von rodriquez
„Hab ich dir nicht tausendmal gesagt, du sollst dieses Mistvieh im Auge behalten, und von Krätze fernhalten?“ keifte Ron, „du hast dich keinen Moment darum geschert, er war für dich immer das unschuldige Lämmchen, und jetzt? Krätze ist tot, und das ist allein deine Schuld!“
„Noch ist doch gar nicht bewiesen, dass er tot ist, du hast ihn nicht gefunden, oder? Es gibt nur ein blutiges Laken, und ein paar Haare, die schon seit Weihnachten da liegen könnten“, verteidigte ich mich, und vor allem, Krummbein.
„Und das glaubst du wirklich? Ein blutiges Laken ist kein Beweis für die grausame Tat deines Mistkaters?“
Ron war auĂźer sich vor Wut.
Ob wir jemals wieder Freunde sein können? Ging mir panisch durch den Kopf.
„Du musst aber schon zugeben“, mischte sich Harry ein, der die ganze Zeit ruhig geblieben war, „dass alles darauf hindeutet, dass Krummbein, Krätze gefressen hat.“
Jetzt also auch Harry!
Und alles, wegen dieser hässlichen, altersschwachen Ratte!
„Schön und gut, du schlägst dich auf Rons Seite, ich wusste es!“ sagte ich enttäuscht, „erst der Feuerblitz, jetzt Krätze, an allem bin ich schuld, oder? Lass mich bloß in Ruhe, Harry, ich hab ´ne Menge Arbeit zu erledigen!“
„Du bist ungerecht, Hermine, Krummbein hatte es die ganze Zeit auf Krätze abgesehen, das war eindeutig, und jetzt sollen wir das auch noch gut heißen?“
Harry sah mich entsetzt an.
Es war nicht einzusehen, warum ich an allem Schuld sein sollte, und dann stellte sich auch noch Harry gegen mich!
FĂĽr mich begann, nach einem Moment der Hoffnung, einem ganz kurzen Moment, alles wieder von vorne, und es schien schlimmer zu sein, als je zuvor.
Kann unsere Freundschaft mit ihrem tiefen Riss je wieder gekittet werden?
Der Riss schien noch viel tiefer geworden zu sein.
WĂĽrde Harry zurĂĽckkommen, wenn Ron mich verachtet?
Ginny musste auch noch ihren Senf dazu geben, und sie schoss in das gleiche Horn, wie Harry, hätte ich es auch anders erwarten können?
Nein, wahrscheinlich nicht.
„Ron hat Krätze zwar immer als langweilig bezeichnet, und er war schon seit einiger Zeit nicht mehr auf der gesundheitlichen Höhe, aber es war offensichtlich, dass Krummbein ihn fressen wollte…“.
„Jetzt du nicht auch noch!“ stöhnte ich, „der gleiche Spruch, wie Harry … naja, war ja auch nicht anders zu erwarten.“
„Du bist ungerecht…“
„Auch das habe ich mir schon anhören müssen, scheinbar bin ich an allem Schuld, dabei habe ich es nur gut gemeint, was, wenn der Feuerblitz wirklich verhext gewesen wäre?“
„Und jetzt? Interessiert dich gar nichts mehr? Du versteckst dich einfach hinter deinen Büchern, und alles andere ist dir scheißegal?“
„Ich habe eine Menge zu tun, Ginny!“
„Aber es tut dir nicht gut, Hermine, du siehst fertig aus, enttäuscht, und müde, fast schlimmer als Lupin, und Harry leidet auch, auch wenn er es genauso, wie du zu verstecken versucht.“
„Ich habe keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken, ich schlafe auch kaum noch, die Arbeit frisst mich auf. Das kann ich jetzt nicht auch noch gebrauchen.“
„Aber das ist nicht gut!“
„Wen kümmert es?“
„Mich!“ sagte sie wie aus der Pistole geschossen, „und Harry! Und mit Sicherheit auch Ron, es ist ihnen nicht entgangen, dass du dich in deinem Elend verkrümelst.“
„Das stört mich am wenigsten!“, schnaufte ich. „Und sie noch weniger!“
Das stimmt nicht, und du weißt das ganz genau“, Ginny ließ nicht locker. „Du versuchst es zu verdrängen, versinkst aber immer tiefer in diesem Sumpf“, verbittert sah sie mich an, „…komm … du schluck deinen Kummer runter… spring über deinen Schatten, mach den ersten Schritt.“
„Ich habe keine Zeit…“
„Dafür brauchst du keine Zeit. Du bist der Klügere, und der gibt immer nach.“
Nach einigen Sekunden, in denen ich mein Gesicht wieder hinter einem Buch versteckte, wechselte Ginny die Marschrichtung. „Lupin unterrichtet Harry immer noch, scheinbar kann er sich jetzt gegen die Dementoren wehren.“
„Schön für ihn“, antwortete ich gleichgültig, ohne aufzusehen.
Aber war es mir wirklich gleichgĂĽltig?
Ginnys Einschätzung, war wieder einmal, gar nicht so verkehrt, aber das kann und werde ich, nicht zugeben.
„Und Lupin hat ihm erzählt, dass er ein Schulfreund, von Harrys Dad war…“. Sie sah mich forschend an, doch ich zeigte keine Reaktion, zumindest äußerlich, „wirst du dir wenigstens morgen, das Spiel ansehen?“
Wie es in mir rumorte brauch ich sicher nicht zu erwähnen.
Sie versuchte mich herauszufordern.
Ich lasse mich nicht…
„Welches Spiel?“
Ginny seufzte, „Hermine, ich bitte dich, schüttle deinen Stolz ab, bevor er dich auffrisst!“
Mein Stolz, wie es Ginny nannte, verbot es mir dem Spiel beizuwohnen, und so saĂź ich noch ĂĽber meinen BĂĽchern, als die Gryffindors, im Freudentaumel, wieder den Gemeinschaftsraum betraten.
FĂĽr einen kurzen Moment blickte ich auf, die Neugier ĂĽberwog doch.
Harry sah nachdenklich zu meinem Platz.
Auch die anschlieĂźende Feier fand ohne mich statt, demonstrativ blieb ich ĂĽber meinen Schulsachen, gelegentlich musste ich aber einen Blick riskieren.
Ginny kam kurz in meine Ecke, mit einem allerdings nicht so glücklichen Blick, „du hast also tatsächlich deinen Dickkopf durchgesetzt!“
„Ich habe keine Zeit, Ginny … mich zu vergnügen, aber du siehst auch nicht gerade glücklich aus, ich denke ihr habt gewonnen?“
„Wir! … wir haben gewonnen“, sagte sie provokativ, allerdings schwamm ein kleiner Unterton darin mit, „aber dieses Miststück…“.
Ich schaute von meinen BĂĽchern hoch.
„Dieses dumme Miststück, hat doch tatsächlich Harry schöne Augen gemacht!“
„Wen meinst du?“
„Die neue Sucherin, der Ravenclaws, diese Cho Chang, war mir schon unsympathisch, als ich sah, wie sie auf den Besen stieg, hat Harry andauernd schöne Augen gemacht, und der Einfaltspinsel, wäre auch fast noch darauf hereingefallen, sie hätte ihm fast den Schnatz mit weiblicher List, vor der Nase weggeschnappt!“
„Eifersüchtig?“ fragte ich beiläufig.
„Eifersüchtig? Ich? Auf diese Schnepfe? Nie im Leben … das ist doch nur eine billige Spielzeugpuppe!“
Nach dem ich nicht weiter darauf reagierte sprach Ginny einfach weiter, „bei der ist doch alles unecht, sogar die Wimpern sind falsch, wenn Harry mich einmal auf dem Besen sehen würde, dann würde er merken, dass die nur untere Mittelklasse ist, die hätte doch keine Chance gegen mich … aber Harry hat es ihr dennoch gezeigt, gerade indem Moment, als die Schnepfe, neben Harry den Schnatz greifen wollte, schrie sie auf, weil ein paar Dementoren über ihnen schwebten, und Harry…“, sie kam ins Schwärmen, „…Harry hat in phantastischer Manier, die Dementoren gebannt, und gleichzeitig den Schnatz gegriffen … HA! Der hat er es aber gezeigt!“
BlaBlaBlupp, dachte ich vorĂĽbergehend, doch dann registrierte ich die letzten Worte.
„Dementoren?“ fragte ich dann doch erschrocken.
„Die ganze Tribune schrie erschrocken auf, aber Harrys Bannfluch, ein silberner, greller Lichtstrahl, aus seinem Zauberstab, ließ sie erstarren!“
„Ein Patronus?“ rief ich überrascht, „Harry hat einen Patronus erzeugt?“
Ginny nickte stolz, „ein leuchtendes großes Tier auf vier Beinen, Snape und McGonagall, glaubten nicht was sie sahen.“
„Und die Dementoren?“
„Ein Witz! Ein übler Scherz, es waren verkleidete Slytherins, Malfoy, Crabbe, Goyle und Flint, McGonagall war ganz schön wütend, und hat ihnen direkt Strafen und Punktabzüge verpasst!“
„Harry!“, erwähnte ich leise, als ich bemerkte, wie er auf uns zu gelaufen kam.
Ginny schaute sich kurz um, errötete wieder einmal, und ging in seine Richtung davon, wobei sie sich recht knapp an ihm vorbeidrückte, insgeheim musste ich lächeln, versteckt aber dabei mein Gesicht hinter, Häusliches Leben und gesellschaftliche Sitten britischer Muggel.
„Warst du wenigstens beim Spiel?“ fragte er sanft.
„Natürlich!“ log ich, ich brachte es nicht übers Herz, mit Nein zu antworten, wenn er nachfragen sollte, habe ich zum Glück Ginnys Eindrücke, mit denen ich ihn konfrontieren könnte, aber um allem aus dem Weg zu gehen, fügte ich hinzu, „und ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben, und du warst wirklich gut, aber ich muss das hier bis Montag gelesen haben.“
„Warum lügst du?“
„Warum fragst du, wenn du die Antwort kennst?“
„Komm schon, Hermine, iss doch wenigstens etwas“, sagte er mitleidsvoll, und schaute dabei hinüber zu Ron, der gut gelaunt schien.
„Ich kann nicht Harry, ich muss noch 422 Seiten lesen!“, „außerdem…“, ich nickte hinüber zu Ron, „er will ja nicht, dass ich mitmache.“
Harry wollte gerade etwas erwidern, als Ron meine Aussage lautstark bestätigte, „wenn Krätze nicht vor kurzem gefressen worden wäre, hätte er ein paar von diesen Zuckerwattefliegen haben können, die mochte er so gerne…“, und blickte dabei giftig in meine Richtung.
Ich konnte es jetzt nicht mehr halten, Tränen liefen aus meinen Augen, bevor ich noch weitere Gefühlsausbrüche offenbart hätte, klemmte ich das Buch unter meinen Arm, und wollte schluchzend, aber blindlings zur Mädchentreppe rennen, doch Harry hatte gedankenschnell meinen Arm gepackt, und mich somit herumgerissen. Meine Augen brannten ein höllisches Feuerwerk ab, schließlich ließ ich keuchend los, und ich kämpfte mich frei.
„Kannst du sie nicht wenigstens ein Mal in Ruhe lassen?“ hörte ich noch Harry Stimme.
Wenigstens einer, dem es Leid tut!
Und Ginny hatte so was von Recht.
Wenn ich nur meinen Dickkopf über Bord werfen könnte.
Die Feier dauerte bis tief in die Nacht, ich lag auf meinem Bett, und konnte mich nicht mehr konzentrieren, abwechselnd schaute ich in das Buch, und lauschte den Stimmen im Gemeinschaftsraum. Obwohl ich hundemĂĽde war, konnte ich nicht schlafen.
Sehe ich wirklich so fertig aus, wie ich mich fĂĽhlte?
Irgendwann, mitten in der Nacht hörte ich McGonagalls Stimme, die Alle ins Bett schickte, dann war Stille, eine tödliche Stille, sie machte mir Angst.
„AAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRHHHHHHHHHHHHHHHH! NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“
Ein Schrei, ein HerzzerreiĂźender Schrei, von einer Stimme, die mehr sehr bekannt vorkam.
Der entsetzliche, angstvolle Schrei, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, „Ron!“ schrie ich auf, Ginny sah mich ängstlich an, „das war Ron!“
RON!
Das war eindeutig Ron's Stimme!
Parvati, Lavender, auch Ginny waren endgültig aufgeschreckt, und sahen sich verstört um, sofort war ich auf den Beinen, und rannte aus dem Schlafsaal, und schrak zurück.
Eine dunkle Gestalt stĂĽrmte durch das Portraitloch, in der Hand glitzerte ein Messer.
Das Portraitloch schloss sich wieder, und die Türen der Schlafsäle wurden aufgerissen, Harry stürmte die Treppe herunter, gefolgt von einem der Zwillinge, Ginny drängte sich an mir vorbei, Angelina Johnson erkannte ich gähnend.
„Was ist denn los?“
„Was soll denn dieser Lärm?“, viele Stimmen fragten wild durcheinander.
„Alle zurück in die Betten!“ erklang Percys pflichtbewusste Stimme.
Ron tauchte mit zitterndem Körper auf, „Percy ... Sirius Black!“, seine Stimme schwankte, „in unserem Schlafsaal! Mit einem Messer! Hat mich geweckt!“
„Unsinn!“ sagte Percy, aber er klang nicht überzeugend, eine Totenstille legte sich über den Gemeinschaftsraum.
Professor McGonagall, kam wütend herein gerannt, in einem Morgenmantel im Schottenrockmuster und einem Haarnetz über ihren Haaren, sie schimpfte, und war enttäuscht von Percy.
„Mein Bruder Ron hatte einen Alptraum“, versuchte er sich zu verteidigen.
„Es war kein Alptraum“, rief Ron verstört, „Professor, ich bin aufgewacht und da stand Sirius Black über mir mit einem Messer in der Hand!“
„Machen sie sich nicht lächerlich, Weasley, wie hätte er durch das Portraitloch kommen sollen?“
„Fragen sie doch Sir Cadogan“, sagte Ron und zeigte zum Portraitloch.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass seit dem Angriff auf die fette Dame, das Portrait von Sir Cadogan, eine lächerlich wirkende Gestalt mit einem pummeligen, grauen Pony, das genauso lächerlich wirkte wie Sir Cadogan selbst, unseren Eingang kontrollierte.
Mit einem mürrischen Blick ging die Professorin zu dem Portrait, „Sir Cadogan, haben sie soeben einen Mann in den Gryffindorturm gelassen?“
„Gewiss, verehrte Dame!“ rief er, selbstbewusst.
Die Angst, die sich ausbreitete, war spürbar, McGonagall wurde immer ungehaltener, „sie…“, keifte McGonagall, „…sie haben ihn reingelassen? Aber … aber das Passwort?“
„Er hat sie gehabt!“ sagte Sir Cadogan fast stolz, „hatte alle von der ganzen Woche, My Lady! Hat sie von einem kleinen Zettel abgelesen!“
KreideweiĂź, kletterte McGonagall zurĂĽck in den Gemeinschaftsraum.
„Wer von ihnen…“, stammelte sie, ihr Ton klang dennoch sehr bedrohlich, „welcher unsägliche Dummkopf hat die Passwörter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen?“
Vollkommene Stille herrschte im Raum, dann war ein verängstigtes Fiepen zu vernehmen.
Neville, von Kopf bis zu den Zehen zitternd, hob ganz vorsichtig seine Hand.
Ein Donnerwetter brach ĂĽber ihn herein, McGonagall tobte, und brummte ihm Strafarbeit auf.
Keiner schien in dieser Nacht mehr zu schlafen, Ginny wälzte sich von einer Seite zur Anderen, bis wir uns gegenseitig in die Augen blickten, „denkst du es war wirklich Black?“ fragte sie leise.
„Ich denke ja“.
Ich war mir sogar sicher.
Nur, wie konnte er sich so frei, in Hogwarts bewegen?
„Aber … aber warum? ... natürlich bin ich froh, dass er Ron nichts getan hat, aber warum? Warum war am falschen Bett? Warum hat er Ron nichts getan, wo er doch vor zwölf Jahren, so viele, wenn nicht sogar alle, zum Schweigen gebracht hatte?“
„Die Frage stelle ich mir auch schon die ganze Zeit, vielleicht war ihm klar, dass er dann Probleme bei der Flucht aus dem Schloss haben würde?“
„Irgendetwas stimmt da nicht Hermine, allein schon die Haare, die roten Weasleyhaare, hätten ihm auffallen müssen!“
McGonagall kam am frühen Morgen mit der Nachricht zurück, dass es Black erneut gelungen war, zu fliehen, überall wurden Sicherungen angebracht, vier der Geheimgänge, die nach Hogsmeade führten, wurden zugegipst, Sir Cadogan wurde regelrecht gefeuert, das restaurierte Bild der fetten Dame begrüßte uns nun wieder, wenn sie selbst, auch noch ziemlich nervös wirkte.
Neville hatte es besonders schwer erwischt, keiner durfte ihm das Passwort mehr verraten, Strafarbeiten bekam er aufgehalst, seine Besuche in Hogsmeade wurden ihm verboten, und zu allem UnglĂĽck, kam auch noch ein Heuler seiner GroĂźmutter, per Eulenpost an.
Ich ging zu der Beschäftigung der letzten Tage über, Lernen, und Hagrid helfen, seine Anhörung stand nun unmittelbar bevor.
Am nächsten Tag suchte ich ihn auf, wie seit Weihnachten des Öfteren, seid ich allein war.
Es lenkte mich, wenigstens etwas von meinen Problemen ab.
An diesem Tag aber, spĂĽrte er meine Unruhe.
Bereits als ich seine HĂĽtte betrat, und ihm eine Ausarbeitung mit positiven Urteilen ĂĽberreichte, schaute er mich misstrauisch an.
„Willst'n Tee, Hermine?“
„Eigentlich wollte ich dir nur, die Ergebnisse meiner Nachforschungen vorbeibringen, dein Termin ist doch am Freitag?“
„Ja, ich danke dir“, aufmerksam musterte er mich, „du siehst müde aus!“
„Heute Nacht, war nicht viel mit schlafen“, sagte ich als Entschuldigung, „hast du schon gehört, was geschehen ist?“
„Ja, ich war dabei, das Schloss zu durchsuchen, aber da ist doch noch etwas anderes … du kommst schon wieder alleine…?“
Erschöpft ließ ich mich in einen seinen übergroßen Sessel fallen, und streichelte Fang über den Kopf, der diesen sofort in meinen Schoß legte.
„Was ist los, Hermine?“
Tränen fielen aus meinen Augen, „das Arbeitspensum frisst mich auf, ich habe mir wohl doch etwas zuviel zugemutet.“
„Hermine!“ mahnte Hagrid.
„Der Grund liegt woanders, wo sind Harry und Ron?“
„Das ist mir eigentlich egal.“
„Hermine! Du bist einsam!“
„Sirius Black hätte heute Nacht fast Ron erstochen, und ich habe seit Weihnachten kein Wort mehr mit ihm gesprochen“, ich begann zu schluchzen.
„Lass sie laufen, es ist keine Schande Hermine!“
In Kurzform erzählte ich ihm, unter vielen Tränen, die Geschehnisse, um Ron, Harry und mich, seit Weihnachten.
„So schlimm?“ Hagrid sah bedrückt aus, „Freundschaft, sollte eigentlich mehr wert sein, als ein Besen und eine Ratte, ich werde mit ihnen reden…“
„Nein … bitte…“
„Lass mich nur machen, denen lese ich die Leviten, haben mich ja auch hängen lassen, ich wette die wissen nicht einmal mehr, dass am Freitag, die Verhandlung ist, ein schlechtes Gewissen sollen die haben!“
Er schenkte mir eine weitere Tasse Tee ein, „und du mit deiner vielen Arbeit, und diesen erdrückenden Problemen, hast trotzdem die Zeit mir und Seidenschnabel zu helfen, Hermine, dein Herz ist auf dem rechten Fleck, und das sollen diese beiden Idioten ruhig wissen, schicke mir Hedwig vorbei, denen habe ich was zu erzählen!“
Bei meiner Rückkehr in den Gemeinschaftsraum hatte sich eine große Menschenmenge vor dem schwarzen Brett versammelt, der nächste Hogsmeadeausflug würde angekündigt.
„Was meinst du?“ fragte Ron gerade Harry, mit einem auffordernden Lächeln.
Harry blickte die ganze Zeit verstohlen in meine Richtung, an einem Nachbartisch lieĂźen sie sich nieder.
Lernen die denn gar nichts dazu?
Wenn ich Harry nicht offiziell helfen kann, dann eben mit Mitteln, die mich weiter von ihnen wegtreiben wĂĽrden!
Ich hatte keine andere Wahl.
„Harry!“ sagte ich mahnend, sah von meinen Aufgaben hoch, und neigte mich näher zu ihm hin, um langen Ohren aus dem Weg zu gehen, „…wenn du noch einmal nach Hogsmeade gehst … erzähl ich Professor McGonagall von dieser Karte!“
Harry zuckte zusammen, uns sah mich ängstlich an, ich wusste, dass er den Ernst meiner Aussage erkannt hatte.
„Hörst du jemand reden, Harry?“ knurrte Ron, vermied es aber mich anzuschauen.
„Ron, wie kannst du ihn auch noch anstacheln? Nachdem, was Sirius Black dir fast angetan hätte!“
Ron reagierte nicht.
„Ich mein's ernst, ich geh zu…“.
Erst jetzt drehte sich Ron wütend um, er tobte, „jetzt treibst du es noch so weit, dass sie Harry von der Schule werfen, hast du dieses Jahr noch nicht genug Schaden angerichtet?“
Ich wollte gerade antworten, als Krummbein mit einem Fauchen auf meinen SchoĂź sprang, erschrocken sah ich Ron an, der mir einen merkwĂĽrdigen Blick zurĂĽck gab.
Es hat keinen Sinn, sagte ich mir, schnappte Krummbein und ging Richtung Schlafsaal davon.
Mir war auch klar, dass ich nicht zu McGonagall gehen konnte und würde, ich will meine Freunde zurückhaben, und sie nicht weiter von mir wegtreiben, es könnte das endgültige Aus bedeuten, also brauchte ich eine Idee, eine List, die mir aber nicht einfallen wollte.
Am Samstagmorgen verabschiedeten sich Harry und Ron extrem auffällig, „tschau, wir sehen uns, wenn ihr zurück seid“, rief er Ron zu, es war nicht zu überhören, einen Blickkontakt zu mir vermied er aber.
Er wird gehen!
Er wird sich wieder heimlich nach Hogsmeade schleichen!
Das wir mir in diesem Augenblick klar, nur wie, kann ich ihn aufhalten, ohne ihn erneut zu verraten?
In diesem Augenblick kroch die Lösung auf allen Vieren unter meinem Tisch herum, und rief verzweifelt, „Trevor? ...Trevor, wo bist du denn jetzt schon wieder?“
Neville, das ist es!
Natürlich, so könnte es gehen!
Er hatte wegen der Passwortgeschichte, Hogsmeadeverbot.
„Neville? Kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragte ich ohne Umschweife.
Er sah unter dem Tisch kriechend, erstaunt zu mir hoch, „Harry will sich unerlaubterweise nach Hogsmeade schleichen, er hat eine Möglichkeit gefunden, das zu tun, und ich kann nicht schon wieder deswegen zu McGonagall.“
„Was soll ich tun?“ fragte er sofort, und klang begeistert.
„Folge ihm, in den dritten Stock … bei der einäugigen Hexe?“
„Kenn ich…“, er nickte mir zu.
„Halte ihn einfach auf, weiche nicht von seiner Seite, damit er nicht entschlüpft, lass dir was einfallen, nicht auszudenken, wenn ihn Sirius Black erwischen sollte.“
Das zeigte Wirkung, Neville zuckte bei der Erwähnung von Black und machte sich sofort auf den Weg.
Eine halbe Stunde später, kam Neville mit nachdenklichem, enttäuschtem Gesicht zurück in den Gemeinschaftsraum, „tut mir leid, Hermine, ich habe alles versucht, bis vor das Portraitloch, konnte ich ihn mit mir schleifen, erst dort hat er sich von mir absetzen können, tut mir leid.“
Wie von der Tarantel gestochen, ging ich hoch, und rannte raus, „danke dir, Neville … trotzdem“, murmelte ich noch, und rannte so schnell ich konnte, in den dritten Stock, die einäugige Hexe war fest verschlossen, keine Chance, ein Schlupfloch zu finden, oder zu öffnen, den Öffnungszauber kannte ich nicht….
Niedergeschlagen, ging ich in die Bibliothek.
Wenn etwas geschehen würde, dann wäre ich hier schneller informiert.
Die Zeit verging, immer wieder sah ich nervös auf die Uhr.
Eine Stunde ist er jetzt schon weg.
Zwei Stunden….
Eine Eule kam in die Bibliothek geflogen, und lieĂź einen Brief ĂĽber mir fallen.
Mit einem unguten GefĂĽhl, nahm ich in auf, und las.
Liebe Hermine,
wir haben verloren. Ich darf ihn nach Hogwarts zurĂĽckbringen.
Der Tag der Hinrichtung steht noch nicht fest.
London hat Schnäbelchen gefallen.
All deine Hilfe fĂĽr uns werde ich nie vergessen.
Hagrid
Fassungslos stand ich da, Tränen ... ich ließ sie laufen.
Könnte es jetzt noch schlimmer kommen?
Ja, es konnte.
Völlig atemlos, kam kurze Zeit später, Ginny hereingerannt.
„Ich … ich habe dich … überall gesucht“, sie war völlig außer sich, und rang nach Luft.
„Snape … er hat Harry!“
„Snape … hat … Harry?“ antwortete ich stotternd.
„Malfoy hat Harrys Kopf, und nur seinen Kopf in Hogsmeade gesehen, er wollte wohl Ron helfen, der von der Malfoygang in die Zange genommen wurde.“
„Der Tarnumhang!“ schrie ich auf.
Ginny nickte panisch, „Malfoy ist direkt zu Snape.“
„Wenn ihn Snape hat, dann auch den Tarnumhang, und die Karte, das ist sein Ende hier….“
Im Eiltempo rannte ich zu Snapes BĂĽro, es war verlassen.
Wo könnte er sein?
Die einäugige Hexe!
Also die Treppen wieder nach oben, in den dritten Stock...
„Es ist meine Schuld“, hörte ich Rons Stimme, und verlangsamte meine Schritte, „ich habe dich angestiftet mitzukommen. Lupin hat Recht, es war dumm, wir hätten es nicht tun dürfen...“
Er verstummte, langsam ging ich auf die Beiden zu.
Ron beäugte mich misstrauisch, und Harry fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut, er sah aus, als würde er sich fragen, ob ich ihn doch an McGonagall verraten habe.
Direkt vor ihnen blieb ich stehen, „na, willst du deine Schadenfreude genießen?“ sagte Ron gehässig, „oder hast du uns gerade verpetzt?“
Einen Moment sah ich ihn traurig an, dann senkte ich meine Augen auf Hagrids Brief in meiner Hand, „Nein“, antwortete ich zitternd, und hielt Ron den Brief entgegen, „ich dachte nur, ihr solltet es erfahren ... Hagrid hat den Prozess verloren. Sie werden Seidenschnabel hinrichten.“
Ron schien schockiert, Harry nahm den Brief entgegen.
„Das können sie nicht machen“, stammelte Harry, während des Lesens, „das dürfen sie nicht. Seidenschnabel ist nicht gefährlich.“
„Malfoys Vater hat den Ausschuss eingeschüchtert, ihr wisst doch, wie es ist, das ist eine Bande tattriger alter Dummköpfe und sie hatten Angst. Allerdings gibt es wie immer eine Berufungsverhandlung. Aber ich mache mir keine Hoffnungen ... ändern wird sich nichts.“
„Oh, doch!“
Mein Herz machte einen Sprung, es war Ron, der sich ereiferte, „diesmal bist du nicht alleine, Hermine, ich werde dir helfen!“
„Oh, Ron“, ich war so beeindruckt, und gerührt, dass ich ihm einfach um den Hals fiel, und verzweifelt, aber gerührt, schluchzte.
Ron, völlig erschrocken, von meinem Überfall, tätschelte mir scheu den Kopf.
Wäre nicht der traurige Umstand um Seidenschnabel gewesen, hätte ich wohl einen Luftsprung vollführt.
FĂĽr einen Moment zuckten sogar Harrys Lippen, zu einem extrem breiten Grinsen, allerdings schien auch er sich sofort der Situation wieder bewusst zu werden.
„Ron, es tut mir wirklich ganz furchtbar leid wegen Krätze...“, ich packte die Gelegenheit beim Schopf.
„Ach ... ähm ... es war schon eine alte Ratte“, antwortete er, sichtlich erleichtert, „wer weiß, vielleicht kaufen mir Mom und Dad jetzt eine Eule.“
„Und bei dir, Harry? Snape hat dich erwischt?“
„Erwischt … so kann man das nicht gerade nennen, er glaubt mir nicht, aber das ist nichts Neues.“
„Du hättest Malfoy Gesicht sehen sollen, als er nur den Kopf von Harry erblickt hatte, ihn hat das Grauen gepackt, und er ist samt seinem Gefolge geflohen“, fügte Ron hinzu.
„Ihr wisst aber schon, dass das ganz böse hätte ausgehen können“, mahnte ich die Beiden.
„Snape hat mich provoziert“, verteidigte sich Harry, „ich sei so arrogant wie mein Vater, alle Welt kümmere sich um meine Sicherheit, während ich mich darüber hinwegsetze“.
„Damit hat er nicht unrecht!“ unterbrach ich, doch Harry war noch immer gereizt, „er hat fortwährend meinen Dad beleidigt, ich habe ihm wütend entgegnet, dass James immerhin sein Leben gerettet habe, er konterte, dies sei keineswegs eine heroische Tat von James gewesen, er habe vielmehr durch diese Ruhmestat sich und seine Freunde davor gerettet, von der Schule zu fliegen. Nur wegen eines üblen Scherzes von James' Clique sei er, Snape, damals erst in Todesgefahr geraten … dann musste ich meine Taschen leeren, und dabei hat er die Karte gefunden, die trotz allen möglichen Versuchen, ihr Geheimnis vor ihm nicht preisgab. Die Karte hat ihn nur beleidigt…“
„Sie hat ihn beleidigt?“ fragte Ron erstaunt dazwischen.
„Mehrere Sprüche erschienen auf der Karte: Mr. Moony erweist Professor Snape die Ehre und bittet ihn, seine erstaunlich lange Nase aus den Angelegenheiten anderer Leute herauszuhalten.“
„Ist ja krass“, grinste Ron, „ergötze mich weiter, und lenke mich von Seidenschnabel ab!“
„Mr. Krone kann Mr. Moony nur beipflichten und möchte hinzufügen, dass Professor Snape ein hässlicher Schaumschläger ist!“
„Da wäre ich gerne dabei gewesen“, prustete Ron.
Auch mich amĂĽsierten diese SprĂĽche, wenn ich ehrlich bin, allerdings ĂĽberwog immer noch das Schicksal von Seidenschnabel.
„Das war aber noch nicht alles, es ging noch weiter“, sagte Harry, „Mr. Tatze wünscht sein Befremden kundzutun, dass ein solcher Dummkopf jemals Professor wurde.“
„Neville würde himmelhoch jauchzen“, meinte Ron.
„Mr. Wurmschwanz wünscht Professor Snape einen schönen Tag und rät dem Schleimbeutel, sich die Haare zu waschen. Snape hat daraufhin Lupin mit Flohpulver gerufen…“
„Er hat was?“ fragte ich nachdenklich.
„Er hat Lupin gerufen“, wiederholte Harry, „Lupin half mir aus der Patsche, indem er behauptete, das Pergament sei bloß ein Scherzartikel von Zonkos, ein altes Papier, das jeden beschimpfe, der es lesen wolle … später in Lupins Büro, hat er mir offenbart, dass er wisse, dass es sich um eine Karte handle, die Filch vor vielen Jahren beschlagnahmt habe. Er sei erstaunt, dass ich sie nach dem Wissen um Black nicht zurückgegeben hätte. Er hat die Karte behalten, ist aber meiner Nachfrage nach den Herstellern ausgewichen, er weiß was darüber, da bin ich mir sicher!“
„Seidenschnabel wird hingerichtet!“ sagte ich frustriert, „wenn ich nur wüsste, was wir noch tun können, wir können nicht einmal zu Hagrid.“
Seit Blacks Anschlag auf Ron wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, das Verlassen des Schulgebäudes war nicht mehr gestattet, so mussten wir auf eine Unterrichtsstunde bei ihm warten, um mit ihm zu sprechen.
Hagrid wirkte sehr niedergeschlagen und hatte eindeutig aufgegeben.
Er schniefte laut in ein ĂĽbergroĂźes Taschentuch.
„Guckt mal, wie der flennt!“, Malfoy, Crabbe und Goyle höhnten in den höchsten Tönen, „hast du jemals so was Erbärmliches erlebt?“ Malfoy kam auf Touren, „und der soll unser Lehrer sein!“
Dieses ... Dieses ... Dieses Arschloch!
Meine Gedanken explodierten, ausnahmsweise war ich ein Tick schneller, als meine Freunde.
Malfoys Beine zitterten, sein Mund stand offen.
Was war geschehen?
Mit voller Wucht, mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, versetzte ich Malfoy zunächst eine schallende, krachende Ohrfeige.
Im gleichen Moment ballte sich meine andere Hand zu einer Faust, die unter einem zerschmetternden Geräusch auf Malfoys Auge landete, das nun in Regenbogenfarben leuchtete.
„Wag es nicht noch einmal, Hagrid erbärmlich zu nennen, du...“.
Meine Faust begann erneut zu schwingen, Malfoy wich zurück, doch Ron griff nach meiner Faust, und drückte sie behutsam nach unten, „Hermine!“
„Lass mich los, Ron!“ zischte ich, und zückte meinen Zauberstab.
FĂĽr mich gab es jetzt keine Vernunft mehr, Malfoy ist einen Schritt zu weit gegangen, und das sollte er spĂĽren.
Ich sah die Angst in seinen Augen, „kommt“, rief er ängstlich seinem Gefolge zu, und rannte in Richtung der Kerker davon.
Aber auch ich hatte Angst.
Angst vor mir selbst, so hatte ich mich noch nie erlebt.
Ein weiterer Punkt in dieser schweren Zeit, der mir zu schaffen machte.
Ich zitterte vor mir selbst.
Die Folgen waren verheerend, da ich gedanklich bei meinem Ausraster war, verpasste ich eine komplette Unterrichtsstunde Zauberkunst bei Flitwick.
Eine wichtige Stunde, wie sich herausstellen sollte, mit dem Thema Aufmunterungszauber.
Bei meiner Entschuldigung die ich bei Flitwick verbrachte, machte er mir zu fast hundert Prozent klar, dass es sich um ein PrĂĽfungsthema handeln sollte.
Meine Freunde machten mich später im Gemeinschaftsraum auf mein Fehlen aufmerksam, ganz alleine saß ich wieder über meinen Büchern, als sie den Gemeinschaftsraum mit nachdenklichen Blicken betraten.
Ich wusste nicht mehr, was hinten und vorne war, nahm ein Buch zur Hand, und wusste nicht welches ich gerade vor Augen hatte.
Harry stupste mich an, ich war völlig in Gedanken versunken, „W ... was ist?“ fragte ich erschrocken, „müssen wir gehen? W ... was haben wir jetzt?“
Ich war völlig von der Rolle.
„Wahrsagen, aber erst in 20 Minuten“, sagte Harry.
„Was? Oh, Nein!“, ich schrie hysterisch, „ich habe Zauberkunst ganz vergessen!“
„Und wie konnte dir das passieren?“ Harry runzelte die Stirn, „du warst doch bei uns, als wir vor dem Klassenzimmer standen!“
„Weißt du was, Hermine?“ sagte Ron, „ich glaube, du drehst langsam durch. Du hast dir einfach zu viel vorgenommen!“
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