von Roya
14. Ein Wort, zwei Begebenheiten
„Was ist…?“
Alex lugte hinter Georges Rücken hervor, um den Grund zu erfahren, weshalb der Zwilling so abrupt stehen geblieben war. Vor ihnen erstreckte sich die Hauptstraße und links und rechts waren viele Geschäfte, doch was auf den Scheiben und Wänden dieser Geschäfte war, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
„Das ist doch…“
„Sirius Black.“
Überall waren Fahndungsblätter aufgehängt, von denen ein Mann mit schwarzen, verfilzten Haaren böse in die Gegend schaute.
„Unheimlich.“
Die Vier gingen still weiter und kamen schließlich zu dem Laden, der sie immer wieder neu lockte. Zonkos Zauberscherze. Die Jungs grinsten sich an und Lee und George gingen hinein. Fred blieb noch draußen stehen und sah Alex durchdringend an.
„Was ist los, Großer?“
Alex schaute hoch in Freds Augen. Er war zwar nicht gerade der Größte, aber er überragte sie um ein paar wenige Zentimeter, so dass sie zu ihm hoch schauen musste. Fred schaute sie verlegen an und sah dann nach unten auf seine Schuhe.
„Ich wollte mit dir mal kurz reden. Also es geht um Mandy.“
Oh je, was würde denn jetzt kommen? Er wusste doch genau, dass sie einerseits keine Ahnung vom Flirten hatte und andererseits, dass sie Mandy nicht leiden konnte. Tipps konnte sie ihm also keine geben.
„Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, mich mit dem Mädchen zu treffen, das du nicht magst.“
Alex schaute etwas verwirrt. Was war jetzt los?
„Du bist immerhin meine allerbeste Freundin, ich will wissen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn ich mit Mandy ausgehe.“
Nein.
„Ja.“
Der Kloß, der sich vorhin gebildet hatte, wurde größer in Alex´ Hals. Was dachte er sich dabei? Dass sie ihm das jetzt verbieten würde? Sie wäre sie Letzte, die seinem Glück im Wege stehen würde. Glaubte sie. Immerhin waren sie ja nicht zusammen oder so.
„Ist es wirklich in Ordnung?“
Freds Stimme klang drängend.
„Ja, natürlich, wenn du dich mit ihr treffen willst, dann hat das doch nichts mit mir zu tun.“
Fred nickte langsam, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Danke, Al!“
Damit drehte er sich um und ließ die verdutzte Alex draußen vor dem Laden stehen. Kopfschüttelnd folgte sie ihm.
Abends war die große, alljährliche Halloween Party und Alex ging zusammen mit Angelina und Alicia hinunter.
„Stimmt es, dass Fred sich mit unserer Süßen getroffen hat?“
„Jap.“
Die beiden Mädchen grinsten sich an, während Alex schon jetzt keine Lust hatte, sich zu den Zwillingen zu setzen. Seit Fred vorhin verschwunden gewesen war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen und sie wollte herzlich wenig von seinem Date wissen. In der Großen Halle angekommen, staunten sie über die starke Deko. Überall flogen beleuchtete Kürbisse herum, Kerzen flackerten über ihnen und einige der Rüstungen standen mitten in der Halle und klapperten mit ihren Ketten.
„Da hinten sind die Vier.“
Vier hörte sich schon mal doof an. Alex schaute in die ihr angegebene Richtung und sah, dass ihre Befürchtung aufgegangen war: Am Gryffindortisch saßen Lee neben George und ihnen gegenüber Fred und Mandy und unterhielten sich, scheinbar sehr amüsiert. Alex verdrehte heimlich die Augen und setzte sich neben Ginny, die wiederum neben Angelina und Alicia saß, die sich zu den Zwillingen gesellt hatten.
„Hast du es schon gesehen?“
Ginny nickte und schaute missmutig zu ihrem älteren Bruder hinüber.
„Warum muss es die doofe Kuh sein?“
Alex musste grinsen.
„Ich glaube, ich werde mich in nächster Zeit mehr zu dir gesellen, falls die Süße des Öfteren unsere Gesellschaft ersucht.“
Ginny lachte und die beiden nahmen sich haufenweise von dem guten Essen. Alex hatte nach ein paar Bissen allerdings keinen Hunger mehr, als sie aus den Augenwinkeln beobachtete, wie sich Mandy zu Fred hinüber beugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann kicherte sie und aß weiter ihren Salat. Alex sah zu Ginny, die genau das gleiche gesehen hatte und die beiden schauten sich genervt an. Das Festessen dauerte lange an, schließlich waren schon einige Schüler verschwunden, hauptsächlich von den anderen Häusern. Angelina und Alicia hatten sich zu Katie Bell gesetzt und die Drei redeten über Quidditch, Ginny saß zu ihren Freundinnen gewandt und unterhielt sich. Alex stocherte noch mit ihrer Gabel lustlos in ihrem restlichen Essen herum, als sich Lee und George rechts und links neben sie setzten.
„Na, Kleine.“
„Hat es geschmeckt.“
Die beiden sahen sie so freudig an, dass auch Alex lächeln musste.
„Ja, danke.“
„Ich bin so was von satt.“
„Und ich erst, so viel hab ich seit langem nicht mehr gegessen.“
„Hör zu, wir haben einen neuen Plan ausgeheckt, Filch zu nerven.“
Alex sah den Zwilling halb interessiert und halb gelangweilt an, da die drei Jungs tagtäglich Pläne entwarfen und dann wieder verwarfen, um sogleich einen neuen zu entwickeln.
„Also, Ohren auf. Wir haben ja heute bei Zonkos die Pfeifigel gekauft, du weißt schon, diese kleinen Dinger, die laut pfeifen und dabei ihre Stacheln verschießen, wenn man ihnen zu nahe kommt.“
Alex nickte.
„Wir haben uns überlegt, uns jetzt gleich davon zu schleichen und sie ihm ins Büro zu setzen.“
„Und dann wollen wir uns da gegenüber hinter die Statue verstecken und guckten, wie er reagiert.“
Alex nickte wiederum und zwang sich zu einem Lächeln.
„Hört sich gut an. Hört mal, seid mir nicht böse, ich bin hundemüde und Charly bekommt noch was zu essen. Ich verschwinde für heute in mein Bettchen.“
Lee und George nickten, waren sogleich wieder in ihrem Plan versunken und wünschten ihr noch abwesend eine gute Nacht, als sie aufstand und Richtung Ausgang ging. Sie hatte die beiden Turteltauben nicht mehr am Tisch gesehen und versuchte, an etwas anderes zu denken. In Gedanken versunken schlenderte Alex den Gang entlang und schreckte hoch, als sie direkt vor sich ein Poltern hörte.
„Peeves.“
Sie verdrehte die Augen, als sie die Stimme des Poltergeistes aus einem Klassenzimmer rechts von ihr hörte. Dann bog sie in einen anderen Gang ein und wollte durch den Geheimgang hinter dem Wandteppich zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors gehen. Sie schob den Teppich beiseite und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
„Al!“
Mitten im Geheimgang standen Fred und Mandy, aber man konnte nicht wirklich sagen, welcher Körperteil zu wem gehörte. Die beiden standen eng umschlungen da und waren gerade mit ihren Zungen ganz weit im Hals des anderen gewesen, als Alex sie entdeckt hatte. Diese wurde nun knallrot im Gesicht und der Kloß in ihrem Hals immer dicker, ihr Gesicht lief so rot an wie Freds Haare, dessen Gesicht zu dunkel wie eine Pflaume, und Mandy schaute sie einfach nur von oben herab an und sagte dann überheblich:
„Verzieh dich, du störst.“
Alex zog in Windeseile den Teppich wieder vor den Gang und stolperte rückwärts. Dann trugen ihre Beine sie den Gang entlang, während sie dieses Bild nicht aus ihrem Kopf bekam. Fred und Mandy, ihr bester Freund und ihre Feindin, wie eklig!
„Alex.“
Das Mädchen schreckte hoch und verschluckte sich fürchterlich, so dass Remus, der sie gerade gegrüßt hatte, ihr erst einmal auf den Rücken hauen musste. Er führte sie in sein Büro und drückte sie auf einen Stuhl.
„Was ist dir denn über die Leber gelaufen, meine Liebe?“
Alex sammelte sich kurz und erzählte Remus dann, was sie bedrückte.
„Weißt du, es ist ja wirklich nicht so, dass ich es Fred nicht gönne, im Gegenteil, aber ich komme mit der doofen Kuh einfach nicht klar. Natürlich muss er mit ihr klar kommen und das ist die Hauptsache, damit könnte ich mich ja auch noch abfinden, aber Mandy redet hinter seinem Rücken total mies über ihn und George.“
Es stimmte. An ein paar Abenden hatte Alex noch wach gelegen und Mandy gehört, wie sie Carol und Holly lang und breit erklärt hatte, wie dämlich die Zwillinge und wie erbärmlich ihr Humor und ihre Späße doch seien.
„Kann sich denn ihre Meinung nicht einfach nur geändert haben?“
Alex überlegte scharf. Jetzt wo Remus es sagte, in den letzten Wochen hatte Alex so etwas in der Art nicht mehr aus Mandys Mund gehört, wahrscheinlich hatte sie sich darauf beschränkt, im Unterricht mit ihren beiden Anhängerinnen über die Zwillinge zu lästern.
„An deinem Gesichtsausdruck stelle ich fest, dass du mir nicht zu hundert Prozent sagen kannst, was Mandy in letzter Zeit gesagt hat. Also gib ihr doch einfach noch eine Chance.“
Alex nickte und wollte dann gerade etwas sagen, als es wild an der Tür klopfte.
„Professor!“
Die Tür wurde aufgeschlagen und ein jüngerer Schüler stürmte atemlos in das Büro hinein.
„Ich soll sie holen. Es ist etwas passiert.“
Remus sprang auf und lief auf die Tür zu. Mit einem Blick auf den zitternden Jungen sah er Alex an.
„Kümmere dich um ihn, bitte. In der obersten Schublade von meiner Kommode ist Schokolade. Danke, Alex!“
Das Mädchen nickte. Sie ging leicht aufgeregt zu dem Jungen hin und führte ihn zu dem gleichen Stuhl, zu den Remus sie vor einige Zeit auch geführt hatte. Der Kleine setzte sich hin und blieb weiterhin zitternd dort sitzen, den Blick starr geradeaus. Alex eilte zur Kommode und öffnete die oberste Schublade, in der sie tatsächlich eine riesige Tafel Schokolade fand. Sie brach ein großes Stück ab und eilte wieder zu dem Jungen hin.
„Hier, iss die Schokolade, danach geht es dir besser.“
Er nickte und fing an, die Süßigkeit an zu knabbern. Nach ein paar Minuten schien es ihm wesentlich besser zu gehen. Er bekam wieder Farbe ins Gesicht und sein Zittern ließ nach.
„So, schon geht es dir besser. Wie heißt du denn, Kleiner?“
„Markus Gutchman.“
„Willst du mir erzählen, was geschehen ist? Oder soll ich dich einfach zu deinem Schlafsaal bringen?“
Sie wusste, dass der kleine Kerl ebenfalls in Gryffindor war. Er sah sie an und sagte dann, nach ein paar Sekunden:
„Die Fette Dame ist verschwunden.“
„Wie meinst du das? Verschwunden?“
Alex wusste nicht, wie er das meinte, schließlich konnte sich die Fette Dame in ihrem Gemälde und auch aus diesem heraus bewegen, wie sie wollte.
„Ihr Portrait wurde zerschlitzt. Mit einem Messer. Es war dieser Mann. Auf den Fotos.“
Alex war verwirrt. Was meinte Markus damit? Es sei denn… aber das konnte nicht sein.
„Du meinst doch nicht etwa… Sirius Black?“
Markus wimmerte leise auf und nickte dann. Alex Herz klopfte wie wild. Wie konnte das geschehen sein? Hoffentlich war den Jungs nichts passiert. Oder den Anderen.
„Dann bleiben wir wohl besser hier, was meinst du, Markus?“
Der Kleine blickte in das freundlich lächelnde Gesicht der Vertrauensschülerin und lächelte dann auch unsicher.
„Ja, das ist bestimmt besser.“
Alex wusste, dass sie Markus nicht noch mehr ängstigen durfte, auch wenn in ihr ein Aufruhr herrschte. Wie konnte dieser Black nur in die Schule gelangen? Bevor sie sich weiter das Hirn zermartern konnte, hörten sie schnell Schritte, Alex stückte blitzschnell ihren Zauberstab und stellte sich von den Jungen, der wieder anfing zu wimmern. Die Tür ging auf, doch es war nur Remus, der hinein geeilt kam.
„Alex, Markus. Los, ich soll euch in die große Halle bringen. Kommt mit.“
Während sie die Gänge entlang eilten, die wie ausgestorben da lagen, sah Alex Remus fragend an.
„Black ist hier?“
Remus zuckte leicht zusammen, auch wenn Alex sehr leise gesprochen hatte, damit Markus nichts mitbekam, dann nickte er.
„Er hat es irgendwie geschafft, hier hinein zu kommen. Wir suchen jetzt alles ab, ihr müsst in der Großen Halle bleiben, verstanden?“
Alex nickte.
„Du als Vertrauensschülerin musst sowieso Aufsicht führen.“
Sie waren an der Großen Halle angekommen und dort wurden sie von Percy empfangen, der Alex schnell eine Ecke zuwies, in der sie kontrollieren sollte, ob auch alle Schüler ruhig waren. Die Große Halle hatte sich verändert. Alle Kürbisse und Kerzen in der Luft waren verschwunden, genauso wie die Haustische, stattdessen waren hunderte von Schlafsäcken auf dem Boden, in denen mittlerweile alle Schüler steckten und schliefen, oder es wenigstens vorgaben zu tun. Alex ging zur hinteren Ecke und stellte auf dem Weg dorthin zufrieden fest, dass Mandy zusammen mit ihren Anhängseln in der einen Ecke und die Zwillinge und Lee in der anderen Ecke des Raumes lagen.
Nach einer Stunde kam Percy, der zeitweise mit Professor Dumbledore geredet hatte, zu ihr hinüber und sagte ihr, sie könnte ihre Schicht beendet und sich schlafen legen, man hätte Black nirgendwo gefunden. Alex nickte und ging zu den Jungs hinüber. Fred und George verstummten zuerst. Als jemand sich näherte, doch als sie sahen, dass sie es war, grinsten sie sie an.
„Al.“
Alex zog eine Grimasse. Das hatte sie eben schon einmal gehört, jedoch war die Situation leicht unangenehmer gewesen.
„Komm zu mir, es ist kein Schlafsack mehr da.“
Alex beugte sich zu Fred herunter und dachte kurz nach. Sie könnte sich natürlich einfach einen neuen heraufbeschwören, aber andererseits könnte sie damit Mandy eine reinwürgen. Ihr Entschluss stand binnen einiger Millisekunden fest.
„Lieb von dir, Fred. Ich bin echt hundemüde.“
Fred öffnete seinen Schlafsack und sie kuschelte sich an ihn heran. Er hatte seine Jeans ausgezogen und lag nur in Boxershorts und dünnem T-Shirt da, so dass Alex seine Wärme an ihrem Körper spürte. Es war wirklich angenehm und als Fred dann noch den Arm um sie legte, war ihr richtig behaglich und binnen weniger Minuten war sie eingeschlafen, kurz nachdem sie den Zwillingen und Lee einen kurzen Bericht erstattet hatte, dass Black nicht gefasst werden konnte.
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