von rodriquez
Obwohl Ginny wohl mein Geheimnis entdeckt hatte, fühlte ich keine Unruhe, ich wusste, dass ich ihr vertrauen kann, und dass ich sie einweihen konnte.
Sie würde keine Ruhe geben, bis sie endgültig hinter mein Geheimnis gekommen wäre, dieses Risiko konnte ich nicht eingehen, und lieber sie einweihen, als der Gefahr ausgesetzt sein, dass es durch einen dummen Zufall in viele falschen Augen geraten würde.
Ginny würde es gewiss niemandem verraten, aber eine Ginny Weasley unwissend zu wähnen, das Risiko war einfach zu groß.
Für den nächsten Tag stand unsere erste Stunde bei Professor Lupin auf dem Programm.
Ich war nach seinem grandiosen Auftritt im Hogwarts - Express schon sehr gespannt auf die Art, wie er seinen Unterricht führen würde.
Ich wurde nicht enttäuscht.
Gleich die erste Stunde vermittelte fast Allen in meiner Klasse, vor allem aber Neville, ein Erfolgserlebnis, Lupin lehrte uns in praktischer Anwendung, Irrwichte lächerlich zu machen.
Das war die erste Überraschung, wir wandten Verteidigung gegen die dunklen Künste in der Praxis an, außer an den Wichteln, die Lockhart letztes Jahr ins Zimmer brachte, hatten wir bisher noch nie Übungen in der Praxis durchgeführt.
„Kein Grund zur Beunruhigung“, sagte Professor Lupin, und zeigte auf einen alten, übergroßen Kleiderschrank am Ende des Zimmers, nachdem dieser heftig anfing zu ruckeln, „in diesem Schrank steckt ein Irrwicht.“
Einige Schüler starrten ungläubig auf den Schrank, Nevilles Blick drückte Angst und Grauen aus, Seamus sah aus, als würde er den Türknopf hypnotisieren, damit dieser sich nicht drehte.
„Nun meine erste Frage, was ist ein Irrwicht?“
„Es ist ein Gestaltwandler, er kann die Gestalt dessen annehmen, wovor wir, wie er spürt, am meisten Angst haben“, antwortete … na wer wohl?
„Das hätte ich selber nicht besser ausdrücken können“, lobte Lupin meine Antwort, und ich strahlte stolz. Endlich Jemand, der mein Wissen schätzt!
„Der Irrwicht sitzt also in der Dunkelheit herum und hat noch keine Gestalt angenommen, er weiß noch nicht, was der Person auf der anderen Seite der Tür Angst macht. Keiner weiß, wie ein Irrwicht aussieht, wenn er allein ist, doch wenn wir ihn herauslassen, wird er sich sofort in das verwandeln, was wir am meisten fürchten“, erklärte Lupin weiter, „der Zauber, der einen Irrwicht vertreibt, ist einfach, aber er verlangt geistige Anstrengung. Was einem Irrwicht wirklich den Garaus macht, ist nämlich Gelächter. Ihr müsst versuchen ihn zu zwingen, eine Gestalt anzunehmen, die ihr komisch findet.“
„Riddikulus“, wiederholte die Klasse, den von Lupin genannten Zauber.
„Schön … Neville“, Lupin nickte ihm zu, „was, würdest du sagen, ist es, was dir am meisten Angst macht?“
Neville murmelte unhörbar etwas vor sich hin.
Lupin lächelte ihn an, „Verzeihung, Neville, ich habe dich nicht verstanden.“
Neville sah sich panisch um, und flüsterte, „Professor Snape!“
Ein einheitliches Lachen ging durch die Reihen.
„Professor Snape … hmmm … Neville, stimmt es, dass du bei deiner Großmutter lebst?“
„Ähm, ja“, stammelte Neville, „aber ich will nicht dass der Irrwicht sich in sie verwandelt.“
„Du verstehst mich falsch“, lächelte Lupin, „ich frage mich … könntest du mir sagen, was für Kleider deine Großmutter normalerweise trägt?“
„Hut … langes Kleid … Schal aus Fuchsfell“, murmelte Neville vor sich hin.
„Und eine Handtasche?“ bohrte Lupin weiter.
„Eine große Rote“.
„Kannst du dir diese Kleidung ganz genau vorstellen, kannst du sie vor deinem geistigen Auge sehen, Neville?“
„Ja!“ sagte Neville.
Lupin öffnete die Tür, „seid ihr bereit?“
Einige drängten mutig nach vorne, krempelten die Ärmel nach oben, und harrten der Dinge.
Harry, allerdings, sah sehr verstört aus, und ließ sich nach hinten in der Reihe drängen.
Ich blickte abwechselnd von Harrys ängstlichem Gesicht zum Schrank, und auf Lupins Zauberstab, aus dem nun einige silberne Sterne entwichen, die Schranktür öffnete sich langsam, Neville stand mit erhobenem Zauberstab da, dicke Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Severus Snape, leibhaftig trat aus dem Schrank heraus und funkelte Neville mit starrem, bösen Blick an.
Neville wich einen Schritt zurück und rief, „Ri … Ri … Riddikulus!“
Es gab einen lauten Knall, Snape kam ins stolpern, und trug plötzlich ein langes Kleid, Stöckelschuhe, einen Hut, und eine große rote Handtasche zierte sein Handgelenk. Er stolzierte, wie eine Diva durch das Klassenzimmer, brach sie fast unter der Unfähigkeit auf Stöckelschuhen zu laufen, die Knöchel.
Die Menge grölte vor Lachen, und Lupin schickte unterdessen Parvati nach vorne, der weibliche Snape veränderte sich in eine blutverschmierte Mumie.
Angestrengt dachte ich darüber nach, vor was ich die meiste Angst haben würde. Irgendwie wollte mir nichts Geeignetes einfallen.
Bei Ron war es mir klar, und ich konnte es auch an seinem entschlossenen Gesichtsausdruck sehen, er war der Nächste in der Reihe, und ich erwartete eine dicke, fette, übergroße Spinne.
Aber ich?
Es wollte mir nichts einfallen, und so trat ich zur Seite, und gesellte mich ans Ende der Schlange, ganz nach hinten zu Harry.
Vorne kam eine mindestens zwei Meter große Spinne auf uns zu.
Eindeutig war Ron an der Reihe, nach Rons Zauber klappten der Spinne alle Beine zur Seite weg, eine riesige Kobra funkelte uns an, und Ron hatte den Platz mit der zweiten Patil getauscht, gleich wären Harry und ich an der Reihe, und ich wusste immer noch nicht, was….
Dann wie aus dem nichts, sprang Lupin vor uns, der Irrwicht verwandelte sich in eine Kristallkugel, die Lupin mit einem Schwenk seines Zauberstabs in den Schrank zurückbeförderte, und somit auch den Unterricht beendete.
Warum? wunderte ich mich, warum hat Lupin unmittelbar vor Harry abgebrochen, hat er etwa Voldemort erwartet?
Dennoch war die Vorführung äußerst interessant, die spannendste Stunde, die wir je hatten, die anderen Schüler bestätigten meinen Eindruck, wie etwa Ron, „das war die beste Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste, die wir je hatten, oder?“
„Er scheint ein sehr guter Lehrer zu sein“, bestätigte ich, und fügte hinzu, „aber ich wünschte, ich war auch einmal drangekommen“.
„Was wäre er für dich gewesen?“ fragte Ron, „eine Hausaufgabe für die du nur 9 von 10 möglichen Punkten bekommst?“, er hielt sich den Bauch vor Lachen.
Nur was ich wirklich genommen hätte, wusste ich immer noch nicht, vielleicht den Bergtroll aus meinem ersten Jahr, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte war ich bereits bei Arithmantik, in der Zeit verschwunden.
„Ich sah dich heute auf der Treppe mit Harry und Ron, kurze Zeit später, sah ich dich die Treppe zu ihnen hoch rennen.“ Ginny empfing mich in einer Ecke des Gemeinschaftsraumes, mit dem Thema der letzten Nacht. „Wie geht so was?“
„Du gibst wohl nie auf?“ fragte ich mit sorgenvoller Miene.
„Eine, meiner Eigenschaften“, antwortete sie stolz.
„Du musst mir irgendwann wirklich Nachhilfe in diesen Dingen geben, bei mir zuhause tauchen immer mehr Fragen auf, und ich bekomme einfach keine zufriedenstellende Antwort von meinen Eltern.“
„Das wichtigste ist, niemals, wirklich niemals, mit der Tür ins Haus fallen, suche einen Grund um sie unter Druck zu setzen, aber jetzt will ich erst einmal wissen, wie du es schaffst in einer Sekunde von oben auf der Treppe, an den Anfang zu gelangen?“
„Nicht mit der Tür ins Haus fallen?“, höhnte ich. „Ah - Ja…“
Ginny setzte eine Unschuldsmiene auf, der ein treudoofer Blick folgte.
„Aber bitte versprich mir alles, was ich dir jetzt sage, für dich abzuhalten, kein Wort zu Niemandem, ich unterliege der Schweigepflicht, und würde der Schule verwiesen werden, mit Niemand meine ich auch Harry, oder deine Brüder, bitte…“
„Versprochen!“, lächelte Ginny, und überkreuzte Finger. „Ehrenwort!“
Ich fummelte an meiner Bluse und zog für wenige Sekunden den Zeitumwandler hervor, dann erklärte ich in kurzen Zügen, dessen Funktion.
Meine Worte der Erklärung waren geflüstert, und doch schaute ich mich immer wieder ängstlich um.
Ginnys Augen wurden immer größer, doch bevor sie ihren Höchststand erreichten, kam Ron mit hochrotem Kopf angerannt.
„Wenn du deinen dummen Kater noch einmal herauslässt, drehe ich ihm eigenhändig den Kopf um, der arme Krätze wurde schon wieder von ihm gejagt … der arme ist völlig von der Rolle … verschwinde Ginny.“
„Ja großartig, danke auch“, sie stand mit wütendem Gesicht auf, und funkelte ihren Bruder durchdringend an.
„Was hast du da?“ fragte ich ihn.
Er legte mir einen bereits sehr abgenutzt, wirkenden Zettel vor die Nase.
„An Halloween dürfen wir zum ersten Mal nach Hogsmeade“, fügte er erklärend, durchatmend hinzu.
„Das wird Harry nicht gefallen“, erkannte ich folgerichtig die Situation, „gibt es keinen Weg, damit er mit kann, können wir etwas für ihn tun?“
„Was ist denn mit euch los?“
Harrys Stimme schreckte mich auf, völlig zitternd vor Nässe und Kälte stand er in seiner Quidittchkleidung vor uns.
„Das erste Wochenende in Hogsmeade“, stammelte Ron und zeigte auch Harry den Zettel.
Enttäuscht ließ sich Harry mitsamt seiner nassen Körpermontur in den Sessel neben mir fallen, indem vor kurzem noch Ginny gesessen hatte, seine Stimmungslage änderte sich schlagartig, ich spürte seine Enttäuschung, genau wie Ginny, die immer noch in der Nähe lauerte, und ihre Nase rümpfte.
Harry tat mir leid, „das nächste Mal kannst du dann sicher mitkommen, Harry, sie werden Black bestimmt bald fassen, er wurde ja schon gesehen“, versuchte ich ihn zu trösten.
Ginny sah abwesend zu ihren Brüdern, den Zwillingen, plötzlich leuchteten ihre Augen.
Mitten in der Nacht schreckte ich aus dem Tiefschlaf auf.
Was ist los? Fragte ich mich, umsehend.
Das Bett neben mir war völlig zerwühlt, das Laken zusammengeknüllt, die Decke auf dem Boden, wie ein Wurm zusammengerollt, wälzte sich Ginny hin und her, dicke Schweißperlen auf der Stirn, aber ihre Augen waren geschlossen.
„Harry! … Nein! … Tom nein!“ murmelte sie panisch.
Ich ging zu ihr hin und rüttelte sie, „Ginny … Ginny … alles ist gut, nur ein Traum!“
Erschrocken öffnete sie die Augen, und sah sich ängstlich um.
Angst und Entsetzen waren in ihren Augen abzulesen.
„Ich war zurück in der Kammer des Schreckens…“, begann sie ihren Traum zu schildern, „und beobachtete Tom Riddle, der über meinen schwachwerdenden Körper schwebte, gespenstig grinsend. Harry lag vor ihm, wie tot, und ich konnte mich nicht rühren, um ihm zu helfen“, fügte sie aufgewühlt, nach einer kurzen Verschnaufpause hinzu.
„Nur ein Traum … ein böser Traum“, redete ich auf sie ein, und tupfte ihr mit einem Taschentuch, den Schweiß vor der Stirn.
Diese Träume kamen fast jede Nacht, eine Eigenschaft die sie mit Harry verband, zwar hatte ich zu dieser Zeit noch die Erfahrung seiner Träume machen können, aber sie standen jeden Morgen tief in seinem Gesicht geschrieben.
Am nächsten Morgen erreichte uns, eine beunruhigende Nachricht.
Sie verbreitete sich, wie ein Lauffeuer, und beunruhigte die Lehrerschaft in gleichem Maße, wie die Schüler.
Sirius Black wäre angeblich von einem Muggel gesehen worden, in einem Dorf unweit des Schlosses.
Nur Harry ließ es äußerlich kalt, zumindest so der Eindruck.
Ginnys Träume veränderten sich, aus Tom Riddle wurde plötzlich Sirius Black.
Fast jede Nacht musste ich sie aus einem Alptraum retten.
„Ich war heute mit Colin bei Hagrid, er wirkt sehr beunruhigt“, meinte sie.
„Willst du es mir erzählen?“ fragte ich sie beruhigend.
Ohne Umschweife begann Ginny zu erzählen:
„Denkst du, sie haben den Hippogreif schon weggesperrt?“, fragte mich Colin, als wir in die Nähe von Hagrids Hütte kamen, „ich würde gerne auf ihm reiten, so wie Harry.“
„Du kannst dieses Monster nicht reiten, Creevey“, rief plötzlich jemand hinter uns.
Wir schauten uns um, zwei stämmige Slytherins strahlten uns an, Julius Harper und Daemon Vaisey, es sind hässliche Idioten und hatten wahrscheinlich Orang Utan Gene irgendwo in ihrer
Familiengeschichte.
„Sie haben es schon weggesperrt“, fuhr Vaisey fort, „seit es Draco angegriffen hat, ist sein Vater wütend.“
Die Beiden kamen näher und fügten hinzu, “ich wäre nicht überrascht, wenn diese erbärmliche Gestalt von einem Lehrers noch diese Woche gefeuert wird.“
„Der Hippogreif hat Malfoy nicht angegriffen“, brüllte ich wütend, „Malfoy hat Hagrid nicht zugehört“.
„Was macht'n ihr alle hier?“
Hagrids Tür öffnete sich, und er trat mit einem großen Sack Futter heraus.
„Wir wollten nach dir schauen“, antwortete ich spontan, „wie geht es dir?“.
Die Slytherins hinter mir begannen Hagrid zu verspotten.
„Bin grade dabei, zu ...“, fing Hagrid an und kratzte seinen großen buschigen Bart, „tja, warum zeig ich's euch nich einfach? Weil ich keine weiteren Stunden mehr mit Seidenschnabel unterrichten kann, muss ich was anderes vorbereiten.“
Ich war überrascht, dass nicht nur Colin und ich, Hagrid folgten, sondern in sicheren Abstand, auch die beiden Slytherin - Idioten.
Hagrid führte uns hinter den Garten, in dem er die Kürbisse letztes Jahr gepflanzt hatte und blieb vor einem Freigehege, ähnlich einem Hühnerstall stehen, nervös schaute ich mich um.
Riddle hatte mich letztes Jahr oft genug dazu missbraucht, den Hühnern einen Besuch abzustatten, er zwang mich dazu die Hähne umzubringen, weil ihr Krähen für den Basilisken tödlich gewesen wäre, außerdem benötigte er Blut für die Botschaften.
Aufmerksam schauten wir, was uns Hagrid wohl in diesem Gehege, gleich zeigen würde.
Ein weiteres großes, magisches Tier hatte ich erwartet, aber es war nur ein Huhn, ich verstand nicht, warum Hagrid so zufrieden wegen des Vogels aussah.
„Kann mir einer von euch sagen, was er da sieht?“, fragte Hagrid lächelnd.
Harper trat vor, um besser sehen zu können.
„Das ist doch nur ein bescheuertes Huhn!“
Er lachte und Vaisey stimmte mit ein.
Harper drehte sich zu Hagrid, „hast du jetzt völlig den Verstand verloren?“
„Das ist nich' nur 'n Huhn“, erwiderte Hagrid, griff in den Futtersack und warf dem Tier einige Körner ins Gehege. Der Vogel begann, sie aufzupicken, “die Federn von 'nem Huhn sind alle weiß, schaut euch diese genauer an, wenn sich das Sonnenlicht in ihnen verfängt.“
Ich konzentrierte mich auf den Vogel, ein goldener Funke sprang aus den Federn hervor, eine unglaubliche Schönheit entstand im Licht der Sonne.
„Was ist das?“, fragte ich staunend nach.
„Eine Art, Sebright - Zwerghuhn“, antwortete Hagrid, „wurde erst vor kurzem auf den philippinischen Inseln von Leon Scamander entdeckt … sin' ziemlich selten.“
„Trotzdem“, höhnte Harper, „was soll an dem blöden Huhn so besonders sein?“
„Die Ureinwohner der Inseln glauben, dass es Glück bringt, ein erwachsenes Huhn ohne magische Hilfsmittel zu fangen, aber das Glück soll nur einmal zufällig wirken.“
Er warf weitere Körner aus seinem Sack in das Gehege, „das hier is' erst 'n paar Wochen alt … Sie sagen, dass dieses junge Glück nur bei Leuten wirkt, mit denen man Umgang hat.“
„Warum ist es hier bei dir, Hagrid“, fragte Colin.
„Scamander denkt, dass sein Blut, den Felix Felicis Trank stärker machen kann.“
„Will Snape damit arbeiten?“ fragte ich vorsichtig. „Was ist Felix Felicis?“
Hagrid schüttelte seinen Kopf, „ein alter Zaubertranklehrer will das Tier bei mir abholen, und sich daran versuchen, schon mal was von Horace Slughorn gehört?“
Alle schüttelten ihre Köpfe, “ein Genie mit dem Kessel, dieser Slughorn, hat Erfahrung mit Felix Felicis, eine seiner Spezialitäten, flüssiges Glück. Nimmt aber viel Zeit in Anspruch. Wenn er jetzt anfängt, hat er's vielleicht in eurem fünften Jahr fertig.“
„Du hast gesagt, das Glück wirkt nur, wenn man eins fängt“, sagte Colin. „Ist es so schwer, so ein Huhn zu fangen?“
„Verdammt schwer, um nicht zu sagen, kaum möglich, du musst es nicht nur fangen, sondern auch eine Feder ergattern“, sagte Hagrid, „Komm her, Colin.“
Er öffnete das Gehege und bat Colin es zu betreten, er drehte sich zu mir um und legte seine Kamera in meine Hände.
Hagrid verriegelte den Eingang und Colin begann sofort hinter dem Sebright herzurennen.
Fast fünf Minuten schauten wir amüsiert dabei zu, selbst als der Vogel in eine Ecke gedrängt worden war und besiegt schien, schaffte er es, Colins Griff zu entfliehen.
„Das reicht“, rief Hagrid, „''n Gerücht sagt, dass ein Sebright den Charakter sehr gut beurteilen kann. Sie können die Aufregung fühlen, wenn sie dir aber vertrauen und Ehrlichkeit spüren, weiß man, dass sie's aus 'nem guten Grund tun, und man hat eine Chance, es zu berühren, wer will's noch versuchen?“
„Aber wie fängt man es sonst“, ich verstand nicht.
„Betäubungspfeile, oder Impedimenta, der Lähmzauber, aber ausschlaggebend für die Wirkung is' lediglich das Fangen mit der Hand.“
Harper und Vaisey kamen nicht einmal in die Nähe des Tieres, dann versuchte ich mein Glück.
Ich hatte mir eine Taktik überlegt, ging langsam in die Mitte des Geheges und setzte mich einfach auf den Boden, Harper und Vaisey begannen höhnisch zu lachen, „Weiber … typisch“.
Dann hob ich einige Körner vom Boden auf, und hielt sie in meiner ausgestreckten Hand, dem Tier entgegen und wartete.
Es sah mich an, neigte seinen Kopf zur Seite, und hüpfte zu meiner Freude langsam näher zu mir hin.
Kurz vor mir blieb er stehen, senkte seinen Kopf, um die Körner näher betrachten zu können, es folgte ein kurzes, schnelles Geräusch und einige Körner steckten in seinem Schnabel, schneller, als ich schauen konnte. Es fraß mir förmlich aus der Hand.
Meine Hand ließ ich ausgestreckt, von selbst neigte der Vogel seinen Kopf gegen meine Hand, und rieb ihn daran.
Ich hatte es geschafft, meine Hand konnte ich bewegen, und das Gefieder streicheln, wieder glänzten sie Golden im Sonnenlicht.
Eine angenehme Wärme durchströmte meinen Körper ... ein Zeichen des Glücks.
Hagrid jubelte, als der Sebright auch noch eine Feder abschüttelte.
„Wenn du das Glück doch nur jemandem deiner Wahl geben könntest“, sagte ich beeindruckt, „ich könnte es gut gebrauchen, bei meinen vielen Stunden, oder Harry damit er nach Hogsmeade könnte.“
„Das funktioniert leider nicht“, antwortete Ginny kopfschüttelnd, „das habe ich Hagrid nämlich auch schon gefragt“.
„Wenn ich mir aussuchen könnte, wann und wem ich sie geben könnte, würde ich die Feder Harry geben, damit sie ihn vor Sirius Black beschützt.“, sagte ich unkontrolliert.
Hagrid erschrak fürchterlich, „woher weißt du, dass Black hinter Harry her ist?“
„Was hast du Hagrid geantwortet“, keuchte ich erschrocken.
„Nichts“, wiegelte Ginny ab. „Ich habe einfach zu ihm gesagt, dass das doch offensichtlich wäre.“
„Halloween ist nicht mehr lange hin, auch wenn er sich nichts anmerken lässt, so muss es doch schlimm für Harry sein, als einziger Drittklässler nicht mit nach Hogsmeade können“, sagte ich nachdenklich.
„Lass mich nur machen“, lächelte Ginny, „ich habe da schon eine Idee, vielleicht klappte es noch nicht beim ersten Ausflug, aber … du kennst mich, und meine Methode, nie mit der Tür ins Haus zu fallen.“
Fast jeden Abend wurde Harry jetzt daran erinnert, dass der Hogsmeade - Ausflug bevorstand, die Drittklässler rannten alle aufgeregt und nervös, vor ihrem ersten offiziellen Besuch, durch die Gänge.
Zusammen mit Ron wartete ich wieder einmal auf Harrys Rückkehr vom Quidditchtraining, wir beschäftigten uns gerade mit den Astronomie Hausaufgaben, dem Erstellen einer Sternenkarte, als er den Gemeinschaftsraum betrat.
Seine Stimmung war am kippen, trotz der Tatsache, durch Quidditch abgelenkt zu werden.
Er gähnte, setzte sich aber dennoch zu uns, zog seine Schultasche heran, und begann wortlos, an seiner Sternenkarte zu arbeiten.
„Du kannst meine abzeichnen, wenn du willst“, bot ihm Ron an.
Etwas das ich gar nicht leiden kann, ich wollte gerade etwas erwidern, als sich Krummbein, dem ich den Kopf graulte, auf meinem Schoß rührte, sein Schwanz zuckte, und er spitzte seine Krallen.
Dann, ohne Vorwarnung sprang er los.
„Hau ab, du blödes Vieh!“ schrie Ron aufgebracht.
„Ron, tu ihm bloß nicht weh!“ schrie ich panisch.
Krummbein hielt sich fauchend und kratzend an Rons Tasche fest.
Ron wirbelte die Tasche im Kreis herum, der ganze Gemeinschaftsraum war aufgesprungen, Krummbein ließ nicht locker, und wurde mit der Tasche von Ron im Kreis gedreht, ohne loszulassen.
Plötzlich kam Rons Ratte am Rand der Tasche zum Vorschein und flog im hohen Bogen heraus.
„Fang diesen Kater ein“, schrie Ron, denn Krummbein hatte sofort nach dem Erblicken von Krätze, die Tasche losgelassen, und jagte der panisch davonrennenden Ratte hinterher.
Ron und ich hinterher, bis Krätze unter eine alte Kommode huschte, und Krummbein schlitternd davor zum Halt kam, er legte seinen Kopf auf den Boden, und haute zornig mit seinen Krallen unter die Kommode.
Ich packte ihn am Bauch, und hob ihn strafend in die Höhe, während Ron unter größter Mühe seine Ratte zu fassen bekam, die wie Espenlaub von Kopf bis Schwanz zitterte.
„Schau ihn dir an!“ schrie mich Ron wütend an, „halt ihm bloß diesen Kater vom Leib!“
„Krummbein, weiß doch nicht, dass man das nicht tut, alle Katzen jagen Ratten, Ron“, nahm ich Krummbein in Schutz, der unentwegt fauchte und mit seiner Tatze in Richtung Krätze schlug.
Nur unter großer Kraftaufwendung gelang es mir Krummbein in Zaum zu halten.
„An deinem Tier ist etwas komisches“, keifte Ron weiter, „dieser Kater hat es auf Krätze abgesehen!“
Unser Streit zog Kreise, und wurde heftiger, am nächsten Tag war Ron immer noch nicht bereit mit mir zu sprechen.
„Wie geht's Krätze?“ versuchte ich behutsam zu fragen.
„Hat sich unter meinem Bett versteckt und zittert immer noch am ganzen Leib“, antwortete Ron barsch.
In Verwandlung platzte ich in ein Gespräch zwischen der weinenden Lavender und Parvati, die sie tröstete, scheinbar ist Lavenders Haustier, ein Kaninchen namens Binky, von einem Fuchs gerissen worden, ein Brief ihrer Mutter wäre heute mit dieser Meldung angekommen.
Eine Prophezeiung von Trelawney wäre damit zutreffend gewesen.
„Du … du hattest Angst, Binky würde von einem Fuchs getötet?“ fragte ich vorsichtig.
„Nicht unbedingt von einem Fuchs, aber ich habe natürlich Angst gehabt, dass es stirbt“, schluchzte Lavender.
„Oh“, sagte ich, „dann … war Binky ein altes Kaninchen?“
„N … nein, es war noch ganz klein“, schluchzte sie weiter.
„Aber warum hattest du dann Angst, es würde sterben?“
Parvati funkelte mich wütend an, ich versuchte eine einfache Erklärung zu finden.
„Nun ja, seht euch die Sache mal vernünftig an, erstens ist Binky gar nicht mal heute gestorben, Lavender hat heute nur die Nachricht bekommen…“
Lavender jammerte jetzt noch lauter.
„Macht dir nichts aus dem, was Hermine sagt, Lavender“, ich traute meinen Ohren nicht, Ron schlug sich auf Lavenders Seite, und gegen mich, „sie schert sich nicht groß um die Haustiere anderer Leute.“
Dieser Arsch!
Ich war kurz davor zu explodieren, wäre nicht gerade McGonagall ins Zimmer gekommen, hätte ich etwas unbedachtes getan, und Ron einen Zauber aufgehalst, ein paar pickende Kanarienvögel stellte mich bildlich vor, wie sie sich auf Ron herabstürzen.
Ich war so wütend!
Wie kann er nur so etwas tun, so etwas sagen!
Die nächsten Tage herrschte Eiszeit zwischen Ron und mir, zwar hatte ich mich wieder etwas beruhigt, aber die feindselige Szene mit Lavender hing mir noch immer wie ein Klos im Hals.
Ich empfand es als Verrat.
Ron ließ mich seinen Unmut noch einige Zeit spüren.
So versuchte er Harry zu überreden sogar heimlich nach Hogsmeade zu gehen, unter dem Tarnumhang!
Es brachte ihm einen mahnenden Blick von mir ein, der ihn aber kalt zu lassen schien.
Harry rettete die Situation, indem er erklärte im Schloss zu bleiben, wir mussten ihm lediglich versprechen, dass wir uns vertragen würden, und ihm eine Unmenge an Süßigkeiten mitbringen würden.
Nur Ginny genoss die Situation sichtlich, „du magst ihn, definitiv, du magst ihn!“
„Diesen Hornochsen, dieses Riesenbaby, der sich wie ein Arsch verhält?“
Sie grinste genüsslich, „ja, genau den, sonst würdest du nicht so reagieren, glaube mir, du willst nicht wissen, was ich ab und zu über Harry denke, wenn er wieder einmal an mir vorbeigeht, ohne mich zu bemerken, dieser Stoffel, aber dann kommen wieder andere Zeiten, wo ich mir einrede, dass er mir sogar heimlich zugelächelt hat, oder war es etwa gar keine Einbildung?“
Ginnys Worte ließ ich auf mich wirken, sollte sie wirklich Recht haben, und ich empfinde mehr für Ron, als ich mir selbst eingestehe?
Jedenfalls entspannte sich unser Verhältnis bis zum Tag des Ausfluges wieder, und ich freute mich wirklich auf diesen Ausflug, auch wenn Harry nicht dabei sein würde.
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