von rodriquez
„Ein Alptraum schreckte mich auf. Schweißgebadet erwachte ich aus diesem Traum, ein Werwolf hatte Harry angegriffen, und von einer Vorahnung getrieben, richtete ich mich im Bett auf, und ging zum Fenster, wo ich ein kurioses Schauspiel geboten bekam: Über den Dächern von Hogwarts flog eine fremde Kontur, sie ähnelte einem Hippogreif auf dem zwei Personen zu reiten schienen. Ich habe noch nie eine solch absurde Szene gesehen, auch weil Seidenschnabel nur einige Stunden zuvor zum Tode verurteilt worden war.“
Erwartungsvoll starrte mich das kleine rothaarige Mädchen an, doch ich schwieg, und hörte mir erst einmal ihre Schilderungen an.
Obwohl ich nur mit MĂĽhe ein Grinsen unterdrĂĽcken konnte, schien Ginny zu resignieren, eine von ihr erwartete Reaktion meinerseits blieb aus, so trieb sie nach wenigen Augenblicken ihre Neugier voran.
„Der Mond war zwar voll und hell, aber das Licht reichte nicht aus, um die Reiter zu identifizieren, als sie sich in der Nähe vom Westturm in den Schatten und außer Sicht niederließen. Ich glaubte zu träumen, rieb mir verwundert die Augen. Nach einigen Augenblicken war die Kontur ein weiteres Mal zu sehen, ein dritter Reiter, größer als die anderen beiden, hatte sich der Gruppe angeschlossen, der Hippogreif flog aufwärts zum Turm, und verschwand in der Dunkelheit“, Ginnys Blicke wurden fordernd, „du weißt nicht zufällig, was meine Augen, da gesehen haben?“
Eigentlich war ich hundemüde, wusste aber, dass meine Freundin, nicht eher Ruhe geben würde, bis ich ihr eine plausible Erklärung abgegeben hätte.
Ginny erkannte in meinem Gesicht die Bestätigung ihrer realen Fantasien, auch wenn ich nach wie vor schweigend neben ihr stand.
„Ich musste mein Gesicht gegen die Scheibe des Fensters pressen, in der Hoffnung, mehr erkennen zu können, in die Schatten zu spähen und das bizarre Schauspiel ausfindig zu machen, aber ich konnte kaum etwas erkennen … es blieb lange ruhig, die Kreatur verschwunden, fast hätte ich aufgegeben und mich mit einem Trugbild zufrieden gegeben, doch dann erhob sich der Hippogreif wieder, aber dieses Mal nur mit einem Reiter“, sie sprach einfach weiter, herausfordernd, wie es eben ihre Art ist.
„Ich riskierte einen flüchtigen Blick zu deinem Bett, es war verlassen. Da die Uhr kurz vor Zwölf anzeigte, also fast Mitternacht, und du nicht sicher in deinem Bett lagst, bekam ich Angst, dein Bett war leer, und draußen treibt ein wahnsinniger Mörder sein Unwesen!“
„Er ist nicht wahnsinnig, und er ist auch kein Mörder“, antwortete ich ruhig und sachlich. „Und er ist der Pate von Harry Potter.“
Ginny sah mich erstaunt an. Ihre Augen weiteten sich, um nach kurzer Zeit zu engen Schlitzen zurĂĽckzukehren. Die Neugier und der Drang nach Wissen waren immens.
„Du wirst mit Sicherheit keine Ruhe geben, bis ich es dir erzählt habe…“.
Ginny lächelte verschämt, „ich kann nichts dafür…“.
In Kurzform erzählte ich von den Geschehnissen in der heulenden Hütte, immer wieder verzog sie ihr Gesicht, staunte, und rieb sich verwundert die Augen.
„Aber, wenn Seidenschnabel hingerichtet wurde … und ihr es gesehen habt, wie du gerade selbst bestätigt hast, wie kann dann…“, unterbrach sie.
„Jetzt warte doch erst einmal ab“, winkte ich schmunzelnd ab.
„Also, der Mond kam zum Vorschein, und Lupin hat sich verwandelt?“ wiederholte Ginny ängstlich, „was geschah dann?“
***
„Rennt los“, schrie Black, „rennt und zwar schnell!“
Doch so einfach war das nicht, Ron war an Pettigrew gekettet, an dessen anderen Hand, Lupin gekettet war. Sirius befreite Ron, und stieĂź ihn zurĂĽck.
Ein grässliches Knurren tönte über das Gelände, und schallte im angrenzenden verbotenen Wald. Lupins Verwandlung begann am Kopf, dieser zog sich in die Länge, rohes, glattes Fleisch kam zum Vorschein, dann folgte sein Körper, seine Schultern schrumpften, aus seinem Gesicht und auf seinen Händen sprossen Haare. Schließlich verwandelten sich seine Hände in klauenartige Pfoten.
Es war grausam mit anzusehen, so schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt.
Wie angewurzelt stand ich da, und sah wie der Wolf sein Maul aufriss, und ein grässliches Jaulen seiner Kehle entwich.
In diesem Augenblick stürzte sich Black auf das Ungeheuer, er war mittlerweile zu Tatze mutiert. Die Freunde kämpften bedrohlich miteinander. Immerhin schaffte es Tatze den Mutanten von uns abzulenken.
Der Kampf verlief richtig verbissen, sie wälzten sich auf dem Boden und zerfetzten sich mit ihren Krallen, gegenseitig das Fell.
Blut spritzte.
Dann sah ich, wie Pettigrew sich auf Lupins Zauberstab stĂĽrzte, einem lauten Knall folgte ein Lichtblitz, Ron, der immer noch recht wacklig war, wurde davon umgerissen, ein weiterer Knall, und Krummbein flog in hohem Bogen durch die Luft, und krĂĽmmte sich im Gras.
„Expelliarmus!“ schrie Harry, doch zu spät, der Zauberstab, den Pettigrew in Händen hielt, flog zwar in hohem Bogen durch die Luft, aber Pettigrew lachte gehässig, und winkte ihm souverän zu, er hatte sich schon verwandelt, und entfloh als kleine, hässliche Ratte durch das hohe Gras.
„Sirius er ist fort, Pettigrew hat sich verwandelt“, rief Harry panisch seinem Paten zu.
Sirius, dessen Körper an mehreren Stellen blutete, und tiefe Risse am Rücken aufwies, rappelte sich sofort auf, und jagte Pettigrew, über das Gelände hinterher.
Ich muss zu Ron!
Er lag immer noch am Boden, atmete zwar noch, aber er erkannte uns nicht, seine Augen waren seltsam verdreht.
Zuerst wollten wir ihn direkt zum Schloss zurĂĽckbringen, doch ein schreckliches Jaulen und Wimmern hielt uns davon ab.
Sirius!
Er schien Höllenqualen, zu leiden.
Im Augenblick konnten wir nichts fĂĽr Ron tun, also entschlossen wir uns, Sirius zu Hilfe zu eilen.
Das Wimmern führte uns zum Ufer des Sees, dort angekommen, verstummte es plötzlich.
Als wir zur Uferlichtung kamen, erkannten wir auch hierfĂĽr den Grund.
Sirius lag schwer atmend am Ufer, und hatte sich wieder in einen Menschen verwandelt.
„Neiiiin!“, stöhnte er, „neiiiiiiin … bitte…“.
Was meint er damit?
Die Schmerzen? dachte ich, doch dann spürte ich die aufkommende Kälte, und die damit verbundene Panik am eigenen Leib.
Und dann sah ich sie.
Die Dementoren.
Mindestens hundert Gestalten kreisten über dem See, und kamen immer näher, die eisige Kälte erreichte meine Eingeweide.
„Hermine, denk an ein glückliches Erlebnis“, rief Harry, seine Hände zitterten, dennoch schaffte er es seinen Zauberstab zu erheben.
Expecto Patronum, Expecto Patronum, dachte ich, starr vor Angst.
Die Gestalten kamen immer näher.
Panik, Angst, Wut und Verzweiflung stiegen in mir auf.
In kreisenden Bewegungen kamen sie auf uns zu geschwebt, und immer näher, immer näher. Ich konnte bereits ihren Atem spüren.
Es gelang mir nicht einmal den Zauberstab zu heben, ganz zu schweigen, von einem schönen, klaren Gedanken. Ich kannte nicht einmal mehr das Alphabet.
„Expecto Patronum“, hörte ich unterbewusst Harrys verzweifelte Versuche, doch nur ein schwacher, silbriger Nebel, verpuffte vor seinem Stab.
„Expecto Patronum! Hermine, hilf mir! Expecto Patronum!“ schrie Harry panisch.
Es wollte ihm einfach, kein richtiger Patronus gelingen.
War es die Sorge um mich und Sirius?
Oder war es nur die Angst, die Aufregung?
Bei mir, war es definitiv alles zusammen, „Expecto...“, es war mehr ein Flüstern unter Trance, als ein Wille vorhanden.
Nur noch wenige Meter waren die Dementoren, von uns entfernt, sie bildeten einen undurchdringlichen Ring um Harry und mich, und dieser Ring wurde immer enger.
„Expecto..., Expecto...“, meine Stimme, mein Körper, meine Arme, nichts reagierte mehr.
Harry versuchte es verzweifelt weiter, „Expecto Patronum!“, doch wieder nur ein ganz schwach leuchtender Nebel, der seinem Zauberstab entwich.
„Expecto Patronum!“
Unaufhörlich, bewundernswert, aber leider erfolglos.
„Expecto Patronum!“
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Black zur Seite kippte, er starrte mich in der nahen Ohnmacht an, vereinzelt sprühten, orangefarbene Funken aus seinem Zauberstab, dann wurde auch mir schwarz vor Augen, das letzte, an das ich mich erinnere, waren Harrys Arme und sein Kopf, der immer näher auf mich zukam.
Hatte mich etwa Sirius betäubt, um mir die Qualen der Dementoren zu ersparen?
Es waren meine letzten Gedanken.
Nur noch Dunkelheit umgab mich.
***
Als ich meine Augen wieder öffnen konnte, wirkte auf mich alles wie ein Blick durch Harrys Brille, völlig verschwommen, unklar, schwache Konturen. Mondlicht drang an mich heran, die Umrisse wurden deutlicher.
Der KrankenflĂĽgel, ich lag im KrankenflĂĽgel.
Mir war übel, ich dachte, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen, alle Glieder taten weh, und fühlten sich an, als wären sie mit Blei befüllt.
Die einzige Wohltat, war das weiche, bequeme Bett, ich fĂĽhlte mich so elend, dass ich fĂĽr immer liegen bleiben wollte.
Vorsichtig hob ich meinen Kopf, im Bett direkt neben mir lag Harry, in scheinbar ähnlichem Zustand, seine Augen aber noch geschlossen.
Neben ihm, ein weiteres belegtes Krankenbett, ich hob meinen Oberkörper etwas weiter an, um die Person genauer erkennen zu können. Ich musste mich nicht besonders anstrengen. Es war sofort unverkennbar.
Ron!
Gott sei Dank.
Sein Bein war geschient, seine Augen geschlossen, friedlich schnarchte er vor sich hin.
Ich begab mich in die sitzende Position, und durchsuchte den Raum.
Doch nichts, kein weiteres, belegtes Bett, Sirius, was ist mit Sirius?
Ein paar Stimmen drangen an mich heran, schnell lieĂź ich mich zurĂĽck in die Kissen fallen, mit dem Gesicht seitlich aufs Kissen gepresst, versuchte ich den Stimmen zu lauschen.
„Fürchterliche Geschichte ... schrecklich ... Wunder, dass alle noch leben, ein Glück, dass sie da waren, Snape...“
„Danke, Minister.“
Fudge und Snape, dachte ich erschrocken, dann war es wohl Snape, der uns gerettet hat?
Nur, wie … warum … was war geschehen?
Und vor allem wo ist Sirius?
„Sieht ja übel aus, der Schnitt, den sie da im Gesicht haben, das war sicher Black?“
„Keineswegs, Minister ... es waren Potter, Weasley und Granger, Minister...“
„Nein!“
„Black hat sie verhext, war mir auf der Stelle klar. Ein Verwirrungszauber, so wie die sich aufführten. Glaubten offenbar, er sei doch unschuldig. Sie waren für ihre Taten nicht verantwortlich. Allerdings wäre Black fast entkommen, weil sie sich eingemischt haben...“
Snape zog noch ein ganze Weile über Harry her, man solle ihn ausschließen von der Schule, wenn nicht für immer, dann doch für eine Weile ... Dumbledore lässt ihm immer alles durchgehen ... unrechtmäßig in Hogsmeade..., und so weiter und so fort, die ewige alte Leier eben.
Ein leises Rascheln, im Bett neben mir lenkte mich für einen Moment ab, Harry hatte die Augen geöffnet, und sah sich um.
Die Stimmen entfernten sich, nur noch schwach, hörte man sie draußen im Korridor.
Ich legte meinen Finger auf die Lippen, und bedeutete Harry, ruhig zu sein.
„Was mich am meisten erstaunt, ist das Verhalten der Dementoren ... Sie haben wirklich keine Ahnung, weshalb sie zurückgewichen sind, Snape?“
„Nein, Minister ... als ich zu mir kam, nahmen sie gerade wieder ihre Posten an den Toren ein...“.
„Unglaublich. Aber Black und Harry und das Mädchen waren...“
„Alle bewusstlos, als ich zu ihnen gelangte. Ich habe Black natürlich sofort gefesselt und geknebelt, Tragen heraufbeschworen und sie gleich in Schloss gebracht.“
Madam Pomfrey hastete herein, mit einer handvoll Schokoladenriegel, „aha, ihr seid ja wach!“ begrüßte sie uns.
„Wie geht's Ron?“ fragten wir beide gleichzeitig.
„Er wird's überleben“, erwiderte sie, sah aber nicht gerade fröhlich dabei aus, „Potter was fällt dir eigentlich ein?“ schrie sie plötzlich.
Harry hatte sich aufgerichtet, und wollte aufstehen, „ich muss den Schulleiter sprechen!“ rief er.
„Potter!“, sagte Pomfrey, scheinbar wollte sie Harry beruhigen, „es ist alles gut, sie haben Black. Er ist oben eingeschlossen. Die Dementoren werden ihn jeden Moment küssen...“
„WAS?“
“DAS DARF NICHT SEIN!“
Wir sprangen beide gleichzeitig aus dem Bett.
„Sirius Black ist unschuldig!“
Von unseren Schreien aufgeschreckt, waren Snape und Fudge zurĂĽckgeeilt.
„Harry, Harry, was soll das denn?“ fragte der Minister besorgt.
„Sirius ist unschuldig, Pettigrew hat seinen eigenen Tod nur vorgetäuscht! Wir haben ihn heute Nacht gesehen...“.
Doch Fudge schüttelte nur lächelnd seinen Kopf.
Er glaubte uns nicht!
„...du bist völlig durcheinander, wir haben alles im Griff“, redete er auf Harry ein.
„Haben sie nicht!“ Harry schrie Fudge an, der erschrocken zusammenzuckte, „sie haben den falschen Mann!“
„Minister, bitte hören sie!“
Ich musste einschreiten, wir waren zwar noch sehr jung, aber deswegen noch lange nicht blöd.
Man glaubt uns nicht, weil wir noch zu jung sind!
Und Pettigrew ist weg, also wird man dem vermeintlichen Mörder auch nicht glauben.
Dumbledore, wir brauchen dringend Dumbledore!
„Ich habe ihn auch gesehen, es war Rons Ratte, er ist ein Animagus, Pettigrew, meine ich, und...“
„Sehen sie Minister“, lachte Snape triumphierend, „völlig übergeschnappt, alle beide ... Black hat ganze Arbeit geleistet!“
Harry platze der Kragen, „Wir sind nicht übergeschnappt!“, fauchte er.
Erschrocken zuckte Snape zusammen, Pomfrey ermahnte alle, wir sollten uns nicht aufregen, wir bräuchten Ruhe.
In diesem Augenblick sprang die TĂĽr auf.
„Professor Dumbledore, Sirius Black...“, polterte Harry los.
Dumbledore schien keine Zeit verlieren zu wollen, und wirkte in Eile, „Verzeihung, Poppy, aber ich muss kurz mit Mr. Potter und Miss Granger sprechen“, sagte er lässig, „ich habe eben mit Sirius Black geredet...“.
„Ich nehme an, er hat ihnen dasselbe Märchen erzählt, das er Potter ins Hirn gepflanzt hat?“ rief Snape abfällig, „etwas von einer Ratte und dass Pettigrew noch am Leben sei.“
„Das ist tatsächlich Blacks Darstellung“, sagte Dumbledore und sah Snape scharf an.
„Und meine Meinung zählt überhaupt nicht?“ fragte die Hakennase beleidigt.
„Pettigrew war nicht in der Heulenden Hütte, und draußen auf den Ländereien war keine Spur von ihm zu sehen.“
„Sie waren doch bewusstlos, Professor!“ sagte ich entschieden und herablassend, was Snape extrem aufbrausend machte. „Miss Granger, hüten sie ihre Zunge!“ mahnte er mich.
„Ich möchte mit Harry und Hermine unter sechs Augen sprechen!“ legte Dumbledore fest, und bat Snape, Fudge und Madam Pomfrey das Zimmer zu verlassen, was alle Drei, nur unter Protest taten.
„Es duldet keinen Aufschub!“ bestand Dumbledore.
Nur Snape rührte sich nicht, „Sirius Black hat schon im Alter von sechzehn Jahren bewiesen, dass er zum Mord fähig ist, sie haben das nicht vergessen, Direktor?“
„Mein Gedächtnis hat nicht gelitten, Severus“, erwiderte Dumbledore knapp.
Snape machte auf dem Absatz kehrte, und verließ äußerst beleidigt, den Raum.
Nachdem die TĂĽr ins Schloss fiel, wandte sich Dumbledore mit ernster Miene, uns Beiden zu.
Wir sprudelten sofort los.
„Professor, Black sagt die Wahrheit ... wir haben Pettigrew gesehen...“
„...er konnte entkommen, als Professor Lupin sich in einen Werwolf verwandelte...“
„...er ist eine Ratte...“
„...Pettigrews Vorderpfote, einen Finger, meine ich, er hat ihn abgeschnitten...“
„...Pettigrew hat Ron angegriffen, es war nicht Sirius...“
Dumbledore hob seine Hand, und gebot uns damit ruhiger zu werden.
„Ihr seid jetzt mit zuhören dran, und bitte unterbrecht mich nicht, weil wir sehr wenig Zeit haben“, sagte er sachlich und ruhig.
„Es gibt nicht die Spur eines Beweises für Blacks Geschichte, ich habe nur euer Wort ... und das Wort zweier dreizehnjähriger Zauberer, wird niemanden überzeugen. Eine Straße voller Augenzeugen hat geschworen, dass Sirius Pettigrew ermordet hat. Ich selbst habe im Ministerium ausgesagt, dass Sirius Potters Geheimniswahrer war.“
„Professor Lupin kann es ihnen erklären“, Harry wurde ungeduldig.
„Professor Lupin steckt gegenwärtig tief im Wald und kann keinem Menschen irgendwas erklären...“
„Aber...“
Wieder hob Dumbledore seine Hand, „hör mir zu, Harry. Es ist zu spät, verstehst du? Du musst einsehen, dass Professor Snapes Darstellung der Ereignisse viel überzeugender ist als eure.“
„Er hasst Sirius!“ verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, einem Ausweg, „und alles nur, weil ihm Sirius einen dummen Streich gespielt hat...“
Ein flüchtiges Lächeln umspielte seinen langen, weißen Bart, „Sirius hat sich nicht gerade wie ein Unschuldiger benommen. Er hat die fette Dame angegriffen ... dann ist er mit einem Messer in den Gryffindor - Turm eingedrungen ... jedenfalls haben wir ohne Pettigrew, tot oder lebendig, keine Chance, Sirius die Strafe zu ersparen.“
„Aber sie glauben uns!“ bohrte ich weiter.
„Ja, das tue ich“, antwortete er leise, „doch es steht nicht in meiner Macht, andere Menschen die Wahrheit sehen zu lassen oder den Zaubereiminister in die Schranken zu weisen.“
Wir können also nichts tun?
Meine Beine wurden wieder schwer, es war als hätte mir jemand, den Boden unter den Füßen weggezogen.
„Was wir brauchen“, Dumbledore sprach langsam, und seine Augen leuchteten mich an, „ist mehr Zeit.“
„Aber...“, doch dann verstand ich, was er meinte, „OH!“
„Und jetzt pass auf!“ Dumbledores Stimme wurde noch leiser.
„Sirius ist in Professor Flitwicks Büro im siebten Stock eingeschlossen. Dreizehntes Fenster rechts vom Westturm. Wenn alles gut geht, werdet ihr heute Nacht mehr als ein unschuldiges Leben retten können. Doch vergesst Folgendes nicht, ihr beiden. Niemand darf euch sehen. Miss Granger, Sie kennen das Gesetz ... Sie wissen, was auf dem Spiel steht ... niemand - darf - euch - sehen.“
Harry sah fassungs-, und ahnungslos, abwechselnd von Dumbledore zu mir.
Er hatte keine Ahnung, und ich genoss diesen Augenblick.
Professor Dumbledore hatte bereits die TĂĽr erreicht, als er sich noch einmal umdrehte.
„Ich werde euch einschließen … es ist…“, er sah auf seine Uhr, „fünf Minuten vor Zwölf, Hermine, drei Drehungen sollten genügen …Viel Glück!“
„Viel Glück?“ wiederholte Harry, nachdem sich der Schlüssel im Türschloss drehte, „drei Drehungen? … Was redet er da? … Was sollen wir tun?“
Entschlossen fingerte ich am Kragen meines Umhangs und zog den Zeitumkehrer hervor, ich hielt die lange, goldene Kette, weit ausgestreckt vor mich hin, „Harry, komm her … schnell!“ rief ich ihm befehlend zu.
Er gehorchte und kam völlig verdattert auf mich zu.
„Hier…“, sagte ich und warf die Kette um seinen Hals.
Nase an Nase standen wir uns gegenĂĽber.
„Bereit?“ fragte ich atemlos, unter der Berührung unserer Nasen, und dem, was uns erwarten würde.
Immer noch ratlos, fragte Harry, „was haben wir vor?“
Dreimal drehte ich das Stundenglas im Kreis, der dunkle Krankensaal löste sich auf, Harry sah sich fragend und erstaunt um.
Verschwommene Gestalten rauschten an unseren Augen vorbei, nach einem kurzen Augenblick, spĂĽrte ich wieder den festen Boden unter meinen FĂĽĂźen.
Wir standen in der menschenleeren Eingangshalle, Sonnenstrahlen erhellten die Halle in einem goldenen Licht.
Drei Stunden etwa, vermutete ich, was … wo waren wir da gerade?
Schnell, dachte ich, schnell hier weg, bevor uns jemand sieht.
„Hermine, was…?“ fragte Harry, ich aber sah mich um, und entdeckte eine Besenkammer, „hier rein!“ rief ich ihm zu.
Er stand immer noch staunend, aber wie angewurzelt an meiner Seite, obwohl die Kette einen tiefen sicherlich schmerzhaften Druck auf seinem Hals hinterlieĂź, ich packte Harry am Arm, und zog ihn quer durch die Halle, bis zu diesem Besenschrank.
Der Junge an meiner Seite war so perplex, dass ich ihn sogar in die Kammer schubsen musste.
„Was … wie … Hermine, was ist passiert? Sprich endlich mit mir!“
Wir waren fĂĽr den Moment sicher, nur wie sollten wir weiter vorgehen?
So entschloss ich mich das Rätsel zu lüften.
„Wir haben eine kleine Zeitreise gemacht“, flüsterte ich und befreite ihn von der Kette, „Drei Stunden in die Vergangenheit…“
Harry sah mich ungläubig an, und zwickte sich am Bein, ich musste unwillkürlich lächeln, so ähnlich hatte ich beim ersten Mal auch reagiert.
„Aber…“, suchte er nach Erklärungen.
Draußen auf dem Flur waren Schritte hörbar.
Vielleicht unsere eigenen Körper, dachte ich aufgeregt. Ich sollte Harry erst die Erklärung geben, vor er vor lauter Schreck seinem eigenen Ich gegenübersteht.
„Schh! Hör mal“, forderte ich ihn zur Ruhe auf, „da kommt jemand … ich glaube, das könnten wir sein!“
Ich drückte mich näher an die Tür, um die Vorgänge besser verfolgen zu können, „Schritte durch die Halle … ja, ich glaube, das sind wir auf dem Weg zu Hagrid!“ sprach ich atemlos weiter, mein Herz schlug erheblich schneller, als Normal.
„Willst du mir sagen“, wisperte Harry erschrocken, „dass wir hier in diesem Schrank sind und gleichzeitig auch da draußen?“
„Ja!“ sagte ich beiläufig, da ich immer noch den Schritten lauschte, „ich bin sicher, dass wir es sind … klingt nach nicht mehr als drei Leuten … und wir gehen langsam, weil wir unter dem Tarnumhang stecken…“
Gespannt lauschte ich weiter, während Harry unaufhörlich am Ärmel meiner Bluse zupfte, die Schritte entfernten sich, „wir gehen die Treppe runter…“.
Erleichtert setzte ich mich auf einen umgestĂĽlpten Eimer und seufzte erleichtert auf.
Harry fingerte nervös vor Unwissenheit an meiner ganzen Kleidung herum. Seine Hände forderten Erklärungen.
Ich hatte ein Einsehen und nickte ihm zu, die Fragen zu stellen.
„Wo hast du dieses Ding, dieses Stundenglas her?“ begann er.
Ich erklärte ihm, wie ich den Zeitumkehrer, an unserem ersten Tag, des Schuljahres, von McGonagall bekommen, und wie und wozu, ich ihn benutzt hatte. Auch über die Bestimmungen klärte ich ihn auf.
„…ich hab den Zeitumkehrer gedreht, damit ich die Stunden noch einmal erlebte, und deshalb habe ich mehrere Fächer gleichzeitig belegen können, verstehst du jetzt? Aber … Harry, ich weiß nicht, was Dumbledore meint, was wir tun sollen. Warum hat er gesagt, wir sollen drei Stunden zurückgehen? Wie soll das Sirius nutzen?“
Harry starrte mich nachdenklich an, „deswegen warst du plötzlich hinter uns verschwunden, oder plötzlich da?“
Ich nickte ihm zu, er war jetzt völlig im Bilde.
„Etwas muss um diese Zeit passiert sein, etwas, das wir ändern sollen“, sagte er langsam, „was ist passiert? Vor drei Stunden gingen wir hinunter zu Hagrid…“, dachte er laut.
„Wir haben uns eben gerade gehen hören…“, nickte ich ihm bestätigend zu.
Harry konnte man die Anstrengung an der Stirn ansehen, „Dumbledore hat eben gesagt … das wir mehr als ein unschuldiges Leben retten könnten…“.
Seine Augen leuchteten plötzlich auf, ich bewunderte ihn, wie er in dieser angespannten Situation einen klaren Gedanken fassen konnte, eine Eigenschaft, die mir immer wieder auf die Beine half, auch zukünftig.
„Hermine, wir retten Seidenschnabel!“ seine weit aufgerissenen Augen glänzten.
Nur ich konnte damit immer noch nichts anfangen, „aber … wie helfen wir damit Sirius?“
Harry war voll in seinem Element, er strahlte mich an, „Dumbledore … er hat uns gerade erklärt, wo das Fenster ist … das Fenster von Flitwicks Büro! Wo sie Sirius eingeschlossen haben!“
„Red weiter“, forderte ich ihn auf.
„Hermine“, sagte er ungeduldig, „Sirius kann mit Seidenschnabel fliehen! Wir müssen mit Seidenschnabel zum Fenster fliegen und Sirius retten! Sie können zusammen entkommen!“
Entsetzt von der Idee, starrte ich ihn an, wie sollten wir das schaffen, ohne gesehen zu werden, und beim Gedanken, an einen Flug mit Seidenschnabel, zogen sich meine Eingeweide zusammen.
„Wenn wir das schaffen, ohne gesehen zu werden, wäre das ein Wunder!“ antwortete ich unbehaglich.
Aber wir mussten etwas unternehmen, jede Minute ist kostbar, also los!
Wir schafften es, im Eilschritt, ein Versteck im Verbotenen Wald zu erreichen, von wo man Hagrids HĂĽtte beobachten konnte.
Verborgen in sicherem Abstand, im Schatten der Bäume, sahen wir, wie wir selbst dort ankommen.
„Das ist das Verrückteste, was wir je getan haben“, begeisterte sich Harry.
„Gehen wir ein Stück näher“, flüsterte ich, „wir müssen näher an Seidenschnabel heran!“
Wir rutschten zwischen den Bäumen hindurch, bis wir schließlich freien Blick auf Seidenschnabel hatten, der aufgeregt an seiner Leine zerrte.
Harry war voller Tatendrang, und wollte sofort handeln, doch es war noch zu frĂĽh.
„Wenn wir ihn jetzt stehlen, werden die Leute vom Ausschuss denken, Hagrid hätte ihn befreit! Wir müssen warten, bis sie sehen, dass er draußen angebunden ist!“
„Dann haben wir aber gerade mal sechzig Sekunden“, erwiderte Harry nervös.
Kurze Zeit später sahen wir uns, wieder zum Schloss zurückgehen, weil Dumbledore in Begleitung des Hinrichtungskomitees anklopfte, und der Vollstreckungsbeauftragte Walden Macnair vergewisserte sich, dass Seidenschnabel im Garten angebunden ist.
Harry reagierte sofort, „Warte hier!“ flüsterte er, „ich mach das!“
Er brachte Seidenschnabel auĂźer Sichtweite, allerdings unter erheblicher Anstrengung.
Der Hippogreif rĂĽhrte sich nicht von der Stelle.
Dumbledore verschaffte uns eindeutig mehr Zeit, er hielt das Komitee auf, „Auch sie müssen hier unterschreiben“, hörte ich ihn sagen.
Kannte er den Plan etwa zu dieser Zeit?
„Harry schnell“, zischte ich nervös und zitternd, gemeinsam zogen wir Seidenschnabel an einem Seil hinter uns her.
Endlich waren wir auĂźer Sichtweite.
„Halt!“ rief ich, „sie können uns noch hören!“
Während wir in unserem neuen Versteck aufgeregt warteten, hörten wir, wie Stunden zuvor den Axthieb und Hagrids Aufheulen, wussten jetzt aber, was es wirklich bedeutete: Der frustrierte Macnair hatte seine Axt schwungvoll in den Zaun sausen lassen und Hagrid ist in Freudengeheul ausgebrochen.
Seidenschnabel begann an dem Seil zu zerren, scheinbar wollte er zurĂĽck zu Hagrid, dessen Jubelrufe zu uns herunter schallten.
Unter größter Kraftanstrengung zog ich an dem Seil, um den Hippogreif aufzuhalten.
Er beruhigte sich schließlich wieder, und eine äußerst vergnügt klingende Stimme unseres Schulleiters drang an mein Ohr, „suchen sie den Himmel ab, wenn sie wollen … Hagrid, ich könnte eine Tasse Tee vertragen, oder einen großen Schnaps!“
„Was jetzt?“ flüsterte Harry.
„Wir müssen und hier drin verstecken“, schnaufte ich, und zeigte auf das Waldstück um uns herum, „wir müssen erst einmal warten, bis sie wieder im Schloss sind, und dann, bis es ungefährlich ist, mit Seidenschnabel zum Fenster von Sirius fliegen. Er wird erst in ein paar Stunden dort sein…“, ich rümpfte meine Nase, „Mensch, das wird schwierig werden…“
Nervös sah ich mich um, die Sonne war gerade am Untergehen.
„Wir können nicht hierbleiben“, sagte Harry nachdenklich, „wir müssen die Peitschende Weide sehen können, sonst wissen wir nicht, was geschieht.“
Ich nickte zustimmend, weil er vollkommen Recht hatte, denn wir mussten den genauen Zeitpunkt erwischen.
„Gut“, sagte ich, „aber wir dürfen uns nicht blicken lassen, Harry denk dran…“.
Wir schlichen entlang des Waldrandes, hinter einer Gruppe von Bäumen, von wo aus wir einen guten Blick, zur Peitschenden Weide hatten, nachdem wir einen perfekten Platz gefunden hatten, hielten wir schließlich an.
Wir konnten beobachten, wie Ron Krätze hinterherhetzte, dann folgten Harry und meine Wenigkeit.
Wie aus dem Nichts war Tatze zwischen den Wurzeln der Weide hervorgesprungen, Harry wurde umgerannt, dann schnappte der riesige, schwarze Hund nach Ron, und zerrte ihn unter die Wurzeln.
Das sah, von unserem Beobachtungsposten aus gesehen, gespenstig und sehr gefährlich aus.
„Autsch“, Harry duckte sich, „der Baum hat mir gerade eine verpasst, und jetzt kriegst du auch eine gewischt“, stöhnte er grinsend auf, „das ist unheimlich…“
Nach ein paar Augenblicken waren alle in dem Tunnel verschwunden, jetzt hieĂź es abwarten.
Wir waren kaum verschwunden, da näherten sich weitere Schritte, Dumbledore, Fudge und Macnair, auf dem Rückweg zum Schloss.
„Gleich nachdem wir runter in den Tunnel sind“, keuchte Harry.
Ich sah den Männern hinterher, die jetzt die Schlosstreppe hochstiegen und dann verschwanden.
Ein paar Augenblicke war es ruhig, dann sprang eine Gestalt, die Steintreppen herunter, direkt auf die Weide zu.
„Dort kommt Lupin“, flüsterte Harry, doch ich hatte ihn selbst schon erkannt.
Einem Instinkt folgend, blickte ich automatisch zum Himmel, der Mond war vollkommen hinter den Wolken verschwunden.
Harry lächelte, als er meinen Blick bemerkte.
„Zwei Dumme…“, grinste er.
Lupin betätigte mit einem Zweig den Knoten am Baumstamm, die Weide erstarrte sofort.
„Wenn er nur den Tarnumhang mitgenommen hätte“, grübelte Harry, „der liegt da einfach rum…“, er drehte sich zu mir um, „wenn ich kurz rüberrenne und ihn hole, kann ihn Snape nicht mitnehmen und…“
„Harry, niemand darf uns sehen!“ mahnte ich, und packte ihn am Kragen, um ihn aufzuhalten, er sah entschlossen aus.
Und keinen Moment zu frĂĽh!
Denn in diesem Augenblick kam Hagrid, leicht schwankend, und laut singend, den Weg zum Schloss hoch.
„Siehst du!“ raunte ich mit ernstem Blick, „siehst du, was passiert wäre? Wir müssen versteckt bleiben!“
Nur unwesentlich später flog das Schlossportal auf, und Snape kam mit riesigen, schnellen Schritten auf die Weide zugestürmt.
Harry ballte wütend seine Fäuste, als Snape nach dem Tarnumhang griff.
„Lass deine dreckigen Finger davon!“ knurrte Harry wutentbrannt.
Ich mahnte ihn zur Ruhe, bis Snape im Tunnel verschwunden war.
„Das war's“, seufzte ich, „wir sind alle da unten, und jetzt müssen wir warten, bis wir wieder rauskommen…“.
Erschöpft ließ ich mich auf den Boden nieder, und schlang meine Arme um meine Knie, Harry tat es mir gleich.
„Harry, eins verstehe ich nicht … warum haben die Dementoren Sirius nicht gekriegt? Ich weiß noch, wie sie kamen, und dann bin ich wohl ohnmächtig geworden … es waren so viele…“.
Harry schilderte kurz was geschehen war, nachdem ich neben ihm zusammen gebrochen war, er hörte zunächst die Hilfeschreie seiner Mutter, die immer lauter in seinem Kopf dröhnten.
Schließlich hätte er gesehen, was nur die Opfer eines Dementor - Kusses zu sehen bekommen, unter ihrer Kapuze hätten die Dementoren statt Augen nur schorfige Stellen und anstelle eines Mundes einen formlosen großen Schlund.
Ein Dementor hatte bereits seinen Schlund ĂĽber Harrys Gesicht gesenkt, als ein groĂźes silbernes Etwas ĂĽber den See galoppiert kam, und die Dementoren zum RĂĽckzug trieb.
Eigentlich klang es unglaublich, was er erzählte, so unglaublich, dass es doch wahr sein musste.
„Aber was war das?“ fragte ich beunruhigt.
„Wenn es die Dementoren vertrieben hat, dann kann es nur eins gewesen sein, ein richtiger Patronus, ein mächtiger“, Harrys Augen glänzten, als er das sagte.
„Aber wer hat ihn heraufbeschworen?“ ich konnte es mir nicht erklären.
Harry hatte wohl gerade die Szene bildlich vor Augen, er zuckte langsam, aber verneinend mit dem Kopf.
„Hast du nicht gesehen, wie er aussah?“ hakte ich nach, „war es einer der Lehrer?“
„Nein“, antwortete Harry, aber mein Eindruck deutete auf eine klare Vorstellung hin, allerdings schien er zu überlegen, ob ich ihm wohl glauben würde, wenn er seine Gedanken offenbaren würde, „es war kein Lehrer.“
„Aber es muss ein sehr mächtiger Zauberer gewesen sein, wenn er all diese Dementoren verjagen konnte, wenn der Patronus so leuchtete, hat er ihn nicht beschienen? Konntest du nichts sehen?“
WĂĽrde er mir vertrauen?
Ich spĂĽrte, dass ihm die Antwort nicht einfach fiel.
„Doch, ich hab ihn gesehen“, sagte er langsam, „aber … vielleicht hab ich's mir nur eingebildet … ich konnte nicht klar denken … gleich danach bin ich ohnmächtig geworden…“.
Er vertraut mir! Jubelte ich heimlich.
„Wer, glaubst du, war es?“
„Ich glaube…“, Harry schluckte schwer, „ich glaube es war mein Vater!“
Harry testete meine Reaktion, indem er mich forschend ansah, ich muss zugeben es klang wirklich unglaublich.
Das ist unmöglich…
Eine Mischung aus Entsetzen und Mitleid, bildete sich in meinem Kopf.
„Harry, dein Dad ist …nun ja … tot“, erwiderte ich leise und vorsichtig.
„Das weiß ich“, sagte er rasch.
„Ein Geist?“ fragte ich vorsichtig, nur nicht sein Vertrauen missbrauchen, so unglaublich, es auch klingen mag!
„Ich weiß nicht…“, er wirkte verunsichert, „…nein … er schien aus Fleisch und Blut…“
Mit immer noch mitleidsvollem Blick, sah ich ihn an.
„Vielleicht habe ich mir alles nur eingebildet … aber … was ich gesehen habe … sah wie Dad aus … ich hab Fotos von ihm … ich weiß, das klingt verrückt.“
Er schaute verlegen in eine andere Richtung, wandte den Blick von mir ab und beobachtete Seidenschnabel, danach den Wald, er ging eindeutig alles gedanklich nach einmal durch.
Ich glaubte ihm, dass er jemand gesehen hat, der seinem Vater ähnelte, aber es war definitiv nicht James Potter.
„Kurz bevor ich ohnmächtig wurde“, unterbrach ich das Schweigen, „hatte ich auch eine fast unglaubliche Erscheinung…“
Harry sah wieder auf, und forderte mich mit Blicken auf, weiter zu erzählen, „Sirius…“
Ich stockte genauso, wie Harry, auch meine Erscheinung klang für mich selbst unglaublich, aber ich wollte ihm damit beweisen, dass ich ihm glaubte, „aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sirius zur Seite kippte … ich hatte das Gefühl, er würde mich anstarren, vereinzelt sprühten, orangefarbene Spritzer aus seinem Zauberstab, dann wurde auch mir schwarz vor Augen“.
„Was willst du damit andeuten?“
„Ich frage mich seither, ob … ob … mich Sirius betäuben wollte, um mir die Qualen der Dementoren zu ersparen?“
„Aber warum sollte er das tun?“ fragte Harry.
Ja … warum, wenn ich das wüsste…
Die Blätter begannen zu rascheln, eine Brise kam auf, kurzzeitig kam der Mond zum Vorschein und verschwand dann wieder hinter den Wolken.
Fast eine Stunde war vergangen, dann rĂĽhrte sich etwas, unter der Weide.
„Da kommen wir“, flüsterte ich.
Lupin, Ron und Pettigrew kletterten mĂĽhsam aus dem Tunnel, gefolgt von Snape, Harry, meinem alten Ich und Sirius.
Harry rutschte nervös hin und her, sah aufgeregt zum Himmel.
Gleich kommt der Mond zum Vorschein!
Ich muss Harry bremsen, bevor er sich vergisst, ich spürte wie er mit sich kämpfte.
„Harry, wir müssen hierbleiben“, ich versuchte beruhigend auf ihn einzusprechen, „wir dürfen nicht gesehen werden, wir können nichts tun…“
„Also lassen wir Pettigrew einfach wieder entkommen“, sagte Harry bitter.
„Wie willst du denn in der Dunkelheit eine Ratte finden?“ meine Stimme klang eindringlicher, ich musste es ihm plausibel klarmachen.
Der Mond kam hervor, Lupin begann sich zu verwandeln.
„Hermine!“ sagte Harry, wie vom Blitz getroffen, „wir müssen fort von hier!“
„Das geht nicht, ich erklär dir doch ständig…“, hatte er denn immer noch nicht verstanden?
Aber er hatte verstanden, nur ich sah die Gefahr nicht kommen, „…dass wir uns nicht einmischen sollen!“, sagte er genervt, „ja doch, aber Lupin wird in den Wald rennen, direkt auf uns zu!“
Er hat Recht!
Erschrocken und voller Angst stand ich auf, „schnell, wo sollen wir denn hin? Wo sollen wir uns verstecken, die Dementoren werden jeden Moment kommen!“, rief ich panisch, und griff nach Seidenschnabels Leine.
Wir rannten, so schnell wir konnten zurĂĽck zu Hagrids HĂĽtte, Seidenschnabel mit langen SprĂĽngen hinter uns her.
Wolfsgeheul ertönte unmittelbar hinter uns.
Harry stieĂź die TĂĽr zur HĂĽtte auf, und wir rutschten hinein.
„Das war wirklich knapp!“ schnaufte ich, völlig außer Atem.
Harry blickte ungeduldig aus dem Fenster.
„Ich glaube, ich geh am besten wieder nach draußen“, sagte er langsam.
Harry, wollte ich ihn gerade mahnen, ich weiĂź, was du vor hast, doch er erahnte meinen Spruch.
„Ich werde mich ganz bestimmt nicht einmischen“, fügte er rasch hinzu, „aber wenn wir nicht sehen, was passiert, wie sollen wir dann wissen, wenn es Zeit ist, Sirius zu retten?“
Er hatte mich ĂĽberzeugt, auch wenn ich das GefĂĽhl nicht loswerden wollte, dass er sich nur vergewissern wollte, ob er wirklich seinen Dad gesehen hatte.
„Von mir aus“, stimmte ich zu, „ich warte hier mit Seidenschnabel … aber sei bitte vorsichtig, Harry … da draußen ist ein Werwolf … und die Dementoren!“
Ich wusste, dass es keinen Sinn machte, ihn jetzt aufzuhalten, so lieĂź ich ihn gehen.
Die Sekunden vergingen, ich saß auf glühenden Kohlen, meine Blicke wanderten nervös in der Hütte hin und her.
Ich darf ihn nicht alleine lassen!
Wenn ihm etwas geschieht, das wĂĽrde ich mir nicht verzeihen!
Ich erhob mich und wanderte mit unkontrollierten Schritten auf und ab, Seidenschnabel hatte es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht, Fang knurrte, weil ich aufgehört hatte seinen Kopf zu graulen.
Ich hätte ihn nicht alleine lassen dürfen, was .. .wenn er da draußen einen Fehler begeht?
Wenn ihm etwas geschieht?
„Du musst auf ihn aufpassen!“
Dumbledores Stimme erweckte mich aus meinem Wachtraum.
„Du musst ihm seine rechte Hand führen, nur du bist in der Lage dazu!“
Ich griff energisch nach Seidenschnabels Leine und forderte ihn auf mitzukommen, er folgte ohne Probleme.
Es war klirrend kalt, die Dementoren waren zu spüren, ich hörte ein Rauschen, das schreckliche Geräusch, ihrer flatternden Umhänge.
Aus der Ferne erkannte ich ein schwaches Licht, ein schwacher Patronus.
Jetzt stĂĽrzen sich die Dementoren ĂĽber uns, dachte ich.
Angst stieg in mir auf.
Können wir Sirius wirklich retten?
Was wĂĽrde Harry tun?
War sein Vater eine Wahnvorstellung?
Sein Vater…
Hatte er ihn wirklich gesehen, oder...?
Ich rannte immer schneller, Schnäbelchen hüpfte aufgeregt hinterher.
„EXPECTO PATRONUM!“
Kurz bevor ich das Ufer erreichte, hörte ich den Schrei.
Ein grelles, silbern leuchtendes Licht erhellte den Wald und den See.
„Nur ein großer Zauberer hätte diesen Zauber vollbringen können!“, murmelte ich vor mich hin, und hatte das Gefühl, an meinen Beinen würden Flügel wachsen, so schnell ich konnte, rannte ich über den waldigen Boden, mehrfach schlitterte ich, über den weichen Grund.
Seidenschnabel hüpfte, wie ein Känguru hinter mir her, er hatte Probleme mit mir Schritt zu halten.
Wie konnte ich ihn nur gehen lassen! schimpfte ich mich aus.
Wenn ihm jetzt etwas geschieht, Wenn wir es nicht schaffen … ich bin Schuld…
Wie konnte ich ihn nur alleine gehen lassen!
Das Licht wurde immer heller, ich rannte direkt darauf zu.
Mir stockte der Atem, als ich erkannte, was der Patronus war.
Ein wunderschönes, blendend helles, silbernes Tier, wie ein Pferd galoppierte er, lautlos über die schwarze Oberfläche des Sees, den Kopf gesenkt und mit den Hinterbeinen schlug er gegen die Ansammlung der Dementoren aus.
Plötzlich galoppierte er wie ein wilder Hengst im Kreis, die Dementoren wichen zurück, und verloren sich über den Wipfeln der Bäume.
Sie waren verschwunden.
Das silberne Tier wandte sich um, und galoppierte ĂĽber den See zurĂĽck.
Es war kein Pferd, sondern ein leuchtend heller Hirsch, ein prachtvolles Tier, das im Licht des Mondes, genauso hell leuchtete, wie der Mond selbst.
Der silberne Nebel strömte aus einem hoch erhobenen Zauberstab, aber es war nicht James Potter, wie Harry vermutete, es war sein Sohn.
Harry!
Harry, war der große Zauberer, dem es gelang, einen wunderschönen Patronus zu erzeugen, der hundert Dementoren, in die Flucht trieb.
Wahrlich, Harry muss ein großer Zauberer sein, ein viel größerer, besserer Zauberer, als ich es, je sein werde.
Bewunderung, aber auch Wut und Neid kochte in mir hoch, während ich beobachtete, wie der silberne Hirsch, Harry mit großen Augen ansah, dann neigte er seinen Kopf mit einem riesigen, schweren Geweih.
„Krone!“ murmelte ich, mein Körper überzog eine Gänsehaut, Harry streckte ehrfürchtig seine Hand aus, um seinen Patronus, scheinbar zu berühren, dann verschwand das ehrfürchtige Tier in seinem Zauberstab.
Aus mir brach alles heraus, „was hast du getan?“ schrie ich lauthals, und schäumte vor Wut, „du solltest doch nur Ausschau halten!“
Er hat die Regeln verletzt, niemand darf uns sehen!
Meine Wut schob ich auf diesen Grund, ich vermute aber vielmehr, dass meine Wut darin begrĂĽndet lag, dass er etwas zustande brachte, was ich nicht konnte.
Mit großen Augen sah er mich an, fasste sanft an meinen Arm, „ich hab gerade unser aller Leben gerettet…“, sein Atem war rasend schnell, an meinem Arm spürte ich seine immer noch zitternden Hände, „komm … hinter diesen Busch … ich erklär's dir“, sagte er atemlos, und zog mich hinterher.
Ich beruhigte mich wieder, dennoch musste ich wissen, ob ihn jemand gesehen hatte.
„Ja, hast du denn nicht zugehört?“ fragte er ungläubig, „ich habe mich gesehen, doch ich dachte, ich wäre mein Vater!“
In meinem Kopf ging es wild durcheinander, ich stand immer noch regungslos und starr, vor ihm.
„Es ist gut jetzt!“ Harry schüttelte mich vorsichtig, „alles ist gut, beruhige dich!“
Die Bewunderung hatte den Neid endgültig verdrängt, „Harry, ich kann's nicht glauben … du hast einen Patronus heraufbeschworen, der all diese Dementoren verjagt hat!“
Fassungslos, schüttelte ich meinen Kopf, „das ist sehr weit fortgeschrittene Zauberei…“
„Ich wusste, dass ich es diesmal schaffen würde, weil ich es schon einmal geschafft hatte.“
Stimmt, und er hat nichts an der Vergangenheit verändert, da er seinen, sogenannten Dad schon gesehen hatte.
„Red ich Unsinn?“ fragte er nervös.
„Ich weiß nicht … Harry, da drüben ist Snape!“ ich holte ihn zurück, in die Realität.
Vorsichtig beobachteten wir, hinter dem Busch, wie Snape Tragen herbei zauberte, und die drei leblosen Gestalten, von Sirius, Harry und mir, darauf hievte.
„Gut“, atmete ich auf, als Snape aus unserem Sichtfeld verschwand, „bald ist es soweit.“
Ich blickte zur Uhr, „wir haben eine Dreiviertelstunde, bis Dumbledore die Tür zum Krankenflügel abschließt, wir müssen Sirius retten und im Krankensaal zurück sein, bevor jemand merkt, dass wir fehlen…“.
Einige Minuten saĂźen wir schweigend nebeneinander, ich brauchte die Minuten, um das Gesehene zu verarbeiten.
Harry sah mehrmals forschend in mein Gesicht, aber er musste gespĂĽrt haben, dass ich diese Zeit brauchte.
„Meinst du er ist schon da oben?“ fragte er, als ich mich gerade wieder, etwas entspannt hatte.
Er sah hoch zum Schloss und zählte mit seinem Zeigefinger, die Fenster ab.
„Wir müssen los, Hermine!“ flüsterte er plötzlich.
Macnair, der Henker, war auf dem Weg zu den Dementoren.
Mit zitternden Knien legte ich mutig, meine Hände auf Seidenschnabels Rücken, und Harry half mir galant aufzusitzen.
Mein Herz pochte vor Angst in meinen Augen, ich wagte es nicht mich zu rühren. Den Körper stock und steif, lediglich meine Hände streichelten über das weiche Gefieder.
Wäre es nur schon vorbei!
Harry kletterte auf den RĂĽcken des Tieres, nahm vor mir Platz, und legte Seidenschnabel, die Leine um den Hals.
„Fertig?“ fragte er mich in weiser Voraussicht, „du hältst dich am besten an mir fest…“, was ich mir nicht zweimal sagen ließ.
Wäre es nur schon vorbei!
Mit seinen Fersen stieĂź er dem Hippogreif sanft in die Seiten, mĂĽhelos erhoben wir uns hoch in den dunklen Himmel.
Die Speisen in meinem Magen unternahmen eine Achterbahnfahrt durch meinen ganzen Körper.
Wäre es nur schon vorbei!
Ich klammerte mich so fest an Harrys Hüfte, dass ich dachte wir wären miteinander verschmolzen, meinen Kopf vergrub ich in seiner Schulter, ich traute mich nicht nach unten zu sehen.
„Es kann dir nichts passieren“, munterte mich Harry auf, „so fest wie du dich festgekrallt hast, braucht man schon, den Hogwarts - Express, um uns zu trennen … schau nur, das Schloss … unter uns, ist das nicht der Wahnsinn?“
„Vorsichtig hob ich meinen Kopf, es sah wirklich unglaublich aus, und ich verstand, warum er sich in der Luft frei und wohl fühlt, aber für mich … war das definitiv nichts.
Wäre es nur schon vorbei!
Ich starb fast einen Heldentod, „o nein…“, schrie ich auf, Seidenschnabel sackte etwas ab, im Gleichschritt mit meiner Stimme, mein Magen rebellierte, „das ist nichts für mich … o nein, das ist wirklich nichts für mich…“.
„Oha“, rief Harry, und zog an Seidenschnabels Leine, er flog langsamer, und blieb in der Luft stehen, wir bewegten uns auf und ab, weil Seidenschnabel mit den Flügeln schlagen musste, damit wir nicht abstürzen, mein Magen ging im Gleichschritt mit, und füllte sich mit tausenden von Krabbeltierchen.
„Er ist da!“ Harry streckte seine Hand aus, und klopfte mit dem Zauberstab gegen das Glas.
Sirius sprang, bei unserem Anblick erschrocken hoch, damit hatte er nicht gerechnet.
„Zurücktreten!“ rief ich Sirius zu.
Mit der linken Hand klammerte ich mich immer noch an Harrys Hüfte fest, nie im Leben, hätte ich losgelassen! Mit der Rechten zückte ich den Zauberstab, „Alohomora!“
Das Fenster sprang auf, und meine Rechte ging schneller an Harrys HĂĽfte zurĂĽck, als ich denken konnte.
„Wie … was?“ fragte Sirius erschöpft, aber lächelte glücklich, bei dem Anblick der sich ihm bot.
„Steig auf, wir haben keine Zeit zu verlieren“, rief ihm Harry zu.
Sirius hielt sich an beiden Seiten des Fensters fest und zog Kopf und Schultern ins Freie.
Er schwang ein Bein ĂĽber Seidenschnabels RĂĽcken, und nahm hinter mir seinen Platz ein.
In dieser Formation flogen wir hoch zum Turm.
Sirius atmete schwer, ich spĂĽrte seinen Atem in meinen Haaren, und er drĂĽckte sich ganz dicht an mich heran, als wĂĽrde eine alte Sehnsucht erwecken, dachte ich.
Ich empfand es nicht als unangenehm.
In sekundenschnelle landeten wir, oben auf dem Turm.
Erleichtert, endlich wieder, festen Boden unter den FĂĽĂźen zu haben, stiegen Harry und ich ab.
„Sirius, du verschwindest am besten, schnell“, keuchte Harry.
„Was ist mit dem anderen Jungen passiert? Mit Ron? Ist er okay?“ drängte Sirius.
„Er wird sich wieder erholen … ist immer noch außer Gefecht, aber Madam Pomfrey sagt, sie wird ihn schon wieder hinkriegen … schnell … flieh…“.
„Wie kann ich dir jemals danken?“ flehte Sirius und starrte einen nach dem anderen, an.
In seinen Augen bildeten sich Tränen.
„Flieh“, riefen Harry und ich gleichzeitig.
Sirius riss Seidenschnabel herum.
„Wir sehen uns wieder“, sagte er, „du bist … ganz der Sohn deines Vaters, Harry…“.
Der zu unrecht verurteilte Massenmörder weinte, „und du…“, sagte er zu mir, „es freut mich wirklich, dass ich dich kennen lernen durfte … du bist wirklich die klügste Hexe, die ich kennengelernt habe, ganz wie…“, er erhob sich in die Lüfte, und ich dachte wie „…sie“, noch gehört zu haben.
Fast schon sehnsĂĽchtig, sah ich Sirius hinterher, und nicht nur ich.
Wir sehen und bestimmt wieder, rief ich ihm gedanklich hinterher.
Nervös zupfte ich Harry am Ärmel, ein Blick auf meine Uhr, ließ mich erstarren.
„Wir haben noch genau zehn Minuten, um in den Krankenflügel runterzukommen, bevor Dumbledore, die Tür schließt, und keiner darf uns sehen!“
Wir schlĂĽpften durch die TurmtĂĽr und steigen die schmale Wendeltreppe hinunter.
Gerade unten angekommen, hörten wir Stimmen, Harry riss mich an meinem Ärmel zurück, wir pressten uns aufmerksam gegen die Wand, und versuchten zu lauschen.
Es waren Snape und der Minister, und die Stimmen kamen näher, „…hoffe nur, Dumbledore macht keine Scherereien“, sagte Snape gerade.
Harry zuckte zornig zusammen, doch dieses Mal musste er mich zurĂĽckzerren.
Fudge's Worte brachten mich in Rage, „…diese ganze Affäre mit Black war äußerst peinlich. Ich kann ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dem Tagespropheten mitteilen zu können, dass wir ihn endlich gefasst haben … die werden mit ihnen sprechen wollen, Snape … und sobald der junge Harry wieder bei Verstand ist, möchte er den Zeitungsleuten sicher genau erzählen, wie sie ihn gerettet haben…“.
Ihre Schritte gingen direkt an uns vorbei, wurden leiser, und erstarben schlieĂźlich.
Um ganz sicher zu sein, warteten wir noch einige Sekunden ab, dann rannten wir in die entgegengesetzte Richtung weiter, eine Treppe hinunter, eine weitere Treppe, einen Korridor hindurch.
Ein schrilles Lachen lieĂź uns erneut abbremsen.
„Peeves“, zischte Harry zornig, und wieder hielt er mich am Handgelenk zurück.
Gerade noch rechtzeitig, erreichten wir ein leeres Klassenzimmer.
Peeves schwebte drauĂźen vorbei.
Dicke Schweißperlen auf meiner Stirn zeugten von Unruhe, tiefer Hass baute sich auf, als Peeves Lachen unaufhörlich weiterging.
„Oh, ist der abscheulich“, flüsterte ich wütend.
Panisch sah ich erneut auf meine Uhr, „Noch drei Minuten, Harry!“, und noch immer war Peeves Lachen zu hören.
Harrys Atem beschleunigte sich, „Hermine…“, fragte er atemlos, „was passiert … wenn wir nicht reinkommen, bevor Dumbledore die Tür schließt?“
Daran wollte ich gar nicht denken, dachte ich und sprach es aus.
„Eine Minute noch!“
Die Schläge meines Herzens konnte ich schon gar nicht mehr zählen, es führte ein wahnsinniges Wettrennen durch und pochte an meinem Hals und gegen meine Schläfe.
Ohne weiter auf den Poltergeist zu achten, rannten wir schließlich los, im Korridor zum Krankenflügel, konnten wir schon Dumbledores Stimme hören.
Unsere Schritte verlangsamten sich, und wir schlichen in Richtung Tür, die bereits leicht geöffnet war. Dumbledores Rücken erschien vor unseren Augen.
„Ich werde euch einschließen“, sagte er, „es ist fünf Minuten vor Zwölf, Hermine, drei Drehungen sollten genügen … Viel Glück!“
Dumbledore trat vollständig heraus, schloss die Tür, und benutzte seinen Zauberstab, um sie magisch zu verschließen.
Panisch hielten wir ihn auf, wir mĂĽssen noch rein!
Dumbledore sah auf, und ein breites Lächeln erschien unter seinem langen, weißen Bart.
„Nun?“ fragte er.
„Wir haben's geschafft“, antworteten wir, atemlos.
„Sirius ist geflohen, auf dem Rücken von Seidenschnabel“, fügte Harry hinzu.
Der Professor strahlte.
„Gut gemacht“, sagte er, und lauschte an der Tür, „ja, ich glaube, auch ihr seid fort, geht rein … ich schließe euch ein…“.
Gesagt, getan.
Der Saal war leer, bis auf Ron, der immer noch reglos in seinem Bett lag.
Das Schloss klickte, und wir schlĂĽpften zurĂĽck in unsere Betten.
Wenig später stellte sich heraus, sehr zu unserer Überraschung … dass Sirius Black spurlos verschwunden war.
Snape behauptete zwar, dass bestimmt Harry und ich ihn befreit hätten, doch das erschien als völlig absurd, denn Madam Pomfrey bezeugte, dass wir nie unsere Betten verlassen hätten, dass Dumbledore bis vor wenigen Minuten bei uns gewesen sei und anschließend sie selbst.
Durch seine haltlosen Beschuldigungen machte Snape sich beim Zaubereiminister unglaubwürdig, dadurch konnte Dumbledore ihn später davon überzeugen, dass wir eigentlich von Remus Lupin gerettet worden seien.
Durch die heiĂźen Debatten zwischen Dumbledore, Snape und Fudge, regte sich endlich Ron, nachdem es im Zimmer wieder ruhiger geworden war.
„W … was ist passiert?“ stöhnte er, „Harry? Warum sind wir hier? Wo ist Sirius? Wo ist Lupin? Was ist eigentlich los?“ er sah völlig zerstreut aus, und es entlockte mir ein Lächeln.
Am nächsten Tag gegen Mittag durften wir den Krankenflügel verlassen, das Schloss war fast menschenleer, alle waren bei einem letzten Ausflug nach Hogsmeade, wir nutzten die Zeit und erklärten Ron, was heute Nacht noch geschehen war.
Snape war bitter enttäuscht, und rächte sich, indem er, bei seinen Slytherins, Lupin als Werwolf bloß stellte.
Lupin kam den erwarteten Protesten besorgter Eltern zuvor, indem er selbst kündigte. Harry machte sich sofort, als er die Nachricht zu Gehör bekam auf den Weg, „ich muss zu ihm, trotz allem, habe ich ihm soviel zu verdanken.“
Wenig später machte ich mit Ron auf den Weg in den Gemeinschaftsraum.
Noch in der Eingangshalle trafen wir auf Professor Dumbledore, der uns lächelnd entgegen kam.
„Alles klar mit euch?“ fragte er.
„Ja, Professor!“
„Macht euch keine Gedanken“, sprach er weiter, „ihr habt das richtige getan, ihr könnt stolz auf euch sein … ich jedenfalls bin es, aber verratet es niemandem weiter“, er zwinkerte uns zu.
„Professor … ich muss ihnen noch etwas zurückgeben“, sagte ich, und blickte kurz verlegen zu Ron, der zum Glück die richtigen Schlüsse zog.
„Ich geh schon mal nach oben, bin ganz schön müde, und lege mich direkt ins Bett, gute Nacht, Professor … Hermine.“
„Ich fingerte an meinem Kragen, zog den Zeitumwandler vorsichtig heraus, und ließ ihn Dumbledore, unauffällig in die Hand gleiten, „ich danke ihnen für alles, aber nun, brauche ich ihn nicht mehr, für nächstes Jahr habe ich meine Fächer sorgfältiger ausgewählt.“
„Du bist bewundernswert, Hermine, selbst ich hätte das körperlich nicht verkraftet … ich hatte immer ein Auge auf dich, und habe dich beobachtet, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, du würdest es nicht schaffen, wäre ich eingeschritten … so, und jetzt entschuldigst du mich, ich muss noch Jemanden verabschieden.“
„Einen großartigen Lehrer und … Freund?“ fragte ich, und der Schulleiter nickte mir zu. „Er war der beste Lehrer, den wir je hatten, schade dass er aufhört.“
Harry saĂź nachdenklich im Gemeinschaftsraum, als ich oben ankam.
„Darf ich mich zu dir setzen?“ fragte ich vorsichtig, da ich das Gefühl hatte, er wollte eigentlich alleine sein.
„Er ist weg“, sagte er nur, „er war der beste Lehrer, der mich je unterrichtet hatte, und er war ein Freund meiner Eltern.“
Neben ihm lag der Tarnumhang und die Karte des Rumtreibers, Harry beantwortete meine ungestellte Frage, „Lupin hat mir die Sachen zurückgegeben, er sei jetzt nicht mehr mein Lehrer, und hätte von daher, kein schlechtes Gewissen, wenn er mir die Karte überlassen würde, und den Tarnumhang hat er aus der heulenden Hütte geholt, weil er sich sicher wäre, dass auch du und Ron, die Sachen noch nützlich finden würden.“
Auf seinem SchoĂź lag aufgeschlagen das Fotoalbum, das er vor zwei Jahren von Hagrid bekommen hatte.
Ich neigte mich darĂĽber, es war genau das, was ich sehen wollte.
„Das Rätsel, der Personen auf diesem Bild löst sich so langsam“, flüsterte ich.
Mit meinem Zeigefinger fuhr ich über die Personen auf dem Bild, die uns allesamt zulächelten.
„Deine Eltern, Lily und James…“, murmelte ich vor mich hin.
„Krone“, antwortete Harry mit Blick auf die Karte des Rumtreibers.
Mein Finger rutschte neben die Gestalt vor James, „Remus Lupin“.
„Moony“, nickte Harry, „daneben…“, er stockte, sein Gesicht verzog sich, wutentbrannt, „Peter Pettigrew, Wurmschwanz … ich hätte ihn töten sollen!“
„Sirius…“, mein Finger rutschte hinter Harrys Dad.
„Tatze“, bestätigte Harry, „bleibt die Frau, neben meiner Mum“.
Ich konzentrierte mich voll und ganz auf diese Frau, alle Anderen verschwanden vor meinen Augen, „wer könnte das sein?“
„Wenn ich es nicht besser wüsste…“, sagte Harry plötzlich, und unterbrach meine Gedanken, ich sah ihn fragend an, seine Augen lagen auf dem Bild, dann schaute er hoch und fixierte mich.
„Was weißt du nicht besser?“
Harrys Gesicht wurde auf einen Schlag rot, er schluckte einen Klos hinunter, dann flüsterte er weiter, „…die Frau hat eine leichte Ähnlichkeit mit dir, Hermine … du … du“, stotterte er, „…du hast dich im letzten Jahr…“, wieder stockte er, ich lächelte still vor mich hin, er hat es bemerkt, innerlich triumphierte ich, „…verändert“, sprach er weiter, „dein Körper ist fraulich geworden, und diese Frau ist dir ähnlich, also wenn ich es nicht besser wüsste…“
Harry hat in dieser Frau, genau das Gleiche gesehen, was auch mir aufgefallen war, aber ich wollte das in die Welt der Fantasie verdrängen, das kann gar nicht sein…, aber jetzt?
Nachdenklich ließ ich das Medaillon, welches ich anonym zu Weihnachten bekam, durch meine Hände gleiten, ich war ganz in Gedanken.
„Was ist das?“ fragte Harry.
Erschrocken sah ich ihn an, „was meinst du?“
„Das…“, er zeigte auf meine Hände, „…da, in deinen Händen!“
„Ach, das!“, sagte ich kurz angebunden, und musterte das Medaillon.
„Sieht nicht aus, wie der Zeitumwandler…“
Ein Schmunzeln huscht über mein Gesicht. „Nein, wahrlich nicht“, antwortete ich, „den habe ich gerade zurückgegeben … Dumbledore passte uns ab, als du gerade zu Lupin aufgebrochen bist.“
„Wo ist eigentlich Ron?“
Ich zuckte unwissend mit der Schulter. „Wird direkt zu Bett gegangen sein. Es war schon gefährlich und gegen die Regeln dich in das Geheimnis um den Zeitumkehrer einzuweihen. Als Dumbledore zu uns trat, hat sich Ron zurückgezogen.“
„Und was ist dann das?“ Harry deutete ein weiteres Mal auf das Medaillon in meiner Hand.
„Ein Geschenk, zu Weihnachten, von einem unbekannten Absender…“
„Unbekannter Absender?“ unterbrach Harry, „kommt mir bekannt vor!“
„Es ist der Grund, warum ich den Feuerblitz untersuchen lassen wollte“, sagte ich mit einem, immer noch schlechten Gewissen, „ich habe auch das Medaillon untersuchen lassen, und es ist definitiv mit einem Zauber belegt, mit einem harmlosen allerdings … das Medaillon, lässt sich nicht öffnen … scheint so was, wie ein Patronuszauber zu sein.“
„Du brauchst dir deswegen keine Vorwürfe zu machen, es ist vergessen, mir wurde schnell klar, dass du es nur gut gemeint hast … du hattest Angst um mich?“
Offene, ehrliche Worte.
Ich sah ihm in die Augen, und nickte schwach.
„Es ist okay, es braucht dir nicht peinlich zu sein … ich hätte auch Angst um dich … du bist halt wie meine große … allwissende Schwester“, lachte er.
„Allwissend bin ich beileibe nicht“, erwiderte ich kleinlaut mit hochroten Wangen.
Schwester - verhalte ich mich, wie er es von einer groĂźen Schwester erwarten wĂĽrde?
Nachdenklich beließ ich meinen Blick auf seinen Augen, „du hast mich Schwester genannt, schon mal daran gedacht, wieso das so … ist … was uns…?“
„…verbindet?“ fragte er überraschend.
„Was beschäftigt dich diesbezüglich?“
„Meine Eltern verhalten sich von Anfang an seltsam, Harry, seit dem Tag als zum ersten Mal die Hogwartseule angeflogen kam … sie weichen Fragen aus, da ist irgendwas, was ich … wir nicht wissen sollen...“
„…Oder nicht wissen dürfen?“ unterbrach er mich.
Wieder nickte ich still vor mich hin.
„Du glaubst wir haben eine gemeinsame Vergangenheit?“ fragte er, ohne Umschweife.
Die Gelegenheit war gĂĽnstig, wir waren allein, und ich war der Meinung, dass es uns beide betrifft.
„Warum nicht … warum sollte ich dir nicht von meinen Beobachtungen berichten?“
„Du sprichst in Rätseln“.
„Es betrifft uns Beide, also hör mir erst einmal zu, und entscheide selbst.“
Ich schilderte ihm alle Ungereimtheiten, auf die ich bisher aufmerksam geworden bin, beginnend mit dem ersten Brief der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, endend mit den Geschehnissen um den Ausbruch von Sirius und dem belauschten Telefongespräch meiner Mom.
Harry hörte meinen Schilderungen aufmerksam zu, dann antwortete er, zu meiner Überraschung, völlig abgeklärt und vernünftig.
„Das klingt alles schon seltsam, da muss ich dir in allen Punkten zustimmen, nur…“, nachdenklich sah er mich an, „…was würde es ändern?“
Erstaunt sah ich ihn an, „was meinst du damit?“
„Nun … so wie ich es sage … was würde es ändern?“
Ich zuckte unmerklich mit meinen Schultern.
„Angenommen, nur mal angenommen…“, sprach er weiter, „…wir hätten wirklich, eine gemeinsame Vergangenheit, egal in welcher Form, vielleicht kannten sich unsere Eltern, und wir hätten tatsächlich, als Babys schon zusammen gespielt, oder so was … warum verheimlicht man, dann so was, außer…“
„…wenn es Gefahr bedeuten würde?“
„Vielleicht auch nicht einmal unbedingt für dich, oder mich…“
„Mach weiter“, munterte ich ihn auf.
„Wenn man es vor uns verheimlicht, dann hat das einen Grund, alle, die mit meinen Eltern in Kontakt waren, sind in tödlicher Gefahr, Sirius, war in Askaban, Remus ist als Werwolf gestraft, Peter ein Verräter, ich … müsste eigentlich auch tot sein…“
„Sag das nicht, Harry“, versuchte ich ihn zu trösten, indem ich meine Stimme senkte, und tröstend nach seiner Hand griff.
„Vielleicht sind deine Eltern wirklich keine Muggel, und werden durch eine neue Identität geschützt, willst du nachforschen, und sie womöglich in Gefahr bringen? Was wenn solche Informationen in falsche Hände gelangen?“
„Aber frisst dich denn die Ungewissheit nicht auf?“
„Zwischen uns würde sich nichts ändern, wir wären trotzdem Freunde, oder?“
Lediglich ein schwaches Nicken brachte ich als Antwort zustande.
„Du würdest mit Nachforschungen und einer eventuellen Erkenntnis nur deine Eltern, oder andere Personen, dich selbst, oder mich, in Gefahr bringen, wenn es etwas zu sagen gibt, wird man es tun, wenn die Zeit reif dafür ist, natürlich wäre es schön, die Wahrheit zu kennen, aber der Preis dafür könnte zu hoch sein, und … es könnten auch nur Hirngespinste sein.“
„Vielleicht hast du Recht, aber was … wenn meine Eltern etwas wissen, vielleicht sogar etwas wissen, über das was geschehen ist?“
„Ich denke, wenn es für mich … oder für uns, von Bedeutung, von großer Bedeutung wäre, dann würden sie nicht schweigen, Jedenfalls sollten wir diese Gedanken für uns behalten, alles Andere ist mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden, nicht dass wir in ein Wespennest stechen…“.
„Meine Eltern hätten mich aber fünfzehn Jahre lang, belogen“, erwähnte ich zerknirscht.
„Wenn, Hermine, immer vorausgesetzt, wenn! Sollte etwas an deinen Vermutungen dran sein, dann haben sie dich nicht belogen, sondern geschützt, und das dadurch, dass sie dir etwas verheimlicht haben.“
Wir begannen beide um die Wette zu gähnen, „Gestern war wohl doch sehr anstrengend“, lächelte Harry, und wünschte mir eine gute Nacht.
Auch ich begab mich, in meinen Schlafraum, wo mich schon sehnsüchtig, Ginny erwartete, der ich natürlich Bericht erstatten musste, aber nicht ganz im Detail, und schon gar nicht von meinem vertraulichen Gespräch mit Harry.
***
„Einige Zeit später bin ich wieder aufgewacht, setzte mich auf und durchsuchte das Zimmer, dein Bett war immer noch leer, und es schien, als sei es überhaupt nicht berührt worden zu sein. Schnell sprang ich auf, schlüpfte in meine Turnschuhe, und zog mir meinen Bademantel über.“
Interessiert hörte ich Ginnys Erzählung zu.
„Die Uhrzeit war mit völlig egal, ebenso, dass ich in Schwierigkeiten kommen könnte, weil ich so früh durch das Schloss laufen würde. Ich eilte aus dem Schlafsaal in dem Gemeinschaftsraum, und lief so schnell ich konnte nach draußen, auf der obersten Stufe hielt ich an, in der Hoffnung, irgendein Zeichen von dir, oder … zu erkennen.“
Komischerweise unterdrĂĽckte Harrys Namen.
„Ich zuckte ängstlich zusammen und glaubte wieder in einem Albtraum zu stecken … Ein unglaublich großes dunkles und pelziges Wesen erschien aus dem Morgennebel, und kam auf mich zu. Es sah aus wie ein Wolf, aber es konnte nicht sein … Wölfe stehen nicht aufrecht, dachte ich, dann erinnerte ich mich an Snapes Unterricht … Werwölfe tun das … Mutig, machte ich einen Schritt nach vorne, und zückte meinen Zauberstab, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich keinen einzigen Zauber kenne, den ich gegen einen Werwolf einsetzen könnte. Ich bemerkte, dass das Wesen hinkte, und seine Schulter blutete, außerdem, glaubte ich ein Wimmern aus seinem Innern zu hören. Es wirkte nicht bedrohlich, als es näher kam, und es trug eine vertraute schäbige Robe. An der untersten Stufe stolperte das Wesen, und starrte mich an. In diesem Augenblick, verschwand der Mond, hinter den Bäumen. Das Ungeheuer begann sich in einen Menschen zu transformieren, es fing an den Füßen an und bahnte sich seinen Weg nach oben, bis zum Kopf. Sein Pelz sah aus, als ob er zurück in die Haut gesaugt wurde, seine Knochen knackten, die Klauen zitterten und formten sich in Hände. Die Wolfsaugen starrten in die meinigen und als nächstes erkannte ich den Mann hinter dem Ungeheuer.
Professor Lupin? schrie ich auf, steckte meinen Stab zurück in meine Robe, und eilte meinem Lehrer zu Hilfe. Sind Sie okay? Was ist geschehen? Fragte ich aufgeregt. Black…, murmelte er nur. Sirius Black hat sie angegriffen? Schrie ich entsetzt, und riss ein Stück vom Stoff meiner Robe ab, band das abgerissene Stück über seine Schulter und zog es fest an. Lupin stöhnte, …nicht seine Schuld. Ich … verwandelte mich in … und er versuchte … Harry vor mir zu schützen … und Ron … und … Er versuchte … zu schützen? Fragte ich völlig verwirrt, warum würde Black, Harry schützen wollen? Er schüttelte seinen Kopf, wir haben uns alle geirrt, sagte er, und versuchte vergeblich, gerade zu stehen, ich musste ihn stützen. Pettigrew…, stammelte er, wir haben uns geirrt, Peter lebt, es war Peter.
Ich zweifelte an seinem Verstand, Pettigrew war doch tot? Dachte ich. Soll ich sie zu Madam Pomfrey bringen, sie kann sie sicher wieder heilen, fragte ich ihn. Er nickte mir zu, und ich stützte ihn, bis wir im Krankenflügel ankamen. Peter Pettigrew ist nicht tot, erklärte er mir auf dem Weg dahin, er ist ein Animagus, und war als Rons Ratte, Krätze verwandelt, auch Sirius ist ein Animagus, ein großer, schwarzer Hund. So langsam ergab alles ein Bild, den Hund, den ich mit Krummbein gesehen hatte, den Hund, den Harry gesehen hatte … es war Sirius. Peter beschuldigte Sirius Black, und täuschte seinen Tod vor, sprach Lupin weiter. Den Rest hast du ja mir ja gerade erzählt“, Ginny sah mich erwartungsvoll an, nachdem ich nicht mit einer Antwort reagierte, sprach sie weiter, „Madame Pomfrey behandelte Lupin, der aber seine Gelassenheit mittlerweile, wieder gewonnen hatte. Danke, Ginny. Die meisten Schüler, in Ihrem Alter wären bei meinem Anblick davon gelaufen, und ich bezweifle, dass sich viele damit aufgehalten hätten mir zu helfen, sagte er bewundernd zu mir. Du bist eine tapfere kleine Hexe, und ich vermisse jetzt schon den Unterricht mit euch allen ... Harry, Hermine, Ron und auch du, ihr alle seid mir richtig ans Herz gewachsen ... wir sehen uns bestimmt wieder, es klang nach Abschied, und so fragte ich verwundert: Sie kommen nicht zurück? Er schüttelte seinen Kopf.“
Ich war hundemüde, und wollte nur noch schlafen, „sei mir nicht böse Ginny, aber ich muss jetzt wirklich schlafen“, aber ich vermutete, so wie ich sie einschätzte, dass sie sich die meisten Sachen zurecht biegen würde, und die fehlenden Puzzelteile schon finden würde, sie hatte gewisse Praktiken, richtige Quellen, und den richtigen Riecher, wie das Beispiel Lupin, wieder einmal bewies.
„Aber, wenn Sirius unschuldig ist, dann ... sollte doch alles gut werden?“ fragte sie.
„Aber nur für uns“, erwiderte ich, „Das Ministerium wird weder einem Werwolf, noch drei minderjährigen Zauberern glauben, Pettigrew ist wieder verschwunden, und damit auch der Beweis für Sirius Unschuld.“
Auch, wenn ich wusste, dass es unnötig war, so musste ich sie dennoch ermahnen, „Ich möchte dich daher bitten, das eben gehörte, für dich zu behalten. Wir haben gerade einem gesuchten Verbrecher geholfen...“.
„Ja, Ja...“, sagte sie leicht genervt, „das hat Dumbledore auch schon zu mir gesagt ... als ob ich jemals Harry verraten würde“, fügte sie murmelnd hinzu, es entlockte mir ein Lächeln.
„Was hat Dumbledore gesagt, und wann?“
Mein Interesse war doch, noch einmal geweckt.
„Ich vertraue darauf, dass Sie alles was sie wissen für sich behalten können, sie können die Wahrheit über Sirius Black wissen, aber ich befürchte, dass das Ministerium es anders sehen wird, ich traf ihn auf dem Rückweg vom Krankenflügel...“ Sie lächelte verschmitzt, „Es ist eine gefährliche Zeit, um durch die Gänge zu wandern, begrüßte er mich, tatsächlich, hatten wir gerade einen Ausbrecher ergriffen, und es gelang ihm vor dem wachsamen Auge des Ministers, zu flüchten, Black konnte fliehen? fragte ich überrascht. Er starrte mich neugierig und lächelnd an, kurz zusammengefasst sind Sie nicht der einzige Schüler, der außerhalb seines warmen Bettes ist, fuhr er fort, tatsächlich war ich gerade, auf dem Weg zum Krankenflügel, um drei Schüler zu besuchen. Harry, Hermine und Ron sind verletzt worden? Fragte ich besorgt, ich hatte euch zuvor, gar nicht bemerkt, als ich Lupin dort hin brachte. Hat Pettigrew sie verletzt? bohrte ich weiter, er antwortete nicht, hob nur seine Augenbrauen an, er schien gut zu überlegen, was er mir antworten würde, nein, sagte er schließlich, es ist nicht in seiner Natur, so mutig zu sein. Ich vermute, dass Pettigrew flüchtete und nicht zurückkommen wird.
Dann drehte er sich von mir weg, und sagte zum Abschied, nach der schon genannten Mahnung, sie werden wohl nie aufhören, mich mit Ihrem Wissen zu beeindrucken, meine Liebe!“
Mit diesen Worten ließ ich mich zurück in mein weiches Kissen fallen, und schloss friedlich, aber lächelnd meine Augen.
Das war also ihre Masche, sie setzt sich ihr Puzzle aus mehreren Personenbefragungen zusammen: Sie hatte eine Version von Lupin, eine von mir, eine, mehr oder weniger, von Dumbledore, und ich jede Wette, dass sie auch noch eine von Harry bekommen wĂĽrde, all ihre SchĂĽchternheit, wĂĽrde sie darĂĽber hinaus, vergessen.
Ich schüttelte ungläubig, aber voller Gedanken meinen Kopf.
„Was hast du Hermine?“ fragte sie mit einer Unschuldsmiene, sie musste mich beobachtet haben.
„Ach nichts, ich musste nur an etwas denken“.
„Darf ich erfahren, an was?“
„An eine, kleine raffinierte rothaarige Spionin, die sich von mir alles genauestens erklären lässt, obwohl sie die meisten Details schon kennt.“
„Du wolltest doch von mir lernen, oder?“ fragte sie, und drehte mir den Rücken zu. „Sehe es als Anschauungsunterricht an.“
„Wann wirst du Harry darüber ausquetschen?“ flüsterte ich zu ihr hinüber.
„Wer sagt dir, dass ich das nicht schon getan habe?“ ich vernahm, eine leises Kichern.
„Wann?“ sprudelte es mir heraus, ich hatte es erwartet, aber nicht, dass sie es schon getan hätte.
„Direkt nach dem Mittagessen, aber jetzt gute Nacht, Hermine, du wolltest schlafen...“
„Wenn ich das jetzt noch kann“, murmelte ich.
Ginny drehte sich lächelnd wieder zurück, „also, wenn es dich beruhigt ... es war nur ein kurzes Gespräch ... heute Mittag, und es ging auch nicht über die letzte Nacht ... noch nicht.“
„Sondern?“
„Er kam gerade von Dumbledore, und wirkte nachdenklich, da habe ich mich nach seinem Wohlbefinden erkundet. Alles okay, mit dir, Harry? Erstaunt, sah er mich an, er schien mich nicht erwartet zu haben. Ja, murmelte er, ich musste nur an eine Prophezeiung von Trelawney denken, die wohl wahr geworden ist. Was meinst du? Scheint aber nicht so wichtig zu sein, Dumbledore hat nur ein Späßchen darüber gemacht, und ich fragte mich, ob es richtig war, Pettigrew übergeben zu wollen. Erschrocken hielt er sich die Hand vor den Mund, aber dann lächelte er, eigentlich weißt du ja noch gar nichts von Pettigrew, und dem was heute Nacht geschehen ist, aber ich vermute, da mache ich mir umsonst Gedanken, ob ich dir jetzt etwas gesagt habe, was du noch nicht weißt oder wissen solltest, weil du es schon erfahren hast! … Das war alles, ehrlich, er wollte auf dem schnellsten Weg zu euch, und vertröstete mich auf einen späteren Termin.“
Wir waren wohl wirklich die einzigen, die wirklich wussten, was in dieser Nacht geschehen war, denn es kursierten, die wildesten GerĂĽchte, Malfoy war auĂźer sich vor Zorn, weil er dachte Hagrid habe seinem Vater ein Schnippchen geschlagen, wegen Seidenschnabel.
Lupin wurde wider Erwarten schmerzlich vermisst, „er war der Beste, den wir je hatten, und er ist uns nie gefährlich geworden, wer uns wohl als nächstes unterrichtet?“
Es war Seamus, der das Aussprach, was viele dachten.
Am letzten Schultag bekamen wir unsere PrĂĽfungsergebnisse.
Sehr zu meiner Ăśberraschung, durchweg ein Ohnegleichen!
Bestanden in allen Fächern hatten aber auch meine Freunde, wenngleich natürlich nicht mit dem gleichen Resultat, wie bei mir, aber bestanden, ist bestanden, so Ron, das Wie ist dabei völlig uninteressant.
Percy schaffte seinen UTZ, und sogar die Zwillinge freuten sich,ĂĽber fĂĽnfmal ZAG, wenn auch nur, sehr, sehr knapp.
Lediglich Harry wunderte sich über sein positives Ergebnis, in Zaubertränke, immerhin, gab es da Snape, und seit der Sache, mit Sirius, war Snapes Abneigung gegen Harry, noch intensiver zu spüren, immer, wenn sich ihre Wege kreuzten, dehnte Snape auffällig seine Finger, als würde er sie direkt auf Harrys Hals pressen wollen.
Hatte bei der Beurteilung, etwa Dumbledore seine Finger im Spiel?
Gryffindor gewann zum dritten Mal in Folge den Hauspokal, auch das sollte ich noch erwähnen.
Am nächsten Morgen fuhr der Hogwarts - Express aus dem Bahnhof Hogsmeade, und ich hatte noch eine kleine Überraschung, für meine Freunde bereit, zumindest für Ron, der nun endlich auch über den Zeitumkehrer aufgeklärt wurde. Die ganze Zeit habe ich mit Harry noch lustig darüber gemacht, und Ron verstand den ganzen Ablauf der bewussten Nacht nicht im Geringsten.
In Zukunft werde ich auf Muggelkunde und Wahrsagen verzichten, und dass ich den Zeitumkehrer abgegeben habe, fĂĽgte ich (zumindest gegenĂĽber Ron) auch noch hinzu.
„Aber du hast doch die Prüfung mit dreihundertzwanzig Prozent geschafft?“ wunderte sich Ron.
„Ich weiß“, seufzte ich, „aber noch ein Jahr wie dieses halte ich nicht aus. Dieser Zeitumkehrer hat mich ganz verrückt gemacht … ohne Muggelkunde und Wahrsagen hab ich endlich wieder einen ganz gewöhnlichen Stundenplan.“
„Ich kann immer noch nicht fassen, dass du uns nichts davon gesagt hast“, murmelte Ron, „wo wir doch angeblich deine Freunde sind.“
„Ich habe versprochen, es niemandem zu sagen“, antwortete ich entschlossen.
Harry sah überrascht von mir, zu Ginny, die verschämt lächelte, „nur du hast natürlich davon gewusst!“
Auch Ron schien zu begreifen, was er damit meinte, erst jetzt bemerkte er, dass ich in Gegenwart von Ginny, den Zeitumkehrer erwähnt hatte.
„Ich lauf halt nicht blind durch die Gegend“, erwiderte Ginny kühn, „ist euch nie etwas aufgefallen? Oder habt ihr es als Normal empfunden, dass Hermine plötzlich irgendwo auftauchte, oder ebenso plötzlich verschwand?“
Harry lenkte seinen Blick nachdenklich aus dem Fenster, er tat mir leid, in Gedanken war er sicherlich schon bei den Dursleys.
Zwei Monate bis er wieder frei atmen könnte.
Zwei Monate bis er seinem Sommergefängnis, seinem eigenen Askaban entfliehen würde.
Zwei Monate bis er in sein neues Zuhause zurĂĽckkehren kann.
„Kopf hoch, Harry!“ versuchte ich ihn aufzumuntern.
„Mir geht's gut“, erwiderte er lapidar, „ich denk nur an die Ferien.“
„Ja, daran habe ich auch gedacht“, sagte Ron, „Harry du musst uns besuchen kommen, ich red erst mit Mom und Dad und dann ruf ich dich an, in diesem Sommer ist die Weltmeisterschaft im Quidditch! Wie wär's Harry? Komm ein paar Wochen zu uns, und wir gehen hin…“
Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung, zwei strahlende Gesichter fĂĽllten das Abteil.
Zwei?
Nun, dann denkt mal nach…
Ein Kartenspiel mit magischen Knalleffekten, Spielregeln ähnlich dem Maumau in der Muggelwelt, die Zauberer nennen es Zauberschnippschnapp, damit vertrieben wir die aufkommende Langeweile, während der Zugfahrt.
Etwa auf halber Strecke bemerkte ich plötzlich ein aufgeregt flatterndes Pergament vor unserem Abteilfenster, angestrengt schaute ich an Harry vorbei.
Ein Brief?
Ein frei schwebender Brief?
Seltsam, so meine Gedanken.
„Harry“, schubste ich ihn an, und zeigte in Richtung des flatternden Etwas, seine Blicke folgten meinem Finger.
„Was ist denn das?“ lachte Ginny.
Harry erhob sich, öffnete das Fenster und griff zu.
Ungewöhnlich hüpfte das Etwas in Harrys Hand auf und ab, etwas Kleines und Graues war hinter einem Brief zu erkennen. Eine winzige Eule, mit einem für ihre Verhältnisse, viel zu großen Brief im Schnabel.
Direkt nachdem Harry sie eingefangen hatte, lieĂź sie den Brief fallen, Hedwig klapperte missbilligend mit ihrem Schnabel.
Aufgeregt schnappte Harry nach dem Brief, bevor er zu Boden segelte, und riss ihn auf.
„Von Sirius!“ seine Augen strahlten.
„Was?“ riefen wir alle aufgeregt, „Lies ihn laut vor!“
Harry räusperte sich, mein Blick fiel auf den Umschlag, den er achtlos auf den Sitz fallen ließ, da ist doch noch etwas! Ein weiteres Pergament, und ein kleinerer Umschlag auf dem ich meinen Namen erkennen konnte.
Ich schaute kurz auf, alle Augen lagen gebannt auf Harry, so konnte ich unbemerkt den etwas kleineren Umschlag, heimlich in meiner Jackentasche verschwinden lassen.
Lieber Harry,
ich hoffe, dieser Brief erreicht dich, bevor du zu Onkel und Tante kommst.
Ich weiß nicht, ob sie an Eulenpost gewöhnt sind.
Seidenschnabel und ich haben ein Versteck gefunden.
Ich sag dir nicht, wo es ist, falls diese Eule in die falschen Hände gerät.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie zuverlässig sie ist, aber sie ist die beste, die ich finden konnte, und sie schien, ganz scharf auf diesen Job.
Ich glaube, die Dementoren suchen immer noch nach mir, doch hier werden sie mich bestimmt nicht finden.
Ich werde mich demnächst irgendwo ein paar Muggeln zeigen, weit weg von Hogwarts, so dass sie die Sicherheitsvorkehrungen im Schloss aufheben können.
Es gibt noch etwas, das ich dir bei unserem kurzen Zusammentreffen nicht erzählen konnte.
Ich war es, der dir den Feuerblitz geschickt hat…
„Ha!“ schrie ich begeistert auf, „siehst du! Ich hab's dir doch gesagt!“
„Ja, aber er hatte ihn nicht verhext, oder?“ sagte Ron, und schrie plötzlich schmerzverzerrt auf, die winzige Eule hatte ihn in die Finger gepickt, es aber offenbar zärtlich gemeint, denn sie fiepte glücklich in Rons Händen.
Krummbein brachte fĂĽr mich die Bestellung zur Eulenpost.
Ich habe deinen Namen verwendet, aber geschrieben, dass sie das Gold aus dem Gringotts - Verlies Nummer siebenhundertelf nehmen sollten, das mir gehört.
Bitte betrachte den Feuerblitz als dreizehn Geburtstagsgeschenke auf einmal von deinem Paten.
Ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ich dir im letzten Jahr offenbar so viel Angst bereitet habe, und zwar in der Nacht, als du das Haus deines Onkels verlassen hattest.
Ich wollte nur kurz einen Blick auf dich werfen, bevor ich mich auf die Reise nach Norden begab, aber ich glaube, mein Anblick hat dir einen Schock verpasst.
Ich habe noch etwas für dich beigelegt, von dem ich glaube, dass es dein nächstes Jahr in Hogwarts vergnüglicher machen wird.
Wenn du mich je brauchst, schicke mir eine Nachricht.
Deine Eule wird mich finden.
Ich schreibe dir bald wieder,
Sirius
Aufgeregt, kontrollierte Harry den Umschlag, und zog ein weiteres StĂĽck Pergament hervor.
Glück gehabt, dachte ich, sonst hätte er auch noch meinen Brief entdeckt.
Ich, Sirius Black, genehmige hiermit meinem Patenkind Harry Potter an den AusflĂĽgen nach Hogsmeade teilzunehmen.
Harry war überglücklich, man konnte es in seinen Augen ablesen, noch einmal nahm er sich den Brief zur Hand, nicht zum letzten Mal, während der Fahrt.
„Wartet, da ist noch ein PS…“, rief er.
P.S.
Vielleicht will dein Freund Ron diese Eule behalten, immerhin ist es meine Schuld, dass er keine Ratte mehr hat.
Rons Augen wurden immer größer.
Die winzige Eule fiepte immer noch aufgeregt, in seiner Hand.
„Sie behalten?“ fragte Ron nervös, musterte einen Moment die Eule, und zu meiner völligen Überraschung, um nicht zu sagen, ich war perplex, hielt er sie Krummbein unter die Nase.
„Was schätzt du?“ fragte Ron, „Eindeutig `ne Eule?“
Krummbein schnurrte, uninteressiert vor sich hin.
„Das genügt mir!“ sagte Ron mit strahlenden Augen, „damit gehört sie mir!“
Drei Paar leuchtende Augen konnte ich in der nächsten Zeit beobachten.
Harry, war glücklich, da sich Sirius gemeldet hatte, seine Zeit bei den Dursleys wird kürzer als erwartet sein, und er hatte mit seinem Paten, einen „richtigen“ Verwandten.
Ron, war hin und weg, von der kleinen, winzigen Eulen, die er unaufhörlich in seinen Händen streichelte, und die genüsslich dabei fiepte, sie hatte ein Zuhause gefunden, in der sie es sicher gut haben würde.
Und dann war da noch Ginny, die Harry anhimmelte, und sicherlich kaum den Tag erwarten konnte, an dem Harry, im Ligusterweg abgeholt wĂĽrde.
Alle Augenpaare waren also beschäftigt, so auch meine.
Der Brief in meiner Tasche fiel mir wieder ein, mit meiner rechten Hand tastete ich danach, lieĂź ihn aber stecken.
Ich werde demnächst genügend Zeit haben, um ihn in Ruhe zu lesen.
„Du bist natürlich auch eingeladen!“ sagte Ron plötzlich, mit erschrockenem Blick, „nicht, dass du denkst, wir hätten dich vergessen“.
Nach der langen Ruhepause, musste ich ziemlich erschrocken ausgesehen haben, denn alle Augenpaare lagen plötzlich auf mir.
„Ähm, ja“, sagte ich nur, und klang ziemlich verwirrt.
„Dad wollte mir Bescheid geben, wie wir dich in den Fuchsbau lotsen können, am besten wäre es, euch an das Flohnetzwerk anzuschließen, wenn ich genaueres weiß, schreibe ich dir, und benutze das Feleton...“.
„Du meinst wohl das Telefon, Ron“, lächelte ich, „du hättest wirklich Muggelkunde belegen sollen.“
„Ist doch egal“, sagte er leicht genervt, „jedenfalls, weiß ich jetzt, wie die Dinger funktionieren.“
Ginnys Augen, veränderten sich zu schmalen Schlitzen, mit kleinen Fältchen in den Ecken, sie lagen fixierend auf Harrys, ähnlich aussehenden Augen, nur bei ihm verstärkten sich die Lachfalten noch etwas mehr, durch die Brille, sie sahen sich an, und grinsten um die Wette.
Ob sie ihr Puzzle, um seine Sichtweise schon erweitert hat?
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel