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Fanfiction

Pet Project - Gewisse unangenehme Wahrheiten

von Xaveria

Augenblicklich nach seiner Unterhaltung mit Vector war Severus vom Grimmauld Platz geflohen. Er hatte noch nicht einmal gewartet, bis der Vere Veneficus-Zauber erloschen war, als er sich der Dezemberkälte und den fröhlichen Muggels stellte. Nicht dass einer der Muggels auf der Straße auf seinen Weg zum ‚Brass Monkey‘ die Lichter überhaupt sehen könnten. Jetzt, wo er auf dem Barhocker saß, verblassten sie um ihn herum. Das ‚Brass Monkey‘ war eine Muggel-Einrichtung, dunkel und feucht und es roch stark nach kaltem Zigarettenrauch, schalem Bier und Hoffnungslosigkeit. Es servierte außerdem die besten Fish and Chips, die er je gegessen hatte. Seit er diese Einrichtung mit siebzehn Jahren, nachdem er Hogwarts verlassen hatte, gefunden hatte, kam er hier her. Die Atmosphäre an diesem Ort hatte damals zu seiner Stimmung gepasst, genau, wie es heute der Fall war. Es schadete zudem nicht, dass die Stammgäste ihn als einen der ihren betrachteten und ihn zum größten Teil in Ruhe ließen.

Er war hierher geflohen, um nachzudenken. Nicht, dass er bisher viel geschafft hatte, da seine Gedanken lediglich um zwei Dinge kreisten. Dumbledore und Hermine. Diese beiden Gedanken kreisten durch seinen Kopf, als ob sie sich gegenseitig jagen würden. Er sollte wirklich mit Dumbledore reden. Er sollte wirklich mit Dumbledore über Hermine sprechen. Er schien jedoch nicht von seinem Platz aufstehen zu können. Konnte nicht von diesem Barhocker aufstehen, zum Grimmauld Platz gehen und DUMBLEDORE FINDEN. Seine Gedanken und Gefühle befanden sich im Chaos. Nichts war mehr so, wie es sein sollte und er war sich seinem eigenen Kurs nicht mehr sicher. Er hatte Dumbledore und dem Geist von Lily Evans einen Eid geschworen, dass er alles, was nötig war, unternehmen würde, um Potter zu beschützen und dafür zu sorgen, dass der Dunkle Lord fallen würde. Er hatte schon immer gewusst, dass seine Sterberate extrem hoch lag, aber er hatte immer gedacht, dass er zumindest aus einem Grund starb. Dass er zumindest kämpfend sterben würde. Sich einfach für seinen Tod hinzulegen – wissend, dass das dann die Stunde seines Todes sein würde – war beunruhigend. Er wollte nicht sterben.

Es war ein nahezu befremdlicher Gedanke, aber er wollte nicht sterben. Was unweigerlich zu seinem anderen Gedanken führte, über den er wirklich mit Dumbledore reden sollte. Albus hatte ihn über die Jahre hinweg einige widerwärtige Dinge aufgetragen. An seinen Eid gebunden, konnte er die Befehle nicht missachten. Das hieß, die meiste Zeit hatte er nicht einmal daran gedacht, sie zu missachten. Was er über die Jahre getan hatte, musste einfach getan werden. Aber diesmal… diesmal erschien es ihm so anders. Bisher hatte Albus ihm nicht befohlen ihren Plan weiter zu verfolgen, selbst wenn Vector ihm alle möglichen Permutationen und Ausgänge davon bereits vorgelegt hatte. Albus hatte ihn in Ruhe gelassen und ein widersprüchlicher Teil in ihm hasste Albus dafür. Er wollte, dass Albus jetzt die Kontrolle des Schwurs nutzte, so wie er es all die Jahre über getan hatte, damit er nicht länger mehr eine Wahl hatte.

Severus starrte hinunter in die wässrigen Überreste des einzigen Whiskeys, den er sich erlaubte. Das Eis war längst geschmolzen und die ursprünglich bernsteinfarbene Flüssigkeit war jetzt so hell wie Honig, beinahe, nicht ganz Hermines Augenfarbe entsprechend. Und da war der andere Gedanke, den er so sehr verdrängen wollte. Er stöhnte auf, als er seinen Kopf auf seine aufrechte Faust abstützte. Gnädiger Merlin, er degradierte sich zu einem gefühlsduseligen Idioten. Als Nächstes weinte er noch in sein Glas und begann irgendwelche schlechten Liebesgedichte auf Bierdeckel zu schreiben.

„Noch einen, Professor?“

Severus blickte zu Michaels auf, dem Inhaber, der jetzt vor ihm stand. Da seine Muggel-Identität den Mann nicht anblaffen würde, schüttelte er nur mit dem Kopf. „Ich glaube nicht, dass noch einer ratsam wäre.“

Michaels zuckte nur mit den Schultern und fragte dann: „Wie is‘ denn ihr Name?“

Severus zuckte zurück. „Was?“

Michaels lachte und putzte mit einem Lappen über den Tresen. „Stehe bereits seit fast vierzig Jahren hinter diesem Tresen, Professor. Ich weiß, wann ein Mann etwas gefunden oder verloren hat, es ist immer seine Arbeit, seine Frau oder sein Gott, je nachdem, wie er gerade aussieht. Sie, Professor, sehen so aus, als ob Sie Ihre Frau gefunden haben.“ Er knurrte als Michaels wieder auflachte. „Muss nicht unbedingt was Schlechtes sein, wissen Sie.“

„In diesem Fall muss ich Ihnen da wohl widersprechen“, sagte er an Hermine, seinen bevorstehenden Tod und ihre Rolle darin denkend. Severus war noch nie jemand gewesen, der sein Privatleben teilte und doch war der Drang jemanden davon zu erzählen – irgendjemand, der nicht Dumbledore war – zu stark, um ignoriert zu werden. Er ließ den Teil über seinen Tod außen vor, da er alles nur verkomplizieren würde, und konzentrierte sich stattdessen auf Hermine. „Sie ist jung“, begann er langsam. „Und solch eine Mischung aus Unschuld und Reife, dass ich nur selten weiß, mit was ich mich im nächsten Moment konfrontiert sehe. Sie ist schlau und neugierig und besitzt die unheimliche Eigenschaft mein Leben unbewusst aus den Fugen zu schmeißen. Sie wird sich nicht von ihrem Kurs abbringen lassen, selbst wenn alle Weisheiten sagen, dass ich es nicht tun sollte, dass ich…“ Er verstummte und wiederholte dann bestimmter. „Ich sollte es.“

Michaels nickte und lehnte sich gegen den Tresen. „Mein Pa hat mir mal erzählt, dass es zwei Sorten von Frauen gibt – die, die einen Mann zum Trinken bringen und die, die einen Mann zu großen Dingen verhelfen. Hat mir immer gesagt, dass, wenn ich die Frau finde, die beides schafft, ich sie heiraten soll.“

Severus setzte zur Antwort an, aber wurde von einem lauten Schrei aus der hinteren Ecke unterbrochen. „Hey Michaels, noch eine Runde.“

Michaels schrie zurück. „Beweg deinen faulen Arsch, Suther, und hol sie dir selbst.“ Michaels grinste Severus zu, bevor er sich vom Tresen stieß. „Hört sich ganz danach an, als ob Sie eine hätten, die beides kann, Professor. Laden Sie mich zu Ihrer Hochzeit ein“, sagte er, bevor er zur Zapfsäule ging, um weitere Biers für den hinteren Ecktisch vorzubereiten.

Laden Sie mich zu Ihrer Hochzeit ein? Der Gedanke – die Unterstellung – traf ihn mit einer schmerzenden Angst. War es das, was das hier war? Hermine faszinierte ihn. Es gab ganz bestimmt eine Anziehung. Er gestand sich selbst sogar eine gewisse Lust ein – er war immerhin auch nur ein Mensch. Ohne das sprichwörtliche Damoklesschwert, welches über seinem Kopf hing, würde sie eine ebenbürtige, langfristige Gefährtin und Bettpartnerin sein. Aber das war sicherlich auch schon alles. Er liebte Lily. Er hatte nie jemanden so geliebt, wie er sie geliebt hatte. Hermine, ein einfaches Mädchen, konnte ganz sicher nicht Lilys Platz in seinem Herzen und seiner Seele einnehmen.

Aber der Zweifel war jetzt da und Panik packte ihn. Hatte er sich geändert? Sein Patronus?

Er stieß sich von seinem Stuhl und eilte durch die Tür hinaus und ignorierte die verabschiedende Rufe aus dem Inneren. Er musste es sehen… musste es wissen. Er wollte nicht… konnte nicht. Er rannte gehetzt um die Ecke, seine Atemzüge klangen laut in seinen Ohren. Die Öffnung der Gasse hinter der Bar ragte pechschwarz vor ihm auf. Er hielt nur so lange inne, um sich zu vergewissern, dass er alleine war, bevor er seinen Zauberstab herauszog. „Expecto Patronum.“ Die Worte waren nur heiseres Flüstern, aber der silberne Nebel, der aus seinem Zauberstab floss, leuchtete hell in der Dunkelheit. Die Hirschkuh formte sich, wie sie es immer getan hatte, delikate auftretende Hufen, so als ob sie bereit war, jederzeit loszulaufen.

Severus fiel gegen die marode Ziegelwand der Bar. Lily befand sich noch immer in ihm. Seine Liebe für sie war noch immer da. Aber mit der Erleichterung kam auch ein ungenaues Gefühl von Unbehagen. Er stieß sich wieder auf seine Füße und trat einen Schritt auf seinen Patronus zu. Die Hirschkuh tanzte zurück und beobachtete ihn mit großen, flüssigen Augen, die vor einer Belustigung zu leuchten schienen, die vorher nie da gewesen war. Er riss überrascht seine Augen auf, als die Kreatur plötzlich nach links sprang und sich dann nach rechts drehte, um ihn zu umkreisen. Sie spielte mit ihm. Sein Patronus hat zuvor noch nie mit ihm gespielt. Er hatte sich verändert und dieses Wissen erstach ihn.

Ein freudloses Lachen brodelte in ihm und wieder einmal musste er gegen das Unvermeidbare ankämpfen. Er streckte seine Fingerspitzen nur eine Haaresbreite entfernt von der Schnauze der Hirschkuh aus. Lily war so lange ein Teil von ihm gewesen. Es lag etwas Beruhigendes in dem Wissen, dass selbst, wenn Hermine einen Platz in seinem Herzen fand, er Lily nicht verlieren musste. Er war sich nicht sicher, ob er das verkraftet hätte. Die Hirschkuh schüttelte ungeduldig mit ihrem Kopf und tanzte dort, wo sie schwebte, mit ihren Hufen ein stummes Tattoo gegen die Luft. Die Bewegungen entlockten ihm ein kleines Lächeln, da es so durch und durch Hermine Granger war. Dann mit einem leichten Streichen seiner Fingerspitzen gegen den Nebel entließ er seinen Patronus.

Der Drang mit Dumbledore zu reden überflutete ihn wieder und mit einer entscheidenden Drehung apparierte er zum Grimmauld Platz. Als er hinauf zum dunklen Haus blickte, erkannte er, dass er die Zeit vergessen hatte. Es waren die frühen Morgenstunden und jeder im Grimmauld Platz würde schlafen. Er würde damit warten müssen mit Albus zu reden. Eine Welle der Erschöpfung übermannte ihn plötzlich, als ihn die Schlaflosigkeit und die Gefühlsachterbahn der letzten Tage auf einmal trafen. Mit schweren Schritten ging er auf die Tür zu. Sein Kopf begann mit anstehenden Kopfschmerzen zu pochen. Lily, Hermine, Dumbledore, sein Tod - mit ihnen allen musste er sich auseinandersetzen und er war vor dieser Aufgabe bereits viel zu lange davon gelaufen. Es würde kein Davonlaufen mehr geben.

Als er durch die Haustür trat, merkte er, wie ein schlampiger Alarmzauber ausgelöst wurde. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Albus oder Hermine etwas so Schlampiges setzen würden, aber es gab keine Zweifel daran, dass der Zauber auf ihn zugeschnitten war. Als kein hörbarer Alarm ausgelöst wurde, zuckte er mit den Schultern und setzte seinen Weg durch das dunkle Haus bis in das Wohnzimmer fort. Nur Albus oder Hermine kümmerte es, wann er zurückkehrte, also vielleicht hatte doch einer von ihnen den Zauber gesetzt. Er ließ sich auf einen der Stühle fallen und wartete auf denjenigen, der ihn sehen wollte.

Severus legte seinen Kopf zurück und starrte hinauf an die Decke, während er über die Launen seines Lebens nachdachte. Er hatte niemals erwartet zu überleben und doch kämpfte er jetzt gegen die Enge seines eigenen Todes an. Er hatte immer angenommen, dass er alleine und ungewollt sterben würde. Selbst dieser Gedanke wurde herumgedreht. Hermine sorgte sich und sie würde in der Stunde seines Todes bei ihm sein. Sie würde um ihn trauern. Sie würde für ihn weinen. Sie würde wegen ihm weinen. Sein Herz, so lange unbenutzt, zog sich bei diesen Gedanken zusammen. Er wollte ihr kein Elend bereiten. Er wollte nicht, dass sie um ihn trauerte. Verfluchter Patronus. Das war alles noch viel einfacher als ich meinen Kopf im Sand vergraben konnte.

Mit beiden Händen fuhr Severus durch seine Haare, stöhnte laut auf und schöpfte eine gewisse perverse Befriedigung aus dem fast lebenskräftigen Geräusch von Frustration und Schmerz. Der Schmerz in seinem Kopf nahm zu und es sah nicht so aus, als ob der, der den Alarm gesetzt hatte, noch zu ihm kommen würde. Er setzte sich auf und entschied, dass er eine Tasse Tee gebrauchen konnte. Er schätzte, dass er eine Elfe rufen könnte, aber er weigerte sich dagegen. Hauselfen mochten es im Allgemeinen nicht, wenn man in ‚ihr‘ Territorium eindrang, aber sie waren ihm gegenüber in letzter Zeit sehr entgegenkommend gewesen. Ein Phänomen, von welchem er sich sicher war, dass es direkt zu Hermine zurückzuführen war. Es schien immer alles direkt auf Hermine zurückzuführen.

Kopfschüttelnd verwarf er diesen Gedanken und machte sich auf den Weg in die Küche im Untergeschoss. Er bemerkte beinahe beim ersten Schritt in den Flur, dass er verfolgt wurde. Er konnte nicht wie Albus durch Potters Tarnumhang blicken – eine Gabe, die mit den Jahren zu kommen schien – aber er war nicht umsonst ein paranoider Mistkerl und Potter – er hegte keine Zweifel daran, dass es Potter war – hatte vergessen, einen Schweigezauber auf sich zu legen. Das Rascheln von Kleidung hinter Severus war genug um seine ungewollte Gegenwart zu entlarven. Ganz zu schweigen davon erklärte es den schlecht gezauberten Alarmzauber an der Haustür.

Er überlegte die Gegenüberstellung gleich hier im Flur hinter sich zu bringen, aber entschied sich dann dagegen. Die Küche bot immerhin mehr Privatsphäre. Als er den Raum betrat, erwartete er schon fast Hermine dort am Tisch sitzen zu sehen und er schob prompt die leichte Enttäuschung zur Seite, als er sie nicht vorfand. Er hatte immerhin ihre Gegenwart sowohl körperlich als auch geistig vermieden. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß, dann sollte sie ziemlich wütend auf ihn sein und nicht geduldig auf ihn warten und da sein, wenn er endlich bereit dazu war. Er würde sich entschuldigen müssen. Etwas, was er nicht unbedingt mit Anstand und Feingefühl tat. Aber zuerst, Potter.

Als er den Raum betrat, bemerkte er, wie jede Elfe in der Küche aufschaute und einige bestimmt hinter ihn blickten. Also konnten auch die Elfen durch den Umhang hindurchblicken oder sie hatten Potter, genau wie er selbst, einfach nur gehört. Er schüttelte minimal mit seinem Kopf. Die Zauberwelt hatte diese Kreaturen in ihrer Mitte für viel zu lange als harmlos angesehen.

Mit dem Gefühl, das sich sein pochender Schmerz in seinen Hinterkopf bewegte, wirbelte er herum und bereute diese Bewegung augenblicklich, als sich Muskeln in seinem Nacken und Schultern aus Protest anspannten. Darauf konzentriert den Schmerz in seine Stimme zu verlagern, knurrte er. „Also?“

Nichts passierte. „Potter, ich weigere mich hier die ganze Nacht zustehen. Was wollen Sie?“

Der Junge zog den Umhang in einer Geste von sich, von der Severus dachte, dass sie vermutlich geschwungen aussehen sollte. Es verlor an Glanz, als sich einer von Potters Armen in dem Stoff verfing. Er hätte lachen können… wenn er sich nicht so ausgelaugt fühlen würde, wenn sein Leben um ihn nicht zerbrach, wenn ihn Lilys Augen nicht aus einem Gesicht anstarren würden, welches ihn wütend anfunkelte. „Also?“, wiederholte er.

„Ich mag Sie nicht.“

Er schnaubte. „Dann sind wir uns da zumindest einig, da ich Sie auch nicht sonderlich leiden kann.“ Severus zog in einer kalkulierenden Bewegung seine Augenbraue hoch, um den Jungen aufzustacheln. „Wenn das dann alles ist?“

„Nein. Das ist noch nicht alles.“

Severus unterdrückte ein Seufzen. Der Junge war ziemlich ermüdend. Aber es gab keinen Grund sich ihm nicht ohne den Tee, für den er eigentlich gekommen war, gegenüberzustellen. Wie hieß noch gleich die Elfe? „Brolly?“

Die Elfe, die momentan das Silberbesteck polierte, blickte auf. Severus erfasste der flüchtige Gedanke, dass Hermine die Elfe augenblicklich erkannt hätte. Er unterdrückte den Drang einen Befehl auszusprechen und bemühte sich um etwas Höflichkeit. „Wenn ich bitte eine Tasse Kamillentee bekommen könnte?“

Brolly nickte, seine Ohren wippten, als er in der kleinen Speisekammer verschwand.

Mit dieser Aufgabe abgeschlossen, wandte er sich zurück an Potter, welcher abwechselnd während dieses Austausches herumgezuckt und einfach nur gestarrt hatte. „Ihre Absicht? Sie haben mich sicherlich nicht verfolgt, nur um mir zu sagen, dass Sie mich nicht mögen?“, fragte er mit offensichtlicher Verzweiflung und keinen bisschen Abscheu. „Sie haben dieses kleine, freudige Zusammentreffen initiiert, also sprechen Sie.“ Severus beobachtete, wie Potters Gesicht diesen selbstgefälligen Ausdruck annahm, den auch James schon immer getragen hatte, als ob er der König und Eroberer und Merlins Geschenk für die gesamte Zauberwelt zusammen sei. Er hatte schon damals diesen Ausdruck gehasst. Es wieder auf Potter Juniors Gesicht zu sehen, machte es nicht reizvoller.

„Ich mag Sie nicht.“

Diesmal unterdrückte er nicht sein Seufzen. „Ja, Potter, ich glaube, das hatten wir bereits.“

„Ich vertraue Ihnen nicht.“

Ernsthaft, es wurde langsam ermüdend immer dieselbe Unterhaltung zu führen und es kam auch nicht seinen Kopfschmerzen zugute. „Es liegt nicht an Ihnen, meine Vertrauenswürdigkeit zu entscheiden. Wenn Sie zweifeln, dann reden Sie mit dem Schulleiter.“

„Habe ich.“

Severus nahm die dampfende Teetasse, die vor ihm stand, und nickte der Elfe kurz zu. Er nahm einen beruhigenden Schluck, bevor er antwortete. „Dann haben Sie Ihre Antwort.“

Potter, der seinen Tarnumhang mit seinen Fäusten umklammerte, trat einen weiteren Schritt vor. „Ich habe gar nichts“, zischte er. „Ich habe nur eine vage Versicherung und bedeutungslose Phrasen, wie Sie meine Mutter geliebt haben. Nur weil Sie ein Versprechen mich zu beschützen nach dem Tod meiner Mutter abgegeben haben, ändert dies rein gar nichts. Es macht Sie nicht mutig oder nobel oder vertrauenswürdig. Es zeigt nur, dass wegen Ihnen Menschen sterben.“

„Noch etwas, was wir dann gemeinsam haben, Mr Potter.“ Severus schenkte ihm ein kleines, kaltes Lächeln, als seine Wut bereits zu brodeln begann. „Etwas über die Anziehung der dunklen Magie und ihrem Makel hinaus, da auch wegen Ihnen Menschen sterben.“ Du undankbarer kleiner, arroganter Bengel. Er brauchte den Jungen nicht, der ihm den Preis seiner Sünden erzählen musste.

Der Junge erbleichte und Severus verspürte eine winzige Spur von Reue. Er kannte das Gewicht, welches Schuld einen auf die Schultern legen konnte, aber seine Wut überdeckte jegliches Bedauern, besonders als Potter damit fortfuhr, seine Attacke auf aktuellere Themen zu lenken. „Was ist mit Hermine? Ich weiß, was Sie mit ihr machen. Sie ist Ihre Schülerin.”

Wenn die Erwähnung von seiner Beziehung zu Lily ihn verärgert hatte, dann wurde Severus jetzt von nackter Wut erfasst. „Erstens tue ich gar nichts mit Miss Granger. Zweitens, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, ist Hogwarts geschlossen. Miss Granger ist daher nicht mehr meine Schülerin. Drittens, wenn ich dazu geneigt sein sollte, etwas zu tun, dann ist dies ganz alleine Miss Grangers und meine Entscheidung und nicht Ihre. Also behalten Sie Ihre scheinheiligen Behauptungen für sich. Und, Mr Potter, ich habe noch einen Rat für Sie. Sollten Sie leichtsinnig genug sein und diese Unterhaltung mit Miss Granger führen, würde ich mich vorsehen, da ich eine Neigung zu stablosen Zaubern an ihr bemerkt habe, wenn sie wütend ist. Ich wäre nicht überrascht, wenn sprühende Funken das Geringste ihrer Manifestationen ist. Sie sollten vielleicht sehr vorsichtig sein.“

Potters Ausdruck verfinsterte sich. „Wenn Sie sie verletzen…“ Er verstummte, wie Severus vermutete, in einen bedrohenden Ton.

Severus hielt seine Stimme bewusst tief, um dem Jungen zu zeigen, was bedrohlich war. „Lassen Sie mich raten. Sollte ich sie verletzen, ist mein Leben verwirkt.“ Er lachte leicht, ein langsames, dunkles Geräusch. „Die Warnung ist entsprechend vermerkt worden, Potter, aber ich glaube nicht, dass Sie sich Gedanken darüber machen müssen, es auch wirklich auszuführen. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.“

Schnaubend und mit einer zuknallenden Tür, woraufhin die Hauselfen nur missbilligenden mit der Zunge schnalzten, verließ der Junge die Küche. Severus atmete tief durch und zählte dann bis zehn. Dann zählte er erneut in Koboldogack bis zehn, um auf Nummer sicher zu gehen. Er zitterte vor Wut. Er schielte traurig auf seine jetzt kalte Tasse Tee. Verdammter Junge und seinen Drang ihn jetzt aufzusuchen. Er würde jetzt niemals zum Schlafen kommen. Als sich seine Wut wieder einigermaßen gelegt hatte, erkannte er, dass er ein absoluter Idiot war. All seinen noblen Absichten Hermine von sich zu stoßen. All seine Zweifel und Ängste… Falls er noch irgendwelche Zweifel haben sollte, dann musste er sich nur in diesem Augenblick betrachten. Das erste Anzeichen, dass ihn jemand wegen Hermine herausforderte und er verlor seine Kontrolle.

Nachdem er seine Nachtruhe als einen hoffnungslosen Fall abgehackt hatte, schob er die Teetasse von sich. Er nickte den Elfen dankbar zu und ging dann die Stufen hinauf. Zwei Minuten später befand er sich in der Sicherheit seines Zimmers. Bedacht achtete er darauf, die Tür nicht hinter sich zuzuschlagen. Zuschlagende Türen würde nur Albus alarmieren, dass er aufgebracht war.

Er rieb sich seine Augen und versuchte die anwachsende Anspannung weg zu massieren. Er könnte ein oder zwei Gläser Feuerwhiskey gebrauchen, aber er fürchtete sich mehr von dem was seine Enthemmung offenbaren würde. Das eine Glas Muggel-Whiskey in der Bar war seine Grenze. Er war sich durchaus bewusst, dass sich seine emotionale Verfassung im Moment außerhalb seiner Kontrolle befand. Er hatte bereits als junger Mann gelernt, dass Alkohol die Probleme nur verschlimmerte.

Er war müde, aber glaubte nicht, dass er heute Nacht noch Schlaf finden würde. Er überlegte, dass er vielleicht Vector belästigen könnte. Diese Frau lebte in genauso seltsamen Stunden wie er. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie noch wach war. Aber er war sich nicht sicher, ob er jetzt in der Lage war diese merkwürdige Freundschaft, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, zu meistern. Sie würde ihn zweifelsohne wegen Hermine ausfragen wollen und nach seiner Konfrontation mit Potter, war er sich nicht sicher, ob er das noch schaffte. Merlin steh ihm bei, aber er vermutete, dass er niemals bereit sein würde sich Hermine gegenüberzustellen, egal was sein verdammter Patronus auch tat.

Er lief in dem Versuch seine aufgebaute Energie abzubauen einige Runden durch sein Zimmer. Gegenüberstellungen mit Potter erzürnten ihn jedes Mal, brachten jedes Mal die alten Erinnerungen und Geister seiner Vergangenheit, die er so vergeblich begraben lassen wollte, hervor. Er entledigte sich seiner Kleidung und streifte sich sein langes, graues Nachthemd, welches er zum Schlafen bevorzugte, über. Manchmal reichte der einfache Akt sich seiner Tageskleidung zu entledigen aus, sich zu beruhigen, wie die sprichwörtliche Schlange, die sich ihrer zu engen Haut entledigte. Aber heute Nacht konnte ihn nicht einmal das bequeme, weiche Baumwollnachthemd helfen. Er setzte sich auf die Bettkante und hob seinen Arm. Bewusst krempelte er seinen Ärmel hoch und betrachtete eingehend das Mal, welches seine Haut zierte. Es war abscheulich und es war angst einflößend und es war ein Teil von ihm. Über die Jahre hinweg hatte er gelernt, das Mal zu ignorieren. Es konnten Tage verstreichen, in denen er es nicht sah – er vermied Spiegel, wandte seinen Blick ab, wenn er sich ankleidete. Kleine Tricks, die ihn diese Annahme vortäuschen ließen. Nicht dass er ein Mann war, der sich nicht der Wirklichkeit stellte, aber manchmal benötigte der gesunde Verstand etwas… Abstand.

Es schmerzte, das Mal so öffentlich vorzutragen und darüber zu sprechen. Er fühlte sich so entblößt, wie sein jetzt nackter Arm. Er senkte ihn und drehte das Handgelenk, sodass das Mal versteckt war. Das waren keine Gedanken, die das Einschlafen begünstigten. Nachdem er sich zurückgelegt hatte, schloss er seine Augen und atmete langsam durch, er verfiel in einen tiefen Rhythmus, der ihn in der Vergangenheit Erleichterung verschafft hatte. Dreißig Minuten später verbuchte er seine Bemühungen als hoffnungslos.

Ein leises Lumos leuchtete schwach durch das Zimmer. Wortloser und stabloser Zauber riefen seine Tasche aus seinem Schrank herbei. Er zögerte einen langen Moment, bevor er die Tasche öffnete, unsicher, ob er diesen Weg wirklich beschreiten wollte. Es fühlte sich unwiderruflich an, ein Schritt, der nicht mehr rückgängig gemacht werden könnte. Obwohl, wenn er ehrlich war - belüge dich niemals selbst – dann hatte er bereits einige Schritte getan, wie unbewusst sie vielleicht auch gewesen waren.

Angesichts seiner eigenen Feigheit verzog er sein Gesicht, griff in die Tasche und zog die Laken heraus, die Hermine für ihn angefertigt hatte. Seit er sie das erste Mal auf seinem Bett bemerkt hatte, hatte er Nachforschungen bezüglich ihrer Herstellung angestellt. Es war eine elegante und doch einfache Magie – beinahe eine Antithese zu dem, wie dunkle Magie verarbeitet wurde. Die Gefühle und die Absichten blieben, aber anstatt dass die dunkleren Gefühle genutzt wurden, um den Zauber zu füttern, war das hier viel reiner. In seinen zynischeren Momenten fragte er sich, warum die Laken nicht in Flammen aufgegangen waren, als er sich das erste Mal auf sie gelegt hatte. Ein passender Flächenbrand, wenn Dunkelheit und Licht aufeinandertrafen. Aber er musste eingestehen, dass Hermine ihm kein Leid antun wollte. Die Erschaffung der Laken selbst bestätigte dies. Wenn überhaupt hatte sie sich selbst in ihrer Herstellung Schaden zugefügt.

Zu müde, um sich darum zu kümmern das Bett ordentlich zu beziehen, strich Severus das Bettlaken mit dem Siegel glatt, bis das Bett vollständig bedeckt war. Mit einem schweren Seufzen, welches aus seinen tiefsten Inneren zu kommen schien, zog Severus die Laken hoch bis zu seinen Schultern und sank hinab in den magischen Trost. Wie bereits in der Schule schien sein Körper sich auseinanderzuwickeln, die Anspannung, die durch seine Schläfen, seinen Nacken hinunter pochte, ließ letztendlich von ihm ab. Ein flüchtiger Gedanke erfasste ihn, als der Schlaf von ihm Besitz ergriff, in dem er an Hermine dachte und sich fragte, wie es sich wohl anfühlte von ihr, anstatt von Stoff umarmt zu werden. Merlin, aber er war wirklich ein Idiot, dachte er, bevor er einschlief.

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„Was machen Sie dort grübelnd im Dunklen? Ist das nicht eher Severus‘ Art?“

Dumbledore starrte Arrosa über seine Brille hinweg an. „Ich grüble nicht.“

Arrosa lachte auf. „Nein, Sie schmieden Pläne. Ich kenne Sie jetzt bereits seit fast achtzig Jahren, Albus Dumbledore. Was geht in Ihren Kopf vor?“

Albus verlagerte auf der Couch sein Gewicht. In Wahrheit, auch wenn er es Arrosa gegenüber niemals zugeben würde, hatte er gegrübelt. Er schätzte die Frau und ihre gemeinsame Vergangenheit ab und deutete auf das andere Ende der Couch. „Setzen Sie sich zu mir.“

Nachdem es sich Arrosa bequem gemacht hatte und ihn mit diesem Blick betrachtete, begann Albus: „Die Dinge verlaufen nicht so, wie ich es geplant habe.“

Arrosa schnaubte vor spöttischer Belustigung auf. „Das Leben verläuft selten nach unserem Plan. Deshalb ist es auch das Leben und nicht irgendein Skript, welches wir verfolgen.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Ihre Spieler haben sich vom Skript verabschiedet, nicht wahr? Das Mädchen, Granger, steht im Mittelpunkt des Ganzen.“

„Warum sagen Sie das?“

„Hat Severus Ihnen jemals von der Nachsitzstunde erzählte, zu der er das Mädchen gebracht hat?“

Albus runzelte leicht mit der Stirn. „Ich meine, dass er erwähnte, dass es gut gelaufen sei und dass das Mädchen die Konsequenzen ihres Handelns erkannt hätte. Sie ist ziemlich schlau. Dazu braucht man nicht viel.“

Schlau, denke ich, ist eine Untertreibung. Da sitzt ein kluger Kopf auf ihren Schultern. So praktisch und unverblümt, wie Sie sich einen Gryffindor nur wünschen können.“

Albus warf ihr einen bitteren Blick zu. „Mit einem besorgniserregenden Slytherin-Charakterzug, den ich erst jetzt zu erkennen scheine.“

„Ganz genau“, sagte Arrosa mit offensichtlicher Freude. „Sie ist das perfekte Gegenstück für Severus. Kalkulierend genug, um ihn zu verstehen, aber dickköpfig genug, um nicht seinen Unsinn zu dulden. Es ist genau das, was er braucht.“

Albus richtete sich abrupt auf und runzelte dann mit der Stirn, als er Arrosa wild grinsend neben sich fand.

„Ja, alter Mann, ich bin mir durchaus bewusst, dass sich dort etwas zusammenbraut. Das tat es bereits seit ihrer Nachsitzstunde im letzten Jahr. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so entschlossen war jemanden zufriedenzustellen, wie Hermine Granger an diesem Abend. Es war eine schwere Nacht und sie hat das Meiste davon abbekommen und nach allem hatte sie noch immer nach Severus Anerkennung gesucht. Man konnte sagen, dass sie immer wusste, wo er sich im Raum befand und wie sie ihn am besten beobachten konnte, ohne entdeckt zu werden.“ Sie schenkte ihm ein weiteres breites Grinsen. „Es ist jetzt auch offensichtlich, dass Severus sich ihrer Gegenwart genauso bewusst ist, wie es bei ihr der Fall ist. So zugeknöpft und zurückhaltend Severus ist, so verbreitet er jetzt genauso frei seine Gefühle. Es überrascht mich, dass er an ihnen noch nicht verglüht ist. Ich glaube nicht, ihn jemals so außer Kontrolle gesehen zu haben.“ Sie hielt inne und fügte dann hinzu. „Also, außer Kontrolle für Severus.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Dieser Junge muss unbedingt so bald wie möglich ordentlich flachgelegt werden.“

„Arrosa!“

Sie besaß die Dreistigkeit wieder zu lachen. „Für all Ihr Gerede über Liebe, sind Sie schon immer sehr prüde gewesen, Albus. Ich bin mir durchaus bewusst, dass Severus‘ Gefühle tief gehen. Wenn er die richtige Frau hätte, dann gäbe es nichts, was er nicht aus Liebe zu dieser Frau tun würde.“ Sie verstummte erneut. „Das ist der Halt, den Sie über ihn haben, nicht wahr? Ich habe mich immer gewundert.“

Für den Bruchteil einer Sekunde bereute Albus es diese Unterhaltung mit Arrosa begonnen zu haben. Arrosa war viel zu schlau und besaß die nervende Fähigkeit durch seine sorgfältig geschmiedeten Pläne hindurchzusehen. Es war diese einzige Slytherin-Eigenschaft und ihre aussagekräftige Missbilligung seiner zugegeben rücksichtlosen Methoden, die letztendlich ihre Beziehung und Freundschaft entzweit hatte. „Severus liebte Lily Potter“, sagte er schließlich.

„Potter? Harry Potters Mutter?“

„Ja, auch wenn sie damals Lily Evans war. Severus hat sie bedingungslos geliebt, aber fühlte sich auch zu den dunklen Künsten hingezogen. Er begann bereits, unter dem Einfluss von Toms ersten Anhängern zu fallen.“ Er verstummte, als er sich an die lang vergangenen Tage dachte. Er hatte damals Fehler mit Severus gemacht. Und doch war er sich nicht sicher, ob der Orden in seinen Kampf gegen Tom so lange überlebt hätte, wenn Severus nicht diese wichtige Verbindung und Informationen über die Jahre hinweg geliefert hätte. Direkt nach dem Tod der Potters, hatte er Severus Lebensgeltung in der geringen Chance ermessen, die Zauberwelt zu retten. Zu seiner Verteidigung hatte er Severus von dem Preis, den er zahlen müsste, erzählt – gehasst, verachtet, ein Aussätziger für all diejenigen, die ihn als Freund bezeichnet hatten, zu sein und die endlosen Möglichkeiten von Entlarvung und Tod, hatte Severus zugestimmt, alles für die zerflederte und unerwiderte Liebe Lily Potters zu tun.

„Severus und Lily standen sich in der Schule nahe, ihre Interessen überschnitten sich in vielen Bereichen. Letztendlich denke ich, dass sie Severus Intensität verängstigt hatte. Trotz all seiner Liebe zu ihr, von der ich glaube, dass sie davon wusste, glaube ich nicht, dass sie ihn jemals wirklich verstanden oder genauso tief geliebt hatte. Als Tom die Potters umbrachte, schrieb Severus sich selbst die Schuld dafür zu.“

„Und praktischerweise haben Sie seine Schuld für Ihre eigenen Bedürfnisse benutzt.“

„Unseren beiderseitigen Bedürfnissen, Arrosa“, sagte er bestimmt. „Severus war genauso entschlossen Tom aufzuhalten wie ich, auch wenn ich zugebe, dass vieles aus Rache zu Lily herausgeschah.“

„Und seit fast eineinhalb Jahrzehnten verlief alles nach Ihrem Plan bis Hermine Granger ihn über den Haufen geworfen hatte.“

„Dieses Mädchen ist eine Gefahr.“

Arrosa kicherte aber Albus fuhr fort. „Bei jeder Wendung zerstörte sie meine Pläne. Selbst wenn sie half, verschob sie das Gleichgewicht in vollkommen unvorhersehbare Bahnen. Die Hauselfen, Arrosa! Wie in Merlins Namen wird man zu einem Ehrenmitglied der Haushelfen?“ Albus lehnte sich zurück und faltete seine Finger zusammen und betrachtete seine faltigen Knöchel. „Wissen Sie schon das Schlimmste?“ Er wartete nicht auf eine Antwort. „Ich habe ihren Einfluss bereits früh erkannt. Ich… unternahm Schritte… etwas, von dem ich damals dachte, dass es das Richtige war… um diese wachsende Bindung zwischen Severus und Miss Granger zu trennen.“

„Und wie ist Ihnen das zugutegekommen?“

Albus verzog sein Gesicht. „Ich glaube, ich habe genau das, was ich versucht hatte zu verhindern, verursacht oder zumindest beschleunigt. Und jetzt…“ Die Worte, ‚Und jetzt hat Severus nicht nur die Möglichkeit zu sterben. Er wird sterben‘ steckten in seinem Hals fest. Die Worte wollten raus. Die Schuld von ihnen lastete schwer auf seinem Herzen, aber er sprach sie nicht aus. Miranda hatte auf Severus Reaktion zu diesen Neuigkeiten beharrt. In dieser kleinen Sache würde er Severus Wünsche folgen.

„Aber ist es nicht genau das, was Potter braucht um Voldemort zu besiegen? Der Junge braucht all die Vorteile, die er kriegen kann. Hört sich für mich so an, als ob Severus und das Mädchen ihm genau das geben werden.“

Albus wandte sich von Arrosas allzu scharfsinnigen Blick ab. „Der Verbindungszauber gibt uns die beste Hoffnung, die wir seit einer langen Zeit hatten.“

Ein langes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. „Sie sind sich nicht sicher, ob Potter ihn besiegen kann.“ Ihr Blick verschärfte sich. „Hat er überhaupt einen Plan Voldemort zu besiegen? Oder noch besser haben Sie einen Plan?“

Das Schweigen verlängerte sich. „Albus?“

Er rieb sich über die Augen. „Es gibt keinen Plan.“

Neben ihm schnappte Arrosa nach Luft. „Was meinen Sie damit, es gibt keinen Plan?“

„Die Prophezeiung ist eindeutig. Sie müssen sich gegenüberstellen und einer muss sterben, damit der andere lebt. Ich habe getan, was ich konnte, um Harry zu bewaffnen, aber das kann ich nicht für ihn planen.“

„Bewaffnet, wie genau, Albus?“

Schließlich schaute er auf und traf ihren Blick. „Mit Liebe natürlich. All meine Untersuchungen in den letzten Jahren besagen, dass der Schutz seiner Mutter, ihre Liebe, ihn auch weiterhin gegen den Todesfluch beschützen wird. Meine Hoffnung ist es, dass die Liebe aller für Harry und seine für seine Freunde stark genug sein wird, um Tom zu besiegen.“

Ihre Stimme wurde lauter vor Unglaube. „Das ist alles? Das ist alles, was Sie haben?“

„Ich habe ihn so gut es geht vorbereitet, Arrosa“, schnappte er. „Wir haben nicht unbedingt einen Zauberspruch, der mit Liebe töten kann. Und ich KANN Ihnen garantieren, dass wenn Harry sein Mitgefühl und sein Einfühlungsvermögen und Liebe nicht beibehalten kann, dann wird Tom ihn umbringen.“

„Also was? Soll der Junge dann losgehen und Voldemort umarmen und ihn dann von hinten erstechen, während Voldemort ihn mit einen Avada Kedavra trifft? Das ist wahnsinnig, Albus.“

„Das ist alles, was wir haben.“


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Harry saß seitlich auf seinen Besen, als dieser ein paar Meter über dem vertrockneten und durch den Winter erstarrten Laub in dem kleinen Garten vom Grimmauld Platz, schwebte. Hin und wieder stieß er seine Füße ab und wirbelte dadurch die Stängel auf. Ron hing in derselben Pose ein paar Meter entfernt von ihm auf seinen Besen, nur schikanierte er nicht das Gras. Ginny lag ausgebreitet auf der Steinbank und blätterte durch die neuste Ausgabe der Hexenwoche. Alle von ihnen waren ruhelos und waren es satt in diesem Haus eingesperrt zu sein. Es wurde entschieden, dass es für jeden von ihnen zu gefährlich war, sich außerhalb des Schutzes des Fideliuszaubers zu bewegen. Harry verstand die Einschränkung und er war wütend wegen der Untätigkeit und dem Gefühl der Gefangenschaft. Nicht einmal das Wissen, dass Weihnachten vor der Tür stand, hob die Stimmung. Es hat einfach zu viel Tod und Herzschmerz gegeben, um überhaupt einen Versuch zu starten sich in Ferienlaune zu begeben.

Harry trat wieder in das Laub. „Ich habe mit Snape gesprochen. Letzte Nacht.“

Ron setzte sich auf und fiel dabei fast von seinem Besen. „Verflucht noch mal, Harry! Ich dachte, du würdest damit klarkommen. Was hat Snape getan?“

„Mir gesagt, dass ich mich um meinen eigenen Kram kümmern sollte“, sagte er mit einem Stirnrunzeln.

Ron stöhnte. „Du hast hoffentlich nichts zu Hermine gesagt, oder? Bitte sag mir, dass du es nicht getan hast.”

Harry trat erneut zu, diesmal stieß er seinen Besen etwas höher in die Luft. „Ich bin nicht bescheuert. Sie hätte mich verflucht.“

Ron riss seine Augen auf. „Und Snape etwa nicht? Versuchst du dich etwa selbst umzubringen?“

„Über was redet ihr beiden?“, fragte Ginny schließlich und brachte sich in die Unterhaltung mit ein.

„Hermine steht auf Snape“, antwortete Harry, als er sein Gesicht verzog.

Ron stöhnte erneut. „Sie wird mich umbringen.“

Ginny grinste ihren Bruder an. „Wenn ihr beiden etwas aufmerksamer wärt, würdet ihr wissen, dass es kein sonderlich großes Geheimnis ist. Jeder tuschelt darüber. Professor McGonagall wird jedes Mal unglaublich nervös.“

Harry verzog wieder sein Gesicht. „Wie könnt ihr beiden dem nur zustimmen? Hier geht’s um Hermine… und Snape.“

Ginnys Blick verschloss sich, als sie mit den Schultern zuckte. „Mum ist tot, Harry. So viele andere Menschen sind tot oder werden vermisst. Hermine, wenn sie Snape mag, nun, gratuliere ihr. Und wenn er sie mag, dann umso besser.“ Sie nahm die Hexenwoche auf, die sie durchgeblättert hatte, und winkte damit vor Harrys Gesicht herum. „Zumindest ist das, was sie haben echt. Nicht wie dieser Müll hier. Weißt du, über was sie hier reden?“ Ihre Stimme wurde hart. „Irgendein Weihnachtsball im Ministerium, wo sie Voldemort verehren.“ Ihr Blick verdunkelte sich. „Natürlich wissen sie nicht, dass er es ist. Nein, sie werden mit dem Monster speisen, der all ihre Zerstörung inszenieren wird, während wir ihr gefangen in diesem Haus festsitzen werden.“

Rons Besen stieß mit einem dumpfen Aufprall auf den zugefrorenen Boden auf. „Was hast du da gerade gesagt, Gin?“

„Dass ich es leid bin, hier gefangen zu sein. Ich habe es tierisch satt.“

Ron riss ihr die Zeitung aus der Hand, als Harry zu ihnen hinunter schwebte. „Das ist es.“

„Das ist was? Und gib mir meine Zeitung wieder.“

„Das ist unser Endspiel.“ Er reichte die Zeitung an Harry weiter. „Sieh dir mal die Gästeliste an, Harry. Wen siehst du da?“

Harry begann mit Ginny, die über seine Schulter schaute, zu lesen. „Die Malfoys. Die LeStranges. Die Crabbes.” Sein Finger fuhr über die Liste, hielt bei bekannten Anhängern von Voldemort inne, bis er zu dem Namen Devrom Dollort ankam. „Voldemort.“ Harry schluckte schwer. „Das ist es dann. Heiligabend.”


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„Finden Sie das seltsam?“

Miranda Vector summte unverbindlich, während sie weiterhin auf die mit Kreide beschriebene Tafel vor ihr starrte. Hermine, die bereits den zielgerichteten Fokus ihrer Arithmantik Professorin kannte, nahm die Unaufmerksamkeit der anderen Frau nicht übel. An ihrem Projekt hier im Grimmauld Platz zu arbeiten unterschied sich nicht sonderlich zu ihrer Arbeit in Hogwarts. Sie war einfach nur dankbar, dass Professor Vector einverstanden war ihre Arbeit weiterhin zu betreuen. Während es die Jungs nicht im Geringsten zu kümmern schien, störte es Hermine, dass ihre Ausbildung vorzeitig abgebrochen worden war. Außerdem gab es ihr eine gewisse Ablenkung von Severus und ihrer Arbeit an dem Dunklen Mal. Manchmal musste sie sich einfach auf etwas anderes konzentrieren.

„Professor?“, versuchte Hermine es noch einmal.

Diesmal schielte Vector über ihre Schulter und Hermine deutete auf die Matrix vor sich. „Denken Sie nicht auch, dass sich diese Linien seltsam bewegen?“


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