von lütfen
„Ich weiß, der nächste Satz klingt eventuell klischeehaft, aber: Ich bin schwanger, nicht krank! Ich kann alleine ins Bad gehen, ich kann länger als eine Stunde sitzen, sogar stehen und ich muss definitiv nicht immer im Bett liegen.“
Hermine stand mit in die Hüfte gestemmten Armen vor Draco und hielt ihm einen Vortrag. Draco hörte ihr aufmerksam zu. „Reg dich nicht auf, Hermine, denk an unseren Sohn.“ „Argh!“ Hermine schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht und ließ sich auf die Couch fallen.
„Siehst du, es war zu viel für dich.“ Hermine gab ein verzweifeltes Wimmern von sich. „Mann Draco, ab Montag gehe ich wieder in die Uni, da kannst du auch nicht ständig auf mich aufpassen.“ Draco sagte daraufhin nichts. Sie würde noch früh genug mitbekommen, dass er sehr wohl konnte. Hermine stand wieder auf und lief in die Küche. „Hermine, sag mir einfach, was ich für dich tun kann, dann tue ich es und du kannst dich ausruhen.“ Draco lief ihr hinterher und sah ihr dabei zu, wie sie sich mit ein paar Schwüngen ihres Stabes einen heißen Kakao zubereitete.
„Ich kann nicht den ganzen Tag rumliegen und lesen. Das ist furchtbar langweilig auf Dauer.“ Draco fasste sich theatralisch ans Herz. „DU? Hermine Granger kann nicht den ganzen Tag lesen. Ich bin ehrlich überrascht.“ Hermine sah ihn böse an. „Ich verstehe nicht, wieso du auch noch auf der Couch schläfst. Ich meine, dann würde ich mich wenigstens nicht so alleine fühlen.“ Draco sah sie mitfühlend an. „Hermine, ich hab einfach Angst, dass ich mich nicht zurückhalten kann. Du brauchst Ruhe, vor allem heute. Deine Eltern werden nicht begeistert sein und du solltest möglichst ausgeruht sein.“
Hermine zog einen Schmollmund. „Draco, ich liebe dich. Wirklich! Aber ich werde die nächsten Monate nicht ohne Sex durchstehen. Nach der Geburt bin ich mindestens drei weitere Monate ... verhindert. Lass uns die Zeit, in der mein Bauch noch nicht gigantische Ausmaße angenommen hat nutzen, okay?“ Draco seufzte, zog sie in seine Arme und küsste sie. „Ich liebe dich auch, Granger und keine Sorge. Nach der Geburt bist du keineswegs verhindert. Vielleicht in der Muggelwelt, hier nicht.“
Hermine sah ihn überrascht an. Der Gedanke, der sich in den letzten paar Tagen in ihren Kopf geschlichen hatte, wurde immer griffiger. Heilerin... Es war ein anspruchsvoller, interessanter Job, mit dem sie anderen helfen konnte. Es war perfekt.
„Draco, was hieltest du von der Idee, dass ich Heilerin werde?“ Draco überlegte einen Moment. „Wieso nicht? Ich denke, das ist ein toller Beruf.“ Hermine nickte nachdenklich. Sie würde noch einmal genau darüber nachdenken und dann weitersehen.
„Zieh dich jetzt an, Hermine, wir sollten langsam los.“ Hermine nickte und lief ins Schlafzimmer. Das er ihr erlaubte, sich ohne Hilfe anzuziehen, grenzte beinahe an einem Wunder. Im Bad hatte er sie die ganze Zeit betreut und war noch nicht einmal mit ihr duschen gegangen. Das würde sie keine sechs Monate mehr aushalten.
Hermine schnappte sich eine warme Jacke und ging wieder zu Draco. Gemeinsam apperierte er sie direkt vor die Haustür der Grangers. Hermine klingelte.
Alfred öffnete die Tür und sah überrascht, aber auch erfreut aus. „Hermine, wie schön. Und Draco. Es freut mich, kommt herein.“ Hermine und Draco traten in die Vorhalle und dann direkt in den Salon, wo sowohl Jane, als auch Jack saßen und lasen. „Mum, Dad, wir sind da.“
Überrascht sahen die beiden zu Draco und Hermine. „Das freut uns, auch wenn wir keine Ahnung von eurem Besuch hatten.“ Jack stand auf, umarmte Hermine und reichte Draco seine Hand. Jane tat es ich gleich, schloss Draco jedoch ebenfalls in ihre Arme.
„Was verschafft uns die Ehre eines Besuches? Wir hatten ehrlich gesagt nicht vor nächstem Monat, Weihnachten, mit euch gerechnet.“ Hermine zwirbelte nervös eine Strähne ihres Haares zwischen den Fingern, ehe sie fortfuhr. „Ach, wir dachten, wir schauen mal vorbei und sehen wie es euch so geht... Ich gehe Maria hallo sagen.“ Draco sah Hermine missmutig hinterher. „Feigling.“
Jane und Jack sahen ihn fragend an. „Erzählst du uns jetzt, was es mit eurem Besuch auf sich hat?“ Draco seufzte. „Wir sollten warten, bis Hermine wieder hier ist.“ Ihre Eltern zuckten die Schultern und fragten ihn nach seinem Studium. „Es geht recht gut voran. Wenn ich mich bemühe, schaffe ich meinen Abschluss in einem Jahr. Das mit einem Job könnte schwierig werden, aber da es noch nicht soweit ist, mache ich mir noch keine Gedanken.“
Jack nickte anerkennend. „Hermine sollte sich ein Beispiel an dir nehmen. Sie hat noch immer nicht erzählt, was genau sie tun möchte.“ Draco zuckte die Schultern. Jane sah ihn fragend an. „Wieso wird das mit deinem Job ein Problem?“ Er seufzte. „Ihr wisst doch von Hermine, dass wir früher... weniger gut ausgekommen sind, als jetzt. Der Name Malfoy ist in der Zaubererwelt ziemlich verpönt, zumal jeder weiß, dass wir Anhänger des dunklen Lords waren.“ Jane nickte verstehend. „Nachvollziehbar.“
Hermine trat dicht gefolgt von Maria in den Salon. „Na... wie geht’s?“ Jack verdrehte die Augen. „Jetzt spuckts endlich aus.“ Hermine griff nach Dracos Hand und sah ängstlich zu ihren Eltern. „Draco hat mich geschwängert!“ Draco sah sie böse an. „Klasse Schachzug, Granger, mach den Vater deines Sohnes vor dessen Großeltern schlecht.“ Hermine grinste nervös. „Sorry!“
Stille breitete sich im Raum aus. Jane durchbrach sie als erste. „Schwanger? Mit neunzehn? Ohne Ausbildung und Job? Unverheiratet?“ Hermine sank mehr und mehr auf ihrem Platz zusammen. Jack schien einfach nur schockiert und Maria schien zwischen Freude und Vorwurf zu schwanken.
„Es war nicht geplant. Der Heiler meinte, dass wir einfach den falschen Zeitpunkt erwischt haben, nämlich genau den Zeitpunkt meines Eisprungs. Draco hat also mehr oder weniger einen Volltreffer gelandet.“
Jane lächelte leicht. „Hermine, du weißt, wir freuen uns über Enkel, auch wenn ich mich ein wenig zu jung fühle um Oma zu werden, aber denk an deine Zukunft. Du hast dich noch nicht mal entschieden, was du werden willst und bekommst ein Baby.“ Hermine senkte den Blick. „Ich weiß das alles, Mutter, aber ich will dieses Kind, ich liebe diese Kind. Es ist ein blöder Zeitpunkt, aber das ist mir egal. Ich liebe Draco und ich weiß, dass ich irgendwann sowieso eine Familie mit ihm gegründet hätte. Nur nicht so schnell.“
Jane schien alles andere als begeistert, seufzte dann jedoch resigniert und lächelte auch Draco an. „Vielleicht war es Schicksal. Genau den Zeitpunkt des Eisprungs zu treffen... macht das beste draus.“
Erst jetzt reagiert Jack. „Du hast mein Baby geschwängert?“ Es sah so aus, als wolle er jeden Augenblick nach der Flinte in der Vitrine hinter ihm greifen, doch Jane legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. „Jack, beruhige dich. Sieh es so, unser Enkel hat wundervolle Gene in sich vereint. Er wird jedem Mädchen den Kopf verdrehen, wenn er auch nur annähernd die Tribute seiner Eltern in sich vereint.“ Jack ließ die Hand sinken und grummelte vor sich hin. „Besser er, als dieser Ronald.“
Draco musste grinsen. Wenn er wüsste, dass Ronald sich durchaus angeboten hatte, als Vater für seinen Sohn.
„Mum, was meinst du eigentlich damit, dass ER allen Mädchen den Kopf verdrehen wird? Sie wird allen Jungen den Kopf verdrehen, wenn überhaupt.“ Jane lächelte nachsichtig. „Glaub mir Hermine, es wird ein Junge. Nenn es weibliche Intuition.“ Hermine sah ihre Mutter spöttisch an. „Ich setze weibliche Intuition und Mutterinstinkte, dass es ein Mädchen wird.“ Draco gluckste. „Glaub deiner Mutter einfach, es wird ein Junge. Wir Malfoys...“
„Fang nicht wieder mit diesem Malfoy- Quatsch an. Sie wird ein Mädchen und basta.“
Jack nickte überschwänglich. „Natürlich wird Hermines Kind ein Mädchen, daran besteht überhaupt kein Zweifel.“ Maria schaltete sich ein und unterbrach die rege Diskussion. „In welchem Monat bist du denn, meine Süße?“ Hermine drehte sich verwirrt zu ihr um. „Im vierten.“ Maria nickte. „Sieht so aus, als würde das Kleine sehr groß werden. Es ist bereits jetzt sichtbar und das zu einem so frühen Zeitpunkt.“ Hermine kniff die Augen zusammen und funkelte sie an. „Danke Maria. Muntere mich richtig auf.“ Draco drückte beruhigend ihre Hand.
„Mach dir keine Sorgen, Hermine. Ich steh dir bei, egal was kommt.“ Obwohl Hermine gerührt war, verdrehte sie genervt die Augen. „Nimmst du mir die Geburt ab?“ Ihre Eltern lachten.
Sie blieben noch bis zum Abendessen und verabschiedeten sich dann. Maria lächelte Draco fröhlich zu, als sie erzählten, sie würden jetzt zusammen wohnen. Hermine hatte ihren Eltern auch erzählt, dass sie sich vorgenommen hatte, Heilerin zu werden, was ihre Eltern erfreut zur Kenntnis nahmen.
„Es bleibt abzuwarten, was euer Kind von Beruf wird. Anwalt und Ärztin...“ Hermine lächelte leicht und apperierte dann an Dracos Seite in ihre Wohnung zurück.
Draco verfrachtete sie sofort in ihr Bett und wollte selbst wieder die Couch beziehen, doch Hermine hielt ihn fest und zog ihn zu sich. „Ich werde hier keine weitere Nacht allein verbringen. Wenn du schon nicht mit mir schlafen willst, bleib wenigstens bei mir.“ Draco seufzte und zog sie in seine Arme. „Ich will mit dir schlafen, Hermine, aber was, wenn es dem Baby schadet? Was, wenn ich es verletzte?“ Hermine sah ihn ungläubig an. „Weißt du, Draco, das Baby bekommt davon doch überhaupt nichts mit. Ich will dir jetzt nicht die biologische Entwicklung eines Embryos runterbeten, aber es ist mitten in der Entwicklung, ein richtiges Baby ist noch gar nicht existent.“
Draco sah sie stirnrunzelnd an. „Aber was, wenn ich es irgendwie... treffe?“ Hermine kicherte leicht. „Ich bin mir sicher, deine.. Ausstattung ist nicht zu verachten, aber um bis zu meiner Gebärmutter zu kommen, brauch es ein ganzes Stück mehr. Du musst nur vorsichtig bei meinem Bauch sein. Und ich bin ein wenig empfindlich momentan, aber ansonsten ist es wie immer.“ Draco zog sie enger zu sich. „Ich liebe dich, Hermine. Ich... verflucht!“ Hermine drehte sich fragend zu ihm um. „Was für eine tolle Liebeserklärung, Draco.“ Draco sah sie entschuldigend an. „Mein Onkel... Er weiß noch gar nichts von meinem Vaterglück.“
Hermines Augen weiteten sich. „Draco...? Weiß dein Onkel von unserer Trennung?“ Schuldbewusst wandte er den Blick ab. „Das ist nicht dein Ernst. Wir waren vielleicht zwei Monate getrennt und du rennst sofort zu Onkel Sev und erzählst ihm, was für ein Miststück ich bin?“ Draco hob beschwichtigend die Hände. „Ich musste es doch irgendwem erzählen. Blaise war keine wirkliche Hilfe für mich, schließlich war er die ganze Zeit mit Weaslette und ihrem Beziehungsglück beschäftigt.
Ich brauchte genauso Trost, wie du auch. Außerdem war der Alkohol alle.“ Hermine seufzte und legte ihren Kopf zurück auf seine Brust. „Super, jetzt müssen wir uns wieder mit seinen Hochzeitsplänen auseinandersetzen, oder er verflucht mich, weil ich dich angeblich betrogen hätte.“
Draco strich ihr übers Haar. „Verzeih mir.“ Hermine lächelte zu ihm auf. „Es gibt nichts zu verzeihen, Draco. Ich hätte genauso gehandelt, vielleicht eine Spur hysterischer, als du. Eventuell auch ein wenig brutaler.“ Draco lachte leise. „Schlaf jetzt, Hermine, du musst morgen wieder zur Uni. Ich will nicht, dass du unausgeruht dorthin gehst und deine Zukunft planst.“
Hermine nickte und schlief kurze Zeit später ein. Draco küsste noch einmal ihren Kopf und schlief dann ebenfalls ein.
TBC
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