von timlarsson
Hermine schlief gut in dieser Nacht. Zwar träumte sie, wie so oft, von Ron und Harry aber tat es ihr diesmal nicht mehr so weh danach zu erwachen und festzustellen, dass beide nicht mehr da waren. Am Vorabend hatte sie noch lange mit Ginny, Fred und George im Gemeinschaftsraum gesessen und sie hatten darüber beraten, ob sie nicht irgendetwas unternehmen mussten, um Ron zu finden. Hermine wollte das zwar unbedingt und Ginny schien auch eher ihrer Meinung zu sein doch aus irgendeinem Grund waren Fred und George von dieser Idee gar nicht so begeistert und sie versuchten fortwährend, Hermine von irgendwelchen „Dummheiten“, wie sie es nannten, abzuhalten. „Darauf warten die Todesser doch nur“, hatte Fred gesagt und Hermine sah ein, dass er vermutlich Recht hatte. Wer weiß, ob sie Rons Leiche, wenn er denn wirklich tot war, nicht nur aus dem Grunde mitgenommen hatten. Ein wenig unsicher wurden Fred und George allerdings, als Hermine ihnen von ihrem Gespräch mit Professor Snape über den Psydius-Zauber erzählte. Allerdings stand für sie alle eigentlich fest, dass Ron tot war und sie kamen überein, dass es wohl tatsächlich auch das Beste wäre, wenn es so ist. Sie wollten sich nämlich nicht vorstellen, wie Ron aussähe, sollte er tatsächlich mit dem Psydius-Zauber belegt worden sein.
Als Hermine an diesem Morgen aufwachte und die vergangenen Träume noch relativ klar in ihrem Kopf herumschwirrten, waren da jedoch nicht nur die Gesichter von Ron und Harry sondern auch dass von Henrik Leighton. Wann immer das so war, hatte Hermine ein schlechtes Gewissen obwohl sie versuchte, sich das selbst auszureden. Gesprochen hatte sie darüber mit niemandem, auch nicht mit Ginny und das sollte auch vorerst so bleiben. Wer wusste schon, ob sie ihr das nicht übel nehmen würde. Und mal ganz davon abgesehen, war es ja auch nichts dolles. Irgendwie tauchte Henrik halt ab und an in ihren Träumen auf aber er spielte nie eine übermäßig gewichtige Rolle darin, zumindest nicht, soweit Hermine sich an ihre Träume erinnern konnte und vielleicht kam er nur darin vor, wie ein guter Freund – so wie Fred, George oder Ginny eben auch manchmal darin vorkamen.
Beim Frühstück wunderte sich Hermine selber, wie gefasst sie eigentlich war. Gestern hatte sie noch ihre Eltern beerdigt und trotzdem war es nicht so, als wenn eine Welt für sie zusammengebrochen wäre. Hermine selber hatte erwartet, dass es ihr an diesem Montag verdammt dreckig gehen würde aber es ging ihr eigentlich gar nicht so schlecht. Zumindest nicht schlechter als sonst, seitdem Ron und Harry weg waren.
Hermine und Ginny waren schon fast mit Frühstücken fertig, als auch Fred und George in die große Halle kamen und auf die freien Plätze ihnen gegenüber zusteuerten.
„Hier! Seite 5 diesmal nur!“, sagte George und warf Hermine und Ginny den Tagespropheten hin und bediente sich dann genau wie Fred am Brötchenkorb.
Hermine schlug den Tagespropheten auf und blickte suchend über Seite 5. Da, wieder ziemlich klein, in einer Seitenspalte stand die Überschrift: „Harry Potter angeblich erneut aufgetaucht“.
Hermine las so schnell sie konnte: „Nachdem bereits vor einigen Wochen ein Bericht über die angebliche Erscheinung Harry Potters mitten in einem Muggelgebiet in Bolton für Unruhe gesorgt hat, erreichte uns gestern eine weitere Nachricht über eine derartige Erscheinung. Eine 75-jährige Muggelfrau aus Preston berichtete von einem etwa 18jährigen Jungen mit einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn, der plötzlich in ihrem Garten aufgetaucht sei, während sie vor der Heizung am Fenster saß und nach draußen schaute. Der Junge hat nach Aussage der Frau, einen verwirrten Eindruck gemacht, als wüsste er überhaupt nicht wo er sei. Nach etwa 30 Sekunden, sei er genauso plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Auffällig seien allerdings die prägnanten Lichtverhältnisse zu diesem Zeitpunkt gewesen, da die Sonne direkt über dem Horizont und unter einer Wolke stand und es dadurch heller als gewöhnlich in ihrem Garten war. Im weitern Verlauf der Vernehmung nahm die Frau jedoch bald selber an, dass es sich vielleicht auch nur um eine, auf das grelle Licht zurückzuführende, Halluzination handelte.“
Hermine schaute Ginny mit offenem Mund an.
„Kann das wirklich sein?“, fragte sie.
„Naja, ich weiß nicht“, sagte Ginny, „hört sich nicht gerade so an, als wäre die Frau sehr zuverlässig, was ihre Beobachtung angeht.“
„Aber es ist alles sehr ähnlich beschrieben wie bei dem letzten Artikel“, meinte Hermine.
„Das stimmt!“, gab Ginny zu.
„Wenn ihr mich fragt“, sagte George, „dann handelt es sich entweder um einen Scherz oder aber um eine Falle!“
„Eine Falle?“, fragten Hermine und Ginny laut wie aus einem Mund.
„Naja“, meinte George, „die Todesser wissen doch ganz genau, wie ihr tickt – vor allem Du, Hermine. Vielleicht haben sie diese Erscheinung erschaffen in der Hoffnung, Du tauchst in Bolton oder in Preston auf, um nach Harry zu suchen. Könnte doch sein?“
„Aber warum dann einmal in Bolton und ein anderes Mal in Preston?“, fragte Hermine und man sah ihrer Miene an, dass sie nicht allzu viel von George’s Vermutung hielt.
„Mal abwarten, wo es das nächste mal geschieht“, meinte Fred, „schließlich liegen die Städte nicht allzu weit auseinander.“
„Und auch nicht weit von Godrics Hollow“, stimmte George ihm zu.
„Naja, ich weiß nicht“, meinte Hermine, „selbst wenn es eine Falle wäre: Wie würden die Todesser es denn bitte hinbekommen, wie Harry auszusehen.“
„Wieso, das müssen sie doch gar nicht“, sagte Fred. „Die Muggel haben doch überhaupt keine Ahnung, wer Harry Potter ist und sich ne Narbe auf die Stirn malen und das Haar ‚n bisschen strubbelig machen, kann jeder.“
„Aber wer von den Todessern ist bitteschön etwa 18 Jahre alt?“, fragte Hermine mit der Gewissheit, dass Fred und George keine Antwort darauf hatten.
„Draco, wer denn sonst?“, sagte George leichthin.
„Draco?“, fragte Hermine die diesen Namen und alles was mit ihm zusammenhing irgendwie verdrängt hatte. „Was ist denn mit ihm eigentlich geschehen?“
„Tja, das weiß niemand so genau“, sagte Fred, „angeblich ist er mit seiner Mutter geflüchtet – vermutlich dorthin wo auch die anderen Todesser sind.“
„Aber wann ist er denn das letzte mal gesehen worden?“, fragte Hermine.
„Professor Snape hatte wohl öfter mit ihm zu tun letztes Jahr“, antwortete Ginny. „Kein Wunder, er war ja auch ständig bei Voldemort. Aber soweit ich weiß, war er nicht dabei, als die Todesser in Godrics Hollow auftauchten und Dracos Vater Dich verfolgte, genau wie seine Mutter nicht.“
„Feige auch noch!“, sagte Hermine verächtlich.
„Wen wundert das schon?“, fragte Fred.
„Draco Malfoy war doch schon immer der größte Feigling in Hogwarts“, stimmte George ihm zu. „Ich finde, das passt zu ihm. Wenn's ernst wird, verpisst er sich. Und nun sitzt er irgendwo auf dem Schoß seiner Mami und lässt sich das Köpfchen streicheln, weil er ja so viel durchgemacht hat.“
„Aber was ist nun, wenn es doch Harry war, der dort aufgetaucht ist?“, fragte Hermine nach einer kurzen Pause.
„Dann würde ich ihn mal fragen, warum er dort auftaucht und nicht einfach hier“, sagte Fred trocken.
„Aber vielleicht kann er das nicht!“, meinte Hermine.
„Na, dann eben im Fuchsbau, auf Gleis Neundreiviertel, in Hogsmeade oder sonst wo aber doch nicht im Stadtpark von Bolton und im Garten einer Rentnerin aus Preston - also wirklich!“, sagte George.
Vom Unterricht bekam Hermine nicht allzu viel mit. Zu sehr war sie mit ihren Zweifeln beschäftigt. Zweifel, ob sie nicht doch versuchen musste, nach Ron und Harry zu suchen, auch wenn ihre Freunde ihr davon abrieten. Hermine hatte das unbestimmte Gefühl, dass an dieser Erscheinung, die im Tagespropheten beschrieben stand, mehr dran war als ein Scherz oder gar eine Falle. Was sie allerdings wunderte war, dass gerade Fred und George sich so entschieden dagegen aussprachen denn normalerweise wären sie die ersten gewesen, die sich auf die Suche gemacht hätten aber Hermine schob es darauf, dass die beiden wohl tatsächlich langsam erwachsen wurden.
„Nun, Miss Granger, immer noch befasst mit den Geschehnissen der Vergangenheit?“, fragte plötzlich Professor Snape kalt und fast ohne die Lippen zu bewegen, der an ihrem Tisch aufgetaucht war.
Hermine schaute ihn verwirrt an und einen Moment dauerte es, bis sie ĂĽberhaupt registrierte, dass sie noch im Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen KĂĽnste saĂź.
„Sie scheinen der Meinung zu sein, dass sie nun, wo alle Welt sie kennt, irgendwelche Sonderrechte hätten, genau wie ihr Freund Harry Potter damals“, sagte Snape höhnisch, „doch seien sie sich gewiss, dass das in meinem Unterricht nicht so ist.“
Hermine blickte ihn verärgert an. Konnte es wirklich sein, dass dieser kalte, humorlose Mensch auf ihrer Seite war? Ihr sogar, wenn auch nur indirekt, das Leben gerettet hatte?
„Entschuldigung, ich bin nur etwas müde nach dem gestrigen Tag“, sagte Hermine betont diplomatisch.
„Ihre privaten Termine interessieren mich nicht, Miss Granger“, sagte Snape, „zehn Punkte Abzug für Gryffindor.“
„Na, wie schön“, gab Hermine spöttisch zurück., „wie viel Punkte bekomme ich denn noch nachträglich für jeden Horkrux, den wir zerstört haben?“
Ein Keuchen ging durch die Klasse und Snape sowie fast alle MitschĂĽler sahen sie entsetzt an.
Snape ging schnell zur hölzernen Klassentür und öffnete sie.
„Raus!“, schrie er.
Hermine stand auf, etwas erschrocken ĂĽber das, was sie angerichtet hatte und verlieĂź den Raum.
„In mein Büro!“, rief Snape ihr hinterher und knallte die Tür wieder zu.
Hermine machte sich auf den Weg zu Snapes BĂĽro. Sie hielt es nicht fĂĽr schlau, in diesem Fall ungehorsam zu sein auch wenn sie sich denken konnte, was Snape ihr vorwerfen wĂĽrde und genauso war es dann auch.
Die Stunde war kaum zu Ende, da tauchte Snape auf, öffnete die Bürotür und wortlos traten sie beide ein. Kaum, dass die Tür hinter ihm zugefallen war, legte er los:
„Was bilden Sie sich eigentlich ein, Miss Granger?“, zischte er sie bedrohlich an. „Wenn Sie meinen, sie könnten jetzt mit allen Personen so umspringen wie es ihnen gestern mit dem Zaubereiminister gelungen ist, dann haben Sie sich gewaltig geschnitten!“
„Sie…Sie wissen davon?“, wunderte sich Hermine. „Woher?“
„Das tut nicht zur Sache“, antwortete Snape, „ich werde mir dieses Benehmen jedenfalls nicht gefallen lassen. Was fällt Ihnen ein, vor Ihren Mitschülern die Horkruxe zu erwähnen?!“
„Was ist denn da so schlimmes dran?“, fragte Hermine, „es weiß doch schließlich jeder davon.“
„Eben nicht!“, rief Snape aufgebracht. „Alle versuchen wir zu verhindern, dass es irgendjemand erfährt aber Miss Granger hat nichts Besseres zu tun, als es durch die ganze Klasse zu posaunen!“, ereiferte sich Snape.
„Aber Ginny, Fred und George wissen doch auch davon“, rechtfertigte sich Hermine.
„Deswegen braucht es noch lange nicht die ganze Schule wissen!“, herrschte Snape sie an.
„Warum sagt man mir dann nicht einfach, dass ich nichts darüber erzählen soll?“, fragte Hermine.
„Haben sie sonst schon irgendetwas erzählt aus…aus der Nacht?“
„Nein!“, sagte Hermine wahrheitsgemäß. „Nur Ginny, Fred und George. Aber es stand doch eh alles im Tagespropheten, denke ich?“
„Im Tagespropheten stand das, was ich denen erzählt habe“, sagte Snape, „mehr nicht!“
Hermine blickte betreten zu Boden. „Gut, ich werde mich bemühen, nie wieder irgendetwas darüber zu erwähnen“, sagte sie.
Snape blickte sie kalt an.
„Ich warne Sie, Miss Granger“, sagte er drohend, „nehmen Sie sich nicht zuviel heraus. Schließlich habe ich Ihnen nicht das Leben gerettet, um mich jetzt von Ihnen vor den Schülern beschimpfen zu lassen.“
„Sie haben mir nicht das Leben gerettet“, sagte Hermine laut, „Harry hat das getan und Lupin aber nicht Sie!“
„Zweifellos hat Lupin Ihnen das Leben gerettet“, sagte Snape, „aber er hätte keine Gelegenheit dazu gehabt, wenn ich es nicht zuvor ebenfalls getan hätte. Und jetzt gehen Sie bitte wieder in Ihren Unterricht, Miss Granger!“ Er stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und blieb mit der Hand an der Klinke daneben stehen. Hermine stand auf und schritt an ihm vorbei auf den Gang.
Hermine musste sich beeilen. Sie war ohnehin schon zu spät und ausgerechnet in dieser Stunde hatten sie auch noch Pflanzenkunde. Als Hermine eingehüllt in ihren Mantel auf das Schlossgelände hinaustrat, fielen die ersten kleinen und vereinzelten Schneeflocken des sich ankündigenden Winters vom Himmel. Hermine dachte wie automatisch an glücklichere Zeiten, als sie mit Harry und Ron durch den tiefen Schnee hinab zu Hagrid gestapft war und Filch sie aufgrund ihrer Fußspuren fast erwischt hätte. Jetzt waren Harry und Ron nicht da und selbst aus Hagrids Hütte kam kein Rauch – das heißt – was war das??? Als Hermine zu Hagrids Hütte blickte stieg deutlich sichtbar Rauch aus dem Schornstein. Hermines Herz machte einen Hüpfer. War Hagrid wieder da? War er wieder gesund und konnte sich an alles erinnern? Sie musste sofort nach ihm sehen!
Hermine war schon losgelaufen in Richtung seiner Hütte, da besann sie sich darauf, doch zunächst zum Unterricht zu gehen. Sie wollte Professor Snape keine Gelegenheit geben, ihr erneut eine Gardinenpredigt zu halten. Nach Pflanzenkunde hätte sie zwei Freistunden, da wäre immer noch genug Zeit zu Hagrid hinabzusteigen.
„Aah, Miss Granger“, begrüßte sie Professor Sprout, als sie das Gewächshaus betrat, „gut, dass Sie kommen. Mr. Leighton hier hat noch keinen Partner. Kommen Sie, Kommen Sie!“ Sie winkte Hermine an Henriks Tisch heran, auf dem – wie auf allen Tischen – ein riesiger Blumentopf mit einer buschigen, grünen Pflanze darin stand, so dass es verwunderlich war, dass die Tische dem Gewicht überhaupt standhielten.
„Hi!“, sagte Hermine und blickte Henrik nur kurz in die Augen.
„Hallo Hermine!“, erwiderte Henrik und er wirkte dabei ein wenig verlegen.
„Die Pflanzenkübel die vor Euch stehen“, begann Professor Sprout, „wirken auf den ersten Blick zweifellos ziemlich schwer. Sie wären es auch, wenn in ihnen nicht die Aerontia Clamora gewachsen wäre.“ Professor Sprout zeigte mit ihrem Handschuh auf die Pflanze, die auch neben ihr auf dem Tisch stand. „Kann mir vielleicht jemand sagen, was die besonderen Merkmale der Aerontia Clamora sind?“
Hermines Finger schnellte nach oben.
„Ja bitte, Miss Granger!“
„Die Aerontia Clamora, oft auch Schwebender Wärmebaum genannt, macht Dinge, an denen sie befestigt wird, leichter. Deswegen wird auch der schwere Blumentopf, in dem sie steht, ohne Probleme hochzuheben sein.“
„Sehr richtig!“, sagte Professor Sprout. „10 Punkte für Gryffindor. Versuchen Sie es einmal!“
Die Schüler hoben allesamt die großen steinernen Blumentöpfe mit Leichtigkeit hoch, einige jonglierten sie sogar auf einem Finger.
„Gut, stellt die Töpfe wieder hin“, sagte schließlich Professor Sprout und alle Schüler stellten die Pflanzen wieder zurück. „Sie werden sich sicher alle fragen, warum die Aerontia Clamora nicht Stoff des ersten Schuljahres ist, wenn das ihre einzige Besonderheit ist…“, sie blickte in die Klasse wo Hermines Finger erneut hochgeschnellt war.
„Ja, Miss Granger?“
„Die Aerontia Clamora reagiert außerdem äußerst sensibel auf den Boden, in den sie eingepflanzt wird“, erklärte Hermine, „in normaler Erde wird mit ihr nichts weiteres passieren, doch fügt man zum Beispiel etwas roten Sand hinzu, beginnt sie Wärme abzustrahlen.“
„So ist es“, sagte Professor Sprout, „noch einmal 10 Punkte für Gryffindor.“
„Wird langsam wieder die Alte, unsere Hermine, was?“, flüsterte Fred zu George, der grinsend nickte.
„Fügen Sie etwas roten Sand hinzu, wird die Aerontia Clamora – wie Miss Granger sehr richtig bemerkte – Wärme abstrahlen. Früher wurde sie deshalb gerne als eine Art Heizung in Zaubererhaushalten eingesetzt, allerdings...“, Professor Sprout sah die Schüler scharf an, „war das nicht ganz ungefährlich denn wenn zuviel roter Sand hinzu getan wurde, brannte so ein Haus auch schon mal ab. Ihre Aufgabe wird es jetzt sein, die Aerontia Clamora auf ihren Tischen umzutopfen und in den neuen Topf eine angemessene Portion beizufügen, damit wir es gleich alle schön warm haben. Die notwendigen Erklärungen finden Sie in Ihrem Buch auf Seite 857. Und seien Sie vorsichtig, es haben sich in den letzten Jahren schon Schüler in Brand gesetzt!“ Professor Sprout warf einen Seitenblick auf Neville.
„Was wollte Snape denn von Dir?“, fragte Henrik, während er und Hermine sich die Handschuhe überzogen.
„Er fand es nicht so gut, dass ich die…naja, was ich im Unterricht gesagt habe, um es mal milde auszudrücken.“
„Wegen den Horkruxen?“, fragte Henrik für Hermine überraschend direkt.
Hermine nickte. „Ich dachte, das wüssten sowieso alle hier“, sagte sie.
„Naja, wissen müssten es vielleicht auch alle, so was spricht sich schließlich rum“, sagte Henrik, „aber ich glaube die meisten können es einfach nicht so ganz glauben, dass man…“, er stockte, „dass man…seine Seele teilt und dann auch noch in 7 Teile!“
„Ist ja auch total bescheuert!“, sagte Hermine und beide mussten kurz lachen.
„Und hast Du wirklich…ich meine, ihr…habt ihr wirklich alle Horkruxe erwischt?“, fragte Henrik leise, während sie mit ihren Händen die alte Erde aus dem Topf nahmen.
„Wenn es wirklich nur sieben waren“, sagte Hermine, „ja, dann haben wir alle vernichtet bis auf den Letzten.“
„Den Letzten?“, fragte Henrik.
„Der Letzte war Voldemort selber!“, sagte Hermine.
„Ach ja, klar. Aber er ist doch auch fort.“
„Fort ja, aber keiner weiß doch ob er auch vernichtet ist“, meinte Hermine.
„Du hoffst, dass er es vielleicht nicht ist, weil Harry Potter dann auch noch leben könnte, oder?“, fragte Henrik.
Hermine blickte ihn scharf an, ĂĽberlegte einen Moment, dann entspannten sich ihre GesichtszĂĽge wieder etwas.
„Ich weiß nicht“, sagte sie, „natürlich ist es das Wichtigste, das Voldemort wirklich vernichtet ist aber andererseits würde ich mir schon sehr wünschen, dass Harry noch lebt.“
„Hast Du diesen Bericht im Tagespropheten gelesen?“, fragte Henrik.
Hermine nickte.
„Und, was meinst Du dazu?“
„Schwer zu sagen“, sagte Hermine, „Fred und George meinen, es sei ein Scherz oder sogar eine Falle. Wahrscheinlich haben sie Recht.“ Sie blickte zu Fred und George rüber, die gerade bedrohlich viel roten Sand unter ihre Blumenerde mischten.
„Fred und George?“, fragte Henrik, „dass sind Rons Brüder, oder?“
„Ja“, sagte Hermine, „aber allzu viel Ähnlichkeit hatten sie nicht – von den Äußerlichkeiten mal abgesehen.“
Hermine rupfte jetzt mit einem Ruck die Pflanze aus dem Topf und gemeinsam fĂĽllten sie und Henrik die neue Erde in den Topf wozu sie ab und an eine Handvoll roten Sand hinzurieseln lieĂźen.
„Du weißt erstaunlich gut Bescheid über das alles“, sagte Hermine.
„Über das alles?“, fragte Henrik. „Was meinst Du?“
„Naja, das mit den Horkruxen und was mit Harry und Voldemort passiert ist und so“, meinte Hermine. „Hast Du das von Deinem Vater?“
„Was hast Du denn immer mit meinem Vater?“, fragte Henrik ein wenig befremdlich aber sofort änderte sich sein Ton wieder in die übliche Freundlichkeit. „Ist ja nicht so, dass ich nicht versucht hätte, über ihn was rauszukriegen aber der erzählt mir echt gar nichts über Dich.“
„Über mich?“, fragte Hermine verwundert und blickte Henrik an.
„Oh…naja…es ist...du weißt schon…nichts indiskretes natürlich, aber ich dachte er oder das Ministerium hätten bestimmt nähere Informationen darüber, was mit Dir los ist…gerade als Du im St.Mungo lagst.“
„Moment mal“, gab Hermine zurück, „Du hast versucht Dich über mich zu erkundigen während ich bewusstlos im St. Mungo lag?“
Henrik nickte.
„Warum?“, fragte Hermine.
„Na…weil.“ Er brach ab.
Hermine schaute ihn durchdringend an.
„Na, weil ich Dich mag, eben!“, platzte es aus Henrik heraus.
„Weil Du mich magst?“, fragte Hermine irritiert. „Du kanntest mich doch da noch gar nicht. Du kennst mich doch selbst jetzt kaum!“
„Nein, Du hast schon Recht“, sagte Henrik mit zum Boden gesenkten Blick, „eigentlich kannte ich Dich nicht aber irgendwie dann doch. Zumindest bist Du tatsächlich so, wie ich mir Dich immer vorgestellt habe.“
„Wie Du Dir mich vorgestellt hast?“, fragte Hermine. „Wovon redest Du, zum Teufel?“
„Ich kenne Dich halt schon länger. Viel länger sogar“, sagte Henrik, „seit 4 Jahren etwa - naja genau gesagt seit dreieinhalb -, obwohl man das ja wohl kaum „kennen“ nennen kann. Aber ich weiß seitdem, wer Du bist und wie Du aussiehst, verstehst Du?“
„Na, verstehen wär übertrieben ausgedrückt. Aber woher das alles?“, keuchte Hermine.
„Henrik blickte immer noch zu Boden. Dann schnellte sein Blick einmal kurz hoch, traf Hermines und sofort senkte er sich wieder.
„Von einem Foto!“, sagte er dann.
„Foto? Was für ein Foto?“, fragte Hermine verwirrt, die zuerst an Rita Kimmkorn dachte, die zu etwa dieser Zeit Harry und Hermine mit dem Fotoapparat erwischt hatte.
„Das ist mir echt ein bisschen peinlich Hermine, ich…“
„Was für ein Foto?“, unterbrach Hermine ihn drohend.
„Ich hab es Viktor aus seinem Koffer geklaut“, sagte Henrik leise.
„Du hast was?“
„Hermine, ich konnte nicht anders. Er hat es uns allen gezeigt, als er damals vom Schüleraustausch wiederkam. Es war sofort um mich geschehen! Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an Dich. Dann lag irgendwann Dein Bild offen auf seinem Koffer rum, da hab ich es einfach mitgenommen. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem ich es nicht angeschaut hätte!“
Hermine war sprachlos. Sie war sich nicht so ganz sicher, ob die Wut oder doch eher das geschmeichelt sein Ăśberhand nahm, dann sagte sie:
„Viktor hat mir nie erzählt, dass das Foto weg ist.“
„Nein, wundert mich nicht“, sagte Henrik gleichgültig.
„Warum?“, fragte Hermine.
„Er hat Dich nicht geliebt!“
„Ach, und woher willst Du das wissen?“, fragte Hermine, die sich verletzt fühlte – ein bisschen durch Henrik aber mehr noch durch Viktor Krum.
„Weil ich weiß, wie sich das anfühlt. Und ich sage Dir, Viktor war es nicht“, sagte Henrik.
Hermine starrte ihn mit offenem Mund an.
„Was soll das hier eigentlich werden? Eine Liebeserklärung?“, fragte sie und es klang verärgert und unsicher zugleich.
Henrik gab ihr keine Antwort auf die Frage.
„Lass uns die Blume eintopfen, die anderen sind schon fast alle fertig“, sagte er und packte die Aerontia Clamora an den Blättern und stopfte sie in den Blumentopf.
Als sie die Wurzeln mit der frischen Erde bedeckten, spürten sie, dass von der Blume eine angenehme Wärme ausging, die in dem nicht allzu warmen Gewächshaus durchaus angenehm war.
„WOW!“ riefen plötzlich Fred und George fast gleichzeitig durch die Klasse.
Hermine und Henrik wirbelten herum. Die Aerontia Clamora auf dem Tisch der Weasley-Zwillinge stand komplett in Flammen. Aber sie verbrannte dabei nicht, sondern blieb ganz, so dass man durch die züngelnden Flammen ab und zu noch ihre grünen Blätter sehen konnte.
„Sie haben zuviel roten Sand genommen!“, rief Professor Sprout und kam schnell in ihre Richtung.
„Selbstverständlich haben wir das“, flüsterte George.
„Aber was bewirkt nun der Feinkies, den wir reingemacht haben?“, flüsterte Fred zurück.
Er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da bekam George, der immer noch auf die Aerontia Clamora starrte, große Augen. „Ich glaube, ich weiß es“, sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Pflanze. Kleine Feuerkügelchen rollten aus dem Stamm die länglichen Blätter entlang, bis sie an deren spitzen Enden angekommen waren. Dann plötzlich begannen sich die Blätter, wie bei einer Ausholbewegung zu biegen.
„Volle Deckung!!!“, schrie George und er zog Fred mit hinunter unter den Tisch.
In diesem Moment schnellten die Blätter der Pflanze wie ein Gummi nach vorne und die kleinen Feuerkügelchen flogen durch das ganze Gewächshaus. Reflexartig sprangen alle Schüler unter ihre Tische, selbst Professor Sprout konnte sich mit einem Hecht zur Seite gerade noch vor einigen heran fliegenden Kügelchen in Sicherheit bringen.
„Was haben Sie noch in diese Erde gemacht?“, schrie Professor Sprout, als alle Kugeln zu Boden gegangen waren und die Aerontia Clamora damit beschäftigt war, neue – diesmal etwas größere – Kugeln an die Enden ihrer Blätter zu rollen.
„Nichts“, meinte Fred entschuldigend, „nur noch etwas Kies.“
„Kies?“, fragte Professor Sprout. „Etwa von dem da?“ Sie zeigte auf einen Sack mit kleinen Kieselsteinen drin.
Fred und George nickten eifrig.
„Das ist kein Kies meine Herren“, sagte Professor Sprout, „das ist getrockneter Drachenkot!“
Fred und George blickten sich irritiert an, dann sahen beide angewidert auf ihre Hände.
„Buäähh, Drachenkacke!“, sagte Fred.
„Und ich sag noch: Nimm die Schaufel, Fred!“, meinte George.
„Deswegen brannte das auch so an den Flossen“, ergänzte Fred.
In diesem Moment schleuderte die Pflanze die zweite Salve mit diesmal etwas größeren Feuerbällen durch das Gewächshaus. Die Schüler, die mutig genug waren schon wieder unter ihren Tischen hervor gekommen zu sein, sprangen schnell wieder zurück in ihr Versteck. Professor Sprout, die Fred und George’s Tisch noch nicht ganz erreicht hatte, suchte unter dem von Hermine und Henrik Schutz. Mittlerweile brannten durch den Beschuss auch einige andere Dinge im Gewächshaus und so sprang Professor Sprout, als auch diese Salve vorüber war und die Blume nachlud, aus ihrem Versteck hervor und rief: „Alle Schüler packen sofort ihre Sachen und kehren ins Schloss zurück – und“, sie blickte verärgert zu Fred und George, „50 Punkte Abzug für Gryffindor!“
Alle Schüler sprangen augenblicklich aus ihrem Versteck hervor, packten hastig ihre Sachen und verschwanden dann eiligst aus der Tür, während sie immer wieder besorgte Blicke auf die Pflanze warfen, auf deren Blättern bereits wieder einige, nun noch größere, Kügelchen nach außen rollten.
„Würdest Du mich vielleicht mal loslassen?“, sagte Hermine zu Henrik, die beide noch unter ihrem Tisch kauerten.
„Oh! Ja…natürlich“, stotterte Henrik und löste seinen Griff um Hermine, die er anscheinend kurz beschützend im Arm gehalten hatte, was beide gar nicht so richtig registriert hatten.
Sie sprangen auf und liefen ebenfalls hinaus und waren gerade an der Gewächshaustür angekommen, als eine neuerliche Ladung Feuerkugeln auf sie zuflog. Schnell sprangen sie nach draußen und schlossen die Tür hinter sich. Die Kugeln klatschten gegen die Scheibe und fielen dann zu Boden.
Hermine und Henrik klopften sich, wie alle Schüler die jetzt vor dem Gewächshaus standen, mit den Händen den Dreck aus den Klamotten.
„Kein Wunder, dass so’n Ding keiner mehr im Haus haben wollte“, sagte Fred, der mit George unweit von Hermine und Henrik stand.
„Willst ein Feuer Du entfachen, nimm doch die Scheiße eines Dr……“
„George!“, wurde George von Hermine kreischend unterbrochen. „Was fällt Euch eigentlich ein?“
„Sie ist wirklich wieder die Alte“, flüsterte Fred zu George, gerade so laut, dass jeder es hören konnte.
„Das gleiche könnte ich von Euch auch sagen“, polterte Hermine, „Ihr habt uns fast alle in Brand gesetzt von Professor Sprout mal ganz zu schweigen.“
Sie blickten durch die Scheiben ins Gewächshaus, wo Professor Sprout jetzt mit der Aerontia Clamora eine Art Ringkampf aufführte.
„Na, was können wir denn dafür, wenn da kübelweise Drachenkacke rum steht?“, rechtfertigte sich George.
„Und wenn es Kieselsteine gewesen wären? Was hättet Ihr Euch denn davon erhofft?“
„Naja, ein paar warme Steine vielleicht. Für die Jackentaschen oder so“, grinste Fred.
„Das war wirklich unverantwortlich von Euch“, sagte Hermine, „und wenn am Schuljahresende 50 Punkte zum Hauspokal fehlen, mache ich Euch persönlich dafür verantwortlich!“ Sie ließ die Zwillinge stehen und stapfte davon. Nach einem kurzen Moment stürzte Henrik ihr hinterher.
„Sie ist wieder die Alte“, sagte jetzt auch George und wie alle anderen schulterten sie ihre Sachen und gingen zurück zum Schloss, während im Gewächshaus eine neuerliche Ladung Feuerkugeln gegen die Scheiben prasselte.
Hermine nahm nicht den Weg zum Schloss sondern sie wollte, wie sie es geplant hatte, hinab zu Hagrids Hütte steigen, aus deren Schornstein immer noch leichter Rauch stieg. Sie war schon auf dem Weg hinab, da rief eine Stimme hinter ihr: „Hey, Hermine, wo willst Du denn hin?“.
Hermine wirbelte herum. Es war Henrik Leighton.
„Was geht Dich denn das an?“, fragte Hermine patzig, die sich von ihrem neuen Klassenkameraden irgendwie verfolgt fühlte.
„Naja, das Schloss ist da hinten“, sagte Henrik und zeigte zur anderen Seite, „und da ist doch nur der verbotene Wald und diese komische…Hütte.“
„Diese komische Hütte ist zufällig Hagrids Hütte“, sagte Hermine, „und ich will schauen, ob er wieder da ist. Er lag nämlich im St.Mungo und nun steigt Rauch aus seinem Schornstein!“
„Ach so“, rief Henrik zu ihr hinüber, der immer noch einige Meter entfernt stand. „Kann ich mitkommen?“
„Ich kann’s Dir nicht verbieten, oder?“, fragte Hermine.
„Ich weiß nicht“, sagte Henrik diplomatisch, „wenn Du sagst, ich soll nicht, gehe ich auch zurück zum Schloss!“
Hermine ĂĽberlegte einen Moment.
„Na, dann komm halt“, sagte sie dann und Henrik lief zu ihr hinunter und gemeinsam gingen sie auf Hagrids Hütte zu.
Hermine klopfte an die große hölzerne Tür.
„Erschreck’ Dich nicht“, flüsterte sie Henrik zu, „Hagrid ist ein Halbriese. Er ist ein wenig größer als wir.“
Henrik nickte, da öffnete sich auch schon die Tür.
Doch heraus kam kein Halbriese, sondern eine Person von ganz normaler Größe. Er trug Stiefel und eine grüne Stoffhose, ein graues Hemd mit einer graugrünen ledernen Weste darüber und auf dem Kopf trug er eine Art grünes Schiffchen, in dem eine große Pfauenfeder steckt, die fast waagerecht nach hinten abstand. Seine Augen waren braun und sein Haar, was unter dem Schiffchen hervortrat leicht gelockt. Er trug einen Schnurrbart und war etwa so alt wie Lupin oder Sirius, schätzte Hermine.
„Wer…wer sind Sie?“, fragte Hermine.
„Gute Frage! Und wer seid Ihr?“, fragte der Mann und schaute dabei neugierig bis belustigt aber auf keinen Fall bedrohlich.
Hermine war geradezu sprachlos. Sie hatte sich so auf Hagrid gefreut, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, dass der Rauch aus seiner Hütte nicht von ihm stammen könnte. Und eben weil dieser Mann anscheinend einfach so Hagrids Hütte bezogen hatte, war Hermine ziemlich misstrauisch.
„Wir sind…Schüler!“ antwortete sie.
„Ach!“, sagte der Mann mit einem Grinsen. „Da wär’ ich jetzt ja fast nicht drauf gekommen. UTZ-Jahr nehme ich an, so wie ihr ausseht.“
Henrik nickte, während Hermine nicht reagierte und den Mann weiter argwöhnisch anblickte.
„Wollt Ihr vielleicht hereinkommen?“, fragte er freundlich.
„Was machen Sie in Hagrids Hütte?“, fragte Hermine energisch.
„Was ich hier mache?“, fragte der Mann, als könne er die Frage überhaupt nicht verstehen. „Ich wohne hier! Und im Übrigen ist die Hütte nicht Eigentum von Rubeus Hagrid sondern der Schule – nur mal so nebenbei.“
„Aber…wo soll Hagrid denn wohnen, wenn er wieder gesund ist?“ fragte Hermine.
„Na wo schon? Hier!“, sagte der Mann leichthin und fortwährend lächelte er, zwar freundlich, aber doch so, dass Hermine sich nicht ganz ernst genommen fühlte.
„Aber…“
„Na, nun kommen Sie schon rein, Miss Granger“, sagte der Mann freundlich, „und Ihr Freund auch.“ Er hielt die Tür noch etwas weiter auf.
„Sie kennen mich?“ wunderte sich Hermine.
„Natürlich!“, sagte der Mann. „Wer kennt nicht Hermine Granger - das Mädchen, das überlebte?“
„Das Mädchen, das überlebte?“, fragte Hermine, „bitte nennen Sie mich nicht so.“
„Tue ich nicht“, sagte der Mann, „aber die Kinder bei uns zu Hause auf der Strasse nennen sie so. Für die sind sie die größte Heldin, die es gibt.“
„Da könnte ich gut drauf verzichten“, gab Hermine missmutig zurück.
„Das glaub’ ich Ihnen gerne“, sagte der Mann. „Kommen Sie nun herein?“
Hermine zögerte noch einen kurzen Moment aber als Henrik ihr kurz zunickte, gingen sie beide hinein. Der Mann schloss die Tür hinter ihnen. Hagrids Hütte hatte sich kaum verändert, nur dass wohl tatsächlich zur Zeit ausnahmsweise mal kein Monster darin beherbergt wurde.
„Entschuldigt die Unordnung“, sagte der Mann, „ich bin heute Morgen erst angekommen und kam noch nicht zum Aufräumen.“ Er trat an Hermine und Henrik heran und streckt zuerst Hermine die Hand entgegen. „Mein Name ist übrigens Nordan Hoddle. Ich bin die Vertretung für Hagrid als Wildhüter, so lange er fort ist.“
„Freut mich“, sagte Hermine, deren Misstrauen langsam verflog. „Ich bin Hermine Granger.“
„Eindeutig!“, gab Mr. Hoddle zurück.
„Und ich Henrik Leighton!“, sagte Henrik und schüttelte ihm ebenfalls die Hand.
„Henrik Leighton?“, fragte Mr. Hoddle. „Ihr Vater arbeitet nicht zufällig im Ministerium?“
„Doch“, gab Henrik zurück.
„Marces Leighton?“, fragte Mr. Hoddle.
“Ja, Mr. Hoddle”, sagte Henrik.
„Ach, doch nicht Mr. Hoddle!“, sagte Mr. Hoddle stimmungsvoll, „nennt mich einfach Nordan. Ich bin ja schließlich kein Lehrer. Oder habt Ihr zu Hagrid auch Mr. Hagrid gesagt?“
„Nein!“, sagte Hermine, die darüber lachen musste.
„Gut, also Nordan. Und ich nenn Euch dann auch Hermine und Henrik, wenn ihr nichts dagegen habt.“
Hermine und Henrik schĂĽttelten gleichzeitig den Kopf.
„Wird Hagrid noch länger wegbleiben?“, fragte Hermine während sie sich auf einen Stuhl setzte, denn in Hagrids Hütte fühlte sie sich naturgemäß wie zu Hause.
„Tja, das wissen nicht mal die Heiler im St. Mungo“, sagte Nordan. „Kann sein, dass er morgen schon wiederkommt oder erst in einem Jahr oder vielleicht auch gar nicht. Wir werden es sehen.“
KNALL!!!!
Plötzlich ließ ein ohrenbetäubender Lärm die ganze Hütte wackeln. Hermine und Henrik sprangen vor Schreck auf. Hermine stürzte zur Tür, riss sie auf und blickte zum Schloss. Sie dachte an einen Angriff der Todesser doch vom Schloss her war nichts Auffälliges zu sehen.
„Aus dem Weg!“, rief Nordan Hoddle plötzlich, drängte Hermine und Henrik zu Seite und sprang aus der Hütte Richtung Wald. „Ihr geht sofort zum Schloss zurück!“ rief er noch, dann verschwand er mit erstaunlich großen, gazellenartigen Sprüngen im verbotenen Wald.
Hermine setzte dazu an, ihm hinterherzulaufen doch Henrik hielt sie zurĂĽck.
„Bleib hier Hermine“, sagte er und hielt sie an der Schulter fest. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre wenn gerade Du ihm hinterherläufst.“
Hermine stockte und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, lies sie sich tatsächlich zurückhalten.
„Du hast doch gehört, was Nordan gesagt hat: Geht sofort zum Schloss zurück!“, fügte Henrik hinzu während Hermine immer noch mit suchendem Blick in den verbotenen Wald starrte. „Komm!“ Er nahm sie bei der Hand und gemeinsam liefen sie zum Schloss zurück, wobei sich ihre Hände nach den ersten Schritten wieder voneinander lösten.
„Wo warst Du denn?“, fragte Ginny, die jetzt ebenfalls eine Freistunde hatte und Pflanzenkunde nicht belegt hatte, so dass sie Hermine jetzt erst wiedersah, als die in den Gemeinschaftsraum kam. „So lange bei Snape?“, fügte sie hinzu.
„Nein“, sagte Hermine, „ich war bei Hagrid, das heißt bei seiner Hütte…“, und Hermine erzählte Ginny, was sie gerade erlebt hatte.
„Komische Sache“, sagte Ginny als Hermine geschlossen hatte. „Was wird denn das für ein Knall gewesen sein? Also ich habe hier nichts gehört.“
„Es wird schon aus dem Wald gekommen sein“, meinte Hermine, „Nordan Hoddle schien zumindest zu wissen, was es ist.“
„Naja, wir sind von Hagrid ja einiges gewohnt, was im Wald lebende Geschöpfe angeht“, meinte Ginny, „vielleicht ist es ja nur wieder ein Riese gewesen, der etwas zu stark mit der Faust auf den Tisch gehauen hat.“
„Nee, das glaub ich nicht“, gab Hermine zurück, „es klang irgendwie nicht wie ein natürlich entstandener Knall. Hörte sich eher an wie durch einen Zauber verursacht“ - Hermine blickte zur Tür des Gemeinschaftsraumes, durch die gerade Fred und George rein kamen - „…oder durch einen von Ihren Scherzartikeln!“
„Explosionen, Aufruhr oder Pickel, bekommst Du leicht durch Weasleys Scherzartikel“, sagte Fred belustigt und er und George setzten sich zu Hermine und Ginny.
„Was ist denn mit unseren Scherzartikeln?“, fragte George und Hermine erzählte ihnen auch noch einmal die ganze Geschichte.
„Ääh, weißt Du denn eigentlich, wo Henrik jetzt ist?“, fragte Fred als sie fertig war.
„Na ich nehme an, er hat Unterricht“, sagte Hermine.
„Mitnichten“, gab Fred zurück, „wir haben ihn eben in Woods Büro gehen sehen.“
„Woods Büro?“, fragte Hermine erstaunt. „Ist er denn schon hier… ich meine… ist das Kontaktbüro schon geöffnet.“
„Nein, soweit wir wissen nicht“, sagte George, „aber wir waren eben da und haben Wood schon mal hallo gesagt. Er ist noch am einräumen. Eigentlich wird das Büro morgen erst eröffnet.“
„Aber was macht dann Henrik da?“, wunderte sich Hermine.
„Naja, vielleicht war’s was Dringendes“, meinte Fred. „Vielleicht wegen diesem Mr. Hoddle oder wegen dem Knall?“
„Deswegen rennt man doch nicht gleich zum nächstbesten Ministeriumsmitarbeiter“, meinte Ginny.
„Nee, ihr nicht aber Henrik Leighton ist vielleicht doch etwas zarter besaitet. Außerdem hat er bestimmt Angst um Dich.“ Fred blickte Hermine an.
„Angst um mich?“, fragte sie.
„Naja, schließlich hat er Dich doch auch zurückgehalten, als Du unserem neuen Wildhüter hinterherlaufen wolltest, oder?“, fragte George
„Und von dem, was ihr im Pflanzenkundeunterricht besprochen habt, wollen wir mal gar nicht reden“, fügte Fred hinzu.
Ginny sah Hermine verwundert an.
„Was wir im Pflanzenkundeunterricht besprochen haben?“, fragte Hermine mit lauter Stimme, „ihr habt doch nicht etwa…“
Fred griff in seine Tasche und hielt ein paar Langziehohren hoch. „Tschuldige Hermine, es war einfach zu verlockend“, sagte er.
„Ihr!“, rief Hermine. „Eines Tages wir Euch jemand Langziehohren dranzaubern. Aber richtige!“ Hermine war aufgesprungen und war drauf und dran Fred und George zu verprügeln aber die Zwillinge waren schnell aus dem Portraitloch, an der fetten Dame vorbei, geflüchtet.
„Wirklich war“, maulte Hermine, „in dieser Schule ist man aber auch bei nichts alleine!“. Sie setzte sich wieder zu Ginny in ihren Sessel.
„Naja, aber bei Fred und George kannst Du Dir wenigstens sicher sein, dass sie nichts weiter erzählen“, meinte Ginny aufmunternd.
„Das will ich für sie hoffen!“, sagte Hermine drohend.
„Was habt ihr denn so geheimes besprochen?“, fragte Ginny.
„Ach, Henrik hat mir nur was gebeichtet. Aber das geht keinen was an“, sagte Hermine.
„Okay!“, sagte Ginny. „Willst Du ihn denn fragen, was er bei Wood gemacht hat?“
„Eigentlich schon“, sagte Hermine, „aber ich hab ne noch bessere Idee.“
„Und die wäre?“
„Ich frage gleich Wood selber. Weißt Du zufällig, wo dieses Büro ist?“
„Nein, keine Ahnung“, sagte Ginny.
„Dann muss ich eben suchen. Kommst Du mit?“, fragte Hermine.
„Nein, ich muss gleich zu Wahrsagen“, sagte Ginny.
„Okay, ich hab noch eine Freistunde. Dann geh ich eben alleine. Bis später!“, sagte Hermine und dann verschwand auch sie auf der Treppe.
In Hogwarts gab es schon immer eine Menge Räume, ja gar ganze Gänge, die fast nie benutzt wurden und Hermine ging davon aus, dass Oliver Wood mit seinem Büro in einen dieser Räume einziehen würde. So streifte sie im Schloss umher und wünschte sich schon nach kurzer Zeit die Karte des Rumtreibers herbei doch die war schließlich ebenso mit Harry verschwunden, wie sein Tarnumhang.
Schließlich stieß Hermine in einem Gang mit dem Kopf gegen ein unsichtbares Hindernis. Langsam ertastete sie es mit den Händen doch es war nur kalt und glatt, wie eine Wand. Sie versuchte mit den Händen, das Ende zu ertasten doch es gab keins. Da war anscheinend wirklich eine unsichtbare Wand, die sich vor ihr auftat und als Hermine überlegte, wo sie eigentlich genau war, fiel ihr ein, dass dies nur der abgesperrte Bereich des Schlosses sein konnte in dem im letzten Sommer die Kämpfe mit den Todessern stattgefunden hatten. Hermine brannte vor Neugier einmal hinter diese Absperrung zu schauen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was so gravierende Zerstörungen verursacht hatte, dass selbst jetzt – ein halbes Jahr später – der Bereich immer noch nicht wieder freigegeben werden konnte.
„Aaah, was sehe ich denn da? Die neue Schulheldin! Dabei ist sie doch nur ein kleines, dummes Mädchen, das Herminichen!“, sprach plötzlich eine Stimme über ihr und dann tauchte aus der Wand eine durchsichtige Gestalt auf.
„Peeves!“, rief Hermine. „Ich hatte schon gehofft, Du wärst bei dem Gemetzel mit draufgegangen.“
„Hihihi“, kicherte Peeves, „ich bin doch schon tot, Du dummes Kind! Möchtest wohl gerne wissen, was hinter dieser Barriere ist, was Herminichen? Soll Peeves mal für Dich gucken?“ Im nächsten Moment war Peeves durch die unsichtbare Barriere geflogen und obwohl Hermine meinte, hindurchsehen zu können, sah sie Peeves nicht mehr. Doch schon Sekunden später tauchte sein Kopf aus der Barriere wieder auf: „Uuuuh, ist das schrecklich hier!“, rief er, „alles voller Leichen und zerstörtem Mobiliarl. Das ist nichts für unser Herminichen!“
„Ach, halt die Klappe, Peeves!“ sagte Hermine mit einer abwinkenden Handbewegung und dann ging sie zurück, um weiter nach Oliver Woods Büro zu suchen allerdings nicht, ohne sich die Stelle mit der Barriere genau gemerkt zu haben.
„Hat unser Herminichen etwa Angst, das kleine Mädchen?“, hörte sie Peeves noch rufen, dann war sie schon um die nächste Ecke verschwunden und dankbar dafür, dass Peeves ihr nicht hinterher geschwebt kam.
Als Hermine schon fast die Suche aufgeben wollte, kam ihr noch eine Idee wo das ministeriale Kontaktbüro für Hogwarts-Schüler sein könnte: In McGonagalls altem Büro!
Hermine eilte die Gänge entlang und schließlich: Tatsächlich! Vor McGonagalls altem Büro standen diverse Kartons und andere Umzugsutensilien und als Hermine näher kam, hörte sie Stimmen aus dem Inneren des Zimmers, dessen Tür offen stand.
„Diese Akten stellst Du am besten mit in den Schrank, Dobby, und den Globus man ruhig hinter den Schreibtisch, das macht sich gut“, hörte Hermine Oliver Woods Stimme sprechen.
Hermine trat in die Tür hinein. Oliver stand an seinem Schreibtisch und blickte auf irgendeine Liste während Dobby mit einem Schwebezauber die Akten in einem der Wandregale verstaute.
„Hallo Oliver“, sagte Hermine, „ich wusste gar nicht, dass Du schon hier bist.“
Oliver Wood blickte auf. „Oh, hallo Hermine!“, sagte er und kam auf sie zu. „Wie geht es Dir? Alles gut verkraftet?“
„Ja, ehrlich gesagt geht es mir erstaunlich gut“, gab Hermine zu. „Ich hoffe ab jetzt geht es bergauf.“
„Ganz bestimmt“, sagte Oliver.
„Und bei Dir?“, fragte Hermine.
Oliver fing an zu grinsen. „Oh, es ging noch hoch her gestern Nachmittag im Ministerium. Ich glaube Scrimgeour war nicht so angetan davon, wie Du mit ihm gesprochen hast.“
„War nicht so schlau, was?“
„Na, ich weiß nicht“, sagte Oliver, „er war zwar einerseits ziemlich sauer – sehr sauer sogar – aber er schien mir auch einen ungeheuren Respekt vor Dir zu haben. So kenne ich ihn sonst eigentlich nicht.“
„Hast Du denn viel mit ihm zu tun?“, fragte Hermine.
„Nein, eigentlich nicht“, gab Oliver zu. „aber Mr. Leighton ist mein Boss und der hat viel mit ihm zu tun.“
„Mr. Leighton ist Dein Boss?“, fragte Hermine. „Weißt Du dann was über diese Spezialeinheit.“
Oliver zögerte. „Ja, schon aber ich darf nicht darüber reden, auch zu Dir nicht“, sagte er.
Hermine wollte gerade noch einmal nachhaken, doch Oliver merkte das und lenkte das Gespräch deshalb in eine andere Richtung.
„Hast Du gar keinen Unterricht?“, fragte er.
„Nein, Freistunde!“, sagte Hermine.
„Ach so. Und was führt Dich nun eigentlich zu mir? Oder bist Du nur zufällig hier?“
„Nein, um ehrlich zu sein…“ Hermine überlegte einen Moment. Eigentlich wollte sie Oliver darüber ausfragen, was Henrik bei ihm wollte aber wenn Henriks Vater sein Chef war…. „weißt Du was über unseren neuen Wildhüter?“, fragte sie dann.
„Davon weißt Du schon?“, fragte Oliver verwundert.
„Ich war vorhin da“, erklärte Hermine. „Ich hab Rauch gesehen und dachte Hagrid wäre wieder da.“
„Tja, leider nicht“, sagte Oliver, „aber Nordan Hoddle ist auch ganz in Ordnung. Ist ein cooler Typ!“
„Ja, er ist ganz nett“, stimmte Hermine zu, „aber wer oder was ist er überhaupt?“
„Wieso fragst Du?“
„Naja, er…er läuft so komisch…das heißt…eigentlich springt er mehr.“
„Ja, das lässt sich leicht erklären“, sagte Oliver, „einer seiner Vorfahren, ein paar Generationen weiter zurück, war ein Zentaur. Eigentlich dachte man, die diesbezüglichen erblich bedingten Eigenheiten wären verschwunden, zumindest hat sonst aus seiner Familie niemand diese Auffälligkeiten aber bei ihm ist es dann erstaunlicherweise wieder aufgetreten.“
„Schon komisch irgendwie!“, meinte Hermine.
„Naja, es ist ja ganz nützlich“, entgegnete Oliver. „Hätte ja auch schlimmer kommen können. Das ihm ein Schwanz oder ein Huf wächst oder so was.“
Oliver blickte auf die Uhr. „Ich glaube Deine Freistunde ist vorbei, Hermine.“
„Oh Gott, stimmt“, sagte Hermine und schlug sich vor die Stirn. „Ich komm später noch mal vorbei!“, rief sie noch, während sie den Raum verließ.
„Das wird nicht nötig sein. Wir sehen und beim Abendessen!“ rief Oliver ihr hinterher.
„Du hast nichts gehört!“, sagte er dann streng zu Dobby, der immer noch Akten schweben ließ.
„Selbstverständlich nicht, mein Herr“, gab Dobby zurück. „Hermine Granger war eine gute Freundin von Harry Potter und Dobby würde ihr deshalb niemals schaden!“
„Umso besser!“, sagte Oliver und studierte von neuem die Liste auf seinem Schreibtisch.
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