von rodriquez
Früh am nächsten Morgen, überraschte mich Harry mit einem Zettel.
Nur für den Fall…
War das einzige, was darauf zu lesen war.
Ich runzelte meine Stirn, und sah ihn fragend an.
„Vorhin beim Aufstehen, fand ich fein säuberlich zusammengefaltet meinen Tarnumhang, garniert mit diesem Zettel“, lächelte Harry.
Einen Reim konnte ich mir Keinen darauf machen, die Handschrift kam mir auch nicht unbedingt bekannt vor.
In den folgenden Tagen floss viel Schweiß, zum einen, weil die Prüfungen alles von uns abverlangten, zum anderen, durch die aufkommende schwülwarme Luft des Frühsommers.
In den großen Klassenzimmern stand während den Prüfungen die Luft, es war extrem schwül und heiß, und es war nicht nur die Angst vor den Prüfungen.
Schummeln war so gut wie unmöglich, wir bekamen Federn die mit einem Zauber gegen Betrügen belegt waren.
Die praktischen Prüfungen waren nicht minder schwer, im Gegenteil.
Das Problem hierbei lag in der Tatsache, dass man seine Fähigkeiten praktizieren musste, und zwar Alleine und dass jemand etwas flüstern konnte.
Flitwick beispielsweise wollte, dass wir eine Ananas zum steppen bringen, bei McGonagall mussten wir eine Maus in eine Tabakdose verwandeln, waren sonstige Veränderungen an der Dose, gab es Punktabzüge, so hatte zum Beispiel Rons Tabakdose einen Schnurrbart, er hatte zwar bestanden, bekam aber einige Abzüge.
Schlimm war es bei Snape.
Mit seinem übelriechenden Atem im Nacken die richtigen Zutaten für einen Vergessenszauber zu finden, fiel sogar mir schwer.
Besonders Harry litt in diesen Tagen, Neville flüsterte mir zu, dass Harry kaum noch schläft, er vermutete Prüfungsangst, was ich mir allerdings nicht verstollen konnte, zu einem kleinen Teil vielleicht, aber da war mit Sicherheit noch ein weiterer Grund im Spiel.
Jede Nacht würde er auf dem Fenstersims sitzen, und die Sterne beobachten.
Am Abend vor unserer letzten Prüfung, Geschichte der Zauberei, sprach ich Harry darauf an.
Völlig in Gedanken vertieft, mit tiefen Rändern unter den Augen, und schmerzverzerrtem Gesicht, fand ich ihn einsam im Gras unter einem alten Baum am schwarzen See.
Ich wollte einen Spaziergang über das Gelände machen, um mich von den Büchern abzulenken.
Die heiße Sonne war gerade am untergehen, und schon fast von den Baumwipfeln, des verbotenen Waldes verschluckt, ein angenehm flauer Wind erfrischte die Luft.
„Harry?“ sprach ich ihn an, er regierte nicht, seine Hand presste er gegen seine Stirn, starr blickte er auf den See hinaus.
„Harry!“, meine Stimme wurde beim zweiten Versuch etwas energischer, so dass er erschrocken aufschaute, und für den Moment hatte ich den Eindruck, dass er nicht einmal wusste, wer da vor ihm stand.
„Was ist mit dir, Harry?“ fragte ich unbeeindruckt, „schmerzt deine Narbe?“
„Ununterbrochen“, antwortete er, „seit meiner Begegnung im verbotenen Wald.“
„Neville sagte mir, dass du kaum noch schläfst, er glaubt du hast Prüfungsangst, aber ich vermute andere Gründe.“
„Ich kann nicht schlafen … und wenn ich mal eingeschlafen bin, träume ich…“, sprach er weiter.
„Alpträume!“ ich sagte es als Feststellung, nicht als Frage.
„Immer wieder schließt sich Quirrells Turban so fest um meinen Kopf, dass ich keine Luft mehr zum Atmen bekomme, jetzt taucht auch immer öfter noch eine vermummte Gestalt auf, mit einem blutverschmiertem Gesicht.“
„Ich habe nicht das gesehen, was du gesehen hast, aber ich glaube deine Angst zu verstehen.“
„Bei jedem Geräusch warte ich darauf, das Voldemort…“
„Harry sprich den Namen nicht aus“, ermahnte ich ihn.
„…hereinkommt“, beendete er. „Ich glaube nicht dass du verstehst“, ging er auf meinen verständnisvollen Versuch ein.
„Ich habe auch Angst vor du – weißt – schon – wem“, entrüstete ich mich.
„Aber dich besucht er nicht … so real, in deinen Träumen!“
Darauf fand ich keine Worte der Erwiderung, und machte das, was ich sonst immer mache … Gesten.
Ich setzte mich neben ihn auf den Boden, schaute ihn einen Moment an, dann hob ich meine Hand, und strich vorsichtig über seine Narbe, sie glühte tatsächlich, aber nicht wetterbedingt.
Es war ein Pochen und die Wärme wurde an Ort und Stelle erzeugt.
Harry schnaufte schwer durch und seufzte.
„Wir sollten zurück gehen, es wird bald dunkel“, versuchte ich ihn zur Rückkehr bewegen.
Er stand auf, reichte mir die Hand, und zog mich hoch, „ja dann, zurück zu alten schrulligen Zauberern und ihren Jahreszahlen“.
Sozusagen Hand in Hand standen wir plötzlich einer hämisch grinsenden Gestalt in einer langen roten Robe, einer Hakennase und einem langen weißen Bart gegenüber, wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir gar nicht bemerkt hatten, dass wir nicht mehr alleine waren.
„Zähle ich auch zu den alten schrulligen Zauberern?“ lächelte Professor Dumbledore, mit Blick auf unsere umschlungenen Hände.
Mit hochrotem Kopf löste ich mich von Harrys Hand, „Harry hat mir nur geholfen aufzustehen“, antwortete ich verlegen, während Harry erst gar nicht in der Lage zu antworten, er schluckte einen schweren Kloß hinunter.
„Ich weiß, ich weiß“, lächelte unser Schulleiter, „ihr seid richtig gute Freunde geworden?“
„Ich denke … ja, das sind wir, Sir“, es waren die ersten Worte, die Harry herausbrachte.
„Schön, schön“, antwortete Dumbledore immer noch lächelnd, „eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, dann bräuchte ich mich nicht zu wundern, Miss Granger ist ein sehr kluges Mädchen, und Harry ein großer Zauberer, aber zusammen werdet ihr stärker sein, und Mister Weasley wird für die notwendige Grundlage sorgen“, der Professor sprach in Rätseln und murmelte vor sich hin, „schön, schön, eine Sorge weniger.“
„Was meinen sie, Sir?“ fragte Harry.
„Nichts, nichts, Harry, das werdet ihr noch früh genug erfahren“.
Professor Dumbledore veränderte seinen mittlerweile nachdenklichen Blick zurück in ein Lächeln, „die Prüfungen? … ihr habt ein gutes Gefühl?“
„Ich bin mir nicht sicher, in Zaubertränke könnte ich eine falsche Zutat, und in ….“
„Ich bitte dich Hermine“, raunte Harry, „sie wird in allen Fächern ein Ohnegleichen haben Sir, in dieser Sache brauchen Sie sie nicht ernst nehmen.“
„Aber…“, wandte ich ein.
„Nichts aber“, fuhr mir Harry in die Parade.
„Und bei dir, Harry?“ fragte der Professor weiter, „du siehst wirklich blass und kränklich aus.“
„Ich denke bestanden zu haben, Sir“, meinte Harry, „und ich bin okay.“
Empört schaute ich ihn an, „und was ist mit deiner Nar…“.
„Ich bin okay“, Harry funkelte mich empört an, „morgen ist der letzte Prüfungstag, dann haben wir bis zu den Ergebnissen eine Woche frei, Zeit zur Erholung.“
Dumbledore lächelte wieder, „wahre Freundschaft“, murmelte er, und etwas lauter sagte er, „Vertrauen muss eure Basis sein.“
Immer noch lächelnd, wünschte er uns eine gute Nacht.
Nachdem er sich ein paar Schritte von uns entfernte hatte, schaute Harry mich an, und stellte die Frage, die ich mir auch stellte, „was war jetzt das? Hast du verstanden, was er eigentlich wollte oder versuchte zu erklären?“
Nachdenklich aber ahnungslos schüttelte ich meinen Kopf, und wir machten uns endgültig auf den Rückweg.
„Federkiele aus der Hand!“
Mit diesen Worten beendete Professor Binns unsere letzte Prüfung.
Die verzauberten Federn lösten sich aus unseren Fingern, und legten sich vor uns auf die Tische.
In diesem Augenblick, brach ein unglaublicher Jubelsturm aus.
Alle Schüler schrien sich die Anspannung, die Erleichterung der letzten Tage und Wochen von der Seele.
Es war geschafft, die Prüfungen endlich vorbei.
„Eins ganze Woche entspannen“, rief Ron verträumt.
„Das war viel leichter, als ich dachte“, fügte ich hinzu, „allerdings bin ich mir bei Frage eins nicht sicher, ob ich den richtigen Zauberer … und bei Frage zwei … hoffentlich habe ich die letzten zwei Zahlen nicht verdreht … und bei drei….“
„Hermine!“ riefen Harry und Ron gleichzeitig, und rollten ihre Augen. „Ende, aus und vorbei. Lass uns jetzt an angenehme Dinge denken.“
So wanderten wir über das sonnenüberflutete Schlossgelände, hinunter zum großen See, unter dem Baum, wo ich am Tag zuvor Harry gefunden hatte warf sich Ron in den Schatten, und schloss direkt seine Augen.
„Endlich keinen Lernen mehr“, seufzte er, und reckte und streckte seine müden Knochen, „du könntest ruhig auch etwas glücklicher dreinblicken, Harry, wir haben jetzt eine Woche, bis wir erfahren, wie schlecht wir waren, also kein Grund sich jetzt schon Sorgen zu machen.“
Harry, der stehen geblieben war, rieb sich wieder die Stirn, „ich möchte wissen was das bedeutet“, murmelte er zornig, „meine Narbe tut die ganze Zeit weh … das ist zwar schon öfters vorgekommen, aber so schlimm war es noch nie.“
„Soll ich dich in den Krankenflügel zu Madam Pomfrey bringen?“ fragte ich vorsichtig.
„Ich bin nicht krank!“ erwiderte er barsch, „ich denke eher … es ist eine Warnung … es bedeutet Gefahr!“
„Entspann dich Harry“, murmelte Ron mit immer noch geschlossenen Augen, „ich denke Hermine hat Recht, der Stein ist in Sicherheit, solange Dumbledore hier ist.“
Ich bemerkte wie Harry ein schwaches Nicken zustande brachte, aber nachdenklich einer Eule nachsah, die zum Schloss hinauf flog, während er sich neben Ron niederließ.
„Irgendetwas habe ich vergessen, oder übersehen, nur was?“ murmelte Harry, „ich habe ein ganz komisches Gefühl.“
„Das sind nur die Prüfungen“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „heute Nacht bin ich nochmals aufgewacht, und las mir die Aufzeichnungen über Verwandlung durch, bis mir einfiel, dass wir das schon hinter uns haben.“
Sein Blick blieb unbeeindruckt, mit einer Hand an der Narbe, die er unbewusst rieb, plötzlich sprang er wieder auf die Beine.
„Was’n los?“ rief Ron schläfrig.
„Mir ist eben was eingefallen“, sagte Harry hastig, sein Gesicht war blass geworden, „wir müssen zu Hagrid, und zwar gleich.“
„Warum?“ rief ich noch, doch Harry sprintete bereits los, nur mit Mühe kam ich ihm hinterher.
„Findest du es nicht merkwürdig“, keuchte Harry, während wir den Abhang hinunter rannten, „dass Hagrid sich nichts sehnlicher wünscht als einen Drachen und dann überraschend ein Fremder auftaucht, der zufällig ein solches Ei in der Tasche hat … warum habe ich das nicht schon vorher gesehen!?“
Völlig außer Atem kamen wir bei der Hütte des Wildhüters an, der uns freudig begrüßte, „halloooo … fertig mit den Prüfungen?“
Harry verlor keine Zeit, „ich muss dich was fragen, Hagrid … erinnerst du dich noch an die Nacht, in der du Norbert gewonnen hast? Wie sah der Fremde aus?“
„Weiß nich’“, murmelte Hagrid, „er wollte seine Kapuze nicht ablegen.“
Jetzt wurde auch ich hellhörig, sollte Harry mit seinem Gefühl recht behalten, und es liegt wirklich Gefahr in der Luft?
„Worüber habt ihr gesprochen?“ bohrte Harry weiter, „hast du zufällig Hogwarts erwähnt?“
„Könnte sein“, sagte Hagrid und runzelte seine Stirn, „er hat mich gefragt, was ich mach, und ich hab ihm gesagt, dass ich hier Wildhüter sei … er wollte dann wissen, um was für Tiere ich mich kümmere, also hab ich’s ihm gesagt … ich hab erwähnt, dass ich immer schon gerne einen Drachen besitzen wollte, und er hat mir einen Drink spendiert, und dann…“, Hagrid dachte angestrengt nach, „…es waren einige Drinks … ich weiß nicht mehr so genau … ja … dann hat er gesagt, er hätte ein Drachenei und wir könnten darum spielen, aber er müsse sicher sein, dass ich damit umgehen könne…“, erneut machte Hagrid eine Pause und schweifte in seinen Erinnerungen.
„Und was dann?“ drängelte ich weiter, „denk nach, es ist wichtig!“
„Er wolle das Ei nur in gute Hände geben, sagte er noch…also habe ich ihm gesagt, im Vergleich zu Fluffy, wär ein Drache doch ein Kinderspiel…“
„Fluffy … du hast Fluffy erwähnt?“ schrie Harry aufgeregt, sprach aber mit ruhiger Stimme weiter, „hat er sich für Fluffy interessiert?“
„Nun … ja … wieviele dreiköpfige Hunde trifft man schon, selbst außerhalb von Hogwarts?“
„Und?“ rief ich genervt.
„Was und? ... also hab ich ihm gesagt, Fluffy ist ein Schoßhündchen, wenn man weiß, wie man ihn beruhigt, spiel ihm einfach `n wenig Musik vor, und er wird auf der Stelle einschlafen…“
Ich glaubte nicht was ich gerade gehörte, in meinem Gesicht muss sich blankes Entsetzen widergespiegelt haben, Hagrid bemerkte seinen Fehler, „das hätt’ ich euch nicht sagen sollen!“ panisch schaute er uns an, „vergesst es!“
Den Rest konnte ich nicht mehr verstehen, wortlos waren wir Drei sofort losgerannt, und ließen den verdutzen Hagrid zurück.
Erst in der kühlen Eingangshalle fielen wieder die ersten Worte, atemlos sagte Harry, „wir müssen sofort zu Dumbledore! Hagrid hat diesem Fremden verraten, wie man an Fluffy vorbeikommt, und das könnte Snape oder Voldemort persönlich gewesen sein.“
„Der Stein ist ernsthaft in Gefahr“, murmelte ich.
„Hoffentlich glaubt uns Dumbledore … wo ist eigentlich sein Büro?“
Ich zuckte mit der Schulter, auch Ron war ahnungslos, noch nie hatte unser Weg zu ihm geführt.
„Dann müssen wir eben…“ begann Harry, wurde aber jäh unterbrochen.
„Was machen sie drei denn hier?“
McGonagalls Stimme dröhnte durch die Halle.
Entsetzt schauten wir sie an, ihr ernstes Gesicht funkelte uns entgegen, ein hoher Stapel Bücher lag auf ihren Armen.
„Wir möchten Professor Dumbledore sprechen“, antwortete ich mutig.
„Professor Dumbledore sprechen?“ wiederholte sie, „warum?“
„Es ist sozusagen geheim“ schluckte Harry, und ich spürte, dass sie langsam in Fahrt kam, ihre Nasenflügel begann zu beben, „Professor Dumbledore ist vor zehn Minuten abgereist“, sagte sie äußerst kühl, „er hat eine eilige Eule vom Zaubereiministerium erhalten und ist sofort nach London abgereist.“
„Er ist fort?“, Harry sank in sich zusammen, „Gerade eben?“ aus seiner Stimme klang Verzweiflung.
„Er ist ein sehr bedeutender Zauberer, Potter, er wird recht häufig in Anspruch genommen.“
„Aber es ist wichtig“, versuchte Harry es weiter.
„Etwas was sie zu sagen haben, ist wichtiger als das Zaubereiministerium, Potter?“
Ihr Geduldsfaden schien jetzt endgültig zu reißen.
„Sehen sie“, stotterte Harry, „Professor … es geht um den Stein der Weisen…“
Ihre Augen füllten sich mit Panik, es war wohl, das was sie am wenigsten erwartet hätte, mit einem lauten Knall krachten alle ihre Bücher zu Boden.
„Woher wissen sie davon?“ fragte sie energisch.
„Professor, ich glaube … nein ich weiß … dass jemand den Stein stehlen will.“
Sie schluckte schwer und musterte uns misstrauisch.
„Professor Dumbledore wird morgen zurück sein, ich weiß nicht wie sie von dem Stein erfahren konnten, aber seien sie sich sicher, dass niemand in der Lage ist ihn zu stehlen“, sagte sie schließlich.
„Aber Profess…“, versuchte es Harry.
„Potter, ich weiß wovon ich spreche, sie gehen jetzt sofort nach draußen und genießen die Sonne, unser Gespräch ist zu Ende.“
Völlig verdutzt ließ sie uns stehen, hob ihre Bücher auf, und stolzierte davon.
Als sie außer hörweite war, sagte Harry, „heute Nacht passiert es, heute Nacht steigt Snape durch die Falltür, er hat alles herausgefunden, was er braucht, und jetzt ist Dumbledore aus dem Weg, ich wette den Brief hat er geschickt.“
„Aber was können wir…“ versuchte ich zitternd zu antworten, doch weiter kam ich nicht, ein ekelhaft riechender Atem legte sich auf meine Haare.
Ich wirbelte herum.
Direkt hinter mir stand Severus Snape.
Mit einer unwahrscheinlich süßlich klingenden Stimme wünschte er uns einen schönen Nachmittag, ein merkwürdig gequältes Lächeln auf seinen spitzen Lippen verhieß nichts Gutes.
„An einem so schönen Tag solltet ihr nicht hier drinnen sein“, säuselte er.
Ahnungslos, etwas zu erwidern, stotterte Harry los, „wir ... ähm ... waren...“.
Snapes Lächeln wurde breiter, „seid besser etwas vorsichtiger“, mahnte er, „so wie ihr hier herumhängt, könnte man meinen, ihr heckt etwas aus, und Gryffindor kann sich nun wahrlich nicht leisten, weitere Punkte zu verlieren.“
Hastig wandten wir uns von ihm ab, alle Drei mit hochroten, zornigen Köpfen.
„Ich warne dich Potter“, rief er uns hinterher, „noch so eine Nachtwanderung, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du von der Schule verwiesen wirst.“
Seine Schritte entfernten sich.
Zu allem entschlossen sagte Harry leise, „jetzt weiß ich, was wir tun müssen, einer muss Snape im Auge behalten, vor dem Lehrerzimmer warten und ihm notfalls folgen, am besten du Hermine.“
„Ich? warum ich?“ fragte ich erstaunt.
Rons Gesicht verbreiterte sich zu einem hämischen Grinsen, „ist doch ganz klar, du kannst so tun, als ob du auf Flitwick warten würdest.“
„Wieso sollte ich?“ fragte ich ahnungslos.
Ron räusperte sich und begann meine Stimme zu imitieren, „Oh, Professor Flitwick, ich mache mir solche Sorgen, ich glaube, ich habe Frage 14b falsch beantwortet...“
„Ach hör auf damit“, antwortete ich empört, und versetzte Harry noch einen kräftigen Tritt an sein Schienbein, damit sein prustendes Lachen verschwinden würde.
Schließlich gab ich mich doch einverstanden.
Während Harry und Ron den dritten Stock kontrollieren wollten, wartete ich in der Nähe des Lehrerzimmers.
Doch mein Unterfangen schlug fehl, noch keine fünf Minuten war ich auf meinem Posten, als Snape bereits den Raum verließ, und mich durchdringend anstarrte, „was haben sie hier zu suchen, Miss Granger?“
„Ich ... ich ... will zu Professor Flitwick“, stotterte ich.
Snape lief sofort los, und schickte Flitwick zu mir heraus, während ich mir eine Geschichte in Gegenwart von Flitwick ausdachte, entfleuchte Snape in den nächsten Gang.
„Sie brauchen doch keine Sorgen zu haben, Miss Granger“, lächelte Flitwick, ich hörte gar nicht richtig zu, und sah an ihm vorbei, Snape war nach Rechts abgebogen, und für mich unerreichbar.
„Ich glaube aber bei Frage 14b einen Fehler gemacht zu haben“, erwiderte ich Flitwick ohne ihn anzusehen, und nachzudenken.
„Aber meine Liebe, ich habe ihre Arbeit schon korrigiert, eine glatte Eins, eine Eins Plus, mit Sonderstern...“
„Was ... Wie?“ erst jetzt verstand ich, dass er mir meine Note offenbarte, und lenkte meine Gedanken von Snape weg.
„Eine solche exzellente Arbeit ist mir noch nie untergekommen“, schwärmte Flitwick weiter, „aber was meinen sie mit Frage 14b? Es gab gar keine Frage 14b?“
„Da ... dann ... dann ... muss ich mich wohl geirrt haben, vielen dank Professor“, antwortete ich hastig.
„Bitte, bitte“, murmelte er mir hinterher, „keine Ursache“.
Auf Wolke 7 schwebte ich zurück zum Gryffindorturm, und wurde erst am Portraitloch von der Realität eingeholt, dem Misserfolg meiner eigentlichen Mission, ich hoffte das Harry und Ron mehr Erfolg haben würden.
Doch bereits beim Durchschreiten des Portraitlochs vernahm ich ihre Stimmen, „tut mir leid Harry“, begann ich und erklärte ihnen mein Missgeschick.
Ihnen erging es nicht anders, McGonagall hatte sie erneut erwischt, und ihnen mit weiteren fünfzig Punkten Abzug gedroht, wenn sie uns noch einmal in der Nähe des dritten Stockes erwischen würde.
„Tja, das war’s dann wohl“, murmelte Harry mit blassem Gesicht und glänzenden Augen. „Jetzt gibt es nur noch Eins“.
„Was meinst du?“ fragte Ron.
Erschreckt starrte ich ihn an, weil ich genau wusste, was jetzt kommen würde, „du willst vor Snape beim Stein sein?“
Er nickte, „heute Nacht gehe ich los, und versuche als Erster zum Stein zu kommen!“
„Du bist verrückt“, sagte Ron.
„Das kannst du nicht machen, sie werden dich rauswerfen, nachdem dich Snape UND McGonagall gewarnt haben“, ich schluckte schwer bei diesen Worten, denn ich wusste, dass ich ihn nicht aufhalten könnte, und dass ich ihn auch nicht alleine gehen lassen würde.
„Versteht ihr denn nicht?“ schrie er, „wenn Snape den Stein in die Hände kriegt, dann kommt Voldemort zurück!“
Ich schaute ängstlich zu Boden, „aber“, meine Gegenwehr war erbärmlich.
„Ich denke du hast soviel gelesen?“ provozierte mich Harry, „dann solltest du wissen, wie es war, als er versucht hat die Macht zu übernehmen, dann gibt es kein Hogwarts mehr, aus dem wir rausgeschmissen werden können. Er würde Hogwarts dem Erdboden gleichmachen! Punkte verlieren spielt jetzt keine Rolle mehr.“
Harry redete sich in einen Rausch, sein Gesicht wurde immer zorniger, er hatte mich längst überzeugt, doch wie in Rage sprudelte es weiter aus ihm heraus, „Glaubt ihr etwa, er lässt euch und eure Familien in Ruhe, wenn Gryffindor den Hauspokal gewinnt? Wenn ich erwischt werde bevor ich zum Stein komme, sei’s drum, dann muss ich zurück zu den Dursleys und darauf warten, dass mich Voldemort dort findet. Das bedeutet nur, dass ich ein wenig später sterbe, als ich ohnehin müsste, denn ich gehe niemals auf die dunkle Seite!“
Sein Kopf leuchtete immer noch knallrot, zum ersten Mal sah er auf, und direkt in mein Gesicht, ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen, „ich steige heute Nacht durch diese Falltür, und nichts, was ihr beide sagt, wird mich aufhalten, Voldemort hat meine Eltern umgebracht, erinnert ihr euch?“
„Du hast Recht, Harry“, antwortete ich leise.
„Ich nehme den Tarnumhang“, sagte Harry.
„Aber passen wir alle drei darunter?“ fragte Ron.
„Alle ... alle drei?“ fragte Harry erstaunt.
„Ach hör doch auf, glaubst du etwa, wir lassen dich alleine gehen?“ sagte Ron entschieden.
„Natürlich nicht“, sagte auch ich jetzt energischer, „wie glaubst du eigentlich, dass du ohne uns zu dem Stein kommst? Ich an deiner Stelle würde mir die Bücher vornehmen, da könnte vielleicht was Nützliches drinstehen...“.
„Aber wenn wir erwischt werden, werdet ihr auch rausgeworfen“, sagte er jetzt erheblich kleinlauter als seine Rede zuvor.
„Das möchte ich erst einmal sehen“, entgegnete ich entschlossen, „Flitwick hat mir verraten, dass ich eine Eins Plus bei ihm habe, mit der Note werfen die mich nicht raus!“
Damit hatte Harry nicht gerechnet, es fiel ihm sichtlich schwer, dass wir ihn begleiten würden, hatte er vielleicht gehofft, aber nicht, dass wir es wirklich tun würden.
Ich merkte wie er mit sich kämpfte, „ihr braucht euch nicht wegen mir in Gefahr bringen ... ihr müsst nicht...“, stammelte er.
Ich ging darauf nicht ein, „ich lege mich noch ein wenig hin, das solltet ihr auch tun, wir müssen später fit und wach sein, vielleicht schaue ich auch noch in das Eine oder andere Buch ... sagen wir ... zum Abendessen, in der großen Halle?“
Sie nickten mir zustimmend zu, so ging ich ohne Umwege zu meinem Bett, nahm mir zwei Bücher, und legte mich hin.
Je weiter die Zeit voranschritt, desto nervöser wurde ich, die Zeilen verschwammen vor meinen Augen.
Hastige, unstetige Bewegungen ließen mich hoch schauen, verstört blickte ich mich um, Parvati rannte aufgeregt durch den Schlafraum.
Mein Blick fiel auf die Fenster, da bemerkte ich, dass die Sonne bereits am untergehen war.
„Wie spät ist es?“ rief ich ihnen zu.
„Gleich sieben Uhr, wenn du noch was zu essen willst, musst du dich beeilen.“
„Mist, ich muss wohl eingeschlafen sein!“ murmelte ich.
Die Bücher waren aufgeschlagen von meinem Körper auf die Laken gerutscht, ich machte mich etwas zurecht, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, und ging mutig den Weg nach unten in die große Halle.
Überrascht sah ich mich um, unsere Plätze waren leer, meine Augen durchsuchten die Halle, nichts.
Wo können sie nur sein?
Sie werden doch nicht ohne mich?
Nachdenklich ging ich wieder nach oben in den Gemeinschaftsraum.
Da waren sie, und winkten mir zu, etwas abseits in einer Ecke hatten sie es sich bequem gemacht, seit ein paar Tagen hatte sich Harry das so angewöhnt.
Die Gryffindors mieden uns, speziell Harry, mit dem außer Ron und mir, niemand mehr ein Wort wechselte, weil sie in ihm den Hauptschuldigen für die 150 Minuspunkte ausgemacht hatten.
„Schon wieder abseits des Geschehens?“ begrüßte ich sie.
„Das stört mich nicht, sollen sie doch machen was sie wollen“, antwortete Harry gleichgültig, „du bist spät für deine Verhältnisse“, wechselte er direkt das Thema.
„Und wie eine Furie an uns vorbei gerannt“, grinste Ron.
„Wenn Parvati nicht so ein Theater vollführte hätte, würde ich wohl noch immer schlafen, ich muss direkt eingeschlafen sein.“
„Ging mir genauso“, antwortete Ron, und wirkte leicht zerknirscht.
Harry lachte, „es war nicht zu überhören, der verbotene Wald dürfte wohl nur noch eine Wüste sein, so wie du gesägt hast.“
Ich holte nochmals meine Aufzeichnungen hervor, und begann zu blättern.
Die beiden nahmen es schweigend, ohne Kommentar hin, die Nervosität war ihnen anzumerken, langsam leerte sich der Gemeinschaftsraum.
Nachdem der letzte, Lee Jordan, den Raum verließ, flüsterte Ron, „hol jetzt besser den Umhang“.
Harry sprintete los.
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