von rodriquez
Überrascht werdet ihr nun folgend wohl feststellen, dass ich recht wenige Details parat habe, bezüglich der nächsten Tage, Wochen und sogar Monate.
„Wie?“ würde Susan Granger, meine Mom, sarkastisch hinterfragen, „du hast DEINEN Harry alleine gelassen?“
Keineswegs!
Ich hatte nur einfach keine Zeit fĂĽr unwesentliche Dinge.
Und Harry als unwesentlich zu bezeichnen wäre mehr als Verwegen, und glauben würde mir auch Niemand. Ich hatte immer ein Ohr für ihn frei, wenn er mich ansprach, doch der Beginn des Jahres verlief äußerst ruhig, für unsere Verhältnisse wohlgemerkt, und es gab nur wenige Probleme.
Bitte lacht nicht, ich hatte wirklich keine Zeit, oder besser gesagt, ich hatte fast zuviel davon, mehr als jeder Andere.
Wie das?
Nun…
Eigentlich darf ich ja nichts verraten … aber meine Erzählungen liegen ja nun in der Vergangenheit.
Begonnen haben meine, vorsichtig ausgedrĂĽckt, dreiĂźig Stunden Tage mit unserer Ankunft in Hogwarts.
Das dritte Mal. Unser drittes Jahr.
McGonagall zitierte unmittelbar nach unserer Ankunft, sowohl Harry, als auch mich in ihr BĂĽro.
Ron reagierte etwas ungehalten, als die Professorin, nur auf Potter und Granger bestand, er aber gewohnheitsmäßig an unserer Seite geblieben war.
Mit einem flauen Gefühl im Bauch betraten wir ihr Büro, immerhin hatte sie ihre eigene Art, uns das Gefühl zu geben, irgendeine Verfehlung begangen zu haben, dass Harry ähnliche Gedanken hegte spürte ich an seiner unruhigen Art, andauernd streifte er meinen Arm.
Doch ihr ernstes Gesicht war auf die Vorfälle im Zug konzentriert, und sie äußerte lediglich ihre Sorge über Harrys Gesundheitszustand.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er okay war, lächelte sie kurz auf, und meinte, „kein Grund, so besorgt auszusehen.“
McGonagall rief Madam Pomfrey herbei, sie nannte Pomfrey dabei liebevoll, „Poppy“.
Poppy, gab ihr bezüglich Harry, grünes Licht, und daraufhin bat McGonagall, Harry und Pomfrey, ihr Büro zu verlassen, ihre volle Aufmerksamkeit war nun auf mich gerichtet, sie wartete aber sorgfältig, bis die Tür hinter Harry sich vollständig geschlossen hatte.
Mit einem starren, ernsten Blick öffnete sie eine Schreibtischschublade und holte einen undefinierbaren Gegenstand hervor, den sie mir im Anschluss unter die Nase hielt.
Auf den ersten Blick wirkte der Gegenstand, wie eine überlange Halskette mit einem kleinen, silbernen Glas als Anhänger, fragend streckte ich meine Hand nach dem Utensil aus.
„Professor Dumbledore hat sie schon vorab informiert, dass ihr Stundenplan in diesem Schuljahr, theoretisch nicht machbar wäre?“
Ohne meine Antwort abzuwarten sprach sie weiter, „gut, wäre das geklärt … das hier…“, sie legte die Kette in meine ausgestreckte Hand, „…ist ein Zeitumkehrer.“
Erwartungsvoll schaute sie mich an, „ich habe schon davon gehört“, antwortete ich, und sie schien über mein Wissen nicht überrascht, „ein Zeitumkehrer ist ein kleines silbernes Stundenglas an einer langen Halskette. Jede Umdrehung dieses magischen Glases dreht die Zeit für diejenigen, die die Kette um den Hals tragen, um eine Stunde zurück. Man kann so zurückversetzt die schon erlebte Zeit ein zweites Mal erleben, und sie auf diese Weise doppelt nutzen oder nachträglich noch etwas in das bereits Geschehene einfügen.“
„Sehr gut, Miss Granger“, lächelte sie, als hätte sie nicht Anderes von mir erwartet, „solche Zeitreisen sind allerdings sehr gefährlich, denn Zeitreisende dürfen das nicht ändern, was sie bereits erlebt haben. Sie können nur etwas dazu Passendes einfügen, verstehen sie mich?“
„Ich verstehe den Sinn, aber…?“
„Das Ministerium hat Dumbledores Antrag stattgeben, dieses Schuljahr, sie, Miss Granger, mit einem Zeitumkehrer auszustatten“, nach einer kurzen Pause, in der sie mich aufmerksam beobachtete, sprach sie weiter, „das ist allerdings an einige schwerwiegende Pflichten gebunden…“, wieder beobachtete sie mich genau. „Erstens - Sie dürfen von Niemandem gesehen werden, nicht einmal von ihnen selbst, denn sonst könnte ihr doppeltes Auftreten mehr oder minder drastische Konsequenzen haben. Zweitens. - Es wurde vom Ministerium nur unter der Bedingung gestattet, dass sie lediglich ihr Überpensum an ihren gewählten Schulfächern damit meistern können, und somit komme ich zu Drittens. - Es ist ausschließlich für ihr Überpensum zu verwenden. Viertens - und das ist der wichtigste Punkt, für den sie auch unterschreiben müssen … sie unterliegen der absoluten Schweigepflicht, das gilt auch gegenüber Mister Potter und Mister Weasley, haben sie mich verstanden?“
„Ja, Madam“, ich konnte mein Glück kaum fassen, und rutschte aufgeregt auf meinem Stuhl hin und her.
„So…“, lächelte McGonagall, „das war der offizielle Teil, jetzt noch ein paar private Tipps: Trage die Kette unter deiner Kleidung, so kommst du nicht in Versuchung, sie zur Schau zu stellen. Eine Umdrehung entspricht einer Stunde, schau dir im Laufe des Jahres, deine Fächer genau an, und entscheide am Ende des Jahres, wie du, auf ein machbares Maß reduzieren könntest, ich glaube nicht, dass das Ministerium ein weiteres Jahr genehmigen wird … und jetzt geh zurück zu Potter, bevor er misstrauisch wird.“
„Danke Professor“, nickte ich hastig, und rauschte fast zu schnell aus der sitzenden Position in die Höhe.
Die Professorin begleitete Harry und mich in die große Halle, wo die Eröffnungsfeier schon begonnen hatte, enttäuscht stellte ich fest, dass wir die Auswahl schon versäumt hatten.
Noch vor dem Festessen begrüßte Dumbledore die Schülerschaft mit der sehr ernsten Mitteilung, dass auf Anweisung des Zaubereiministeriums rings um das Schloss jetzt Dementoren Wache hielten. Alle sollten ihnen am besten nicht zu nahe kommen und bedenken, dass diese Geschöpfe weder durch Tarnumhänge getäuscht noch durch Ausreden umgestimmt werden könnten. Ersteres war eindeutig eine Anspielung auf Harry, es musste wirklich ernst sein, wenn Dumbledore ihn auf diese Art anspricht, auch wenn nur wenige wussten, wer oder was überhaupt gemeint war.
Professor Lupin wurde, wie erwartet als neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen KĂĽnste vorgestellt. Auch Harry bemerkte die hasserfĂĽllten Blicke, die Snape, Lupin zuwarf, und das hing nicht nur damit zusammen, dass Snape wieder einmal in seinem Wunschunterrichtsfach ĂĽbergangen wurde.
Diese Blicke, die eindeutig, Hass ausdrĂĽckten, bekam auĂźer mir, sonst nur Harry mit, Rons Magen knurrte zu laut, als dass er irgendetwas seine Aufmerksamkeit schenken konnte.
Zu unserer freudigen Überraschung erfuhren wir außerdem, dass Hagrid ab jetzt die Stelle, des altersbedingt ausgeschiedenen Professor Kesselbrand, für Pflege magischer Geschöpfe besetzen wird.
NatĂĽrlich war es nicht immer einfach, mich an die Schweigepflicht zu halten, oft hatte ich Angst mich durch Taten, Handlungen oder Worte, zu verraten.
Ebenso war es nicht einfach, privates und schulisches miteinander zu verbinden.
Mein Bezugspunkt veränderte sich.
Eine neue Person, die mir immer mehr an Herz wuchs, trat in mein Leben, und vor dieser Person etwas geheim zu halten, grenzte schon an ein Wunder. Ihr könnt euch sicherlich denken, wen ich meine…
Ginny.
Doch davon später mehr.
Jetzt versuche ich erst einmal, die Abläufe zu rekonstruieren, und das ist nicht einfach, könnt ihr mir glauben.
Ich war gefangen in der Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes.
Bereits beim Frühstück am nächsten Morgen, begannen die Probleme, und ich hätte mich fast da schon verraten.
Ron blickte nach der Ausgabe der Stundenpläne, über meine Schulter und stellte entsetzt fest, dass ich mehrere Fächer gleichzeitig besuchen müsste.
Ich konnte es nicht vermeiden, meinen Plan geheim zu halten, da er übervoll war, und ich das ganze Szenario erst einmal selbst in meinen Kopf einprägen musste.
„Da haben sie dir aber einen verkorksten Stundenplan gegeben“, raunte Ron, sein Atem erfasste meine Haare, und ein Schauder lief mir über den Rücken, unwillkürlich erinnerte ich mich an das Gespräch mit Ginny, ich werde das weiter beobachten müssen.
„Schau mal“, sprach Ron weiter, „du hast ungefähr zehn Fächer am Tag, dazu hast du überhaupt nicht die Zeit.“
„Das schaff ich schon“, versuchte ich mich herauszureden, „ich habe alles mit Professor McGonagall abgesprochen“, und das war keine Lüge!
Ron blieb beharrlich, „aber, hör mal“, sagte er lachend, „was ist mit heute Morgen? Neun Uhr Wahrsagen, und darunter auch Neun Uhr, Muggelkunde, und darunter Arithmantik, auch um Neun. Ich weiß ja, dass du gut bist, Hermine, aber niemand ist SO gut, wie willst du denn in drei Klassenzimmern auf einmal sein?“
Mein Herz klopfte in meinem Kopf, warmes Blut pulsierte im ganzen Körper, meine erste Erkenntnis, bezüglich Ron, das hatte nichts mit einer eventuellen Zuneigung zu tun, vielmehr, was sollte ich ihm darauf antworten?
„Stell dich nicht so bescheuert an“, sagte ich barsch, erheblich genervt, „gib mir lieber die Marmelade…“, ein Ablenkungsmanöver, Essen zieht bei Ron immer!
Meine erste Stunde stand an, Wahrsagen bei Professor Sybill Trelawney, die, immer in Schleier und Schals gehüllte und mit zahlreichen Perlenketten behängte Wahrsagerin, die auch noch eine große, stark vergrößernde Brille trägt, die ihre Augen riesengroß erscheinen lässt.
Ihr Klassenzimmer liegt in einem entlegenen, über allem schwebenden Turmzimmer des Schlossgebäudes von Hogwarts, es ist nur über eine Strickleiter zugänglich, das wir nur mit Hilfe eines porträtierten kleinen Ritters, beim ersten Mal finden konnten.
Das Klassenzimmer war völlig überheizt, und voll mit mystischem Plunder, überall Glimmer und Glitzerkram, dazu zahlreiche Wahrsageutensilien wie Spielkarten, Kristallkugeln und Teetassen, alles wirkte eher witzig, als mystisch, so wie sie selbst.
Mit ihrer gekünstelt klingenden Stimme verkündete sie, bei der Hellseherei sei vor allem das „Innere Auge“ entscheidend, für mich zunächst ein Schock, denn das schien etwas zu sein, was man „haben musste“, und nicht in Büchern nachlesen konnte.
Um unsere inneren Augen zu öffnen, würden wir zunächst Teeblätter, später Handlinien, Feuer-Omen und schließlich Wahrsagungen der Kristallkugel deuten lernen. Schon bei ihrer Aussprache und der Vorstellung sträubten sich meine Nackenhaare.
Unsere erste Aufgabe bestand darin, aus Teeblättern Figuren herauszulesen.
Das Problem blieb wieder einmal an Harry kleben.
Als Trelawney, Harry, helfend zur Hand gehen wollte, erschrak sie fürchterlich, und zuckte ängstlich zusammen, sie wollte den „Grimm“ in seiner Tasse entdeckt haben, das Schlimmste aller Todesomen.
Ich konnte es nicht glauben, schĂĽttelte fassungslos meinen Kopf, und stellte ihre Prophezeiung in Frage.
Unmittelbar nach der Stunde rannte ich zur nächstliegenden Toilette, hoffentlich bemerkt niemand etwas!
Vorsichtig sah ich mich um, die Toilette war leer, ich zog die Kette unter meinem Umhang hervor, und drehte das funkelnde Stundenglas einmal um seine eigene Achse.
Die Toilette löste sich in einem Nichts auf, ich hatte das Gefühl rasend schnell rückwärts zu fliegen.
Unmengen von Farben huschten an meinem Gesicht vorbei, einige Schüler bewegten sich in rasantem Tempo rückwärts durch die Räume der Toilette, es hämmerte und dröhnte in meinen Ohren, dann plötzlich spürte ich wieder festen Boden unter meinen Füßen, und atmete erleichtert auf, ein Blick zur Uhr sagte mir: Fünf Minuten vor neun Uhr.
Es hat funktioniert, jubelte ich innerlich, nahm meine Schultasche auf, und ging vorsichtig in Muggelkunde bei Professor Charity Burbage.
Doch bereits in der ersten Stunde wurde mir klar, dass ich dieses Fach im nächsten Jahr nicht mehr belegen bräuchte.
Es nutzte nur dazu um etwas darĂĽber zu erfahren, wie magische Menschen, Muggel und ihren Alltag sehen.
Professor Burbage erklärte, dass es sich bei diesem Fach um kein berufsqualifizierendes Fach handle, es muss lediglich ein ZAG nachgewiesen werden, wenn man später in Kontakt mit Muggeln arbeiten wollte, und eben diesen allgemeinen Zaubergrad, hätte ich mit diesem Jahr abgegolten.
Direkt nach der Stunde bewegte ich ein weiteres Mal den Zeitumwandler, dieses Mal, allerdings, noch im Klassensaal, eine gewisse kleine Erfahrung steckte zugegebenermaßen bereits darin, allerdings wäre es verwegen nach einem erfolgreichen Versuch von Erfahrung zu sprechen, aber man lernt schnell.
Beim ersten Mal war es noch ungewohnt, und daher der Gang in die Toilette, wie hätte ich auch wissen sollen, dass ich unmittelbar nach Drehen des Stundenglases verschwunden wäre.
Ich fühlte mich unbeobachtet, wer hätte mich auch beachten sollen, meine Freunde waren an diesem Fach nicht eingetragen, und von den meisten Mitschülern wusste ich noch nicht einmal, deren Namen.
Erneut tauchte ich in ein Meer von Farben und rückwärtsgehenden Schülern ein.
Den Blick zur Uhr konnte ich mir ersparen, als ich wieder festen Boden unter meinen FĂĽĂźen verspĂĽrte, stand ich in einem leeren Klassenzimmer.
Mit schnellen Schritten ging ich unter strenger Beobachtung meiner Umgebung zu Professor Vektors, Arithmantikstunde, auch hier war ich ohne meine Freunde sozusagen ohne persönliche Aufsicht. Nichts und Niemand, das mein Geheimnis erahnen konnte.
Sofort wurde mir klar, hier fühle ich mich wohl, der Unterricht war anspruchsvoll, und förderte meinen Geist.
Arithmantik gehört wohl zu den schwierigsten Fächern in der Schule, es handelt sich dabei um eine Kombination aus Arithmetik (Rechnen) und Mantik (Eine Art Kunst Wahrzusagen), man muss sich darunter eine Art von Wahrsagen mit Hilfe von Zahlen vorstellen, wobei man in Hogwarts Zahlentabellen und verschiedene Zahlenkombinationen erstellt, und Rechnungen mit großen Zahlen durchgeführt werden.
Absolut unpassend für meine Freunde, Ron wären alle Haare ausgefallen, hätte er dieses Fach belegen müssen, so wie er immer, wenn er sich ärgerte, oder etwas nicht verstand, an ihnen zupfte, und für Harry wäre es zu wenig Action, und außerdem kein Pflichtfach gewesen. Ergo: Überflüssig…
Am Ende dieser Stunde konnte ich wieder am geregelten Ablauf teilnehmen, Verwandlung bei Professor McGonagall, ihr Thema waren Animagi (Zauberer, die sich nach belieben in Tiere verwandeln können).
Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, um mich neben Harry und Ron niederzulassen, als sich McGonagall selbst von einer Katze, zu ihrer eigentlichen Erscheinung zurĂĽck verwandelte.
„Was ist denn mit euch los?“ fragte sie erstaunt, „…das ist eine meiner ersten Verwandlungen, bei der ich keinen Beifall von der Klasse bekomme.“
Alle Schüler starrten zu Harry, nur ich hob meine Hand, „bitte, Professor, wir haben eben unsere erste Stunde Wahrsagen gehabt, und wir haben Teeblätter gedeutet, und…“.
„Aah, natürlich“, unterbrach mich McGonagall lächelnd, „sie brauchen gar nicht weiter zu erzählen, Miss Granger. Und?“ fragte sie, „wer von Ihnen, wird dieses Jahr sterben?“
„Ich!“ antwortete Harry, ein wenig zu emotionslos.
„Verstehe“, ihr Lächeln wurde breiter, „dann sollten sie wissen Potter, dass Sybill Trelawney, seit sie an dieser Schule ist, Jahr für Jahr den Tod eines Schülers vorausgesagt hat. Keiner davon ist bislang gestorben.“
Harry und Ron sahen mich ungläubig an, „wo kommst du denn plötzlich her, du warst doch direkt nach der Stunde in der Toilette verschwunden?“
„Ich war nur kurz hinter euch“, schwindelte ich.
Dieses Szenario wiederholte sich von nun an, ziemlich oft.
„Wo kommst du denn auf einmal her?“, „Die war doch eben noch gar nicht da!“ „Wie … Wo … Was … Warum … Woher…“
Nach ein paar Tagen hatte ich tatsächlich Routine darin, und konnte solchen Fragen mit einem Lächeln ausweichen.
Doch nun will ich euch mit meinen Zeitsprüngen gar nicht weiter belästigen, ich vermute der Unterricht, ist sowieso das, was euch am wenigsten interessiert.
Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, zumindest das, was ich weiß, und das ich euch erzählen kann.
So muss ich euch von einem, naja nennen wir es in Ginnys Worten, „ersten Ehekrach“ mit Ron berichten, jedenfalls konnte sich Ginny bei meiner Schilderung nicht mehr halten, und prustete los.
Geschehen direkt nach der Verwandlungsstunde bei McGonagall, genauer gesagt beim Mittagessen in der groĂźen Halle.
„Kopf hoch, Ron“, sagte ich lächelnd, und schob ihm eine Schüssel mit Fleischeintopf vor die Nase, „du hast doch gehört was Professor McGonagall gesagt hat.“
Ron war immer noch nachdenklich, die Sache mit dem Grimm, ließ ihm keine Ruhe, obwohl mein Trick mit dem Essen wieder funktionierte, seine Nasenflügel vibrierten unaufhörlich, als würde der Geruch von Essen seinen Geruchssinn im Akkord fordern.
„Harry!“, sagte er plötzlich leise, mit ernstem Unterton, „du hast doch nicht etwa zufällig irgendwo, einen großen schwarzen Hund gesehen?“
„Doch hab ich“, antwortete Harry mit gleichgültiger Stimme, „in der Nacht als ich von den Dursleys abgehauen bin … habe ich euch das nicht erzählt?“
Ron ließ erschrocken seinen Löffel fallen, seine Augen weiteten sich.
„Wahrscheinlich ein streunender Köter“, wiegelte ich ab.
Ron sah mich an, als wäre ich verrückt geworden.
„Hermine, wenn Harry einen Grimm sieht, dann … dann, ist das schlecht, mein Onkel Billius hat auch einen gesehen, und war einen Tag später Tod!“
„Zufall“, antwortete ich beiläufig. „Außerdem sind bei Harry schon Wochen vergangen, und er scheint noch ziemlich lebendig zu sein“, mit einem Grinsen knuffte ich Harry in die Seite, und zur Bestätigung meiner Aussage zuckte er zusammen.
„Du weißt doch nicht, wovon du redest“, echauffierte sich Ron, „Grimme erschrecken die meisten Zauberer zu Tode!“ sein Gesicht verfärbte sich zornesrot.
„Da hast du es“, grinste ich gelassen, „sie sehen den Grimm und sterben vor Angst, und Harry, wie du siehst, weilt immer noch unter uns, außerdem…“.
„Hermine du weißt nicht von was du redest“, unterbrach er mich, schüttelte wütend seinen Kopf, und schien für einen Moment sprachlos.
Ich blieb kühl, holte mein Arithmantikbuch heraus, „…außerdem“, fuhr ich fort, „habe ich selber einen gesehen, und dieses Wahrsagen kommt mir sehr nebelig vor“, das Thema war eigentlich für mich durch, ich suchte angestrengt eine Seite in dem Buch, nachdem ich sie fand, sagte ich noch, „'ne Menge Rumgerätsel, wenn ihr mich fragt.“
„An diesem Grimm auf dem Teller war nichts Nebliges!“
Rons Puls war im Universum angekommen. Seine Halsschlagader zeichnete sich deutlich und pulsierend ab.
„Du warst dir noch nicht so sicher, als du Harry gesagt hattest, es wäre ein Schaf“, erwiderte ich kühl.
„Professor Trelawney hat gesagt, du hast nicht die richtige Aura, als du ihr darin schon widersprochen hast. Zur Abwechslung bist du mal ne richtige Lusche in einem Fach, und das gefällt dir nicht!“
Er hatte es geschafft mich erfolgreich zu provozieren, mein Puls raste in einer Sekunde von Null auf Höchststand, wütend klatschte ich das Buch so hart auf den Tisch, dass ihm die Fleischbrocken aus der Suppe ins Gesicht hüpften, und sogar Harry, der bisher ruhig geblieben war, musste sich etwas Suppengrün, von der Brille wischen.
Unbeherrscht antwortete ich, „Wenn gut sein in Wahrsagen heißt, dass ich so tun muss, als würde ich Todesomen in einem Haufen Teeblätter erkennen, dann weiß ich nicht, ob ich das Zeug überhaupt lernen soll! Dieser Unterricht war im Vergleich zu meiner Arithmantikstunde einfach haarsträubender Unfug!“
Ich packte meine Tasche und ging mir erhobenem Kopf, aber beleidigt, von dannen.
Erst im Weggehen bemerkte ich den schweren Fehler in meiner Unbeherrschtheit, aber so wie ich die Herren der Schöpfung kenne, haben sie ihn noch nicht entdeckt.
Zu Beginn der Nachmittagstunde hatte ich mich immer noch nicht vollständig beruhigt, „das sind erste Anzeichen“, höhnte Ginny später, allerdings lag es wohl eher darin, bis aufs Blut gereizt worden zu sein, diesem Punkt brauchte ich keine weitere Beachtung schenken, denn es war kein schönes Gefühl mit üblen Worten bedacht zu werden.
So schwiegen wir uns an, den ganzen langen Weg, hinĂĽber zu Hagrids HĂĽtte, am Rande des verbotenen Waldes.
Auf dem Programm stand Pflege magischer Geschöpfe, Hagrids erste offizielle Unterrichtstunde, ich war gespannt, was er uns bieten würde.
Der Halbriese führte die Klasse Richtung Wald, und verschwand für einen Augenblick. Er wirkte aufgeregt und nervös.
Malfoy nutzte die Gelegenheit, um sich über Hagrid aufzuregen, „mein Gott“, stöhnte er gekünstelt, „diese Schule geht noch vor die Hunde, dieser Hornochse gibt auch noch Unterricht, mein Vater kriegt `nen Anfall, wenn ich ihm das erzähle.“
Kurze Zeit später, ich zog es vor nach meiner negativen Gefühlslage zu schweigen, kam Hagrid zurück und führte stolz an der Leine einen Hippogreif, herbei.
Vor uns Schülern stand eine Kreatur halb Pferd, halb Vogel, ein wunderschönes, bewundernswertes Tier.
„Nun, als Erstes müsst ihr wissen, dass Hippogreife stolz sind, sind leicht beleidigt, diese Tiere, beleidigt also nie einen, es könnte eure letzte Tat gewesen sein, ihr müsst immer abwarten, bis der Hippogreif den ersten Schritt macht, das ist höflich, versteht ihr?“
Hagrid sah sich fragend um, Malfoy und sein Gefolge hörten überhaupt nicht zu, tuschelten, lästerten und verhöhnten den Wildhüter.
„Ihr geht auf ihn zu“, erklärte Hagrid, der von alldem nichts mitzubekommen schien, „und verbeugt euch und wartet, wenn er sich auch verbeugt, dürft ihr ihn berühren, wenn nicht, dann macht euch schleunigst davon, also wer will als Erster?“
Niemand meldete sich, „keiner?“ fragte Hagrid flehend.
„Ich mach's“.
Harry war mutig vorgetreten.
„Gut“, lächelte Hagrid erleichtert, „schau'n wir mal, wie du mit Seidenschnabel zurechtkommst.“
Ich hielt den Atem an, und bemerkte wie Malfoys Augen sich zu einem gehässigen Blick verengten.
„Ruhig jetzt, Harry“, sagte Hagrid leise, „du blickst ihm in die Augen, und versuch jetzt nicht zu blinzeln … Hippogreife trauen dir nicht, wenn du zuviel blinzelst…“.
Seidenschnabel neigte seinen Kopf zur Seite, und starrte Harry an.
„Sehr gut Harry“, lobte Hagrid, „…und jetzt verbeug dich…“.
Harry tat wie verheiĂźen, verneigte sich kurz, und sah dann wieder auf, immer noch starrte ihn der Hippogreif an, rĂĽhrte sich aber nicht.
„Na gut“, Hagrids Stimme wirkte beunruhigt, „zieh dich ganz vorsichtig zurück, Harry.“
Harry neigte seinen Kopf ein weiteres Mal, und ging langsam rückwärts, immer noch wagte ich nicht zu Atmen, denn plötzlich knickte das Tier seine Vorderbeine ein und neigte seinen Kopf.
„Gut gemacht, Harry“, jubelte Hagrid, „jetzt kannst du ihn anfassen, tätschel seinen Schnabel, nur zu!“
Und tatsächlich, Harry schritt mutig auf das Tier zu, und streichelte über seinen Schnabel, es schloss genüsslich seine Augen.
„Jetzt weiter“, sagte Hagrid zu meiner Überraschung, „ich schätze er lässt dich reiten!“
Reiten? Hab ich richtig gehört?
Harry setzte unerschrocken seinen FuĂź auf den FlĂĽgel des Hippogreifs und schwang sich auf den RĂĽcken.
Wieder wagte ich nicht zu atmen, und angsterfĂĽllt, krallte ich mich an Rons Arm fest.
Ăśberrascht und mit hochrotem Kopf sah er mich an, als sich die Augen von Lavender Brown auf uns richteten schĂĽttelte mich Ron endgĂĽltig erschrocken ab.
Der Hippogreif spreizte währenddessen seine Flügel, und erhob sich kurz danach in die Lüfte.
Harrys Gesicht zeugte zwar nicht unbedingt Vertrauen, aber er drückte seinen Körper mutig in Seidenschnabels Gefieder.
Es dauerte eine ganze Weile bis der Ausflug sein Ende fand, sie haben wohl einen Rundflug ĂĽber Hogwarts unternommen.
„Harry ist einfach unglaublich“, raunte mir Ron sehr leise zu, als er sich unbeobachtet fühlte.
Der Hippogreif setzte wieder zur Landung an, und Harrys Gesicht sah völlig verändert aus, er strahlte, die Freiheit der Lüfte stand ihm, ins Gesicht geschrieben.
ĂśberglĂĽcklich stieg er ab.
„Das ist doch kinderleicht“, schnarrte Malfoy plötzlich, ging übereifrig auf den Hippogreif zu, und plapperte überheblich klingend weiter, „…ich wette du bist gar nicht gefährlich, oder doch du großes, hässliches Scheusal?“
Draco provozierte Seidenschnabel immer weiter, und der verletzte ihn mit seinem harten Schnabel am Oberarm.
„Ich sterbe“, schrie Malfoy am Boden liegend auf, was mir ein quiekendes Lachen entlockte.
„Ich sterbe“, Malfoy wälzte sich zusammengekrümmt, wie ein baby auf dem Boden hin und her.
Hagrid musste den Verletzten sofort in den KrankenflĂĽgel tragen, und so endete seine erste Unterrichtsstunde im Chaos.
Hagrid rechnete damit, dass diese erste Stunde sicher auch gleich seine Letzte gewesen sein würde, er war am Boden zerstört und trank ein paar Tropfen zuviel.
Nur mit viel gutem Zureden konnten wir Drei, ihn bei einem Abendbesuch trösten.
Völlig übermüdet und fix und fertig, vom ersten Tag, fiel ich an diesem Abend in mein Bett.
„Ich habe heute Nachmittag, Krummbein rausgelassen, er tobte wie wild in seinem Käfig herum“, Ginny sah mich erwartungsvoll an.
„Danke“, murmelte ich müde.
„Wie war dein Tag?“ fragte Ginny weiter.
„Ginny, sei mir nicht böse, ich bin hundemüde“.
„Ich habe dich gesehen heute Morgen, und dann wieder nicht mehr gesehen…“
Ich wurde hellhörig, „wie meinst du das?“
„Nun … du bist in die Waschräume gegangen, aber nicht mehr herausgekommen…“
„Wie?“, staunte ich, und hoffte meine Verwunderung wäre nicht zu künstlich, und damit nicht zu offensichtlich.
„Ich wollte auf dich warten, und als du nicht wieder heraus kamst, habe ich nach gesehen … die Toilette war aber leer…“.
„Vielleicht hast du einen Moment nicht aufgepasst…“.
„Kurz vor Zehn, habe ich dich noch einmal gesehen, am Aufgang zu Trelawneys Unterrichtsraum, ich habe dir gerufen, aber du hast nicht reagiert, kurze Zeit später sah ich dich in einem ganz anderen Klassenzimmer, du hättest aber nie so schnell an mir vorbei kommen können?“
Ich werde sie einweihen müssen, so wie ich sie kenne, würde sie versuchen das Rätsel alleine zu lösen, und bevor sich das verbreitet…
Ich saß definitiv in der Zwickmühle, und wusste nicht, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte, „Ginny könnten wir morgen darüber reden, ich kann jetzt wirklich nicht…“
Ein verzweifelter Versuch, Zeit zu schinden.
„Ich habe deinen Stundenplan gesehen, und Ron's verdutztes Gesicht bemerkt, du drehst heimlich was, hab ich recht? Mir ist aufgefallen, dass du alle Bücher dabei hattest, und alle Fächer besucht hast, das ist aber gar nicht machbar…“.
„Bitte Ginny, wir reden Morgen … und behalt es bitte für dich, ich komme sonst in große Schwierigkeiten.“
Obwohl ihr Gesicht voller Fragen war, nickte sie mir zustimmend zu.
„Übrigens, ich hatte Probleme Krummbein wieder einzufangen, er war auf der Jagd nach Ron's Ratte…“.
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