von Quendolin
Harry, Ron und Ginny saßen die restliche Mittagspause in der Bibliothek. Sie versuchten herauszufinden, wie sie Hermine wieder zurückverwandeln konnten. Lavender hatte gestanden, Hermine einen Gegenteiltrank gegeben zu haben, um ihre Gefühle für Ron zu verändern. Sie durchforsteten allerhand Bücher, doch mit jedem weiteren Buch, schwand die Hoffnung. Nirgends stand etwas über einen Gegenzauber. Ron hatte schon aufgegeben. Er saß zusammengesunken auf seinem Stuhl und seufzte. "Hermine wird mich für immer und ewig hassen." "Das ist Quatsch, wir werden schon noch was finden." Ginny hatte nicht von ihrem Buch aufgeschaut, sie fuhr weiterhin mit ihrem Zeigefinger über die bedruckten Seiten. "Moment, hier. Hier steht was." Sie begann laut vorzulesen. "Dabei sei zu erwähnen blah, blah, ... es sich um einen Zauber handelt, der unwiederbringlich in das Gefühlssleben.." "Was?" Ron hatte sich aufgesetzt. "Was soll das heißen? Un.. wieder .. soundso?" "Das heißt soviel wie unwiederruflich." Als Ron sie immernoch fragend ansah, ergänzte sie: "Es gibt keinen Gegenzauber, tut mir leid." Ginny sah mitleidig zu ihrem Bruder. Dieser schien wie versteinert. "Ron, das muss nichts heißen. Vielleicht gibt es doch was, es steht nur nicht in diesen Büchern." Ron hatte sich aus seiner Starre gelöst. "Ach, und du denkst, sowas schreiben die da nicht rein?" Ginny musste zerknirscht zugeben, das sie das auch nicht unbedingt glaubte. "Vielleicht, sollten wir Professor Slughorn fragen, er weiß möglicherweise noch was?" Harry blickte aufmunternd zu Ron. "Und wie willst du ihn fragen, wir können wohl kaum die Wahrheit sagen." Ron klang gereizt. Es war vorbei. Hermine würde ihn für immer hassen, also warum jetzt noch darüber nachdenken. "Das weiß ich auch." Harrys Antwort war nicht minder gereizt. Er wollte nicht tatenlos sein und schon gar nicht aufgeben. Ginny stimmte Harry zu. "Das ist eine gute Idee, Harry. Und..." sie wandte sich an ihren Bruder: "... unsere einzige Chance, die wir noch haben. Er weiß bestimmt mehr. Einen Versuch ist es wert, meinst du nicht?" "Wozu denn. Wo nichts ist, kann der Professor auch nichts hervorzaubern." Ron hatte seine Arme auf dem Tisch verschränkt und ließ seinen Kopf geräuschvoll darauf fallen. Ginny war sich nicht sicher, doch sie glaubte ein leises Schluchzen gehört zu haben. Sie wurde wütend. "Alles wegen dieser blöden Kuh. Was hat die sich nur dabei gedacht, Hermine zu verzaubern und das auch noch so stümperhaft." "Ginny.." Harry versuchte Ginny zu beruhigen. Nein sie konnte sich jetzt nicht beruhigen. "Es geht hier nicht nur um Ron und Hermine, es geht um uns alle. Wenn wir nichts finden, dann ist unsere Freundschaft nicht nur gefährdet, sondern so gut wie futsch. Hermine hat doch schon sehr deutlich gesagt, was sie davon hält, das wir mit Ron zusammenhängen." Ginnys Augen funkelten zornig. "Am liebsten würde ich ihr was richtig fieses an den Hals hexen." "Das geht uns allen so, doch würde das auch nichts bringen. Ich schlage vor, wir sprechen mit dem Professor. Wir gehen nach dem Unterricht zu ihm, einverstanden?" Harry schaute erwartungsvoll in die Runde. Ginny hatte ihre Wut runtergeschluckt und nickte zustimmend. Ron reagierte zunächst nicht, sprang dann jedoch auf. "Es hat doch eh keinen Sinn." Er drehte sich um und lief aus der Bibliothek. Harry wollte seinem Freund hinterhergehen, doch Ginny hielt ihn am Arm fest. "Lass ihn." Harry ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Wir sollten ihn erstmal allein lassen, er beruhigt sich schon wieder. Also wegen dem Professor, wie..." Es läutete. Die Mittagspause war zu Ende. Beide standen auf und verließen die Bibliothek. Auf dem Weg zu ihren Unterrichtsräumen beratschlagten sie ihr weiteres Vorgehen. Zwei Etagen weiter unten trennten sich ihre Wege. Ginny verabschiedete sich von Harry und rief ihm noch ein - viel Erfolg - hinterher.
Nach dem Unterricht machte sich Harry allein auf den Weg zu Professor Slughorns Büro. Mehrere Versuche Ron zu überreden, ihn zu begleiten, schlugen fehl. Ron hatte aufgegeben, Harry nicht. Er stand nun vor der Bürotür des Professors und klopfte vorsichtig an. Es dauerte einen Moment, dann wurde ihm geöffnet. "Mr. Potter. Was führt sie zu mir?" Er lächelte freundlich. "Ich hätte da eine Frage, die sie mir hoffentlich beantworten können." Harry lächelte unsicher zurück. Der Professor trat zur Seite und Harry trat ein. Das Büro war nicht sehr groß, mitten im Zimmer stand ein kleiner Schreibtisch, der mit allerlei Dingen bedeckt war. Es war tatsächlich kein Zentimeter Tisch zu erkennen. Überall lagen Pergamentrollen, irgenwo dazwischen standen einige Bilderrahmen und eine Tasse, aus der es dampfte. Harry ließ seinen Blick schweifen. Die Regale, die an den Wänden standen, quollen bald über vor Büchern. Rechts von ihm standen zwei grüne Sessel, der eine wurde als Kleiderablage benutzt. Der Professor ging gerade darauf zu und nahm seinen Umhang und seinen Hut, um beides auf einen nahestehenden kleinen Tisch zu legen. "Nehmen Sie doch bitte Platz." Er selbst ging um seinen Schreibtisch und ließ sich in seinen Stuhl fallen. "Also, dann wollen wir mal sehen, ob ich ihnen weiterhelfen kann." Wieder lächelte er. "Chrm, also Prof. Slughorn. Es geht um einen Trank. Ich habe da nämlich eine Wette laufen." Zugegeben, es war nicht die beste Idee, aber leider war ihm nichts besseres eingefallen. "Ja, und zwar geht es um den Gegenteiltrank. Ron, ich meine Ronald Weasley, meint er ist unwiederruflich, ich glaube aber, dass es nur einen unwiederruflichen Zauber gibt, den Todesfluch." Erwartungsvoll schaute er zu seinem Zaubertranklehrer. "Mmh." Der Professor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Über sowas schließt die Jugend heutzutage Wetten ab. Also zu meiner Zeit, hat man gewettet, wer am schnellsten rennen, am weitesten spucken, am heimlichsten dem Lehrer einen Furunkel an die Stirn zaubern kann." Er lachte amüsiert auf. Harry rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. "Professor?" "Oh, ja. Der Gegenteiltrank. Interessant, das sie sich gerade diesen Trank ausgesucht haben." "Wir hatten zufällig darüber gelesen." Harry wurde etwas nervös. Der Professor schaute ihn amüsiert an. "Das ich das nochmal erlebe, Mr. Potter am Ende seines Lateins. Sie wissen doch sonst immer so gut über Zaubertränke Bescheid." "Äh, naja..." Professor Slughorn lachte. "Das brauch ihnen nicht unangenehm sein, wir können nicht alles wissen, nicht wahr?" Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort. "Tja, dann muss ich wohl Mr. Weasley gratulieren. Es stimmt der Potio Contrarium ist unwiederruflich." Harrys nervöser Gesichtsausdruck wich einem entäuschten. "Jedoch nicht in allen Fällen." Harry blickte erstaunt auf. Professor Slughorn genehmigte sich gerade einen Schluck aus seiner Tasse. "Wissen sie, der Gegenteilzauber ist schon ein sehr starker Zauber, aber er hat einen Haken."
"Einen Haken?" Ginny schaute genauso erstaunt, wie Harry, als der Professor ihm davon erzählte. Die beiden standen am Ufer des Schwarzen Sees. Sie hatten sich hier verabredet, damit sie sich in Ruhe unterhalten konnten. Diese Ruhe wurde allerdings durch ein unregelmäßiges - PLUMPS - unterbrochen. Ron war auch da. Erst wollte er nicht mitkommen, dann war er Ginny doch gefolgt. Er stand etwas abseits und war damit beschäftigt Steine in den See zu werfen. Harry erzählte weiter. "Einen Gegenzauber gibt es tatsächlich nicht, jedoch einen Haken. Der Trank wirkt nicht immer. Das heißt, er ist abhängig von dem Gefühl, welches verändert werden soll." "Wie ist das gemeint?" "Naja, er hat mir das so erklärt: wenn man vor etwas Angst hat, nimmt man diesen Trank und ab da tritt man dieser Sache mutig entgegen. Wenn man aber eine richtige Phobie hat, dann wirkt der Trank nicht oder nicht richtig. Man fühlt sich zwar zunächst mutig, doch die ursprüngliche Angst kommt früher oder später wieder durch. Je intensiver also das Gefühl, desto wirkungsloser der Zauber. Und das ist mit allen Gefühlen so." "Und wie lange dauert es, bis alles wieder beim alten ist?" Harry zuckte mit den Schultern. "Das ist unterschiedlich. Es kann Stunden dauern, aber auch Tage oder Monate." "Mmh." Ginny drehte sich zum See und beobachtete Ron, der immernoch unermüdlich Steine warf. "Ich weiß, dass bringt uns auch nicht wirklich weiter." Harry seufzte. Es wurde still. Ron hatte aufgehört Steine zu werfen. Er stand einen Moment nur da und ging dann auf die beiden zu. Er atmete schwer, seine Wangen waren gerötet. "Ich hab euch doch gesagt, das es sinnlos ist." Ginny ärgerte sich über ihren Bruder. Er gab viel zu früh auf, obwohl er ja eigentlich Recht hatte. "Es wäre nicht sinnlos, wenn die manipulierten Gefühle von Hermine stark genug waren, dann..." "Selbst wenn es so wäre, dann würde das auch nichts ändern. Lavenders Plan ging doch sowieso daneben. Egal ob mich Hermine leiden konnte oder nicht, jetzt hasst sie mich, also was soll´s?" Ron hatte keine Lust mehr darüber zu reden. Plötzlich leuchteten Ginnys Augen auf. "Das ist es. Etwas ist schiefgelaufen." Harry und Ron schauten Ginny verdutzt an. "Das wissen wir doch schon." "Nein, nein, ich meine was anderes. Lavender war doch davon ausgegangen, das Hermine dich, Ron, nicht leiden kann. Sie wollte mit dem Zauber das Gegenteil erreichen und hat nun scheinbar das ursprüngliche Gefühl verstärkt, richtig?" "Ähh?" Ron konnte den Ausführungen seiner Schwester nicht folgen. "Hermine hat nie gesagt, das sie dich nicht leiden kann. Klar, sie hat sich mit dir gestritten und sie ist dir in letzter Zeit aus dem Weg gegangen. Bloß macht man sowas nicht unweigerlich, weil man den jemanden nicht mag. Manchmal drückt man damit auch einfach nur seine Unzufriedenheit mit einer bestimmten Situation aus, in Hermines Fall wäre das ihre Unzufriedenheit über deine Beziehung zu Lavender." "Was willst du damit sagen?" Ron stand immernoch auf dem Schlauch, Harrys Blick war da schon klarer. "Du meinst, sie war eifersüchtig." "Ja, genau." Ginny lächelte triumphierend. "Was wiederrum bedeutet..." Sie schaute erwartungsvoll zu ihrem Bruder. "Was? Was bedeutet das?" Sie rollte mit den Augen, ihr Bruder war aber auch wirklich begriffsstutzig. "Das sie in dich verliebt war." Ron klappte der Unterkiefer runter. "WAS????"
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