen.
Alle drei waren natürlich zutiefst getroffen.
Lebenslanges Quidditchverbot für Harry!
Unvorstellbar.
Es könnte keine schlimmere Strafe geben.
Während ich auf die Rückkehr meine Freunde wartete, entdeckte ich Licht in Hagrids Hütte.
Wenigstens ein kleiner, positiver Aspekt.
Ohne weitere Erläuterungen kramte Harry sofort seinen Tarnumhang hervor, und machte sich mit mir und Ron auf den Weg zur Hütte unseres riesigen Freundes.
Hagrid freute sich über unseren sofortigen Besuch, bot aber einen schrecklichen Anblick.
Sein Gesicht war von Beulen und noch blutenden Verletzungen übersät, er humpelte und hatte sich offenbar einige Rippenbrüche eingehandelt.
Seine Mission führte ihn nach Osteuropa, erklärte er uns. Zusammen mit Madame Maxime, versuchte er in Dumbledores Auftrag, die Riesen auf die richtige Seite zu ziehen, daraus wäre aber nichts geworden, weil unter den Riesen Krieg herrschte und einige Todesser schneller gewesen wären.
Am Tag vor seiner ersten Unterrichtsstunde machte ich mich nochmals allein auf den Weg, weil ich Hagrid vor Umbridge warnen wollte, immerhin hatte er noch das Vergnügen, doch leider nahm er meine Warnung nicht ernst.
So kam es wie es kommen musste.
Während er in seinem Unterricht Thestrale behandelte, platzte Umbridge hinzu.
Thestrale, jene geflügelten Pferde, die Harry vor den Schulkutschen gesehen hatte, aber Niemand sonst, außer vielleicht der Durchgeknallten Luni.
Mittlerweile wusste ich, dass Thestrale nur von denjenigen gesehen werden können, die den Tod eines anderen bewusst erlebt hatten, so wie Harry mit Cedric.
Aber Luna?
Umbridge machte sich etliche Notizen, während Hagrids immer nervöser werdenden Unterrichts, und sie schrieb fast ausschließlich bei gefühlten Mängeln.
Nach der Stunde las sie ihre Notizen auch noch unter dem Gekicher der Slytherins laut vor.
Ich war mir sicher, dass sie Hagrid unmöglich machen wollte, nur weil er ein Halbblut ist.
Sie würde es noch so weit bringen, dass Hagrid nie mehr unterrichten dürfte, dachte ich verzweifelt.
Noch am gleichen Tag, überraschte mich in den Abendstunden, eine Posteule mit einem Brief von Mom und Dad, indem sie mich in den Weihnachtsferien zu einem Skiurlaub einluden.
Das wäre eine gute Ablenkung, dachte ich, Erholung von meinen verrückt spielenden Hormonen, allerdings wollte ich Harry nicht alleine in Hogwarts lassen, zumal die Weasleys Weihnachten mit der Familie, im Fuchsbau verbringen wollten.
Ein paar Tage wirkte Harry deswegen traurig, bis Ron einen Geistesblitz hatte.
„Aber du kommst doch auch mit!“ sagte er plötzlich, wie vom Blitz getroffen zu Harry. „Hab ich das nicht gesagt? Mom hatte mir schon vor Wochen geschrieben, dass ich dich einladen soll!“
Typisch!
Ich verdrehte meine Augen.
Und als ich Harrys verbesserte Laune bemerkte, war ich mir sicher unbeschwert Weihnachten mit meinen Eltern verbringen zu können.
Und so arrangierten wir am letzten Schultag vor den Ferien, unser letztes DA – Treffen.
Harry war bereits vorgegangen, um angeblich alles vorzubereiten.
Allerdings hatte ich eine andere Vermutung, und die hieß Cho Chang.
Gemeinsam mit Ginny machte ich mich kurze Zeit später auf den Weg.
Ginny war überraschend gut gelaunt.
„Warum grinst du so hämisch?“
„Weil ich die Chance bekommen habe, mich meinen Brüdern zu beweisen.“
„Wie das?“
„Angelina hat mich als neue Sucherin angenommen, dank Harry“, strahlte sie über beide Ohren.
„Du…?“ staunte ich.
„Richtig – du redest gerade mit einem künftigen Quidditch – Star. Ein Traum geht für mich in Erfüllung. Wenn ich es schaffe mich zu beweisen, dann steuere ich allen Ernstes eine Karriere als Profi an. Ich will Profi werden, davon habe ich schon immer geträumt, und jetzt kann ich mich endlich beweisen.“
„Wissen es deine Brüder und Harry schon?“
„Meine Brüder, ja. Harry? … ich glaube eher nicht, der hat scheinbar andere Dinge im Kopf.“
„Cho?“
„Das ist schon ekelhaft, wie die sich anhimmeln.“
„Neidisch?“
„Pah, auf die Heulboje?“ rief sie abfällig. „Außerdem läuft da sowieso nichts. Harry hat glaub ich noch keinen Plan, wie er mit einem Mädchen umgehen sollte.“
„Muss man das lernen?“
„Ich glaube da wirst du mit deinen Büchern ganz schön aufgeschmissen sein, außer du liest Groschenromane…“
Wenn du wüsstest, dass ich dir meilenweit voraus bin, und dass mein Opfer auch noch Harry heißt…
„Und wie haben deine Brüder reagiert?“, schweifte ich absichtlich ab.
„Sie wussten es bereits von Angelina, als ich es ihnen stolz verkünden wollte. Wo hast du gelernt, so gut zu fliegen? fragte George. Stellt keine Fragen, Jungs, und ich werde keine Lügen erzählen, grinste ich sie an. Aber ich ahne schon etwas, du hast Harrys alten Besen! Erwiderte Fred.“
„Du hast seinen Besen?“
„Das hast du doch mitbekommen?“
Ginny starrte mich überrascht an.
„Kann sein“, schmunzelte ich, „hab ich wohl vergessen.“
Ihr Blick veränderte sich, plötzlich blickte sie etwas nachdenklicher drein, als noch kurz zuvor.
„Was ist?“
„Meine Brüder wollen hier weg, die Schule schmeißen und so, Mom wird toben…“
„Sie wollen was?“
„Hier in der Schule gibt es keine Zukunft mehr, es wird immer schlimmer werden. Außer Quidditch, gibt es keinen Grund, hier zu bleiben! Meinten sie, und das Thema Quidditch hat sich bekanntlich für sie erledigt.“
„Was haben sie vor?“
„Sie haben beschlossen, ihre Ausbildung abzubrechen, in ihren Händen hielten sie einen Mietvertrag für ein Geschäft in der Winkelgasse.“
„Einen Mietvertrag? Heißt das, sie wollen sich selbstständig machen?“
„Sobald alles unterschrieben ist, sind sie weg.“
„Hermine, kann ich kurz mit dir sprechen?“
Überrascht drehte ich mich um, es war Cho Chang, die mir an die Schulter fasste, und mich aufhielt.
Mit hochrotem Gesicht trottete Ginny weiter.
„Ja … was hast du?“ fragte ich vorsichtig.
„Ich würde dich gerne etwas fragen?“
Ich zuckte auf die Na – und – dann – tu – es – doch – Art meine Schulter.
„Etwas persönliches, privates…?“
Ich wurde hellhörig.
„Frag ruhig“, forderte ich sie auf, und hatte Schwierigkeiten meine gierige Neugier zu verstecken.
„Könntest du dir vorstellen, dass … Harry …, ich meine, ob … du dir vorstellen könntest, ob er … und … ich“, stotterte sie zusammen.
Ich verstand was sie meinte, fand es nur sonderbar, dass sie ausgerechnet mich fragte, und vor allem, wie sie mich fragte, als wären wir die besten Freundinnen.
„Ich fragte mich nur gerade, weil Harry, und du, so oft zusammen hängt … ob er dir vielleicht … etwas bedeutet, etwas mehr, wenn du weißt was ich meine.“
Nein, ich weiß nicht, was du meinst!
„Cho, du musst schon mit ihm selbst sprechen, aber ich weiß, dass er von dir spricht“, unterbrach ich sie.
Cho schien sich zu schämen und schaute verlegen nach ihrer Freundin.
„Ich wollte nur sicher sein, dass zwischen dir … und ihm, nicht mehr ist, als…“
„Freundschaft, ja“, nickte ich. „Harry und ich sind Freunde, nicht mehr und nicht weniger.“
Leider…
Das letzte Treffen im alten Jahr gestaltete sich recht locker, aller waren in freudigen Erwartung der Ferien mit Familie, und so ließ uns Harry lediglich das bisher Gelernte wiederholen, und im Anschluss verabschiedeten wir uns in die Weihnachtsferien.
Während ich mich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum machen wollte, bemerkte ich wie Harry absichtlich trödelte, bis nur noch er und Cho im Raum waren.
Zunächst überlegte ich, ob ich Mäuschen spielen sollte, entschloss mich aber, mit einem letzten skeptischen Blick zurück, die Beiden alleine zu lassen.
Sie ist wirklich hübsch, und scheinbar makellos, dachte ich unter diesem letzten Blick, der nicht unbemerkt blieb. Cho schien mir verlegen hinterher zu schauen.
Allerdings musste ich auch Ginny Recht geben, die ist wirklich sehr weinerlich, und sie wird Harry keinen Halt geben können.
Ein Gedanke der mir auf irgendeine Art Erleichterung verschaffte, was immer auch, das bedeuten mag.
So zog ich von dannen, und je weiter ich mich vom Raum der Wünsche entfernte, desto schneller wurden meine Schritte. Meine Vermutung lag nahe, dass er den Augenblick sowieso nicht unbeobachtet verbringen würde.
Und meine Vermutung bestätigte sich, nur knapp zwanzig Minuten später, als Ginny völlig aufgelöst in den Gemeinschaftsraum stürmte, mit einem Gesicht, als wäre Voldemort persönlich hinter ihr her.
„Kann ich mit dir sprechen“, fragte sie atemlos.
„Allein!“ fauchte sie Ron an.
Nachdem sich Ron mit einem wütend, gemurmelten, „Weiber“ vertrollte, platzte Ginny direkt los.
„Stell dir vor … die haben sich geküsst!“
Eigentlich wusste ich, was und wen sie meinte, fragte aber unschuldig, „wer?“
„Harry und diese Schnepfe natürlich?“
„Und was stört dich daran?“
„Na, hör mal!“
„Was? Ich denke, du bist über Harry hinweg … und du gehst mit Michael, mit dem DU knutschst!“
„Das ist doch was ganz Anderes!“
„Ach … ist es das?“ schmunzelte ich. „Dann erzähle mal, der Reihe nach.“
„Nun … ich brauchte noch einen Moment, weil sich Michael von mir verabschieden wollte. Mit einem Weihnachtsgeschenk, einer tollen Halskette mit einem Rubin.“
„Das ist doch toll“, wunderte ich mich über ihren seltsamen Unterton.
„Toll?“, höhnte Ginny. „Wenn du wüsstest.“
„Wenn ich was wüsste?“
„Ach, der Idiot … Bevor ich den Raum verließ, griff Michael nach meinem Arm, eine Hand in seiner Tasche versteckt, und lächelte mich unverwandt an.“
„Das darf er doch? Ich denke er ist dein Freund?“ unterbrach ich sie erneut.
„Jetzt unterbrich mich nicht dauernd so unqualifiziert!“ fluchte sie. „Also … er ergriff einen Gegenstand, den er wohl in seiner Tasche versteckt hatte, und ließ diesen jetzt verdeckt in seine Faust gleiten. Eigentlich sollten wir noch über Weihnachtsgeschenke reden, lächelte er. Seine Augen blitzten förmlich, bei den Gedanken an seinen Plan. Ich wollte dir etwas Besonderes schenken. Er griff meine Hände und öffnete sie unter seiner geballten Faust. Ohne darauf zu achten, was er da in meine Hände fallen ließ, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn vorsichtig…“
„Siehst du!“ unterbrach ich.
„Unterbrich mich nicht, du weißt genau, dass das nicht zählt…“
„Ach ja?“ fragte ich. „Aber dann aufregen, wenn Harry…“
Ginny funkelte mich gefährlich an.
Ich beschloss mich keiner weiteren Gefahr auszusetzen, und nahm wieder die Zuhörerstellung ein. Noch waren wir gar nicht beim Hauptthema, (das was mich eigentlich interessierte), angekommen.
„Frohe Weihnachten, wünschte ich ihm, als wir uns wieder lösten, dann deutete er mit seinem Gesicht zu meinen Händen und fragte mich, ob es mir gefällt. Erst jetzt sah ich in meine Hand und erkannte eine attraktive Kette. Ich war wirklich überrascht, sie sah sehr schön aus. Sie ist sehr schön, ziehst du sie mir an, fragte ich ihn. Er stellte sich hinter mich, nahm beide Enden der Kette in eine seiner Hände und legte sie mir um meinen Hals, den er auch noch sanft küsste, nachdem er den Verschluss klickte.“
„Klingt romantisch“
„Wäre es auch gewesen, wenn er den schönen Augenblick nicht jäh zerstörte hätte … Auf der Kette liegt ein Zauber, erklärte er, wenn ich in Schwierigkeiten wäre, bräuchte ich nur den Rubin ein paar Sekunden fest zu reiben, und er würde mir so schnell wie möglich zu Hilfe eilen.“
Ich schnaufte schwer.
Gut gemeint, tolle Idee, aber nicht bei Ginny Weasley.
Grober, fast tödlicher Fehler.
„Wie ich sehe, hast du mein Problem erkannt“, reagierte sie auf mein durchatmen.
„Ich mag Anerkennung, wenn Anerkennung erwartet wird. Und die Kette ist sicherlich eine gute Idee für Jemand, de sich nach Anerkennung sehnt … Du verstehst was ich meine?“
Ich nickte ihr schwerfällig zu.
„Ich hatte ihn wiederholt gebeten, mir meinen Willen zu lassen … ich brauche keine Hilfe, und vor allem brauche ich keinen Helden. Von jetzt auf nachher änderte sich meine Stimmung. Als wir den Raum verließen, fragte er mich warum ich plötzlich so still und zurückhaltend wäre. Er ergriff meine Hand und wollte mich, zu sich heranziehen, aber nach Liebkosungen war mir nicht mehr zu mute, trotz seines Flehens.“
Ginnys Gesicht verkrampfte.
„Was hast du getan?“ fragte ich alarmbereit.
„Ich habe es beendet“, schnaufte Ginny.
„Du hast was?“
„Ich habe ihn wortlos von mir gestoßen, und mich umgedreht.“
„Wie hat er reagiert?“
„Ich weiß es nicht“, schüttelte Ginny gleichgültig ihren Kopf. „Ich habe ihn einfach stehen lassen, und bin in den Raum der Wünsche zurückgekehrt“
„Einfach so?“
„Warum willst du die Kette nicht tragen? Rief er hinter mir her. Ich nahm sie mir vom Hals und warf sie ihm entgegen. Das war’s“
„Und ich vermute, bei der Gelegenheit hast du Harry und Cho gesehen, und der Abend erfuhr seine Krönung?“
Ginny nickte. „Der Raum war noch nicht verschlossen. Mir stockte der Atem, als ich sah, was da vor sich ging. Sie standen in der Ecke, sich zugewandt, und über ihnen rankte ein Mistelzweig. Ich mag dich wirklich, Harry, säuselte sie gerade, mit ihrer weinerlichen Stimme. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich diese Szene eigentlich nicht beobachten sollte, aber ich schaffte es nicht, mich loszureisen.“
Ja, Ja, wer’s glaubt wird selig.
„Ich beobachtete Cho, die sich näher und näher zu Harry hin bewegte, bis sie sich berührten ... Sie küssten sich. Mein Gesicht begann zu glühen, wieder musste ich überhastet losrennen, um mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben. Unterwegs ließ ich mich gegen eine Wand fallen, und rutschte daran nach unten. Ich zitterte am ganzen Körper. Immer wieder wiederholte sich das eben gesehene vor meinen Augen. Cho küsst Harry, immer und immer wieder, Cho, Harry, Harry, Cho … ich war wie gelähmt, ich wollte nicht, dass er mich seiht, deswegen habe ich es irgendwie doch geschafft hierher zukommen“
Ginnys Gesicht neigte sich tief nach unten, Tränen flossen. „Ich war so wütend. Ich war wütend auf Michael. Ich war wütend auf Cho, und Ich spürte Abscheu gegen Harry, aber am meisten war ich auf mich selbst wütend ... Ich dachte wirklich, dass ich über ihn weg bin, aber das war alles nur eine Einbildung.“
Ich versuchte Ginny zu trösten, indem ich sie in den Arm nahm. Tränen rannen über meine Haare und tropften auf meinen Hals.
„Was soll ich jetzt tun, Hermine? Harry und Cho sind kurz davor ein Paar zu werden … ich fühle mich so unendlich leer … und alles ist meine eigene Schuld!“
Das Portraitloch knackte, erschrocken blickte ich zur Öffnung. Ginny hatte noch nichts bemerkt…
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