von rodriquez
„Mom?“
Wieder einmal Weihnachtsferien in Hogwarts.
Alle Kinder um einen versammelt.
Und der Jüngste Spross steht plötzlich vor deiner Couch, wo du genüsslich die Füße hochlegst, und starrt dich erwartungsvoll an.
Die Füße hochlegen ist natürlich purer Sarkasmus, wenn man bedenkt, dass man seit acht Uhr in der Früh in der Küche stand um für unzählige Personen (gefühlte fünfzig) ein gediegenes Weihnachtsessen zaubern möchte.
Wobei zaubern auch wieder purer Sarkasmus darstellt.
Nie hätte ich gedacht, irgendwann für so viele Menschen zu kochen, geschweige denn in einer Küche zu stehen.
Die Herrschaften wollten sich auch noch bedienen lassen. Besonders die ältere Generation hat urplötzlich immense Wehwehchen, und sind von jetzt auf nachher nicht mehr in der Lage die Salatschüssel heranzuziehen, obwohl sie nur wenige Millimeter entfernt steht.
Nein, da heißt es plötzlich: „Hermine Schatz reichst du mir den Salat?“
Ich kam gerade aus der Küche, getarnt als Fünf-Sterne-Koch, Mâitre und Depp vom Dienst in einer Person. Beim Abräumen musste ich einen Riesenslalom zwischen diesen Damen und Herren vollziehen, während der Herr des Hauses, die Weihnachtsgeschenke der Kids ausprobieren musste, und die Kids urplötzlich alle gleichzeitig zur Toilette mussten.
Ich hatte gar keine Ahnung, dass wir so viele Toiletten im Haus haben?
Das gleiche Szenario während dem Nachtisch, aber auch nach dem Kaffee (zwei Torten hatte ich auch noch am frühen Morgen verziert!).
Und unmittelbar nach dem letzten Krümel Torte rafften sich meine Eltern auch noch auf, und wollten sofort die Heimreise antreten.
Und endlich hatte ich dann geschafft meine qualmenden Socken auszuziehen, und die brennenden Füße hochzulegen. Eine Wohltat, die ich nicht einmal aussprechen konnte.
„Jamie?“, fragte ich den jüngsten Potter, was er denn von mir wolle.
„Mommilein“, säuselte er und kuschelte sich an meine Seite. „Du kennst doch bestimmt noch eine Geschichte, die niemand sonst erfahren hat?“
Tja, die Potter-Männer, eines können sie perfekt: Trotz Ärgernis schafften sie es immer wieder, mir ein Lächeln abzugewinnen.
„Du möchtest eine Geschichte hören, die wir nie erzählt haben, und von der Niemand je erfahren hat, und die trotzdem voller gefährlicher Missionen, Monster, Unmenschen und Todesser wimmelt?“
Mein Junior zwinkerte aufreizend mit seinen falschen Wimpern.
„O-Ja“, kam aus gleich mehreren Kehlen.
In Sekundenschnelle hatte ich die ganze Bagage um mich herum, den Göttergatten bekam ich gratis hinzu serviert.
Perfekt eingefädelt und Jamie vorgeschickt, weil jeder weiß, dass ich dem Benjamin in unserer Familie keinen Wunsch abschlagen kann.
„Also denn“, keuchte ich. „Überlegen wir mal…“
Es war einmal…
So begann ich ohne nachzudenken eine Geschichte zu erzählen, über die wir nie gesprochen hatten.
Es war einmal…
Jede Geschichte von der man nicht weiß, ob sie wahr oder erfunden ist, beginnt gerne mit diesen Worten.
Ob sie stimmt oder ob ich euch etwas vorschwindle bleibt euch überlassen.
Aber es sei euch gesagt, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass sich das Folgende tatsächlich so zugetragen hat.
Die brave und fleißige Hermine hatte es sich eines Abends in ihrem Sessel vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum bequem gemacht.
Vor ihr auf dem Boden und auf dem Tisch türmten sich, wie üblich Unmengen an Büchern.
Unterdessen widmete sich der unartige und faule Harry seiner Lieblingsbeschäftigung.
Quidditich.
Und das, obwohl es ihm in diesem Jahr verboten wurde, und keine Hoffnung bestand, dass er es je an dieser Schule mehr praktizieren könnte.
Was er tat, war mir gleich. Er wollte nicht hören, und dann sollte er auch die Konsequenzen tragen, ob er wirklich mitspielte, oder nur als Zuschauer in einer geheimen Ecke stand, war mir schnuppe.
Draußen war es bitter kalt, und der seit Tagen anhaltende Regen ging langsam in Schnee und Eis über.
Sollte er sich doch den Hintern abfrieren, dachte ich aufgewühlt, wie so üblich, wenn er nicht auf mich hören wollte.
Leider spürte ich in den Tagen zuvor, dass er versuchte sich langsam aus meinen Fängen zu befreien.
Vielleicht war es die Enttäuschung, weil ich bemerkt hatte, dass es für ihn auch andere Mädchen außer mir gibt, und er Interesse an einer diesen Furien zeigte.
Warum quäle ich immer meine Gedanken?
Meine Konzentration war dahin, ich schaffte es kaum das richtige Buch aus dem Bücherberg herauszuziehen.
Dieser Idiot hält sich bestimmt wieder nicht an die Regeln, schwingt seinen Arsch auf den Besen und bei den Adleraugen von Dolores Umbridge wird er unsanft landen.
Sie wartet doch nur auf Fehltritte, um ihn weiter foltern zu können.
Warum machst du dir darüber Gedanken?
Kaum gedacht, stand er schon vor mir.
Noch habe ich ihn nicht gesehen, aber ich spürte immer seine Anwesenheit.
Trotzig hielt ich meinen Blick auf einem ungeöffneten Buch. Das Feuer im Kamin knisterte, und entwickelte eine wohlige Atmosphäre, ganz im Gegensatz zu dem Wind und Regen, der gegen die Fenster trommelte.
Erst nachdem etwas Feuchtes auf mein Buch tropfte riskierte ich argwöhnisch aufzusehen.
Meine Augen erfassten im wahrsten Sinne des Wortes einen Jammerlappen.
Schlotternd vor Kälte, triefend vor Nässe. Regen perlte aus seinen ungekämmten, zotteligen Haaren, die Brille saß schief auf seiner Nase, ein Bügel war gebrochen, und ein Glas gesprungen.
„Es ist nicht das, nach was es aussieht, oder das, was du jetzt denkst“, sagte Harry mit schlotternden Zähnen.
„Woher willst du wissen, was ich denke?“
Ein besonderes Geschenk meinerseits, einen sehr argwöhnischen, allwissenden Blick.
„Ich brauche deine Hilfe…“
Wusste ich’s doch!
„Hast du Zeit, und würdest mit mir kommen?“
Ich atmete schwer durch, was in ein tiefes Seufzen mündete.
„Was hat der berühmte Harry Potter dieses Mal angestellt?“
„Würdest du einfach mitkommen, und dir diese Kommentare sparen?“
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und zählte leise auf Zwanzig.
„Wenn du mir nicht helfen willst, dann sag das Bitte, und ich suche mir Jemand, der gewillt ist zu helfen“, presste er plötzlich wütend hervor, und irgendetwas in seiner Stimme löste die Alarmglocke in meinem Kopf. „Ich sage dir schon, dass es nichts damit zu tun, was du gerade gedacht hast, was ich getan haben könnte.“
„Willst du dir nicht erst einmal trockene Sachen überziehen?“, sagte ich, während ich mich in die Höhe quälte.
„Keine Zeit“, murmelte Harry, und marschierte bereits vor mir her.
Ein Kichern konnte ich nun doch nicht mehr unterdrücken.
Ein brillanter Anblick bot sich meinen Augen.
Ein splitterfasernackter, attraktiver Hintern lugte aus einer völlig zerrissenen Hose heraus, und regte meine Sinne an, nur nicht so, wie ihr jetzt vielleicht denkt. Nein, reine Schadenfreude.
Wie auf dem Catwalk stolzierte Harry vor mir her, und drehte immer wieder dieses Hinterteil, wie eine Diva.
Nachdem wir das Portraitloch durchschritten hatten, hatte ich ein Einsehen und korrigierte mit einem „Reparo“ den Anblick.
Einige Stockwerke durchquerten wir schweigend, Harry vor mir her, und ich fragte mich was denn nun wieder Geheimnisvolles anstehen würde.
Überraschenderweise führte er mich in die Eulerei, wo er dann auch sein Schweigen brach.
„Es geht um Hedwig“, flüsterte er. „Ich habe sie vor wenigen Minuten mit einem Brief an Tatze losgeschickt.“
Deswegen sein Schweigen, Angst vor Langziehohren.
„Zunächst freute sie sich mich zu sehen, doch dann beim Blick auf den Brief in meinen Händen und gleichzeitig auf das Wetter draußen, fiepte sie empört, und zwickte mir in den Finger. Schließlich ließ sie sich doch erweichen und flog los, während ich ihr hinterher blickte.“
Fragend sah ich ihn an.
„Sie schwankte gehörig durch den aufbrausenden Wind und den starken Regen, doch kurz bevor sie aus meinen Augen verschwand, sah ich einen hellen, feuerroten Lichtblitz, dann nichts mehr. Ich verlor keine Zeit schwang mich auf den Besen und ab die Post.“
„Warum nimmst du einen Besen mit in die Eulerei?“
„Weil … Weil … Weil“, stammelte er und ich dachte: weil ich noch zum Quidditch wollte…
„Weil … ist doch egal. Ich war froh, dass ich ihn dabei hatte.“
„Du bist ihr hinterher geflogen?“
„Nein, ich bin aus dem Fenster gefallen, und dabei bin ich nass geworden, habe mir die Schürfwunden und die verrissenen Klamotten zugezogen“, dabei verdrehte er seine Augen. „Natürlich habe ich mich auf den Besen geschwungen und bin hinterher!“
„Und jetzt?“
Zu meiner Überraschung rief er seinen Besen herbei und sah mich erwartungsvoll an.
Völlig starr vor Angst blickte ich abwechselnd vom Besen zu Harry und zum Unwetter draußen.
„Das ist nicht dein Ernst?“
„Hermine, was ist los mit dir?“
„Was soll los sein?“, höhnte ich. „Du kennst meine Aversion gegen Besen, und das Wetter draußen regt auch nicht gerade zu Hochstimmungsgefühlen an.“
„Also bist du nicht bereit mir zu helfen?“
„Das habe ich nicht gesagt“, korrigierte ich. „Warum fragst du nicht Cho?“
„Das ist es also!“, keuchte Harry. „Bist du etwa eifersüchtig?“
Tödliche Blicke schossen ihm entgegen, zu mehr war ich nicht in der Lage, denn eigentlich hatte er Recht, und aus Angst vor einer Blamage versiegelten sich meine Lippen.
„Hermine, Hedwig hatte einen Brief für Tatze dabei?“, erstaunt starrte mich Harry an. „Wen sonst außer dir könnte ich also um Hilfe bitten?“
„Was ist bei deinem ersten Ritt da draußen geschehen?“
„Um das herauszufinden brauche ich dich“, antwortete Harry. „Die Sicht war so schlecht, dass ich nichts erkennen konnte, ich wurde von etwas Unbekanntem attackiert, und bevor ich reagieren konnte stürzte ich durch die Wipfel der Bäume.“
„Bist du wahnsinnig?“
Erst in diesem Moment registrierte ich die Gefahr, in die sich der nichtnachdenkende Bruder Leichtsinn sich wieder gebracht hatte.
„Bitte, Hermine“, keuchte Harry. „Das Gelände ist gegen böse schwarze Magier noch geschützt. Was außer dem Unwetter hätte mich also da draußen erwarten sollen? Außerdem geht es um Hedwig, was hättest du an meiner Stelle getan. Jede Sekunde könnte Verschwendung sein.“
Harry schwang seinen Allerwertesten auf das magische Flugobjekt, hielt sich mit der Linken am Griff fest und packte mit der Rechten meine Hand, mit der er mich in seinen Rücken hievte.
Mit einem kräftigen Stoss erhoben wir uns in die Höhe, wo Harry zunächst einen Kreis flog um mit Schwung die schmale Öffnung, dem Eulenabflupunkt, zu treffen.
Ich zog meinen Kopf ein, als wir hindurch ins Freie schnellten.
Binnen weniger Sekunden war ich bis auf die Haut durchnässt.
Der Starkregen und die orkanartigen Böen waren noch schrecklicher, als vermutet.
Der Wind rüttelte uns gehörig durch, ganz fest schlang ich meine Arme um Harry Brust und presste mein Gesicht in seinen Rücken. Der Regen wirkte durch den Fahrtwind und die Geschwindigkeit, wie kleine Eisbrocken, oder Hagelkörner.
Während Harry zunächst steil nach oben in Richtung der Dächer der Schule flog spürte ich vor Kälte und Nässe meine Hände und Füße nicht mehr. Die Regentropfen schnitten trotz seines schützenden Rückens in mein Gesicht.
Er steuerte die Wipfel der Bäume des dunklen, verbotenen Waldes an. Offensichtlich wusste er genau in welche Richtung wir mussten.
„Da … vorn … abgestürzt“.
Nur Bruchstücke seiner Worte waren zu verstehen. Der Wind schnitt die übrigen Wörter ab, wenn er sie überhaupt ausgesprochen hatte.
Der Besen schwankte hin und her, wir wurden kräftig durchgeschüttelt und plötzlich wurde der Flug etwas angenehmer, ruhiger, der Regen schien nachzulassen, und der Wind verflüchtigte sich vollends, bis ich die Ursache erkannte, und wir uns bereits im Sinkflug durch die Bäume befanden. Höllische Schmerzen verursachten die Äste, die gegen alle Teile unserer Körper schlugen. Über uns kreiste ein riesiges Untier.
Noch nie zuvor hatte ich etwas Derartiges gesehen.
War es ein feuerspeiender Adler, oder vogelartiger Drache?
Um uns herum leuchtete plötzlich die Luft in einem unheimlichen roten Licht.
Feuer, das an den pitschnassen Ästen keine Nahrung fand, aber uns gehörig heiß unter dem Hintern machte. Harry lenkte den Besen mit Sozius weltmeisterlich durch alle Unwegsamkeiten. Immer wieder spie das Untier eine Feuerbrunst in unsere Richtung. Endlich erreichten wir einen kleinen Felsvorsprung des angrenzenden Gebirges. Harry brachte den Besen zum Stillstand, und unsere volle Aufmerksamkeit richtete sich auf unseren Gegner.
Im ersten Moment versuchten wir im Schutz der kleinen Aushöhlung zu Atem zu kommen.
„Was ist das?“, schrie ich, und die Worte hallten, wie ein Echo in unseren Ohren.
„Expelliarmus!“ schrie Harry, den Zauberstab erhoben. „Stupor!“
Keiner der Zauber zeigte Wirkung. Ich zitterte vor Angst, vielleicht war es aber auch die Kälte, die mich befiel.
Von einer plötzlichen Idee befallen schrie ich „Finite Incantatem“.
Der Lichtstrahl aus meinem Zauberstab raste auf das Untier zu und traf mitten durch eine neuerliche Feuerbrunst dessen Gesicht.
Ein lautes, explosionsartiges Geräusch ertönte, und unter einem Zischen und einer riesigen Rauchentwicklung zeigte der Zauber eine Wirkung.
Ein greller Lichtkegel entstand und das Untier löste sich in zehntausende Papierfetzen auf, die von Sturm und Starkregen in alle Richtungen davon getragen wurden.
„Was war das für ein Wesen?“, fragte Harry atemlos.
Der Felsvorsprung gewährte uns Schutz vor dem orkanartigen Wind, dennoch peitschte der Regen gegen unsere Kleidung.
„Eine magisch erschaffene Abwehrwaffe“, resümierte ich.
„Umbridge?“, fragte Harry und ich ging davon aus, dass er mit seiner Ahnung richtig lag.
„Wo sollen wir jetzt nach Hedwig suchen?“, keuchte ich, während ich den letzten Papierfetzen eines vielleicht sogar schwarzmagisch erschaffenen Wesens hinterher starrte.
„Hier“, hatte Harry zu meiner Überraschung eine Antwort parat.
Ich drehte mich um und bemerkte eine kleine Felsspalte, aus der ein gequältes Fiepen erklang.
Harry griff in die Spalte, schreckte aber sofort schmerzverzerrt zurück. „Hedwig!“ schrie er erschrocken, und rieb über eine gehörige Bisswunde an seinem kleinen Finger.
„Da nimmt dir wohl Jemand übel, dass du sie bei diesem Unwetter auf die Reise schicken wolltest“, grinste ich schadenfroh.
„Komm, Hedwig“, flüsterte ich vorsichtig, schielte in die schmale Öffnung und streckte langsam und vorsichtig meine Hand nach ihr aus. Ich konnte ihren Schnabel spüren, dann ihr weiches, völlig durchnässtes Gefieder, dann spürte ich, wie sie ihr Gefieder gegen meine Hand drückte. Erst jetzt ließ sie sich von mir packen und aus der Spalte herausziehen. Ich spürte ihr kleines Herz, das wild und unkontrolliert gegen meine Finger klopfte, sie zitterte und ihr Gefieder war verklebt.
Es war Blut, das ihr Gefieder verklebte, und ein Flügel schien gebrochen zu sein, ebenso stand einer ihrer Krallenfüße im neunzig Grad Winkel seitlich ab. In ihren Kulleraugen konnte man die Angst erkennen, die über sie hereingebrochen war. Harry näherte sich langsam an, und streichelte vorsichtig über ihr Gefieder. Endlich hatte sie ihren Freund akzeptiert, und rutschte mit letzter Kraft in seine Hände.
„Du kannst nicht, wie ein Holzfäller mit der Tür ins Haus fallen. Hedwig ist ein zartes Wesen und außerdem ein Mädchen, das man so nicht behandelt.“
„Du sprichst nicht zufällig von dir?“, hakte Harry nach. „Ich habe dir nichts getan, und trotzdem gehst du mich an, wie eine Furie, von wegen, zarte Wesen.“
Eine kurze Ruhephase nutzen wir aus um den Rückweg anzutreten. Der Wind hatte gedreht oder war abgeflacht, jedenfalls glaubte Harry der Moment wäre ideal.
Ein Trugschluss, wie sich bereits auf den ersten Metern zeigte, denn erneut wurde uns bewusst, welches Wetter eigentlich über diesem Teil Britanniens herrschte.
Die kurze Ruhephase war, wie die Ruhe vor dem Sturm, der längst ein Orkan war, und es erschien uns noch schlimmer, als zuvor.
Selbst ein Weltmeister des Besenfluges, wie Harry Potter hatte nun Probleme sein Fluggerät gerade zu halten, und das obwohl ihm beide Hände zur Verfügung standen. Hedwig hatte er in sein Shirt gepackt und unter seiner Jacke versteckt. Der Flug wurde immer unwegsamer, der Besen schwankte bedrohlich. Über dem verbotenen Wald hatten wir gehörige Seitenlage. Ich fasste mehrmals nach, um nicht in das tiefschwarze Nichts unter mir zu stürzen.
Wir hatten den Wald gerade hinter uns gelassen, als uns eine neue, gewaltige Böe mit voller Wucht traf, und die unseren Flug vollends ein Trudeln brachte. Mit letzter Kraft gelang es Harry den Absturz zu vermeiden, aber die Böe hatte uns mindestens hundert Meter vom Kurs abgebracht. Wir krachten gegen einen kräftigen Ast, der Besen rauschte ins Nirwana davon, und seine Reiter ächzten freihängend mit einem dicken Ast in der Magengrube, die Nässe ließ uns abrutschen, wir fanden keinen Halt. Jeder Handgriff um Halt zu finden, war wie ein Schritt auf Glatteis, so fielen wir ab und landeten zumindest in einem weichen, morastigen Boden.
„Schnell!“, schrie Harry, packte meine Hand und zog mich durch den Morast. „Da Rein!“.
Wir fielen durch eine kleine Öffnung, die mir sehr bekannt vorkam.
Kurzzeitig wurden Erinnerungen an unser drittes Schuljahr wach, als wir den schmalen Tunnel in Begleitung von Sirius, Remus, einem geschockten Snape, Ron sowie der hässlichen Ratte in die entgegengesetzte Richtung gingen.
„Die heulende Hütte?“, erwähnte ich, während Harry den Weg in die Hütte ansteuerte.
„Für den Moment ist die Hütte sicherer, als zu Fuß durch das Unwetter zum Schloss.“
„Aber mit dem Besen hindurch fliegen“, stöhnte ich mit rollenden Augen, die er natürlich nur erahnen konnte. Mit letzter Kraft robbten wir durch den Tunnel.
Das Zimmer indem wir zum ersten Mal Sirius gegenüberstanden war zumindest einigermaßen warm. Harry platzierte Hedwig vorsichtig auf dem alten Bett, und rieb sie mit einem Tuch trocken. „Ihr Flügel und ein Bein scheint gebrochen zu sein“, murmelte er. „Außerdem sind ihre Federn angesengt und sie hat eine tiefe Risswunde an ihrem Bauch.“
„Wir sollten uns trocknen und etwas aufwärmen“, keuchte ich und schniefte mit einer tropfenden Nase. Den ersten Anzeichen einer gewaltigen Grippe.
„Zieh die nassen Sachen aus und häng sie zum Trocknen über die Stühle“, antwortete Harry, und erschreckte mich damit sehr.
„Ich soll…“, stammelte ich.
„Dich ausziehen“, vervollständigte Harry mit ernster Miene. „Oder willst du dir den Tod holen?“
„Aber…?“, stammelte ich verlegen und sah mich peinlich berührt um.
Harry stöhnte. „Sprech’ ich irgendwie undeutlich? Hier…“. Mit seinem Zauberstab befreite er eine Decke von Staub und Schmutz, und reichte sie mir lächelnd entgegen. „Mach dich nackig, Cherie.“
Noch während ich die Decke entgegennahm schälte er sich bereits seine eigenen nassen Klamotten vom Leib.
Er stand bereits nur noch mit Unterhose bekleidet vor mir, als ich noch immer mit offenstehendem Mund in seine Richtung gaffte.
„Was ist?“, stöhnte er ein weiteres Mal, „genierst du dich etwa?“
Ich schlug empört auf seine Finger, als er sich an meiner auf der Haut klebenden Bluse zu schaffen machte.
Schließlich benötigte ich doch seine Hilfe, drehte ihm dabei aber verschämt den Rücken zu, während die Bluse endlich über meinen Kopf flutschte.
BH und Unterhose, mehr war nicht an meinem Körper, und hinter mir stand Harry, und ich hoffte er hätte den Anstand mir seinen Rücken zuzuwenden.
Doch wieder einmal überraschte er mich, indem er die Decke, die sich immer noch in meinen Händen befand an sich nahm, und meinen Oberkörper damit bedeckte. Vorsichtig rieb er die Decke über meine Haut. Ich spürte, wie ich mich langsam entspannte, und wie mein Körper von nasskalt auf kochend überging.
Leider beendete er nach ein paar Minuten seine rubbelnde Tätigkeit und wandte die gleiche Taktik an seinem eigenen Körper an. Er stellte sich dabei aber sehr dämlich und umständlich an.
Absichtlich?
Ich erbarmte und revanchierte mich bei ihm, bis ein empörtes, jammerndes Fiepen von Hedwig unser Treiben unterbrach.
Grund genug die Decke vollständig um meinen Körper zu schlingen, meinen Zauberstab in die Hände zu nehmen, und mich um das verletzte Tier zu kümmern. Harry kniete neben mir, hob die Flügel an, während ich Heilzauber anwandte. Erschöpft sackte Hedwig zusammen und steckte ihren Schnabel unter ihr Gefieder.
„Was tun wir jetzt?“, fragte ich Harry.
Es waren die ersten gesprochenen Worte nach einer gefühlten Ewigkeit Stillschweigen.
„Du könntest einen Trocknungszauber auf unsere Klamotten legen“, gab Harry zum Besten, was ein weiteres rotes Leuchten in meinem Gesicht hervorrief.
Das ich da nicht selber darauf gekommen bin…
Mit schnellen Schritten eilten wir zurück zum Schloss, der Regen hatte nachgelassen und wir erreichten einigermaßen trocken mit einer Decke über dem Kopf gespannt, das Portal.
Die Uhren im Schloss schlugen Mitternacht, als ich mit einem kräftigen Niesen die Stufen Richtung Gemeinschaftsraum betreten wollte.
Harry hielt mich zurück.
„Du solltest mich auf die Krankenstation begleiten“, riet er mir, während ich einer weiteren Niesattacke ausgesetzt war. „Poppy kann uns einen Erkältungstee aufsetzen, während sie nach Hedwig schaut.“
Die Idee war hervorragend, zunächst jedenfalls.
Wir hätten Madame Pomfrey besser kennen sollen, vor allem, nachdem die Niesattacken regelmäßiger kamen, und die Nase unaufhörlich zu tropfen begann.
„Deine Eule wird morgen schon wieder herumfliegen können“, erwähnte sie, „aber ihr Beide bleibt über Nacht auf der Krankenstation. Was um alles in der Welt habt ihr euch dabei gedacht, bei dem Unwetter ins Freie zu gehen?“
„Hedwig ist abgestürzt, und dann sind wir zur Hilfe geeilt“, erklärte Harry.
„Da musstet ihr aber lange suchen?“, wunderte sich Poppy, und reichte jedem eine Tasse mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. „Trinkt“, forderte sie uns unmissverständlich auf. „Es hat schon vor zwei Stunden aufgehört zu regnen, und ihr kommt erst jetzt zurück?“
Zwei Stunden? dachte ich erschrocken.
„Wir haben nicht sofort die Absturzstelle gefunden“, schwindelte Harry ungeniert, und ich war froh, dass er das Reden übernahm.
Ihr kennt meine Fähigkeiten beim Lügen…
„Schweigt“, herrschte uns Madam Pomfrey an. „Und ihr braucht nicht zu lügen. Ich will keine weiteren Detail wissen“.
Wärmend drehte ich die Tasse durch meine Finger, und spürte eine aufkommende Grippe.
Meine Augen wurden schwer, und meine Pupillen begannen sich im Kreis zu drehen.
„Trinken“, befahl Pomfrey mit Blick auf den Tee, „Nicht angaffen. Bis Morgen habt ihr es überstanden.“
Meine Stirn glühte.
Die Flüssigkeit hatte durchschlagende Wirkung. Mir trat regelrecht und nicht gelogen Dampf aus den Ohren. Harry sah aus, als wäre er eine Dampf-Lok, zumindest gab er bei dem austretenden Dampf ähnliche Geräusche von sich.
Unmittelbar danach ließ er sich auf dem Bett, auf dem er am Fußende saß zurück in die Kissen fallen. Er schaffte es nicht einmal mehr die Schuhe auszuziehen.
„Hermine“, hörte ich Pomfreys Stimme, sie klang weit entfernt. „Nein, nicht da … das sollte für dich….“
Die Stimme der Heilerin klang weit entfernt, und war schließlich gar nicht mehr zu hören. Tiefschwarze Nacht hatte ich vor Augen, und als ich überrascht die Augen öffnete, fand ich mich in Harrys Armen wieder, tief eingemummelt in eine Decke, beide bekleidet nur in Unterhose und Unterhemd.
Der Vorfall wurde nie erwähnt, niemand außer Harry, mir und mit Abstrichen, Madame Pomfrey hat je erfahren, was in dieser Nacht geschehen war.
„Madame Pomfrey hat euch in - einem - Krankenbett schlafen lassen?“, staunte Lily.
Harry nickte. „Wir hätten so schön und friedlich geschlafen, dass sie keine Veranlassung sah, an der Situation etwas zu ändern. Sie hatte uns lediglich die unbequeme Kleidung entfernt, eine dicke, wärmende Decke um uns gelegt, und einen Vorhang gegen neugierige Blicke vorgezogen.“
„Das Untier?“, fragte Teddy.
„…war zum Abfangen der Eulen“, bestätigte Harry.
„Und Niemand hat bemerkt, dass ihr die Nacht auf der Krankenstation verbracht habt?“, staunte Lily.
„Wir waren zurück, bevor die anderen wach wurden“, erklärte ich meiner Tochter. „Der folgende Tag war ein Samstag, und alle, die uns hätten vermissen können sind Langschläfer.“
„Aber ihr wart doch nicht in euren Betten?“
„Die Mädchen meines Schlafraumes scherten sich nicht darum, ob ich da wäre oder nicht. Ginny nächtige seit dem dritten Jahr im Schlafraum ihres Jahrganges.“
„Und Ron“, fügte Harry hinzu, „der Einzige, der mein Bett einsehen konnte, lag bereits früh in den Federn. Durch das Unwetter wurden die Quidditch – Proben abgesagt worden, aber das haben wir auch erst später erfahren.“
Fast alle Augen unserer Zuhörer lagen gebannt und aufmerksam auf dem älteren Semester, aber eben nur fast Alle.
Bereits seit der Ankunft in Kings Cross fiel mir die Reserviertheit von Teddy auf.
Auch heute saß er teilnahmslos auf der Couch, hatte seine Rücken gegen die Rücklehne gepresst, und ließ seine Beine herunterbaumeln.
Lily hatte es sich in gewohnter Manier zwischen seinen Beinen auf dem Boden bequem gemacht, und obwohl er ihren Nacken graulte und die Ansicht der Beiden Erinnerungen an Harry und mich in jungen Jahren weckte, merkte ich doch, wie Remus Junge sehr nachdenklich wirkte.
Mit einem Augenzwinkern machte ich Harry auf meine Beobachtung aufmerksam.
Er verstand sofort, und nickte mir zu.
„So, wie ich das sehe gehen unser Getränke zur Neige“, sagte er mit einem Kennerblick durch die Reihen. „Teddy? – würdest du mir helfen Neue zu besorgen?“
Ihre Abwesenheit dauerte fast eine halbe Stunde, und den Grund sollte ich erst spät in der Nacht erfahren.
„Teddy hat Sehnsüchte nach seinen Eltern, oder besser nach Remus“, begann Harry nach einem innigen, heißen Gute-Nacht-Kuss zu erzählen. „Offenbar hat er versucht auf den Spuren seines Vaters zu wandeln.“
„Warum jetzt?“ wunderte ich mich. „Warum kommen ausgerechnet jetzt diese Gedanken?“
„Dazu komme ich gleich“, flüsterte Harry, und beschenkte mich mit einem weiteren Kuss. „Er hat Plätze aufgesucht, an denen er hoffte Hinweise zu finden, und die er aus Erzählungen kannte.“
„Die heulende Hütte?“
Harry nickte. „Das alte Büro seines Vaters, der verbotene Wald…“, an dieser Stelle stockte Harry. „Er hat etwas gefunden, was ihn fast da ganze Halbjahr um den Verstand brachte.“
„Der Stein der Auferstehung“, ein spontaner Gedanke. Ein spontaner Schock. Eine schreckliche Vorahnung.
„Keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, ausgerechnet diesen Stein zu finden. Die Nadel im Heuhaufen.“
„Wir haben ihnen unzählige Male die Geschichte erzählt“, schüttelte ich meinen Kopf. „Er brauchte nur deinen eventuellen Weg zu Voldemort zu gehen. Immerhin war es auf deinem Weg das letzte Mal, dass Remus in Erscheinung trat.“
„Er hat das ganze letzte Halbjahr mit sich gekämpft ihn einfach zu drehen“, schluckte Harry. „Er hat es nicht getan…“
Ein erleichtertes Ausatmen rutschte über meine Lippen. „Was hast du ihm geraten?“
„Du kennst mich“.
Harry schenkte mir ein gequältes Lächeln, und drückte sich ganz dicht an mich heran.
„Du hättest nicht widerstanden. Der Spiegel NERHEGEB“, brachte ich meine Vermutung zum Ausdruck.
„Einmal sollte er ihn benutzen“, flüsterte Harry mit zitternder Stimme. „Ein einziges Mal. An einem Ort, den man mit Remus in Verbindung bringt…“
„Die heulende Hütte“.
„Ich werde Teddy zur Seite stehen, aber er wird ihnen allein gegenübertreten“, erklärte Harry. „Ist es vollbracht wird er mir den Stein wieder aushändigen.“
„Wieder?“
„Um der Versuchung nicht doch zu widerstehen hat er ihn mir freiwillig ausgehändigt.“
Harry kuschelte sich dicht an mich heran, und knapperte an meinem Ohrläppchen. „Was?“ keuchte ich, völlig in Gedanken versunken.
„Früher hat dich das angetörnt“, schluchzte Harry.
„Heute funktioniert das auch noch…“, lächelte ich zurück.
„…wenn nicht gerade etwas anderes in deinem hübschen Köpfchen vorgehen würde“, vervollständigte Harry. „Übrigens werden deine Eltern auch immer seltsamer. Warum um alles in der Welt mussten sie ausgerechnet noch heute Abend zurückfahren? Sind sie nicht mehr gerne bei uns?“
„Was?“
„O- Hermine, wo sind heute Abend nur deine Gedanken?“, stöhnte Harry. „Dann will ich mal ganz schnell daran was ändern.“
Ganz zärtlich wanderten seine Finger auf die nackte Haut unter meinem Negligee…
Das Ende der Weihnachtsferien rückte näher, James und Cindy wollten nach einem Abstecher bei Alicia und Daniel früher nach Hogwarts zurückkehren, während Teddy und Lily den Hogwarts-Express nutzen wollten.
In der Nacht vor ihrer Abreise erwachte Harry schweißgebadet, und sah sich verstört um, sein ganzes Bett war zerwühlt.
Er war gefangen zwischen Leintuch und Decke.
Erschrocken ging ich in die Höhe, und starrte verstört zu ihm hinüber.
Der erste intensive Albtraum seit Jahren, dachte ich, und mein Herz begann einen schnellen Takt zu schlagen.
Hoffentlich war das kein schlechtes Omen.
Behutsam strich ich über seine klitschnasse Stirn.
„Du hast geträumt, Harry, ich bin da, alles ist gut.“
Kopfschüttelnd und voller Angst starrte mich Harry an.
Seine Augen weit aufgerissen, seine Wangen zitterten.
Dann nachdem er mehrmals ein und ausgeatmet hatte, schloss er für einen kurzen Augenblick seine Augen, und sagte, „Nichts ist gut, Mine, wir sind alle in Gefahr, er ist zurück!“
„Harry, es war nur ein Traum!“
„Nein Mine, glaube mir“, er schluckte kurz, „unsere Kinder sind in Gefahr … in großer Gefahr!“
„Harry?“, schüttelte ich beruhigend meinen Kopf. „Du hast geträumt!“
„Nein, bitte glaube mir, dieser Traum war Anders, ich habe wieder die Vorahnungen“, er stockte kurz, nahm mich in den Arm, und ich spürte ein gewaltiges Zittern seines Körpers, „pack ein paar Sachen zusammen, schnapp dir Teddy und Lily, und bringt euch in den Fuchsbau in Sicherheit, bitte glaube mir, irgendetwas stimmt nicht, und es betrifft alle die uns Nahe stehen. Im Fuchsbau seid ihr wenigstens nicht Alleine.“
„Und was hast du vor?“
„Ich gehe sofort nach Hogwarts, ich muss mich vergewissern, und Minerva kontaktieren.“
Harry stand auf, zog sich an, holte seinen Zauberstab und seinen Tarnumhang aus seinem Schreibtisch.
„Harry, es ist zwei Uhr nachts?“
Ganz in Gedanken versunken strich er über seinen Zauberstab, „wann habe ich ihn eigentlich zum letzten Mal benutzt?“, murmelte er.
„Gestern“, flüsterte ich in seine Richtung.
Längst stand ich abreisefertig mit Lily und Teddy hinter ihm. „Du hast dich auf die Suche nach Schlangen in unserem Garten gemacht.“
„Was ist los, Dad?“
„Ich weiß es nicht, aber wir sind in Gefahr, ich spüre es“.
„Du machst mir Angst“, erkannte meine Tochter folgerichtig. „Einen solchen Blick habe ich noch nie bei dir gesehen, Dad.“
„Ich spüre Gefahr über Hogwarts und über Godrics Hollow, aber auch über unsere Freunde. Bei Molly solltet ihr sicher sein.“
Er gab mir einen flüchtigen Kuss, umarmte die Kinder, trat einen Schritt zurück, und disapparierte.
Ich senkte mein Gesicht, schloss die Augen und atmete tief durch.
„Was ist los Mom?“ fragte Lily, die ebenso, wie ich, eine recht gute Menschenkenntnis besitzt, und sofort den Ernst der Lage an ihrem Vater erkannt hatte.
„Wir gehen jetzt erst einmal zu Molly und Arthur, dann sehen wir weiter“, antwortete ich ausweichend.
„Ist etwas mit James?“, beharrte Lily.
„Ich glaube nicht“, antwortete ich ehrlich. „Wir werden es wissen, wenn Dad zurückkehrt.“
„Hogwarts?“, mischte sich Teddy ein. „Ist Harry nach Hogwarts?“
Ich nickte.
„Wenn jemand meinem Bruder was antut, dann bekommt er es mit mir zutun“, keifte Lily energisch, was bei mir ein Lächeln hervorrief.
„Weißt du, manchmal erinnerst du mich an Jemanden.“
„An dich?“
Wieder nickte ich. „Kommt, wir sollten los.“
„Besen?“ fragte Lily.
Ich erschrak, und wehrte mit meinen Händen ab. „Nein wir Disapparieren, da weiß ich wenigstens, dass wir im Fuchsbau ankommen.“
Lily grinste, „du hast ja nur Angst, dass du eine halbe Stunde nach mir ankommst.“
„Mit deinem vorlauten Mundwerk erinnerst du mich an noch Jemanden“, grinste ich.
„Dabei kann es sich nur um Dad handeln“, blinzelte meine Tochter zurück.
Der Fuchsbau lag friedlich vor unseren Augen.
„Hoffentlich ist es nicht die Ruhe vor dem Sturm“, murmelte ich, während wir durch den tiefen Schnee auf das schiefe Gebäude zu stampften.
Molly musste sofort die Unruhe erkannt haben, die über unseren Köpfen schwebte.
Trotz der späten Stunde starrte sie unerwartet wortlos und mit nervösen Blicken in die Umgebung forderte uns aber auf einzutreten.
„Was geht?“, fragte George leicht beschwipst beim Anblick einiger überraschender Gäste.
„Entschuldigt unser unerwartetes Erscheinen zu unchristlicher Zeit. Harry hatte einen Traum“, begann ich. „Und ich hoffe, dass es nicht mehr wird, als das.“
„Aber er ist beunruhigt“, schnitt mir Molly das Wort mit einer Feststellung ab.
Ich nickte.
„Er ist nach Hogwarts“, erklärte Lily.
„Unsere Kleinen sind alle sicher angekommen“, erklärte Molly auf meine unsicheren Blicke.
„Ron?“
„Ist mit Lavender erst vor wenigen Minuten nach Biggin Hill zurückgekehrt, ebenso Bill und Fleur…“
„Ginny?“
Molly wechselte nervöse Blicke mit ihrem gerade zu uns stoßenden Gatten.
Die resolute Frau räusperte sich nervös.
„Ginny?“, wiederholte ich energisch.
George schlich nahe genug an mir vorbei, um „Sensibles Thema“ zu flüstern. „Später“, nuschelte er untervorgehaltener Hand.
Der alte Kamin begann zu knistern und ein helles, rotgrünes Feuer loderte auf.
Alle Augen starrten in Richtung des Kamins.
Ein Gesicht bildete sich in den Flammen. Es flackerte mehrfach auf, das Gesicht wandte sich, als müsse es erst in einen Rahmen gepresst werden.
„Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen“, stöhnte das Gesicht, das ich langsam meinem Gatten zuordnen konnte.
„Alles in Ordnung, bei euch?“, fragte Harry. „Hermine, seid ihr da? Alle sicher?“
„Ja“, vorsichtig trat ich vor. „Nichts ungewöhnliches, und wie sieht es bei dir aus.“
„Die Kinder sind sicher, auch die Zwillinge und Tim…“
„Lily und Teddy könnten also das Flohnetzwerk nutzen?“
Die Feuergestalt versuchte krampfhaft zu nicken. „Allerdings…“
„Allerdings?“
„Hagrid ist verschwunden.“
„Was an für sich nichts ungewöhnliches wäre, aber sonst hättest du es nicht erwähnt.“
„Wenn er verschwunden war, dann immer im Geheimauftrag von Dumbledore“, bestätigte Harry. „Seine Hütte ist nicht zugänglich und nicht einsehbar.“
„Was?“
Das ergab keinen Sinn.
„Ich brauch dich hier, Hermine.“
Ich nickte. „Die Kinder?“
„Bring sie mit“, nickte die Feuergestalt. „Sie sollen aber ohne Umwege ihren Gemeinschaftsraum aufsuchen, und dort nach dem Rechten sehen.“
„Ich komme mit“, rief George. „Endlich wieder mal was los.“
„Wohin? Hi, Hermine, Harry?“
Ron hatte gerade die Küche betreten und wirkte doch sehr verblüfft, dass zum einen sein Bruder irgendwo energiegeladen hinwollte, Hermine in der Küche stand, und Harry als Feuergestalt im Kamin loderte.
Er rümpfte die Nase. „Wasnlos?“
„Harry hatte einen Realtraum“ versuchte ich zu erklären. „Wir sind dabei herauszufinden, was er wirklich bedeutet?“
„Die Kinder sind sicher“, warf Molly dazwischen, nachdem Ron fragend zu Harry blickte.
„Wo ist Lavender?“, fragte ich. „Warum bist du zurückgekommen?“
„Kommt erst mal her“, keuchte der Feuerharry, „Das wird langsam ungemütlich, ich muss hier raus.“
„Lavender ist direkt eingeschlafen“, erklärte Ron auf Grund meines durchdringenden Blickes, und griff in eine Schale mit Weihnachtsgebäck. „Ich konnte nicht einschlafen und hatte mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank geholt…“
„Seit vorsichtig, Kinder“, gab uns Molly mit auf den Weg. Teddy und Lily verschwanden im Flohnetzwerk, ich folgte ihnen und George, sowie Ron machten den Abschluss.
„Eigentlich wollte ich zu euch“, erklärte Ron bei der Ankunft im alten Büro von Minerva. „Aber da war Niemand.“
„Was hätte uns die Ehre deines Besuches gegeben?“
„Eine äußerst seltsame Begebenheit in Gestalt vom Malfoy“, erklärte Ron zu meinem Erstaunen. „Der hat euch übrigens auch gesucht…“
„Draco?“
Harry hatte sich den Ankömmlingen genähert, doch bevor er eine Antwort erwartete, streifte er kurz über die Arme von Teddy und Lily. „Geht nach oben, kein Wort zu Niemandem.“
Teddy nickte, griff nach Lilys Arm und führte sie weg.
Erst nachdem sich die Tür hinter den Beiden geschlossen hatte, legte Harry seinen Blick fragend auf Ron.
„Draco Malfoy vor meiner Haustür zu sehen“, Ron verdrehte die Augen. „Ich kann euch sagen, dass ich mich wohl nie daran gewöhnen kann“
„Ron?“, stöhnte ich genervt. „Was wollte er?“
„Ich hatte gerade die Bierflasche geöffnet, und die Füße hochgelegt, als es klopfte. Er wollte mich tatsächlich warnen, fragte mich ob meine Kinder untergebracht und sicher wären, dann war er wieder verschwunden.“
Harry lief nachdenklich auf und ab.
„Um was ging es eigentlich in deinem Traum?“, fragte Ron.
„Die Heiligtümer“, murmelte Harry unterbewusst. „Diese Augen! Immer wieder diese roten Augen! Ich hatte das Gefühl zu verbrennen. Diese Augen ließen mich erstarren, sie blitzten auf. AVADA-KEDAVRA, der grüne Lichtstrahl des Todes, flog auf mich zu. Expelliarmus. Und gebannt sah ich das rote und grüne Licht zusammenprallen. Langsam, ganz langsam, wie in einer Zeitlupe, sah ich dieses Mal die Verbindung auseinanderbrechen, der grüne Strahl verfehlt mich, geht langsam an mir vorbei. Er trifft James mitten auf der Brust. Ich habe keine Ahnung, wo der Junge plötzlich herkam. Ich sehe, wie er auf die Knie sinkt, mit aufgerissenen Augen. Die Zeit der Rache ist gekommen!“
„Die Zeit der Rache ist gekommen?“, wiederholte ich mit belegter Stimme.
„Es war nicht die Stimme von Tom Riddle“, erklärte Harry. „und genau das war es, was mich so beunruhigt.“
„Aber wieso Heiligtümer?“
Ein berechtigter Einwand, seitens Ron. Erwartungsvoll schaute ich zu meinem Gatten.
„Der Elderstab“, erklärte Harry. „Die Gestalt mit den roten Augen hatte den Elderstab. Dumbledores Stab.“
„Den du in seinen Sarg zurückgebracht hast!?“
Harry senkte den Blick, und schüttelte ganz schwach seinen Kopf. „Ich konnte es nicht. Ich bin nicht so abgebrüht und öffne einfach den Sarg. Ich kann das nicht…“
„Wo war er dann die ganze Zeit?“
„An einem eigentlich sehr guten Versteck…“
„Nein!“
Ein entsetzter Urschrei aus meiner Kehle.
Der Zusammenhang lag klar und deutlich vor Augen.
„Hagrids Hütte!“
„Und welch ein Zufall, dass Teddy den Stein gefunden hat.“
„Teddy hat den Stein der Auferstehung?“
Ron Stimme zitterte nun auch.
„Gefunden auf Harrys Spuren durch den verbotenen Wald“, erklärte ich.
„Welch ein Zufall“, höhnte George und rieb sich die Hände. „Endlich Action!“
Wir schritten hinaus in die dunklen Gänge des Schlosses, es dauerte nur wenige Minuten, dann hörten wir die schweren Schritte und ein Stöhnen und Fluchen, von Argus Filch.
„Halt! – Wer da?“, reif Filch ungehalten.
Harry musste lächeln, „Harry Potter, bitte bringen sie uns unverzüglich zu Professor McGonagall.“
„Jetzt um diese Zeit, kann das nicht warten, es ist mitten in der Nacht!“
„Nein, kann es nicht, bringen sie uns sofort zu ihr!“
„Woher weiß ich, dass sie wirklich Potter sind?“
„Filch, wenn sie jetzt nicht sofort Land gewinnen, vergreife ich mich an Mrs. Norris!“
Wir hörten weitere Schritte, sie kamen aus unserem Rücken.
Langsam griff Harry in seine Jackentasche, und zog vorsichtig seinen Zauberstab heraus.
Blitzschnell drehte er sich um.
„Harry?“ rief die Person überrascht, „Was ist los, was macht ihr hier um diese Zeit?“
„Oh Gott, Neville, Gott sei Dank, bitte sprich mit Filch, wir müssen dringend zu Minerva.“
„Verschwinden sie ins Bett, Argus“, gab Neville Anweisung. „Ich bringe unsere Gäste persönlich zu Minerva.“
„Was ist eigentlich los, Harry“, erkundigte sich Neville auf dem Weg zu den Gemächern der Schulleitung. „Ihr kommt doch sicher nicht im Rudel um diese undankbare Zeit, weil ihr Sehnsucht nach euren Kids habt?“
„Neville, Kumpel, ich weiß es noch nicht, aber irgendetwas liegt in der Luft, um das zu klären bin ich hier.“
„Du machst mir Angst, Harry!“
„Ich habe Angst, Neville!“
Vorsichtig klopften sie an Professor McGonagalls Tür.
Nach einigen Momenten hörten sie ein Leises, „Wer ist da?“
„Harry Potter, Professor“.
„Moment, ich ziehe mir nur etwas über.“
Nach einigen weiteren Momenten öffnete sie die Tür, und schaute verstört in die Gesichter vor ihrer Tür., nervös rückte sie den Kragen ihres Morgenmantels gerade.
„Was ist denn los?“ fragte sie.
„Wir müssen dringend mit ihnen reden, Minerva.“
„Um diese Zeit, na dann kommt halt rein.“
„Bevor ich versuche etwas zu erklären, könnten wir erst einmal nachschauen, ob alle Kinder in ihren Betten sind?“ fragte Harry ängstlich.
„Natürlich, Harry, aber ich verstehe nicht, was ist los?“
„Bitte, Professor, tun sie es. Alarmieren sie die Vertrauensschüler aller Häuser, außer Gryffindor und lassen sie die Betten kontrollieren.“
„Um Himmelswillen, Potter, sie machen mir Angst.“
„Harry hatte einen seiner realen Träume“, begann ich zu erklären. „Malfoy wollte uns vor etwas warnen, hat uns aber nicht mehr erreicht, außerdem ist Hag….“
Genau in diesem Moment wurde ich von einer positiven Rückmeldung aus Ravenclaw unterbrochen.
„Gryffindor werden wir selbst in die Hand nehmen“, sagte Harry. „Teddy und Lily sind gerade erst nach oben.“
Es folgten positive Rückmeldungen aus Slytherin und Hufflepuff.
„Wo ist Hagrid?“ fragte Harry energisch.
„In seiner Hütte?“ sagten Minerva und Neville gleichzeitig.
Harry schüttelte seinen Kopf. „Die Hütte ist verlassen, und was mich am meisten nervös macht, sie ist nicht zugänglich“.
„Nicht zugänglich?“, wiederholte Minerva ungläubig. „Schutzzauber?“
So machten wir uns auf den Weg zum Gryffindorturm.
Minerva hatte es plötzlich sehr eilig.
Unterwegs erklärte Harry, dass die Namen der Kids auf der Ankunftsliste am Flohnetzwerk standen, aber dass er die Betten selbst noch nicht kontrollieren konnte.
Am Bildnis der fetten Dame rief Minerva das Kennwort „Feuer-Whiskey“.
„Um diese Zeit?“ fragte die fette Dame verschlafen, „Oh … Harry, sie waren aber lange nicht mehr hier?“
„Hat irgendjemand den Turm verlassen?“ fragte Harry ohne umschweife.
„Nicht dass ich wüsste, aber ich war ein paar Stunden auf eine kleine Flasche Rot…“, versuchte sie zu erklären, aber Harry war bereits durch das Portraitloch nach innen geschlüpft.
Fast sehnsüchtig durchschritten wir den Gemeinschaftsraum, direkt zu den Treppen der Schlafsäle.
Vieles war noch so, wie ich es in Erinnerung hatte.
Im ersten Raum zählten wir die Betten, und die Schüler, die darin lagen, Ron erkannte erleichtert seinen Ältesten.
„Er liegt in meinem Bett“, schwärmte Ron.
„Vollständig“, sagte Neville, der den nächsten Raum kontrollierte, „im nächsten sollte James schlafen.“
In schnellen Schritten ging Harry darauf zu, erkannte seinen Sohn mit geschultem Blick, und lief durch den Schlafsaal zu seinem Bett.
„James“, flüsterte er, „James“.
„Dad?“ fragte James verschlafen, und rieb sich die Augen, „Was ist denn los?“
„Gib mir bitte die Karte der Rumtreiber!“
„Die Karte der Rum…, was … wie…?“
„James stottere nicht herum, ich weiß, dass du sie mitgenommen hast.“
James fingerte in seinem Nachttisch, holte die Karte hervor und gab sie seinem Vater.
Trotz der Dunkelheit konnte man die hochroten Wangen erahnen.
„Ich schwöre, ich bin ein Tunichtgut“, sagte Harry, und tippte mit seinem Stab auf die Karte.
Sein Blick wanderte mit zitternden Händen über die Karte.
Neville nahm sie an sich.
Nach einigen Augenblicken sagte Neville: „alle in ihren Betten, wir sollten sie jetzt auch niemanden wecken, und beunruhigen, Teddy und Lily kommen gerade aus ihren Räumen.“
Neville schaute weiter über die Karte.
„Vielleicht hast du Recht, ich muss jetzt anfangen klar zu denken“, keuchte Harry.
„Minerva“, Harry wandte sich der Schulleiterin zu, „war irgendetwas Auffälliges in letzter Zeit?“
„Eigentlich nicht, nichts besonderes, es gab hier schon lange nichts mehr seltsames.“
„Nichts, gar Nichts? Bestrafungen, Geräusche, Besuche, Schmierereien…“, bohrte Harry weiter.
Sie schüttelte den Kopf, dachte aber angestrengt nach.
„Die Zwillinge haben Stinkbomben in die Mädchentoiletten geworfen“, erwähnte sie und trieb stolz in die Augen von George Weasley.
„Wir haben aber jetzt, weiß Gott andere Probleme“, ich verdrehte meine Augen.
„Moment“, Minerva schaute auf, „vor zwei Tagen haben wir in einem der Gänge eine Schmiererei gefunden, aber nichts Besonderes dabei gedacht, weil wir diese Geschichte am gleichen Tag erst im Unterricht angesprochen hatten.“
„Was war es?“ fragte Harry interessiert.
„Der Erbe Slytherins ist zurück“, sagte Minerva, „mit roter Farbe an die Wand geschmiert.“
„Der Erbe Slytherins?“ wiederholte ich überrascht.
Ron schluckte schwer, „die Kammer…“, stotterte er.
„Es gab noch eine weitere Schmiererei“, überlegte Minerva. „Die Zeit der Rache ist gekommen.“
Die Worte trieben Gänsehaut über meinen Körper.
„Hagrids Hütte ist nicht auf der Karte“, rief Neville plötzlich.
„Wie?“, stöhnte Harry. „Nicht auf der Karte?“
„Hier“. Neville hielt uns die Karte unter die Nase. „Nichts, absolut Nichts, als wurde sie ausradiert.“
„Wie kann das sein?“, fragte Harry mit Blick in meine Augen.
Ich fand keine Erklärung.
„Also, die Kammer?“, keuchte Ron.
„Nein“, Harry schüttelte den Kopf. „Wir sollten versuchen in Hagrids Hütte zu kommen.“
„Harry“, ich griff beruhigend nach seinem Arm. „Wir sollten die Kammer nicht außer Auge lassen.“
Auf dem Weg zu Hagrids Hütte erklärte George die verzwickte Situation um Ginny.
Offenbar hatte sie sich vor einem halben Jahr mit ihrer Mutter überworfen, und war seither nicht mehr aufgetaucht. Auch über die Weihnachtstage blieb sie stur, was Molly einen weitern Knacks gegeben hätte. Insgeheim hatte sie gehofft an Weihnachten die Rückkehr der verlorenen Tochter zu feiern.
„Was war es, was die beiden Dickköpfe entzweite?“, hakte Harry nach, während ich schweigend und nachdenklich nebenher lief.
„Mom hat nicht darüber gesprochen, auch nicht mit uns, wenn man sie darauf ansprach ist sie sofort in Tränen ausgebrochen.“
Tatsächlich schafften wir es nicht näher als fünf Meter an Hagrids Hütte heranzukommen. Jeder, der es versuchte lief gegen eine unsichtbare Wand.
Gemeinsam murmelten wir Gegenzauber, die allesamt wirkungslos blieben.
Mir kam ein anderer Gedanke, und murmelte einen Aufspürzauber, und tatsächlich drangen menschliche, gekeuchte Laute zu uns durch.
„Da ist Jemand drin!“, schrie Neville.
„Wenn es der Person gelingt herauszukommen sind die Zauber gebrochen.“
„Hagrid?“, fragte Neville. „Könnte es Hagrid sein?“
Harry schüttelte seinen Kopf. „Das ist nicht Hagrid, den wir hören…“
„Aber wer?“, stammelte ich und ging zum Flüstern über. „Sollten wir dann nicht Vorsicht walten lassen?“
Wieder schüttelte Harry seinen Kopf. „Ich müsste mich schon schwer täuschen…“
Ich verstand wieder einmal gar nichts mehr.
„Es passt nicht zu Ginny“, erwähnte Harry plötzlich. „Trotz aller Widrigkeiten wäre sie an Weihnachten nach Hause gekommen…“
„Du vermutest Ginny in der Hütte?“, staunte Ron.
In diesem Moment gab es einen lauten Knall, explosionsartig schienen sich die Zauber aufzulösen.
Die Tür der Hütte öffnete sich. Unter einer Wolke aus Rauch und Qualm kam hustend eine rothaarige, junge Frau zum Vorschein. Sie hinkte und schwankte aus dem Qualm heraus.
„Gin!“, schrie George und rannte seiner Schwester helfend entgegen.
Sie keuchte und rang nach Atem. „Es …es“, hustete sie. „Es war Umbridge!“
„Umbridge?“ rief Ron erstaunt. „Die ist doch lebenslang in Askaban?“
„Ich glaube das war es, was Draco uns mitteilen wollte“, erwiderte Harry. „Es sind genau fünfzehn Jahre. In Muggelkreisen bedeutet lebenslang, fünfzehn Jahre. Und Askaban ist längst kein reines Zauberergefängnis mehr.“
„Aber was will sie?“
Harry zuckte mit der Schulter. „Mich? Uns? Euch? Rache? Vielleicht will sie aber auch einfach nur dahin zurück, wo sie mal war?“
„Macht“, nickte ich. „Sie war immer ein Fähnchen im Wind, damit sie ultimative Macht ausüben konnte.“
„Wie hast du es geschafft dich zu befreien?“, fragte Neville, und Ginny hielt den Elderstab in die Höhe.
„Danach hat sie gesucht. Sie muss sogar Dunbledores Sarg geöffnet haben, und da erinnerte ich mich, dass damals gesehen habe, wie Harry ihn versteckt hat, es war der Moment, indem mir klar wurde, dass er einen zu guten Charakter hat. Zu gut für mich. Hagrid ist noch da drin, und er ist ziemlich schwer verletzt.“
„Gibst du ihn mir?“ bat ich Ginny und streckte meine Hand nach dem allmächtigen Zauberstab aus.
Ginny zögerte keine Sekunde und händigte ihn mir aus.
„Was sagt die Karte?“
Ron hatte die Karte der Rumtreiber entgegengenommen und wusste sofort wo er zu suchen hatte.
„Nichts zu erkennen“, ärgerte sich Ron.
„Gut, wir versuchen es trotzdem“, nickte Harry. „Minerva können sie Hagrid versorgen. George und Neville können ihnen dabei helfen“, nach einem kurzen Blick zu Ginny sagte er, „bist du okay? du hilfst am Besten hier mit.“
„Nein“, erwiderte Ginny selbstbewusst.
„Nein?“, wiederholte Harry.
„Nein“, bestätigte Ginny, „ich gehe mit euch in die Kammer.“
„Bist du dir sicher?“
„Ich schaffe das Harry“, sagte sie immer noch selbstbewusst, „irgendwann muss das ein Ende haben, vielleicht kann ich so meine Träume besiegen“
„Du hast die Träume immer noch?“
„Sie kehren immer wieder zurück.“
Harry nickte, und während sich die Übrigen um den verletzten Hagrid in der Hütte kümmerte, machte sich das Trio in Begleitung von Ginny auf den Weg in die Kammer des Schreckens.
Unterwegs bat uns Harry zu warten, er nahm die Karte an sich und war für fünf Minuten verschwunden.
„Wie konnte sie dich erwischen?“, fragte Ron seine Schwester.
„Am Heiligabend“, antwortete Ginny kleinlaut. „Ich war auf dem Weg nach Hause…“
„Mom war sehr apathisch über die Festtage. Sie hatte so sehr mit dir gerechnet.“
„Ich war dem Fuchsbau schon sehr nahe, als es plötzlich völlig Nacht um mich herum wurde. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in der Hütte.“
„Myrte!?“ rief Harry kurze Zeit später, als wir die Mädchentoilette betraten, „Myrte!“
Nach einigen Momenten hörten wir über uns, die gequälten Worte, „was wollt ihr von mir, warum stört ihr mich?“.
Wir schauten hoch zu den Fenstern, Myrte saß auf dem Sims und schaute zornig zu uns herunter, „Oh Harry, welche Ehre, du warst lange nicht mehr hier. Bäh. Ihr seid alt geworden.“
„Wir brauchen deine Hilfe, Myrte“, sagte ich, und Harry ergänzte, „War irgendjemand hier, und hat die Kammer geöffnet?“
„Die Kammer ist offen“, flötete sie, und flog jetzt über unsere Köpfe hinweg, „die Kammer ist offen“, sie schauderte dabei.
„Wer?“ fragte Ron etwas zu barsch.
„Schrei mich nicht so an!“ Myrte flog wirr durch den Raum, „ich kann mich sonst nicht konzentrieren.“
Nach einer kurzen Denkpause fügte sie hinzu. „Sie war so eine kleine hässliche Kröte, und ich glaube sie war mal Schulleiterin.“
Harry war bereits zu dem Waschbecken gelaufen, und berührte den Wasserhahn mit dem Schlangenmotiv, er konzentrierte sich und versuchte mit Parsel die Kammer zu öffnen.
Nichts geschah.
„Aber ich glaube, sie war nicht alleine“, flötete Myrte.
Harry versuchte es noch einmal.
Erneut erfolglos.
„Ich höre keine zischenden Laute, Harry“, sagte ich bedrückt, „wann hast du es zuletzt getan?“
„Ich weiß es nicht, Hermine, ich glaube fast es war vor Voldemorts Tod.“
„Dann wird wohl deine Fähigkeit Parsel zu sprechen, mit dem Teil von Voldemorts Seele aus dir verschwunden sein“, sagte Hermine.
„Was tun wir jetzt?“ fragte Ginny.
„Umbridge und Parsel?“
Ron ging einen Schritt nach vorne, konzentrierte sich und begann zu zischen.
„Ron hat sich den Klang deiner Worte eingeprägt, du weißt doch wie gut er Stimmen imitieren kann“, erwähnte ich beiläufig, was mir allerdings ein wütendes „Pssst“, von Ron einbrachte.
„Ich versuche mich zu konzentrieren, Hermine!“
„Wie in alten Tagen“, grinste Harry mit neuem Mut.
„Allerdings ist das nicht so einfach nach mehr als fünfzehn Jahren“
Wieder schloss Ron seine Augen, und zischte einige Laute, wieder geschah nichts.
Plötzlich bewegte sich das Waschbecken doch.
Die verschiedenen Wasserhähne wanderten mit einem Knarren nach vorne, in der Mitte des Beckens, öffnete sich ein Loch, ein überbreites Abflussrohr gab den Eingang frei.
„Wahnsinn, Ron“, rief ich, und umarmte einen strahlenden Ron.
Harry schaute nochmals zu Ginny, „du bist dir sicher?“
„Ja“, sagte sie, „gehen wir. Ich muss das für mich tun.“
Wir rutschten durch das Rohr abwärts, vorbei an vielen weiteren Rohren, und Windungen, bis wir schließlich in einem Tunnel aus Stein ankamen.
Nach einer weiteren, längeren Wegstrecke, standen wir vor zwei steinernen Schlangen mit grünen Augen, wieder konzentrierte sich Ron.
Doch dieses Mal war es unnötig, offensichtlich hatte sich jemand erst gar nicht die Mühe gemacht diesen Teil der Kammer zu verschließen.
Entlang der vielen schlangenverzierten Säulen, gelangen wir schließlich bis zur steinernen Slytherinstatue, wo immer noch die Überreste, das Skelett des toten Basilisken lag.
„Bist du okay?“ fragte Harry an Ginny gewandt, die nun doch ehrfurchtsvoll stehen geblieben war.
„Ja“, antwortete sie knapp aber ehrfürchtig.
Bei jedem Geräusch zuckte sie jedoch zusammen.
Wassertropfen schallten mit Echoklängen durch die Kammer.
Erwartungsvoll mit den Stäben im Anschlag waren wir stehen geblieben, eine unheimliche Stille umgab uns, Grund genug um nervös zu werden, Aufmerksam blickte ich mich um, und erfasst als Erste die Situation, ich schrie, „VORSICHT!“
Aus der Statue schlängelte sich ganz langsam ein Basilisk, nicht so groß, wie der in Harrys zweitem Jahr, aber mindestens genauso furchterregend.
„Schützt eure Augen“, rief Harry, „und verteilt euch.“
Doch das wäre nicht nötig gewesen, denn der Basilisk hatte nur Harry im Blick.
Er ging ein paar Schritte rückwärts, ganz langsam.
Der Basilisk richtete sich auf, und sah, wie eine Königskobra auf Harry herab.
Ginny nahm ihren ganzen Mut zusammen und rief „Impedimenta!“
Der Lähmungszauber prallte an der Schlange ab, und zeigte keinerlei Wirkung.
Immerhin war es ihr gelungen den Basilisk für einen kurzen Moment abzulenken, und Harry nutzte die Chance zu einer Flucht zurück.
Sofort stürzte sich der Basilisk in Harrys Richtung.
„Petrificus Totalus“, erneut versuchte es Ginny, erfolglos.
„Confringo“, jetzt versuchte es Ron, doch ebenso erfolglos, der Fluch prallte gegen die Statue, und sprengte mit lautem Getöse ein Stück Stein heraus.
Ich stutzte.
Ginny, Ron und meine Wenigkeit standen eng beisammen, während der Basilisk Harry hinterher jagte.
Mit voller Wucht schlug er mit seinem Kopf in Harrys Richtung, verfehlte ihn aber ganz knapp.
Der Kopf der Schlange schlug in der Statue ein, und sprengte ein weiteres Stück Gestein heraus.
„Ist er noch nicht ganz ausgewachsen, oder warum haben seine Augen nicht die Wirkung?“ fragte Ginny.
Ich schaute sie fragend an.
„Das habe ich mich auch gerade gefragt, nachdem er mich voll anvisiert hatte, ich habe da eine Vermutung“, flüsterte ich in Ginnys Richtung, erhob meinen Zauberstab, und schrie, „Riddikulus!“
Der Basilisk erstarrte, und schrumpfte auf die Größe einer normalen Schlange zusammen, sie klatschte leblos auf den nassen, glatten Gang.
Noch einmal erhob sie sich, aber sie sah bei Weitem nicht mehr gefährlich aus.
“Ein Irrwicht”, stellte Harry erstaunt fest, “Wingardium Leviosa”.
Die Schlange tanzte im Rhythmus von Harrys Zauberstab, der sie in Richtung der Statue schweben ließ, doch kurz bevor er sie mit voller Wucht gegen die Statue schleudern wollte, brach sie leblos vor unseren Augen zusammen.
„Aber wieso? Warum?“ fragte Ginny fassungslos.
„Ich vermute“, sagte Harry, der jetzt wieder näher kam, „ich sollte bewusst hierher gelockt werden.“
„CONFRINGO!“, hallte durch die Kammer.
Der Boden unter unseren Füßen bebte, und wurde weggesprengt, ein tiefes, breites Loch trennte Harry von uns, er sah sich suchend um.
Die Explosion war laut, und lies alle erstarren, sofort zogen alle ihre Stäbe, und ich warf, erst einmal einen Schutzzauber, „Protego totalum“.
„CRUCIO!“
Harry regierte gedankenschnell, „Protego!“
Nirgends war ein Gegner zu erkennen.
„Wo kommt das her?“ rief Ron.
„Dann wollen wir mal schauen“, antwortete ich wütend, „Homenum revelio“, der Aufrufezauber um nicht sichtbare Menschen sichtbar zu machen, zeigte Wirkung.
Binnen Sekunden wurde auf der Slytherinstatue eine vermummte Gestalt sichtbar, ein schwarzer Umhang, und eine Kapuze über dem Kopf, mehr war nicht zu erkennen.
„Das werdet ihr mir büßen, ich hatte mir denken können, dass Potter, der Feigling nicht alleine kommen würde“, schrie die Gestalt.
Die Stimme gehörte eindeutig nicht zu der hässlichen, kleinen Kröte Dolores Umbridge.
„Was willst du von mir?“ schrie Harry, der Gestalt entgegen.
„Zeig dich du Feigling“, schrie nun auch Ginny.
„Ihr werdet alle sterben, auch die rothaarige Schlampe, und alles wegen Potters Feigheit.“
Erst jetzt bemerkte ich voller Schrecken, dass sich Ginny einige Schritte von uns entfernt hatte, und sich in der Gewalt eines weiteren Maskierten befand. Er hielt sie mit kräftigen Armen gefangen, und presste einen Zauberstab gegen ihren Hals.
Ginny kämpfte mit allen Mitteln gegen diese rohe Gewalt. Erfolglos. Die Gestalt war mindestens zwei Köpfe größer und vierzig Kilo schwerer.
„Du bist der Feigling, weil du dich an Anderen vergreifst!“ Harry war jetzt in Rage, „lass sie frei, und nimm mich!“
„Ich brauche dich gar nicht“, schrie der erste Vermummte, „wir werden dich nur besiegen!“
„Wenn ihr die Rothhaarige wieder sehen wollt, dann Potter, sei kurz vor Sonnenaufgang auf der Lichtung im verbotenen Wald, aber alleine, sonst töte ich die Schlampe!“, unter einer großen Rauch und Nebelwolke, waren die Gestalten verschwunden.
Ein gigantisches Feuer verhüllte die Stelle, die eben noch von dem Angreifer besetzt war, Rauchwolken und Flammen, in Form mehrerer Gestalten griffen auf die Statue über.
Nach einigen Augenblicken erlosch es allerdings, weil die Steinstatue dem Feuer keine Nahrung bot.
Harry schaute auf das Loch vor seinen Füßen, „was war jetzt das?“ fragte Ron, „und vor allem, wer und warum?“
Ich blickte entsetzt zu Harry. Ginny war mit den Gestalten verschwunden.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe da eine Vermutung, und wenn diese zutrifft, dann haben wir ein Problem. Jedenfalls hat Umbridge Handlanger“, sagte Harry, hob seinen Zauberstab und richtete ihn zur Überraschung von Ron auf mich.
Doch ich hatte damit gerechnet, und tat es ihm gleich und richtete meinerseits den Zauberstab auf Harry.
Ron klappte der Unterkiefer auf.
„Stupor“, schrie Harry im perfekten Moment.
Genügend Zeit um gedankenschnell mit einen „Expelliarmus“ zu kontern.
Harrys Zauberstab flog aus seiner Hand und knallte vor ihm auf den Boden.
Ron sah uns völlig verstört an.
„Was war jetzt das?“ fragte Ron, „hat Harry den Imperiusfluch abbekommen?“
Sowohl Harry, als auch Ich mussten grinsten.
„Keine Sorge, das hat schon seine Richtigkeit“, lächelte Harry, „Hermine hat es verstanden.“
„Aber was…“ stammelte Ron, immer noch fassungslos.
„Nicht jetzt“, erwiderte ich, „wir erklären es dir später.“
„Was war da unten los?“ fragte McGonagall, als wir aus der Kammer zurückkehrten, und sie offensichtlich Ginny vermisste.
„Wir wurden angegriffen“, erklärte Harry, „aber die Angreifer konnten verschwinden. Leider haben sie Ginny…“
„Ich denke die Schule ist nicht weiter in Gefahr, dennoch fordere ich ein paar Auroren zur Sicherung an, vor allem wegen unserer Kinder, Schutzzauber können wir keine errichten, weil wir noch nicht genau wissen, mit wem wir es zu tun haben“, fügte ich hinzu, „als Leiterin der Magischen Strafverfolgung, werde ich die erforderlichen Schritte einleiten.“
„Wir haben etwa eine Stunde bis Sonnenaufgang“, murmelte ich mit Blick auf meine Armbanduhr.
„Was haben sie mit Ginny vor?“, fragte Ron. „Sie werden ihr doch nichts tun?“
„Ich gehe davon aus, dass sie nicht in Lebensgefahr ist“, erwähnte Harry, „wenn es wirklich das ist, was ich vermute, dann haben wir es mit Idioten zu tun, und keineswegs mit einem neuen Voldemort.“
„Aber ist genau das, das Gefährliche, weil es sie unberechenbar macht?“ fragte ich.
„Unberechenbar schon, aber ich glaube nicht, dass sie soviel Courage haben, ein solches Ding bis zum Ende durchzuziehen.“
„Immerhin, haben sie es geschafft, euch in die Kammer zu locken, und beeindruckend schien die Vorstellung, euren Gesichtern nach zu urteilen, schon gewesen zu sein“, brachte Neville, der zu uns gestoßen war, mit ein.
„Dennoch war die Durchführung stümperhaft“, Ron überlegte, „wir kamen recht schnell auf die Lösung, und dann waren sie oder er mit ihren Fähigkeiten am Ende, also eines ist klar, ein dunkler Lord wird keiner von denen werden.“
„Können wir ihnen gefahrlos gegenübertreten?“, fragte Neville ängstlich.
„Was vermutest du jetzt eigentlich, Harry?“ Wiederholte Ron, „und was sollte das vorhin.“
„Tut mir leid, Ron, aber das vorhin…“, er stockte, „…ich denke es ist im Moment besser, wenn nur Hermine und Ich, Bescheid wissen“.
Ron schaute ihn überrascht an, „ich dachte die Zeit der Geheimnisse wäre vorbei?“
„Das ist eigentlich kein Geheimnis, Ron, sondern vielmehr ein Schutz“, ich versuchte Harry zu helfen.
„Schutz? Vor was, ich verstehe das nicht?“
„Ich gehe davon aus, dass wir es mit Stümpern zutun haben, allerdings mit Stümpern, die hoch hinaus wollen, höher, als ihnen gut tut“, sagte jetzt Harry, „wer oder was genau dahinter steckt, und wie viele es sind, weiß ich noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass sie wissen was sie wollen, aber nicht wissen, was sie tun“, Harry wartete einen Moment, dann sprach er weiter, „von der Art und der Körperstatue her, tippe ich bei einem der Beiden auf Goyle…“.
„Goyle?“ Ron sah mich fragend mit aufgerissenen Augen an, „Der – Goyle?“
Ich nickte bestätigend, „diese Vermutung hatte ich auch sofort, aber wenn es wirklich Goyle sein sollte, wer könnte dann der Zweite sein?“
„Goyle?“, wiederholte Ron ein weiteres Mal. „der wäre allein, doch gar nicht in der Lage das zu tun, ich glaube kaum, dass er seine hohle Birne, getunt haben könnte. Malfoy und Crabbe seine alten Weggefährden scheiden wohl aus“.
„Richtig“, übernahm wieder Harry, „das missglückte Dämonsfeuer, räumte bei mir, die letzten Zweifel aus.“
Ron schlug sich vor den Kopf, „natürlich, da hätte ich auch selber darauf kommen können, das Dämonsfeuer aus dem Raum der Wünsche, aber was will er? Rache für seinen toten Kumpel Crabbe?“
„Das könnte ein Beweggrund sein, aber ich denke, da steckt mehr dahinter“, sagte Harry.
„Umbridge?“ warf Neville ein. „was hat sie damit zu tun? In Erscheinung getreten ist sie jedenfalls noch nicht.“
„So etwas tut Dolores nicht“, spuckte ich voller Ekel, „Die hat sich doch nie die Finger schmutzig gemacht.“
„Was ist es dann?“ schüttelte Neville seinen Kopf.
„Goyle hätte seine Rache früher und vor allem - Allein - planen können, und mich einfach so, irgendwo herausfordern können, jetzt aber nach so vielen Jahren, gehe ich eher davon aus, dass er aufgeweckt wurde, von irgendjemandem, der etwas Anderes damit bezwecken will“, antwortete Harry. „Und die Person hat ihm wahrscheinlich nur den Mund wässrig gemacht, verfolgt aber eigene Ziele.“
„Umbridge“, nickte Neville.
„Goyle, ist zu einfältig für so etwas, er wurde vorgeschickt, um mir oder uns, Angst zu machen, da will mich jemand bestrafen, mit Angst und Qual, vielleicht sollen wir aber auch nur glauben, dass er Rache für Crabbe nehmen will, um vom Hauptthema abzulenken. Sozusagen als Mittel zum Zweck.“
„Das habe ich verstanden, aber was vermutest du sonst noch, und warum unsere Ginny, und nicht direkt James?“ Ron hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. „Immerhin haben sie sich Ginny nun das zweite Mal gekrallt.“
„Es ist egal, wer oder was“, erklärte Harry. „Es geht einzig und allein um ein Duell.“
„Ein Duell?“ fragte Ron ungläubig, „mit Goyle?“
„O, Ron“, stöhnte ich. „Denk doch einen Augenblick nach.“
Harry lächelte, und berührte beruhigend den Arm des gerade aufbrausenden Ron, „nicht mit Goyle, der ist nur ein kleines Rädchen in diesem Spiel, das weiß er, wie ich ihn kenne, aber noch nicht einmal.“
„Ist dir nicht aufgefallen, dass Goyle Harry gar nicht richtig, oder direkt attackiert hat?“, schob ich hinterher.
„Genau Hermine“, bestätigte Harry, „ es ist ähnlich wie bei Voldemort, Jemand - Umbridge will mich für Sich. Goyle bekommt vielleicht dadurch seine Rache, indem er mich mit Angst bestraft, und Ginny ist Zufall, es hätte auch James, Teddy oder einer von Rons Söhnen sein können, bei meinen Kindern wäre ich zu emotional geworden, das Risiko war zu groß, aber sie wissen auch, dass ich Freunde, mit ähnlichem Einsatz behandeln würde, ich vermute, dass das Duell bereits in der Kammer geplant war.“
Harry sah sich suchend um, unser Sohn kam in die Halle gelaufen. „Ich bin euch mit der Karte auf den Fersen geblieben“, rief er schon Weitem. „Eine Dolores Umbridge hat das Schloss bereits verlassen, als ihr noch nicht einmal auf der Karte zu finden wart.“
„Gut gemacht, James“, lobte Harry unseren Sohn, und ich wusste, warum Harry vor unserem Gang in die Kammer verschwunden war. „Wo ist sie jetzt, und wer ist bei ihr?“
James sollte uns anhand der Karte überwachen, als Rückversicherung.
„Im verbotenen Wald, unweit Hagrids Hütte“, James hatte zu uns aufgeschlossen, ihm folgten Teddy, Lily und Cindy.
„Aber warum?“, fragte Ron. „Dass es Umbridge ist habe ich jetzt verstanden, aber den Grund verstehe ich nicht?“
Rons Stimme wurde von Wort zu Wort stiller und langsamer, die Augen traten aus ihren Höhlen.
Immer mehr Kinder kamen angelaufen, unter ihnen auch seine Söhne Tim und die Zwillinge.
„Was geht ab?“, tönte Georgie, was ihm ein Abklatschen mit seinem Namensvetter Onkel einbrachte.
„Bist du sicher, dass die von dir sind?“, grinste George, der Onkel. „Soviel Grips kannst du doch gar nicht rausgepulvert haben…“
„Wir sind Potters Armee“, erklärte Victoire, die die Bande anführte, und wir haben nur auf solch einen Moment hingearbeitet.
„Denk nach, aber sprich es nicht aus“, Harry zwinkerte jetzt, „Hermine hatte sofort die gleiche Idee, man braucht nicht viel Kenntnisse, wenn man die Geschichte von Mir und Tom Riddle kennt, um einen Hintergrund zu finden“, außer Hermine schauten immer noch einige fragend, „Hermine hat mich entwaffnet“, fügte Harry noch hinzu.
Rons Augen weiteten sich leuchtend, er schlug sich vor die Stirn, „aber das bedeutet ja…“
„Genau“, Harry nickte lächelnd. „Ginny geht es gut, da bin ich mir sicher“, ergänzte Harry, „wenn sie ihr irgend etwas angetan hätten, wären sie auf keinem Platz der Welt mehr sicher, aber mich interessiert noch ganz was anderes“, Harry schaute fragend zu Ron und George.
Die Brüder sahen sich fragend an, doch Harry hatte schon die Pforte in der Hand, und zog beide mit sich.
„Ich wollte nicht drinnen, vor allen Leuten fragen“, er schaute sie kennend an, „was ist mit Ginny und Molly vorgefallen?“
Eine Hand legte sich beruhigend auf Harrys Arm, „lass sie Harry, Lee ist weg“, versuchte ich ihm sanft zu erklären.
Er hatte bemerkt, dass ich ihnen nachgekommen war, „ich dachte mir schon, dass du Ginny in die Mangel nehmen würdest, und da sie nicht hier ist, müssen Ron oder George dran glauben.“
„Du weißt Bescheid?“ fragte Harry erstaunt.
„Ab und zu gibt es Frauengespräche, Harry, die euch nichts angehen“, antwortete ich spitz, „ja, Ginny hat mit mir darüber gesprochen.“
„Sie hat Lee rausgeschmissen“, erklärte Ron. „er hat sie betrogen.“
„Aber das ist doch kein Grund um mit Molly zu brechen?“
„Harry“, wieder mischte ich mich beschwichtigend ein, „verlange nicht von Ron etwas zu erklären, was Ginny erklären sollte. Und einzig Ginny.“
Einige lange Sekunden starrte mir Harry in die Augen, dann war ich geneigt das Thema zu wechseln. „Du sagst kein Wort dagegen, dass die Kinder helfen wollen?“
„Sie sind nicht in Gefahr“, resignierte Harry. „Dolores geht es einzig um mich. Vielleicht können sie sogar wirklich helfen.“
Kurz nacheinander erschienen auch Draco Malfoy und Luna Lovegood auf der Bildfläche.
„Ich habe die Anforderung von Auroren mitbekommen, und da wusste ich, dass ich euch hier finden würde“, erwähnte Draco. „Umbridge hat ihre Strafe abgesessen, und sie hat in Askaban immer getönt, dass sie sich an euch rächen will. Sie hat sogar meinen Dad um Hilfe gebeten, doch Lucius ist nicht mehr bereit, er hat sie zum Teufel gejagt und sich an mich gewandt.“
„Sie hat wohl Hilfe in Goyle gefunden“, antwortete Harry und blickte zu seinem Sohn, der zustimmend nickte, und einen weiteren Namen hinzufügte. „Blaise Zabini“.
„Mein Dad lag betäubt im Wohnzimmer“, erklärte unterdessen Luna. „konnte sich an gar nichts mehr erinnern, aber in seinen Händen hielt er noch die Märchen von Beedle dem Barden.“
„Ich denke das sagt alles“, nickte Harry.
„Du hast doch aber nur noch den Tarnumhang“, sagte Ron, „den Elderstab hast du Dumbledore zurückgebracht, und den Stein der Auferstehung hast du verloren.“
„Und wenn der Stein gefunden wurde?“ unterbrach ich Ron.
„Wie?“ staunte Ron, weil Harry und ich mich anstarrten. „Er wurde gefunden?“
Mein Gesicht trieb Schweißperlen auf Rons Stirn. „Wer?“
„Teddy“, antwortete Harry.
„Teddy?“, wiederholte Ron. „Woher sollte Umbridge das erfahren haben?“
„Sie könnte ihre Helfer nach dem Stein suchen lassen. Es ist kein Geheimnis, wo zu suchen wäre, auch wenn es die berühmte Stecknadel im Heuhaufen gewesen wäre. Teddy war es gelungen ihn zu finden, vielleicht haben sie hin dabei beobachtet?“
„Wir sollten los“, drängte Harry mit Blick zur Uhr.
Wie vor vielen Jahren lief Harry zu einem Gegner, auf dem Weg ins Ungewisse, nur seine Begleiter waren dieses Mal lebendig, und keine Traumbegleiter.
Potters Armee hielt sich auf Harrys Anweisung zurück, und sollte nur im äußersten Notfall aktiv werden. Die Kinder waren stolz, dass sie uns überhaupt begleiten durften, und hielten sich unter Teddys Leitung strikt an die Anweisungen, die ihnen Harry gab.
Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die dichten Blätter des verbotenen Waldes.
Wir kamen näher auf eine Lichtung zu, und ich fragte mich, ob dies auch der Ort war, an dem Harry sein Leben opferte.
Schemenhaft vernahmen wir die Gestalt, die auf einem Felsvorsprung auf ihn wartete.
„Verteilt euch“, gab Harry leise die Anweisung. „Haltet die Augen nach Goyle und Blaise offen, bringt euch aber nicht unnötig in Gefahr.“
George und Ron sprangen in die Büsche zu Harrys Linken, während Luna und Neville die rechte Seite sicherten. Draco und Minerva waren zum Schutz in der Schule geblieben, während ich in Harrys Schatten blieb.
„Da kommt ja Potterlein“, rief die hässliche alte Kröte, entzückt.
Hinter ihr raschelten einige Blätter, auch sie hatte ihre Helfer in Position gebracht.
„So, Potter, jetzt hat dein letztes Stündlein endlich geschlagen“, rief der Eine, unverkennbar Goyles Stimme.
„Sieh an“, lachte Harry, „Goyle und Zabini, da wäre dann ja, die geballte Intelligenz wieder versammelt.“
Goyle hob seinen Stab und richtete ihn auf Harry, „sei bloß ruhig, du...“
Umbridge drückte Goyles Stab nach unten, „er gehört zuerst mir, vergesst das nicht!“
„Ich werde mir doch nicht die Finger an diesem Muggelfreund dreckig machen“, keifte Goyle.
„Deinen Tarnumhang, Potter!“ schrie Umbridge, „und wage nicht dich zu wehren, sonst stirbt die rothaarige Schlampe!“.
Harry holte den Tarnumhang aus seiner Tasche und warf ihn vor ihre Füße, dann erhob er seinen Zauberstab.
Sie kicherte, „Chrm … Chrm … Wahrlich“, sie triumphierte, „fast bin ich unsterblich! Jetzt lass nur noch den Stein rüberwachsen, dann sind alle Heiligtümer in meinem Besitz!“
Harry warf einen Stein, den er aus seiner Tasche fischte vor ihre Füße.
„Träumen sie weiter“, Harry lächelte.
Umbridge schaute ihn erstaunt an, in ihren Händen hielt sie den Stein, den ihr Harry zugeworfen hatte.
„Du wirst doch wohl nicht bestreiten, dass du hier nicht die drei Heiligtümer erkennst“, funkelte sie ihn an, „wie funktioniert dieser Stein, Potter?“
Harry schaute immer noch grinsend zu ihr, „keine Ahnung, finden sie es doch selbst heraus.“
„Was will denn das Muggelweib hier?“ schrie Zabini.
Ich war aus Harrys Rücken herausgetreten und hatte meinen Zauberstab erhoben.
„Lass sie Zabini“, rief Umbridge lachend, „ich bin gleich unsterblich, und dank des Elderstabs unbesiegbar, das Muggel wird meine Macht als Erste zu spüren bekommen, wie gerne ich das tun werde, für die Schmach, die sie mir angetan hat.“
Umbridge zuckte kurz, dann schrie sie „Expelliarmus“, der rote Lichtstrahl rauschte auf Harry zu, und traf ihn an der Hand, sein Zauberstab, fiel vor ihm auf den Boden.
„Sie haben es auch nicht verstanden, Dolores, der Elderstab sucht sich seinen Herrn, diesen Fehler hatte schon Voldemort begangen“, resümierte ich und stellte mich an die Seite meines Mannes.
„Ich habe gerade seinen letzten Herrn besiegt, also welchen Herrn sollte er sich suchen?“ ein höhnisches Lachen entwich der Kröte.
„Verstehen sie es denn nicht, der Stein der Aufstehung, hat nicht die Wirkung, die sie glauben, er ist nur eine Wunschfantasie, mehr nicht, sie werden damit nicht auferstehen können.“
„Der Stein ist unwichtig, durch die drei Heiligtümer zusammen in meiner Hand, bin ich unbesiegbar, und werde als erste Tat, dein Muggelweib töten, dann darf sich Goyle seinen Spaß mit dir gönnen, Harry Potter!“
„Was macht sie sicher, dass ich nicht schon vorher besiegt wurde, fünfzehn Jahre Dolores sind eine lange Zeit, jemand hätte mich besiegen können.“
Ihre Augen blitzten, und wurden zu kleinen schmalen Schlitzen, „du Bluffst Potter!“
Unbeeindruckt sprach Harry weiter, „also geht es nur darum, ob der Stab ihnen wirklich gehorcht, Dolores? Was aber, wenn nicht? Hermine ist eine hervorragende Duellantin. Was, wenn sie sich geirrt haben?“
„Bluff, du beeindruckst mich nicht!“, schrie die Kröte. „Habe ich dir nicht zur genüge beigebracht keine Lügen zu verbreiten?“
„Was, wenn ich besiegt wurde?“ Harry lies nicht locker, schaute sie durchdringend an, „und sie hätten gerade den falschen entwaffnet?“
Ihr Blick wurde verwirrt.
Harry machte weiter, „Risiko“ lächelte er.
„Wir sind oft genug auf deine Bluffs hereingefallen, Potter, Schluss damit“.
Sie erhob den Zauberstab und richtete ihn auf mich.
„Was wenn sie sich irren?“, Harrys Stimme piepste im Umbridge Stil. „Es ginge also nur darum, wer seinen Stab besser beherrscht“.
Ich wusste, sie würde es tun, und war vorbereitet, der Stab in meiner Hand zuckte schon bevor sie es ausgesprochen hatte.
„AVADA-KEDAVRA!“
„Expelliarmus“, meine Reaktion war schneller, als ich selber erwartet hatte.
Wahrlich. Ich war der neue Herr des Elderstabes.
Der rote und der grüne Lichtstrahl prallten auf halber Strecke zusammen.
„Hätte ich erwähnen sollen, dass es Hermine war, die mich besiegt hat?“ rief Harry grinsend.
Starr, mit aufgerissenen Augen schaute sie Harry an, dann prallte ihr eigener Todesfluch auf sie zurück, wie einst bei Voldemort.
Ihr Zauberstab knallte aus ihrer Hand, und in hohem Bogen flog er auf mich zu, mit einer lässigen Handbewegung gelang es mir ihn aufzufangen.
Getroffen, von ihrem eigenen zurückprallenden Fluch, brach die krötenartige Frau zusammen, sackte zunächst auf die Knie, und fiel dann der Länge nach auf den feuchten, morastigen Waldboden.
Noch während die Flüche aufeinander zurauschten waren Ron und George aus ihren Verstecken gesprungen, und schafften es, den verdutzten Goyle zu überwältigen.
Luna und Neville verfehlten Zabini, weil dieser rechtzeitig seine Füße unter die Arme klemmte, weit kam er aber nicht, denn eine ganze Armee Schüler mit erhobenen Zauberstäben versperrten ihm plötzlich den Weg.
Neville und Luna kümmerten sich um Ginny, die gefesselt hinter einem Dornenbusch kauerte, stützend führten sie Ginny an Umbridges Leiche vorbei.
Ginny ließ es sich nehmen, befreite sich aus der Hilfestellung und bespuckte voller Ekel die Leiche.
Harry überließ es der Jugend die beiden idiotischen Helfer zu verpacken und im Schloss den mittlerweile eingetroffenen Auroren zu übergeben.
„Wartet ihr in Minervas Büro auf mich?“, fragte Harry mit Blick auf Ron und mich.
Ich nickte, und sah zu, wie Harry sein Patenkind beiseite nahm und sich mit ihm entfernte.
„Ron?“ Harry sah seinen Freund an, etwa zwei Stunden waren seit Umbridges Tod vergangen.
Wir hatten gerade das Büro von McGonagall verlassen, wo wir Rede und Antwort standen.
„Ja, Harry?“
„Kommst du mal bitte kurz?“, Harry nahm mich bei der Hand, und wartete bis Ron zu uns aufgeschlossen hatte.
„Ich habe den Tarnumhang, Hermine den Elderstab, und hier“, er reichte Ron den Stein der Auferstehung, „hast du jetzt, den Stein der Auferstehung.“
Ron sah ihn mit großen, überraschten Augen an, „was ... warum?“
„Ist das nicht ein seltsamer Zufall, dass jetzt die drei Heiligtümer in unseren Händen liegen, als ob das Schicksal es wollte, dass wir entscheiden, was mit ihnen geschehen soll.“
Das Trio stand sich gegenüber, jeder hielt in seinen Händen eines der Heiligtümer.
„Mir ist egal, was ihr mit eurem Stück machen wollt, ich für meinen Teil habe eine Entscheidung getroffen“, er lächelte, „auch wenn es sich um meinen Heißgeliebten Tarnumhang handelt, die Heiligtümer haben ihre große Macht nur gemeinsam, und ich möchte so was nicht noch einmal erleben.“
„Also trennen wir uns jetzt, für – sagen wir eine Stunde, in der Jeder selbst über sein Heiligtum entscheiden kann?“ glaubte ich zu verstehen.
„So stelle ich mir das vor“, bestätigte Harry.
Ron schaute von einem Heiligtum zum Nächsten, und verharrte am Schluss auf dem Stein in seinen Händen, „eigentlich schade darum, aber ich glaube ihr habt Recht, es hat schon zuviel Unglück gegeben, sagen wir in einer Stunde, im Fuchsbau?“
„Eher Biggin Hill?“ Antwortete ich. „Lavender wird schon auf heißen Kohlen sitzen.“
„Die ist längst im Fuchsbau“, winkte Ron ab. „In der Hinsicht passt sie perfekt zu Mom.“
„Wenn du meinst…“
„Na, hoffentlich versplintere ich mich nicht“, sagte Ron besorgt, begann aber zu grinsen.
Bereits vierzig Minuten später klopfte Harry an der Tür des Fuchsbaus.
Ich wusste es, weil ich nur unmittelbar nach ihm ankam, und Lavenders verwunderte Worte hörte: „bist du alleine?“ besorgt schaute sie an ihm vorbei.
„Nein keine Sorge, wir hatten uns nur aufgeteilt, jeder hatte noch etwas zu erledigen, wenn meine Vermutung stimmt sollte Ron demnächst ankommen, und Hermine könnte ein klein wenig länger brauchen.“
„Falsch gedacht“, tönte ich hinter den Beiden. „Ich bin schon da.“
„Na dann bin ich ja beruhigt“, antwortete Lavender, „Ginny ist nämlich schon da, und hat mich größtenteils aufgeklärt.“
„Dann brauche ich dir nicht viel zu erklären?“
„Ich bin im Bilde“, sie grinste, „die Senioren hatte ein Comeback“.
„Das könnte man so sehen“, auch Harry grinste, „also ich muss schon sagen, Lavender, wenn mir jemand nach deiner ersten Ron Liaison gesagt hätte, dass ich mal so mit dir reden könnte, den hätte ich für verrückt erklärt.“
„Es geschehen noch Zeichen und Wunder, und man lernt halt nie aus“, sie schien sich wirklich über das Kompliment zu freuen.
„Molly und Arthur?“ fragte Harry, und versuchte an Lavender vorbeizusehen.
„Molly und Ginny nähern sich gerade an“, lächelte sie. „Und Arthur schnarcht im Wohnzimmer.“
Harry lachte. „Aber der wahre Schnarchweltmeister ist immer noch Ron?“
„In was bin ich Weltmeister?“ kam eine Stimme aus unserem Rücken.
„Im Schnarchen“, lachte Lavender, und fiel Ron um den Hals. „Unangefochten“, grinste Lavender in Harrys Richtung. „Wobei unsere Jungs den Titel langsam streitig machen.“
„Ihr habt also über mich gelästert?“ fragte Ron.
„Das würden wir doch niemals tun“, Lavender und Harry schüttelten lachend ihren Kopf.
„Hast du unsere Rabauken gesehen?“ fragte Lavender.
„Yep“, grinste Ron. „haben seelenruhig gepennt…“
„Ganz der Papa“, unterbrach Lavender, „Oh Mann, haben die überhaupt was von mir geerbt?“
„Stell dir vor, die haben eine eigene Armee gegründet, so wie wir damals mit Dumbledores Armee, und unsere Drei tapfer mittendrin.“
„Und, wie war’s?“, fragte Harry in die Runde.
„Das war gar nicht so einfach“, keuchte Ich.
„Ich glaube, ich geh besser nach oben“, sagte Lavender, die äußerst fragend in die Runde schaute.
„Ich glaube nicht, dass du störst, Schatz“, lächelte Ron, und hielt sie am Arm zurück.
Nachdem auch Harry und ich die Köpfe schüttelten, blieb Lavender überrascht dabei, „du störst wirklich nicht, eines der letzten Kapitel des Goldenen Trios, wie man uns gerne nennt, ist vorbei“, bestätigte Harry, „dann legt mal los.“
„Meine Möglichkeiten waren begrenzt“, Ron ergriff als Erster das Wort, „ich lief eine ganze Weile um den großen See, ziellos, immer wieder drehte ich den Stein in meinen Händen.
Nach einer ganzen Weile, sah ich hinaus auf den großen See, die Sonnenstrahlen spiegelten sich darauf, und komisch, fast hatte ich das Gefühl Freds Spiegelbild zu erkennen, als würde er mir ein Zeichen geben, versteht ihr was ich meine?“
„Du hast den Stein aktiviert, Ron“, Harry nickte ihm ermutigend zu, „Fred ist dir zu Hilfe gekommen, wie bei mir, Mum, Dad, Sirius und Remus, auf meinem Weg zu Voldemort.“
„Ich erhob meinen Arm, und begann den Stein zu schwingen, und Fred lächelte mir zu“, Ron machte eine kurze Pause, „ich habe so fest ich konnte geworfen. Der Stein liegt irgendwo auf dem Grund des großen Sees, nicht einmal ich weiß, wo ich ihn hingeworfen habe. Als der Stein die Wasseroberfläche erreichte, und darin versank, erlosch auch das Bild von Fred.“
„Das ist gut Ron, und war eine weise Entscheidung“, lobte ich, und übernahm meinen Part.
„Es war gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte, ich musste lange überlegen, wie wird man den Elderstab los?“
„Von diesem Problem ging ich auch aus, ich habe mich um fünf Minuten bei dir verschätzt“, lächelte Harry, „ich vermute, du warst bei Ollivander?“
Ich schaute ihn mit aufgerissenen Augen an, „woher…?“
„Intuition, Mine“, lächelte er.
„Mir wollte keine Lösung einfallen, zerstören kann man ihn nicht. Der Stab hat nur eine mythische Wirkung, für mich ist seine Wirkung nicht mehr als ein Wunschtraum. Er sucht sich den Zauberer, wie jeder andere Stab auch. Allen, die ihn besaßen, hat er Unglück gebracht, auch ich spürte eine negative Ausstrahlung, als er in meinen Händen war.“
„Genau, wie bei mir“, unterbrach Harry, „ich war so froh, als ich meinen eigenen Stab wieder hatte.“
Wieder nickte ich, „Wenn er wirklich unbesiegbar machen würde, warum ist er dann doch so oft in andere Hände gelangt, und hatte so viele Herrn? Er weckt Begehrlichkeiten, der Wunsch ihn zu besitzen, zieht viele Zauberer auf die dunkle Seite, Dumbledore nicht ausgenommen. Das waren für mich Gründe, ihn dorthin zu bringen, wo ihn niemand vermutet. Er ist jetzt nur noch einer von vielen. Einer von Tausenden. Irgendwann wird er sich vielleicht einen Zauberer heraussuchen, aber dieser Zauberer wird nicht wissen, was er eigentlich in seinen Händen hält, und dadurch wäre seine eigentliche Macht so gut wie unwirksam. Der Stab ist gut versteckt, unauffällig in einer der vielen Schachteln, nicht einmal Ollivander weiß, wo er sich befindet, auch nicht, dass der Elderstab, überhaupt existiert.“
„Du hast seine Erinnerungen verändert?“ fragte Harry.
„Auf Seinen eigenen Wunsch hin, er selbst hat mich darum gebeten“, bestätigte ich Harrys Vermutung, „und jetzt zu dir, und dem Tarnumhang.“
„Den gibt es nicht mehr“, antwortete Harry, „zumindest nicht in dieser Welt“.
„Was hast du getan?“ fragte Ron.
„Ich war im Ministerium“, Harry erwartete eine Reaktion, nach einem kurzen wortlosen Moment, lächelte er, „am Torbogen.“
Harry wartete einen weiteren kleinen Moment, „der Umhang wurde regelrecht in den Schleier gesogen, als hätte ihn Sirius persönlich abgeholt.“
„Das hätte ich nicht gedacht“, staunte Ron, „du hast ihn wirklich…“
„Ja, Ron“, unterbrach ihn Harry, „ich habe den Entschluss schon vor einiger Zeit getroffen, es war nicht einfach, mich von ihm zu trennen, aber es ist besser so.“
„Teddy hat Remus und Tonks getroffen?“
Eine Frage, die mich brennend interessierte.
Harry nickte. „Sie sahen so glücklich aus, und ich soll dich ganz lieb von ihnen grüßen und dir danken, dass wir aus Teddy einen so wunderbaren Jungen gemacht haben.“
„Du warst dabei?“, staunte ich.
„Remus bat seinen Sohn mich hereinzuholen. Ihm standen Tränen in den Augen.“
„Ein wunderbarer Junge“, bestätigte ich. „Wissen sie, dass Teddy und Lily?“
Harry nickte. „Sie haben unsere Tochter schon seit der Geburt im Auge, und sind stolz, dass Teddy im Gegensatz zu uns, ein Schnellzünder ist“, Harry verzog seine Lippen zu einem Schmunzeln. „Jetzt ist nur noch eine Frage offen…“
„Ich erwartete ein Kind von Lee“, kam aus Harrys Rücken.
Überrascht drehten wir uns um.
Molly hatte ihre Tochter fest im Arm, und sah nicht so aus, als würde sie Ginny jemals wieder loslassen.
„Nachdem ich Lee im Bett mit einer Anderen erwischt hatte, spielte ich mit dem Gedanken das Kind nicht zu bekommen.“
„…was Molly nicht schmeckte“, nickte Harry verstehend.
„Du bist Mama“, sagte der Spätzünder nach einigen schweigsamen Augenblicken, und Ginnys Augen leuchteten.
„Ein Mädchen“, vergoss Ginny Freudentränen. „Eine kleine Molly.“
„Das ist toll, wundervoll. Ich freu mich für dich. Nur wo ist die Kleine?“
Fragend sah sich Harry um. „Du hattest sie nicht bei dir, sonst wäre sie in die Hände der Idioten gefallen?“
Ginny senkte ihren Blick, und Harrys Blick wanderte fragend zu mir, doch auch ich konnte es Ginny nur gleich tun.
„Du hast natürlich wieder einmal über alles Bescheid gewusst!“, stöhnte Harry. „Moment!“
Harrys Gesicht fiel nach unten, und ging in Kopfschütteln über.
„Susan Granger alias Mary McDonald musste rein zufällig am Heiligabend zurück nach London…“
„Rein zufällig…“, schmunzelte ich und warf mich meine Mann um den Hals.
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