von rodriquez
NatĂĽrlich hatte Ginny noch nicht geschlafen.
Es hat wohl nicht wirklich Jemand etwas Anderes erwartet…
Ich hatte noch nicht einmal die Türklinke berührt, als sie schon über mich herfiel, mit einem kräftigen Ruck zog sie mich in das beste Zimmer des vergammelten Hauses.
Doch leider wurden ihre Erwartungen wieder einmal enttäuscht, wir hatten ja nicht wirklich etwas wesentlich Neues erfahren.
„Schade“, seufzte Ginny.
„Aber was ganz Anderes“, wechselte ich das Thema.
Ich war brennend daran interessiert, was sie mit ihrer FreizĂĽgigkeit bezwecken wollte, und wie in diesem Zusammenhang der Stand der Dinge bei Michael Corner war.
„Ich höre!“ sagte sie und klimperte mit ihren Augenwimpern.
„Ich glaube Michael hat dir gut getan, du sprudelst ja wie ein Wasserfall, und das vor Harry“.
„Scheint so“, lächelte sie zufrieden. „Ich fühle mich gut und kein bisschen verklemmt.“
„Aber glaubst du nicht, dass dein Outfit nicht etwas gewagt war?“
„Wie kommst du darauf?“, fragte sie und legte ihren unschuldigsten Blick auf.
„Harry verschwand ja fast komplett in deinem Ausschnitt…“
„Ehrlich?“ lächelte sie. „Hatte ich gar nicht bemerkt.“
„Komm, erzähl mir nichts vom Pferd!“, verdrehte ich gelangweilt meine Augen. „Das war doch hundertpro geplant!“
„Ich weiß nicht von was du sprichst…“
„Deine Dinger sind ja fast rausgesprungen und haben ihn, in der Nase gekitzelt.“
„Ich weiß von nichts“, sagte sie mit einem sehr gekünstelten Blick.
Ich blickte flüchtig zu ihr hinüber und sah den Umriss ihres Körpers, der jetzt mit einem Bettbezug bedeckt war, und genüsslich die Decke anstarrte.
Sie wĂĽrde mir ihre BeweggrĂĽnde nicht offenbaren.
Ich musste es so hinnehmen und mutmaĂźte, dass sie ihn testen oder aufmuntern wollte.
„Dich wird es doch nicht etwa gestört haben?“
„Mich nicht, aber Harry...“
„Hat er dir etwa gesagt, dass ihm meine Möpse nicht gefallen?“ unterbrach sie mich erstaunt.
„Nein“, ich verdrehte meine Augen. „Aber...“
„Ja dann!“ antwortete sie gleichgültig. „Ja dann … Muss ich wohl davon ausgehen, dass du etwas prüde bist.“
Sie hatte mich fast sprachlos gemacht.
„Ginny, ich wollte nur wissen, was du damit bezwecken wolltest, in Anbetracht der Tatsache, dass da noch Michael existiert, und ich weiß nicht, ob der das so gut finden würde.“
„Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Und ich habe nicht vor ihm davon zu erzählen, außer du willst den Moralapostel spielen?“
„Wieso sollte ich? Ich habe mit Michael noch keine zwei Worte gewechselt.“
Sie hatte es geschafft, mich verschlossen und verlegen, mit einem schlechten Gewissen, in eine Richtung ihrer Wahl zu lenken.
Sprachlich perfekt ĂĽberrollt, wĂĽrde ich behaupten, allerdings hatte sie damit auch indirekt zugegeben absichtlich gehandelt zu haben.
„Glaubst du, dass meine Eltern auch in Gefahr sind?“ fragte ich sie nachdenklich, bestrebt das Gespräch von einer für mich peinlichen Richtung wegzulocken.
Nicht, dass da noch ein paar Unterstellungen auftauchen, immerhin hat sie immer noch nicht die Kussszene vom Bahnhof Kings Cross angesprochen.
Allerdings könnte ich mir bei Ginny auch vorstellen, dass sie diesen Punkt als eine Art Trumpfkarte in der Hinterhand behält.
„Er ist zurück, Hermine, du hast ja gehört, dass er erst seine Gefolgschaft aufstellt, solange sind wir sicher, aber dann wird das Chaos ausbrechen, und dabei sind deine Eltern, wahrscheinlich sicherer, als zum Beispiel wir.“
Ihre Worte stimmten mich nachdenklich.
„Was hast du Hermine?“ fragte sie besorgt.
Meine Stimmung war umgeschlagen, Tränen bildeten sich und benetzten meine Wangen.
Urplötzlich überfiel mich die Angst.
Was wird sein, wenn der Krieg losbricht?
Werden Menschen sterben, die ich liebe?
Was wird, wenn Harry doch der Schule verwiesen wĂĽrde?
„Früher oder später werden wir kämpfen“, schniefte ich, und sah zu Ginny hinüber. „Es ist für mich unvermeidlich, da ich Harry, so nahe bin. Was wenn ER das weiß, und seinen Zorn gegen meine Eltern richtet?“
„Du würdest ihn nie alleine lassen, habe ich Recht?“
„Wenn Du – weißt – schon - wer mich, oder meine Eltern töten wollte, werde ich nicht in der Lage sein, ihn zu stoppen, so wie Harry es schon mehrmals gelungen ist.“
„Aber du würdest eher deine Eltern weit, weit weg schicken, als Harry im Stich zu lassen“.
Keine Antwort ist auch eine Antwort, und sagt viel mehr als jedes gesprochene Wort.
„Lass uns das Thema wechseln“, bat Ginny, „ich möchte jetzt nicht traurig sein – hast du was von Viktor gehört?“
„Nein“, antwortete ich ehrlich, „ich war nur eine Woche zuhause, und seither bin ich hier, das weißt du doch!“
„Und du hast ihm nicht geschrieben?“
„Nein, wieso sollte ich?“
„Ach … ich dachte … ihr habt euch geküsst als du ihn zurück auf das Schiff begleitet hast!“
„Woher weißt du…?“
„Ich habe meine Augen überall“, lächelte sie.
Ich seufzte erleichtert: Zum Glück hast du sie doch nicht überall…
„Das war nur ein freundschaftlicher Kuss, ohne Hintergedanken oder Gefühle meinerseits.“
„Aber es war ein Kuss!“
„Ich werde ihm, aber bei Gelegenheit wirklich noch schreiben. Er war nett, und ich bin ihm einen freundschaftlichen Brief schuldig. Gegen eine Brieffreundschaft ist ja wohl nichts einzuwenden, oder?“
„Was wirst du mit Ron tun?“
„Dasselbe, was ich immer getan habe … Es gibt wichtigere Dinge, als er oder ich.“
„Oder er und ich“, ergänzte Ginny schmunzelnd.
Ich wusste wirklich nicht, wie ich ĂĽber die Sache mit Ron denken sollte, aber das konnte und wollte, ich ihr nicht sagen.
Gut … er ist nett … ein Freund … vielleicht doch mehr als ein Freund, aber für Harry habe ich vielleicht sogar größere Gefühle, ohne verliebt zu sein, wieso sollte ich dann in Ron verliebt sein?
Ich liebe Beide, aber wohl nicht so, wie manche Leute Liebe definieren wĂĽrden.
Oder machte ich mir nur was vor?
Nachdenklich zog ich mir die Decke bis zum Hals.
„Erzähl mir über Michael, Ginny.“ Forderte ich sie auf.
Ich wollte einfach nur, dass ich von Harry oder Ron oder der Möglichkeit, dass da was sein könnte, abgelenkt werden, ich wollte dieses Phänomen einfach auf mich zukommen lassen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es kein reelles Gefühl, das stark genug ausgeprägt gewesen wäre.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich mag ihn sehr. Und ich kann es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen.“
„Tu mir bitte einen Gefallen“, sagte ich, nachdenklich. „Erzähle bitte niemanden etwas von meiner Unentschlossenheit, besonders nicht Ron.“
„Keine Sorge“, antwortete sie, und gähnte. „Ich werde Ron nichts erzählen, … oder Harry.“
Ich stutzte und drehte mich zur Seite.
Sie wirkte sehr reserviert und zurĂĽckhaltend in Bezug auf Michael. Immer wieder Ron oder Viktor, bei Harry kommen nur kleine, versteckte Anspielungen, aber sie spricht nichts mehr Bestimmtes an.
Ahnte sie vielleicht etwas, was ich nicht einordnen konnte?
Sieht sie in mir vielleicht eine Konkurrentin um Harry?
Aber da ist doch nichts.
Oder etwa doch?
Ich hatte aber keine Zeit, das weiter zu vertiefen, ich wollte das auch gar nicht.
Meine Aufmerksamkeit galt einzig, Harrys Anhörung.
Ich wurde zusehends nervöser.
Alle waren deswegen beunruhigt, aber ich besonders.
Jeder andere in so seiner Situation hätte es einfacher gehabt, aber nicht Harry, das Wort einfach existiert so gut wie gar nicht in seinem Wortschatz.
Ich befürchtete Fudge würde einen heimlichen Krieg führen, und weil Harry, pro Dumbledore war, könnte er zum Bauernopfer werden, um Dumbledore zu schaden.
Allerdings kam die Aussage, dass du – weißt – schon – wer zurück sei, von Harry.
Ein gefährliches Spiel – Harry könnte man ganz einfach mundtot machen, und man könnte nicht einmal bemerken, dass man Unrecht handeln würde.
Dumbledore und der Orden wĂĽrden Harry nicht kampflos aufgeben, aber ihm drohte der Ausschluss von Hogwarts, weil er als Nichterwachsener, auĂźerhalb der Schule gezaubert hatte. Auch wenn es nur zur eigenen Verteidigung war, so wĂĽrde man es auslegen.
Aber es ist schon lächerlich und vor allem vorhersehbar, was geschehen würde, wenn man die Fakten dazu anschaut: Ein solches Tribunal wegen einem lapidaren Fall von Minderjährigenzauberei.
Ein weiterer erschwerender Punkt war die Benutzung des Zauberstabs im Beisein von Muggeln.
Sollte Fudge wirklich einen privaten Krieg gegen Dumbledore fĂĽhren, dann wĂĽrde es Harry schwer haben, aus dieser Sache heil heraus zu kommen.
Meine ganze Hoffnung ruhte daher auf Dumbledore.
Unser Mentor wĂĽrde Harry in dieser schweren Stunde nicht alleine lassen, dessen war ich mir eigentlich sicher.
Ablenkung suchte ich in den Aufräumarbeiten, so viele Dinge wuselten durch meinen Kopf.
Die von mir vermutete Reserviertheit von Ginny beschäftige mich zusätzlich auch noch, aber nur am Rande, obwohl ich immer noch ein ungutes, flaues Gefühl verspürte, wenn sie in meiner unmittelbaren Nähe war. Immer und immer wieder fragte ich mich, ob sie Harry und mir eine Liebelei andichten könnte.
Ich wollte einfach meine Ruhe, und versuchte klare Gedanken zu fassen.
Auch Rons Anwesenheit konnte ich nicht gebrauchen.
So suchte ich mir ein Zimmer aus, in dem ich Alleine wĂĽten, und dabei gleichzeitig nachdenken konnte.
„Brauchst du Zeit für dich?“
Aufgeschreckt und aus meinen Gedanken gerissen sah ich mich um.
Sirius stand in der Tür, die Arme verschränkt und lächelte verlegen.
Da hätte Mom stehen können…
„Ist das einer der Momente, in dem ein Mädchen hofft seine Mom zum Reden bei sich zu haben?“
Die Antwort blieb ich schuldig, weil ich einfach keine parat hatte, und weil ich noch nie lĂĽgen konnte.
„Du machst dir Gedanken wegen seiner Anhörung?“ fragte er, und kam einen Schritt näher.
Er wirkte unsicher und hilflos, aber scheinbar hatte er das BedĂĽrfnis mit Jemandem reden zu mĂĽssen.
„Was, wenn er der Schule verwiesen wird?“, ging ich auf seine Frage ein, auch um die unheimliche Spannung von ihm zu nehmen.
„Das wird er nicht!“
Sirius schüttelte seinen Kopf, und machte den nächsten Schritt auf mich zu.
„Du bist dir sicher?“, nickte ich, und bemerkte, dass meine Frage zu einer Feststellung mutierte.
Sirius schien zu überlegen was er mir antworten sollte, dann sagte er, „Mach dir keine Sorgen“.
Ich sah aufmerksam auf, und bemerkte, dass Sirius mich weiter beobachtete.
Er schien meine innere Unruhe zu registrieren.
„Ich bin mir sicher, sie sprechen ihn frei...“
Er kam Schritt für Schritt näher, bis er nahe genug war, mir ein Buch entgegenzureichen.
„Hier ...“, er zeigte auf die aufgeschlagene Seite. „Da steht tatsächlich was im internationalen Geheimhaltungsabkommen, wonach Zaubern erlaubt ist, wenn es darum geht, das eigene Leben zu retten.“
Ich lächelte, aber es war ein trauriges, schwaches Lächeln.
„Was wenn sie ihn doch rauswerfen? Könnte er dann bei dir unterkommen?“
Sirius Gesicht zierte eine Lachfalte.
„Das hat mich die betreffende Person auch schon gefragt.“
„Und was hast du ihm geantwortet?“
„Dass die Dursleys ja richtig übel sein müssen, wenn er es vorzieht in diesem Dreckloch zu wohnen.“
„Ja“, auch mir entlockte es ein Grinsen, „dass muss es wohl.“
„Außerdem habe ich ihm angeboten, ihn zu begleiten, als Tatze natürlich, sozusagen als moralische Unterstützung.“
Mein Lächeln wich wieder einer Sorgenfalte.
Ich sah ihn eindringlich an, „ich halte das für keine gute Idee, es ist zu gefährlich ... für dich.“
„Du solltest nicht alleine hier sein“, überging er meine Aussage. „Hier gibt es viele merkwürdige Dinge, die nicht ungefährlich sind, gerade eben habe ich von einer silbernen Schnupftabakdose einen Hautauschlag bekommen, und Harry wurde fast von einer Pinzette gestochen.“
Meine ungläubigen Augen beantwortete er mit: „Komm einfach mit, und überzeug dich selbst.“
Sein herzliches Gesicht forderte mich auf, ihm zu folgen. „Du solltest deine Sorgen nicht alleine mit dir herum tragen.“
„Das tue ich nicht“, erwiderte ich.
Wieder lächelte Sirius. „Du gehst den Anderen aus dem Weg. Vor allem den armen Ron behandelst du mit Abneigung.“
„Hat er sich beschwert?“
Sirius war auf dem Treppenabsatz stehen geblieben, sah mir in die Augen und schüttelte seinen Kopf. „Eine gewisse Enttäuschung ist ihm anzumerken, genau, wie man dir anmerkt, dass du nur Augen für Harry hast.“
Ich stutzte und schluckte einen schweren Brocken.
„Gehst du Ginny deswegen aus dem Weg, weil du Angst hast, sie könnte deine Gefühle für Harry bemerken?“
„Puuuuh“, atmete ich tief durch. Sirius hatte mich im Schwitzkasten und in Verlegenheit gebracht. „Ist das so offensichtlich?“
„Bei genauem Betrachten“, schmunzelte Sirius, „zumindest nicht zu übersehen.“
„Wir sind nur Freunde, und außerdem noch viel zu jung“
„Habt ihr das einstudiert?“
„Was meinst du?“
„Ich habe den gleichen Satz auch von ihm gehört, und es klang aus seinem Mund nicht überzeugender.“
„Hörst du uns etwa gegenseitig aus“, fragte ich mit spitzer Zunge, „um uns etwas anzudichten, was nicht vorhanden ist?“
Wieder rutschte ein heimliches Schmunzeln ĂĽber das Gesicht des alten Rumtreibers
„Was?“ hakte ich energisch nach.
Sirius Grinsen wurde breiter. „Sie wurde auch aufbrausend, wenn man sie in die Enge trieb, und dann wusste man, dass zumindest ein kleines Stück Wahrheit im Verborgenen liegt.“
„Du sprichst von meiner Mom?“
Sirius musterte mich von Kopf bis FuĂź, dann setzte er seinen FuĂź auf die Treppe.
„Sieh mich an“, schrie ich. Erschrocken tat er, was ich von ihm verlangte.
„Es steckt immer ein Fünkchen Wahrheit im Verborgenen“, flüsterte Sirius, weil mehrere Türen im Haus aufgerissen wurden.
Ich folgte ihm ein Stockwerk tiefer, und während wir Beide versuchten ein neues Gespräch mit einer neuen Basis aufzubauen, stellte ich unterdessen tatsächlich überrascht fest, dass viele Schmuckstücke sich weigerten ihr Bestimmung zu offenbaren.
Da gab es eine silberne, sicherlich wertvolle Spieldose, die eine einschläfernde Musik spielte, und hätte Ginny sie nicht geistesgegenwärtig zugeschlagen, wäre ich wohl wirklich eingeschlafen.
Wir waren nicht mehr alleine, weil sich Ginny uns anschloss. Scheinbar getrieben von der Neugier, doch zu ihrem Pech widmete ich meine Aufmerksamkeit auf weitere mysteriöse Schmuckstücke. Ein schweres, goldenes Medaillon bei dem alle Versuche scheiterten, es zu öffnen, wie bei dem Medaillon um meinen Hals.
Sirius warf es verächtlich mit etlichen anderen Schmuckgegenständen in einen Müllsack, wir taten es ihm mit anderen Schmuckstücken gleich.
Doch alle Wertsachen, die wir auf Sirius Anweisung in den Abfall warfen, versuchte Kreacher aus den Müllsäcken zu retten.
Jedes Mal wenn wir ihn dabei erwischten, wie er einen Gegenstand unter seinem schmutzigen Lendenschurz davon schmuggeln wollte, murmelte er schreckliche FlĂĽche, die mir noch nie zu Ohren gekommen waren, die Zwillinge waren Waisenknaben gegen Kreacher.
Aber dennoch blieb ich meiner Linie treu.
Ich entschuldigte ihn, so gut es ging: Kreacher war lange einsam, deswegen sei er so verbittert, man solle ihn mit Respekt behandeln, und schon bezeichnete er mich als dreckigen Abschaum und Schlammblut.
Aber auch das versuchte ich seiner langen Einsamkeit zuzuschreiben.
Es war einfach etwas Anderes, wenn er es sagte, als wenn mir Malfoy damit kam.
Sirius ging so weit, Kreacher mit Kleidung zu drohen, doch der alte Hauself starrte ihn nur mitleidsvoll an und murmelte einige sehr wahre Worte, was mir wiederum den Beweis gab, dass die Elfen nicht dumm sind! Wie Ron immer behauptete.
„Der Herr muss tun, was ihm beliebt“, dann drehte er sich um und höhnte, „Aber der Herr wird Kreacher nicht fortschicken, nein, weil Kreacher weiß, was sie vorhaben, o ja, er verschwört sich gegen den dunklen Lord, ja, mit diesen Schlammblütern und Verrätern und dem Abschaum...“
Sirius packte ihn, trotz meiner Empörung hinten am Lendenschurz, und beförderte ihn mit einem kräftigen Tritt aus dem Zimmer.
Plötzlich erschien Harry in diesem Zimmer, und er schien tatsächlich Spaß bei der Arbeit zu haben, er wirkte vergnügter und schien glücklich, zumindest wenn er in Gesellschaft war.
Er wusste sich mehrere Male mit frechen Antworten Ginny zu erwehren, die ihn ganz schön drangsalierte.
Sie schien ihn tatsächlich in voller Absicht reizen zu wollen.
Wie weit wĂĽrde sie gehen?
WĂĽrde sie Michael einfach abservieren?
Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen, und ging Gesprächen über DAS Thema mit ihr aus dem Weg, nur ertappte ich mich dabei, wie ich die Beiden, immer dann, wenn sie sich nahe kamen, beobachtete.
Allerdings lief das immer nach dem gleichen Schema ab.
Ginny tat irgendwas um Harry anzustacheln, und der wehrte sich geschickt, indem er ihr Kontra gab.
SprĂĽcheklopfer, wĂĽrden manche behaupten, andere, die ihn nicht kennen, wĂĽrden ihn als Mache bezeichnen.
Nur ab und zu gab es kleine körperliche Kontakte.
Harry war dazu ĂĽbergegangen, Ginny zu kitzeln, er hatte scheinbar eine Empfindliche Stelle bei ihr gefunden.
Sie quiekte und zuckte dann immer wie ein aufgeschrecktes, kleines Schweinchen.
Entschuldigt bitte den Ausdruck, aber das war genau mein Gedanke.
Ihr hättet sie sehen und hören sollen.
Das Bildnis von Sirius Mutter, fand es jedenfalls nicht lustig, aufgeschreckt schrie sie des Ă–fteren, als wĂĽrde man sie meucheln.
„Eifersüchtig?“
Erst jetzt bemerkte ich, dass mich Sirius wieder einmal aufmerksam beobachtet hatte.
Mein Gesicht begann zu brennen, es fĂĽhlte sich so heiĂź, wie ein Vulkan an.
„Nein...“, wiegelte ich ab. „Ich finde es nur kindisch.“
„Ach ja?“ Sirius Lächeln wurde breiter. „Die Falten auf deiner Stirn haben mir aber etwas Anderes geflüstert.“
„Dann haben sie gelogen!“
„Wenigstens bist du nicht um eine Ausrede verlegen ... Ich darf übrigens Harry nicht begleiten. Dumbledore hat es mir strikt untersagt, Arthur Weasley wird ihn stattdessen begleiten, das wäre weniger auffällig.“
„Was ist denn da los?“ fragte ich neugierig, und sah an Sirius vorbei.
Ron wälzte sich am Boden und schien mit einem purpurnen Umhang zu kämpfen.
„Aus dem Weg!“ schrie Mundungus und drängte uns zur Seite, auch Harry und Ginny hatten neugierig aufgehört herumzualbern.
Mundungus erhob seinen Zauberstab, murmelte etwas, und der Umhang löste sich von Ron und schwebte kerzengerade nach oben an die Decke.
Erst jetzt sah ich, dass Ron nur noch röchelte.
„Stehen einen Meter daneben“, fluchte Mundungus, „seid ihr blind?“
Der Umhang wollte tatsächlich Ron erwürgen, und niemand bekam es mit.
Er war ein GlĂĽckstag fĂĽr Dung, sein Ansehen bei Molly war durch diese Rettungsaktion erheblich gestiegen.
Harry und Ginny schienen die Lust am herumalbern verloren zu haben.
Ăśberhaupt wirkte Harry jetzt wieder nachdenklicher und man konnte sehen, dass er mĂĽde sein musste.
„Müde, Harry?“ fragte ich ihn, er kam auf Sirius und mich zugelaufen.
„Stresst dich Ginny?“, provozierte Sirius, und grinste sowohl Harry, als auch mir ziemlich frech ins Gesicht.
Für einen kurzen Augenblick erwiderte Harry den Blick seines Patenonkels, dann sagte er, „die Arbeit lenkt mich ab, ich brauche die Beschäftigung. Ich schlafe gar nicht gut und träume immer noch von Korridoren mit verschlossenen Türen – meine Narbe ziept auch wieder gelegentlich, aber nicht so schlimm, wie im letzten Jahr.“
Besonnen, im letzten Moment hatte es Harry geschafft sich zusammenreiĂźen, etwas das uns beide unterscheidet.
Aber ich wurde das GefĂĽhl nicht los, dass er unter dem gleichen Bombardement, wie ich stand.
Sirius machte sich einen SpaĂź uns gegenseitig aufzuziehen.
„Hast du Angst vor Morgen?“
„Es wäre gelogen, wenn ich nein sagen würde, aber es ist nur die Angst davor, was geschehen wird, wenn sie mich rausschmeißen.“
„Wenn ich es gewusst hätte, dann ... dann, hätten wir doch darüber reden können?“
„Ich habe dich und Ron schon ein paar Mal über mich tuscheln sehen.“
„Ja ... aber wir dachten, wenn du nichts sagst, dann folgen wir deinem Beispiel und erwähnen es lieber nicht.“
„Ist schon okay, es ist auch erst seit ein paar Tagen wieder schlimmer, vorher ...“
„Fühltest du dich nicht daran erinnert?“ unterbrach Sirius.
Harry nickte.
„Ich habe mit Ron nicht getuschelt“, erwiderte ich. „Wir haben uns nur gefragt, was aus deinen Träumen geworden ist, und Ron meinte, dass du nach wie vor Schwierigkeiten hast einzuschlafen, und wenn, dass du recht schnell wieder aufschreckst. Aber du hast nichts mehr erwähnt.“
„Weil mich das Arbeiten davon ablenkt“, antwortete Harry. „Weil ich dadurch wenigstens für kurze Zeit vergessen kann, wer ich bin, und dass wir eigentlich alle nur wegen mir hier an diesem fürchterlichen Ort sind.“
„Wir sind nicht wegen dir in diesem …“, erwiderte ich angriffslustig, und Sirius brachte meinen Gedanken zu Ende, „Drecksloch, sag, wie es ist. Ich habe dieses Haus immer gehasst.“
„Du – weißt – schon – wer will uns alle vernichten, wir sind alle in Gefahr, nicht nur du. Rede dir das nicht ein. Wir müssen etwas gegen ihn tun.“
„Spinnennetze entfernen, damit er es bequemer hat, wenn er uns findet?“
„Er wird uns aber hier nicht finden!“
„Ich verstehe das nicht“, sagte Harry. „Warum glaubt mir niemand?“
„Ich glaube dir … wir alle glauben dir“, behutsam berührte ich seinen Arm. „Mr. Weasley wird bei dir sein. Dumbledore wird dir helfen…“
„Dumbledore?“, wiederholte Harry. „Ich habe ihn nicht einmal gesehen, ich weiß überhaupt nicht, wie er darüber denkt.“
„Er hat viel zu tun, Harry“, erwiderte Sirius. „Er wird da sein, er wird dein Fürsprecher sein.“
„Ich kann mir das doch nicht eingebildet haben?“
Fast schon verzweifelt starrte Harry auf meine Hand, die immer noch auf seinem Arm ruhte. „Ich mag meine Verwandten wirklich nicht, aber sie sind die einzigen Verwandten, die ich habe, und ich habe Dudley gesehen, habe gesehen, wie er von einem Dementor geküsst wurde, und ich habe gesehen, wie er hinterher nur noch ein Wrack, ein Schatten seiner Selbst war. Er tut mir Leid, auch wieder alles nur wegen mir.“
„Red dir das nicht ein“, flüsterte ich, weil mittlerweile meine Geste Ron und Ginny auf den Plan gerufen hatte. „Weil das nicht wahr ist. Du wirst sehen, es wird sich alles aufklären.“
Mr. Weasley rief Harry zu sich, und während er sich auf den Weg machte, hatten Ginny und Ron Harrys Platz eingenommen. „Er hat Angst vor Morgen“, erklärte ich lapidar. „Er versteht nicht, warum niemand ihm glaubt.“
„Aber das stimmt doch nicht“, keuchte Ginny, während Ron nachdenklich den schmutzigen Teppich unter unseren Füßen im Auge behielt. „Hoffentlich kann er sich wenigstens auf Dumbledore verlassen“, sagte er leise. „Ich hab ihn auch die ganzen Ferien noch nicht gesehen.“
Meine Augen erfassten ein Gespräch zwischen Mr. Weasley und Harry, und ich hoffte, erwürde die ängstlichen Blicke nicht bemerken, die ihm in diesem Moment von vier Augenpaaren zuteil wurden.
„Bewundernswert“, lobt Sirius anerkennend, nachdem Ron und Ginny sich wieder ihrer Aufgabe widmeten. „Bewundernswert, welchen Einfluss du auf ihn hast. Und noch bewundernswerter, wie du es schaffst deine eigene Unruhe zu überspielen.“
„Was soll ich denn tun, Sirius?“, keuchte ich. „Hätte ich sagen sollen, dass ich mir vor Angst fast in die Hosen mache?“
Sirius Gesicht wirkte plötzlich verträumt. „Pass nur auf, dass du ihn nicht zu nahe an dich heran lässt, du musst ihm gegenüber dein Herz ebenso ausschließen, wie deine Angst“
„Sirius, du sprichst in Rätseln.“
„Mir wäre es tausendmal lieber, du wärst nicht dieser Ruhepol für ihn, ich wünschte sogar ihr wärt euch fremd, denn dann wüsste ich dich in Sicherheit. Aber es ist nun mal, wie es ist, und jetzt könnt ihr nur gemeinsam überleben. Lasse ihn nicht zu Nahe an dich heran, denn er wird, um dich zu schützen, dich zurücklassen, und das wäre das Ende. Er braucht dich, dein Wissen, deinen Einfluss und deinen Instinkt.“
„War es das, was du die ganze Zeit herausfinden wolltest mit deiner peinlichen Fragerei?“
„Peinlich?“, schmunzelte Sirius. „Das ist ein gutes Zeichen, denn so weiß ich, dass ihr nicht zu jung, sondern schon sehr vernünftig seid. Ihr wisst tief in euch drin, was auf dem Spiel steht.“
An diesem Abend gab es einige Gesichter, die sehr lang wurden, bei mir kam zusätzlich noch das Gefühl hinzu, einen riesigen Backstein verschluckt zu haben, und der legte sich schwer in meinem Magen.
Auslöser waren Mrs. Weasleys Worte an Harry:
„Für morgen früh habe ich dir deine besten Sachen gebügelt, Harry, und ich möchte, dass du dir heute Abend auch die Haare wäschst. Ein guter Eindruck kann Wunder bewirken.“
Ein klarer Beweis, der Unsicherheit.
Nichts ist klar, alles ist offen, auch die Schuldfrage, und der damit verbundene Ausschluss.
Ängstlich ging sein Blick zurück auf seinen Teller.
Vergeblich versuchte er in sein Kotelett zu beiĂźen.
Sein Mund war wie zugeklebt.
Zudem waren alle am Tisch verstummt und starrten ihn an.
„Wie komme ich dorthin?“ fragte er.
„Arthur nimmt dich mit zur Arbeit“, antwortete Mrs. Weasley, so ruhig wie möglich.
„Du kannst in meinem Büro warten, bis es Zeit für die Anhörung ist“, sagte Arthur Weasley.
Harry sah ängstlich zu Sirius, doch bevor er was sagen konnte hatte Mrs. Weasley seine Frage schon beantwortet.
„Professor Dumbledore hält es für keine gute Idee, dass Sirius dich begleitet, und ich muss sagen, ich…“.
„…denke, dass er völlig Recht hat“ vollendete Sirius mit zusammengepressten Zähnen.
Sirius hat schnell von mir gelernt, wie man Harry entgegentreten muss.
Am nächsten Morgen schreckte ich durch ein seltsames Geräusch hoch.
Es klang wie ein FlĂĽgelschlagen eines Vogels, der an meinem Fenster vorbei flog.
Eine Eule?
Wie vom Blitz getroffen setzte ich mich auf.
Ginny schlief noch und atmete gleichmäßig durch.
Leise stand ich auf, zog mich an und erledigte eine schnelle Morgentoilette.
In der Küche fand ich nervöse Gesichter vor.
Mrs. Weasley, Sirius, Lupin und Tonks starrten mich an.
Ihre Blicke machten mir Angst.
„Stimmt was nicht?“ fragte ich ängstlich.
„Eine Eule“, erklärte Sirius, „Ort und Termin von Harrys Anhörung wurde verändert. Eine Stunde früher, und statt im Büro von Amelia Bones der Leiterin der Abteilung für magische Strafverfolgung, auf dem gleichen Stock wie Arthurs Büro, soll sie im sofort im entferntesten Winkel des Gebäudes stattfinden, nämlich in einem Gerichtssaal im 10. Stock.“
„Was?“ schrie ich auf, „das ist doch Schikane!“
„Da ist was faul“, murmelte Sirius. „Oberfaul, das stinkt zum Himmel.“
„Sirius! Mach ihr keine Angst“, mahnte Mrs. Weasley mit strengem Blick.
„Ist doch wahr, die Eule ist so knapp gekommen, dass sie Harry und Arthur gar nicht mehr erreichen konnte, - und eine Verhandlung wegen unrechtmäßigem Gebrauch eines Zaubers durch Minderjährigen vor dem Zaubergamot durchzuführen – die haben sie doch nicht mehr alle!“
„Sirius, bitte, wir sind schon alle nervös genug, übertrag das bitte nicht auch noch auf Hermine!“
„Harry hat die Terminverschiebung nicht mehr erreicht?“ fragte ich panisch.
„Arthur und Harry waren schon weg“, erklärte Lupin.
Fassungslos, lieĂź ich mich auf den freien Platz neben Sirius fallen.
„Aber die können ihm doch nichts“, murmelte ich, „er hat sich doch nur gewehrt, um sein Leben zu schützen.“
„Das sehen wir alle so“, sagte Sirius, „aber bedenke, die Dementoren unterstehen den Befehlen des Ministeriums, wer also sonst sollte sie nach Litte Whinging geschickt haben?“
„Du denkst?“ fragte ich erstaunt.
„Richtig“, nickte Sirius. „Entweder das Ministerium selbst, oder aber sie müssen zugeben, dass Voldemort zurück ist, und sie auch ihm gehorchen!“
„Und genau das wird der Minister nicht bestätigen“, überlegte ich laut, „Harry braucht einen guten Zeugen und einen guten Verteidiger…“
„Weil Fudge ihn überrumpeln wird, und nicht zu Wort kommen lässt, deswegen auch die Vorverlegung des Termins, er weiß das Dumbledore vor hat zu kommen und er wird hoffen, dass er zu spät kommt…“
„Dumbledore ist also wirklich dort?“ fragte ich hoffnungsvoll, „um Harry zu helfen?“
Sirius nickte. „Nur Pech für Fudge, dass Dumbledore ein kluger Mann ist, und bereits drei Stunden vor dem ursprünglichen Termin ins Ministerium aufgebrochen ist.“
Dennoch konnte mich das nur wenig beruhigen.
Ich zitterte am ganzen Körper, und nahm mir fest vor, erst wieder aufzustehen, wenn Harry zurückkommen würde.
Um meine Unruhe etwas zu verbergen, stützte ich mich mit beiden Händen auf dem Sitz ab.
Sirius legte beruhigend seine Hand auf die Meinige und lächelte mir aufmunternd zu, aber irgendetwas in seinem Blick übermittelte mir nicht die notwendige Ruhe.
Dieses GefĂĽhl sollte noch einige Stunden anhalten.
Erschöpft neigte ich mein Gesicht an Sirius Schulter, vorsichtig streichelte er über meine Haare.
Erst gegen Mittag tauchten Ron und Ginny in der KĂĽche auf.
Verschlafen sahen sie sich um.
„Er ist noch nicht zurück?“ fragte Ron.
„Nein!“ sagte Lupin knapp.
„Die Verhandlung wurde vorverlegt“, antwortete ich.
„Sie wurde was?“ schrie Ginny auf.
In diesem Augenblick läutete es an der Tür.
Ich stand sehr nahe am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Alle Leute starrten gebannt zur KĂĽchentĂĽr.
Arthur trat zuerst ein, gefolgt von einem traurig schauenden Harry.
Oh, Nein…
Seinem Gesicht nach zu urteilen, war es wohl nicht gut verlaufen.
Oh, Nein…
Sirius drĂĽckte erneut meine Hand, doch ich konnte nicht mehr tatenlos sitzen bleiben, stand auf und ging auf ihn zu.
„Wie war’s?“ fragte ich vorsichtig.
„Ich war raus!“ sagte er und ganz langsam veränderte sich sein Gesicht in ein Lächeln.
„Du bist raus?“ schrien Ron und Ginny panisch.
Ich hatte die Situation erfasst.
„Er war raus!“ schrie ich und rannte auf Harry zu.
Es war nicht einfach meiner Umarmung zu entkommen.
„Er … WAR … raus!“ schrien Fred und George gleichzeitig.
„Er war raus!“ brüllte auch Ginny und unterdrückte ein Kichern.
Harry bleibt.
Er wurde nicht ausgeschlossen.
Er musste nicht seinen Stab abgeben.
Er würde bei uns bleiben…
Er würde bei mir bleiben…
„Er ist frei, er ist frei, er ist frei…“
Die Zwillinge und Ginny begannen mit einem Freudentanz durch die KĂĽche.
„Ich hab’s gewusst!“ jubelte Ron und reckte die Fäuste in die Luft.
Überrascht registrierte ich einen fast enttäuschten Blick von Sirius.
Sollte er etwa?
„Hör mal, Sirius, Lucius Malfoy war im Ministerium…“, erwähnte Mr. Weasley.
„Was?“ schrie Sirius.
„…Wir haben ihn im neunten Stock mit Fudge reden sehen, dann gingen sie hoch in Fudges Büro…“
Sirius blieb nach auĂźen hin relativ kĂĽhl.
Fast könnte man wirklich denken…
Ach Blödsinn…
ĂśberglĂĽcklich setzte sich Harry endlich hin.
Seid seiner Ankunft im Grimmauldplatz habe ich ihn noch nicht so glĂĽcklich gesehen.
„Dumbledore hat mich rausgeboxt“, erklärte er glücklich.
„Hätte er doch nur mal mit mir gesprochen. Oder mich wenigsten angesehen.“
Bei diesen Worten schlug er kräftig gegen seine Stirn.
„Was ist los?“ fragte ich erschrocken.
„Narbe“, murmelte er schmerzverzerrt.
Wusste ich’s doch!
„Aber es ist nichts … passiert jetzt dauernd …“
Kaum Jemand hatte es mitbekommen.
Einzig ich schien deswegen beunruhigt.
Ron hatte sich seinem Kartoffelbrei zugewandt, die Zwillinge und Ginny fĂĽhrten immer noch ihren Freudentanz vor.
„Er ist frei, er ist frei, er ist frei…“
„Harry, ich würde das nicht verharmlosen…“, flüsterte ich ihm zu.
Sirius spielte in den nächsten Tagen tatsächlich den Glücklichen, aber mich konnte er damit nicht täuschen.
Von Tag zu Tag wurde er launischer, redete kaum noch mit uns und verbrachte die meiste Zeit abgeschieden im Zimmer seiner Mutter, wo er sich mit Seidenschnabel einschloss.
„Fühl dich bloß nicht schuldig!“ sagte ich fast schon zornig zu Harry, denn auch ihm schien Sirius Eigenartigkeit aufgefallen zu sein.
„Du gehörst nach Hogwarts und Sirius weiß das. Er ist egoistisch, wenn du mich fragst.“
„Das ist ein bisschen hart, Hermine“, verteidigte ihn Ron. „Du würdest auch nicht gern ohne Gesellschaft in diesem Haus hier festsitzen.“
„Aber er hat doch Gesellschaft“, sagte ich entschieden. „Hier ist das Hauptquartier des Phönixordens, oder nicht? Er hat sich nur große Hoffnungen gemacht, dass Harry bald mit ihm hier leben würde.“
„Ich glaube nicht, dass das stimmt“, erwiderte Harry. „Er hat mir nicht mal eine klare Antwort gegeben, als ich ihn danach gefragt hab.“
Nein, mein Lieber, ich kenne diesen egoistischen Blick!
„Er wollte doch nur seine eigene Hoffnung nicht weiter hochschrauben, und er hat sich wahrscheinlich selber ein wenig schuldig gefühlt, denn ich glaube, im Grunde hat er ein bisschen gehofft, sie würden dich rauswerfen. Dann wärt ihr beide gemeinsam Verstoßene gewesen.“
„Jetzt hör auf zu spinnen“, mahnten mich meine Freunde gleichzeitig.
Aber ich war mir sicher, dass das keine Spinnerei war.
Sirius sieht in Harry definitiv James und hoffte auf die Wiederkehr alter Zeiten!
Tage später, es war bereits unser letzter Ferientag, kamen erst die Hogwartseulen an.
Aufgeregt riss ich den Meinigen in Gegenwart von Ginny auf.
Beim Blick ĂĽber die BĂĽcherlisten, fanden wir es sonderbar, dass wir alle dasselbe, Verteidigung gegen die dunklen KĂĽnste Buch hatten.
Theorie der magischen Verteidigung
„Immerhin scheinen sie einen Lehrer gefunden zu haben“, murmelte Ginny. „Fred und George hörten, dass Dumbledore es schwer hatte, einen neuen Lehrer zu finden.“
Ich hörte ihr gar nicht richtig zu, etwas Anderes hatte meine Aufmerksamkeit geweckt, und lag meinem Brief bei.
Ein Begleitschreiben und ein scharlachrotes goldverziertes Abzeichen.
Der Gryffindorlöwe, auf dem ein großes V eingeprägt war.
„Vertrauensschüler?“ schrie Ginny euphorisch, „Hermine du bist Vertrauensschüler?“
„Scheint so“, grinste ich, und wusste, dank Ginnys Urschrei, dass ich nicht träumte.
„Ich muss gleich zu Harry, er hat bestimmt auch Eines bekommen.“
Mit Ginny im Schlepptau, raste ich los.
Und tatsächlich, mit einem lauten Knall riss ich die Tür der Jungs auf, und da stand er.
In der Hand das Abzeichen.
Ja!
Aber etwas in seinem Gesicht sagte mir, dass da etwas nicht stimmte.
„Habt ihr – Habt ihr?“ rief ich nervös.
Das Abzeichen in Harrys Hand grinste mich an. „Ich wusste es“, schrie ich aufgeregt und winkte ihm mit dem Brief zu. „Ich auch, Harry, ich auch!“
„Nein“, sagte er nur knapp und in mir stürzte eine Welt zusammen.
Nein?
Emotionslos drückte er das Abzeichen Ron in die Hand. „Nicht ich, Ron ist es.“
„Es – was?“ stotterte ich.
Das gibt es doch nicht.
Das ist unmöglich
Das kann nicht sein.
Wieso?
„Ron ist Vertrauensschüler, nicht ich“, bestätigte Harry.
„Ron?“ sagte ich überrascht und wirklich tief enttäuscht.
„Aber … bist du sicher? Ich meine …“
Schwerer Fehler!
Jetzt musste ich die Situation retten, denn Rons Blicke trafen mich schon strafend.
Aber verstehen, konnte ich es trotzdem nicht.
„In dem Brief steht mein Name“, antwortete Ron trotzig.
„Ich…“, war immer noch verwirrt und am stottern, „ich … nun … irre! Toll, Ron! Das ist wirklich …“ (Scheiße…!)
Den Zusatz behielt ich natĂĽrlich fĂĽr mich, aber es dĂĽrfte nicht schwer gewesen sein, mir dass anzusehen.
Ich hatte gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen.
„Unerwartet“, vollendete George meinen Satz.
„Nein …“, sprach ich weiter, mit glühendem Gesicht, „nein, ist es nicht … Ron hat `ne Menge ge … er ist wirklich …“.
Zum Glück half mir die Ankunft von Mrs. Weasley aus der Misere, ihre Freudentränen verdrängten alles.
Aber ich wusste, dass das Abzeichen Probleme in sich birgt.
Probleme, die ich nicht lösen konnte, da würde eine andere Person eingreifen müssen…
Spontan arrangierte Mrs. Weasley stolz eine abendliche Party, besorgte unsere BĂĽcher und einen Rennbesen als Geschenk fĂĽr Ron.
Bei der Party kämpfte Harry immer noch mit neidischen und enttäuschten Gefühlen, sprach kaum ein Wort und wirkte abwesend.
Er hielt sich angestrengt an fremden Orten auf, und versuchte krampfhaft, sowohl Ron als auch mir aus dem Weg zu gehen.
Er kämpfte gegen die Enttäuschung.
Etwas aufheitern konnte ihn Sirius, mit der Bemerkung, dass sowohl er als auch Harrys Dad nie Vertrauensschüler gewesen oder geworden wären.
Auch Moody versuchte Harry etwas aufzumuntern, mit einem Bild, dass alte Mitglieder des Ordens zeigte.
Was er dabei nicht wusste: Sowohl Harry als auch ich kannten das Bild schon, seine Eltern waren darauf, und ich wusste, Harry wĂĽrde die Gesellschaft verlassen.
Das war zuviel fĂĽr sein GemĂĽt.
„Schau nicht so überrascht“, raunte Ron, Ginny zu, und legte sein Abzeichen auf den Tisch.
„Ich, denke mein Lieber…“, sagte Ginny schmunzelnd, „scheinbar ist wirklich wahr, was man über Dumbledore behauptet. Er muss wirklich nicht mehr ganz knusper sein, wenn er dir vertraut.“
„Hau ab, Ginny“, zischte er, und stieß sie von unseren Plätzen weg.
Ich bewegte meinen Kopf leicht nach rechts und bemerkte wie Harry, sich zurĂĽckzog.
Die ideale Gelegenheit für Ginny, die sie sich mit Sicherheit nicht entgehen lässt.
Auf direktem Weg stieg sie Harry hinterher.
Nicht nur Ginny war auf ihn fixiert, ich bemerkte, dass auch Moodys magisches Auge auf Harry gerichtet war.
Eine unsichtbare Hand trieb mich dazu, die Verfolgung aufzunehmen.
Ich war neugierig.
Wie wĂĽrde es Ginny anstellen?
Würde sie ihm helfen können?
Auf leisen Sohlen schlich ich mich davon.
Unterwegs hört ich Mrs. Weasley aus dem Salon verzweifelt schluchzen.
Ich hielt mich in der Dunkelheit und war sehr überrascht, die sonst so starke Molly Weasley kämpfte gegen einen Irrwicht an.
Es gelang ihr nicht, ihn zu bekämpfen.
Bei jedem „Riddikulus“, den sie unter Tränen anwandte, verwandelte er sich in ein Anderes getötetes Mitglied ihrer Familie.
Schließlich erkannte ich zu meinem Schrecken, meinen Eigenen und Harrys toten Körper vor ihr liegen.
Scheinbar aufgeschreckt von dem Lärm stürmten Moody, Sirius und Lupin an mir vorbei.
Moody gelang es Molly von ihren Ängsten zu befreien.
Harry stand besorgt daneben und schlich endgĂĽltig nach oben.
Doch wo, war Ginny?
Hatte sie sich versteckt, so wie ich, in der Dunkelheit, des Hauses?
Oder war sie schon vorbei geschlichen, um ihn abzupassen?
Jedenfalls sah ich Niemanden der Harry folgte.
Als ich jedoch näher an das Zimmer der Jungs herantrat, konnte ich durch die nicht vollständig geschlossene Tür, die Stimmen zweier Personen vernehmen, und eindeutig Ginny und Harry zuordnen.
Sie hatte es also geschafft.
„Entweder du liebst deine Socken, Harry oder du hast was auf dem Herzen.“
Taktisch klug ging sie die Sache an.
„Was meinst du?“ Harry klang abwesend.
„Nun …“, sprach Ginny weiter, „du hast heute Mittag schon deine Socken ganz zärtlich zusammengelegt.“
„Ich habe nichts auf dem Herzen, ich bin nur besorgt …“, versuchte Harry vergeblich zu erklären.
Ich bemerkte wie er seine Socken in die Tasche fallen lieĂź, und durch den TĂĽrspalt konnte ich sehen, wie er sich umdrehte.
Ginny konnte ich durch die schmale Ă–ffnung nicht erkennen, so konnte ich nur vermuten, dass er sich ihr zugedreht hatte.
Ich fühlte mich nicht wohl dabei, denn eigentlich gehörte dieser Moment den Beiden im Zimmer, aber ich schaffte es nicht zu gehen.
„Harry wir sind alle beunruhigt, wegen, du – weißt – schon – wem“, hörte ich Ginnys Stimme.
Harry hatte sich nicht von der Stelle gerührt und so konnte ich sehen, wie er nervös mit seinen Schultern zuckte.
Seine Augen wanderten fĂĽr einen Moment in Richtung seines Bettes.
Im Licht der Lampen konnte ich ein Aufblitzen erkennen.
Das VertrauensschĂĽlerabzeichen von Ron, wie ich vermutete.
Ron musste es vorhin nach oben gebracht, und einfach auf das Bett geschmissen haben.
Die Zwillinge zogen ihn andauernd damit auf, mit einem Dauerklebefluch, wollten sie es ihm auf die Stirn kleben.
Entnervt brachte er das Abzeichen nach oben, und da lag es nun, und funkelte Harry an.
„Ich bin sicher Dumbledore hat seine Gründe, wenn er dich nicht zum Vertrauensschüler macht …“, erwähnte Ginny beiläufig, auch sie schien seine Blicke bemerkt zu haben.
Einen Moment herrschte Stille, Harrys Kopf senkte sich.
Ginny hatte den wunden Punkt getroffen.
„Das Gleiche sagte auch schon Kingsley zu Moody, es schien einige zu überraschen“, sagte Harry nach einer ganzen Weile, „aber es ist schon okay…“
Kingsley und Moody fanden es auch verwunderlich, was bezweckt Dumbledore damit?
„Ist es das erste Mal, dass Dumbledore, dich in die Irre führt?“ unterbrach ihn Ginny.
„Ich weiß nicht“, sagte er.
Er schien mit sich zu kämpfen, ob er ihr in dieser Angelegenheit vertrauen konnte, griff sich mehrmals stirnrunzelnd an die Narbe.
Ginny blieb geduldig, während es bei mir unter den Fingernägeln brannte.
Ich kämpfte mit mir, einfach ins Zimmer zu platzen.
Aber dann sagte ich mir, Wenn er bereit wäre, über die Dinge zu sprechen, die ihn beschäftigen, würde er es ansprechen, oder ganz sein lassen.
So lieĂź ich den Dingen ihren Lauf.
Nach einigen weiteren schweigsamen Minuten, sagte Ginny, „Ich kann sehen, dass du das alles, noch für dich behalten willst, wenn du einen Zuhörer brauchen solltest, sag einfach Bescheid.“
Die Tür öffnete sich für mich zu überraschend, und Ginny sah mich forschend an.
Mit einer so schnellen Aufgabe, ihrerseits hatte ich nicht gerechnet.
„Alles gepackt?“ fragte ich, und versuchte ihren Blick zu meiden.
Schweigsam ging sie neben mir her in unser Zimmer.
„Hast du gelauscht?“ fragte sie energisch.
„Ich habe nicht alles mitbekommen, nur den Schluss“, log sich, „ich bin ihm gefolgt, weil ich mir Sorgen machte. Den ganzen Abend wirkte er abwesend.“
„Er zweifelt an sich selbst“, sagte Ginny, “will aber noch nicht darüber reden.“
„Ich dachte, du bist über Harry hinweg? Ich dachte du gehst mit Michael?“ änderte ich die Offensive.
„Das bin ich auch“, sagte sie mit erhobener Stimme.
„Und warum warst du dann bei ihm?“ fragte ich. „Ich bezweifle, dass Michael dass lustig finden würde.“
„Ist es etwa verboten mit ihm zu reden? Machst du doch andauernd, trotz Ron! Willst du mich etwa doch bei Michael verpetzen?“
Trotz Ron?
Sorry, aber ich gehe nicht mit Ron!
„Nein … ich wundere mich nur …“
„Aber da war doch gar nichts, ich wollte nur reden, ihm helfen. Ich wollte mich nur überzeugen, dass Harry okay ist. Ich hatte nicht vor ihn zu verführen“.
Sie verteidigte sich ein wenig zu energisch.
Aber sie hätte sich nicht gewehrt, wenn er sich hätte verführen lassen.
Ich sah sie skeptisch an. „Du hast jetzt einen Freund, Ginny …“.
„Machst du mir jetzt eine eifersüchtige Szene, oder was?“ Ginny sah wütend aus.
„Ginny … ich will nicht, dass du Harry falsche Hoffnungen machst.“
„Quatsch! Ich wollte ihm nur helfen, wie kann ich ihm da falsche Hoffnungen machen?“
„Ginny … ich …“
„Ich mag vergeben sein, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht freundlich zu Harry sein darf, oder versuchen darf, ihn aufzumuntern.“
„Habe ich auch nicht behauptet.“
„Was ist denn hier los?“ fragte Tonks, die plötzlich unser Zimmer betrat. „Ihr solltet aufgeregt sein. Die Schule geht morgen wieder los.“
„Wir sind aufgeregt, oder besser ich bin erregt - Hermine klagt mich des Ehebruchs an“, sagte Ginny, verärgert.
Tonks richtete ihren Kopf zur Seite und sah uns fragend an.
Auch ich musste meinem Ärger Luft verschaffen, „Ginny steht auf Harry, Tonks“
„Ich stand auf Harry“, unterbrach Ginny wütend.
„… und bist mit Michael zusammen.“
Ich blickte abwechselnd von Tonks zu Ginny. „Sie würde sich trotzdem sofort mit Harry einlassen.“
„Ich versuchte lediglich ihm freundschaftlich gegenüberzutreten. Wollte ihn nur aufmuntern.“
Ginnys Gesicht färbte sich dunkelrot vor Zorn.
„Und ich denke nicht, dass du versuchen sollte, ihn zu verführen, wenn du einen Freund hast.“
Was war nur mit mir los?
Warum stellte ich sie bloĂź?
Wollte ich nur von mir selbst ablenken?
„Ich habe ihn nicht verführt! Wie oft jetzt noch?“ Ginny schäumte. „Willst du mir damit sagen, nur weil ich einen Freund habe, darf ich nicht EIN Freund von Harry sein?“
Tonks lachte genüsslich. „Ihr solltet euch hinlegen, Morgen geht’s früh raus … und vertragt euch wieder, mit eurem Kinderkram.“
„Kinderkram?“ empörte ich mich. Ginny hatte sich beleidigt und wütend ins Bett geworfen, und mir ihren Rücken zugewandt.
„Du solltest deine Gefühle für Harry etwas besser verstecken“, flüsterte mir Tonks zu.
„Ich?“
Sollte sie damit Recht haben?
Ich stehe doch gar nicht auf Harry.
Aber warum bin ich dann so ausgetickt?
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