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Trelawney, Sibyll (Sybill) Patricia

(engl. Trelawney, Sibyll (Sybill) Patricia)

"Erweitert euren Horizont, meine Lieben, und erlaubt euren Augen, über den schnöden Alltag hinauszusehen!" (Professor Trelawney - HP3, 6)

Sibyll1 Patricia2 Trelawney ist die Ur-Urenkelin der berühmten Seherin Cassandra Trelawney (HP5, 15) und seit etwa 19803 Lehrerin für Wahrsagen an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Ihr Klassenzimmer, zu dem man an Sir Cadogans Portrait vorbei und über eine silberne Leiter und durch eine runde Falltür in der Decke des Nordturms gelangt, ist voll gestopft mit gut zwanzig kleinen runden Tischen, Chintz-Sesseln und üppigen Sitzpolstern, staubigen Federn, Kerzenstümpfen, zerknitterten Spielkarten, Teetassen und Kristallkugeln. Der schwere, leicht Übelkeit erregende Parfümduft in diesem in scharlachrotes Dämmerlicht getauchten, runden Raum, dessen Fenster in der Regel verdunkelt sind (HP3, 6), wird in der Hitze eines strahlenden Sonnentages schier unerträglich (HP4, 29).

Trelawney ist eine magere Frau, an deren spindeldürrem Hals unzählige Ketten und Perlenschnüre hängen (HP3, 6), und sie hat eine sanfte, rauchige, mystisch ätherische Stimme (HP3, 8 und HP5, 37). Ihre Arme und Hände sind mit Spangen und Ringen überladen, und um ihren Körper trägt sie einen schleierartigen glitzernden Schal. Die dicken Gläser ihrer Brille lassen ihre Augen unnatürlich groß erscheinen, und Harry Potter hat bei der ersten Begegnung mit ihr das Gefühl, einem zu groß geratenen, glänzenden Insekt gegenüber zu stehen. (HP3, 6)

Wahrscheinlich noch vor Harry Potters Geburt im Juli 19804 bewirbt sich Sibyll Trelawney um eine Stelle als Lehrerin in Hogwarts. Ihren geringen Mitteln entsprechend quartiert sie sich im "Eberkopf" ein (HP5, 37 und HP6, 25), den sie allerdings nicht weiter empfiehlt, da sie unangenehme Erinnerungen an Bettwanzen hat. Dort führt sie mit Professor Dumbledore ein Bewerbungsgespräch um die Stelle der Wahrsagelehrerin, welches jäh unterbrochen wird, als der Wirt des "Eberkopfes" den jungen Severus Snape beim Lauschen an ihrer Tür erwischt. Sie erklärt sich das hartnäckige, aufdringliche Verhalten des späteren Professor Snape damit, dass er sich nützliche Hinweise für seine eigene Einstellung als Lehrer erhoffte (HP6, 25). Dass er in Wahrheit eine Prophezeiung über Lord Voldemort belauscht hat, welche Trelawney in Dumbledores Gegenwart machte (HP3, 37), ist ihr offensichtlich nicht bewusst (HP5, 37 und HP6, 25).

Sie führt ihre Anstellung letztlich auf ihre bescheidene Art und stille Begabung zurück (HP6, 25) und unterrichtet seitdem in einer ihr ganz eigenen Methode die Schüler in der Kunst des Wahrsagens. Eine Kunst, die nicht von allen Lehrern für voll genommen wird, wie Professor McGonagall durchblicken lässt, als sie den schockierten Drittklässlern aus Harry Potters Jahrgang erklärt, dass Todesomen zu sehen Sibyll Trelawneys bevorzugte Art ist, eine neue Klasse willkommen zu heißen (HP3, 6).

So kommt es, dass Harry regelmäßig zum Opfer der Seherin wird, was Ron Weasley zu Anfang sehr beunruhigt, als Trelawney in Harrys Teeblättern den Grimm gesehen haben will - den Seamus Finnigan jedoch eher für einen Esel hält. Im Gegensatz dazu nimmt Hermine Granger eine ähnliche Einstellung wie ihre Hauslehrerin ein und erklärt Trelawneys Vorhersagen, die sich auf eine gute Beobachtungsgabe begründen, für haarsträubenden Unfug (HP3, 6).

Glühende Bewundrerinnen findet Trelawney hingegen in Parvati Patil und Lavender Brown, als sich ein paar kleine Vorhersagen der Lehrerin bewahrheiten. Gleich in der ersten Stunde fesselt sie das Missgeschick von Neville Longbottom, der trotz Trelawneys Warnung eine Teetasse fallen lässt. Am sechzehnten Oktober 1996 erhält Lavender tatsächlich die angekündigte schreckliche Nachricht (HP3, 6) dass ihr Kaninchen Binky von einem Fuchs gerissen wurde (HP3, 8). Letztlich ist es jedoch die "ungläubige" Hermine, die die beiden Schülerinnen vollkommen von den Fähigkeiten der Lehrerin überzeugt, als sie sich entschließt, den Unterricht - wie von Trelawney vorausgesagt - für immer zu verlassen. (HP3, 15)

Zur Überraschung des Schulleiters, verlässt Sibyll Trelawney im Winter 1993 (HP3, 11) entgegen ihrer Gewohnheit (HP3, 6) ihren Turm und betritt die Große Halle, wo bereits Harry, Ron und Hermine mit den vier Hauslehrern, dem Hausmeister Argus Filch, Derek - einem Jungen aus der ersten Klasse - und zwei weiteren Schülern zum Weihnachtsessen Platz genommen haben. Als Trelawney feststellt, dass mit ihr dann dreizehn Personen am Tisch sitzen, macht sich ihr tiefer Aberglaube bemerkbar. Sie ist überzeugt, dass wenn dreizehn bei Tisch sitzen, der Erste, der sich erhebt, sterben wird. Wie es der Zufall will, verlassen ausgerechnet Harry und Ron zuerst ihre Plätze, worauf die Seherin laut aufkreischt. (HP3, 11)

Im Sommer 1994, als Harry Potter zu seiner Prüfung in Wahrsagen antritt, macht sie mit lauter, rüder Stimme in Gegenwart des berühmten Schülers eine weitere Prophezeiung, in der sie – wie Harry später bewusst wird - Peter Pettigrews Rückkehr zu Lord Voldemort und dessen Wiederaufstieg ankündigt. Doch auch diesmal erinnert sich Trelawney nicht an ihre Worte und erklärt Harry sogar, dass sie sich nie anmaßen würde, etwas so Unsinniges vorauszusagen (HP3, 16). Mit dieser Vorhersage hat es Sibyll Trelawney laut Albus Dumbledore bereits auf die stolze Summe von zwei echten Prophezeiungen gebracht! (HP3, 22)

Zu Beginn von Harrys viertem Jahr an Hogwarts unterrichtet sie die Klasse im Sterndeuten, erstellt eine Fehldeutung über Harrys Geburtstag, der ihrer Ansicht nach im November ist (HP4, 13), und lässt die Schüler als Hausaufgabe zahlreiche Horoskope anfertigen. Harrys und Rons fröhlich zusammengereimte Werke erzielen dabei anfangs wahre Spitzennoten (HP4, 14 und HP4, 15). Eine äußerst sinnlose Arbeit, wie ihre Schüler ein gutes Jahr später von dem Zentaur Firenze zu hören bekommen, der darin menschengemachten Unsinn sieht. (HP5, 27)

Denn dank Dolores Umbridge, der neuen Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste und Großinquisitorin von Hogwarts, verliert die unfähige Seherin vorübergehend ihre Stellung als Wahrsagelehrerin und wird durch den Zentaur ersetzt. (HP5, 26)

Dazu führen die Ereignisse gleich zu Anfang von Harry Potters fünftem Schuljahr. Nachdem Trelawney den Unterricht der fünften Klasse mit Traumdeutung beginnt, erteilt sie den Schülern die Aufgabe, einen Monat lang ein Traumtagebuch zu führen (HP5, 12). In einer dieser Stunden erscheint Professor Umbridge, die sich zu einer Unterrichtsinspektion angekündigt hat. Dabei sieht sich die nervöse Seherin auf Schritt und Tritt verfolgt und muss unter anderem die Frage nach der Dauer ihrer Anstellung auf Hogwarts beantworten. Als die Großinquisitorin von ihr eine Voraussage verlangt, teilt Trelawney einer verbindlich lächelnden Umbridge mit, dass sie sich in abgrundtiefer Gefahr befindet. (HP5, 15)

Kurz nach dieser Inspektion erhält Trelawney die Mitteilung, dass sie auf Bewährung gesetzt ist, was sie vollkommen aus der Fassung bringt. Sie knallt den Schülern die Traumorakel auf den Tisch, ist beleidigt, weil man anscheinend haltlose Anschuldigungen gegen sie erhoben hat und sechzehn Jahre treuen Schuldienstes unbemerkt vergangen seien, flucht über das Establishment und wandert schluchzend durch die Reihen der Schüler. Den Namen Umbridge will sie fortan nicht mehr hören (HP5, 17). Die Frau scheint ihr so verhasst zu sein, dass sie Harry, nachdem er laut vor Umbridge Voldemorts Rückkehr bestätigt hat, vor einer perplexen Klasse verkündet, dass er nun doch keines vorzeitigen Todes sterben würde, sondern bis ins hohe Alter leben, Zaubereiminister werden und zwölf Kinder haben würde. (HP5, 26)

Aber in jeder Stunde Wahrsagen sind Umbridge und ihr Klemmbrett zugegen. Ständig unterbricht sie Professor Trelawneys zunehmend hysterische Vorträge mit schwierigen Fragen, besteht darauf, dass Trelawney die Antworten der Schüler vorhersagt und verlangt, dass sie ihre Fähigkeiten abwechselnd an Kristallkugel, Teeblättern und Runensteinen vorführt. So kommt es, dass Trelawney fahrig vor sich hin murmelnd auf dem Gang umherwandert und dabei verängstigte Blicke über die Schulter wirft, wobei zunehmend ein starker Geruch von Kochsherry von ihr ausgeht. (HP5, 25)

Anfang 1996 trifft man sie dann auch kreischend und von Weinkrämpfen geschüttelt mit einer Sherryflasche in der Hand, zerwühlten Haaren und Schals, mitsamt ihren Koffern in der Eingangshalle des Schlosses, wo sie von einer grausam amüsierten Umbridge hinausgeworfen werden soll. Doch auf Dumbledores ausdrücklichen Wunsch hin – und entgegen Umbridges Willen - soll Trelawney im Schloss wohnen bleiben. Während Professor Flitwick das Gepäck der Seherin mit „Locomotor Koffer“ wieder hinauf in den Nordturm bringt, begleiten McGonagall und Professor Sprout ihre verstörte Kollegin an Umbridge vorbei und die Treppe hinauf. (HP5, 26)

Von Parvati und Lavender bekommt sie tröstenden Besuch und ein paar hübsche Narzissen. Sie weint dabei und erklärt ihren Schülerinnen, dass sie lieber das Schloss für immer verlassen würde als dort zu bleiben, wo Umbridge ist. Firenze, der ihren Unterricht übernimmt, erkennt in Trelawney sofort das, was sie ist: vielleicht eine Seherin, die aber ihre Zeit hauptsächlich mit dem eitlen Nonsens [verschwendet], den die Menschen Wahrsagerei nennen. In jedem Fall würden die Schranken der Gattung Mensch auch ihr Scheuklappen und Fesseln aufzwingen. (HP5, 27)

Am Ende von Harrys fünftem Schuljahr sieht es für die Schüler so aus, dass Firenze und Trelawney im kommenden Schuljahr gemeinsam das Fach Wahrsagen unterrichten werden (HP5, 38). Das neue Schuljahr beginnt dann auch gleich mit einer kleinen Überraschung: Sibyll Trelawney, die ihr Turmzimmer eigentlich nie verlässt, nimmt am Festessen in der Großen Halle teil (HP6, 8). Und wie vermutet teilt Dumbledore den Unterricht zwischen den beiden Wahrsagelehrern auf: Trelawney übernimmt in diesem Jahr die sechste Klasse (HP6, 9) und Firenze zumindest die fünfte Klasse, wie Luna Lovegood der Seherin auf Professor Slughorns Party ins Gedächtnis ruft. (HP6, 15)

Vom Sherry kann sie auch in diesem Jahr nicht lassen. Als sie nichts ahnend Harry Potter auf dem Gang zu Dumbledores Büro über den Weg läuft, hinterlässt sie einen leichten Geruch von Kochsherry, während sie weiter die schmutzigen Karten in ihren Händen deutet (HP6, 10). Und auf Slughorns Feier wettert sie wütend und vollkommen beschwipst über Dumbledore Entscheidung, dass Dobbin, wie sie den Zentaur gerne nennt, einen Teil ihres Unterrichts übertragen bekommen hat (HP6, 15).

Offensichtlich kann sie sich mit dieser Tatsache nicht abfinden, weshalb sie wiederholt (Hp6, 20 und HP6, 25) in Dumbledores Büro aufkreuzt, um den unverschämten Klepper loszuwerden. Sie droht dem Schulleiter sogar, sich eine neue Stelle an einer anderen Schule zu suchen, wobei sie keine Ahnung hat, in welcher Gefahr sie sich angesichts ihrer ersten Prophezeiung befindet (HP6, 20). Die Gefahr, welche sie in ihren Karten liest und von der sie Dumbledore bei ihren Besuchen immer wieder erzählt, ignoriert der Direktor allerdings, was sie noch mehr beleidigt. (HP6, 25)

Später wird sie von Harry dabei ertappt, wie sie ihre leeren Sherryflaschen im Raum der Wünsche verstecken will, wozu sie aber nicht kommt. Trelawney stört den dort jubelnden Draco Malfoy auf, der sie kurzerhand zur Tür hinaus schmeißt, wo sie ausgestreckt auf dem Korridorboden landet. Als Harry sie auffordert, Dumbledore davon zu berichten, lässt sie ihre Sherryflaschen ohne viel Federlesen in einer großen blauweißen Vase verschwinden, die in einer Nische steht. Doch zu dem Besuch bei Dumbledore kommt sie nicht mehr, nachdem sie Harry unbewusst über Snapes Vergehen an James Potter und dessen Frau, Lily Potter, unterrichtet (HP6, 25).

Ihre letzte Begegnung mit dem weisen Schulleiter hat Sibyll Trelawney wohl auf dessen Beerdigung, denn zu den zahlreichen Trauergästen, die an der Zeremonie teilnehmen, gehören auch die Lehrer Hogwarts (HP6, 30).


Der Wortlaut der beiden wahren Prophezeiungen

Die erste Prophezeiung (um 1980):

"Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Mond stirbt ... und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt ... un der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt ... " (HP5, 37)

Die zweite Prophezeiung (1994):

"Der schwarze Lord ist einsam, von Freunden und Anhängern verlassen. Sein Knecht lag zwölf Jahre in Ketten. Heute Nacht vor der zwölften Stunde, wird der Knecht die Ketten abwerfen und sich auf den Weg zu seinem Meister machen. Mit seiner Hilfe wird der schwarze Lord erneut die Macht ergreifen und schrecklicher herrschen denn je." (HP3, 16)

Quelle: HP3, HP4, HP5, HP6


Quellennachweis und Anmerkungen:

  1. Die Schreibweise ihres Vornamens ist nicht eindeutig geklärt. In einigen Büchern wird die Schreibweise "Sibyll" angewandt und in anderen wird sie als "Sybill" geschrieben.
  2. J. K. Rowling's Live Chat for "World Book Day" © worldbookday.com, 4. März 2004
  3. Professor Trelawneys Bewerbungsgespräch für die Stelle der Lehrerin in Wahrsagen fand kurz vor der Geburt Harry Potters (31. Juli 1980) statt (HP5, 37). Vermutlich nahm sie zum neuen Schuljahr am 1. September 1980 die Stelle in Hogwarts an.
  4. Professor Trelawneys Bewerbungsgespräch für die Stelle der Lehrerin in Wahrsagen fand kurz vor der Geburt Harry Potters (31. Juli 1980) statt (HP5, 37). Vermutlich nahm sie zum neuen Schuljahr am 1. September 1980 die Stelle in Hogwarts an.

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Joanne K. Rowling