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Pet Project - Verleugnung

von Xaveria

Heute war schlimm gewesen. Schlimmer als schlimm. Er hatte das Bild in seinen Kopf zu lange aufrechterhalten. Er wusste es besser. Wusste, was es ihn kosten würde, aber er hatte keine Wahl gehabt.

Der Angriff auf das Zaubereiministerium am Abend zuvor. Welch sinnloser Tod und unsinnige Zerstörung.

Und der Dunkle Lord hatte es so genossen, ihn wieder einmal an seiner Seite zu haben. Das Lieblingskind, welches Stück für Stück Gerüchte verbreitete, Anspielungen machte und Wahrheiten verkündete. Immer die Lügen zwischen der Wahrheit verpacken, damit die Lügen leichter über die Lippen kamen.

Ein weiterer Schauer erfasste ihn, aber ob es vor Ekel oder Kälte war, das wusste er nicht mehr.

Und die wichtigste Wahrheit war verpackt in einer schönen Lüge über die Prophezeiung. Wie gierig der Dunkle Lord diese geschluckt hatte. Genau wie Nagini ihre Ratten verschlang – Kopf, Fell, Knochen und Schwanz.

Die Phantomkälte erstarrte seine Knochen. Als er seine Augen schloss, sah er nur einen endlosen, vereisten See. Keine Wahl. Keine Zuflucht. Keine Hilfe oder Hoffnung.

Bei seiner Rückkehr an die Schule schwirrten schon überall die Auroren herum. Stocherten mit Legilimentik in seinen Gedanken. Zwangen ihn dazu Veritaserum zu trinken. Er schnaubte leise. Er war ein Zaubertränkemeister und diente sowohl dem Dunklen Lord als auch Albus Dumbledore… als ob diese Drohne aus dem Ministerium hinter das blicken konnte, was er sie sehen lassen wollte.

Er ballte seine Hand zu einer Faust, um das Zittern zu unterdrücken. Sie hätten ihn stattdessen betrunken machen sollen. Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal so richtig betrunken gewesen war. Er schnaubte erneut. Feuerwhisky, der großartige Ausgleich.

Warum konnte er den See nicht auftauen? Zu lange. Er war zu lange verschwunden gewesen. Er konnte das Eis nicht brechen.

Es war das Geräusch, welches ihn einholte – ein leises Nachluftschnappen, wo eigentlich gar kein Geräusch sein sollte.

Wie ein Geist war sie aus der Dunkelheit erschienen, verschwand immer wieder im flackernden Licht. „Sind Sie echt?“, fragte er, unsicher, ob er sie sich in seiner Verzweiflung nicht einfach nur einbildete. Es war immerhin möglich, dachte er, als er von einem weiteren Zittern erfasst wurde.

„Sie haben nur …“ Er runzelte seine Stirn, als er ihre Zehen unter ihrem Nachthemd hervorblitzen sah. „Sie sind barfuß und tragen nur Ihr Nachthemd. Schon wieder.“

Unschuldig. Wie sie mit diesen schimmernden Augen auf mich herabblickt und … in dem tiefsten Schmutz herumstochert. Wenn ich meine Hände auf sie legen würde, würde … NEIN! Gewaltsam verdrängte er diese Gedanken und vergrub sie tief unter dem Eis.

Dunkle Magie. Schwarze Magie. Alles außer Kontrolle. Sie verdrehten seine Gedanken.

Er seufzte, das Geräusch kam aus den Tiefen seines Seins. Mit einer Handbewegung flog sein Umhang in ihre Richtung und landete vor ihren Füßen.

Severus vergrub erneut seinen Kopf. Er versuchte sie wegzuschicken, versuchte das Richtige zu tun. Da musste er fast lächeln. Wer war er, um überhaupt über Richtigkeit nachdenken zu dürfen?

„Kehren Sie in Ihren Turm zurück, Miss Granger.“ Wo all die unschuldigen Prinzessinnen sein sollten.

Er hörte das Rascheln seines Umhangs, wartete darauf, dass sie verschwand. Er war sich sicher, dass sie verschwinden würde, wie es auch schon alle vor ihr – von Albus bis Arrosa Alverez – schon immer getan hatten, wenn er es ihnen gesagt hatte.

Was sie auch hätte tun sollen. Was die unschuldige Prinzessin im Turm immer tat.

Es hätte ihn wirklich nicht überraschen sollen, als er hörte, wie sie neben ihm die Wand hinab rutschte, um sich neben ihn zu setzen. Er hatte vergessen, dass Hermine Granger keine Prinzessin war.

Er rührte sich nicht, sondern knurrte nur: „Mädchen-“

„Rink hat mich hierher gebracht“, unterbrach sie ihn. „Er dachte, dass Sie mich brauchen.“ Sie zögerte, fügte dann aber hinzu: „Ich glaube, dass Sie mich brauchen.“

„Brauchen?“, schnaubte er verächtlich. „Ich brauche keine Hilfe. Kein Zaubertrank oder Salbe, keiner von Alverez Heilungszauber kann mir helfen.“ Tu nicht so, als ob du es wüsstest, Prinzessin.

Aber sie hakte nicht nach und er bat sie nicht, noch einmal darum zu verschwinden. Schweigen breitete sich aus und Severus konzentrierte sich auf die Schauer, die seinen Körper erfassten. Stille war schön. Er konnte mit Stille leben, nur mit den leisen Atemzügen einer weiteren Person, dass er wusste, dass er nicht alleine war, selbst wenn er nicht den Mut besaß, sie anzusehen.

Bis sie sich bewegte … erschreckende Wärme brannte durch seinen Arm, als sie ihn berührte. Sein gesamter Körper spannte sich an.

„Granger…“ Seine Stimme war gefüllt mit Warnung.

„Ihnen ist kalt.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, erfasste sie beide ein großer Schauer.

Er legte seinen Kopf zurück gegen die Wand. „Sie können die Kälte fühlen …“ Er verstummte, bevor er flüsterte: „Natürlich können Sie das, weil mir noch nicht einmal dieses Stück Privatsphäre gegönnt ist.“ Lauter sagte er dann: „Entschuldigen Sie. Aufgrund unserer Affinität ist es mir nicht immer möglich, es auszuschalten und ich war bisher nicht in der Lage gewesen … meine Routine durchzuführen.“ Zu lange. ch hätte das Eis schon vor Stunden durchbrechen sollen.

Er atmete tief durch, konzentrierte sich auf das Bildnis in seinem Kopf, verengte seinen Blick, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Sie können jetzt gehen.“ Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren so kalt, wie die schwarze Szenerie vor seinen Augen.

„Hören Sie auf“, flüsterte sie und schockte ihn nur noch mehr, als sie nach seiner Hand griff. Ihre Finger fuhren durch seine, und sie legte ihre andere Hand leicht auf seinen Handrücken. „Ich kann Ihnen nicht zu ihrer normalen Routine verhelfen, aber ich weiß, dass ein Abtrennen der Verbindung nicht dasselbe ist, wie das Problem zu lösen.“ Sie drückte leicht seine Hand. „Das wird es lösen.“

Er nahm denselben Ton an, als er sprach. „Das ist mehr als nur unangebracht.“ Grundgütiger Merlin, schütze mich. Ich kann das nicht.

Aber er zog seine Hand nicht zurück. Konnte sich nicht von der Hitze, die sie ausstrahlte, von der Sanftheit ihrer Hände, die seine umschlungen hielten, abwenden.

„Sie wollten wissen, warum ich in Gryffindor bin.” Sie lachte leise, das Geräusch glitt seine Nerven entlang.

„Vielleicht ja, weil niemand sonst so--“

„Dumm sein würde“, antwortete er.

Sie zuckte mit ihren Schultern neben ihm, als noch mehr Hitze ihren Körper verließ. „Ich wollte eigentlich tollkühn sagen.“

Tollkühn. Töricht. Wahnsinnig.

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Hermine rieb weiterhin seine Hand, die Bewegungen waren sanft und langsam und er konnte nicht anders, als sich in ihrer Berührung zu wärmen. Wann hat mich zuletzt jemand berührt, nur um mich zu trösten? Er war schwach. Er wollte sie fortschicken, aber dazu fehlte ihm die Kraft.

„Sie waren dort gewesen“, sagte sie und fügte dann hinzu: „Im Ministerium.“ Als ob es irgendwelche Zweifel daran gab, wo er gewesen war.

Jetzt wird sie verschwinden. Aber er hatte ihr versprochen die Wahrheit zu sagen, also antwortete er seufzend. „Ja.“

„Das tut mir leid.“

Jetzt war er an der Reihe mit den Schultern zu zucken. Das Reiben seiner Schulter gegen ihre war ihm mehr als unangenehm.

„Die Auroren?“

Er lächelte leicht in die Dunkelheit des Raumes, als er sich an die Auroren und ihre steigende Frustration mit ihm erinnerte. „Haben einige erfolglose und frustrierende Stunden damit verbracht, mich mit verschiedenen Methoden zu befragen.“

Ihr Griff festigte sich bei seinen Worten und er brauchte einen Moment, um zu verstehen, das sie nur versuchte ihn zu beruhigen. Nach einem Augenblick des Zögerns drückte er leicht zurück. „Sie konnten mir nichts anhängen. Meine … Aufgaben im Ministerium lagen wo anderes.“ An der Seite des Dunklen Lords. Nicht zurückverfolgbare Zaubertränke. Unbekannte Zauber. Severus war schon zu lange Spion, um überhaupt irgendwo irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Kein Prior Incantato würde ihn jemals finden.

„Oh.“

Er hörte keinerlei Verachtung in ihrer Stimme, also fuhr er fort.„Der Dunkle Lord weiß jetzt von der gesamten Prophezeiung und Potters Rolle darin.“

„Oh“, sagte sie erneut.

Lange Minuten verstrichen und langsam entspannte er sich gegen die Wand und ignorierte die Warnungen seines ramponierten Bewusstseins.

„Sie sind schon wärmer.“

Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf sein Bild. Das Ufer des Sees war vom Eis befreit, wenn auch das Zentrum noch immer vereist war. Er konzentrierte sich, zwang sich dazu sich zu entspannen und die Mauern schmolzen dahin. „Geringfügig.“

Wieder breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus.

„Ich halte eine Wiederholungsklasse in Zaubertränke.“

Unsicher, ob von ihm eine Antwort erwartet wurde, wartete er einen Moment, bevor er erwiderte: „Sie hatten auch schon letztes Jahr eine. Mr. Longbottom und noch jemand.“

„Colin Creevey“, identifizierte sie die andere Person.

„Unter den Lehrern ging das Gerücht um, dass Sie auch dieses Jahr wieder eine halten würden.“

Noch mehr Anspannung und die Kälte verließen unter diesem belanglosen Gerede endlich seinen Körper.

„Das war dann wohl Colin. Er hat ein paar Leuten von dem Kurs erzählt. Die haben es dann weiteren Leuten erzählt. Nicht, dass es ein Geheimnis war, wir haben einfach nur nicht drüber geredet. Ursprünglich war es so oder so nur für Neville gedacht gewesen.“

Er ahnte, worauf dies hinauslief. „Und es ist aus dem Ruder gelaufen.“

„Wie eine Kletterpflanze“, antwortete sie reuevoll.

„Sie müssen angemessene Arbeit geleistet haben. Die Herren Longbottom und Creevy haben sich merklich verbessert.“

Sie lachte leise, ihre Schulter stieß bei jeder Bewegung gegen ihn. „Im Grunde haben Sie die ganze Arbeit geleistet.“

Das überraschte ihn. „Ich?“, fragte er.

„Ich habe Ihren Unterricht gehalten, mitsamt des gefürchteten Zaubertränkemeister.“ Wie das? Als ob sie seine Gedanken gehört hätte, sagte sie: „Ich habe Sie verkörpert.“

„Verkörpert?“ Sie konnte nicht ernsthaft das meinen, was er dachte, was sie meinte.

„Kleidung, Haare, Augen… Verhalten.“

Andererseits konnte sie es vielleicht doch.

Schweigen breitete sich erneut zwischen ihnen aus. Es war ein Maß seiner Müdigkeit, dass das Einzige, was ihm dazu einfiel, folgende Worte waren: „War Mr. Longbottom zumindest angemessen eingeschüchtert?“

Wieder lachte sie und noch mehr Wärme breitete sich in ihm aus. „Ja.“

„Und die derzeitige Klasse?“

„Ich habe ihnen bisher Ihren Doppelgänger noch nicht vorgestellt. Ich war mir nicht sicher, da es jetzt mehr Schüler sind. Aber, na ja, Zaubertränke ist ohne Sie eben kein Zaubertränke.“

„Ich bin mir sicher“, antwortete er trocken, da er die Wahrheit seiner Worte kannte, „dass es da die gibt, die dies für einen Segen halten.“ Aber jetzt stieg auch die Neugier in ihm auf. „Zeigen Sie es mir“, sagte er.

Sein Wunsch überraschte sie. „Wie bitte?“

„Zeigen Sie es mir.“

„Das kann ich nicht.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Rink hat mir keine Möglichkeit gelassen meinen Zauberstab mitzunehmen, bevor er mich hierher gebracht hat.“

Er zögerte nicht, obwohl sein Unterbewusstsein ihn warnte. Er bot ihr seinen Zauberstab an. „Zeigen Sie es mir“, wiederholte er.

Langsam löste sie ihre Hände von der seinen und er sagte sich bestimmt, dass er nicht ihre warme Berührung vermisste. Ihre Hand zitterte nur leicht, als sie seinen Zauberstab nahm und sich aufrichtete. Ihr Blick weigerte sich den seinen zu treffen und sie trat ein paar Schritte zurück, bevor sie den Zauber vollführte.

Er war sich nicht sicher, was er erwartet hatte – irgendeine Karikatur seiner selbst vielleicht, aber sicherlich nicht dies. Es war ein ganz besonders eleganter Zauber, selbst er erkannte das. Severus starrte auf sein verdrehtes Ebenbild, welches nur Grangers Gesicht trug, die ihn erwartungsvoll anstarrte.

„Es tut--“

Sie war er – schwarzes Haar, schwarze Augen und sie trug noch immer seinen Umhang. Es begann ganz klein und tief in seinem Bauch. Er spürte bereits das Zucken seiner Mundwinkel. Er kämpfte darum es zu kontrollieren, atmete tief durch seine Nase ein. Doch es nützte nichts. Auf einmal verlor er seine Kontrolle, Gelächter brach aus ihm heraus. In seinem Inneren spürte Severus, wie das Eis gänzlich dahin schmolz.

Das Lachen war schwer und unerwartet und war betupft mit nicht gerade wenig Hysterie, aber es war ihm egal. Und jedes Mal, wenn er dachte, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, fiel sein Blick auf Granger, wie sie dort in Schwarz gekleidet vor ihm stand und ihn mit einer Mischung aus Sorge und Schrecken anstarrte.

Nach dem zweiten Versuch sich wieder zu fangen, schien sie zu verstehen, was ihn jedes Mal aus der Fassung brachte und mit einem Schwung des Zauberstabs, war sie wieder sie selbst.

Sie jetzt natürlich zu sehen, wie sie in dem viel zu großen Umhang vor ihm stand, eine nackte Zehe hervorlugte, verlor er sich erneut. Es dauerte einige Minuten, bevor er sich genug unter Kontrolle hatte, um sie anzusehen.

Er atmete einmal tief durch und wischte sich die Tränen von seinen Wangen. „Ich sollte Sie von der Schule verweisen.“

Ihre Augen, die sie bereits schon aufgerissen hatte, wurden noch größer.

„Aber das werde ich nicht. Hauptsächlich deshalb nicht, weil ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich es erklären soll. Respektlosigkeit … Verspottung, sie beginnen noch nicht einmal annähernd das Ausmaß Ihrer Taten“, er gestikulierte in ihre Richtung, „zu beschreiben.“

Sie verdrehte ihre Hände in seinen übergroßen Ärmeln. „So war das nicht.“ Sie schlurfte ein paar Schritte vor und kniete sich vor ihm. „Ich wollte nicht--“ Sie verstummte und ihr ernster Blick verwandelte sich in einen verzweifelten. „Sie machen sich über mich lustig.“

Er lächelte nur ganz leicht. „Es erschien mir nur gerecht.“

Als sie sich zurücksetzte, wog er ab, ob er aufstehen sollte. Seine Position war wohl wenig schicklich, aber wenn er ehrlich war, war er sich nicht sicher, ob er nach dem heutigen Abend noch viel Würde übrig hatte. Und sie vor sich sitzend zu sehen, war auf jeden Fall angenehmer, als sie neben sich zu spüren. Wo sie ihn berührte.

„Geht’s Ihnen gut?“ Sie streckte ihre Hand aus, aber berührte ihn nicht. Vielleicht hatte auch sie erkannt, dass dieser Augenblick jetzt verstrichen war. Aber die Sorge war noch immer sichtbar in ihrem Blick zu lesen und war genauso beständig und warm auf seiner Haut, wie ihre Berührung.

„Mir geht es …gut.“

„Was war--“

Mit einem Kopfschütteln stand er auf. „Ein anderes Mal. Ich werde es Ihnen ein anderes Mal erklären. Zeigen Sie es mir noch einmal.“

Sie betrachtete ihn zweifelnd, aber folgte seinem Wunsch.

Er begutachtete sie und wie sie von dem Zauber eingehüllt wurde. Seine Lehrerrobe, die gerade noch viel zu groß an ihrem zierlichen Körper hing, passten ihr nun perfekt. Dicke Stiefel vergrößerten sie noch einmal. Er bemerkte, wie sich ihre Haltung leicht verändert hatte – ihre Beine waren leicht gespreizt und ihr Oberkörper gerade aufgerichtet.

Es amüsierte ihn zu sehen, dass sie ein leicht herablassendes Lächeln trug. Obwohl er dachte, dass der Tumult ihrer schwarzen Locken ihr eine weniger böse Ausstrahlung verlieh, als sein eigenes, lebloses Haar.

Im Wesentlichen war es perfekt, bis hin zu den silbernen Knöpfen mit den eingravierten Schlangen.

„So haben Sie die Klasse gehalten?“

Der böse Blick verflüchtigte sich. „Habe ich.“ Zögernd biss sie auf ihre Lippe und fügte hinzu: „Sie nennen mich Professor Granger-Snape.“

Er schnaubte. „Natürlich tun sie das.“ Er umkreiste sie. „Wie hätten sie Sie auch sonst nennen sollen … Professor.“

Sie wirbelte zu ihm herum, ihr Umhang … sein Umhang … legte sich um sie. Er biss sich auf die Innenseite seiner Wange, um nicht zu grinsen. Grinsen war nicht angebracht, um sein Ansehen aufrechtzuerhalten. Selbst wenn er sich noch nicht einmal mehr sicher war, ob er, was sie betraf, überhaupt noch ein angemessenes Ansehen besaß.

„Sie machen sich schon wieder über mich lustig.“

„Ganz im Gegenteil, Granger, um die Wahrheit zu sagen, bin ich sogar recht verwirrt. Ich weiß nicht, ob ich amüsiert oder wütend sein soll. Meine Erfahrungen mit Gryffindors, die mich bisher verkörperten – am auffälligsten von den Weasley-Zwillingen, wie ich hinzufügen darf – waren alles andere als respektvoll gewesen.“

„Ich wollte niemals respektlos erscheinen. Es hat alles damit angefangen, damit sich Neville in Ihrer Gegenwart wohler fühlt. Von da an ist es irgendwie gewachsen. Und …“ Sie verstummte.

„Und?“

Sie schielte unter ihren Wimpern zu ihm auf, die tiefschwarzen Augen waren etwas verunsichernd, wenn er an ihre braunen gewöhnt war. „Ich mag es die Türen zuschlagen zu dürfen, ich mag es, wie der Umhang weht, wenn ich laufe.“ Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, als ob sie ihm ein großes Geheimnis verraten würde. „Ich fühle mich immer größer.“

Sich auf die Wange zu beißen, würde dieses Mal nichts bringen. Also ergab er sich dem Unausweichlichen und lachte und lachte dann nur noch mehr, als er ihren überraschten Blick sah.

Als er sich gefangen hatte, bat er sie den Zauber wieder aufzuheben. Kaum war der Zauber gebrochen, hielt sie ihm seinen Zauberstab entgegen.

„Ich denke, wir sollten Sie jetzt auf Ihr Zimmer zurückbringen.“ Und ich muss unbedingt mein Gleichgewicht wiederfinden.

„Was ist mit--“

Er winkte sie ab. „Machen Sie mit Ihrer Klasse, was Sie wollen. Es würde mich jedoch interessieren, was Miss Worth von Professor Granger-Snape hält.“

„Sie wissen von …“ Sie verzog ihr Gesicht. „Natürlich wissen Sie davon.“

„Sie werden erkennen, dass es nur sehr wenige Dinge in diesem Schloss gibt, von denen Ihre Lehrer nichts wissen und ich weiß immer, was meine Slytherins tun. Es ist schon spät und Sie müssen jetzt zurückkehren.“

„Rink!“, rief er.

Severus war darauf vorbereitet den Hauself für sein widriges Verhalten Granger zu ihm zu bringen zurechtzuweisen, aber nur ein Blick auf Rinks reuevolles Gesicht, ließ Severus mit dem Gefühl zurück, dass er nach einem Welpen treten würde. Er entschloss, dass dies eine Unterhaltung war, die er nach Grangers Verschwinden führen würde. „Bring sie zurück in ihren Schlafsaal und komm dann zu mir zurück.“

Die Elfe antwortete nicht, sondern nahm lediglich die Hand des Mädchens und verschwand.

Wieder allein. Severus griff nach seinem Umhang, bevor er bemerkte, dass Granger ihn mitgenommen hatte. Er seufzte, zu müde, um überhaupt wütend zu sein. Wenn Wut überhaupt das war, was er fühlte. Seine Gefühle waren vollkommen durcheinander und er musste sich zurückziehen, um die letzten zwei Tage – der Dunkle Lord, Albus, die Auroren – zu verarbeiten. Jetzt war da noch Granger, vermutlich sogar die katastrophalste Variabel unter allen. Er wandte sich von diesem Gedanken ab, da er noch nicht bereit war, sich mit dieser Erschwernis auseinanderzusetzen. Bei einer Sache war er sich jedoch absolut sicher, diese junge Frau zog das Chaos magisch an.

Aber jetzt, als er wieder von Ruhe und Schweigen umgeben war, wurde er von seiner Erschöpfung förmlich überrollt. Ohne den ständigen Zauber, um seine Oklumentik aufrechtzuerhalten, stand er kurz vor einem Zusammenbruch. Er konnte noch nicht schlafen, selbst wenn sein Bett nach ihm rief. Er musste sich noch um Rink kümmern.

Hauselfen.

Bereits seit achtzehn Jahren war er jetzt Lehrer. Achtzehn Jahre lang war Rink seine persönliche Hauselfe gewesen. In all den Jahren hatten sie beide einige Unterhaltungen über Rinks Aufgaben und was Severus von der Neigung der Hauselfen hielt, sich zu bestrafen, geführt. Rink war eine Vorbild-Hauselfe gewesen – unauffällig, still und hilfsbereit, wenn er gebraucht wurde. In all den Jahren hatte Rink seines Wissens nach niemals Eigeninitiative ergriffen, wenn er wusste, dass es gegen Severus Wünsche ging.

Und jetzt innerhalb weniger Monate, nachdem er Miss Hermine Granger kennengelernt hatte, war Rink zu so etwas wie ein Hauself-Rebell geworden.

Rinke kehrte mit einem leisen Plop zurück, seine Schultern hatte er nach hinten gespannt und seine Ohren standen aufrecht. Severus kannte diesen Blick. Granger hatte ihm die letzten aufmunternden Worte eines Gryffindors gegeben. Er starrte auf die Elfe hinab und verpackte so viel Drohung, wie ihn achtzehn Jahre Unterrichten von Dummköpfen lehren konnte, in seine nächsten Worte. „Du und ich, wir beide müssen uns unterhalten.“


++++++


Rink hatte Hermine zu ihrem Bett zurückgebracht. Bevor er verschwinden konnte, griff Hermine nach seiner Hand. „Lass dich nicht von Professor Snape einschüchtern, Rink. Es war richtig von dir mich zu holen.“

Rinks gesamter Körper und nicht nur seine Ohren, zeigten ihr wie eingeschüchtert er war. „Rink war böse. Rink wusste, dass der Meister der Zaubertränke Miss nicht wollte.“

Sie kniete sich hin, sodass sie auf Augenhöhe mit Rink war. „Du hast das Richtige getan“, wiederholte sie. „Rink – oh, Gott, ich kann nicht glauben, dass ich es sagen werde – wenn es sein muss, wenn du unbedingt willst, dann wäre es mir eine Ehre deine Finger in der Eingangstür von Hogwarts einzuquetschen.“ Sie versuchte zu lächeln, aber war sich nicht sicher, wie ihr Gesicht wohl aussah, als sie noch hinzufügte: „Ich würde auch besonders darauf achten, die Türen extrahart zuzuschlagen.“

Es waren offensichtlich die richtigen Worte, da sich Rinks gesamte Haltung aufhellte. „Hermy ist eine wahre Freundin.“ Mit einem Nicken verschwand er.

Hermine ließ sich zurück auf ihr Bett fallen. Wann war alles so verwirrend geworden? Ich biete Rink meine Hilfe an sich zu bestrafen und ich war … ich war … Oh Gott, ich trage noch immer seinen Umhang.

Der ganze Abend hatte etwas Unwirkliches an sich. Snape war so … sie konnte kein anderes Wort als ‚verletzlich‘ finden. Dass er ihr erlaubt hatte diese Verletzlichkeit zu sehen, war für sie unermesslich. Er hatte ihr erlaubt ihm Trost zu spenden und noch viel wichtiger als seine Erlaubnis, hatte er den Trost, den sie angeboten hatte, angenommen.

Ich durfte sein Anker sein.

Und dann hatte er gelacht, sogar gleich zweimal. Sie schloss ihre Augen, um sich an sein Lachen zu erinnern, es in sich aufzunehmen. Es war ein so unerwartetes Geräusch, dass sich selbst jetzt noch ihre Zehen kräuselten und der alleinige Gedanke ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte.

Dann innerhalb weniger Sekunden hatte er die Türen zu seinen Gefühlen zugeschlagen und sie weggeschickt, um sich wieder einmal in seiner undurchdringbaren Rüstung zu hüllen.

Sie schlang ihre Arme um ihre Brust und vergrub ihre Nase in dem dicken Stoff von Snapes Umhang. Tief durchatmend erhaschte sie den Duft von Rauch, Kräutern und den unverwechselbaren Geruch von Snape.

Was für ein absolutes Durcheinander.

Eingehüllt in Snapes Umhang, ging Hermine die Begegnung immer und immer wieder in ihrem Kopf durch, bis ihre Gedanken abdrifteten und sie in einen Traum von warmen und gefühllosen Händen geführt wurde.



++++++


Hermine versteckte ein Gähnen, als sie die Treppen vom Gryffindor Turm hinabging. Die lange Nacht machte sich langsam bemerkbar. Obwohl sie Harry, Ron und Neville hinter sich hörte, waren die anderen Schüler eher ruhig und in sich gekehrt. Sie konnte es ihnen kaum verübeln. Nach den gestrigen Ereignissen mit den Auroren und der neuen Bekanntmachung, dass sich Hogwarts und ein Großteil der Zauberwelt im Ausnahmezustand befanden, fürchteten sich viele Schüler vor dem, was noch folgen würde. Jeder fragte sich, welche neuen Pläne die Auroren heute für sie bereithielten.

Sie musste nicht lange warten. Hermine stolperte gerade, als sie die Große Halle betrat, zum Halt. Glücklicherweise rannte niemand in sie, denn jeder schien dasselbe zu tun. Auror Dawlish schien sich eine Scheibe von Dolores Umbridge abgeschnitten zu haben, es war allerdings nur noch größer und unverfrorener. Auf zwei Fuß hohen, schwarzen Pergamentrollen an der entfernten Wand der Großen Halle, standen die neuen Regeln von Hogwarts geschrieben.

1. Quidditch ist bis auf Weiteres und Vermerk vom Zaubereiministerium gestrichen.
2. Ausflüge nach Hogsmeade sind bis auf Weiteres und Vermerk vom Zaubereiministerium gestrichen.
3. Muggelgeborene und Personen, bei denen ein Elternteil oder beide Elternteile Muggels sind, wird ihr Zauberstab mit dem Verfolgungszauber belegt, um ihre Sicherheit aller Zeit zu gewährleisten.


Ein kleiner Tisch mit einem Auror dahinter war unter der Regelliste aufgestellt. Eine kurze Schlange an Schüler hatte sich bereits davor gebildet. Eine Welle der Wut durchfuhr Hermine, als sie erkannte, dass es Schüler waren, die in die dritte Kategorie fielen.

Eine Unruhe am Lehrertisch zog ihre Aufmerksamkeit weg von den Schülern. Professor Sinistra diskutierte mit Professor Dumbledore und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter.

„Ich werde sicherlich nicht meinen Zauberstab mit einem Verfolgungszauber belegen lassen. Wenn sie meinem Zauberstab so dringend haben wollen, dann wird es mir eine Freude sein, ihn in ihren Hin--“

Dumbledore zog seinen eigenen Zauberstab und die Stimmen der beiden Lehrer verstummten, wenn auch Sinistras wilde Gestik durchaus bestätigte, dass die Unterhaltung noch nicht beendet war.

Ron erhob hinter Hermine seine Stimme. „Das ist nicht gut. Ich hätte nicht gedacht, dass sie auch Erwachsene auflisten.“

Harry Ausdruck war unleserlich. „Diese Mistkerle ziehen die Schlinge zu. Sie werden sagen, dass es nur zum Schutz derer ist, die in Verbindung mit Muggels stehen, aber es gibt ihnen die Möglichkeiten jeden zu finden und zu verfolgen.“

„Einfache Ziele“, stimmte Neville ihm bei. „Aber was können wir tun?“

Hermine musste bei dem Gedanken selbst in der Schlange zu stehen und ihren Zauberstab auszuhändigen, die aufsteigende Galle hinunterschlucken.Sie schüttelte mit dem Kopf, außerstande eine Lösung zu liefern.

Es war Harry, der schließlich grimmig und entschlossen antwortete. „Fürs Erste tun wir das, was sie wollen.“ Ohne einen weiteren Blick ging er auf die Schlange zu.

Ron beugte sich zu ihr hinunter. „Wir wollten, dass sich Harry auf den wirklichen Feind konzentriert. Ich würde sagen, er hat ihn soeben gefunden."



++++++


Als Hermine irgendwann am Ende des Tages in Professor Vectors Klassenzimmer glitt, um zumindest hier etwas Ruhe und Frieden zu finden, hatte sie das Gefühl einer der Geister von Hogwarts zu sein. Professor Snape war während Verteidigung wie ein verwundeter Bär gewesen und Professor Flitwick hatte ihr während Zauberkünste seltsame Blicke zugeworfen. Lediglich Zaubertränke war das einzig normale Fach am ganzen Tag gewesen, da Professor Slughorn sympathisch wie eh und je war.

Er hatte sie wieder nach dem Unterricht gefragt, ob sie nicht seinen Slug Klub beitreten wollte und sie hatte ihm zu wiederholten Male erklärt, dass sie dieses Jahr wirklich keine Zeit dazu hatte. Er war ein wirklich netter Mann, entschied sie, aber sie hatte nach jedem Gespräch mit ihm das Bedürfnis sich die Hände waschen zu müssen.

Als Hermine ihre Sachen auf ihrem Tisch abstellte, seufzte sie bei dem Anblick von Auror Garmin, der gerade den Raum betrat und sich an die hintere Wand stellte, genervt auf. In den letzten Tagen waren immer wieder Auroren im Unterricht anwesend gewesen und es hatte sowohl die Schüler als auch die Lehrer erheblich gestört. Das war jetzt das vierte Mal an diesem Tag, dass sie Garmin sah und ihre paranoide Seite in ihr, von der sie noch nicht einmal wusste, dass sie überhaupt existierte, verkündete lautstark, dass dieser Mann es besonders auf sie abgesehen hatte.

Hermine versuchte den Mann im Hintergrund zu ignorieren und zog stattdessen ihre Arithmantikbücher und Zifferntabellen heraus, an denen sie im Moment für ihr U.T.Z Projekt arbeitete. Nach einer Unterhaltung mit Vector, hatte sie entschieden, dass ihr Projekt etwas Sinnvolles für den Orden beisteuern und gleichfalls ihre arithmantischen Fähigkeiten ausbauen würde. Sie versuchte sich daran die abnormale, silberne Linie in Vectors Matrix zu identifizieren.

Sie war zurück zu Vectors aller ersten Gleichung gegangen und lief Zahlenkombinationen durch. Die Arbeit war mühsam und zeitaufwendig, aber genau das hielt sie davon ab, dass sie sich über Dinge, die sie nicht kontrollieren konnte, Gedanken machte.

Sie war sich nicht sicher, wie lange sie gearbeitet hatte, als sie von Vector unterbrochen wurde. „Miss Granger?“

„Ma’am?“

Professor Vector hielt ihr zwei Bücher entgegen. „Ich bin froh Sie hier gefunden, zu haben. Professor Flitwick hat mich gebeten, Ihnen diese beiden Bücher hier zu geben. Er dachte, dass sie für Ihr Projekt vielleicht hilfreich sein würden.“

Hermine runzelte ihre Stirn. Ihr Problem hatte nicht wirklich etwas mit Zauberkünste zutun – das war Lisa Turpins Projekt. Bevor Hermine jedoch ihre Verwirrung in Worte fassen konnte, wurden Vector die beiden Bücher von dem Auror aus der Hand gerissen.

„Was tun Sie da?“, verlangte Vector zu wissen.

„Überprüfen, ob es sich hierbei um Schmuggelware handelt“, antwortete Garmin mit dem Ansatz eines spöttischen Grinsens.

„Das sind Zauberbücher und sicherlich keine Schmuggelware“, sagte ihre Lehrerin mit so kalter Stimme, dass sie Snape ebenbürtig wurde.

Der Auror zuckte nur mit den Schultern und warf die zwei Bücher zurück zu Hermine. „Das sind sie wohl“, sagte er mit einem Lächeln, welches wissen ließ, dass er sich seiner Macht sicher war.

Vector starrte den Mann einen Moment lang an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Hermine richtete. „Ich denke, ich werde den Unterricht für heute beenden, Miss Granger. Warum nehmen Sie die Bücher nicht zurück mit in den Gryffindor Turm?“ Sie wandte sich zurück an den Auror. „Ich bin mir sicher, dass es dort ruhiger sein wird zu lesen.“



++++++


Hermine wollte noch nicht in ihren Schlafsaal zurückkehren. Sie hatte heute Abend noch ihre Wiederholungsklasse und hatte sich gerade nach einem ruhigen Ort umgesehen, um noch die restliche Zeit etwas zu arbeiten Sie stopfte eines der Bücher in ihre Tasche und überflog flüchtig das andere, als sie zum Raum der Wünsche ging.

Bindungszauber? Warum in aller Welt sollte Professor Flitwick mir ein Buch über Bindungszauber geben?

Hermine blätterte noch immer durch die Seiten und ließ die Treppen ihren eigenen Weg einschlagen, sodass aus vier oder fünf Minuten leicht zwanzig wurden. Sie legte der letzten Treppe abwesend eine dankende Hand auf das Geländer, als sie sich endlich im richtigen Korridor befand.

Als sie den Raum der Wünsche erreichte, fand sie Agnes Worth dort bereits wartend vor den Türen und ihre Anwesenheit erinnerte sie an Snapes Kommentar, dass er wissen wollte, was Worth wohl von Professor Granger-Snape hielt.

Sie steckte das zweite Buch ebenfalls in die Tasche und lächelte ihr kurz zu, bevor sie begann vor den Türen dreimal auf und ab zu laufen und an den Raum dachte, den sie benötigte. Als die Tür erschien, führte sie Agnes hinein.

Nachdem die beiden ihre Sachen abgestellt hatten, ging Hermine hinüber zum Tisch des Mädchens. Sie hoffte, einigermaßen gelassen auszusehen. „Worth, warum bist du hier?”

Agnes sah sie etwas überrascht an, bevor sie damit anfing, ihre Ausgangsstoffe aus der Tasche zu ziehen. „Ich bin genau wie jeder andere hier, um zu üben.“

„Ich habe deine Arbeit gesehen“, sagte Hermine. „Du brauchst die Wiederholung nicht.“

„Vielleicht spioniere ich dich ja aus.“

Hermine konnte ein amüsiertes Schnauben nicht unterdrücken, als sie den gerissenen, kalkulierenden Ton des Mädchens hörte. „Dass ich nicht lache. So interessant bin ich nun auch wieder nicht.“

„Manche denken da vielleicht anders. Eine Muggelgeborene, nicht gerade dumm, Freundin von Harry Potter. Mancher mag dich vielleicht für sehr interessant halten.“

Hermine dachte darüber einen Moment lang nach, als sie Agnes dabei beobachtete, wie sie ihren Tisch herrichtete. Slytherin Wortspiele: Rätsel im Rätsel. „Ist das eine Warnung oder eine Drohung, Agnes?“, fragte sie und benutzte bewusst den Vornamen des Mädchens, auch wenn es gegen die Regeln war.

Das erntete ihr ein schnelles Lächeln. „Glaubst du etwa, dass alle Slytherins böse sind, Granger?“

„Nein, das tue ich nicht.“

„Lustig, ich denke nämlich auch nicht, dass alle Gryffindors dumm sind.“ Agnes schenkte ihr ein weiteres Lächeln. „Nun ja, zumindest nicht grundsätzlich dumm. Diese Klasse hier allerdings für alle Häuser zu halten, ist schon recht töricht.“

Hermine schenkte ihr ihrerseits ein Lächeln. „Ich ziehe es vor, es als mutig zu betrachten, weil es das Richtige ist.“

Agnes zuckte mit den Schultern. „Dumm … mutig. Am Ende ist man immer tot.“

„Hätte genauso gut auch eine Ravenclaw oder Hufflepuff… oder sogar Gryffindor sein können. Die Worths sind eine alte und reinblütige Familie, aber wir vermehren uns nicht wie andere Familien. Der Sprechende Hut lügt nicht.“ Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Und ich beuge mich niemanden.“

„Klingt für mich ziemlich mutig.“

Agnes verdrehte ihre Augen, aber ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: „Hört sich für mich ziemlich dämlich an.“

„Und jemand muss schließlich den Anfang machen.“ Hermine betrachtete Agnes einen Moment länger. „Wie steht es mit deinen Fähigkeiten in Verteidigung und wärst du vielleicht an einer anderen Wiederholungsklasse interessiert?“

Ein langsames und ehrliches Lächeln breitete sich auf Agnes Gesicht aus. „Also das hört sich doch schon viel besser an.“


++++++


Severus setzte sich am Tisch auf seinen gewohnten Platz und gab sich nicht die Mühe seine Missachtung für den Auror, der sich zu seiner linken niedergelassen hatte, zu verbergen. Er hegte keinerlei Zweifel, dass Auror Dawlish sich bewusst den Platz neben ihn ausgesucht hatte, damit er Severus besser im Auge behalten konnte. Er zermalmte das Verlangen den Auror in allen Einzelheiten zu erläutern, wem genau er im Moment diente und dass das Ministerium in diesem Moment kompromittiert wurde. Severus wusste, dass er nur eine Ablenkung war – ein nützliches, fruchtloses Unterfangen, welches der Dunkle Lord eingefädelt hatte, damit sich die Auroren auf ihn konzentrierten und nicht auf das Ministerium, wo sie eigentlich sein sollten.

Für jetzt war er ein nützliches Werkzeug, das wusste er. Denn er hegte keinerlei Zweifel, dass sowohl der Dunkle Lord als auch Albus nicht zögern und, wenn es denn nötig war, ihn den Wölfen zum Fraß vorwerfen würde. Sein Magen verdrehte sich und Säure stieg bis zu seinem Hals auf. Er atmete tief durch und unterdrückte die Übelkeit.

Er war erleichtert zu sehen, als eine Tasse von schwachem grünen Tee zusammen mit Haferschleim auftauchte. Er hatte das letzte Jahr über bemerkt, dass sich seine Mahlzeiten geändert und sich mehr seinen Geschmack angepasst hatten und er dankte der Hauselfe, der es aufgefallen war, dass er ihr gewöhnliches Essen nicht aß.

Er ignorierte Dawlish, etwas, von dem er wusste, dass es den Mann nervte, und hob seine Tasse, um die Große Halle zu betrachten, sein Blick glitt über die versammelten Schüler. Sie waren an diesem Morgen, genau wie schon die Mahlzeiten zuvor, recht kleinlaut. Im Grunde seitdem die Auroren ihre neuen Regeln festgelegt hatten. Severus konnte schon praktisch ihre Angst und Anspannung riechen. Als er an seinem Tee nippte, schaute er hinüber zu seinen Slytherins. Sechsundachtzig standen unter seiner Obhut und er hatte nur eine grobe Vorstellung von jedem Einzelnen, auf welcher Seite sie standen.

Sein Blick glitt hinüber zu Miss Worth. Er hatte dort getan, was er konnte – sie in Grangers Richtung zu lenken. Slytherins waren von Natur aus keine Bahnbrecher, aber wo einer hinging, würden andere folgen. Wenn nur der Erste versichern konnte, dass sie nicht im Nachteil standen. Es war eine schwere Bürde auf den Schultern eines Kindes, aber nur eine Erstklässlerin konnte das Undenkbare tun und sich einer Wiederholungsklasse anschließen, die von einem Gryffindor geleitet wurde. Er fragte sich, was Agnes Worth von Professor Granger-Snape hielt und musste dann einen weiteren Schluck nehmen, um sein Lächeln zu verstecken.

Gryffindors. Sein Blick glitt hinüber zum Gryffindortisch, wo er einst zuerst nach schwarzen Haaren gesucht hatte. Jetzt war sein Blick von braunen Locken angezogen. Sie hielt ihren Kopf gesenkt, tief in ein Buch versunken und schien ihre Umgebung gar nicht zu registrieren. Immer wieder lehnte sie sich vor, um hastig etwas zu notieren. Potter und Weasley saßen gegenüber von ihr und hatten ihre Köpfe zusammengesteckt. Weasley entwickelte sich gut. Es wurde immer schwieriger für ihn den jungen Mann im Schach zu schlagen.

Was Potter betraf – sein Blick verfinsterte sich – Lilys Kind. Schlaue, wunderschöne Lily. Jedes Mal wenn er den Jungen ansah, sah er Lilys anschuldigende, grüne Augen. Wut floss durch ihn, wie sie es immer tat, wenn er Harry Potter betrachtete. Lily hatte sich von ihm abgewandt, angewidert von seiner Faszination mit den Dunklen Künsten. Er hatte sie mit jeder Faser seines Körpers geliebt und sie hatte sich um ihn gesorgt, das wusste er. Aber es war ihr nicht möglich gewesen ihn zu lieben, alles von ihm zu akzeptieren und selbst ihre Sorge war unterlegt mit ihrem Misstrauen.

Seine Augen verzogen sich zu Schlitzen, als er Potter betrachtete. Da ist dein kleiner Junge, Lily, dabei denselben Weg wie ich hinunterzulaufen. Er ist ich, bis hin zum Makel der Dunklen Künste und aus genau denselben Gründen. Liebst du ihn noch immer, meine Liebste?

Missgunst stieg in ihm auf, und selbst obwohl er wusste, wie zerstörerisch es war, hieß er es wie einen alten Freund willkommen. So ähnlich waren sie sich, aber mit einem großen Unterschied: Der Junge hatte einen Kreis aus Freunden, die stark und ehrlich hinter ihm standen, um sich. Potter hatte Albus und Minerva. Severus hegte keinerlei Zweifel, dass Lily von dort, wo sie auch gerade war, noch immer den Jungen liebte.

Er schnaubte bei seinem eigenen Bad im Selbstmitleid. Das Frühstück war noch nicht einmal beendet. Es war noch viel zu früh um diese bekannten Wege einzuschlagen.

Granger erhaschte seinen Blick, gerade als sie ihren Kopf hob. Sie lächelte ihn offen und fröhlich zu, bevor sie sich wieder ihren Notizen zuwandte.

Severus weigerte sich die ausbreitende Wärme in seiner Brust zu akzeptieren, als sie seine Bitterkeit vertrieb.

„Severus?“

Severus richtete seine Aufmerksamkeit auf den Schulleiter. „Sir?“

Albus hielt ihm den zusammengefalteten Tagespropheten entgegen. „Haben Sie heute schon die Zeitung gelesen?“

Severus merkte, wie sich bei Albus‘ Blick erneut sein Magen umdrehte. Er nahm die Zeitung und klappte sie auf.


DER LEITENDE ZAUBEREIMINISTER THICKNESSE ERNENNT NEUEN MINISTER FÜR DIE ABTEILUNG ZAUBEREI-SICHERHEIT



Der leitende Zaubereiminister Pius Thicknesse hat in einem wagemutigen Schritt die Zauberwelt vor Ihr-wisst-schon wem und seinen Gefolgsleuten zu schützen, eine neue Abteilung für Zauberei-Sicherheit hervorgerufen. Die neue Abteilung wird geleitet von Mr. Devrom Dollort. In seiner Willkommensrede wurde Minister Thicknesse mit folgenden Worten zitiert: „Mr. Dollort wird eng mit mir und dem Zaubergamot zusammenarbeiten, um Frieden und Sicherheit wieder in der Zauberwelt herzustellen. (Lesen Sie auf Seite 8: Die vollständige Rede von Minister Thicknesse) (Lesen Sie auf Seite 9: Die neuen Regeln, die von der Abteilung für Zaubereisicherheit aufgestellt worden sind.)


Unter einem kleinen Absatz war ein Bild von Minister Thicknesse, wie er einem lächelnden, gut aussehenden, dunkelhaarigen Mann, gekleidet in tadellosen Zauberroben, die Hand schüttelte.

Severus schnappte nach Luft, als sich der Mann von Thickenesse abwandte und in die Kamera lächelte. Severus wusste, dass der langsame Verlauf wieder menschlich zu werden endlich erfolgreich abgeschlossen war, aber er hatte nie verstanden, warum der Dunkle Lord sich dieser Verwandlung unterzogen hatte. Jetzt war es mehr als deutlich. Devrom Dollort war der Dunkle Lord.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
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