von rodriquez
Ich muss wohl tatsächlich eingeschlafen sein.
Der Stress der letzten Tage, der geschluckte Ärger über Harrys abneigende Haltung, die Ungewissheit darüber, die Vorbereitungen auf die ZAG, all das hatte mich zermürbt.
Nach einer völlig ungewissen Zeitspanne, öffneten sich langsam wieder meine Augenlider.
Doch alles vor meinen Augen wirkte, wie hinter einem Schleier.
Verschwommen, unscharf ... der Kamin, die Sessel, die Personen...
Moment mal, Personen, welche Personen?
Ganz langsam wurden die Konturen wieder klarer, die Umgebung konnte eindeutig zugewiesen werden.
Es war, als würde ich aus einem dichten Nebel heraustreten.
Überrascht sah ich mich um.
Der Gemeinschaftsraum war menschenleer, nur ich saß noch in meinem Sessel.
Das Klicken der Stricknadeln war nicht mehr zu hören, sie waren ebenso verschwunden, wie das Glas Butterbier, welches mir Ron in die Hand gedrückt hatte.
Was ist los?
Was ist geschehen?
Warum hat mich niemand geweckt?
Sind etwa alle schon im Bett?
Aber draußen ist es hell!
Hat man mich etwa die ganze Nacht hier sitzen lassen?
Wo sind denn alle?
Haben sie mich nicht einmal für Frühstück, oder den Unterricht geweckt?
Strahlend blauer Himmel, und die Sonnenstrahlen, die den Raum erhellten, blendeten mich.
Ich begann zu blinzeln.
Das Feuer im Kamin war gelöscht.
Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf.
Das kann nicht sein!
Der Kamin machte den Eindruck, als wäre er schon längere Zeit nicht mehr entzündet gewesen.
Was ist hier los?
Es gab keine Erklärung auf meine Fragen.
Nachdenklich hob ich meinen Arm und riskierte einen Blick auf meine Armbanduhr.
Wieder schüttelte ich unverständlich meinen Kopf, denn ich hatte gar keine Uhr am Gelenk.
Sollte etwa schon Unterricht sein?
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich meine Freunde hier alleine zurücklassen würden.
Gut, Harry war in letzter Zeit sehr verstockt, aber selbst in diesem Zustand traute ich ihm das nicht zu.
Harry hätte mich bestimmt geweckt.
Ansonsten mit Sicherheit der Lärm, den die Anderen beim Verlassen des Gemeinschaftsraumes veranstaltet hätten.
So versuchte ich kopfschüttelnd aufzustehen, um den Gemeinschaftsraum nach Hinweisen abzusuchen, doch ich kam nicht weit voran, wurde wie von unsichtbarer Hand aufgehalten, und begann mich dabei im Kreis zu drehen.
Nein ... sonst hatte sich nicht viel verändert, keine Auffälligkeiten.
Vor nicht allzu langer Zeit fand hier eine kleine Feier statt, wie konnte man alles aufräumen, ohne dass ich etwas davon bemerke?
Warum wurde ich nicht wach, ganz abgesehen davon, dass ich nicht einmal geweckt wurde.
Und ... wo sind alle hin?
Es ist zu ruhig!
Wo sind meine Freunde?
Meine Kameraden?
Ein leises Rascheln aus Richtung des Portraitlochs erweckte meine Aufmerksamkeit.
Endlich!
Kopf voran schlüpfte eine lange rote Haarmähne hindurch, es folgte ein ziemlich fraulicher Körper.
Ich stutzte.
Ein rothaariges Mädchen, was sage ich, es war vielmehr eine rothaarige junge Frau.
Tatsächlich musste ich zweimal hinschauen, und rieb verwundert meine Augen.
Ginny, es war wirklich Ginny, die lächelnd auf mich zugelaufen kam.
Und erneut bot sie einen tiefen Einblick auf einen perfekten, festen Busen.
Es wird wirklich Zeit, dass sie endlich lernt einen BH zu tragen!
Aber sie sah irgendwie verändert aus.
Fraulicher, reifer, älter.
Um Dad’s Lieblingsspruch zu verwenden … ein gebärfreudiges Becken, immer dann, wenn er einen Hingucker erblickte.
„Ginny, was...?“ fragte ich überrascht.
„Ach, hier steckst du“, tönte sie. „Wir suchen dich schon überall.“
„Aber warum?“
„Ich verstehe ja, dass du nervös bist, aber dass man so neben der Spur sein kann...“.
Ginnys Lächeln wurde intensiver.
„Du hast doch nicht etwa kalte Füße bekommen?“
Ein freundliches, liebevolles Lächeln.
„Aber ich verstehe dich ... mir ging es wohl genauso“.
Sie reichte mir ihre Hand entgegen und zog mich hinterher. „Nun aber los, es wird Zeit!“
„Zeit? Wofür?“
Ich verstand nur Bahnhof und Abfahrt, und schüttelte ungläubig meinen Kopf.
Was habe ich überhaupt für seltsame Klamotten an?
„Also, weißt du Hermine!“ Ginny schüttelte energisch ihren Kopf, und rollte mit ihren Augen. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“
„Das kann man so sagen“, versuchte ich zu antworten. „Was für ein Spiel treibt ihr mit mir?“
Die rothaarige, erwachsen wirkende Ginny ignorierte meine Frage, und trieb mich voran.
Sie hetzte mich durch das Portraitloch, und als ich von Fragen geplagt nicht Schritt halten konnte, fasst sie einfach nach meiner Hand, zog mich hinterher, und rannte mit mir an der Hand die Gänge entlang, die Treppen nach unten, bis in die Vorhalle, dann durch die große Eichentür hinaus ins Freie.
Kein einziger Schüler kreuzte unseren Weg, wie überhaupt das ganze Schloss, wie ausgestorben zu sein schien.
In meinem Kopf kreisten alle möglichen Gedanken, aber keiner dieser Gedanken ergab einen Sinn, oder wurde klar.
Kein Mensch kreuzte unseren Weg.
Was ist das für ein Spiel?
„Wir sollten apparieren“, sagte Ginny, „das geht schneller“.
Apparieren?
Wohin?
Moment mal....
„Also, weißt du Hermine“, Ginnys Augenrollen verstärkte sich, „kannst du nicht wenigstens heute die Geschichte von Hogwarts außen vorlassen?“
Ich habe doch noch gar nichts gesagt?
Sie hatte es wohl in meinem Gesicht abgelesen.
„Wie oft soll ich euch eigentlich noch erklären, dass man weder nach, noch von Hogwarts apparieren kann?“
Moment, Stopp!
Ich zerrte an Ginnys Hand und brachte sie zum stoppen.
„Außerdem ... du hast doch noch gar keine Prüfung im App...“
„Hermine bitte!“, Ginnys Blick verfinsterte sich. „Langsam glaub ich, dir hat jemand ein Schlagholz über den Schädel gezogen ... Sind deine Lippen versiegelt?“
Lippen ... versiegelt?
„Verstehst du denn nicht, was ich sage?“
Ich verschwand an Ginny Hand in einem Wirbel aus Farben, alles begann sich zu drehen, und mein Magen fühlte sich seltsam flau an.
Plötzlich war unser Flug zu Ende, genauso schnell, wie er begonnen hatte.
Und wieder drehte sich mein Magen im Kreis.
Erstaunt sah ich mich um.
Ich stand in einem Schlafzimmer, ein mir völlig fremder Raum, in einer mir ebenso fremden Umgebung.
Zu meiner Rechten ein Doppelbett, zwei Nachttische, darüber ein übergroßes Bild auf dem unsere Schule mit den Ländereien zu sehen war.
Zu meiner Linken, ein fünftüriger Kleiderschrank mit verspiegelten Türen.
Zwischen Bett und Schrank befand sich ein kleiner Schemel, und auf dem Boden, vor diesem Schemel saß in erwartungsvoller Haltung im Schneidersitz ... Cho Chang.
Ein weiteres Mal rieb ich mir verwundert die Augen.
Was ist hier los?
Spielt man mir einen Streich?
Dann ist er aber perfekt ausgetüftelt!
Respekt!
Vielleicht sollte ich einfach mitspielen.
„Jetzt wird’s aber höchste Eisenbahn“.
Der nächste Schock. Ich erkannte die Stimme meiner Mom, und riss mein Gesicht in Richtung der Stimme.
Da stand wirklich meine Mom!
Ich konnte es nicht glauben, und starrte fassungslos in ihr strahlendes Gesicht.
Mom steckte in einem tollen blauen Abendkleid, hatte die Haare perfekt gestylt, und lehnte mit einem warmen, freudigen Blick an der Fensterbank. Das gleisendhelle Tageslicht brach sich in ihren Haaren.
„Auf Schatz, ausziehen!“ forderte sie mich auf, und klatschte dabei energisch mit ihren Händen. „Zackig!“
„Ausziehen?“ wunderte ich mich. „Ich verstehe nicht!“
Was ist hier los?
Wo bin ich?
„Die hat einen Blackout“, schüttelte Ginny ihren Kopf, „glaubt mir die hat einen Blackout!“
Mom kam auf mich zugelaufen, umarmte mich, und mit Tränen in den Augen flüsterte sie, „heute ist dein großer Tag, Schatz ... bitte beeile dich. Ich verstehe ja, dass du durcheinander bist, aber jetzt höre auf die Anweisungen von Ginny und Cho.“
Mein großer Tag?
Hilfe!
Was ist hier los?
Ginny und Cho ...
Gemeinsam?
Hilfe!
Kann mich denn keiner verstehen?
Es wurde immer verwirrender.
„Die ist stumm, wie ein Fisch“. Ginny schüttelte immer noch fassungslos ihren Kopf. „Auf Baby, mach dich nackisch!“
Wie in Trance zupfte ich an meiner Bluse, zog sie schließlich ohne aufzuknöpfen über den Kopf, streifte im Anschluss meinen Rock nach unten und blieb wie angewurzelt stehen, die Hände verschämt über meinen bloßen Brüsten überkreuzt.
Mein Gesicht brannte wie Feuer.
Fast nackt präsentierte ich mich vor Ginny und Cho, ein wenig schämte ich mich, und hatte Angst die Schönheiten könnten mich auslachen.
„Was ist?“ stöhnte Ginny.
Ich sah sie kopfschüttelnd und achselzuckend an.
„Den Rest auch“, drängte sie. „Oder willst du die Hochzeitsnacht in Unterwäsche mit Wochentagmotiv verbringen?“
Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem gehässigen Grinsen.
Hochzeitsnacht?
Wo bin ich nur hingeraten?
Hoch ... zeit ... s ... nacht?
Hoch...
Zeit...
s...
...nacht?
Ich musste mir das Wort auf der Zunge zergehen lassen.
Hochzeitsnacht!
Ich heirate?
Wen heirate ich?
Was ist nur heute los?
Wo sind die versteckten Kameras?
Das kann nur ein Streich sein!
Na wartet ... euch zeig ich’s.
Das Spiel spiele ich mit.
Ich werde mir keine Blöße geben!
Ihr werdet euch noch wundern, was ich alles über mich ergehen lassen kann!
Mir wurde schwindelig, vor meinen Augen begann sich alles zu drehen.
Und trotz meiner immer heißer werdenden Wangen verlor ich vor diesen Gören meine Skrupel. Ohne weiter nachzudenken, zog ich mich splitternackt aus, schlüpfte in eine silbern glänzende Satinunterwäsche - String und Spitzen - BH, trägerlos.
Spiele ich das Spiel halt mit...
Welchen Bräutigam sie wohl für mich ausgewählt haben?
Ich wagte gar nicht darüber nachzudenken.
Die beiden, eigentlich rivalisierenden Mädchen ließen gemeinsam einen Traum von Brautkleid über mich gleiten.
Ein Traumkleid aus weißem Satin mit einer Korsage die überall mit kleinen, silbernen Perlen bestickt war.
„Ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß“, sang Mom leise, lächelnd und verträumt, vor sich hin.
Ich war nicht mal mehr in der Lage meinen Mund zu bewegen.
Wozu auch, es schien ja nicht einmal heiße Luft herauszukommen.
Beim Anblick meiner Mom bekam ich es doch mit der Angst zu tun, sie spielte ihre Rolle perfekt, sofern es überhaupt eine Rolle war.
Alles wirkte echt, bis auf die traute Zusammenkunft von Ginny und Cho.
Der Fehler im Plan, dass ich einen solchen Fehler nicht ignorieren würde, hätten sie ahnen müssen.
Ein Traum, das alles ist ein Traum, sagte ich mir und zwickte mir, mit Zeigefinger und Daumen, in den Arm.
„Aua“, es tat weh.
Also doch kein Traum?
Jetzt schien doch die Panik größer zu werden.
Was, wenn ich einen Schock, oder etwas Ähnliches erleidet habe?
Vielleicht hatte ich einen Filmriss, und kann mich wirklich an gar nichts mehr erinnern.
Durch einen Schock, das Gedächtnis verloren, und jetzt war ich langsam auf dem Weg der Besserung.
Wen werde ich heiraten?
Zwei Kandidaten stehen zur Auswahl.
Was war geschehen, wenn es kein Traum sein sollte?
Cho hatte begonnen meine Haare hochzustecken, und Ginnys flinke Finger wuselten durch meine Strähnen.
Seidenglatts Haargeel erkannte ich wieder einmal in Ginnys Händen.
Mittlerweile die siebte Tube, die sie in meine Haare verarbeiteten.
„Perfekt“, sagte Ginny schließlich, „fast wie beim Weihnachtsball, während des Trimagischen Turniers.“
Cho setzte mir noch einen Schleier auf, und strich die weiße Seide vor meinem Gesicht glatt.
Warum Cho?
Und wen, in alles in der Welt werde ich heiraten?
Ich traute mich nicht zu fragen, und beschloss die wundersamen Augenblicke zu genießen.
Die beiden Mädchen führten mich nach draußen in einen Flur, dann eine Holztreppe nach unten.
Mein Blick fiel auf die Eingangstür, durch deren Glaselemente, das Tageslicht hereinfiel und mich blendete.
Auf der linken Seite registrierte ich zwei verschlossene Türen.
Küche und Wohn – Essbereich, spekulierte ich.
Rechts, unmittelbar neben dem Hauseingang befand sich eine weitere Zimmertür, die halb geöffnet war, durch diese führten sie mich hindurch.
Vor meinen Augen erschloss sich ein Wohnzimmer, ein schönes, großes, wohnliches Wohnzimmer, muggelhaft eingerichtet, aber auch magische Moment waren integriert, wie ein Flohnetzähnlicher Kamin, oder ein paar bewegliche, magische Bilderrahmen, deren Inhalte aber meinen Augen unergründlich blieben.
Ein großes Fenster, und eine Glastür ebneten den Weg auf eine Terrasse, und den Garten
hinter dem Haus.
In diesem Garten tummelten sich Unmengen von Personen.
Ziemlich viele Personen, um an einem Spiel mitzumachen.
Die Panik steigerte sich.
Das ist kein Spiel!
Und es ist auch kein Traum!
Was ist es dann?
Realität? – Aber, wie ist so was möglich?
Und wer, um alles in der Welt könnte dann mein Bräutigam sein?
Die Spannung stieg.
Eine dreiteilige Ledercouch, ein riesiges Flachbildfernsehgerät, ein Hifi – Turm, Lautsprecher ... ich musste mir die Augen zuhalten. Es waren zu viele Dinge, die meine Augen, gar nicht alle aufnehmen konnten, um sie auch zu verstehen.
Also wandte ich meine Augen von den materiellen Dingen ab, und versuchte Gesichter der Menschen zu zuordnen.
Wen heiratest du?
Vielleicht kann ich den Bräutigam erkennen.
Realität? – Dann war es meine eigene Wahl.
Ein Spiel? – Dann war ich gespannt, wen man für mich ausgewählt hatte.
Ganz aufgeregt rannte Mrs. Weasley auf mich zu.
„Oh mein Gott“, schrie sie hysterisch. „Ich bin ja so nervös!“
Ron?
Ist es Ron?
Mit jeder Sekunde wurde ich nervöser, ging in dem Wohnzimmer auf und ab, und blieb schließlich vor einem Bild über dem Kamin stehen.
So viele Statisten für einen Streich?
Wie hypnotisiert versuchte ich etwas auf dem Bild zu erkennen, aber es waren nur gesichterlose Figuren darauf zu erkennen, nichts das mir bekannt vorkam, und mir weiterhelfen konnte.
Gesichtslos?
An der Stelle, wo sich die Gesichter befinden sollten, befand sich ein großes, weißes, ovales Loch.
Löcher, wie ich sie auf dem Wandteppich der Familie Black schon gesehen hatte, nur wurden sie hier in meiner aktuellen Umgebung nicht mit Feuer ausradiert, sondern sie waren feinsäuberlich verschwunden.
„Sie wären sicher stolz, wenn sie dich jetzt sehen könnten“, eine Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter.
Ich drehte mich um und sah völlig überrascht in das Gesicht einer Frau, mit der ich noch nie ein Wort gewechselt hatte.
Auch jetzt wirkte ihr Gesicht, immer noch, wie versteinert.
Ich kannte sie, aber was macht sie hier?
Unverkennbar, diese hagere Frau, war eindeutig Harrys Tante Petunia.
Harry?
Ist es Harry?
Aber warum kümmern sich dann Ginny UND Cho so intensiv um mich?
Wollen sie mich lächerlich machen?
Dad kam von der Terrasse ins Wohnzimmer gelaufen, nervöser als wohl alle anwesenden Personen zusammen. „Wir sollten langsam los“, drängelte er.
„Keine Sorge, Dad, ich bin ja schon fertig“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Aber wie sollte er mich verstehen?
Warum kann ich nicht sprechen?
Er nahm mich am Arm und drehte mich im Kreis.
„Ich bin gleich zurück!“ sagte er.
Noch immer konnte ich keinen klaren Gedanken fassen.
Die ganze Aktion ergab keinen Sinn, doch mein Entschluss stand fest.
Wenn ich wirklich heiraten sollte, dann muss es auch von langer Hand geplant gewesen sein.
Also nicht weiter nachdenken und einfach genießen.
Auch wenn ich immer noch nicht wusste, wen ich denn eigentlich heiraten sollte.
Ich zupfte nervös an meinem Kleid und meinen Haaren herum.
„Liegen sie auch richtig? Ich habe das Gefühl das Kleid ist verrutscht.“
„Nein mein Schatz, es ist alles perfekt“, Mom schmunzelte. „Ich geh dann nach draußen“, noch einmal drückte sie mich ganz herzlich. „Viel Glück mein Schatz ... ich bin so stolz auf dich ... hoffentlich findest du deine Sprache, vor dem Altar wieder.“
Als sie sich tränenaufgelöst von mir löste, flüsterte sie mir zu, „du siehst wunderbar aus Hermine, du bist eine ganz tolle Braut.“
„Bist du soweit, Hermine?“ fragte Ginny.
So wie sich Ginny verhält, heirate ich wohl ihren Bruder.
Ron?
Ist es Ron?
Ich nickte, und atmete tief durch.
Ginny und Cho in langen blauen Kleidern, stellten sich vor mir auf, nahmen ihre Blumensträuße auf, und marschierten langsam schreitend los.
An der Terrassentür wartete strahlend mein Dad und übergab mir den Brautstrauß, ein wunderschön, gebundener Strauß roter Rosen, aufgefüllt mit weißem Schleierkraut.
Mein Blick fiel nervös nach draußen ins Freie.
Der ganze Garten war mit so vielen Blumen geschmückt.
Ganz vorne, ein weißer Pavillon mit Rankrosen, dahinter links und rechts, die Stuhlreihen, alle angehängt mit weißen Tüchern, und einer goldfarbenen Rückenlehne.
Zwischen den Stuhlreihen führte ein Gang mit einem roten Teppich bis zur Terrassentür.
Auf diesem Teppich sollte ich jetzt ganz langsam voranschreiten, am Arm meines Dads.
Er strahlte mit dem Wetter um die Wette. „So meine Große, jetzt ist es soweit.“
Ich lächelte nervös und mit Freudentränen hakte ich mich bei ihm ein.
Der typische Muggel - Hochzeitsmarsch ertönte.
Ich krallte mich nervös am Arm meines Vaters fest, der mir beruhigend die Hand tätschelte.
Mehr als 3 Meter fiel eine Schleppe hinter mir über den Laminatfußboden des Wohnzimmers.
Ein schier unmöglicher Aufwand für ein Spiel.
„Einen Moment noch“, sagte Mom, und hing mir ein Medaillon um den Hals, es war das Medaillon, das ich einst von einem Unbekannten zu Weihnachten bekam.
An meinen Schleier platzierte sie ein Diadem.
„Du weißt, wer es einst getragen hat“, nickte sie mir mit tränenden Augen zu.
Wusste ich es wirklich?
Gehörte es etwa Lily?
Harry?
Ist es Harry?
Mrs. Weasley rannte immer, wie ein nervöses Phlegma umher, und forderte vier Blumenkinder auf, sich vor uns aufzustellen.
Oder doch Ron?
In der Nähe des Altars konnte ich nur einen Priester erkennen, niemand sonst, weder davor noch dahinter.
Wo ist mein Bräutigam?
Wer? ... ich will jetzt wissen ... wer!
Harry oder Ron?
Der Priester hatte eine dunkle Hautfarbe, und kam mir bekannt vor.
Ist das etwas Kingsley Shacklebolt?
Was macht der Mann aus dem Phönixorden hier?
Warum er?
Harry oder Ron?
Ron oder Harry?
Oder doch Mr. Unbekannt?
Die Blumenkinder hatten kleine Körbe mit Blumen in der Hand, und begannen sie vor der
Braut und ihrem Vater zu streuen.
Die Braut - das war ich.
Auch wenn ich es immer noch nicht wahrhaben wollte.
Ich war die Braut!
Und noch immer hatte ich keine Ahnung, was und vor allem wer, mich da vorne erwarten würde.
Wen wünschst du dir?
Molly gab den Kindern ein Zeichen und sie liefen los, gefolgt von der Braut und ihrem Vater.
Sie streuten viele bunte Blüten über den roten Teppich.
Wen wünschst du dir?
Ich kannte die Antwort längst, aber ich traute mich nicht den Gedanken auszusprechen, oder daran zu glauben.
Was, wenn nicht?
Die Gäste standen und klatschten im Rhythmus der Schritte.
Erneut versuchte ich ihre Gesichter zu erkennen.
Mir bot sich ein seltsames Schauspiel.
Manche hatten Gesichter, richtige Gesichter – andere wiederum, hatten wie auf dem Bild im Wohnzimmer ein großes weißes, ovales Loch, an der Stelle, wo sich normalerweise das Gesicht befinden sollte.
Ich konnte sie nicht zuordnen.
So hatte nur einer der Weasley – Zwillinge ein Gesicht, es war das Erste, das ich zuordnen konnte.
Gesichtslos auch Remus Lupin, nur an seinem alten Umhang zu erkennen, daneben, das könnte Tonks sein, ihrem grellen Umhang nach zu urteilen, sie hielt ein Baby mit erkennbarer Nase, Lippen, Augen und Ohren auf dem Arm.
Aber warum?
Warum hat nur einer der Zwillinge ein Gesicht?
Warum hat Lupin kein Gesicht, oder Tonks?
Warum hält Tonks ein Baby im Arm?
Wessen...?
Fragen über Fragen.
Professor Dumbledore, gesichtslos, neben einer lächelnden Minerva McGonagall, in vollen Gesichtszügen.
Eine mysteriöse Hochzeit.
Und ... es ist wirklich meine?
Auf halben Weg musste ich die Schritte unterbrechen, denn fast wäre ich gestolpert.
Ich spürte einen Widerstand an meinen Füßen, freudig mit dem Schwanz wedelnd, schlich ein ganz aufgeregter, zotteliger schwarzer Hund um meine Beine.
Er wirkte noch so jung, fast noch ein Welpe.
„Schnuffel“, strahlte ich ihm entgegen. Seine Augen begannen zu leuchten.
„Er hat große Ähnlichkeit mit Tatze“, flüsterte Mom, die in meiner Nähe geblieben war. „Und eine Katze hat auch sieben Leben ... ist schon ein großer Zufall, dass euch der Welpe zugelaufen ist, und ich glaube nicht an Zufälle.“
Ich hatte beschlossen, die vielen Menschen, an denen ich vorbei ging nicht weiter zu beachten.
Die Gesichtslosen bereiteten mir Angst und Freude gleichzeitig.
Ich konnte mir nicht erklären, warum das so war.
Nur noch einen Blick in die letzten Reihen genehmigte ich mir, weil ich mich gerade in Höhe dieser Plätze befand.
Ich erkannte Hagrid, denn er war nicht zu übersehen, mit seinem großen Taschentuch, er hatte drei Stühle zur Seite geräumt, und saß schniefend auf dem Boden.
Neben ihm standen die Zentauren Firenze und Bane, und die Lehrerschaft von Hogwarts.
Der schwarze Mantel von Snape stach mir sofort ins Auge, aber die Harkennase war verschwunden, genau wie sein Gesicht nicht zu sehen war, daneben Mad-Eye Moody, an dessen Stelle, wo sein Kopf hätte sein sollen, nur sein magisches Auge befestigt war. Einige Hauselfen, für ihre Verhältnisse elegant gekleidet klatschten rhythmisch. Der hässliche Kreacher, Winky, Dobby, letzterer gesichtslos.
Was hat das alles zu bedeuten?
Meine Augen richtete ich starr nach vorne, auf den Altar.
Ich wollte keine Gesichtslosen mehr sehen.
Ich wollte ihn endlich sehen.
Ihn, meinen Bräutigam!
Wer würde mich erwarten?
Harry oder Ron.
Ron oder Harry.
Sie waren die einzigen, die mir noch nicht über den Weg gelaufen waren.
Ein kräftiger junger Mann trat vor den Altar.
Aufmerksam versuchte ich zu erkennen, um wen es sich handeln könnte.
Keiner, meiner Freunde trug solche Körpermassen mit sich herum.
Harry oder Ron.
Ron oder Harry?
Doch er hatte werde rote noch pechschwarze Haare.
Wer ist das?
Fragte ich mich panisch, und schloss hysterisch meine Augen.
Ich werde sie erst wieder öffnen, wenn ich das Ja – Wort gebe.
Ich hatte Angst.
Dad ließ meinen Arm los und ging mit geflüsterten Worten von mir weg. „Ich bin glücklich, dass ich dich nach vorne führen durfte, dafür danke ich dir.“
Eine unwahrscheinlich weiche, aber schweißnasse Hand ergriff die Meinige.
Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus, und ich beruhigte mich.
Alles wird gut!
Ich war geneigt die Augen zu öffnen.
Noch nicht, sagte meine innere Stimme, genieße noch einen kurzen Augenblick diesen wunderschönen Moment, wer weiß was dich erwartet.
Ich tat es trotzdem und erschrak.
Der Mann neben mir hatte kein Gesicht, aber es war auch nicht der kräftige Mann von vorhin, der jetzt neben meinem Bräutigam stand.
An der Stelle wo ich pechschwarze oder rote Haare, eine Narbe oder eine Brille erwartete, war ein großes, durchsichtiges Loch.
Wer bist du?
Du weißt es! Sagte die Stimme in meinem Kopf.
Du weißt es!
Erneut ertönte Musik und die Menge hinter mir begann zu singen.
Molly Weasley, die Lauteste von allen.
Nicht nur ich war am zittern, die Hand in der Meinigen zitterte mit mir um die Wette.
Ein fast undefinierbares „Jaichwill“, klang an meine Ohren, was ein leichtes Räuspern von Kingsley und ein raunendes Lachen der Gäste nach sich zog.
Du weißt es!
Ich hatte den Klang der Stimme erkannt.
Mein Herz hüpfte wild durch meinen Körper, und begann sich mehrfach im Kreis zu drehen.
„Noch nicht“, flüsterte ich schmunzelnd, „du bist zu schnell, soweit sind wir noch nicht.“
Ohne zu wissen, zu wem ich es gesagt hatte, und ob er mich überhaupt verstand.
Nein, du weißt es!
„Liebes Brautpaar, liebe Gemeinde“, räusperte sich der Mann hinter dem Altar, es war wirklich Kingsley.
„Ich weiß ihr hattet bereits einen, schönen, aber langen Tag, und daher will ich es gar nicht besonders in die Länge ziehen. Nur ein paar Worte, möchte ich unserem Brautpaar widmen. Zwei der bedeutendsten Zauberer der magischen Welt haben sich entschlossen, ihren Weg gemeinsam zu gehen.
Durch ihre Liebe und dem daraus resultierenden Entschluss, diese Liebe, mit allen Menschen oder Wesen, egal ob Zauberer oder Muggel, zu teilen, setzen sie ein richtungweisendes Zeichen für eine gute, positive Zukunft. Eine Hochzeit in eigentlich zwei verschiedenen Welten durchzuführen, und dabei in beiden Welten, alle Wesen zu vereinen, muss als Vorbild genommen werden, wie man die Wesen aller Art vereinen kann und sollte. Das sollte unsere Aufgabe in Zukunft sein, damit wir in eine Zukunft eintreten können, die uns keine Angst mehr bereitet. Wir müssen alle näher zusammenrücken. Dass es funktionieren kann, sieht man, wenn man hier durch die Reihen schaut. Einträchtig sitzen wir zusammen, und schauen auf diese beiden, großartigen Menschen, die ihre Liebe vor Gott und der Muggelgemeinschaft bezeugt haben, und es nun auch in der magischen Welt erneuern werden. Und ihr alle seid Zeugen dieser geschichtlichen Entwicklung und Entscheidung. Ihr alle, Muggel, Zauberer, Elfen, Riesen, Kobolde und Zentauren, seid die Freunde dieses Paares, das ich nun fragen werde.“
Mein gesichtsloser Mann griff nach meinen beiden Händen, und wir standen uns nun gegenüber.
Das laute Schluchzen von Molly Weasley schallte durch die Reihen, und Hagrid schnäuzte erneut in sein Taschentuch.
„Du sollst mein Leben sein, meine Liebe wird immer dir gehören, genau wie mein Herz und meine Seele. Ich will dich lieben, in guten wie in schlechten Tagen.“
Ohne nachzudenken kamen mir diese Worte über die Lippen, es überraschte mich nicht, denn ich fühlte mich in diesem Moment glücklich, unendlich glücklich. In diesem Moment, als wir beide gleichzeitig und unaufgefordert, die gleichen Worte sprachen.
Und ich wusste, der richtige Mann stand an meiner Seite, auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Überrascht und lächelnd sah uns Kingsley an.
„Dem brauch ich fast nichts mehr hinzuzufügen ... Hermine antworte nur noch mit...“
„Ja, ich will, weil ich dich liebe“, murmelte ich, und erlebte die nächste Überraschung, als ich freudestrahlend zu meinem Bräutigam blickte.
An der Stelle, wo sich eben noch ein durchsichtiges, ovales Loch befand, wurden ganz schwache Konturen sichtbar.
Wie aus einem Nebelschleier heraustretend, erschien zunächst noch völlig verschwommen, sein Gesicht.
Die Konturen wurden schnell deutlicher.
Ich blickte in smaragdgrüne Augen.
Ein unwahrscheinlich, intensives Grün, dass mir entgegenfunkelte.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, ich hatte das Gefühl, all meine Innereien würden nach unten durchgereicht.
Harry sah mich einen Moment ungläubig an, und ich verstand.
Hinter Harrys Gesicht waren die Umrisse des Gemeinschaftsraumes zu erkennen.
Und auch meine Stimme schien ich wieder gefunden zu haben.
„Oh, Harry, du bist’s ... schön für Ron, was?“ stammelte ich verlegen.
„Ich bin nur so – so – so müde.“
Mit einem Gähnen überspielte ich meine Verlegenheit.
Ich war zurück in der Gegenwart, und schlagartig wurde mir klar, dass uns die schwierigste aller Zeiten, erst noch bevorstand.
Es war doch nur ein Traum.
Aber ich musste zugeben ... ein schöner Traum.
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