Severus beobachtete, wie Granger vortrat. Nachdem er nur mit geringer Geduld seine Genesung und ihre Hilfe ertragen hatte, kannte er diesen Blick nur allzu gut. Sie war drauf und dran ihm zu helfen – vermutlich um seine Kissen auszuschlagen. Schon wieder. Genug ist genug.
„Granger, wenn Sie sich mit noch einem Schritt meinen Kissen nähern, dann werde ich Sie mit oder ohne Zauberstab auf der Stelle verfluchen."
Das hat gewirkt, dachte er mit etwas Zufriedenheit, als er ihren überraschten Blick aufnahm. Es amüsierte ihn sogar noch mehr, dass sich ihr Blick von überrascht in genervt wandelte und sich ihr Mund zu einer dünnen Linie verzog, wie er es nur von Minerva kannte. Aber er würde sich durch die Missbilligung einer jungen Frau – selbst wenn sie seine zeitlich begrenzte Hüterin war oder nicht – nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen.
„Ich werde aufstehen. Ich werde mich anziehen. Ich werde nach unten gehen." Er ließ zu, dass sich sein Gesicht zu einer genervten Grimasse verzog, als er hinzufügte: „Dieser letzte Wunsch wird in aller Wahrscheinlichkeit Ihre Hilfe in Anspruch nehmen."
Dass er in einem Atemzug befehlend war und um ihre Hilfe bat, störte ihn nicht wirklich. Sie würde sich über ihn ärgern und sein Handeln nicht für Gut heißen, aber er wusste, sie würde ihm helfen, wenn schon aus dem Grund, sich vergewissern zu wollen, dass er nicht die Treppe wie ein Kartoffelsack hinunterfiel und sich möglicherweise noch mehr verletzte. Schuld, so wusste er, war ein äußerst effektiver Motivator Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun wollte.
„Sir, Heilerin Alverez-"
„Ist nicht hier", unterbrach er sie.
Widerspenstig, wie er war, sich jemanden zu erklären, unterdrückte er das Verlangen sie anzuschreien. Sie war während seines Aufenthalts ertragbar gewesen – mehr als ertragbar, wenn er ehrlich zu sich selbst war. „Das neue Schuljahr wird in weniger als einer Woche beginnen. Vorbereitungen müssen getroffen werden, denn ich werde beim Willkommensessen dabei sein."
„Aber Ihre Magie", protestierte sie.
Er starrte sie finster an, als er sich dem Fehlen seiner Fähigkeiten bewusst wurde. Hier am Grimmauldplatz war der Verlust nicht so deutlich zu spüren gewesen, aber in Hogwarts könnte es für ihn oder andere den Tod bedeuten. Es ging jedoch nicht anders. Wenn er nicht beim Willkommensfest anwesend war, würde das eine Schwäche signalisieren, die ihn weitaus schneller umbringen würde als sein magischer Verlust. Zumindest würde er in der Lage sein seinen Unterricht zu führen, ohne dass es die Schüler bemerkten.
„Ich besitze nun einmal nicht den Luxus darauf warten zu können, bis sich meine Magiereserven wieder vollständig erholt haben. Vorbereitungen für den Schulbeginn können nicht weiter hinausgezögert werden." Er betrachtete sie spekulativ. Er hatte bereits zugegeben, dass ihre Gegenwart erträglich gewesen war. Würde es schaden, seinen Bund mit ihr noch weiter zu kräftigen? Es liefert ihm außerdem eine bessere Möglichkeit, sie noch weiter zu unterrichten. Zudem fühlte er sich besser dabei, dass er ihr im Austausch etwas Gleichwertiges anbieten konnte, wenn er um ihre Hilfe bat.
„Granger, ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass Ihre Rolle in meiner Genesung nicht komplett freiwillig und Ihnen auferlegt worden war. Jedoch werde ich mich mit meiner fehlenden Magie bei der Rückkehr nach Hogwarts im Nachteil befinden." Er verstummte und fragte sich, ob sie den Köder, den er vor ihr baumeln ließ, schnappen würde, ohne dass er wirklich um ihre Hilfe bitten musste. Er verspürte eine Woge der Zufriedenheit, als sie ihn nicht enttäuschte.
„Oh, es würde mich wirklich freuen Ihnen zu helfen, Sir. Ich nehme an, dass es für Sie schwierig sein wird einige Ihrer Ausgangsstoffe ohne Ihre Magie zu handhaben."
„Ja, genau", stimmte er ihr zu und hoffte, sein Gesichtsausdruck signalisierte aufrichtige Dankbarkeit. „Von daher werden Sie mir jetzt beim Aufstehen helfen und mich hier raus bringen."
Von ihrem Blick her wusste er, dass sie sich gerade selbst in die Ecke manövriert hatte. Sie hatte ihm zugestimmt ihm bei den Dingen, die getan werden mussten, zu helfen und jetzt konnte sie nicht einfach gegen das Einspruch einlegen, was ihn hier in diesem Zimmer halten würde. Wieder verengte sie genervt ihre Augen.Lieber Gott, ich liebe Gryffindors und ihr anmaßendes Gefühl ihrer selbst.
„Heilerin Alverez-", versuchte sie es erneut und verstummte dann, um ihn abschätzend zu betrachten. „Ich verstehe durchaus, dass Sie gewisse Dinge für das neue Schuljahr erledigen müssen, aber Heilerin Alverez hat sich ziemlich eindeutig über den weiteren Schaden, den Sie sich selbst zuziehen könnten, ausgedrückt."
Severus winkte ab. Er lebte im Jetzt und zu glauben, er würde die Konfrontation zwischen Potter und dem Dunklen Lord überleben, war eine Hoffnung, die noch nicht einmal er hegte. Severus wusste, dass er nur bis zur Schlacht überleben musste und mit Grangers magischer Hilfe konnte er es schaffen. Es war jedoch offensichtlich, zuerst musste er sich noch um ihre herzergreifenden Tendenzen kümmern. Bedacht darauf nicht die Wärme, die sich bei dem Gedanken, dass diese Tendenzen ihm galten, zu akzeptieren, legte Severus das neue Fundament für die nächste Stufe ihrer Arbeitsbeziehung.
„Rink!" Als die Hauselfe auftauchte, begann Severus seine Befehle auszuteilen. „Elfe, kehre nach Hogwarts zurück. Bring mir Sachen zum Wechseln und meine Stundenpläne. Das ist eine schwarze Mappe in der ersten Schublade meines Schreibtisches." Er bedachte Rink mit einem festen Blick. „Ich gehe davon aus, dass du es besser weißt, als irgendwas anderes anzufassen."
Ein schon fast unmerkliches Zögern war zu sehen, als Rink kurz in Grangers Richtung blinzelte.
In einem gefährlichen Flüstern sagte er: „Sofort."
Rink zuckte nach seinen Ansprüchen zusammen und griff nach seinem Ohr, um daran zu ziehen und es nicht zu verdrehen, wie Severus bemerkte. Mit einem Nicken verschwand er.
Mit demselben Flüstern wandte er sich an Granger und war zufrieden zu sehen, dass sie ebenfalls darauf reagierte. „Unverschämtheit von den Hauselfen; ohne Zweifel Ihr Einfluss."
Er schnaubte leicht bei ihrem Versuch unschuldig auszusehen – nur ein Hufflepuff würde dies mit einem gewissen Grad an Ehrlichkeit schaffen.
Er sollte dem Mädchen langsam abgewöhnen, mit Rink zusammen in seinem Zimmer herumzuhängen. Genau genommen sollte er dafür sorgen, dass das Mädchen überhaupt nicht mehr in seinem Zimmer rumhing. Es überschritt nicht nur die Grenze des Anstandes, sondern sie begann sich viel zu wohl in seiner Nähe zu fühlen, ganz zu schweigen davon, dass er begann, sich in ihrer Nähe wohlzufühlen und das war eine Erkenntnis, die ihm nicht gefiel.
Es war am besten, wenn er sie auf den Weg schickte. Er brauchte jetzt etwas Privatsphäre. „Gehen Sie hinunter zum Flohnetzwerk und kontaktieren Sie Professor Dumbledore. Informieren Sie ihn darüber, dass gewisse Pläne noch ausgearbeitet werden müssen. Und sagen Sie ihm, er soll Heilerin Alverez für eine Abschlussuntersuchung mitbringen." Er vollführte eine huschende Geste. „Raus jetzt."
Als sich die Tür hinter dem Mädchen schloss, holte Severus einmal tief Luft, hielt sie und atmete dann langsam aus. Endlich allein. Ohne irgendwelche neugierige Augen, die ihn beobachteten, kletterte er mühselig auf seine Füße, schwankte leicht, als er stand. Ein weiterer, tiefer Atemzug und er hatte sein Gleichgewicht gefunden.Gar nicht so schwer, dachte er mit einem gewissen Grad an Genugtuung.
Nur wenige Drehungen später wurde er eines Besseren belehrt. Das würde schwieriger werden, als er zunächst angenommen hatte. Wissend, dass es besser war, seine Grenzen jetzt zu kennen, bevor er noch von einer Überraschung umgebracht wurde, begann er seine Verletzungen abzutasten, angefangen an seinen Schultern, bis kalter Schweiß auf seiner Stirn ausbrach.
Akzeptabel entschied er letztendlich. In seinem Büro befanden sich Schmerzzaubertränke zu denen normalerweise noch nicht einmal Arrosa Zutritt hatte. Sie würden genügen. Sie mussten genügen.
Zu viele Dinge verlangten seine Aufmerksamkeit. Nach seinem auferlegten Kontakt mit dem Orden würde der Dunkle Lord schon bald Antworten darauf haben wollen, wie der Orden den Sommer über so erfolgreich sein konnte. Er und Dumbledore würden sich noch darüber einigen müssen, welche Informationen weitergeleitet werden sollten. Es war vermutlich sicher genug die Hauself-Verteidigung zu teilen. Da die Elfen an Hogwarts und somit an den Schulleiter gebunden waren, wurden die Elfen von dem kontrolliert, der auch die Schule kontrollierte. Dagegen konnte selbst der Dunkle Lord nichts unternehmen.
Plötzlich erfasste ihn ein eisiger Gedanke: Wenn der Dunkle Lord die Schule kontrollierte oder seinen eigenen Marionetten-Schulleiter einsetzte … Severus erschauderte, als sich diese mögliche Zukunft vor ihm ausbreitete, während er in Gedanken die Möglichkeiten und Konsequenzen bereits kannte. Er, als angestellter Professor, würde die wahrscheinlichste Wahl sein und als Schulleiter unter dem Dunklen Lord eingesetzt zu werden und um ihre Leben und die langen Ziele des Ordens zu schützen, würde er gezwungen sein, bevorzugte Todesser einzustellen. Hogwarts würde zum Alptraum aller Schüler werden, da die Reinblutrhetorik und die internen Hausrivalitäten keinen Einhalt mehr gehalten werden würden.
Er musste darüber mit Dumbledore reden. Dieses Szenario durfte niemals passieren. Der Orden musste die Kontrolle über Hogwarts und die Elfen behalten. Aber die Hauselfen waren nur ein Teil des Problems. Pläne mussten für die in seinem Haus geschmiedet werden, die noch immer nicht wussten, auf welcher Seite sie standen. Zaubertränke für den Orden und für die Schule mussten vorbereitet werden. Weasley mussten sie noch auf ihre Seite bringen und das durfte nicht übereilt werden. Potter – er verzog bei diesem Namen sein Gesicht – musste noch vor seiner dickköpfigen Arroganz gerettet werden.
Und irgendwie, auf irgendeine Art und Weise, musste die Zauberwelt noch vor der totalen Zerstörung gerettet werden.
Er holte erneut tief Luft und lachte gewürgt auf … ein Kinderspiel, wie die Muggels sagen würden.
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Einmal auf einer Mission verlor Hermine keine Zeit und eilte zum Kamin in der Bibliothek. Das war der einzige Kamin, der mit dem Flohnetzwerk verbunden war und einige komplexe Schichten von Schutzzauber sorgten dafür, dass nur gewisse Verbindungen aufgebaut werden konnten und nur bestimmte Personen den Weg benutzen durften.
Da sie während ihrer Zeit, in der sie Snape pflegte, das Flohnetzwerk einige Male benutzt hatte, wusste sie bereits, wie sie den Schulleiter zu rufen hatte. Die Hauselfen wären schneller gewesen, aber Professor Dumbledore hatte gesagt, er wollte, dass sie sich darauf konzentrierten ihre Ohren offen zu halten, um mögliche Muggelfamilien zu helfen, anstatt irgendwelche Leute herum zu transportieren.
Sie lächelte einigen Ordensmitgliedern freundlich zu und nickte Moody einmal kühl zu. Sie hatte ihm noch nicht vergeben, wie er Professor Snape behandelt hatte. Moody erwiderte ihr Nicken; er hatte nicht ihre Gefährdung des Ordens durch ihr unüberlegtes Handeln, um Professor Snape zu retten, vergessen.
Als sie sich hinkniete, schmiss sie eine Handvoll Flohpulver in den Kamin und Hermine wartete einen Moment, bis sich das Feuer grün färbte. „Professor Dumbledores Gemächer. Hogwarts", sagte sie bestimmt. Als die niedrigen Flammen einmal gestiegen waren, rief sie laut: „Professor Dumbledore? Sir, sind Sie da?"
Sich durchaus den Blicken der anderen bewusst, rief Hermine erneut: „Professor Dumbledore?"
Diesmal erschien der Kopf des Schulleiters. „Miss Granger, was kann ich für Sie tun?"
Hermine bemerkte, dass der Ton des Schulleiters noch immer recht förmlich war. Obwohl es danach ausgesehen hatte, dass Professor Dumbledore ihr verziehen hatte die Sicherheit des Ordens auf Spiel gesetzt zu haben, verhielt er sich in ihrer Nähe nicht mehr mit dieser Leichtigkeit eines älteren Mannes. Wenn man sie darum beten würde, es mit einem Wort zu beschreiben, würde sie sagen, verhielt er sich in ihrer Gegenwart vorsichtig.
Als sie sich an die Leute erinnerte, die ihrer Unterhaltung lauschten, sagte sie lediglich: „Es geht um Professor Snape, Sir. Er hat Rink, seinen Hauself, nach Hogwarts geschickt, um seine Stundenpläne zu holen. Er hat auch darum gebeten mit Ihnen und Heilerin Alverez zu sprechen."
Hermine musste ein Lächeln unterdrücken, als sie sah wie sich Professor Dumbledores Lippen bei der Erwähnung der Heilerin genervt zu einer Linie verzogen. Aber abgesehen von diesem kleinen Ausrutscher, behielt Dumbledore seine Gedanken gut versteckt.
„Also schön, Miss Granger. Ich denke, Severus hat recht, es ist an der Zeit das neue Schuljahr vorzubereiten. Bitte informieren Sie ihn, dass ich bald da sein werde." Dann verstummte er kurz und fügte hinzu: „Mit Heilerin Alverez."
Hermine begann zu nicken, aber der Schulleiter war schon längst verschwunden.
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Die nächsten zwei Wochen am Grimmauldplatz waren für Hermine recht hektisch. Dumbledore hatte sich jetzt fast permanent in Snapes Zimmer eingeschlossen und Hermine hatte Snape kaum zu Gesicht bekommen. Wenn es danach aussah, dass Snape mal etwas freie Zeit hatte, wurde ihr ihre genommen, indem Rink mit verschiedenen Ausgangsstoffen und Kräuter für die Zaubertränke zurückkam, die noch im Vorfeld vorbereitet werden mussten.
Seltsamerweise war es Ron von allen Leuten, der mehr Zeit mit Snape verbrachte, als sie es tat, da sie bereits mehrmals gesehen hatte, wie er mit dem Schachbrett unter dem Arm geklemmt sein Zimmer verlassen hatte.
Alles in allem fühlte sie sich etwas verlassen. Je näher das neue Schuljahr rückte, desto größer wurde ihre Sorge um Snape. Sie wusste, dieses Jahr würde seine Opfer von ihm abverlangen und mit Snape, der über seine Grenzen hinauswachsen musste – etwas, was sie ganz und gar nicht für gut hieß – hatte sie als seine Versorgerin nur limitierte Möglichkeiten sich um ihn zu kümmern. Ihre einzige Zuflucht war Rink, der dafür sorgte, dass Snape weiterhin regelmäßig sein Essen bekam.
Hermines einzige Lichtblicke waren ihre Gespräche mit Professor Vector. Die Professorin hatte Hermine einige Texte zum Lesen gegeben, damit sie ihr Grundwissen in der arithmantischen Theorie ausweiten und festigen konnte. Hermine verbrachte ihre Nachmittage damit von Professor Vector über das, was sie gelesen hatte, ausgefragt zu werden, wodurch Hermine dazu gezwungen wurde, ihre Gedanken und Rückschlüsse zu verteidigen.
Hermine hatte viele Stunden in unbenutzten Räumen des Grimmauldplatzes verbracht, um ihre Bücher zu lesen und die trächtig schwebende Matrix der Wahrscheinlichkeiten zu beobachten, die Vectors Gleichungen erschaffen hatte.
Etwas an dieser Matrix hielt sie gefangen. Sie war fasziniert von dem geordneten Chaos; wie jede Variable miteinander interagierte und dadurch Einfluss auf das Ganze hatte. Minutenlang könnte sie auf das Herz der Matrix starren, als ob sie dort schon fast alle möglichen Wahrscheinlichkeiten erkennen könnte.
Natürlich würde sie jetzt ihre Augen verdrehen und sich selbst als einen verträumten Idioten bezeichnen und sich wieder ihren Büchern zuwenden.
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Hermine versuchte den Drang etwas auf ihre Begleiter zu schmeißen zu unterdrücken, indem sie sich auf das Geschehen vor ihrem Abteilfenster konzentrierte. Etwas aus Wut zu werfen, wurde ihr schon damals als fünfjähriges Mädchen eingebläut, als sie einen Stein gegen Billy Madisons Kopf geworfen hatte, ist nicht ein Verhalten, welches eine junge Dame an den Tag legen sollte.
Fünf Jahre alt und frühreif, wie sie war, hatte Hermine die Lektionen vom guten Verhalten absorbiert. Sie hatte jedoch nie einer Seele erzählt – damenhaft oder nicht – dass sie die Erinnerung an Billys geschockten Blick seit Jahren genoss.
Im Moment jedoch waren die einzigen drei Leute, die es verdient, hatten einen Holzklopf an den Kopf geworfen zu bekommen, die Idioten, die gegenüber von ihr saßen.
Ginny, die gerade den nächsten Streit mit Harry hinter sich gebracht hatte und jetzt trotzig aus dem Fenster starrte. Ihren Augen waren trocken und gerötet, die Sonnensprossen stachen hell auf ihrem erstarrten Gesicht hervor. Auf der einen Seite fühlte Hermine mit Ginny. Die junge Frau war in Harry verliebt und wollte ihm auf ihre Art und Weise helfen. Das war ein Gefühl, welches Hermine nur allzu gut verstand. Sie musste nur an ihre Bemühungen mit A.S.V.U.R denken, um genau zu wissen, was Ginny durchmachte.
Andererseits jedoch wollte Harry gar keine Hilfe. Er wollte nicht, dass Ginny sich einmischte. Er wollte dadurch nicht verletzlich wirken und Situationen, in denen er sich verletzbar fühlte, war das Letzte, was Harry gebrauchen konnte.Wenn sogar ich das verstehe, warum dann nicht auch Ginny? Versteht sie denn nicht, dass je mehr sie ihn drängt, desto weiter, wird er sich zurückziehen.
Harrys Blick war verärgert, seine gesamte Haltung nahm die Sturheit eines Esels an. Er blickte gezielt nicht in Ginnys, Rons oder Hermines Richtung, sondern starrte auf den Boden. Hermine hatte versucht so etwas wie Mitleid für ihn und das ganze Theater mit Ginny zu empfinden, aber fand, dass sich ihr ganzer Anteil an Mitleid in Luft aufgelöst hatte.
Dahingegen war Ron zwischen seiner Schwester und seinem besten Freund hin und her gerissen. Er saß eingequetscht zwischen einer schweigenden Ginny und einen ebenso stummen Harry. Immer wieder warf er flehende Blicke in Hermines Richtung, als ob sie wüsste, was zu tun war. Im Grunde, weiß ich genau, was ich tun muss.
Als sie abrupt aufstand, spürte sie die Blicke aller auf sich.
„Was tust du?", fragte Ron.
Sie strich ihre Schulrobe glatt und schlug imaginäre Staubpartikel von ihren Ärmeln, als sie Ron ein Lächeln schenkte. „Ich werde jetzt ein paar Holzklötze verwandeln."
Bei Rons verwirrtem Blick musste sie ein Seufzen unterdrücken. „Ich werde jetzt den Zug kontrollieren." Nach dem ersten Schritt siegte das Mitleid für Ron in ihr. „Als Schülersprecher würde es dir nicht wehtun ebenfalls eine Runde zu drehen, um sicherzustellen, dass sich die neuen Erstklässler bereits umgezogen haben."
Ron riss seine Augen auf und schielte schnell zwischen Ginny und Harry hin und her. Für ungefähr zwei Sekunden schien er unentschieden zu sein und sprang dann auf. „Gute Idee", stimmte er zu, bevor er zur Tür stürzte.
Hermine verdrehte ihre Augen, aber folgte ihm. Hinter ihr setzte sich das störrische Schweigen fort. Grundgütiger Gott, ich vermisse Snape und sein kleines, ruhiges Zimmer, dachte sie.
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„Hermine!"
Das halbe Schreien ihres Namens erhaschte über all den Lärm und dem Gedränge von Hunderten von Schülern, die sich alle ihren Weg durch die weit geöffneten Tore von Hogwarts bahnten, Hermines Aufmerksamkeit. Für einen Moment spannte sich ihr ganzer Körper an, bis sie begriff, dass es weder Ron, Harry noch Ginny waren. Sie war schon vor ihnen aus dem Zug geflohen und hatte die erste Kutsche genommen, die sie kriegen konnte. Sie war bereits auf dem Weg, bevor die anderen überhaupt den Zug verlassen hatten.
Natürlich war es nicht so, als ob sie wirklich weit vor ihnen davon laufen konnte oder dass sie es überhaupt wollte. Sie waren ihre Freunde und sie konnte bereits die knabbernde Schuld in ihr fühlen, dass sie die beiden hat, sitzen gelassen, aber sie brauchte etwas Zeit für sich. Sie wusste, am Ende würden sie sich eh alle wieder in demselben Raum versammeln – die Große Halle, wo sie, wie schon all die Jahre zuvor, zusammen am Gryffindortisch sitzen würden.
Sie trat leicht aus der Schlange aus, die auf die Große Halle zusteuerte, und blickte sich um, um die Person zu finden, die sie gerufen hatte.
Endlich entdeckte sie Colin. Der Junge sprang auf und ab und winkte mit seinen Armen. Bei diesem Anblick musste sie leicht lachen. Subtilität, dein Name ist Gryffindor. Mit dem Grinsen noch immer auf ihren Lippen, setzte sie sich gegen den Strom in Bewegung und steuerte auf den Jungen zu.
Eifrige Hände schnappten die Ihren und zogen an ihrem Arm. „Hermine! Ich wollte es dir als Erste erzählen. Ich habe bestanden. Mit einem Erwartungen Übertroffen in Zaubertränke. Mum und Dad waren so beeindruckt. Wirst du auch dieses Jahr wieder unterrichten? Bitte sag, dass du es tun wirst. Wirklich, ich glaube, ohne dich, bin ich nicht mal halb so gut."
„Colin-"
„Oh, bitte sag, dass du es tun wirst, Hermine. Es würde mir alles bedeuten. Wenn du es erklärst, ist es so viel einfacher."
Hermine spürte, wie ihr Gesicht aus einer Mischung an Zufriedenheit und Verlegenheit rot anlief. „Ich weiß nicht, Colin. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt-"
Wieder wurde sie von Colins Enthusiasmus unterbrochen, bevor sie den Satz beenden konnte. „Danke, Hermine. Ich wusste, dass wir auf dich zählen können."
„Wir!", schrie sie alarmiert mit einem sinkenden Gefühl in ihrem Bauch auf.
Colin grinste sie fröhlich an. „Ich habe vorhin Neville gesehen und er ist schon versessen darauf, wieder mitzumachen. Hat gesagt, dass es die beste Note war, die er je in Zaubertränke erhalten hatte. Oh, und Dennis würde dieses Jahr auch gerne mitmachen." Plötzlich legte sich besorgt seine Stirn in Falten. „Du kannst doch alle drei Schuljahre abdecken, oder? Es wäre wirklich schade, wenn Dennis nicht mitmachen könnte."
Das sinkende Gefühl in ihrem Bauch verwandelte sich langsam in ein Ertrinken.
Dann wechselte Colin in seiner typisch ausgelassenen Art das Thema und Hermine fragte sich, ob sich so manchmal Ron und Harry fühlten, wenn die beiden mit ihr sprachen.
„Oh, und Hermine, weißt du irgendwas über Hauselfen?"
Das ertrinkende Gefühl verfestigte sich und sie konnte schon fast das steigende Wasser erkennen.
„An einem Tag ist eine Hauselfe in Mums Küche aufgetaucht", fuhr Colin mit einem Lachen fort. „Du hättest Mums Schreie hören sollen. Aber dann hat er davon erzählt, dass er von Hogwarts sei und da sei, um uns zu beschützen, und dass wir seinen Namen rufen sollen, wenn-" Colins Stimme sank zu einem scharfen Flüstern – „wenn die Todesser von Du-weißt-schon-wer auftauchen sollten."
Colins Stimme wurde wieder normal. „Er sagte, sein Name sei Hod. Was soll das für ein Name sein, Hod? Ich dachte, Hauselfen hätten Namen wie Dobby und Molly und Twinky und Zinky? Wer nennt denn seinen Hauself Hod?" Colin schüttelte leicht mit dem Kopf. „Na ja, jedenfalls, weißt du irgendwas über Hauselfen? Denn ich habe mir gedacht und ich habe es Mum erzählt und Dennis stimmt mir voll und ganz zu, dass wenn jemand etwas über Hauselfen weiß, dass du es bist."
Colin blinzelte erwartungsvoll, als ob sie ihm die Weisheit der Zauberwelt in Bezug auf die Hauselfen jeden Augenblick auf dem silbernen Tablett servieren würde.
Hermine öffnete ihren Mund und schloss ihn dann wieder, als sie spürte, wie eine Welle über ihr zusammenbrach. Wie bin ich nur in all dies hineingeraten?„Colin-"
„Hermine!" Eine feste Hand umklammerte ihre Schulter und ließ sie etwas schwanken. „Oops. Entschuldige, das wollte ich nicht."
Hermine drehte sich so, dass sich Neville zu ihnen gesellen konnte. Sie riss ihre Augen auf, als sie ihren Kopf anheben musste, um ihn in die Augen zu sehen. „Grundgütiger Gott, Neville. Du bist mindestens zehn Zentimeter gewachsen."
Grinsend klopfte sich Neville auf den Bauch. „Und ich bin auch etwas in die Breite gegangen." Sein Grinsen vergrößerte sich. „Gran sagt ich bin ein großer, tollpatschiger Junge." Er zuckte gutmütig mit den Schultern. „Bin eben noch nicht in meine Haut gewachsen. Aber hat Colin es dir schon erzählt? Von meiner Note in Zaubertränke? Du wirst uns doch auch dieses wieder Jahr helfen, oder?"
Im Angesicht mit zwei Paar flehenden Augen warf Hermine geschlagen ihre Hände in die Luft. „Na schön. Ich sag euch Bescheid, wann es wieder losgeht."
Colin und Neville dankten ihr überschwänglich, bevor Neville sie in Richtung Große Halle drängte und sie wieder ein Teil der Schlange wurden. „Kommt schon. Lasst uns was essen, ich bin am Verhungern."
+++
Hermine musste sich ihren Weg zum Gryffindortisch erkämpfen, bevor sie sich auf den Platz, den Harry und Ron ihr reserviert hatten, setzen konnte. Es sah ganz danach aus, als ob die beiden ihren Streit begraben hätten, da sie sich jetzt angeregt mit Dean Thomas unterhielten. Hermine sah sich flüchtig nach Ginny um und entdeckte sie umgeben von Schülern ihres Jahrganges weiter den Tisch hinunter. Zufrieden, dass Ginny nicht alleine war, wandte sich Hermine wieder ihren eigenen Schulkameraden und ihren Unterhaltungen zu.
Das Thema dieses Jahr war, oh welch ein Wunder, dasselbe wie fast jedes Jahr. „Ich kann keine neuen Gesichter dort oben erkennen", sagte Dean mit einem Kopfnicken in Richtung Lehrertisch.
„Ich vermute", antwortete Ron, „dass sich der neue Lehrer in Verteidigung einfach nur verspätet. Vielleicht wird es ja auch von Professor Dumbledore unterrichtet. Er hat immerhin Grindewald besiegt, also muss er sich ja in den Dunklen Künsten auskennen."
Harry warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Du glaubst doch nicht-"
„Die Fledermaus? Nein. Das würde Dumbeldore niemals tun."
Rons Antwort war spekulativer als Deans vehemente Verneinung. „Das würde er doch nicht, oder?"
Libby, die auf der anderen Seite von Dean saß, fügte hinzu: „Aber ich habe gehört, dass Snape jedes Jahr danach fragt und Dumbledore ihn jedes Mal ablehnt, weil er ihm nicht vertraut. Jetzt wo Ihr-wisst-schon-wer wieder zurück ist", - sie nickte in Harrys Richtung – „würde der Schulleiter Snape niemals vertrauen."
Hermine brodelte und fiel in die Unterhaltung ein. „Professor Snape ist seit vielen Jahren ein Lehrer hier an Hogwarts und ich bin mir sicher, dass er sich das Vertrauen des Schulleiters verdient hat. Er-"
Sie wurde durch Dumbledore unterbrochen, der mit seiner Gabel gegen seinen Kelch klirrte und das Geräusch, wie durch Zauberhand durch die gesamte Halle getragen wurde.
Als sich das Geraschel und das Flüstern der Schüler gelegt hatte, stand Dumbledore in seinen bunten Roben – ein Leuchtfeuer der Farben unter all den nüchtern, schwarzen Roben der Lehrer und Schülern – von seinem Platz auf. Lange stand er einfach nur schweigend da, bis einige der jüngeren Schüler schon zu zappeln begannen. Seine Stimme, gezeichnet vom Alter, aber dennoch unmissverständlich stark, ließ einige in der Halle überrascht zusammenzucken, als er denn schließlich das Wort ergriff.
„Willkommen zurück in Hogwarts." Seine leicht verblassten blauen Augen schweiften durch die Halle. „Für gewöhnlich mache ich diese Ankündigungen erst nach der Auswahlzeremonie des Sprechenden Hutes der Erstklässler. Dieses Jahr habe ich mir jedoch gedacht, dass ich die, die dieses Jahr wieder in diese geheiligten Hallen zurückkehren vor der Auswahl begrüße. Ich überspringe das Verbot gewisse Dinge in die Schule zu schmuggeln und den Verbotenen Wald zu betreten, da es für Sie bereits mehr als bekannt sein dürfte. Also werde ich Ihnen jetzt das verkünden, von dem ich glaube, dass es Sie alle am meisten interessiert: Professor Snape wird dieses Jahr Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten."
Hermine hörte, besonders von Gryffindortisch, aus verschiedenen Richtungen abwertende Keuchgeräusche, als der Schulleiter seine Verkündung machte. Dumbledore jedoch fuhr fort, als ob er sie nicht gehört hätte.
„Ich werde für die ersten Wochen Zaubertränke, bis Professor Slughorn zu uns stoßen wird, unterrichten. Professor Slughorn hat zugestimmt für dieses Jahr aus seinem Ruhezustand zurückzukehren, um uns seine Expertise zu leihen."
Hermine hörte, wie einige weiter den Tisch hinunter fragten: „Slughorn, hat jemand schon von diesem Slughorn gehört?"
Neben ihr lachte Harry scharf auf. „Nun, dieses Jahr wird wohl recht abwechslungsreich. Jetzt werde ich zwar eine vernünftige Note in Zaubertränke bekommen, aber dafür in Verteidigung durchfallen."
Dumbledore hob eine Hand und das Geflüster verstummte langsam. „Abschließend möchte ich Ihnen noch etwas mit auf den Weg geben: Auf die Zauberwelt kommen schwere Zeiten hinzu. Wir stehen heute am Abgrund, während unter unseren Füßen bereits der Boden zu bröckeln anfängt. Ehre, Loyalität, Mut, Integrität, Liebe … diese Worte, die einst mal so viel Bedeutung hatten, sind jetzt nichts weiter als Staub in den Mündern derer, die ihre Seele dem Hass geopfert haben.
„Hogwarts stand lange als eine Festung der Hoffnung und des Lernens. Die dunklen Tage, in denen wir uns momentan befinden, bieten uns auch eine Chance: Ergeben wir uns stumm der Dunkelheit oder kämpfen wir um das Licht? Viele werden Ihnen sagen, dass Sie als Schüler zu jung sind, um sich einzumischen, zu jung, um im Mittelpunkt zu stehen. Aber ich sage jetzt, dass Sie, jeder Einzelne von Ihnen, das Herz dieses Kampfes sind. Sie entscheiden die Zukunft der Zauberwelt und so muss auch jeder von Ihnen die Frage für sich selbst beantworten und ultimativ mit dieser Entscheidung leben.
„Die Zeit dieser Entscheidung wird schon bald da sein. Seien Sie darauf vorbereitet."
Die nüchternen Worte des Schulleiters hallten in der stillen Halle; jeder schien überwältigt von dieser offenen Botschaft zu sein. Hermine bemerkte, wie einige Schüler ihren Sitznachbarn ängstliche Blicke zuwarfen. Einige dieser Blicke richteten sich auf Harry und dem Tisch der Slytherins.
Getuschel ertönte erneut, das Geräusch schien durch die Halle zu wirbeln, nur um wieder zu verstummen, als der Schulleiter erneut seine Hand hob. „Professor McGonagall, wenn Sie so gut wären?"
Nach ihrem Aufruf führte Professor McGonagall eine Reihe von Erstklässler zum Stuhl, der vor der gesamten Schülerschaft stand. Hermine dachte, dass es dieses Jahr weniger waren. Sie fragte sich wie viele Eltern ihre Kinder auf Zauberschulen im Ausland geschickt hatten als ihre Kinder weiterhin dem Risiko auszusetzen hier in England bleiben zu müssen. Sie hatte nicht genug Zeit, um sich ausführlich darüber Gedanken zu machen, da der Sprechende Hut mit seinem neuen Lied begann.
Ein neues Schuljahr hat begonnen,
die Wärme des Sommers langsam schwindet.
So kommt zusammen in den kühlen Tagen –
Auf mich müsst ihr nicht mehr warten.
Das Laub bereits gefallen.
Die Tage immer kürzer werden.
Erliegt mir eine schwere Pflicht
Als treuer Wähler der Schülerschaft.
Jeder hier kennt die Bestimmung,
von meinem Lied –
Um Euch zu erzählen, wie die Gründer
in Wahrheit unvereint blieben.
Hermines Aufmerksamkeit begann zu wandern, aber als der Sprechende Hut seine letzte Zeile beendete, riss sie ihren Blick wieder nach vorne.Hatte der Hut gerade wirklich …
Von dem Ravenclawtisch aus konnte Hermine Luna Lovegoods abwesende Stimme hören. „Also, das ist nun wirklich neu und mal was anderes."
Der Sprechende Hut ignorierte den geschockten Saal und fuhr mit seinen resignierten, bitteren Worten fort. In diesem Augenblick erinnerte sie der Hut sehr stark an Professor Snape.
Der Grund natürlich dafür ist,
Misstrauen in den Häusern zu schüren.
Zu entfachen galt es Wetteifer und Verachtung
Zwischen unseren Brüdern und Schwestern
Ihr strebt nach Lob und Fleiß,
Ihr mäßigt Eure Missetaten,
und den Untaten von denen jeder weiß.
Die Lehrer vertrauen mir
Ihnen zu helfen die Kontrolle zu wahren
Getrennt werden die, die vielleicht
Vereint schelmische Ziele maßen.
Aber hört heute gut zu.
Mein Lied bereits zerrissen.
Schon bald werdet ihr erkennen
Wie dieser Plan wird vergessen.
Professor McGonagall, ihre Augen zu Schlitzen verzogen und ihre Lippen eine einzige Linie, streckte ihre Hand nach dem Hut aus, um ihn vom Stuhl zu nehmen. Der Hut wandte sich, die Falten, aus dem sein Gesicht bestand, formten sich, um den Professor direkt anzusehen, obwohl er gar keine Augen besaß. Ohne einen Ton zu verpassen, sang der Hut weiter.
Die Geschichte der großen Hogwarts Vier
Endete vielleicht in einer Tragödie,
Aber Jahre voller Frieden und Freude verstrichen
In vereinter Harmonie.
Langsam senkte McGonagall ihren Arm und der Hut drehte sich erneut um, um wieder die Halle anzusprechen. Er setzte sich weiter auf, sein Stoff angespannt und straff. Seine Stimme halte lauter durch den Saal.
Die Plage war, jeder von ihnen, einzeln für sich,
glaubte an verschiedene Regeln,
Obwohl sie ihre größten Stärken kannten
Konnten sie ihren Mangel nicht besiegeln.
Dieser letzte Satz erzeugte unruhiges Murmeln.
„Darf es so etwas überhaupt sagen?", flüsterte Lavender.
Wenn ich also sage, Ravenclaws
Seien flink und schlau
Verweigern sie sich wichtigen Taten
Im Kampf und Streit.
Am Lehrertisch sprang Flitwick empört auf. Hermines Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Hut zu. Sie wusste, was jetzt folgen würde. Der Hut wirbelte wieder herum, um Professor McGonagall mit einem – wie Hermine es nicht anders beschreiben konnte- herausfordernden Blick anzustarren.
Und Gryffindor, die Verkörperung von Mut,
setzte den Gewinn um jeden Preis
über seine Ehre und eigen Gut.
Die meisten der älteren Gryffindor waren ebenfalls aufgesprungen. Gezischte Laute und Pfiffe ertönten um sie, aber das Lied ging dennoch weiter.
Die Freundschaft eines Hufflepuff
Würdig in ihrer Kraft
Aber Dachse beneiden sie in gleichen Maße,
unterdrücken sie mit Willenskraft.
Ein flüchtiger Blick hinüber zu Professor Sprout und zurück zum Hufflepufftisch bestätigte, dass sie zumindest ihren Tadel mit etwas mehr Würde aufnahmen. Hermine konnte sogar einige nachdenklich nicken sehen, als ob der Hut nur etwas bestätigen würde, was sie bereits selbst über sich wussten.
Aber der Hut war noch nicht fertig und jeder wartete darauf, was er über das eine Haus, welches noch nicht erwähnt worden war, zu sagen hatte.
Und Slytherins Streben,
So gefürchtet wie geachtet,
isolierte viel zu oft das Haus,
ungeschützt und missachtet.
Hermine blinzelte und schielte hinüber zu Professor Snape. Der Professor schien zufrieden genug mit dieser Aussage zu sein. Die Slytherins, die ihr Verhalten ihrem Hauslehrer anpassten, blieben ruhig sitzen.
Es ist unerlässlich, dass ihr versteht
Auf dass wir uns vielleicht alle vereinen.
Die Zeit ist nah, unsere Stärken zu sammeln
Um gemeinsam im Kampf zu erscheinen.
Der Herr der Dunkelheit steigt empor –
Herrschaft sein sichtbares Ziel
Und doch deklarieren die Minister „Gedankenspiel".
Hogwarts Einheit wird notwendig sein,
aber mehr ist es, das wir brauchen.
Wir alle müssen gerüstet sein
Für den Krieg, den wir so verfluchen.
Zum ersten Mal seit vier Jahren, in denen der Hut sein Lied gesungen hatte, nannte er ebendies vor dem die Zauberwelt versucht sich zu verstecken. Der Sprechende Hut hatte die Worte sogar offener gesprochen, als Dumbledore es jemals getan hatte. Es war genug, um das wenige Geflüster wieder zum Schweigen zu bringen und diejenigen, die aufgesprungen waren, setzten sich wieder auf ihre Plätze.
Der richtige Weg ist nicht immer leicht,
Und für gewöhnlich riskant,
Aber so ist es auch der Einzige,
der für die Schule bleibt relevant.
Entscheidend wird es sein, dass ihr Euch
Dieser wichtigen Aufgabe stellt:
Sucht Antworten auf Fragen
Die vorher blieben ungestellt.
Und lernt Eure Lektionen gut,
nicht zum Willen der Lehrerschaft.
Denn die Prüfungen dieses Jahr,
sind nicht die schwierigsten, die ihr schafft.
Mit einem frischen Blick,
Verbündet Euch neu.
Die dringende Unterstützung,
Kommt vielleicht von denen, die ihre Tugend
mit Tarnung tragen.
Hermine schnappte bei der letzten Zeile nach Luft und blickte zurück zu Snape. Deutete der Hut etwa seine wahre Loyalität an? Kannte der Hut überhaupt seine wahre Loyalität?
Sucht nicht in Bekanntschaften,
sondern mit dem Verstand.
Damit nicht Vorurteil und Kleinigkeit
Gehen Hand in Hand.
Und wenn dieses Lied Euch bestürzt
Kommt zur Schulleiters Residenz –
Dort befindet sich mein Regal
Zur weiteren Korrespondenz.
Also setzt mich auf
Ohne Sorge oder Angst.
Mein Flüstern in Deinem Ohr,
werde ich rufen für allesamt.
Hermine spürte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief. Sowohl Professor Snape als auch Professor Dumbledore sahen ernst aus, und in Professor Vectors Fingern begann bereits ein Stück Kreide, zu kreisen. Das Schweigen breitete sich immer weiter aus.
"Appleton, Harriet."
Bei der Ertönung von Professor McGonagalls Stimme, schien ein Ruck durch die Halle zu fahren und Gemurmel breitete sich erneut aus. Hermine schenkte den aufgerufenen Namen nur wenig Aufmerksamkeit, da sie sich nur auf ihre Professoren konzentrierte. Sie klatschte nur, wenn die anderen um sie herum applaudierten.
„Atoll, Greg."
Professor Vector hatte ihr Kreidestück zur Seite gelegt und diskutierte etwas mit dem Lehrer für Muggelkunde; ihr Kopf war so geneigt, als ob sie lauschen konnte. Gelegentlich würde Vector ihren Zauberstab heben und einige Zeilen leuchteten kurz auf, nur um gleich wieder zu verschwinden. Der andere Lehrer würde etwas sagen und Vector erschuf neue Zeilen.
„Barnett, Melissa."
Hermine musste sich daran erinnern, Vector zu fragen, wie sie das anstellte und ihr Blick glitt zum anderen Ende des Tisches, wo Professor Snape saß, als ob der Untergang der gesamten Welt auf seinen schwarzen Schultern liegen würde.
„Caldwell, Andrew."
Snape warf einen finsteren Blick durch die Große Halle, seine Augen schweiften von dem einen Haus zum anderen. Hermine bemerkte, wie einige Schüler unter seinem Blick zusammenzuckten.
„Caldwell, Peter."
Snapes Augen verzogen sich zu Schlitzen, als er am Gryffindortisch angekommen war, aber keine Regung von Anerkennung wärmte seinen Blick, als er sie kurz ansah.
„Dingle, Fergus."
Rigoros zerstörte Hermine die Blase der Kränkung, die in ihr aufzusteigen drohte, als sie seine Gleichgültigkeit sah. Dummkopf! Idiot! Als Nächstes beschwerst du dich, dass er dich ignoriert und dir kein großes Willkommenslächeln schenkt. Als ob er nach all dem, was der Sprechende Hut gerade gesagt hatte, noch an dich denken würde. Nur weil du den Mann in den letzten zwei Wochen kaum zu Gesicht bekommen hast, ist das noch lange kein Grund dich wie ein liebeskranker Schnösel aufzuführen.
Erschrocken schnappte Hermine nach Luft und begann zu keuchen.
„Donahue, Meris."
Sie hustete schwer, und versuchte einzuatmen. Keine Luft. Sie hustete erneut. Um Luft ringend, griff sie blind nach Harry, ihre Hand suchte nach Halt auf seinem Arm. Wieder hustend versuchte sie ihre Lungen zu füllen, als sich jeder um sie herum zu ihr umdrehte.
Hermines Sicht verschwamm vor Tränen. Nur gedämpft vernahm sie Professor McGonagalls Stimme über das Tosen in ihren Ohren.
„Effingham, Efram."
Sie hörte, wie Ron etwas sagte, aber konnte kein Wort verstehen. Es war auch total egal.
Was konnte schon neben der Erkenntnis bestehen, dass ich für Professor Snape schwärme?
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Wenn Kinder an der Hand der Mutter gehen, aber etwas hinter ihr, dann heulen sie, wenn sie mich sehen, weil ich Petunia Dursley spiele. Und die Mutter hat keine Ahnung, warum das Kind weint. (lacht)