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Fanfiction

Pet Project - Eins

von Xaveria

Der Ministeriumball war überschwemmt mit glitzernden Lichterketten. Ein Streichquartett spielte von einer kleinen Bühne aus, die Musik war laut genug, um sie zu genießen, aber nicht so sehr, um eine Unterhaltung zu stören. Die mächtigsten und einflussreichsten Menschen der Zauberwelt aus ganz England waren an diesem Abend hier versammelt. Gut angezogene Hexen und Zauberer standen mit den angestellten des Ministeriums herum, flirteten und turtelten sowohl bewusst als auch unbewusst, und das Ministerium übte seine Macht über sie alle aus.

Es war eine wirklich schöne und verzaubernde Darstellung. Für den Mann, bekannt als Devrom Dollort stank der Raum nach Untergang und Verwesung. Das Geglitzer kaschierte nur die Korruption, ein pulsierender Eiterhaufen, der unter all dem verborgen lag, der rein und gut war. Es zerstörte und laugte alles aus, was die Zauberwelt sein könnte – sein sollte - und wie jeder Chirurg würde er diese Infektion herausschneiden.

Es war eine solch mächtige Zukunft, und nur er war stark genug, mächtig genug, um in das neue Goldene Zeitalter der Zauberwelt vorzustoßen. Von seinem Platz aus, etwas schräg hinter dem Zaubereiminister, beobachtete er die Szenerie und sah den Paaren beim Herumwirbeln auf der Tanzfläche zu. Es würde eine glorreiche Zukunft werden.

All seine Pläne schlossen sich hier zusammen. Das hier würde der Höhepunkt für all seine harte Arbeit sein. Die Rückschläge würden im Glanz seines ultimativen Sieges verblassen. Als sich der Druck im Raum unterschwellig verschob, lächelte Voldemort. Es fing an. Er brauchte nicht einmal das flinke zustimmende Nicken seiner liebreizenden Bellatrix, um zu wissen, dass der Orden des Phönix‘ den Apparationsschutz um die Ministeriumseinrichtung niedergelassen hatte. Sie kamen. Das war das herrliche Ende seines Strebens.

Nach diesem Abend und der Niederlage von Dumbledore und seiner Marionette, dieser Brut Potter, würde er seinen angemessenen Platz als der Herrscher von England einnehmen. Er würde das schwache und kränkelnde Herz der Zauberwelt hinausschneiden und nur die Stärksten würden übrig bleiben. Er würde den Muggelgeborenen ihren rechten Platz zuweisen, unter den Füßen der Reinblüter. Dann… dann würde die richtige Arbeit beginnen. Europa, Asien, Amerika, mit der Zeit würden sie sich alle ihm alleine unterwerfen. Die älteren Enklaven so wusste er, würden sich am längsten sträuben – Ägypten, der Mittlere Osten und die afrikanischen Gesellschaften. Aber bis dahin würde es bereits zu spät sein und sie würden massiv in der Unterzahl sein, um sich lange gegen ihn behaupten zu können. Und wenn all die Reiche unter seiner Herrschaft standen, würden die Muggels selbst in die Knie gezwungen werden.

Als Dumbledore inmitten des Raumes auftauchte, ließ Devrom Dollort seine Demut und seine bescheidene Haltung hinter dem Zaubereiminister fallen. Jetzt trat er kühn vor, um am Rande des Podiums zu stehen, auf dem sich die höherrangigen Ministerangestellten befanden. Es war immerhin nur angebracht, seinen Ehrengast zu begrüßen. „Albus Dumbledore.“ Sein Blick glitt langsam zu seiner rechten und er verneigte sich leicht. „Und die ewig loyale und achtenswerte Minerva McGonagall.“ Sein Blick ruhte für einen Moment auf ihrer karierten Schärpe, die sie über ihre Brust gezogen trug, und ihren hochgerafften Roben, die von einem breiten Ledergürtel gehalten wurden. „Wie ich sehe, sind Sie für den Kampf gekleidet.“


+++



Albus trat vor, ignorierte das Knallen der Apparationen um ihn herum, als der Rest des Ordens hinter ihm eintraf, genauso wie das nach Luftschnappen und die Geräusche des Entsetzens von den Festmitgliedern, die noch immer nicht verstanden, was gerade passierte. Vereinzelt waren die Worte „Dumbledore“ oder „Minister“ zu hören. Er hörte auch, wie einige unter ihnen sagten: „Der Junge, der lebte“, als Harry erschien. Er ignorierte sogar Minervas leichtes Fluchen nach Toms Begrüßung.

„Die Zeit für irgendwelche Schattenspiele ist vorbei, Tom.“ Er holte weit mit seiner Hand aus, erhob seine Stimme so weit, dass selbst die Menschen in der entferntesten Ecke ihn hören konnten. „Diese guten Menschen hier verdienen die Wahrheit. Es gibt keinen Devrom Dollort.“ Ein erneutes nach Luftschnappen traf auf seine Verkündung. „Erzähl ihnen, wer du bist. Oder ziehst du es vor, dass ich es ihnen erzähle? Dass du Tom Marvolo Riddle bist, Sohn von Merope Gaunt, einer Hexe, und Tom Riddle, einem Muggel.“

Voldemort sprang wutentbrannt auf, sein Gesicht vor Zorn rot angelaufen. „Lügen! Tom Riddle war ein erbärmlicher Schwächling. Ich bin nicht Tom Riddle. Ich bin niemals Tom Riddle gewesen. Es war niemals mein Schicksal gewesen, zu diesem winzigen, banalen kleinen Leben gezwungen zu werden.“ Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Ihr wollt wissen, wer ich bin?“

Plötzlich presste er seinen Zauberstab auf den nackten Unterarm seines Nebenmannes und Voldemort ließ den letzten Zauber, hinter dem er sich versteckte, fallen. „Ich bin LORD VOLDEMORT.“ Seine Stimme übertönte das entsetzte und verängstigte Aufschreien der Menge. „Kommt zu mir, meine treusten Todesser.“ Dann hob er seinen Zauberstab über seinen Kopf und entfesselte das Morsmordre über der Ansammlung von Menschen. Die grüne Energie des Zaubers schoss nach oben in die gewölbte Saaldecke, aber der Zauber war niemals dafür gedacht gewesen, im Inneren angewendet zu werden. Oben an der Decke zerbarst der Zauber und der grüne Nebel, der jetzt auf sie hinabregnete, tauchte den einst glitzernden Ballsaal in einen dunklen und Furcht einflößenden Raum. Während sich die Partygäste wild verteilten, begann Voldemort zu lachen. „Sofort“, befahl er. „All diejenigen, die mich würdigen, bringt mir meine Feinde.“

Verängstigte Hexen und Zauberer beobachten mit geschocktem Unglaube, wie Freunde und Nachbarn, Menschen, von denen sie dachten, dass sie sie gut kennen würden, ihre Zauberstäbe zogen und gemeinsam „Lord Voldemort“, riefen.


+++



Neville war sich nicht sicher, wie er in der hinteren Ecke zusammen mit Nagini gelandet war. Er hatte sich freiwillig dazu gemeldet, die Lestranges zu verfolgen. Während Dumbledore und Voldemort miteinander redeten, hatte er Bellatrix Lestrange unter der Menge entdeckt und war ihr gefolgt. Dann hatte Voldemort den Morsmordre losgelassen und er hatte sie in dem ganzen Geschrei und den herumlaufenden Menschen verloren, als der zerplatze Zauber sich wie eine Decke über den Raum gelegt hatte. Jetzt hatte er auch noch Harry und Ron aus den Augen verloren. Er war etwas herumgestolpert, und er war sich ziemlich sicher, seine Großmutter gesehen zu haben, und sie hatte auch ihn gesehen – und würde er später nicht ein paar Erklärungen parat haben müssen - und er war anscheinend irgendwo falsch abgebogen, denn alle waren DORT drüben und er war HIER.

Mit Nagini.

Er trat einen Schritt zurück. „Liebe Schlange.“

Er nahm einen weiteren Schritt, sah sich wild nach Hilfe, irgendeiner Hilfe, suchend um. Nebelschwaden kräuselten sich noch immer über den Boden und hingen an den Wänden und verdeckten den Großteil dessen, was sich gegenüber in der Halle abspielte.

Keine Hilfe schien auf seinem Weg zu sein.

Nagini glitt weiter vor, die Muskeln ihres massiven Körpers bündelten und zogen sich hypnotisch zusammen.

Er richtete seinen Zauberstab auf sie. „Ich warne dich. Bleib da.“

Nicht, dass irgendeiner seiner letzten drei Zauber sie irgendwie aufgehalten hätte. Die hellen farbigen Spritzer der Zauber glitten von ihren weichen Schuppen. Ihr riesiges Maul öffnete sich, entblößte ihre Fangzähne, die so lang wie Nevilles Hand waren. Anscheinend nahm sie ihn nicht als eine Bedrohung wahr. Wenn Schlangen lachen könnten, so war sich Neville sicher, lachte sie ihn gerade aus. Sie glitt noch ein Stückchen näher.

Auf der anderen Seite, abgeschnitten von dem Nebel, war das Geschrei verstummt und eine unheimliche Stille hatte sich über den Raum gelegt. In die Stille hinein hörte Neville, wie Voldemort Harrys Namen rief. Er konnte nicht Harrys Antwort verstehen. Dann konzentrierte er sich wieder auf Nagini, als sie vorstieß.

Während Neville aus ihrer Reichweite schlitterte, verfing sich sein Fuß in seinen Roben und er stolperte über seine Beine und stürzte zu Boden. „Ooophf.“

Unversöhnliches Metall bohrte sich in seinen Rücken. Das Schwert von Gryffindor. Er hatte es ganz vergessen. Nagini bewegte sich mit einer bemerkenswerten Reichweite. Panisch rollte Neville auf seine Seite, versuchte verzweifelt wieder aufzustehen und das festsitzende Schwert zu lösen.

Er würde es nicht schaffen.

Hinter ihm konnte Neville plötzlich Gesang hören und er fragte sich, ob die Engel ihm einen vorläufigen Besuch abstatten wollten. Und dann war da der Kleine Sev, er lag auf dem Marmorboden und starrte vorwurfsvoll zu ihm auf. Er wusste, Sev musste während seines Sturzes aus seiner Tasche gefallen sein, aber Sevs dunkle Augen starrten ihn eindringlich an und Neville konnte praktisch die vernichtende Stimme des Zaubertranklehrers hören. „Dummkopf! Willst du da nur herumliegen und gefressen werden?“

Tat er das?


Nagini richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, ihr Maul weit aufgerissen und ihre Fangzähne entblößt, als sie sich auf den Angriff vorbereitete.

Sie stieß vor.

Seinen Zauberstab hielt Neville zwischen zwei Fingern geklemmt und schnappte sich den Kleinen Sev und warf ihn in Naginis offenes Maul. „Engorgio!“

Automatisch biss die Riesenschlange zu, ihr schwerer Körper fiel so hart auf den Boden, dass Neville die Erschütterung von seinem Platz auf dem Boden spüren konnte.

„Engorgio.“ Er warf einen weiteren Zauber auf den Kleinen Sev und sah, wie die Puppe zu der Größe eines erwachsenen Mannes heranwuchs und das gesamte Maul der Schlange ausfüllte.

Noch während Nagini damit kämpfte, die Puppe wieder loszuwerden, sprang Neville nach vorne und zog das Schwert aus seinem Mantel. Mit beiden Händen schwang er das Schwert und mit nur einem gezielten Hieb enthauptete Neville die gigantische Schlange. Die Kraft hinter seinem Schwung stieß das magische Schwert unter Nagini in den Marmorboden. Adrenalin pumpte durch seinen Körper, als Neville zitternd auf den Boden sank. Er dachte, jemand hinter ihm Schreien zu hören, aber das Rauschen in seinen Ohren war einfach zu betäubend, um sich wirklich sicher zu sein.

Keuchend schnappte er nach Luft, als er erkannte, dass wirklich gesungen wurde. Irgendwer, einige mehr sogar, sangen. Krampfhaft klammerte er sich an den glitzernden Rubin im Schwertgriff, zog sich auf die Beine und folgte dem Gesang.


+++



Albus beobachtete Bellatrix, ihre Augen strahlten vor Wahnsinn, ihre Schritte näherten sich ihm. Die Frau hatte sich Harry genähert und Albus konnte nicht zulassen, dass Bellatrix Harry von seiner Mission ablenkte.

„Oh, Miss Black, die Welt war nicht nett zu Ihnen.“

Sie knurrte, beinahe animalisch in ihrem Wahnsinn, als sie einen weiteren Fluch auf ihn schleuderte. „Mein Name ist Lestrange“, zischte sie.

Leichtfertig wehrte Albus ihren Fluch ab, führte sie an den Seitenrand, fern von der Menge. „Für mich werden Sie immer das süße, kleine Mädchen sein, welches ich in Hogwarts kennengelernt habe. Was ist mit ihr passiert, Bellatrix? Was ist aus dem vertrauenden und liebenden Kind geworden?“

„Ich vertraue und liebe meinen Herrn.“

„Er wird Ihre Liebe nicht erwidern, meine Liebste. Er kann es nicht. Verstehen Sie es denn nicht? Dazu muss es nicht kommen. Brechen Sie Ihre Verbindungen zu ihm.”

„Du weißt gar nichts“, kreischte sie und schleuderte einen weiteren Zauber. „Mein Herr ist einfach alles. Durch mich wird er siegen. Er--”

Sie erzitterte, ihr Zauberstab fiel plötzlich aus ihren schlaffen Fingern. Mit aufgerissenen Augen wirbelte sie ihren Kopf herum, suchte nach ihren Genossen und Genossinnen und konnte nur mit ansehen, wie viele von ihnen zu Boden gingen.

„Nein!“, schrie sie. „Nein!“ Sie stolperte nach vorne, nur um vor Albus auf die Knie zu fallen. „Was hast du getan, alter Mann?“ Sie kämpfte gegen den Zauber an, versuchte sich seinem Griff zu entziehen.

Er griff nach ihr, hielt sie aufrecht. „Es tut mir leid, Bellatrix.“

Keuchend kämpfte sie damit, ihre Augen offen zu halten. Verzweifelt griff sie nach seinen Roben und ihr Gewicht zog sie beide hinunter auf den Boden. „Hasse dich“, japste sie wild blinzelnd. „Hasse…“ Ihre rechte Hand, ihre Stabhand, ließ von seiner Robe ab, um sich auf seine Brust, über seinem Herzen, zu legen.

„Für meinen Herrn“, zischte sie. „Avada Kedavra.“


+++



Arrosa sah, wie Bellatrix Lestrange Albus auf den Boden zog. Angst erfasst sie, als sich keiner nach dem Aufschlag auf dem Boden mehr regte. Merlin verdamme dich, du alter Mann, solltest du... - Sie konnte den Gedanken nicht beenden, als sie sich durch die Kämpfer und grellen Blitze wühlte, um neben den beiden auf den Boden liegenden Körpern zu knien.

Nachdem sie Albus herumgedreht hatte, fuhr sie mit ihrem Zauberstab über ihn und der Lestrange-Frau. Tot. Sie waren beide tot. Albus mit einem seligen Ausdruck, wohingegen sich das Gesicht der Lestrange-Frau zu einer Grimasse des Hasses verzogen hatte.

„Sturer alter Bock“, murmelte sie und schloss die Augen ihres ältesten Freundes. Sehr wohl wissend, dass sie hier nichts mehr tun konnte, härtete sie ihr Herz und kletterte zurück auf ihre Füße und schleuderte einen Zauber in die Hexe, die gerade mit dem Weasley-Mädchen kämpfte. Wild blinzelte sie gegen die stechenden Tränen an, um zu dem nächsten gefallenen Ordensmitglied zu gehen, hoffend, dass dieses Mal ihre Fähigkeiten gebraucht wurden.


+++



Fred und George waren in ihrem Element, schossen und woben sich durch die Menge. Ihre Aufgabe war es den Orden dabei zu helfen, gegen die Anhänger, die keine Todesser waren, zu kämpfen. Weasleys Scherzartikel wurden dazu eingesetzt, Verwirrung zu stiften, abzulenken und die zu kennzeichnen, die für Voldemort kämpften, bis die zuständigen Ordensmitglieder sie niederstrecken konnten. Die Zwillinge waren das personifizierte Chaos und sie gingen vollkommen darin auf.

Schreie, Rufe und die unmissverständlichen Geräusche von Kämpfen erhaschten ihre Aufmerksamkeit. Percy und ein Ordensmitglied schleuderten verzweifelt zahlreiche Flüche auf Thorfin Rowle, welcher diese mühelos mit einem amüsierten Grinsen abblockte.

Fred und George tauschten verschmitzte Blicke aus und rannten los, um zu helfen. Lichtstrahlen flogen in allen Richtungen und einer der Männer, der gegen Rowle kämpfte, ging zu Boden, umklammerte anscheinend unter großen Schmerzen seinen Bauch.

Fred und George feuerten beide gleichzeitig Schockzauber ab, welche Rowle ebenfalls abwerte, aber es war genug Ablenkung, damit Percy den verletzten Mann hinter sich ziehen konnte, selbst wenn das kaum einen Schutz darstellte.

Plötzlich begann Rowle zu schwanken. Er riss seine Augen auf, als er erkannte, dass etwas nicht stimmte. „Was hast du--“ Er schüttelte den Kopf, versuchte das abzuschütteln, von dem Percy wusste, dass es Hermines und Snapes Zauber sein musste.

Rowle bleckte wütend seine Zähne, und sein Stab schwang mit einem wortlosen Zauber. Percy stürzte vor. Zu weit weg. Er war zu weit weg.

Die Luft schien zu explodieren. Percy spürte, wie er selbst, als ihn die gewaltige Druckwelle des Zaubers traf, von seinen Füßen gerissen und durch die Luft geschleudert wurde. Er konnte sich nur noch krümmen, seinen Zauberstab umklammert halten und auf den Fall warten. Er traf mit einem unerträglichen Knirschen – er wusste, es waren gebrochene Knochen – auf dem Boden auf. Er öffnete seinem Mund, um zu schreien, nur um von diesem Laut beraubt zu werden. Jemand schrie, ein schrecklicher Schrei, der an seinem Inneren zerrte, eine Qual veräußerte, die weder von Feuer noch einem Fluch hervorgerufen werden konnte und er zwang sich auf seine Knie, ignorierte seinen nutzlosen linken Arm, ignorierte einfach alles um sich herum, außer diesen furchtbaren, markerschütternden Schrei. Schwankend stand er auf, verängstigter als er es den ganzen Tag gewesen war, verängstigter als er es vermutlich in seinem gesamten Leben gewesen war.

Man hatte ihn zur Seite gestoßen, dort wo Rowle stand. „Nein, nein, nein!“ Jemand schrie. „Nein! Fred! Nein!” George kniete mit blutverschmiertem Gesicht auf dem Boden, als er Fred wild schüttelte, der leblos auf dem Boden lag.

„George“, schrie er. Oder er dachte, er schrie es. Unter den quälenden Totenklagen konnte Percy es nicht genau sagen. Er erwartete, dass George sich umdrehen und auf Rowle feuern würde, aber George war in seinem Schrecken um seinen Zwilling vollkommen verloren. Er achtete keinen Deut auf Rowle, welcher jetzt seinen Zauberstab auf ihn richtete.

„Avada K-“

„Nein.“ Percy hob selbst seinen Zauberstab, trat zwischen Rowle und seinem Bruder. Zu Percys Überraschung stoppte Rowle den Fluch. Leicht neigte dieser seinen Kopf, ignorierte das Chaos um sich herum, während er Percy mit einem Blick musterte, als ob er diesen Jungen zuvor noch nie gesehen hätte. „Percy Weasley.“

Percy hob sein Kinn. Blutverschmiert, geschlagen, aber er war noch immer er selbst. „Thorfinn Rowle“, krächzte er.

Rowle lachte antwortend, als ob er über Percys Anmaßung erfreut sei. „Tritt zur Seite, Percy.“

„Das kann ich nicht tun.“

„Percy, Percy.“

Diese Worte wurden mit solch einer höhnischen elterlichen Leichtigkeit gesagt, dass sich Percys Magen zusammenzog. Wie konnte ich nur so blind sein und nicht sehen, wer oder was der Mann wirklich war?

„Du warst schon immer der Klügste von den Weasleys gewesen, Percy. Ehrgeizig. Ein Streber. Andere haben dich vielleicht verspottet, aber wir haben dein Talent sofort erkannt. Du hast schon immer gewusst, wer auf der Gewinnerseite stand. Welchen kleinen Trick du gerade auch immer an mir ausprobiert hast, er funktioniert nicht. Mach jetzt keinen Fehler und wirf nicht all das weg, was wir dir bieten können.“

Percy deutete mit seinem Kopf auf den Raum, ließ Rowle nicht einmal aus den Augen. „Das nennen Sie gewinnen? Das ist Chaos.“ Er unterdrückte ein aufsteigendes Schluchzen. „Menschen sterben.“ Sind bereits tot, wisperte ein Teil von ihm verzweifelt.

Rowles Haltung entspannte sich. „Veränderung ist niemals einfach. Manche Menschen leisten immer Widerstand. Aber wir werden siegen, Percy. Die Zauberwelt, UNSERE WELT, wird ihren rechtmäßigen Platz einnehmen. Wir werden uns nicht zwischen den Muggels wie verängstigte Mäuse verstecken. Wir sind die Mächtigen und wir werden uns das nehmen, was uns gehört.“

„Aber es gehört euch nicht.“

Rowle fuhr fort, als ob er Percys Worte nicht gehört hatte, vollkommen verloren in seinem rechthaberischen Fanatismus. „Trete uns bei. So muss es nicht sein. Wir haben großartige und wundervolle Pläne für die Welt. Der Dunkle Lord wird dich großzügig belohnen. Alles, was du dir wünschst. Es könnte dir gehören. Denk mal drüber nach.”

„Sie haben recht“, sagte Percy. „Ich kenne die Gewinnerseite.“ Percy ließ seinen Zauberstab sinken und Rowles erwartungsvolles Grinsen wurde nur noch größer.

Dank der Erinnerungen aus dem Denkarium, wusste Percy wie Snape immer mit den Todessern umgegangen war. Er wusste von den Qualen, die er ertragen hatte müssen. Er wusste von Dingen, die er am liebsten vergessen würde. Aber am Wichtigsten, er kannte die Flüche, die Snape eingesetzt hatte. Er kannte den Klang und die Form und das Gefühl der Worte in seinem Mund. Er kannte den Hass, den er brauchte, um sie zu formen. Er kannte den Preis.

Percy fiel wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten worden waren, auf den Boden. „Avada Kedavra.“

Rowle überraschter Gegenfluch flog harmlos über Percys Kopf, wo er vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte.

Percy biss gegen die aufsteigende Übelkeit seine Zähne zusammen und krabbelte hinüber zu Rowle, um sich zu vergewissern, dass der Mann tot war. Aufgerissene Augen starrten nicht sehend an die Decke. Tot.

„Für Fred“, wisperte er zu der leeren Hülle, die einst mal Rowle war. „Für meine Eltern.“ Er schluckte schwer. „Dafür, dass ich euch beinahe geglaubt habe.“

Percy verlor den Kampf mit seinem Magen.


+++



Ron war ein guter Taktiker. Das war er schon immer gewesen. Er hatte auch Temperament und die Tendenz seinen guten Sinn für Taktik über den Haufen zu werfen und einfach kopflos loszurennen. Wenn das letzte Jahr, in dem er mit Snape Schach gespielt hatte, eines gezeigt hat, dann, dass er auf seine Stärken vertrauen musste. Das Leben, erkannte er, glich oftmals einem Schachbrett, wenn man den Blick und die Geduld hatte, es zu erkennen.

Die zwangsläufige Fortsetzung dieses Gedankens war ihm gar nicht geheuer – wenn man erst einmal die Muster der Menschen um einen herum verstand, dann war es ganz einfach, sie auf ihrem Weg über das Brett des Lebens zu manipulieren. Der Gedanke, dass man es selbst besser wüsste und entsprechend alles in die Wege leitete, war da ganz einfach.

Aber jetzt brauchte er genau diese Fähigkeit. Er wollte an Harrys Seite bleiben, aber schließlich gab er diese Position an Ginny ab und hoffte, dass seine Schwester und sein bester Freund sicher sein würden. Es war nicht seine Aufgabe. Seine, zusammen mit Kingsley Shacklebolt, war es die Schlacht zu dirigieren – die Figuren so über das Schachbrett dieses Kampfes zu bewegen, wo sie gebraucht wurden, ihre Truppen so gegen Voldemorts Anhänger zu verschieben, damit Harry seine benötigte Zeit bekam.

Bei seiner Apparation in den Ballsaal hätte Ron beinahe aufgelacht. Der Boden, der Marmor so poliert, dass die Tausenden Lichterketten sich darin spiegeln konnten, war in riesigen schwarzweißen Schachbrettmustern ausgelegt. Schach war es dann also. Knapp nickte er Shacklebolt zu und ging auf seine Position. Er ignorierte das, was sich zwischen Voldemort und dem Schulleiter abspielte, wandte sich bewusst von Harry und seiner Schwester ab und konzentrierte sich auf seine Aufgabe und der sich veränderten Räumlichkeiten vor ihm.

Wie erwartet hatte sich die Menge verschoben, unsicher und verwirrt durch das plötzliche Auftauchen des Ordens. Schnell überflog sein Blick die Meute, einige seiner Ziele konnte er ausmachen und auch einige von denen, bei denen sie ihre Vermutungen hatten. Er gab denjenigen in seiner Gruppe ein Zeichen und sie schwirrten aus, konzentriert auf ihre Ziele und gingen in Position. Sie hatten nur ein sehr knappes Zeitfenster, in dem sie handeln konnten, bevor Voldemort seine Todesser herbeirief. Denn Voldemort würde all seine Todesser zu sich rufen, nicht dass sich hier nicht schon in der Menge verteilt befanden. Ganz zu schweigen von den Anhängern, die kein Dunkles Mal trugen, und ihm nur aus ideologischen Gründen und Loyalität folgten.

Als er dabei zusah, wie seine Teams ausschwirrten, konnte er sich nicht zwischen Stolz und Furcht entscheiden. Seine Anweisungen konnten jeden Einzelnen von ihnen in den Tod führen und das jagte ihn eine Heidenangst ein. Beweg die Figuren, dachte er. Figuren auf dem Brett. Er deutete Professor Vector auf einen strategischen vorteilhaften Standpunkt hin. Sie hatten entdeckt, dass sie zwar keine mächtige Nahkämpferin war, aber sie hatte eine todsichere Zielsetzung. Sie würde der Menge Deckung geben und die Kämpfer aus der Ferne eliminieren.

Er sah, wie sich Luna Lovegood an die Goyles heftete, ihre zugeteilten Ziele.

Einer ihrer Slytherins nickte ihm zu, als dieser seine Position an den Türen einnahm, die ins Innere des Ministeriums führten. Es bestand keine Fluchtmöglichkeit mehr, wenn Percy die Apparationszauber wieder hob und sie die Ausgänge absicherten.

Er erhaschte fliegendes rotes Haar und dachte nur flüchtig an Ginny. Ginny war stark. Sie würde sich um Harry kümmern.

Dann veränderte sich die Atmosphäre, man konnte es eher fühlen als hören. Mit pochendem Herzen blickte er zu dem kleinen Podium, auf dem Voldemort stand, er konnte aus der Entfernung nur seinen Kopf ausmachen. Er war gerade rechtzeitig, als dieser seine wahre Identität offenbarte und seine Anhänger zu sich rief.

Für einen kurzen Augenblick schien die Menge die Luft anzuhalten, und dann brach das Chaos aus, als sich Freunde gegen angebliche Freunde wendeten und Männer und Frauen in verdeckten Roben in den Raum apparierten. Tu es jetzt, Hermine, dachte er, bevor er einen Fluch auf eine schwarz gekleidete Person schleuderte, die am Rande der Gruppe auftauchte.

Ron erkannte augenblicklich den Moment, in dem Hermine ihren Zauber losließ, da alle Todesser, die ihm gegenüberstanden, ihr Gleichgewicht verloren. Sie hatten nie wirklich sicher sein können, wie genau der Zauber die Todesser beeinflussen würde. Diese Frage wurde beantwortet, als einer und dann ein weiterer bekannter Todesser zu Boden ging. Der Zauber breitete sich aus, sprang von dem einem zum anderen über, aber selbst Ron erkannte, dass, je weiter er sich ausbreitete, er an Kraft verlor. Das war ihr zweites Katastrophenszenario gewesen; ihr Erstes, das es selbstverständlich gar nicht funktionierte.

Es machte seine Aufgabe schwieriger, aber nicht unmöglich. Sie hatten das durchgesprochen. Dafür geplant. Zehn Schritte voraus in dem Spiel. Dann ging es nur darum, die Bewegung der Gruppe richtig zu deuten, die Leute und Ressourcen dorthin zu bewegen, wo sie gebraucht wurden. Er versuchte, die zusammenzutreiben, die sie als vertrauenswürdig erachteten auf ihrer Seite zu stehen auf der anderen kämpfende Seite zu schützen und fern von ihren Leuten zu halten.

Ein Schrei richtete seine Aufmerksamkeit auf einen Knoten von Kämpfern. Colin lag am Boden, ein blutiger verdrehter Stumpen, der mal seine rechte Hand gewesen war, hielt er umklammert. Agnes kniete neben ihn und spuckte Lucius Malfoy sprichwörtlich ins Gesicht. Fluchend steuerte Ron auf sie zu, aber er würde es nicht schaffen. Zu spät, zu spät, hämmerte es mit jedem Schritt in seinem Kopf. Dann, gerade als er sich ihnen näherte, begann Malfoy zu schwanken, bevor er auf seine Knie sank. Mit einem zufriedenen kleinen Grinsen sah er dabei zu, wie Malfoy Senior vornüber stolperte, während Mrs. Malfoy kurz aufschrie und an seine Seite eilte.

Ron legte noch einen Zahn zu und schlidderte über den Boden, schnappte sich auf seinen Weg Colin. Geschwind riss er den jüngeren und leichteren Jungen auf die Füße und schob ihn hinüber zu Agnes. „An den Rand mit euch“, rief er, bevor er sich herumdrehte, um sich Draco Malfoy gegenüberzustellen, welcher jetzt über seinen Vater gebeugt stand. Seinen Zauberstab schwang er schützend vor sich. Ron wartete einen Moment, um zu sehen, ob Draco ebenfalls zu Boden gehen würde.

Hm. Schätze, Harry schuldet mir dann fünf Galleonen, da das Frettchen offensichtlich doch nicht das Mal angenommen hat.

„Malfoy, senk deinen Zauberstab.“

„Wiesel“, knurrte er.

„Hör mir zu, Malfoy, das ist deine letzte Chance. Senk deinen Zauberstab und sei ein Nichtkämpfer oder mach weiter und werde dadurch als einen von Voldmorts Anhängern gebrandmarkt.“

Draco blickte sich in wilder Panik um. „Was hast du meinem Vater angetan?“

„Er ist nicht verletzt. Aber ich kann dir oder deiner Mutter nicht dasselbe garantieren, wenn du jetzt nicht sofort deinen Zauberstab senkst.“

„Denkst du wirklich, dass ich dir glauben werde?“

„Du hast keine andere Wahl, Malfoy.“

„Nein. Confringo!“

Ron erhob einen Schildzauber, um Malfoys Fluch abzublocken. „Verdammt noch mal, Malfoy. Hör mir zu.“

„Expelliarmus!“

Der Zauber traf Ron mitten in die Brust und in einem Gefuchtel aus Armen und Beinen verlor er sein Gleichgewicht, der Schwung ließ ihn über den glatten Marmorboden schliddern. Als er irgendwann stoppte, rollte er sich auf seine Seite und blickte hinauf auf Draco Malfoys Zauberstab.

„Stupor.“ Eine Frauenstimme.

Geschockt sah Ron dabei zu, wie Malfoy erstarrte und dann vornüber fiel. Ron schaute hinüber, um Narzissa Malfoy zwischen ihren gefallenen Ehemann und Sohn stehen zu sehen, ihren Zauberstab hielt sie lose in ihrer Hand. Wenige wackelige Schritte führten sie zu Draco, wo sie seinen Zauberstab aufhob. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, darin lagen ihrer und Dracos Zauberstäbe, während Ron sich wieder aufrichtete. Die blonde Frau hielt ihren Kopf hoch, als sie verkündete: „Wir sind Nichtkämpfer.“

Zitternd nickte Ron und führte sie zu einem kleinen Raum, den sie extra als einen Zufluchtsort für die Zivilisten eingerichtet hatten. Ron bemerkte, dass Narzissa, selbst als sie Draco auf seine Beine zog, ihrem Mann, der nur wenige Meter von ihr entfernt lag, nicht eines Blickes würdigte.


+++



Hermine und Severus tauchten links hinter Voldemort auf. Es war ein kleiner, abgeschirmter Raum, den sie extra hierfür entworfen hatten. Hermine war dankbar zu sehen, dass er bereits gesichert worden war. Mills, laut, dickköpfig und streitsüchtig stand wachend vor dem Durchgang.

Zeit war jetzt äußerst wertvoll, also war es nur ein knappes grüßendes Nicken, die sie dem Ordensmitglied schenkte, als sie den gedämmt beleuchteten Raum betrat.

Hermine brauchte nur wenige Sekunden, um sich neben Severus zu knien, welcher bereits ausgestreckt mit hochgekrempelten Ärmeln auf dem Boden lag. Konzentriert sammelte sie ihre Magie und begann mit dem Zauberspruch. Kissen. Es ist genau wie bei der Übung mit den dunklen Kissen.

Hermine spürte, wie sich ihre und Severus‘ Magie vermischten. Sie erwartete beinahe ein Klick zu hören, als sie sich miteinander verbanden. Als die ersten Stränge ihrer Magie in das Dunkle Mal glitten, versteifte sich Severus. Sie wollte ihn ansehen, sich vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Sie konnte es jedoch nicht, konnte den Zauber jetzt nicht unterbrechen.

Zisch. Klaps. Klaps. Schleife.

Sie hatte die ersten Schichten des Zaubers durchdrungen, die tiefen Schichten des Dunklen Mals waren wie eine vorübergehende ölige Beruhigung gegen ihre magischen Sinne. Angeekelt erschauderte sie, als sie unter diese Schichten glitt und etwas dermaßen Bösartiges, so Dunkles, berührte, dass ihr schlecht wurde.

Das war der Moment.

Sie wollte Severus sagen, dass sie ihn liebte.

Stattdessen stolperten die Worte des Zauberspruches über ihre Lippen.

Sie wollte ihre Hand nach ihm ausstrecken, aber stattdessen behielt sie ihre Hand sicher um ihren Zauberstab geklammert.

Erneut sammelte Hermine ihre Magie, kanalisierte den Schockzauber, den Professor Flitwick entwickelt hatte, und entließ ihn direkt in das Herz des Dunklen Mals, geradewegs in den Nexus, der alle von Voldemorts Todesser miteinander verband.

Als sich der Schockzauber, bewusst stärker als jeder andere Zauber, löste, schrie Severus auf.

Sie konnte nicht aufhören, konnte die Magie, die sie einmal losgelassen hatte, nicht mehr zurückrufen. Severus wandte sich auf den Boden, sein Körper wölbte sich, als Energie seine magischen Pfade überfluteten, direkt in das Dunkle Mal eintauchte und die Magie darin kämpfte dagegen an. Dann wurde er ganz still.

„Severus?“

Als er ihr nicht antwortete, schüttelte sie ihn. „Severus?“

Er lag ganz ruhig da. „Nein. Bitte, Severus, nein.“

Die Matrix tauchte vor ihren Augen auf. Severus‘ Linie, die mit ihrer verbunden war. Seine Linie endete und nur ihre alleine trat aus der Schlacht hervor.

Severus atmete nicht.

Sie wusste, Heilerin Alverez war dort draußen. Vielleicht. Aber Magie hatte ihn getötet. Sie konnte selbst die Überladung spüren, fühlte, wie der Schockzauber durch Severus gejagt war, seine Chakrapunkte zerrissen hatte und auf eine Art und Weise durch ihn gerauscht war, wie es niemals fließen sollte. Würde weitere Magie ihm helfen oder noch mehr verletzen, selbst wenn es heilende Magie war?

Sie wusste es nicht, und sie hatte keine Zeit mehr. Muggel-Methoden waren es dann. Ihr Verstand raste, verwarf alles auf ihrer Suche nach einer Lösung, sie wusste, dass jede Sekunde zählte.

„Rink!“


+++



Von dem Tag an, an dem Pauline Granger erfahren hatte, dass ihre Tochter eine Hexe war, wusste sie, die Dinge würden nicht mehr länger so sein, wie sie waren. Ihr Blick auf die Welt hatte sich verändert. Dinge, die einst mal in das Reich von Märchen gehört hatten – Vampire, Riesen, Hexen – waren jetzt Wirklichkeit. Sie hatte ein neues Vokabular und neue Freunde zugewonnen. Irgendwann während ihres zweiten Jahres hatte Pauline Hermine nach den Namen von einigen ihrer Schulkameraden gefragt, die genau wie sie, auch keine magische Eltern hatten. Mit der Hilfe ihres Mannes hatte Pauline eine kleine Selbsthilfegruppe für die anderen Eltern magischer Kinder ins Leben gerufen.

Es war schwierig für sie und die anderen Eltern zu sehen, wir ihre kostbaren Kinder ihnen langsam entglitten, in eine Welt und Kultur, in der sie selbst nie ein Teil sein würden. Und dennoch wollte keiner von ihnen, ihre Kinder aufhalten.

Als man ihr den Titel der Matriarchin des Hauses der Granger und drei Elfen gegeben hatte, die jetzt unter ihrer Obhut standen, da war sie zugleich entsetzt als auch aufgeregt gewesen. Sie war entsetzt, nun, weil sie jetzt die Verantwortung für eine komplett andere Gattung hatte und aufgeregt, weil sie so Anteil an Hermines Welt nehmen konnte, einen Anteil, den sie ansonsten niemals gehabt hätte.

Dann hatte sie Hermines Beichtbrief bekommen. Sie wusste, ihre Tochter erzählte ihr nicht alles. Immerhin war es die Hauptaufgabe ihrer Elterngruppe, zu reden und Informationen zu vergleichen. Aber sie hatte nie das wahre Ausmaß gekannt. Sie hatte nicht gewusst, dass ihre Tochter ihr Herz an einen gewissen Severus Snape verschenkt hatte, einem Mann, den sie nur allzu gut aus den Geschichten von den anderen Eltern her kannte.

Und heute Abend, in der Silvesternacht, zog ihre Tochter in den Krieg. Es hörte sich absolut lächerlich an und doch… Pauline schielte hinüber zu dem zusammengeknüllten Brief auf dem Kaffeetisch und schüttelte mit ihrem Kopf.

Sie zog ihren Morgenmantel enger um sich herum und schielte erneut auf die Uhr. Es passierte jetzt.

Mit einem Knallen, der lauter war, als sie es jemals gehört hatte, tauchte Rink plötzlich vor ihr auf. Die Ohren der Elfe lagen platt gegen seinen Kopf und seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.

„Hermi--“

Sie schaffte es nicht, das Wort zu beenden, als ihre Hand gegriffen und sie woanders hin gebracht wurde. Sie fand sich in einer gewöhnlich aussehenden Garderobe zusammen mit Hermine wider, die neben einen in schwarz gekleideten Mann kniete. Ihre Augen waren rot angeschwollen und mit Tränen gefüllt.

„Mum! Er atmete nicht.“

Für einen Augenblick erinnerte sich Pauline: „Mum, es ist kaputt.“ „Mum, die haben mich ausgelacht.“ „Mum, warum bin ich anders?“ Tausendfach war ihre Tochter unzählige Male zu ihr gekommen, damit sie die Dinge wieder reparierte.

„Ich-“

„Bitte.“

Genau. Als Zahnärztin in einer Klinik, in der auch Narkosen verabreicht wurden, waren Pauline und ihr Mann in der Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgebildet, aber sie hatte es noch nie anwenden müssen, nicht außerhalb des Klassenzimmers.

„Kein Herzschlag.“

Hermine gab bei Rinks Worten ein Geräusch von sich, welches an ihrem Herzen riss.

Sie konnte das. Also fiel sie auf ihre Knie, überstreckte seinen Kopf und überprüfte seine Atemwege und legte ihre Hände in Position.

„Du beatmest ihn, wenn ich es dir sage, Hermine.“

Sie ignorierte jede Schreckensgeschichte, die sie über die Wiederbelebung gehört hatte, alles, was da schief laufen konnte – gebrochene Rippen, punktierte Lungenflügel, innere Schäden am Herzen – und begann mit der Herzdruckmassage.

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. „Beatmen.“

Druck.

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. „Beatmen.“

Stumm zählte sie weiter in ihrem Kopf weiter und hörte so kaum Hermines fortlaufendes Flehen. „Bitte, Severus. Tut das nicht. Bitte.”

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. „Beatmen.“

„Du hast alles getan, was sie von dir verlangt haben. Das musst du nicht tun.“

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. „Beatmen.“

„Sev-“ Hermines Stimme sprach. „Bitte“, wisperte sie schließlich.

Eins. Zwei. Drei.

„Herzschlag.“

Zuerst dachte sie, Rink würde sich nur Hermines Flehen anschließen, aber ein flüchtiger Blick in Richtung der Elfe ließ sie in ihrer nächsten Massage innehalten. Rink saß vornüber gebeugt, beide seiner fledermausartigen Ohren hielt er konzentriert nach unten.

„Herzschlag“, wiederholte er.

„Komm schon“, wisperte sie. „Komm schon. Atme.”

Die noch immer leblose Brust hob sich minimal. Als Pauline die Schulter ihrer Tochter umklammerte, erlangte sie ihre Aufmerksamkeit.

„Herzschlag.“ Rink starrte sie mit aufgerissenen Augen und einem wilden Blick an, der selbst für die Elfe zu verrückt war und er verneigte sich tief vor ihr, seine lange spitze Nase berührte dabei den Boden. „Haus-Matriarchin.“

Sie fing gerade noch ihre Tochter auf, als sie sich in ihre Arme warf. „Danke. Danke“, schluchzte sie. „Ich wusste nicht… ich konnte nicht… Haus-Martriarchin“, würgte sie schließlich.

Pauline musste selbst Tränen wegblinzeln und fiel wieder in ihre sachliche Routine zurück. „Hermine, er braucht medizinische Versorgung. Und was ist hier los? Wo sind wir? Wer ist das?”

Hermine riss ihren Kopf hoch, als der Gesang bis in den kleinen Raum durchdrang. Sie beugte sich vor und küsste den komatösen Mann – Severus, schätzte Pauline. „Mum, ich werde es später erklären, aber nicht jetzt, jetzt nicht. Ich muss… bleib hier bei ihm. Rink, lass niemanden hier rein. Pass auf, dass niemand meiner Mutter irgendwas antut.”

„Hermine?“

„Ich kann nicht, Mum.“ Ihr Kopf drehte sich wieder zu dem Gesang. „Später. Ich verspreche es.“

Hermine wischte sich schnell ihre Tränen aus dem Gesicht. „Tut mir leid.“ Pauline konnte nur dabei zusehen, wie ihre Tochter durch den Durchgang zurück in ihre mysteriöse Welt verschwand.

Seufzend setzte sich Pauline zurück. Ihre Knie schmerzten auf dem Marmorboden. Ihr Rücken schmerzte von der gekrümmten Haltung. Sie trug ihren Morgenmantel, der so alt wie Hermine selbst war und Hausschuhe, die vielleicht einst mal blau gewesen waren. Sie wusste, dass sie in diesem Aufzug die Welt ihrer Tochter kennenlernen würde.

Sie schielte hinüber zu Rink, dessen Blick ausschließlich auf Severus Snape gerichtet war, einem Mann, in den ihre Tochter ganz offensichtlich verliebt war.

Draußen wurde der Gesang lauter. Jetzt, wo sie Zeit hatte, genauer zuzuhören, erkannte sie, dass ihr das Lied nicht unbekannt war. Es war ein altes Schlaflied. Sie hielt kurz inne, wartete auf die nächste Strophe und summte mit.


+++



Harry ignorierte alles um sich herum, vertraute darauf, dass der Orden sich um Voldemorts Anhänger und Ginny sich um jeden, der versuchte, ihn anzugreifen, kümmerte. Sie hofften, Voldemorts Befehl ihn nicht zu töten, würden ihn bis zum richtigen Zeitpunkt, schützen.

Bisher hielt ihr Glück an. Ginny und Harry standen ruhig inmitten all des Chaos im Raum, aber es war nötig. Hermines Zauber hatte begonnen, bevor Harry auf Voldemort zugegangen war. Die Todesser mussten zunächst kampfunfähig gemacht werden, damit Voldemort nicht von ihrer Magie ziehen konnte.

Sie befanden sich direkt gegenüber von Voldemort, der noch immer auf dem Podium stand und Harry beinahe ohne zu blinzeln beobachtete. Gelegentlich würde er sich umsehen, als ob er nach jemandem Ausschau halten würde. Nach dem dritten Mal konnte Harry Wut und Frust in ihm erkennen. Da erkannte Harry, auf wen er wartete.

Harry löste sich von Ginny und trat vor. „Er wird nicht kommen“, rief er. „Du wartest auf Severus Snape, aber er wird nicht kommen.“

Voldemort schüttelte seinen Kopf. „Ich würde es wissen, wenn er entweder tot oder nicht meinem Ruf folgen würde.“

Harry lächelte grimmig. „Ich habe nicht gesagt, dass er nicht deinen Ruf folgen würde. Nur, dass er nicht zu deiner Hilfe kommen wird. Du wurdest betrogen.“

„Dann wird der Verräter sterben. Genau wie du.“ Voldemort zuckte seinen Zauberstab, ein wortloser Zauber flog in Harrys Richtung.

Automatisch duckte Harry sich, als der giftgrüne Strahl des Todesfluchs harmlos gegen seinen Schildzauber prallte. „Es wird nicht funktionieren. Du kannst mich nicht mit diesem Fluch umbringen.“

Da zerbröckelte Voldemorts Fassade der Ruhe. „Dann, Junge, werde ich dich mit meinen bloßen Händen umbringen.“

Harry blieb standhaft, als Voldemort von dem Podium sprang und auf ihn zukam. Der Platz um sie herum war jetzt vollkommen leer – ein Meer aus Menschen und doch standen nur sie beide dort. „Du hast es noch immer nicht verstanden, oder?“

„Das Einzige, was ich verstehe“, zischte Voldemort, „ist, dass du heute sterben wirst.“

Harry schüttelte den Kopf. „Und dann was?“, fragte er, Erschöpfung lag in seiner Stimme. Er breitete seine Arme aus, deutete auf die entsetzte Menschenmenge, von der sie umgeben waren. „Sie wissen jetzt, wer du bist. Sie kennen die Namen derer, die dir folgen.“

Voldemort lachte, ein wirklich widerwärtiges Geräusch in der Stille, die sie umgab. „Du denkst, ich kümmere mich um sie? Sie sind alle nur irgendwelche Schafe und sie werden noch ihren Platz in meiner neuen Anordnung lernen.“

„Aber mit wem wirst du deine neue Welt teilen? Wo sind deine Freunde? Deine Familie? Es gibt niemanden, der dich liebt und mit dem du deine Vision teilen kannst?”

„Liebe ist eine Schwäche und belanglos.“

„Nein, da irrst du dich. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Für eine Weile bin ich deinem Weg gefolgt.“ Sein Blick glitt durch den Raum, ruhte kurzzeitig auf Ginny, die ihn noch immer so mutig beschützte. „Aber ich habe gelernt. Ich verstehe es jetzt.“

Voldemort lachte erneut auf, als er weiter vortrat. „Du weißt gar nichts.“

Während sich Voldemort weiter näherte, ließ Harry seinen Zauberstab fallen, der Klang von aufschlagendem Holz auf dem Marmorboden hallte laut in seinen Ohren. Aus seiner Tasche zog er eine kleine silberne Nadel und stach in seinen Finger.

Auf seinem Gesicht breitete sich sein triumphierendes Lächeln aus, als Voldemort nach Harry schnappte und Harry sich nach vorne stieß, um ihn auf den Weg zu treffen und in die Umarmung dieses Monsters trat. Voldemort hatte diesen Schritt nicht erwartet und Harry spürte, wie sich sein Körper anspannte, als er seine Arme um Voldemorts Brustkorb schlang. Er verankerte seine Hände, wodurch er Voldemorts Zauberstab flach zwischen ihren Körpern nach unten gerichtet hielt.

„Du hast diesen Körper erschaffen, ein gestohlenes Leben, mit meinem Blut. Meinem Blut, Tom. Hast du schon vergessen, dass es an ihr letztes Geschenk, der Liebe mir gegenüber, gebunden ist? Zu meinem Schutz?“ Harry festigte seinen Griff um den sich jetzt windenden Voldemort und stach seinem Feind ebenfalls mit der Nadel in den Nacken und drückte seine eigene blutende Hand auf die Wunde. „Meine Mum liebte mich“, wisperte Harry und dann begann er zu singen, seine Stimme leise und unsicher. „Wo sich bunte Träume drehen, In dieser Nacht, Die in Zärtlichkeit entstehen, In dieser Nacht.“

Als die ersten Worte des Zaubers ausbrachen, zerrte Voldemort mit aller Kraft und versuchte sich aus Harrys Griff zu befreien, aber Harry sang weiter, seine Stimme wurde mit jedem weiteren Wort stärker. Genau, wie es im Buch stand, verdrängte Harry seine Angst und seinen Hass und konzentrierte sich auf all die guten Dinge in seinem Leben. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er seinen Hogwarts-Brief erhalten hatte, sein Zusammentreffen im Zug mit Hermine und Ron, sein erster atemberaubender Ritt auf einen Besen. Cho Chang tauchte in seinen Erinnerungen auf und das erste Mal, als er Ginnys Hand gehalten hatte und das Bild von sich, seiner Mutter und seinem Vater im Spiegel Nerhegeb.

Weiterhin singend dachte er an Voldemort und alles, was Dumbledore ihm über den Mann, der einmal Tom Riddle gewesen war, erzählt hatte. In seinem tiefsten Inneren griff er nach seinem Mitgefühl, versuchte er sein Gegenüber zu verstehen – er kannte die Einsamkeit eines Waisen. Er kannte die Angst vor Missbrauch und Hass. Er wusste, was es hieß, verzweifelt Freundschaften schließen zu wollen und Anerkennung zu finden und von seinen Mitmenschen gemocht zu werden. Er kannte sogar die Versuchung, die die dunklen Künste darstellten und einen einfacheren Ausweg anboten.

Voldemort wandte sich wild, als er versuchte aus Harrys Umarmung zu brechen, schrie wutentbrannt auf, als er die reine Magie spürte, die sich durch das Blut in seine Seele schlängelte. Unfähig weiterhin seinen Griff zu halten und zu singen, stolperte Harrys Stimme. Für einen kurzzeitigen Augenblick dachte Harry, alles sei verloren, bevor eine kratzige und durchdringende Stimme das Lied fortsetzte. Harrys Kopf flog hoch, als er nach der Sängerin suchte.


+++



Als das Geschrei begann, hatte Augusta Longbottom ihren Zauberstab gezogen und mit zwei weiteren Zauberern Schutz hinter einem umgekippten Tisch gesucht. Wie jeder gute Kämpfer wusste sie, war es besser, zuerst die Situation zu erfassen, bevor man sich in den Kampf stürzte. Plötzlich ihren Enkel zu sehen, wie dieser die Hand eines jüngeren Jungens hielt, umgeben von seinen Freunden, war überraschend, aber nicht so überraschend, wie dabei zuzusehen, wie zahlreiche Hexen und Zauberer in der Menge plötzlich auf den Boden fielen. Jeder der Gefallenen wurde von ihrem Enkel und seinen Freunden sichergestellt.

Dollort war Voldemort und die lang gefürchtete Konfrontation zwischen Potter und Du-weißt-schon-wer fand jetzt und hier statt. Jeder konnte die Worte zwischen Voldemort und Potter hören, aber da sie nicht wusste, wie sie am besten ihrem Enkel helfen sollte, den sie jetzt auch noch aus den Augen verloren hatte, blieb sie, wo sie war, bis Potter zu singen begann.

Verwirrt stand sie auf, ihre Krücke platzierte sie bestimmt auf dem Boden. Potter kniete auf dem Boden, der Zauberer Devrom Dollort – Voldemort – lag verschlungen in seinen Armen. Beide kämpften, Dollort versuchte sich anscheinend von ihm loszureißen, während Potter genauso offensichtlich darum kämpfte, ihn festzuhalten. Noch während sie dort stand, verschwanden die Zauber um Voldemort herum und verblassten und offenbarten das wahre Gesicht des Monsters.

Augusta Longbottom lebte jetzt viele Jahre auf dieser Erde. Sie war in vielen Dingen fordernd, streng und kompromisslos. Niemand hatte sie jemals beschuldigt, weich zu sein, aber sie war auch nicht dumm. Sie war eine reinblütige Hexe aus einer sehr alten und angesehenen Familie. Sie hatte drei Kinder geboren und für alle drei Kinder hatte sie selbst magische Laken hergestellt. Sie kannte das Lied, welches Potter da sang und sie kannte auch die Bedeutung.

Magie wirbelte um Potter herum, heraufbeschworen durch das Lied. Licht traf auf Dunkelheit. Reinheit kämpfte gegen Korruption. Mit festen Schritten ging Augusta auf Potter zu und platzierte sich bestimmt neben ihn. Dann schloss sie ihre Augen, erinnerte sich an ihre Kinder, rief sich die Geburt ihres Enkels in Erinnerung und verinnerlichte die glücklicheren Momente, als ihre Familie noch ganz gewesen war. Als Potter über seine Worte stolperte, begann sie zu singen, leitete das Lied und ihre Magie an den Jungen weiter.


+++



Voldemorts Körper spannte sich an, ein Schmerzensschrei brach aus ihm heraus. „Nagini.“

Harry folgte Voldemorts Blick, aber er konnte an den Menschen nicht vorbeisehen. Er konnte nur raten, was passiert war. Jemand hatte die Riesenschlange getötet. „Sie ist verschwunden. Sie sind alle verschwunden. Jetzt sind nur noch wir beide übrig, und es ist an der Zeit zu ruhen.”

Harry nahm das Lied wieder auf, zu seiner Stimme gesellten sich immer mehr Leute, als sie verstanden, was passierte, selbst wenn sie nicht das Wie oder Warum begreifen konnten. Es war jedoch genug, da jede Strophe sicherer wurde und die Magie mit jeder weiteren Wiederholung anschwoll. Voldemort hatte längst aufgehört sich zu wehren und lag reglos in Harrys Armen, bis auf eine Hand, die fest Harrys Arm umklammerte. Augen, in denen man ansonsten nichts weiter als Hass und Verachtung fand, waren jetzt mit einer Mischung aus Schrecken und Verwirrung gefüllt.

Um sie herum wurde der Gesang aufgeschnappt und Harry spürte pulsierende Magie in seinen Adern. Ihre Reinheit und Absicht war eine berauschende Mischung, und es erinnerte ihn an die Gefühle, wenn er hoch oben auf seinen Besen durch die Luft rauschte. Dann sammelte er die Magie, bündelte sie zusammen, verschlang die vielen Stränge zusammen. Harry hob Voldemort hoch und umarmte ihn fest. „Ist schon gut“, flüsterte er. „Ich werde dir nicht wehtun. Aber es ist jetzt an der Zeit zu schlafen. Zeit, loszulassen.“

Voldemort erzitterte. „Pot-ter-“ Der Stimme fehlte es an Stärke, als die Magie von Harry auf Voldemort überging.

Leicht wiegend, als wenn Voldemort ein Baby in seinen Armen sei, fuhr Harry fort: „Ist schon gut. Kannst du es nicht fühlen? Da ist kein Hass. Keine Angst. Da sind nur Liebe und Frieden. Schlafe jetzt. Ruhe. Ich werde noch eine Weile bei dir bleiben.”

Ein weiteres Zittern ergriff Voldemort, seine Augen blinzelten einmal, dann zweimal, bevor sie sich schlossen.

Tom Riddle, Lord Voldemort, Devrom Dollort, der Schrecken der Zauberwelt seit nun mehr als zwanzig Jahren, starb mit einem leisen Seufzen.

Als der Körper schwer in seinen Armen zusammensackte, fühlte Harry viele verschiedene Gefühle in sich aufsteigen. Freude und Erleichterung waren da, aber genauso wurde er von einer überwältigenden Traurigkeit und Mitleid erfasst. Harry Potter senkte seinen Kopf und begann zu weinen, schwere, Nerven zerfetzende Schluchzer erschütterten ihn, Tränen fielen hinab auf Voldemorts Gesicht. Aufgrund eines geschäftstüchtigen Fotografen der Belegschaft, der dazu abgestellt worden war, die Feier festzuhalten, und der die meiste Zeit des Kampfes hinter einer großen Topfpflanze verbracht hatte, wurde dieses Bild zum Kultsymbol von dem Sieg über Voldemort.


+++



Er erwachte nur sehr langsam. Der Schmerz war das Erste, was er bemerkte, sowohl scharf als auch dumpf, als ob ein riesiger Jagdhund seine Brust in seinem Maul hielt und sich nicht entscheiden konnte, ob er zubeißen oder an ihm herumknabbern sollte. Schmerz war jedoch eine Sache, an die er sich bereits längst gewöhnt hatte, also ignorierte er es. Das Licht jedoch, welches durch seine geschlossenen Augenlider strömte, war extrem störend und darum würde er sich kümmern müssen. Severus war noch nie der Mensch gewesen, der die kleineren Störungen gut ertragen konnte. Entschlossen, endlich etwas gegen dieses verdammte Licht zu unternehmen, zwang er seine Augen auf und starrte an die vertraute Decke des Krankenflügels in Hogwarts.

„Ich hätte wissen müssen, dass das meine Hölle sein wird.“ Es war immerhin die einzige Erklärung, warum er hier war. Er war tot.

Ein leises Lachen zog seine Aufmerksamkeit auf eine unbekannte Frau, die neben seinem Bett auf einem Stuhl saß. Er verengte seine Augen. „Sie hätte ich mir nicht unbedingt als meinen persönlichen Teufel vorgestellt. Im Grunde dachte ich immer, es würde Albus sein.“

Sie lächelte ihn an, ihre Lippen und die Wärme in ihren braunen Augen waren vertraut und irgendwie doch fremd. „Sie sind nicht tot. Okay, vielleicht für eine Minute oder auch drei waren Sie es, aber Sie haben sich seither erholt.“ Sie lächelte erneut, als ob sie über einen persönlichen Scherz lachen müsste.

Er legte seine Stirn in Falten. „Ich bin mir ziemlich sicher, mich daran erinnern zu können, gestorben zu sein und sollte es eine Hölle geben, dann ist das hier sicherlich meine.“ Er schloss wieder seine Augen. „Verschwinde, Teufelsfrau, und lass mich in Ruhe.“

Sehr zu seinem Ärgernis lachte sie erneut. Und doch war da wieder dieses Aufflammen von Vertrautheit. „Ich sehe, warum Hermine Sie mag.“

Seine Augen flogen auf und er starrte die Frau an. „Wagen Sie es nicht von ihr zu reden!“

Jegliche Belustigung verschwand aus dem Gesicht der Frau, als sie sich vorlehnte. Sie selbst kniff ihre Augen zusammen. „Vielleicht sollte ich mich vorstellen. Mein Name ist Pauline Granger. Ich bin Hermines Mutter. Ich habe Ihr Leben gerettet und Sie sind mit Sicherheit nicht tot.”

„Unmöglich“, schnappte er.

Die Belustigung war wieder zurück, als sie ihn beäugte. „Nein, unmöglich ist, wie ich es meinen Mann erklären werde. Sie, mein Lieber, sind einfach nur unglaublich. Was aus irgendwelchen Gründen meine Tochter immens begeistert.“

Es schwirrten zu viele Fragen durch seinen Kopf, die beantwortet werden wollten, aber die wichtigste Frage musste er stellen. „Hermine geht es gut?“

Klatschend stand Pauline Granger auf. „Sie trauert um verlorene Freunde, versucht diese Welt hier zu richten und ist beinahe krank vor Sorge um Sie. Und jetzt bleiben Sie schön hier. Ich habe jeden gesagt, ich werde sie unterrichten, sobald Sie aufgewacht sind. Gleich wieder zurück.“

Sobald Pauline Granger den Raum verlassen hatte, hievte sich Severus stöhnend in eine sitzende Position. Sein Körper schmerzte genug, um im Grunde tot zu sein, aber wenn man ihr glauben konnte, dann hatte er wirklich überlebt. Mit zitternder Hand krempelte er den Ärmel seines Krankenkittels, die Poppy so liebte, hoch. Sein Arm war bandagiert mit einem Muggel-Verband. Ungeduldig zog er an den Stoff, ungeachtet der feinen Härchen, die sich in der Klebemasse verfangen hatten. Keuchend schnappte er schließlich nach Luft, als er ihn gelöst hatte. Wo sich einst das Dunkle Mal gegen seine blasse Haut abgezeichnet hatte, war jetzt eine geschwollene, rote und leicht nässende Verbrennung.

Er war so gefesselt von seinem Arm, dass er niemanden hereinkommen hörte, bis Minerva das Wort ergriff: „Nur Ihres ist eine Verbrennung.“

Severus Blick schnappte zu ihr hoch. „Nur meines?“

„Heilerin Alverez sagt, die Verbrennung rührt von dem Zauber her. Sie sagte, es würde heilen, aber in Ihrem System befand sich so viel Energie, dass sie nicht noch weitere Magie riskieren wollte und meinte, es sollte von alleine abheilen. Jeder, der sonst noch das Mal getragen hat, besitzt es noch, doch es ist jetzt verblasst und grau.“

„Dann ist er…“ Severus hörte das Pochen seines Herzen in seinen Ohren, aber er zwang sich dazu den Namen laut auszusprechen, „Voldemort ist tot.“

Minervas Blick wurde hart und kalt. „Tot. Sein Körper wurde mit Dämonenfeuer verbrannt und seine Asche vom Wind verteilt.“

Er sank leicht zurück in seine Kissen. Er lebte und der Dunkle Lord, Voldemort, war tot. Er brauchte ein paar Augenblicke, um diesen Gedanken wirklich zu begreifen. Er lebte. Hermine lebte. Albus hatte ihm gesagt – „Wo ist Albus?“ Die Frage hallte scharf. Albus sollte hier sein und ihm das erzählen. Und er wusste die Antwort, bevor Minerva überhaupt antworten konnte.

„Bellatrix Lestrange. Sie zauberte einen stablosen Avada und fing sich und Albus in dem Zauber.“

Severus schloss seine Augen, tiefe Trauer stieg in ihm auf, machte der grenzenlosen Freude in ihm ihren Platz streitig. Er und Albus verbanden die Jahre über eine unglaublich komplizierte Beziehung. Aber selbst in den Zeiten, in denen er Albus am meisten gehasst hatte, hatte er den alten Mann auch geliebt. Zu wissen, dass er jetzt tot war, hinterließ in ihm eine Leere, von der er nicht gedacht hatte, dass er sie verspüren könnte.

Das war zu viel. Zu viele Gefühle überfluteten ihn. Er wusste nicht, was er fühlen sollte und Minervas mitfühlender Blick machte alles nur noch viel schlimmer. Bei dem Gefühl von Unsicherheit berief er sich auf seine Logik zurück, baute schützend seine Okklumentik-Schilde um sich herum auf, um seine wilden, wechselhaften Gefühle abzusperren. Er würde später trauern. „Was ist passiert? Da wir wieder zurück in Hogwarts sind, gehe ich davon, dass wir siegreich waren?”

Minerva kannte ihn bereits seit Jahren und fasste seinen emotionalen Rückzug als das auf, was es war – ein Schutzmechanismus. Severus war ihr unglaublich dankbar, dass sie ihm die nötige Zeit gab, sich zu sammeln, als sie sich auf den Stuhl niederließ, auf dem vor wenigen Momenten noch Mrs. Granger gesessen hatte. „Siegreich, aber ich fürchte nicht ohne Verluste.“ Dann nahm sie ihre Brille ab, rieb erschöpft ihre Augen und Severus dachte, er konnte jetzt die irgendwas um die siebzig Jahre an ihr erkennen. „Die Liste der Toten und Verletzten ist… Wir konnten uns glücklich schätzen, dass Heilerin Alverez anwesend war. Viele hätten es ohne ihr schnelles Handeln vermutlich nicht geschafft.“

„Wer?“

„Adrian Puce.“

Einer seiner Slytherins.

„Er starb, als er eine Gruppe von Gästen gegen den älteren Ephraim Greenway verteidigte.“

„Greenway? Ich hatte keine Ahnung, dass er auch ein Unterstützer war.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Wer sonst noch? Erzählen Sie mir alles.“

„Lavender Brown. Moody, glauben wir zumindest. Wir haben nur sein magisches Auge im Ballsaal herumrollen gesehen, aber ansonsten gibt es keine Spur von ihm. Nymphadora Tonks, Fred Weasley. Colin Creevey hat eine Hand verloren. Alvarez sagte, sie würde ihm keine neue Hand wachsen lassen können, aber sie arbeitet bereits an einem magischen Konstrukt. Mills hat einige böse Verbrennungen abgekommen, aber er sollte sich erholen. Neville Longbottom sagt, jemand mit dem Namen Sev Klein oder so starb, aber ich glaube nicht, dass ich ihn jemals kennengelernt habe.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Der Rest unserer Verletzten, diejenigen, die nicht bereits behandelt oder entlassen worden sind, befinden sich jetzt in St. Mungos. Wir hatten Glück, Severus. Der Zauberspruch von Ihnen und Hermine… das hatte den Unterschied gemacht. Als die Todesser fielen, war es so, als ob es den Glauben der anderen geschwächt hatte. Viele haben freiwillig ihren Zauberstab übergeben.“ Minerva verfiel ins Schweigen, beobachtete ihn. Dann fügte sie hinzu: „Sie sind auch gestorben, Severus.“

„Wie genau hat mich eine Muggel wieder zurück ins Leben geholt? Und wie kann eine Muggel überhaupt hier in Hogwarts sein?“

Minerva lachte leise, selbst ihre Freude war befleckt mit Trauer. „Ich fürchte, ich verstehe nicht so ganz die Handhabung Ihrer Wiederbelebung, obwohl Heilerin Alverez sagt, dass sie es tut. Sie könnten sie oder Mrs. Granger oder Hermine fragen. Wenngleich Mrs. Granger auch sagt, dass Rink mehr als jeder andere, Anerkennung dafür verdient hat. Etwas darüber, dass er ein besseres Gehör als ein EKG besitzt, doch ich muss erst noch verstehen, was dieses EKG-Ding ist und warum es Ohren hat. Was Mrs. Grangers Anwesenheit hier in Hogwarts betrifft, das scheint ganz an den Elfen zu liegen. Hermine sagte etwas über Höflichkeiten gebührend einer besuchenden Matriarchin einer weiteren Hauslinie.“

Da war jetzt das Thema, nachdem er sich wirklich fürchtete zu fragen, aber Minerva beobachtete ihn jetzt, ein Lächeln zeichnete ihre Lippen. Er wusste, sie würde ihn warten lassen und ihn dazu zwingen die Frage laut auszusprechen. „Was ist mit Potter, Weasley und Hermine?“

„Mit dem Tode von Voldemort wurde das gesamte Ausmaß der Korruption innerhalb des Ministeriums bekannt. Percy Weasley war mit einer bewundernswerten Stärke hervorgetreten. Er und Kingsley Shacklebolt versuchten seither Ordnung in das Chaos zu bringen. Ihre erste Aufgabe war es, die Schutzbarrieren um England herum fallen zu lassen, die all die Menschen außer Landes gehalten hatte und sie haben diejenigen, die unschuldig in Askaban saßen, befreit. Harry nutzt seinen guten Ruf, um Percy dabei zu helfen. Ron Weasley ist im Fuchsbau. Charlie und Bill sind wieder zu Hause und helfen den anderen, aber der arme Arthur, er…“

„Er hat Molly sterben gesehen. Darüber kommt man nicht hinweg.“

„Nein.“

Beide schwiegen für einen Moment. „Und Hermine?“, fragte er schließlich mit hoffentlich ausreichender Gleichgültigkeit.

Minervas antwortendes Lächeln ließ seinen Blick verdunkeln. „Sie wäre jetzt hier, aber sie hat bei den Gefangenen und den überlebenden Todessern und den anderen Anhängern geholfen. Sie war sehr--“

„Schulleiterin McGonagall?“

Ein junger Mann, an den Severus sich nur noch vage erinnern konnte, er hatte vor ungefähr vier oder fünf Jahren Hogwarts abgeschlossen, steckte seinen Kopf durch den offenen Türrahmen. „Entschuldigen Sie die Störung, Schulleiterin, aber könnten Sie vielleicht hinunter in die Große Halle kommen? Wir versuchen die Banner für die zurückkehrenden Schüler aufzuhängen, und jedes Mal, wenn wir es tun, dann verwandeln sie sich in die Farben von Hufflepuff als diesjähriger Hauspokalsieger. Wir schaffen es einfach nicht, sie zu ändern.“

„Schulleiterin?“, fragte er, als Minerva seufzend aufstand.

Minerva verzog ihr Gesicht, ihre Lippen verzogen sich zu einer zusammengekniffen Linie. „Tausendmal am Tag wünsche ich mir, Albus wäre hier, um das zu tun. Ich weiß nicht, ob ich dazu noch die Kraft habe, aber unsere Welt braucht jetzt die Normalität von Hogwarts.“ Sie beugte sich vor und tätschelte seine bedeckten Füße. „Lassen Sie mich um die Banner kümmern, und dann komme ich zurück.“

Nach ihrem Verschwinden wartete er genau vier Minuten, bevor er die Decke zurückwarf. „Rink!“

Als die Elfe auftauchte, saß er bereits am Bettrand. „Bring mir meine Kleidung und Roben.“ Als Rink sich verneigte, fügte Severus hinzu: „Und dann geh zu Lonny und sage ihr, dass ich dich wieder zurück in meinen Diensten akzeptiere.“

„Meister der Zaubertränke ist--“

„Kleidung, Rink“, schnappte er. Zufrieden irgendeine sentimentale, elfische Dankeserklärung erfolgreich abgewimmelt zu haben, kletterte er auf seine Füße. Unsicher aber machbar. So etwas Unbedeutendes wie der Tod würde ihn nicht einen Moment länger an dieses Bett fesseln.

Ein paar Minuten nach Rinks Rückkehr war er wieder angezogen.

„Wissen Sie, ich denke, Sie sollten noch gar nicht auf den Beinen sein.“

Severus drehte sich herum, um Mrs. Granger im Türrahmen stehen zu sehen. „Es gibt noch Dinge zu erledigen, die nicht warten können. Ich habe seit Tagen herumgelegen.“

„Sie waren seit Tagen bewusstlos. Das ist ein Unterschied.“ Als er nicht antwortete, warf sie in einer frustrierten Geste ihre Hände in die Luft, die er schon oft an Hermine gesehen hatte. „Sie sagte bereits, dass Sie stur seien, aber grundgütiger Gott. Setzen Sie sich zumindest auf den Stuhl, bevor sie noch umfallen.“

Persönlich gestand er ein, dass sie vermutlich recht hatte und er setzte sich hin. Er überhörte nicht das erleichterte Seufzen, als er es ohne zu fallen, geschafft hatte.

„Danke.“ Sie sah ihn überrascht an. „Minerva informierte mich darüber, dass ich Ihnen wirklich mein Leben verdanke.“

Mrs. Granger zog mit ernstem Blick einen weiteren Stuhl heran. „Mein kleines Mädchen hat mich angefleht, Sie zu retten.“ Die Art und Weise, wie sie „mein kleines Mädchen“ sagte, versetzte Severus‘ sensible Überlebensinstinkte in Alarmbereitschaft.

„Sie haben mit Hermine geredet.“ Er sprach das ‚über mich‘ nicht laut aus, aber dieser Teil des Satzes wurde von beiden verstanden.

„Habe ich.“

„Sie würden gerne meine Absichten in Bezug auf Ihre Tochter erfahren.“

Sie nickte langsam. „Die letzte Woche über hat mir Hermine zuhauf ihre Absichten Ihnen gegenüber geschildert. Ich will wissen, ob Sie ihr Herz brechen werden.“ Ihre Stimme wurde frostig. „Und ob ich es bereuen werde, Ihr Leben gerettet zu haben.“

„Das ist nur fair. Ich werde vermutlich ein Dutzend Mal Hermines Herz brechen.“ Als sich Mrs. Grangers Körper anspannte, fuhr er fort: „Der Altersunterschied zwischen uns ist nach dem Standard von der Zauberwelt nicht wirklich groß, aber ich befürchte, sie verschwendet ihre Jugend mit mir.“

Pauline musterte ihn mit einem durchdringenden Blick und Severus war versucht in ihren Kopf zu blicken, um nachzusehen, wie sie ihn wirklich betrachtete. Er gab sich nicht der Illusion hin, die erste Wahl einer Mutter für ihre einzige Tochter zu sein.

Schließlich fragte sie: „Werden Sie meine Tochter fragen, Sie zu heiraten?“

„Heute? Nein. Morgen. Nein, auch dann nicht.”

„Nein?“

Sie schien schockiert und Severus suchte nach einem Weg, sich zu erklären. „Hermine hat noch ihr gesamtes Leben vor sich. Ich habe den Großteil meines Lebens damit verbracht, mich den Willen anderer beugen zu müssen. Ich werde sie NICHT an mich binden.“

„Meine Tochter liebt Sie.“

„Eine Tatsache, die ich nicht anzweifle.“

„Und dennoch werden Sie sie nicht fragen, Sie zu heiraten? Lieben Sie sie nicht? Ist das Ihr Problem?“

Er drückte sich von dem Stuhl hoch. Hermine hatte schon immer die Fähigkeit besessen, seine Gefühle in Aufruhr zu bringen. Es sah ganz danach aus, dass sie es auch schaffte, wenn sie noch nicht einmal anwesend war und sie drang so tief vor, dass noch nicht einmal seine Okklumentik-Schilde es aufhalten konnten. Er musste herumlaufen, so wackelig seine Schritte vielleicht auch noch waren. „Ich habe zuvor schon geliebt. Einmal. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Ich liebe Hermine. Das ist nicht das Problem.”

„Aber Sie zweifeln an ihrer Liebe zu Ihnen?“

„Kein… Zweifel. Sie ist noch sehr jung. Ihr Leben war bisher die Muggel-Welt und dieses Schloss hier. Sie kennt ihre Kameraden seit sieben Jahren. Sie hat bisher noch nicht mit denen außerhalb Hogwarts‘ kommuniziert. Sie hat noch niemals die Zauberwelt bereist. Es gibt noch so viele Menschen, die sie kennenlernen und so viele Dinge, die sie noch erleben wird. Ich würde sie fliegen lassen, anstatt ihre Flügel zu stutzen.“

„Wann?“

Severus wirbelte herum, nur um Hermine hinter ihm im Durchgang stehen zu sehen. Sie sah nicht wütend aus, einfach nur entschlossen. Flüchtig schielte er zu Pauline hinüber, aber sie zog lediglich eine Augenbraue hoch.

„Wann was?“, fragte er schließlich.

„Wann werde ich alt genug sein?“

„Hermine--“

Sie hob einen Finger und er verstummte. „Heute ist der achte Januar. Wirst du mich heiraten, Severus?“

Er blickte erneut zu Pauline, die ihm nichts Weiteres als ein rätselhaftes Lächeln schenkte. Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich liebe dich, aber nach meinem besten Wissen und Gewissen kann ich es nicht.“

Hermine schenkte ihn ein strahlendes Lächeln, was ihn verwirrte.

„Wirst du mit mir reisen und mir all die wundervollen Orte in der Zauberwelt zeigen?“

Er überdachte ihren Wunsch. „Das kann ich, ja.”

Auf unmögliche Weise wurde ihr Grinsen noch größer. „Wirst du mich den Menschen außerhalb von Hogwarts vorstellen?“

Severus Snape war kein dummer Mann. Er hatte keine Zweifel bezüglich dessen, was sie ihm anbot. Für einen kurzen Moment erwog er, abzulehnen, aber dann sagte er sich, kein Idiot zu sein. Er nickte. „Es wäre mir ein Vergnügen.“

„Gut. Dann werde ich dich wieder in einem Jahr fragen.“ Sie bedachte ihn mit einem Lächeln, welches er nicht richtig einzuordnen wusste. „Lass mich wissen, wann die Zeit reif ist.“ Dann rannte sie durch den Raum und Severus riss bei dem Gedanken, dass sie ihn jetzt um den Hals fallen würde, panisch seine Augen auf.

Ängste darüber, sie nicht halten zu können und entwürdigend auf den Rücken zu fallen wurden gottseidank abgewendet, als sie direkt vor ihm zum Stehen kam. Tränen brannten in ihren Augen und alle neuen Ängste stürmten auf ihn ein. Er widerstand gerade eben so, den Drang zu Pauline Granger hinüber zu blicken. „Ich dachte, ich hätte dich verloren.“ Die Worte waren nur gewispert und er verstand sie.

Dann beugte er sich vor und küsste sie.

Irgendwo hinter ihm hörte er Pauline Granger erneut leise lachen. Er begann langsam wirklich, dieses Geräusch zu hassen.


+++

Jetzt bleibt nur noch der Epilog übrig.

In dieser Nacht

Wo sich bunte Träume drehen
In dieser Nacht
Die in Zärtlichkeit entstehen
In dieser Nacht
Werden wir uns wiederfinden
Wenn Gedanken uns verbinden
Ist die Liebe neu erwacht
In dieser Nacht

Wo der Wind die Wolken küsst
Die er uns bringt
Wo das Lied zu Hause ist
Das nieder klingt
Werden wir uns wiedersehen
Wenn wir schweigend uns verstehen
Ist die Liebe neu erwacht
In dieser Nacht

Wo die Worte Hoffnung bringen
Und Zuversicht
Wo Gefühle leise schwingen
Leuchtet das Licht
Das uns schein wohin wir gehen
Wenn wir es im Dunkeln sehen
Ist die Liebe neu erwacht
In dieser Nacht


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