von lĂĽtfen
Die nächste Begegnung der anderen Art hatte Hermine nach dem Mittagessen. Sie betrat den Zaubertränkeklassenraum und setzte sich auf den einzigen freien Platz. Sie drehte sich zur Seite, um zu sehen, wer neben ihr saß und streckte die Hand aus. „Hi, mein Name ist Hermine Granger.“ Desinteressiert drehte sich der Junge zu Hermine. „Womit könnte ich dich dazu animiert haben, mir diese überflüssige Information zukommen zu lassen?“
Hermine erbleichte. „Snape?!!“ Snape sah sie abschätzend an. „Gut, mir scheint ich bin nicht mehr genötigt, dir zu sagen, wer ich bin!“ Hermines Mund stand offen und Snape wendete genervt seinen Blick ab. Slughorn betrat den Raum und blickte zu den drei neuen. „Oh, neue Schüler mitten im Jahr?! Mit wem hab ich es denn zu tun?“ Er sah zu Harry und Draco, die etwas weiter hinten nebeneinander saßen. „Ich bin Harry .. Trotter, Sir!“
„Ich bin Draco Manson.“ Slughorn nickte freudig. „Sehr schön, sehr schön. Zwei neue Mitglieder meines Hauses. Ich hoffe doch eine Bereicherung.“ Draco grinste hochnäsig. „Mit Sicherheit, Sir.“
Hermine verdrehte die Augen. „Und Sie, junge Dame? Eine neue Löwin!“
Hermine sah ihn freundlich lächelnd an. Sie wusste, er mochte zwar keine Schleimer, aber gegen Höflichkeit hatte er nichts einzuwenden. „Hermine Granger, Sir.“ Slughorn nickte. „Nun, an die neuen, und an die alten. Wir werden heute einen ganz besonderen Trank brauen. Kann mir jemand sagen, worum es sich dabei handelt?“ Hermine warf einen Blick in den Kessel und hob die Hand. Außer ihr meldeten sich nur Snape und Remus. Slughorn nahm Hermine dran. „Es handelt sich um Amortentia, Sir. Wer den Geruch dieses Gebräus einatmet, riecht das, was für ihn am meisten anziehend ist.“
Slughorn nickte anerkennend. „Sehr gut, Miss Granger. Fünf Punkte für Gryffindor. Mir scheint, sie werden eine Bereicherung für dieses Fach sein.“ Hermine wurde ein wenig rot. Sie hörte ein Schnauben neben sich und verhaltenes Gekicher hinter sich. Hermine schoss Todesblicke auf Harry und Draco, die sie augenblicklich verstummen ließen. Snape schenkte sie gar keine Beachtung.
Slughorn wies sie an, den Trank in Einzelarbeit selbst zu brauen und lief die Reihen entlang, um einzelne Ergebnisse zu bewerten. „Mister Pettigrew, es ist durchaus interessant, was Sie dort gebraut haben, es war jedoch keinesfalls Aufgabe, ein nicht identifizierbares Gebräu herzustellen, auch wenn es eine sehr schöne Farbe hat. Mister Trotter, sie sollten sich ein Beispiel an Mister Mansons Arbeit nehmen. Seien Sie sorgfältiger in der Verarbeitung der Trankzutaten. Gut, Mister Lupin, Sie haben jedoch zu viel Belladonnaessenz in Ihrem Trank. Ansonsten sehr schöne Arbeit.“ So ging er eine Weile umher, bis er an dem Tisch von Hermine und Snape angelangt war.
„Mister Snape, ich bin immer wieder erneut erstaunt über soviel Talent in meinem Fach. Erstaunlich, wirklich!“ Er besah sich Hermines Trank und schnappte nach Luft. „Fantastisch! Brillant! Diese Feinfühligkeit, diese Präzision. Einfach wundervoll.“ Hermine wurde erneut rot. „Wie sind Sie so schnell in dieses Stadium des Trankes gekommen, Miss Granger?“ Hermine schluckte. „Ich habe den Saft der Ingwerwurzel mit einem silbernen Messer herausgepresst, statt sie einfach klein zu schneiden, Sir.“ Hermine bereute ihre Aussage. Sie fürchtete wirklich, Slughorn würde jeden Augenblick einen Herzinfarkt bekommen. Er schritt zurück zu seinem Pult und kritzelte es in sein Heft.
Kurz vor Ende der Doppelstunde schritt er erneut an den Tischen vorbei. „Faszinierend Mister Black, Mister Lupin. Ihre Zaubertränke haben beinahe den gleichen Geruch. Wahrlich interessant. Was rieche ich da? Hm.. Zimt, Schokolade und etwas leicht fruchtiges. Interessant.“ Er beendete die Stunde und Hermine verließ fluchtartig den Raum. Harry und Draco hinterher. Draco hielt sich den Bauch vor Lachen, als er bei ihr ankam. „DU! Du hast Snape die Lorbeeren als bester Tränkebrauer geklaut. HAHAHAHA, ich kann nicht mehr!“ Hermine fand das gar nicht lustig. „Klar, es ist super, wenn wir seinen Hass auf Muggelgeborene auch noch schüren!“ Das ließ ihn verstummen. Trübsinnig ging Hermine zum See hinaus.
Egal was die anderen dachten, Snape war nicht so furchtbar, wie alle es behaupteten. Gut, wirklich nett war er auch nicht, aber Hermine wollte ihn nicht als Todesser enden sehen. Er hatte mit ihr gemeinsam Tränke gebraut, ihr geholfen, wenn sie in Schwierigkeiten war, er hatte es einfach nicht verdient, so behandelt zu werden.
Hermine brachte den restlichen Schultag mehr schlecht als recht hinter sich. Immer wieder dachte sie über Snape nach und wie sie ihn vor seinem Todesserdasein schützen konnte. Sie blieb ratlos. Am Abend saß sie demotiviert am Gryffindorhaustisch. „Was ist denn mit dir los, Liebes? Kaum ein paar Tage hier und schon so nachdenklich?“ Hermine seufzte und sah zu Sirius. „Nein, nein! Es ist nur die Umgewöhnung.“ Sirius sah sie gespielt erbost an.
„Hat dich etwa jemand geärgert? Ein Junge? Sag mir, wer es ist und ich erledige das!“ Hermine kicherte, schüttelte aber den Kopf. „Nein! Es ist nichts. Danke trotzdem. Ich komme vielleicht mal auf dein Angebot zurück.“ Sirius nickte zufrieden und wandte sich wieder einem Gespräch mit James zu. Hermine ließ sich in eine Diskussion mit Lily verwickeln, doch ihr Blick schweifte immer wieder zu Snape.
Am nächsten Tag hatte sie als erstes eine Stunde Zaubertränke. Professor Slughorn stand hibbelig vor der Klasse und schien den Beginn der Stunde kaum abwarten zu können. Hermine hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan und kam ganze fünf Minuten zu spät. Slughorn hatte der Klasse verkündet, dass sie paarweise an einem Projekt arbeiten würden, was sie drei Wochen später vorstellen und erklären sollten. Durch Hermines Verspätung war die gesamte Klasse bereits in Paare eingeteilt. Immer Slytherins und Gryffindors zusammen. Für Hermine blieb so nur noch Snape übrig.
Sie setzten sich zusammen und schwiegen sich an. Hermine brach das Schweigen als erstes. „Wir sollten uns etwas besonderes einfallen lassen. Sev.. Sna..Seve ach verdammt, ich weiß nicht mal, wie ich dich ansprechen soll.“ Snape hob die Augenbraue und Hermine grinste, ob der bekannten Geste wegen. „Lachst du mich aus, Granger?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, du erinnerst mich einfach so sehr an einen alten Bekannten. Er hat die Augenbraue auf die selbe Art und Weise hochgezogen und war auch... nun ja, ein wenig reizbar.“
Snape sah sie nachdenklich an. Da schien keine Feindseligkeit aus ihren Worten zu klingen. „Severus!“ Hermine sah ihn zuerst überrascht an, dann lächelte sie. „Wir sollten jetzt über unser Projekt sprechen, Severus.“ Er nickte und schien ein wenig umgänglicher.
Slughorn eilte auf den Tisch der beiden zu und blieb völlig aufgeregt vor ihnen stehen. Hermine warf Severus einen Blick zu und grinste. Auch Severus Gesicht zierte ein leichtes Lächeln. „In Sie beide setze ich einen Großteil meiner Hoffnung. Sie werden mich nicht enttäuschen und etwas ganz besonderes erschaffen, nicht wahr?“
Hermine und Severus nickten. Was hätten sie auch anderes tun sollen im Angesicht von soviel Euphorie.
Hermine durchzuckte eine Idee. Was wäre, wenn sie und Severus den Wolfbanntranks untersuchen würden. Remus würde vielleicht schon viel eher, sein Problem in den Griff bekommen und sie könnte sich mit Severus beschäftigen und ihn von Dummheiten abhalten.
„Was hältst du davon, wenn wir am Wolfsbanntrank forschen würden? Ich hab gelesen, dass man dabei ist, einen Trank zu entwickeln, der Werwölfen hilft, sich in Vollmondnächten im Griff zu behalten. Das wäre eine Herausforderung!“ Ihre Augen glänzten. Snape hatte sie in der Zukunft nie den Trank brauen lassen. Sie wusste nicht genau, welche Zutaten in welchem Maß, wie dem Gebräu beigefügt werden musste. Theoretisch wusste sie ein paar Dinge, weil sie heimlich in seinen Unterlagen geschnüffelt hatte, aber alles andere musste geprüft und ausprobiert werden.
Severus sah sie nachdenklich an. „Hast du eine Ahnung, welche Herausforderung das ist? Du kannst nicht einfach ein paar Zutaten zusammen mixen und hoffen, dass das was wird. Was, wenn wir versagen? Ich möchte in Zaubertränke ungern eine miese Note erhalten, das überlass ich den Trotteln um Potter herum.“ Hermines Augen leuchteten vor Aufregung, was Severus ein wenig zurückweichen ließ. „Sein kein Frosch! Du bist ein Genie. Dir wird so ein mickriger Trank doch keine Probleme bereiten.“ Hermine sah förmlich, wie sein Kampfgeist geweckt wurde. Schließlich nickte er. „Na schön, aber ich hoffe dir ist klar, dass du dann eine Menge deiner freien Zeit mit mir verbringen musst. Ein paar Unterrichtsstunden reichen da nicht.“
Hermine sah ihn fragend an. „Wieso sollte das ein Problem sein?“ Es war das erste Mal, dass Hermine so etwas wie Verlegenheit bei Severus Snape sah. „Deine Gryffindorfreunde mögen mich nicht sonderlich und auch sonst bin ich niemand, mit dem man gerne seine freie Zeit verbringt.“ Hermine sah ihn vorwurfsvoll an. „Wieso sollte man nicht gerne mit dir seine Zeit verbringen, Severus?,“ Hermine wusste darauf ungefähr tausend Antworten, doch war das nicht förderlich, ihn von den Todessern fernzuhalten. „Du bist intelligent und hast einen...hm, speziellen Sinn für Humor. Ich kenne dich nicht gut genug, um mir eine Meinung über dich zu bilden, vielleicht sollte ich die Zeit nutzen, dich besser kennen zu lernen.“
Hermine hoffte, dass sie damit nicht zu weit gegangen war und wie es schien, war dieser Severus noch nicht so immun gegen Gefühle und Komplimente, wie der aus der Zukunft. Er wandte sich ab und sah auf sein Pergament. „Ich schlage vor, wir treffen uns morgen in der Bibliothek und machen eine Aufstellung über das, was wir bereits wissen.“ Hermine schüttelte den Kopf und erntete einen fragenden Blick. „Gegenvorschlag: Wir treffen uns morgen und gehen nach draußen. Es ist schönes Wetter und noch brauchen wir keine Bücher. Sonne schadet dir nicht, egal was man dir erzählt hat.“ Hermine deutete auf seine fahle Haut. „Ich hoffe diese Frischluft- Schrägstrich Sonnenallergie färbt nicht auf Draco und Harry ab.“
Severus sah sie ein wenig verdutzt an. „Du kennst die beiden näher?“ Hermine nickte bestimmt. „Sie sind meine besten Freunde. Wir sind zusammen von einer anderen Schule hierher gewechselt und.. ach ist doch egal. Die beiden sind echt toll.“ Severus sah nachdenklich zu den beiden jungen Männern. Trotter stand neben Potter, interessant, wie ähnlich die Nachnamen sich waren und wie ähnlich die beiden sich im Allgemeinen sahen, und starrte ihn an. „Ist Trotter schwul?“ Hermine lächelte leicht, als sie sah, worauf er anspielte. Harry sollte wirklich weniger offensichtlich seine Bewunderung gegenüber James zeigen. „Nein. Er ist... ach, was weiß ich.“ Severus grinste schief und suchte den anderen Neuen mit seinen Augen.
Er stand neben Black und starrte gelangweilt durch den Raum. Black neben ihm, tat es ihm gleich. „Manson und Black haben unabstreitbar Gemeinsamkeiten.“ Hermine seufzte. „Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die beiden es entdecken und dann werden sie Hogwarts auf den Kopf stellen. Solltest du eine Freundin haben, pass gut auf sie auf. Weder Draco, noch Sirius machen halt davor, wenn sie sich gegenseitig erst mal so richtig hochgeputscht haben.“
Severus sah sie ungläubig an. Sie glaubte, er hätte eine Freundin? Wer sollte denn mit ihm zusammensein wollen? Die Stunde wurde beendet, Hermine verabschiedete sich und stürmte aus dem Klassenzimmer. Severus folgte ihr und sah, wie die beiden Jungs, ihre besten Freunde, sie in ihre Mitte nahmen und ihr keine Chance ließen, sich zu befreien. „Harry, Draco, lasst mich los! Ich will in die Bibliothek!“ Die zwei schüttelten den Kopf. „Vergiss es, Prinzessin, du verbringst kaum noch Zeit mit uns. Du lässt UNS fallen, um neue Freunde zu finden. Ich kann es kaum fassen, Miss Granger. Bedeuten wir dir so wenig?“
Hermine gluckste und schlug Draco auf den Arm. „Hmmmmmm, ich weiß nicht.“ Harry schüttelte den Kopf und Draco nickte. „Das hab ich mir gedacht. Po... Trotter, du weißt, was das heißt?“ Harry nickte, schnappte sich Hermines Ellbogen, genau wie Draco und sie trugen sie aus Severus Blickwinkel. Es war komisch, aber er beneidete die drei um ihre ungezwungene Freundschaft. Er hatte nie etwas ähnliches gehabt. Hatte eigentlich auch nie das Bedürfnis verspürt, Freunde zu haben. Er hatte Potter und Konsorten gesehen und nie etwas ähnliches gewollt. Potter versammelte ein paar Hohlköpfe um sich und nannte diese Freunde. Der einzige, der eventuell der Definition Freund am nächsten kam, war Black.
Lupin und besonders Pettigrew waren... sie liefen den beiden hinterher, wie Hunde. Aber bei diesen drein war es anders. Sie schienen gleichgestellt, biderten sich einander nicht an. Das war interessant. Granger war interessant. Er wĂĽrde sehen, was es war, das sie so interessant machte.
Hermine strampelte mit den Füßen, die Dank Harry und Draco den Boden nicht berührten, in der Luft. „Lasst mich runter ihr Flegel. Ich hex euch ins nächste Jahrtausend.“ Harry gluckste. „Wir wollen nur ein wenig mit dir reden, Hermine. Wir sehen dich ja kaum noch.“ Hermine presste die Lippen aufeinander und machte sich steif wie ein Brett. „Ich glaub sie schmollt.“ Draco zuckte die Schultern. Sie liefen hinaus zum See und setzten sich mit ihr an das Ufer. „Also Hermine, erzähl uns, wie es bei dir so läuft.“ Sie schüttelte den Kopf. „Na schön, dann fangen wir an. Die Slytherins sind gar nicht so bescheuert, wie ich immer dachte. Da sind durchaus nette Typen bei. Snape ist der totale Außenseiter und er scheint es nicht anders zu wollen.“
Hermine nickte nachdenklich. Das hatte sie sich schon gedacht. Doch sie war sich keineswegs sicher, dass Severus das wirklich so wollte. Es schien eher, als zweifelte er an sich selbst und als schirmte er sich absichtlich von den anderen ab, damit ihn keiner verletzen konnte.
„So Mine, jetzt erzähl uns von eurem Projekt.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Da gibt’s nichts zu erzählen. Wir treffen uns morgen hier und besprechen alles weitere. Übrigens Harry, du solltest James weniger offensichtlich anstarren. Severus dachte du wärst schwul.“ Harry erblasste, während Draco sich vor Lachen kaum halten konnte.
Sie unterhielten sich eine Weile und Hermine sprach das erstemal in ihrem Leben als erste über Quidditch. Die Jungs grinsten. „Wir sind im Team. Wir haben die anderen gezwungen, uns fliegen zu lassen und als sie gesehen haben, wie toll ich bin, ja Potter du warst auch nicht schlecht, da haben sie unsere Vorgänger auf die Ersatzbank verfrachtet und uns förmlich angefleht, für sie zu spielen. Vor dir steht der neue Jäger aus Slytherin und neben ihm der dazugehörige Sucher. Ich war so gnädig, ihm den Vortritt zu lassen, weil er ja, anders als ICH, nur in einer einzigen Position spielen kann.“
Hermine kicherte vor sich hin und Harry sah Draco strafend an. „Du bist echt ein ganz toller Mensch, Malfoy!“ Hermine grinste und sagte den Jungs, dass sie wieder reingehen wolle. In diesem Moment kamen Die Rumtreiber aus dem Schloss. „Liebes, wo willst du denn hin? Fliehst du vor mir?“ Hermine nickte. „Jap! Ich ertrage es nicht, die ganze Zeit neben einem charmanten, heißen Typen wie dir zu stehen und zu wissen, dass ich sowieso keine Chance bei dir habe.“ Hermine ging durch das Schlossportal und verschwand aus dem Blickfeld der anderen.
Harry und Draco schüttelten sich vor Lachen, genau wie Remus und James. Peter stand teilnahmslos daneben und blickte wie in Trance Hermine hinterher. „Hat die Kleine mir gerade ne Abfuhr erteilt? Es klang nämlich irgendwie danach, obwohl sie eigentlich nur positive Eigenschaften meiner Person aufgezählt hat.“ Draco klopfte Sirius aufmuntert auf die Schulter. „Mach dir nichts draus. Hermine ist ein wenig eigen.“
Schweigen trat ein. „Und, seid ihr schon gespannt, das nächste Quidditchspiel anzuschauen? Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber bei uns ist es ziemlich populär.“ Harry grinste James dümmlich an. „Wir sehen nicht nur zu, wir spielen auch.“ James schien etwas verunsichert, ob dem eigenartigen Blick, den Harry ihr zu warf. „Äh.. okay.. Wie seid ihr jetzt noch in die Mannschaft gekommen? Das Team aus Slytherin war vollständig.“ Draco grinste schief. „Wir haben freundlich gefragt.“
Sirius schien zu verstehen und lachte leise. Sie setzten sich zu Harry und Draco auf den Boden und begannen ein Gespräch über Quidditch. Die sechs verstanden sich gut und kamen beinahe zu spät zum Mittagessen. Hermine saß bereits am Tisch und unterhielt sich mit Lily. Die vier Rumtreiber setzten sich zu ihnen und begannen ein Gespräch. „Sag mal Liebes, fühlst du dich wirklich so eingeschüchtert von meiner Anwesenheit? Weißt du, dass musst du nicht. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dir eine Chance einzuräumen. Kein Problem.“
Hermine sah den gutaussehenden, zugegeben etwas eingebildeten Jugendlichen einen Moment von oben bis unten an. Er war hĂĽbsch. Konnte man so was von einem Mann sagen? Hermine fand einfach das er hĂĽbsch war. Sein Gesicht war maskulin, aber irgendwie auch sehr fein. Sein Teint war definitiv dunkler, als der von Draco. Seine wuscheligen schwarzen Haare gaben ihm etwas Verwegenes und Hermine musste sich wohl oder ĂĽbel eingestehen, dass er absolut ihrem Typ entsprach, wie auch immer dieser aussah.
„Nee du, lass mal gut sein! Remus, könntest du mir bitte die Sauce reichen.“ Remus reichte ihr schmunzelnd die Saucenschüssel. Sirius wandte sich nachdenklich an ein Mädchen neben ihm. „Hättest DU vielleicht Lust, mit mir auszugehen?“ Das Mädchen nickte aufgeregt. Hermine schenkte dem keine Aufmerksamkeit. Sie war in ein Gespräch mit Remus vertieft und zu sagen, dass Sirius darüber verärgert war, wäre stark untertrieben gewesen. Sie schien überhaupt kein Interessen an ihm zu haben. Schade eigentlich. Er drehte sich wieder zu dem Mädchen um. Wie hieß sie noch gleich? Sahra? Tara? Mira? Hm?
Hermine sah sich am Tisch um. Sie fühlte sich unglaublich wohl hier. Diese Zeit war nicht so anders als ihre eigene Schulzeit, nur das hier nicht eine SO intensive Häuserfeindschaft existierte, wie circa zwanzig Jahre später. Vielleicht fiel ihr das nur ihr auf, weil Harry und Draco mittlerweile in Slytherin waren.
Sie grinste, als sie sah, wie James Lily anstarrte. Die beiden waren ein niedliches Paar. Sie mochte sie wirklich. Ihr Blick schweifte weiter, über Remus, der gerade mit Lily redete, über Sirius, der mit diesem blonden Mädchen flirtete und blieb schließlich einen Moment bei Peter hängen. Es verwirrte sie ein wenig, wie er sie ansah. Er starrte förmlich. Hermine drehte ihren Kopf weg und hörte Remus und Lily zu. „Remus, ich verstehe ja, dass ihr alle Quidditch so toll findet, aber findest du es nicht schrecklich, dass es praktisch kein anderes Gesprächsthema mehr gibt, als Quidditch. Ihr werdet sowieso gewinnen am Samstag. Ihr gewinnt immer gegen Slytherin.“
Bevor Remus antworten konnte, mischte sich Hermine ein. „Dieses Mal nicht!“ Die Blicke von James, Sirius, Remus, Lily und Peter, der sie sowieso fortwährend anstarrte, trafen sie. „Wie meinst du das?“ Hermine war ein wenig verunsichert. „Gryffindor wird nicht gewinnen.“ Sirius rutschte näher zu ihr und sah sie bittend an. „Ich bitte dich, Liebes, ich hab dich gerade ins Herz geschlossen. Zwing mich nicht, dir irgendwas Furchtbares anzutun.“ Hermine grinste und tätschelte seine Wange. „Tut mir leid, Sirius, aber ihr werdet nicht gewinnen. Ich hab euch gestern fliegen sehen und ich weiß wie Harry und Draco fliegen. Wenn wir davon ausgehen, dass du und James die besten Spieler im Team sind, nichts gegen dich Remus, und Harry und Draco die besten Spieler bei Slytherin, dann werdet ihr nicht gewinnen.“
James schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich hab dich echt gern gehabt, Hermine, aber wenn du meinst, Slytherin wird uns schlagen, dann...“ Hermine unterbrach ihn. „Das habe ich nie behauptet. Ich sagte, ihr werdet nicht gewinnen. Slytherin aber auch nicht. Ich bin mir fast sicher, ihr werdet unentschieden spielen.“ James sah sie ungläubig an. „Weißt du, wie unwahrscheinlich das ist? Die eine Mannschaft müsste die Punkte, die mit dem Schnatz geholt werden, durch Tore erreichen. Nicht mal Slytherin ist so mies, dass sie so sehr in den Rückstand geraten. Außerdem hieße das, ich würde den Schnatz nicht fangen.“
Hermine zuckte die Schultern. „Hättet die Quidditchexpertin vielleicht Lust auf eine Wette?“ Hermine sah Sirius einen Moment nachdenklich an. „Klar!“ Sirius dachte nach, dann erhellte sich sein Gesicht. „Wenn du recht hast und wir spielen unentschieden, dann kannst du von mir einen Gefallen einfordern. Wenn ich recht habe und Gryffindor gewinnt, dann wirst du mir einen Gefallen schulden.“ Hermine schlug ohne nachzudenken ein. Remus beobachtete die Angelegenheit mit Missfallen. Er liebte Sirius. Er war wie ein Bruder, aber er traute ihm kein Stück weit, was Frauen anging. Er würde sonst was von ihr verlangen, wenn sie verlor und das würde sie.
Die Jungs überredeten Hermine, noch etwas im Gemeinschaftsraum zu bleiben und mit ihnen zu plaudern. Zögernd stimmte sie zu. Es war lustig. Sirius erzählte ihr von einigen Streichen, die sie in Hogwarts gespielt hatten und Hermine kringelte sich vor Lachen. Sie erzählten ihr auch von Duellen, die sie ausgefochten hatten und Hermine fiel ein, wie Ron Draco damals mit dem Schneckenfluch hatte treffen wollen. Das brachte sie nur noch mehr zum Lachen und sie erzählte die Geschichte den Jungs. „Rons Zauberstab war vollkommen hinüber. Draco hat ihn wirklich aufs äußerste gereizt und er versuchte ihn zu verfluchen. Das ging natürlich gewaltig daneben. Er hockte Stunden lang über der Badewanne und spuckte Schnecken aus.“
Sirius und James lachten sich fast kaputt und auch Peter kicherte vor sich hin. Remus lachte nur kurz und sah sie nachdenklich an. „Du sagst, dieser Ron war dein bester Freund und der von Harry. Und der hat sich mit Draco ein Duell geliefert. Das verstehe ich nicht ganz.“ Hermine seufzte. „Das ist kompliziert. Draco war früher anders. Er war schon immer ein wenig fies und das wird sich auch nie ändern, aber er hatte früher keine Ahnung, was es bedeutet richtig zu handeln. Meistens tat er das, was man ihm vorlebte, was sein Vater ihm vorlebte und das machte ihn zu einem kleinen Idioten. Vor ungefähr einem Jahr änderte sich das. Er wurde selbstständig und versuchte nach seiner Meinung zu handeln. Seit dem Zeitpunkt sind wir Freunde.“ Remus hing an ihren Lippen. Sie war mit diesem Jungen verfeindet gewesen, doch als er sich hatte ändern wollen, hatte sie ihm eine Chance gegeben. „Und was ist mit Ron?“ Hermine seufzte. Über ihn hatte sie in letzter Zeit gar nicht mehr nachgedacht. „Er hat sich auch verändert. Wir waren eine Weile zusammen, aber er hat sich vor Problemen versteckt und meine Freunde verurteilt.“ Sie war also ungebunden.
Hermine gähnte. „Ich geh schlafen. Sonst komm ich morgen zu Verwandlung zu spät. Gute Nacht.“
Hermine kam natürlich zu Verwandlung zu spät. Sie verfluchte sich dafür, dass sie sich hatte überreden lassen, so lange wach zu bleiben. McGonnagal zog ihr Punkte ab und sie ließ sich müde neben Lily auf dem Platz nieder. Nach der Stunde eilten Draco und Harry auf sie zu und grinsten. „Na, du scheinst ja jetzt wirklich jeden Tag zu verschlafen.“ Hermines Magen knurrte und sie grummelte. Harry hielt ihr ein Packet entgegen, dass sie überrascht entgegen nahm. Sie hielt ein paar Brote in der Hand und umarmte ihn überschwänglich. „Ich danke dir. Ich hab so einen Hunger.“ Auf dem Weg zur nächsten Stunde verdrückte sie die Brote und lief neben Sirius lang.
„Du scheinst einen ordentlichen Appetit zu haben, meine Liebe.“ Hermine nickte. „Hast du keine Angst dick zu werden?“ Hermine sah ihn irritiert an. „Wieso sollte ich?“ Sirius zuckte die Schultern. „Alle Mädchen achten auf ihr Gewicht.“ Hermine nickte nachdenklich. „Du hast recht. Aber es gibt wichtigeres. Ich bin nicht weniger wert, weil ich mehr wiege.“
„Aber weniger attraktiv.“ Hermine sah ihn ungläubig an. „Das seh ich ein wenig anders, Black. Attraktivität kommt nicht von Außen, sondern von Innen. Ich finde Miss Magic alles andere als attraktiv, wenn sie eine verzickte, dämliche Pute ist, als ich eine wohlproportionierte Frau, die nett und freundlich zu jedermann ist. Im Moment finde ich dich übrigens alles andere als attraktiv. Deine Augen stehen zu weit auseinander und du hast Eselsohren.“ Sie stürmte an ihm vorbei auf Lily zu.
„Hey Mine, wie läuft es?“
„Gut!“
„Sirius steht auf dich!“
„Mir egal, er ist ein Idiot!“
„Du hast recht! Aber er ist ein heißer Idiot!“
Hermine sah ungläubig zu ihrer neuen Freundin. „Willst du sagen, wenn ein Mann nur gut aussieht, ist es egal, was für einen Charakter er hat.“ Lily zuckte erschrocken zusammen. „So meinte ich das nicht, Hermine. Sirius ist kein schlechter Mensch. Er ist ein wenig arrogant, aber kein schlechter Mensch. Du weißt, dass ich nicht so denke, oder?“
Hermine nickte. Sie wusste es und doch regte es sie auf. Egal in welcher Welt sie sich befand, egal in welcher Zeit. Immer spielte das Aussehen eine ĂĽbergeordnete Rolle.
Den Rest des Schultages brachte Hermine relativ still hinter sich. Zum verabredeten Zeitpunkt ging sie zum See und wartete auf Severus. „Hallo Granger!“
„Hey Severus.“ Er fing direkt an über irgendwelche Ideen zu reden, doch Hermine fiel es schwer zu zuhören. „Ich habe schon davon gehört, dass mache Menschen weniger viele Informationen aufnehmen können, als andere, aber du bist erst wenige Tage hier und solltest noch ein wenig Fassungsgabe haben.“
Hermine funkelte ihn wütend an, doch dann seufzte sie. „Tut mir leid. Ich hatte nur weniger angenehme Gespräche mit einigen Gryffindors.“ Snape verdrehte die Augen. „Ich bin mir fast sicher, du willst darüber reden. Also bitte.“ Hermine grinste schief. Mit Snape über Teenyprobleme reden. Das war interessant. „Ich verstehe nicht, wieso Aussehen so wichtig für jeden ist. Alle scheinen immer nur auf das Äußere zu achten.“
Severus blinzelte. „Das ist dein Problem? Wieso machst du dir Gedanken darüber. Du bist attraktiv, also kann es dir doch egal sein, wie es weniger gesegneten Leuten geht.“ Hermine sah ihn fragend an. „Du kennst mich kaum. Wie kannst du mich für attraktiv halten. Ich bin vielleicht die blödeste Zicke der Welt und trotzdem erscheine ich dir attraktiv. Irre ich mich, wenn ich glaube, Schönheit kommt von innen?“
Severus sah nachdenklich aus. „Black oder Pettigrew?“
„Hä?”
„Auf wen würde deine Wahl fallen? Black oder Pettigrew.”
„Sirius!“
„Da hast du es! Black ist ein überheblicher Trottel und du würdest ihm trotzdem dem unscheinbaren, wenig attraktiven Pettigrew vorziehen.“
„Das hat aber andere Gründe.“ Severus sah sie fragend an. „Ich mag ihn nicht. Er ist eine schmierige Ratte. Er rennt den anderen dreien hinterher, hat keine eigenen Ansichten. Er ist mir unheimlich.“ Severus war verblüfft. „Wie kannst du mit mir hier sitzen und nichts gegen mich haben, wie mir scheint und Pettigrew so sehr verabscheuen?“
Hermine sah ihn ungläubig an. „Wie kannst du dich mit Peter vergleichen? Er ist eine rückratlose Qualle! Gut, du magst nicht der angenehmste Zeitgenosse sein, aber mir kommt es vor, als stündest du zu dem, was du sagst.“
„Ich bin mir jetzt ehrlich unsicher, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein sollte.“ Sie zuckte die Schultern. „Tatsache ist, man sollte die Menschen nicht nach dem beurteilen, was man sieht, sondern was man fühlt. Erscheinen dir unfreundliche Menschen nicht auch weniger attraktiv, obwohl die meisten nur vom Sehen her behaupten, diese Person wäre schön?“ Severus dachte nach. Interessante Frage.
„Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Ich denke, wenn ich in den Spiegel sehe und mich darin wiederfinde, liegt mein Aussehen nicht daran, wie nett ich bin. Manche Menschen haben eben kein Glück, wie du, Black oder Potter.“ Hermine runzelte die Stirn. „Wieso sprichst du von dir selbst so schlecht?“
„Was meinst du?“
„Du denkst, ich würde keine Zeit mit dir verbringen, nur weil du du bist. Du deutest an, du wärest unattraktiv oder gar hässlich! Wieso?“ Hermine meinte die Frage ernst. Severus war nicht hässlich. Egal was mit ihm in der Zukunft passieren würde, noch sah er nicht schlecht aus. Er war nicht hübsch, wie Sirius, hatte nicht das charmevolle Aussehen von Draco, aber auf seine Art, auf eine interessante Art, war er attraktiv.
Sein Haar war relativ kurz, wirkte nicht ungepflegt wie in der Zukunft. Seine Nase war zwar groß, aber wegen der kurzen Nase fiel sie auch nicht so auf wie bei seinem zukünftigen Ich. Seine Augen machten sein markantes Gesicht männlich und seine Statue war nicht zu verachten. Ohne die schwere Robe erkannte Hermine einen gut definierten Oberkörper. Er hatte wahrlich keinen Grund, sich zu schämen. „Wieso? Weil es so ist. Ich bin ein unangenehmer Mensch, der nicht gern unter Leute geht, aus dem einfachen Grund, weil ich nicht gesellig bin und gerne rede. Außerdem sind die meisten Tölpel hier dumm wie Stroh und ich wüsste nicht, worüber ich mich mit denen unterhalten sollte.
Mein Aussehen ist verachtenswert. Ich habe einen Spiegel und sehe, wie andere mich sehen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Wer immer dir diesen Unfug eingeredet hat, gehört kräftig verprügelt. Vielleicht zeigst du mir nicht dein wahres Ich, doch bisher stimmte nichts von dem, was du selbst über dich behauptest. Und du bist nicht hässlich. Du bist nur auf eine andere Art schön, als es Typen wie Sirius und James sind. Glaub mir, Aussehen wird überschätzt. Irgendwann werden die Menschen hinter die Fassade blicken und sehen, was sich hinter all der angeblichen Schönheit versteckt. Sie ist vergänglich, die Seele nicht.“
Severus schluckte. „Lass uns jetzt mit dem Projekt beginnen. Ich habe keine Lust, bis tief in die Nacht zu arbeiten.“ Hermine lächelte und setzte sich an die Aufzeichnungen, die er bereits erarbeitet hatte. Nach zwei Stunden hatten sie soweit alles fertig, was sie ohne Bibliothek tun konnten. Sie packten gerade ihre Sachen zusammen, als Hermine Remus und Peter auf sich zukommen sah. Sie hoffte, dass nur Sirius und James Severus damals geärgert hatten und nicht auch Peter. Bei Remus war sie sich eigentlich sicher, er würde so etwas nicht tun.
„Sieh an, sieh an, Schniefelus. Wieso verbringst du deine Zeit mit so jemandem, Mine.“ Hermine hätte würgen können, als er sie mit ihrem Spitznamen ansprach. „Mit wem sollte ich sie sonst verbringen, Pete? Mit dir vielleicht?“ Er schien wirklich zu glauben, das wäre ein Angebot. „Wenn du möchtest, natürlich. Schniefelus zieh ab!“ Severus erhob sich und sah ihn kalt an. „Peter, ich empfehle dir zu verschwinden. Deine penetrante, piepsige Zwergenstimme geht mir gewaltig auf die Nerven. Ich denke nicht, dass du dich unbedingt mit jemandem anlegen sollte, der dir physisch, psychisch und magisch bei Weitem überlegen ist, wenn weder James noch Sirius in der Nähe sind, um dir zu helfen.“
Remus grinste leicht. Hätte Hermine Peter nicht zur Vernunft gerufen, hätte er es getan. Ihm ging dieser Kleinkrieg wirklich auf die Nerven. „Aber Herms, ich dachte es wäre dir vielleicht unangenehm mit ihm zusammen zu sein.“ Hermine verdrehte die Augen. „Den angeekelten Gesichtsausdruck mache ich erst, seit du angefangen hast zu reden.“ Severus versteckte ein Grinsen. Da dachte er, er hätte ein kleines freundliches Mädchen von nebenan an seiner Seite und plötzlich fuhr sie so aus sich heraus. „Na Schniefelus? Freust du dich, dass dich ein hübsches Mädchen, wie Hermine in Schutz nimmt? Mach dir keine falschen Hoffnungen, das tut sie lediglich aus Mitleid. Und weißt du noch etwas, sie ist eine Muggelgeborene.“ Hermine verstand nicht wirklich den Zusammenhang, doch ein Blick zu Severus´ kalkweißem Gesicht ließ sie verstehen. Er schien zu diesem Zeitpunkt bereits eine gewisse Antipathie gegenüber Schlammblütern zu empfinden.
Remus schaltete sich zum ersten mal ein. „Peter, es ist genug! Die beiden arbeiten an einem Projekt und du solltest sie in Ruhe lassen. Hermine schnappte ihre Sachen und zog ab. „Wir sehen uns dann beim Abendessen Remus.“ Sie stürmte in die Bibliothek und vergrub sich in einigen Büchern. Nach ungefähr zwanzig Minuten standen plötzlich zwei Schatten über ihr. Hermine bemerkte sie zunächst nicht und las weiter. „HA! Erwischt!“
„Ahhhhhhhhhhhhhh!“ Hermine war so erschrocken von dem plötzlichen Erscheinen der Stimme neben ihrem Ohr, dass sie vor Schreck laut aufschrie und vom Stuhl fiel. Sirius lachte laut, während James zu ihr ging und ihr hoch half.
Hermine baute sich vor Sirius auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Auf der Stelle erstarb sein Lachen und er sah sie ängstlich an. „James, Hilfe. Ein wunderschöner Racheengel steht vor mir.“ Hermine wandte sich James zu, der sie ernst musterte. „Hermine, wir wollen mit dir reden.“ Hermine setzte sich wieder auf ihren Stuhl und sah abwarten zu den beiden jungen Männern. Sie hatte James noch nie so ernst erlebt. „Du bist neu hier und wir alle mögen dich wirklich sehr, aber du solltest wissen, dass wir es nicht akzeptieren, dass jemand unsere Freunde beleidigt.“
Hermine runzelte die Stirn, dann verstand sie. Sie grinste. „Das ist nicht euer Ernst!“ James und Sirius sahen sich fragend an. Die Reaktion hatten sie nicht erwartet. „Nun, eigentlich schon! Nein warte, was meinst du genau?!“ Hermine seufzte. „Peter ist nicht allen Ernstes zu euch gerannt gekommen und hat euch erzählt, dass die böse, böse Mine den armen kleinen Pete geärgert hat, oder?“
Sirius grinste verlegen. Ihm war es von Anfang an dämlich vorgekommen, aber James hatte darauf bestanden, diese Sache aus der Welt zu schaffen.
„Hermine, wieso hast du ihn angeschrieen und beschimpft?“ Hermine seufzte. „Pass mal auf James, ich mag dich, ich mag dich wirklich und nur deshalb werde ich mich vor dir rechtfertigen. Ich möchte nicht die gerade erst entstandene Freundschaft zwischen uns wegen so etwas zerstören. Also, sag mir doch erst mal, was mir genau vorgeworfen wird.“
Sirius lächelte leicht. Ach sie war ja so eine tolle Person. Okay, komische nicht sirius- like Gedanken.
„Peter sagte, du hättest ihn grundlos angeschrieen du ihn einen Versager genannt und dumm!“ Hermine wiegte abschätzend den Kopf hin und her. „Also sehr, sehr grob übersetzt stimmt das fast. Ich hab aber eigentlich gesagt, dass er sich nicht mit Leuten anlegen soll, die ihm geistig, körperlich und magisch überlegen sind. Hat er die penetrante Zwergenstimme erwähnt?“
„Das ist nicht lustig, Hermine. Peter ist unser Freund. Wenn du dich nicht mit ihm arrangieren kannst, dann können wir leider nicht mehr mit dir befreundet sein.“ Hermine sah ihn verletzt an. „Ich wüsste zwar gerne, wieso ich das angeblich verdient habe, aber bitte. Wenn du glaubst, ich dürfte meine Meinung nicht mehr ausdrücken, dann sollten wir wohl keine Freundschaft zueinander pflegen. Wir sehen uns dann im Unterricht.“ Sie wandte sich wieder ihren Büchern zu und ignorierte die beiden. Sirius sah ungläubig zu James. Er zog ihn aus der Bibliothek und funkelte ihn böse an. „Was soll das, Krone? Ich mag sie wirklich und ich will nicht, dass du einfach meine sehr zarte Freundschaft zu ihr beendest.“
James schüttelte bedauernd den Kopf. „Tatze, wir haben uns geschworen füreinander einzustehen, wir sollten uns auch daran halten.“
„Aber, wir wissen doch gar nicht, was passiert ist. Wurmschwanz hat uns irgendeine unzusammenhängende Geschichte erzählt und eigentlich haben wir keine Ahnung was los war.“
„Willst du behaupten, er lügt?“ Sirius sah ihm nicht in die Augen. „Ich glaube nicht, dass er lügt, aber ich glaube auch nicht, dass er alles erzählt hat. Moony war doch dabei, lass uns fragen gehen, was am See passiert ist.“ James nickte und folgte Sirius in den Gemeinschaftsraum. „Hey Moony, können wir mal mit dir reden?“ Remus stand auf und folgte seinen Freunden in eine Ecke des Gemeinschaftsraums. „Was ist am See mit Peter und Hermine passiert?“
Remus dachte kurz nach. „Na ja, Hermine und Severus haben am See gearbeitet, ihr wisst schon, wegen Zaubertränke. Peter hat angefangen auf Snape rumzutrampeln, schaut nicht so, ich mag es auch nicht, wenn ihr das tut. Hermine hat ihn eigentlich nicht direkt verteidigt. Sie hat Peter nur gesagt er solle gehen. Ich glaube er steht ein bisschen auf sie. Na ja auf jeden Fall hat er sie ein klein wenig angemacht und dann hat Hermine ihm halt ihre Meinung gegeigt.“ Sirius und James sahen sich fragend an. „Und dann?“
„Peter hat wieder versucht Severus runterzumachen und Hermine sagte ihm, wenn ihr nicht in der Nähe seid, sollte er keine Stärkeren angreifen. Ich weiß, sie ist ein wenig zu weit gegangen, aber im Grunde hat sie recht.“
James schüttelte den Kopf. „Sie darf trotzdem keine Freunde beleidigen.“ Remus nickte nachdenklich. „Und was, wenn sie Severus auch als Freund sieht? Hätte sie dann nicht, wie ihr oder vielmehr du, das Recht, Severus zu verteidigen?“ James dachte kurz nach, beobachtet von seinen Freunden. Sirius unterbrach seinen Gedankengang. „Mach was du willst, James, ich werde weiterhin mit Hermine befreundet sein.“ James nickte. „Du hast recht, Tatze. Es war falsch. Wenn Peter und sie nicht klarkommen, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass wir nicht mit ihr befreundet sein können.“
Aufgeregt stĂĽrmten sie aus dem Gemeinschaftsraum.
Hermine seufzte schwer. Das war ja super gelaufen. Ihre neuen Freunde hatte sie nicht sonderlich lange gehabt. Wie sollte das denn zukĂĽnftig aussehen. Sie musste ihnen sagen, dass sie aus der Zukunft kam und das war schwerer, wenn sie ihr nicht vertrauten. AuĂźerdem mochte sie die drei wirklich. Remus, James und Sirius waren tolle Menschen. Sie waren anders als die aus der Zukunft, aber sie hatte sie hier genauso gern.
„MINE!“ Wieder erschreckte sie, als Sirius und James strahlend auf sie zugerannt kamen. „Was denn nun schon wieder? So weit ich weiß, hab ich sonst keinen eurer Freunde beleidigt.“
Sirius sah sie aus großen Hundeaugen an. „Es tut uns leid!“ James zog ein großes Stück Torte hinter dem Rücken hervor. „Ja, Moony hat uns alles erzählt und es war dumm von uns, gleich so überzureagieren.“ Hermine grinste erleichtert. Sie sprang auf und umarmte zuerst Sirius und dann James, dem sie die Torte aus der Hand nahm und strahlte.
„Kannst du vielleicht versuchen, mit Peter auszukommen? Er ist unser Freund und wir wollen nicht immer nur einen von euch sehen.“ Hermine schluckte. „Kl..Klar!“
Sie wollte ihnen so gerne sagen, dass es ein Fehler war, Peter zu vertrauen, doch wie sollte sie das jetzt erklären?
Hermine fühlte sich wie zu Hause in dieser Zeit. Vergessen der Krieg, obwohl er auch hier tobte, vergessen die Probleme in der Zukunft. Am Samstag herrschte reger Betrieb in der Schule. Alle waren aufgeregt, ob dem Spiel wegen und alle hatten sich für eine der Mannschaften entscheiden. Hermine nicht. In den wenigen Tagen seit dem `Streit´ hatte Hermine fast jede freie Minute mit den Rumtreibern und Lily verbracht. Ab und an waren auch Harry und Draco zu ihnen gestoßen, die sich auch recht gut mit ihnen zu verstehen schienen.
Severus traf sich mit ihr nur zu den Projektstunden und redete kaum mit ihr.
Hermine suchte sich einen Platz in den unparteiischen Rängen und wartete auf den Anfang des Spiels. Jemand setzte sich neben sie und sie sah zu der Person. „Severus? Was soll das? Du bist nicht unparteiisch!“ Severus sah sie aus seinen schwarzen Augen an. „Ich kann dich nicht leiden.“ Hermine sah ihn fragend an. „Ähm... okay, nett, dass du so ehrlich bist.“
„Nein! Ich kann dich nicht leiden, weil ich dich mag.“
„Ach so...Was? Ist dir klar, das du absoluten Unsinn redest?“
„Du tust erst so, als wäre dir die Meinung der anderen egal und kaum macht jemand eine blöde Bemerkung, hältst du dich von mir fern.“
Hermine öffnete den Mund und starrte die ihn sprachlos an. „Ich rede nicht über Gefühle und so einen Quatsch, aber ich bin ernsthaft verunsichert.“
Hermine fasste sich und versuchte was zu sagen. „Ähm...“
„Schlagfertig, Granger, wirklich! Ich tue jetzt etwas, was ich noch nie gemacht habe.“ Hermine fragte sich, ob man ihr die Verwirrung ansah. So wie er guckte, wohl schon.
„Ich will mit dir befreundet sein!“ Hermines Kiefer klappte nach unten. „Ich, ich... wow!“ Severus Mine verschloss sich zusehends. „Alles klar. Ich wusste, du bist wie alle andern!“
Er wollte aufstehen, doch Hermine hielt ihn am Ärmel fest. „Stop! Lass mir einen Moment, darüber nachzudenken.“ Er setzte sich zögernd und sah sie abwartend an. „Okay, ich bin so weit! Ich will auch mit dir befreundet sein. Ich weiß nicht, wer dir den Unsinn eingeredet hat, ich würde nicht mehr mit dir reden wollen, aber egal. Ich dachte du würdest mich schneiden, weil ich muggelgeboren bin.“ Severus sah sie fragend an. „Wieso sollte ich? Ich dachte, du würdest mich schneiden, weil man das über mich behauptet. Ich stamme doch ebenfalls von Muggeln ab.“
Hermine lächelte. „Schön, dass das geklärt wäre. Oh, das Spiel fängt an.“ Hermine lehnte sich zurück und sah, genau wie Severus, auf das Spielfeld. Hermine fand, der Stadionsprecher war furchtbar. Lee Jordan und auch Luna Lovegood hatten das um einiges besser gemacht. Das Spiel war spannend. Hermine hatte sich nicht geirrt, was die Fähigkeiten der Spieler anging. Sirius, James, Harry und Draco waren die besten in ihren Teams.
Draco war im Quaffelbesitz. „Los Draco, Hau das Ding rein!“ Draco grinste und schoss. „Tor für Slytherin. Die neuen Spieler sind wirklich fabelhaft. Trotter scheint einen genauso guten Blick für den Schnatz zu haben, wie Potter.“ Hermine nahm das Gelaber des Stadionsprechers nur nebenbei wahr. Er klang absolut gelangweilt. Sirius war im Quaffelbesitz. „Komm schon Sirius, gibt dir Mühe und denk an unsere Wette!“ Severus lachte nicht häufig, doch wie Hermine neben ihm auf und ab sprang und nicht wusste, welche der beiden Mannschaften die anfeuern sollte, hatte schon was Amüsantes.
Es herrschte Gleichstand. Die Spieler beider Teams scheinen ziemlich fertig zu sein. Harry und James verhinderten gegenseitig den Fang des Schnatzes, was das Spiel in die Länge zog.
Plötzlich schossen sowohl Harry, als auch James los. Beide hatten den Schnatz gesehen und rasten von zwei Seiten auf ihn zu. Hermine griff Severus Arm und vergrub ihre Fingernägel darin. Die beiden Sturköpfe knallten in vollem Flug zusammen und krachten auf den Boden. Hermine verließ die Tribüne und rannte auf das Spielfeld. Der Schiedsrichter tat es ihr gleich. Noch war unklar, welche Mannschaft gewonnen hatte.
Harry und James lagen übereinander und versuchten sich voneinander zu lösen. Der Schnatz lag zerquetscht auf dem Boden. Der Schiedsrichter hob den lädierten goldenen Schnatz auf und hielt ihn an Harrys Hand. Nichts geschah. Harry sah betrübt drein. Das selbe wurde auch bei James gemacht. Wieder geschah nichts. Verständnislosigkeit machte sich bei den Umstehenden breit. Plötzlich ging Hermine ein Licht auf. Sie schrie auf, schnappte sich den Schnatz und legte sowohl James´ als auch Harrys Hand auf den kleinen Ball.
Es klickte und der Ball leuchtete auf. „Ich hab gewonnen! Ich hab gewonnen! Sirius, wo bist du? Ich hab gewonnen!“ Hermine hüpfte aufgeregt auf und ab, während die anderen fassungslos auf den kleinen Ball starten. „Das hab ich noch nie erlebt!“
Der Schiedsrichter sah fassungslos auf den Ball. „Das...das gibt’s doch nicht! Hermine, woher zur Hölle wusstest du das?“ Hermine grinste immer noch. „Weibliche Intuition!“
„Was sagt dir deine weibliche Intuition denn zu McGonnagals nächstem Test?“ Hermine sprang auf Sirius Rücken und beugte sich zu seinem Ohr. „Sie sagt: LERN!“ Sirius grinste und trug Hermine ins Schloss.
+++++
Okay, ich gebs zu, mein Severus ist absolut ooc. Aber so stell ich ihn mir vor, als er jünger war. Ich hab auch die Lily- story noch nicht rein gebracht. Aber das kommt noch. Ich glaube, wenn jemand ihm die Chance gegeben hätte, echte, bedingungslose Freundschaft zu besitzen, dann wäre er gar nicht Todesser geworden.
Ich find übrigens dieses Kapitel nicht so toll. Aber das nächste wird wieder besser.
lg
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel