von rodriquez
Mit einem heimlichen LĂ€cheln im Gesicht wollte Ginny durch das Portraitloch schlĂŒpfen.
Seit dem Weihnachtsball war sie wie vom Erdboden verschluckt.
Ich hatte ihr zwar dazu geraten, sich mit Anderen zu treffen, wĂ€re aber niemals davon ausgegangen, dass es so schnell geschehen wĂŒrde und dass sie sich so ganz abkapseln könnte.
Um es klar auszudrĂŒcken: Ich war wĂŒtend auf sie!
Wie konnte sie nur!
Ich hatte nicht die Zeit mich um Harry zu kĂŒmmern, und sie amĂŒsiert sich und lĂ€sst ihn im Stich.
Gerade zu einem Zeitpunkt, wo er Hilfe sehr gut hÀtte gebrauchen können.
âToll, wie Harry, die Aufgabe gemeistert hat!â lĂ€chelte sie unschuldig.
Das Lachen wird ihr gleich vergehen!
Und siehe da, ihr LĂ€cheln verstummte sofort, als sie meine durchdringenden Blicke bemerkte.
âWas ist mit dir?â fragte sie vorsichtig.
âWas mit mir ist?â lederte ich los, âwas mit mir ist ⊠du fragst allen Ernstes, was mit mir ist?â
âJa!â sagte sie unschuldig.
âWo warst du denn, die letzten Tage und Wochen?â
Fast hĂ€tte ich mich wieder in Rage geredet, âhast du dich amĂŒsiert, mit deinem Freund?â
âHermine, was soll das?â
âAls ich dir sagte, du sollst dich anderswertig umsehen, dachte ich nicht, dass das so schnell geschieht, und dass du Harry dabei, so schnell verdrĂ€ngst, vergisst!â
âWas?â schrie sie empört, âwoher willst du das wissenâŠâ
âWo warst du denn, als dich Harry gebraucht hĂ€tte, weil Ron und ich es nicht mehr konnten, du erinnerst dich, wir wurden zu GeiselnâŠâ
Ginnys Blick verfinsterte sich, âwas weiĂt du denn schon!â schĂ€umte sie. âJa, ich bin mit Michael Corner zusammen. Ja, ich versuchte mich auf andere Sachen zu konzentrieren, aber es funktionierte nicht. Ich sehe in Michael immer nur Harry, er hat die gleiche Haarfarbe, Ă€hnliche Augen, ich habe ihn sogar schon mit Harry angesprochen und unsere Beziehung ist alles andere als eine Liebesbeziehung ⊠du bist ungerecht.â
TrĂ€nen rannen in BĂ€chen aus ihren Augen, zitternd am ganzen Körper drehte sie sich um, âdu hast ja keine Ahnung, was ich durchgemacht habeâ, und rannte zurĂŒck durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum.
Dabei rempelte sie, wie passend mit Harry zusammen, der gerade heraus wollte.
âWas?â fragte er verstört und wollte Ginny zurĂŒckhalten.
Ich ging auf ihn zu, legte meine Hand auf seine Schulter, âlass ⊠es ist besser, wenn ich das mache. Ich glaube es ist meine Schuld.â
Ich fand sie in ihrem Schlafraum, sie lag weinend auf ihrem Bett.
Langsam lief ich zu ihr hin, setzte mich auf den Bettrand und strich sachte durch ihr Haar.
âGinny, es tut mir leid, ich wusste nichtâŠâ, flĂŒsterte ich.
Langsam drehte sie sich um, verlieĂ ihr Kissen, dass sie fest umklammert hatte, ihre Augen waren feucht und rot unterlaufen.
âIch war wĂŒtendâ, sprach ich im ruhigen Ton weiter, âvielleicht sogar auf mich selbst â Harry ⊠ich war so verzweifelt, er hatte noch keine Lösung gefunden und ich konnte nicht fĂŒr ihn da sein⊠ich war eine GeiselâŠâ
âVertrauen, HermineâŠâ, schniefte sie, âsprichst nicht gerade du immer von Vertrauen?â
âSeit dem Weihnachtsball habe ich dich nicht mehr gesehen, ich dachte duâŠâ
ââŠIch hĂ€tte alles von jetzt auf sofort liegen lassen, alles? Alle TrĂ€ume? Alles abgeschĂŒttelt, in einer Sekunde zur NĂ€chsten? Wie kannst du nur so was glauben?â Immer noch schniefte sie, âniemals ⊠könnte ich dasâ, murmelte sie zu sich selbst. Und wieder zu mir gewandt, âHarry war immer da, er war nie weg ⊠ich habe sogar Michael mit Harry angesprochen â Die ganze Freundschaft mit Michael ist rein platonisch, weil immer Harry zwischen uns steht, so sehr ich versuchte mich abzulenken, mich zu entfernen. Ich war auĂer Sichtweite, mag schon sein, aber nie wegâŠâ
âNie!â betonte sie nach einer kurzen Pause erneut. âSchon am Weihnachtsball ⊠Michael stellte mir Cedric und Cho vor ⊠ich war es der Cedric daran erinnerte, wie Harry ihm bei der ersten Aufgabe den entscheidenden Tipp gab â ich war es, der ein GesprĂ€ch zwischen McGonagall und Moody belauschte und Dobby um Hilfe bat. Er musste mir versprechen, mich nicht zu erwĂ€hnen â ich war es, der Harry erzĂ€hlte, wo ihr seid, nachdem ihr in McGonagalls BĂŒro gerufen wurdetâŠâ
Ich schluckte schwer, mit groĂen Augen, âdas wusste ich nichtâŠâ
âMeine Beziehung zu Michael ist eine Farce, bis heute habe ich ihm nicht einmal erlaubt mich zu kĂŒssen, obwohl ich wohl mit ihm gehe, wie es scheint â Bereits am Weihnachtsball versuchte er mir nĂ€her zu kommen, ich habe ihn zurĂŒckgestoĂen, weil ich es nicht wollte, und weil ich es nicht konnte. Nach dem Weihnachts-Ball ging mir Michael aus dem Weg. Scheinbar habe ich ihn tief verletzt. Ich fing Blicke von ihm bei Mahlzeiten und in den GĂ€ngen ein, aber es sah nicht so aus, als dass wir mehr geteilt hĂ€tten als einen einfachen Tanz. Ich dachte er ist wĂŒtend, weil ich den Kuss nicht zugelassen hatte. Deswegen hielt ich mich oft in der NĂ€he der Ravenclaws auf, um mit mir ins Reine zu kommen, ich wollte den Abstand zu Harry, auch zu dir, aber ich begann nach einigen Tagen zu glauben, dass ich das gegen meinen Willen tue. So begann ich zu schwanken - war ich wirklich bereit IHN, Harry aufzugeben? Mit jedem flĂŒchtigen Blick den er Cho gab, hoffte ich dann wieder, Michael zu finden.â
âUnd hast du ihn gefunden?â
âJa ⊠gestern Abend.â
Sie schien die Szenen nochmals vor ihren Augen nachzuspielen, âIch war mĂŒde, legte mich auf mein Bett, las in einem Buch und bin wohl eingeschlafen. Irgendwann erwachte ich aus einem schrecklichen Albtraum, der mich zurĂŒck in die Kammer fĂŒhrte, alles war voller Wasser, ich konnte kaum atmen und wehrte mich aufs Heftigste gegen das Ertrinken, die Luft wurde knapp. Ich wachte so plötzlich auf, dass das Buch vom Bett auf den Boden krachte. Noch immer spĂŒrte ich die Atemnot, die mich in der Kammer umgab, und so zog ich mich an, um nach drauĂen ins Freie zu gehen. Am See ĂŒbte ich an einigen Schneevögeln einen Fluch, den Flederwichtfluch, von dem ich vor einigen Tagen gelesen hatte, und der mich seither nicht mehr loslĂ€sst.â
âWas ist das fĂŒr ein Fluch?â
Sie hielt mir das Buch der ZaubersprĂŒche entgegen:
Flederwichtfluch
Beschwörungsformel: Chiroptera
Der Flederwichtfluch ist ein lustiger, aber starker Zauber.
Er ĂŒberfĂ€llt den Gegner als biestiger FurchteinflöĂender Bösewicht mit FledermausflĂŒgeln und richtet ihn ĂŒbel zu.
Unmittelbar nach dem Ausruf werden die FledermÀuse das Ziel sofort angreifen.
Der Flederwichtfluch ist ein schwieriger Zauber.
Es verlangt Erfahrung in der Transfiguration und Kontrolle ĂŒber die kĂŒrzlich gebildeten FledermĂ€use mit dem Gebrauch des Oppugno-Zaubers, werden viele junge Zauberer nicht zu Recht kommen, da er eigentlich zwei unterschiedliche Zauber mit derselben Beschwörungsformel beinhaltet.
Es ist Entschlusskraft, Erfahrung, und ein kraftvoller Charakter nötig.
âHört sich nicht schlecht anâ, staunte ich.
âLangsam habe ich den Bogen rausâ, sagte sie stolz. âNoch nicht ganz perfekt, aber fastâŠâ
âUnd was war am See?â
âGestern klappte gar nichts, ich war in Gedanken bei Michael ⊠und ich hatte zuvor diesen Traum. Ich stand am Rand des Sees, und dachte auf einmal wieder an Harrys zweite Aufgabe. Wenn sie nur ein Paar Tage gewartet hĂ€tten, der See wĂ€re mit einer dĂŒnnen Eisschicht belegt gewesen, die KĂ€lte nahm wieder zu. Der See sah jetzt besonders friedlich aus. Plötzlich spĂŒrte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich hatte nicht bemerkt, dass sich mir Jemand genĂ€hert hatte, der Schnee muss seine Schritte gedĂ€mpft haben. Ohne sein Gesicht gesehen zu haben, wusste ich wer es war, schon beim Tanzen fielen mir seine sanften BerĂŒhrungen auf. Ich habe nach dir gesucht, sagte er mit weicher Stimme.
So viele Fragen hatte ich an ihn, und hoffte auf Antworten, warum er am Weihnachts-Ball verschwand, und warum es ihn zwei Monate kostete, um sich mir wieder zu nĂ€hern. Hast du? Fragte ich nur lĂ€chelnd. Auch er lĂ€chelte und es war ein wunderbares LĂ€cheln. Ich zitterte vor Aufregung, und er dachte mir sei kalt. Er nahm seinen Mantel, hĂ€ngte ihn mir um die Schultern und ich traute mich nicht, ihm zu sagen, dass mir eigentlich unbeschreiblich warm war. Ohne irgendwelche weiteren Worte kam Michael nĂ€her zu mir heran, und ich verspĂŒrte erstmals den Wunsch gekĂŒsst zu werden. Niemals vorher verspĂŒrte ich diesen Drang es zu tun, auch nicht bei Harry. Einen Kuss, der nie Wahr werden könnte. Michael verweilte fĂŒr einen Moment, starrte tief in meine Augen, zog mich zu sich heran, und erfĂŒllte meinen Wunsch.â
âHört sich romantisch an, was geschah weiter?â
âMichael machte einen Fehler, einen riesigen Fehler, er fragte mich nach TomâŠâ
âNach Tom?â fragte ich ĂŒberrascht, âwie kam er darauf?â
âDie gleiche Frage stellte ich mir auchâ, sagte sie, bevor sie weitererzĂ€hlte, âwas meinst du mit Tom, fragte ich verĂ€ngstigt. Michaels LĂ€cheln war verschwunden, sein Gesicht war starr und ernst, es tut mir Leid, Ginny, sagte er, ein MĂ€dchen aus deinem Zimmer sagte mir, dass du nachts in deinen TrĂ€umen diesen Namen rufst, Tom oder Tom Riddle.â
FĂŒr einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, senkte meinen Kopf und atmete tief durch. âIch hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, auf keinen Fall konnte ich ihm von Tom erzĂ€hlen, aber wie sollte ich ihm das erklĂ€ren? Er schĂŒttelte enttĂ€uscht meine Hand ab, und noch wĂ€hrend er sich abwenden wollte, griff ich wieder danach, Tom Riddle ist jemand aus meiner Vergangenheit, der mich tief verletzte. NatĂŒrlich wollte er wissen, was Tom getan hatte, aber ich konnte und durfte es nicht, ich will nicht darĂŒber sprechen, sagte ich nur. Er zuckte kurz, ich nahm seinen Mantel ab und gab ihn an ihn zurĂŒck. Ich mag dich, Michael, aber ich denke, dass das ein Fehler war.â
Nachdenklich beobachtete ich, wie Ginny eine letzte TrÀne aus ihren Augen wischte.
âWas hĂ€tte ich tun sollen?â, fragte sie, ohne die Erwartung einer Antwort. âIch lieĂ ihn einfach im kĂŒhlen Wind stehen, und hielt mich nicht damit auf mich umzusehen, denn das hĂ€tte Reue bedeutet und das wollte ich nicht. Mir war klar, dass er meine TrĂ€ume nie verstehen wĂŒrde, nicht so wieâŠâ
âHarry ⊠ich verstehe.â
âSo rannte ich traurig zurĂŒck ins Schloss, und kam gerade rechtzeitig um das GesprĂ€ch von Moody und McGonagall zu hören. Ich wollte umgehend zu euch, aber auf dem Weg dahin sah ich euch mit den Zwillingen davongehenâŠâ
âUnd dann hast du Harry von dem GesprĂ€ch erzĂ€hlt?â
Sie nickte, âund dabei gemerkt, dass er ĂŒberhaupt keine Ahnung hatte, wie er die Aufgabe bewĂ€ltigen sollte, ich war verzweifelt, bis mir Dobby ĂŒber den Weg lief ⊠und so habe ich Dobby um Hilfe gebeten, er war die einzige Möglichkeit, die mir noch einfiel.â
âUnd es war die beste Idee, die dir hĂ€tte einfallen könnenâ, munterte ich sie auf, âauch wenn du doch noch Michaels Freundin werden solltest, versprich mir, nie deine Prinzipien aus den Augen zu verlieren.â
Ein paar Tage spĂ€ter erwartete mich eine weitere unangenehme Ăberraschung.
Und das hing nicht damit zusammen, dass uns, bei unserem nĂ€chsten Hogsmeade - Ausflug Sirius erwartete, sondern vielmehr mit der bereits erwarteten Racheaktion von Rita Kimmkorn, an der ich doch schlimmer zu knappern hatte, als ich zugeben wĂŒrde.
Malfoy, Crabbe und Goyle standen vor Snapes Klassenzimmer und hatten die Köpfe zusammen gesteckt, in ihrem Gefolge lauerten einige Slytherin - MÀdchen.
Ein ausgelassenes Kichern drang zu uns herĂŒber.
Irgendetwas lag in der Luft, ich spĂŒrte das.
âDa sind sie ja!â rief die verhasste Meute vergnĂŒgt, als wir das Klassenzimmer betreten wollten.
Pansy hatte eine Illustrierte in der Hand, die Hexenwoche, wie ich auf die Schnelle erkennen konnte.
âDa steht etwas drin, was dich sicher interessieren wird, Granger!â rief Pansy, lachte höhnisch, und warf mir die Illustrierte abfĂ€llig entgegen.
Ich lieĂ mich in der letzten Reihe des Raumes nieder, und sobald Snape uns den RĂŒcken zugewandt hatte, blĂ€tterte ich heftig unter dem Tisch durch die Zeitschrift.
Das bewegte Titelbild zeigte eine lockige Hexe, die zĂ€hneblitzend lĂ€chelte und mit ihrem Zauberstab auf einen groĂen Biskuitkuchen deutete.
Das was ich suchte, fand ich im mittleren Teil.
Harry und Ron beugten sich zu mir herĂŒber.
Ein Farbfoto von Harry leuchtete uns entgegen, darunter ein Artikel mit der Ăberschrift:
Harry Potters stummes Herzeleid
Ein Junge wie kein anderer, könnte man meinen â doch auch ein Junge, der die ganz gewöhnlichen Qualen des Heranwachsenden durchleidet.
Seit dem tragischen Ableben seiner Eltern der Liebe beraubt, glaubte der vierzehnjÀhrige Harry Potter, endlich Trost bei seiner festen Freundin in Hogwarts, der muggelstÀmmigen Hermine Granger, gefunden zu haben.
Doch er ahnte nicht, dass seine Seele in diesem ohnehin von persönlichen Verlusten geprĂ€gten Leben bald erneut einen schweren Schlag erleiden wĂŒrde.
Miss Granger, ein Ă€uĂerlich unscheinbares, aber ehrgeiziges MĂ€dchen, hegt offenbar eine Vorliebe fĂŒr berĂŒhmte Zauberer, die Harry allein nicht befriedigen kann.
Seit Viktor Krum, der bulgarische Sucher und Held der letzten Quidditch - Weltmeisterschaft, in Hogwarts weilt, spielt Miss Granger mit den GefĂŒhlen beider Jungen.
Krum, der von der tĂŒckischen Miss Granger offensichtlich hingerissen ist, hat sie bereits eingeladen, ihn wĂ€hrend der Sommerferien in Bulgarien zu besuchen, und versichert, er habe âsolche GefĂŒhle noch fĂŒr kein anderes MĂ€dchen empfunden.â
Allerdings sind es womöglich gar nicht die zweifelhaften natĂŒrlichen Reize Miss Grangers, denen diese beiden unglĂŒcklichen Jungen verfallen sind.
âDie ist echt hĂ€sslichâ, meint Pansy Parkinson, eine hĂŒbsche und lebhafte ViertklĂ€sslerin, âaber dass sie einen Liebestrank zusammenbraut, traue ich ihr durchaus zu, sie hat ja ziemlich viel Grips. Ich bin sicher, damit schafft sie es.â
NatĂŒrlich sind LiebestrĂ€nke in Hogwarts verboten und zweifellos sollte Albus Dumbledore diesen Behauptungen nachgehen.
In der Zwischenzeit können alle, die sich um das Wohl Harry Potters sorgen, nur hoffen, dass er sein Herz das nĂ€chste Mal einer wĂŒrdigeren Kandidatin schenkt.
Rita Kimmkorn.
Mit offenem Mund starrte ich das Blatt an.
âIch habâs dir doch gesagtâ, zischte Ron wĂŒtend, âdu sollst diese Kimmkorn nicht Ă€rgern! Jetzt hat sie dich auf dem Kieker und macht aus dir so eine â eine Lebedame!â
âLebedame?â wiederholte ich.
Hat der sie noch alle?
Bleib ruhig, Mine, bleib ruhig.
Ganz ruhig.
Nur nichts anmerken lassen!
Ich begann hysterisch zu lachen, âwenn das alles ist, was Rita zustande bringt, dann wird sie allmĂ€hlich langweiligâ.
Immer noch kichernd warf ich lĂ€ssig die Illustrierte auf einen der freien StĂŒhle neben mir.
âDas ist nur ein Haufen MĂŒll!â
Niemals wĂŒrde ich Harry das Herz brechen!
Was denkt sich die Kuh eigentlich?
Aber komisch ist es schon, woher wusste sie das von Viktor?
âEins ist schon komisch daranâ, sagte ich etliche Minuten spĂ€ter, als sich der Rauch in meinem Kopf, wieder etwas verflĂŒchtigt hatte.
âWie hat Rita Kimmkorn das nur rausgefunden...?â
âWas rausgefunden?â fragte Ron sofort, âdu hast doch nicht etwa LiebestrĂ€nke gebraut?â
âSei doch nicht albernâ, zischte ich empört.
AuĂer bei dir hĂ€tte ich das auch gar nicht nötig!
Ich kam jetzt so richtig in Fahrt.
âEs ist nur ... wie hat sie erfahren, dass Viktor mich eingeladen hat, ihn im nĂ€chsten Sommer zu besuchen?â
Upps...
Hatte ich das wirklich gerade gesagt?
Peinlich, sehr peinlich.
âWas?â
Ron schrie so laut, dass er die Aufmerksamkeit von Snape erweckte.
âEr hat mich gefragt, gleich nachdem er mich aus dem See gezogen hatteâ, fĂŒgte ich abwiegelnd hinzu.
âUnd was hast du geantwortet?â warf Ron ein, starrte mich unverwandt an und hĂ€mmerte, wie ein Bekloppter, mit einem StöĂel in seiner Schale mit KĂ€fern herum.
âUnd er hat wirklich gesagt, dass er noch nie solche GefĂŒhle fĂŒr jemanden empfunden hĂ€tteâ, murmelte ich unkontrolliert.
Mein Gesicht begann zu glĂŒhen.
Ich war völlig in Gedanken, und achtete gar nicht darauf, wie Ron sich auffĂŒhrte.
Ich murmelte nachdenklich vor mich hin.
âAber wie könnte Rita uns belauscht haben? Sie war nicht da ... oder doch? Vielleicht hat sie einen Tarnumhang und hat sich aufs GelĂ€nde geschlichen...â
âWas hast du geantwortet?â wiederholte Ron und hieb mit dem StöĂel so heftig auf den Tisch, dass eine Delle im Holz zurĂŒckblieb.
Snape hatte sich jetzt direkt vor uns aufgebaut, die HÀnde verschrÀnkt, die Mundwinkel hÀmisch grinsend und die Hakennase auf und ab bewegend.
âZehn Punkte Abzug fĂŒr Gryffindor...â
Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen, auch nicht, dass diese zehn Punkte nur der Anfang war, abgesehen von der Schmach, den Artikel von Snape, laut vor der ganzen Klasse vorgelesen zu bekommen.
Das Hogsmeade - Wochenende stand an, und nachdem Harry seinen Willen durchsetzte und eine Unmenge an Socken fĂŒr Dobby kaufte, machten wir uns um halb zwei auf den Weg die HauptstraĂe entlang, zum Dorf hinaus.
âWas wollen wir hier?â, fragte ich verwundert. âHier ist doch gar nichts mehr?â
Harry schmunzelte. âWarte es einfach abâ.
Am Ende der StraĂe machte sie eine Biegung und wir konnten ein Gatter sehen, an dem ein sehr groĂer, zottiger schwarzer Hund mit ein paar Zeitungen im Maul auf uns zu warten schien.
Seine Vorderpfoten lagen auf der obersten Stange des Gatters.
âHallo Siriusâ, begrĂŒĂte in Harry.
Tatze schnĂŒffelte begierig an Harrys Tasche und an meinem Bein, dann drehte er sich um und trottete vor uns her.
Er fĂŒhrte uns zum FuĂ eines kleinen HĂŒgels.
Wir hatten alle drei ganz schön zu kÀmpfen, um ihm zu folgen.
SchweiĂ lief ĂŒber mein Gesicht und ich bekam Seitenstechen.
Fast eine halbe Stunde folgten wir dem wedelnden Schwanz eines Hundes.
Dann war es endlich soweit, wir drĂ€ngten durch einen schmalen Spalt im Fels und erreichten eine kĂŒhle, schwach beleuchtete Höhle, in deren hinteren Teil, angeleint, Seidenschnabel stand.
Seine wilden Augen blitzten auf, als er uns erkannte, nach einer Verneigung durfte ich ihn sogar berĂŒhren.
Wieder rĂŒckverwandelt in seine menschliche Gestalt machte sich Sirius sofort ĂŒber das mitgebrachte Essen her, seit Tagen hatte er sich nur von Ratten ernĂ€hrt, wie er uns erklĂ€rte.
Er trug einen zerlumpten Umhang, sein Haar war wieder lÀnger geworden und sein Gesicht sah abgemergelt aus.
WĂ€hrend er sich, wie ein Kannibale ĂŒber das Essen hermachte, schilderte und erklĂ€rte er uns ein paar Dinge.
Barty Crouch habe nie auf der Seite Voldemorts gestanden, sondern stattdessen ihn mit blinder Gewalt verfolgt und die Todesser bekÀmpft.
Zu der Zeit war Crouch, Chef der Abteilung fĂŒr magische Strafverfolgung und war als nĂ€chster Zaubereiminister im GesprĂ€ch, bis eine persönliche Sache seine steile Karriere gestoppt habe.
Er sei es gewesen, der Sirius ohne Prozess nach Askaban gebracht habe. Selbst sein eigener Sohn sei von ihm in einem Schauprozess als Todesser zu lebenslÀnglicher Askabanhaft verurteilt worden und wÀre dort ein Jahr spÀter gestorben.
Aber Sirius machte sich auch Sorgen ĂŒber ein paar Dinge, die er nicht verstehen wĂŒrde.
Warum wendet sich Igor Karkaroff mit seinen Sorgen an Snape? Zwar hat Snape sich schon als SchĂŒler bestens mit allen schwarz-magischen Zaubern ausgekannt und war in einer Clique mit spĂ€teren Todessern, aber Dumbledore traut ihm unerschĂŒtterlich...
Warum wird die verschwundene Ministeriumsmitarbeiterin Bertha Jorkins als vergesslich beschrieben?
Sirius kannte sie wĂ€hrend ihrer Schulzeit. Er beschreibt sie zwar als doof und tratschsĂŒchtig, sie hĂ€tte aber ein hervorragendes GedĂ€chtnis gehabt.
Keinen Reim konnte er sich darauf machen, warum plötzlich der absolut pflichtbewusste Barty Crouch nicht mehr öffentlich auftritt, aber stattdessen nachts Snapes BĂŒro durchsucht?
Ron sollte sich unauffÀllig nach Crouchs Befinden erkunden.
Percy, als Crouchs Berater biete sich wunderbar dafĂŒr an.
Ich folgte Sirius Beispiel und abonnierte im Anschluss an dieses ĂŒberraschende Treffen wieder den Tagespropheten.
Sirius hielt sich regelmĂ€Ăig mit den Zeitungen auf dem Laufenden, auĂerdem war ich es leid, andauernd von den Slytherins mit News ĂŒberrumpelt zu werden.
âAch und hier habe ich noch etwasâ, lĂ€chelte Sirius, und bei mir schrillten die Alarmglocken.
Zu Recht, wie sich sogleich zeigen sollteâŠ
Die Ăberschrift, des Exemplars, das er mir entgegenhielt genĂŒgt um empört zu keuchen.
Harry hat in Hogwarts endlich die Liebe gefunden ⊠dass Harry fast stĂ€ndig in Begleitung HERMINE GRANGERS zu sehen istâŠ
âErstunken und erlogenâ, fluchte ich, âwie alles von dieser dummen PuteâŠâ
Meine etwas zu heftige Reaktion verbreiterte das Grinsen im Gesicht des Rumtreibers.
Mit sehnsĂŒchtigen, traurigen Blicken starrte Tatze uns hinterher, als wir uns wieder auf den RĂŒckweg machten.
Beim FrĂŒhstĂŒck tags darauf wurden meine Nerven auf eine weitere harte Probe gestellt.
Ich bekam Fanpost.
Aber nicht so, wie ihr es euch vorstellt.
Etliche Briefe landeten vor mir auf dem FrĂŒhstĂŒckstisch, schon der Erste lieĂ mich erschrocken zusammenzucken.
Es war ein Drohbrief aus ausgeschnitten Buchstaben des Tagespropheten.
Du bist ein BösEs MÀdchEN, HaRRy PottEr verDienT eine BesserE.
VerSchwinde daHin wo du herKommst mUggel.
Alle Briefe waren Àhnlich gestaltet, sie waren kindisch, dennoch machten sie mir Angst.
Ich versuchte StÀrke zu zeigen, und legte einen nach dem Anderen mit humorvollen SÀtzen zur Seite.
Aber ich war schon immer eine schlechte Schauspielerin.
Immerhin versuchte Harry mich zu beruhigen, indem er seine Hand auf meinen Arm legte.
âHör doch auf damitâ, sagte er leise, âdie sind es nicht wert geöffnet zu werden.â
Du hast Harry Potter nicht verdientâŠ
Verschwinde aus seinem LebenâŠ
Du sollst in der Hölle schmorenâŠ
Beim letzten Brief ergoss sich eine gelblich grĂŒne FlĂŒssigkeit, die stark nach Benzin roch, ĂŒber meine HĂ€nde.
Sofort bildeten sich groĂe, gelbe Blasen, die aufquollen.
UnverdĂŒnnter Bubotubler â Eiter!
Die Schmerzen waren unertrĂ€glich, meine Augen fĂŒllten sich mit TrĂ€nen.
Beim Versuch den Eiter mit einem Tuch abzuwischen, verteilte ich ihn nur und es wurde immer schlimmer, es brannte wie Feuer.
Mir blieb nur der Gang in den KrankenflĂŒgel.
SchĂŒtzend verbarg ich meine HĂ€nde unter meinem Umhang und ging in schnellen Schritten zu Poppy.
âMein Gott, was ist denn mit deinen HĂ€nden geschehen?â begrĂŒĂte mich Poppy.
âIch habe Fanpost bekommenâ, sagte ich traurig.
âSieht aus und riecht wie Bubotubler â Eiterâ, stellte sie fest, âich werde dir eine Tinktur drauf tun, und dann deine HĂ€nde verbinden, wird allerdings ein paar Tage dauern, bis alle Blasen verschwunden sind, solange lĂ€sst du den Verband bitte drauf, und ganz wichtig, so sehr es auch juckt und brennt, nicht daran kratzen!â
EnttĂ€uscht und wĂŒtend machte ich mich auf den Weg in KrĂ€uterkunde, doch ich stellte fest, dass die Stunde wohl gleich vorbei sein wĂŒrde, also könnte ich auch gleich zu Hagrid gehen, Pflege magischer Geschöpfe, wĂ€re danach dran.
Auf dem Weg dahin lief mir Ginny vor die Flinte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ihr Gesicht sah nicht minder wĂŒtend aus, als das Meinige.
In ihren HĂ€nden hielt sie ein Exemplar der Hexenwoche, das sie mir wĂŒtend vor die FĂŒĂe warf.
âKannst du mir das erklĂ€ren?â fauchte sie.
âWas willst du hören? Dass die stinkende Kimmkorn wieder einmal alles erfunden hat, dass sie mir eins auswischen will, oder glaubst du etwa den Quatsch?â
âIn so einem Bericht steckt immer, IMMER, ein StĂŒck Wahrheit!â
âAch ja? Danke, dass auch du mir in den RĂŒcken fĂ€llst!â
âIn Harrys RĂŒcken bist ja wohl du gefallen!â
âSei nicht kindisch Ginny â was soll das? Du weiĂt wie ich zu Harry stehe, und zu KrumâŠâ
âAch ja? Und wie stehst du wirklich zu Harry?â
âWas meinst du?â
âDas weiĂt du ganz genau!â
Ginny trieb mich auf die Palme.
Das darf doch alles nicht wahr sein!
Erst die Hasspost und jetzt auch noch Ginny!
âWas willst du von mir hören?â fragte ich ungeduldig, ich war es echt leid, mir auch noch von ihr SchuldgefĂŒhle einreden zu lassen.
âEs war nicht rein zufĂ€llig, im eigenen Interesse, als du mir vorgeschlagen hattest, mich mit Anderen zu treffen â damit du Harry fĂŒr dich alleine gewinnen kannst?â
âUnd dann werfe ich mich Krum an den Hals!â ich kreiste mit meinem Zeigefinger vor meiner Stirn, âdu spinnst doch und glaubst doch nicht selbst was du gerade von dir gibst?â
Ich hatte genug von diesem blödsinnigen GesprÀch.
âEntschuldige mich ⊠das ist mir einfach zu blöd!â
Sie stellte sich mir breitbeinig in den Weg, und drĂŒckte ihre Hand fest gegen meine Schulter.
âWas empfindest du fĂŒr Harry?â ihre Frage zeigte Entschlossenheit.
âIch liebe ihn â ist es das was du hören willst?â
Erschrocken zuckte sie zusammen, damit hatte sie wohl doch nicht gerechnet.
âJa ⊠ich liebe ihn, in einer Art und Weise, die ich nicht definieren kannâŠâ, energisch schob ich sie aus dem Weg, ââŠaber ich wĂŒrde niemals, hörst du NIEMALS â mit seinen GefĂŒhlen spielen!â
Jetzt fĂŒhlte ich mich noch elender.
Ohne mich umzusehen machte ich mich auf den Weg zu Hagrids HĂŒtte, die Stunde hatte lĂ€ngst begonnen.
âWas ist mit deinen HĂ€nden?â rief sie mir hinterher.
âHasspost haben mir die HĂ€nde verĂ€tzt, so wie du es gerade mit deiner Hasstirade symbolisch mit meinem Gesicht getan hast.â
âOh da bist du ja Hermineâ, begrĂŒĂte mich Hagrid.
Harry sah mich mitleidsvoll an und ich begann zu zweifeln.
Kann ich die Liebe zu Harry wirklich nicht definieren?
Sollte Ginny am Ende doch Recht haben und hat das verstanden, was ich nicht einschÀtzen konnte?
Ich versuchte die Gedanken schnell wieder abzuschĂŒtteln.
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