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Fanfiction

Pet Project - Schachpartie des Untergangs

von Xaveria

Schachpartie des Untergangs



Nach ihrem Treffen mit Ron war Hermine erpicht darauf wieder mit Professor Snape zu reden, aber zwischen der warmen Suppe, seinen Zaubertränken für den Nachmittag und hoffentlich ihren Bettlaken, war Snape in ihrer Abwesenheit wieder eingeschlafen. Aber da es eines ihrer Hauptziele in ihrer A.S.V.U.R-Agenda war, dass Snape etwas Ruhe bekam, konnte sie es ihm nicht verübeln.

Deshalb ging sie wieder zurück in die Küche, um sich selbst mit einem verspäteten Mittagessen zu versorgen und kehrte in Snapes Zimmer zurück. Vermutlich hätte sie auch hinunter in die Bibliothek gehen können, aber sie hatte in den letzten Tagen sehr viel Zeit in Snapes Zimmer verbracht, genau so, wie sie Ihre Zeit immer im Gryffindor-Gemeinschaftsraum verbracht hatte. Snape hatte sie darauf angesprochen, dass sie auch ihre Zeit außerhalb ihrer Pflichten bei ihm war, aber dann wiederum hatte er sie auch nicht rausgeschmissen. Und das war etwas, wovon sie wusste, womit er keine Sekunde zögern würde, sollte ihm ihre Anwesenheit stören.

Also setzte sie sich mit einem Eiersalatsandwich in ihren Sessel und zog ein Buch hervor. Es war eine Abhandlung über Magische Theorie – das, was Professor Vector für Snape als Lesematerial vorgeschlagen hatte. Sie hatte auch vorgehabt ihm das Buch zu geben, aber der Drang es zu öffnen und die ersten paar Seiten zu lesen, war einfach zu groß gewesen. Im Augenblick war sie zu tief in das Buch vertieft. Sie hatte sogar Verweise auf das Konzept der Affinität gefunden. Wenn sie dieses Buch hier durchhatte, würde sie sich die Originalwerke raussuchen.

Sie setzte sich auf ihre Füße und dachte sich in den Worten zu verlieren, aber irgendwie konnte sie sich nicht darauf konzentrieren. Als sie denselben Absatz zum dritten Mal lesen musste, gab sie es schließlich auf. Sie vermerkte die Seite mit einem Lesezeichen und legte es in ihren Schoß und lachte leise auf. Sie kannte ihren Ruf als Bücherwurm durchaus. Wären ihre Schulkameraden nicht überrascht, wenn sie wüssten, dass Hermine Granger zu viel im Kopf hatte, um sich auf das Lesen zu konzentrieren?

Es war ja nicht gerade so, als ob sie nicht so einiges hätte, was sie durchdenken musste, insbesondere Professor Vectors Angebot für einen Ausbildungsplatz. Das Angebot hatte sie gleichzeitig überrascht als auch begeistert. Es war alles, was sie sich für ihre Zukunft wünschen konnte. Gute Arithmantiker waren in der Zaubergemeinschaft rar gesät und Hermine wusste, ohne jetzt arrogant zu klingen, dass sie eine sehr gute Arithmantikerin sein konnte. Nur schon alleine, um die Dinge zu lernen, die Vector ihr beibringen könnte, würde ihr einen Platz in der Zauberwelt sichern, der ihr alle Wege – auch im Ministerium – offen hielten.

Ihre Entscheidung war einfach und sie wollte augenblicklich „Ja" sagen, als ihr das Angebot unterbreitet worden war. Sie wusste, es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sie diesen Sprung ohne zu zögern getan hätte. Jetzt hielt sie sich zurück. Sie wollte sich selbst Zeit lassen, damit sie alles gründlich überdenken und bewerten konnte.

Bin wohl keine richtige Gryffindor mehr, dachte sie mit einem trockenen Lächeln. Richtige Gryffindor, genau. Als sie den schlafenden Mann betrachtete, wusste sie, dass er der Grund war, warum sie keine richtige Gryffindor mehr war. Aber, wenn sie ehrlich war, kümmerte es sie wenig. Er hatte ihr schon so viel beigebracht und sie hegte keinerlei Zweifel, dass sie noch so viel mehr von ihm lernen konnte.

Mit ihrem Blick weiterhin auf Snape gerichtet, wog sie die Verfassung, in der er sich befand, ab; es war etwas, was sie für gewöhnlich nicht tun konnte, wenn er wach war und sie mit diesen dunklen Augen beobachtete. Die auferlegte Bettruhe und die regelmäßigen Mahlzeiten taten im offensichtlich gut. Seine dunklen Augenringe sahen jetzt eher wie Schmutzflecken als wie Verletzungen aus und die eingefallene Haut unterhalb seiner Knochenwangen war wieder fülliger. Und dennoch sah er im Allen noch immer ausgemergelt und gestresst aus.

Seine Hautfarbe war bereits besser; schon eher seine gewöhnliche Blässe, als die krankhafte Blässe, die er, wie sie jetzt erkannte, schon ziemlich lange getragen hatte.

Als sie ihn beobachtete, bewegte er sich leicht in seinem Schlaf und murmelte etwas Unverständliches. Seine Bewegungen waren jedoch die eines normalen Schlafes und nicht mehr die eines verzweifelten, von Ängsten geplagten Mannes, den sie die ersten Tage, noch bevor sie Rink losgeschickt hatte, um seine Bettlaken zu holen, gesehen hatte.

Es war dieser Augenblick, in dem Vectors Worte in ihrem Kopf hallten.

Erwarten Sie nicht, dass er zu Ihrem Freund wird oder Sie werden sich komplett verheddern.

Sie seufzte leise.

Vectors Worte hatten sie unerwarteterweise getroffen, aber sie wollte nicht, dass ihr Professor wusste, wie sehr ihre Worte sie verletzt hatten. Sie hatte Vectors Warnung durchaus verstanden. Sie wusste aus erster Hand mit welcher Leichtigkeit Professor Snape die Menschen nur auf Armlänge hielt und wie leicht er die Verteidigung eines Menschen perforieren konnte, nur um ihn dann verwundet und blutend zurückzulassen. Snape, hatte sie entdeckt, suchte sich seine Freunde nur mit besonderer Vorsicht aus. Im Vergleich dazu neigten Gryffindors dazu eine große Breite an guten Freunden, gelegentlichen Freunden und Bekannten zu haben. Bisher hatte sie nur drei Leute gesehen, mit denen Snape befreundet zu sein schien – Professor Dumbledore, Heilerin Alverez und Professor Vector.

Ich will seine Freundin sein … seine Vertraute … seine … hier wurden ihre Gedanken unförmig und verstummten.

Sie seufzte erneut. „Mürrischer Mann", flüsterte sie. „Nichts ist wirklich einfach mit Ihnen."

Der mürrische Mann rührte sich nicht einen Zentimeter. Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie ihre unberechenbaren Gedanken und Hermine öffnete wieder ihr Buch und zwang sich dazu sich auf die Worte vor ihr zu konzentrieren.


+++



Ein lauter Schlag riss sie aus ihrem Schlaf. Es war ein ähnliches Geräusch, wie, als wenn das Buch, welches eigentlich auf ihrem Schoß liegen sollte, auf den Boden gefallen war.

Sie versuchte, die Überreste ihres Traumes wegzublinzeln. Kein Buch. Sie war während des Lesens in ihrem Stuhl eingeschlafen. Schon wieder. Sie wollte sich nach vorne beugen, um das Buch aufzuheben, nur um den abwägenden und irgendwie neugierigen Blick von Professor Snape zu treffen.

Sie konnte die heiße Schamesröte nicht unterdrücken.

„Entschuldigung, Sir. Ich wollte Sie nicht wecken."

Er zuckte nur minimal mit den Schultern. „Ich war bereits wach."

Hermine wurde bei dem Gedanken, dass er sie beim Schlafen beobachtet hatte, von einem irgendwie seltsamen Gefühl ergriffen. Es war genau auf dieselbe Art und Weise, wie sie ihn beobachtet und abgewogen hatte. Sie bezweifelte allerdings, dass er ebenfalls die gleichen Mysterien der Hermine Granger abwog, wie sie über die Mysterien des Severus Snape nachgedacht hatte. Sie musste bei diesem Gedanken ein Schnauben unterdrücken. Als ob sie irgendwelche Geheimnisse hätte.

Langsam begann sie sich unter dem Gewicht seines Blickes unwohl zu fühlen und versuchte ihn abzulenken. „Wie spät-"

„Bald Zeit für's Abendessen. Wie es aussieht, haben wir beide den Nachmittag verschlafen." Er warf ihr weiterhin diesen bemessenden Blick zu, von dem sie sich fragte, was er wohl denken mochte. Dann jedoch, in einen schon fast unterhaltsamen Ton, fragte er: „Haben Sie über Professor Vectors Angebot nachgedacht?"

„Ich habe mir meine Gedanken gemacht, ja."

„Gut." Er rutschte etwas auf seinem Bett auf, bis er saß, während Hermine den Drang unterdrückte ihm zu helfen, sehr wohl wissend, dass er ihre Hilfe nicht wollte. Als er es wieder bequem hatte, sagte er: „Dann erzählen Sie mir von Ihren Gedanken."

Bei seinen Worten wurde ihre Brust von einem warmen Gefühl erfüllt – Worte, von denen sie wusste, dass die anderen sie als diktatorisch ansehen würden. Hermine kümmerte sich nicht um die Worte. Sie hörte auf seine Stimme und beobachtete seine Körpersprache. Seine Worte sagten: ‚Sie sind nur ein niederer Diener und müssen sich meinem Befehl beugen.' Sein Handeln jedoch – sein interessierter Gesichtsausdruck, seine Konzentration, die Art und Weise wie er seinen Körper ihr zugewandt hielt – all dies sagte ihr: ‚Ihre Gedanken und Ihre Meinung sind hörenswert."

Noch während sie sich in diese Wärme einwickelte, begann sie ihm von ihren Gedanken zu erzählen.


+++



Sie sprachen schon lange nicht mehr über Vectors Angebot, ihre Unterhaltung streifte einige Gerüchte innerhalb des Ordens – Tonks und Lupins weniger geheime Romanze – über Todesserversammlungen – „Absoluter Schwachsinn!"- bis hin zu ‚Die Geschichte von Hogwarts' – „Glauben Sie bloß nicht alles, was in diesem Buch steht." Hermine war so vertieft in ihrer Unterhaltung, dass sie vollkommen überrascht war, als Professor Vector plötzlich die Tür öffnete.

Vector schenkte ihnen beiden ein Lächeln. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, aber ich habe mir gedacht, dass wir das vielleicht während des Essens tun sollten. Unten versuchen einfach zu viele Menschen auf einmal, zu essen. Es ist etwas überwältigend."

Snape, bemerkte Hermine, spannte sich leicht an, selbst wenn sein Ausdruck noch immer freundlich war, war er jetzt reservierter. „Kommen Sie nur rein, Vector. Ihr Vorschlag scheint gut zu sein." Er wandte sich an Hermine. „Könnten Sie vielleicht das Abendessen für Sie selbst, Professor Vector und mich holen?"

Hermine lächelte ihm leicht zu und schloss dann Vector mit ein. „Das sollte kein Problem sein. Bin gleich wieder da."

Als Hermine die Tür hinter sich ließ, holte Vector ein paar Tafeln hervor und die Matrix begann über Snapes Bett zu schweben.

Da sie nichts verpassen wollte, eilte sie die Treppe hinunter, um das Abendessen zu holen. Jetzt, wo die Elfen die Küche übernommen hatten, aßen die Ordensmitglieder ihr Essen im offiziellen Speisesaal. Als sie an dem Raum vorbeiging, konnte sie das Geklimper von Geschirr hören und lief das zweite Paar Treppen hinab.

Sie stellte noch immer die Tabletts für sich und Vector zusammen, als sie sah, wie Ron an der Küchentür vorbeilief, sein trügerischer Blick verriet ihn, bevor er überhaupt seinen Mund öffnen konnte.

„Du wirst nicht drum herumkommen", sagte sie und unterbrach die Einwände, von denen sie wusste, dass sie kommen würden.

Er runzelte mit seiner Stirn, bis seine Augenbrauen zu einer Linie verzogen waren. „Das Mindeste, was du tun könntest, ist einem Kerl sein Argument hervorbringen zu lassen, bevor du ihm den Boden unter seinen Füßen wegziehst."

Hermine lachte, mehr über Rons entrüsteten Gesichtsausdruck als über seinen Einwand. „Entschuldige, Ron, aber der einzige Grund, der mir einfällt, warum du vor der Tür herumschleichen solltest, ist der, dass du dich drücken willst. Ich bitte dich nicht um viel. Nur darum, Professor Snape ein wenig abzulenken."

Als er sich gegen den Küchentisch lehnte, schnappte er sich eine geschnittene Möhre und ignorierte Hermines Schnauben. „Aber, Hermine-"

„Jetzt hör auf zu jammern. Und wage es nicht die Finger, die du gerade abgeleckt hast, wieder in diese Schüssel zu stecken. Du kommst nicht drum herum. Du hast gesagt, dass du es tun wirst."

„Aber das ist nicht fair. Du hast mich in einem schwachen Moment erwischt. Ich war verletzbar. Ich hatte soeben den Hängenden Blitz geschafft. Das war gewaltig. Ich habe gerade meinen Sieg genossen. Ich wusste nicht, worauf ich mich da einlasse."

„Ron, du hingst mit einer Hand und einem Bein von deinem Besen. Das war nicht … oh, na schön", gab sie mit einem Augenrollen nach, „es war gewaltig. Aber du musst mit Professor Snape spielen."

„Aber-"

„Ich verspreche dir auch, dich nicht mit ihm allein zu lassen. Außerdem ist er an sein Bett gefesselt und kann seinen Zauberstab nicht benutzen. Was soll er schon tun?"

Ron schnaubte ungläubig. „Glaubst du etwa, dass ich ihn deshalb für hilflos halte? Noch nicht einmal ein Hufflepuff-Erstklässler wäre so bescheuert. Er ist … er ist Snape", rief er, als ob dies eine gesamte Argumentation zusammenfasste.

„Ron-" Hermine schloss wieder ihren Mund, als sie merkte, dass sie selbst zu jammern begann. Wenn sie jetzt stocherte, könnte Ron alles hinschmeißen. Es würde ihn nicht dazu bringen sich auf Snape einzulassen.

„Denk einfach noch mal drüber nach", sagte sie, nachdem sie einmal Luft geholt hatte. „Es muss auch nicht heute Abend sein. Harry ist wieder zurück, als würde es so oder so nicht funktionieren. Aber du weißt schon, das nächste Mal, wenn Professor Dumbledore Harry mitnimmt, dann vielleicht. Eventuell morgen Mittag." Sie atmete erneut durch. „Mir würde es wirklich viel bedeuten."

Ron lächelte schief. „Wenn ich Fred oder George wäre, würde ich jetzt sagen, dass du als Wiedergutmachung für zwei Wochen meine Hausaufgaben übernehmen müsstest."

„Wenn du Fred oder George wärst, dann wäre es dir nicht einmal erlaubt dich auch nur fünf Meter Professor Snapes Tür zu nähern."

Seine Hand glitt wieder zu den Karotten. Sie schlug sie weg.

Er steckte seine Hand unter seinen Arm und sagte. „Du schuldest mir noch immer was."

„Ich weiß, Ron. Aber bitte, glaube mir, das ist wirklich wichtig."

Ron kniff seine Augen zusammen und betrachtete sie. „Es ist nur-" Abrupt hielt er inne, seufzte und ließ sie dann vom Haken. „Also schön. Das nächste Mal, wenn Harry weg ist."

Sie war einfach zu dankbar, um ihr Glück zu hinterfragen. „Danke, Ron", sagte sie, als sie wieder zu Tür ging.

Sie sammelte noch schnell ihre Sachen zusammen, die Tabletts folgten ihr mit einer Handbewegung. Dann ging sie zurück zu Snape und Vector.


+++



Obwohl sie es erwartet, sogar angestiftet hatte, war Hermine dennoch überrascht, als es am nächsten Tag an der Tür klopfte und Ron mit dem Ausdruck eines Mannes, dem gerade der Schrecken in den Knochen saß, Snapes Zimmer betrat.

Für einen kurzen Moment kam es ihr wie ein Stillleben der Muggel vor – Snape mit hochgezogener Augenbraue, der gegen sein Kopfende gelehnt saß, Ron mit aufgerissenen Augen und wie das Kaninchen kurz vor der Flucht. Sein Oberkörper war noch immer halb der Tür zugewandt, um schnell loszurennen, und sie, halb auf dem Stuhl sitzend und gleichzeitig fast stehend, bereit ebenfalls loszuspringen.

Doch dann wurde das Gemälde zerstört, als Ron seinen Mut fand und sein Kinn hob, bereit sich seiner Nervosität und vermutlich auch Snape zu stellen.

Rons Blick huschte von ihr und wieder zurück zu Snape. „Hermine sagte, dass Sie sich langweilen und vielleicht etwas Schach spielen möchten." Es war zum Teil eine Frage, wie auch eine Aussage, gemischt mit ein bisschen Herausforderung, als ob Ron denken würde, Snape würde ihn beschuldigen, sich alles nur ausgedacht zu haben.

Da sie nicht wusste, auf welchen Spieler sie sich konzentrieren sollte, raste Hermines Blick zwischen den beiden hin und her.

„Mr. Weasley", begrüßte Snape ihn mit so kalter Stimme, wie in seinem Klassenzimmer. Ron spannte sich automatisch an, aber bevor er aus dem Zimmer stampfen konnte, ergriff Snape erneut das Wort, seine Stimme nahm diesmal einen freundlicheren Ton an. „Im Moment ist eine Ablenkung … unabhängig ihrer Quelle … immer willkommen."

Hermine hatte gar nicht mitbekommen, dass sie ihren Atem angehalten hatte, bis sie erleichtert ausatmete. Soweit es Snape betraf waren seine Antworten recht freundlich. Aber dann auch wieder konnte er nicht alle Beleidigungen auslassen oder Ron hätte gewusst, dass etwas nicht stimmte. Er würde auf einer dünnen Linie wandeln müssen, sein bitteres Selbst zu sein und Ron so weit zu beruhigen, damit er sein Misstrauen ablegte.

Ron lief rot an, aber er behauptete sich. Hermine entspannte sich weiter. Nicht, dass sie sich irgendwelche Sorgen hätte machen sollen, schalt sie sich selbst. Snape war immerhin ein eingeschworener Spion und Slytherin. Wenn jemand auf dieser dünnen Linie wandeln konnte, dann war er es.

Sie spürte bereits das Lachen in ihr aufsprudeln, aber konnte es gerade noch unterdrücken, als Ron ihr einen verärgerten Blick zu warf, den sie nur allzu gut kannte. Ihre Schuld gegenüber Ron hatte sich soeben verdoppelt. Aber wenn es funktionierte, wenn sie Harry wieder zurück auf den richtigen Weg brachten und Voldemort ein für alle Mal besiegt war, dann würde sie Ron alles geben, um was er sie bitten würde.

Sie lächelte ihn aufmunternd zu und hoffte, es war genug.

Nach diesem ersten angespannten Moment hatte die Situation an Spannung verloren. Ron betrat das Zimmer und stellte das Brett und die Schachfiguren mit einer Routine auf, die schon von langer Erfahrung sprach. Bis zu dem Moment, in dem Ron Snape traditionell seine Faust hinhielt, um sich eine Farbe auszusuchen, hatte er geschwiegen.

„Genau."

Rons Finger hatten den schwarzen Bauern offenbart. Ohne ein weiteres Wort wurden die Figuren zurück auf das Brett gestellt und das Spiel begann.

Hermine versuchte wirklich interessiert zu bleiben, aber irgendwo zwischen Rons Zug mit dem Bauern und einige Züge später und Snapes Zug mit dem Läufer, hatte sie jegliches Interesse verloren. Schach, entschied sie, besaß für sie genauso viel Interesse wie Quidditch, jedoch ohne diese manchmal, packende Flugmanöver, die die ganze Sache noch zumindest etwas interessant gemacht hatte.

Ihr eigenes Desinteresse an Schach nervte sie manchmal. Schach war ein zeitaufwendiges, logisches Strategiespiel. Es war im Grunde die Art von Spiel, welches perfekt auf ihre Stärken zugeschnitten war. Es war die Art von Spiel, die sie eigentlich genießen sollte. Kurz schielte sie zu den beiden Gegenspielern hinüber, nahm Rons eiserner Entschlossenheit und Snapes leichtes überlegenes Lächeln in sich auf. Das Wort stinklangweilig schwebte durch ihren Kopf und sie versuchte ein Kichern zu unterdrücken und war froh, dass weder Snape noch Ron jemals ihre Gedanken wissen würden.

Eine knappe Stunde später unterdrückte Hermine hinter ihrem hochgehobenen Buch ein Gähnen. Wie kann ein Spiel, das so langweilig ist, zwei Menschen nur so fesseln?

Sie hatte keine Ahnung, wer gewann oder verlor. In ihren Augen befanden sich lediglich ein paar durcheinander gesetzte Spielfiguren auf dem Brett. Aber anhand der noch wenigen Spielfiguren auf dem Brett vermutete sie, dass das Spiel bald vorbei sein würde. Mit einem Kopfschütteln und einem weiteren halb versteckten Gähnen, wandte sie sich wieder ihrem Buch zu – Magische Theorie , also das war nun wirklich interessant.

Es war ein merkwürdiges Keuchen, das sie von ihrem geschriebenen Wort ablenkte. Nachdem sie aufgeschaut hatte, musste sie ein paar Mal blinzeln. Langes Lesen führte oftmals dazu, dass ihre Augen austrockneten. Nur eine Sekunde später wurde das Geräusch wiederholt und diesmal erkannte sie, es war Ron.

Er starrte, wie Hermine es nur beschreiben konnte, mit ehrfürchtigen Schrecken auf das Schachbrett. Sie verstand nicht warum. Sie hatte durchaus durch Snapes ziemlich zufriedenen Gesichtsausdruck und Rons knienden König verstanden, dass Ron verloren hatte, aber was sie nicht nachvollziehen konnte, war, warum Ron so reagierte. Es passierte nicht oft, aber sie hatte ihn auch schon vorher verlieren sehen.

Snape schnappte ihren Blick auf. „Ich dachte, Sie sagten, Mr. Weasley würde eine Herausforderung sein." Der selbstzufriedene Blick verwandelte sich in etwas wie arrogante Selbstgefälligkeit. „Ich kann hier keine Herausforderung erkennen."

Langsam hob sich Rons Blick von dem Schachbrett, eine fließende Bewegung, in der sich sein gesamter Oberkörper anspannte. Sein Gesichtsausdruck glich dem, wenn er bereit war, die Tore von Gryffindor zu verteidigen.

„Zurück auf Ausgangsposition", flüsterte er mit fester Stimme.

Snape grinste schief und lehnte sich in seine Kissen zurück; das vollkommene Abbild gelangweilter Gleichgültigkeit.

„Wirklich, Mr. Weasley, ich verstehe nicht, wie Sie-"

„Zurück. Auf. Ausgangsposition."

Snapes Lippen begannen zu zucken, ein Mundwinkel zog sich leicht hoch. Bei diesem Anblick fuhr Hermine ein kleiner Schauer über den Rücken. Sie wusste, Ron würde nur einen finsteren Blick darin erkennen. Hermine jedoch erkannte darin ein ganzes Snape-Lächeln. Er war zufrieden.

Ohne Sorge tippte Snape in einem bestimmten Muster auf die Felder an den Ecken. Bei seinem letzten Tippen setzten sich alle Figuren mit einer militärischen Genauigkeit wieder zurück auf ihre Plätze. Hermine sah, wie der schwarze König von Snape zu Ron schaute. Sie konnte schwören ein schweres Schlucken bei dem kleinen Holzmann gesehen zu haben.

Diesmal passte sie genauer auf, oder versuchte es zumindest. Sie hatte genug Spiele gesehen, um Rons Eröffnungszüge zu erkennen. Für die Züge gab es strategische Namen, aber sie hatte sich nie die Zeit genommen, sie zu lernen.

Die Züge eines jeden Spielers waren blitzschnell, als ob Ron und Snape die Bewegungen nach einem vorgeschriebenen Text vollführten, bis Snape einen der Springer setzte und Rons Hand, die bereits nach dem Bauern gegriffen hatte, sich wieder zurückzog, bevor er die Figur berühren konnte.

Er rieb seine Finger gegen seinen Daumen, als Ron aufblickte, um Snapes Gesicht zu betrachten und darin nach etwas suchte, von dem Hermine nicht wusste, was es sein könnte. Snape starrte teilnahmslos zurück, sein Ausdruck merkwürdig neutral nach seinem Anflug von Arroganz.

Ron griff wieder nach dem Brett und setzte einen seiner Türme. Das Spiel wurde fortgesetzt, aber diesmal betrachtete jeder einzelne Spieler das Brett mit einer unnachgiebigen Konzentration.

Vor und zurück.

Zug und Gegenzug.

Vorstoß und Rückzug.

Grundgütiger Gott, ist das ein langweiliges Spiel, dachte sie.

Aber dann schüttelte sie sich ermahnend. Was auch immer mit diesem Spiel los war, es hielt Snape und Ron gefangen. Rons Schultern waren bis aufs äußerte angespannt, als er sich weiter über das Brett beugte. Snape, bemerkte Hermine, war entspannt, sein Ausdruck sprach von absoluter Zufriedenheit, wenn sie ihn richtig las. Das war auch der Grund, warum sie vollkommen überrascht war, als Snape nach seinem König griff und ihn umkippte.

Rons Blick war für zwei Sekunden lang der Inbegriff von absoluter Verblüffung, bevor er sich in Aufregung umwandelte. Abrupt rutschte sein Ausdruck von Aufregung in Verwirrung, in Konzentration und dann Misstrauen.

Hermine hielt ihren Atem an und atmete erleichtert aus, als sich Rons Misstrauen aufklärte, wenn ihm noch immer die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand. Schließlich verkündete er: „Gutes Spiel, Professor Snape."

Snapes Blick hatte sich kaum verändert, wenn Hermine es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass sich seine Zufriedenheit sogar noch vertieft hatte. „Es war in der Tat ein ausgezeichnetes Spiel, Mr. Weasley." Er hielt inne. „Ich würde weitere Spiele begrüßen, wenn es Ihnen Recht wäre."

Ron blinzelte. „Ich …" Sein Blick huschte zu Hermine und dann wieder zurück zu Snape. „Ja, Sir. Das würde mir gefallen."

Unter ihnen erklang die Standuhr im Foyer und verkündete, dass es bereits zwei Uhr war. Ron riss mit einem Male seine Augen auf. Hermine konnte schon fast Rons Gedanken lesen: Der Mittag war fast vorbei und Harry würde schon bald wieder zurück sein. Snape wusste es ebenfalls und so war sie nicht überrascht, als Snape Ron entließ, selbst wenn sie ihn dabei noch nie so freundlich erlebt hatte.

Sie warf Snape ein dankbares Lächeln zu und folgte Ron aus dem Zimmer. Da sie erwartete ihn nachrennen zu müssen, war sie nicht darauf vorbereitet ihn gegenüber von Snapes Tür an der Wand gelehnt vorzufinden. In dem Versuch ihren schnellen Schritt zu stoppen, stolperte sie über ihre eigenen Füße und landete dumpf und ohne Luft in ihren Lungen gegen Rons harte Brust.

Für einen ganz kurzen Moment schloss Ron seine Arme um sie und in Hermine entflammten alle bedacht versteckten, mädchenhaften Fantasien über sie und Ron wieder auf. Genauso schnell verspürte sie die Unrichtigkeit in ihr aufsteigen und fand ihre Balance wieder. Mit roten Wangen trat sie beschämt aus seiner Umarmung.

„Entschuldige. Ich habe nicht erwartet, dich dort stehen zu sehen."

Ron antwortete nicht, aber beobachtete sie nicht mit diesem nachdenklicheren Blick, den er Snape zugeworfen hatte.

„Ron?"

Er schüttelte mit dem Kopf, mehr als ob er einen widerspenstigen Gedanken los werden wollte, als ihr zu antworten.

„Alles okay. Hermine, hat er-"

„Hat er was?"

„War er … vergiss es. Ich weiß nicht was ich denke oder sage."

Nicht sicher, was Ron störte, legte Hermine eine Hand auf seinen Arm. „Alles in Ordnung?"

„Ja." Er zuckte mit den Schultern. „Bis später."


+++



Als Ron den Flur hinunter ging, überraschte es ihn nicht, dass Hermine wieder zurück in Snapes Zimmer ging. Mit dem Hauch eines Anfluges von nicht wirklicher Eifersucht erkannte er, sie hatte sich in Snapes Zimmer wohlgefühlt.

Mit langsamen Schritten ging er die Stufen hinunter und grübelte über das nach, was er gerade gesehen hatte. Etwas ging in Snapes Zimmer vor sich. Ron war sich da ziemlich sicher; er, der mit den Streichen der Zwillinge aufgewachsen war, erkannte die Anzeichen. Jeglicher Instinkt tobte in ihm, dass nicht nur Snape und Hermine etwas ausheckten, sondern, dass irgendwie, ohne dass er wusste, wie er all dem zugestimmt hatte, er jetzt ein Teil davon war.

Und dieses Schachspiel … Ron musste zugeben, das erste Spiel hatte Snape gehört. Ron hatte den Zaubtertränkemeister unterschätzt und Snape hatte ihn mit einer der cleversten und undurchsichtigsten Strategien, die Ron jemals gesehen hatte, erwischt. Selbst jetzt noch wollte Ron das Spiel analysieren.

Es war für Ron eine neue Strategie gewesen und eine, die es zu schlagen galt. Das zweite Spiel jedoch hatte Snape anders gespielt. Sein Spiel war nicht weniger brillant, aber irgendwie hatte Ron den Eindruck, dass er etwas verpasste. Snape hatte mit der Hobson Wahl eröffnet. Es war eine recht gefügige Eröffnung, aber später hatte der Spieler die Möglichkeit entweder defensiv oder offensiv zu spielen. Ron hatte Hobson mit einer Strategie gekontert, die typisch war und den Spieler zwang, der Hobson benutzte, in die Defensive zu gehen.

Für wenige Minuten innerhalb des Spiels hatte Ron gedacht, dass er das Spiel dominieren würde und wollte auf einen schnellen Sieg hinaus – genau bis zu dem Moment, in dem Snape sein Spiel geändert hatte, seine gesamte vorgängige Strategie mit Hobson wurde mit einem einzigen Zug von Graysons Geheimer Eröffnung abgelöst.

Erst dann hatte das Spiel zwischen ihnen wirklich begonnen. Ron hatte noch nie gesehen, wie diese Eröffnung erfolgreich gespielt worden war, da sie subtile Fallen und Labyrinthe bevorzugte – wie Formationen, die dazu führten, den anderen Spieler in den Niedergang zu führen. Ron war so stolz auf sich gewesen jede Falle gemeistert zu haben, jeden Zug entdeckt zu haben, der ihn wieder in Sicherheit und zum ultimativen Sieg geführt hatte.

Er hatte gewonnen.

Rons Pechschleife war durchbrochen. Er hatte gewonnen, oder etwa nicht? Snape hätte ein Spiel nicht so einfach abgegeben und ein falscher Zug, und Ron hätte recht schnell verloren. Aber da war noch immer dieses Misstrauen, welches in seinem Nacken für gewöhnlich immer dann zu kribbeln begann, wenn Fred und George ihn wieder pink anlaufen ließen oder ihn in einen Fisch verwandelten oder etwas noch verrückteres mit ihm anstellten.

Ron warf einen Blick zurück zu Snapes Zimmer und erinnerte sich an Snapes Niederlage und dieses seltsam zufriedene Lächeln, welches er getragen hatte.

Er hatte gewonnen.

Ich hab's geschafft. Zumindest glaube ich das.


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