von rodriquez
Am Morgen des zweiten Weihnachtstages ertönte ein Ruf meiner Mum aus der heimischen Küche.
„Hermine, Schatz, komm schnell, ich glaube da kommt gerade eine Eule für dich an.“
In nie gesehener Geschwindigkeit überbrückte ich die Strecke von meinem Zimmer über den Flur bis in die Küche, von wo aus ich mit faszinierten Augen der weißen Schneeeule entgegenfieberte, die auf unser Küchenfenster zusteuerte, mit zitternder, aufgeregter Stimme rief ich: „das ist Hedwig - Harrys Eule.“
Perplex hielt Mum einen Teller und ein Handtuch zum Geschirrabtrocknen in Händen und starrte mit entsetzt an. – wo um alles in der Welt, war ich nur so schnell hergekommen…
Ich versuchte mich sofort am Fenstergriff, welches aber durch Eis, Schnee und Kälte erheblich klemmte, und erst nach einem kräftigen Ruck und einigen undefinierbaren Worten aus meiner Kehle erst im letzten Moment zu öffnen war. Hedwig flog hindurch, und ließ sich erschöpft auf den Fenstersims nieder, sofort griff ich nach dem Pergament, welches an ihrem Bein befestigt war, empört pickte sie mir in den Finger.
„Aua“, schrie ich auf, während mir Hedwig ihren Kopf entgegenstreckte.
Nachdem Mum zunächst noch verblüffter dreinschaute, zog sich nun doch eine Spur von Grinsen über ihr Gesicht, vor allem weil Hedwig erst nach ein paar Streicheleinheiten zutraulich wurde. Sie hielt mir ihr Bein entgegen, wo die kleine Pergamentrolle befestigt war.
„Harry?“ fragte Mum belustigt, „etwa der Harry, den du seit deiner Ankunft in Kings Cross in jedem Satz erwähnst?“
„Mum!“ rief ich empört.
Hastig entfaltete ich den Brief und begann zu lesen.
„Was schreibt er?“ fragte Mum, mit einem neugierigen Blick über meine Schulter, „liebt er dich noch?“
„M-U-M!“
Dad bekam einen Hustenanfall und prustete in hohem Bogen seinen Kaffee über den Küchentisch, den er gerade in großen Schlücken aus seiner Bärchentasse getrunken hatte.
Liebe Hermine.
Zunächst einmal vielen Dank für dein Geschenk, die Schokofrösche habe ich zusammen mit Ron sehr genossen, wenn ich ehrlich bin hat Ron die Schokolade gegessen, und ich die Bilder bekommen, aber das hast du dir bestimmt schon denken können.
Ich hoffe dir hat dein Geschenk auch gefallen…
Mein Geschenk? Dachte ich erstaunt, welches Geschenk?
Ich zog es vor erst einmal weiter zu lesen.
Oder hast du dein Geschenk vielleicht noch gar nicht entdeckt?
Dann solltest du vielleicht einmal deinen Rucksack kontrollieren….
Weihnachten war wirklich eine neue, sehr schöne Erfahrung.
So viele Geschenke habe ich noch nie bekommen.
Ein fünfzig Pence Stück von Tante Petunia und Onkel Vernon … immerhin haben sie wenigstens daran gedacht. Die fünfzig Pence habe ich Ron geschenkt, der völlig fasziniert von dem Muggelgeld war.
Eine handgeschnitzte Holzflöte von Hagrid … sie klingt etwas schräg, und man könnte meinen sie würde eher eine Eule imitieren, als schöne Klänge absondern.
Apropos Eule.
Hedwig braucht zunächst ein Paar Streicheleinheiten, sonst wird sie dir den Brief nicht freiwillig geben.
Danke Harry, das habe ich auch so bemerkt!
Lass sie bitte erst ein paar Stunden ausruhen, bevor du sie zurückschickst.
Von Rons Mum habe ich einen tollen dunkelgrünen, selbstgestrickten Pullover bekommen, mit einem großen H auf der Brust.
Der allweihnachtliche, selbstgestrickte Weasley - Pullover meinte Ron etwas verlegen.
Das wäre aber nicht nötig gewesen ... ein solches Geschenk, und auch noch von Jemanden, den ich noch nicht einmal kenne … ich bin überwältigt, so etwas hat man mir noch nie geschenkt.
Direkt neben deinem Geschenk fand ich ein weiteres Päckchen, ohne Absender, aber mit einem unglaublichen Inhalt.
Das Päckchen war sehr leicht und weich, ich fand darin einen silbergrauen glänzenden Umhang vor.
Stell dir meine Überraschung vor, als ich vergeblich nach einem Absender suchte, und meine Überraschung wurde noch größer, nachdem ich den Umhang umlegte.
Ein Unsichtbarkeitsumhang.
Du hast richtig gehört.
Ich probierte ihn direkt an, und mein Körper verschwand völlig darunter.
Ron war so überrascht, dass er eine Schachtel mit Bohnen in allen Geschmacksrichtungen aus der Hand fallen ließ, ich soll dir seinen Dank für sein Geschenk ausrichten.
Aber keine Sorge, die Schachtel war schon fast leer.
Ich würde alles dafür geben, wenn ich wüsste, von wem dieses Geschenk ist.
Es lag nur, ein nicht unterschriebener Zettel bei:
Dein Vater hat mir dies vor seinem Tod zur Aufbewahrung überreicht.
Nun ist die Zeit gekommen, ihn dir zu geben.
Gebrauche ihn klug.
Fröhliche Weihnachten wünsche ich dir.
Ich frage mich jetzt die ganze Zeit, ob das wirklich meinem Vater gehört hat.
Ich kann es einfach nicht glauben.
Es ist so faszinierend etwas zu besitzen, das meinem Vater gehört haben soll.
In mir dreht sich alles, ein unwahrscheinlich schönes Gefühl.
Weihnachten in Hogwarts, Hermine ... es ist einfach unglaublich.
So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt.
Die Weasleys sind eine richtig tolle Familie, Ron, die Zwillinge, sogar Percy haben sich rührend um mich gekümmert und mich wie ein Familienmitglied behandelt.
Ich hatte noch nie eine Familie.
Wir haben herumgealbert, Percy aufgezogen und das Festmahl war einfach gigantisch, vergleichbar mit dem Mahl bei unserer Einführung.
Professor Dumbledore war betrunken, wie fast alle Lehrer, Hagrid küsste mit hochrotem Kopf Professor McGonagall auf die Wange, und säuselte „Tschsch..uuldigung“.
Es war der Knüller am Heiligabend, aber sie nahm es recht locker, selbst ihr merkte man den Alkohol an.
Ich rannte mit Ron und den Zwillingen durch die Gänge, die uns einige Geheimgänge zeigten, später verbrachten wir bei einer wilden Schneeballschlacht draußen in der eisigen Kälte.
Verfroren, nass und völlig außer Atem kehrten wir danach zurück, und verschnauften vor dem wärmenden Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum.
Im Zauberschach ist Ron einfach unglaublich, ich behaupte sogar, er ist der beste Spieler den Hogwarts je gesehen hat.
Es war wirklich das schönste Weihnachten, das ich je hatte.
Nur über Nicolas Flamel konnten wir noch nichts in Erfahrung bringen.
Habe einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Hoffentlich war dein Weihnachten genauso schön.
Bis bald.
Harry.
P.S. Viele Grüße auch von Ron.
„Von wegen nichts in Erfahrung gebracht“, schnaubte ich empört, ihr habt euch gar nicht darum gekümmert!
Ich konnte es mir lebhaft vorstellen, die Bilder waren lebendig vor meinen Augen, ich sah wie Harry lachend und fröhlich den Zwillingen hinterherhetzte, und einen Schneeball nach dem Anderen abfeuerte.
Aber irgendwie beschlich mich dennoch ein glückseliges Gefühl dabei.
Es geht ihm gut, er fühlt sich integriert, und aufgenommen, er hat eine Familie gefunden, und das ist gut so.
Plötzlich fiel mir ein, dass er mir auch ein Geschenk in meinem Rucksack versteckt hatte, ich rannte in mein Zimmer und durchwühlte meinen Rucksack.
Und tatsächlich, ich fand darin ein etwas armselig verpacktes Päckchen, dessen Inhalt nur ein Buch sein konnte, trotzdem trieb es mir ein Lächeln ins Gesicht.
Die Welt der Logik, testen sie ihr Gehirn.
Harry hatte mir ein Rätselbuch geschenkt, zusammen mit einer Widmung auf der ersten Seite.
Damit du in den Ferien, dein Superhirn nicht vernachlässigst.
Frohe Weihnachten
Harry
Gegen Abend schickte ich Hedwig mit einem belanglosen Antwortbrief zurück, mit solchen Abenteuern konnte ich im Kreise meiner Eltern natürlich nicht mithalten, auch wenn ich froh war, nach der langen Zeit, der bisher längsten Zeit der Trennung, wieder bei ihnen zu sein.
Dennoch beschlich mich irgendwie auch ein anderes Gefühl.
Ein Gefühl, das mir sagte, es wäre eines der letzten Weihnachten, das ich mit meinen Eltern verbringen würde.
Ich konnte es mir nicht verkneifen den Brief an Harry, mit der Erinnerung an die Suche nach Nicoals Flamel enden zu lassen.
Hoffentlich würden sie die Zeit finden, die wichtigen Dinge auch noch anzugehen.
Ein Unsichtbarkeitsumhang?
Wie musste man sich das vorstellen?
Man legt ihn um, und er macht wirklich völlig unsichtbar?
Das war wirklich kaum vorstellbar, aber wenn es so wäre...
Die Möglichkeiten die man damit hätte, hoffentlich erkennt Harry die Möglichkeiten und nutzt sie geschickt.
Er könnte unerkannt in den verbotenen Teil der Bibliothek gelangen, selbst Filch würde ihn nicht bemerken.
Das Ende der Ferien rückte näher.
Es war schön, wieder bei meiner Familie zu sein, auch Mum und Dad merkte ich an, dass sie sich freuten ihr Mädchen wieder bei sich zu haben.
Aber genauso freute ich mich jetzt auf die Rückkehr zu meiner neuen Familie, der Rückkehr nach Hogwarts.
Am späten Nachmittag des letzten Ferientages rollte der Hogwarts-Express in Hogsmeade ein, den Weg zum Schloss legten wir dieses Mal nicht mit den Booten zurück, sondern in seltsamen Kutschen.
Ein komisches Gefühl in einer Kutsche zu sitzen, die von Geisterhand gezogen wird.
Meine beiden neuen Freunde erwarteten mich im Gemeinschaftsraum, wobei sich Ron überraschend schnell in Richtung Schlafraum verabschiedete.
„Hi, Hermine“, grüßte Harry schon von weitem, „wie war es zuhause?“
„Alles super“, grinste ich, „aber ich vermute ihr hattet etwas mehr Spaß, und habt dabei Nicolas Flamel vergessen?“ fragte ich direkt provokativ hinterher, und entdeckte in diesem Augenblick den wahren Grund für Rons Verschwinden: Seine hämisch grinsenden Brüder, die sich an Harry und mir vorbei drängelten.
Die Zwillinge schienen offenbar über Harry und mich zu lästern, was aber keinen von uns zu stören schien, und diesen hämischen Kommentaren ist Ron mit seinem überraschenden Verschwinden wohl aus dem Weg gegangen.
„Ich habe ja versucht in die verbotene Abteilung zu gehen“, antwortete Harry kleinlaut, „aber da war es richtig unheimlich, allein, und im Dunkeln, in verbotenen Teilen des Schlosses, ich habe mir dabei fast in die Hosen gemacht.“
„Du warst allein dort?“ fragte ich überrascht, „und nachts … lernst du denn gar nichts dazu?“
Es machte mich wütend, dass er sich wieder einmal unnötig in Gefahr erwischt zu werden brachte.
„Ich habe auch nichts gefunden, alles Bücher auf denen ich nicht einmal die Schrift lesen konnte“, erzählte er unbeeindruckt weiter, meine Ermahnung ignorierend.
„Runen“, fügte ich an.
„Ruinen?“ fragte Ron unwissend.
Ich verdrehte meine Augen, „Alte Runen“, klärte ich ihn auf, „altgermanischen Schriftzeichen, das wird noch ein Wahlunterrichtsfach werden…“.
„…dass du mit Sicherheit belegen wirst“, ergänzte Harry grinsend, „ein einziges Buch konnte ich aufschlagen, das aber direkt anfing zu schreien…“.
„Das Buch der Geächteten“, unterbrach ich.
„Jetzt unterbrich mich doch nicht dauernd“, Harry verdrehte seine Augen, „das Buch hörte nicht mehr auf zu schreien, fast hätten mich Filch und Snape erwischt, zum Glück hatte ich den Umhang … willst du ihn sehen?“
„Fast erwischt“, murmelte ich empört. „Sag ich doch … und zu deiner Frage, ja, aber später, erst einmal noch danke für dein Geschenk“.
„Hat es dir gefallen?“
„Den ganzen Rest der Ferien, hat es mich nicht mehr losgelassen … ein Muggelbuch?“
„Das einzige Buch, das man mir je geschenkt hat, es macht dir hoffentlich nichts aus, dass es mir gehörte, aber ich konnte nie etwas damit anfangen.“
„Ein Buch, das dir gehörte? …ganz im Gegenteil, was kann man sich mehr wünschen, als ein persönliches Teil vom berühmten Harry Potter.“
„Pssssst!“ rief er mahnend, und sah sich verlegen um.
„Keine Sorge“, lächelte ich, „hier ist niemand, der dich nachher mit peinlichen Bemerkungen konfrontieren könnte, wie hast du es überhaupt geschafft, es in meinem Rucksack zu verstecken?“
„Hast du vergessen?“ fragte er erstaunt, „wir sind Zauberer!“
Völlig unschuldig blickte er mir dabei in die Augen, wurde aber sofort verlegen, weil ich ein prustendes Lachen nicht unterdrücken konnte.
In Kurzform wiederholte Harry was er schon in seinem Brief geschrieben hatte.
Dann erzählte er von einem seltsamen Spiegel, „…der zeigt was man sich wünscht, ich habe meine Eltern darin gesehen, es war alles so real, drei Nächte nacheinander saß ich davor.“
„Nächte?“ schrie ich aufgeregt, und schwankte zwischen Entsetzen und Empörung, „Mensch Harry, so muss man sein Glück nicht herausfordern, was wenn dich Filch erwischt hätte.“
„Dumbledore hat mich erwischt“, antwortete er.
Mir fiel mein Glas Kürbissaft aus der Hand.
„Dumbledore?“ wiederholte ich wie in Trance, holte meinen Zauberstab hervor, richtete ihn auf das Glas und murmelte „Reparo!“
Das Glas war in Kürze wieder in seiner ursprünglichen Form.
„Er war richtig cool“, setzte Harry seine Erzählung beeindruckt fort, seine Worte jedoch prallten an mir ab, sie klangen, als wären sie sehr weit entfernt, ich konnte nicht glauben, was ich gerade zu hören bekam.
Und er schien auch noch zu prahlen!
„Er hat mir die Funktion des Spiegels erklärt, ganz locker meinte er, weil ich ihn nicht bemerkt hatte, dass er keinen Zauberumhang benötigt um nicht gesehen zu werden … den Spiegel wollte er allerdings an einen anderen Ort bringen lassen, er bringt weder Wissen noch Wahrheit, meint er noch.“
Ich war immer noch entsetzt und fassungslos, „ich bin müde Harry“, gähnte ich, „und würde mich jetzt gerne hinlegen, morgen ist auch noch ein Tag, gute Nacht.“
„Gute Nacht, Mine“, erwiderte Harry, und wirkte leicht enttäuscht, weil ich seiner Geschichte wohl nicht die Begeisterung entgegenbrachte, die er sich erhoffte.
Zurück im Mädchenschlafraum schlüpfte ich in meinen Pyjama, und warf mich auf mein Bett, einen kurzen schaffte ich es noch, meine Augen offen zu halten, und über die Geschehnisse während der Weihnachtsferien zu grübeln.
Ich war enttäuscht, dass die Suche nach Informationen über Nicolas Flamel nicht die notwendige Bedeutung zuteil wurde, und ich war wütend, weil Harry sich so unbekümmert verhalten hatte, meine Lider wurden immer schwerer und fielen schließlich zu.
Mine? War mein letzter Gedanke. Es war das erste Mal, dass mich Harry so nannte.
Irgendwann mitten in der Nacht, im Schloss war alles ruhig, war ich aber plötzlich hellwach, mehrfach wälzte ich mich in den Laken von einer Seite auf die Andere.
Mir war, als würde ein leises Flüstern meines Namens in meinen Ohren klingeln.
Von einem Instinkt getrieben sprang ich aus dem Bett, und schlich leise zurück in den Gemeinschaftsraum.
Doch dort war Niemand zu sehen, lediglich das Feuer im Kamin knisterte schwach vor sich hin. Ich war allein, und fragte mich woher die Stimme gekommen sein könnte.
Plötzlich spürte ich eine Hand in meinen Haaren, und eine unsichtbare Stimme flüsterte meinen Namen: „Hermine“.
Leise, ganz leise, und trotz der geisterhaften Erscheinung verspürte ich keinen Schrecken.
„Hermine?“, wiederholte die Stimme, und ich war sicher, dass sie zu Harry gehörte, „komm unter den Umhang, ich möchte dir was zeigen.“
Schweigend liefen wir unter dem Umhang, durch die dunklen Gänge des Schlosses, Angst machte sich breit, doch ich ging einfach mit, wider jeder Vernunft, mir gelang es nicht, zu verneinen oder ihn aufzuhalten, der Umhang faszinierte mich so, dass ich kein Wort heraus bekam.
Schritt für Schritt, ganz langsam, ohne Eile, und trotzdem viel zu schnell.
Ich hakte mich bei ihm ein, und wollte nur noch überrascht werden, wo er mich denn hinführen würde.
Plötzlich blieb Harry stehen, drehte sein Gesicht in meine Richtung, und trotz der Dunkelheit, die uns umgab, konnte ich sein verschmitztes Lächeln erkennen, sein Gesicht bewegte sich auf mich zu, seine Lippen ganz nah an meinen, ich spürte seinen Atem, seinen heißen Atem, mir zitterten die Knie, schließe meine Augen…
Eine seltsame, schleimige, kalte Flüssigkeit benetzte meine Lippen, erschrocken und angewidert öffnete ich wieder meine Augen.
***
Völlig erstarrt und regungslos sehe ich vor mir, da wo sich eben noch Harrys Gesicht befand, riesige, spitze Zähne, die mich bedrohlich anblitzen und von denen schleimiger, weißer Sabber in langen Fäden heruntertropfen, und schließlich die drei Köpfe von Fluffy erkennen lassen.
Schweißgebadet richtete ich mich auf, und schaute ich mich um.
Der Mädchenschlafraum, mein Himmelbett … ein Traum!
Mit zitterndem Körper und einem mulmigen Gefühl, rappelte ich mich auf die Beine und schlüpfte in meine Hausschuhe.
Von einer inneren Unruhe angetrieben marschierte ich nun wirklich in den Gemeinschaftsraum, und sah nur eine Hand zu der der Körper fehlte, dann dämmerte es mir, „Harry?“ wisperte ich.
„Pssst“, mahnte er mich zur Ruhe, „komm unter den Umhang, ich möchte dir was zeigen.“
Harry hob den Umhang kurzzeitig an, immerhin konnte ich nun seine Beine erkennen, und wie in meinem Traum schlüpfte ich ohne Nachzufragen unter den Umhang.
Das Gefühl war einfach unglaublich, wie ein Vorhang lag der Umhang über unseren Körpern, wir passten locker beide darunter, „das ist unglaublich“, flüsterte ich.
„Woher weißt du, dass ich…?“ fragte er erstaunt.
„Ich wusste es nicht, ein Traum brachte mich hierher, ein Albtraum, du wolltest mich küssen…“
„Das kann wirklich nur ein Albtraum gewesen sein“, kicherte er, und schüttelte sich.
So abwegig? Dachte ein zwölfjähriges Mädchen. „Nimm mir nicht meine Träume“, kicherte ich zurück. „Aus dem küssenden Harry wurde plötzlich ein dreiköpfiger, sabbernder Fluffy…“
Harrys Grinsen wurde breiter, und zunächst dachte ich – komisch, dass sich ein kleiner, schüchterner Junge, und ein Mauerblümchen über solch ein peinliches Thema überhaupt unterhalten, aber vielleicht war es auch nur der Fall, weil wir absolut Alleine waren.
Doch dann wurde mir bewusst, dass sein breites Grinsen anderen Ursprungs war, beschämt registrierte ich, dass ich nur meinen Kinderpyjama mit Bärchenmotive am Körper hatte.
Ich schluckte kurz, als ich Harrys schmunzelndes Gesicht bemerkte, dass gebannt auf die Bären gerichtet war, und schlug ihm mit leicht errötetem Blick spielerisch auf den Arm, „willst du mich begaffen, oder willst du mir etwas zeigen?“ fragte ich gereizt, und hakte mich, wie in meinem Traum frech bei ihm ein.
Harry führte mich in ein nicht mehr benutztes Klassenzimmer, Tische und Stühle waren entlang den Wänden aufgestapelt.
Er führte mich zur gegenüberliegenden Wand, ein gewaltiger Spiegel auf zwei Klauenfüßen war dort aufgebahrt, er reichte bis zur Decke und oben auf dem goldenen Rahmen stand als Inschrift:
NERHEGEB Z REH NIE DREBAZ TILT NANIEDTH CIN
„Was siehst du, wenn du in den Spiegel schaust?“ fragte er flüsternd.
„Nichts...“, antwortete ich voreilig, denn ich konnte im Spiegel zunächst gar nichts erkennen.
Ich erwartete mein Spiegelbild nebst Harry, doch nicht einmal das war zu sehen.
„Dann komm ein Stück weiter in die Mitte“, flüsterte er.
Doch der Spiegel war immer noch leer, dann aber erschien, wie aus dem Nebel eine Gestalt, dann noch eine.
Eine junge Frau in einer schwarzen Robe, und einem Lehrbuch in der Hand, im Hintergrund erkannte ich die Umrisse Hogwarts, überrascht schlug ich die Hand vor meinen Mund.
„Mein älteres Ich“, staunte ich, „ich bin Lehrerin in Hogwarts“.
Ich verschwieg Harry, dass neben mir ein junger Mann mit rabenschwarzem Haar stand, dem noch dazu eine Nickelbrille auf der Nase schimmerte, und seine Stirn zierte eine Blitznarbe.
„Aber…“, stotterte ich, „sagtest du nicht Dumbledore hätte ihn wegbringen lassen?“
„Glaubst du allen Ernstes, dass ich mir die Chance entgehen lasse, wenigstens ab und zu nach meinen Eltern zu sehen?“ sagte er wie selbstverständlich, „Filch war nicht zu übersehen, und schon gar nicht zu überhören, als er ihn wegbrachte.“
„Der Spiegel kann dich aber auch in den Wahnsinn treiben“, erwiderte ich belehrend, „versprich mir, dass das nicht zur Regel wird.“
„Nur ab und zu“, erwiderte er kleinlaut, „Mine, zum ersten Male in meinem Leben standen mir meine Eltern greifbar nahe gegenüber, ich hatte nie etwas von ihnen, das war alles so real.“
Tränen eroberten seine Wangen, und schon er tat mir wieder leid, „ist ja gut Harry, trotzdem es ist nicht gut.“
Auf unserem Rückweg kam mir eine Idee, „würdest du mir den Umhang leihen, ich könnte versuchen in dem verbotenen Bereich der Bibliothek das zu suchen, was dir nicht gelungen ist, vielleicht habe ich mehr Glück.“
„Jetzt?“ fragte er erstaunt.
„Nicht jetzt…“.
„Gott sei Dank, aber bitte nicht bei Nacht und Nebel, es ist sehr unheimlich dort.“
„Ich will es morgen Abend probieren, kurz vor Schließung, du hast doch wieder Training, oder?“
Er hatte sogar sehr viel Training in den nächsten Tagen und Wochen, die Stimmung war äußerst gereizt, zum einen hatte Gryffindor die Chance zum ersten Male seit Jahren Slytherin mit einem Sieg gegen Hufflepuff zu überholen, zum Anderen wurde bekannt, dass ausgerechnet Snape das Spiel als Schiedsrichter leiten würde.
Die Angst war groß, in Erinnerung an sein erstes Spiel, „du solltest verzichten“, merkte ich an, selbst Ron versuchte es ihm auszureden, „brich dir einfach ein Bein“, erklärte er ungeniert.
„Ich kann nicht, wir haben keinen Ersatz, auch wenn mir nicht wohl dabei ist, ich will das Spiel spielen und gewinnen.“
Mein Ausflug mit dem Tarnumhang blieb zwar unbemerkt, aber leider auch ergebnislos.
Draußen wurde es langsam wieder Wärmer, der Schnee war strömenden Regen gewichen, alles war morastig und schlammig, und wir hatten immer noch keine Information über Nicolas Flamel gefunden, das war ganz schön frustrierend.
Harry war leider keine große Hilfe, das Training nahm ihn ausnahmslos in Anspruch.
Die meiste Zeit verbrachte ich mit Ron in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum damit, auf Harry zu warten.
Des Öfteren versuchte ich gegen Ron eine Partie Zauberschach zu gewinnen, hatte aber keine Chance.
Ron war einfach unglaublich und unschlagbar, Harry hatte nicht untertrieben.
Dann, an einem dieser Abende, Anfang April, fiel es uns sprichwörtlich vor die Füße.
Um ehrlich zu sein glaubte fast keiner mehr daran, das Rätsel Nicolas Flamel lösen zu können.
Ron hatte mich gerade wieder einmal im Zauberschach besiegt, enttäuscht lehnte ich mich zurück, Harry der gerade vom Training zurückkam, lächelte, weil es wohl endlich etwas gab indem ich meinen Meister gefunden hatte, da raschelte und wimmerte es an unserem Portraitloch.
In spannender Erwartung schauten wir gebannt in die Richtung aus der die Geräusche zu vernehmen waren, und staunten nicht schlecht, als Neville jammernd und weinend auf allen Vieren angekrochen kamen.
„Was ist denn mit dem los?“ fragte Ron erstaunt.
Mit einem letzten Ruck stürzte Neville förmlich in den Gemeinschaftsraum, sein Gesicht war mit Tränen überströmt, seine Beine waren zusammengeklammert.
„Beinklammerfluch!“ schrie Harry.
Sofort hob ich meinen Zauberstab und befreite Neville mit „Finite Locomotor Mortis“, aus seiner misslichen Lage.
Wie ein Hase musste er den Weg hoch zum Turm gehoppelt sein, tränenüberströmt berichtete er, dass Malfoy an ihm einen neu erlernten Fluch ausprobieren wollte.
„Melde ihn bei McGonagall“, empfahl ich ihm, doch Neville schüttelte energisch seinen Kopf, „ich will nicht noch mehr Schwierigkeiten haben“, meinte er.
„Du musst lernen dich zu wehren“, sagte Ron, „er ist daran gewöhnt, auf den Leuten herumzutrampeln, aber das ist kein Grund sich auch noch vor ihm hinzulegen, und es ihm noch leichter zu machen.“
Neville schluchzte, „du brauchst mir nicht zu sagen, dass ich nicht mutig genug bin um ein Gryffindor zu sein.“
Harry reichte ihm einen Schokofrosch entgegen, den er aus seiner Tasche herauskramte.
Seine Worte die er zu ihm sprach höre ich heute noch und waren bewundernswert: „Du bist ein Dutzend Malfoys wert, der sprechende Hut hat dich für Gryffindor ausgewählt, oder? Und wo ist Malfoy? Im stinkigen Slytherin.“
Man konnte förmlich zusehen, wie Neville plötzlich neuen Mut schöpfte, seine Lippen zuckten zu einem Lächeln, „danke Harry…“, atmete er durch, „danke für alles, hier hast du die Karte, du sammelst sie doch.“
Er reichte Harry die Sammelkarte aus der Schokofroschpackung entgegen.
Zunächst bemerkte ich gar nicht, wie Harry stutzte, ich war immer noch dabei ihn anzuhimmeln, ihn zu bewundern.
„Schon wieder Dumbledore“, sagte er, doch ich bemerkte, wie sein Gesicht kreidebleich und nachdenklich wurde.
Er drehte die Karte auf die Rückseite und sah Ron und mich mit einem Triumphlächeln an.
„Ich habe ihn gefunden“, flüsterte er euphorisch, „ich habe Flamel gefunden, ich wusste dass ich den Namen schon einmal gehört hatte, es war im Zug hierher, meine allererste Karte“, seine Augen glänzten, „hört zu“.
Harry begann uns die Rückseite der Karte vorzulesen:
„Professor Dumbledores Ruhm beruht vor allem auf seinem Sieg über den schwarzen Magier Grindelwald im Jahre 1945, auf der Entdeckung der zwölf Anwendungen für Drachenblut und auf seinem Werk über Alchemie, verfasst zusammen mit seinem Partner Nicolas Flamel!“
Wie vom Blitz getroffen, stand ich auf, „Wartet hier“, rief ich ihnen zu, und rannte in den Mädchenschlafsaal, öffnete meinen Koffer und holte das oberste Buch hervor, klemmte es unter meine Arme und rannte wieder nach unten.
„Ich habe nicht daran gedacht, hier drin nachzusehen“, rief ich aufgeregt, „es ist nur eine leichte Lektüre, schon vor ein paar Wochen habe ich es in der Bibliothek ausgeliehen.“
Ich blätterte Seite um Seite um, „ich hab es“, schrie ich schließlich auf, „ich hab’s gewusst! Ich hab’s gewusst!“
„Dürfen wir jetzt auch mal wieder sprechen?“ fragte Ron empört.
Ich überging ihn einfach, war viel zu aufgeregt, „hört zu: Nicolas Flamel…“, begann ich völlig aufgelöst, „…ist der einzige bekannte Hersteller des Steins der Weisen!“
„Des was?“ fragten die Beiden, mein Funken war wegen Unwissenheit noch nicht übergesprungen.
„Ach, lest ihr Beiden eigentlich nie?“ fragte ich empört, reichte ihnen das Buch entgegen und ließ sie die entscheidende Passage selber lesen.
„Die alte Wissenschaft der Alchemie befasst sich mit der Herstellung des Steins der Weisen, eines sagenhaftes Stoffes mit erstaunlichen Kräften. Er verwandelt jedes Metall in reines Gold. Auch zeugt er das Elixier des Lebens, welches den, der es trinkt, unsterblich macht.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es viele Berichte über den Stein der Weisen, doch der einzige Stein, der heute existiert, gehört Mr. Nicolas Flamel, dem angesehenen Alchemisten…“.
„Seht ihr“, sagte ich, nachdem sie ihre Köpfe aus dem Buch erhoben, „der Hund bewacht Flamels Stein, ich wette Flamel hat seinen Freund Dumbledore darum gebeten.“
In dieser Nacht schlief ich erleichtert mit einem Grinsen auf dem Gesicht und ein, doch leider holte mich der Alltag schon am nächsten Tag wieder ein.
„Wir wissen jetzt zwar, wer oder was Flamel ist, nur was fangen wir damit an“, fragte Harry etwas zerknirscht.
„Gute Frage“, gab ich ihm zur Antwort, doch sein Blick verfinsterte sich gerade, ich folgte seinen Augen und erkannte Snape am Ende der Linie.
Je näher das Spiel kam, desto nervöser wurde Harry, „ich werde definitiv spielen“, beteuerte er immer wieder.
Snape wurde zusehends gemeiner zu Harry, er ließ keine Gelegenheit aus, ihn zu schikanieren, die Zaubertrankstunden wurden nicht nur für ihn zur Qual, ich konnte dem Treiben nicht mehr zu sehen, stand aber nur ratlos daneben.
„Könnte Snape wissen, dass wir über den Stein Bescheid wissen?“ fragte mich Harry am Abend vor dem wichtigen Spiel gegen Hufflepuff, es war schon spät, und er konnte wohl nicht einschlafen, ich hatte wieder einmal beim Lesen die Zeit vergessen.
„Du solltest schlafen Harry, morgen ist das Spiel“, ermahnte ich ihn.
„Genau deswegen kann ich ja nicht schlafen“, erwiderte er mit missmutigem Gesicht, „außerdem hat mich wieder mal ein Albtraum geweckt.“
„Was war es dieses Mal?“ fragte ich ihn.
„Snape ist immer mit von der Partie … er hatte mir Quirrelles Turban auf den Kopf gedrückt, und ich bekam ihn nicht ab, weil er sich so dicht um meinen Kopf legte, dass es mir die Luft zum Atmen nahm.“
Er schaute mich nachdenklich an, und ich deutete ihm mit einem Kopfnicken an, seine eigentliche Frage zu stellen, „glaubst du Snape kann Gedanken lesen? Manchmal kommt es mir so vor.“
„Wundern würde es mich jedenfalls nicht“, gab ich ihm eine ehrliche Antwort.
Am nächsten Nachmittag wünschten Ron und Ich ihm alles Gute für das Spiel, er zitterte wie Espenlaub.
Nachdem sich Ron wegdrehte und den Weg zur Tribüne antrat, und ich mich vergewisserte, dass niemand uns beachten würde, legte ich meine Arme um Harrys Taille, und drückte ihn ganz fest und innig.
Es war zu spüren wie er sich langsam beruhigte und schwer ausatmete, „was würde ich nur ohne dich machen?“ flüsterte er in mein Ohr, „danke Mine“.
„Viel Glück, Harry!“ wünschte ich ihm erfreut über seine dankbaren Worte.
„Warte Ron“, rief ich meinem anderen Freund hinterher, „wir haben noch etwas Zeit bis das Spiel beginnt“.
„Und?“ fragte er überrascht.
„Komm mit“, ich schaute mich suchend um, damit uns niemand entdeckt, dann zog ich Ron hinter mir her in eines der leeren Klassenzimmer, „hol deinen Zauberstab raus, wutsche und wedle, und sprich mir nach, Locomotor Mortis, Locoomootor Mortis!“
Auf die Schnelle brachte ich ihm den Beinklammerfluch bei, wir testeten an einigen Insekten, die in dem Klassenzimmer umherschwirrten, Ron hatte schnell den Schwung heraus, so konnten wir schon nach kurzer Zeit zur Tribüne gehen, und unsere Plätze einzunehmen, wir waren auf alle Fälle vorbereitet, auch wenn Neville uns fragend ansah, warum wir mit dem Zauberstab im Schoß neben ihm saßen.
Eine falsche Bewegung von Snape und ich war gewillt alles zu tun.
„Also nicht vergessen, er heißt Locomotor Mortis“, murmelte ich.
„Ich weiß!“, fauchte Ron, „nerv mich nicht.“
Dann erfassten meine Augen etwas, das mein Herz jubeln ließ, „schau ... schau ... da“, stieß ich Ron aufgeregt an, der meinem Fingerzeig folgte, und seinen Kopf sofort in Snapes Richtung lenkte, „und schau dir Snape an, ich habe ihn noch nie so böse gucken sehen.“
Obwohl ich mir sicher war, dass Snape in Dumbledores Anwesenheit nichts unternehmen würde, so drückte ich Harry doch die Daumen, mit gekreuzten Fingern in meinem Schoß beobachtete ich Harry mit Adleraugen, bei jeder seiner Bewegungen zuckten meine Augen mit.
Ich war völlig auf Harry konzentriert, was um mich herum geschah bekam ich gar nicht mit, Aus späteren Erzählungen versuchte ich die folgenden Geschehnisse zu rekonstruieren.
Malfoy und sein Gefolge war an unseren Plätzen vorbeigelaufen, und verspottete auf übelste Weise Ron und Neville, es kam schließlich zu einem Handgemenge, indem sich sogar Neville tapfer gehalten habe.
Sie prügelten sich vor mir auf dem Boden, ich bemerkte es nicht, gebannt sah ich wie Harry sich im Sturzflug nach unten befand, es hielt mich nicht mehr auf meinem Platz, ich war aufgestanden, immer noch die Finger überkreuzt, und vor meine Brust haltend.
„Harry...“, schrie ich auf.
Die Menge begann zu jubeln, doch ich presste die gekreuzten Finger auf meinen Mund, und schrie unkontrolliert, „Harry“, immer wieder, „Harry“.
Ohne den Geschehnissen in meiner unmittelbaren Nähe Aufmerksamkeit zu schenken, drang ein Ächzen und Stöhnen vor meinen Füßen zu mir hoch, nur kurz schaute ich nach unten, und sah wie Neville und Ron auf die drei Slytherins einschlugen.
„Los, Harry!“ schrie ich nervös, für einen Moment stockte mir der Atem, Harry flog in Tuchfühlung an Snape vorbei, der bei seinem Luftzug zurückschreckte, dann war es soweit.
Die Zuschauer tobten, Harry reckte die Faust mit dem Schnatz in die Höhe.
Rekord!
Nur fünf Minuten dauerte das Spiel, noch nie wurde ein Schnatz so schnell gefangen.
Snape schäumte vor Wut, Ron und Neville ließen von den Slytherins ab, die sich verstört umsahen, und mit hochroten Köpfen durch die jubelnde Menge blickten.
Dumbledore lächelte und beugte sich flüsternd zu Harry hin.
Vor Freude warf ich mich erst Parvati um den Hals, dann war Ron an der Reihe, ich tanzte vor Glück.
Erst jetzt nahm ich wahr, dass Ron mit rotem Kopf eine blutige Nase hatte, „Hermine, du wirst mir langsam unheimlich“, sagte er, und drückte sich von mir weg, frei nach dem Motto, hoffentlich hat das Niemand gesehen.
Ich richtete meinen Zauberstab auf seine Nase und murmelte, „Episkey“, die Blutung an seiner Nase stoppte sofort, „aber behaupte bitte nie, wir hätten schlechten Einfluss auf dich“, lächelte Ron hinterher, und nach einem erneuten vorsichtigen Umschauen, umarmte er mich doch, ganz vorsichtig, und mit einer Distanz von einer Armlänge.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Im Gemeinschaftsraum warteten wir gemeinsam auf Harrys Rückkehr.
Die Zeit rückte voran, im Minutentakt blickte ich immer nervöser werdender, abwechselnd zur Uhr und zum Portraitloch.
Harry ließ sich Zeit, und meine Stimmung war am kippen, aus anfänglicher Euphorie wurde Wut, Verzweiflung.
Wo steckt Harry nur?
Seine Teamkollegen waren alle schon aus der Umkleide zurück.
„Hast du Harry gesehen?“ fragte ich verzweifelt Oliver Wood.
„Er war einer der Ersten, der die Umkleide verließ, ist er noch nicht hier?“ fragte er erstaunt.
Ich schüttelte meinen Kopf, Wood überlegte, „…ich sah ihn aus der Umkleide herausgehen, er schlug den Weg zu den Besenschränken ein, mehr weiß ich auch nicht.“
Weitere fünfzehn Minuten vergingen, es wird ihm doch nichts zugestoßen sein, dachte ich schon der Verzweiflung sehr nahe.
Ron bekam von alledem nichts mit, er feierte überschwänglich den Sieg, „wir haben gewonnen! Du hast gewonnen“, rief Ron plötzlich und unterbrach meine Gedanken, „und ich habe Malfoy ein blaues Auge verpasst“, begeistert klatschte er Harry auf den Rücken, „und Neville hat versucht, es allein mit Crabbe und Goyle aufzunehmen!“
Ron lachte, „er ist zwar noch immer nicht bei vollem Bewusstsein, redet aber die ganze Zeit von nichts anderem, als es den Slytherins zu zeigen!“
„Harry, wo hast du gesteckt!“, ich schrie so laut, dass er und Ron vor Angst zusammenzuckten.
Ich war wütend, das entlud sich gerade.
Er war völlig außer Atem, „das ist jetzt nicht so wichtig.“
„Nicht so wichtig?“ ich schäumte vor Wut.
„Es ist nichts für Jedermann Ohren, suchen wir uns ein Zimmer, wo wir alleine und ungestört reden können ... und dann wartet ab, was ich euch zu erzählen habe.“
Wir verließen den Gemeinschaftsraum unter Harrys Führung, das erstbeste Zimmer wurde inspiziert, und als er es für Okay befand, zog er mich und Ron hinein, „die Luft ist rein.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, polterte ich weiter.
Er überging das, „hör mir erst einmal zu...“, er schnaufte tief ein, und begann zu erzählen.
„Ich wollte gerade meinen Besen in die Besenkammer stellen, da sah ich wie eine vermummte Gestalt fluchtartig das Schloss verließ, mir war sofort an der Art klar, dass es sich um Snape handeln musste. Er ging raschen Schrittes Richtung des verbotenes Waldes, ich fragte mich sofort, was da vorgehen mag, und folgte ihm, die Bäume waren aber so dicht, dass ich nichts erkennen konnte, also sprang ich auf meinen Nimbus 2000 und stieg etwas höher, erst in Höhe der Wipfel konnte ich seine Umrisse wieder sehen, dann hörte ich Stimmen.“
„Stimmen? Mehrzahl?“ fragte ich fassungslos.
„Ich schwebte in die Richtung aus der die Stimmen kamen, auf einer Lichtung stand schließlich Snape, er hatte Quirrell schwer in der Mangel, so mein Eindruck, der stotterte jedenfalls weltmeisterlich, w-w-warum i-iihn Snape ausgerechnet h-h-hier t-t-treffen wollte.
Snape meinte, es sollte unter ihnen bleiben, die Schüler sollten schließlich nichts vom Stein der Weisen erfahren.“
„Hat er Stein der Weisen gesagt?“
Ron fielen fast die Augen heraus.
„Ich musste mich weiter vorlehnen, weil Quirrell etwas murmelte, das ich nicht verstand, dann hörte ich Snape fragen: Haben sie schon herausgefunden, wie sie an dem Untier von Hagrid vorbeikommen wollen? Quirrell stotterte jetzt noch schlimmer als zuvor, und versuchte zu leugnen, dann sprach wieder Snape: Sie wollen mich doch nicht zum Feind haben? Quirrell stotterte nur wirres Zeug, bis ihn Snape erneut unterbrach: schön ... dann sprechen wir uns wieder, wenn sie sich im Klaren sind, wem sie verpflichtet sind.“
Mein Blick war genauso erschrocken wie der von Ron.
„Also hatten wir Recht, es ist der Stein der Weisen, und Snape versucht jetzt Quirrell auf seine Seite zu bekommen, damit er ihm hilft!“
„Dann wird der Stein nicht mehr lange sicher sein“, murmelte ich.
Harry nickte.
„Wir müssen handeln.“
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