von Xaveria
„Es ist drei Uhr morgens in aller Herrgotts Frühe", knurrte Snape. „Was gibt es DORT so unglaublich wichtiges zu sehen? Und beeilen Sie sich, bevor ich wieder zurück in mein Bett gehe."
Miranda bedachte ihn mit einem dunklen Blick. „Ich schwöre", knurrte sie nicht allzu leise. „Hören Sie mir eigentlich nicht zu, wenn ich diese Gleichungen hier erkläre? Ihr seid alle wie ein Haufen Erstklässler - 'Ooh, seht euch nur die hübschen, drehenden Lichter an'."
Snape verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah zu gleichermaßen amüsiert und genervt aus. „Sind Sie dann jetzt fertig?"
Sie starrte ihn an und schnaubte letztendlich ein „Ja", während sie bestimmt versuchte sein selbstzufriedenes Lächeln zu ignorieren.
„Also, dieses 'dort'?"
Sie widerstand dem Drang auf die Matrix zu deuten, sehr wohl wissend, dass es sinnlos war. „Weil ich weiß, was es bedeutet. Ich weiß, was all dies bedeutet. Zugegeben, ich kann noch nicht genau die Abläufe bestimmen, aber ich verstehe die Mitspieler und was noch auf uns zukommen wird."
Snape sah jetzt etwas wacher und geringfügig interessierter aus. „Und das wäre?"
„Erinnern Sie sich noch als Sie die Matrix 'gebraut' haben?"
Er zuckte auf eine Art die Schultern, die man als ein ja hätte interpretieren können. „Ich glaube, da haben wir die meisten Teilnehmer, von denen wir annahmen, dass sie an der Konfrontation mit dem Dunklen Lord und seinen Gefolgsleuten nicht beteiligt sein würden, herausgenommen."
Miranda nickte. „Ganz genau. Wir hatten dann nur noch die Schlüsselfiguren, wie da wären die Herren Potter und Weasley, die Todesser, Sie, Sie-wissen-schon-wer, die Hauselfen, ich selbst, Miss Granger, Filius und die abnormale Linie."
„Glückwunsch. Ihre Gleichungen haben sich dann wohl erfüllt." Er wandte sich von ihr ab.
Sie griff nach seinen Arm. „Sie sind wirklich ein Mistkerl." Er schüttelte ihre Hand von sich, aber versuchte nicht noch einmal zu verschwinden. „Es ist mehr als das. Damals hat Filius nicht wirklich viel Sinn ergeben, aber ich denke, wir verstehen jetzt alle, wie er ins Schema passt, genau wie Miss Granger und Sie selbst. Von dem, was Miss Granger von den Hauselfen erzählt hat und wie sie die Gegenüberstellung in Hogwarts abgewendet haben, erklären sie sich auch von selbst. Den Ausschluss des Ordens... Also, ein paar von uns sind noch übrig, die nicht tot oder untergetaucht sind. Ich verstehe noch immer nicht warum Albus nicht mit angezeigt wird. Das beunruhigt mich etwas."
„Nichts von dem erklärt, warum Sie so aufgebracht sind und mich um diese gottlose Zeit wecken mussten."
Sie bedachte ihn mit einen Stirnrunzeln. „Das größte Rätsel, welches ich nicht erklären konnte, war die abnormale Linie", sagte sie durch zusammengebissene Zähne. "Sie tauchte auf und verschwand dann wieder als ob sie eine eigenständige Kontrolle hätte. Nichts von dem was ich tat, änderte etwas daran und doch veränderte es sich ständig. Es wuchs. Es zog sich zurück. Es war auf eine Weise organisch. Und dann war da noch die Tatsache, dass Ihre Existenz an gewissen Punkten immer wieder auszufallen schien."
„Das Zusammentreffen zwischen Potter und dem Dunklen Lord." Er gestikulierte leicht. "Ich hatte noch nie ein besonders großen Vertrauen darin gehabt diesen Moment zu überleben."
„Tja, an einen guten Tag wünschen es sich ein paar von uns." Für nur einen kurzen Augenblick dachte sie, dass Snape bei dieser Aussage zugleich verwirrt als auch zufrieden aussah, aber dann wurden seine Gedanken und Gefühle wieder von seiner Gleichgültigkeit bedeckt.
„Noch einmal, Vector, was wollen Sie mir sagen?"
Miranda biss ihre Zähne zusammen. „Sie treiben einen wirklich in die Verzweiflung. Wie sie es nur -" Sie hielt inne und atmete einmal tief durch. „Sie werden sterben."
Er starrte sie ausdruckslos an.
„Haben Sie mich gehört? Dieser neue Plan von uns... der bringt Sie um, Snape. Ihre Linie innerhalb der Matrix blinkt nicht mehr. Von dem Punkt an, an dem die Gegenüberstellung stattfindet, sterben Sie."
"Obwohl ich die Möglichkeit nicht anzweifeln möchte, ist der Zauber, den Granger benutzt, nicht tödlich. Es ist ein einfacher Schockzauber. Flitwick entschied, dass wir die besten Chancen auf Erfolg haben, wenn wir einen einfachen Zauber benutzen, etwas, was selbstverständlich nach dem eigentlichen Schub, wenig Energie beansprucht, um den Zauber durch die Verbindung zu senden."
Miranda sah dabei zu, wie Snape mit fest geschlossenen Augen seinen Nasenrücken rieb. Als er schließlich seine Hand wieder fallen ließ und seine Augen öffnete, war sein Ausdruck weiterhin die gleichgültige Maske des Superspions. „Haben Sie schon den Schulleiter geweckt?"
Miranda schüttelte den Kopf. „Nein. Sobald ich es verstanden hatte, bin ich zu Ihnen gekommen. Ich werde es mit Albus besprechen müssen, aber ich dachte, dass Sie es als erster wissen sollten."
Mit einem Nicken drehte sich Snape um und zog seinen Zauberstab, damit er das Zimmer mit einen Schweige- und Nicht-Stören-Zauber belegen konnte. „Zeigen Sie mir, was Sie haben."
Miranda zog ebenfalls ihren Zauberstab, murmelte die entsprechenden Beschwörungen und schwang den Zauberstab in einem genauen Muster. Einige Tafeln im Zimmer begannen zu leuchten. In der Mitte des Raumes verschwand die Matrix kurz und tauchte dann wieder auf. Diesmal jedoch waren nur wenige Linien sichtbar. „Es ist am besten, wenn Sie die gesamte Entwicklung sehen. So ist es sinnvoller." Als Snape nickte, fuhr Miranda fort. „Das ist das Fundament der Matrix. Es zeigt Mr Potter, Sie, Weasley und Granger zusammen, die Todesser, den Dunklen Lord und den Orden. Damit hat alles angefangen. Sie werden feststellen, dass die abnormale Linie abwesend ist." Mit ihren Zauberstab zeigte sie auf den Nexus der Linien. „Das hier ist die kommende Konfrontation."
„Von wann ist sie?"
„Das ist die Matrix wie sie am Ende von Mr Potters erstem Jahr aussah." Sie winkte wieder mit ihren Zauberstab. Diesmal erschien eine zweite Matrix. „Das sind die ersten Gleichungen, die ich je angestellt hatte. Wie Sie sehen sind sie fast mit denen aus Potters erstem Jahr identisch. Also, nach allem, was wir wissen, von dem, was geschehen würde, hatte in den letzten siebzehn Jahren seit dem Zeitpunkt, an dem ich für Albus die ersten Gleichungen erstellt hatte, als Potter zum ersten Mal Sie-wissen-schon-wen- besiegte, nichts wirklich eine Änderung herbeigerufen."
Snape schnaubte. "Potter hatte niemanden besiegt. Lily Potter besiegte den Dunklen Lord. [style type="italic"]Harry Potter[/style] hatte ihn nur überlebt."
Miranda ließ Snapes Worte unkommentiert. Sie hatte noch nie die Fähigkeit des Jungen verstanden dermaßen unter Snapes Haut zu fahren, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dies genauer zu hinterfragen. „Genau. Jedenfalls will ich damit sagen, dass bis auf ein paar geringfügige Änderungen, hat sich die Matrix kaum verändert. Sie änderte sich erst halb durch Potters sechsten Jahres." Miranda schwang ihren Zauberstab sechszehnmal, mit jedem Schwung sprang die Matrix in der Zeitlinie weiter nach vorne. „Hier", sagte sie nach dem letzten Schwung.
Snape trat vor, um die Matrix zu betrachten. Er deutete auf eine der entlegenen Ecken, wo eine unberechenbare Linie erschienen war. "Das hier weiß ich noch. Das war, als die abnormale Linie eingeführt wurde."
„Richtig. Es ergab einfach keinen Sinn. Nichts Bedeutendes hatte sich in sechszehn Jahren verändert. Sechszehn Jahre, Snape - und in all dieser Zeit nicht eine neue Variable. Und jetzt habe ich auf einmal eine Anomalie. Eine, die ich weder erklären oder kontrollieren, noch überhaupt irgendwie identifizieren kann."
„Aber Sie haben anschließend die Matrix danach angepasst. Etwas hat sich offenbar geändert."
„Etwas." Sie warf ihm einen Blick aus ihrem Augenwinkel zu, aber er war so auf die Matrix konzentriert, dass er es nicht bemerkte. „Aufgrund einiger Dinge, die letztes Jahr geschahen, erkannte ich, dass Granger und Weasley einzeln viel wichtiger waren, als jeder zuvor angenommen hatte." Ein weiterer Schwung und die Matrix änderte sich erneut als zwei neue Linien auftauchten. „Aber wie Sie sehen, habe ich mich geirrt. Alles, was ich über Arithmantik weiß, besagt, dass neue Ergänzungen die abnormale Linie hätte beseitigen sollen. Ich konnte einfach nicht das Warum verstehen. Jetzt tue ich es. Wie Sie sehen, dachte ich, dass es dort begann. Das war mein Fehler. Es begann bereits früher. Viel früher in diesem Jahr."
„Sie haben zu viel Zeit mit dem Schulleiter verbracht. Sie geben nur noch rätselhaften Schwachsinn von sich."
„Oh, hören Sie schon auf so begriffsstutzig zu sein. Hier geht es nur um Sie und Hermine Granger." Snape wich von ihr ab, als ob sie ihn verflucht hätte, sein bereits blasses Gesicht wurde noch bleicher. Seine Reaktion war aussagekräftig und passte zu einigen anderen Dingen, die sie vermutete, aber sie wollte ihn nicht verprellen. Sie hob eine Hand, ihre Handfläche offen nach oben dargeboten. "Friede, Snape. Ich unterstelle rein gar nichts, noch beschuldige ich Sie irgendwelcher Unanständigkeiten."
Sie beobachtete wie Snape seine Arme vor seiner Brust verschränkte. „Was genau wollen Sie dann damit sagen?"
„Dass ich mit Filius gesprochen habe und wir haben uns über ein paar Dinge unterhalten, die uns beide seltsam vorkamen. Miss Granger begann letztes Jahr, ihr Verhalten zu verändern. Selbstverständlich ist das nichts Ungewöhnliches. Wir haben ständig mit Kindern zu tun, die erwachsen werden. Demnach hatte sich wirklich niemand etwas dabei gedacht. Oder falls man es doch tat, war sie einfach nur ein Mädchen, welches zu einer jungen Frau heranwuchs und dort ihren Platz fand. Jedoch denke ich nicht, dass dies in Miss Grangers Fall alles war. Sie hatte ein Ziel."
Snape seufzte resigniert. „Sie glauben, dieses Ziel war ich."
„Ja. Und starren Sie nicht so finster. Das ist einer der Gründe, warum meine Gleichungen nicht stimmig waren. Ich habe nicht früh genug begonnen. Ich hatte gedacht, dass ihre Eingliederung mit ihrer Übungsgruppe in Zaubertränke begann. War es aber nicht. Auf irgendeine Art, irgendwie, hatte Miss Granger... ich weiß auch nicht. Sie hat Sie gesehen."
„Natürlich sah sie mich. Ich war ihr verdammter Zaubertränkelehrer." Miranda zog eine Augenbraue hoch und er gab so etwas wie ein Knurren von sich. „Also schön. Es hat sich herausgestellt, dass einige von Grangers Änderungen wegen mir stattfanden. Sie, genau wie einige andere Lehrer, haben bemerkt, dass sich Miss Grangers Aufsätze verändert haben. Sie veränderten sich, weil ich sie jedes Mal zu tiefst tadelte, wenn sie mehr als erforderlich geschrieben hatte. Sie hatte auch aufgehört, mit ihrer verfluchten Hand im Unterricht herumzufuchteln."
„Weil sie wusste, dass es Sie nervte. Aber das sind Dinge, die wir bemerkt haben. Die eigentliche Frage ist, was haben Sie bemerkt?"
Snape wandte sich ruckartig von ihr ab. „Ist das wirklich nötig?"
Miranda konnte seine angespannte Wirbelsäule und Schulterpartien sehen und sie wusste, dass für einen Mann, der so privat wie Severus Snape war, diese Art von Neugierde fürchterlich schmerzhaft sein musste. „Snape... Severus, ich habe keinerlei unangebrachtes Interesse. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich der Meinung bin, dass sich das Mädchen um Sie sorgt."
Ihr weiterhin den Rücken zugewandt, gab er ein weiteres leises Knurren von sich. Ihr Kommentar über Grangers Gefühle vollkommen ignorierend, beschränkte er sich nur auf ihr Zusammentreffen. „Miss Granger und ich sind letztes Jahr ein paar Mal aufeinandergetroffen." Er drehte sich zu ihr um, aber hielt sein Gesicht von ihr abgewandt, seine Haare verbargen seinen Ausdruck vor ihren Blick. „Wie Sie bereits sagten, fanden diese Treffen früher im Jahr statt, bevor ich überhaupt wusste, dass sie diese Übungsgruppe in Zaubertränke hielt. Aber sie waren absolut unschuldig. Sie begann eine Kampagne, mich zu grüßen. Später unterrichtete sie dann Longbottom in Zaubertränke. Sie hatte ein Herstellungsproblem bei einem der Tränke und bat mich um Hilfe und..." Er verstummte mit einem Stirnrunzeln.
„Und?" hakte sie nach.
Er zischte voller Abscheu. „Und ich nenne mich einen Spion. Ich bin genauso blind wie Potter." Plötzlich war er in Bewegung, schritt in den kleinen Raum mit schnellen, kurzen Schritten auf und ab. „Ich bin ein Idiot und sie... oh, in ihr stecken weit mehr Slytherin-Eigenschaften, als man ihr eingesteht. Dieses hinterlistige, kleine-"
Es amüsierte Miranda, dass Snape eher beeindruckt als verärgert klang und seine vorherige Demütigung seine Interaktionen mit Hermine Granger zu offenbaren waren vergessen. Andererseits war für den Hauslehrer von Slytherin die List eine Tugend. „Sie haben offensichtlich gerade eben etwas erkannt. An was denken Sie?"
Seine Schritte stoppten. „Ich vermute auch, dass es letztes Jahr war, wo sie mit ihrer Infiltration der Hauselfen begann."
Minranda lachte. „Infiltration? Bei Ihnen klingt es so, als ob sie eine Art Guerilla gegen Sie gestartet hatte."
„Das war genau das, was sie getan hat. Meine Mahlzeiten änderten sich", sagte er mit schwerer Verzweiflung in seiner Stimme. „Nur die Hauselfen können dahinter stecken und nur mit Anweisungen von außen. Sie hätten nicht von sich aus daran gedacht."
„Ihr Essen?", fragte Miranda verwirrt. „Warum sollte sie Ihr Essen umstellen?"
Snape winkte ab. "Der Grund ist irrelevant. Sie tat es. Sie ist auch in meine Gemächer gelangt."
Das waren Informationen, von denen Miranda noch nichts wusste und sie fragte sich kurz, warum Granger nicht tot und irgendwo begraben lag. Dann erkannte sie, dass das vermutlich der Grund war, der die Entzweiung zwischen Snape und Hermine verursacht hatte. Ihre eigene Neugier spornte sie an. „Hat sie etwas mitgenommen? Das erscheint mir recht unwahrscheinlich."
Snape knurrte stumm. „Sie hat nichts mitgenommen. Sie ... hat etwas da gelassen. Und auch hier sind die Gründe, warum sie es getan und was sie da gelassen hatte, nicht wichtig. Sie hatte ein Bedürfnis wahrgenommen - dass ich etwas brauchte - und sie hat einen Weg gefunden, es auch zu erreichen."
Ein sehr großer Teil in ihr wollte Snape wirklich fragen, was Hermine getan hatte, aber sie konnte von dem noch immer sichtbaren Knurren in seinem Gesicht sehen, dass ihre Neugierde sie nicht weiter bringen würde. Also ignorierte sie den Drang und richtete die Unterhaltung wieder zurück auf die Matrix und den Grund, warum sie ihn mitten in der Nacht geweckt hatte. "Okay, also sehen Sie auch dass Miss Granger den Kern von alle dem darstellt?"
„Ich dachte Potter sei der Kern von all dem. Er ist der Junge-der-überlebte, die Auserwählte und der verdammte Retter der Zauberwelt."
„Da irren Sie sich", sagte sie mit einem Kopfschütteln. "Wir haben uns alle geirrt. Oder vielleicht nicht geirrt sondern haben uns zu sehr auf Mr Potter konzentriert. Verstehen Sie mich nicht falsch, Harry Potter ist derjenige, dessen Schicksal es ist sich Sie-wissen-schon-wem zu stellen, auch wenn ich denke, dass es eher ein Fluch ist. Aber er ist nur der Zauber, verstehen Sie? Alle anderen um ihn herum sind der Zauberstab, die ihn führen. All das führt uns wieder zurück zu der Matrix, Sie und Hermine Granger."
Er warf ihr einen mürrischen Blick zu, seine Arme hielt er schützend vor seiner Brust verschränkt. „Wollen Sie mir sagen, dass diese abnormale Linie Granger darstellt?'
Miranda lachte leicht. „Ja und nein. Die abnormale Linie ist eine Variable, die ich nicht erklären konnte." Snapes Schultern zogen sich vor, als ob er sich vor dem Schlag, von dem er wusste, dass er folgen würde, beschützen wollte. Miranda senkte ihre Stimme, da sie sich nicht sicher war, wie er ihre Neuigkeiten auffassen würde. „Sie ist in Sie verliebt."
Snape zuckte zusammen und war dann so regungslos, dass Miranda sich nicht sicher war, ob er überhaupt noch atmete. Aber er musste es hören, also machte sie weiter. „Ich habe es als eine separate Linie betrachtet und gedacht es besäße eine eigene Gleichung. Das war es nicht. Die abnormale Linie war wie ein Schatten, die in den Rest der Matrix geschmissen wurde, weil ich Miss Granger nicht verstand. Sie ist Ihnen nahe gekommen. Aufgrund ihrer Nähe hat sie Sie besser kennengelernt. Die Möglichkeiten, die Entscheidungen, die sie getroffen hatte, alles steht in Verbindung zu ihren Gefühlen für Sie. Das ist auch der Grund, warum die abnormale Linie ständig auf Kollisionskurs mit Ihnen ist."
Snape richtete sich langsam auf, sein Gesichtsausdruck versteinert. „Sie irren sich."
„Nein. Hätten Sie gewusst, dass Sie mit ihr eine Affinität teilen? Hätte sie die Hauselfen gut genug verstanden, um sie als Lösung für die Attacken der Todesser anzubieten? Hätten die Elfen überhaupt auf sie gehört, wenn Granger nicht schon vorher mit ihnen etwas zu tun hatte? Wenn Granger Sie nicht verstanden hätte, würde Mr Potter dann noch immer die Dunklen Künste benutzen? Wenn sie sich nicht auf Sie eingelassen hätte, hätte sie dann wirklich alles aufs Spiel gesetzt, um Heilerin Alverez zu holen? Wenn sie sich nicht auf Sie eingelassen hätte, hätte sie dann die Verbindung zwischen Ihren Dunklen Mal und den der anderen Todesser hergestellt?" Sie hielt inne und atmete einmal tief durch. "Jeden Schritt, jede Entscheidung, jede Linksabbiegung anstatt rechts zu gehen, wurde von Hermine Granger und ihren Gefühlen - ihren wachsenden Gefühlen - Ihnen gegenüber beeinflusst."
„Nein. Ich räume ein, dass sie sich um mich sorgt. Aber ihr Interesse ist lediglich dass einer Schülerin zu ihrem Mentor. Sie interessiert sich lediglich für mein Wohlergehen, nichts weiter. Genau wie mit dieser lächerlichen Kampagne, die sie wegen der Hauselfen aufgestellt hat."
„Severus, Sie können das nicht einfach ignorieren ..."
„Ich ignoriere es nicht. Ich stimme nur nicht Ihrer Interpretation zu."
„Severus-"
„Nein", knurrte er, seine erstarrte Maske begann zu bröckeln. „Informieren Sie Albus über Ihren Fund. Erzählen Sie ihm, dass sich das Mädchen um mich sorgt. Erzählen Sie ihm, was auch immer Sie wollen."
Miranda betrachtete ihn misstrauisch. "Und Miss Granger?"
„Sie werden ihr nichts sagen."
„Wir können Ihr nicht nichts erzählen, Severus. Sie wird den Zauber ausführen und Sie werden sterben. Was dann?"
„Also würden Sie es ihr vorher sagen und sie dann den Zauber ausführen lassen, sehr wohl wissend, dass ich sterben werde? Wie ist das gnädiger? Es wird welche geben, die überleben und ihr dann bei ihrer verweilenden Trauer helfen."
Sie starrte ihn ungläubig an. „Verweilende Trauer?", würgte sie schließlich. „Haben Sie den Teil überhört, wo ich Ihnen gesagt habe, dass sie in Sie verliebt ist?"
Seine Antwort war schnell und vehement. „Sie ist NICHT in mich verliebt."
„Um Himmels willen ... hören Sie mir überhaupt zu? „Um Himmels willen ... hören Sie mir überhaupt zu? Es ist ein wesentlicher Bestandteil Ihres Todes."
„Und Sie hören mir nicht zu. Es macht keinen Unterschied. Das ist der beste Plan, den wir haben, um den Niedergang des Dunklen Lords sicherzustellen. Das werde ich nicht aufs Spiel setzen. Sie werden das nicht aufs Spiel setzen. Und wenn ich unter den Händen von Hermine Granger meinen letzten Atemzug tätigen sollte, dann ist das eben so."
--------------------------------------------------------------------------------
„Versuchen Sie es erneut, Miss Granger."
Severus beobachtete, wie Hermine die Stabbewegung wiederholte, ihre Aussprache des Zaubers klar und deutlich. Sie und Flitwick arbeiteten an dem ersten Teil ihrer Lösung, die Todesser auszuschalten. Das Dunkle Mal bestand aus vielen Zaubern, die ineinander gewebt waren. Jeder Zauber oder Zauberfragment diente dem Ganzen, aber besaß eine eigene Funktion: Einer lauschte nach den Namen Voldemort, einer, der die Todesser miteinander verband, ein weiterer, der es dem Dunklen Lord ermöglichte die Magie der Todesser zu ziehen. Laut Filius gab es mindestens ein Dutzend von Zaubern, die den Kern des Dunklen Mals darstellte und er war zugleich aufgrund der Komplexität des Zaubers neidisch als auch ehrfurchtsvoll. Er murmelte seit Tagen, dass Tom Riddle sein Leben verschwendet hatte, wenn er fähig war, solch einen Zauber zu entwerfen.
Um Hermine erst üben zu lassen, hatte Filius eine Reihe an Kissen gezaubert und sie mit ähnlich komplexen Zaubern, wie dem Dunklen Mal belegt. Es waren die letzten Dunklen Kissen - wie sie Hermine beharrlich betitelte - durch die sich Hermine mit der Hilfe eines Bildzaubers arbeitete. Es war jetzt an der Zeit für sie mit Severus selbst zu arbeiten und er war sich nicht sicher, ob er bereit dazu war. Die Übung mit den Kissen hatten ihm drei Tage gegeben, um sich mit seinen Gefühlen in Bezug auf Vectors Verkündung auseinanderzusetzen. Er hatte diese drei Tage genutzt, um wieder Herr seines Verstandes zu werden. Er hatte auch mit sorgfältigem Geschick dafür gesorgt, dass er niemals mit Hermine alleine gewesen war. Seine Gnadenfrist war abgelaufen.
„Ja, ausgezeichnet", sagte Filius und tätschelte ihr gütig die Schulter. „Ich denke, Sie haben langsam den Dreh raus." Von seinem Platz auf seinen Stuhl nahe ihrer Schulter aus, benutzte er seinen Zauberstab als Orientierungshilfe. „Sehen Sie die Überlagerungen der Zauber, die das Ganze darstellen? Also das hier ist die Ebene, die uns interessiert. Sie werden natürlich mit Professor Snape üben müssen, damit Sie ein Gefühl für die Verbildlichung bekommen, die Sie brauchen werden, um unseren Zauber durch das Dunkle Mal zu schicken. Aber Sie machen das gut. Wirklich gut."
Hermine blickte von Flitwick hinüber zu Severus und dann wieder zurück zu Flitwick. „Und Sie sind sich sicher, dass der Dunkle Lord keine Manipulationen am Mal bemerken wird? Er wird nicht bemerken, dass wir ihn ausspionieren?"
Flitwick sprang von dem Stuhl, auf dem er stand. „Er sollte nichts bemerken. Der Bildzauber ist grundsätzlich auf den Benutzer bezogen. Aber selbst wenn er irgendeinen Überlauf bemerken sollte und mit der Affinität, die Sie mit Professor Snape teilen, sollte es für Sie-wissen-schon-wen unmöglich sein zu wissen, ob es Ihre Magie oder die von Professor Snape ist. Immerhin fließt ständig durch das Mal eine gewisse Ansammlung an Magie. Ich vermute eher, dass es für Sie-wissen-schon-wen vielmehr wie ein stetiges Summen im Hintergrund ist, welches er kaum noch bemerkt. Nur das Auslösen von einen der Unterzauber oder einen massiven magischen Anstieg im Mal würde jetzt noch seine Aufmerksamkeit erregen."
Hermine sah wenig überzeugt und etwas besorgt aus. Besorgt um meine Sicherheit. Es war ein wirklich seltsamer Gedanke. Aber sie sorgte sich. Um ihn. Er hatte genug Beweise von ihr dafür. Er wollte, dass Vector sich irrte. Er wollte, dass es etwas anderes als Liebe war. Alles außer Liebe. Er hatte ihr Wissen und Bildung angeboten. Er wollte sagen, dass es eine Verliebtheit war. Es hat genug Schülerinnen in den letzten Jahren mit Schwärmereien für ihn gegeben, dass es nicht vollkommen außerhalb im Bereich der Möglichkeiten lag.
Aber als er sie jetzt beobachtete, war er irgendwie erleichtert. Es war ein Gefühl, welches er seit einer langen Zeit nicht mehr hatte und er wusste ohne jeden Zweifel, dass Vector eine äußerst unangenehme Wahrheit ausgesprochen hatte. Nicht, dass es etwas ausmachte. Dieser Teil, von dem, was er Vector gesagt hatte, stimmte. Er war nicht dumm und er konnte sich eingestehen, dass er einsam war. Er hatte die letzten drei Tage damit verbracht, die Tatsache anzuerkennen, dass er zu Hermine ebenfalls eine Anziehung verspürte. Aber das war auch schon alles. Einfache Anziehung, basierend auf der Tatsache, dass sie jung und unschuldig war und Merlin steh ihm bei, ihn mochte. Er würde nicht zulassen, dass es mehr als das sein würde und er konnte es ganz sicher nicht so weiterlaufen lassen. Er war vielleicht ein Mistkerl, aber er war kein herzloser Mistkerl.Es gab keinen Grund für sie unnötig nach seinem Tod zu trauern. Er entschied, er würde sie einfach von irgendwelchen zärtlicheren Gefühlen ihm gegenüber abbringen, da er sie sicherlich nicht erwidern oder sie noch ermutigen würde. Es war zu ihrem eigenen Wohle und auch zu seinem, wenn er ehrlich war.
All die Jahre war er in der Lage gewesen Dumbledores Befehle zu befolgen, weil er nichts außer Potters Sieg über den Dunklen Lord hatte, für, dass es sich zu leben lohnte. Hermine Granger war gefährlich. Er hatte es schon immer gewusst. Er hatte nur nicht gewusst, welche Gefahr sie darstellte. Seine Tage der Besinnung hatten ihm mehr als deutlich gezeigt, dass er es sich nicht erlauben, konnte Hermine zu lieben. Ihm durfte nichts gegeben werden für das er leben könnte. Ihm etwas anderes als Erinnerungen und eine alte Liebe zu geben und er wusste nicht, ob er in der Lage war sich zu legen und zu sterben. Sogar für Dumbledore. Selbst für Lily.
Hermine schielte wieder zu ihm hinüber, ihre Unterlippe hielt sie mit offensichtlicher Sorge zwischen ihren Zähnen gefangen. „Wenn Sie sich sicher sind."
Flitwick schenkte ihr ein warmes Lächeln. „So sicher, wie wir uns sein können, Miss Granger. Ich glaube nicht, dass Sie oder Severus hier sich um irgendwas sorgen müssen. So und jetzt habe ich noch ein Treffen mit Professor Vector und Dumbledore in Bezug auf das Timing von allen Abläufen." Er verneigte sich kurz in Severus' Richtung. „Ich lasse Sie dann in den fähigen Händen von Professor Snape. Sie müssen an dem Bildzauber arbeiten und sicherstellen, dass Sie vertraut mit den Ebenen des Males werden. Kommen Sie einfach zu mir, wenn Sie auf Schwierigkeiten treffen oder etwas sehen, was sie nicht kennen."
Dann war Flitwick verschwunden und sie waren in dem plötzlich viel zu kleinen Zimmer alleine. Hermine beobachtete ihn mit aufgerissenen Augen und einen derart offenen, vertrauenden Gesichtsausdruck, dass etwas in seiner Brust zu stechen begann. Er wollte ... Aber das war die Gefahr - er wollte sie, wollte ihr Versprechen und ihr Vertrauen und die Zukunft, die gerade außerhalb seiner Reichweite lag. Alles befand sich direkt vor seinen Fingerspitzen und wurde ihm wieder einmal verweigert. Bei dieser Ungerechtigkeit wurde er von Wut erfasst. Sein Blick verfinsterte sich und er ärgerte sich nur noch mehr als ihn Hermine anlächelte. „Wir sollten beginnen", sagte er und trat sich selbst, weil er das Offensichtliche bekundete. Es war nur ein Anzeichen dafür, wie sehr er sein Gleichgewicht verloren hatte.
„Natürlich", sagte sie mit einer leichten Kopfneigung und nicht die angreifende Antwort, die er gegeben hätte, wenn man zu ihm so etwas derartig Banales gesagt hätte. Sie lehnte sich auf dem Stuhl, auf dem sie noch saß, vor um nach einem weiteren verblassten Kissen von der Couch zu greifen. Nachdem sie das Kissen in ihren Schoß gelegt hatte, deutete sie auf die Couch vor sich. „Es wäre einfacher, wenn Sie sich dort hinsetzen und ihren Arm auf das Kissen legen würden." Sie lächelte ihn erneut an. „Wir können es uns auch genauso gut gemütlich machen."
Ihre Taten und Worte waren unschuldig genug, aber sämtliche Instinkte in ihm schrien, dass dies eine äußerst schlechte Idee war. Sehr wohl wissend, dass er jetzt wahrhaftig gefangen war und mit dem Gefühl sich lächerlich zu machen, nahm er auf der Couch Platz und spannte seinen Rücken an. Sie beobachtete ihn mit einem leicht verwirrten Blick, selbst wenn Wärme darin lag.
„Entspannen Sie sich. Ich werde Ihnen nicht wehtun, wissen Sie."
Das Gefühl in der Falle zu sitzen verstärkte sich. Sie kannte ihn bereits zu gut. „Schmerz ist relativ", sagte er schließlich.
Einer ihrer Mundwinkel zuckte. „Dann will ich Ihnen keinen Schaden zufügen", sagte sie und griff nach seiner Hand.
Sein Arm versperrte sich gegen ihren Zug und sie sah ihn überrascht an. Sein Herz begann wild unter seinen Rippen zu pochen und er konnte einfach nicht ihren Blick treffen. Er lebte bereits seit über zwanzig Jahren mit dem Mal und irgendwie hatte er vor langer Zeit seinen Frieden damit geschlossen. Es anders zu machen hätte ihn ansonsten in den Wahnsinn getrieben. Vor mehr als zwei Jahren hatte er sein Mal Fudge mit mehr Verärgerung als Scham gezeigt. Er hatte in diesem winzigen Zimmer gesessen und seinen Arm dem Schulleiter und Flitwick offenbart und doch widerstrebte es ihn, jetzt ihr seinen Arm und somit seine elende Vergangenheit zu zeigen. Es war genau die Sache, die er tun musste, um sie gegen sich zu bringen und doch wollte er ihre guten Überzeugungen in ihm nicht verlieren. Wie erbärmlich ich doch bin, dass ich mich davor fürchte, von einem Gryffindor-Mädchen verurteilt zu werden und wie soll ich aus dieser Unmöglichkeit wieder herauskommen? Verdammt, wenn ich es tue und verdammt, wenn ich es nicht tue.
„Hören Sie auf!"
Automatisch flog sein Blick zu ihr, wo sie ihn finster anstarrte.
„Hören Sie auf", wiederholte sie. „Hören Sie mich? Ich kann schon praktisch die Schuldgefühle in Ihnen aufsteigen sehen, also hören Sie auf damit. Was auch immer Sie denken ... hören Sie einfach auf", beendete sie hastig den Satz.
Er starrte sie erstaunt an, sein eigenes Unbehagen für den Moment vergessen, bevor er sich daran erinnerte, dass er ihre Gefühle abschrecken musste. Das war dann wohl seine Gelegenheit. „Ich habe Dinge getan, bei denen Sie in Tränen ausbrechen würden. Andere Todesser fürchten sich vor mir und versuchen sich bei mir einzuschleimen. Ich bin vermutlich der meist gehasste Lehrer in Hogwarts Geschichte. Ehemalige Schüler, seit Jahren aus meinem Klassenzimmer verschwunden, stottern noch immer in meiner Gegenwart."
Sie lächelte ihn langsam an, was ihn mit Wärme erfüllte, auch wenn er dagegen ankämpfte. „Mir ist es, egal wer Sie waren, mir ist nur wichtig, wer Sie jetzt sind."
Er starrte sie erneut an und versuchte die Wahrheit in ihren Worten zu lesen. Furchtlos traf sie seinen Blick und für einen Moment war er versucht in ihren Verstand einzutauchen, um ihre wahren Absichten zu lesen. Anstatt seine eigene Kontrolle zu riskieren, blickte er hinunter auf seinen Unterarm, den er noch immer verschlossen hielt. „Sie sind nachsichtiger als die meisten."
„Dann sind sie alle Dummköpfe", flüsterte sie antwortend.
Sie machte es ihm nicht leicht. „Einige Leoparden ändern ihre Flecken nicht. Sie werden einfach nur besser darin, sie zu verstecken."
„Versuchen Sie mir Angst zu machen? Falls es das ist, dann können Sie jetzt damit aufhören."
Er schüttelte mit dem Kopf. Törichte Frau. „Ich versuche Sie zu warnen."
„Dann bin ich jetzt gewarnt. Und es ändert nichts an der Tatsache, dass ich eine Aufgabe zu erledigen habe." Sie schenkte ihm noch ein schelmisches Lächeln und griff wieder nach seiner Hand und schnappte diesmal seine Handfläche. Ihre Finger waren weich und warm gegen seine eigenen. Leicht daran ziehend senkte sie seinen Arm, sodass er mit seiner Handfläche nach oben ausgestreckt zwischen ihnen lag.
Hermine starrte für ein paar Sekunden auf seinen Arm, bevor sie schließlich ihre Hand über den Ärmel hinunter bewegte und dabei die Falten glättete und die Knopfreihe an der Außenseite in eine Reihe brachte. Die Luft wurde schwer zwischen ihnen und Severus öffnete seinen Mund, um dringend nach Luft zu schnappen.
Sie musste etwas gemerkt haben, da sie zu ihm aufblickte, bevor sie nervös ausatmete. Dann schaute sie wieder hinunter und legte beide Hände an die Knopfreihe. Sie umklammerte den Stoff, zog leicht daran und der erste perlenschwarze Knopf löste sich. Er bemerkte, wie ihre Hände zitterten.
Keiner von ihnen sprach ein Wort, als sie jeden Knopf aus seinem Loch löste und dann den schwarzen Stoff seines Ärmels zurückschlug. Sie schnaubte amüsiert, als darunter weiße Baumwolle zum Vorschein kam. Wieder fuhr sie mit ihrer Hand über seinen Arm, strich den Stoff und die weitaus kürzere Knopfreihe seines Hemdärmels glatt. Diesmal konnte er die Wärme ihrer Hände durch den Stoff spüren.
Die Atemzüge, mit denen er bereits kämpfte, erloschen komplett, als sie die drei Knöpfe öffnete und sein Hemdärmel zurückkrempelte, wodurch ihre Fingerspitzen gegen seine Haut strichen. Das Fleisch seines Innenarms war fast genauso weiß wie sein Hemd, seine blauen Venen schimmerten schwach durch seine Haut am Handgelenk hindurch. Aber es war das Mal, welches seine und zweifelsohne ihre Aufmerksamkeit erlangte. Es war ein schwarzes, hässliches Makel auf seiner Haut, seine Bösartigkeit war beinahe eine körperliche Kraft in dem Zimmer.
Ihre Fingerspitzen fuhren über seine Haut und hinterließen auf ihren Weg eine Gänsehaut. „Tut es weh?"
Das war dann also die Gelegenheit ihre verliebten Gefühle für ihn zu zerschmettern. "Ich war an dem Tag, an dem es in meinen Arm gebrannt wurde, stolz. Es war der Höhepunkt für all meine harte Arbeit. Ich habe mich bewährt und mir würde die höchste Ehre zu Teil werden - das Mal, welches mich für immer mit meinen Kameraden und Kameradinnen in dieser Sache verbinden würde."
Ihr Daumen schwebte über die Ränder des Males. „Nur den Mächtigsten und Ergebensten wurde das Mal gegeben."
"Ja." Er schluckte die Galle, die mit seinen Erinnerungen hochsteigen wollte, hinunter. Ihm waren die Erinnerungen nicht annähernd so angenehm, wie er es vorgab.
„Manchmal hasse ich den Schulleiter."
„Was?", fragte er verwirrt.
Ihr Daumen setzte ihre Bewegung fort, das Streichen von Haut gegen Haut war zugleich eine Ablenkung als auch ein ungewohnter Trost. „Was wären Sie wohl gewesen, wenn er Sie nicht einfach abgeschrieben hätte? Was, wenn er all das in Ihnen gesehen hätte, was der Dunkle Lord sah? Er hat Sie einfach gehen gelassen, ohne es überhaupt zu versuchen."
Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann nicht behaupten, dass ich in jenen Tagen den Schulleiter beachtet hätte. Es ist jetzt auch vollkommen egal. Die Vergangenheit kann nicht verändert werden. Ich habe meine Seele an den Teufel verkauft, Hermine. Jetzt ist es an der Zeit, den Preis dafür zu bezahlen."
--------------------------------------------------------------------------------
Ich habe meine Seele an den Teufel verkauft, Hermine. Jetzt ist es an der Zeit, den Preis dafür zu bezahlen.
Hermine starrte ihn an, die Worte hingen bedächtig zwischen ihnen und zerstörten die Anspannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, als sie seine Knöpfe geöffnet hatte. Er tat es schon wieder, zog sich von ihr zurück und distanzierte sich. Er tat es bereits seit Tagen. Es war nicht wie die kalte, wütende Entfremdung, die er ihr wegen den Laken gezeigt hatte. Es war viel subtiler als das und etwas von dem sie nicht sicher war, ob sie es bemerkt hätte, wenn das Beobachten von Severus Snape nicht zu ihrer Leidenschaft geworden wäre. Etwas hatte sich verändert - sie konnte es spüren.
Sie fuhr wieder mit ihren Daumen über die Ränder des Mals. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet", sagte sie schließlich. „Tat es weh?"
Sein Blick konzentrierte sich auf das Mal. „Ich wurde über die Jahre von einer Menge Flüchen und Zaubern getroffen. Nichts von dem kam dem Gefühl gleich, als das Mal in meinen Arm gesenkt worden war." Seine Stimme verschärfte sich. „Sie sollten mit dem Bildzauber beginnen."
Unsicher, wie genau seine Stimmung war, vollführte sie den Bildzauber auf dem Mal und offenbarte die ineinander gewobenen Ebenen des Zaubers. Es war wirklich eine außergewöhnliche Verschachtelung. Während sie sich durch die Ebenen bewegte, suchte sie nach der magischen Spur, die die Verbindung zwischen den Todessern kontrollierte. Jedes Mal wenn sie die Spur fand und ihr versuchte zu folgen, verlor sie sich in der Verschachtelung. „Das ist nicht..."
„Was ist das Problem?"
Sie zuckte leicht zusammen. Sie war so vertieft in dem Problem vor ihr gewesen, dass sie ihn vollkommen vergessen hatte. „Es ist nicht wie bei den Dunklen Kissen", erklärte sie. „Diese Zauber bestanden aus einem Anfang und einem Ende. Es war leicht ihnen zu folgen. Ich weiß nicht, wo diese hier anfangen oder enden."
„Das ist, weil sie nicht im traditionellen Sinne beginnen, da das Mal mit meiner eigenen Magie vermischt ist. Das ist der Grund, warum nur jemand mit einer Affinität zu mir in der Lage wäre, das zu tun, was wir versuchen." Er lehnte sich leicht zurück, beobachtete sie und beugte sich dann abrupt wieder nach vorne. „Können Sie sich noch an den Vere Veneficus-Zauber erinnern?"
„Den Zauber, den Sie benutzten, um den Muggelgeborenen ihren Magiefluss zu zeigen?"
„Genau. Zaubern Sie den Vere Veneficus. Es wird Ihnen zeigen, wie das Mal an meine Magie gebunden ist und wo Sie den Schockzauber des Ordens ansetzen müssen."
Aufgeregt führte Hermine den Zauber aus. „Mein Gott", hauchte sie, als Severus' Magie sichtbar wurde. Sie hatte schon immer gewusst, dass Severus Snape ein mächtiger Zauberer war, aber den Beweis jetzt vor sich zu sehen war noch einmal etwas komplett anderes.
„Granger?"
Er schien so ruhig und still mit all der Macht, die unter seiner Haut brodelte, zu sein. Sie biss sich auf ihre Lippe und versuchte sich wieder zu konzentrieren. „Oh! Es ist überall." Ihr Blick verfolgte jetzt die verschiedenen Spuren, die von dem Mal ausgingen. Jede Ebene und jeder Unterzauber, aus dem das Mal bestand war, mit seinen verschiedenen Chakrapunkten verbunden.
„Sagen Sie seinen Namen."
Ihr Blick flog zu ihm hoch. Sein Ausdruck war leer und unlesbar. „Sagen Sie seinen Namen", wiederholte er.
„Aber-"
„Tun Sie's", schnappte er.
Ihr Herz pochte hart genug, um in ihre Ohren zu hallen. Etwas stimmte nicht. Severus irrte sich. Sie verstand nicht, was er tat oder warum er es tat, aber sie gehorchte ihm. "Voldemort."
Das Wort hing zwischen ihnen in der Luft. Zuerst schien nichts zu passieren, bis die schwarze Masse des Herzstückes des Zaubers, aus dem das Mal bestand, zu pulsieren begann. Eine schwarze Ranke floss von dem Mal und von den Chakrapunkten in Severus' Körper wieder zurück, so wie es die Magie für gewöhnlich tat, wenn sie den Körper verließ. Dann floss sie zurück in das Mal, bevor sie in einer kleinen magischen Explosion verschwand. Sie sah, wie es die Magie aktivierte - die Verästelung der Zauber und Unterzauber, die jeden einzelnen Todesser mit dem Mal und sie alle dadurch miteinander und letztendlich sie alle mit den Dunklen Lord selbst verbanden.
Sie verstand jetzt so viel, dass sie ihn erschrocken anstarrte. Was sie sich hier ansah, war unvorstellbar. „Es ist nicht einfach miteinander verbunden; es ist ein Teil von Ihnen. Was sie sich hier ansah, war unvorstellbar.
Er lächelte sie an. Ein ehrliches Lächeln, gefüllt mit verdorbenen Gefühlen, die sie seit einer langen Zeit nicht mehr bei ihm gesehen hatte. „Arme unschuldige Granger", säuselte er. „Sie denken immer noch, dass ich besser bin, als es wirklich der Fall ist - irgendein edler Held, an dem Sie Ihre Hoffnungen und Träume heften können. Wenn Sie einen Helden wollen, dann gehen Sie zu Potter. Ich füttere nicht nur das Mal, sondern es füttert mich im Gegenzug auf viele Arten mit Dunkler Magie. Ich bin befleckt. Ich bin verdorben. Selbst wenn Sie meinem Arm von meinem Körper trennen, ist der Schaden bereits da." Er sprang plötzlich von der Couch auf und ließ das Kissen zwischen ihnen auf den Boden fallen. Vier schnell Schritte brachten ihn auf die entlegene Seite des Raumes, seine Arme hielt er vor seiner Brust verschränkt, als er zischte: „Ich sagte Ihnen bereits, dass einige Leoparden ihre Flecken besser verstecken als andere. Sie haben eine Aufgabe und einen Zauber zu zaubern. Sie sind nicht hier, um meine unsterbliche Seele zu retten. Das hier ist keine Romanze, wo die Schöne das Biest rettet. Und ich habe weder die Zeit noch die Geduld für Ihre Schulmädchen-Schwärmerei." Die Worte waren abschätzig, die Art von Dingen, die man zu Kindern sagte, wenn sie mit den Sachen der Erwachsenen spielten.
Hermines Herz und Verstand rasten schockiert, nicht in der Lage diesen Angriff zu verstehen. Nach dem Standard der Slytherins hatte sie ihre Gefühle Severus gegenüber bereits vor Wochen offen dargelegt. Obwohl er sie nicht wie im Märchen in seine Arme geschlossen hatte, hatte er sie auch nicht unbedingt von sich gestoßen. Sie war langsam und vorsichtig in ihren Annäherungsversuchen gewesen, sehr wohl wissend, dass irgendwelche Gryffindor Liebestaten ihn nur in die Flucht schlagen würde. Das hier war keine Flucht, das war ein Angriff. Sie war verletzt und verwirrt. Nichts von alledem ergab einen Sinn. Er hatte sich zurückgezogen, ja, aber sie hatte nicht diese hasserfüllten Worte erwartet.
Gerade als sie bereit war in Tränen aus dem Raum zu rennen, erinnerte sie sich: Worte. Severus Snape wusste besser als jeder andere, den sie kannte, wie man mit Worten lügen konnte. Es war sein Handeln, welches die Wahrheit sprach. Sie zwang sich hinter ihren Schmerz zu blicken und sah einen Mann, der dermaßen angespannt war, dass er drohte überzuschnappen. Beide Hände hatte er zu Fäusten geballt und seine verschränkten Arme vor der Brust dienten mehr der Verteidigung als seiner Streitlust. Sie erkannte auch, dass sie es nicht zulassen würde. Er dachte daran sie zu schocken, dass sie entweder davonlief oder nach ihm ausholte. Sie tat nichts dergleichen, als sie leise lachte. „Schulmädchen-Schwärmerei? Ich habe zu Beginn des letzten Jahres die Schwärmerei hinter mir gelassen."
Er riss schockiert seine Augen auf und ihre Hand flog hinauf zu ihren Lippen, als ob sie versuchen, wollte die Worte wieder einzufangen und hinunter zu schlucken. Sie hingen schwer in dem Schweigen zwischen ihnen. Hermine senkte langsam ihre Hand, sich durchaus bewusst, wie sein Blick dieser Bewegung folgte. „Es begann ganz unschuldig, wissen Sie", begann sie flüsternd. Sie blickte hinab; ihre Finger waren ineinander verknotet. „Aber es war unschuldig. Ich habe Sie anfangs noch nicht einmal gemocht. Ich tat es, weil es nicht fair war. Es hat mich verrückt gemacht." Sie hob ihren Kopf und traf seinen Blick kühn. „Dann wurde es zur Schwärmerei, aber nur ganz leicht.Es war alles, was eine Schulmädchen-Schwärmerei ausmachen könnte - Herzchen und Blumen und der verwegene, romantische, grüblerische Spion." Sie lachte, obwohl nur wenig Freude darin lag. „Okay, vielleicht keine Herzchen und Blumen. Aber Jane Eyre wäre sicherlich stolz gewesen."
„Ich bin nicht irgendein Held aus einem Muggelroman." Seine Stimme klang belegt in ihren Ohren, ganz und gar nicht wie sein gewöhnlicher seidiger Ton.
„Einverstanden. Sie sind viel mehr als das. Sie sind menschlich und alles, was das mit sich bringt."Sie schüttelte reuevoll mit dem Kopf, als sie sich an die Tagträume ihres jüngeren Ichs erinnerte. Jüngeres Ich, genau. Komisch, dass ein Jahr einen wie ein ganzes Leben vorkommt. „Ich weiß nicht, was Sie denken, was Sie da tun, aber es wird nicht funktionieren. Ich kenne Sie, Severus Snape. Sie jagen mir keine Angst ein, Sie können mich nicht schocken und Sie können mich nicht dazu bringen mich nicht um Sie zu sorgen. Dieses Ding auf Ihrem Arm hat Sie und Ihre Magie verdorben. Aber Sie stehen darüber. Sie sind ein besserer Mann, als Sie sich selbst eingestehen."
Er sah sie an, als ob er sie zuvor noch nie gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich dadurch mächtig. Er hatte ganz offenbar das nicht von ihr erwartet, was wirklich dumm von ihm war, denn sie hatte ihm klar und deutlich gezeigt, wie ihre Gefühle für ihn aussahen. Aber wenn er jemals Zweifel gehabt haben sollte, dann würde sie diese jetzt begraben. Sie schnappte die Gelegenheit beim Schopfe und stand von ihrem Platz auf und trat auf ihn zu.
„Sie sind eine Närrin. Ich versuche sicherzustellen, dass Sie--"
„Was? Überlebe? Meine Gefühle oder mein Herz nicht verletzt wird? Mich nicht in Sie verliebe?", beendete sie mit einem kleinen Lächeln für ihn. Sie schüttelte mit dem Kopf und trat einen weiteren Schritt vor. Ihr Lächeln wurde nur noch größer, als er gleichermaßen einen Schritt zurücktrat.
„Miss Granger..."
„Hermine. Sie haben mich bereits Hermine genannt."
„Miss Granger", wiederholte er bestimmter. „Sie werden--"
„Verschwinden?" Sie trat einen weiteren Schritt vor, als sie sprach. "Nein, das denke ich nicht, Severus." Sie sah, wie er bei der Benutzung seines Namens erzitterte. „Sie haben mir nicht die Erlaubnis gegeben Ihren Namen zu benutzen, aber ich habe ihn bereits tausendmal in meinen Kopf gesagt." Sie neigte leicht ihren Kopf und lächelte leicht. „Ich glaube, wir haben den Punkt, wo ich Ihre Erlaubnis brauche längst überschritten."
Sie trat einen weiteren Schritt vor, diesmal in seine Privatsphäre hinein. Sie war jetzt nahe genug, um die Hitze von seinem Körper zu spüren. „Denken Sie nicht auch, Severus?" Sie sagte es ein letztes Mal, hauchte das Wort wie eine Liebkosung. „Severus." Sie wurde mit einem leichten Zittern, das seinen ganzen Körper erfasste, belohnt.
„Das können Sie nicht. Bitte, Hermine. Nicht."
Diesmal war es Hermine, die zitterte.
Sein Blick war hin- und hergerissen: Hunger und Verwirrung und Panik. Sie hatte versprochen, dass sie ihn nicht verletzen würde, aber irgendwie tat sie es und sie verstand es nicht. Sie streckte ihre Hand aus und legte ihre Handfläche auf seine Wange. Sie wollte, dass er sich in ihre Berührung lehnte, aber sie war nicht überrascht, als er stattdessen zurückzuckte. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der dermaßen ausgehungert an Berührungen war wie er. Menschen brauchten den körperlichen Kontakt, selbst die, die sich vehement dagegen wehrten. Vielleicht sogar gerade die, die sich diesen Kontakt verweigerten.
Sie hatte es an dem Tag gewusst, an dem Rink sie in seine Gemächer mit den Farben und Texturen gebracht hatte. Er war ein sinnlicher Mensch, der sich verzweifelt nach Kontakt sehnte und doch vertraute er niemanden, der sich ihm näherte, dass er ihn nicht dabei verletzen würde. Es erklärte sein Misstrauen und reservierte Haltung, die praktisch 'Nicht Anfassen' schrie. Es erklärte auch, warum er zusammenzuckte, wenn ihn andere berührten. Dieses Zucken war eine unterschwellige Geste, für gewöhnlich perfekt versteckt unter seinen Roben oder einen zwanglosen Schritt zur Seite, der ihn außerhalb der Reichweite brachte.
Severus Snape, erkannte sie, sprach seine ganz eigene Körpersprache - stumm, leise, oftmals widersprüchlich, und doch offen sichtbar, wenn man nur genau hinschaute. Ihre Augen waren geöffnet und sie fand, dass sie sie nicht mehr schließen konnte, noch wollte sie es.
Sie fuhr mit ihren Daumen seitlich über seinen Mund, strich gegen die strengen Konturen. Er sah noch immer verwirrt aus und als die Gryffindor, die sie war, nutzte sie seine Verwirrung zu ihrem Vorteil aus. Sie stellte sich auf ihre Zehnspitzen und legte ihre Lippen in einer hauchzarten Berührung auf die seinen. Als sie sich leicht zurückzog, blickte sie in wilde, schwarze Augen.
Es überraschte sie nicht, als sich harte Hände um ihre Oberarme legten und sie grob von ihm stieß. „Ich werde Ihr Untergang sein", knurrte er, die Worte waren wie Schotter, scharf und grob in ihren Ohren.
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern wirbelte herum und flüchtete durch die Tür und ließ sie alleine zurück. Sie zitterte. Ihre Sinne torkelten von seiner Körperwärme: Das Kratzen von Narben und Hornhaut, als seine Hände über ihre nackten Arme glitten, die Mischung aus Kräutern und Gewürzen, die sie immer mit Severus in Verbindung brachte. Sie musste nicht ihre Augen schließen, um sich an den Hunger in seinen Blick zu erinnern.
Oh Gott, der Hunger. Sie blickte hinab auf ihre fest ineinander verschlungenen Hände und schnaubte amüsiert auf. Kein Wunder, dass sie noch immer zitterte.
Und dann war er aus dem Zimmer geflüchtet. Vor ihr geflüchtet. Sie vermutete, dass sie beleidigt sein sollte, aber sie wusste es besser. Sie kannte Severus Snape.
--------------------------------------------------------------------------------
Miranda fuhr beinahe aus ihrer Haut als Snape in das Zimmer geplatzt kam. Seine Schritte waren schnell, seine linke Hand ballte sich immer wieder in schnellen, abgehakten Bewegungen zur Faust. Er sah aus, als ob er gerannt sei, als ob ihn die Höllenhunde auf den Fersen waren. Der Mann trat regelmäßig vor den Dunklen Lord und redete mit einer Gleichgültigkeit über seinen Tod, bei der sie ihn einfach nur durchschütteln wollte. Etwas suchte diesen Mann heim und Miranda war sich nicht sicher, ob sie sich nicht fürchten sollte. Mit dem Gefühl gleich die Büchse der Pandora zu öffnen, fragte sie: „Snape?"
Er ignorierte sie und wandte sich an Flitwick, der in der Mitte des Zimmers stand. „Raus!", knurrte er
„Severus?"
„Verschwinden Sie. Sofort."
Flitwick trat einen schockierten Schritt zurück. „Ich-"
Miranda ging dazwischen. „Vielleicht ist jetzt kein guter Zeitpunkt, Filius. Warum komme ich nicht später zu Ihnen?"
Flitwick blickte zwischen den auf und ab laufenden Snape und Miranda hin und her. „Ich glaube, Sie haben recht. Ich sehe Sie dann später." Mit einem verwirrten Blick in Snapes Richtung, flüchtete Filius aus dem Zimmer.
Miranda wirbelte zu Snape herum, ihr Missfallen war deutlich in ihrer Stimme zu hören. „Was ist Ihr Problem?"
„Es hat- -" Snape verstummte und atmete einmal tief durch. „Es hat sich mir ergeben, dass Sie vielleicht recht hatten."
„Womit?" Snape zuckte noch immer und blickte überall hin, nur nicht in ihre Richtung. „Snape?"
„Ich glaube Sie haben recht in Bezug auf Miss Granger... und ihren Gefühlen."
„Ich glaube Sie haben recht in Bezug auf Miss Granger... und ihren Gefühlen."
Sie wusste anhand seines Blickes, dass er dies nicht zum Lachen fand, aber Merlin steh ihr bei, im Angesicht all dieses Wahnsinns, da wollte sie lachen, selbst wenn es vielleicht etwas hysterisch war.
--------------------------------------------------------------------------------
„Hey, Ron?"
Rons Ja verließ nie das Spielbrett vor ihm, als er nur zustimmend grunzte.
Harry nahm eine Schachfigur hoch und drehte sie - sehr zum Ärgernis des Bauern - nachdenklich zwischen seinen Fingern. „Was ist los mit Hermine?"
Ron brauchte eine Minute, um der Frage zu folgen, die sich durch die verschiedenen Schachzüge in seinen Kopf bahnte. „Was?"
„Hermine. Sie ist... also, sie ist... und dann ist da noch Snape und... Was ist los?"
Es war für Ron ein gutes Zeichen, dass Harry eher verwundert als wütend klang, aber in seiner Stimme schwang immer noch Hass mit, wenn er Snape erwähnte. Das, entschied er, würde schwierig werden. Um etwas Zeit zu schinden, fragte er: „Wo ist Ginny?"
Harry runzelte mit der Stirn, bevor er ihm einen Seitenblick zuwarf. „Sie ist mit den Zwillingen oben. Wird es wirklich so schlimm werden?"
Ron erinnerte sich daran, dass obwohl Harry manchmal etwas begriffsstutzig sein konnte, er bei Weiten nicht dumm war. Das Problem seines Freundes war, dass Harry seine Entscheidungen mit dem Herzen traf. Ron seufzte schwer. „Ja, vermutlich ist es so schlimm."
Harry lachte leicht. „Schon okay. Dumbledore und ich arbeiten an ein paar Techniken. Sag mir einfach nur, was los ist."
Ron überlegte, wie er es ihm am besten beibringen sollte, und sagte es dann geradewegs heraus. „Hermine hat sich in Snape verguckt."
Harry starrte ihn einen langen Moment an, bevor er schließlich aufstand. Er durchquerte einmal schnell das Zimmer, während sich seine Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballten. Nachdem er wieder bei seinem Stuhl war und sich setzte, sprang er abrupt wieder auf, nur um eine weitere Runde zu drehen. Als er wieder zurückkam, nahm er erneut Platz. Ron war über die Gelassenheit in seiner Stimme überrascht. „Verguckt?"
„Verguckt. Und ... also, ich meine, ich bin mir nicht wirklich sicher, aber ich denke, dass er sich auch zu ihr hingezogen fühlt."
Harry verzog voller Ekel sein Gesicht, als ob er gerade auf einen rotzhaltigen Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung gebissen hatte. „Das ist einfach nur ..." Harry schien, um sich zu schlagen, als er nach dem richtigen Wort suchte, um das Bild in seinen Kopf zu beschreiben.
Ron verzog mitfühlend sein Gesicht. „Ich weiß."
„Aber..."
„Ja, das auch."
„Er ist..."
„Snape."
Ihre Blicke trafen sich und beide erzitterten. Da schien etwas von der Anspannung zu verschwinden, die Harry mit sich herumtrug, als er sich wieder auf den Stuhl fallen ließ. „Snape?"
Ron zuckte mit den Schultern. „Ernsthaft, ich will lieber nicht darüber nachdenken, aber wenn du es tust, dann ergibt es sogar einen verdrehten Sinn."
Harry schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe immer gedacht, dass Hermine bei dir enden würde."
Ron rieb eine Hand über seinen Nacken. „Habe auch ein- oder zweimal daran gedacht. Aber etwas hat sich verändert oder vielleicht hat sich Hermine verändert. Bin mir da nicht wirklich sicher."
„Aber er hasst uns. Hasst sie."
„Tut er das? Sie haben letztes Jahr ... miteinander geredet. Auch in diesem Jahr. Und du hast gesehen, was er mit Moody gemacht hat. Ganz zu schweigen von dem Schulleiter, der jedes Mal diesen seltsamen Ausdruck bekommt, wenn er sie zusammen sieht. So als wenn er etwas weiß, aber vorgibt, es nicht zu tun."
„Aber ..."
„Du kannst dich da nicht einmischen, Harry."
Harrys Blick wurde stur. „Er wird ihr etwas Schreckliches antun."
Ron seufzte. "Vermutlich."
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel