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Fanfiction

Der letzte Tag des Sommers - Legilimens

von mia.winchester

Severus konnte die Art, wie Professor Slughorn ihn ansah, nicht ausstehen. Seine dümmlichen, großen Augen in dem faltigen Walrossgesicht erinnerten Severus an die viel zu süßen Bonbons, die er als Kind aus der Küche der Evans' gestohlen und in die Taschen seines übergroßen, alten Mantels geladen hatte. Als hätte er Mitleid mit ihm, so sah Slughorn ihn an, und Severus fühlte sich schwach in seiner Gegenwart. Und er hasste das Gefühl von Schwäche.

Er wollte stark sein. Von innen heraus, aus dem Herzen heraus. Nicht auf diese oberflächliche, körperliche und kindische Art wie der mit geschwollener Brust im Schloss herumstolzierende James Potter und seine arroganten Freunde.

Sirius Black, der Schönling, dem die Mädchen zu Füßen lagen, als sei er mehr als bloß ein Zauberer, ein göttliches Wesen beinahe, und Remus Lupin, das Narbengesicht mit dem leidenden Gesichtsausdruck, den Severus schon lange als Werwolf enttarnt hatte. Dann war da noch Peter Pettigrew.

Das schwächste Glied ihrer Reihen. Severus konnte ihn nicht ausstehen. Argwöhnisch beobachtete er die Unsicherheit in den Augen des Rattengesichts, wann immer er ihm auf den Fluren begegnete. Peter war schwach. Severus wusste, hätte er ihm die gleiche Loyalität angeboten, die er bei James, Sirius und Remus erfuhr, hätte er sich wohl eher noch zu ihm bekannt als zu den Rumtreiberin. Verabscheuungswürdige, berechenbare Kreatur, dieser Petttigrew.

Severus wusste, dass Slughorn ihn auf die selbe Weise ansah, wie er selbst Pettigrew beäugte. Mitleidig, resignierend irgendwie. Als wisse er längst, was der junge Slytherin in der nächsten Sekunde tun würde. Als hätte er ihn aufgegeben, weil er ihn durchschaut hatte.

Doch Severus wusste, dass er nicht zu durchschauen war. Er musste sich nicht viel Mühe geben, jegliche Gefühlsregungen unter der schwarzen Tinte in seinen Augen zu verstecken.

Er musste nicht auf Unnahbar tun, um sich die Anderen vom Leib zu halten. Man mied ihn ohnehin. Und er war gerne allein, er war gerne undurchschaubar.

Er hasste die Arroganz von James und den übrigen Rumtreibern, aber in gewisser Weise war er ihnen sogar ähnlich. Vollkommen eingenommen von sich selbst. Und zur gleichen Zeit doch, was sich aber erst viele Jahre später zeigen und Severus selbst am meisten in Verwunderung versetzen würde, ihn gar glauben ließen, dass nicht einmal er selbst es je wirklich geschafft hatte, sich zu durchschauen, vollkommen selbstlos.

„Fantastisch.“, lobte Slughorn das Gebräu, was Severus ihm zum Pult gebracht hatte. „Ich habe noch nie zuvor einen Schüler unterrichtet, der solch makelloses Veritaserum hergestellt hat.“

Die ganze Zeit über sah der Professor ihn mit dem widerlichen Blick an. Snape rümpfte die Nase und nahm das Fläschchen wieder entgegen.
„Halt, halt!“, warnte Slughorn laut. Severus hielt inne.
„Was?“, knurrte er.
Die anderen Schüler im Raum sahen von ihren Kesseln auf. Slytherin hatten Zaubertrankunterricht mit Ravenclaw.
„Sie dürfen den Trank nicht behalten, Mr Snape!“, erklärte Slughorn.
„Wieso nicht? Die anderen Tränke durfte ich doch,-“ Snape hielt inne. Er hätte nicht erwähnen dürfen, dass Slughorn ihn ab und zu seine Gebräue mitnehmen ließ, oder ihn sogar außerhalb des Unterrichts mit Materialien und Lektürken zur Kunst des Zaubertränkebrauens versorgte. Da er entgegen der Norm ein großes Interesse an dem Fach hegte, und überaus talentiert war, setzte Slughorn trotz allem viel daran, Severus in dieser Hinsicht zu fördern.

„Pscht!“, machte der Professor, doch die Schüler hatten längst begonnen, zu tuscheln.

„Das ist unfair!“, meldete sich Hester MacFarlaine, ein vorlautes Mädchen mit langen Zähnen, schließlich zu Wort. „Wir dürfen unsere Tränke nie behalten! Wieso ist Schniefelus im Vorteil?“

Severus zuckte kaum merklich zusammen. Der gemeine Spitzname, den James und Sirius ihn schon an seinem ersten Tag in Hogwarts verpasst hatten, versetzte ihm immer wieder einen Stich. Er hatte gedacht, im siebten Schuljahr erinnere sich keiner mehr an diese dumme Abwandlung seines eigentlichen Namens. Wo er doch so unwichtig geworden, beinahe vollkommen untergegangen war, nachdem die Rumtreiber endlich beschlossen hatten, ihn nicht mehr täglich zu verspotten. Dies war eingetreten, sobald James und Lily miteinander zu gehen begonnen hatten.

Es war Pein genug für Severus, mitanzusehen, wie James das Mädchen küsste, das er liebte. Und natürlich wusste James das. Kindische Beleidigungen, Spott und Hänseleien waren in ihrem Schmerz kein Vergleich zu den triumphierenden Blicken, die James Severus nun zuwerfen konnte, wann immer Lily seine Hand hielt, ihn umarmte oder küsste.
Schmerz hatte schlichtweg eine ganz andere Bedeutung bekommen.

„Ich muss doch sehr bitten.“, mahnte Slughorn. Doch Severus wollte nicht, dass der Lehrer ihn verteidigte. Er erinnerte sich an den Schrei, den er gestern im See ausgestoßen hatte. An das wenn auch nur kurz andauernde Gefühl der Freiheit, das ihn erfasst hatte, sobald er ins kühle Nass getaucht war. Er ballte die Hände zu Fäusten und sah Hester durch seinen Schleier schwarzer Haare an.

„Das geht dich überhaupt nichts an.“, knurrte er. „Du Miststück.“
Aus Hesters Gesicht wich jegliche Farbe. Sie hatte nicht erwartet, dass Severus kontern würde. Doch sie zeigte ein überhebliches Grinsen, ihre Freundin Stella Carmichael knuffte sie lachend in den Oberarm und die Mädchen spielten sich auf, weil sie sich dem Jungen überlegen fühlten.

„Du kannst ja sprechen!“, lachte Hester. „Ich dachte, als Lily Evans dich vor zwei Jahren verlassen hat, hast du deine Stimme gleich mit verloren!“
Einige Schüler lachten. Und zu Hesters Verwunderung stimmte Severus mit ein.

Er lachte. Ein hässliches, breites Grinsen entstellte sein blasses Gesicht. Er lachte laut auf, seine schwarzen Augen blitzten wahnsinnig. Vollkommen von sich selbst eingenommen.
Es war das Lachen eines Jungen, der nichts mehr zu verlieren hatte.

„Mr Snape!“, mahnte Slughorn mit flehender Stimme.

Doch Severus' Hand war schon in seine Umhangtasche geschnellt. Zitternd streckte er dann seinen Arm aus, richtete die Spitze seinen aus tiefdunklem Holz geschnitzten Zauberstab genau auf Hesters Brust.
„Mr Snape, nein!“, brüllte Slughorn und preschte nach vorne.

„Sect-“ Severus hielt inne. Er brachte es nicht über sich. „Sectum-“ Nein. Severus presste die Lippen aufeinander, verbat sich, den Zauber auszusprechen.

Hester sah ihn schockiert an. Die Angst in ihren Augen gefiel ihm. Und dann, als er dabei war, die Farbe darin zu studieren, das unsichere Zucken, da war ihm, als fiele er kopfüber in ihre Angst hinein.

Und ehe er verstand, was vor sich ging, war der Kerker um ihn herum verschwunden, die verwunderten, teils zu einem erschrockenen Aufschrei verzogenen Gesichter der Schüler verschwammen und Severus fand sich in einem nur spärlich möbliertem Kinderzimmer wieder.

Der Teppichboden war schmutzig, von Motten zerfressen. Man konnte auf die blanken Dielen blicken. Von den Wänden schälte sich die Tapete und statt eines Bettes diente eine zerschlissene Matratze in der dunkelsten Ecke des Raumes als Schlafplatz.
Darauf saß ein kleines Mädchen mit ungewaschenem braunen Haar und ungewöhnlich langen Zähnen. Sie hatte die Knie bis unter ihr verkrustetes Kinn gezogen und schaute durch Severus hindurch auf die Zimmertür.

Severus ahnte, was vor sich ging, da knarzte die Tür schon und ein breitschultriger Mann mit glänzendem rasierten Kopf trat ein. In seinem Mundwinkel hing eine erloschene Zigarette und obgleich es nur eine blasse Erinnerung war, in der Severus sich befand, konnte er den abgestandenen Rauch und den bitteren Duft nach starkem Alkohol in all seiner Bissigkeit riechen.

„Dämliches Balg!“, brüllte der Mann und stampfte durch Severus hindurch auf das Mädchen zu. Sofort brach es in Tränen aus. Jetzt war vollends klar, dass es sich bei dem Kind um Hester handelte.
„Deine Lehrerin mit schwarzen Pickeln versähen?“, fragte er mit sich überschlagender Stimme. „Musste das sein?“
„Ich wollte es nicht!“, flehte Hester. „Sie war gemein zu mir. Sie hat gesagt, dass ich-“
„Es ist mir egal, was sie gesagt hat!“, donnerte der Vater. „Untersteh dich, deine teuflischen Kräfte an unschuldigen Menschen anzuwenden!“

„Ich kann nichts dafür, ich kann es nicht kontrollieren!“, weinte Hester. Severus wusste nur zu gut, von was sie sprach. Als er fünf Jahre alt gewesen war, hatte er versehentlich dafür gesorgt, dass seiner griesgrämigen Nachbarin Mrs Haggerty alle Haare ausgefallen waren. Seine Mutter hatte sich für ihn gefreut. Dieses frühe Zeichen der Magie hatte ihr genau so gut gefallen wie die Tatsache, dass Mrs Haggerty nun endlich nicht mehr so überheblich aus ihrem Küchenfenster in das kleine Haus der Snapes starrte, sondern die Familie mied, so gut es nur ging.
Die einzige Erklärung, weshalb die Zauberei Hesters Vater so aufbrachte war, dass er ein Muggel war.

Severus' Vater war ebenfalls ein Muggel gewesen, Tobias Snape, ein schwächlicher, dürrer Mann, der ihm nie ein gutes Vorbild gewesen war. Er hatte sein Desinteresse an Magie nicht durch Groll, sondern durch pure Ignoranz geäußert. Seine ganze Kindheit über hatte Severus Befürchtungen gehabt, sein Vater würde es nicht einmal bemerken, wenn er seine Sachen packe und verschwand. Samt seiner Mutter, auch wenn diese selbst keine besonders angenehme Zeitgenössin gewesen war. Statt, wie Mr Evans es mit seinen Töchtern getan hatte, mit ihm Drachen steigen und Boote auf dem Fluss in der Nachbarschaft fahren zu lassen, hatte Tobias Snape seine Nachmittage lieber ohne seinen Sohn in der stickigen Taverne im Ortskern verbracht. Bis spät in die Nacht hinein.

Der widerlich stinkende Schrank von Mann, der sich nun vor der kleinen Hester aufbaute, erinnerte Severus nun auf grässliche Art und Weise an seinen eigenen Vater.

„Erzähl mir keinen Unsinn!“, schimpfte der Mann. „Weißt du was?“
„Was, Daddy, was?“, weinte das kleine Mädchen.
„Ich wünschte, du wärst gestorben, statt deiner Mutter.“ Er sagte es leichthin, ohne jegliche Schärfe in der Stimme, fast gleichgültig. Umso schmerzhafter waren diese Worte für seine Tochter.
„Ich weiß.“, sagte sie bitter. „Es tut mir Leid, Daddy.“
„Du weißt, wenn es dich nicht geben würde, dann würde sie noch leben.“, erklärte der Mann weiterhin.
„Ich weiß.“, wiederholte Hester. „Es tut mir Leid, Daddy.“
„Das hoffe ich doch.“, knurrte Mr MacFarlaine, bevor er sich umdrehte und durch Severus hindurch wieder aus dem Raum verschwand.

Für einen kurzen Augenblick war Severus, als sehe ihn die kleine Hester an, doch dann merkte er, dass die Erinnerung endete, der Kerker um ihn zurückkehrte und er in die gealterten Augen selbiger blickte.

Sie rang nach Atem, als habe man sie die Zeit, in der Severus in ihren Geist eingedrungen war, unter Wasser gedrückt.

„Hester, was ist passiert?“, kreischte Stella und packte ihre Freundin am Oberarm.
Hester löste ihren Blick nicht von Severus. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie sah allzu sehr aus wie ihr jüngeres Selbst, auf der verkommenen Matratze, mit den dürren Knien so nah an sich gezogen wie ein Schutzschild aus Kinderknochen.
„Bitte nicht.“, formten ihre trockenen Lippen.
Severus nickte. „Es tut mir Leid.“, sagte er leise.

„Was geht hier vor sich?“, fragte Slughorn voller Verwunderung. Erst jetzt bemerkte Severus, dass alle im Kerker ihn ansahen. Er versuchte, sich vorzustellen, wie seltsam es ausgesehen haben musste, als er und Hester sich angestarrt, er in ihre Erinnerungen vorgestoßen war und ihr vielleicht größtes Geheimnis gelüftet hatte, ohne es wirklich zu wollen.
„Schon gut.“, sagte Hester plötzlich. Ihre Stimme war brüchig, aber sie klang entschlossen.

„Hester, geht es dir gut?“, fragte Stella.
„Ja.“, log Hester. „Mir geht es gut.“
„Mr Snape, was war das?“, verlangte Slughorn zu wissen.
„Schon gut, Professor.“, ergriff stattdessen Hester das Wort. „Es ist alles in Ordnung.“
Dann sah sie Severus an, der noch immer regungslos in der Mitte des Raumes stand, den Zauberstab fest umklammert und ein Zucken im Gesicht.
„Es tut mir Leid.“, sagte Hester an ihn gewandt. Im selben Tonfall, in dem sie sich bei ihrem Vater entschuldigt hatte. Dafür, dass es sie gab. Dafür, dass sie lebte.

„Mir auch.“, erwiderte Severus mit bitterem Mitleid in der Stimme, ehe er bemerkte, dass seine Füße von alleine begonnen hatten, zu gehen, davonzulaufen, aus dem Kerker, in die Dunkelheit davor.


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