von rodriquez
Die Dunkelheit legte sich, verschwommen löste sich vor meinen Augen der schwarze Schleier.
Ăśber meinem Kopf enthĂĽllte sich, wie unter einem Schleier, eine Neonlampe.
Der KrankenflĂĽgel, ich lag im KrankenflĂĽgel.
Ich versuchte mich zu erinnern, was war geschehen?
Die Bibliothek, der Basilisk, nur ganz langsam kam die Erinnerung zurĂĽck.
Die gelben, groĂźen Augen, die mich anstarrten, danach die Dunkelheit.
Er musste mich versteinert haben!
Dieses GefĂĽhl versetzte mich in Panik - kann ich etwa denken, aber mich nicht bewegen?
Ganz vorsichtig versuchte ich es mit meinen Zehen, sie reagierten, ebenso, wie meine Finger, meine Hände, mein kopf konnte ich zur Seite drehen, gemächlich erhob ich meinen Körper in die sitzende Position, nur um kurze Zeit später, wieder zurück in die Kissen zu sinken.
Erschöpft lehnte ich mich zurück, als ich Schritte im Zimmer vernahm, ich ließ meine Augen geschlossen, und lauschte.
Der Geruch von frischem Kakao kitzelte meine Nase.
„Du kannst aufatmen, Ginny. Ich bin's nur“, ich vernahm die Stimme von Professor Dumbledore.
Ginny?
Sie ist hier?
Dann lebt sie auch noch!
Mit geschlossenen Augen lauschte ich weiter, vielleicht wĂĽrde ich schon etwas erfahren, was geschehen war.
Ich hörte an einem Schlurfen, wie jemand an einer Tasse nippte, Kakao, vermutete ich.
„Eine Tasse heißer Kakao war schon immer mein Lieblingsgetränk nach einem langen harten Tag ... hat Madam Pomfrey dir auch eine Tasse gegeben?“ fragte Dumbledore, in seiner typischen Art, und der Frage die man sich immer wieder stellte, was will er eigentlich?
Von Ginny kam nur ein kurzes, verschämtes Grunzen.
„Kann ich heute Nacht gut schlafen, wenn ich weiß, dass dir ein Gespräch mit mir helfen wird?“ Hakte Dumbledore nach.
Von Ginny kam jetzt ein leises, „Ja, Sir“.
„Ich dachte, ich sollte dir persönlich mitteilen, dass deine Mitschüler erfolgreich wieder hergestellt sind“, sagte Dumbledore.
„Aber Hermine … noch nicht“, stotterte Ginny.
„Miss Granger ist kurz davor aufzuwachen.“
Ein schweres Seufzen war von Ginny zu hören.
„Wie kann ich Hermine nur gegenübertreten, nachdem was ich ihr angetan habe?“ schluchzte das kleine rothaarige Mädchen, „ich habe schon Angst sie würde aufwachen, und mich direkt töten wollen, jeder müsste mittlerweile wissen, dass ich diejenige war, die die Schüler in Gefahr brachte …. Vielleicht könnte mich Mom auf eine andere Schule schicken … Vielleicht könnte ich dann neu anfangen?“
„Du redest Unsinn, Kind, ich habe selbstverständlich niemandem erzählt, dass Voldemort durch dich gehandelt hat.“
Trotz meiner geschlossenen Augen konnte ich das Lächeln auf seinen Lippen sehen, „Diese Information gehört dir und du kannst einweihen, wen immer du für richtig hältst.“
„Danke, Sir“, hauchte Ginny erleichtert.
Für einen Moment war es ruhig im Zimmer, ich hörte, wie Dumbledores Schritte sich langsam entfernten.
„Professor, warten Sie“, rief Ginny plötzlich.
Dumbledore blieb unmittelbar neben meinem Bett stehen, ich konnte seinen Atem fast in meinem Gesicht spĂĽren.
„Gibt es noch etwas, über das du gerne mit mir reden möchtest?“
„Bin ich schwach, Sir?“ fragte Ginny.
„Meine Güte!“, erwiderte Dumbledore, „wer hat gesagt, dass du schwach bist?“
„Tom hat das getan“, antwortete Ginny kleinlaut, „er hat mir gesagt, dass ich schwach wäre, weil ich anderen vertraut habe...“.
„Ah“, sagte Dumbledore, „Voldemort hatte schon immer das Talent, dafür zu sorgen, dass Menschen an sich zweifeln. Hör nicht auf zu vertrauen, Ginny. Vertrauen ist das wichtigste was man im Leben hat, es kennzeichnet eine wirklich starke Persönlichkeit, oder etwa nicht … Miss Granger?“
Erschrocken riss ich meine Augen auf, „Sir?“
„Es ist sehr anständig von ihnen, so zu tun, als würden sie Ginny im Gefühl lassen, ihr Geheimnis für sich zu behalten, aber da ich Ginnys Einstellung zu Harry kenne, und sie Harrys Vertrauen genießen, sollten sie offiziell an diesem Gespräch teilhaben.“
„Tut mir leid“, wisperte ich in Ginnys Richtung, „aber ich konnte mich nicht in Luft auflösen.“
Sie war leuchtend rot im Gesicht, und schluckte schwer, „aber du hast mir auch schon vertraut, erinnerst du dich an unser Gespräch, über Harry und das Buch?“
„Es gehörte zu meiner Absicht“, lächelte Dumbledore, „dich in Hermines Gegenwart anzusprechen, den ich weiß, dass Miss Granger dir helfen wird, wieder auf die Beine zu kommen, und nächstes Jahr in Hogwarts neu Fuß zu fassen, wenn es dir gelingt in den Ferien einiges vom versäumten Unterrichtsstoff aufzuholen, außerdem…“, er blinzelte mir zu, „…habe ich ins Auge gefasst, nächstes Jahr eine Ausnahme zu machen, und dich im Schlafsaal der Drittklässler, bei Miss Granger unter zu bringen.“
„Aber ich habe auch Tom, dem Tagebuch vertraut“, flüsterte Ginny weiter.
„Und du hast auch Harry vertraut“, sagte er weich.
„Erlaube mir eine Frage. Hast du das Tagebuch von Harry zurückgestohlen, weil du nicht wolltest, dass er weiß, was für Gefühle du für ihn hast?“
„Ja…“, stotterte Ginny, „aber…“
Wieder einmal fragte ich mich, woher, der Mann, das alles weiĂź.
„Aber…“, stotterte Ginny weiter, Tränen eroberten ihre Augen, „ich konnte Harry doch nicht unter die Macht des Tagebuchs fallen lassen. Ich konnte einfach nicht...“.
„Und dann findest du es schwach, dass du dich willentlich zurück in dein Unglück gestürzt hast, um jemand anderen zu beschützen?“, fragte Dumbledore mit einem Funkeln in seinen Augen.
„Nein, Professor“, sagte sie kleinlaut.
„Ich fühle, dass du dazu bestimmt bist, große Dinge zu tun, genau wie dein Held“, auf dem Wort lag eine stolze Betonung, „liege ich auch richtig mit der Vermutung, dass du das siebte Kind in deiner Familie bist?“
„Ja, Sir! Ich habe noch sechs ältere Brüder“.
„Sieben ist eine magische, mächtige Zahl, Ginny, du bist keineswegs schwach.“
Er stand auf und drehte sich zur Tür, „Falls du ausgeruht bist, deine Freunde und Brüder warten auf dich, aber erst solltest du noch ein wenig, mit deiner neuen Freundin reden“, Dumbledore zeigte lächelnd auf mich.
Kaum war der Professor außer Hörweite, prasselte alles aus Ginny heraus.
„Hermine … ich … alles meine Schuld … tut mir leid…“.
Ich lächelte, „ganz ruhig, niemand macht dir einen Vorwurf, kurz bevor mich der Basilisk erwischte, habe ich alles herausgefunden, du warst von Tom besessen…“, versuchte ich sie zu beruhigen.
„Aber ich…“, stotterte sie weiter, „ich war es … ich habe die Kammer geöffnet … ich habe den Basilisken auf die Leute gehetzt … auch auf dich.“
„Ganz ruhig, beruhige dich, ich glaube nicht, dass dir irgend jemand einen Vorwurf macht … wir alle haben deine Veränderung bemerkt, und uns nichts dabei gedacht, erst als Harry das Buch hatte, und von Riddle hineingezogen wurde, kam mir die Idee, dass er das auch mit dir…“.
„Riddle ist Voldemort“, sagte sie traurig, „ich musste es wieder haben … ich konnte die negative macht, nicht von ihm Besitz ergreifen lassen … alles hatte ich Riddle anvertraut, wirklich alles, auch das durfte Harry nicht erfahren.“
Ich nickte Ginny ein weiteres Mal beruhigend zu, sie tat mir leid, ein Mädchen am Anfang der Pubertät, ein Tagebuch dass ihre Sorgen zu verstehen schien, nein, wirklich nicht, kein Vorwurf an sie.
„Ich war zeitweise ohne Gedächtnis, auf meinem Umhang waren Hühnerfedern, ich wusste nicht woher, erst als ich erfuhr, dass alle Hähne getötet wurden, begann ich zu zweifeln, an Halloween war ich überall mit Farbe bekleckert, keine Ahnung wieso … zu diesem Zeitpunkt.“
„Was ist unten in der Kammer geschehen?“ fragte ich Ginny weiter. „Ihr wart wirklich in der Kammer des Schreckens?“
„Harry … Harry, er war einfach unglaublich, als ich wieder zu mir kam, war schon alles vorbei, der Basilisk lag tot am Boden, aus dem Tagebuch tropfte Tinte, wie Blut, Tom löste sich auf, durchlöchert, wie von Sonnenstrahlen sah er aus, über meinem Kopf kreiste ein großer, roter Vogel, ein Phönix, wie ich später erfahren hatte, und Harry hatte ein Schwert, keine Ahnung woher…“, ihre Augen leuchteten, sie begann zu schwärmen, „…und er … er kniete neben meinem fast leblosen Körper, und rüttelte mich, sein ganzer Arm war blutdurchdrängt, eine tiefe Wunde schloss sich gerade unter einer Träne des Phönix, Harry sagte mir, Fawkes habe eine Träne auf die Wunde tropfen lassen, und habe ihn dadurch geheilt…“.
Ginny unterbrach kurz und sah mich an, als ob sie sich nicht traute weiter zu sprechen, „darf ich dich was fragen, Hermine?“
Ich nickte aufmunternd, und das obwohl vieles, was sie sagte unglaublich und zusammengereimt klang, fast wie in einem Traum.
„Liebst du Harry?“, fragte sie mit leuchtend, rotem Gesicht, „ich meine … so richtig…?“
Ich lächelte, „ja, Ginny … ich liebe ihn“, sie erschrak und zuckte nervös mit ihren Wangen, „…aber, ich denke wir sind alle dazu noch etwas zu jung, um das genauer zu hinterfragen, es ist Liebe, die ich nicht definieren kann, ich weiß nur, dass ich alles für ihn tun würde.“
„Ich weiß nämlich nicht, ob du … verstehst, da unten in der Kammer, ist etwas seltsames, mit mir … mit uns geschehen … von Harrys Ärmel, der Mischung aus Phönixtränen und Blut, tropfte etwas auf meinen Arm, und seither, ist mein Gefühl für ihn, noch stärker, als wären wir mit einem unsichtbaren Band verbunden … ich spüre ihn, ich weiß nicht, ob du das verstehst…“.
Ich verstand sehr wohl, doch ich bat sie es zu detaillieren.
„Erklär es mir“, munterte ich sie auf, sie war so euphorisch und stammelte zusammen, dass ich es mir zwar vorstellen konnte, aber, ich wollte es von ihr hören.
„Harry hat mit keinem Wort verraten, dass ich es war, die die Kammer geöffnet hat, mit keinem Wort, er wollte mich schützen, später, nach den vielen Ausführungen und Erläuterungen, ist er wohl geflüchtet, ich habe ihn nicht mehr gesehen, hatte aber das Gefühl ihn zu spüren, als wäre er unsichtbar an mir und meinen Eltern vorbei gegangen, kannst du mir das erklären?“
„Er könnte wirklich an dir vorbeigegangen sein, unter seinem Tarnumhang, so kann er uns ungesehen nahe sein, aber das Gefühl ihn zu spüren, musst du für dich selbst weiter beobachten.“
Meine Vorstellung von dem, was sie meinte, hatte sich damit bestätigt.
Ihre Gefühle scheinen echt zu sein, und irgendwann könnten sie auch ein Paar sein, auch wenn Harry es noch nicht verstand, die Zeit wird kommen.
Nur … Ginny darf sich bis dahin nicht verschließen, sonst wird Harry nicht auf sie aufmerksam.
Er muss sie bemerken!
Er muss? - Doch stellst du damit nicht deine eigenen GefĂĽhle hinten an?
„Hermine, denkst du Harry hat mein Valentinsgruß wirklich nicht gefallen?“ fragte sie zögerlich.
Ich lächelte ein weiteres Mal, „gefallen … ist vielleicht der falsche Ausdruck, ich befürchte, er ist noch zu jung um so was zu verstehen, daher … ganz ehrlich … denke ich … es war eher peinlich, als dass er darüber nachdenken könnte…“.
„Danke…“, lächelte Ginny gequält, „jetzt fühle ich mich gleich besser“, sie verzog ihr Gesicht, aber immerhin blieb sie gefasst, „…wenigstens bist du ehrlich.“
„RON“, schrie ich überrascht auf, zum einen weil ich Ginny vor weiteren Peinlichkeiten bewahren wollte, zum anderen, weil ich mich wirklich freute, einen meiner Freunde zu sehen.“
„Wieder unter den Lebenden, oder immer noch ein Zombie?“ begrüßte er mich strahlend, und kniff mir in den Arm, „Hi, Ginny“, begrüßte er seine Schwester, „Mom und Dad sind wieder abgereist, wir kommen ja sowieso bald nach Hause, soll ich dir ausrichten.“
„Sie waren hier?“ fragte ich überrascht.
„Was hast du erwartet?“ fragte Ron mit großen Augen, „ihre einzige Tochter, war in Lebensgefahr, und wurde von ihrem Liebsten gerettet, da muss man doch herkommen.“
„RON“, mahnte Ginny, doch er überging ihren Einwand mit einem gehässigen Lächeln, „über was redet ihr eigentlich, ich dachte Hermine ist in diesem Punkt schon in alle Einzelheiten eingeweiht?“
„Nun, du musst nicht alles wissen“, flunkerte ich.
„Harry müsste auch gleich kommen, er steckt in Dauerbefragungen, und hat sich schon mehrmals mit dem Tarnumhang, aus dem Staub gemacht.“
Ich zwinkerte Ginny bestätigend zu.
„Was?“ fragte Ron.
„Ach … nichts, was dich interessieren würde“, murmelte ich.
„Und?“ fragte ich auf einen Bericht hoffend, „hat euch mein Hinweis weitergebracht?“
„Fast hätten wir ihn nicht gefunden“, Ron verzog sein Gesicht, „war reiner Zufall … als sie dich, und die Ravenclaw Vertrauensschülerin gefunden haben, durften wir nur einen kurzen Blick auf dich werfen, mehr nicht, was war geschehen, Hermine?“
In kurzen Zügen erklärte ich, was in der kurzen Zeit, vor dem Angriff auf mich und Penelope, vorgefallen war.
Mit großen Augen hörte Ron zu, und Ginny lächelte, „ich wusste es bereits, damit hatte ich Percy in der Hand!“
„Du meinst wirklich unseren Percy, den mit dem glänzend polierten V auf der Brust?“
„Ron, bitte!“, echauffierte ich mich, „du bist dran mit erzählen.“
„Was soll er erzählen?“
„Harry!“ schrie ich erfreut, während Ginny ihr Gesicht in ihrem Kissen vergrub.
„Also? Was soll Ron, der … unverschämten, Bücherzerstörenten, Bibliotheksvandalin erzählen? ... Hi, Mine, freut mich dich wieder unter den Lebenden zu begrüßen, du bist doch wieder lebendig, oder?“
Harry kniff, wie zuvor Ron, in meinem Arm.
„Habt ihr euch abgesprochen?“ fragte ich empört.
„Ich freue mich wirklich dich wiederzusehen“, wiederholte Harry, „Hi … Ginny“.
Ihr Kopf war gerade wieder in halber Höhe, entschied sich aber, wieder für den Weg zurück ins Kissen.
„Hermine erzählte gerade, was mit ihr geschehen war, und jetzt wollte ich anfangen…“, erklärte Ron.
„Dann lass dich nicht aufhalten.“
„Also“, machte Ron weiter, „McGonagall brach das Spiel ab, und überraschte uns mit der Nachricht eines neuen Angriffs, dann führte sie uns beide in den Krankenflügel, wir fielen aus allen Wolken, als wir dich dort liegen sahen, völlig regungslos, einen Spiegel in der Hand. Nur kurz durften wir dich sehen, so könnten wir deine Botschaft auch noch nicht finden, wir wollten das durchziehen, was wir schon länger vorhatten.“
„Hagrid!“ unterbrach ich, und bemerkte, dass Ginny wieder in Sitzposition übergegangen war.
Ron nickte, „war aber völlig vergebens, wir konnten gar nicht mit ihm sprechen, waren kaum in der Hütte, als Dumbledore, Minister Fudge und Malfoy Senior auftauchten mit der Nachricht, Dumbledore sei suspendiert, und Hagrid gleich mit, Hagrid haben sie sogar nach Askaban gebracht“, fassungslos starrte ich Ron an.
„Askaban?“ meine Stimme zitterte, „Hagrid war in Askaban?“
„Ist er noch“, mischte sich Harry ein, „heute sollte er zurückkommen“.
„Wir mussten uns währenddessen unter dem Tarnumhang verstecken, und haben so alles mitbekommen, Malfoy war richtig erfreut, darüber, und…“, fuhr Ron fort.
„Und?“ fragte ich.
Ron machte es spannend, „…Dumbledore, er konnte uns trotz Tarnumhang sehen. Im Rausgehen sagte Hagrid, man müsse den Spinnen folgen, das haben wir gemacht“, jetzt rümpfte Ron die Nase, „es war widerlich, im verbotenen Wald haben wir eine Unmenge Riesenspinnen getroffen, die Nachfahren Aragogs, das ist die Urspinne, die Hagrid entfleucht war, als ihn Riddle erwischt hatte.“
Ron ekelte sich, und Harry nahm ihm die Qual ab, und erzählte weiter.
„Aragog, würde uns nichts tun, das hätte die Spinne Hagrid als Dank versprochen, aber er könne seine Nachfahren nicht davon abhalten, sicherlich kannst du dir denken was folgte … eine Unmenge riesiger Spinnen stürzte sich auf uns, wir rannten um unser Leben, als plötzlich wie aus dem Nichts, ein Licht auftauchte, es war das Auto von Rons Dad, das plötzlich vor uns stand, der Wagen brachte uns zum Waldrand und damit in Sicherheit. Keine Ahnung, wo das plötzlich herkam.“
Ron übernahm wieder, „außer der Lebensgefahr mit den Spinnen, waren wir keinen Schritt weiter, also überlegten wir, und versuchten einen klaren Gedanken zu fassen, aber das war nicht einfach, unser Hirn zog es ja vor auf der Krankenstation als Stein zu verharren.“
Stolz registrierte ich ein Kompliment von Ron.
Ein Kompliment von Ron?
„Hermine“, rief Ginny frech, „soll ich ein rotes Kreuz in meinen Kalender machen … das war ein Kompliment von Ron.“
Aber bei dem Wort Kalender zuckte sie erschrocken zusammen, „bildet euch bloß nicht zuviel ein“, nahm Ron den Wind aus den Segeln, „wir hatten trotzdem eine Idee, das Mädchen, dass damals getötet wurde … sie wurde in einer Toilette gefunden…“
„Myrte!“ schrie ich, wie vom Blitz getroffen.
Sie nickten, „nur hatten wir keine Möglichkeit mehr in die Toilette zu gelangen … du warst nicht mehr bei uns, und dieser Korridor wurde jetzt sehr gut bewacht … außerdem wurden wir abgelenkt, die Prüfungen standen an.“
„Mein Gott, die Prüfungen!“ schrie ich auf, „stimmt ja, was mach ich nur, was mache ich nur…“.
Daran habe ich noch gar nicht gedacht.
„Mache dir mal keine Sorgen“, lachte Harry, „zu Prüfungen ist bis jetzt keiner gekommen, du hast also nichts verpasst.“
„Aber, wenn wir jetzt noch … oh Gott, vielleicht heute oder morgen…“
„Hermine!“
„Drei Tage bevor die Prüfungen beginnen sollten, machte McGonagall, beim Frühstück die erfreuliche Ankündigung, dass die Alraunen soweit seien, mitten in den Jubel setzte sich plötzlich Ginny auf deinen Platz, und ich hatte das Gefühl, als wollte sie uns etwas mitteilen, doch sie brachte kein Wort heraus“, machte Harry weiter.
„Wollte ich wirklich!“ rief Ginny empört dazwischen, „ich versuchte, es Harry und Ron zu erzählen, aber ich brachte kein Wort heraus, weil…“, sagte sie kleinlaut, „…nicht aus den üblichen Gründen, in meinem Kopf tobte ein erbitterter Kampf, ich muss es ihnen sagen, meinte die eine Stimme, aber eine andere Stimme in meinem Kopf, war stärker gewesen, du wirst meine Pläne nicht ruinieren, der Einfluss des Tagebuchs und von Tom wurde immer stärker, und ich immer schwächer, dennoch hätte das richtige Ich, die richtige Stimme, fast gewonnen, wenn nicht Percy aufgetaucht wäre, und mich weggeschickt hätte.“
Mit enttäuschtem Gesicht sprach sie nach einer kurzen Pause weiter, „Riddle spürte wohl, dass ich gefährlich werden könnte, plötzlich kam er aus dem Buch, und ich wurde immer schwächer … ich rannte aufgelöst und enttäuscht nach draußen, das Buch in meiner Tasche vibrierte, und wurde glühend heiß, schließlich hielt ich es nicht mehr aus, zog es heraus, und überlegte noch, es einfach wieder weg zu werfen … doch es fiel mir aus der Hand, und als würde es vom Wind aufgewirbelt, klappte es von selbst auf, die Blätter wirbelten wild durcheinander, und blieb bei einer bestimmten Seite stehen. Ein greller Lichtstrahl trat hervor, und bildete etwas wie ein…“, sie fand nicht die richtigen Worte, bis ihr Harry zu Hilfe kam.
„Ein Fernsehgerät, wie es die Muggel haben, so habe ich es empfunden.“
Ginny nickte, „plötzlich stand Tom vor mir, mein Kopf war wie vernebelt, ich sah mich vor einer Wand stehen, hatte Farbe an der Hand, und vor mir die Worte: Ihr Skelett wird für immer in der Kammer liegen, meine Hand hatte das wohl geschrieben, aber er war es, der mich dazu gezwungen hatte, höhnisch lachend stand er neben mir, wie ein Geist, fast durchsichtig, wie der fastkopflose Nick, sein Lachen schmerzte in meinem Kopf, und da wusste ich, was er wollte, er benutzte mich. Er benutzte mich, um Harry zu bekommen. So versuchte ich wegzurennen, aber meine Füße gehorchten mir nicht. Ich verlor jegliches Bewusstsein, und das Nächste, an das ich mich erinnern kann, war, dass ich in der Kammer des Schreckens lag.“
„Wir riskierten in der Zwischenzeit, irgendwie an Myrte heranzukommen, wurden aber vor der Toilette, von McGonagall erwischt, also musste eine Ausrede her, da stammelten wir zusammen, dass wir nach dir sehen wollten, der Krankenflügel liegt ja immerhin auf dem Weg, und das klang auch der Professorin plausibel, bei dieser Gelegenheit spielte uns der Zufall in die Karten, weil Harry aus irgendeinem Grund deine Hand anfasste, wir fanden den Zettel, und die handgeschriebene Botschaft mit den Rohren“, erzählte Ron ohne Pause, so dass Harry wieder übernahm.
„Auf dem Rückweg entdeckten wir dann die Botschaft, die Ginny gerade erwähnt hat, und hörten ein Gespräch unter den Professoren, dass eine Schülerin … Ginny verschleppt worden wäre, da wussten wir, was wir zu tun hätten, jetzt gab es für uns kein zurück.“
Ron übernahm wieder für Harry, „Lockhart spielt sich wieder einmal mit seinem Können in den Vordergrund, und schon war er, als der Richtige für den Job auserkoren, aber wie nicht anders zu erwarten, wollte er in sein Büro, um sich vorzubereiten, wir hinterher, um ihm zu sagen, was wir wussten, doch diese Flasche….“, Ron spie fast aus, „…war schon dabei seine Sachen zu packen, der wollte sich verdrücken, der Feigling.“
„Mit einem Vergessenszauber wollte uns, der, der…“, Harry unterdrückte das Wort, „…belegen, doch bevor er es konnte, schaffte ich es, ihn mit einem Expelliarmus zu entwaffnen, dann zwangen wir ihn, mit uns zu kommen, mit ihm im Schlepptau gelang es uns auch in den Waschraum der maulenden Myrte zu kommen, sie saß auf einer Toilettenschüssel und wollte wissen, was wir schon wieder hier wollten, wissen wie du gestorben bist, war die Antwort, mit breiter Brust erklärte sie es uns, sie hörte einen Jungen in einer fremden Sprache sprechen, und als sie nachsehen wollte, war es mit ihr vorbei.“
„Parsel!“ rief ich dazwischen.
„Das große Waschbecken in der Mitte des Raumes“, erzählte Harry weiter, „es hat einen Wasserhahn, indem eine winzige Schlange eingeritzt ist, ich nutzte endlich bewusst meine Fähigkeit Parsel zu sprechen, nach einigen Augenblicken funktionierte es tatsächlich, der Hahn erglühte strahlend hell und begann sich zu drehen, das ganze Waschbecken bewegte sich und verschwand schließlich völlig in der Wand, ein großes Rohr wurde freigelegt, wir stießen den, vor Angst zitternden Feigling Lockhart als Ersten hindurch und sprangen hinterher, eine lange, schleimige Rutschbahn hinunter, sie wollte kein Ende nehmen. Wir vermuteten, dass der Tunnel, indem wir ankamen, sogar noch unter dem See liegen könnte. Das Erste was wir fanden, war eine gigantische Schlangenhaut, mindestens sechs Meter lang.
Lockhart spielte den sterbenden Schwan, und täuschte eine Ohnmacht vor, es war aber nur ein Ablenkungsmanöver, bei dem er Ron entwaffnete, und den Stab auf uns richtete, doch er hatte wohl nicht mit Rons demoliertem Zauberstab gerechnet“, Harry und Ron lachten höhnisch, „Amnesia ging nach hinten los“, strahlte Harry, „der Zauberstab explodierte wie eine Bombe, Gesteinsbrocken stürzten herab, ich hechtete ein paar Meter zur Seite, und war dadurch von Ron und Lockhart getrennt, so musste ich alleine weiter.“
„…und Lockhart konnte sich an nichts mehr erinnern, nicht einmal an seinen Namen“, grinste Ron, „jedenfalls, Harry ging weiter, und ich versuchte, die Felsbrocken wegzuräumen.“
„Und mein Weg“, setzte Harry fort, „führte einen Gang entlang, zu einer Wand, in der zwei Schlangen eingemeißelt waren, wieder gelang es mir mit der Schlangensprache die Wand zu öffnen, dann stand ich in der eigentlichen Kammer“, Harry schluckte schwer.
„Ich weiß nicht, wie ich dahin gekommen bin, ich bin erst dort in der Kammer wieder zu mir gekommen, ich lag auf dem kalten Fußboden“, lenkte Ginny ein.
Hallo, Ginny, sagte eine Stimme, neben mir lag das Buch auf dem feuchten Boden, aber von da kam die Stimme nicht, ich drehte mich um und sah ihn, Tom Riddle, schwarzhaarig, groĂź, etwas
schmächtig und immer noch durchsichtig, aber mit mehr Gestalt als zuvor, auch wenn ich die Antwort wusste, fragte ich, Bist du ... bist du Tom?
Ja!
Wirst du mich töten?
Ja!
W - warum?
Ginny, Ginny, Ginny, sang Tom, du bist so ein Gewinn gewesen … Du warst bereit, alles
zu teilen … Du warst bereit, mir dein Herz auszuschütten ... deine Seele auszuschütten ... und das war alles, was ich jemals von dir wollte ... alles, was ich brauchte.
Ich hab dir vertraut! Schrie ich, er lachte mich nur aus, Dann warst du schwach! Es gibt so etwas wie Vertrauen nicht! Vertrau niemandem.
Plötzlich wurde es dunkel um mich herum, von da an, weiß ich nichts mehr, bis Harry neben mir kniete.
Geduldig hatte Harry, Ginny berichten lassen, dann setzte er wieder an.
Diese Kammer ist eine langgezogene Halle mit hohen schlangenverzierten Säulen, sie war ganz in ein grünliches Dämmerlicht getaucht. An der Rückwand befand sich eine überdimensionale Statue von Slytherin.
Vorsichtig und mit fast geschlossenen Augen suchte ich nach Ginny, ihren erschöpften Körper fand ich zu Füßen der steinernen Slytherinstatue, die bis zur Decke reichte, direkt neben ihr lag jenes Tagebuch, das mir gestohlen wurde.
An einer nahen Säule lehnte Tom Riddle, der zwar irgendwie unscharf, aber noch immer wie der 16jährige Schüler aussah, den ich aus dem Tagebuch kennengelernt hatte, noch immer glaubte ich daran, er würde mir helfen, erst als Tom meinen Zauberstab unbemerkt vom Boden aufnahm und nicht zurückgeben wollte, wurde ich misstrauisch.
Tom begann zu erzählen, er sei eine Erinnerungsgestalt, die in dem Tagebuch magisch aufbewahrt worden sei.
Weil Ginny soviel von ihrer eigenen Lebenskraft in das Tagebuch gesteckt habe, sei er jetzt stark genug, und hätte das Buch verlassen können, je mehr Kraft er ihr jetzt entziehe, um selbst wieder stark zu werden, desto mehr Leben verliere sie.
Ginny habe für ihn, die Kammer geöffnet und den Basilisken auf muggelstämmige gehetzt, weil sie ihm vertraut und sie von ihm besessen gewesen wäre. Er wäre aber vielmehr am mir interessiert, als an diesem kleinen elfjährigen Mädchen mit ihren blöden kleinen Sorgen.
Zu seiner Freude habe ausgerechnet ich das Tagebuch gefunden, das Ginny schlieĂźlich vernichten wollte.
Aus Sorge, ich könnte erfahren, dass sie hinter den Angriffen stecke, habe Ginny das Tagebuch leider wieder zurückgeklaut, aber jetzt sei ich ja hier und er könne mich töten.
Dann offenbarte er mir, dass er Tom Riddle, Lord Voldemort, höchst persönlich sei, der größte und mächtigste Zauberer den es gibt.
Der größte Zauberer sei nicht Voldemort, sondern Albus Dumbledore, schrie ich ihm entgegen, plötzlich geschah etwas seltsames, Dumbledores Phönix, Fawkes kam plötzlich durch die Hallendecke geflogen, er hatte den Sprechenden Hut dabei und ließ ihn vor mir zu Boden fallen, während er sich singend auf meiner Schulter niederließ.
Tom verhöhnte diese nutzlosen Geschenke von Dumbledore und rief stattdessen den Basilisken in Parselsprache, aus seinem Versteck.
Ich schloss sofort meine Augen, merkte aber trotzdem, dass die Schlange sich aus dem Mund der Statue windet und dann durch irgendetwas abgelenkt wurde, vorsichtig öffnete ich meine Augen, und sah gerade noch wie Fawkes, dem Basilisken die Augen zerhackte, Tom hetzte sie immer weiter auf, mich zu töten, sie sollte ihren Geruchssinn dazu benutzen.
Töte ihn, Töte ihn, rief er unaufhörlich, wurde dabei sogar ungeduldig und wütend.
Voller Angst griff ich nach dem sprechenden Hut, und hoffte auf irgendwelche Hilfe, - ich bekam sie.
Ein Schwert fiel aus dem Hut, als die Schlange sich mit ihren gebleckten Giftzähnen auf mich stürzte, ich schaffte es, ihr das Schwert in den Gaumen zu rammen.
Tödlich getroffen torkelte sie und schien zusammenzubrechen, aber einer der tödlichen Giftzähne des Basilisken war oberhalb meines Ellbogens in meinen Arm eingedrungen.
Zwar konnte ich den todbringenden Zahn noch herausziehen, aber ich wusste, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte.
Tom verhöhnte mich und wartete auf meinen baldigen Tod.
Warmes Blut strömte meinen Arm herab, doch anstatt zu sterben wurde ich plötzlich wieder stärker, da bemerkte ich warum.
Es war Fawkes, der mit seinen Tränen meine Verwundung heilte.
Tom gelang es zwar Fawkes zu verjagen und er wollte mich mit meinem eigenen Zauberstab erledigen, doch erneut war es Fawkes, der mir zu Hilfe kam, indem er das Tagebuch neben mir fallen ließ, ohne Nachzudenken griff ich nach dem Giftzahn des Basilisken und rammte ihn ins Herz des Buches, Tom stöhnte auf, dann stieß ich ein weiteres Mal zu, fester, und wieder, und wieder, es brannte ein großes Loch mitten durch die Seiten und sehr viel Tinte lief heraus, als wäre es Blut.
Die Erinnerungsgestalt Tom Riddles wurde schwächer, und löste sich schließlich unter lauten Schmerzensschreien vollständig auf.
„Phönixtränen haben heilende Kräfte, aber wo kam er her“, antwortete ich ehrfürchtig, bisher hatte ich fasziniert zugehört, doch Harrys Pause nutzte ich um meine brennende Neugier zu stillen.
„Meine Treue zu Dumbledore, ich musste wahre Treue zu Dumbledore bewiesen haben, sonst wäre Fawkes nicht erschienen, erklärte unser Schulleiter“, antwortete Harry, „ich bin gespannt, wie oft ich das noch erzählen muss, aber euch, war ich das einfach schuldig.“
Harry lächelte verlegen in Ginnys Richtung, „bei den ganzen Erzählungen, wusste ich nicht, wie ich das Tagebuch oder Ginny ins Spiel bringen könnte, ich dachte immer, was wenn sie der Schule verwiesen würde? Sie kann doch gar nichts dafür.“
Ginny bekam große Augen und sah auf, bevor Harry seine Erklärung fortsetzte, „es war wieder Professor Dumbledore der mir die Last abnahm, die vielen Professoren, die anwesend waren, und deine Eltern“, sagte er direkt zu ihr, „ich wollte nicht dass du…“, er stoppte kurz, „nun ich schaute Dumbledore kurz an, er lächelte kaum merklich und hat meine Misere wohl bemerkt, jedenfalls sagte er: was mich am meisten interessiert, ist die Frage, wie Lord Voldemort es geschafft hat, Ginny zu verzaubern, wo meine Botschafter doch sagten, dass er sich gegenwärtig in den Wäldern Albaniens versteckt, er gab mir dadurch die Chance das Tagebuch und Ginny ins Spiel zu bringen.“
„Übrigens“, strahlte Ron, „Harry und ich bekommen eine Auszeichnung, für besondere Dienste an der Schule, das stellt sogar das V auf Percys Brust in den Schatten, und 200 Punkte pro Nase für Gryffindor!“
„Hast du gefragt, warum du die Schlangensprache beherrschst?“ die Frage brannte unter meinen Haaren seit ich davon wusste.
Harry nickte, „Voldemort hat unbeabsichtigt etwas von sich auf mich übertragen, in der Nacht als ich überlebt habe.“ Er atmete kurz durch, „jetzt sollten wir alle hier raus, kommt gehen wir in die große Halle.“
Kurz bevor wir die große Halle erreichten, sah ich in einiger Entfernung einen Schatten vorbei huschen, „war das nicht gerade?“ fragte ich überrascht.
Harrys Gesicht begann zu leuchten, „ich muss nochmals kurz in McGonagalls Büro“, lächelte er, „geht schon mal vor, ich komme gleich nach!“
„Was hat er jetzt schon wieder vor?“ fragend sah ich zu Ron.
„Ihm muss noch irgend etwas eingefallen sein“, murmelte er.
„Eine Frage stellt sich mir auch gerade noch, wo kam eigentlich das Tagebuch her?“, ich drehte mich zu Ginny um, „wie bist du eigentlich daran gek…“, weiter kam ich nicht, denn still und heimlich war auch Ginny verschwunden.
Ich hatte da einen Verdacht…
„Dann halten wir eben die Plätze warm“, sagte ich leicht nachdenklich zu Ron.
In der großen Halle, begaben wir uns zu unseren Plätzen, und wurden stürmisch von unseren Gryffindors begrüßt, „Hermine!“ riefen die Zwillinge, „schön dich wieder zu sehen … wo habt ihr Harry gelassen?“
„Der wollte noch kurz was erledigen“, erklärte Ron.
In der groĂźen Halle war ein riesiges Stimmengewirr, alles wartete auf die Abschlussrede von Dumbledore, doch auch er, lieĂź noch etwas auf sich warten.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl wieder hier zu sitzen, auch wenn ich, meinen Gedanken nach zu urteilen, mich kaum länger als ein paar Stunden abwesend gefühlt hatte.
„Habt ihr Pläne für die Ferien?“ fragte ich Ron.
„Eigentlich“, sagte er etwas enttäuscht, „wollten Mom und Dad mit uns nach Ägypten zu Bill, das hatten sie auch schon an Weihnachten vor, aber Dank Harrys und meiner unbedachten Ankunft zu Beginn des Jahres, du erinnerst dich?“
„Vage, sehr vage“, lächelte ich.
„Tja, genau deswegen, wird das wohl nichts werden“, er schob mir eine Ausgabe des Propheten in die Finger, „hatten das bei unserer Verwandlung in die hässlichen Slytherins in die Finger bekommen, Malfoy hatte das köstlich amüsiert.“
Ich schaute mir den Ausschnitt an:
Untersuchung im Zauberministerium
Arthur Weasley, Chef des Amtes fĂĽr den Missbrauch von Muggelartefakten, wurde heute wegen der Verzauberung eines Muggelwagens zu einer GeldbuĂźe von fĂĽnfzig Galleonen verurteilt.
Mr. Lucius Malfoy, ein Beirat der Hogwarts-Schule fĂĽr Hexerei und Zauberei, wo der verzauberte Wagen vor einigen Monaten einen Unfall verursachte, forderte Mr. Weasley zum RĂĽcktritt auf.
„Weasley hat das Ministerium in Misskredit gebracht“, sagte Mr. Malfoy einem unserer Reporter.
„Er ist offensichtlich ungeeignet, für uns Gesetze zu entwickeln, und sein lächerliches Muggelschutzgesetz sollte sofort gestrichen werden.
Mr. Weasley war in der Sache nicht zu sprechen…
„Das ist ja ungeheuerlich“, stöhnte ich empört.
Ron nickte, „und deswegen, werden wir uns keinen Urlaub leisten können, auch wenn wir von Bill eingeladen würden, 50 Galleonen, da muss Dad lange abzahlen…“.
„Ich befürchte, wir werden doch fahren“, überrascht schauten wir hoch, Ginny kam fröhlich an unseren Tisch heran, und setzte sich neben mich hin.
Sie hatte ein unverschämtes, ich - weiß - was - und - ihr - nicht, Gesicht aufgelegt.
„Die fünfzig Galleonen sind bezahlt, und der Urlaub gesichert“, lächelte sie.
„Wie?“ fragte Ron.
„Betriebsgeheimnis“, grinste Ginny.
Ich hatte da eine Ahnung … mal wieder.
Nachdem sie auch ihren heißgeliebten Zwillingen, trotz Süßholzraspelei keine Erklärung abgab, und sie sich mit der schönen Tatsache abfanden, flüsterte ich ihr ins Ohr, „Harry … richtig?“
Ginny sah mich mit leuchtenden Augen an, und da wusste ich, sie war Harry nachgegangen, und hatte scheinbar einem Gespräch gelauscht.
Ihre Augen wanderten an mir vorbei, erneut wusste ich warum, Harry kam gerade herein, und nahm seinen Platz auf meiner anderen Seite ein. Auch er lächelte auf eine unverschämte Art und Weise, dass mir fast der Kragen vor Unwissenheit, platzte.
„Würde der Herr, die Güte haben und mir etwas erzählen?“ fragte ich ungeduldig.
„Das war vorhin Lucius Malfoy im Flur“, flüsterte er.
„Hab ich mir schon gedacht“, flüsterte ich zurück, „und…?“
„In Begleitung von Dobby, ich wusste er war wütend, und kann nur auf dem Weg zu Dumbledore sein, da ich allerdings wusste, Dumbledore würde in McGonagalls Büro sein, hatte ich einen kleinen Vorsprung, Dumbledore hatte zwar noch einige Erledigungen zu tun, bevor er in die große Halle kommen wollte, ein neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste suchen, und Hagrid von Askaban zurückbeordern, ich musste noch in einer Sache Klarheit haben…“.
„Harry?“ unterbrach ich ihn, mir fiel noch etwas ein. „Das Schwert? wo es herkam, oder?“
Er strahlte, „nur ein wahrer Gryffindor kann es aus dem Hut zaubern!“
„Das Schwert von Godric Gryffindor!“ schrie ich auf, „aber das bedeutet…“
„Richtig! … ich bin ein wahrer Gryffindor!“ er strahlte über das ganze Gesicht, „ich brauchte Klarheit, wenn Voldemort wirklich etwas von sich auf mich übertragen hat, ob ich nicht doch in Slytherin besser aufgehoben wäre, aber…“
„Nur ein wahrer Gryffindor kann das Schwert bekommen!“
„Und dann kam Lucius hereingeplatzt, Zornesröte im Gesicht, weil Dumbledore trotz Beurlaubung zurück wäre, dann stellte sich heraus, dass Lucius dem restlichen Elternbeirat gedroht hatte, sie zu verfluchen, wenn sie nicht für Dumbledores Beurlaubung gestimmt hätten. Malfoy musste die ganzen Geschehnisse der letzten Stunden über sich ergehen lassen, sein Gesicht wurde immer länger, und schaffte einen Tiefstand, in der Tatsache dass er als Elternbeirat abgewählt wurde.“
„Perfekt“, grinste ich triumphierend.
„Aber das war noch nicht alles…“
„Nicht alles?“
Sein Grinsen wurde noch breiter, „Dobby zeigte heimlich auf das Tagebuch, und dann auf seinen Herrn, da kam mir eine Idee, mir war immer noch nicht ganz klar, wie Ginny an das Tagebuch gekommen war…“
„Malfoy?“ fragte ich überrascht und sah im Reflex zu Ginny, die unschuldig zurückschaute.
Aber ihr Blick verriet mir, dass sie glücklich und aufgeklärt war.
„Malfoy hatte es ihr heimlich bei Flourish & Blotts zugesteckt, als er ihr Verwandlungsbuch vom Boden aufhob hat er es heimlich hinzugefügt und in ihren Kessel gleiten lassen“, erzählte Harry weiter, „wutentbrannt machte er sich Malfoy Senior mit Dobby, dem er einige unschöne Tritte versetzte, auf den Weg, die Tür flog hinter ihnen kräftig in die Angeln, und draußen hörte ich Dobby jammern, Malfoy musste seine ganze Wut an dem armen Elfen ausgelassen haben, er tat mir leid, und da kam mir noch eine Idee … ich zog meine Schuhe aus, dann eine Socke, stopfte diese in das Tagebuch, und rannte Malfoy hinterher“, Harry sah mich erwartungsvoll an.
In meinem Kopf ratterte es, ich verstand, „er hat das Buch Dobby gegeben, vermute ich?“
„Fast … Malfoy hat das Buch geöffnet, und meine stinkende Socke gefunden, in hohem Bogen warf er sie weg…“.
„…und Dobby hat sie gefangen … ein Kleidungsstück von seinem Herrn…“, rief ich begeistert.
„Dobby ist jetzt ein freier Elf, und Malfoy war noch wütender, weil ich ihn um seinen Diener gebracht habe.“
„Harry du bist genial!“ ich fiel ihm um den Hals.
„Dobby, als freier Elf hat mich sofort beschützt, als Lucius seinen Zauberstab, wütend gegen mich erhob.“
„Du hast es gelöst!“ schrie ich, „du hast wirklich alles gelöst!“
Harry war glĂĽcklich, und das GefĂĽhl steigerte sich noch, als Justin Finch-Fletchley vor ihm stand, und sich bei ihm aufrichtig, entschuldigte.
Ich nutzte die Ablenkung und funkelte Ginny an, „und du hast gelauscht, nehme ich an?“
„Eine meiner Angewohnheiten, wenn man gegen sechs Brüder bestehen will, man muss immer informiert sein, und man muss immer etwas in der Hand haben“, grinste sie, „weißt du, im Lauschen, war ich schon immer die Beste.“
„Dennoch vermute ich, dass dich Harry auf dem Flur überrascht hat…“
„J … a“, sagte sie kleinlaut.
„Ich rechnete nicht damit, dass er so schnell herauskommen würde, Mr. Malfoy hat mich schon seltsam angesehen, als er heraus gestürmt kam, ich war noch wie traumatisiert ihn zu sehen, da kam schon Harry, lief aber an mir vorbei, deutete mir aber mit seiner Hand an, dass ich an dieser Stelle warten sollte. Nachdem ihn Dobby nochmals umarmt hatte, der Elf war so glücklich und murmelte etwas von Harry Potter ist noch großartiger, als Dobby wusste, kam Harry zu mir zurückgelaufen, ich nehme an, du hast alles mitbekommen? Fragte er mich, ich nickte ihm zu. Ich wollte doch nur wissen, wo ich das Tagebuch herhatte …, versuchte ich mich zu verteidigen, doch Harry überging das, Ginny, ich möchte dass du das hier …, er griff in seine Tasche und reichte mir eine Unmenge Galleonen entgegen, … deinem Dad gibst, sag ihm, du hättest es als Schmerzensgeld bekommen, von Dumbledore … er weiß Bescheid darüber, sag deinem Dad, er kann es dafür nehmen um seine Strafe im Ministerium zu bezahlen, die Strafe, die er wegen … mir bekommen hat … aber bitte … sage niemandem, wo du es wirklich her hast … ich will dass er es nimmt, und das begleicht, wofür ich verantwortlich bin. Aber…du bist nicht…, stotterte ich. Bitte … tu es einfach … für mich, und jetzt geh in die große Halle, ich werde dir kurze Zeit später folgen.“
Was folgte, war unsere Heimreise, das Schuljahr war zu Ende, und zu meiner Enttäuschung, wurden uns die Prüfungen erlassen. Ein Jubelsturm, in den ich nicht einstimmte, brach los.
Gepackt, auf meinem Koffer sitzend, wartete ich in der Vorhalle auf die Jungs, und sah nervös auf meine Uhr.
Wieder einmal wartete ich Abreisefertig, und sah, lächelnd eine Halbmondbrille, mit langem weißen Bart, darunter, auf mich zu kommen.
„Hermine“, grüßte mich unser Schulleiter, „ich habe noch eine Kleinigkeit.“
„Sir?“ begrüßte ich ihn fragend.
„Ich habe gerade die Pläne für das nächste Schuljahr vorbereiten wollen“, lächelte er, „bei dir habe ich da ein Problem … du hast alle Wahlfächer angekreuzt“, er sah mich wissend an, „ich denke, das … hat seine Richtigkeit!?“
„Ja, Sir!“ antwortete ich langsam, aber bestimmt, seine Frage nicht verstehend.
„Dann muss ich mir etwas einfallen lassen, alle Fächer sind nicht ohne Zauberei machbar“, der Schulleiter wirkte nachdenklich, aber nicht hoffnungslos, vielmehr schien er wieder einmal zu Lächeln, „während deinen Ferien, werde ich mich bei dir melden, sollte das genehmigt werden, was ich geplant habe, wirst du ins Ministerium kommen müssen…“.
Auf meine fragenden Blicke sagte er weiter, „da du aber nicht weißt, wie du dort hinkommst, werde ich Arthur Weasley anweisen, dich hinzubringen.“
„Arthur Weasley?“ wunderte ich mich.
„Ich gehe doch davon aus, dass du diesen Sommer bei den Weasleys vorbeischauen wirst?“
Vor unserem Direktor bleibt auch gar nichts verborgen, dachte ich, zuckte aber mit meinen Schultern, geplant war es, aber da wusste ich noch nichts von den Plänen der Weasleys und von meinen Eltern.
„Wir haben deine Eltern nicht informiert, sie wissen nicht was vorgefallen ist, sie hätten sowieso nicht herkommen können, und deswegen wollten wir sie nicht beunruhigen, also sei vorsichtig, dass du ihnen keinen Schock versetzt … Und jetzt wünsche ich dir schöne Ferien“.
„Sir?“ rief ich ihm hinterher.
Er sah mich über seine Brille hinweg an, „tut mir leid, ich kann deine Frage bezüglich dir und Harry, noch nicht beantworten, es wäre zu gefährlich, wenn ihr von etwas wüsstet, mit dem ihr noch nichts anfangen könnt, es würde eure noch viel zu jungen Seelen zu stark und sehr wahrscheinlich zu euren Ungunsten beeinflussen.“
„Woher wussten sie, was ich fragen wollte, Sir?“
„Es war in deinen Augen abzulesen“, lächelte er und winkte zum Abschied, über seine Schulter hinweg.
Es wĂĽrde unsere zu jungen Seelen beeinflussen?
Wieder einmal, war es ihm gelungen, mich kopfschĂĽttelnd zurĂĽck zu lassen.
Zusammen mit Fred, George und Ginny, teilten wir Drei das Abteil auf der RĂĽckfahrt.
Es gab viel zum Nachdenken, während dieser Rückfahrt, fast alle im Abteil waren bei diesem ereignisreichen Schuljahr in Gedanken versunken.
Wir waren fast schon in London, als Harry noch etwas einfiel, er zog seinen Federkiel hervor und ein StĂĽck Pergament, darauf schrieb er eine Zahlenfolge mit zwei Reihen, in der Mitte riss er das Blatt in zwei Teile, wovon er eines mir, das andere Ron gab.
„Das hier nennt man Telefonnummer“, erklärte er, und zu Ron gewandt, „ich habe deinem Dad letzten Sommer erklärt, wie man ein Telefon benutzt, er weiß es jetzt, ruft mich bei den Dursleys an, ja? Ich halte es nicht noch einmal zwei Monate alleine mit Dudley aus…“
„Denkst du nicht, sie wären stolz auf dich, wenn sie hören was du dieses Jahr getan hast?“ fragte ich vorsichtig nach.
„Stolz?“ höhnte Harry, „bist du verrückt, wo ich doch so oft hätte sterben können, und es nicht geschafft habe, sie werden sauer sein…“.
„Was?“ rief Ginny entsetzt, „sie werden sauer sein, weil du nicht gestorben bist? Wie krank muss man sein, das würde ich nicht einmal Malfoy wünschen.“
„Sag mal Ginny“, fragte Harry, dem wohl noch etwas eingefallen war, „wobei hast du eigentlich Percy erwischt, was solltest du niemandem erzählen?“
„Ach das“, kicherte Ginny, und Ron prustete los, „naja, Percy hat eine Freundin.“
Fred lieĂź einen Stapel BĂĽcher fallen, die auf seinem Zwillingskopf landeten.
„Was?“ schrie er erfreut.
„Es ist die Vertrauensschülerin der Ravenclaws, Penelope Clearwater“, sagte Ginny weiter, „sie haben sich heimlich überall in der Schule getroffen, und im letzten Sommer hat er ihr andauernd geschrieben.“
Den Zwillingen fielen fast die Augen raus.
„Einmal bin ich in ein leeres Klassenzimmer geraten und hab gesehen, wie sie sich küssten … ihr zieht ihn jetzt doch nicht damit auf, oder?“
„Fiele mir nicht im Traum ein“, kicherte Fred, der aussah, als würden Weihnachten, Ferien und Geburtstag auf einen Tag fallen.
„Nie im Leben“, wieherte George.
Der Abschied von Harry fiel in Kings Cross recht kurz aus, „macht's gut, und meldet euch bei mir“, sagte er zum Abschied, „die Dursleys warten vor dem Bahnhof, die Peinlichkeit, wollten sie sich dieses Mal ersparen, und wenn ich nicht pünktlich bin, fahren sie ohne mich, hat mir Vernon geschrieben.“
„Kinder, da seid ihr ja“, begrüßte uns Mrs. Weasley überschwänglich, „wo ist denn Harry?“
„Der ist schon weg, sonst fahren seine Verwandten, ohne ihn ab“, rief Ron, und sperrte Krätze in einen Käfig, „das Mistvieh hat mich gebissen“, schrie er auf.
„Ginny, Schatz, du bist wieder ganz okay?“ betüterte Mrs. Weasley ihre Tochter.
„Ja, Mom, bin fast wieder die Alte“, antwortete sie.
„Sie kann Harry schon wieder schöne Augen machen, und Percy hat eine…“, prustete George gerade los, als ihn ein wütender Blick von Ginny zum verstummen brachte, vorerst, wie ich aber vermutete.
„Dad?“ hörte ich Ginny sagen, „das möchte ich dir geben, damit wir unsere Schulden bezahlen können, es sind genau 50 Galleonen, ich habe sie als Schmerzensgeld bekommen“, sagte Ginny einstudiert, „…von Professor Dumbledore“, fügte sie hastig noch hinzu.
„Deine Eltern sind noch nicht da?“ fragte Ron, und sah sich suchend um.
„Die werden wohl noch einen Parkplatz suchen“, antwortete ich.
„Können wir dich alleine lassen?“ fragte Mr. Weasley.
„Ja geht nur, sie kommen bestimmt gleich … also schöne Ferien, euch allen“, winkte ich ihnen zum Abschied zu.
Ich setzte mich auf meinen Koffer und wartete, weitere zehn Minuten waren vergangen, ungeduldig schaute ich zur Uhr, wo bleiben sie nur?
Gerade als ich aufstehen wollte, und mich nach einer Buslinie umzusehen, kam meine Mom mit rotem, abgehetzten Gesicht den Bahnsteig entlang gerannt.
„Hermine … Gott sei Dank … ich hatte schon Angst … du wärst weg“.
„Hallo, Mom“, rief ich und fiel ihr um den Hals.
„Wir waren gerade noch in einem Reisebüro, und haben die Tickets abgeholt, und dabei die Zeit vergessen“, stöhnte Mom.
„Die Tickets?“ fragte ich überrascht.
Ein Lächeln schlich auf ihr Gesicht, „wir fahren direkt nächste Woche für vier Wochen nach Frankreich … irgendwelche Einwände?“
Ich hatte nichts zu erwidern.
„Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?“ fragte sie grinsend, „du hast dich lange nicht gemeldet … ist etwa ein Junge daran schuld, etwa … Harry?“
„Mom!“ rief ich empört, „wir sind nur Freunde … aber wir hatten ein aufregendes Jahr … und ich habe endlich auch ein Mädchen zum Freund.“
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