von käfer
Es war der zweite Mittwochabend im Monat. Obwohl er nach einem unschönen Disput mit Dolores Umbridge wütend war, erledigte Severus Snape seine Vorbereitungen mit der gewohnten Ruhe und Präzision.
Selbst wann jemand durch sein Fenster schauen sollte, würde er nur Severus Snape sehen, der beim Lesen in seinem Sessel eingeschlafen war.
Als kaum wahrnehmbares Flimmern löste sich Snape aus dem Sessel, ging im Dunklen ins Schlafzimmer und verließ seine Wohnung durch die unterste Schublade seiner Kommode.
Eine halbe Stunde später hielt der Überlandbus am Sportzentrum, Toby Smith stieg aus und lenkte seine Schritte zur Bowlingbahn. Die anderen fünf waren schon da, begrüßten ihn kurz. Steve tippte ihre Namen in den Bahncomputer, Richy griff nach der ersten Kugel und begann mit dem Spiel. Sechs Pins fielen um; die zweite Kugel rollte durch.
Sie alle waren keine guten Bowlingspieler, trafen sich nur deshalb einmal im Monat hier, um von daheim wegzukommen. Richy beispielsweise lebte mit seiner Frau und fünf kleinen Kindern in einer Dreiraumwohnung, Paddy pflegte seine schwerkranke Mutter und bei Tom daheim hatte die Schwiegermutter das Sagen.
Toby hatte ganz andere Sorgen; aber von seinen Problemen durften seine Bowlingkumpel nicht einmal etwas ahnen.
„He, Toby, du bist dran!“
Warum hatte er sich nur den Vornamen des ungeliebten Vaters ausgesucht?
Er nahm achtlos eine Kugel aus der Rinne und versuchte, sich zu konzentrieren. Doch die hohe, arrogante Stimme der Schulinspektorin hallte noch immer in seinem Kopf nach. Prompt glitt ihm die Kugel aus der Hand, trudelte über die Bahn, lief in die rechte Rinne.
Als auch nach dem zweiten Durchgang für Toby noch Null Punkte zu Buche standen, begannen die anderen zu lästern. „Hast wohl kein Zielwasser getrunken?“, fragte Steve und Paddy ergänzte: „Oder hat dir dein Hausdrachen was ins Essen getan?“
Toby wurde wütend.
Normalerweise ließen ihn die Sticheleien der anderen kalt; er tat alles mit einem kurzen, trockenen Lachen ab. Normalerweise ließ er Severus Snape und sein ganzes reales Leben daheim in Hogwarts zurück. Dass Dolores Umbridge ihm sogar seinen Muggelabend verdarb, erfüllte ihn mit großem Zorn.
In der nächsten Runde stellte er sich vor, die Pins wären alle Abbilder des Krötengesichts. Mit ebensoviel Genuss wie Zorn brachte er die Kugel auf die Bahn. Ein Klingeln ließ ihn zusammenzucken – Strike! Und noch einer! Und noch einer! Es war ein wunderbares Gefühl, die Umbridge-Figuren aus dem Weg zu schießen…
Am Ende des Spiels ertönte eine Fanfare und die Kellnerin spendierte ihm ein Bier: Toby Smith hatte einen neuen Bahnrekord aufgestellt.
Beim Hinausgehen spät am Abend fragte Tom: „Sag mal, wie haste´n das gemacht – gleich zweimal den Bahnrekord gebrochen?“
Toby grinste: „Mir vorgestellt, jeder einzelne Pin wäre der Hausdrachen…“, und spurtete zum Bus.
Eine halbe Stunde später kroch Severus Snape durch die unterste Schublade seiner Kommode zurück in die Wohnung und setzte sich in seinen Lesesessel, um den Dissendius-Zauber zu lösen. Dann nahm er ein warmes Bad und ging zu Bett. Mit einem Grinsen auf den Lippen und dem Bild von zehn durcheinanderpurzelnden Dolores-Figuren vor Augen schlief er ein.
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