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Fanfiction

Seek My Heart - Seek My Heart

von Dr. S

„Ich… Das kann ich nicht tun, Roger…“

„Du kannst. Du willst nur nicht.“ Roger Davies stöhnte entnervt auf, verschränkte die Arme hinterm Kopf und lehnte sich zurück. „Komm schon, Cedric. Gib mir einfach das verdammte Quidditchfeld.“

„Am Donnerstag ist es frei. Trainiert doch dann…“ Cedric schenkte ihm einen entschuldigenden Blick aus freundlichen, stahlgrauen Augen, bevor er mit einem klatschenden Geräusch eine Pergamentrolle über den Hinterkopf gezogen bekam.

„Wenn Sie nicht arbeiten und gleichzeitig reden können, dann lassen Sie es bleiben, Mr. Diggory“, zischte Professor Snape, bevor er den einzigen Menschen, der ihm freiwillig beim Aufräumen helfen würde, wieder zu dem Schrank mit seinen Zutaten scheuchte.

„Aber am Donnerstag hat keiner außer mir Zeit. Ich brauche Mittwoch“, maulte Roger weiter herum, wobei er zu Snapes Unmut die Füße auf den Tisch haute.

„Du hast doch schon…“ Cedric fuhr sich nachdenklich durch die Haare. „Dienstag und Freitag. Sei froh, dass du bei Woods Enthusiasmus überhaupt zweimal in der Woche trainieren darfst. Professor, soll die Spinnenseide wieder eingekorkt werden oder…“

„Schmeißen Sie sie weg, Diggory.“ Snape setzte sich mit einer Drehung wieder hinter seinen Schreibtisch und begann die Phiolen zu untersuchen, die sie eben im Unterricht zusammengebraut hatten. Cedric warf einen kurzen Blick über die Schulter und steckte dann unschuldig pfeifend die Spinnenseide in die Umhangtasche.

„Ah, jetzt weiß ich wenigstens, warum du das freiwillig machst“, raunte Roger. „Gib mir Mittwoch oder ich verpetze dich.“

„Er braucht sie doch gar nicht mehr. Ich werde sie beim Rausgehen wegwerfen, Roger“, sagte Cedric und grinste. „Frag doch Flint, ob er dir Montag gibt. Wood würde sicher auch Donnerstag, wenn seine Mannschaft dann nicht tot zusammenklappen würde.“

„Natürlich frag ich Flint!“ Roger prustete. „Warum legst du dein Training nicht einfach auf Donnerstag?“

„Donnerstags helfe ich Professor Lupin beim Aufräumen.“

Roger klopfte genervt auf der Tischplatte herum. „Schleimer…“, murmelte er und Cedric gluckste. „Dann hilf ihm doch einfach… mittwochs.“

„Okay, ich helf ihm ja nicht immer, aber donnerstags trifft sich der Koboldstein-Club und…“

„Und Hufflepuffs sind fast alle im Koboldstein-Club?“

Cedric nickte und sortierte weiter in Snapes Schrank herum.

„Du nicht?“

Er schĂĽttelte den Kopf.

„Weil du lieber Spinnenseide mitgehen lässt?“

Snapes Kopf ruckte nach oben. „Er lässt sie nicht mitgehen, er schmeißt sie beim Rausgehen weg, Davies“, zischte er ungehalten. „Wollen Sie jetzt weiter nerven oder soll ich mir gleich Ihr Elixier vornehmen?“

„Ich hab alles richtig gemacht, Sir“, sagte Roger, grinste und wandte sich wieder dem Kapitän der Hufflepuff’schen Quidditchmannschaft zu. „Das ist nicht fair, Cedric. Woher sollte ich denn wissen, dass die Hälfte meiner Mannschaft freitags nicht kann?“

„Ich habe nachgefragt“, sagte Cedric.

Roger verdrehte die Augen. „Ja, schön. Die vorbildliche Kommunikation bei Hufflepuffs.“

„Findet vorzugsweise beim Essen statt“, fügte Snape an, was Roger ein wenig suspekt war.

„Ähm…“ Roger räusperte sich. „Cedric, bitte! Wir brauchen zweimal Training die Woche. Im Gegensatz zu euch nehmen wir die Saison nämlich ernst.“

Cedric schaute ihn fast empört an. „Was soll das denn heißen? Wir trainieren fleißig.“

„Was nicht heißen muss, dass dabei etwas Vernünftiges herauskommt“, murmelte Snape.

„Ähm…“ Roger wurde das allmählich unheimlich. „Ich will sagen: Im Gegensatz zu euch haben wir wenigstens eine Chance!“

Cedric prustete. „Danke. Jetzt geb ich dir das Feld erst recht nicht.“

„Vielleicht eignen Sie sich ja endlich einmal organisatorische Fähigkeiten an, Davies“, raunte Snape und grinste süffisant. „Würde Ihnen auch bei Zaubertränke helfen.“

Rogers Blick fiel auf seine Phiole, aber er ließ sich nicht verunsichern. „Ich hab alles richtig gemacht“, sagte er felsenfest von sich überzeugt.

„Na ja, du hast falsch geplant, Roger.“ Cedric schloss die Schranktüren und schnappte sich seine Tasche. „Ich bin fertig, Professor.“ Erwartungsvoll wippte er von den Fersen auf die Zehen und zurück.

Snape hob nicht den Blick. „Wunderbar“, presste er voller Sarkasmus hervor. „Einen Hauspunkt für Hufflepuff.“

Roger musste sich das Lachen verkneifen, aber Cedric freute sich wie ein Fisch, der nach viel zu langer Zeit wieder ins Wasser geworfen wurde. Er drehte sich schwungvoll herum und riss die TĂĽr auf. Roger richtete sich gerade auf, als er etwas Kleines, Blondes in Slytherinrobe gegen Cedric prallen sah.

„Entschuldige, Malfoy“, sagte Cedric schnell und klopfte kurz auf den blonden Haarschopf. „Lass das nicht zur Gewohnheit werden.“ Er lächelte dem Sucher Slytherins freundlich zu und schob sich an ihm vorbei.

„Professor Snape, kann ich… mit Ihnen reden?“, fragte Malfoy und ignorierte Cedric einfach, der sich extrem langsam aus dem Klassenzimmer bewegte.

Snape schnaubte auf. „Sie dürfen, Draco. Davies, Diggory, verschwinden Sie endlich. Ich habe jetzt kleinere Finger. Die eignen sich besser um mir zu helfen.“

Malfoy verzog das Gesicht als Roger an ihm vorbeihastete und schnell die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, um ungestört in schallendes Gelächter ausbrechen zu können. „Unglaublich!“, keuchte er und stiefelte Cedric hinterher, der seelenruhig die Wendeltreppe nach oben stieg. „Cedric, unglaublich, oder?“ Cedric schaute ihn verständnislos an. „Kleinere Finger, Cedric! Kleine Finger! Du denkst dasselbe wie ich, oder?“

„Ich kann nur das Gleiche wie du denken, Roger“, sagte Cedric und wandte sich wieder ab. „Und ich glaube nicht…“

„Mann! Wie wird Malfoy seinem Lieblingslehrer wohl helfen können? Nicht mal neidisch, Cedric? Es hilft eben doch, wenn man noch klein und unschuldig aussieht.“

Cedric schenkte ihm einen verwirrten Blick und schĂĽttelte den Kopf.

„Apropos! Was sollte das von wegen: Lass das nicht zur Gewohnheit werden?“ Roger piekte Cedric in die Seite, worauf der zusammenzuckte. „Verbündest dich mit dem Feind?“

„Sagte der Ravenclaw zum Hufflepuff…“ Cedric unterband Rogers Antwort mit einer Handbewegung. „Malfoy war deprimiert neulich, da haben wir ein bisschen gespielt.“

„Ganz unschuldige Spiele?“ Roger wackelte mit den Augenbrauen, aber Cedric schien auf dem Schlauch zu stehen. „Kommt er mit seinen kleinen Fingern auch überall hin?“ Er lachte heiser auf und kassierte einen verwirrten Blick von Cedric. Dem Ganzen setzte er noch eins drauf, als er betont unschuldig den Kopf schief legte. Als hätte er wirklich keine Ahnung, worauf Roger anspielte. „Mann, Cedric!“ Er stieß dem Hufflepuff kurz in die Seite. „Malfoy soll sich doch leicht sexuell abhängig machen. Hast du die Gerüchte nicht gehört?“

Cedrics Augen weiteten sich erschrocken. Man sah förmlich die kleine Flamme hinter der stahlgrauen Iris auflodern, die seinen Beschützerinstinkt versinnbildlichtete. „Du interpretierst zu viel, Roger. Professor Snape ist nicht der Typ, der einen Schüler unter seine Robe schleusen würde. Erst Recht nicht seinen Liebling.“ Roger wollte die darauf passendste Antwort geben, wurde aber unterbrochen. „Außerdem haben Malfoy und ich nur ein bisschen Quidditch gespielt.“

„Ach! Mit ihm teilst du das Quidditchfeld?“

Die Augen verdrehend steuerte Cedric zielstrebig die Küche an. „Von Teilen hast du nie was gesagt. Aber ich kann und werde dir das Quidditchfeld mittwochs nicht überlassen.“ Cedric seufzte, als er sich anscheinend in die Küche schleichen wollte, Roger aber keine Anstalten machte sich wegzubewegen. „Willst du mir jetzt…“

„…solange nachlaufen, bis du mir das Quidditchfeld gibst?“ Roger nickte. „Ich tue alles für meine Mannschaft.“

„Besser spät als nie…“, murmelte Cedric, bevor er seinem gewohnten Tagesablauf nachging und sich zu den Hauselfen stahl, um sich ein fettes Sandwich servieren zu lassen. Roger wollte sich setzen, aber Cedric bedankte sich nur und verschwand dann auch schon wieder. Das Sandwich in der einen Hand, in der anderen sein Notizbuch schlenderte er durch die Gänge.

„Du wirst davon wirklich fett“, machte Roger auf sich aufmerksam und deutete auf Cedrics Snack.

„Ich hab heute noch nichts gegessen“, antwortete Cedric. „Keine Zeit.“

„So oft wie ihr trainiert, müsstest du mehr als genug Zeit zum… Essen haben“, murmelte Roger genervt. „Gib mir…“

„Oh, möchtest du auch etwas?“ Cedric lächelte ihn übertrieben freundlich an und hielt ihm sein wirklich köstlich aussehendes Sandwich hin, aber Roger ignorierte es.

„Ich weiß, tief in deinem Inneren bist du ein Slytherin, Cedric.“ Der Vorzeige-Hufflepuff gluckste. „Aber ich bin ein Ravenclaw und ich kann mich in solche wie dich reinversetzen.“ Er ließ die Augenbrauen hüpfen und grinste verschlagen. „Ich krieg mein Feld, darauf kannst du deinen Bauchspeck verwetten.“

~*~

Wenige Tage später hatte Roger sich die grässlichste Standpauke seines Lebens anhören müssen, weil er es nicht gebacken kriegte, eine ordentliche Trainingsstunde zu organisieren. Cho Chang war kurz davor gewesen in Tränen auszubrechen und – mal davon abgesehen, dass sie so ganz niedlich aussah – das wollte Roger nun wirklich nicht. Mädchen brachte man genauso wenig zum Weinen, wie kleine Jungs mit rosigen Wangen. Damit meinte man im Moment Malfoy. Der lief nämlich ständig rot an, wenn man ihm unter die Nase rieb, was man für eine gemütliche Matratze im Schlafsaal hätte.

Aber gut, Draco Malfoy war sozusagen nur ein Zwischensnack, wenn man sich gerade über Slytherins aufregte und das an irgendjemanden auslassen musste. Ein Stressball. Zum Kneten. Aber egal wie sehr man ihn durchdrückte, er half einem trotzdem nicht dabei seine Probleme zu lösen. Rogers Problem war Cedric Diggory – eher gesagt Cedric Diggorys Sturheit.

Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum der das Quidditchfeld nicht herausrücken wollte. Anscheinend hatte er ja donnerstags Zeit und seine Mannschaftskameraden sollten sich diese Zeit einfach nehmen. Koboldstein gegen Quidditch? Wie konnte man da überhaupt nachdenken? In all den Jahren, die er Cedric jetzt kannte, hätte er gedacht, dass der sich da durchsetzen könnte, aber so wie es aussah, überforderte die Rolle des Kapitäns ihn.

Roger hatte sich gefreut wie ein Schneemann – oder wie immer die Muggel das sagten – als er sein Abzeichen in den Sommerferien bekommen hatte und er nahm seine Aufgabe mindestens so ernst wie Wood oder Flint, auch wenn die beiden gerne mal vergaßen, dass es noch zwei andere Mannschaften gab. Cedric drängte sich da natürlich nie in den Vordergrund. Er bekam immer irgendwie was er wollte, war aber auch schon mit kleineren Dingen zufrieden. Wahrscheinlich würde er sich über den zweiten Platz mehr freuen, als über den ersten.

Roger wollte den Pokal. Mehr als alles andere…

„Ich kann dir das Quidditchfeld trotzdem nicht geben, Roger.“ Cedric seufzte fast genervt auf, während er seine Tasche packte. Professor Lupin wartete geduldig an seinem Schreibtisch darauf, dass die beiden letzten Schüler seinen Klassenraum verließen. Cedric brauchte immer ewig um seine Sachen richtig in die Tasche zu quetschen und nutzte dann gerne aus, dass kein Schüler mehr da war, um ein Wort unter vier Augen mit dem jeweiligen Lehrer zu suchen. „Kapier das doch endlich mal…“

„Aber Ravenclaw hat den Pokal seit… Merlin, das ist Jahrzehnte her!“, regte Roger sich auf. Mit einem lauten Knall rammte er die Fäuste auf Cedrics Tisch, worauf der nur die Augenbrauen hob und sich nicht aus der eisernen Ruhe bringen lassen ließ.

„Hufflepuffs Siege kannst du an einer Hand abzählen“, seufzte er. „Und ich will das auch gerne ändern. Ich hab ein super Team zusammengestellt und sehe gute Chancen.“

„Optimismus ist der Schlüssel zum Erfolg, Mr. Diggory“, schaltete Professor Lupin sich lächelnd ein.

„Danke, Professor“, antwortete Cedric ebenfalls lächelnd.

Roger verdrehte die Augen. Diese beiden konnten sich zusammentun und ihren ganz eigenen Wettkampf im Dauerlächeln austragen. Nur wer Zweiter und damit glücklicher werden würde, konnte man nun wirklich nicht vorhersagen.

„Was auch immer…“ Roger lief Cedric nach, als der seine Tasche schulterte und das Klassenzimmer verließ. „Kannst du nicht nochmal drüber nachdenken?“

Baff!

Roger kniff bei dem donnernden Geräusch die Augen zusammen, lauschte angestrengt und öffnete die Augen erst wieder, als nichts mehr rumpelte. Cedric war weg. Roger senkte den Blick auf die lange Wendeltreppe, machte hinter der ersten Biegung schwarzen Stoff aus und hastete dahin.

„Typisch Hufflepuff…“, grummelte er und wollte Cedric hochziehen, aber er erwischte eine grüngefütterte Kapuze. Das Gesicht verziehend ließ er schnell wieder los und schüttelte sich.

„Malfoy…“ Cedric lag quer auf Malfoys Bauch und rieb sich angestrengt den Hinterkopf. „Ich sagte doch: Lass das nicht zur Gewohnheit werden.“

Der blonde Slytherin wollte die Beine anziehen, aber Cedrics Körper kam ihm dazwischen. „Diggory, verdammt, kauf dir einfach eine Brille.“

„Entschuldige“, murmelte Cedric dumpf, während er sich aufrichtete. Malfoy ignorierte die Hand, die ihm hingehalten wurde und rappelte sich schwerfällig auf, rieb sich den unteren Rücken. „Hast du dir…“

„Nein.“

„Vielleicht solltest du…“

„Nein!“

„Aber das sah…“

„Nein, verdammt.“ Langsam errötend bückte Malfoy sich nach seiner heruntergefallenen Tasche und schulterte die, bevor er an den beiden Fünftklässlern vorbei hoch zu Professor Lupins Büro hastete.

„Mir ist auch nichts passiert“, sagte Cedric schließlich, als die Tür hinter Malfoy ins Schloss fiel.

„Unhöflicher Bastard“, murmelte Roger und steckte die Hände in die Hosentaschen, während er über die Schulter lugte.

„Eigentlich ist er gar nicht so schlimm“, musste Cedric wieder alles und jeden verteidigen. „Es geht ihm gerade nicht gut. Vollkommen fertig mit den Nerven.“

„Und Lupins Lächeln heitert ihn auf.“ Roger wackelte mit den Augenbrauen.

Cedric schien diesmal gleich zu verstehen. „Lass das, Roger. Über sowas macht man sich nicht lustig. Nur weil er ganz okay aussieht hängt er nicht jedem Menschen in Hogwarts an den Lippen.“

„Ja, an deinen anscheinend noch nicht“, grinste Roger. „Arbeitest du aber sehr fleißig dran.“

„Geht’s noch?“ Anscheinend war das wohl ganz und gar nicht lustig. „Ich bin doch nicht schwul!“

„Reg dich nicht auf, Mann.“ Abwehrend hob Roger die Hände, aber da hatte er wohl tatsächlich Cedrics wunden Punkt getroffen.

„Das ist nicht lustig, Roger. Es nervt, genauso wie die Sache mit dem Quidditchfeld. Ich werde sicher nicht deine Fehler ausbügeln.“

„Oh…“ Mitleidig tätschelte Roger Cedrics Schulter, aber der wich aus und drehte sich um. „Ist die kleine Schwuchtel beleidigt?“

Das wahrscheinlich erste Mal in seinem Leben schnaubte Cedric Diggory wütend auf, wirbelte herum und setzte zum verbalen Gegenschlag an, den Roger unterband indem er sich – eher reflexartig – vorlehnte; die Lippen halb geöffnet und auf Kollisionskurs mit Cedrics Mund. Der wich genauso reflexartig zurück und riss die Augen vor Entsetzen weit auf.

Ein paar unzusammenhängende Silben stammelnd trat Cedric zurück, konnte ein Schütteln nicht unterdrücken und rannte dann kurzerhand die Treppe herunter.

Roger blinzelte verwundert. Hatte er gerade… Wollte er eben… War er kurz davor gewesen Cedric Diggory zu küssen?!

Er presste sich eine Hand auf den Mund und machte ein paar Schritte rückwärts, hörte unten eine Tür ins Schloss fallen, als Cedric den Turm verlassen hatte. Das war doch nicht normal. Cedric und er waren Freunde, nicht mal sehr enge Freunde. Kumpel. Bekannte. Klassenkameraden.

Tief Luft holend drehte Roger sich herum. Mit einer Hand klammerte er sich am Treppengeländer fest und lockerte sich die Krawatte. Er fühlte sich… schuldig? Er hatte sich lustig gemacht über jemanden wie Cedric Diggory. Den wahrscheinlich nettesten Kerl der Schule. Der einzige, der sich im Moment nicht darüber lustig machte, dass Malfoy ein kleines Flittchen war. Eine sehr offensichtliche Tatsache im Übrigen, aber über diese Einzelheiten wollte er jetzt nicht nachdenken.

Malfoy war ja nicht sein Problem…

Roger hob den Blick, als er ein knarrendes Geräusch hörte. Die Tür von Lupins Klassenzimmer war wieder aufgegangen und er konnte murmelnde Stimmen hören. Seine Füße bewegten sich fast automatisch nach oben und irgendwann auf der Hälfte des Weges stimmte sein Kopf ihnen zu; er brauchte jetzt kurz Ablenkung und warum nicht versuchen etwas aufzuschnappen? Was sollte jemand wie Malfoy mit Lupin besprechen wollen? Der war doch froh, wenn er sich mit einem ärmlichen Professor nicht abgeben musste.

„Fassen – Sie – mich – nicht – an!“ Roger lugte in das Klassenzimmer und sah Malfoy zurückspringen, die Hände abwehrend gehoben. „Ich wollte nur… Geben Sie’s mir einfach.“ Rogers Augen weiteten sich. Malfoy trat wieder einen Schritt vor und verschwand hinter der Tür.

„Draco, du kannst dir deine Zeit sicher auch anders – vor allem besser – vertreiben, als in meinem Büro.“

„Ich bin doch auch gleich wieder weg, wenn Sie einfach hinmachen würden.“

„Er hat dich…“

„…vermisst, ich weiß.“ Malfoy schnaubte. „Jetzt entschuldigen Sie mich, Professor.“

Roger wich zurĂĽck, als die TĂĽr aufgezogen wurde. Malfoy trat heraus und erstarrte, als er Roger direkt vor sich stehen sah. Seine Mundwinkel wanderten langsam nach unten und er versteckte ein dickes BĂĽndel Briefe in seiner Umhangtasche, bevor er sich vorbeischob und die Treppe herunterhastete.

„Was, Malfoy?“, rief Roger ihm hinterher, bekam einen kurzen Blick aus eisigen Augen geschenkt. „Keine Zeit um noch ein bisschen zu kuscheln? So voll der Terminkalender?“

„Du kannst mich mal, Davies“, schnaubte Malfoy und beschleunigte seine Schritte die Treppe herunter.

„Hättest du wohl gern!“ Rogers Kiefer mahlten aufeinander, während er beobachtete, wie Malfoy die Treppe schnell, aber elegant, herunterstieg. Beinahe grazil? Roger schüttelte den Kopf und wollte sich abwenden, aber er konnte den Blick nicht von dem Jungen nehmen, besser gesagt von dessen Rückseite… Roger verzog die Mundwinkel, als ihm das bewusst wurde.

Am Ende…

Er schüttelte schnell den Kopf um jegliche Gedanken, die an andere Ufer schwimmen wollten, zu verdrängen. Nur weil er Cedric mit einem Küsschen hatte ärgern wollen und Malfoy auf den Arsch gestarrt hatte, musste das nichts heißen. Hufflepuffs konnte man gut ärgern und jeder starrte Hogwarts-Matratze mal auf diese Art und Weise an. Auf diese heiß-und-kalt-zugleich-Weise…?

Na ja, probieren ging über studieren – huch, und das von einem Ravenclaw?

~*~

„Cedric?“

Angesprochener drehte sich leicht, als Roger sich neben ihn auf die Tribüne setzte, wandte aber schnell wieder den Blick nach vorne und starrte das leere Quidditchfeld an. „Was willst du?“

Roger verkniff sich ein Grinsen. Da war aber einer angefressen… „Eigentlich ist es ja gar nicht so schlecht, dass das Feld donnerstags frei ist.“

„Ist es nicht.“ Cedric seufzte auf, ließ sich aber alles aus der Nase ziehen.

„Ach?“

„Ich hab Malfoy neulich angeboten, wir könnten ne Runde fliegen. Also ist es heute besetzt. Ich hab’s auch eingetragen.“ Vorbildich…

„Und jetzt wartest du nur noch auf dein Date?“

Cedric schnaubte auf. „Das ist nicht ansatzweise witzig.“ Sich sichtlich unwohl fühlend verknotete er die Finger in seinem Schoß, was Roger mit Genugtuung beobachtete. Das perfekte Opfer. Und das Quidditchfeld würde auch noch rausspringen, wenn er es richtig anstellte.

„Vielleicht…“ Roger rutschte ein großes Stück näher und erntete damit einen skeptischen Blick von Cedric. „Vielleicht ist das nur ein Ventil um andere Gefühle abzulassen“, sagte er, befeuchtete sich sehr langsam die Lippen und drehte den Kopf leicht um Cedric in die Augen zu sehen. Verwirrt die Stirn runzelnd lehnte Cedric sich etwas zurück und machte ein fragendes Geräusch. „Eifersucht, Cedric?“

Der Hufflepuff gluckste. „Das war auch nicht witzig“, meinte er und verschränkte die Arme beinahe beschützend vor der Brust.

„Sollte es auch nicht sein…“ Roger kam Cedric nach, der eher automatisch reagierte und weiter Abstand hielt. Er verlor Kontrolle, da war Roger sich sicher und es ließ ihn fast grinsen. Immerhin wusste er genau, was er tat. Er konnte sich beherrschen und alles genau analysieren.

Cedric lag schon beinahe auf der Bank, als er eine Hand fest gegen Rogers Brust drückte und ihn wegschob. „Lass das“, sagte er leise, aber bestimmend. „Es ist nicht lustig, okay?“ Dafür klang es aber fast so, als wolle er mehr als einen kleinen Kuss. Eigentlich alles, was Roger sich hier hatte holen wollen. Aber er hatte sich ja unter Kontrolle. Er konnte auch…

Cedric stand ruckartig auf, atmete tief durch und winkte ab, bevor er hastig – zu hastig – die Tribüne hinunterlief. Rogers Augen weiteten sich. Sowas war ihm noch nie passiert. Da gab er sich Mühe und wurde abgewiesen? Sachen gab’s…

„Warte doch mal!“ Ohne lange zu zögern lief er Cedric nach und kriegte ihn in der Nähe der Umkleiden zu fassen.

Mit einer Drehung machte Cedric sich fast sofort wieder los. „Such dir jemand anderen für sowas. Ich bin nicht schwul!“ Er drehte sich wieder um und wollte sich einfach davonmachen. Aber niemand behauptete ungestraft Roger Davies wäre schwul! Er wollte nur mal… und das war auch gar nicht seine Schuld. Wer hatte ihn denn erst auf so einen Gedanken gebracht?

Mit einer groben Bewegung rammte er Cedric einfach mit der Brust gegen die Wand, dämpfte den überraschten Aufschrei mit seiner Hand und verhinderte mit der anderen allzu heftige Befreiungsversuche. Es gab auch keinen Grund zu schreien. Das brachte nur unnötige Aufmerksamkeit.

Den heißen Atem auf seiner Handfläche spürend lehnte Roger sich langsam vor, sodass er Cedric etwas ins Ohr flüstern konnte. „Du brauchst gar nicht so zu tun, als würde es dir nicht gefallen.“ Er presste Cedric dichter gegen die Wand, eine Hand auf der zitternden Brust nach unten wandern lassend, während Cedrics Finger sich tief in Rogers Arm krallten, als er versuchte die Hand von seinem Mund zu bekommen. Das konnte er allerdings lange versuchen. Ein Jäger hatte besser trainierte Armmuskulatur als ein mickriger Sucher.

Betont langsam machte er sich an dem Verschluss von Cedrics Hose zu schaffen, nicht sehr überrascht, als der Hufflepuff den braunen Haarschopf in den Nacken warf und gegen Rogers Schulter knallte. „Hör auf damit“, verlangte er, aber seine zittrige Stimme bewirkte genau das Gegenteil. Roger nutzte seine freie Hand um seine eigene Hose loszuwerden und sich dicht gegen den anderen Körper zu pressen. Er fühlte wie Cedric sich verspannte und erneut versuchte sich zu verdrücken, aber dafür war er zu sehr eingequetscht.

Alles andere als sanft biss Roger in den blassen Hals, hinterließ tiefrote Spuren und brachte Cedric Diggory sogar zum Fluchen. So konnte er das ganze Gelaber von „aufhören“ auch einfach ignorieren und Cedric die Hose von den Hüften reißen. Sich nehmen, was niemand vorher gehabt hatte. Und natürlich hatte jemand wie Cedric an sowas noch gar nicht wirklich gedacht. Wahrscheinlich überforderte man ihn total damit, aber hier ging es ja auch nicht um irgendeinen sturen Hufflepuff – um die Unschuld in Person. Roger war sich selbst im Moment am Wichtigsten. Er wollte nur wissen, ob es sich gut anfühlte.

Und Merlin, ja! Es fühlte sich merkwürdig gut an und etwas anderes kam Roger auch gar nicht in den Sinn, während er Cedric mit jedem Vorstoßen seiner Hüfte kräftig und grob gegen die kahle Wand neben den Umkleiden rammte, das leise Wimmern kaum bemerkend und wenn könnte er es wohl nicht ertragen. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, wollte bald darauf gar nicht mehr wahrhaben, dass er es war, der Cedric Laute von sich geben ließ, die man sich bei ihm gar nicht vorstellen konnte, die er sich nicht vorstellen wollte.

Dieser Gedanke kam ihm ganz plötzlich. Kurz bevor er diese mehr als unwirkliche Situation wieder von ganz alleine in einem klaren Licht betrachten konnte, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es absolut nicht erotisch war, was er hier tat. Er hatte einen Freund, Klassenkameraden, netten Menschen einfach gegen eine Wand gepresst und sich dann gehen lassen.

Er fühlte sich scheiße, woran auch kein kaum spürbarer Höhepunkt etwas ändern konnte. Eigentlich wollte er nur weg. Am liebsten wäre ihm wohl die Dusche in der Ravenclaw-Umkleide, aber das wäre noch zu nah an diesem wimmernden Häufchen Elend, das keinen Meter von ihm entfernt an der Wand lehnte und verzweifelt versuchte sich aufrecht zu halten. Roger verzog die Mundwinkel und wollte sich am liebsten selbst eine rein hauen. Cedric verstand diesen Blick wohl komplett falsch, als er über die Schulter schaute, nicht einmal vorwurfsvoll. Könnte Roger sich genauer besinnen, wäre er vielleicht in der Lage zu sagen, ob Cedric da am Ende Spaß dran gehabt hatte. Eigentlich so gut wie unmöglich.

Der wollte nur nett sein. Selbst in so einem Moment wollte Cedric Diggory wohl einfach nur nett sein und damit Roger sich solche Worte nicht anhören musste, drehte er sich kurzerhand um und stolperte aus dem Quidditchstadion. Niemand rief nach ihm, aber dafür gab es auch keinen Grund.

Er rannte. Roger rannte, sobald er das Stadion hinter sich gelassen hatte, das Gesicht vor Scham und Anstrengung verzogen hastete er auf den Waldrand zu und klammerte sich einfach an den nächstbesten Baum. Damit hatte er alles kaputt gemacht und nicht einmal das verdammte Quidditchfeld war am Ende noch rausgesprungen. Daran hatte er keinen Gedanken mehr verschwendet. Alles, was da noch in seinem bescheuerten Kopf gewesen war, gehörte Cedric Diggory.

Die Faust gegen den Baumstamm rammend fluchte Roger lauthals und schreckte so ein paar Vögel auf. Seine Gedanken drehten sich und alles was er von ihnen zu fassen bekam, war zu kurz oder zu schmutzig, als dass er daraus hätte lesen können, was er als nächstes tun sollte. Er mochte das nicht. Er mochte es nicht, so die Kontrolle zu verlieren und vor allem mochte er nicht, an einen Jungen zu denken und dabei so etwas Ähnliches wie Herzflattern zu bekommen.

Aber… er sollte sich… entschuldigen, oder? Roger warf einen Blick über die Schulter, zaghaft, als würde Cedric genau hinter ihm stehen können und ihm die verdiente Tracht Prügel geben wollen. Dieser kleine Blick reichte allerdings schon, damit er sich einfach umdrehte und wieder zurückmarschierte. Er wusste nicht genau, was er sagen wollte… würde. Vielleicht sollte er weniger denken und seinen Mund tun lassen, was ein Mund tun musste.

Und nein, nichts Schmutziges. Nicht sehr schmutzig. Vielleicht brauchte er nur einen kleinen Kuss, um sein Gedankenchaos ordnen zu können. Jedenfalls war das im Moment alles in seinem Kopf.

Als er das Stadion erreichte saß Cedric direkt auf dem Spielfeld, im Schneidersitz, die Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt sah er dem Gras beim Wachsen zu, überhörte so vollkommen die kleinen tapsenden Schritte, die sowas Welpenähnliches wie Draco Malfoy eben draufhatte.

„Du… ähm, Diggory?“

Der Hufflepuff schreckte hoch und schaute über die Schulter, lächelte freundlich als er Malfoy erkannte. Wahrscheinlich lullte der Hundeblick ihn sofort ein. So wie Snape oder Lupin und wer wusste schon wer noch. „Hab dich gar nicht gehört.“

„Oh…“ Malfoy hatte seinen Besen mit beiden Händen umschlungen und klopfte mit den langen Fingern auf dem Stil herum, ließ Roger so schnell den Blick abwenden. „Wenn du vergessen hast, dass wir…“

„Nein, gar nicht.“ Cedric richtete sich schnell auf. Jedenfalls versuchte er das. Entweder waren seine Beine eingeschlafen oder es lag an etwas anderem, dass er plötzlich wegknickte. Malfoy streckte einen Arm aus und stützte Cedric reflexartig.

„Alles okay?“, fragte er verwundert und mit großen, viel zu unschuldigen Augen. Roger konnte die Farbe nicht erkennen, aber Cedric würde selbst mit Harry Potters Sehschwäche dazu in der Lage sein, so nah wie die beiden beieinander standen.

„Jaah…“ Cedric nickte langsam. „Ich hab nur… zu lange gesessen.“ Er lächelte und Malfoy errötete, errötete auf eine Art und Weise, die Roger sich hinter die Ecke verdrücken und kurzerhand gegen die Wand schlagen ließ.

„Weißt du… so kannst du sicher nicht… fliegen“, hörte er Malfoys schnarrende Stimme. „Kannst ja kaum laufen.“

„Es geht schon…“

„Nee, nee… Gibt ja auch noch andere Sachen, die man mit einem Besen machen kann.“ Rogers Augen weiteten sich. Malfoy, diese kleine Matratze. „Wenn du willst, zeig ich dir mal eine schöne Methode ihn richtig zu polieren.“

Cedric gluckste. Dieser unschuldige Hufflepuff ließ sich einwickeln und… Roger schüttelte den Kopf. Er war nicht eifersüchtig. Das wäre ja eklig. Er würde einfach bei Frauen bleiben. Sollte Diggory doch Malfoys Besen polieren.

„Hört sich gut an.“

ENDE


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Manchmal ist es auch sehr schade, dass eine Figur verschwindet und im nächsten Band nicht mehr vorkommt. Dazu zählt beispielsweise Gilderoy Lockhart, den ich sehr mochte, weil er so furchtbar eitel war und ich mir einen Spaß daraus machte Leute aus dem Showbusiness mit seiner Charakterisierung zu veralbern.
Rufus Beck