von rodriquez
Ich zitterte am ganzen Körper, der Stachel saß tief, völlig enttäuscht und aufgewühlt saß ich im Gemeinschaftsraum in einem Sessel, und dachte über die letzten Minuten nach.
In diesen Minuten zuvor hatte ich eine heftige Diskussion mit meinen Freunden, und war letztendlich wutentbrannt, davongelaufen. Ich habe sie einfach stehen lassen, um weiteren Verunglimpfungen aus dem Weg zu gehen.
Mein Kopf fühlte sich heiß an, meine Beine vibrierten nervös, sogar im Sitzen.
Ihrer beider Gesichter, zeigten die gleichen Symptome, als sie kurze Zeit später an mir vorbeigingen.
Ron wĂĽrdigte mich keines Blickes, und ging direkt nach oben in den Jungenschlafraum.
Harry stoppte an der Treppe ab, blieb einen Augenblick regungslos, mit dem Rücken zu mir stehen, dann hob und senkte sich sein Kopf, er schien zu überlegen, was er tun könnte, drehte sich um, und kam langsam auf mich zugelaufen.
Neugierig beobachtete ich jeden Schritt, jede Bewegung, jede Geste, jegliche Regung, und ich hielt den Blick aufrecht und standhaft auf ihn gerichtet, bis er unmittelbar neben mir stand.
Etwas ĂĽberrascht, stellte ich fest, dass er keineswegs wĂĽtend aussah, sondern viel mehr traurig wirkte.
Ja … definitiv, in seinen Augen stand Trauer, sie glänzten feucht.
Mein Ärger verpuffte in diesem Moment, als er sich breitbeinig vor mir aufbaute, die Arme in den Hüften abgestützt, und einem seltsamen Zittern am Unterkiefer.
„Was sollte das gerade eben?“ fragte er mit ruhiger, aber zitternder Stimme, „Ihr? ... Ihr seid enttäuscht, weil weder Ron noch ich … dich ... und Ginny gefragt haben? ... Sag mal geht’s noch?“
Damit hatte ich nicht gerechnet, sprachlos starrte ich ihn an, damit hatte ich nicht gerechnet.
„Ihr seid wirklich enttäuscht und sauer?“ Ein höhnisches Lachen rutschte über seine Lippen, „wer? ... wer steht denn im Moment ohne Ballbegleitung da?“
Die Ansprache hatte es in sich, jedenfalls festigte sich Harry. Er stand aufrecht, verließ die Breitbeinigkeit, und seine Stimme hatte aufgehört zu zittern.
Ich atmete tief durch, bevor ich antwortete, und wählte meine Worte nach reichlicher Überlegung.
„Harry“, begann ich, „habt ihr uns gefragt, oder habt ihr nicht?“
„Und ihr? … warum habt ihr nicht einfach uns gefragt?“, konterte er, „… hättet ihr es getan, hätte keiner von uns, nein gesagt … aber nein, ihr schmollt, und gebt uns die Schuld … Schuld sind die Anderen. Euer Verhalten steht und stand nie zur Debatte, stimmts?“
Ich ging nicht darauf ein, die Jungs müssen die Mädchen fragen!
„Habt ihr uns gefragt, oder nicht?“ wiederholte ich beharrlich und nutzte seine Worte.
„Woher willst du wissen, dass ich es nicht getan oder vielleicht sogar versucht habe?“ fragte er, und klang provozierend.
Mit überraschten Augen fand ich eine weitere Antwort, „Sollte das der Fall sein, dann hast du dich sehr dämlich angestellt, ich jedenfalls habe nichts bemerkt.“
Noch wusste ich nicht den Sinn seiner Provokation.
„Bei dir habe ich es auch noch nicht versucht!“
„Ha – Ha – Ha ... und Ginny hätte mir mit Sicherheit davon erzählt, weißt du wie lange sie schon auf diesen Augenblick wartet?“
„Scheinbar nicht lange genug!“
„Wie meinst du das?“ fragte ich durchdringend, doch gleichzeitig spannte urplötzlich mein Gesicht, und sprang von Hohn auf Entsetzen, „du wolltest doch mit Cho ...“
„Stimmt“, unterbrach er, und klang argwöhnisch und überheblich, langsam machte er mich wahnsinnig.
Wut keimte wieder auf.
„Und?“
„Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich gerne mit Cho hingegangen wäre, auch nicht daraus, dass ich sie gefragt habe, soweit alles richtig ... aber bevor ich mich traute, sie zu fragen, war ich auf den Weg zu Ginny, auch wenn es nicht ganz fair, ihr Gegenüber gewesen wäre.“
„Das versteh ich jetzt nicht? ... Ganz langsam, zum Mitschreiben ... du wolltest mit Cho zum Ball, hast sie gefragt, und sie hat nein gesagt, und davor wolltest du als, sagen wir Ersatzoption Ginny warm halten?“
„Die kluge Hermine stellt sich also doof“, er hatte ein falsches Lächeln auf dem Gesicht, wirkte aber ernst, und wütend.
Ich hätte ihm an die Gurgel gehen können...
„Also der Reihe nach, bevor du mir an die Gurgel springst ... also, ganz langsam für dich, zum mitschreiben ...“.
Ich kochte, aber das brauche ich wohl nicht mehr erwähnen.
„Cho, ist ein tolles, gutaussehendes Mädchen, jeder Junge wäre wohl mit ihr zum Ball gegangen, wenn sie Ja sagen würde, daraus kannst du mir keinen Strick drehen.“
Teilnahmslos zuckte ich mit der Schulter, weil das, was er sagte, immer noch keinen Sinn ergab, mich begann zu langweilen und zusammenhanglos als AusflĂĽchte an mir abprallte.
Doch genau diese Situation schien er auszunutzen, und zu genieĂźen. Er spielte ein Spiel mit mir, indem ich in seiner Sichtweise ausnahmsweise die Ahnungslose war.
„…Und ... es ist auch richtig, dass ich gerne mit ihr zum Ball gegangen wäre.“ – Absatz, Pause, Gesichtszüge studieren, Genießen.
Ich werde ihn gleich töten!
„…Und ... es ist richtig, dass ich sie gefragt habe, aber ich habe mich lange nicht getraut, sie anzusprechen, weil es einfach nicht mein Ding ist ... ich war zu schüchtern sie anzusprechen ... sie war nie allein unterwegs, um eine Gelegenheit zu bekommen.“
BlaBlaBla
„… Und ... es ist ebenfalls richtig, dass ich sehr lange gebraucht habe, weil ich nämlich erst gar nicht zum Ball gehen wollte. Ich kann nicht tanzen, und ich hatte schlicht und einfach keinen Bock, aber McGonagall bestand darauf, sie machte mir eindringlich klar, dass für Champions die Teilnahme Pflicht wäre.“
„Pflicht?“, reagierte ich erstmalig mit einer Zwischenfrage.
„Ja, Pflicht!“, wiederholte Harry. „Was denkst du, wie ich mich gefühlt habe, als sie mir klar machte, dass die Champions, den Eröffnungstanz machen müssten ... vor allen Augen!“
„Eröffnungstanz der Champions?“, keuchte ich, und spürte, wie sich mein Gesicht entsetzt verzog, und Schweißperlen meine Stirn eroberten.
„Es ergab sich also keine Gelegenheit Cho gefahrlos anzusprechen, und dann sah ich Ginny an mir vorbeigehen, und dachte, da sie mir schon oft zugehört hat, dass sie womöglich nichts gegen eine Aufforderung meinerseits einzuwenden hätte ... Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, drehte mich um, und hatte sogar schon ihren Namen gerufen, doch Neville war schneller, ich kam gerade um die Ecke, als Neville sie fragte ob sie ihn zum Ball begleiten würde, und ich habe auch ihre freudige Antwort gehört, also was hättest du an meiner Stelle getan?“
Geschockt blieb ich eine Antwort schuldig.
„…hätte ich Neville ausboten sollen? Frag mal mich, wie ich mich in diesem Augenblick gefühlt habe?“
„Das wusst’ ich nicht Harry, weiß ... sie es?“
Er schĂĽttelte langsam seinen Kopf.
„Wir haben nicht darüber gesprochen, wenn du das meinst. Sie hat mich gesehen, nachdem Neville mit freudestrahlendem Gesicht weggegangen ist, und ich befürchte, dass es schwer gewesen wäre, meinen Gesichtsausdruck nicht zu sehen, und dir ist sicherlich aufgefallen, wie sie reagierte, nachdem Ron mich ihr aufdrängen wollte ... Chance Nummer zwei, also setze mich bitte nicht auf die Anklagebank.“
Seine Augen waren rot unterlaufen, und schimmerten feucht.
Ich war so perplex, dass ich kein Wort mehr herausbrachte.
„Nach deinem bühnenreifen Abgang, habe ich übrigens Parvati gefragt…“, wieder schenkte er mir einen herausfordernden Blick. „Sie hat JA gesagt, und ihre Schwester habe ich für Ron flott gemacht, und soll ich dir was sagen, es hat ihr nichts ausgemacht, dass sie die Ersatz Ersatzlösung ist!“
***
Was war ĂĽberhaupt geschehen?
Wie konnte es soweit kommen?
Nun … einiges war ja schon, aus dem, man könnte fast sagen, Aufklärungsgespräch mit Harry, herauszuhören.
Es klang plausibel, was er sagte, auch wenn die Art und Weise ihn nahe an die berĂĽhmte Klippe brachte.
Also warum er nicht auf Ginny reagiert, so wie man glauben könnte?
Oder warum hat er nicht frĂĽher reagiert?
Dem muss ich widersprechen … so schwer es mir fällt … Frauen sollten zusammenhalten …
Doch Harrys und Ginnys Beziehung, war bis zu ihrem gegenseitigen Eingeständnis, zwei Jahre später, dennoch immer vorhanden, wenn auch nur passiv.
Aber was bedeutet passiv?
Hätte Ginny ihm helfen können, wenn sie früher ein „offizielles“ Paar gewesen wären, oder wäre es eher von Nachteil gewesen?
Ich behaupte etwas ganz anderes, und zwar, dass der eingeschlagene Weg hätte vorbestimmt sein können.
Die folgenden zwei Jahre bestanden aus einer ganzen Kette von Missverständnissen, auf die ich noch zurückkommen werde … wenn es soweit ist.
Harry hätte sich nicht auf das Wesentliche konzentriert.
Die Liebe, hätte er nicht so kennengelernt, wie er es gebraucht hätte, um sie voll und ganz zu leben, und um zu verstehen, was seine Mom für ihn getan hatte.
Ginny wäre in noch größerer Gefahr gewesen.
So, wie es war, konnte und hatte sie ihm viel mehr geholfen.
Sie sind genau im richtigen Moment ein Paar geworden, denn Harry hatte den wichtigsten Bestandteil seiner Mission, genau zum richtigen Zeitpunkt erfahren.
Die Liebe, die Erfahrung, und wie man damit umgeht um sie zu verstehen.
Warum erzähle ich in diesem Moment von Harry und Gin, und nicht von mir und Ron?
Es gab Hermine, und es gab Ron, aber es gab definitiv nicht Hermine und Ron.
Für Ron, waren Mädchen, noch fremdartige, störende, seltsame Wesen, wie ich schmerzhaft erfahren musste.
Die nächsten Tage und Wochen, nach der ersten Aufgabe verliefen ungewöhnlich ruhig.
Harry war durch seine Leistung im Kampf gegen den Drachen als Champion akzeptiert, so konnte ich mich zunächst wieder anderen Dingen widmen.
B.ELFE.R war immer noch nicht über die Startlöcher hinaus gekommen.
Von den Zwillingen erfuhr ich, wie man heimlich in die SchulkĂĽche zu den Hauselfen gelangt, dort fand ich die erste Ăśberraschung vor.
Dobby.
Ich konnte es nicht glauben, und informierte sofort meine Freunde.
Harry wurde freudestrahlend von einem glĂĽcklichen Dobby begrĂĽĂźt.
Ja, Dobby war glĂĽcklich.
GlĂĽcklich, ein freier Elf zu sein, glĂĽcklich Harry wieder zu treffen und endlich eine Arbeit zu haben, denn niemand wollte einen Elfen gegen Bezahlung einstellen.
In Sachen Kleidung muss er sich allerdings noch gewaltig umstellen.
Er trug als Statussymbol einen Teewärmer als Hut, eine scheußliche Krawatte auf nackter Haut, eine kurze Hose und zwei farblich unterschiedliche Socken.
Auch Winky, die Elfe von Barty Crouch war einige Tage zuvor eingestellt worden.
Im Gegensatz zu Dobby schämte sie sich allerdings, für ihre Freiheit, und nahm selbstverständlich kein Geld für ihre Arbeit an.
Schon bei der geringsten Erwähnung ihrer Freiheit brach sie in Tränen aus und als ich mich kritisch über ihren Ex-Herrn Barty Crouch äußerte, wurde sie sogar wütend.
Auf dem RĂĽckweg, nach einer Unterrichtstunde bei Hagrid, lauerte uns die exzentrische, unsympathische Sensationsreporterin Rita Kimmkorn auf, nach einigem hin und her, gelang es uns aber, sie einfach kommentarlos stehen zu lassen.
Dann kam der Tag, der einige Änderungen in die Gefühlswelt aller bringen sollte.
Am Ende einer Stunde bei McGonagall, Anfang Dezember, sprach sie eine Sache an, über die ich zwar schon länger Bescheid wusste, aber dennoch überrascht wurde.
Während Ginny und ich deswegen unter Hochspannung standen, schienen unsere Helden, weniger angetan zu sein.
Der Weihnachtsball.
„Ich habe eine Ankündigung für Sie alle“, begann McGonagall ihre Ansage. „Der Weihnachtsball rückt näher … er gehört traditionell zum Trimagischen Turnier und bietet uns die Gelegenheit, unsere ausländische Gäste ein wenig näher kennen zu lernen. An diesem Ball dürfen alle ab der vierten Klasse teilnehmen, doch wenn sie möchten, dürfen sie auch einen jüngeren Mitschüler einladen …“
Inmitten von tumultartigem Gekreische, hauptsächlich der weiblichen Schüler, unterbreitete uns McGonagall noch ein paar Regeln, wie, „Sie werden ihre Festumhänge tragen“, was panische Blicke von Ron hervorrief.
Während der Festvorbereitungen im Schloss, drückten sich Harry und Ron bis fast am letzten Tag, vor der unliebsamen Aufgabe, so glaubte ich zumindest…
Ginny und ich hofften…
Und hofften…
Und hofften...
Vielleicht wĂĽrden wir heute noch hoffen!
Daher nahmen wir die Sache selbst in die Hand.
Ron wollte doch tatsächlich eine Partnerin, die vor allem gut aussieht, egal wie klug oder nett sie wäre.
Das trieb mich auf die Palme.
Was denkt sich eigentlich dieser Idiot?
Was ist mit mir?
Ich sehe also weder gut aus, noch bin ich klug und nett schon gar nicht!
Penner!
Ich sann auf Rache.
Auch Ginny verbrachte längere Zeit vergeblich in unserer Nähe.
Äußerst verärgert plumpste ich auf die Couch im Gemeinschaftsraum.
Ich war frustriert.
Andere Jungs hatten begonnen, mich zu bemerken, tatsächlich hatten mich schon zwei Jungs gefragt, ob ich sie auf den Ball bekleiden würde.
Der Zweite war Neville, doch leider kam er zu spät, denn ich hatte meine Zusage schon gegeben.
Warum konnte ich die Aufmerksamkeit von jedem sonst, aber nicht die von meinen Jungs gewinnen?
Aber es sollte mir eigentlich egal sein.
Es war mein persönlicher Rachefeldzug, und ich schwor mir, es so lange wie möglich vor ihnen zu verheimlichen.
Sie sollten sehen, was ihnen entgangen ist.
Bis drei Tage vor dem Ball hatte ich vergeblich gewartet, und so nahm ich das Angebot an.
Es war natĂĽrlich in der Bibliothek.
Ich stand vor einem BĂĽcherregal, und suchte ein Exemplar ĂĽber Verwandlungsarten, als ich hinter dem Regal ein paar Stimmen registrierte.
„…Erkläre es mir!“, forderte die tiefe Stimme von Igor Karkaroff, „ du bist täglich in der Bibliothek, wo dieses Schlammblut lernt, ihr habt alle zugestimmt, bevor wir unsere Schule verließen, dass wir uns nicht mit dieser Rasse abgeben werden!“
Ich spähte neugierig, durch eine kleine Lücke zwischen den Büchern.
Igor Karkaroff stand mit wütendem Blick, Viktor Krum gegenüber, der die Hände in der Hüfte abgestützt hatte, und mit rotem Kopf antwortete, „Nein, da habe ich nicht zugestimmt!“
Krums Stimme war stark und tief, „Ich nicht teile Ihr Vorurteil!“
„Viktor, mäßige dich!“ polterte Karkaroff.
Ăśberrascht hielt ich meine Hand ĂĽber meinen Mund, denn erst jetzt wurde mir bewusst, ĂĽber wen die Beiden ihren Disput hatten.
Krum war in der Bibliothek, weil er Interesse an mir hatte?
„Ich bin ruhig!“ erwiderte Krum, „Ich werde sie fragen zum Weihnachtsball. Sie werden nicht mich abhalten!“
Er will mich fragen?
Mich?
Ich schluckte schwer, und sah mich fragend um, ob noch eine weitere Person in der Bibliothek infrage kommen könnte. Mein Rundumblick blieb erfolglos.
Also begannen die Mühlen in meinem Kopf zu mahlen, und ich war mir sofort sicher, dass ich Ja sagen würde, wenn…
Ich könnte die internationalen Beziehungen pflegen, und ich könnte von eventuellen Missetaten gegen Harry erfahren.
„Du bringst Schande über Durmstrang!“ bellte Karkaroff.
„Nein. Sie haben angetan dass sich selbst!“ antwortete Krum mit ruhiger Stimme.
Karkaroff stöhnte und keuchte für einen kurzen Augenblick herrschte ein bedrohliches Schweigen, um nicht aufzufallen nahm ich ein Buch aus dem Regal, und lief mit langsamen Schritten auf einen freien Tisch zu.
Kurz bevor ich mich hinsetzte, riskierte ich einen weiteren Blick mit meinen Adleraugen, Viktor Krum kam bereits auf mich zu gelaufen, Karkaroff war verschwunden.
„Entschuldigen Sie mich“, sagte Krum so weich, wie er wohl konnte.
„Oh … Hallo“, stotterte ich. Ein Wunder, dass überhaupt ein Laut über meine Lippen rutschte.
„Ich wollen sie, schon länger sprechen an“, sagte Krum in gebrochenem Englisch, und wirkte sogar ein wenig schüchtern dabei, „Sie schauen auf mich nicht, wie die anderen Mädchen es tun.“
„Oh gut … ich …“, ich stotterte immer noch.
Was meint er damit?
„Ich bin kommen hier … um sie … um zu fraken.“
Krum?
Ein internationaler Quidditch Star war zu schüchtern, um sich mir zu nähern?
Oh, wenn Ron das nur hören könnte.
Ich fragte mich, was er jetzt in diesem Moment denken wĂĽrde.
„Zu schüchtern?“ wisperte ich.
Er reichte mir ganz galant seine Hand, so was hatte ich noch nie erlebt.
„Mein Name ist Viktor Krum“, stellte er sich offiziell vor.
Ich rollte mit meinen Augen.
Wer wusste nicht, wer er war?
Er nahm meine Hand und schĂĽttelte sie.
Riesige, verschwitzte Hände.
„Was ist Ihr Name?“
„Hermine Granger“, meine Stimme zitterte nicht mehr so stark.
Krum nickte, und runzelte die Stirn.
„Hermy“, sagte er, „Die Zeitungen erzählen, dass Sie die Freundin von Harry Potter sind.“
„Hermine“, korrigierte ich die falsche Aussprache meines Namens, und spürte dabei die Hitze, die mein Gesicht ausstrahlte. „Die Zeitungen lügen“, fügte ich rasch hinzu.
Krum begann erleichtert zu Lächeln.
Das war sicher genau das, was er hören wollte.
„Gäben sie mir die Ähre mich auf den Ball zu begleiten?“ stellte er schließlich die Frage, die ich mir seit Wochen, von anderen Personen erhofft hatte.
„Was … Sie meinen, mit Ihnen hingehen?“ keuchte ich, und um sein schreckhaftes Gesicht zu beruhigen fügte ich rasch hinzu: „Viktor, ich würde sehr gerne mit ihnen zum Ball gehen!“
Krum verbeugte sich, und ich wusste nicht, was ich fĂĽhlen sollte.
Zum einen fĂĽhlte ich mich geschmeichelt, zum Anderen, wusste ich nicht, was ich meinen Freunden sagen sollte.
Aber sie sind doch selber schuld!
Vor Aufregung schluchzte ich in meine Hände, einige Töne drangen nach außen, und ich erschrak vor mir selbst.
Doch da war noch etwas, das meine Aufmerksamkeit weckte.
Ein leises Rascheln, das ich aber sofort zuordnen konnte.
Ein verschmitztes Lächeln huschte über mein Gesicht und ich rief: „Du kannst jetzt herauskommen!“
Völlig teilnahmslos dreinblickend, schlenderte Ginny hinter einem Bücherregal hervor, und pfiff unschuldig grinsend, zur Seite.
„Ich hatte Probleme ein Buch zu finden“, behauptete sie lässig.
„Das mit den Langohren?“
„Und wie geht es jetzt weiter?“
„Ginny Weasley, lässt sich so was natürlich nicht entgehen“, grinste ich, in Anbetracht ihrer Haustür, die in die Wohnung polterte, „jetzt müssen wir also nur noch dein Date finden.“
„Ich habe meinen Ballpartner“, erwähnte sie beiläufig, wirkte aber nicht wirklich glücklich, „vor ein paar Tagen, hatte ich noch Michael Corner abgesagt, in steter Hoffnung, aber vorhin habe ich das nicht mehr getan, die Zeit wird knapp … ich gehe mit Neville zum Ball.“
„Neville?“, staunte ich und nickte zustimmend und bewundernd, „wenigstens einer, der sich traut, da können sich unsere Knallköpfe eine Scheibe abschneiden.“
„Sie hatten Zeit genug“, verteidigte Ginny ihre Entscheidung, obwohl sie keinerlei Vorwürfe aus meinem Mund zu hören bekam.
Warum auch? – Schließlich hatte ich es ihr gleich getan.
Es folgte dieser bewusste Moment, der mich so dermaĂźen auf die Palme brachte, es war wenige Abende vor dem Ball, ich saĂź gemeinsam mit Ginny im Gemeinschaftsraum.
Wir beratschlagten unser Outfit, weder Harry noch Ron waren zu sehen.
„Wo sind sie denn?“ fragte Ginny, mitten bei der Auswahl der Schuhe.
„Kann uns eigentlich egal sein“, sagte ich abfällig, „sie haben uns bis heute nicht gefragt, also ihr Problem … wahrscheinlich versucht Ron gerade Harry zu fragen, ob er ihn zum Ball begleitet, der Idiot hat doch bis heute noch nicht bemerkt, dass ich fraulich geworden bin, dass ich eine Brust bekommen habe …“.
„…und Harry sucht wahrscheinlich immer noch, nach einer Chance, diese dumme Kuh, Cho anzusprechen, wahrscheinlich nuschelt er vor Aufregung, wie bei seinem Ausflug mit dem Flohnetzwerk, und landet dabei statt bei Cho, bei Eloise Midgeon, oder er schreit sie vor lauter Aufregung an.“
„Psst…“, gebot ich Ginny zur Ruhe, da aufgebracht ihre Stimme anschwoll.
Meine Augen hatten aber auch Ron erblickt, der in den Gemeinschaftsraum schwankte, und sehr neben sich zu stehen schien.
Seine Augen waren seltsam verdreht, sein Gesicht wirkte gelähmt, und er schwankte, als wäre er betrunken.
„Was ist los?“ fragte Ginny.
„Hätte ich das nur nicht getan ...“, murmelte Ron, es klang, als würde er in einer fremden Sprache sprechen.
„Was?“ fragte Ginny ungeduldig, und trommelte ungeduldig mir ihren Fingern auf den Tisch.
„Ich habe gerade Fleur Delacour gefragt, ob sie mit mir zum Ball gehen will ...“.
Mir fiel vor Schreck ein Buch aus der Hand, das mein KĂĽrbissaftglas umstieĂź, und die FlĂĽssigkeit, ĂĽber meine Robe verteilte.
Mit meinem Zauberstab, trocknete ich mich schnell wieder, und starrte mit offenem Mund auf Ron und seine Schwester.
UnbegrĂĽndete Wut stieg in mir auf.
Ron hatte Fleur gefragt, und nicht mich!
Gut, eigentlich hätte ich ja keinen Grund mich aufzuregen, denn ich hatte ja einen Ballpartner, aber wenn Ron mich gefragt hätte ... aufrichtig gefragt hätte, dann...
Nein, ich hätte es nicht übers Herz gebracht, Viktor abzusagen.
Ginny tätschelte überrascht, und wissbegierig seinen Arm.
„Und was hat sie gesagt?“ löcherte sie weiter.
„Ich weiß nicht was mich da geritten hat“, nuschelte ihr völlig zerstreuter Bruder.
„Was hat sie gesagt?“ wiederholte Ginny.
„Nichts, sie hat mich nur angeschaut...“
Ginnys Backen blähten sich auf, ich bin mir sicher, dass sie extreme Schwierigkeiten hatte, nicht laut heraus zu prusten, stattdessen tätschelte sie immer weiter Rons Arm.
Harry betrat den Gemeinschaftsraum und sah sich fragend um.
„Was gibt’s Ron?“ fragte er, und sah in Ginnys grinsendes Gesicht.
Ron hob den Kopf, glĂĽhend rot im Gesicht und einem Ausdruck von blindem Entsetzen in den Augen.
„Warum habe ich das nur getan?“ stieß er wütend hervor.
Ja, warum hast du das getan, du Idiot!
„Ich weiß nicht was in mich gefahren ist!“
Ich kann es mir schon denken, bei einem IQ von null Komma drei!
„Was denn?“ fragte Harry, jetzt mit dem gleichen ungeduldigen Ton, wie kurz zuvor Ginny.
„Er ... ähm ... er hat eben Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen will!“ mischte sich Ginny ein, und betonte extrem auffällig, die letzten sechs Worte.
Mit ihm zum Ball gehen will!
Sie sprach mir damit aus dem Herzen, diese beiden Trottel sollten unsere Enttäuschung spüren!
„Du hast was?“ schrie Harry entsetzt.
„Ich weiß nicht, was mich da geritten hat!“ keuchte Ron erneut.
Die Blödheit hat das Kamel geritten!
„Was war mit mir los?“ stöhnte er weiter, „Da waren Leute ... überall ... ich muss verrückt geworden sein ... und alle haben zugesehen!“
Geschieht dir Recht, du Hornochse!
„Es war in der Eingangshalle, sie stand da und unterhielt sich mit Diggory, und ich bin nur so an ihr vorbeigegangen...“
Ach ja, nur so?
Das ist das erste pubertäre Hormon, du Idiot!
„...da hat es mich gepackt ... und ich hab sie gefragt!“
Ja, ja, so ist das, wenn die einzige Hirnzelle, in die Hose rutscht, und aktiv wird!
Es hat ihn gepackt!
Wer weiĂź, wer ihn da wirklich gepackt hat, vielleicht stand Snape hinter ihm, und lacht sich jetzt noch ĂĽber seinen Streich, kaputt!
Sich schämend, schlug Ron seine Hände vors Gesicht, und so waren seine weitern Worte nur sehr schwer zu verstehen.
Ja!
Schäm dich, ein anständiges Mädchen wie mich, zu übersehen!
Na warte!
„Sie hat mich angeschaut, als wäre ich eine Meeresschnecke oder so was“, nuschelte Ron.
Meeresschnecke?
Riesenrindvieh, wäre angebrachter!
„Hat nicht geantwortet, und dann ich weiß nicht ... dann bin ich wohl wieder zu mir gekommen und bin abgehauen.“
Wer weiĂź, was der Knallfrosch wirklich zu ihr gesagt hat?
Willdumitmichzumballaballagehn?
Knallfroschsprache eben!
Idiot!
„Sie hat was von einer Veela!“ versuchte ihn Harry zu trösten. „Du hattest Recht, ihre Großmutter war eine. Es war nicht dein Fehler, ich wette, du bist in dem Moment an ihr vorbeigegangen, als sie Diggory mit ihrem unheimlichen Charme besprühte, und du hast was davon abbekommen, aber das hat ihr nichts genützt...“.
Charme?
Dass ich nicht lache, diese Schnepfe soll Charme besitzen?
Okay, fĂĽr das eine Hormon von Ron reicht es vielleicht!
„... Er geht mit Cho Chang!“
Ron sah auf, und noch jemand blickte erschrocken auf.
Ginny hörte ruckartig auf, den Arm ihres Bruders zu tätscheln, und sah völlig verstört zu Harry und dann zu mir. Ihre Augen waren so weit aufgerissen, dass sie fast aus ihren Höhlen rutschten.
„Ich habe sie eben noch gefragt, ob sie mit mir kommen will“, sagte Harry traurig, und blickte dabei Ginny an, die aufgehört hatte zu lächeln, und auf deren Gesicht ein unbestimmter Ausdruck lag.
Wut und Enttäuschung, nur über wen?
Ich glaube fast, sie war wĂĽtend ĂĽber sich selbst, weil sie nicht abwarten konnte.
Aber konnte man das wissen, es war so lange Zeit, in der die beiden Idioten uns hätten fragen können.
„Sind wir kleine dumme Mädchen?“ flüsterte sie mir zu, so dass nur ich es hören konnte.
„Hör mir nur auf damit“, hauchte ich zurück, „wir sind keine dummen Mädchen ... wir trauern über dumme Jungs!“
„Das ist doch verrückt“, sagte Ron, „jetzt sind wir die Einzigen, die niemanden haben.“
Selber schuld!
Nur komisch, dass Ginny ein ähnlich trauriges Gesicht aufgelegt hatte, wie ich, trotz verhöhnender Gedanken.
„Na ja“, sprach Ron weiter, „außer Neville ... Hey ... rat mal, wen er gefragt hat! Hermine!“
Woher...? ich war verwirrt.
„Wie bitte?“ auch Harry wirkte verwirrt.
„Ja stimmt!“ sagte Ron und fing an zu lachen, „er hat es mir nach Zaubertränke gesagt! Sie sei ja immer so nett zu ihm gewesen, hätte ihm bei den Hausaufgaben geholfen und alles ... aber sie hätte gesagt, sie sei schon verabredet. Ha! Denkste! Sie wollte nur nicht mit Neville ... na ja, ich meine, wer will das schon?“
„Hört auf!“ schrie Ginny wütend und gereizt, „Lacht nicht...“
Harry wirkte immer noch verwirrt.
„Aber ich denke, Ginny ... Neville“, stotterte Harry, was Ginny nicht mitbekam, oder ignorierte und bei mir einen fassungslosen Blick verursachte.
„Alle gut aussehenden sind schon weg Ron?“ sagte ich energisch, „Eloise Midgeon sieht allmählich immer hübscher aus, oder?“
Ron hatte sie vor einigen Tagen noch verschmäht, wie gesagt, er suchte nur nach gut aussehenden Mädchen, und Eloise ... na ja, sie ist vielleicht wirklich, das unattraktivste Mädchen der Schule. Sie hatte laut den Erzählungen ihrer Hufflepuff – Mitschüler versucht ihre schlimme Akne mit katastrophalen Folgen magisch zu entfernen. Dabei war ganz entgegen ihrer Absicht auch eine andere Ausbeulung in ihrem Gesicht betroffen, nämlich die Nase, die fortan schief und krumm zu ihrem absurden Markenzeichen wurde.
„Nun, ich bin sicher, irgendwo findet ihr irgendeine, die euch haben will, und ja, Neville hatte Recht, er hatte mich gefragt, aber ich hatte schon ...“, erwähnte ich eindringlich.
„Hermine, Neville hatte wirklich Recht“, unterbrach mich Ron, und starrte mich von oben bis unten an, „du bist tatsächlich ein Mädchen...“
„Oh, gut beobachtet“, fauchte ich.
Was bildet sich dieser Idiot eigentlich ein?
Jetzt starrt er auch noch unverwandt, auf meine BrĂĽste!
Ich war kurz davor auszuholen, und ihm eine schallende Ohrfeige zu geben.
„Nun ja ...“, Ron blieb unbeeindruckt, sein Blick zu einem Lächeln gewandt, und immer noch auf meinen Brüsten klebend, „du kannst mit einem von uns gehen!“
„Nein, kann ich nicht!“ ich schrie so laut, dass Ron endlich zusammenzuckte, und den Blick empört auf Harry richtete.
„Ach, nun hab dich nicht so“, sagte er nach einem Blickwechsel mit Harry, indem ein Augenzwinkern zu erkennen war, „wir brauchen Partnerinnen, wie stehen wir denn da, wenn wir keine haben, alle anderen haben welche...“
„Ich kann nicht mit euch gehen!“
Ich betonte jedes Wort einzeln, damit es endlich auch dieser Idiot verstehen würde, „weil ich schon jemand habe.“
„Nein, hast du nicht“, erwiderte Ron, „das hast du nur gesagt, um Neville loszuwerden!“
„Aach, wie genau du das weißt!“ antwortete ich schnippisch und funkelte ihn mit meinen Augen an.
Das MaĂź war voll, endgĂĽltig.
So nicht mein Lieber!
Und nein, ihr werdet auch nicht erfahren, wer mein Partner sein wird.
Die Augen sollen euch Idioten herausfallen, wenn ihr es bemerkt!
„Nur weil ihr drei Jahre gebraucht habt, Ron, heißt das noch lange nicht, dass kein anderer bemerkt hat, dass ich ein Mädchen bin!“
„Schon gut, schon gut!“ wiegelte Ron mit starrem Blick ab, dass ich aber gleich darauf in ein erneutes Grinsen verwandelte, „schon gut, wir wissen, dass du ein Mädchen bist, ist es jetzt gut? Kommst du jetzt mit oder nicht?“
Harry drückte besorgt auf Ron’s Arm, scheinbar hatte Harry die Lage erkannt.
Ich wurde jetzt richtig zornig.
Will, oder kann dieser Depp, das nicht verstehen!
„Ich hab’s dir doch gesagt!“ empört, enttäuscht und wütend stand ich auf, und rannte, fluchtartig Richtung Mädchenschlafsaal, „ich geh mit einem anderen!“
„Und wer soll das sein?“ rief er laut hinter mir her.
„Sie lügt!“ hörte ich ihn noch sagen.
„Tut sie nicht!“ sagte Ginny.
„Und wer soll es denn sein?“ fragte Ron mit scharfem Ton, scheinbar, wollte er Ginny einschüchtern.
„Das erzähl ich dir nicht, es ist ihre Angelegenheit!“
Schnaufend wie eine wütende Dampfwalze blieb ich am Ende des Treppenaufganges zu den Mädchenschlafräumen stehen.
„Na schön!“ Ron wollte nicht aufgeben, „das wird mir allmählich zu dumm. Ginny, du kannst mit Harry gehen...“.
„Das geht nicht“, antwortete die immer schwächer werdende Stimme von Ginny, „ich gehe mit Neville, er hat mich gefragt, als Hermine nein gesagt hat, und ich dachte ... wisst ihr ... ich würde sonst nicht mitkommen können, ich bin doch noch nicht in der vierten Klasse...“
Nachdem sich die Drei, Jeder in eine andere Richtung, verzogen hatten, begab ich mich wieder nachdenklich in den Gemeinschaftsraum zurück, und ließ mich erschöpft, zornig, wütend, enttäuscht und den Tränen nahe, in einem Sessel, in einer dunklen Ecke nieder...
Tja, der gute, alte Ron, schien doch langsam auf den Geschmack zu kommen.
Am nächsten Morgen hatten wir uns alle, wieder etwas beruhigt, lediglich Ron wirkte nervös und durcheinander.
Fortlaufend fragte er mich, „Hermine – mit wem gehst du zum Ball?“
Diese Frage schien ihn wirklich zu plagen, ich lieĂź mich aber nicht ĂĽberrumpeln.
Stattdessen verblĂĽffte er mich, mit einer weiteren neuen Erkenntnis.
„Hermine?“
Nein ich sage dir nicht..., wollte ich gerade antworten, als ich bemerkte wie er bei meinem Lachen, seine Stirn runzelte.
Er fixierte mich von der Seite, „deine Zähne...“, grunzte er.
„Was ist damit?“ fragte ich unschuldig.
Ich wollte etwas hören, und zwar von ihm!
Etwas Neues.
Neue Erkenntnisse...
„Na ja, sie sind anders ... fällt mir gerade auf ...“.
Rons zweites Hormon!
„Natürlich ... hast du geglaubt, ich behalte diese Beißer, die mir Malfoy verpasst hat?“
„Nein“, korrigierte Ron, ich musste ein Lachen unterdrücken, „... ich meine ... sie sehen auch anders aus, als sie waren, bevor er dich mit diesem Fluch belegt hat ... sie sind alle ... regelmäßig und ... nicht mehr zu groß!“
Vorher?
Es trieb mich jetzt doch zu einem Staunen, und das Lachen, konnte ich auch nicht mehr verhindern.
Hatte er wirklich vorher gesagt?
Gibt es dieses neue zweite Hormon doch schon länger?
Mein Lachen wirkte ansteckend, zumindest verbreiterte sich jetzt auch Harrys Mund, aber er sagte nichts, was Ron in Verlegenheit gebracht hätte.
„Warum habe ich nur nicht abgewartet?“
Ginny fasste das Problem völlig richtig auf.
„Warum musste ich gerade jetzt das Date mit Neville schon haben?“ jammerte sie, „so lange habe ich darauf gewartet, und jetzt?“
„Komm Ginny, er hatte genügend Zeit, genau, wie Ron!“
In wenigen Minuten sollte der Ball beginnen.
Ginny und ich halfen uns gegenseitig, beim Styling fĂĽr den Ball.
Meine Haare wirkten überhaupt nicht mehr buschig, sondern geschmeidig und glänzend.
In meinem Nacken verschlangen sich meine Haare zu einem eleganten Knoten, mindestens zehn Tuben Seidenglatts Haargel, hatte Ginny in meine Haare massiert.
Aber das Ergebnis schien sich sehen zu lassen, Ginny pfiff anerkennend.
Ich trug den Traum in Blau, den ich mir in den Sommerferien, zusammen mit Mom herausgesucht hatte, ĂĽber dem Stuhl hing noch ein Umhang aus einem immergrĂĽn-blauen Stoff.
Ginny war immer noch nicht einzukriegen, scheinbar machte ihr der bevorstehende Ball, und das GefĂĽhl, Harry verpasst zu haben, doch sichtlich zu schaffen.
„Dann musste mein idiotischer Bruder mich auch noch anbieten, als ob er über mich bestimmen könnte, und das an Harry“, jammerte sie weiter.
„Aber du hättest nicht Nein gesagt, wenn...“
„Natürlich nicht ... Harry...“, ihre Augen entfernten sich aus diesem Raum, eindeutig sah sie etwas Anderes, etwas das nicht in diesem Raum war, und das grüne Augen, schwarze Haare, und eine Narbe auf der Stirn hatte.
„Und ich weiß, Harry hätte es gemacht und wäre bereit gewesen, mich zu fragen. Ich weiß das, weil ich es an seinen Augen ablesen konnte.“
Sie murmelte weiter vor sich hin, „wie viel Spaß hätten wir haben können, und es hätte eine schöne Zeit werden können ... ich hätte ihm Cho ausgetrieben ... vielleicht hätte ich doch Neville absagen sollen?“
„Schäm dich!“ brachte ich sie in die Realität zurück, „so was auch nur zu denken!“
Ich hatte beschlossen, das Streitgespräch zwischen Harry und mir, bezüglich Ginny, für mich zu behalten, sie hätte sich nur noch größerer Vorwürfe gemacht, wenn sie gewusst hätte, dass Harry sie wirklich fragen wollte, schon bevor Ron sie angeboten hatte...
Was wäre gewesen, wenn ich es ihr gesagt hätte?
Wären sie schon früher ein Paar geworden?
Habe ich dadurch vielleicht sogar den Plan gerettet?
Oder habe ich sie dadurch direkt in die Arme, eines Anderen getrieben?
War es am Ende meine Schuld, dass Ginny mit Michael Corner anbändelte?
„Hermine? – Wird er mich jemals bemerken?“
Das hat er schon...
Anstatt ihr die Wahrheit zu sagen, lächelte ich nur und zuckte mit den Achseln.
„Er hat im Moment Cho im Kopf“, es war nicht gelogen, sondern lediglich eine Teilewahrheit.
Er hatte Cho UND Ginny im Kopf!
„Und deswegen, sieht er dich im Moment nicht so, wie er es vielleicht sollte.“
„Er weiß, wer ich bin!“ sagte sie bestimmt.
„Natürlich weiß er das, aber du hast immer noch zu viel Angst, du selbst vor ihm zu sein!“
Sie sah mich nachdenklich an.
„Du bist genau das, was dieser Junge in seinem Leben braucht, aber alles was er sieht, ist
die scheue, stotternde, kleine Schwester seines besten Freundes, auch wenn du ihm schon das Gegenteil bewiesen hast. Wenn du dich mehr entspannen würdest und mehr du selbst, würde er es sehen, aber du musst aufhören, auf ihn zu warten, um zufällig bemerkt zu werden, und anfangen, mehr dich um dich selbst zu kümmern, treffe dich mit anderen Jungs, werde selbstbewusster in seiner Gegenwart, verdrehe ihm den Kopf, aber verliere nie die Hoffnung und deine Prinzipien aus den Augen, ihr seid füreinander bestimmt, wenn du ihn wirklich liebst, musst du ... ihr, euch Zeit geben, er muss dich bemerken, er muss das bemerken, was du für ihn tust, und schon getan hast ... Mach ihn Eifersüchtig“.
Ginny lieĂź sich meine Worte durch den Kopf gehen.
Hätte ich es nicht sagen sollen, und stattdessen doch, dass er sie fragen wollte?
War am Ende, ich an allem Schuld, an allem was die späte Liebe zu Harry betrifft?
Habe ich sie in die Arme von Anderen getrieben?
Wollte ich das am Ende sogar, um selber…
Nein, zu diesem Zeitpunkt spukte Harry definitiv nicht in meinem Kopf herum, jedenfalls nicht so, wie er bei Ginny integriert war.
„Ich könnte ihn aber auch ganz verlieren...“.
„Daran glaube ich nicht, auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, vielleicht sogar Jahre ... Sei für ihn da, wenn er Hilfe braucht, und lasse aber nicht dein Leben außer Acht. Wenn du ... ihr euch wirklich liebt, dann werdet ihr den richtigen Augenblick bemerken, und irgendwie ist die Zeit bis dahin, ja auch eine gemeinsame Zeit, fast so wie ein heimliches Paar, dass nur noch nichts davon weiß – und jetzt lass uns da raus gehen, und Spaß haben!“
Noch einmal stoppte ich an der TĂĽr zu meinem Schlafraum.
„Wo steckt Hermine?“ hörte ich Ron rufen.
Ginny ging mit versteinerter Miene auf Neville zu, ich vermutete Harry war auch noch im Raum.
Sie trug ein fĂĽr Zauberer relativ modernes, rotes Kleid, das sehr viel von ihrem nackten RĂĽcken zeigte, und perfekt auf ihr Haar abgestimmt war.
Na ja, dachte ich gehässig, sollen diese beiden Idioten ruhig merken, was sie verpassen.
Nach etwa fĂĽnf Minuten Wartezeit machte ich mich auf den Weg in die groĂźe Halle.
Viktor erwartete mich bereits sehnsĂĽchtig.
„’Ermy“, begrüßte er mich galant, mit einer Verneigung und einem Handkuss, „du sehen bezaubernd aus.“
„Du aber auch Viktor“, bedankte ich mich.
Karkaroff rĂĽmpfte seine Nase.
Viktor, der es bemerkte, fragte rasch, „wollen wir?“
„Auf in den Kampf“, murmelte ich und nickte ihm zu.
Mit zitternden Knien und Gänsehaut vor Aufregung wartete ich mit Viktor am Arm vor dem Eichenportal der Eingangshalle.
Direkt hinter uns wurde ein StĂĽck des Rasens in eine Art Grotte voller Lichterfeen verwandelt, hunderte von echten Feen saĂźen in den RosenbĂĽschen, in der Mitte wurde ein steinerner Weihnachtsmann mit Rentier positioniert.
Erst als alle Durmstrang – Schüler sich hinter uns eingereiht hatten, öffnete sich die Pforte.
Ich schloss fĂĽr einen kurzen Moment die Augen, atmete tief durch, dann nickte ich Viktor zu und wir marschierten los, als Gefolge von Karkaroff.
Meine Augen waren unentwegt auf der Suche nach meinen Freunden, neugierig, wie sie reagieren würden schaute ich durch die Reihen der vielen Köpfe, die alle in unsere Richtung starrten.
Noch konnte ich keinen meiner Freunde erkennen.
Die Neugier lag rein auf ihrem Gesichtsausdruck, wenn sie den Mann an meiner Seite wahrnehmen.
Viktor wird ihnen hoffentlich einen Schock fĂĽr die Zukunft bereiten, vielleicht wird dieser Schritt sogar lehr- und hilfreich sein, ganz egal fĂĽr wen.
Dann sah ich Parvati, die über das ganze Gesicht strahlte, und neben ihr Harry, der es mir gleich tat, und über die Köpfe hinweg spähte.
Auf der Suche nach mir?
Selber schuld!
„Die Champions hierher bitte!“
Professor McGonagalls kräftige Stimme schallte durch die Halle.
Die Menge teilte sich, um eine Gasse fĂĽr die vier Paare zu bilden. Staunende, gaffende Blicke wurden uns zuteil.
Die Professorin wies uns an, rechts von der Tür des Ballsaales zu warten, während die anderen Schüler aufgefordert wurden in den Ballsaal zu gehen. Die Meute gehorchte der sonoren Stimme und strömte in den Saal.
Als sich die Reihen lichteten, hatten Harrys Augen endlich ihre Suche erfolgreich abschließen können.
Sein Mund klappte auf.
„Hallo Harry – Hallo Parvati“, lachte ich ihnen zu.
Parvati gaffte mich unverwandt an, doch Harry begann sich zu erholen, er lächelte.
„Du siehst toll aus“, flüsterte er mir zu, und ich vergab ihm mit vier Worten all seine Sünden.
Die letzten Paare liefen an uns vorbei, darunter auch Viktors Fanclub, die Mädchen aus der Bibliothek, die mich mit tödlichen Blicken einzuschüchtern versuchten.
Doch die Ignoranz von Viktor, und Harrys strahlendes Gesicht stärkten mein Selbstvertrauen.
Pansy Parkinsons Mund stand offen, selbst Malfoy an ihrem Arm, brachte keine Bemerkung oder Beleidigung ĂĽber die Lippen.
Lediglich mein anderer Freund strafte mich mit Missachtung, Ron würdigte mich keines Blickes, lief schnurstracks und hochnäsig an mir vorbei, und starrte zudem in die andere Richtung.
Seine Begleiterin Padma, zerrte er missmutig hinter sich her.
Unter allgemeinem Beifall betraten wir schließlich, als Letzte, oder besser als die Eröffner, die große Halle.
Paarweise aufgereiht, hinter McGonagall schwebten wir durch den Saal, hinauf zu einem groĂźen Tisch auf einem Podium, an dem bereits die Richter des Trimagischen Turnies Platz genommen hatten.
Die Wände waren mit funkelnden Eiskristallen geschmückt. Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu überwucherten die Decke. Die Haustische mussten vielen kleineren Tischen mit Lampions weichen, an denen jeweils fünf oder sechs Paare Platz fanden.
Am Tisch angekommen, wurde Harry von Percy in Empfang genommen.
Wie sich herausstellte, war Percy anstelle seines erkrankten Chefs, Mr. Crouch anwesend, angeblich fühlt er sich seit der Quidditch – WM unwohl.
Zunächst konnte ich nur staunend dabei sitzen, und über die vielen Köpfe hinwegsehen, ohne bestimmte Personen ins Auge zu fassen.
Trotz der vielen Augen, die auch auf mir ruhten fĂĽhlte ich mich gut, wie lange nicht mehr. Auch wenn keiner meiner Freunde zu meinem Begleiter wurde, so saĂź ich doch zumindest mit Harry an einem Tisch und fĂĽhlte mich akzeptiert.
FĂĽr Harry und Ron muss es extrem hart geworden sein, die Champions - Paare wirkten regelrecht provozierend.
Mitleid? – keine Spur!
Harry musste an einem Tisch mit Cho sitzen, die Cedric als Partner gewählt hatte, noch schwerer war es wohl für Ron, Fleur, seine Wunschpartnerin mit Roger Davies zu sehen, und beide mussten mich mit Victor Krum ertragen, aber geschieht ihm völlig Recht!
Zu meiner Überraschung war Viktor sehr gesellig und gesprächig, nur bei der Aussprache meines Namens musste ich ihm, kräftig Nachhilfe geben.
„Her – mie - ne“, wiederholte ich mehrmals langsam und deutlich.
„Her – minne“, oder „’Er – min“, war so ziemlich alles was er zustande brachte.
„Wird schon“, flüsterte ich, und fing einen grinsenden Blick von Harry ein.
Nach dem Dinner, öffnete sich der Vorhang an der Bühne.
Ein Schlagzeug, mehrere Gitarren, Dudelsäcke, Mikrofone und ein Cello kamen zum Vorschein.
Die Menge begann rhythmisch zu klatschen, bis die Schicksalsschwestern auf die BĂĽhne gestĂĽrmt kamen, und ihre Instrumente aufnahmen.
Harry wurde immer kleiner in seinem Sitz.
Tja, da musst du jetzt durch! Grinste ich.
„Komm mit“, zischte auch schon Parvati, und zerrte Harry auch noch als Ersten auf die Tanzfläche.
Victor verneigte sich galant vor mir und reichte mir seinen Arm, bevor er mich auf die Tanzfläche entführte.
Ein langsamer Walzer.
Eigentlich doch perfekt, fĂĽr einen Tanzmuffel, wie Harry, der sich immer wieder peinlich berĂĽhrt umblickte.
Das war es aber mit meiner Aufmerksamkeit fĂĽr Harry.
Ich konzentrierte mich jetzt auf Viktor, der meine Hände packte, eine zu seiner starken Schulter führte, und die andere fest in der Seinigen hielt.
Wir begannen uns im Rhythmus der Musik zu drehen.
Anfänglich langsam und vorsichtig, doch von Drehung zu Drehung wurde ich mutiger.
Schon nach wenigen Augenblicken, war die Tanzfläche überfüllt.
Die Musik wurde schneller und intensiver, doch Viktor war ein großartiger Tänzer.
Er führte mich elegant, und ohne größere Probleme durch jedes Rhythmusänderung.
Gelegentlich schaute ich mich bei den Drehungen auch wieder um, keine Spur von Verkrampfung mehr spürend, dabei erkannte ich Ginny, die ein schmerzverzerrtes Gesicht aufwies, Neville tappte ihr andauernd auf die Füße. Mad-Eye Moody tanzte mit Professor Sinistra an uns vorbei, die immer wieder nervös, seinem Holzbein ausweichen musste.
Harry konnte ich nirgends auf der Tanzfläche finden, und Ron, so meine Vermutung, war wohl gar nicht erst darauf erschienen.
Vielleicht ist er ja ins Koma gefallen, als er mich mit Viktor tanzen sah, geschieht ihm recht!
Ein paar Minuten und einige Drehungen später erblickte ich ihn doch.
Mit einem griesgrämigen Blick, saß er vollkommen allein mit Padma an einem Tisch, sie machte einen sehr gelangweilten Eindruck. Zumindest sah sich mehrfach hilfesuchend um.
Fast hätte er mir sogar Leid getan.
Dennoch, selber schuld!
Das war doch Parvati? Dachte ich einige Augenblicke später.
Und tatsächlich, Parvati tanzte vergnügt mit einem Jungen aus Beauxbatons.
Dann ist Harry bestimmt...
Und so war es auch.
Mein Blick fiel zurĂĽck an den Tisch, an dem zuvor Ron erkannte, und an dem die Jungs nun alleine, mit gelangweiltem Blick saĂźen.
Harrys Augen waren auf Cho und Cedric gerichtet, während Ron finster zu mir und Viktor starrte.
„Können wir eine kurze Pause einlegen, Viktor, ich könnte etwas zu Trinken brauchen?“
„Kein Problem, ich bin gleich zurück“, antwortete er.
Seinen fragenden Blick beantwortete ich mit: „Das Gleiche, was du trinken möchtest.“
Völlig außer Atem und überhitzt lief ich daraufhin, in Richtung meiner gelangweilten Freunde, fächelte mir mit meiner Hand, frische Luft zu und setzte mich neben Harry, auf einen freien Stuhl.
„Hallo“, begrüßte er mich.
Ron sagte kein Wort.
„Heiß hier drin, nicht wahr?“
Ich war um Konversation bemüht, die Situation lief Gefahr, unheimlich peinlich zu werden, „Viktor holt uns eben was zu trinken.“
Ron wandte mir sein Gesicht zu mich traf ein vernichtender Blick, „Viktor?“ sagte er abfällig, „du darfst ihn noch nicht Vicky nennen?“
Damit hatte ich nicht gerechnet.
Nach dem angenehmen Nachmittag war ich jetzt ĂĽber dieses ekelhafte Verhalten ĂĽberrascht.
„Was ist los mit dir?“
„Wenn du das nicht weißt, dann sag ich’s dir auch nicht!“ fauchte Ron, und sein Blick verflüchtete sich. Am anderen Ende erkannte ich Fleur.
Ahnungslos starrte ich erst ihn, dann Harry, der mit den Achseln zuckte, an. „Ron, was...?“
„Er ist aus Durmstrang! Er kämpft gegen Harry! Gegen Hogwarts! Du verbündest dich mit dem Feind!“
AusflĂĽchte, nichts als AusflĂĽchte, um die eigene Eifersucht zu ĂĽberspielen!
„Du hast sie doch nicht mehr alle!“ stieß ich fassungslos hervor, und suchte in Harrys Blicken nach Hilfe, aber seine Augen waren auch weiter gewandert. – Cho Chang, das Biest.
„Mit dem Feind! Jetzt mach aber mal halblang, wer war denn so aufgeregt, als Krum hier ankam? Wer wollte unbedingt ein Autogramm von ihm? Wer hat ein Krum – Püppchen oben im Schlafsaal?“
Damit hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen, trotz einem erschrockenen Zucken seines Körpers, überging er diesen Punkt völlig, von Harry habe ich später erfahren, dass Ron an diesem Püppchen, wohl noch in der gleichen Nacht, seine Wut ausgelassen hatte.
Zumindest, so Harry fand er morgens neben seinem Bett, die GliedmaĂźen dieser Puppe.
„Ich nehm’ an, er hat dich gefragt, ob du mit ihm zum Ball gehen willst, als ihr oben in der Bibliothek alleine wart?“
„Ja, allerdings“, ich fragte mich was er mit dieser Frage bezweckte.
Worauf will er hinaus?
Mir wurde es unbehaglich, mein Gesicht begann wieder zu glĂĽhen.
„Und wie ist es passiert ... hast wohl versucht, ihn auf Belfer heiß zu machen?“
„Nein, hab ich nicht! Wenn du’s wirklich wissen willst – er sagte, er wäre jeden Tag in die Bibliothek gekommen, um mal mit mir zu sprechen, und dann hätte er immer den Mut verloren!“
Ron stutzte, grinste und wurde gehässig, „Ja - schön, das hat er dir erzählt?“
„Und was soll das wieder heißen?“
„Ist doch klar, oder? Er ist der Schüler von Karkaroff. Er weiß, mit wem du so oft zusammen bist ... er versucht doch nur näher an Harry heranzukommen – einiges über ihn zu erfahren – oder ihm so nahe zu kommen, dass er ihn verhexen kann...“
Rons Worte verfehlten nicht ihre Wirkung, es war wie eine schallende Ohrfeige.
Könnte Ron, damit Recht haben?
Harry könnte ruhig auch mal was sagen!
Doch Harry blickte starr an mir vorbei, er hatte von unserem Gespräche kaum etwas mitbekommen.
Bevor ich Ron antworten konnte, folgte ich Harrys Blick, seine Augen waren zu Ginny gewandert, die den Tanzpartner gewechselt hatte, und jetzt mit Michael Corner tanzte.
„Nur um das zu klären“, drehte ich mich wieder zu Ron, „er hat mir nicht eine Frage über Harry gestellt, nicht eine...“
Ron wechselte erneut die Richtung, „dann hofft er, dass du ihm hilfst, sein Eierrätsel zu lösen!“
Er suchte eindeutig nach Gründen, um seine Enttäuschung, vielleicht sogar Eifersucht auf unfaire Art zu überspielen.
„Sicher habt ihr bei diesen traulichen kleinen Bibliothekstreffen die Köpfe zusammengesteckt ...“
Ich hatte Recht!
„Ich würde ihm nie und nimmer helfen, das Eierrätsel zu lösen!“ widersprach ich, empört.
„Niemals! Wie kannst du nur so was sagen – ich will, dass Harry das Turnier gewinnt“.
Mein Blick wanderte wieder zu Harry, „Das weißt du doch, Harry, oder?“
„Komische Art, das zu zeigen!“ antwortete Ron höhnisch.
Harry reagierte immer noch nicht.
„Der Sinn dieses ganzen Turniers soll es doch sein, Zauberer aus anderen Ländern kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen!“
„Blödsinn“, rief Ron, „es geht allein ums Gewinnen“.
Unsere lauter werdenden Stimmen, lieĂźen jetzt auch Harry aufmerksamer werden.
„Ron“, meldete sich Harry zum ersten Mal zum Wort, „mir macht es nichts aus, dass Hermine mit Krum gekommen ist...“
„Warum läufst du Vicky nicht nach, er sucht dich sicher schon“, sagte Ron verbittert, nachdem sich sein bester Freund auch noch auf meine Seite stellte.
Ich kochte vor Wut, Harrys Worte überging er einfach! – Ich soll die Böse sein?
Nein, mein Lieber, so nicht. Wer hatte denn den Kopf die ganze Zeit im Sand stecken?
„Und nenn ihn nicht Vicky!“
Ich sprang auf, rannte über die Tanzfläche, vorbei an einer entgeistert schauenden Ginny, hinaus in die Vorhalle.
Dort hielt ich an, schnaufte schwer durch, und lehnte mich wĂĽtend gegen eine Statue.
„Er hatte alle Möglichkeiten mich zu fragen, jetzt ist er beleidigt und sauer, und verhält sich wie ein Kleinkind!“
„Er ist ein Kleinkind!“
Erschrocken drehte ich mich um.
Ginny war mir wohl gefolgt, sie sah mich besorgt an.
„Dein Bruder macht mich rasend!“ knurrte ich, „Ich verstehe nicht, warum er sich so darüber aufregt, dass ich mit Viktor hier bin, wenn er selbst mit mir gehen wollte, dann hätte er eben rechtzeitig seinen Arsch bewegen müssen, genug Möglichkeiten wären sicherlich vorhanden gewesen...“
„Immerhin, ein erstes Zeichen, dass er dich bemerkt“; antwortete Ginny, „ich weiß, das ist jetzt ein schwacher Trost, aber es kann auch Mut und Hoffnung machen, als hättest du die richtige Entscheidung getroffen, also höre auf dich über Ron zu ärgern, und genieße den Abend mit Viktor, habe einfach Spaß.“
„Und du?“ fragte ich, „du tanzt mit Michael Corner?“
„Er ist sehr charmant und hübsch, und er will...“, sie brach ab.
„Er will mit dir gehen?“ fragte ich aufgebracht.
„Gefragt hat er noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass er es will!“
„Und was stört dich daran, du klingst nicht überzeugt?“
Ginny schien zu ĂĽberlegen.
„Ich glaube du kennst den Grund“, dabei wagte sie einen Blick zurück in den Ballsaal, und obwohl ich keine bestimmte Person erkennen konnte, wusste ich, was sie meinte.
„Was wirst du tun, wenn er die Frage stellt?“
Dabei wollte ich ihr in die Augen sehen, also fĂĽhrte ich meine Rechte zu ihrem Kinn, und drehte ihr Gesicht in mein Antlitz.
Ich sah das, was ich sehen wollte.
Ginny runzelte die Stirn.
Sie war sich nicht sicher, weil sie nicht wusste, wie Harry reagieren wĂĽrde.
„Was wirst du tun, wenn dich Krum fragen sollte?“ beantworte sie meine Frage, mit einer überraschenden Gegenfrage.
Tja, was wĂĽrde ich sagen?
Überraschung meine Kleine, meine Antwort wäre ein ganz klares nein!
Eine Antwort konnte ich ihr nicht mehr geben, Viktor Krum hat uns strahlend eingeholt und stand mit zwei Gläsern Limonade an meiner Seite.
Bei meiner RĂĽckkehr im Ballsaal stellte ich ĂĽberrascht fest, dass der Tisch meiner Freunde verlassen war, auch sonst waren sie nirgends zu sehen.
Fast ununterbrochen tanzte ich mit Viktor, zumindest bis der Mitternachtsgong ertönte.
Die Schicksalsschwestern beendeten ihren Gig und Viktor wollte mit seinen Kameraden zurück auf das Durmstrang – Schiff.
Lächelnd und dankbar für den schönen Abend, hakte ich mich an seinem Arm ein und begleitete ihn, bis an den Steg des Schiffes.
Viktor verneigte sich galant vor mir.
„Ich hoff dir hat Abend so gut gefall, wie mir?“
„Es war wunderschön, Viktor“, antwortete ich ehrlich.
„Sähen wir uns ... morgen?“
„Ich denke, das lässt sich einrichten ... gegen Mittag in der Bibliothek?“
Viktor nickte mir zu. „Gute Nacht, Her – mi –nne!“
Ein flüchtiges Lächeln schlich über sein Gesicht, und mit einem vorsichtigen, unbedeutenden, kleinen Kuss auf meine Wange, kehrte er zurück auf sein Schiff.
Ganz in Gedanken an einen, doch noch schönen Abend kehrte ich in die Eingangshalle zurück.
Direkt neben dem Eichenportal, hörte ich ein leises, „nein, bitte noch nicht.“
Neugierig drehte ich mich um, hinter einer der Säulen erkannte ich, die mir wohlbekannten, roten Haare meiner Freundin, leicht verdeckt, von einem schwarzhaarigen Jungen, dessen Gesicht, gefährlich nahe dem Ihrigen gekommen war.
Ich setzte meinen Weg fort, vorbei an Harry und Ron, die seltsamerweise wieder an ihrem Stammplatz waren, ich würdigte sie nur mit einem kühlen Blick, und folgte der Marmortreppe aufwärts.
Auf halber Treppe hörte ich sie hinter mir tuscheln, sie folgten mir nach oben.
Dann rief jemand, „Hey ... Harry!“
Es war Cedric Diggory.
Harry hielt an, und Ron schien einfach weiter zu laufen.
Am Portraitloch hatte er mich eingeholt...
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