von Roya
19. Quidditch, Zaubern und Aufruhr im Gryffindorturm
Ich weiß nicht, ich glaube, wir werden bald das erste Mal miteinander schlafen.
Diese Worte hallten in Alex wider, sie musste sich erst einmal von diesem Schock erholen. Ihr Herz wummerte. Meinte Fred das jetzt ernst? Doch in seinem Gesicht war nicht die Spur eines Lächelns zu sehen, seine Ohren färbten sich dagegen rot und er schaute verlegen nach unten auf seine Füße. Was auch gut war, denn sonst hätte er ein Feuerwerk von Gefühlen auf Alex´ Gesicht beobachten können. Sie zitterte. Was war denn los? Ist doch klar, dass er das irgendwann einmal machen würde. Die beiden waren schließlich ein paar Monate zusammen. Aber mit dieser doofen Kuh! In Alex drin tobte ein Krieg. Ein Krieg zwischen Vernunft und Herz. Ihre Vernunft sagte ihr ganz rational, dass Fred schließlich glücklich sei und es machen sollte, wenn er es wollte und bereit dazu war. Doch ihr Herz protestierte lautstark. Niemals würde es Alex dieser Tusse gönnen, auch nur einen Zentimeter von Fred zu bekommen, geschweige denn sein… nun… seine Unschuld eben. Alex wusste nicht, warum sich in ihr die Gefühle so regten. Obwohl… er war ihr bester Freund, es war doch nur natürlich, dass sie so etwas fühlte, da sie Mandy nicht ausstehen konnte, oder? Bevor Alex weiter grübeln konnte, sah Fred wieder auf und sie schaffte es gerade noch, ihre wahren Gefühle zu verstecken und eine gelassene Miene aufzusetzen.
„Was sagst du dazu?“
„Was soll ich schon dazu sagen?“
Ich hasse sie! Ich hasse sie! Ich hasse sie!
„Ich weiß nicht.“
Fred sah sie etwas verblüfft an, er hatte anscheinend eine andere Reaktion erwartet.
„Na ja, ich dachte, ich erzähl es dir…“
Jetzt wurde Alex wütend. Wollte er ihr vielleicht noch unter die Nase reiben, WAS die beiden so anstellten, wenn sie alleine waren? In allen Details, wenn man bitten darf!
„Hör mal, es ist mir egal, was du mit Mandy machst, ich bin schließlich nicht deine Mutter oder irgendwer, der dir das verbieten könnte.“
Leider.
„Du kannst machen was du willst, du solltest es dir nur gut überlegen.“
War ja klar. Eigentlich hatte sie gar nichts dazu sagen wollen, da sie absolut nichts davon wissen wollte, aber jetzt hatte sie es – wie immer – natürlich trotzdem getan. Fred nickte und saß eine Weile stumm da.
„Sag mal…“
Seine Ohren wurden wieder rosa.
„Ja?“
Alex wollte es gar nicht wissen.
„Kannst du mir, na ja, vielleicht ein paar Tipps geben, was ihr Mädchen… ach vergiss es.“
Fred sprang auf und wollte davon laufen. Alex dachte, sie hatte falsch gehört. Meinte er das ernst? Sie hielt ihren Freund am Pulli zurück und zog ihn wieder aufs Sofa. Dann schaute sie ihm tief in die Augen. Was sollte es. Sie konnte Mandy auf den Tod nicht aufstehen, aber immerhin war er ihr bester Freund. Neben George.
„Hör zu. Du weißt genau so wenig über den jeweils anderen Körper wie ich. Wie du weißt, hatte ich noch nicht das Vergnügen oder Missvergnügen, den anderen Körper zu erforschen. Aber eins kann ich dir versichern: Sei lieb zu ihr. Und dräng sie zu nichts. Ich glaube, das haben Mädchen nicht allzu gern.“
Fred sah sie an und nickte dann. Als er aufstand murmelte er neben einem “Danke“ noch etwas wie: „Sie will doch… ich kann noch warten…“
Alex sah ihm hinterher und lehnte sich dann stirnrunzelnd zurück in de Sessel. Hatte er sie das gerade wirklich gefragt? Der Krieg in ihrem Inneren war noch lange nicht entschieden, aber die Schlacht war positiv für ihre Vernunft ausgegangen.
Die nächsten Wochen vergingen ohne weitere Zwischenfälle, dann stand das große Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw vor der Tür. Die Zwillinge, Angelina und Alicia waren also immer öfter abends nicht da, sondern trainierten unten auf dem Quidditchfeld. Da Lee nicht gerade der war, mit dem man sich stundenlang unterhalten konnte, zog sich Alex bald wieder in ihre Ecke zurück und las Remus´ Aufzeichnungen. Die über die Animagi hatte sie verschlungen und nun las sie einige Dinge über das Zaubern ohne Worte und ohne Zauberstab, die sie noch nicht kannte. Mittlerweile war sie richtig gut geworden in beiden Bereichen, sie zauberte fast ausschließlich nur noch ohne zu reden und die paar Zauber, die man ohne Zauberstab ausführen konnte, beherrschte sie ebenfalls. Im Moment war sie bei einem Blatt, das aus einem Buch herausgerissen worden schien, auf dem etwas für sie vollkommen Neues und sehr Interessantes drauf stand:
In den meisten Lehrbüchern steht, dass man nur wenige Zauber ohne seinen Zauberstab ausführen kann. Der berühmte Zauberer Texobalt fand 1634 heraus, dass man jeden Zauber, den man kennt, so ausführen kann, wenn man die nötige Energie und Konzentration hatte. Allerdings schafften nicht alle Zauberer und Hexen dieses und deshalb wird vermutet, dass es auch darauf ankommt, wie viele Zauberkraft einen Menschen durchdringt.
Alex staunte und war so vertieft in die weiteren Ausführungen, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich George neben sie warf.
„Hey, Kleine!“
Sie schreckte hoch und lächelte dann, als sie ihn erkannte.
„Wie war euer Training.“
„Ach, eigentlich ganz gut. Wenn Fred nicht so schlecht gelaunt wäre.“
Der Zwilling schaute düster auf sein Ebenbild, was gerade wütend an ihnen vorbeistapfte und im Schlafsaal verschwand.
„Was ist denn los?“
„Mandy und er haben wieder Stress.“
„Dann wird er bald zu mir kommen.“
Mandy und Fred hatten in letzter Zeit öfters Streitigkeiten, sei es die Eifersucht Mandys, wenn sich Fred mit seinen Teamkolleginnen oder Mitschülerinnen unterhielt (sie durfte sich natürlich unterhalten, mit wem sie wollte), er ihr nicht richtig zuhörte, wenn sie stundenlang über ihre neuen Fingernägel redete oder einfach nur so, weil sie schlechte Laune oder ihre Tage hatte. Und stets nach jedem dieser Gespräche, die sich meistens darauf beschränkten, dass Mandy irgendwann in herzergreifende Tränen ausbrach, entschuldigte sich Fred für alles, was er nicht getan hatte und heulte sich hinterher bei Alex aus. Es nervte, aber Alex hörte eh nur mit einem Ohr zu.
Der Krieg in ihrem Innersten hatte wieder begonnen. Zuerst waren es nur kleine Schlachten am Rande gewesen, die dort ausgefochten wurden, aber mittlerweile drohte wieder ein Kampf der Großmächte. Und ein Sieg stand noch für keinen bevor, da war sich Alex sicher.
Schnell wie der Wind war das Spiel da und Alex wanderte mit Ron und Hermine in das Stadion hinab. Die beiden redeten nicht miteinander (Rons Ratte Krätze war verschwunden und er hatte den Verdacht, dass Hermines Kater Krummbein eben diesen zum Frühstück verspeist hatte), was Alex nicht weiter störte, da sie versuchte, alles in ihrer Nähe befindliches zu verhexen. Ohne Stimme und Zauberstab versteht sich. Da sie sich gut konzentrierte, schaffte sie es auch überraschend gut und freute sich über jedes kleine Steinchen, was sie zum Fliegen brachte.
Das Spiel war großartig. Harry hatte seinen neuen Feuerblitz von der wir-nehmen-ihn-auseinander-und-gucken-ob-er-verhext-ist-Prozedur wieder erhalten (und zwar ganz und heile) und flog ausgezeichnet. Nach drei Slytherins, die sich als Dementoren verkleidet hatten und von Harry durch einen Patronus verjagt oder eher niedergeschlagen wurden, Verfolgungsjagden und einem herumirrenden Schnatz, hatte Gryffindor gewonnen. Das Stadion bebte, der Feuerblitz hatte nicht nur die Gryffindors in Freude versetzte. Alle anderen jubelten ebenfalls (bis auf den Slytherins, die wieder immer miesepetrig auf ihren Sitzen hockten). Gut gelaunt ging Alex zurück zum Schloss. Die Sonne schien hell und zum ersten Mal wurde es richtig warm. Es war erst zwölf Uhr, das Spiel hatte nicht mal eine Stunde gedauert. Da das Wetter so herrlich war, schnappte sich Alex zurück im Turm ihre Schulsachen und wanderte zurück an den See. Dort verbrachte sie den Rest des Tages und lernte. Gegen Abend merkte sie zum ersten Mal, wie sehr ihr Magen knurrte.
„Ich bin es nur, du brauchst mich nicht anknurren.“
Alex sah auf und blickte ins grinsende Gesicht von George, der sich neben sie fallen ließ.
„Ich mach grad eine Pause, wir feiern ganz groß unseren Sieg im Turm, wo bist du denn den ganzen Tag?“
„Sorry George, aber ich kann mir im Moment einfach bessere Dinge vorstellen, als einer bestimmten Person dabei zuzusehen, wie sie deinen Bruder anhimmelt oder ableckt.“
Der Zwilling lachte und streckte seine Füße aus.
„Erst mal Herzlichen Glückwunsch zu dem Spiel. Es war großartig!“
„Danke.“
„Hör mal, bald ist wieder Hogsmeade-Wochenende. Kommst du da mit?“
„Ich glaube nicht, in ein paar Wochen sind Prüfungen, schon vergessen? Ihr beide solltet auch langsam mal anfangen, eure Sachen zu sammeln.“
George grinste.
„Es sind noch so viele Wochen übrig, mach du dir doch keinen Kopf, du weißt doch eh alles und noch mehr.“
„Ach lass mich doch.“
Etwas rot war sie bei dem Kompliment ja schon geworden.
„Sollen wir zurückgehen, dann bekommst du noch was zu Essen.“
Alex nickte und sie gingen zusammen zum Schloss hoch.
Die Party war noch im vollen Gange, Alex schnappte sich was zu Essen und setzte sich zu den anderen Mannschaftsmitgliedern, die lautstark über das Spiel am diskutieren waren. Fred und Mandy waren nirgendwo zu sehen und Alex fing gegen ihren Willen an, sich Gedanken zu machen. Waren sie etwa zusammen im Schlafsaal? Sie wusste, dass es sie nichts anging, doch in ihrem Inneren brannte es förmlich, als sie sich vorstellte, dass Mandy und Fred auf dem Bett… nein, sie wollte nicht weiter denken. Bevor sie in weitere Grübeleien versinken konnte, schrie Alicia auf und fiel in hohem Bogen auf sie drauf. Die anderen lachten, während Alicia entschuldigend zu Alex blickte und dann mit Geschrei auf Lee und George losging, die sie mit einer ekligen, riesigen Plastikspinne erschreckt hatten. Die ganze Gruppe lachte lautstark und Alex konnte sich gut ablenken. Sie hatte die beiden Turteltauben schon fast wieder vergessen, als Besagte gerade in den Gemeinschaftsraum stiefelten – mit jeweils ziemlich säuerlichen Mienen. Fred schmiss sich stöhnend neben Alex und schnappte sich einen Kesselkuchen. Mandy zischte wutentbrannt zu ihren Freundinnen ab. Was auch immer passiert war, es war nicht gerade gut verlaufen, innerlich frohlockte Alex und fühlte sich direkt danach mies.
Es war spät abends, als endlich alle ins Bett gingen. Alex fiel sofort hundemüde ins Bett und schlief schnell ein. Sie träumte von einem fliegenden Haus und von Fred und Mandy, wie sie sich erst anzickten und dann wieder abknutschten. Bevor irgendetwas weiter geschehen konnte, wurde Alex abrupt geweckt und vermutete zuerst Mandy dahinter, aber es war Angelina.
„Hey, wach auf. Da hat grad jemand geschrieen.“
Alex war hellwach und sprang aus dem Bett. Man hörte auch aus den anderen Zimmern lauten Tumult.
„Lasst uns mal nachschauen gehen.“
Angelina und Alicia nickten und die drei gingen mit ihren Zauberstäben bewaffnet die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum Dort standen in der Mitte ein sehr blasser Ron, Harry, Seamus und Dean, Neville saß perplex auf dem Boden. In diesem Moment erschienen auf der anderen Treppe die Zwillinge und Fred rief strahlend (die schlechte Laune schien ihn verlassen zu haben):
„Gute Idee, machen wir weiter?“
„Alle zurück in die Betten!“
Percy kam herein gerannt und machte sich gerade sein Schülersprecherabzeichen an den Schlafanzug. Alex konnte nicht anders. Sie starrte auf das Abzeichen, konzentrierte sich und sprach in Gedanken einen Zauber aus. Und es klappte: Auf dem Abzeichen waren jetzt die Worte „Spaßverderber“ zu lesen.
„Perce – Sirius Black.“
Alex zuckte zusammen, als sie Ron hörte, der matt diese Worte sprach.
„In unserem Schlafsaal! Mit einem Messer. Hat mich geweckt.“
Nach einer kurzen Stille brach eine Diskussion zwischen dem Spaßverderber und Ron aus, der schließlich von McGonagall, die in den Raum gestürmt kam, unterbrochen wurde.
„Jetzt aber wirklich, genug ist genug!“
Und wieder brach eine Diskussion aus. Während Ron versuchte, McGonagall und seinem Bruder klar zu machen, was geschehen war, schlich sich Alex zu den Zwillingen herüber und stellte sich zu ihnen.
„Was da wohl los war?“
George schaute die beiden fragend an. Diese zuckten mit den Schultern. Währenddessen rauschte McGonagall nach draußen um fest zu stellen, dass Sir Cadogan, der kleine Ritter, der die Fette Dame zur Zeit ersetzte, wirklich Sirius Black herein gelassen hatte. Sie fragte mit zitternder Stimme:
„Wer von Ihnen, welcher unsägliche Dummkopf hat die Passwörter von dieser Woche aufgeschrieben und sie herumliegen lassen?“
Nach einer Weile des Schweigens hob Neville, der immer noch bedröppelt auf dem Boden saß, zitternd die Hand.
Knallrot im Gesicht versuchte McGonagall, den Rest ihrer Fassung zu wahren. Dann bemerkte sie mit einem letzten Blick zu Percys Abzeichen:
„Gehen Sie alle wieder in ihre Betten. Longbottom, Sie werden den Rest des Jahres nicht mehr nach Hogsmeade reisen, Sie bekommen eine riesige Strafarbeit und niemand darf Ihnen das Passwort verraten, verstanden? Und Weasley, finden Sie das lustig, was auf ihrem Abzeichen steht?“
Mit diesen Worten rauschte sie an dem verwirrten Percy vorbei und verschwand.
„Alex, Alex, konntest du dich wieder nicht beherrschen?“
Das Mädchen grinste, die Zwillinge hatten bemerkt, was sie mit dem Abzeichen gemacht hatte. Percy schaute immer noch verwirrt und wusste nicht, was er machen sollte.
„Freeed!“
Der Angesprochene verdrehte die Augen und wandte sich einer schmollenden Mandy zu, die mit verschränkten Armen vor ihm stand. Sie war erst später herunter gekommen aus dem Schlafsaal, da sie sich noch stylen musste. Also hatte sie auch nicht mitbekommen, was passiert war und dachte wirklich, sie würden alle weiter feiern.
„Warum sagst du denn nicht Bescheid? Oder ist dir die Anwesenheit dieser beiden hier mehr wert als meine?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie ihren Freund (oder ihr Schoßhündchen?) mit sich. Da keiner schlafen konnte und Alex keine Lust hatte, sich das Spektakel mit ihrem besten Freund und dieser Tusse anzugucken, verschwand sie mit Angelina, Alicia, Lee und George im Jungenschlafsaal. Angelina, Alex saßen zusammen auf dem einen, Alicia und Lee auf dem anderen Bett.
Während Alex sich am Ende des Bettes zusammenrollte, unterhielten sich George und Angelina ausführlich über das Quidditchspiel und über die im nächsten Jahr kommende Weltmeisterschaft. Kurz bevor Alex in den Schlaf hinüber glitt, bekam sie noch mit, wie sich die beiden über Privates unterhielten und sie fing an zu lächeln.
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