von Xaveria
Der Mann bekannt als Devrom Dollort winkte der hübschen, jungen Hexe vor seinem Büro zu und war mehr als zufrieden, als er sah, dass sie errötete. „Ah, Marantha, wie ich sehe, überwachen Sie fleißig das innere Heiligtum. Wie geht es allen heute Morgen?“
Marantha lächelte ihren neuen Vorgesetzten an. „Alles ist in Ordnung, Sir. Ihr zwei Uhr Termin ist bereits eingetroffen und wartet in Ihrem Büro und Mr. Latimer von der Abteilung Magische Strafverfolgung bestätigt, dass heute Nachmittag 2:30 Uhr für ihn passt.“
„Ausgezeichnet, meine Liebe.“ Devrom würdigte sie eines Lächelns. „Wenn Mr. Latimer erscheint, dann schicken Sie ihn doch bitte zu mir herein. Bis dahin sorgen Sie dafür, dass ich nicht gestört werde.“
„Ja, Sir.“
Er wandte sich von seiner Sekretärin ab und verschwand durch die massive Doppeltür in sein Büro. Das Lächeln und die freundliche Maske des Devrom Dollort verschwand die Minute, als sich die Tür hinter ihm schloss und sich die Schweigezauber aktivierten. „Berichte“, schnappte er, als er das Büro durchquerte.
Thorfinn Rowle, der gegen einen der Ledersessel lehnte, die vor dem übergroßen Schreibtisch standen, richtete sich auf. „Alle aktiven Portschlüssel sind laut Ihren Anweisungen wieder in unserer Hand. Unsere Leute halten im Moment Ausschau nach Gesetzeswidrigen. Wenn Snape mit Dumbledores Einmischungen recht behält, sollten wir die, die diese Handys“ – er betonte das Wort extra langsam, da er sich nicht sicher war, wie es ausgesprochen wurde – „benutzen, schon bald schnappen.“
„Hinsetzen, Rowle.“ Er deutete auf einen der Stühle. „Ich bin sehr zufrieden mit deiner Arbeit.“
Rowle setzte sich, als sich Voldemort zurücklehnte und seine Hände vor sich faltete. „Muggels und Muggelgeborene sind nichts weiter als abartigen Pocken auf unserer einstigen großartigen Gesellschaft. Wir werden uns schon noch um ihre Verseuchung kümmern, aber wir sollten unsere wertvollen Mittel jetzt noch nicht an dieser Stelle verschwenden. Die Muggels waren nur eine Ablenkung. Die nächste Phase unseres Planes sollte sich hauptsächlich auf uns konzentrieren.“ Er lehnte sich vor und fixierte Rowle mit seinem Blick. „Wir stehen an einem wichtigen Schneidpunkt, Rowle. Genau an diesem Punkt hatte Dumbledore und sein Orden das letzte Mal meine Pläne durchkreuzt. Derselbe Fehler kann nicht – und wird auch nicht – noch einmal geschehen.“
Das fieberhafte Leuchten von Wahnsinn erhellte ganz zu Voldemorts Zufriedenheit Rowles Augen. „Nein, Sir. Nichts wird Ihren Aufstieg zum Ruhm im Weg stehen. Ihnen gehört mein Leben, mein Herr.“
„Gut. Was ist mit den Grenzen?“
„Als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, wurden die alten Zauber unter der Kontrolle des Ministeriums aktiviert. Unsere Leute kontrollieren sie jetzt.“ Rowle lächelte breit. „Als sie dann einmal aktiviert wurden, wurden alle Apparationen nach oder aus England unterbrochen.“
„Ausgezeichnet. Über die nächsten zwei Wochen will ich, dass die Angriffe vermehrt werden. Bella kennt bereits die Ziele. Sprich dich mit ihr ab. Wenn erst einmal meine neuen Sicherheitsinstitutionen greifen, werden wir die Angriffe reduzieren. Die Bevölkerung wird annehmen, dass die Sicherheitsvorkehrungen funktionieren, und werden dadurch offener für weitere Kontrollen sein.“
„Was ist mit Dumbledore, mein Herr?“
Voldemort lachte. „Du willst Hogwarts angreifen?“
Rowle errötete. „Ich weiß, dass es fruchtlos ist. Hogwarts ist viel zu gut beschützt. Aber können wir den alten Dummkopf nicht entfernen?“
„Nein, er ist genau da, wo wir ihn haben wollen. Mit Hogwarts unter Bedrohung ist er durch die Zauber an die Schule gebunden und er kann sie nicht einfach verlassen. Er ist dort genauso eingesperrt, als wenn er in Azkaban sein würde. Wir wissen, wo er ist und mit Severus als mein Spion, wissen wir auch, was er tut. Ebenso wissen wir, wo sich Potter aufhält. Und dort werden die beiden auch bleiben, eingesperrt und beobachtet, bis ich den Zeitpunkt und Ort bestimmt habe.“
Ein kurzes Klopfen unterbrach sie. Einen Moment später öffnete sich die Tür. „Mr. Dollort, Mr Latimer ist eingetroffen. Soll er warten oder können Sie ihn jetzt empfangen?“
„Schicken Sie ihn bitte herein.“
Ein kleiner, nervöser Mann betrat das Büro, seine Roben waren tadellose, aber eindeutig zu groß geschnitten und auffallend auf seinen Schultern gepolstert, damit er größer und wichtiger erschien, als er wirklich war.
„Mr. Latimer, bitten kommen Sie herein. Bitte setzen Sie sich. Ich glaube, Sie kennen Mr. Rowle bereits?”
„Ja, wir haben uns bereits bei einigen Tagungen gesehen“, antwortete er, als er Rowle höflich zunickte.
„Gut, gut. Nun, ich bin mir sicher, dass Sie sich fragen, warum ich Sie heute herbestellt habe. Und ich hoffe, dass Sie die Wichtigkeit dieser Situation verstehen und warum ich Sie direkt damit konfrontiere. Gerade in diesen Zeiten ist es immer klug zu wissen, wer die Schlüsselfiguren sind.“
Der andere Mann plusterte sich vor Stolz auf, sich nicht bewusst, dass sein eigenes Ego bewusst gestreift worden war. „Ich muss schon sagen, dass ich recht überrascht über Ihre Anfrage mich sehen zu wollen, war. Ich hatte erwartet, dass Sie sich eher an Mrs. Bones wenden würden, da sie die Abteilungsleiterin ist. Aber ich bin hier, um Ihnen, wo ich nur kann, zu helfen.“
„Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden. Mit Mr. Rowles Hilfe hat mein Büro eine intensive Überprüfung aller Angestellten des Ministeriums durchgeführt. Ich bin mir sicher, dass ich einem so intelligenten Mann wie Ihnen nicht sagen muss, dass ein Angriff wie Sie-wissen-schon-wer auf das Ministerium durchgeführt hat, nur mit Hilfe aus dem Inneren so erfolgreich sein konnte.“
Latimer atmete geschockt ein. „Hier im Ministerium. Undenkbar.”
„In der Tat.“ Voldemort legte einen ebenfalls schockierten Blick auf. „Und sehr zu meinem eigenen Leidwesen, fürchte ich, haben wir bereits eine Schlange in unserer eigenen Abteilung ausfindig gemacht. Das ist auch der Grund, warum ich das Bedürfnis hatte, diese Angelegenheit direkt mit Ihnen zu besprechen.“
„Magische Strafverfolgung? Das kann nicht Ihr Ernst sein. Madam Bones würde so etwas niemals …“ Latimer verstummte, als er Voldemorts Blick bei der Erwähnung von Amelia Bones Namen bemerkte. „Sie können doch nicht wirklich glauben, dass … dass…Amelia Bones? Sicherlich nicht.“ Latimer blickte wild zwischen den beiden Männern hin und her. „Madam Bones ist seit Jahren eine Verteidigerin des Ministeriums. Da muss ein Fehler vorliegen.“
„Kein Fehler, fürchte ich“, sagte Voldemort, sein Ausdruck vermittelte genau die richtige Mischung aus tiefer Trauer und Enttäuschung. „Wir haben Augenzeugen, die berichteten, dass sie dabei gesehen wurde, wie sie sich heimlich mit einem weiteren entlarvten Anhänger von Sie-wissen-schon-wem getroffen hatte.“
Latimer riss seine Augen auf, als er vor bis zur Stuhlkannte rutschte. „Ich fürchte mich schon fast davor zu fragen“, hauchte er. „Wer könnte--“
„Arthur Weasley.“
„Nein! Er liebt die Muggels.“
„Ganz genau, Mr. Latimer.“ Voldemort stieß seinen Daumen auf den Schreibtisch auf. „Können Sie sich eine bessere Tarnung Misstrauen zu verwerfen, vorstellen?“
„Oooh“, atmete Latimer langsam aus. „Verstehe. Wie teuflisch clever. Ich hätte ihn niemals verdächtigt.” Sorge zeichnete seinen Blick. „Aber haben Sie auch Beweise?“
„Ja, mehr als genug, um sie beide zu belasten.“
Laitmers Mund verzog sich zu einer dünnen Linie. „Wissen Sie, ich habe Weasley noch nie gemocht. Irgendwas war immer seltsam an ihm gewesen. Wie er immer über die Muggel gesprochen hat, Muggel hier und Muggel da. Es war immer etwas zu viel, wenn Sie mich fragen. Und Bones. Ich muss sagen, ich bin schockiert. Wie kann Ihnen die Magische Strafverfolgung behilflich sein, Mr. Dollort?”
Voldemort achtete sehr auf seine Körpersprache, als er sich über seinen Schreibtisch beugte. Seine Stimme war hinab auf ein Flüstern gesunken, um dem Ganzen einen Grad von Geheimhaltung und Einzigartigkeit zu verleihen. „Wir vermuten, dass Bones und Weasley nur ein Teil eines größeren Netzwerkes von Sie-wissen-schon-wems Anhänger sind und diese mit Informationen versorgen. Wir würden gerne dieses Informationsnetzwerk durchtrennen.“
Latimer lehnte sich ebenfalls vor, seine Augen leuchteten vor Aufregung auf. „Was schlagen Sie vor?“
„Ich versichere Ihnen, es ist nichts Widriges oder Illegales.“ Voldemort hob beruhigend eine Hand. „Selbst wenn ich glaube, dass unsere Beweise stichhaltig sind, müssen wir uns dennoch an das Prozedere halten. Wenn diese Leute jedoch wahrhaftige, heimliche Unterstützer von Sie-wissen-schon-wem sind, dann können wir sie nicht mit gutem Gewissen frei herumlaufen lassen. Nein, was ich Ihnen vorschlage, ist ganz einfach – Festnahme und Haft, bis eine vollständige Anklage gestellt werden kann.“
„Ja“, nickte Latimer. „Ich verstehe, was Sie meinen. Das Ministerium ist durchaus dazu in der Lage sie so lange in Haft zu behalten, bis das ganze Theater mit Sie-wissen-schon-wem ausgestanden ist.”
Devrom Dollort schenkte Latimer ein warmes Lächeln, zufrieden damit, als sich der andere unter seinem Blick zu aalen schien. Latimer würde einfach zu kontrollieren sein. „Natürlich wird die Abteilung für Magische Strafverfolgung mit Bones in Azkaban eine starke Führung benötigen. Würden Sie diese Rolle übernehmen wollen, Mr. Latimer? Ich kann bei dem Minister für Sie ein gutes Wort einlegen, wenn Sie möchten.“ Voldemort winkte ab. „Aber das ist Arbeit für später. Ich habe hier eine kurze Liste von Namen.“ Er zog eine ordentlich zusammengerollte Pergamentrolle aus seinem Schreibtisch hervor und nahm eine neue Feder auf, um beides an Latimer zu übergeben. „Wir haben bereits über Weasley und Bones gesprochen. Das hier sind die anderen, von denen wir glauben, dass sie zu ihnen Kontakt hatten.“
++++++
Hermine betrachtete die Tür zum Raum der Wünsche. Harry benutzte den Raum für seine Verteidigungsklasse, wenn sie nicht gerade ihren Zaubertränkekurs abhielt. Die Tür sah anders aus – dunkler und irgendwie bedrohlicher. Es war natürlich, dass die Tür anders aussah, da es immerhin Harry gewesen war, der sie herbeigerufen hatte, aber war eine Tür nicht nur eine Tür? Sicherlich war diese ganze dunkler-und-bedrohlicher-Sache nur ein Produkt ihrer überaktiven Vorstellung.
„Das ist keine gute Idee“, bemerkte Agnes herb hinter ihr.
Agnes Zögern gab Hermine den nötigen Mut, den sie brauchte. Sie drehte sich leicht um, damit sie das Mädchen ansehen konnte. „Du hast dem zugestimmt. Wir haben dem zugestimmt.“
„Ich habe auch gesagt, dass du verrückt bist.“
„Du bist nicht die Erste, die das sagt“, seufzte Hermine zustimmend. „Aber irgendwo muss es ja anfangen und Mut steht und fällt nicht mit Gryffindors.“
Agnes schürzte ihre Lippen, als ob sie versuchen, würde ein Lächeln zu verbergen. „Nein, nur Dummheit.“
Hermine wirbelte zu ihr herum. „Oh, also das hat wehgetan, Agnes“, antwortete sie lachend.
„Du bist viel zu jung, um schon so zynisch zu sein.“
Hermine genoss Agnes Gesellschaft, selbst wenn das Mädchen sechs Jahre jünger als sie war. Agnes besaß eine kühne Intelligenz, einen scharfen Verstand und eine noch schärfere Zunge. Sie begann das Mädchen als Freundin zu betrachten und es war eine recht neue Erfahrung. Es war nicht so, als ob Hermine keine Freunde außer Ron und Harry hatte, aber irgendwie waren es alle nur männliche Freunde. Sie hatte nie wirklich eine Freundin gehabt. Die einzigen weiblichen Kontakte, die sie hatte, waren mit Ginny, Parvati und Lavender und Hermine konnte sich einfach nicht vorstellen diese Unterhaltung mit einen von ihnen zu führen.
„Okay, dann folge mir … und versuch harmlos auszusehen.“
Agnes lachte auf. „Du hast schon einen merkwürdigen Sinn für Humor.“
Hermine atmete erneut einmal tief durch und drehte sich wieder zur Tür um. Stumm sandte sie eine Bitte an das Universum des Glückes und drückte die Tür auf, in der Hoffnung, dass sie keinen riesigen Fehler beging.
„Oy, Hermine, du bist spät dran“, rief Ron von der anderen Seite des Raumes, als sie ihren Kopf hineinsteckte.
„Entschuldigt. Ich wurde aufgehalten.“ Sie erhaschte Harrys Blick, der gerade Schildzauber mit Finch-Fletchly übte. „Ich habe noch jemanden gefunden, die gerne ihre Verteidigungskünste verbessern würde.“
„Sicher“, antwortete Harry. Er winkte ihr in einer ‚Komm her‘ Geste zu. „Bring sie herein.“
Hermine stieß die Tür noch weiter auf und trat zur Seite, damit Agnes durch die Tür treten konnte. Es waren gerade mal drei Schritte getan, bevor sich Schweigen im Raum ausbreitete.
„Alle miteinander, das hier ist Agnes Worth.“ Schweigen traf ihre Bekanntmachung und in Hermine begann Panik aufzusteigen, als Luna zu ihrer Rettung eilte.
„Ich bin Luna Lovegood. Aber die meisten nennen mich Loony Lovegood.“
„Unglückliche Namensgebung. Die meisten glauben, dass ich nach einer bösen Hexe benannt bin.“ Agnes zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Was kannst du?“
Jemand im Hintergrund kicherte leise, ein Geräusch, welches vollkommen in Harrys Gebrüll unterging. „Bist du verrückt? Sie ist eine Slytherin. Oder ist dir nicht die Schlange auf ihrer Robe aufgefallen?”
Schweigen breitete sich aus. Hermine verengte ihre Augen zu Schlitzen und war bereit Harry gebürtig zu antworten, als Luna wieder das Wort ergriff. „Es ist ja nicht so, als ob wir unseren Häusern helfen könnten, Harry. Ich denke, du wärst ein ausgezeichneter Slytherin. Du passt sehr gut in das Haus.“ Ungeachtet von Harrys alarmierender Röte, lächelte Luna Agnes an, bevor sie das Thema wechselte. „Ist es wahr, dass ein gefangen genommener Muttlethump in den Gemächern von Slytherin lebt und versucht die Unvorsichtigen zu verschlingen?“
Agnes blinzelte verwirrt, eine Reaktion, die die meisten Menschen bei ihrer ersten Begegnung mit Luna zeigten. „Kann nicht behaupten jemals einen gefangen genommenen Muttlethump gesehen zu haben.“
Luna nickte klughaft. „Na ja, du bist nur eine Erstklässlerin. Vielleicht wartet es ja, bis es versuchen wird, dich zu verschlingen. Ich habe gehört, dass Muttlethumps, was das angeht, recht wählerisch sind.“
„Hermiiiiineeee!“
Es sah danach aus, als ob Harry seine Stimme wieder gefunden hatte. Und danach ging alles völlig daneben.
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Hermines Kopf pochte, der Schmerz war so grausam, als ob man einen Schraubstock zugezogen hatte. Sogar die Kopfschmerztranks, die sie nach dem Fiasko mit Harry zu sich genommen hatte, halfen nicht.
Sie glaubte noch immer, sein Schreien in ihren Ohren zu hören. Wer zum Kuckuck hätte denn auch ahnen können, dass eine Elfjährige so ein Chaos anrichten würde?
Im Nachhinein betrachtete, war sich Hermine sicher, dass sie die Situation vielleicht hätte besser handhaben können. Sie zuckte bei dem Gedanken an den besonders lauten Wortaustausch zusammen:
„Warum fragst du nicht gleich Malfoy, ob er uns beitreten will?“, schrie Harry.
„Vielleicht sollten wir das sogar tun“, schrie sie zurück.
Daraufhin war das Geschreie noch weitergegangen, bis überraschenderweise die Hufflepuffs in der Gruppe Harry an das Lied über Einheit des Sprechenden Hutes erinnerten und die Ravenclaws, angeführt von Anthony Goldstein, wiesen darauf hin, dass Du-weißt-schon-wer der Feind war, und nicht die Slytherins.
Harry war ein weniger guter Verlierer gewesen.
Nutzlos massierte sie ihre Schläfen. Zumindest ein Gryffindor hatte sich auf ihre Seite geschlagen oder es war nur ein Zug unter Jungen. Wie dem auch sei, Harry konnte dies nicht auf sich sitzen lassen und hatte nur widerwillig zugestimmt, Agnes mit aufzunehmen. Daraufhin hatte er die arme Agnes in eine entfernte Ecke gezogen, um dort an ihren Schildzaubern zu üben. Natürlich bedeutete dies nach Harry, dass er ihr nur einen sehr schwachen Zauber zeigte und sie anschließend mit Flüchen bombardiert hatte, während sie versuchte sie zu blocken. Sie musste nicht erwähnen, dass Agnes mehr als einmal zu Boden gegangen war.
Es mag vielleicht eine Feuerprobe gewesen sein, aber am Ende der Stunde konnte Agnes praktisch alles blocken oder allem ausweichen, was Harry in ihre Richtung warf.
Hermine, mehr als nur wütend und beschämt über Harry Verhalten, hätte dem schon fast ein Ende gesetzt, bis sie Agnes Gesichtsausdruck sah. Sie hatte ihre Augen kalkulierend und entschlossen zusammengekniffen, aber ein breites Grinsen umspielte ihre Lippen. Erst da verstand sie, selbst wenn Harrys es noch nicht begriffen hatte, dass Agnes gewonnen hatte.
Schon das hätte Hermine ermutigen sollen. Hausgemeinschaft war eine Realität, wenn auch nicht unbedingt eine freundliche. Stattdessen lag sie, geplagt von Schmerzen, hellwach und sich ziemlich sicher, dass irgendwo anders noch der andere Schuh fallen würde, auf ihrem Bett.
++++++
Auf seinem Bett hockend, beobachtete Ron Harry dabei, wie er in ihrem Zimmer, welches sie sich mit Neville, Dean und Seasmus teilten, auf und ab lief. Seit ihrer Rückkehr auf ihr Zimmer tat Harry nichts anderes, als herumzulaufen und sich, zu beschweren. Neville und Dean hatten Ron ein entschuldigendes Lächeln geschenkt, während Seamus nur genervt seine Augen verdreht hatte und die Drei, hatten sich in ihre Betten, mit zugezogenen Vorhängen, zurückgezogen und somit war einzig und allein Ron übrig geblieben, um sich Harrys Klagen anzuhören.
Ron wünschte sich, dass er sich ebenfalls hinter seinen Vorhang verstecken konnte. Vielleicht mit einem kleinen Schweigezauber, nur um ganz sicher zu gehen.
Harry drehte um, und ging zurück zur Tür. „Hufflepuffs? Was wissen Hufflepuffs schon davon, was es bedeutet eine Einheit zu bilden?“ Sechs Schritte weiter und er wirbelte herum, nur um wieder zurück zum Fenster zu laufen. „Und Goldstein? Wer ist er schon, dass er mir sagen kann, wer der Feind ist? Ich habe den gottverdammten Feind getroffen.“ Eine weitere Drehung, noch mehr Schritte und das Ganze fand wieder seinen Anfang.
Ron hatte genug davon. Und Hermine hatte schon lange genug davon, wenn ihre schrille und hitzige Auseinandersetzung mit Harry nur ein Hinweis darauf war.
Nach dem Auftauchen der Auroren hatte Ron gehofft, dass Harry wieder zu dem alten Harry Potter zurückfinden würde, der Harry Potter, an den er sich erinnerte.
„Und was ist nur mit Hermine los? Einfach einen Slytherin zum DA Treffen zu bringen? Was hat sie sich nur dabei gedacht?“
Und genau in diesem Moment entschied Ron, dass er genug hatte. „Willst du wissen, was sie sich dabei gedacht hat?“ Ungeachtet ihrer schlafenden Zimmerkameraden schlug Ron seine Decke zurück und sprang aus seinem Brett, um direkt vor Harry zum Stehen zu kommen. „Sie dachte, dass du zu einem absoluten Vollidioten geworden bist.“
„Ich … ich bin zu--“, stotterte Harry zusammenhangslos.
Ron ging ihm dazwischen. „Nein, du hast recht. Kein absoluter Vollidiot. Du bist zu einem grenzenlosen, verdammten Vollidioten geworden. Denkst du etwa, dass wir es nicht wissen?“
Harry Gesicht erbleichte. „Ihr wisst was?“, verlangte er zu wissen.
„Wir sind deine Freunde, du Hornochse! Wir wissen von dem Buch. Wir wissen, was du tust. Wir wissen von den dämlichen Dunklen Künsten und wir wissen, dass das, was auch immer du mit dem Buch machst, es dich in eine komplette Nervensäge verwandelt.“
Die Farbe schoss zurück in Harrys Gesicht. „Du weißt überhaupt nichts.“
„Tue ich nicht? Tu ich nicht? Wer glaubst du denn hat dir die ganze Zeit den Rücken freigehalten? Wer glaubst du hat dich bei allen entschuldigt, wenn du jemanden mal wieder den Kopf abgebissen hast? Und wer glaubst du hat dich die ganze Zeit verteidigt?“
„Ich muss von niemandem verteidigt werden. Ich habe es unter Kontrolle.“
Ron lachte. „Ja? Unter Kontrolle. Das erklärt dann ja wohl auch, warum du heute eine Erstklässlerin fertigmachen wolltest.“
Harry brüllte: „Sie ist eine Slytherin.“
„Sie ist nicht deine Feindin!“, schrie Ron zurück. „Voldemort ist es. Und verdammt noch mal, ich hasse es seinen Namen zu sagen.“
„Glaubt du etwa das, weiß ich nicht? Ich tue schon alles, um ihn zu bekämpfen. Und wenn die Zeit gekommen ist, diesen Mistkerl umzubringen, dann werde ich auch das tun.“
„Mit dem Avada Kadavra?“
„Ja!“
Ron verschränkte seine Arme und trat einen Schritt vor.„Erzähl mir noch einmal, was die Prophezeiung besagt“, verlangte er.
"Ron ... "
„Sag es mir!“
Harry starrte ihn eine ganze Weile an. Dann wiederholte er die Prophezeiung, spukte die Worte aus, als ob sie einen schmutzigen Beigeschmack hätten. „Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ... und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt ...“
„Halt.“
„Jetzt komme mir nicht so“, knurrte Harry. „Ich dachte, du wolltest sie hören.“
„Nein, ich wollte, dass du sie hörst. Und es ist offensichtlich, dass du schon wieder das Wesentliche übersiehst. Aber er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt. Lass uns diesen Teil noch einmal wiederholen. Eine Macht, die der Dunkle Lord nicht kennt.“ Ron verstummte und wartete erwartungsvoll auf Harry, aber als Harry ihn lediglich weiterhin anstarrte, warf Ron geschlagen seine Arme in die Luft. „Wie bitte schön soll der Todesfluch eine Macht sein, die er nicht kennt? Ich stell jetzt einfach nur mal eine Vermutung an, aber ich denke, dass ihm dieser Fluch ziemlich vertraut ist.“
Harry Blick war hart, grüne Augen funkelten und die blitzartige Narbe stach rot auf seiner Stirn hervor, als er durch zusammengepresste Zähne knurrte. „Du hast absolut keine Ahnung.“
„Ja, nun, im Moment würde ich sagen, dass ich mehr als du weißt. Ich bin immerhin nicht so dumm und spiele mit den Dunklen Künsten herum.“
Plötzlich lag Harrys Zauberstab in seiner Hand. Ron, ohne Zauberstab, lediglich gekleidet in seinem Schlafanzug, starrte zurück, wich keinen Schritt aus, bis Harry herumwirbelte und angespannt zur Tür stampfte.
„Ja genau. Hau ab und schmoll ne Runde. Schon wieder!”, schrie er Harry hinterher.
Eine zuschlagende Tür war Rons einzige Antwort.
Ron warf seinen Kopf zurück und knurrte frustriert auf.
Ein leises Husten hinter ihm ließ Ron herumwirbeln und er griff nach dem Zauberstab, den er nicht trug. Drei sehr besorgte und irgendwie verängstigte Zimmerkameraden starrten ihn an, alle eingerahmt von ihren jeweiligen Vorhängen. Er schenkte ihnen ein verlegenes Lächeln. „Ich nehme nicht an, dass ihr eventuell…“
„Nein“, unterbrach Dean ihn, „das denke ich nicht, Mann.“
Er fuhr mit einer Hand durch seine Haare und fragte sich, was er jetzt tun sollte.
„Ron?“
„Ja, Neville?“
„War das eine echte Prophezeiung?“
Mit einem Seufzen drehte sich Ron müde zu seinem eigenen Bett um und kletterte hinein. „Es war eine echte Prophezeiung.“
Neville schwieg, als er diese Informationen verdaute. „Ich bin auch im Juli geboren“, sagte er langsam. „M-Meine Eltern haben Du-weißt-schon-wen dreimal besiegt. Beim letzten Mal sind sie … da sind sie …“
„Ich weiß, Neville“, antwortete Ron, damit er es nicht aussprechen musste.
„Ich hätte es auch sein können.“ Die wenige Gesichtsfarbe, die Neville noch besaß, schwand nun völlig. „Warum bin ich es nicht? Bist du dir sicher, dass ich es nicht bin?“
Ron ließ sich zurück auf sein Kissen fallen und atmete verzweifelt aus. „Du bist es nicht, Neville. Es ist Harry. Und warum er dich nicht ausgesucht hat … nun, da bin ich mir nicht sicher, aber ich kann dir sagen, was Hermine mir erzählt hat, als ich sie danach gefragt habe. Sie meinte, dass Du-weißt-schon-wer ein absolut, arroganter Idiot ist und er hat Harry ausgesucht, weil er genau wie Harry ein Halbblut ist.“
Seamus, der bis dahin nur mit aufgerissenen Augen fasziniert zugehört hatte, ergriff schließlich das Wort. „Du-weißt-schon-wer ist kein Halbblut.“
„Er ist ein Halbblut, da sein Vater Muggel war.“ Ron verdeckte seine Augen und fragte sich, wie er in diese Unterhaltung hineingeschliddert war.
++++++
Harry stürmte die Treppe von seinem Zimmer zum Gemeinschaftsraum hinunter. Was fällt Ron eigentlich ein, mich zu hinterfragen? Was fällt ihm überhaupt ein mir eine Predigt zu halten, als ob ich irgendein dummes, kleines Kind wäre? Ich bin Voldemort vier Mal begegnet und viermal habe ich ihn bekämpft.
Was weiß Ron schon? Er war ja nicht derjenige, auf den sie alle zählten. Er schlief abends nicht ein und wachte von Albträumen auf, in denen Todesser die folterten und umbrachten, um die man sich sorgte.
Alles, was er je getan hatte. Alles nur für sie. Undankbarer Mistkerl.
Harry warf sich auf die Couch vor dem Kamin, seine Hand umklammerte noch immer seinen Zauberstab.
„Es muss der Todesfluch sein“, sagte er in den leeren Raum. „Er muss es einfach sein.“
++++++
Zwei Tage nach der Schlacht von Agnes, wie Hermine es in ihrem Kopf nannte, hatte sich Harry noch mehr zurückgezogen und sprach weder mit ihr noch mit Ron. Ron hatte sich geweigert es ihr zu erklären, er hatte ihr nur gesagt, dass er Harry etwas mitgeteilt hatte, was er nicht hören wollte.Aber abgesehen von den finsteren Blicken und seinem Schweigen, hatte er nichts gesagt, als Agnes bei ihrem nächsten Treffen wieder mit dabei war.
Natürlich war sich Hermine ziemlich sicher, dass das Mädchen für ihn nur ein Nebenärgernis war. Harrys Hauptaugenmerk lag auf Ron, was Hermines Neugier auf das, was Ron wohl zu ihm gesagt hat, nur wachsen ließ. Was sie anging, ignorierte Hermine ihn eigentlich und konzentrierte sich stattdessen auf die Zauberbücher, die ihr gegeben worden waren. Sie war nicht dumm und wusste, dass sie irgendwas Wichtiges in diesen Büchern finden sollte. Jetzt war sie sich allerdings fast sicher, dass sie es gefunden hatte.
Bindungszauber, erkannte sie, wurden weit verbreitet eingesetzt, aber ihnen wurde in der Zauberwelt nur sehr wenig Interesse gezollt. Es waren die Bindungszauber, die die Dinge in der Zauberwelt miteinander verbanden, wie zum Beispiel der Magische Rundfunk, das Flohnetzwerk und sie erlaubten, den Porträts zwischen den Gemälden hin und her zu wandern. Sie fand es recht faszinierend und ihr waren bereits vier Möglichkeiten eingefallen, wie sie die Verfolgungszauber, die das Ministerium auf ihre Zauberstäbe legte, austricksen konnte, ohne gleich das Ministerium zu alarmieren. Das Einzige, was jetzt noch übrig blieb, war es die Jungen davon zu überzeugen ihr bei ihrer Theorie zu helfen. Sie hoffte, dass wenn sie etwas gegen die Auroren ausheckten, es Ron und Harry wieder zusammenbringen würde.
Sie ignorierte ihr halb gegessenes Mittagessen und machte sich stattdessen weitere Notizen, wie sie den Zauber, den sie gerade erschuf, noch verfeinern konnte.
„Mr. Potter, Miss Granger, Mr und Miss Weasley, bitte kommen Sie mit mir mit.“
Überrascht blickte Hermine auf und sah neben sich eine angespannte Professor McGonagall an ihrem Gryffindortisch stehen. Ein schneller Blick in Harry und Rons Richtung sagte ihr nur, dass die beiden genauso überrascht waren. Ginny zuckte flüchtig mit den Schultern, um zu zeigen, dass sie ebenfalls nicht wusste, was dies zu bedeuten hatte.
„Okay, Professor“, sagte Ron.
Schnell sammelte sie ihre Sachen zusammen und folgte den anderen, als sie bemerkte, dass Professor Sprout mit Susan Bones sprach. Erstaunt erkannte sie, dass sie alle zusammen die Große Halle verließen und sich auf den Weg zum Wasserspeier vor den Gemächern des Schulleiters machten. Sie wollte die Professorin fragen, was los war, aber McGonagalls Gesichtsausdruck ließ sie verstummen. Etwas stimmte überhaupt nicht.
„Blutige Lutscher“, sagte McGonagall. Als die Wendeltreppe sichtbar wurde, wollte Ron schon hinaufgehen, aber McGonagall hielt ihn zurück, bis Professor Sprout mit einer verwirrten Susan Bones auftauchte. Als sie dann alle zusammenstammen waren, wurden sie die Treppe hinauf gescheucht.
++++++
Hermine war sich nicht sicher, warum sie hier war. Wenn sie jemand gefragt hätte, dann glaubte sie noch nicht einmal, dass sie genau sagen konnte, wie sie überhaupt hier hergekommen war. Sie hatte ihrer Umgebung keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt und war einfach einen Schritt vor den anderen gestolpert und hatte sich von ihren aufgewühlten Gefühlen leiten lassen.
Sie war aus dem Gryffindorturm geflohen, als sie die erdrückende Hilflosigkeit von Harry und Ron gespürt hatte. Sie wusste, dass sie hätte bleiben sollen. Harry ging es jetzt noch schlechter als zuvor und Ron war genauso hilflos, gefangen in seinen eigenen Gefühlen. Ginny hatte seit den Neuigkeiten nicht mehr aufgehört zu weinen. Aber sie musste einfach verschwinden. Sie musste mit ihrer eigenen Wut und Trauer umgehen. Also war sie abgehauen und hatte sich noch nicht einmal nach Ron umgedreht, als er ihr nachgerufen hatte.
Obwohl sie nicht wusste, wie genau sie hier hergekommen war, war sie dennoch nicht überrascht letztendlich vor Snapes Bürotür zu stehen.
Als sich die Tür öffnete, sagte er kein Wort, sondern winkte sie nur herein. Dort stand sie dann mit ihren Armen um ihren Körper geschlungen in der Mitte des Raumes und starrte hinab auf die grauen Bodensteinplatten. Jetzt wo sie hier war, wusste sie nicht so recht, was sie als Nächstes tun sollte. Was tat man schon in solch einer Situation?
„Ich weiß nicht …“ Die Worte so leise gesprochen, dass sie nur ein Hauch eines Flüstern waren, entflohen ihren Mund, bevor sie es zurückhalten konnte.
Snape hatte sich vor ihr gegen seine Schreibtischkante gelehnt. „Sie wissen … was nicht, Miss Granger?“
Blinzelnd, um die Tränen, die ausbrechen wollten, zu unterdrücken, schaute sie zu ihm auf. Sie wusste, was Snape von Tränen hielt und sie wollte ausgerechnet vor ihm nicht weinen. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
Da seufzte er, ein gequälter Blick zeichnete sein Gesicht, bevor sich seine gewohnte gleichgültige Maske erneut über sein Gesicht legte. „Setzen Sie sich, bevor Sie noch umfallen.“ Die Worte waren grob, aber die Hand, die ihren Ellbogen umfasste, um sie zum Stuhl zu führen, war warm und sicher. „Man hat es Ihnen gesagt.“
„Dumbledore hat uns alle in sein Büro gerufen. Er wollte … wollte es uns sagen, bevor es morgen im Propheten stehen würde.“
„Potter und Mr und Mrs. Weasley?“
„Harry ist--“ Sie schüttelte mit dem Kopf, unsicher, wie sie Harry erklären sollte. „Ron und Ginny sind verängstigt und wütend … und … wussten Sie es?“
„Nein“, seufzte er erneut. „Ich bin genauso der Spion des Dunklen Lords wie der von Dumbledore. Es wäre verrückt gewesen mich mit solch einer wichtigen Information zu betrauen.“
Ruckartig nickte sie. „Dumbledore hatte … würde keine Einzelheiten weitergeben. Sie haben gesagt …Sie haben gesagt, Sie würden mir die Wahrheit sagen.“
„Sind Sie sicher, dass Sie die Wahrheit wissen wollen? Wird es Ihnen helfen, die Umstände zu verstehen?“
„Ja“, sagte sie, schüttelte dann aber mit dem Kopf. „Nein. Ich weiß es nicht. Ich … ich muss es einfach wissen.”
Er betrachtete sie einen langen Moment, bevor er zum Sprechen ansetzte. „Unsere Quellen innerhalb des Ministeriums berichten, dass die Auroren diesen Morgen Arthur Weasley auf seiner Arbeit mitgenommen haben. Molly war im Fuchsbau gewesen, als man sie geholt hat. Keiner von beiden hatte sich gewehrt, sie haben noch nicht einmal verstanden, was mit ihnen passierte, bis es dann zu spät war. Sie wurden verhaftet und des Verrats mit dem Dunklen Lord in Bunde zu stehen, beschuldigt. Beide wurden bis zu ihrer Verhandlung nach Azkaban gebracht.“
Die Worte trafen Hermine wie ein Schlag in ihre Brust und die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Snapes Worte waren nüchtern und kompromisslos, so anders als die abgerundeten und bedeutungslosen Worte des Trostes von Dumbledore. Zitternd atmete sie ein, als sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Und …“, keuchte sie.
Snape zögerte erneut und Hermine kämpfte damit nicht die Kontrolle zu verlieren und blickte ihn direkt an. Was auch immer er in ihrem Blick gesehen haben musste, überzeugte ihn, denn schließlich fuhr er fort. „Lupin war nicht so überrascht. Als die Auroren kamen, wehrte er sich. Da er ein gelisteter Werwolf war, gingen sie auf Nummer sicher und … wandten härtere Methoden an.“
„Sie haben ihn umgebracht.“
„Ja.“
Wieder ein ruckartiges Nicken. „Die a-anderen?“
Snapes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, sein Blick verfinsterte sich. Sie hatte das Gefühl, das er es ihr genauso wenig erzählen wollte, wie sie es hören wollte. „Charlie Weasley ist sicher in Rumänien, aber die Grenzen sind geschlossen und die Auroren halten Ausschau nach ihm, so wird es ihm zumindest nicht auf dem herkömmlichen Weg möglich sein, wieder zurück nach England zu kommen. Bill Weasley befand sich im Untergrund von Gringotts, als sie kamen. Den Auroren war es unmöglich ihn zu finden und die Goblins waren wenig hilfreich. Die Schatzkammern in Gringotts sind riesig und gleichen einem Labyrinth. Wenn Weasley nicht gefunden werden will, dann wird man ihn auch nicht finden. Und da die Goblins noch nie große Anhänger des Ministeriums waren, werden sie kaum bei der Suche helfen.“
„Das ist gut“, flüsterte sie und umklammerte jede Hoffnung, die noch greifbar war.
Snape schüttelte nur mit dem Kopf. „Die Auroren werden weiterhin ihre Augen offen halten. Wenn er auftaucht, werden sie ihn schnappen. Er ist genauso gut gefangen, als wenn er in Azkaban sitzen würde.“
„Was ist mit den Zwillingen? Professor Dumbledore meinte, dass er nichts wüsste.“
„Die Weasley Zwillinge wurden gewarnt, obwohl niemand weiß, von wem.Als die Auroren ihren Arbeitsplatz stürmten, war alles durchstöbert und leer geräumt. Im Moment weiß niemand, wo genau sie sich aufhalten.“
Hermine schlang ihre Arme noch fester um sich, ihre Hände waren zu Fäusten geballt, um das Zittern zu unterdrücken. „Danke. Dass Sie es mir gesagt haben. Dass--” Die Worte versanken in einem Schluchzen und die Tränen, die sie so verzweifelt zurückgehalten hatte, fanden nun ihren Weg über ihre Wangen. Unsicher stand Hermine auf und sie drehte sich blind zur Tür herum, hoffend, dass sie den Raum verlassen konnte, bevor sie vollkommen die Kontrolle verlor.
Sie schaffte gerade mal zwei Schritte, bevor sie mit Snape zusammenstieß, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. Reflexartig vergruben sich ihre Hände in seinen Roben, und als sie nicht augenblicklich zurückgestoßen wurde, klammerte sie sich nur noch fester an ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf.
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