Kloves enthüllt Snape-Szene

Harry Potter Countdown – Steve Kloves über einen unvergesslichen Moment im 'Halbblutprinz'

Es gab nicht wenig Aufruhr unter den Fans im letzten Sommer, als Warner Bros. plötzlich entschied, die Premiere von 'Harry Potter und der Halbblutprinz' von November auf Juli zu verschieben.
Glücklicherweise sind Monate verstrichen und nunmehr nur noch vier Wochen, bis der sechste Potter-Film die Kinos erreicht. Hero Complex wird dir behilflich sein, die Zeit bis zur Premiere am 15. Juli (Anm. Ü: in D 16. Juli) herunterzuzählen. Jeden Tag wird dir der Blog neue Interviews mit den Schauspielern und der Crew liefern, ebenso wie Exklusivnachrichten, -fotos, interaktive Umfragen und einige Überraschungen.
Wir beginnen mit Drehbuchautor Steve Kloves, der möglicherweise gerade den Fehler begangen hat, eine weitere der 12 geheimen Anwendungen von Drachenblut durchsickern zu lassen.

Neben den Harry Potter Stars und Produzent David Heyman ist Steve Kloves vielleicht der am meisten belagerte Mensch in der filmischen Zaubererwelt. Er setzte beim Schreiben des Drehbuchs für den fünften Film 'Der Orden des Phoenix' aus, sehr zum Leidwesen seiner Kinder, aber hat alle anderen Potter-Bücher von J.K. Rowling für das Medium Film bearbeitet und ist derzeit fieberhaft dabei, das letzte der beiden Drehbücher zum Zweiteiler 'Harry Potter und die Heiligtümer des Todes' zu beenden.
Kloves nahm sich die Zeit, um über die Arbeit mit Rowling, die Unterschiede zwischen dem Buch und dem Film 'Harry Potter und der Halbblutprinz' inklusive der Erweiterung um eine Szene zwischen Harry und Snape direkt vor Snapes Showdown mit Dumbledore zu sprechen – und darüber, warum er seit mehr als einem Jahrzehnt bei dieser Film-Reihe dabei ist.

Arbeiten Sie mit Rowling zusammen, wenn Sie ein Drehbuch schreiben oder haben Sie völlige Freiheit, es so anzulegen, wie es Ihnen beliebt?
Ich bin ein wenig zu frei. Joe ist eine richtig gute Freundin geworden – eine meiner besten - und ich wünschte, ich hätte ein wenig mehr von ihr. Als ich sie zuerst kennen gelernt habe, war sie noch nicht verheiratet und nun ist sie verheiratet und hat Kinder, deshalb hat sie nun so viel mehr um die Ohren. Jetzt korrespondieren wir größtenteils via Emails und sie ist sehr zugänglich und sehr hilfreich, aber von Anbeginn an hat sie immer zu mir gesagt: "Ich weiß, dass die Filme ganz anders werden. Ich weiß, dass sie nicht wie die Bücher sein können und ich will gar nicht, dass sie wie die Bücher sind. Das Einzige, das mir wichtig ist, ist, dass du die Charaktere so beibehältst." Deshalb war der Schutz der Charaktere immer die Sache, für die ich mich besonders verantwortlich gefühlt habe und es regt mich am meisten auf, wenn ich spüre, dass die Charaktere verbogen werden. Das ist der Moment, in dem ich zurückschlage.

Ist das bei irgendeinem der Filme passiert?
Es gibt einen Moment in 'Die Kammer des Schreckens', den ich nicht mag. Als Hagrid am Ende des Films Hogwarts betritt und die ganze Gruppe der versammelten Schüler ihm applaudiert. Das würde nicht passieren. Und es hat mich wirklich aufgeregt. Ich empfand das als eine echte Vergewaltigung des Charakters.
Und es war merkwürdig, weil [Regisseur] Christopher Columbus ein Potter-Besessener ist. Er schleppte immer das Buch mit sich herum. Man konnte ihn nie auf dem falschen Fuß erwischen. Aber ich glaube, Chris war der Auffassung, das Befreiende dieses Moments darstellen zu müssen. Es war eine kleine Meinungsverschiedenheit.

Was für Dinge lassen Sie sich von Rowling erläutern?
Eine Reihe von Dingen, manchmal sogar etwas ziemlich Einfaches. Einmal habe ich nach den 12 Anwendungen von Drachenblut gefragt, auf die in den Büchern hingewiesen wird. Es gibt Autoren, die würden "12 Anwendungen von Drachenblut" schreiben und hätten keine Ahnung, was diese sind. Es hört sich halt cool an. Aber ich schickte ihr eine Email, um sie zu fragen (und das war vor 10 Jahren) und 25 Sekunden später bekam ich eine Email mit einer Liste zurück.

Erzählen Sie es uns! Sie hat in Interviews nur 'Ofenreiniger' erwähnt.
Eine ist Ofenreiniger, richtig. Eine andere ist Pickelentferner. Es war wirklich verblüffend. Tatsächlich sind die Bücher nur die dünne, oberste Schicht von dem, was sie [Rowling] über die Romanreihe weiß.
Wo mir Jo in ersthafterer Weise hilft, ist, wenn ich mehr über über Motivation und Hintergrund wissen wil, wenn Harry bestimmte Dinge realisiert, wenn die Figuren bestimmte Dinge begreifen.
Es gab einen Fall, in dem ich einer Sache aus dem Plot Gewalt antat – es hatte etwas mit Dobby zu tun, glaube ich – und sie sagte: "Nein, das möchtest du nicht tun", weil sie wusste, was kommen sollte. Sie ist eine große Hilfe für das Lösen von Problemen und sie hat so einen regen Verstand, dass sie bei den kompliziertesten Dingen helfen kann. Jedoch sind ihre Plots so teuflisch, dass sie wirklich kompliziert fürs Kino sind.

Was, falls überhaupt etwas, können Sie uns über den Höhepunkt des Films, den Moment zwischen Snape und Dumbledore sagen? Im Buch ist es eine kurze, aber intensive Szene.
Man wird durch alles darüber informiert, dass das, was [die Potter-Leser] angenommen haben, wahr ist. Wenn man daher den Film aufmerksam betrachtet, dann gibt es Szenen, die ziemlich außergewöhnlich sind, besonders mit Alan Rickman [der Snape spielt].
Es gibt etwas, das wir hinzugefügt haben, auf das man sich freuen kann, eine kurze Szene zwischen Harry und Snape, die dem Großereignis vorausgeht. Es ist interessant zu sehen, wie sie beim Publikum ankommt. Es sollte ein eindringlicher Moment für Harry sein. Während ich schrieb, kam mir auf einmal die Vorstellung von einem Moment zwischen ihm und Snape, etwas, auf das Harry zurückblicken und das er hinterfragen könnte. So könnte er sich fragen, warum er nicht anders gehandelt hat.

Ich habe auch gelesen, dass das meiste von Dumbledores Denkariumserinnerungen des jungen Voldemort, damals noch Tom Riddle, aus dem Film herausgeschnitten wurde. (Nicht zu erwähnen: Dumbledores Beerdigung!)
In meinem Originalentwurf war ich jede einzelne Erinnerung bis auf eine enthalten, glaube ich. Ich hatte sogar einige Dinge in Bezug auf Voldemort konzipiert, die gar nicht im Buch waren, wie der Tod von Toms Eltern, solche Dinge. Ich bin ein Harry Potter Fan und deshalb tendierten meine ersten Entwürfe dazu, das widerzuspiegeln, indem sie dazu neigten, sehr lang und allumfassend zu sein.
Als [Regisseur] David Yates dazu kam, hatte er einen sehr konkreten Standpunkt, der darin bestand, dass er Voldemorts Aufstieg darstellen wollte, ohne sich allzu sehr mit dessen Vergangenheit als Riddle zu befassen. Er glaubte nicht, dass die meisten der Erinnerungen auf der Leinwand genauso fesselnd sein würden wie auf Papier. Er mochte sie im Drehbuch, aber er empfand, dass für das Filmerlebnis Voldemorts Geschichte wichtiger wäre als die des jungen Riddle. Dieser Punkt ging für einige Zeit hin und her zwischen uns. Aber er war sehr überzeugend und ich denke, es ist gut geworden.

Gibt es noch weitere Änderungen oder Ergänzungen, über die Sie sprechen können?
Ich weiß, eine Sache, auf die David sehr stolz ist, ist, dass er Quidditch wirklich dargestellt hat. Ich denke, es ist das erste Mal, dass es einem wie eine Sportart vorkommt. Und es ist lustig, das bedeutet Spaß. Rupert Grint [der Ron spielt] ist großartig.
Wir bringen auch einiges über die Kids, die nun erwachsen werden, ihre Sexualität einsetzen und solche Dinge. Es ist ziemlich interessant, diese Figuren so handeln zu sehen, weil die Filme immer ein bisschen keusch waren und das bis zu einem gewissen Grade auch bleiben werden, aber in diesem Film passiert in dieser Hinsicht mehr. Man erkennt, wie schwierig es zwischen Jungen und Mädchen ist. Es macht sehr viel Spaß, Ron dabei zuzusehen, wie er seine erste Freundin navigiert.

Wo wir gerade davon sprechen … wie stellt sich das Zusammenkommen von Ginny und Harry dar, nachdem wir uns in den letzten Filmen für Cho Chang erwärmt haben?
Es ist im Hinblick auf die Umsetzung interessant. Ich bin sehr glücklich mit dem Moment, in dem sie ihre Gefühle an den Tag legen. Es war eine schöne Szene und David hat es wirklich gut gemacht. Es ist süß. Für jeden langjährigen Potter Fan ist nun der Moment gekommen, in dem man sieht, dass Leute zusammenkommen, aber wenn sie das tun, belastet das auch die alten Beziehungen und die wahrhaftigsten und zuverlässigsten Beziehungen. Das ist potentiell gefährlich, aber es ist auch ein Teil des Erwachsenwerdens. Man muss diese Beziehungen belasten, um zu erkennen, wie wichtig sie sind.

Warum hatten Sie beschlossen, das Drehbuch zum 'Orden des Phönix' nicht zu schreiben?
Sie müssen wissen, ich weiß eigentlich gar nicht, warum. Der vierte Film 'Der Feuerkelch' war schwierig zu machen gewesen. Ich hatte zwei Jahre am Drehbuch geschrieben. Aber so einfach ist die Erklärung nicht und ich weiß nicht, ob ich jemals ganz verstehen werde, warum ich es nicht gemacht habe. Es hört sich vielleicht oberflächlich an, aber es ist irgendwie wahr: Sie haben mich am falschen Tag gefragt. Sie haben mich zum allerletzten Mal am falschen Tag gefragt. Hätten sie mich am nächsten Tag gefragt, hätte ich wahrscheinlich ja gesagt. Es passiert immer noch so einiges andere um diese Filme herum und ich fühlte einen Drang – und fühle immer noch einen Drang – andere Dinge zu machen. Zurückzugehen und Filme zu machen, die niemand sehen will und das werde ich. Aber ich denke, ich fühlte diesen Drang in jener Zeit besonders heftig. Ich hatte auch immer gesagt, wenn die Kids gehen, dann gehe ich auch. Und es gab Gerede, dass Emma Watson [die Hermine spielt] gehen würde und das wäre für mich sehr schwer gewesen, wenn Emma gegangen wäre, weil es mir so gefällt, für die drei Kids zu schreiben.

Wie ist es so, wenn man so lange Zeit mit der Harry Potter Reihe verbunden ist?
Das ist kompliziert. Als ich für den ersten Film zusagte, da war das Einzige, was man mir sagte, dass die Bücher " ein ziemlich großes Ding in Großbritannien" seien.
Niemand hier hatte davon gehört außer Leuten mit Kindern in einem bestimmten Alter. Ich frage mich, was ich wohl in den letzten zehn Jahren gemacht hätte, hätte ich nicht 'Potter' gemacht. Die letzte Sache, die ich davor gemacht habe, waren die "Wonder Boys" [herausgekommen 2000] und das ist gewissermaßen der Zeitpunkt, wo ich aufgehört habe - wie ich gesagt habe – mich mit Filmen zu befassen, die keiner sehen will. Das war so ziemlich meine Karriere vor Potter. Ich frage mich, welche Filme ich sonst im Alter von 35 und 40 Jahren gemacht hätte. Ich bin froh, dass ich Potter gemacht habe, aber ich kann nicht sagen, dass mir das Opfer, das ich gebracht habe, um ihn zu machen, nicht durch den Kopf gegangen wäre.

Wie zufrieden sind Sie mit dem fertigen Film?
Ich habe die Endfassung nicht gesehen. Der Film war noch nicht völlig fertig, als ich ihn sah. Aber es gefiel mir sehr, was ich sah. Der Film ist sehr beeindruckend und zeitweise wirklich bewegend. Sogar an Stellen, an denen man es nicht erwarten würde. Es gibt einige intensive emotionale Momente. Der Film erscheint erwachsener.
Ich bin sehr aufgeregt in Anbetracht der nächsten beiden Filme, denn sie werden noch erwachsener sein und die Kids noch älter. Der 'Halbblutprinz' ist ein ziemlicher Sprung vom 'Orden des Phönix'. Er ist ganz anders. Er ist kein Actionfilm in der gleichen Art und Weise. Aber die letzten beiden Filme werden ungeheuer anders sein als alle, die ihnen vorausgegangen sind.

(Interview: Denise Martin)

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