von käfer
Vorab: An meine treue Leserin halbblutprinzessin137! Tja, was wird Gilderoy wohl aus seinen Beobachtungen machen? Schaun wir mal!
Jetzt kommt erst mal ein neuer Todesser dazu und auch bei Lucius Malfoy gibt´s Neuigkeiten...
Zu den Todesser-Treffen wurde Severus regelmäßig gerufen, aber er bekam kaum Aufträge. Dafür hielt der Dunkle Lord ihn oft noch allein zurück und ließ sich über den Fortgang seiner Arbeiten und über das College berichten.
Einmal sah Severus Albus Dumbledore am College; er saß auf einer Bank im Hof und unterhielt sich mit Professor Thunderstorm. Severus rückte nahe genug heran, um zu hören, worüber sie sprachen. Den Sinn verstand er nicht, dennoch berichtete er Wort für Wort dem Dunklen Lord, denn die beiden Professoren hatten einen Treffpunkt für eine „Aktion Saubermann“ ausgemacht.
Für den Dunklen Lord schien das eine wertvolle Nachricht zu sein, er verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen.
Ansonsten hatte Lord Voldemort in jenen Wochen ziemlich üble Laune, Dumbledores Orden machte ihm das Leben schwer und verdarb manche Aktion. Keiner der Todesser kam ohne Bestrafungen davon – mit Ausnahme von Severus.
Lucius Malfoy hatte das Pech, zu einem Treffen erst zu erscheinen, als es schon halb vorüber war. Er brachte eine fadenscheinige Ausrede vor. Der Meister sah ihm ein Weilchen in die Augen und lachte dann sein hohles, höhnisches Lachen. „Schau an, beim Weibe hast du gelegen. Du wirst schon noch lernen, was wichtiger ist. Cruzio!“
Malfoy musste bis zum Ende des Treffens am Boden liegen bleiben. Den Auftrag, den der Dunkle Lord ihm geben wollte (einen Goldtransport für das Zaubereiministerium umleiten), erhielten die Lestranges. Bellatrix wollte dem Meister die Füße küssen, erhielt aber einen Tritt auf die Nase.
„Wie war das mit dem Ruf vor dem Traualtar?“, lästerte Severus, als er später Malfoy auf die Beine half.
„Ach, halt doch die Klappe!“, murrte Lucius, „Was weißt du schon über die Freuden, die einem ein heißes Weib bereiten kann.“
„Mehr als du denkst“, antwortete Severus, „vielleicht sogar mehr als du.“
Obwohl er gerade noch vor Schmerzen gestöhnt hatte, prustete Lucius los.
Severus grinste. „Ich sage nur: Flamingo-Bar, Krummengasse.“
Das Prusten erstarb. „Da gehst du hin?“ Lucius schnalzte anerkennend mit der Zunge. „Kannst du dir das überhaupt leisten?“
Severus grinste. „Ich zahle für gewöhnlich in Naturalien.“ Er hielt Lucius ein Fläschchen mit Schmerzfrei-Tropfen hin.
„Bist ganz schön durchtrieben“, sagte Lucius.
Severus grinste.
Kaum drei Wochen später verkündete Lucius stolz, dass er Vater wurde.
„Gratuliere!“, sagte Severus sarkastisch, „jetzt ist es vorbei mit der Freiheit und in ein paar Monaten auch mit der Ruhe.“
„Ach, hab dich nicht so. So ein Baby ist doch was Niedliches, und wieso sollte es mit der Freiheit und der Ruhe vorbei sein?“
„Uäää, uäää“, ahmte Severus das Babygeschrei nach. „Tag und Nacht das Geschrei, und im Haus riecht es entweder nach Milch oder nach Kacke. Und dann wirst du brav den Kinderwagen schieben, statt dich mit Freunden zu treffen.“
Lucius wurde ärgerlich. „Du tust ja gerade, als ob du Ahnung hast von solchen Dingen.“
Severus entgegnete: „Mir hat gereicht, was ich mal bei Verwandten gesehen habe.
Außerdem – hast du denn Ahnung, wie es wirklich ist, hmm?“
Lucius presste die Lippen aufeinander. „Du bist doch bloß neidisch“, brachte er schließlich mit schwacher Stimme hervor.
Severus fauchte: „Wieso glaubt eigentlich jeder, ich wäre auf ihn neidisch?
Und wenn du meine Meinung hören willst: Familienleben und kleine Kinder lassen sich mit dem, was wir hier machen, nicht gut vereinbaren.“ Severus wies auf das Dunkle Mal. „Aber das hast du ja vorneweg gewusst. Sieh nur zu, dass Narzissa nicht vor der Zeit Witwe wird.“
Lucius brummte etwas Unverständliches und disapparierte.
Tatsächlich hatte Severus unwahrscheinliches Glück. Das Dunkel Mal brannte nie nachmittags, wenn er mit Mandy zusammen war und er musste auch nur ein einziges Mal schnell aus der Flamingo-Bar verschwinden. Allzu häufig konnte er das Lokal nicht aufsuchen, dazu war sein Geld zu knapp. Das war ein Grund mehr, das Studium zu intensivieren. Severus gönnte sich kaum noch Freizeit. Mandy murrte. Er ließ sie murren, so viel bedeutete ihm das Mädchen eigentlich nicht, fest binden wollte er sich gleich gar nicht.
Ein Neuer wurde in den Kreis der Todesser eingeführt. Severus fiel die Aufgabe zu, Igor Karkaroff mit den Regeln und Gepflogenheiten vertraut zu machen. Zu diesem Zweck bestellte er ihn an einen kleinen Teich im Forest of Dean. Im Schein eines kleinen Lagerfeuers sagte Severus Karkaroff, was er wissen musste. Und er fragte ihn aus. Karkaroff stammte aus Rumänien, er unterrichtete an der Durmstrang-Schule und weilte für ein Jahr als Gastlehrer an der English Wizards Academy.
Severus musste nicht einmal seine geheimen Legilimentik-Techniken anwenden, Igor erzählte alles freiwillig. Severus erfuhr, dass der Schulleiter English Wizards´ ein verkalkter Greis war, so dass der Stellvertreter die ganze Arbeit machte, aber der hatte keine Lust und ließ die Zügel schleifen. Nach einer Stunde konnte Severus die Macken sämtlicher Lehrer aufzählen – und er wusste um ihre Einstellung dem Dunklen Lord gegenüber.
Karkaroff war geschieden und zahlte Alimente an drei verschiedene Frauen. „Die Weiber nutzen einen bloß aus, merk dir das, Severus. Lass dich nicht ungeschützt auf irgendwas ein.“
So blöd war Severus nicht, er nickte zustimmend und stellte die nächste Frage: „Wo wohnst du eigentlich?“
Kurz nach Mitternacht ließ Severus sich noch einmal die Gebote der Todesser wiederholen. Karkaroff hatte alles behalten, er leierte den Text herunter, gähnte und fragte: „Willst du nicht langsam Schluss machen?“
Severus antwortete: „Darf ich dir noch zwei Ratschläge geben?“
„Mach´s kurz!“, brummte Igor.
„Zum einen: Zeige dem Dunklen Lord niemals, wie du dich fühlst. Er kennt keine Müdigkeit, also darfst du auch keine kennen.
Und zum zweiten: Halte die Klappe. Erzähle nie wieder jemandem so viel über dich wie heute Abend mir. Wissen ist Macht und Macht kann man ausnutzen.“
Igor starrte ihn mit großen Augen an.
„Mach´s gut“, sagte Severus und löschte das Feuer, so dass keinerlei Spuren zurückblieben.
Severus bekam endlich einen Spezialauftrag. Er sollte herausfinden, was es mit Spellmans Zeitumkehrer auf sich hatte.
Als er jedoch am nächsten Tag ins College kam und unter einem Vorwand Professor Spellman sprechen wollte, herrschte helle Aufregung. Zum ersten Mal seit seiner Einstellung vor mehr als fünfzig Jahren war Spellman nicht pünktlich zum Dienst erschienen. Er kam auch am nächsten Tag nicht. Erst am übernächsten Tag brachte seine Eule eine Nachricht. Spellman hatte sich schon tagelang nicht wohl gefühlt; nun hatten die Heiler ihm empfohlen, dringend eine Auszeit zu nehmen. Diesen Rat hatte der alte Professor sehr ernst genommen und sich für vier Wochen zu einer Kur zurückgezogen, ohne jemandem mitzuteilen, wo er war.
Severus hörte ein Gespräch zwischen Professor O´Sullivan und Professor Umbridge mit. O´Sullivan ereiferte sich: „Spellman hätte wenigstens Thunderstorm sagen können, wohin er sich zurückzieht, damit wir ihn im Notfall fragen können.“
Umbridge wiegte den Kopf hin und her. „Nein, ich glaube, es ist besser, wenn niemand weiß, wo der Chef ist. Erinnerst du dich daran, wie es vor ein paar Jahren war, als er diese Kreislaufstörungen hatte? Keiner hat es gewagt, irgendeine Entscheidung zu treffen, ohne ihn vorher zu besuchen oder eine Eule zu schicken und zu fragen. Kein Wunder, dass er sich nicht richtig erholen konnte. Wir werden schon ohne ihn zurecht kommen, du wirst es sehen.“
Hmmpf! Diese Nachrichten passten Severus überhaupt nicht. Der Dunkle Lord erwartete Antworten.
Severus ging nie mehr ohne Schmerzfrei-Tropfen, Erguss-Verschwindikus-Serum und Regenerationsöl aus dem Haus. Außerdem übte er die Antwort, die er dem Dunklen Lord geben würde, genau ein. Auf keinen Fall durfte er mit „Verzeihung, Mylord“ anfangen. Gegen diese Formulierung schien der Meister inzwischen eine Art Allergie entwickelt zu haben, jeder, der dieses Wort gebrauchte, bekam sofort einen Cruziatus-Fluch übergebraten.
Und richtig, schon fünf Tage, nachdem Severus den Auftrag bekommen hatte, brannte das Dunkle Mal und er fand sich allein mit dem Dunklen Lord in jener Schlucht wieder, in der er das Mal bekommen hatte.
„Sprich, wie weit ist der Zeitumkehrer und zu was ist er nütze?“
Severus warf sich auf die Knie. „Mylord, ich kann Euch noch keine Antwort bringen. Professor Spellman ist erkrankt und wird erst in vier Wochen wiederkommen. Sonst weiß niemand am College etwas über den Zeitumkehrer. Bitte gebt mir Zeit, bis Spellman wieder da ist.“
Regungslos lag Severus im Staub und wartete. Er spürte einen Gedankenfänger in seinem Hirn und zeigte dem Dunklen Lord bereitwillig das Gespräch der beiden Professorinnen und einen Teil von Thunderstorms Vorlesung. Als Voldemort aber nach Severus´ Liebesleben forschen wollte, blockte er ab und kassierte dafür einen Cruziatus.
„Du kannst zuviel“, schnarrte Voldemort, ließ ihn aber gehen.
Von da an bis zur Rückkehr von Professor Spellman musste Severus jede zweite Nacht antanzen und Bericht abgeben. Jedes Mal versuchte der Dunkle Lord, in Severus´ Hirn nach irgendetwas zu forschen, jedes Mal quälte er ihn mit Cruziatus-Flüchen, jedes Mal gelang es Severus, seinen Geist zu verschließen.
Dann endlich war der Rektor wieder im Dienst, im College ging alles seinen geregelten Gang. Unter dem Vorwand, noch einige Informationen zum Tränkemeisterdiplom zu benötigen, bat Severus um ein Gespräch. Dass Thunderstorm mit anwesend war, störte nicht. Severus hatte sich gut vorbereitet und einen konzentrationsfördernden Trank eingenommen. Jetzt ließ er Spellmans Gedanken zu seinem Zeitumkehrer wandern, während er auf das hörte, was Thunderstorm sagte. Die Ergebnisse waren ganz interessant. Der Zeitumkehrer sah äußerlich aus wie eine normale Sanduhr. Wenn man das Stundenglas aber einmal drehte, rutschte man in der Zeit eine Stunde zurück. Man konnte mit dieser genialen Erfindung also quasi an zwei Orten gleichzeitig sein, wenn man woanders hinging als beim ersten Zeitverlauf. Die Sache hatte nur einen Haken: man verausgabte sich doppelt. Wenn man am Ende eines Arbeitstages die Zeit zurückdrehte und noch einmal acht Stunden arbeitete, war es so, als hätte man einen Sechzehn-Stunden-Tag gehabt. Dies war auch der Grund für Spellmans Erschöpfung gewesen: er hatte seine Erfindung ausgiebig im Selbstversuch getestet.
„Nicht gut“, das war Lord Voldemorts ganzer Kommentar, als Severus ihm endlich berichtet hatte.
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