von timlarsson
So sehr die anderen vier natürlich auch nachbohrten: Hermine behielt für sich, an welchen Ort sie dabei dachte und zwar auch deshalb, weil sie zwar neugierig war ob es wirklich noch irgendein Geheimnis in Harrys Verlies bei Gringotts gab, aber trotzdem es ihr sinnvoller erschien sich zunächst auf die dringlicheren Probleme zu konzentrieren. Und dazu gehörte in erster Linie einmal der geheimnisvolle Gang in den abgesperrten Schlossbereich.
Sie saß mit Ginny in der Schulbibliothek, weil sie noch ein paar Dinge nacharbeiten wollten als Ginny plötzlich sagte:
„Aber das macht doch gar keinen Sinn!“
„Was?“, fragte Hermine. „Runzelige Warzen wegzuzaubern? Das kann schon Sinn machen!“
„Wie?“, fragte Ginny verwundert, dann blickte sie auf Hermines Schulbuch und schlug sie sich vor die Stirn. „Ach so – ich meine nicht die Aufgaben sondern Nordan Hoddle!“
Hermine blickte sie fragend an.
„Du hast doch gesagt, McGonagall hätte gesagt niemand kann in den abgesperrten Bereich hinein außer durch diesen Gang, den man mit dem Aperto Cancelio Zauber öffnet“, erklärte Ginny.
Hermine nickte.
„Nach unserer Einschätzung wäre also Nordan Hoddle der einzige, der dort hinein könnte?“
Hermine nickte erneut.
„Außerdem gehen wir davon aus, dass er genau das getan hat als wir ihn verfolgten und auf der Lichtung im verbotenen Wald mit den Zentauren beobachtet haben“, vermutete Ginny weiter. „Der dann entstehende Knall würde sich durch den Schutzzauber des Ministeriums erklären.“
Hermine nickte weiter.
„Wie, frage ich Dich, kommt er dann so schnell in die Schule? Als wir wieder hier waren kam er uns doch von drinnen entgegen. Das geht doch gar nicht“, grübelte Ginny.
„Da hab ich auch schon länger drüber nachgedacht, Ginny“, sagte Hermine jetzt.
„Und?“, fragte Ginny neugierig.
„Naja, ich fand's relativ logisch als ich erstmal drauf gekommen war“, erklärte Hermine. „Der Bereich ist nur nach einer Seite hin verriegelt. McGonagall sagte ja auch nur, dass man nicht in ihn hinein kann. Von heraus war nie die Rede!“
„Ach so“, verstand Ginny, „Du meinst…“
„Das Nordan durch den Gang hineingegangen ist und dann durch die Absperrung, die nur in die andere Richtung wirkt wieder hinaus, dann durchs Schloss und am Hauptportal wieder die Treppe hinab wo er uns entgegen gekommen ist“, sagte Hermine.
„Das wiederum würde aber bedeuten, wenn der erste Knall wirklich von einem Todesser gewesen wäre, der durch das Tor gegangen ist…“, Ginny stockte.
„Das der auch durchs Schloss gegangen ist – irgendwie“, bestätigte Hermine nickend.
„Das ist ja schrecklich“, sagte Ginny ängstlich. „Hört denn das nie auf?“
„Vielleicht sind wir ja auch auf dem Holzweg“, meinte Hermine. „Der Knall könnte ja auch ganz andere Ursachen haben und vielleicht kann man den abgesperrten Bereich ja auch auf ganz normale Weise verlassen, statt durch das Schloss zu gehen.“
„Auf normale Weise?“, fragte Ginny.
„Naja, disapparieren, Flohpulver, Portschlüssel oder was weiß ich.“
„Warum tut Hoddle das dann nicht?“, fragte Ginny.
„Weil er es nicht kann!“, sagte Hermine.
„Weil er was nicht kann?“
„Apparieren zumindest.“
„Woher weißt Du das? Hat er Dir das erzählt?“
„Nein“, sagte Hermine, „irgendwo in Pflege magischer Geschöpfe war mal so ne Fußnote in der stand, dass jeder, der Zentaurenblut in sich trägt – und sei es auch nur der allerkleinste Tropfen – des Apparierens nicht fähig ist.“
„Dumme Eigenschaft“, bemerkte Ginny.
„Kommt drauf an“, entgegnete Hermine.
„Worauf?“
„Naja, vielleicht können Zauberer mit Zentaurenblut in sich dafür andere Dinge besser und schneller.“
„Denkst Du an was Bestimmtes?“; fragte Ginny.
„Ja, den Aperto Cancelio Zauber zu erlernen zum Beispiel.“
"Das kann man aber doch in jedem Falle auch ohne Zentaurenblut oder stand irgendetwas davon in dem Buch?", fragte Ginny.
"Nein, nein", winkte Hermine ab, "Bedingung für das Erlernen ist es laut dem Buch zumindest nicht. Aber vielleicht geht es dann ja wesentlich schneller. Wenn das wirklich so schwer ist, dass nicht mal McGonagall es kann und vielleicht sogar Professor Dumbledore nicht, dann frage ich mich schon, wer sich das freiwillig antut. Zumal es eine Menge Zaubersprüche gibt, die wesentlich sinnvoller und dabei viel leichter sind."
"Du meinst, Hoddle beherrscht ihn nur deshalb, weil er für ihn leichter ist als für uns normale Zauberer?", fragte Ginny.
Hermine nickte.
In diesem Moment kam Neville in die Bibliothek. Er verbrachte in letzter Zeit normalerweise jeden Abend hier, da er nach wie vor nicht so ein wirklich guter Schüler war und aus lauter Angst vor den UTZ-Prüfungen versuchte, sich mit möglichst viel Wissen vollzustopfen, was jedoch nicht wirklich viel half, da er die meisten Zaubersprüche zwar theoretisch beherrschte, jedoch haperte es immer noch erheblich an der praktischen Ausführung. Erst am Vortag hatte er versehentlich Professor Slughorns gesamten Butterbiervorrat verhunzt in dem er Erdbeersirup, der als Zutat für einen Zaubertrank dienen sollte, in die vollen Butterbierflaschen in seinem Büro gezaubert hat, statt – wie gefordert - in die leeren Flaschen, die im Klassenraum bereit standen. Trotz eines gewaltigen Tobsuchtsanfalls Slughorns hatte Neville Stein und Bein geschworen, keine Ahnung gehabt zu haben, wie ihm das gelungen sei, so dass es bei einem relativ moderaten Abzug von 5 Hauspunkten für Gryffindor blieb.
Für Neville war die ganze Angelegenheit wenigstens insofern von Vorteil, dass niemand mehr davon sprach, dass er zwei Tage zuvor in Pflege magischer Geschöpfe einem knallrümpfigen Kröter versehentlich Flügel angezaubert hatte der daraufhin die halbe Eulerei auseinandergenommen hatte. Die Lehrer hatten den halben Tag damit zu tun die völlig verwirrten Eulen wieder einzufangen die sich dann auch noch standhaft weigerten, in die Eulerei zurückzukehren. Noch am nächsten Tag wurde die Post der Schüler nur spärlich angeliefert aber mittlerweile hatte sich alles wieder normalisiert außer dass 3 Eulen ganz verschwunden blieben. Eine davon war Hedwig, die aber ohnehin seit Harrys Verschwinden meist lethargisch in der Eulerei gesessen und kaum noch Nahrung zu sich genommen hatte. Ginny hatte zunächst versucht, sie mit einigen Botenaufträgen bei Laune zu halten aber es gelang ihr nicht wirklich, so dass sie jetzt davon ausging, dass Hedwig ihrem Herrn einfach gefolgt war - wohin auch immer.
"Hi Neville", rief Ginny ihm entgegen. "Mal wieder lernen?"
Neville nickte nur stumm.
"Ich hab mich schon gewundert, dass er nicht schon lange hier ist", flüsterte Ginny Hermine zu.
"Das hab ich gehört", rief Neville dazwischen.
"Oh, tschuldigung", sagte Ginny kleinlaut.
"Ach, kein Problem, Ginny", sagte Neville und setzte sich zu ihnen an den Tisch. "Ich wäre ja normalerweise auch hier gewesen aber ich musste Slughorn noch helfen."
"Gab es doch noch ne Strafarbeit?", fragte Hermine.
"Nicht direkt. Er hat nur von mir verlangt, ihm die fünf neuen Kisten Butterbier in sein Büro zu bringen, weil ich seine alten ja versaut hatte."
"Ja und?", fragte Hermine verwundert.
"Na, schlepp Du mal fünf volle Kisten durchs halbe Schloss", entgegnete Neville entrüstet. "Das will ich mal sehen."
"Aber Neville", gab Hermine mit einem mitleidigen Lächeln zurück, was sicherlich die letzte Geste ist, die sich ein Junge in diesem Alter von einem Mädchen wünschen würde, "warum hast Du nicht einfach einen Schwebezauber benutzt."
Neville sah Hermine entgeistert an. "Hab ich nicht dran gedacht", sagte er dann und schlug sich die Hand vor die Stirn.
Hermine und Ginny sahen sich kurz an doch beide trauten sich nicht zu lachen. Seit dem letzten Sommer war Neville wieder ein wenig in seine alte Unsicherheit zurückzufallen. Aus irgendeinem Grund schien ihm alles, was geschehen war, noch näher zu gehen als ihnen selbst.
"Habt Ihr auch schon was von dieser Weihnachtsfeier gehört?", fragte Neville dann während er ein Buch aus seiner Tasche holte.
"Weihnachtsfeier? Was für ne Weihnachtsfeier?", fragte Ginny.
"Also nicht", sagte Neville. "Ich dachte, ihr wüsstet vielleicht mehr darüber."
"Nein, wissen wir nicht", sagte Ginny schnell, "aber was weißt Du denn darüber?"
"Eigentlich nichts", sagte Neville. "Aber vorhin war Professor McGonagall bei Slughorn im Büro und als ich gerade mit einer Butterbierkiste hereinkam, sagte sie etwas zu ihm wie: Ich erwarte von Ihnen, dass sie sich auf der Weihnachtsfeier mit dem Trinken zurückhalten - zumindest vor den Schülern."
Hermine und Ginny sahen sich fragend an.
"Ich weiß von nichts", sagte Hermine schulterzuckend.
"Eine Weihnachtsfeier", dachte Hermine als sie abends im Bett lag. "Hoffentlich nicht wieder ein Weihnachtsball. Ich wüsste nicht mit wem ich dort hingehen sollte oder wollte. Naja, eigentlich höchstens einen. Henrik vielleicht. Aber er würde mich ja eh nicht fragen, so schüchtern wie der ist. Vielleicht ist es ja eine ganz normale Feier zu der man auch alleine gehen kann oder vielleicht hat Neville sich ja auch verhört. Zuzutrauen wär's ihm ja." Und mit ihren Erinnerungen an den Weihnachtsball vor vier Jahren anlässlich des trimagischen Turniers, wo Ron es ebenfalls nicht fertig gebracht hatte sie aufzufordern, schlief sie langsam ein.
"Ich brauche Eure Hilfe, Wolfram. Wir müssen alle Kräfte bündeln um dieser Bedrohung Herr zu werden", sagte Lucius Malfoy und er blickte seinen Gegenüber scharf an. Sie saßen in einer dunklen Spelunke, in der auch an den anderen Tischen sich ausnahmslos zwielichtige Typen unterhielten. Es machte den Eindruck eines Geheimversteckes oder Zufluchtortes für entflohene Straftäter, Mörder und sonstige Abtrünnige und selbst der Wirt hinter der Theke schien mit seinem schiefen Auge und einer tiefen Narbe auf der Wange bereits mehrfach in ernstere Konflikte geraten zu sein.
Der, der Malfoy gegenübersaß war Wolfram Scharf, eigentlich ein deutscher Zauberer, doch auch - und das machte ihn für Malfoy interessant - ein Werwolf. Rein äußerlich stand er in seiner menschlichen Gestalt der eines Fenrir Greyback kaum nach und vielleicht war er auch deshalb der heimliche Anführer der deutschen Werwölfe, die vor allem in den bayrischen Wäldern ihr Unwesen trieben. Hier hatte ihn Malfoy aufgesucht und ihn schließlich in dieser heruntergekommenen Kneipe tief im bayerischen Wald gefunden, wo sich mit ziemlicher Sicherheit niemals ein normaler Muggel hin verirren würde und hätte es doch mal einer getan, so hätte er diesen Ort kaum wieder lebendig verlassen können.
"Malfoy, es missfällt mir, dass die Todesser um unsere Hilfe anheuern - jetzt, da bereits mehr verloren als gewonnen ist. Unsere Hilfe wurde die letzten Jahre nicht benötigt. Warum also bittet Ihr gerade jetzt darum?" Wolfram Scharfs Stimme klang bedrohlich. Selbst jetzt, da er in Menschengestalt war und die nächste Vollmondnacht erst in zwei Tagen anstand, konnte man ein dumpfes Knurren aus seiner Stimme heraushören und wenn er den Mund öffnete waren deutlich seine stark vergrößerten Eckzähne zu erkennen.
"Zunächst einmal, Wolfram", Malfoy machte eine kleine Pause und sah Wolfram durchdringend an, während seine Augen kurz bedrohlich rot aufflackerten. "Zunächst einmal", wiederholte er, "waren bislang nicht wir Todesser diejenigen, die die Entscheidungen trafen, wer uns in diesem Krieg unterstützen sollte und wer nicht, also greif mich nicht für Dinge an, für die ich nichts kann."
Wolfram Scharf zuckte zurück doch es war nur ein ganz kurzer Moment. Er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand einschüchtern wollte - ja, es war gar noch nie jemandem gelungen - und darum war es nur ein Hauch von Respekt der über seine Miene wehte, dann antwortet er in einem Ton, der das genaue Gegenteil davon ausdrückte:
"Entschuldigt bitte, Malfoy aber die reine Existenz eines dunklen Lord sollte wohl nicht automatisch dazu führen, dass seine Anhänger sich wie kleine Kinder…"
"Mäßige Deine Zunge, Wolfram", zischte Malfoy ihm drohend entgegen und er schrie ihn nur deshalb nicht an, weil er befürchtete, die anderen Anwesenden gegen sich aufzubringen, die im Zweifelsfall sicherlich nicht auf seiner Seite gestanden hätten.
Wolfram Scharf taxierte ihn einen Moment. "Was ist mit Lord Voldemort?", fragte er dann.
Malfoy schien überrascht. Einen Moment dachte er nach, dann zuckte er mit den Schultern. "Ich weiß es nicht", sagte er. "Er ist verschwunden, zusammen mit diesem Potter. Niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist."
"Jaja, wir haben davon gehört", sagte Wolfram. "Es ist schon mysteriös, nicht wahr? Der große Lord Voldemort verschwunden zusammen mit seinem ärgsten Widersacher."
Malfoy blickte Wolfram kühl an. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er in diesem legeren Ton von seinem ehemaligen Herrn redete.
"Sprecht nicht ohne den gebührenden Respekt von Lord Voldemort, Wolfram", sagte Malfoy. "Es wäre sicherlich auch Euch zu Gute gekommen, hätte die dunkle Seite die Oberhand behalten - und würde es noch!"
"Daran zweifele ich nicht, Malfoy", sagte Wolfram. "Woran ich jedoch zweifele ist, ob ihr wirklich alles tut, um herauszufinden, was mit Voldemort geschehen ist? Denn wenn ich Euch und die Nachrichten richtig deute, ist er ja vielleicht gar nicht tot?"
Malfoy blickte ihn irritiert an. "Ich gehe nicht davon aus, dass Voldemort noch einmal zurückkehren wird - falls ihr darauf anspielt."
"Nicht? Unterschätzt Ihr den dunklen Lord nicht vielleicht ein wenig? Es gab schon mal eine Zeit, da seine Gefolgsleute nicht mehr an ihn glaubten und doch kam er wieder", sagte Wolfram. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Voldemort erneute Untreue ungestraft lassen würde."
"Es geht hier nicht um Treue oder Untreue", antwortete Malfoy aufgebracht, "sondern darum seine Aufgabe weiterzuführen und die dunkle Seite voranzubringen."
Wolfram nickte kurz. "Trotzdem frage ich mich ob Voldemort mit Euch zufrieden wäre, könnte er etwas dazu sagen. An Eurer Stelle würde ich mir eindringlichst wünschen, dass er nicht zurückkehrt."
"Sollte das wirklich geschehen, wird er schon wissen, auf wen er sich wirklich verlassen kann", sagte Malfoy erstaunlich kleinlaut.
„Hoffen wir für Euch, dass er es nicht so genau wissen wird“, entgegnete Wolfram kalt.
Malfoy blickte Wolfram hasserfüllt an, der es wagte anzuzweifeln, dass er Voldemort treu ergeben war- Was ihn jedoch am meisten ärgerte war, dass er kaum eine Wahl hatte. Die Todesser waren so dezimiert, sie brauchten jede Hilfe und die deutschen Werwölfe waren von jeher als besonders aggressiv und zielstrebig bekannt, hatte man sie erst einmal auf seiner Seite.
"Aber nun lasst uns wieder auf Euer eigentliches Anliegen zurück kommen", sagte Wolfram. "Ihr bittet also um unsere Hilfe?"
Malfoy nickte, nicht unglücklich darüber, dass das Thema Lord Voldemort abgeschlossen war.
"Warum?", fragte Wolfram.
"Warum?", fragte Malfoy zurück. "Ich sagte doch, dass wir alle verfügbaren Kräfte brauchen und ich habe mich daran erinnert, dass gerade die deutschen Werwölfe..."
"So plötzlich?", unterbrach ihn Wolfram.
"Was soll das heißen: So plötzlich?", fragte Malfoy.
"Wir hatten der dunklen Seite unsere Hilfe mehrfach angeboten doch stets wurde sie abgelehnt", sagte Wolfram. "Man hätte meinen können, Ihr wolltet unter Euch Engländern bleiben, wenn ich es mal so ausdrücken darf."
Malfoy stockte. "Es war nicht abzusehen, dass unsere Kräfte nicht reichen würden, auch für Voldemort nicht", sagte er.
"Nun, ich würde es vielleicht eine gewisse Arroganz nennen", meinte Wolfram. "Fenrir Greyback selbst ist zu Tode gekommen, nicht war?"
Malfoy nickte.
"War nicht er es, der keine ausländischen Werwölfe in England sehen wollte?", fragte Wolfram. "Und ward Ihr es nicht, der ihn in dieser Meinung bestärkt hat?"
Erneut schien Malfoy schwer verunsichert. "Es mag ein Versäumnis gewesen sein", gab er zu, "und ich entschuldige mich für diese Fehleinschätzung. Jedoch hatten wir mit Dingen zu kämpfen, die nicht vorherzusehen waren."
"Ihr meint den Halbblutprinz?", fragte Wolfram.
"Snape?", fragte Malfoy in höhnischem Unterton. "Er ist nur ein Feigling. Schlägt sich immer auf die Seite die gerade besser dasteht. Das Problem war nicht Snape selber, sondern das Vertrauen Voldemorts in ihn."
"Dieses Vertrauen mag daher gekommen sein, dass alle anderen ihn bereits enttäuscht hatten", sagte Wolfram. "Mit Ausnahme von diesem Wurmschwanz. Aber wer wollte diese Kreatur schon gerne an seiner Seite haben?"
"Auch Wurmschwanz dachte stets nur an seinen Vorteil", rechtfertigte sich Malfoy. "Nur aus reiner Angst vor dem dunklen Lord war er ihm noch treu ergeben."
"Ich glaube nicht, dass er da der Einzige war", sagte Wolfram.
"Vermutlich nicht", stimmte Malfoy ihm zu.
"Wie also könnten wir Euch jetzt helfen?", fragte Wolfram.
"Ich sagte doch schon..."
"Ihr braucht jeden Mann, jaja", wurde Malfoy von seinem Gegenüber unterbrochen. "Aber was ist Euer Plan? Wozu braucht ihr uns und was wollt ihr tun gegen Eure Gegner?"
"Von welchen Gegnern redet ihr?", fragte Malfoy kühl.
"Das Zaubereiministerium zum Beispiel?", fragte Wolfram.
Malfoy winkte ab. "Der Zaubereiminister ist auf unserer Seite", sagte er. "Das ist kein Problem."
"Ist er das?", fragte Wolfram.
"Wir können davon ausgehen", sagte Malfoy nickend.
"So wie ihr bei Severus Snape davon ausgegangen seid", gab Wolfram zu bedenken.
Malfoy antwortete nicht.
"Gut", sagte Wolfram. "Ich stimme zu, dass man dieser Schwierigkeiten vielleicht Herr werden kann aber man vernimmt einen weiteren Namen in den hiesigen Wäldern, der mittlerweile in einem Atemzug mit dem von Harry Potter ausgesprochen wird."
Malfoy blickte ihn fragend an.
"Hermine Granger!", sagte Wolfram leise damit niemand es mithörte.
"Nein, bitte", sagte Malfoy. "Das kann nicht Euer Ernst sein?"
"Nun, ich deute mir nur zusammen, was man so hört", sagte Wolfram entschuldigend. "Stimmt es etwa nicht, dass ihr mit dem Todesfluch an ihr gescheitert seid?"
Malfoy sah in zerknirscht an, dann nickte er langsam.
"Eine erstaunliche Duplizität der Ereignisse, findet ihr nicht?", fragte Wolfram.
"Es steckt irgendeine Teufelei dahinter", verteidigte sich Malfoy.
"Genau das befürchte ich", sagte Wolfram. "Wie kann eine 18jährige junge Frau dem Fluch eines Lucius Malfoy widerstehen, frage ich. Zumal sie, nach allem was man hört, bereits hilflos am Boden lag."
"Woher wisst ihr das alles?", fragte Malfoy sichtlich peinlich berührt.
"Es ist bereits über ein halber Jahr her", erklärte Wolfram, "und wir haben unsere Informanten. Nicht alle englischen Werwölfe sind uns deutschen gegenüber so feindselig eingestellt wie Fenrir Greyback es war und so treffen wir uns öfter. Allerdings haben sie stets mehr ihrem Ärger über einen gewissen Remus Lupin Luft gemacht, als über Euren misslungen Mordversuch an Miss Granger."
Malfoy schwieg eine ganze Weile, während Wolfram ihn betrachtete.
"Es gibt da noch etwas, dass Du mir erzählen solltest, nicht war Malfoy?"
"Hätte ich einen zweiten Versuch gehabt, Granger zu töten so wäre es mir sicherlich gelungen", begann Malfoy leise zu reden, "aber ich hatte ihn nicht. Nachdem ich feststellte, dass sie nicht tot ist, hörte ich von hinten ein Knurren auf mich zukommen. Ich war mir sicher, dass es Fenrir Greyback sein müsse, der nicht weit von uns entfernt mit Lupin zusammengetroffen war doch als ich mich umwand sah ich, dass nicht Greyback auf mich zugestürmt kam sondern Lupin. Er griff mich an und in meiner Überraschung blieb mir nur die Flucht doch bevor es mir gelang zu entkommen..."
"Hat er Dich gebissen", unterbrach ihn Wolfram. "Ich habe es Dir vom ersten Moment an angesehen, Malfoy. Du kannst einem Werwolf nicht sein eigenes Schicksal verbergen."
"Ein Grund mehr, warum ich Euch bitte, uns zu helfen", sagte Malfoy nach einer längeren Pause.
"Fürwahr ein Grund", nickte Wolfram. "Aber trotzdem bleibt die Frage: Wie ist Euer Plan für Miss Granger?"
"Plan? Was denn für ein Plan?", rief Malfoy aufgebracht und so laut, dass jetzt alle Gäste ihm zuhörten. "Bei der ersten Gelegenheit werde ich sie töten!"
Applaus und lautes Gejohle brandete plötzlich durch den Raum. Als sich die anderen Gäste wieder beruhigt hatten, sagte Wolfram leise:
"Ich würde Euch raten, diese Dinge nicht groß rum zu erzählen. Die Jungs hier", er blickte in das Rund der Gaststätte, "wären sicherlich alle mit Eifer dabei wenn ihr sie darum bitten würdet, Hermine Granger zu ermorden, jedoch wäre die Hilfe der meisten davon aufgrund ihrer minderen Intelligenz sicherlich eher Kontraproduktiv."
Malfoy blickte sich ebenfalls in der Gaststätte um und musterte einige der umsitzenden Gesichter. "Kann ich mir vorstellen", sagte er dann.
"Malfoy, ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich mir gewisse Sorgen mache, ob ihr Hermine Granger überhaupt umbringen könnt", sagte Wolfram.
"Wie kommt ihr darauf?", fragte Malfoy aufgebracht.
"Voldemort konnte Harry Potter auch nicht töten", sagte Wolfram.
"Das war doch etwas völlig anderes. Potter hatte irgendeinen Schutz von seiner Mutter an sich."
"Ja, damals als er ein Baby war vielleicht. Aber Voldemort hat es viele weitere Male probiert und es ist ihm nie gelungen - bis zuletzt nicht."
"Aber Granger ist nicht Potter und ich...", er stockte, "bin nicht Voldemort!"
"Gut, dass Ihr das zumindest einseht", sagte Wolfram feixend. "Aber ich denke unsere dringlichste Aufgabe muss sein, zunächst Hermine Granger zu töten. Sie ist gefährlich, Malfoy!"
Malfoy nickte leicht.
"Gibt es etwas, dass uns dabei helfen könnte?", fragte Wolfram.
"Nun, wir haben ihren Freund als Geisel", sagte Malfoy.
"Was?", rief Wolfram. "Das sagt ihr erst jetzt?"
"Nun ja, wir können momentan ehrlich gesagt nicht so wirklich viel mit ihm anfangen."
"Warum nicht? Was ist mit ihm?"
„Er lässt sich nicht erwecken“, sagte Malfoy. „Irgendetwas muss ihn schützen.“
„Erwecken? Heißt das, er schläft nur?“ fragte Wolfram ungläubig.
„Nein, nicht direkt.“, bestätigte Malfoy nickend. „Vielleicht hätte ich lieber wiedererwecken sagen sollen. Wir haben es mit allen möglichen Zaubern und Zaubertränken probiert. Nicht einmal ein Crucio-Fluch verändert in irgendeiner Weise seinen Zustand.“
Wofram Scharf lächelte vielsagend. „Und wie ich Euch kenne, seid Ihr in der Anwendung desselben nicht sonderlich zimperlich“, sagte er unter einem gehässigen Kichern. „Was also vermutet ihr, könnte mit ihm sein?“
„Es muss irgendein Schutzzauber auf ihm liegen, der uns bis dato unbekannt ist. Eine andere Erklärung ist uns bisher nicht eingefallen.“
„Und wer könnte ihm diesen Schutzzauber verpasst haben?“; fragte Wolfram.
„Um das zu beantworten, müsste man vielleicht erstmal die Frage klären, wann er ihm verpasst wurde“, meinte Malfoy.
„Na, kurz vor seinem Tod würde ich meinen“, sagte Wolfram,
„Das kann kaum zutreffen.“
Wolfram blickte ihn fragend an.
„Es war niemand da, der ihm hätte diesen Schutz verpassen können“, erklärte Malfoy. „Nur Potter, Weasley und Granger aber ich bin mir sicher, dass ein Hogwartsschüler nicht derartige magische Fähigkeiten hat.“
Wolfram zog die Augenbrauen hoch.
„Auch ein Harry Potter und eine Hermine Granger nicht!“, fügte Malfoy hinzu.
„Sonst war niemand dort?“, fragte Wolfram.
„Da die drei es glücklicherweise vorzogen, niemanden über ihr Vorhaben einzuweihen: Nein! Außer Voldemort und Wurmschwanz versteht sich.“
„Was ist mit Wurmschwanz?“ fragte Wolfram.
„Warum sollte Wurmschwanz einen Schutzzauber auf Ron Weasley ausüben?“, fragte Malfoy ärgerlich, der langsam das Gefühl hatte, dass er hier seine Zeit verschwendete.
„Aber wenn niemand da war, der ihm den Schutz hätte verpassen können, muss es so gewesen sein“, sagte Wolfram. „Könnt Ihr Euch denn an niemanden sonst erinnern?“
„Ich kam mit den anderen Todessern erst hinzu, als schon alles vorbei war“, sagte Malfoy, „genau wie alle Auroren des Ministeriums. Es war keinem von uns vorher möglich nach Godrics Hollow zu apparieren. Wir wissen bis heute nicht warum. Voldemort und Potter waren damals verschwunden, Ron Weasley schien tot und Hermine Granger ergriff die Flucht. Ich verfolgte sie. Alle anderen tauchten mit uns zusammen dort auf soweit ich das beurteilen kann. Zumindest könnte ich nicht mit Sicherheit sagen, dass außer den fünf genannten noch jemand dort war bis wir apparieren konnten.“
„Aber ist es dann nicht möglich, dass vorher schon jemand dort war?“, fragte Wolfram. „Wie könntet Ihr es bemerken, ob ein Zauberer auch gerade appariert ist oder schon länger vor Ort war, wenn er es verbergen will?“
„Genau genommen, ist das nicht möglich“, gab Malfoy zu.
„Also könnte irgendein Todesser oder auch ein Auror bereits vor allen anderen da gewesen sein“, überlegte Wolfram.
„Theoretisch ja“, bestätigte Malfoy.
„Nun ja, dann wäre es hilfreich zu wissen, wer dies war. Denn sollte dieser Jemand tatsächlich einen Schutzzauber auf Ron Weasley ausgesprochen haben, könnte er ihn sicherlich auch aufheben“, folgerte Wolfram.
Einen ganzen Moment schwiegen beide, dann sagte Wolfram:
„Gibt es etwas weiteres außer eine eigentlich unbrauchbare Geisel, was uns helfen könnte.“
Malfoy nickte. „Wir haben einen magischen Tunnel nach Hogwarts heraufbeschworen“, sagte er.
„Tatsächlich?“, sagte Wolfram und zum ersten Mal schien er tatsächlich ein wenig Respekt für seinen Gegenüber zu äußern. „Ihr beherrscht den Aperto Cancelio Zauber?“
Malfoy nickte.
„So wie ich hörte, wird man durch diesen Zauber sehr stark geschwächt?“.
„Es kommt auf die Distanz an“, sagte Malfoy. „Der Tunnel reicht nur bis in den verbotenen Wald nahe der Schule. Mehr war mir damals nicht möglich und es dauerte auch einige Wochen bis ich mich annähernd davon erholt hatte.“
„Trotzdem ein guter Ort, unbemerkt in den Tunnel zu gelangen auch wenn er nicht weit weg ist“, meinte Wolfram.
„Leider gibt es aber auch hier ein Problem“, sagte Malfoy. „Ich weiß nicht wie, aber das Ministerium hat den Tunnel bemerkt und jemanden zur Bewachung abgestellt, der den Aperto Cancelio Zauber ebenfalls beherrscht.“
„Tatsächlich“, sagte Wolfram sichtlich beeindruckt. „Noch jemand, mit solchen Fähigkeiten?“
„Nordan Hoddle“, sagte Malfoy. Er hat einen Zentaur im Stammbaum.“
„Das erklärt einiges“, sagte Wolfram.
Malfoy nickte.
„Aber er wird nicht Tag und Nacht am Tor Wache halten können?”
„Nein“, antwortete Malfoy, „aber Hoddle selbst, oder McGonagall oder auch ein Ministeriumsmitarbeiter haben einen Schutzzauber auf das Tor gelegt und es gelingt mir nicht ihn zu umgehen.“
Wolfram blickte ihn fragend an.
„Es knallt ohrenbetäubend, sobald ich durch das Tor gehe“, erklärte Malfoy. „So wird Hoddle jedes Mal gewarnt.“
„Und folgt Euch“, folgerte Wolfram.
„Genau“, bestätigte Malfoy. „Und es wäre nicht etwa so, dass es bis dahin problemlos laufen würde. Ich nehme an, weil er selbst Zentaurenblut in sich trägt, hat er die Zentauren irgendwie dazu gebracht, das Tor Tag und Nacht zu bewachen.“
„So?“, fragte Wolfram verwundert. „Und wie gelingt es Euch, an denen vorbei zu kommen? Soweit ich weiß sind Zentauren nur sehr schwer zu täuschen.“
„Das stimmt“, bestätigte Malfoy. „Aber es gibt ein paar unter ihnen, die unserer Seite bereitwillig Hilfe leisten und mich passieren lassen.“
„Es ist kaum vorstellbar, dass sie das freiwillig tun“, zweifelte Wolfram.
„Nun, man muss ihnen nur erzählen, was sie hören wollen“, sagte Malfoy süffisant.
„Und das wäre?“
„Dass sie unsere Seite unterstützen sollen, weil wir den Wald nicht mehr antasten, wenn der Krieg endlich gewonnen ist.“
„Und das glauben sie Euch?“
„Wenn man ihnen erzählt, dass unser erstes Ziel die komplette Zerstörung von Hogwarts ist, schon“, lachte Malfoy und Wolfram lachte mit.
„Kann ich also auf Eure Hilfe zählen, Wolfram?“, fragte Malfoy schließlich, als sie sich wieder beruhigt hatten.
„Ich werde meine Jungs zusammenrufen und es wird uns eine Freude sein, Euch bei Eurem Unterfangen behilflich zu sein, Malfoy“, antwortete Wolfram. „Gibt es einen Zeitplan, wann ihr uns benötigt?“
„Sobald wie möglich“, gab Malfoy zurück. „Wir können jede Hilfe gebrauchen.“
„Gut“, sagte Wolfram mit einem leichten Nicken. „Wir werden uns bei Euch melden, sobald wir bereit sind. Ich kann es kaum erwarten, diese Granger in Stücke zu reißen!“
Sie erhoben die Krüge, die vor ihnen standen, stießen unter beidseitigem Grinsen miteinander an und leerten die Gefäße dann in einem Zug.
„Werwölfe, überall Werwölfe!“ schrie Hermine und sie schreckte aus ihrem Bett auf. Der Schweiß rann ihr das Gesicht herunter und es dauerte einen Moment bis sie realisierte, dass sie sich im Mädchenschlafsaal in Hogwarts befand.
„Hermine, was ist denn?“; hörte sie die müde Stimme von Ginny aus der Dunkelheit fragen.
„Da waren überall Werwölfe. Hunderte, Tausende. Es war schrecklich, Ginny!“
„Beruhige Dich, Hermine“, sagte Ginny, die jetzt an ihr Bett gekommen war, den Arm um Hermine gelegt hatte und ihr sanft über den Kopf strich. „Das war nur ein schlechter Traum.“
„Ja, aber das mit Nordan Hoddle war auch nur ein Traum“, stammelte Hermine, „und es stimmte fast exakt mit dem überein, was später eingetreten ist.“
Sie erschütterte bei der Vorstellung, das, was sie gerade geträumt hatte, könnte Realität werden oder vielleicht sogar schon sein.
„Hermine, nächste Woche fahren wir zusammen in den Fuchsbau“, sagte Ginny aufmunternd, „und da lass ich mich auch nicht von tausend Werwölfen von abhalten.“ Sie drückte ihrer Freundin aufmunternd die Hand.
„Aber Übermorgen ist Vollmond“, sagte Hermine leise.
„Es kann kein Werwolf in Hogwarts eindringen, Hermine“, sagte Ginny. „Auch durch den geheimen Tunnel nicht.“
„Wahrscheinlich hast Du Recht“, sagte Hermine. „Schließlich werden die guten Träume auch nicht alle wahr – leider!“
Sie legte sich wieder zurück und erwachte erst am Morgen wieder und der einzige Werwolf, der in ihrem nächsten Traum vorgekommen war, war Remus Lupin.
Zwei Tage später saß Hermine, zumindest für ihre Verhältnisse ziemlich unkonzentriert, im Verwandlungsunterricht von Professor McGonagall. Zwar freute sie sich immer mehr auf die langsam näher rückenden Weihnachtsferien im Fuchsbau aber diese Freude wurde sehr von der Angst getrübt, in der kommenden Nacht könnte irgendetwas passieren. Es stand die letzte Vollmondnacht des Jahres bevor und Hermine ging der schreckliche Traum von den Werwölfen nicht aus dem Kopf. Was wäre, wenn diese unglaubliche Herde tatsächlich auftauchen würde und in Hogwarts eindringen könnte. Und selbst wenn ihnen das nicht gelänge: Sie könnten über andere Dinge herfallen, Hogsmeade verwüsten oder ihre Freunde töten, die sich nicht in Hogwarts aufhielten. Was wäre zum Beispiel mit dem abgelegenen Fuchsbau? Die Weasleys hätten keine Chance bei dieser Übermacht. Hermine überlegte, ob sie die Weasleys nicht warnen sollte. Andererseits würde sie vermutlich niemand ernst nehmen. Vielleicht sollte sie das einfach selbst auch nicht tun, dachte Hermine. Schließlich war es nur ein Traum – wenn auch ein ziemlich intensiver.
„Was kommt denn jetzt?“, zischte Ginny neben ihr und riss sie damit aus den Gedanken.
„Was?“, fragte Hermine noch immer leicht geistesabwesend.
„McGonagall will eine Ankündigung machen“, flüsterte Ginny. „Hast Du etwa nicht aufgepasst?“
Hermine schüttelte entschuldigend den Kopf.
„Das Ministerium hat sich gedacht“, begann McGonagall, „in Verbindung mit Mr. Wood im Übrigen, dieses Jahr – in anbetracht dessen was alles geschehen ist und wie gut wir alle es dann schlussendlich doch überstanden haben – eine Weihnachtsfeier auf Schloss Hogwarts auszurichten.“
„Na, gut überstanden ist relativ“, zischte Hermine zu Ginny herüber, die bestätigend nickte.
„Ich teile Ihnen das hier im Unterricht mit“, fuhr McGonagall fort, „weil auf Sie als Älteste an dieser Schule eine besondere Aufgabe zukommt.“
Leichte Unruhe entstand in der Klasse.
„Genau genommen auf zwei von Ihnen“, sprach McGonagall schnell weiter bevor es zu laut wurde. „Zwei von Ihnen werden Mr.Wood bei der Vorbereitung der Feier unterstützen.“ Sie blickte in die Klasse. „Irgendwelche Freiwilligen?“
Zunächst meldete sich niemand doch plötzlich gingen doch zwei Arme hoch.
„Das hatte ich befürchtet!“, murmelte McGonagall zu sich selber. „Noch jemand außer den Weasley-Zwillingen?“, fragte sie in die Klasse hinein doch es gab keine weiteren Meldungen.
„Sie sind doch unter uns Ältesten die Allerältesten“, sagte Dean Thomas. „Ich finde, sie sollten es machen.“
„Gut. Sei’s drum“, sagte McGonagall resignierend und blickte dann zu Fred und George. „Kommen Sie gleich nach dem Unterricht zu mir, dann sage ich Ihnen was sie wissen müssen.“
Fred und George nickten eifrig und schlugen in der Luft ihre Handflächen aneinander.
„Und keine Scherzartikel!“, ermahnte McGonagall sie.
„Klar, Professor“, sagten Fred und George wie aus einem Mund doch ihr Grinsen reichte dabei bis über beide Ohren.
„Professor, wann findet diese Weihnachtsfeier denn überhaupt statt?“, fragte Ginny.
„Am letzten Schultag“, antwortete McGonagall. „Wir beginnen direkt nach dem Unterricht. Am nächsten Tag können sie dann alle nach Hause fahren. Die anderen Schüler werde ich heute beim Abendessen darüber unterrichten.“
„Gibt es denn irgendwelche Vorschriften?“, fragte Ginny weiter. „Ich meine, wegen Kleidung oder so?“
„Oh, ach so“, gab McGonagall zurück. „Nein, eine Kleiderordnung gibt es nicht. Es ist ja kein Ball. Nur eine kleine Feier.“
„Klein aber oho“, flüsterte Fred George leise zu.
„Hey, coole Sache das mit der Weihnachtsfeier, oder?“, sagte Henrik begeistert als er am Abend in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum kam, in dem Hermine, Ginny, Fred und George schon um einen Tisch herum saßen.
„Jaja, ganz toll“, gab Hermine zurück.
„Das klingt ja nicht gerade begeistert“, wunderte sich Henrik.
„Hermine macht sich Sorgen“, erklärte Ginny. „Weil heute Nacht Vollmond ist.“
Hermine warf Ginny einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Machst Du Dir Sorgen wegen Remus, oder was ist los?“ fragte George.
Hermine schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie, „zumindest nicht mehr als sonst. Ich hatte da nur Vorgestern so einen blöden Traum.“
„Traum?“, fragte George nach.
„Ja, von Werwölfen“, erklärte Hermine. „Aber nicht von normalen Werwölfen, sondern von hunderten, tausenden. Und sie waren blutrünstiger als normale Werwölfe. Es war, als wenn es hunderte Fenrir Greybacks gäbe.“
„Fenrir Greyback ist doch tot, Hermine“, sagte George.
„Genau“, pflichtete Fred ihm bei. „Remus hat ihn selbst erledigt.“
„Ich weiß“, meinte Hermine. „Sonst säße ich ja jetzt auch nicht mehr hier.“
„Ich kann mir denken, was Dich beängstigt“, sagte Henrik zu Hermine.
„Tatsächlich?“
„Ja, Du hast bestimmt Angst wegen diesem Todesser, der von Mr.Lupin gebissen wurde“, meinte Henrik.
„Ja, auch“, gab Hermine zu. „Aber das alleine ist es nicht. Trotz allem ist er schließlich nur ein Werwolf und außerdem war Remus – also Mr. Lupin – sich nicht sicher, wie doll er ihn überhaupt erwischt hatte. Vielleicht ist er gar kein richtiger Werwolf.“
„Ja, das gefällt mir“, lachte Fred, „dem wird wahrscheinlich nur sein linkes Bein pelzig.“
„Oder es wächst ihm nur ein Eckzahn aus dem Kiefer raus.“, fügte George hinzu.
Alle mussten lachen, außer Hermine.
„Hermine“, sagte George dann, um sie zu beruhigen, „ich glaube nicht, dass die Werwölfe irgendeine Chance hätten, hier in Hogwarts einzudringen.“
„Ich denke auch nicht so sehr an Hogwarts“, sagte Hermine, „sondern mehr an Eure Eltern.“
„Du meinst, sie würden den Fuchsbau angreifen?“, fragte George ungläubig.
„Keine Ahnung“, sagte Hermine schulterzuckend. „War nur so eine Idee.“
„Aber warum sollten sie das denn tun?“
„Warum haben Sie meine Eltern umgebracht?“, rief Hermine aufgebracht. „Das machte auch keinen Sinn. Es ist der reine Hass, der sie angetrieben hat.“
„Der Malfoy angetrieben hat“, berichtigte Fred sie.
„Und wenn Malfoy irgendwelche Werwölfe um Hilfe angeheuert hat?“, fragte Hermine. „Schließlich ist er vielleicht selber einer!“
Niemand sagte etwas, bis George als erster die Sprache wiederfand:
„Warum solltest Du dann aber davon träumen?“; fragte er. „Sag nicht, zwischen Dir und Malfoy besteht jetzt auch irgendeine Verbindung wie zwischen Harry und Voldemort.“
„Nein, das glaube ich nicht“, sagte Hermine. „Schließlich habe ich das von Nordan Hoddle auch vorher geträumt und es hatte ja wohl nichts mit Malfoy zu tun.“
„Auf jeden Fall wäre Trelawney neidisch auf Dich bei den Vorhersagen“, grinste Fred.
„Fred!“, ermahnte Ginny ihren Bruder.
„Ich würde mir wünschen, dass diese Vorhersage lieber nicht eintritt“, meinte Henrik.
„Ich auch“, nickte Hermine.
„Ich gehe aber mal nicht davon aus, dass jetzt alles eingetroffen ist, was Du in letzter Zeit so geträumt hast?“, fragte George.
Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Sonst wären Harry und Ron längst wieder hier.“
„Na siehst Du“, meinte George, „warum sollte dann das wahr werden?“
„Weil dieser Traum irgendwie anders war“, versuchte Hermine zu erklären. „Aber wahrscheinlich hast Du Recht. Ich mach mir zu viele Gedanken.“
„Wenn Du willst, kann ich ja nachher mal im Fuchsbau nachsehen“, meinte Fred.
„Über Olivers Kamin oder wie willst Du das anstellen?“, fragte Ginny.
„Ja klar. Oliver drückt da bei uns bestimmt noch mal ein Auge zu.“
„Außerdem wollten wir sowieso zu ihm, schon mal die Weihnachtsfeier besprechen“, ergänzte George.
„Sagt mal, was habt ihr da eigentlich vor?“, fragte Ginny mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.
„Nichts besonderes, wieso?“, fragte George unschuldig zurück.
„Ihr denkt aber schon daran, dass es eine Weihnachts- und keine Sylvesterfeier ist, oder?“
„Naja, ein paar kleine Leucht- und Knalleffekte müssen schon erlaubt sein oder was meinst Du, Fred?“, fragte George.
„Ja klar. Die Schüler wären doch enttäuscht, wenn wir nur Luftschlangen verteilen würden. Die erwarten von uns zu recht etwas mit etwas mehr Kick.“, sagte Fred
„Ich hoffe das mit den Knalleffekten bezieht sich nicht auf diese Furzwurzeln“, meinte Hermine mit einem leicht verkrampften Lächeln.
„An sich keine schlechte Idee. Aber dann wäret ihr zumindest außen vor!“
„Warum?“
„Warum?“, fragte Fred nach. „Hast Du denn vergessen, was wir Dir erzählt haben? Die Dinger wirken erst mit einiger Verzögerung. Meinst Du, wir haben Bock darauf, dass Ihr uns zu Weihnachten den ganzen Fuchsbau vollbläht?“
„Pruuuuust“, machte Henrik, der gerade einen Schluck zu trinken genommen hatte und nun etwas davon in großem Bogen ganz fein über Ginnys Hose versprühte.
„Du Ferkel!“ rief Ginny.
„Tschuldigung!” sagte Henrik.
„Ich meine nicht Dich, sondern Fred“, sagte Ginny während sie mit den Handflächen versuchte, die Spritzer von ihrer Hose zu reiben.
Nachdem Fred und George noch eine Weile über vergangene Scherze erzählte hatten, hauptsächlich um Hermine von ihrer Angst bezüglich der Vollmondnacht abzulenken, gingen sie nacheinander zu Bett. Bevor Hermine das Licht löschte, warf sie einen Blick auf ihr Stimmungslicht. Natürlich wusste sie selber, dass ihr die ulkigen Erzählungen von Fred und George nur kurzfristige Ablenkung geboten hatten und als sie in ihr Stimmungslicht schaute, blickte ihr eigenes Ich sie aus dem Inneren wie zur Bestätigung ängstlich an. Hermine seufzte kurz, dann lies sie das Stimmungslicht an der Kette wieder in ihre Tasche hinab gleiten, wobei ihr Blick auf die kleine Schatulle mit Harrys Zauberstab fiel. Hermine schaute aus dem Fenster. Genau in diesem Moment erhellte sich die Landschaft um Hogwarts herum, da die Wolken den Blick auf den vollen Mond freigaben. Hermine schauderte es. Sie nahm das Kästchen mit Harrys Zauberstab und legte es auf ihren Nachttisch. Dann legte sie sich in ihr Bett und nachdem sie bestimmt noch eine Stunde wach gelegen hatte, in der sie in Gedanken immer wieder bei Remus Lupin war und in der sie immer wieder in die stille Nacht hinein horchte, schlief sie schließlich doch ein.
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