von Sophia Black
Und weiter geht's. Hier erfahrt ihr, ob ihr mit euren Spekulationen was Kaja betrifft recht hattet. Macht euch auf Überraschungen gefasst. Viel Spaß!
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Seit Kaja auf Black Manor eingezogen war, waren zwei Monate vergangen. Damit dass sie in einem Zaubererhaushalt gelandet war, ging sie ziemlich locker um. Nur ihre erste Begegnung mit den Hauselfen würde sie so schnell nicht vergessen.
An ihrem ersten Morgen war sie früh auf den Beinen gewesen und hatte eigentlich für Will nur eine Flasche Milch warm machen wollen, als ihr Wendy ihre Hilfe angeboten hatte.
Kaja hatte das gesamte Haus zusammen geschrieen. Als Sirius und Leah in die Küche kamen mussten sich beide ein Lachen verkneifen. Kaja hockte auf dem Tisch und starrte auf die zwölf versammelten Hauselfen des Hauses, die sie ihrerseits von unten fragend anstarrten und auf sie einredeten.
Mittlerweile hatte sich Kaja sehr gut an Wendy und Co gewöhnt und nahm ihre Dienste gerne in Anspruch. Fast beneidete sie Sirius und Leah um ihre Hauselfen und ihr sehr privilegiertes Leben. Das Wort Geldsorgen kam im Wortschatz der Blacks gar nicht vor. Es existierte schlicht und ergreifend einfach nicht.
An diesem Morgen hatte Kaja das Anwesen für sich allein. Sirius arbeitete wieder in der Redaktion und Leah war mit Emma in der Stadt unterwegs. Sie wollte erst gegen Abend wieder zurück sein. Kaja hatte spontan entschieden zu kochen und sämtliche Hauselfen aus der Küche verbannt. Sie hatte Spaß am Kochen und hoffte sich zumindest so für die Hilfe erkenntlich zeigen zu können.
Doch war ihr schlechtes Gewissen nicht das einzige was sie plagte. Hatte sie zu Anfang noch geglaubt ihre Gefühle für Sirius seien nur freundschaftlicher Natur, so merkte sie je länger sie sich in seiner Nähe aufhielt, wie viel er ihr wirklich bedeutete. Mit Schrecken war sie vor wenigen Tagen mitten in der Nacht aufgewacht, da sie geträumt hatte. Sie hatte von Sirius geträumt. Sich in seine Arme geträumt. Wie wundervoll es sich anfühlte in den Armen des schwarzhaarigen zu liegen. Wie sanft seine Hände durch ihre blonden Haare gewandert waren. Seine tiefe melodische Stimme.
„Mama“, schall ihr die Stimme ihres Sohnes entgegen als sie sein Zimmer betrat. Will hätte eigentlich längst seinen Mittagsschlaf halten sollen. Bevor sich Kaja um das Abendessen kümmerte wollte sie sich das Anwesen ansehen. Sirius und Leah hatten sie zwar rumgeführt, doch war Black Manor so voller Überraschungen, dass es überall etwas zu entdecken gab.
Lächelnd ging Kaja zum Bett und setzte sich auf die Kante. „Na mein Großer. Kannst du nicht schlafen?“ Will schüttelte den Kopf und sah seine Mutter aus großen braunen Augen an. Die hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt.
Liebevoll streichelte Kaja ihm über den Kopf. „Soll ich dir was vorlesen?“ Der fast zweijährige Junge nickte und kuschelte sich in die Kissen. Kaja griff nach dem Buch das auf dem kleinen antik anmutenden Nachttisch lag und kaum hatte sie die erste Seite gelesen, schlief Will auch schon wieder.
Leise verließ Kaja den Raum und machte sich auf den Weg in den Park. Dort stromerte sie lange umher. Sah sich um, sog die frische Luft ein und genoss die Einsamkeit. So schön das Zusammenleben mit Sirius und Leah auch war, die Nähe zu Sirius war für sie immer schlechter zu ertragen. Sie sehnte sich so sehr danach von ihm in den Arm genommen und getröstet zu werden. Sie wünschte sich so sehr, dass er ihre Gefühle erwidern würde. Doch das täte er niemals. Dafür liebte er Leah viel zu sehr. Und Leah liebte Sirius zu sehr.
Überall und ständig berührten Leah und Sirius sich. Hier ein Kuss, da ein verliebter Blick. Es war nicht zum Aushalten. Und doch war da diese riesige Dankbarkeit.
Ohne diese beiden Menschen stünde Kaja auf der Straße. Sie hatte nichts mehr. Und noch etwas rechnete sie ihren Freunden hoch an. Kein einziges Mal hatten sie sie auf ihre Probleme angesprochen. Nahmen es einfach hin, dass sie nicht viel erzählte. Nur dass sie ihre Miete nicht mehr hatte zahlen können, weil sie ihren Job in einer Boutique verloren hatte wussten Sirius und Leah und es genügte ihnen. Wie selbstverständlich lebte Kaja seit zwei Monaten in diesem wunderschönen Haus. Will wurde von allen verhätschelt und geliebt. Es war einfach alles wundervoll und doch so schwierig.
Kaja seufzte auf und blieb stehen. Ohne es gemerkt zu haben stand sie plötzlich vor einem weißen Marmordenkmal. Ein Urnengrab wie sie bei einem zweiten Blick feststellte. Stumm las sie die Inschrift und erschauderte.
Das also war das Grab von Sirius’ und Leahs Sohn. Brooklyn. Emmas Zwillingsbruder der nicht lange gelebt hatte. Erst jetzt verstand Kaja, was Sirius und Leah wirklich verband. Und doch schien da noch etwas anderes zu sein. Etwas von dem Kaja keine Ahnung hatte, aber gegen das keiner eine Chance hatte. Absolut niemand hatte eine Chance sich zwischen Leah und Sirius zu drängen. Nichts und niemand vermochte es sie auseinander zu bringen. Selbst der Tod ihres Sohnes schien sie noch enger zusammengeschweißt, statt auseinander getrieben zu haben.
Unwillkürlich lächelte Kaja. Sirius und Leah waren so ein schönes Paar. Kein Wunder dass sie selbst sich in Sirius verliebt hatte. Ihr Herz zerbrach jedes Mal ein Stückchen mehr wenn sie die beiden zusammen sah. Doch litt sie stumm. Niemals dürften ihre Freunde davon erfahren. Unter keinen Umständen.
Gegen halb sechs kam dann endlich Leah mit Emma nach Hause. Trotz der Anfangsschwierigkeiten war Kaja auch für sie zur Freundin geworden. Die junge Frau war von Kajas Schicksal beeindruckt. Sie war allein mit ihrem Sohn. Und trotzdem hatte sie es hinbekommen. Darauf konnte sie stolz sein. Auch wenn sie jetzt die Hilfe der Blacks hatte annehmen müssen.
Lachend betrat Leah die Küche. Kaja stand an der Anrichte und rührte gerade Vanillesauce an.
„Hey, super. Das Essen ist fertig wie ich sehe“, stellte Leah freudig fest und begrüßte erst Will und dann Kaja mit einer Umarmung. Im Vorbeigehen langte sie mit dem Finger in die Sauce. „Mhm, lecker.“ „Das will ich meinen. Wie war es in der Stadt?“ „Eigentlich ganz angenehm. Nicht zu voll. Emma und ich hatten einen schönen Tag. Und was habt ihr gemacht?“ Während Leah den Tisch deckte sah sie zwischen Will und Kaja hin und her. „Ich habe mir das Gelände angesehen.“ „Der Park ist wunderschön oder? Sirius und ich leben jetzt schon über ein Jahr hier, aber wir kennen auch noch nicht jeden Winkel. Wir haben alles so vom Vorbesitzer übernommen und die Hauselfen kümmern sich um alles.“ Leah redete mal wieder ohne Punkt und Komma und wurde in ihrem Redeschwall erst unterbrochen als sie Kajas unsicheres Gesicht sah. „Oh, entschuldige. Ich rede schon wieder viel zu viel.“ Leah lachte. „Ich habe das Grab eures Sohnes gesehen.“ Leah wurde augenblicklich wieder ernst.
„Hat Sirius dir von ihm erzählt?“ Kaja nickte. „Ja, bei unserem ersten Treffen. Es war eher ein Zufall. Wir haben über Emma gesprochen und auf einmal kamen wir auf das Thema. Es tut mir Leid. Ich will nicht in eure Privatsphäre eindringen.“ Leah winkte sofort ab. „Das tust du nicht. Ehrlich. Es ist okay. Brooklyn ist unser Sohn und er wird immer ein Teil von uns sein. Aber er lebt nicht mehr. Glaub mir, ich habe lange gebraucht um darüber hinweg zu kommen und ohne die Musik hätte ich es nicht geschafft. Aber jetzt kann ich wieder über ihn reden. Mich an seiner Schwester erfreuen und Spaß haben. Emma braucht mich. Sie ist das beste was mir passieren konnte und für mich und Sirius sowieso schon ein Wunder.“
Kaja blickte auf. Mittlerweile hatten sie es sich am Tisch gemütlich gemacht und aßen.
„Was meinst du denn damit?“ Leah lächelte. „Naja, eigentlich hatte ich geglaubt niemals schwanger zu werden. Und nicht mal einen Monat nach der Hochzeit bestätigt mir der Frauenarzt dass ich doch schwanger bin. Du kannst dir unsere Überraschung nicht vorstellen.“ „Moment mal. Du bist doch erst zwanzig. Warum glaubtest du niemals schwanger werden zu können?“ Leahs Blick wurde traurig.
„Ich hatte Krebs. Akute lymphatische Leukämie. Ein knappes Jahr nachdem ich mit Sirius zusammenkam wurde ich krank. Das zweite Mal in meinem Leben. Als ich fünf war hatte ich das erste Mal Leukämie, habe sie aber besiegt. Schon damals haben die Ärzte mir gesagt dass ich niemals Kinder würde bekommen können. Und nach der zweiten Chemo und unzähligen Bestrahlungen vor zwei Jahren war es noch unwahrscheinlicher. Und jetzt? Jetzt habe ich die süßeste Tochter der Welt.“ Glücklich lächelnd blickte Leah zu Emma hinüber.
Kaja saß einfach nur stumm da und starrte die gegenüberliegende Wand an. Das war es also. Das war das Puzzleteil das ihr noch gefehlt hatte um zu begreifen wie eng die Bindung zwischen Sirius und Leah wirklich war. Erst hatten sie gemeinsam den Krebs besiegt, geheiratet und dann war auch noch ihr Sohn gestorben. Und trotzdem hielt ihre Liebe dem allen stand. Ihre Liebe war ihr Fels in der Brandung.
Er symbolisierte für Kaja in diesem Moment all das was sie in ihrem Leben niemals gehabt hatte. Sie hatte nie eine Familie gehabt. Ihre Eltern waren nie da gewesen. Ihr Freund hatte sie schwanger sitzen lassen. Sie hatte nur noch ihren Sohn, dem sie aber auch nichts bieten konnte.
Leah sah sie an und war schockiert. Kaja hatte Tränen in den Augen. Augenblicklich erhob sich Leah und nahm die 30 jährige in den Arm. „Hey, was ist denn los?“ Kaja schluchzte an Leahs Schulter. Irgendwann schaffte sie es sich etwas zu beruhigen und sah Leah scheu ins Gesicht.
„Ist schon gut. Ich glaube der Kleine muss ins Bett.“ Kaja wollte aufstehen und mit Will die Küche verlassen, doch Leah hielt sie zurück. „Nichts da. Du bleibst jetzt hier. Was ist los mit dir?“
„Bitte Leah, ich kann nicht darüber reden. Lass es gut sein.“ Leah aber dachte gar nicht daran. Sie wollte Kaja trösten. Für sie da sein. Als gute Freundin. „Kaja bitte. Rede mit mir. Sonst kann ich dir nicht helfen.“ Kaja, die schon mit Will auf dem Arm an der Tür stand, drehte sich langsam wieder um. Ihre Augen schwammen in Tränen und doch war dies der einzige Augenblick in dem sie es aussprechen konnte. Sie sprach endlich das aus, was sie seit fast vier Monaten mit sich rumschleppte.
„Ich habe mich in Sirius verliebt“, flüsterte sie und drehte sich um. Genau hinter ihr stand ein erbleichter Sirius, der ihr fragend nachsah, als sie wie von einer Tarantel gestochen die Treppen hoch rannte.
„Was ist denn hier los?“, fragte er an Leah gewandt und sie sah ihm traurig entgegen. Sirius gab ihr wie immer einen Kuss zur Begrüßung und sah sie wieder fragend an. „Was ist passiert?“
„Das hast du doch gehört. Kaja ist in dich verliebt. Das ist los!“
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Wie wird Leahs und vor allem Sirius' Reaktion ausfallen? Wie wird Kaja reagieren? Wird sie ausziehen oder doch versuchen, Sirius für sich zu gewinnen?
Wir werden sehen.
GlG, eure Sophia
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