von rodriquez
In den nächsten Tagen vertrieben wir uns ausgelassen die Zeit.
Vorübergehend waren die schrecklichen Ereignisse während der Quidditch - Weltmeisterschaft aus unseren Gedanken verdrängt, vielleicht auch, weil keine weiteren Vorfälle bekannt wurden, und tatsächlich keine Verletzten gegeben hatte.
Ich ließ mich sogar dazu hinreißen, bei einem Quidditchspiel mitzumachen, trotz meines ominösen Traumes, aber bei fünf Mitspielern sollte ich keine Gefahr laufen in Verlegenheit zu geraten, und Spielverderber wollte ich auch keiner sein.
Harry, Ron und ich, gegen Charlie, Ginny und Bill.
Die Zwillinge waren in geheimer Mission beschäftigt, ich vermutete, dass sie ihr Geschäft vorantrieben. Tagelang waren sie überhaupt nicht zu sehen.
Dank Harrys beeindruckender Leistung haben wir sogar das Quidditch Spiel gewonnen, trotz der renommierten Gegner und ich musste zugeben, dass es sogar Spaß gemacht hatte, auch wenn ich natürlich eine absolute Niete war, und mehr schlecht, wie recht über den keinen Quidditch - Wurf kreiste.
Immerhin heimste ich ein lob von Harry ein, ob es Ernst gemeint war, weiß ich nicht, dennoch fühlte ich mich geschmeichelt und vor allen war ich stolz, trotz der Vorgeschichte mit dem Traum den inneren Schweinehund besiegen zu können.
Leider wurden diese Aktivitäten durch Regen eingeschränkt.
Wie überhaupt das Wetter immer schlechter wurde und sich für die Jahreszeit recht kühl präsentierte, fast hätte man von einer kommenden Eiszeit sprechen können.
Hoffentlich war das kein schlechtes Omen.
Mrs. Weasley nahm das schlechte Wetter zum Anlass, die schulischen Anschaffungen in der Winkelgasse alleine durchzuführen.
Allerdings gehe ich vielmehr davon aus, dass sie das Wetter nur als Ausrede benutzt hatte, um dadurch ihre, seit der Weltmeisterschaft vorhandene innere Unruhe zu verstecken.
Fast schon panisch, registrierte ich, dass ich mich noch gar nicht auf das neue Jahr vorbereitet hatte, so nahm ich mir, dank des schlechten Wetters das Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 4 endlich zur Brust, und verkrümelte mich auf meinem Bett in Ginnys Zimmer.
Mr. Weasley und Percy waren kaum noch zu Hause, sie leisteten im Ministerium unzählige Überstunden: Etliche aufgebrachte Hexen und Zauberer beschwerten sich mit Heulern über die untauglichen Sicherheitsvorkehrungen bei der Weltmeisterschaft, einige Andere forderten Schadenersatz für ihre angeblich oder wirklich zerstörten Zelte. Es entstand der Eindruck, dass weniger Leute beunruhigt waren, als dass sie Profit daraus schlagen wollten.
Zeitungsreporter, allen voran Rita Kimmkorn schnüffelten im Ministerium nach weiteren Versäumnissen herum, dabei war sie auf die bis dahin geheim gehaltene Vermisstensache einer Bertha Jorkins gestoßen. Diese Entdeckung schlachtete sie jetzt aus und das Ministerium kam nicht gerade gut, dabei weg.
Harry wartete nach wie vor ungeduldig auf einen Antwortbrief von Sirius. Er erzählte uns, dass nach einem erneuten Traum wieder seine Narbe schmerzte. Wieder kam Voldemort und Wurmschwanz darin vor, aber noch eine weitere Person, deren Identität er nicht kannte.
Ich ging davon aus, dass es die Nacht war, in der ich ihn mit Ginny auf der Terrasse gesehen hatte.
Schließlich war es soweit, Packen war angesagt, die Fahrt ins neue Schuljahr stand unmittelbar bevor, beim Packen entdeckte Ron seinen „neuen“ Festumhang, einen scheußlichen braunen Samtumhang mit Spitzenbesatz und Rüschen. Bei der Anprobe kringelte sich Harry vor Lachen, und Ron verzog angewiderte sein Gesicht. Am liebsten hätte er das unanschauliche Kleidungsstück in den Müll geworfen, aber Mrs. Weasley erklärte uns, die Viertklässler müssten einen Festumhang mitbringen und sie habe im Second - Hand - Laden keinen Besseren gefunden.
Auch für Harry hatte sie einen Umhang besorgt, der aber erheblich angenehmer, als der von Ron ausfiel.
Im Gegenteil, er sah sogar richtig toll darin aus, ganz in einem Grünton gehalten, passend zu seinen Augen. Ein ungläubiges, aber verträumtes Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Im Kopf befanden sich Gedanken und Worte meiner Mom: „Du hast jetzt dein viertes Jahr in Hogwarts, richtig? - Dann sollten wir noch schnell ein Ballkleid für dich besorgen!“
Jedoch lag mein Hauptaugenmark auf dem letzten Satz meiner Mutter, einer Aussage, die schön für mich behielt, die Gesichter meiner Freunde wollte ich live sein, wenn es unmittelbar bekanntgegeben würde, und sie keine Möglichkeit mehr haben zu kneifen.
„In diesem Jahr darfst du offiziell am Weihnachtsball teilnehmen, und da muss meine Mine toll
aussehen, das wird ganz toll und du wirst viel tanzen“
Tanzen - O mein Gott, wenn die Beiden das wüssten. Köstlich, einfach herrlich.
Wer der Beiden mich wohl auffordert?
Ein empörtes Seufzen rutschte über meine Lippen, so dass mich mehrere Augen neugierig fixierten.
Ich winkte lächelnd ab, „nein, nein, nix…“.
Keiner wird mich auffordern, Eigeninitiative wird angesagt sein.
Bis auf Ginny widmeten alle ihre Aufmerksamkeit wieder den Festumhängen.
„Tanzen“, flüsterte ich in Ginnys Richtung. „Sie müssen dieses Jahr tanzen…“
Ginnys Augen fielen fast aus ihren Höhlen, und das Grinsen wurde immer breiter, „aber Pssssssst“, signalisierte ich mit meinem Zeigefinger auf dem Mund, „wir wollen ihnen doch den Spaß nicht jetzt schon verderben.“
„Nicht, dass sie sich Ausreden ausdenken…“, nickte Ginny frech grinsend.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, waren die Sommerferien endgültig vorbei.
Gemeinsam mit Ginny kam ich zum Frühstück in die Küche des Fuchsbaus, und stellte überrascht fest, dass sich Mr. Weasley schon wieder früh bereit machte, um ins Ministerium zu apparieren, und das obwohl er am Abend zuvor noch gar nicht zu hause war, als wir uns bettfertig gemacht hatten.
„Was ist denn nun wieder los?“ fragte ich Harry, der bereits Abreisefertig am Küchentisch lehnte.
„Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben, ein Flohpulvergespräch erlebt“, begann er zu erklären.
„Flohpulvergespräch?“ wiederholte ich skeptisch.
„Mr. Weasley kniete vor dem Küchenkamin, in dem ein Feuer loderte, inmitten der Flammen war etwas, wie ein großes, bärtiges Ei zu erkennen, und das konnte sprechen, ohne sich von den umherstriebenden Funken und den um seine Ohren züngelnden Flammen stören zu lassen. Das sah schon interessant aus…“, Harry schien beeindruckt, „es war Mr. Diggory, und er erwähnte etwas von einem Einbruch bei einem … Mad-Eye, oder so ähnlich.“
Bill und Charlie kamen in die Küche, „hat hier jemand was von Mad-Eye gesagt?“ fragte Bill, „was hat er jetzt schon wieder ausgefressen?“
„Er behauptet, jemand habe versucht, letzte Nacht in sein Haus einzubrechen“, sagte Mrs. Weasley beiläufig.
„Mad-Eye Moody?“ rief George, „ist das nicht dieser durchgeknallte…“
„Moody war zu seiner Zeit ein großer Zauberer“, erklärte Bill, und Charlie ergänzte, „er ist doch ein alter Freund von Dumbledore?“
„Auch Dumbledore ist ja nicht gerade das, was man normal nennen würde“, fügte einer der Zwillinge lächelnd hinzu.
„Wer ist denn nun Mad-Eye?“ fragte Harry.
„Früher hat er fürs Ministerium gearbeitet, heute ist er im Ruhestand“, erklärte Charlie, „ich hab ihn mal getroffen, als Dad mich zur Arbeit mitnahm, er war ein Auror … einer der besten … ein Jäger der schwarzen Magie.“
Drei Taxis aus der Welt der Muggel brachten uns nach Kings Cross.
Sie taten alle, um das was uns in diesem Jahr erwarten würde sehr geheimnisvoll, zum Glück hatte ich schon von Ginny erfahren, dass ein Trimagische Turnier stattfinden würde, und von Mom, dass ein Ball, ein Tanzabend auf uns wartet, den meine Freunde sicherlich äußerst euphorisch auffassen würden.
Vielleicht begleitet mich ja Ron … obwohl Harry mit seinem Anzug sich besser an meiner Seite machen würde, überhaupt wäre er mir als Begleiter am Liebsten, aber auf Harry hofft bestimmt schon Ginny…
Auf die eigentliche Frage, warum wir mit einem Muggelfahrzeug nach Kings Cross reisen mussten, bekamen wir keine Antwort. So blieben wieder einmal lediglich Spekulationen, aber was wäre sicherer, als direkt nach Kings Cross zu Apparieren? Oder zumindest mit Flohpulver London anzusteuern?
Die Taxifahrt ergab also keinen Sinn, und da wieder einmal meine Begleiter sehr müde waren, und bereits nach wenigen Metern die Augen geschlossen hatten, kreisten meine Gedanken um ein anderes, wichtiges Thema.
Ich wollte etwas im Auge behalten., bevor ich mich dieser Teilaufgabe zuwenden konnte, kontrollierte ich, ob Ginny ihre Augen geschlossen hatte, bevor sie wieder falsche Schlüsse aus eventuellen Blicken ziehen konnte, dann um an der Aufgabe zu arbeiten, musste ich gelegentliche Blicke auf meine Freunde riskieren.
Ginnys Augen waren geschlossen, ihr Mund weit geöffnet, ihre Brust bewegte sich gleichmäßig auf und ab. Gut so!
Beginnen wollte ich mit Ron, doch meine Augen suchten und fanden einen Anderen.
Der Andere lehnte mit der Schläfe am Seitenfenster des Taxis, atmete gleichmäßig, ähnlich wie Ginny, doch seine Augen standen offen und verfolgten den Verkehr auf den Straßen.
So ruhig, so verletzlich, so unschuldig, so vertraut.
Könnte das der Mann sein, den du dir an deiner Seite wünschst?
Ich würde zumindest nicht Nein sagen, wenn er mir eindeutige Avancen machen würde, und wenn gewisse Umstände nicht wären.
Aber es gibt keine eindeutigen Avancen, dafür aber gewisse, schwerwiegende Umstände. - Ginny - Ron - eine unbekannte Vergangenheit. Vor allem Letzteres war ein absolutes No Go. Doch hätten wir uns jetzt auf der Royal College of St. Peter in Westminster einem Gymnasium für Muggel kennengelernt, wer weiß…
Ron wirkt maskuliner, ist größer, erheblich größer, kräftiger, muskulöser, er konnte mich locker über irgendwelche Schwellen tragen, er ist aber auch ungepflegter, trotz der ewig ungekämmten Haare seines Vergleichpartners, er ist faul, und ein weiterer Negativpunkt, ist ohne ihn beleidigen zu wollen, die fehlende Intelligenz.
Wäre diese Brücke überhaupt zu überqueren, oder würde es schon an Eitelkeit scheitern?
Könnte sich Ron damit abfinden, einen intelligenteren Partner zu haben, und dem damit verbundenen Wissen ihm vielleicht nie das Wasser reichen zu können?
Außerdem gibt es da noch einen Punkt…
Just in dem Moment, wie auf Kommando kam ein ultralautes, undefinierbares Geräusch aus seinem weit offenstehenden Mund: „Schschschsch - KrrrrrrrKrn - ÖhhrrrrrK - Pfffffffffffffff“
Er schnarcht…
Meine ersten offiziellen Überlegungen brachten mich kein Stück weiter, und so musste ich erneut die Aussage: Ich muss das weiter beobachten, beherzigen.
Als ich meine Augen von Ron abwandte, bemerkte ich die offenstehenden Augen meiner Freundin, die aber keinerlei Aussagekraft hatten. Kein Zucken, kein Lächeln, keine Häme, keine spitze Bemerkung oder Geste, dafür bemerkte ich verbrannte Haut in meinem Gesicht. Ich hatte meine Augen nicht von Harry lassen können…
Später im Zugabteil hörten wir, wie Draco Malfoy nebenan erzählte, er sei nur seiner Mutter zuliebe nach Hogwarts gekommen. Sein Vater wollte ihn lieber in Durmstrang zur Schule schicken, wo auch Schwarze Magie unterrichtet würde. Crabbe und Goyle mischten sich ein, und machten abfällige Bemerkungen über Rons Vater, weil der nicht einmal Ron gegenüber erwähnt hatte, was an der Schule dieses Jahr los sei. Bestimmt erfahre ein kleines Licht wie Arthur Weasley nichts Wichtiges.
Der Ärger über Draco und seine Idioten war noch nicht verraucht, als meine Freunde immer neugieriger überlegten, was dieses Ereignis an der Schule denn sein könnte, über das sie bereits mehrfach irgendwelche Andeutungen mitbekommen hatten.
Unser Empfang in der Schule war feucht, sehr feucht, um es gelinde auszudrücken.
Da ich meine Informationsquelle nicht preisgeben wollte, schwieg ich, und ließ meine Freunde noch ein paar Stunden im Regen stehen. Sie werden es schon noch rechtzeitig erfahren, außerdem kenne ich die Bedeutung der Veranstaltung auch nicht, hätte sie also nur mit dem Namen Trimagisches Turnier bombardieren können. Ich hatte es verdrängt und tatsächlich vergessen darüber nachzuforschen.
Es goss wie aus Kübeln, als wir mit den pferdelosen Kutschen vom Bahnhof Hogsmeade zum Schloss gefahren wurden, selbst Hagrid, der uns zuwinkte, war in dem strömenden Regen nur aufgrund seiner Größe zu erkennen.
Nass und frierend bis auf die Halle errechten wir das Eingangsportal von Hogwarts, wo meine beiden Freunde noch in der Eingangshalle eine weitere kalte Dusche abbekamen, weil Peeves Wasserbomben auf sie und andere eintretende Schüler fallen ließ. Ginny hatte ich seit dem Einsteigen in den Hogwarts - Express nicht mehr gesehen.
Am Lehrertisch waren mehr Plätze als üblich frei.
Hagrid kämpfte sicherlich noch mit dem Wetter und den Erstklässlern, die er über den See bringen musste, McGonagall überwachte das Aufwischen der Eingangshalle, nach dem unrühmlichen Verhalten von Peeves, aber dennoch blieb ein weiterer Platz frei.
„Wo ist der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste?“ fragte ich Harry, der sich wohl gerade die gleiche Frage stellte, jedenfalls zählte er auch gerade, die Stühle am Tisch der Lehrer durch.
Nass und frierend verfolgten wir, wie der Sprechende Hut die Erstklässler ihren Häusern zuteilte, darunter Dennis Creevey der Bruder von Colin, der begeistert von der Fahrt über den See berichtete.
Endlich war die Auswahl zu Ende, Ron's Magen dröhnte bis zu meinem Stuhl und Professor Dumbledore gab endlich das Festmahl frei.
Der fast kopflose Nick sah traurig zu, wie wir unsere Teller beluden, „ihr habt Glück, dass es heute Abend überhaupt ein Festessen gibt“, sagte er beiläufig, „vorhin gab's nämlich Ärger in der Küche!“
„Warum? Wa'n paschiert?“ schmatzte Harry.
„Peeves natürlich“, Nick schüttelte seinen schwach befestigten Kopf, „der übliche Streit, ihr wisst schon, wollte beim Essen dabei sein, und das kommt überhaupt nicht in Frage, ungehobelter Kerl … Verwüstung und Chaos, überall lagen Töpfe und Pfannen herum, die ganze Küche schwamm in Suppe, hat die Hauselfen fast zu Tode erschreckt…“
„Hier gibt es Hauselfen?“ schrie ich entsetzt, und achtete nicht weiter auf ein umgestoßenes Glas, dessen Inhalt sich gerade über den Tisch ausbreitete.
„Hier in Hogwarts?“ ich glaubte mich verhört zu haben.
„Natürlich“, rief Nick, „mehr als in jedem anderen Haus Britanniens, glaub ich, über Hundert.“
„Ich habe noch nie welche gesehen“, sagte ich enttäuscht.
„Natürlich nicht, sie verlassen tagsüber kaum die Küche … nachts kommen sie raus, um ein wenig sauber zu machen … nach den Feuern zu schauen und so weiter … außerdem soll man sie ja auch gar nicht sehen, zeichnet es nicht gerade einen guten Hauselfen aus, dass man ihn überhaupt nicht bemerkt?“
WAS?
Mein inneres Ich schrie unkontrolliert.
„Aber sie werden doch bezahlt, sie kriegen Urlaub, oder nicht?“
Das Schicksal der Hauselfen ging mir nahe, ich war außer mir und fassungslos, „sie sind krankenversichert und bekommen eine Rente?“
Nicht nur Nick, auch Harry und Ron sahen mich ungläubig an, gut Krankenversicherung und Rente, war etwas übertrieben, und zu sehr Muggelgebunden, aber sonst…
„Hauselfen wollen sich nicht krankschreiben lassen und auch nicht in Rente gehen!“
Der Appetit war mir vergangen.
Angewidert schob ich, den Teller von mir weg.
Als alle gesättigt schienen, informierte uns Professor Dumbledore, wie jedes Jahr über verschiedene Neuheiten.
Der Schulleiter zählte zunächst alles auf, was verboten ist, eine List würde in Filchs Büro aushängen.
Dann sagte er wie erwartet, die Quidditch Wettbewerbe für dieses Jahr ab, was ein entsetztes Raunen zur Folge hatte.
Statt Quidditch würde während des Schuljahrs das Trimagische Turnier ausgetragen.
Ein Raunen ging durch die große Halle.
Das Trimagische Turiner sei ein Wettkampf der drei größten europäischen Zauberschulen Beauxbatons, Hogwarts und Durmstrang, erklärte unser Schulleiter.
Von den beiden anderen Schulen wird je eine Schülergruppe unter Leitung der beiden Schulleiter in einigen Wochen eintreffen und das Schuljahr über in Hogwarts bleiben.
Ein Champion, jeder der drei Schulen tritt bei drei magischen Einzelaufgaben gegen die anderen Champions an, und der oder die Beste gewinnt den Pokal für die Schule und ein Preisgeld von 1000 Galleonen.
Weil die Aufgaben aber lebensgefährlich sein können, hat dieser Wettkampf mehrere Jahrhunderte lang allerdings nicht mehr stattgefunden.
„Lebensgefährlich … Todesrate“, murmelte ich ängstlich, doch niemand schien sich dafür zu interessieren, sie hörten begierig Dumbledores Erläuterungen zu dem Turnier zu.
Jetzt soll eine Altersbegrenzung sicherstellen, dass nur noch volljährige Schüler der Oberklassen sich bei einem neutralen Schiedsrichter als Champions bewerben können, sehr zum Leidwesen der Zwillinge, die angestrengt überlegten, wie sie die Altersbeschränkung überlisten könnten.
Noch während Professor Dumbledore, den Wettbewerb erklärte, ertönte ein ohrenbetäubendes Donnergrollen und die Flügeltüren der Großen Halle krachten mit einem lauten Poltern auf.
Ein seltsamer Mann, gestützt auf einem Stock trat ein. Eine solche Kuriosität hatte ich noch nie gesehen. Er trug einen schwarzen Reiseumhang, und eine übergroße Kappe, die er abnahm, sobald sich alle Schüler neugierig nach ihm umdrehten. Die Kappe legte eine lange, grauweiße Haarmähne frei, und mit einem dumpfen Klonk, seines Stockes, ging er auf die Lehrertische zu.
Dieses Klonk, erschütterte bei jedem zweiten Schritt die große Halle.
Immer wieder schossen Blitze über den Himmel, über uns.
Ich hielt den Atem an, ein grandioser Auftritt, dachte ich.
Einer dieser Blitze erhellte für kurze Zeit sein Gesicht, er sah beängstigend und einschüchternd aus.
Sein Gesicht und seine Hände waren voller Narben, sein Mund, unförmig und schief, ein Stück seiner Nase fehlte, er hatte ein ständig rotierendes Glasauge und ein geschnitztes Holzbein mit einem Klauenfuß.
„Ich möchte euch euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen … Professor Moody“, stellte Dumbledore den unheimliche Neuankömmling vor.
„Moody?“ flüsterte Harry, „Mad-Eye Moody?”
“Das muss er sein”, flüsterte Ron zurück.
Wie viele andere sah ich fasziniert und beeindruckt zu dieser Erscheinung hin.
Normalerweise werden neue Lehrer mit viel Applaus begrüßt, doch niemand rührte sich, alle sahen ihn nur ehrfurchtsvoll an.
Er machte mir Angst.
„Was ist denn mit dem los?“ flüsterte ich fast schon ängstlich, „was ist mit seinem Gesicht passiert?“
Mir fiel auf, dass er die Getränke vor sich ignorierte, stattdessen griff er in seinen Umhang, und zog einen Flachmann heraus, aus dem er einen kräftigen Schluck zu sich nahm.
Am nächsten Morgen begann der Unterricht, nur den Vormittag konnte ich mit meinen Freunden verbringen, Kräuterkunde, und Pflege magischer Geschöpfe.
Nachmittags hatten meine Freunde Wahrsagen, während ich froh gelaunt in Arithmantik stolzierte.
Es war weitaus angenehmer, nicht mehr auf den Zeitumwandler angewiesen zu sein, und völlig unnütze Fächer, wie Muggelkunde oder Wahrsagen besuchen zu müssen.
„Du isst ja wieder“, wunderte sich Ron über meine gute Laune und meinen wiedergewonnen Appetit.
Ein Entschluss, den ich der Nacht zuvor kurz vor dem Einschlafen getroffen hatte.
Überrascht musste ich feststellen, dass mein Bett bereits angenehm warm war, eine Wärmeflasche, zweifellos von einem Hauselfen platziert, gab mir eine angenehme Wärme.
„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es bessere Wege gibt, für die Rechte der Elfen einzutreten“, klärte ich meine Freunde auf.
In den nächsten Tagen darauf stillte ich meinen Wissensdurst über die Gebräuche und Sitten der Elfen, in unzähligen Büchern, und ebenso unzähligen Stunden in der Bibliothek, die Bücher waren sehr hilf- und lehrreich, und bekräftigten mich in meiner Entscheidung.
Was ich zu lesen bekam war größtenteils skandalös, und unwürdig.
Mein Entschluss stand und war unumstößlich.
Die tägliche Post kündigte sich an, hunderte Eulen flogen durch die Halle.
Enttäuscht sah ihnen Harry zu, Hedwig war wieder nicht dabei.
Hoffentlich ist ihr nichts passiert, es würde Harry das Herz brechen.
Kräuterkunde war extrem ekelig, wir mussten Eiterbeulen von Bubotublern ausdrücken und ihr Sekret in Flaschen sammeln. Es war eine wirklich ekelige Arbeit, die aber seltsamerweise auch befriedigend wirkte. Die Pflanzen hatten überall Geschwülste, die wir, wie einen Pickel ausdrücken mussten, und eine gelblich grüne Flüssigkeit, die nach Benzin roch in einer Flasche sammeln.
Am Ende der Stunde hatten wir so, einige Liter gesammelt.
„Wozu soll das gut sein“, rümpfte Ron seine Nase.
„Damit bekämpfst du, deine eigne Akne“, erklärte ich Ron.
„Meine was?“
„Deine eigenen Pickel“, ich schüttelte ungläubig meinen Kopf, „ich vermute, dass die Flaschen in den Krankenflügel wandern werden.“
Die erste unangenehme Überraschung des Schuljahres erwartete uns auf dem Weg zum Abendessen, wir standen gerade in einer langen Schlange, als uns eine höhnende Stimme zurief, „Weasley! Hey, Weasley!“
Draco Malfoy, samt Anhang schien sich prächtig zu amüsieren.
„Was gibt's?“ erwiderte Ron mit gleichgültiger Stimme.
„Dein Dad steht in der Zeitung, Weasley!“
Malfoys Lachen intensivierte sich, während er mit dem Tagespropheten über seinem Kopf wedelte.
Ich hatte ihn im vergangenen Sommer, wieder abbestellt, da ich damit rechnete, Informationen durch Kontakt zur magischen Welt direkt zu bekommen.
„Hör dir das an!“ verkündete Malfoy so laut, dass es die ganze Eingangshalle mitbekam.
Weitere Pannen im Zaubereiministerium
Es scheint, als sei die Pannenserie im Zaubereiministerium noch längst nicht zu Ende, schreibt unsere Sonderkorrespondentin Rita Kimmkorn.
Das Ministerium, erst jüngst heftiger Kritik ausgesetzt wegen der mangelhaften Kontrolle der Besucher während der Quidditch - Weltmeisterschaft und immer noch nicht in der Lage, das Verschwinden einer seiner Hexen zu erklären, wurde gestern in neue Verlegenheit gestürzt.
Durch das merkwürdige Gebaren von Arnold Weasley vom Amt gegen den Missbrauch von Muggelartefakten.
Malfoy blickte auf.
„Stell dir vor, die haben nicht einmal seinen Namen richtig geschrieben, Weasley, als ob er eine komplette Null wäre!“
Genüsslich räusperte er sich, und las mit verstellter Stimme weiter.
Arnold Weasley, der vor zwei Jahren wegen des Besitzes eines fliegenden Autos angezeigt wurde, war gestern in eine Rangelei mit mehreren Gesetzeshütern der Muggel (Polizisten) verwickelt.
Der Grund waren einige höchst angriffslustige Mülleimer.
Mr. Weasley war offenbar Mad-Eye Moody zu Hilfe geeilt, einem in die Jahre gekommenen Ex-Auroren, den das Ministerium in den Ruhestand versetzt hatte, als er den Unterschied zwischen einem
Händedruck und einem Mordversuch nicht mehr zu erkennen vermochte.
Es wird niemanden überraschen, dass Mr. Weasley bei seiner Ankunft in Mr. Moodys schwer bewachtem Haus feststellte, dass Mr. Moody wieder einmal falschen Alarm geschlagen hatte.
Mr. Weasley war gezwungen mehrere Gedächtnisse zu verändern, bevor er vor den Polizisten flüchten konnte, weigerte sich jedoch, auf die Frage des Tagespropheten zu antworten, warum er das Ministerium in ein so würdeloses und möglicherweise peinliches Geschehen verwickelt hatte.
„Und hier ist ein Bild, Weasley“, rief Malfoy, und hob die Zeitung über seinen Kopf.
„Ein Bild deiner Eltern vor ihrem Haus … wenn man das überhaupt Haus nennen kann! Deine Mutter könnte auch ein paar Pfunde weniger vertragen!“
Ron zuckte wütend und angriffslustig, zornig schüttelte er sich, ich griff nach seinem Arm und hielt ihn zurück.
„Verpiss dich Malfoy!“ schrie Harry.
Beide zurückhalten konnte ich nicht, dazu fehlte mir die Kraft.
„Sag mal Potter, du warst doch im Sommer bei denen, ist seine Mutter wirklich so fett…“
„Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy?“ zischte Harry, der mir jetzt bei Ron helfen musste, ich alleine, war nicht mehr in der Lage ihn zu halten, gemeinsam mussten wir ihn am Umhang zurückhalten. „Warum macht sie ständig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase hätte?“
Harry gab die perfekte Gegenantwort, die Malfoys Lachen im Keim erstickte, nun zuckte der weißhaarige Junge nervös mit seinem Körper.
„Hat sie immer schon so ausgesehen, oder ist es erst, seit es dich gibt?“
Malfoys Gesicht verfärbte sich, von lachendhell in zornesrot.
„Wag es bloß nicht meine Mutter zu beleidigen, Potter“, zischte er.
„Dann halt dein dreckiges Maul“, rief ihm Harry zu und wandte sich ab, indem er unter größter Anstrengung, Ron zum Gehen bewegte.
In diesem Augenblick schrien einige laut auf, zwischen Harry und mir zischte ein glühend heißer Blitz hindurch.
Blitzschnell hatte sich Harry wieder umgedreht, mit einer Hand in seinem Umhang, doch bevor er seinen Zauberstab herausziehen konnte, gab es ein lautes Krachen und einen weiteren Lichtblitz, der an uns vorbeischoss.
„O nein, das machst du nicht Freundchen!“
Mad-Eye Moody hinkte herbei, den Zauberstab gezückt und deutete damit auf ein strahlend weißes Frettchen, das zitternd auf dem Boden lag, genau an der Stelle, wo gerade noch Malfoy gestanden hatte.
Mad-Eye Moody.
Voller Staunen verfolgten wir seine Demonstration, und sie erfüllt mich mit Genugtuung, obwohl ich mir bewusst war, dass es sich hier um eine unerlaubte Demonstration an einem lebenden Objekt handelte. Es war Draco Malfoy, und das war Grund genug meinen Mund zu halten, und über eine Verfehlung hinwegzusehen.
Moody war wirklich ein Meister der dunklen Magie, seine Vorstellung war beeindruckend, und zugleich auch erschreckend.
Nachdem er das Frettchen Malfoy unter der Regie seines Zauberstabes auch noch zum Tanzen brachte, und hoch und wieder abwärts gleiten ließ, kamen mir doch Bedenken. Ein gefährliches Spiel, was Moody da trieb.
Es könnte für den Schüler auch gefährlich sein, was wenn er diese Maßnahme nicht nur an Draco ausüben würde?
Dieser Meinung war schließlich auch Professor McGonagall, die dem Ganzen ein Ende setzte, den Zauber aufhob und Moody ermahnte.
Mad-Eye begründete seine Entgleisung, mit, „ich mag Leute, die angreifen, wenn ihnen der Gegner den Rücken zukehrt, überhaupt nicht! Widerlich feige, gemein ist das…“.
Dennoch…
Mir kam er seltsam vor, irgendetwas an seiner Person störte mich.
Meine Freunde, wie sollte es auch anders sein, merkten natürlich nichts, mit seiner Aktion gegen Malfoy hatte er sich Respekt und Ansehen in ihren Augen verschafft, was noch verstärkt wurde, durch die Tatsache, dass Snape offenbar vor ihm zurückscheute und versuchte seinem normalen und seinen magischen Blicken auszuweichen.
Wenn man jetzt alles im Nachhinein betrachtet, und ich gehe doch davon aus, dass ihr den Fortgang, um Moody bereits kennt, erwies sich seine Tat, als genialer Schachzug, um die Gunst, dessen zu gewinnen, den er eigentlich, töten wollte oder ihr - wisst - schon - wem, ausliefern sollte.
Mad-Eye Moody oder Barty Crouch jr., Todesesser erster Güte, zu diesem Zeitpunkt undenkbar.
Aber er machte einen Fehler, einen entscheidenden Fehler.
Er unterrichtete uns.
Der Fehler lag im Detail, denn er musste uns alles lehren, was wir wissen mussten.
Tatsächlich war er ein großer Lehrer und wir lernten sehr viel von ihm.
So war es schwer zu glauben, dass er nicht der echte Moody war, nicht einmal Dumbledore, erkannte den falschen Mad-Eye Moody, seinen alten Freund.
Schon zu Beginn der ersten Stunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste, eröffnete uns Moody, dass er lediglich ein Schuljahr lang unterrichten würde und dies auch nur Dumbledore zuliebe tun würde. Den Umgang mit schwarz-magischen Flüchen würde er uns beibringen. Obwohl das Zaubereiministerium uns für noch zu jung dafür hielt, werde er uns die illegalen Flüche zeigen, vor denen wir uns schützen müssten.
So begann er seinen Unterricht mit einer Demonstration der Unverzeihlichen Flüche an drei Spinnen.
Er benutzte in seinem Unterricht einen Spruch, der sich bei mir einprägte und der ihm schließlich zum Verhängnis werden sollte:
Ihr müsst wachsam sein!
„Ein Zauberer, der euch mit einem verbotenen Fluch verhext, wird euch nicht sagen, was er vorhat, er wird euch dabei ins Gesicht lächeln! Ihr müsst darauf vorbereitet sein! Ihr müsst wachsam sein und ständig auf der Hut…“
Wachsam war auch er, ihm entging nichts während seines Unterrichts, während er uns etwas erklärte, wanderte sein magisches Auge umher, und es schien als hätte er damit einen Röntgenblick, er erkannte nicht nur Dinge, die unter dem Tisch abliefen, sondern er schien auch Dinge zu sehen, die hinter seinem Rücken geschahen.
„Also…“, begann er, nachdem er Lavender ermahnt hatte, aufmerksam zu sein (sie hatte Parvati unter dem Tisch, ein Pergament gezeigt), „weiß jemand von euch, welche Flüche vom Zaubereigesetz mit den schwersten Strafen belegt werden?“
Ron nannte den Imperius - Fluch.
Moody griff in ein Einmachglas, indem sich drei Spinnen tummelten, holte die Erste heraus und setzte sie auf seine Hand.
Ron, der Spinnen verabscheute, zuckte ängstlich und angewidert zusammen.
„Imperio!“ rief Moody, die Spitze seines Zauberstabes auf die Spinne gerichtet.
An einem dünnen Faden schwang die Spinne in Moodys Hand, hin und her.
Sie streckte die Beine aus, vollführte einen Salto rückwärts, riss den Faden durch, landete auf dem Tisch und begann sich im Kreis zu drehen.
Durch den Einsatz des Imperiusfluch seien etliche Zauberer und Hexen früher gezwungen worden, Voldemorts Befehle auszuführen. Andere hätten dies aber nur behauptet, und seien in Wirklichkeit überzeugte Anhänger Voldemorts gewesen, erklärte Moody.
„Lustig, nicht wahr?“ knurrte Moody, nachdem fast alle Schüler, über die seltsamen Bewegungen und Verrenkungen der Spinne lachten, „würdet ihr es auch lustig finden, wenn ich das mit euch machen würde?“
Sofort erstarb das Lachen.
„IMMER WACHSAM!“ wiederholte er.
Neville nannte zur Überraschung aller, den Cruciatus - Fluch.
Bisher war Kräuterkunde, das einzige Fach, indem Neville freiwillig etwas von sich gab.
„Dein Name ist Longbottom?“ Moody zuckte bei seiner Frage.
Neville nickte nervös.
„Crucio!“ rief Moody dieses Mal.
Die Beine der Spinne falteten sich über ihrem Körper zusammen, sie rollte auf dem Rücken und begann unter fürchterlichen Krämpfen zu wippen, immer heftiger zitterte die Spinne, und ihr Zucken, ihre Schmerzen, spürte ich in meinem eigenen Körper.
Ich fühlte mit ihr.
Die Schmerzen die sie verspüren musste drangen bis in mein Gehirn.
Ein Quietschen, ein grässliches Quietschen, als würde ein Nagel mit ganzer Kraft über einen Eisenstange gezogen schallte durch das Klassenzimmer und schmerzte in den Ohren.
Ich presste mein Gesicht zusammen und hielt mir die Ohren zu.
Neville hatte die Augen geschlossen. Er schien furchtbare Schmerzen zu erleiden, obwohl er nicht, unter dem Fluch stand, seine Hände krallten sich in die Tischplatte, seine Knöchel färbten sich weiß, die Augen weit aufgerissen, das Grauen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
In Wirklichkeit war seit einigen Augenblicken kein Laut mehr zu hören, die Spinne verkrampfte unter der Intensität von Moodys Zauberstab, die Klasse hielt den Atem an, viele schauten weg, doch ich hörte die Schreie der Spinne, und ich hörte Neville schreien, ein entsetzliches Schreien, das nicht zu hören war.
Entsetzt schrie ich für beide, „AUFHÖREN!“.
Moody lockerte seine Hand, zog den Zauberstab weg, die Beine der Spinne erschlafften sofort, doch ihr Körper hörte nicht auf zu zucken. Stimmengewirr entstand, es war zu spüren und zu hören, wie viele Schüler aufatmeten.
„Schmerz“, erklärte Moody, „man braucht keine Daumenschrauben oder Messer, um jemanden zu foltern, wenn man den Cruciatus - Fluch beherrscht … schön … kennt jemand noch einen?“
Es wurde wieder totenstill im Raum, keiner wagte zu atmen.
Zitternd hob ich meine Hand.
Harry hatte davon geträumt, und Ginny hat in ihrem Terrassengespräch, den Namen erwähnt.
„Avada Kedavra“, antwortete ich leise.
Moody nickte mir behäbig zu.
„Ja, der letzte und schlimmste. Avada Kedavra … der tödliche Fluch“, erklärte Moody, mit einem stillen Lächeln.
Er griff nach der dritten Spinne im Glas und ich fühlte mich schuldig.
Schuldig am nun folgenden Tod dieser Spinne.
Ich hatte ihr Todesurteil gesprochen!
Harry zuckte nervös neben mir auf seinem Stuhl, seine Hand krallte er in meinen Unterarm, auch seine Knöchel färbten sich weiß, wie vorhin bei Neville.
Aber sein Griff schmerzte nicht, ich wusste, dass er bei dem Fluch, den Moody gleich auf die Spinne richten würde, seine Eltern sehen würde und ich musste ihm beistehen.
Vor meinen Augen erschien das Bild von James, Lily und dem kleinen Harry, auf dem Obelisken in Godrics Hollow.
Nur unterbewusst hörte ich Moodys, „Avada Kedavra!“
Ein gleißend heller, grüner Lichtstrahl, ein scharfes Sirren, als ob ein mächtiges, unsichtbares Etwas durch die Luft rasen würde.
Der Lichtstrahl trifft James Potter auf der Brust…
Das entsetzte Gesicht von Lily, die im Angesicht des Todes nur Augen für ihren Sohn hat.
Eine blitzförmige Narbe auf der Stirn eines kleinen Jungen, wo mein geistiges Auge, den grünen Lichtstrahl abprallen sieht.
Grausame Erinnerungen, Gedanken, Bilder.
Die Bilder verschwanden wieder vor meinen Augen, ich sah nur noch wie Moody die tote Spinne, mit einer wischenden Handbewegung vom Tisch kehrte.
Harrys Griff lockerte sich, tiefe Gruben an meinem Gelenk, bezeugten seine panische Haltung, kleine blutende Kratzer von der Intensität.
„Entschuldige bitte“, murmelte er mit erschrockenem Blick auf meine leichten Verletzungen.
Ich legte nur beruhigend meine Hand auf die Seinige und drückte sie behutsam auf meinen Arm zurück.
Er dankte es mir … mit einer Träne.
„Nicht nett“, sagte Moody, „nicht angenehm, und es gibt keinen Gegenfluch, man kann ihn nicht abwehren, wir kennen bislang nur einen Menschen, der ihn überlebt hat, und der sitzt hier vor mir.“
Moody blickte auf Harry.
So waren also Harrys Eltern gestorben:
Der dunkle Lord hatte zuerst Harrys Vater getötet, der seiner Frau noch zurufen konnte, Harry an sich zu reißen und zu fliehen, doch Tom trat auf Lily zu, und befahl ihr zur Seite zu gehen, damit er Harry töten konnte, sie hatte ihn angefleht, und Harry mit ihrem eigenen Leben beschützt.
Aber was war mit Neville?
Was hatte bei ihm, ähnliche Emotionen, wie bei Harry hervorgerufen?
„IMMER WACHSAM“, tönte Moody erneut, „nun … diese drei Flüche, nennen wir die Unverzeihlichen Flüche. Ihr müsst das schlimmste mit eigenen Augen gesehen haben, auch wenn es keinen Gegenfluch dazu gibt.“
Nevilles Verhalten beschäftigte mich immer weiter, nach der Stunde trat ich an ihn heran.
„Neville?“ fragte ich vorsichtig.
Er drehte sich, immer noch mit Panik im Gesicht, zu mir um.
„Oh, hallo“, sagte er verlegen.
„Neville, geht's dir gut?“
„Oh ja, mir geht's blendend“, seine Stimme klang sehr unnatürlich, und er versuchte auszuweichen, „sehr interessant, das Abendessen … der Unterricht, meine ich … was gibt's zu essen?“
Harry sah mich verdutzt an und Ron versuchte es mit einer für ihn ungewohnt, ruhigen Stimme, „Neville … was?“
„Ist schon gut Kleiner!“
Moody hatte sich unbemerkt zu uns gesellt, und stand unmittelbar hinter uns, „willst du nicht kurz mit mir hoch ins Büro kommen? Keine Sorge … wir trinken zusammen ein Tässchen Tee…“
Neville begann stärker zu zittern, blieb stumm und rührte sich nicht vom Fleck.
Auch auf Harry, legte Moody ein Auge, im wahrsten Sinne des Wortes.
„Dir geht's gut, nicht wahr, Potter?“
„Du musst es erfahren“, sagte Moody schließlich zu Neville, „es kommt dir vielleicht hart vor, aber du musst es erfahren…“
Neville blickte flehend und hilfesuchend in unsere Richtung, doch wir konnten ihm nicht helfen, Moody zog ihn mit sich mit.
„Was sollte das jetzt wieder?“ fragte Ron.
„Keine Ahnung“, murmelte ich.
„Wir wissen einfach zu wenig, von Neville“, sagte ich später zu Harry im Gemeinschaftsraum, „er spricht immer nur von seiner Oma, was ist mit seinen Eltern?“
„Du denkst, wir sollten uns mehr um Neville kümmern, weil er ein ähnliches Schicksal haben könnte, und so … mit uns verbunden wäre?“
„Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen?“ überlegte ich, „vielleicht gibt es Parallelen, oder eine Verbindung zu dir und deinen Eltern, Harry.“
Ich bemerkte, wie Harry kurz aufblickte, und einem Instinkt folgend folgte ich seinem Blick.
Ron stand auf der Treppe zum Jungenschlafsaal, und winkte, „Neville“, formte er mit seinem Mund.
Harry stand auf und flüsterte, „warte hier auf mich, vielleicht erfahren wir schon etwas.“
Das kann dauern, dachte ich, und ging Richtung Bibliothek, nahm mir ein weiteres Buch über Hauselfen vor und bekam endlich eine Idee.
Nur wie, könnte ich es nennen?
Stoppt die schändliche Misshandlung unserer magischen Mitgeschöpfe - Bewegung zur Stärkung der Elfenrechte?
Mit meinem Zauberstab entwickelte ich einen Anstecker, doch wie ich es auch versuchte, der Text war zu lang, passte nicht darauf.
Mein Entschluss aber stand fest, ich wollte eine Initiative gründen, einen Bund für Elfenrechte.
Bund für Elfenrechte?
Könnte ich daraus etwas kreieren?
Ich schrieb die Worte auf.
Eine Abkürzung wäre nicht schlecht!
Bund für ELFEn Rechte, schrieb ich vor mich auf das Pergament.
B.ELFE.R
Befriedigt sah ich auf das Geschriebene.
Befriedigt sah ich auf das Geschriebene.
Mit wenigen Handgriffen, erstellte ich auf die Schnelle fünfzig Anstecker, und machte mich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum, wo meine Freunde, zu meiner freudigen Überraschung, über ihren Hausaufgaben saßen.
Krummbein schnurrte genüsslich neben Harry.
Provokativ legte ich das Kästchen, indem ich die Anstecker deponiert hatte, auf den Tisch.
„Was ist darin?“ fragte Harry und deutete auf das Kästchen.
„Belfer? … was ist das?“ fragte er erstaunt.
In Kurzform erklärte ich ihm die Bedeutung.
„Wie viele Mitglieder hat er?“ fragte Ron.
„Na ja…“, lächelte ich verlegen, „wenn ihr mitmacht … drei!“
„Und du glaubst im Ernst, wir wollen mit Ansteckern rumlaufen, auf denen Belfer steht?“ fragte er.
„B - ELFE - R!“, dieser Hornochse brachte mich wieder einmal auf die Palme.
Ich hielt ihnen ein Manifest unter die Nase, das ich in den letzten Tagen entwickelt hatte, „ich habe in der Bibliothek gründlich nachgeforscht…“
„Überflüssiger Satz…“, grinste Ron.
„…Die Elfenversklavung reicht schon Jahrhunderte zurück, ich kann einfach nicht fassen, dass bisher niemand was dagegen unternommen hat.“
„Hermine“, mischte sich Ron erneut ein, „nun hör mal gut zu. SIE MÖGEN ES! Sie mögen es, versklavt zu sein!“
„Unser kurzfristiges Ziel“, sprach ich unbeeindruckt weiter, „ist die Durchsetzung fairer Löhne und Arbeitsbedingungen, zu unseren langfristigen Zielen gehört die Änderung des Gesetzes über den Nichtgebrauch von Zauberstäben und der Versuch, eine Elfe in die Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe zu bringen, denn dort sind sie skandalös schlecht vertreten.“
„Und wie stellen wir das an?“ fragte Harry stirnrunzelnd.
„Zuerst mal werben wir Mitglieder an … ich dachte an zwei Sickel für die Mitgliedschaft, dafür gibt es einen Anstecker … und mit dem Erlös können wir unsere Flugblattkampagne bezahlen. Du bist der Schatzmeister, Ron … oben habe ich eine Sammelbüchse, und Harry, du bist der Sekretär, also wär's am besten, wenn du alles mitschreibst, was ich jetzt sage, um unser erstes Treffen festzuhalten.“
Ich sah meine Jungs erwartungsvoll und strahlend an.
Harry spitzte die Lippen, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen sollte.
Rons Miene verhieß nichts gutes, ich hatte das Gefühl, er würde jeden Augenblick laut schreien.
Ein Tok Tok am Fenster verhinderte den Ausbruch eines Vulkans.
„Hedwig!“ schrie Harry dankbar auf.
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