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Fanfiction

Pet Project - Erwachen

von Xaveria

Erwachen



Als Hermine Heilerin Alverez die Treppen hinauf zu Professor Snapes Zimmer folgte, kreisten ihre Gedanken in einem chaotischen Durcheinander in ihrem Kopf herum. Zwischen ihrer Schlaflosigkeit, Snapes unverhoffter Rückkehr, ihrer wahnsinnigen und überstürzten Flucht die Heilerin zu finden und dann noch die Konfrontation mit Harry, Ron und dem Orden … war sie vollkommen geschafft und nagte bereits an ihren Reserven.

Und wieder fragte sie sich, ob es das war, was Professor Snape jedes Mal fühlte, wenn er unterrichten, spionieren und zwischen Dumbledore und Voldemort herumspringen musste. Und dumme Mädchen, die ihn belästigten, fügte sie hinzu und erkannte, sie war nur eine weitere Bürde auf seinen bereits vollen Teller. Es war wirklich ein Wunder, dass dieser Mann nicht noch zorniger war. Mit absolutem Unglauben schüttelte sie bei ihren eigenen Gedanken mit dem Kopf – sie verteidigte gerade Snapes weniger nobleren Eigenschaften – sie war wirklich müde.

Aber selbst ihre absolute Müdigkeit konnte nicht die Sorge in ihrem Bauch vollkommen vertreiben. Seit Professor Dumbledore die Zauber von Professor Snape entfernt hatte, war es ihr nicht mehr erlaubt gewesen, ihren Professor zu sehen. Das würde der erste Blick sein, den sie auf den zusammengebrochen, vom Regen durchnässten und blutüberströmten Mann werfen konnte.

Mit jedem weiteren Schritt die Treppe hinauf versuchte sie sich einzureden, dass sie sich nur verrückt machte. Snape würde es besser gehen. Alverez war hier und hatte bereits damit angefangen, ihn zu heilen. Und Hermine würde sich um Professor Snape kümmern, während er sich erholte. Sogar Rink war hier und würde sich um Snape kümmern. Ungeachtet von ihrer Bestrafung vom Orden, wusste sie, sie musste den Elf nicht erst dazu bringen sich um Professor Snape zu kümmern. Rink hatte mehr als deutlich gezeigt, wie ernst er seine Stellung als Snapes persönliche Hauselfe nahm. Sie sollte eigentlich triumphieren. Selbst wenn sie all dies geplant hätte, hätte es nicht besser laufen können.

Das war vielleicht ihr Problem, überlegte sie, als sie um die letzte Biegung und einen dunklen Flur hinuntergingen. Hermine war jemand, die plante. Sie mochte es, wenn die Dinge von A bis Z durchdacht waren. Aber das hier … das war zufälliges Glück und absolut unkontrollierbar. Sie reagierte nur noch auf die Ereignisse. Es geriet alles außer Kontrolle und sie wurde mitten in das Chaos gestoßen.

Dann waren sie endlich da und Hermine stolperte über den Läufer vor dem Zimmer, in welches Rink Snape gebracht hatte.

„Oh", sagte sie, als ihr Blick plötzlich auf den Mann fiel, der in dem schmalen Bett lag.

Als sie einmal durch die Tür waren, übernahm Alverez wieder die Kontrolle; in Anbetracht von Hermines früheren Gedanken, war es wirklich ironisch und Hermine war sich dessen mehr als bewusst. Aber Hermine war müde und so ließ sie sich einfach mitziehen, als Alverez ungeduldig vor ihrem Gesicht schnipste. „Verlieren Sie jetzt nicht die Nerven. Ihm geht es im Grunde gar nicht so schlecht, wie er aussieht."

Hermine verstand nicht, wie das möglich war. Snape sah aus, als ob er bereits tot sei. Ein gelbliches Laken, welches vielleicht mal weiß gewesen war, war bis zu Snapes Schultern gezogen. Es war wie ein Leichentuch über ihn gelegt und verlieh seiner bereits blassen Haut eine noch kränklichere Farbe, als ob er direkt aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett stammen würde.

Sie erschauderte. Es gerät alles außer Kontrolle.

Verletzungen, die man vorher nur erahnen konnte, zeichneten sich jetzt violett, grün und gelb auf Gesicht und Kinn ab. Besonders das Hämatom, welches dunkelrot an seiner Schulter begann, endete irgendwo unter der Decke.

„Hermine?"

Hermine zwang sich, sich auf die Heilerin zu konzentrieren. Schnell straffte sie ihre Schultern und hob ihr Kinn. „Was muss ich tun?"

Alverez schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Gutes Mädchen", sagte sie mit einem anerkennenden Nicken.

Hermine ließ die Anweisungen der Heilerin über sich ergehen. Ein Teil von ihr speicherte die Informationen ab, merkte sich die Dosierungen und die Verabreichung der Zaubertränke, genauso wie die Zauberstabbewegungen. Der andere Teil von ihr stand gerade vor einem Nervenzusammenbruch. Sie hatte soeben den Orden an der Nase herumgeführt. Sie hatte ihre Freunde hintergangen. Und ohne den Anflug von jeglichen Schuldgefühlen hatte sie Dumbledore manipuliert.

Für Snape.

Absolut außer Kontrolle.


+++



„Sie muss dabei sein!"

„Miranda", versuchte Albus in einem ruhigen, vernünftigen Ton zu beginnen. Aber auch nur so weit kam er, bis er unterbrochen wurde.

„Wir haben das bereits besprochen. Sie haben die Matrix selbst gesehen. Sie haben die Formeln gesehen."

Albus unterdrückte das Verlangen, zu seufzen. Alles fiel in sich zusammen. All seine sorgfältigen Pläne und verschachtelten Strategien; er spürte, wie all dies seiner Kontrolle entglitt. Und letzten Abend hatte selbst die zuverlässige und für gewöhnliche respektvolle Miss Granger ihm getrotzt. Es war ein Gefühl, welches Albus nicht unbedingt mochte. Zu viel ruhte auf diesen Plänen und den Menschen darin. Wenn auch nur ein Teil von ihnen versagen sollte … er zögerte selbst, als er nur darüber nachdachte, was passieren würde, sollte Riddle diesen Krieg gewinnen.

Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, es war seine Stimme des weisen, alten Zauberers und er hoffte, dass Miranda seinem Hinweis folgen würde. „Ich verstehe sehr wohl, wie Sie sich fühlen", sagte er. „Hermine ist wichtig, aber sie wurde von dem Treffen ausgeschlossen-"

Miranda schnaubte. „Das ist mir egal, Albus. Und sie ist nicht nur wichtig; ich sage Ihnen, sie ist entscheidend."

Seine eiserne Kontrolle schwächelte etwas. „Harry ist entscheidend. Harry ist der Mittelpunkt der Prophezeiung. Es war nicht Miss Granger, die sich Tom, als er den Stein der Weisen stehlen wollte, gegenüberstellen musste. Und sie war es auch nicht, die gegen den Basilisken in der Kammer des Schreckens gekämpft hat. Und es war Harry, der das Trimagische Turnier bestritten hatte. Es war Harry Potter und der Stein der Weisen und die Kammer des Schreckens und-"

Miranda warf frustriert ihre Hände in die Luft, als sich ihr Körper noch mehr anspannte. „Albus, ich hab's verstanden!" Sie begann im Zimmer auf und ab zu laufen und drehte sich schließlich wieder zum Schulleiter um. „Ich hab's verstanden", wiederholte sie. „Und ich habe auch verstanden, dass Sie wütend auf sie sind. Sie hat Ihre Autorität untergraben, hat hinter Ihrem Rücken gehandelt und hat all das bedroht, für das Sie so hart gearbeitet haben." Miranda schenkte ihn ein angespanntes Lächeln. „Ich habe durchaus verstanden, dass sie diese Hexe-" und es war, nicht nötig den Namen zu nennen – „in den Orden gebracht hat. Ich verstehe sogar, dass Sie wütend auf mich sind, weil ich mit Ihnen deshalb streite. Aber Hermine ist wichtig. Vielleicht war es nicht Hermine Granger und der Stein der Weisen, aber jedes Mal, wenn sich Harry ihm stellen musste, war sie dort gewesen. Sie war der Grund für Mr. Potters Erfolg. Sie jetzt außen vor zu lassen … es würde alles gefährden. Und nein, ich kann Ihnen nicht das Wie oder Warum oder Wann sagen. Aber vertrauen Sie mir, Albus, so wie Sie bisher all den Dingen, die ich tun musste, vertraut haben, sie ist wichtig."

Albus ließ seine Schultern fallen. „Sind Sie sich sicher?", fragte er mehr der Form halber als alles andere.

„So sicher wie man sich in der Mathematik und Arithmantik sein kann. Albus, Sie haben die Möglichkeiten selbst gesehen. Sie haben gesehen, wie sich ihre Linie mit der von Severus vermischt. Merlin, Albus, Sie haben praktisch selbst dafür gesorgt, dass Ihre Linien miteinander interagieren werden."

„Ich habe nichts dergleichen getan. Sie haben mir gesagt, dass ihre Interaktion bereits zuvor begonnen hatte. Miss Grangers Bestrafung sich um Severus zu kümmern, wird wohl kaum etwas beeinflussen, was schon längst stattgefunden hatte."

„Ja, es hatte bereits stattgefunden, aber Sie haben dafür gesorgt, dass diese Interaktion auch weiterhin bestehen bleibt." Sie verzog ihre Augen zu zwei misstrauischen Schlitzen. „Albus Dumbledore…"

„Ich rate Ihnen, diesen Gedanken nicht zu Ende zu führen. Ich habe diese Interaktion nicht erzwungen", unterbrach er sie, bevor sie ihn noch weiter beschuldigen konnte. „Ich gebe aus freien Stücken zu, dass es vieles gibt, wo ich meine Finger mit im Spiel habe. Und es sollte für Sie keine Überraschung sein, da der Großteil dieser Pläne auf Ihren Gleichungen basiert. Aber ich versichere Ihnen, in diesem Falle ist es schlichtweg Schicksal. Miss Granger hatte eine angemessene Bestrafung verdient und es ist auch wahr, dass sich nur wenige im Orden bereit erklären würden, sich um Severus zu kümmern. Ihr Misstrauen ihm gegenüber, ist im Moment einfach zu groß."

Miranda hielt überrascht inne. Albus bemerkte, es dauerte nicht lange, bis sie ein Stück Kreide und etwas Pergament aus ihrer Tasche gezogen hatte und damit begann, das Stück eifrig zwischen ihren Fingern zu rollen. Er konnte bereits ihren Verstand arbeiten sehen, konnte schon praktisch die Berechnungen in ihrem Kopf erkennen.

„Sie glauben", begann sie langsam, als sie offensichtlich laut nachdachte, „die Tatsache, dass sich ihre Wege gekreuzt haben, war Miss Grangers und Severus' Schicksal? Als ich zum ersten Mal die Gleichung erstellt habe, hatte es sich noch wie eine seltsame Paarung angefühlt. Aber wenn man es von diesem Standpunkt aus betrachtet, dann ergibt es sogar irgendwie Sinn, nicht wahr? Sie musste schon vorher mit ihm in Interaktion getreten sein, um ihn so helfen zu können, wie sie es getan hatte und Severus wird hoffentlich, basierend auf ihren früheren Kontakt in der Schule, ihre Hilfe annehmen."

„Es ist die einzige Erklärung, die Ihren Daten und Fakten einen Sinn geben."

Miranda dachte kurz darüber nach, bevor sie mit dem Kopf schüttelte. „Und dennoch … ich bin mir nicht sicher. Irgendwas scheint nicht ganz richtig mit dieser Erklärung zu sein. Wenn ich auch noch nicht genau sagen kann, was es ist."

„Haben Sie denn eine andere Erklärung, die passen würde? Es erklärt Ihre Matrix."

Albus lächelte sie zufrieden an. „Dann hat sie ihren Zweck in Ihrer Matrix erfüllt."

Miranda verzog ihr Gesicht und rümpfte ihre Nase. „Netter Versuch, aber nein, Albus. Miss Granger muss noch immer bleiben."

Geschlagen seufzte er. Etwas, was er in letzter Zeit ziemlich häufig getan hatte. „Also schön. Ich werde ein Treffen einberufen, damit Sie Ihre Ergebnisse präsentieren können." Er runzelte leicht mit der Stirn, bevor er hinzufügte. „Und Miss Granger darf auch dran teilnehmen."

Als Albus aufstand, strich er seine Roben glatt, sodass die funkelnden Sterne nicht länger zerknittert waren. Er war recht stolz auf diesen Kleidungszauber. „Wir werden uns morgen Abend treffen." Mit einer leichten Verbeugung verschwand er.

Nachdem Albus das Arbeitszimmer verlassen hatte, ließ sich Miranda erschöpft in einen Ohrensessel fallen. Sie hasste es mit dem Schulleiter zu streiten, aber aus Gründen, die Miranda bisher noch nicht verstand, war Albus in Bezug auf Miss Granger ziemlich widerspenstig. Aber das war etwas über was sie an einem anderen Tag nachdenken würde. Jetzt musste sie sich darauf konzentrieren, ihre Ergebnisse dem Orden vorzustellen.

Um die Wahrheit zu sagen, hatte sich Miranda den letzten Tag über ziemlich verloren gefühlt. Sie hatte sich durchaus darauf vorbereitet dem Orden gegenüberzutreten, sie hatte sogar erwartet, dass ihr plötzliches Auftauchen und Wissen so etwas wie Unruhe stiften würde. Sie wäre für die anderen immerhin eine ganze neue Überraschung. Sie hatte sich auf diese Überraschung und die mögliche Ablehnung bei ihrem Eintritt vorbereitet. Aber sie war auch fest davon ausgegangen, dass nachdem sie ihnen die Möglichkeiten der Matrix erklärt hatte, alle Zweifel zerschlagen zu können.

Zweifelsohne war sie diejenige von ihnen gewesen, die seit dem Moment, in dem sie und Albus von einer Hauselfe in dieses heruntergekommene Haus gebracht wurden, ziemlich verwirrt war. In dem garantierten Drama um Snape, Hermine und Heilerin Alverez, war Miranda praktisch in eine Ecke gedrängt worden, wo sie bis dato auch geblieben war.

Eine wohl widerspenstigere Seele – so wie Snape – dachte Miranda mit einem schiefen Lächeln, wäre bei dieser Behandlung ausgerastet, wenn er sich überhaupt erst in diese Lage hätte, manövrieren gelassen, was sie irgendwie stark bezweifelte. Miranda jedoch war von Grund auf eine Beobachterin. Es war eines der Dinge, die sie zu einer so guten Arithmantikerin machte – um auch die genausten Gleichungen erstellen zu können, musste sie in der Lage sein, die Variablen zu füllen.

Was sie in den letzten Tagen beobachtet hatte, ließ ihre Finger zucken, um die Gleichungen auf eine Tafel zu bringen. Der Orden des Phönix befand sich im Chaos – ein Chaos, das sich um Hermine Granger und Severus Snape zentrierte. Der Schulleiter mochte vielleicht glauben, Miss Grangers Nexus war bereits vergangen, aber Miranda würde ihren Zauberstab verwetten, dies war noch lange nicht der Fall. Sie konnte schon praktisch die möglichen Linien, die sich um das Mädchen formten und verschoben, sehen.

Alles geriet vielleicht außer Kontrolle, aber Miranda würde es alles ausarbeiten und mit ihrer ganz eigenen Version des Ordens aufkommen.


+++



Für Ron war der Grimmauldplatz bis auf seine Tristheit und das ewig unfreundliche Porträt von Mrs. Black ziemlich entspannend. Zugegeben, unter anderen Umständen würde er bestimmt lieber etwas anderes tun, aber wenn er schon in einem zugigen Haus eingesperrt war, dann war er es zumindest zusammen mit seinen Freunden. Manchmal fragte er sich sogar, wie die Dinge aussehen würden, wenn er in seinem ersten Jahr Harry und Hermine nicht im Zug getroffen hätte. Aber er dachte nie allzu lange über das ‚Was wäre wenn' nach. Das war eher Hermines Sache.

Nachdem er seinen Besen etwas nach links manövriert hatte, schaute er hinauf zu Snapes Fenster. Hermine war jetzt dort oben und kümmerte sich um die missmutige Fledermaus, während der Rest von ihnen ihre eigene Version von Quidditch mitten im vom Unkraut überwucherten Garten spielte. Er wusste, dass Hermine diese Abwandlung des Spieles, wo es ihnen nicht erlaubt war, unter die viereinhalb Meter Grenze zu fliegen und es Punkte gab, wenn der Quaffel in die alte hole Eiche in der Ecke des Gartens fiel, gehasst hätte.

Aber jetzt geriet alles irgendwie außer Kontrolle.

Nicht dass Ron jemals gedacht hatte, er hätte jemals die Kontrolle gehabt, aber nichts verlief so, wie er es angenommen hatte.

Sein bester Freund verhielt sich noch immer komplett bescheuert.

Er wurde gerade noch rechtzeitig zum vollwertigen Ordensmitglied gekürt, nur um mit anzusehen, wie der Orden vor ihm im absoluten Chaos versank.

Dumbledore stritt sich plötzlich öffentlich mit einer fremden Hexe.

Er schielte hinauf zu dem Licht, welches durch das Fenster schien. Merlin steh im bei, aber Snape tat ihm schon fast leid.

Er war zum Schülersprecher gewählt worden.

Und Hermine … Hermine hatte vollkommen ihren Verstand verloren.

Hermine. Wann hatte sie die Kontrolle verloren? Er hätte in diesen Tagen so etwas eher von Harry erwartet, aber Hermine stellte für ihn noch immer ein Rätsel dar.

Er beugte sich nach vorne, sodass er seinen Ellbogen auf den Besen abstützen konnte, und schielte kurz zu Harry hinüber, der neben ihm schwebte. „Vielleicht hat Snape ihr einen Zaubertrank zugesteckt."

Neben ihn vernahm er nur ein geknurrtes Schnauben.

„Okay, schon gut, also hat er ihr keinen Zaubertrank untergejubelt. Aber es ergibt trotzdem keinen Sinn. Sie ergibt einfach keinen Sinn mehr."

Der Feuerblitz tauchte plötzlich ab, bis Harry wieder Boden unter den Füßen hatte. „Ich gehe in mein Zimmer", sagte er tonlos mit einem kalten und entfernten Blick.

Ron beobachtete, wie Harry verschwand, und verspürte die ersten Anzeichen von aufsteigender Panik in seiner Brust.


+++



Hermine hatte Snape gerade einen Schmerztrank verabreicht, als sie hörte, wie sich hinter ihr die Tür öffnete. Da sie dachte, es sei nur Rink, drehte sich Hermine nicht augenblicklich um und war etwas überrascht, als sie die Stimme des Schulleiters hörte.

„Wie geht es ihm heute, Miss Granger?"

Hermine wirbelte herum. „Sir!"

Dumbledore betrat das Zimmer, seine volle Aufmerksamkeit galt dem Mann im Bett. „Beruhigen Sie sich, Miss Granger. Ich wollte nur nach Severus sehen."

Den Schulleiter zu sehen, zerriss Hermine förmlich. Auf der einen Seite war sie noch immer für sein gefühlloses Verhalten Professor Snape gegenüber wütend auf ihn. Auf der anderen Seite hingegen konnte noch nicht einmal sie den erschöpften Blick und die hängenden Schultern des alten Zauberers ignorieren. Am Ende gewann die Wut über das Mitleid, selbst wenn sie sich nur in ihren sarkastischen Worten äußerte.

Hermine zog den Stuhl heraus, den sie benutzt hatte, und lächelte Dumbledore leicht zu. „Setzen Sie sich, Sir. Ich bin mir sicher, dass Professor Snape es freuen würde, wenn Sie sich eine Weile zu ihm setzen."

Ihr unhöflicher Ton schien den Schulleiter nicht zu beeindrucken, als er sich auf den Stuhl neben dem Bett setzte. Andererseits kriegte sich Dumbledore jeden Tag mit Professor Snape herum. Ihre armseligen Versuche schnippisch zu sein, waren die eines Amateurs. Wenn überhaupt schien ihre angespannte Haltung den Schulleiter nur noch weiter zu beruhigen, wenn das leichte Lächeln irgendein Indiz dafür war.

„Freuen ist ein so starkes Wort, Miss Granger, besonders, wenn es zusammen mit Professor Snape benutzt wird. Wenn überhaupt, meine Liebe, wenn er wüsste, dass ich an seiner Seite Wache halte, besäße er all den Charme eines nassen Kniesels." Sein Lächeln wurde noch breiter. „Ich wage sogar zu behaupten, dass Sie es bereits erlebt haben."

Eine knochige Hand winkte neben ihn und ein weiterer Stuhl erschien. „Bitte setzen Sie sich, Miss Granger. Ich würde auch gerne mit Ihnen etwas besprechen."

Dumbledore wartete, bis sie sich auf den hergezauberten Stuhl gesetzt hatte, bevor er weitersprach: „Ich habe Sie enttäuscht."

Schockiert riss Hermine ihre Augen auf. Automatisch formten sich protestierende Worte, aber Dumbledore unterbrach sie mit einer gehobenen Hand.

„Rechtfertigen Sie nicht Ihre Gefühle. Sie sind der Meinung, ich hätte mehr für Professor Snape tun sollen, dass ich ihm hätte, mehr helfen, mich mehr um ihn kümmern müssen."

Als er sprach, bemerkte Hermine, dass er sich nicht zu ihr umdrehte, sondern weiterhin auf die regungslose Gestalt von Professor Snape starrte. Es war eine merkwürdige Art eine Unterhaltung zu führen und irgendwie mochte Hermine es nicht. Es war schon fast so, als ob Dumbledore mehr mit sich selbst als mit ihr reden würde.

„Um ehrlich zu sein", fuhr er fort, „stimmt Ihnen ein Teil in mir zu. Unglücklicherweise widerspricht der Rest in mir, genau wie Severus, wenn er denn seine Meinung kundtun könnte, tun würde."

Sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte, also sagte sie nichts und wartete bis Dumbledore weitersprechen oder etwas tun würde. Aber weder sagte er noch tat er etwas.

„Sorgen Sie sich um ihn?", fragte sie schließlich, als das Schweigen zwischen ihnen zu schwer wurde.

„Aus Ihrer Sicht sieht es vermutlich nicht danach aus, aber wenn Sie das glauben, dann irren Sie sich gründlich."

„Wie können Sie dann nur-", begann sie hitzig, bevor sie sich daran erinnerte, mit wem sie sprach.

Dumbledore lachte leicht. „Beenden Sie Ihren Gedanken, Miss Granger. Vielleicht wollten Sie mich fragen: ‚Wie kann ich ihn nur so behandeln, wie ich es tue?'"

Da sie ihrer Stimme nicht vertraute, nickte Hermine knapp.

„Wir befinden uns im Krieg, Miss Granger. Das dürfen Sie niemals vergessen. Es ist kein Spiel. Menschen – Muggel genau wie Zauberer und Hexen – sterben zwischen den Fronten. Niemand vom Ministerium unternimmt etwas, also bin ich zum General für eine Seite in diesem Krieg geworden. Ich würde gerne jeden Einzelnen, der gegen Tom steht, als eine eigene Persönlichkeit betrachten, aber manchmal ist mir dieser Luxus nicht gegönnt."

Dumbledore streckte eine Hand aus und umfasste kurz Snapes, bevor er sie wieder zurückzog. „Ich habe in diesem Jahr viel von Severus verlangt. Er hat mich bisher nicht enttäuscht. Ich werde auch noch in Zukunft viel von ihm verlangen."

Dumbledore wandte sich schließlich in ihre Richtung und die volle Macht seines Blickes traf sie. „Es wird vielleicht eine Zeit kommen, in der ich dasselbe von Ihnen verlangen werde. Sie werden, ganz genau wie Severus, in Ihr Inneres blicken müssen, um die Antwort darauf zu finden. Was würden Sie opfern, Miss Granger, um Tom zum Fall zu bringen? Was ist es Ihnen wert? Ich beschütze so viele wie möglich. Mit all meinen Fähigkeiten und Wissen versuche ich alle zu beschützen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich keine Fehler mache. Das bedeutet auch nicht, dass die, die an meiner Seite stehen, niemals bedroht werden."

Genauso schnell ließen die blauen Augen von ihr ab und Hermine atmete einmal mit pochendem Herzen tief durch. Als sie endlich wieder ihre Gedanken geordnet hatte, saß Dumbledore nicht länger neben ihr, sondern stand bereits an der Tür.

„Diesen Abend wird ein Treffen stattfinden. Ihr Ausschluss bleibt weiterhin bestehen, aber ich werde für dieses Treffen eine Ausnahme machen. Bitte seien Sie dort."

„Ja, Sir", antwortete sie, aber er war bereits verschwunden.


+++



Auf den Weg in die Bibliothek zögerte Hermine, unsicher, ob sie auch wirklich weitergehen sollte. Professor Dumbledore hatte ihr Zögern bemerkt. „Kommen Sie nur rein, Miss Granger."

Bei seinen Worten drehten sich die meisten Anwesenden um und starrten sie an. Die Bandbreite beinhaltete ein einladendes Lächeln von Professor Vector, bis hin zu Neugier und Misstrauen und offenkundige Abneigung auf anderen Gesichtern.

Sie erkannte jeden dieser Blicke, da sie für gewöhnlich Professor Snape galten. Blicke, von denen auch sie sich nicht ganz freisprechen konnte. Als sie das Gewicht aller Blicke auf sich spürte, musste sie den Drang höhnisch zu grinsen, unterdrücken. Stattdessen schenkte sie jedem mit erhobenem Haupt ein breites Lächeln, bevor sie sich auf den leeren Stuhl neben Remus setzte.

Aber als sie ihre verschwitzten Handflächen an ihrer Jeans abstrich, erkannte sie noch etwas anderes. Nicht nur Professor Snape bekam diese Blicke zugeworfen. Es waren im Grunde alle Slytherins; immer diese ständigen, misstrauischen, missbilligenden und abschätzenden Blicke. So war es also, erkannte Hermine, wenn man kein beliebter Gryffindor war. Dass selbst, wenn man nichts Falsches getan hatte, man von jedem beobachtet und nur darauf gewartet wurde, dass man alles und jeden verriet.

Müde rieb sie sich ihre Augen. Kein Wunder, dass sie uns alle hassen, dachte sie.

„Was hat sie hier zu suchen?"

„Ruhig, Alastor", sagte Dumbledore mit unterschwelliger Übertreibung. „Ihre Bestrafung wurde nicht aufgehoben, aber sie ist ein Teil der Informationen, die Professor Vector für uns hat. Sie hiervon auszuschließen birgt eine größere Gefahr, die ich nicht gewillt bin, auf mich zu nehmen."

Dumbledore deutete auf Professor Vector, die vor dem gesamten inneren Kreis des Ordens des Phönix stand. Sie räusperte sich. „Einige von euch haben sich eventuell über mein plötzliches Auftauchen gewundert, aber aufgrund von einigen Erwägungen, die nicht ganz in meiner Hand lagen, wurde mein Schicksal besiegelt. Die meisten von Ihnen kennen mich als die Arithmatikprofessorin von Hogwarts. Der Schulleiter hat mich seit Mr. Potters erstem Tag an Hogwarts gebeten ein paar arithmantische Gleichungen aufzustellen. Unglücklicherweise sind arithmantische Gleichung selten stetig, sondern wachsen und ändern sich mit jedem Informationsstück innerhalb der Variablen. Am Anfang waren meine Daten noch dürftig und gestückelt, als ich daran arbeitete die Mächte zu verstehen mit denen Mr. Potter und anders herum, die mit ihm interagierten."

Sie seufzte und lächelte Harry entschuldigend zu. „Ich glaube, wenn ich bessere Informationen gehabt hätte, hätte ich einige der Schwierigkeiten, die Sie Ihre ersten beiden Jahre erlebt haben, verhindern können. Unter diesen Umständen jedoch war es mir nur möglich die Basis und große Zeitraumabschnitte zu identifizieren: den Gebrauch des Tarnumhanges Ihres Vaters, die Öffnung der Kammer des Schreckens und letztendlich den Gebrauch von Gryffindors Schwert. Die Gleichungen waren einfach zu komplex und obwohl gute Arithmantik einem die Möglichkeiten vorhersagen kann, können noch nicht einmal die besten unter uns einen Blick in die Zukunft werfen."

Vector zog ihren Zauberstab aus ihrem Ärmel und vollführte eine komplizierte Handbewegung. Neben ihr tauchte in der Luft ein komplexes Gemisch aus bunten Linien auf. Als es langsam um seine Achse rotierte und sich das Gewirr langsam ordnete, erkannte Hermine, dass es wohlmöglich die komplexeste, zeitbestimmende arithmantische Präsentation war, die sie jemals gesehen hatte.

„Sieht aus wie Mums Spaghetti", flüsterte Ron zu Harry, wenn auch die Bemerkung von den anderen aufgeschnappt wurde.

Hermines erster Impuls war es Ron zurechtzuweisen und ihm die Bedeutung von darstellerischen, arithmantischen Gleichungen zu erklären, aber dann biss sie sich auf die Zunge, um die Worte zu unterdrücken. Niemand interessierte es hier, was sie zu sagen hatte. Als Erinnerung daran ruhig zu bleiben, tat sie das, was sie das gesamte letzte Schuljahr getan hatte und setzte sich auf ihre Hände.

Professor Vector zog eine Augenbraue hoch. „Ja, Mr. Weasley, ich schätze, es sieht wirklich wie ein Teller voller Spaghetti aus."

Ron lief rot an, als er erkannte, dass jeder im Raum sein Kommentar gehört hatte.

„Wenn Sie jedoch", fuhr Vector fort, „meine Klasse gewählt hätten, dann wüssten Sie, dass das, was ich Ihnen hier zeige, kein Abendessen ist."

Leichtes Lachen war zu hören, während Ron nur noch weiter errötete und sich die Röte auf seine Ohren ausbreitete. „Entschuldigung, Professor."

Vector nickte und mit einer Zauberstabbewegung drehten sich die bunten Linien um ihre eigene Achse. „Arithmantik", begann sie und nahm den Ton an, den sie für gewöhnlich immer im Klassenraum anschlug, „verbindet Geschichte, Soziologie, mathematische Statistiken, ausgelegte und wahrsagerische Magie. Artithmantik ist eine Wissenschaft, die dazu benutzt wird, mögliche Entwicklungen zu bestimmen. Es wird oftmals fachübergreifend angewendet. In ihrer einfachsten Form kann es für neue Zauber oder Flüche oder zur Entwicklung eines neuen Zaubertrankes benutzt werden."

Vector hielt inne, als sie sich im Raum umblickte. Hermine wusste aus ihrem Unterricht, dass Vector sich vergewissert, ob auch jeder ihrer Erklärung folgen konnte. Als sie anscheinend zufrieden war, fuhr sie fort.

„Genau wie in jeder anderen Disziplin, gibt es verschiedene Sparten, die man lernen kann. Eine der esoterischsten Formen der Arithmantik wird in der Form von Wahrsagen genutzt, und kann von einem Experten dazu benutzt werden bestimmte Möglichkeiten für jeden Einzelnen als auch für eine Gruppe vorher zu sagen. Man sollte dies jedoch nicht mit der Muggel-Wissenschaft Psychohistorie verwechseln, in der durch die Kombination von Geschichte, Soziologie und Statistiken Entwürfe entwickelt werden, die für eine gesamte Gruppe gelten. Es ist die Magie, die es uns ermöglicht da genauer ins Detail zu gehen."

„Und inwiefern hat das was mit uns zutun?", unterbrach Moody aus der hinteren Reihe.

„Es hat etwas mit Ihnen allen zu tun, weil ich für den Orden Gleichungen als Ganzes und für jeden Einzelnen erstellt habe, für die Todesser und für Ihr-Wisst-schon-wen." Sie schwang erneut ihren Zauberstab, um einzelne Linien innerhalb der Matrix anzutippen, wodurch diese aufleuchteten. Dann deutete sie auf einen Punkt, wo sich zwei Linien trafen. „Jede Linie steht für eine Berechnung, die auf einer Vielfalt an Daten und Möglichkeiten beruht. Jeder Schnittpunkt steht für einen Nexus. Das ist der Punkt eines Konfluxes – einer Veränderung. Sie stehen besonders für Wendepunkte."

Vector hielt inne und ließ den anderen Zeit, sich das Spaghettiwirrwar anzusehen. Sie hob wieder ihren Zauberstab und deutete auf einen Punkt, wo sich alle trafen und keine Farbe mehr zu erkennen war. „Basierend auf meinen Berechnungen, wird dies der Punkt sein, an dem der Orden des Phönix auf Ihr-wisst-schon-wen und seine Todesser in der letzten Schlacht treffen wird."

Ihr Blick flog wieder durch den Raum. „Laut meinen Berechnungen bleiben uns noch Monate bis zur Konfrontation – ein Umstand, der sich erst vor Kurzem geändert und den Zeitpunkt drastisch nach vorne katapultiert hat."


+++



Hermine brauchte zwei ganze Tage, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Zwischen ihrer Unterhaltung mit Dumbledore, welche ihr noch immer einen Schauer den Rücken hinunterjagte und den Offenbarungen von Professor Vector, befanden sich Hermines Gedanken in einen einzigen Tumult. Arithmantik war ihr Lieblingsfach. Sie hatte mehr als einmal daran gedacht ihren Fokus in diese Richtung zu lenken und hatte von daher schon in ihrer Freizeit viel Zeit damit verbracht, sich in das Thema einzulesen. Diese zusätzlichen Lektüren erlaubten es ihr Professor Vectors Arbeit aus einem Blickwinkel zu betrachten, den den anderen vermutlich verborgen blieb.

Das Beunruhigende war jedoch, dass sie ebenfalls vertreten war. Es war eine Sache zu verstehen, wie Arithmantik Möglichkeiten vorhersagte. Es war eine komplett andere diese Vorhersagen in bunten Farben vor sich zu sehen – diese Ausarbeitung ihres Lebens und noch viel schlimmer, die von Professor Snape zu sehen, war beängstigend.

Sie hatte angenommen, dass es reiner Zufall gewesen war. Sie hatte gedacht, dass ihre Treffen mit Professor Snape lediglich Ursache und Wirkungen waren. Waren sie offenbar nicht. Ihre und Snapes Wahrscheinlichkeitslinien überschnitten sich und liefen bis zu dem fatalen Punkt, den Vector als ‚die Finale Schlacht' klassifiziert hatte, parallel zueinander. Sie hatte keine Ahnung, was dies bedeutete und es verängstigte sie.

Bis jetzt hatte sie noch immer in ihrem Glauben gelebt, dass Snape nur ein Projekt war. Ja, sie mochte ihn. Er forderte ihren Verstand heraus, aber das hatte absolut nichts zu bedeuten. Sie war nur nett zu ihm, wenn es die anderen nicht waren. Aber es war mehr als das. Es war … nun, sie wusste nicht genau, was es war. In diesem Moment war sie die Pflegerin und er der Patient. Wenn es ihm besser ging, würden sie wieder in ihre Rollen als Mentor und Schülerin zurückfallen. Zumindest dachte sie, dass sie das tun würden. Die Matrix schien dies zu verdeutlichen.

Was sie jedoch wirklich besorgte war, dass ihre Linie, die Linie von Hermine Granger, nicht länger mit der von Ron und Harry zusammen dargestellt wurde. Bis zu einem bestimmten Punkt schnitt und wanderte sie mit ihren Linien, aber war öfters mit der von Professor Snape verbunden. Sie konnte nur hoffen, dass dies bedeutete, dass sie und Professor Snape in der Lage sein würden Harry von seinem momentanen Weg der Zerstörung abzubringen. Aber für sie war es offensichtlich, sie würde nicht länger mit ihnen zusammen – sie war um sie herumgeschlungen, interagierte mit ihnen und lief mit ihnen in dieselbe Richtung – ja, aber sie war nicht länger mit ihnen zusammen.

Sie dachte, sie konnte damit umgehen, es war etwas, wo sie sich drauf vorbereiten könnte. Es war offensichtlich, dass ihre Interaktionen mit Snape, die Verbindung ihrer beiden Wahrscheinlichkeitslinien irgendwie wichtig war. Vor Monaten hatte sie bereits ihre Entscheidung in Bezug auf Professor Snape getroffen und sie hatte angenommen, sie hätte Konsequenzen akzeptiert, bis sie in der Bibliothek auf Harry und Ron traf.

„Wie konntest du nur, Hermine?", zischte Harry durch zusammengebissene Zähne „Was hast du dir nur dabei gedacht?"

„Wie ich nur konnte?", wiederholte sie, als sie ungläubig ihre Augenbrauen hochzog. „Und das ausgerechnet von dir, Harry. Wie oft bis du schon einfach gedankenlos aufgebrochen, ohne vorher an die Konsequenzen zu denken? Zumindest gebe ich es zu. Ich habe unüberlegt und töricht gehandelt und ich nehme meine Bestrafung an, aber wage es nicht mich über irgendwelche überstürzten Handlungen zurechtzuweisen, Harry Potter. Ich habe das getan, was getan werden musste, um einen Mann das Leben zu retten. Es war ja wohl nicht so, als ob ich hinaus zum Honigtopf geschlichen wäre, um etwas so Idiotisches zu tun, wie Bonbons zu stehlen."

Harrys Gesicht lief gefährlich rot an. Hätte das vielleicht nicht sagen sollen, erkannte sie, aber es war bereits zu spät es wieder zurückzunehmen.

Harry wirbelte herum und stürmte mit einem Türknallen aus der Bibliothek.

Ron starrte sie an, als ob er sie zuvor noch niemals in seinem Leben gesehen hätte, bevor er mit einem Kopfschütteln Harry folgte.

Tränen stachen in ihre Augen, als sie auf die Tür starrte. Konsequenzen und Linien und Wahrscheinlichkeiten und eine Zukunft, in der sie vielleicht Freunde, aber nicht mehr beste Freunde mit Harry und Ron sein würde, breitete sich vor ihr aus. Als sie sich auf den Boden setzte, war ihr zum Weinen zumute. Aber das tat sie nicht. Nachdem sie mit ihren Handrücken ihre Augen abgewischt hatte, stand sie wieder auf. Die Konsequenzen und Linien und Wahrscheinlichkeiten lagen jetzt vor ihren Füßen und Weinen würde sie nirgendwo hinbringen.


+++



Professor Snape wandte sich und warf sich auf seinem schmalen Bett hin und her. Sein Haar klebte an seiner Stirn, seine Atmung war flach und abgehakt. Unter seinen Lidern rollten seine Augen wild von der einen Seite auf die andere. Dass er in irgendeinen Albtraum gefangen war, war mehr als offensichtlich. Es störte Hermine, ihren stolzen Lehrer so zu sehen. Was ihr jedoch noch größere Sorgen machte, waren die gelegentlichen Geräusche, die er von sich gab. Es war kein direktes Wimmern oder Jammern, sondern eine keuchende Mischung aus beiden, als ob er in seinen Träumen versuchen würde, den Schrei zu unterdrücken.

Sie konnte sich das nicht länger mit ansehen.

„Rink, ich halte das nicht mehr aus. Die Schmerztränke scheinen nicht zu wirken." Sie rieb sich müde über ihr Gesicht. „Oder sie wirken, aber die Wirkung reicht einfach nicht aus. Ich muss etwas tun." Mit geballten Fäusten schrie sie kurz auf. „Irgendwas."

„Ohren flattern."

Diese unlogische Aussage warf Hermine für einen Moment aus der Bahn und sie blickte von dem komatösen Snape zu Rink. Ihre Wut war für den Augenblick vollkommen vergessen. Langsam gewöhnte sie sich selbst an die merkwürdigeren Dinge, die Rink manchmal von sich gab. Sie fand, sie war auch recht gut darin geworden, die Elfensprache zu übersetzen. Mit dieser Aussage jedoch konnte sie rein gar nichts anfangen.

„Ohren flattern?", fragte sie.

Mit einem ernsten Blick nickte Rink entschlossen, wodurch seine ziemlich großen Ohren nach vorne klappten.

Hermine versteckte ein Lachen hinter einem Räuspern. Sie wollte nicht Rinks Gefühle verletzen. Nachdem sie ihr Grinsen wieder unter Kontrolle hatte, fragte sie so gleichgültig sie konnte: „Also, warum flattern die Ohren?"

„Die Elfen sind von Hermy beeindruckt."

Hermine lachte reuevoll auf. Jeder in diesem Haus behandelte sie wie eine Ausgestoßene – im Grunde behandelten die anderen sie genauso, wie sie mit Professor Snape umgingen. Und jetzt waren die Hauselfen, die vor Kurzem noch nicht einmal in ihre Nähe wollten, stolz auf sie.

Lieber Gott, wann ist mein Leben dermaßen verrückt geworden?

„Warum sind die Elfen stolz auf mich?"

„Hermys Worte. Hermys Tun. Hermy muss etwas unternehmen", sagte Rink, als ob Hermines steigende Frustration, nichts für Professor Snape tun zu können für die Hauselfen mehr Sinn ergab. „Elfen müssen etwas unternehmen."

Vielleicht ergab es für die Elfen Sinn und vielleicht war es das, was nötig war. Ich habe bereits etwas unternommen, vielleicht wird es auch hier helfen?

„Rink?" Die Elfe war augenblicklich an ihrer Seite. „Du musst für mich nach Hogwarts gehen und die Laken, die ich für Professor Snape gemacht habe, holen."

Rinks Ohren, die er seit Snapes Ankunft am Grimmauldplatz immer weiter hatte hängen lassen, schossen mit einem Male in die Luft. Mit aufgerissenen Augen betrachtete er sie mit einer vagen Hoffnung.

„Hermy unternimmt etwas. Hermy glaubt, dass die Magie dem Meister der Zaubertränke helfen wird?"

Hermine lehnte sich auf dem Stuhl vor. Sie legte ihr Kinn auf eine Hand ab und sah einen Moment lang ihren Lehrer an. „Mach dir nicht allzu große Hoffnungen, Rink, aber ich denke, dass sie es könnten. Professor Snape hat noch immer große Schmerzen und er schläft nur sehr unruhig. Das kann für seine Heilung nicht förderlich sein. Ich hoffe, die Zauber in den Laken - ich weiß nicht - werden es ihm vielleicht einfacher machen."

Rink blickte sie ernst an. „Rink wird die Laken von Miss holen."

„Danke."

Mit einem leisen Knall verschwand Rink und Hermine wurde alleine mit Snape zurückgelassen. Sie wagte es, eine Hand auszustrecken und mit ihrer Fingerspitze über sein Kinn zu fahren. Sie spürte bereits die ersten Barthaare unter ihren sensiblen Fingerspitzen. Als Snape selbst in seiner Bewusstlosigkeit unter ihrer Berührung zusammenzuckte, zog sie schuldig ihre Hand wieder zurück.

Sie musste nicht lange warten und schon bald war das schmale Bett mit Rinks Hilfe neu bezogen und Hermine strich die Kanten der Laken glatt. Sie wusste, dass sie dem Professor zuvor schon geholfen hatten. Alverez' Zauber und Zaubertränke halfen Professor Snape sicherlich körperlich, aber nichts schien ihm bisher richtige Ruhe gebracht zu haben. Sie hoffte nur, dass die Ruhe und der Schutz, den sie in die Laken gestickt hatte, Snape auch helfen würden. Jetzt begann der schwierige Teil. Sie konnte nichts mehr für ihn tun. Jetzt hieß es einfach nur, zu warten.


+++



„Wie lange?", waren drei Tage später die ersten kratzigen Worte. Hermine zuckte leicht zusammen, als sich die ansonsten so seidige Stimme so rau anhörte. Sie eilte zu ihm, um ihren Professor und ihrem Patienten einen Schluck Wasser zu geben. Als sie sein Glas fühlte, gab sie ihm eine kurze Zusammenfassung, da sie wusste, dass ihr Professor alles wissen wollte.

„Vor einigen Tagen sind Sie mitten in einem Sturm hier aufgetaucht. Sie waren schwer verletzt und bewusstlos, als Sie gefunden wurden." Sie entschied die Tatsache, dass sie ihn gefunden hatte auszulassen, aber sie wusste, die anderen Sachen konnte nicht so einfach verschweigen.

„Dumbledore ist gekommen, um den Fluch, unter dem Sie standen, zu brechen."

Sie sah, wie Snape leicht bei ihren Worten nickte und fragte sich, ob er sich an den grausamen Fluch erinnerte, mit dem Voldemort ihn belegt hatte.

„Jedoch", fuhr sie fort, „war er nicht in der Lage sie ganz zu heilen, da Sie sehr schwer verletzt waren. Er hat nach Madam Pomfrey geschickt, aber sie war nicht zu erreichen. Ich-" Sie hielt inne, um all ihren Mut für den nächsten Teil zu sammeln. „Ich habe Heilerin Alverez geholt, damit Sie Ihnen helfen konnte."

Snape runzelte die Stirn, sein Blick lag irgendwo zwischen Schock und Verwunderung. „Professor Dumbledore hat Heilerin Alverez in den Orden geholt?"

„Nicht ganz", wich Hermine aus.

Müde schwarze Augen, in denen noch immer viel Schmerz zu erkennen war, trafen die ihren. „Dann erklären Sie es mir", verlangte er kurz angebunden.


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