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Fanfiction

Pet Project - Wellen

von Xaveria

Hermine wusste nicht, wie lange sie weinte, aber irgendwann ließ der stechende Schmerz in ihrer Brust nach. Es war noch immer da, aber jetzt war es nur noch ein stummes Pochen. Sie bemerkte auch, dass sie sich noch immer gegen Snape lehnte, ihre Hände hatten sich auf seiner flachen Brust verflochten, während seine Stärke sie beide stützte. Ihre Gedanken, durch die Sicherheit und den Trost, den sie spürte, gestützt, begannen zu wandern. Und selbst obwohl es ein schuldiges Vergnügen war, hielt es sie nicht davon ab ihr Gesicht in seiner Schulter zu vergraben und den Duft von Kräutern, Rauch und Severus einzuatmen. Ein kleines, verbitterndes Lächeln zeichnete ihre Lippen. Irgendwann war er in ihrem Kopf zu Severus geworden und sie hegte arge Zweifel, dass sie diesen Namen jemals laut aussprechen würde.

Allmählich bemerkte sie, dass der Mann, an den sie sich so tröstend drückte, alles andere als entspannt war. Es war nicht unbedingt, dass er angespannt war, aber er war unnatürlich bewegungslos. Selbst das Heben und Senken seiner Brust war nur minimal. Die Hände, die leicht ihre Schultern umfassten, drückten sie nicht fort, aber zogen sie auch nicht näher heran. Wenn es irgendwer anderes gewesen wäre, würde Hermine sagen, dass ihr hier keinerlei Trost gespendet werden würde und dennoch spürte Hermine die Decke der Sicherheit, die sich um sie legte, wenn sie sich an ihn lehnte. Sie wusste auch, dass es ihm gegenüber nicht fair war, wie sie ihre Schwärmerei auf ihn ablud, wenn er sich dabei offensichtlich so unwohl fühlte.

Ein letztes Mal drückte sie ihre Faust in die weiche Wolle seiner Robe und trat dann einen Schritt zurück. Sie hielt ihr Gesicht abgewandt, da sie wusste, dass sie kein zierliches Mädchen mit einem schönen tränenverschmierten Gesicht war. Sie wusste, dass sie absolut miserabel aussah. Vermutlich klebten einzelne Strähnen auf ihrem nassen Gesicht.

Zusammen standen sie im angespannten Schweigen, bevor Hermine ein Geräusch hörte, was schon fast einem Seufzen glich. Eine große Hand umfasste ihren Ellbogen und führte sie zurück zu ihrem Stuhl. Als er sich von ihr entfernte, konnte sie nicht anders als seine warme Hand zu vermissen und schalte sich für ihre Torheit.

Ein elegantes weißes Taschentuch schob sich in ihr Sichtfeld. „Hier“, sagte er brüsk, „beruhigen Sie sich.“

Sie biss sich auf ihre Lippe, um ein Lächeln aufgrund seiner zweideutig zwischen seinen Worten und seiner Geste zu unterdrücken und Hermine merkte bereits wie sie weiter den Pfad ihrer Zuneigung zu Snape…Severus… gegenüber hinabrutschte.

„Entschuldigung“, murmelte sie, als sie ihr Gesicht abtupfte, obwohl sie wusste, dass es im Grunde zwecklos war. Ihre Augen würden weiterhin aufgequollen und ihr Gesicht mit roten Flecken bedeckt sein. Sie sammelte all ihren Mut, um schließlich ihren Kopf zu heben und ihn mit einem tränenreichen Lächeln anzusehen. „Danke. Ich wollte Sie nicht …“ Sie verstummte und deutete auf ihn, da sie nicht unbedingt das Wort ‚vollheulen‘ aussprechen wollte. „Danke“, wiederholte sie.

Er lächelte trocken zurück. „Sie sind nicht die Erste, die sich an meiner Schulter ausweint, Miss Granger.“

Wieder zurück zu Miss Granger, dachte sie mit etwas Enttäuschung. Ihm war der Kontakt unangenehm . Ihre Enttäuschung wuchs, als er damit begann die Grenzen zwischen ihnen wieder aufzuziehen, selbst wenn sie es ihm nicht verübeln konnte. Unangebracht, flüsterte ein Teil in ihr, und Hermine konnte es, selbst wenn sie es gewollt hätte, nicht abstreiten.

Unaufhörlich faltete und strich sie das Taschentuch glatt, als Hermine ihn stumm dabei beobachtete, wie Snape einen Stuhl um den Tisch herumzog. Er setzte sich in einen angemessenen Abstand zu ihr und fing dann ihren Blick auf. „Hören Sie mir zu, Miss Granger. Ich weiß, dass Sie verletzt sind, aber Sie müssen sich jetzt konzentrieren. Der Schulleiter hat Sie und die anderen aus einem Grund gewarnt. Der morgige Prophet wird eine meisterhafte Propaganda des Ministeriums werden, eigens entworfen von dem Dunklen Lord, um die Ängste innerhalb der Zauberwelt weiter zu schüren.“

„Wie können sie es alle so einfach akzeptieren? Warum hinterfragt niemand, was sie da tun? Wie können die Leute aus dem Ministerium einen dahergelaufenen Fremden, der auf einmal auftaucht, einfach so blind folgen?“

„Ich nehme an für Sie ergibt es keinen Sinn oder vermutlich ergibt es für keinen Muggelgeborenen einen Sinn. Als die Muggelgeborenen und ihre Eltern das erste Mal unserer Welt vorgestellt worden waren, tauchten zwei typische Worte auf, um uns zu beschreiben.“

„Viktorianisch“, riet sie, da sie gehört hatte, wie ihr Vater einige Male diese Beschreibung gewählt hatte.

Snape nickte leicht. „Bizarr“, sagte er mit einem spöttischen Lächeln, „wäre dann die Zweite. Wie Sie bereits selbst bemerkt haben, akzeptiert unsere Gesellschaft Veränderungen nur schwer. Wir hängen recht beharrlich an unserer Vergangenheit und unseren Traditionen. Anders wie die Muggelwelt, besitzen wir mehr oder weniger nur eine Quelle über, die wir Neuigkeiten beziehen können. Nur der Klitterer bleibt wahrlich unabhängig und ist dahin gehend meist ignoriert. Familiennamen, Dynastien, wenn Sie so wollen, sind bekannt und werden von fast jedem erkannt. In unserer Gesellschaft werden die mit Macht nur selten hinterfragt. Sie wollen wissen, wie all dies passieren konnte? Ich werde es Ihnen sagen. Unsere Welt ist verängstigt und sie suchen nach einem Retter, der sie ohne irgendwelche Bemühungen ihrerseits beschützen wird. Je weniger sie sich einmischen müssen, desto mehr werden sie den Plänen des Ministeriums folgen.“

„Und das Ministerium wird ihnen Sündenböcke liefern.“

„Dann verstehen Sie also.“

Sie runzelte mit der Stirn. „Aber die Auroren?“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bedachte sie mit diesem ungeduldigen Blick, der ihr sagte, dass sie gerade etwas unglaublich Dummes gesagt hatte. „Auroren sind darauf trainiert Befehle zu verfolgen und nicht sie zu hinterfragen. Noch wissen wir nicht, wer unter dem Imperius steht oder wer ein wahrer Anhänger ist. Und vergessen Sie nicht, dass die, die sich wünschen, endlich etwas zu unternehmen, etwas Nützliches zu machen, sie werden-“

„Sie werden auf alles, was ihnen dargeboten wird anspringen, ohne es zu hinterfragen.“

„Genau. Was auch der Grund ist, warum Sie vorbereitet sein müssen. Morgen wird wohlmöglich Ihr schlimmster Tag werden. Morgen werden sich Ihre Klassenkameraden gegen die Weasleys und viele andere Schüler, dessen Familien zu Zielscheiben geworden sind, und Sie selbst wenden, da Sie mit ihnen befreundet sind.“

Sie schüttelte mit dem Kopf, konnte seine Worte nicht akzeptieren.

„Das werden sie“, beharrte er mit solch einer Bestimmtheit, dass sie ihm einfach glauben musste. „Die Weasley besaßen vielleicht nie den Status oder den Einfluss oder den Reichtum der Malfoys oder Blacks, aber ihr Familienname ist gut bekannt und sie sind auf ihre Weise sehr mächtig. Sie als Verräter zu brandmarken--“

Sie schnappte bei dem Wort scharf nach Luft.

Sein harter Blick wurde etwas milder. „Gewöhnen Sie sich lieber an das Wort. Sie werden als Verräter und noch Schlimmeres betitelt werden. Viele werden Ihnen den Rücken zuwenden, besonders die aus Ihren eigenen Haus.“

Sie wollte es verneinen, konnte es aber nicht. Sie wusste, wie schnell gerade ihr Haus verurteilte. Sie musste sich nur an die letzten Jahre erinnern, wie ihre Hauskameraden darin wechselten, Harry zu achten oder zu bejubeln.

Sie verkrampfte ihre Finger um das Taschentuch in ihrer Hand. „Was muss ich tun?“

„Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass Sie dafür sorgen sollen, dass sich Potter auf seine Wut konzentriert. Ich will, dass Sie ihn an sein Mitgefühl erinnern. Potter hat sich bereits mehrere Male öffentlich durch den Propheten gegen den Dunklen Lord ausgesprochen, von daher kann er im Moment nicht als Sympathisant dargestellt werden. Nutzen Sie das bei den anderen Schülern, die ebenfalls betroffen sein werden. Bevor all dies vorbei ist, werden mehr als nur die Weasleys und Miss Bones betroffen sein. Versammeln Sie diese Schüler und machen Sie Potter zu ihrem Anführer. Umgeben Sie ihn mit denjenigen, die eine tröstende Hand anstatt leichtsinnige Gefahr suchen.“

Er verstummte und verzog sein Gesicht. „Und hören Sie auf, mich so anzusehen. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich Potter nicht hasse und ich wünsche schon gar nicht, dass er bei seinem Unterfangen scheitert.“

Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und verspürte zum ersten Mal eine Woge der Hoffnung.


++++++


Severus führte Granger hinaus zur Großen Halle, seine Schritte verlangsamten sich und passten sich ihrer langsameren Geschwindigkeit an. Seine Ungeduld pochte förmlich in ihm auf, aber sein innerer Drang sich schneller zu bewegen, wurde förmlich erdrückt und war nach außen hin nicht sichtbar.

Schweigend schritten sie nebeneinander her, wofür er unendlich dankbar war. Er kannte einfach keine passenden Worte, die ihr Trost spenden würde. Er kannte seine Stärken und Trost zu spenden war noch nie eine davon gewesen. Obwohl er ihr eine Schulter zum Ausweinen gegeben hatte, bezweifelte er, dass sie viel Trost daraus gezogen hatte, besonders da er ihr die Minute, in der ihre Tränen getrocknet waren, er ihr lediglich weitere Informationen und eine schier unmögliche Aufgabe auferlegt hatte.

„Wird jemand bei Tonks vorbeisehen?“

Die Frage brachte ihn wieder ruckartig zurück.

„Sie wird ihn begraben wollen.“ Granger fügte nicht hinzu, wer er war.

Severus schloss bei ihren geflüsterten Worten und der neuen Wunde, die er ihr zufügen würde, kurz seine Augen. „Ich werde dafür sorgen, dass der Schulleiter jemand schicken wird, aber sie wird nicht … die Auroren haben Lupins Körper mitgenommen.“ Bei seinen Worten stolperte sie leicht, aber ging weiterhin neben ihm her.

diesen kleinen Ausrutscher und ihrer leicht zitternden Stimme war sie recht gefasst. „S-Sie werden nach jedem Ausschau halten, der … der genug Gefühl zeigt, um nach ihm zu suchen.“

„Ja.“ Es ging fast in einem Murmeln unter.

„Das ist nicht fair“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

Darauf hatte Severus keine Antwort. In seinem Leben war es nur selten um Gerechtigkeit gegangen und er hatte bereits seinen Glauben an die große Schwester der Gerechtigkeit - die Hoffnung – verloren.

Also setzten sie ihren Weg schweigend fort, bis sie wieder mit nur wenigen Worten gegen seine innere Mauer stieß und ihn damit aus dem Konzept brachte.

„Sie werden auf sich aufpassen, nicht wahr?“

Als er nicht sofort antwortete, fügte sie schnell hinzu: „Er wird seinen Sieg feiern wollen. Sie wurden bisher noch nicht gerufen--“ Sie stolperte über ihre Worte. „Ich meine nur, ich habe nicht gesehen, wie Sie das Schloss verlassen haben. Aber er wird … bitte … bitte seien Sie einfach nur vorsichtig.“

Und dann errötete Hermine Granger. Er wartete darauf, dass sie ihren Blick senken und irgendeine Entschuldigung stammeln würde. Sie tat nichts dergleichen, sondern hielt ernst seinen Blick, bis er derjenige war, der über seine Antwort stolperte. „Ich … ich werde mich bemühen, vorsichtig zu sein.“ Sein Herz pochte aus Gründen in seiner Brust, die er sich weigerte anzuerkennen. „Ihre Sorge ist zur Kenntnis genommen und ich--“ Und dann innerhalb eines Herzschlages, knurrte er: „Zehn Punkte Abzug von Gryffindor, Miss Granger.“

Seine plötzliche Stimmungswandlung überraschte und schockierte sie. „Was?“

Snape betrachtete sie finster, sein Blick mörderisch. „Weitere fünf Punkte für Frechheit.“ Sie zuckte zusammen, absolut unvorbereitet diese Situation richtig zu handhaben, da sie nicht wusste, wie ihre Sorge eine solche Boshaftigkeit in ihm auslösen konnte. „Der Status der Vertrauensschülerin gibt Ihnen ganz sicher nicht das Recht in Teilen des Schlosses herumzulaufen, die für Sie verboten sind.“

Absolut verwirrt blinzelte sie ihn an, ihre anfängliche Röte vertiefte sich zu einem tiefen rot der Demütigung, als sich Severus abrupt herumdrehte, um einen Schatten in einen der Gewölben, die die Korridore zierten, anzusprechen. „Auror Garmin. Ich wurde zum Schulleiter gerufen. Würden Sie so freundlich sein und Miss Granger zum Gryffindorturm zurückbringen?”

Hermine wirbelte selbst zu der Nische herum, als Aruror Garmin ins Licht trat. Der Auror trug ein leicht herablassendes Lächeln, obwohl sich Severus nicht sicher war, ob seine Abneigung ihm oder Hermine galt. Severus trat zurück in den Schatten, als sich der Auror an Hermine wandte. Als der Witzbold daran dachte ihn ebenfalls im Auge zu behalten, war Severus bereits so perfekt mit dem Schatten verschmolzen, als ob er niemals dort gewesen wäre.

Da Severus dem Auror keine Spur traute, verfolgte er ihren Weg zum Gryffindorturm, bis er sich sicher sein konnte, dass Hermine sicher in ihrem Turm war.

Grundgütiger Merlin, aber das Mädchen verwirrte ihn. Sie drängte und bat und verlangte mit all ihrem Sein, dass er … er … dass er ihr … und hier verstreuten sich seine Gedanken. Er schloss seine Augen und lehnte sich gegen die kühlen Steine des Schlosses. Die Art, wie sie ihn darum gebeten hatte, dass er vorsichtig sein sollte. Die Art und Weise, wie sie ihn angesehen hatte. Merlin steh ihm bei, aber er wollte … Unmöglich. Er stieß sich gewaltsam von der Wand. Wahnsinn. Es war absoluter Wahnsinn. Albus, ich muss mit Albus reden.


++++++


Angespannt ging Hermine mit der ständigen Präsenz der Aurors hinter ihr, zurück zum Gryffindorturm. Als sich das Porträt vor ihr öffnete, schenkte sie noch einen letzten Gedanken Snape, Severus und das Gefühl von Sicherheit, als sie sich gegen ihn gelehnt hatte. Dann trat sie hindurch und ließ die Gedanken der Sicherheit hinter sich zurück.

Der Gemeinschaftsraum war zum größten Teil menschenleer; nur wenige Schüler hatten sich um den Kamin versammelt und zwei Drittklässler saßen in der Ecke und lernten. Ihre Freunde befanden sich noch immer dort, wo sie sie zurückgelassen hatte. Sie hatten eine kleine Couch und zwei Sessel in der Ecke - soweit es bei den runden Wänden des Turmes als Ecke bezeichnet werden konnte - die zu den Schlafsälen der Jungen führte, eingenommen. Es war ein ruhiger Platz, abgelegen von dem üblichen Tumult im Gemeinschaftsraum und wurde häufiger von den strebsameren Gryffindors eingenommen.

Harry saß am Rande der Couch, während Ginny sich gegen seine Seite geschmiegt hatte und einer seiner Arme beschützend um sie lag. Sie konnte die Erleichterung, die sie bei diesem Anblick spürte, nicht unterdrücken. Ginny brauchte jetzt Harrys Trost und Harry brauchte die Berührung und das Gefühl gebraucht zu werden. Ron saß auf dem Boden bei Ginnys Füßen und hielt ein Fußgelenk umklammert. Hermine war froh, dass diese Krise Harry aus seiner Wut, die er auf Ron hatte, herausgerissen hatte und dass die beiden wieder eine Einheit bildeten. Hermine war auch erleichtert zu sehen, dass seit ihrem Verschwinden sich noch Neville, Seamus und Dean der Gruppe angeschlossen hatten. Gut, dachte sie. Das macht das, um was Severus mich bittet um einiges einfacher. Und vielleicht werden sich nicht alle unsere Freunde gegen uns wenden.

„Wo bist du gewesen?“

Sie ignorierte einfach die Anschuldigung in Harrys Stimme, da sie wusste, dass er selbst verletzt war und jetzt jeden angriff. Stattdessen nahm sie seine Worte für bare Münze. „Ich musste …“ Sie verstummte. Sie wollte nicht sagen, dass sie Platz brauchte oder dass sie unbedingt Snape sehen musste.

Ginny kam zu ihrer Rettung. „Schon okay, Hermine. Jeder geht anders damit um.“

Hermine lächelte ihr dankbar zur. „Danke, Ginny. Ich brauchte einfach nur etwas Ruhe und einen Platz zum Nachdenken.“

„Ich bezweifle, dass uns diesmal deine Bücher helfen können.“

Sie atmete einmal tief durch, um ihre eigene Wut zu unterdrücken. „Ich denke, da irrst du dich, Harry. Warte einen Moment, ich bin gleich wieder zurück.“ Sie eilte hinauf in ihren Schlafsaal und schnappte sich Flitwicks Bücher und ihre Notizen, bevor sie wieder zur Gruppe zurückkehrte.

„Wie ist dein Plan?“, fragte Ron, als sie sich gesetzt hatte.

Sie hielt eines der Bücher hoch. „Es geht nur um Bindungszauber.“

„Und?“, fragte Dean.

Hermine atmete erneut tief durch, da sie wusste, dass die folgende Unterhaltung allen Schmerzen bereiten würde. „Die Weasleys waren nicht die Einzigen, die von Ihr-wisst-schon-wem zur Zielscheibe gemacht wurden.“ Sie sah sich in der kleinen Gruppe um und bemerkte Rons verkniffenen Blick und wie sich Ginnys Augen wieder mit Tränen füllten. „Wir wissen von Susan Bones Mutter. Wir wissen von Professor Lupin. Es wird noch weitere geben.“

Sie lehnte sich vor, damit man ihr auch wirklich zuhörte. „Aber das ist nur ein Teil des Angriffes. Sie erklären auch mit diesem Unsinn den Zauberstab registrieren zu lassen Halbblüter und Muggelborene zu Zielen. Sie werden von jedem Zauber, den wir aussprechen wissen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihnen auch sagen wird, wo wir uns befinden. Die Zauberwelt tut sich besonders schwer damit, dem Ministerium Paroli zu bieten. Die Leute, die es tun würden, sind die Halbblüter und die Muggelgeborenen, diejenigen, die bereits andere Regierungssysteme kennen und wissen, dass die Dinge auch anders laufen können. Wegen der Registrierung wird es für sie jetzt besonders schwer werden.“

„Teile und herrsche“, sagte Ron, „und greife dann von verschiedenen Seiten an.“

Sie nickte und schenkte Ron für seine einfachere Erklärung ein Lächeln.

„Und wie werden uns Bindungszauber da helfen?“

Hermine zog ihren Zauberstab heraus und bat Neville dasselbe zutun. Sie hielt die Zauberstäbe nebeneinander. „Wenn ich einen Bindungszauber auf meinen Zauberstab lege, wird er mit deinem Zauberstab verbunden. Idealerweise belegen wir jemanden mit diesem Zauber, der außerhalb der Reichweite liegt und nicht an den Dingen beteiligt ist, die wir tun. Das Ministerium erhält dann ihre Informationen über die neue Bindung, wodurch der eigentliche Zauber versteckt wird. Das hilft uns, und ganz besonders Harry, nicht ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.“

Ginny setzte sich etwas auf. „Du bindest meinen Zauberstab. Ich bleibe in meinen Schlafsaal und zaubere ein paar harmlose Zauber. Das Ministerium wird diese mitbekommen, während ihr in Wirklichkeit woanders seid und etwas vollkommen anderes macht.“

Hermine schenkte ihr ein Lächeln. „Genau. Und wenn das Ministerium und Voldemort sie dazu benutzt, um ein Auge auf Harry oder sonst jemanden zu werfen, setzten wir sie auf eine aussichtslose Verfolgung an.“

„Kannst du diesen Zauber?“, fragte Dean.

„Ja, aber ich bin nicht diejenige, die ihn ausführen muss. Harry muss es.“

Harry zuckte zusammen. „Was? Warum?”

„Weil auch noch andere Schüler betroffen sein werden. Du warst schon immer ein Sammelpunkt gewesen, wenn es um Du-weißt-schon-wen ging. Erzähl den Schülern, die ebenfalls betroffen sind, von dem Zauber und belege sie damit. Wenn mehr Familien von ihnen geholt werden, dann sei für sie da. Bring sie dazu, dass sie sich dir zuwenden.“

Harrys Ausdruck war eine Mischung aus Unbehagen und Aufstand. „Ich will nicht ihr Retter oder irgendein dummer Auserwählter sein.“

Neville, der Harry eindringlich anstarrte, sagte schließlich: „Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast.“


++++++


Albus spürte die Schutzzauber den Moment fallen, in dem Severus dem bewachenden Wasserspeier sagte, dass er zur Seite treten solle. Er war sich nicht sicher, woher er jedes Mal wusste, wenn Severus mit dem Schutzzauber der Schule interagierte, aber er tat es, selbst wenn die anderen Lehrer und Schüler für ihn lediglich nur Eindrücke waren. Er hatte sich schon immer gefragt, wie die Schutzzauber den anderen erkennen oder ihn gelegentlich mitteilen konnten, wie sich sein Zaubertränkemeister fühlte. Es war schon fast so, entschied Albus nach eifriger Überlegung, als ob das Schloss Severus mögen würde und das war ein Gedanke und Begebenheit, die Albus immer wieder aufs Neue amüsierte.

Heute war jedoch nichts Lustiges dabei. Die Zauber des Schlosses waren an seine Magie gebunden und zischten Albus Sinne entlang. Severus war aufgewühlt und diese Unruhe war sehr stark. Er zauberte eine kleine Teekanne mit zwei Tassen herbei und wartete.

Abrupt flog die Tür auf und Severus betrat eilig den Raum. Severus Lehrerroben wirbelten um ihn herum, als er dazu überging, vor Albus langen Schreibtisch auf und ab zu laufen. Wäre es nicht das Auf und Ab laufen und die starke Gegenwart der Schutzzauber, hätte Albus nicht gewusst, dass Severus aufgebracht war. Der Ausdruck des Mannes glich einer Maske der Gleichgültigkeit, seine Haltung war angespannt, weder gekrümmt, noch streitlustig und seine Hände, die für gewöhnlich immer seine Stimmung verrieten, hatte er angespannt auf seinen Rücken gefaltet und nicht wie sonst an seiner Seite zu Fäusten geballt.

„Severus, ist alles--“

„Alles ist wie zu erwarten, Direktor.“

Die Worte waren barsch, aber mehr oder weniger das, was Albus von seinem Gegenüber erwartete. Die Zauber rollten wieder seine Nervenbahnen entlang und das führte dazu, dass Albus sich in seinem Stuhl anspannte. Er bedachte das penetrante Schloss mit einem letzten Gedanken. „Wie erwartet?“

„Wie erwartet. Der Dunkle Lord hat seine Hände fest um den Hals der Zauberwelt gelegt, der Orden – was davon noch übrig ist – ist praktisch untergetaucht, unser aller Schicksal ruht auf den Schultern eines labilen Jungen und Lupin ist … tot.“

Albus bemerkte das kaum zu erkennende Zögern, bevor Severus Lupins Ableben erwähnte. Unsicher, was gerade in Severus vorging, begann er vorsichtig: „Remus war--“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich den Wolf überleben würde.“

Die Worte waren leidenschaftslos gesprochen, so wie jemand anderes die Tatsache, dass es regnete, beschreiben würde. Mit diesen Worten jedoch hörte das Zerren an seinen magischen Sinnen auf und ließen ihn still zurück. Ohne die Genugtuung des Schlosses blieb Albus mit Severus undurchdringlicher Rüstung zurück.

„Lupin war …“ Severus hielt inne und sagte dann: „Jetzt ist nur noch Pettigrew übrig. Und ich, natürlich. Seltsam.”

Severus drehte eine weitere Runde vor dem Schreibtisch, während Albus ihn behutsam beobachtete, unsicher, wie er mit diesem merkwürdigen Verhalten des Mannes, den er für gewöhnlich kannte, umgehen sollte. „Severus--“

„Sie müssen jemanden nach ihm schicken. Jemand, der unangreifbar ist.”

Albus runzelte verwirrt mit der Stirn. „Nach Peter?“

Severus schüttelte scharf seinen Kopf. „Lupin.“

Und für einen flüchtigen Moment wusste Albus, was jeder Schüler in Zaubertränke fühlte, der sich am anderen Ende von Severus ‚Du bist, ein Idiot‘ Ton befand. Aber schließlich verstand er, obwohl ihn Severus Sorge überraschte. Das erschien ihm recht gegensätzlich. „Ich werde dafür sorgen, dass Remus Leiche aus dem Ministerium geholt wird.“

Severus nickte. „Granger sagte, dass Tonks es begrüßen würde.“

Albus schluckte seine Überraschung hinunter. Granger? Als er sich an Vectors Matrix erinnerte, begannen die Alarmglocken in seinem Kopf zu klingeln und damit die Notwendigkeit wieder die Kontrolle über seinen auf und ab laufenden Spion zu erlangen. Albus deutete auf einen der Sessel vor seinen Schreibtisch. „Severus, setzen Sie sich. Sie machen mich ganz schwindelig.“

Erst als der andere Mann in seinem gewohnten Sessel saß, ließ Albus eine Teetasse zu Severus hinüber schweben. Es besorgte ihn, dass Severus recht angespannt dasaß und nicht wie sonst schon fast knochenlos in dem Sessel zusammensackte. Etwas stimmte ganz und gar nicht.

Schweigend saßen sie sich gegenüber, jeder nippte an seiner eigenen Teetasse, bis sich Severus Schultern etwas entspannten. Erst da sprach er den Namen des anderen Mannes, da er über die Jahre gelernt hatte, dass wenn er wollte, dass sich Snape ihm öffnete, er ihm die Gelegenheit geben musste, selbst einen Schritt zu tun. „Severus?“

Die Schultern entspannten sich weiter. „Ich bin … beunruhigt.“

Albus spürte bei Severus Worten eine Welle der Angst. All meine Pläne …

Severus, der sich Albus Reaktion nicht bewusst war, redete weiter. „Seit ihrem Tod kannte ich die Bestimmung in meinem Leben.“ Seine Stimme war leicht abwesend, als er fortfuhr. „Ich bin auf viele Art und Weise mit ihr gestorben. Seither wollte ich nichts anderes als Vergeltung und Reue.“ Er starrte hinab auf seine Tasse, als ob dort im Teesatz die Zukunft für ihn geschrieben stand. „Ich habe um nichts gebeten …“ Er hielt inne und schüttelte mit dem Kopf. „Ich wollte nicht …“ Schließlich verstummte er.

„Was ist es, was Sie wollen Severus?“, fragte Albus flüsternd, während sich sein eigener Griff um seine Tasse festigte.

Letztendlich blickte Severus auf und betrachtete ihn einen Moment, obwohl sich Albus nicht ganz sicher war, ob der Mann ihn wirklich sah oder nicht. Er öffnete seinen Mund, um zu sprechen und spannte sich dann plötzlich in seinem Sessel an. Albus kannte diese Reaktion nur allzu gut. Verflucht noch mal, Tom. „Sie werden gerufen?“, fragte er.

Die kurzzeitige Verwirrung, die Severus geplagt hatte, war verschwunden, um mit nichts weiter als schwarzen Spiegeln ersetzt zu werden. „Das werde ich.“ Abrupt stand er auf, stellte die Teetasse mit vorsichtiger Genauigkeit auf Albus Schreibtisch ab. „Vergeben Sie mir, Albus. Ich muss mich jetzt anderen Dingen zuwenden.“ Er hielt einen Moment inne, als ob er darauf wartete, dass Albus noch etwas sagen würde, aber dann wandte er sich mit einem einzigen Nicken ab und verließ das Büro.

Unentschlossen, wie er fortfahren sollte, starrte Albus auf die verschlossene Tür. Weder war er so rücksichtlos und skrupellos, wie ihn manche darstellten, noch war er der freundliche, tattrige Großvater aus manchen Geschichten. Severus Snape hatte sich voll und ganz diesem Kampf verschrieben. Albus wusste auch, dass wenn er nur darum bitten würde, würde Severus sogar noch mehr geben.

Er machte sich nichts vor. Ihm war bewusst, dass Severus davon ausging, dass er sein Leben noch bevor alles vorbei war, verwirkt hatte. Das Wissen, dass Severus mit aller Wahrscheinlichkeit sogar recht behalten würde und dass er selbst derjenige sein würde, der ihn zum Tode verurteilte, schmerzte Albus. Aber bis heute Abend hatte Albus niemals Severus Entscheidung oder dass er zögern würde, diesen letzten Befehl auszuführen, hinterfragt, aber etwas oder jemand hatte an Severus Kontrolle gerüttelt. Albus konnte einfach nicht anders dies als Bedrohung anzusehen.

Nachdenklich verengte er seine Augen, als er seinen Zauberstab herauszog. Nur einen Augenblick später tauchte Mirandas Matrix wie eine bunte Seeanemone inmitten seines Büros auf. Faul schwebte sie in dem dunklen Raum.

Granger sagte, dass Tonks es begrüßen würde.

Albus fand die Linien, die Severus und Miss Granger darstellten. Er beobachtete Severus Linie, wie sie immer wieder aufblinkte und verschwand. Abrupt drehte er sich zum Kamin um. Er griff nach einer Handvoll Flohpuder und warf es in die tanzenden Flammen. „Miranda Vectors Gemächer“, sagte er, als sich die Flammen grün färbten. Er ignorierte seine knirschenden Knie, als er sich in die Flammen lehnte und stattdessen rief: „Miranda, sind Sie da?“

Einen Moment später hörte er eine verwirrte Antwort: „Albus?“

„Können Sie bitte in mein Büro kommen?“

Ein paar Sekunden später betrat Professor Vector mit einem Blick irgendwo zwischen Anspannung und Sorge sein Büro, als sie ihre Matrix im Raum rotieren sah. „Ist irgendwas passiert?“, verlangte sie augenblicklich zu wissen. „Ist sonst irgendwas geschehen?“

Er deutete auf den Sessel, in dem vor wenigen Augenblicken noch Severus gesessen hatte. „Bitte setzen Sie sich. Und ob irgendwas passiert ist, da bin ich mir… nicht sicher. Wie schreitet Miss Granger mit ihrem Projekt voran?“

Eine Augenbraue schoss nach oben. „Sie haben mich doch wohl nicht“, sie schaute auf die vielen Uhren in dem Büro, „um elf Uhr abends in Ihr Büro gerufen, um mich nach Miss Grangers Schularbeiten zu fragen.“

Als Albus zögerte, atmete sie verzweifelt aus. „Verdammt noch mal, Albus. Ich weiß, dass Sie Ihre Geheimniskrämerei und Spielchen lieben und nur Merlin alleine weiß, wie Minerva all dies die ganzen Jahre ausgehalten hat, ohne Sie bis auf den Grund des Sees zu zaubern, aber ich handle mit Fakten und Zahlen. Wenn Sie also eine Antwort von mir wollen, dann müssen Sie mir schon die eigentliche Frage stellen und sich nicht von hinten heranschleichen.“

Sie starrten sich an, bis Miranda entrüstet ihre Hände in die Luft warf. Als sie aufstand und zum Kamin zurückkehrte, murmelte sie auf den Weg dorthin mehre Verwünschungen. Albus vernahm Worte wie Minerva, eine Heilige und alter Narr.

„Warten Sie.“

Sie stoppte, genau, wie er wusste, dass sie es tun würde, aber sie drehte sich nicht zu ihm um.

„Kann Miss Granger aus den Berechnungen herausgenommen werden?“

Als sich Miranda schließlich zu ihm umdrehte, starrte sie ihn mit vom Schock weit aufgerissenen Augen an.

„Beruhigen Sie sich, Miranda. Ich will dem Kind nichts. Ich muss einfach nur wissen, ob sie, ohne die Matrix als Ganzes zu gefährden, herausgenommen werden kann.“

„Nein.“

„Aber--“

„Albus, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Sie nach meiner professionellen Meinung fragen – und diese Meinung ist nein. Sie ist bereits zu sehr darin verflochten.“

„Verflochten“, wiederholte er. Ja, zu verflochten denke ich. Er wählte seine Worte mit besonderem Bedacht. „Den Einfluss, den sie auf Severus ausübt, ist … beunruhigend.“

Zu seiner Überraschung brach Miranda in schallendes Gelächter aus. „Direktor, Sie sind ein weiser Mann und jemand, der die Gabe besitzt das größere Bild zu sehen, wie ich es bei noch keinem erlebt habe. Aber Miss Grangers Einfluss, wie Sie es nennen, besteht lediglich darin, dass das Mädchen ihn mag. Sie behandelt ihn mit Respekt und Rücksicht und einen gewissen Grad an Freundlichkeit. Sie fürchtet sich nicht vor ihm und sie will nichts von ihm.“ Sie schenkte ihn ein verdrehtes Lächeln, bevor sie hinzufügte: „Vergeben Sie mir, Albus, dass ich es anspreche, aber Sie verlangen von Severus fast noch mehr als Sie-wissen-schon-wer. Ist es da wirklich eine Überraschung, dass sich Severus in Miss Grangers Gegenwart wohlfühlt?“

Mit getürmten Fingern überdachte er ihre Worte. Oberflächlich erschien es harmlos. Er hatte schon immer gewusst, dass das, was er von Severus abverlangte ihn zwangsläufig isolierte, aber vor Miss Granger schien Severus das nicht gestört zu haben.

„Ich werde Ihre Worte berücksichtigen. Aber seien Sie so nett und überprüfen Sie, ob sie von Severus getrennt werden kann, ohne Schaden zu verursachen.“

Sie schüttelte mit ihrem Kopf. „Albus, das ist keine gute Idee.“

Als er sie lediglich anstarrte, seufzte sie. „Also schön.“

Ihr Ausdruck war noch immer missmutig, als sie verschwand.

Wieder allein in seinem Büro erlosch er alle Kerzen, bis nur noch die Matrix übrig war. Er war ein alter Mann. Er war es gewohnt auf die Dinge, die er wollte, zu warten. Geduld hatte ihn bisher mehrere Siege eingebracht als die geballte Macht von Drohung und List. Jetzt wartete er auf Severus Rückkehr und machte sich ernsthafte Gedanken um das Mädchen.

++++++


Er spürte die Verschiebung in den Schutzzaubern, als Severus wieder den Grund von Hogwarts betrat. Anders als vorher erhielt er von dem Schloss keinerlei Unstimmigkeiten, sondern wurde nur informiert, dass die Zauber gestreift worden waren. Dass ihm das Schloss keine weitere Warnung schickte, hieß dann für Albus, dass sein Spion zumindest diesen Teil des Treffens mit Tom unversehrt überstanden hatte.

Verärgert atmete Albus aus, als sich seine Gedanken verdunkelten. Tom hatte jeden Grund diese Nacht zu feiern. Der Orden und seine Anhänger sind in die Ecke gedrängt und jetzt ist es noch zu früh für mich, einzugreifen.

Kurz vor Sonnenaufgang, entschied Albus, dass Severus wohl nicht mehr zu ihm kommen würde. Nicht, dass er es dem Mann verübelte. Selbst Severus brauchte etwas Schlaf. Aber Albus, abgesehen von einer geringen Minderheit, wusste, wie sehr diese Treffen mit Tom seinen Zaubertränkemeister belasteten. Selbst die Treffen, die gut verliefen, führten dazu, dass sich Severus Stimmung noch Tage danach verdunkelte. Und nur Albus wusste von den Albträumen, die Severus ruhelose Schlaflosigkeit vorausgingen.

Er haderte mit sich selbst. Bleiben oder gehen? Er dachte erneut an die Matrix, die er stundenlang angestarrt und die beunruhigende Unterhaltung, die sie am Abend geführt hatten. Gehen, also.

Es dauerte nur wenige Augenblicke von seinem Kamin aus, Severus Gemächer zu betreten. Er hatte erwartet Severus noch immer wach vorzufinden und war daher besorgt, die Räume dunkel und ruhig zu sehen. Mit einem Male unsicher, hielt er inne, aber nachdem er einmal die internen Zauber des Schlosses angetastet hatte, wurde ihm bestätigt, dass sich Severus in seinen Gemächern befand.

Und dennoch kam er nicht um die Sorge herum, ob Severus vielleicht nicht doch verletzt worden war und so zündete Albus eine Kerze an und machte sich auf die Suche. Seine Sorge wuchs nur noch mehr als er seinen notorischen Zaubertränkemeister, der zur Schlaflosigkeit neigte, schlafend im Bett vorfand. Viel beunruhigender war die Tatsache, dass Severus bei seinem Eintreten oder als das Kerzenlicht über sein Gesicht fiel, nicht aufwachte. Er murmelte lediglich etwas und drehte sich dann in den Schatten.

Jetzt war Albus erst recht alarmiert. Einige Gedanken sprangen in seinen Kopf, angefangen damit, dass Severus eine Überdosis an Traumlosen Schlaf genommen bis dahin, dass Tom ihn betäubt hatte. Keines dieser Szenarien löste so etwas wie Behaglichkeit in ihm aus.

Er haderte einen Moment an den ethischen Grundsätzen seiner Entscheidung, als er Severus Privatsphäre gegen seine Ängste abwog. Ich kann dieses Risiko nicht eingehen . Er zog seinen Zauberstab, vollführte einen Zauber, den nur Heiler verwendeten, um Zaubertränke und Vergiftungen zu entlarven. Die Spitze seines Zauberstabes leuchtete grün, als sie über Severus Körper fuhr, und zeigte ihm, dass Severus unter keinen Einfluss irgendeines Schlaftrankes stand.

Sein nächster Gedanke galt irgendwelchen Zaubern oder Flüchen. Er zauberte einen mächtigen Enthüllungszauber und wieder leuchtete sein Zauberstab grün, als er über Severus fuhr. Dann, gerade als er den Stab in einem Bogen über Severus Kopf wirbeln wollte, blinkte das Licht auf. Er hielt inne. Das Licht war nicht rot, also war es kein bösartiger Zauber, aber es hatte geblinkt. Albus war sich nicht sicher, ob dieser Enthüllungszauber so etwas je schon einmal zuvor getan hatte. Er stoppte. Dann fuhr er ganz langsam mit seinem Zauberstab über Severus Kopf, aber das Licht leuchtete nicht erneut auf.

Stirnrunzelnd zupfte er mit seiner freien Hand an seinen Bart. Dann begann er erneut, indem er den Zauberstab von rechts nach links bewegte. Diesmal, als sein Zauberstab die Bettkante erreichte, leuchtete das Licht erneut auf. Der Zauber befindet sich auf seinen Laken.

Da der Zauber, wenn er Severus weckte, den Schlafenden eventuell Schaden zufügen könnte und er sich nicht wirklich sicher war, mit was er es hier zu tun hatte, benutzte Albus seine Zauberstabsspitze, um das Laken dort, wo es unter die Matratze gestopft worden war, herauszuziehen.

Er schnappte laut nach Luft in dem ruhigen Raum. Magische Bettlaken! Jemand hatte Severus magische Bettlaken genäht.

Er war höchst erstaunt. Ihm war kein Fall bekannt, in dem magische Bettlaken für einen Erwachsenen angefertigt worden waren. Seiner Meinung nach war es sogar unmöglich. Die magische Energie und die Absicht, die man für solche Laken aufbringen musste, würden enorm sein.

Wie? Wann? Warum? Und noch viel wichtiger war das die Beeinflussung auf Severus Weg, die so hell in Vectors Matrix aufleuchtete?

Er hielt die Kerze näher an die Ecke heran, um das Siegel genauer betrachten zu können. Ein einziger Blick sagte ihm, dass die Nähte fein gearbeitet und mit viel Mühe und Aufopferung angefertigt worden waren. Wie die meisten magischen Siegel bewegte sich auch dieses. Albus war überrascht eine Löwin zu sehen, die sich schützend über eine zusammengerollte Schlange beugte, ihre elfenbeinfarbigen Fangzähne wurden warnend geleckt.

Und Albus wusste Bescheid. Hermine Granger.

Er wusste auch, was er zu tun hatte. Er hatte keine Ahnung, wie das Mädchen diese Laken gemacht oder wie sie es auf Severus Bett bekommen hatte, aber das war jetzt nebensächlich. Viel wichtiger war jetzt, sie daran zu hindern in seine Pläne einzugreifen. Severus durfte einfach nicht von seinem Weg abgebracht werden, ganz gleich was Miranda Vector dazu sagte. Er wusste auch, dass der Bruch ihrer Beziehung nicht auf ihn zurückgeführt werden durfte. Das würde nur Widerstand hervorrufen und Severus Fokus von den Dingen nehmen, von denen Albus wollte, dass sie ausgeführt wurden. Severus durfte gerade jetzt nicht in dieser kritischen Phase seines Planes an ihm zweifeln.

Seine Augen zu Schlitzen verzogen, fällte er eine harte Entscheidung. Er kannte Severus. Kannten seine Stimmungsschwankungen und Vorurteile und er wusste, wie das Makel der Dunklen Magie seinen Gemütszustand beeinflusste. Er musste nur die optimalen Voraussetzungen schaffen. Severus würde den Rest erledigen, denn Albus wusste, wie er diese Laken sehen würde: Als Verrat und Manipulation und Beeinflussung.

Er entschied, dass dies die bestmöglichste Option war.

Als er sich umdrehte, ließ er die Laken und das verfluchte Siegel so liegen, dass Severus es am nächsten Morgen finden würde. Danach würde Severus alles Nötige unternehmen.



++++++


Am nächsten Morgen weigerte sich Ginny – ihre Augen waren noch immer rot angeschwollen – im Turm zurückzubleiben, als die anderen hinunter zum Frühstück gingen.

Da Hermine wusste, was der Morgen für sie alle bereithielt, konnte sie Rons Versuche seine Schwester zu überreden im Gemeinschaftsraum zu bleiben, nicht verübeln, aber Ginny ließ sich nicht beirren. Mit kaum verhohlener Anmut gab er schließlich nach. Hermine trat als Erste durch das Porträt, gefolgt von Ron, dann Ginny, Harry zusammen mit Seamus und letztendlich Neville und Dean. Ihre Hauskameraden, die ihre Stimmung bereits spürten, machten große Kreise um sie.

Am Gryffindortisch zu sitzen wurde für alle zu einem zermürbenden Wartespiel. Irgendwann blickte Hermine zum Lehrertisch auf, um sich etwas mit Severus abzulenken, aber den mörderischen Blick, den er in ihre Richtung warf, ließ sie erschaudern. Schnell blickte sie wieder hinunter auf ihr Essen und stocherte verwirrt darin herum.

Selbst Ron stocherte nur in seinem Essen herum, aber Hermine war zu erschüttert von Severus bösartigen Blick, um es wirklich zu bemerken. Das Klappern von Rons Gabel auf seinen Teller riss Hermine letztendlich aus ihren Gedanken und sie blickte gerade dann auf, als die Morgeneulen ruhig durch den Saal flogen.

Ihre Eule landete auf den Platz neben ihr, der Prophet zwischen einer Kralle eingeklemmt. Mit zitternden Fingern, bezahlte sie den Vogel, bot ihm etwas Schinken an und schickte sie dann fort.

„Mach auf.“

„Ron…“

Ron schluckte schwer, seine Sommersprossen stachen auf seinem blassen Gesicht allzu deutlich hervor. „Besser es jetzt zu wissen. Mach schon.“

Harry nickte ihr zu, also machte Hermine auf dem Tisch Platz und legte die Zeitung so, dass alle etwas sehen konnten. Eine Reihe von Fotografien rollte sich über die obere Hälfte des Blattes, während darunter die Schlagzeile geschrieben stand: MINISTERIUM FASST ANHÄNGER VON IHR-WISST-SCHON-WER. Sie kümmerte sich nicht um den Artikel, sondern konzentrierte sich stattdessen lieber auf die Bilder. Eine Frau, die Hermine nicht kannte, weinte, als ein grauhaariger Mann abgeführt wurde. Ein Bild von Madame Bones leuchtete anschließend auf, ihr Blick eine Mischung aus Verwirrung und Wut. Ginny schnappte nach Luft, als sie das Bild von Molly Weasley sah, wie sie abgeführt wurde. Ein weiteres Bild eines älteren Herrn, der ebenfalls verwirrt in die Kamera blickte. Und so rollten die Bilder über die Seite.

Hermine erkannte dann, wie sie es gemacht hatten. Keiner dieser Leute verstand wirklich, was mit ihnen passierte. Sie dachten alle, dass es irgendein Fehler war – irgendeine Verirrung, die sich schnell wieder aufklären würde.

„Sie haben keine Ahnung“, sagte Harry grob, als seine Gedanken offenbar den ihren folgten.

Rons leicht zitternde Hand deutete auf eine Markierung. „Öffne das hier.“

Hermine blätterte die Seite auf, nur um augenblicklich erschrocken ihre Faust gegen den Mund zu pressen. Die besondere Beilage war eine Auflistung aller Namen in dicker Druckschrift. Jeder Name stand mit dem jeweiligen angeblichen Verbrechen aufgelistet, eine kurze Inhaltsangabe der Beweise gegen die jeweilige Person und eine Zeile, die die Stellung der Person anzeigte. Schnell überflog sie die Liste und musste feststellen, dass Remus Lupin nicht der Einzige war, der seine Verhaftung mit dem Leben bezahlt hatte.

„Oh Gott, es sind so viele.“


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