von rodriquez
Nur einen Tag nach der Rückkehr in mein Elternhaus, überraschten mich meine Eltern mit einem Urlaub.
Mein Dad hatte für vierzehn Tage ein Ferienhaus in den schottischen Highlands angemietet, wobei das Wort Ferienhaus äußerst übertrieben gewählt ist.
Vielmehr waren es zwei Schlafzimmer in einem kleinen verträumten Nest namens Tomdoun bei Fort William, bei einer kauzigen alten Frau, die sich aber sehr rührend um uns kümmerte.
Ihr Bad und ihre Küche standen uns zur freien Verfügung, wobei wir die Küche aber nur sehr selten in Anspruch nehmen mussten, meistens hatte die Frau bereits eine Mahlzeit für uns vorbereitet.
„Ich bin sowieso alleine, und habe ja sonst nichts zu tun, und so habe ich wenigstens etwas Gesellschaft.“
Das urige, alte Häuschen wirkte verwahrlost, aber ein gewisses Flair konnte man ihm nicht absprechen, auch wenn es auf den ersten Blick, wie ein Hexenhäuschen wirkte, und diesen Eindruck wurde ich nicht mehr los.
Die Relation innen zu außen stimmte überhaupt nicht, in dem Haus kam mir alles dreimal so groß vor, als es von außen den Anschein hatte.
Auch die Art und Weise, wie vor allem Mum, und die alte Frau miteinander umgingen, löste kurzzeitig Fragen bei mir aus.
Es war, als würden sie sich schon ewig kennen, ihr Umgang miteinander wirkte vertraut.
Auf meine Nachfrage erklärte man mir, dass die Wohnung über ein Reisebüro im East end gebucht wurde, und ich mir das Alles nur einbilden würde, allerdings verhielt sich die alte Frau auch mir gegenüber, auffällig freundlich, und jedes Mal, wenn sie es schaffte mich in ein Gespräch zu verwickeln, leuchteten ihre Augen.
Aus diesen Gründen, dass sie sich auch zu mir so freundlich verhielt, - ich kannte sie definitiv nicht, bezeichnete ich alles, als reine Gastfreundschaft.
Gelegentlich unternahmen wir Ausflüge in die Natur, oder machten längere Wanderungen, dich die meiste Zeit, vor allem die Abende, verbrachte ich lesend in meinem Zimmer und hoffte auf eine Eule von meinen Freunden, doch meine Hoffnung wurde nicht erfüllt.
„Vielleicht finden die Eulen meinen Aufenthaltsort nicht“, redete ich mir ein, und so neigten sich die vierzehn Tage dem Ende entgegen, ich konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen, und vielleicht dort Briefe von meinen Freunden vorzufinden.
Rührend verabschiedeten wir uns von der alten Frau, die mit feuchten Augen unserem Rover hinterher winkte.
Zuhause angekommen, stellte ich enttäuscht fest, dass weder in der Muggelpost, noch in der Eulenpost etwas für mich dabei war.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mich weder mit Harry, noch mit Ron in Verbindung setzen konnte, ich habe gar keine eigene Eule, also musste ich auf meine Freunde hoffen.
Eine weitere Woche verging, ohne ein Lebenszeichen meiner Freunde, verzweifelt stand ich jeden Morgen in der Küche, doch Mum schüttelte immer wieder ihren Kopf, „nichts für dich dabei, auch keine Eule.“
Dad hielt sich seit ein paar Tagen in seinem Arbeitszimmer im Keller auf, er hatte sich einen Computer zugelegt, interessiert schaute ich ihm gelegentlich über die Schulter.
„Wenn ich das gewusst hätte“, stöhnte er, „die ganzen Karteikarten unser Patienten hier reinzutippen, das ist schon Wahnsinn.“
„Warum machst du es dann?“
„Weil ich mit der Zeit gehen muss, fast alle Kollegen haben schon auf Computer umgestellt, und demnächst kommt noch ein Programm, mit dem man sich mit anderen Kollegen austauschen kann, oder Medikamente bestellen kann, nennt sich Online, und das auf meine alten Tage, manchmal würde ich am liebsten, alles stehen und liegen lassen, meine Sachen packen und einfach nach Australien auswandern.“
Auf mein Drängen hin erklärte mir Dad ein paar grundlegende Dinge an diesem mysteriösen Gerät, aber so richtig verstand ich es wohl selbst noch nicht.
„Schatz, ich glaub da kommt eine Eule…“, erklang Mums Stimme aus der Küche.
Wie von einer Tarantel gestochen, rannte ich sofort zu ihr nach oben, und tatsächlich, eine Eule steuerte auf unser Küchenfenster zu, aber nicht wie erwartet Hedwig, sondern ein seltsames Tier, bei deren Flugtechnik man Angst bekam, sie würde jeden Augenblick vor Erschöpfung zusammenbrechen, kurz vor dem Küchenfenster legte sie in der Luft eine Vollbremsung hin, etwas zu heftig, wie sich herausstellte, sie schlug einen Purzelbaum, überschlug sich mehrmals und knallte schließlich mit voller Wucht gegen die geschlossene Scheibe des zweiten Küchenfensterflügels.
„Was ist denn das für ein seltsamer Vogel?“ fragte Mum belustigt, „sieht aber nicht aus, als ob die DEINEM Harry gehören würde, die Farbe stimmt nicht…“
„Er ist nicht MEIN Harry!“ entrüstete ich mich, doch Mum schmunzelte, „entschuldige Schatz, ich dachte nur, weil du in jedem Satz, mindestens einmal seinen Namen erwähnst.“
Hallo Hermine.
Hast du schon etwas von Harry gehört?
Ich mache mir langsam Sorgen.
Ich habe Errol schon mindestens sieben Mal mit einer Botschaft zu ihm geschickt, aber nie Antwort bekommen, hat er sich vielleicht bei dir gemeldet?
Manchmal ist es zwar schon ein Glücksspiel, wenn Errol einen Brief heil anbringen sollte, aber bei sieben Versuchen, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass gar keiner ankommt.
Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt schreibe, aber mir ist gerade erst eingefallen, dass du ja gar keine Eule hast, also darauf warten musst, bis wir dir schreiben.
Wie waren deine Ferien bisher?
Schreib bitte bald zurück
Gruß Ron.
P.S. Ich hoffe euer Küchenfenster ist heil geblieben, Errol ist manchmal etwas übereifrig, und weiß vor lauter Nervosität nicht mehr wie das Landen funktioniert.
Gibt ihm ein paar Stunden zur Erholung, bevor du ihn zurückschickst.
Harry hatte sich also bei Ron auch nicht gemeldet, Seltsam, seltsam, dachte ich.
„Was ist los Schatz? Schlechte Neuigkeiten?“
„Die Eule ist von Ron“, murmelte ich völlig in Gedanken versunken, „Harry meldet sich nicht, Ron hat ihm schon mindestens sieben Mal geschrieben.“
„Das ist allerdings, äußerst seltsam, denkst du es könnte ihm etwas passiert sein?“
„Ich hoffe nicht.“
„Es lässt dir keine Ruhe, habe ich Recht?“
„Es macht mich verrückt Mum.“
„Warum…?“ begann sie, stoppte aber ab und lächelte, „ich denke du bist so ein Genie in Logik und Wissen?“
Mit aufgerissenen Augen sah ich sie fragend an.
„Oder hat dir die Zaubererwelt, schon jeglichen Sinn aus deiner alten Welt vertrieben?“
Ich verstand immer noch nicht was sie meinte.
„Scheinbar ist es wirklich so…“, sprach sie lächelnd weiter, „ein Jahr in der magischen Welt, und du vergisst dein altes Leben“.
Fragend zuckte ich ein weiteres Mal mit meinen Schultern, Mum genoss es sichtlich mich unwissend zu lassen.
Sie sah mich abwartend an, der Groschen fiel nicht, dann deutete sie mit ihrem Kopf Richtung Flur, ich folgte ihrem Blick, der Flur, die Kommode, das....
„Das Telefon!“ schrie ich auf, „ich verstehe aber immer noch nicht...“
„Hermine“, Mum rollte mit ihren Augen, „ich verstehe nicht, wie du Jahrgangsbeste geworden bist.“
„Telefon ... Telefonbuch...“, auf einen Geistesblitz wartend hob sie erwartungsvoll ihre Hände, - vergeblich.
Ich hatte noch nie so eine lange Leitung.
Mum hatte schließlich ein Einsehen.
„Schatz, du hast mir mindestens tausendmal erklärt, dass Harry bei seinen Verwandten, einem Onkel und einer Tante wohnt, und dass sie strikte Gegner der Zauberei sind“, wieder sah sie mich erwartungsvoll an, „also sollten sie, … Muggel sein, und Muggel haben gewöhnlich ein Telefon...“.
Fassungslos starrte ich meine Mum an, wie konnte ich auf so etwas Einfaches nicht kommen?
Sie blätterte demonstrativ in dem Telefonbuch und hielt es mir entgegen.
„Du denkst ich sollte?“
„Wenn du so sehr beunruhigt bist, dann solltest du es tun ... wie heißen die Leute, und wo wohnen sie?“
Mit zitternden Händen, nahm ich das Buch entgegen und blätterte bis ich Little Whinging, Surrey aufgeschlagen hatte … „A ... D ... Dickens ... Durban ... Dursley ... Dursley, Vernon...“, murmelte ich vor mich hin, und merkte mir die Zahlenfolge, hinter diesem Namen, damit ging ich zum Telefon und begann die Wählscheibe zu drehen.
Schmetterlinge veranstalteten Blindflüge, meine Beine zitterten.
Ein Freizeichen erklang, ein zweites Mal, dann der dritte Ton, die Leitung knackte.
„Ja“, blökte eine äußerst unfreundliche Stimme, unverkennbar - Vernon Dursley.
„Her ... Hermine Granger hier, könnte ich bitte Harry sprechen?“
„Der Junge ist im Garten, und jätet das Unkraut, ich möchte ihn dabei ungern stören“, antwortete er in einem gleichgültigen Tonfall, „...und rufe hier nicht mehr an, ihr seid abnormal, also kommuniziert auch abnormal, aber nicht in meinem Haus!“
Klack!
Er hatte einfach aufgelegt.
„Der Idiot hat einfach aufgelegt“, sagte ich enttäuscht zu Mum.
„Aber immerhin weißt du jetzt, dass er lebt!“
Zwei Stunden später schickte ich Errol mit den Ergebnissen meiner Nachforschung zurück zu Ron.
Bereits am nächsten Tag kam Errol mit der Nachricht, dass Ron und die Zwillinge versuchen wollten Harry aus den Fängen seiner Verwandten zu befreien.
Eine weitere Woche verging, ohne eine Nachricht von Harry, heute müsste eigentlich sein Geburtstag sein, dachte ich traurig, hoffentlich kann er wenigstens seinen Geburtstag genießen.
Ich wagte mich erneut an das Telefon, still und heimlich, doch Vernon fertigte mich dieses Mal noch schneller ab, ich hatte noch nicht einmal meinen Namen ausgesprochen, als er extrem gereizt ins Telefon schrie, „ich habe heute einen wichtigen Geschäftstermin, bitte unterlasse in Zukunft diesen Telefonterror“.
Am nächsten Morgen kam Errol ein weiteres Mal auf unser Haus zugeflogen, oder wie man das auch nennen mag.
Da er bei seinen letzten Versuchen stets gegen die linke, noch verschlossene Fensterhälfte donnerte, versuchte ich es dieses Mal, die linke Seite offen zu lassen, dreimal dürft ihr raten, was Errol getan hat...
Genau! - Die dumme Eule schaffte es dieses Mal tatsächlich gegen die rechte Seite zu donnern.
Hallo Hermine.
Die Zwillinge und Ich müssen Harry unbedingt da raus holen.
Wir überlegen gerade, wie wir das anstellen sollen, eventuell nehmen wir Dad's fliegendes Auto dazu, ist ja kein zaubern, hoffe ich, da das Auto ja schon verzaubert ist.
Dad kam heute mit der Nachricht nach Hause, dass Harry eine Verwarnung erhalten habe, wegen unerlaubter Verwendung eines Schwebezaubers, bei weiterer Missachtung droht ihm ein Schulverweis. (Dad arbeitet im Ministerium musst du wissen)
Ich melde mich wieder, wenn wir ihn da raus geholt haben.
Gruß
Ron
Nur kurze Zeit später steuerte eine weitere Eule auf unser Fenster zu, erheblich sicher wirkender als Errol, aber es war wieder nicht Hedwig.
Meinen Hogwartsbrief mit den Anweisungen für das zweite Schuljahr, nahm ich aufgeregt entgegen.
Ich solle wie im letzten Jahr, am ersten September den Hogwarts-Express vom Bahnhof Kings Cross nehmen, elf Uhr, Gleis 9 ¾.
Anbei eine Liste der Bücher für das zweite Schuljahr.
Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 2
Gilderoy Lockhart: Tanz mit einer Todesfee
Gilderoy Lockhart: Gammeln mit Ghulen
Gilderoy Lockhart: Ferien mit Vetteln
Gilderoy Lockhart: Trips mit Trollen
Gilderoy Lockhart: Abstecher mit Vampiren
Gilderoy Lockhart: Wanderungen mit Werwölfen
Gilderoy Lockhart: Ein Jahr bei dem Yeti
Erstaunt las ich nochmals über die Titel der Bücher, und rieb mir verwundert die Augen, was bitte haben diese Bücher mit Unterricht zu tun?
Dieser Lockhart muss ein sehr renommierter Autor sein, wenn so viele Bücher von ihm als Schulbücher verwendet werden.
„Acht neue Bücher, Mum“, rief ich ihr zu, „das wird nicht billig.“
„Darüber mach dir mal keine Sorgen, es ist noch genügend Zaubergeld vorhanden, wir müssen deswegen nicht betteln gehen … nächsten Mittwoch, wäre das okay für dich?“
Ich nickte ihr bestätigend zu.
„Ich glaube Paul wollte mitkommen…“, das letzte Wort rief sie so laut, dass es hinunter in den Keller schallte.
„Hmmm“, kam als Antwort zurück, es klang desinteressiert aber zustimmend.
„…und Mittwochnachmittags haben wir die Praxis zu“, fügte Mum, wieder an mich gewandt hinzu.
„Dann schreibe ich jetzt Ron, vielleicht kann ich die beiden am Mittwoch treffen.“
Lieber Ron, und Harry,
falls du da mittlerweile da sein solltest,
ich hoffe alles ist gut gelaufen und Harry ist okay,
und ihr habt nichts Ungesetzliches getan, um ihn da rauszuholen.
Ron, denn dann käme auch Harry in Schwierigkeiten.
Ich mach mir wirklich Sorgen, und falls es Harry gut geht,
lasst es mich sofort wissen,
Mein Blick fiel auf Errol, der wieder einmal völlig neben sich stand, und auf dem Rücken liegend, die Beine in die Luft streckte.
Ich schrieb kopfschüttelnd weiter,
aber vielleicht wäre es besser, eine andere Eule zu nehmen,
denn ich glaube, noch ein Botenflug würde ihm den Garaus machen.
Natürlich bin ich viel mit den Schularbeiten beschäftigt,
und nächsten Mittwoch fahren wir die neuen Bücher kaufen,
wollen wir uns nicht in der Winkelgasse treffen?
Sag mir, sobald du kannst, Bescheid, was los ist
Alles Liebe
Hermine
„Mittwoch?“ Überlegte ich, das wären noch vier Tage bis ich meine Freunde wieder sehen würde.
Hoffentlich ist es Ron und seinen Brüdern gelungen, ihn da raus zu holen.
Ein Verweis wegen einem Schwebezauber?
Den kann noch nicht einmal ich, und ausgerechnet Harry soll den angewandt haben?
Das klang für mich sehr mysteriös und unwahrscheinlich.
Was ist vorgefallen, dass ihn zu so seiner Tat trieb?
Aber alles Nachdenken half nicht weiter, ich konnte nur abwarten, spätestens in vier Tagen, würde ich es erfahren.
Eine kleine Auflösung, die zwar nicht alle Fragen klären konnte, bekam ich allerdings schon am übernächsten Tag, immerhin wurde die wichtigste aller Fragen, positiv beantwortet.
Harry war sicher im Fuchsbau angekommen!
Ich lag noch verschlafen in meinem Bett, als ich die Stimme meiner Mum hörte.
„Schatz? ... da kommt schon wieder eine Eule...“.
„Mach dieses Mal beide Fensterhälften auf“, rief ich verschlafen.
„Ich glaube das brauche ich nicht, es ist andere Eule“, kam als Antwort zurück, „...eine Weiße.“
Eine Weiße?
Hedwig!
„Hedwig!“
Ein Urschrei, und ich rannte wie von der Tarantel gestochen in die Küche.
Sie flog gerade durch das offene Fenster und landete sicher auf dem Fenstersims.
„Hedwig, du glaubst gar nicht, wie ich mich freue dich zu sehen.“
Sie gurrte verspielt vor sich hin, und erst nach ein paar Streicheleinheiten, überließ sie mir den Brief.
Liebe Hermine.
Das wichtigste zuerst.
Ich bin seit Gestern sicher und glücklich im Fuchsbau, bei den Weasleys.
Ron und die Zwillinge befreiten mich aus meinem Gefängnis.
Die Dursleys hatten mich allen Ernstes eingesperrt, und meine Hogwartssachen, Besen, Bücher Koffer, unerreichbar für mich, weggesperrt.
Hedwig bekam ein Schloss vor die Käfigtür, ich konnte sie Wochenlang nicht einmal herauslassen.
Ich soll dich ganz lieb, von allen Weasleys grüßen.
Soviel Freundlichkeit ist mir noch nie untergekommen, sie behandeln mich alle, wie ein Familienmitglied, das musst du unbedingt auch mal erleben.
Mrs. Weasley ist ganz lieb und warmherzig, sie betütert mich regelrecht, sie meinte ich sehe abgemagert aus, und jetzt mästet sie mich.
Manchmal bekomme ich unter ihrer Herzlichkeit keine Luft mehr, und Mister Weasley will alles über die Muggelwelt wissen, ein richtiger Muggelfan ist er, heute Morgen wollte er wissen, wozu es Gummienten gibt.
Gummienten, was ist denn das?
Die kenne ich selbst nicht einmal.
Nur Rons Schwester Ginny verhält sich etwas seltsam, gestern Morgen kam sie im Nachthemd in die Küche, und als sie mich erblickte rannte sie mit offenem Mund und einem schrillen Schrei wieder hinaus, Ron meinte es wäre komisch, normalerweise plappert sie unaufhörlich, und jetzt wäre sie scheu, und traut sich nicht aus dem Zimmer.
Heute Morgen saß sie schon am Küchentisch, als ich mit Ron hereinkam, wie auf Kommando machte sich ihre Schale mit Haferbrei selbstständig, und landete klirrend auf dem Fußboden.
Später habe ich sie gefragt, ob sie auch nach Hogwarts kommt, sie konnte nicht einmal Ja sagen, stattdessen wurde sie knallrot, wollte lässig ihren Ellenbogen aufstützen, doch leider traf sie dabei nicht den Tisch, sondern genau in die Butter, aber verrate das Keinem weiter, ich glaube außer mir hat des sonst Niemand bemerkt, und ich möchte sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.
Alles Weitere besprechen wir am Mittwoch, wenn wir uns in der Winkelgasse treffen.
Mein Jahr fängt auch schon wieder sehr mysteriös an, damit hängt auch der Zauber zusammen,
weswegen ich einen Verweis bekam.
(er wurde nicht von mir ausgesprochen!!!).
Bis Mittwoch, ich freue mich
Harry.
Nachdenklich überflog ich die Zeilen gleich nochmals.
Der Zauber wurde nicht von ihm ausgesprochen, kann jetzt etwa Dudley?...ach Blödsinn.
Und Ginny, ich lachte, tja, mein Lieber, so seltsam ist das Verhalten aber doch nicht, wenn man eins und eins zusammen zählen kann … die steht auf dich.
Ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich Mittwoch sein würde.
Gegen zehn Uhr verließen wir unser Haus, und stiegen an der nächsten U-Bahn Station in die nächste Bahn.
Wir betraten die Winkelgasse durch den immer noch verrauchten Raum des Tropfenden Kessels.
„Wie kommen wir jetzt durch die Wand?“ fragte Mum, als wir das Hinterzimmer betraten.
„Warten“, schlug ich vor, „vielleicht nimmt uns Jemand mit rein.“
Eine alte Frau lächelte uns zu und nickte, die wunderbare, zauberhafte Welt der Winkelgasse öffnete sich vor unseren Augen.
Dads Mund stand offen als wir die Zaubererwelt betraten.
„Ich habe das falsche Geld eingesteckt“, murmelte Dad mit Blick in seine Brieftasche.
„Dann tauschen wir eben um“, flüsterte Mum ihm zu, „da vorne, das große, weiße Gebäude ist die Bank, wir können es von den Vorräten, die er uns überlassen hat, wieder ersetzen und umtauschen.“
„Wer?“ fragte ich neugierig, und hoffte auf einen spontanen Versprecher.
„Wir hatten schon vorab etwas umgetauscht, und das hat Dad jetzt zu Hause vergessen“, beantwortete Mum meine Frage oberflächlich und für mich unbefriedigend.
„Wo habt ihr das getauscht?“
„Ach, Schatz, das ist doch egal“, antwortet Mum leicht genervt, „ich weiß es nicht mehr.“
„Du weißt es nicht mehr…?“
Es war Harry, der Mum vor meinen unangenehmen Fragen rettete.
„Harry! Harry! Hier bin ich!“ rief ich erfreut, die eigentlichen Fragen waren sofort verdrängt.
Er schritt neben Hagrid her, wobei er wohl Schwierigkeiten hatte, mit ihm Schritt zu halten, er brauchte drei Schritte, wo Hagrid Einen machte.
Harry hob den Kopf und seine Augen fanden mich sofort, er lächelte in meine Richtung, musst aber etwas gegen die tiefstehende Sonne und vor allem aufwärts schauen, denn ich stand mit meinen Eltern auf der obersten Stufe von Gringotts, gerade wollten wir die Bank betreten.
Ich rannte auf ihn zu, und umarmte ihn herzlich, „was ist denn mit deiner Brille passiert?“
Harry sah etwas wild aus, die Brille zeigte Risse, seine Kleidung und sein Gesicht war völlig mit Ruß beschmiert, „hallo Hagrid“, grüßte ich lächelnd seinen Begleiter, „ach es ist toll, euch beide wiederzusehen…kommst du mit zu Gringotts, Harry?“
„Sobald ich die Weasleys wieder gefunden habe“, antwortete er, und schaute sich suchend um.
„Kann nicht lange dauern“, lachte Hagrid.
Ich half ihm bei der Suche mit meinen Augen, „du hast sie verloren, wie das?“ fragte ich nach.
„Wir sind mit Flohpulver gereist…“.
„Flohpulver“, fragte ich erschrocken.
„Man stellt sich in einen Kamin, wirft etwas Flohpulver auf den Boden und spricht das aus, wo man hin will, ich habe wohl den falschen Ausgang genommen.“
„Du hast genuschelt!“ grinste Ron völlig außer Puste.
„Harry!“
Mr. Weasley kam auch schon keuchend angerannt, im Schlepptau seine Söhne, Percy, und die Zwillinge, „wir haben gehofft, dass du nur einen Kamin zu weit geflogen bist, Molly ist völlig außer sich.“
„Wo bist du rausgekommen?“ fragte Ron, „hi, Hermine“, rief er mir lächelnd zu.
„Nokturngasse“, brummte Hagrid.
„Da dürfen wie nie hin“, riefen die Weasley Jungen enttäuscht.
„Zurecht“, knurrte Hagrid.
Mrs. Weasley hatte uns mittlerweile, völlig atemlos erreicht, an ihrer Hand keuchte Ginny mit ihr um die Wette.
Mein Gott, die verwöhnt Harry ja wirklich, dachte ich schmunzelnd.
„O Harry … o mein Lieber“, säuselte Mrs. Weasley, und rang immer noch nach Atem, in ihrem Eifer zog sie aus einer Tasche ihren Zauberstab, und eine Bürste hervor.
Sie begann den Ruß von seiner Kleidung auszubürsten, und mit dem Zauberstab reparierte sie seine Brille, „Oculus Reparo!“
Hagrid verabschiedete sich von uns und zog weiter, ich hörte noch, wie Mrs. Weasley zu ihm sagte, „Nokturngasse! Wenn du ihn nicht gefunden hättest Hagrid.“
„Ratet mal, wen ich bei Borgin und Burkes in der Nokturngasse gesehen habe“, fragte Harry, während wir die Treppen zu Gringotts emporstiegen. „Malfoy und seinen Vater!“
„Hat Lucius Malfoy etwas gekauft?“ fragte Mr. Weasley interessiert.
„Nein, er hat verkauft…“
„Also macht er sich Sorgen“, murmelte Mr. Weasley befriedigt, „ach, wie gerne würde ich Lucius wegen irgendwas drankriegen…“
Seine Frau schien davon nicht begeistert, und warnte ihn eindringlich mit schneidender Stimme.
Die Diskussion der Beiden dauerte noch eine ganze Weile, bis er meine Eltern entdeckte, völlig entzückt rief er ihnen zu, „sie sind ja Muggel!“
Wieder hatte Harry recht, Rons Dad ist ein regelrechter Muggelfan, „wir müssen nachher unbedingt etwas trinken geh'n“, aufgeregt blickte er auf das Muggelgeld in Dads Händen.
„Warte hier auf uns, wir sind gleich zurück“, sagte Ron zu mir.
Die Weasleys und Harry folgten einem Kobold, der sie zu ihren unterirdischen Verliesen brachte.
„Was ist jetzt schon wieder los?“ fragte ich Harry überrascht, nach seiner Rückkehr aus den Katakomben.
Er sah sich vorsichtig um, „weißt du, es tut weh, so was zu sehen … elf Jahre habe ich so etwas nicht erleben dürfen, und jetzt bin ich erst ein paar Tage bei den Weasleys, und sie behandeln mich wie einen eigenen Sohn, kümmern sich um mich, und geben mir alles was sie haben, es war so unglaublich peinlich und berührend, jetzt zu erfahren und zu sehen, dass in ihrem Verlies kaum ein Groschen liegt, sie sind arm, wie eine Kirchenmaus, und mein Verlies ist Randvoll mit Gold, wie gerne würde ich ihnen etwas davon geben, ohne überheblich zu wirken.“
Er brach seine Antwort ab, weil Ron wieder zu uns aufgeschlossen hatte.
Harrys Gesicht verfinsterte sich noch mehr, nachdem Percy seinen Wunsch nach einem neuen Federkiel ausgeschlagen werden musste, und Mrs. Weasley ihre Tochter unter deren Protesten und wohl auf Grund ihrer angespannten Finanzlage zu einem Laden mit gebrauchten Gewändern schleifte.
Es war offensichtlich, dass Ginny sich deswegen vor Harry schämte.
Mr. Weasley entführte meine Eltern auf einen kleinen Schluck in den Tropfenden Kessel, wie er es nannte.
„Wir treffen uns alle in einer Stunde bei Flourish & Blotts, um eure Schulbücher zu kaufen“, sagte Mrs. Weasley noch.
Wir hatten also eine Stunde zur freien Verfügung.
So schlenderten wir durch die gepflasterten Gassen und besprachen bei einem Eis, das uns Harry spendierte, die Erlebnisse der letzten Wochen.
Glücklich, endlich wieder mit meinen Freunden zusammen zu sein, hörte ich Harrys Erzählung zu.
Harry durfte aus großer Hingabe Dudleys altes Zimmer beziehen, seine ganzen Sachen aus der Schule wurden eingeschlossen, keine Chance für ihn, an seinen Besen oder seine Bücher zu kommen, vor Hedwigs Käfig machte Vernon ein Vorhängeschloss.
Am Abend von Harrys zwölftem Geburtstag, an den natürlich keiner gedacht hatte, warteten die Dursleys auf wichtigen Besuch, Onkel Vernon, wollte einen wichtigen Geschäftsabschluss klar machen, Harry musste sich ruhig verhalten, und auf seinem Zimmer bleiben.
Plötzlich fand er in seinem Zimmer einen Hauselfen vor, Dobby wäre sein Name.
Nur reiche Familien können sich einen Hauselfen leisten, und Ron vermutete, dass dieser Hauself den Malfoys gehören könnte.
Dobby wollte Harry warnen, er dürfe nicht zurück zur Schule, er wäre in großer Gefahr.
Mit allen Mitteln würde er das verhindern, keinen einzigen Brief hätte Harry bekommen, Dobby hatte alle abgefangen.
Nachdem Harry, dem Hauselfen erklärte, dass er sich nicht von Hogwarts fernhalten würde, hat der kleine Hauself sich selbst geschlagen, weil er sich wegen unbedachten Aussagen selber bestrafen müsste, dann verzauberte er Tante Petunias Nachtisch, der auf die Gäste hinschwebte, und über deren Köpfe herunterfiel.
Das war der Zauber, den das Ministerium feststellte, und weswegen Harry verwarnt wurde.
Danach erklärten sie mir noch, wie Ron und die Zwillinge, Harry mit dem fliegenden Auto, von Mr. Weasley befreiten.
Unterdessen näherten wir uns Flourish & Blotts.
Völlig überrascht stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die in den Buchladen wollten, eine riesige Menschenschlange wartete vor der Tür des Buchladens.
Dann erkannte ich den Grund, ein Schild über dem Eingang:
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